Sondereinheit Mustang von Schwesel ================================================================================ Kapitel 6: Reinigung -------------------- Ich hatte Fuery angeboten den Abwasch zu übernehmen, damit er Black Hayate etwas beschäftigen konnte, dieser hatte nämlich begonnen die Teller abzulecken und meine Hose zu zerbeißen. In aller Ruhe reinigte ich die Teller und ließ mir dann viel Zeit beim Abtrocknen eben derer und beim Einsortieren in den Schrank, damit auch ja alles ordentlich an seinem Platz war. Währenddessen waren aus dem Nebenraum abwechselnd freudiges Bellen und spielerisches Knurren zu vernehmen, die beiden hatten also ihren Spaß. Ich machte es mir wieder in dem Sessel bequem und sah den beiden beim Spielen zu, die beste Unterhaltung, die ich mir im Moment vorstellen konnte. Irgendwann war es dem Hund aber zu viel und er verzog sich in Rizas Schlafzimmer, wahrscheinlich lag dort seine Decke, in welches wir ihm nicht folgen durften und es auch gar nicht wollten. Auch Fuery machte es sich etwas bequem auf dem Sofa, konnte aber nicht so locker werden wie ich momentan. So langsam aber begann ich mir Sorgen zu machen. Es war unüberhörbar, dass sie unter der Dusche stand, ich hörte das Wasser selbst durch die Wand fließen, aber das jetzt schon seit fast einer Stunde. Mit jeder verstreichenden Minute wurde ich nervöser, wollte aber noch nicht gegen ihre Anweisung verstoßen, das wäre ein Vertrauensbruch und ich war mir noch nicht einmal sicher, ob es ihr wirklich nicht gut ging. Dreimal hatte ich überprüft, ob die Tür auch wirklich verschlossen war, bevor ich mich ausgezogen hatte. Endlich konnte ich mich in meinem Heim waschen. Je länger ich im Krankenhaus gewesen war, desto dreckiger hatte ich mich gefühlt, besonders da ich wusste, was mir zuvor passiert war, auch wenn ich mich noch immer nicht daran erinnern konnte. Das alles begann ich zu vergessen, sobald der erste Tropfen auf meinen Rücken fiel. Unter dem heißen Wasser entspannte ich mich und kaum war der Raum mit Dampf gefällt, hörte ich auf über alles nachzudenken. Meine Gedanken entfernten sich von mir und ich spürte nur noch diese angenehme Wärme, befreit von jedem Ärger, den Erinnerungen der letzten Wochen und allem was mich belastete. Einzig das Gefühl des Wassers, wie es über meinen vernarbten Rücken floss, war in meinem Bewusstsein, alles andere vergaß ich in diesem Moment einfach. Erst als es für mich zu heiß wurde, regelte ich die Temperatur und begann mich zu waschen. Zuerst vorsichtig rieb ich jeden Zentimeter meines Körpers mit Seife ein, doch ich fühlte mich noch immer dreckig, also begann ich fester zu reiben, wiederholte das ganze viermal, fünfmal, bis ich endlich das Gefühl hatte, den Dreck dieses Falls von mir gewaschen zu haben. In diesem Moment der Reinheit war ich froh mich nicht an das zu erinnern, was in jener Nacht passiert war. Zwar wollte ich bei der Aufklärung helfen, da niemand mehr unter ihm leiden sollte und ich ihn gesehen haben musste, aber ich wollte nicht wissen, was er wirklich mit mir gemacht hatte. Ich hatte die Frauen getroffen und ich wollte nicht so leiden wie sie. Solange ich mich nicht erinnerte, konnte es immer noch sein, dass er nur die Verletzungen zugefügt hatte und nichts anderes. Für mich war in diesem Moment alles gut, denn ich redete mir ein, es sei nichts passiert in dieser Nacht. Ich brauchte mich nicht zu fürchten, ich konnte hingehen wohin ich wollte und alles war wie immer. Ich genoss noch ein paar Minuten unter dem heißen Wasser, solange würden die beiden neben an sich noch gedulden müssen. Gerade fühlte ich mich einfach nur fantastisch. Als hätte ich Urlaub nach einer angenehmen Arbeitswoche. Diese Empfindung versuchte ich solange wie möglich unter der Dusche zu erhalten. Plötzlich war es vorbei mit der Ruhe, als etwas mit einem lauten Knall gegen mein kleines Badezimmerfenster flog. Es gelang mir nicht einen erschreckten Schrei zu unterdrücken, was mich ärgerte, da Black Hayate sofort laut zu bellen begann und ich die Männer zur Tür laufen hören konnte. „Hawkeye! Was ist passiert? Ist Ihnen etwas zugestoßen?“ Hastig drehte ich das Wasser ab und zog mir meinen Bademantel an. Vorsichtig näherte ich mich dem Fenster und versuchte hindurch zu sehen, aber es war zu beschlagen. „Mit mir ist alles in Ordnung, ich habe mich nur erschreckt. Sie können ruhig wieder gehen.“ Ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken, von den beiden nur durch diese Tür getrennt zu sein. Viel Abstand zu ihnen würde mir mehr behagen, solange ich im Bad war, aber das war wohl nicht möglich. „Ich habe eine Knall gehört, sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?“ Mustang klang wirklich besorgt, aber im Moment wollte ich ihn weiter weg von mir wissen, genauso wie Fuery, der versuchte meinen Hund zu beruhigen. Ich würde es allein regeln, dafür brauchte ich weder seine noch sonst eine Hilfe, ich musste nur das Fenster öffnen und hinaus sehen, kein bisschen schwer. Ich war eine erwachsene Frau, eine Soldatin und ich konnte aus meinem Badezimmerfenster schauen ohne jemanden an meiner Seite. Warum zitterte meine Hand dann so? Es war nichts Schlimmes. Um mich zu beruhigen und als Vorsichtsmaßnahme griff ich aus einem Stapel Handtücher eine Handfeuerwaffe. „Etwas ist gegen das Fenster geflogen, daher der Knall. Hier ist alles in Ordnung.“ Nicht einmal mich selbst konnte ich überzeugen, geschweige denn die beiden Männer, denn ich hörte sie nicht weggehen. Zögernd öffnete ich das Fenster, die Waffe fest umschlossen und blickte hinaus. Ich konnte nichts Verdächtiges sehen, nur einen kleinen Vogel, der verwirrt auf dem Boden vor dem Fenster herum hüpfte. Das arme Ding war wohl gegen das Fenster geflogen, aber er sah nicht verletzt aus. Erleichtert schloss ich das Fenster und legte die Waffe zurück. Ein Vogel. Nichts weiter als ein einfaches Federtier. Die ganze Aufregung wegen einem harmlosen Tier. Was war bloß aus mir geworden. Ich musste mich besser unter Kontrolle halten, wieder Stärke in mir aufbauen und mich nicht vor einem Vogel erschrecken, wie sollte ich sonst helfen können. Durch die Erwähnung meines Namens wurde ich wieder richtig wach und löste mich von diesen Gedanken. „Es war nur ein Vogel, es ist alles in Ordnung und jetzt gehen Sie sofort wieder ins Wohnzimmer.“ „Jawohl, Ma’am“, ertönte es von beiden was mich ein wenig verwunderte, aber ebenso erfreute es mich. So konnte ich mich ganz in Ruhe wieder ankleiden und meine Haare trocknen, zumindest fast, ein wenig feucht waren sie noch immer, aber das würde schon bald verschwinden. Unauffällig hatte ich versucht Hawkeye zu beobachten. Sie hatte sich wirklich verändert und das machte mir Sorgen, ich hoffte diese Veränderungen waren nur temporär aufgrund der über ihr schwebenden Bedrohung. Nach ihrer langen Dusche hatte sie sich noch ein wenig zu uns gesetzt und wir hatten uns ein bisschen unterhalten, worüber war uns nicht wichtig, nur die Tatsache, dass wir redeten, zählte im Moment. Diese Unterhaltung tat uns anscheinend allen gut, ich war froh etwas zu tun zu haben, Hawkeye schien sich über die Gesellschaft zu freuen und Fuery verlor seine Schüchternheit in der fremden Wohnung. Während der Unterhaltung ging die Sonne langsam unter und Dunkelheit breitete sich über der Stadt und in der Wohnung aus. Black Hayate hatte sich vor die Füße seiner Herrin gelegt und schnarchte leise vor sich hin. Fuery versuchte immer wieder sich ein Gähnen zu verkneifen, aber es gelang ihm nicht immer und jedes Mal steckte er uns damit an. „Wir sollten schlafen.“ Zu viel längeren sinnvollen Sätzen war ich nicht mehr wirklich fähig und ich wollte es gar nicht erst ausprobieren, bevor ich mich blamierte. Außerdem war es in Friedenszeiten, solange man es so nennen konnte, nie eine schlechte Idee früh schlafen zu gehen. Mit einem eher abwesenden Nicken stimmten mir die beiden zu, bevor wir uns in gleichzeitig erhoben. Es hatte etwas komisches, doch diesen Gedanken behielt ich für mich, er war zu sehr von Müdigkeit beeinflusst. Von Hawkeye ließen wir uns Decken geben und legten uns dann schlafen. Ich hörte noch ein bisschen in den stillen Raum, bevor ich versuchte einzuschlafen. Ich hörte Fuerys gleichmäßiges Atmen, er schlief also schon, Black Hayate schnarchte auch munter weiter und ganz leise hörte ich wie Hawkeye sich in ihrem Bett wälzte, sie schien als einzige nicht so leicht einschlafen zu können. Ich hoffte, sie würde bald zur Ruhe kommen, auch sie brauchte ihren Schlaf, wahrscheinlich dringender als wir. Wie lange sie noch wach lag, konnte ich nicht sagen, denn kurz danach schlief auch ich ein. Als Falman am Morgen kam, ließen wir Hawkeye noch schlafen und verhielten uns besonders ruhig. Ich gab ihm die Anweisung, sich einfach zurückzuhalten und nur zu beobachten, sollte etwas Auffälliges passieren, war es an ihm, mich das sofort wissen zu lassen. Am frühen Nachmittag würde er abgelöst werden, von wem wusste ich noch nicht, bis dahin würde ich aber einen Plan festlegen. Knapp verabschiedete ich mich und machte mich auf ins Büro, um besagten Plan festzulegen die Ergebnisse der Recherche durchzusehen. Ich brauchte Hinweise, Fakten, Indizien, egal, Hauptsache dieser Mann kam endlich hinter Gitter. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit endlose Papierberge auf meinem Schreibtisch zu bearbeiten und studieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)