Kibo von Akumako-chan (Hoffnung) ================================================================================ Kapitel 3: Silvester -------------------- Wir stehen alle auf der Dachterrasse, in dicke Winterkleidung gehüllt, und halten unsere Sektgläser bereit. Nur noch wenige Sekunden, dann das alte Jahr ist vorbei. Ein Sektkorken knallt und Joschka flucht unfein, als ihm der Inhalt der Flasche freudig entgegen sprudelt. Chrisi, seine Freundin, steht mit Kai in sicherer Entfernung und beide lachen sich schlapp. Was Joschkas Gefluche nur noch lauter werden lässt. Moritz, der Retter in der Not, greif nun beherzt ein und befreit Joschka von der bösen Schaum speienden Flasche und verteilt den übrig gebliebenen Sekt auf unsere Gläser. Wobei Sonjas Glas wesentlich mehr abbekommt als unsere. Was Kai natürlich nicht so einfach hinnehmen will und Moritz an blökt, dass er ungerecht sei. Hach, alles im allem also ein wunderschöner Silvesterabend im Kreise der Lieben. Ein Abend mit reichlich Alkohol, leckerem Essen und abgedrehten Gesellschaftsspielen. Und nun stehen wir hier, schauen auf die Lichter der Stadt und fangen an den Countdown mit zu zählen. Kai hüpft aufgeregt von einem Bein aufs andere. Seit jeder Nacht, also der Nacht in der er in meinem Bett geschlafen hat und ich ihn geküsst habe, ist nichts mehr geschehen. Ich habe ihm nicht meine unsterbliche Liebe geschworen und auch er hat mich nicht mehr auf den Kuss angesprochen. Was vielleicht auch daran gelegen haben könnte, dass wir von Joschkas lautem Fluchen geweckt worden sind. Scheinbar war unser werter Mitbewohner früher als geplant nach Hause gekommen und wollte sich in der Küche gerade Frühstück machen. Nun ja, den Flüchen nach zu urteilen, waren ihm die drei großen Flecken an der Wand nicht entgangen. Das war vielleicht ein Theater. Wie kann man sich nur so aufregen. Zumindest hatte er sich wieder einigermaßen eingekriegt, als wir ihm versprachen neue Tapete zu besorgen und die Küche zu renovieren. Aber wie gesagt, seit dem gab es keine neuen Küsse oder sonst irgendetwas in der Art. Ich will Kai auch nicht bedrängen. Immerhin hat er noch immer an der Sache mit diesem Arsch Stephan zu knabbern. „Drei … zwei … eins … PROST NEUJAHR!“ Die Sektgläser klirren aneinander und über der Stadt erstrahlen die ersten Raketen. Wir fallen uns gegenseitig in die Arme und wünschen uns einen guten Start in das neue Jahr. Einige Zeit schauen wir uns noch das Lichterspektakel an, dann verziehen uns aber doch lieber wieder ins warme Wohnzimmer. Von da kann man die Raketen auch noch sehr gut sehen, ohne sich dabei was abzufrieren. Joschka lässt sich in den Sessel fallen und zieht Chrisi auf seinen Schoß. Moritz und Sonja haben es sich auf dem Zweiersofa gemütlich gemacht und Kai lümmelt neben mir auch der großen Couch herum. „So, und was sind eure guten Vorsätze für das neue Jahr?“ Chrisi schaut neugierig in die Runde. Sonja fängt an etwas herum zu drucksen, und als Moritz ihr dann in die Seite kneift, platz es aus ihr heraus. „Ich werde heiraten!“ Sie strahlt wie die Sonne. „Wen?“ Kommt es grinsend von Joschka und schon hat er Chrisis Ellenbogen in den Rippen. „Was denn? Man wird doch noch fragen dürfen.“ Grummelig reibt er sich die Seite. „Das trifft sich ja gut, Schatz. Dasselbe habe ich auch vor.“ Moritz geht auf Joschkas Frage gar nicht erst ein und küsst Sonja. „Und was hast du dir vorgenommen, Chrisi?“ „Hm.“ Etwas zweifelt schaut sie zu Joschka herunter. „Ich überlege mir gerade, ob es nicht Zeit für einen neuen Freund wird.“ „Wag dich ja nicht!“ Joschka schnappt sie sich, steht auf und marschiert mit ihr in Richtung seines Zimmers davon. Lachend sehen wir ihnen nach. „So, nun zu Sandro. Was planst du?“ Sonja sieht mich neugierig an. „Hm, so genau weiß ich das nicht.“ „Ach komm schon, du musst doch irgendwelche Pläne haben. Jeder macht sich Gedanken über das neue Jahr.“ Sie lässt meine Ausrede nicht gelten. „Hm … es wäre schön, wenn ich nicht immer alleine aufwachen würde.“ Das habe ich jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Scheiß Alkohol. „Dann solltest du deine One-Night-Stands vielleicht bitten zum Frühstück zu bleiben.“ Scherzt Moritz und lacht. Ich stimme in das Lachen mit ein. Was soll ich ihm auch sonst sagen? Das ich mir von Herzen wünsche jeden Morgen neben Kai aufzuwachen? Ich mach mich hier doch nicht noch mehr zum Deppen vom Dienst. „Moritz!“ Sonja schlägt ihrem Freund auf die Brust. „Sei nicht immer so gemein. Ich glaube Sandro meinte einen festen Freund und nicht nur etwas für ein paar Stunden.“ „Oh.“ Moritz zieht die Augenbrauen hoch. „Also bist du jetzt auch auf der Suche nach der großen Liebe wie unser Kai?“ „Moritz!“ Tadelt Sonja ihn erneut und lächelt uns entschuldigend an. „Was denn? Ist doch so. Kai nimmt sich doch jedes Jahr zu Silvester vor, endlich die Liebe seines Lebens zu finden.“ Moritz leer sein Sektglas. „Dieses Jahr nicht.“ Kommt es von Kai und wir alle sehen ihn an. Ist ja auch kein Wunder. Er hat die ganze Zeit noch kein Wort gesagt. „Nein?“ Nicht nur Moritz sieht ihn überrascht an. Hat Kai es etwa aufgegeben die große Liebe zu finden? Doch Kai grinst nur, zuckt mit den Schultern und nippt an seinem Glas. Na toll. Aus dem bekommen wir jetzt nichts mehr raus. Das sehen anscheinend auch Sonja und Moritz so. Oder sie haben sich noch etwas anderes fürs neue Jahr vorgenommen. Auf jeden Fall verabschieden sie sich von uns und verziehen sich in Moritz Zimmer. Kai und ich bleiben alleine im Wohnzimmer zurück. Ich nippe an meinem Glas und verziehe das Gesicht. Wie kann man nur so eine Brause mögen? Ein Bier wäre mir lieber. Ich stelle das Glas lieber auf dem Tisch ab. Nicht, dass ich versehentlich noch mal dran nippe. Schwer falle ich gegen die Rückenpolter der Couch und schaue zur Decke hoch. Kai sitzt noch immer still neben mir. „Kai?“ „Hm?“ „Hast du wirklich aufgegeben?“ „Was aufgegeben?“ Er dreht sich zu mir. Ein Bein auf der Couch und den Arm lässig auf der Rückenlehne. „Na, das mit der großen Liebe und so. Suchst du sie wirklich nicht mehr?“ „Nein.“ Ich schließe die Augen und atme tief durch. Es tut mir leid für ihn, das er nicht mehr daran glaubt. Ich wünsche ihm wirklich von ganzen Herzen, dass er endlich den Mann fürs Leben findet. Er ist doch so ein lieber Kerl. Warum sieht das nur keiner? „Ich…“ Kai stellt sein Glas ebenfalls auf den Tisch ab. „… ich werde etwas anderes ausprobieren und hoffe, dass er klappt.“ „So?“ „Ja.“ Er bewegt sich und schon habe ich ihn auf meinen Schoß sitzen. „Was?“ Verwirrt schau ich ihn an. „Sandro?“ „Hm?“ Sein Gesicht ist so dicht, viel zu dicht! „Darf ich dich küssen?“ Ich spüre seinen Atem an meinen Lippen. Gott, wie soll ich da denn noch einen klaren Gedanken fassen? Geschweige denn etwas einigermaßen Verständliches von mir geben. Also nicke ich und stehe erneut kurz vor einem Herzinfarkt, als er mich küsst. Meine Arme legen sich wie von selbst um ihn und ziehen dichter an mich. Doch da löst er den Kuss auch schon wieder auf. Gemeinheit! Satt seine Lippen erneut auf meine zu legen, lehnt er sich mit der Stirn an meine und schaut mich an. „Frohes neues Jahr, Sandro.“ Gott, wie er mich gerade anlächelt! So … verliebt? Er … in mich? Gibt er mir gerade wirklich eine Chance? Das ist … Oh Gott, ich muss ihn küssen. Sofort! Er lacht leicht in den Kuss, es stört mich aber nicht im Geringsten. Wenn das Jahr so weiter geht, wie es anfängt, dann wird es das grandioseste Jahr, was die Welt jemals gesehen hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)