Von wilden Schwänen, Pfefferkuchenhäuschen und ganz normalen Hexen... von Salix ================================================================================ Kapitel 6: Die Arbeit lohnt sich -------------------------------- Author’s note: Tja, hier das vorletzte Kapitel. Ich weiß ich bin nicht gut, darin romantische Sachen insbesondere Liebesgeschichten zu schreiben, deswegen das Ganze hier nur angedeutet. Im Märchen wird die enthaltene Liebesstory auch nicht weiter ausgeführt. Im Ich weiß, es ist eine doofe Ausrede. ;-) Ich wünsche trotzdem viel Spaß beim Lesen! Nach der Anfangszeit, in der es Elisa extrem schwer gefallen war nicht zu sprechen, bemerkte sie, dass es ihr das Schweigen leichter. Regina und Jelena waren abgereist nachdem sie Elisa unterwiesen hatten. Jelena hatte ihren Aufenthalt auf die gesamten Semesterferien ausgeweitet um etwas Zeit mit Adalar verbringen zu können, doch Mitte März musste auch sie heimkehren. In diesen, obwohl ungewöhnlich, aber doch recht beschaulichen Alltag, platzte eine Schulankündigung, welche Elisa entsetzte. Sie sollten in Geschichte Referate halten. Natürlich wollte niemand mit ihr zusammenarbeiten. Der entnervte Geschichtslehrer wies Elisa kurzerhand einer Gruppe zu. Es war eine mit ihrem Sitznachbarn, von dem sie inzwischen erfahren hatte, dass er Henrik hieß und der sonst ein Referat alleine hätte halten müssen. Henrik war zwar recht beliebt, doch schien es eigentlich normal, dass er Referate lieber alleine hielt. Viel hatte Elisa noch nicht mit ihm zu tun gehabt, obwohl er einer derjenigen war, die sich Zeit nahmen zu warten, bis sie eine Antwort geschrieben hatte. Elisa schielt zu ihm hinüber, während es um sie herum laut wurde, weil Termine vereinbart wurden. „Schön, wie machen wir das?“, wurde sie von Henrik gefragt, woraufhin sie nur mit den Schultern zuckte. Er musterte sie und schien nachzudenken. „Du könntest das, was du zu deinem Teil sagen sollst an die Tafel schreiben oder auf ganz viele DinA4-Blätter.“, schlug er vor. Elisa nickte, ja so wäre es machbar. „Wann hast du Zeit?“, seufzte er. Sie zog ihren Block heran und schrieb: „Sag mir lieber wann du Zeit hast.“ „Morgen Nachmittag ab drei ginge. Wo wollen wir uns treffen? Bei mir ist es schlecht.“ „Meine Tante mag Besuch nicht gerne.“, schrieb Elisa, obwohl sie wusste, das es nicht stimmte. „Na ja, aber mein kleiner Bruder ist wirklich sehr laut. Er ist gerade erst drei und er ist dann aus dem Kindergarten zurück“, wandte Henrik ein. „Das stört mich nicht.“ Elisas Stift flitzte über den Block. „Aber deine Tante könnte uns bei dem Thema helfen. Ich hab mal gehört sie kennt sich mit so was aus.“ Elisa stütze ihr Kinn auf den Händen ab. „Also bei dir?“, hakte Henrik nach. Elisa starrte ihn an und nickte schließlich langsam. „Weißt du wo ich wohne?“, schrieb sie. „Nee, nur ich weiß nur, dass deine Tante den Gewürz- und Teeladen in der Innenstadt betreibt.“, gab er zu. Elisa notierte auf ihrem Block ihre Adresse, Handynummer und eine Wegbeschreibung. „Kopf hoch, das Referat kriegen wir schon irgendwie hin!“, versuchte er sie aufzumuntern, als er ihren traurigen Blick bemerkte, der weniger etwas mit dem Referat zu tun hatte als viel mehr mit der dadurch verlorenen Zeit. Ziemlich unglücklich setzte Elisa sich an diesem Nachmittag ans Spinnrad, nachdem sie ihrer Tante einen Brief geschrieben hatte, in dem sie die Sache mit dem Referat erklärte. Am nächsten Tag würde sie einiges an Zeit verlieren, die sie nutzen könnte um weiter für die Fluchbrechung zu arbeiten. Tammo suchte, als er von dem Referatsthema hörte, natürlich nach Einbruch der Dunkelheit, die passenden Bücher aus Walpurgas großer und viele Themen umfassenden Büchersammlung heraus. Das Referatstreffen verlief erstaunlich gut. Henrik war pünktlich und hatte sogar schon einiges vorbereitet. Elisa führte ihn zuerst in die Küche, wo sie auf die Kaffeemaschine zeigte und ihm eine Dose Tee unter die Nase hielt. Grinsend erklärte Henrik er möge schwarzen Tee lieber. Elisa kochte ihnen einen Darjeeling, stellte Tassen, Milch und Zucker auf ein Tablett und ging mit ihm ins Wohnzimmer. Auf dem Wohnzimmertisch lagen schon mehrere Bücher bereit, sowie Schreibmaterial. Allerdings stand dort auch ein großes, wunderhübsches Lebkuchenschloss neben zwei Kuchentellern. Auf einem davon lag ein Zettel mit Walpurgas Schrift. „Lasst es euch schmecken. Viel Erfolg. Walpurga“, war auf dem Zettel zu lesen. Das Erarbeiten des Referats klappte erstaunlich gut, besonders weil Henrik geduldig blieb und er auch nichts dagegen sagte, dass Elisa nebenher strickte. Die beiden fanden sogar eine Möglichkeit, wie Elisa ihren Teil mit Hilfe von Schrift auf Papier darstellen konnte. Immer wieder schaute Elisa zu den sieben Schwänen auf dem Gartenteich hin. Sie war sehr froh, dass Henrik die wuchernden Nesseln im Garten nicht weiter erwähnte. Kurz vor Sonnenuntergang so um halb sechs herum, watschelten die Schwäne in die Scheune, wo sie blieben. Elisa litt innerlich mit ihren Brüdern mit, die ein warmes Bad brauchen würden, wenn sie endlich reinkommen konnten, weil Henrik weg war. Henriks Abschied verzögerte sich als Walpurga kam, die ihm noch zu einem raschen Abendessen einlud, weil das nun mal höflich war. Kaum war Henrik auf seinem Fahrrad davon gefahren, kamen Adalar. Justus, Christian, Mathis, Tammo, Rickert und Svante bibbernd und Zähne klappernd ins Wohnzimmer. Walpurga schickte sie unter die Dusche. Elisa kochte heißen Tee und Walpurga bereitete für die sieben eine Hühnersuppe zu. Das Referat wurde ein Erfolg. Henrik begann sich anzugewöhnen Elisas Antworten für sie von ihrem Block vorzulesen, damit sie diese nicht ständig an die Tafel schreiben musste. Er meldete sich auch freiwillig für alle weiteren Referate oder Gruppenarbeiten. So kam es auch, dass Elisa seine Familie kennenlernte, da sie hin und wieder bei ihm Referate vorbereiteten. Die Familie Prinz, so hieß Henrik mit Nachnamen, nahm sie freundlich auf. Das einzige lästige war, dass Henriks Vater, ein Psychologe, versuchte Elisa zu therapieren, während sie sich mit beständigem Schweigen dagegen wehrte. Wenn Henriks Vater mit seinen Therapieversuchen an kam, weigerte sie sich ihm auf irgendeine Weise zu antworten. Elisa kam nur langsam voran. Ende März war der erste Pulli fertig. Erst im Mai konnte sie die Nesseln in Walpurgas Garten ernten. Da es sich dabei um eine große Menge handelte, hatte sie nun viel zu tun. Inzwischen wunderte sich in ihrer Klasse niemand mehr über ihre Strickerei und die meisten Lehrer hatten es aufgegeben Elisa das Stricken während den Stunden zu verbieten. Kurz vor den Sommerferien standen mal wieder Henriks Kumpel um seinen und Elisas Tisch herum. Einer von ihnen fragte: „Sag mal, was findest du an der eigentlich?“ „Das geht dich nichts an! Das ist eine Sache zwischen Elisa und mir.“, fauchte Henrik. „Ach, seid ihr etwa zusammen?“, kam die nächste Frage, schließlich war es in der Klasse immer ein großes Thema wer gerade mit wem liiert war. Henrik zuckte lässig mit den Schultern. „Darauf brauche ich nicht zu antworten.“ „Spinnst du? Du kannst doch nicht echt, was von der wollen!“ „Ich mag Elisa. Basta. Warst du eigentlich schon in Avengers?“, versuchte er etwas ungeschickt abzulenken. Zu seinem Glück gelang es. Nach der Schule hielt Henrik Elisa an und meinte: „Sorry, für das blöde Gerede. Darf ich dir als Entschuldigung ein Eis spendieren?“ Elisa musste lächeln, weil Henrik leicht rosa anlief. Sie nickte und ließ sich von ihm eine Waffel Erdbeereis kaufen. Er brachte sie bis zu Walpurgas Haus, obwohl er in eine ganz andere Richtung wohnte und druckste zum Abschied herum, bis er herausbrachte: „Also mich würde es sehr freuen wenn wr zusammen wären.“ Elisa legte den Kopf schräg und hob eine Augenbraue. Er atmete tief ein. „M-möchtest du meine feste Freundin sein?“ Einen Moment überlegte Elisa. Henrik war in der ganzen Zeit, die sie ihn kannte geduldig mit ihr gewesen und hatte sich ihr gegenüber freundlich benommen. Sie antwortete ihm, indem sie ihn sacht auf den Mund küsste, woraufhin ein richtiger Kuss folgte und Henrik ihr strahlend ins Haus folgen wollte, was sie mit einem Kopfschütteln und ihn sanft in Richtung Straße schieben abwehrte. Henrik seufzte, küsste sie auf die Wange, schwang sich auf sein Fahrrad und winkte ihr beim Wegfahren mehrfach zu. Henrik war zu ihrem Glück verständnisvoll genug um ihre ständige Strickerei zuzulassen und sich nicht darüber zu ärgern. Er ließ er den Freiraum, welchen sie sich erbat. Er verstand zwar nicht, warum sie die Nesseln spann und strickte, aber es reichte ihm auch, wenn er die Zeit, die er mit ihr verbrachte damit füllte, ihr beim Spinnen zu zusehen und gemeinsam Musik zu hören. So war für ihn jeder Kinobesuch, jeder Besuch in der Eisdiele, jedes Mal, wo sie mit zum Schwimmen kam etwas besonderes. Nach und nach nahmen die Pullover aus Brennnesseln Gestalt an. Elisa wurde immer geschickter in der Garnherstellung, dem Stricken und dem Annähen der Ärmel. Elisas Brüder waren von der neuen Entwicklung nicht begeistert, aber da ihr die Pausen, welche Henriks Dates bedeuteten und das Zusammensein mit ihm gut taten, schwiegen sie dazu. Außerdem bekamen sie als Schwäne mit, wie Henrik mit ihrer Schwester umging und da gab es nichts z beanstanden. Ansonsten waren die sieben über die längeren Tage unglücklich, bedeutete es doch, dass sie Elisa nur kurz vorm ins Bett gehen sehen konnten. Zum Ende der Sommerferien, über welche Elisa besonders froh war, schließlich konnte sie sich nun den ganzen Tag über der Pulloverherstellung widmen, waren fast alle Pullover fertig. Es war ein warmer Tag und Elisa saß beim Gartenteich. Sie nähte gerade den ersten Ärmel an den letzten Pullover als die Tür klingelte. Zunächst achtete Elisa nicht weiter darauf, weil ihre Tante da war und öffnen konnte, dann stürzte Henrik, völlig außer Atem in den Garten. „Elisa, mein Vater hat das Jugendamt eingeschaltet! Er meint deine Tante würde sich nicht gut genug um dich kümmern!“, keuchte er. „Ich hab gesehen wie Fremde hier geklingelt haben, deswegen bin ich gleich in den Garten! Ich dachte du solltest das wissen!“ Elisa sah sich panisch zu den Schwänen um. Das Jugendamt, wenn es schlecht lief, könnte es bedeuten, dass ihrer Tante die Fürsorgevollmacht, welche Gernot ihr gegeben hatte entzogen würde. Und das hieße, sie könnte ihre Brüder nicht befreien! Hastig winkte sie die Schwäne heran, als sie Menschen im Wohnzimmer erkannte. Zusammen liefen sie alle in die Scheune. Ohne lange zu überlegen, warf Elisa je einen der Pullover über einen Schwan. Sie hörte wie Henrik aufschrie, als aus den sieben Schwänen sieben junge Männer wurden. „Elisa ich kümmer mich drum!“, zischte Justus, wobei er sich eine Jeans überzog und dann barfuss aus der Scheune lief. „Warte ich komm mit!“, Adalar, dem es ebenfalls gelungen war in eine Hose zu schlüpfen folgte ihm. Die vier anderen nahmen sich mehr Zeit, sich anzukleiden, bis auf Svante. Elisa hatte sich zu ihrem Zwilling gedreht und erstarrte. Svante, war wieder menschlich, allderings war er es gewesen, dem sie den einarmigen Pulli übergeworfen hatte. Ihr Zwillingsbruder stand mit gesenktem Kopf in der Scheune und befingerte seinen linken Arm, der immer noch ein Schwanenflügel war. Elisa schlug die Hände vor den Mund. Tammo legte ihre einen Arm um die Schultern. „Sch, nicht weinen Walpurga weiß bestimmt Rat. Wir warten bis sich die Leute vom Jugendamt weg sind und dann sprechen wir mit ihr. Am besten du schweigst weiterhin, vielleicht beeinflusst es noch den Fluch.“ „F-f-fluch!“, war Henrik stotternd zu vernehmen. „Hm, glaubst du die Wahrheit verkraften zu können oder willst du eine realistische aber völlig erlogene Erklärung?“, erkundigte Mathis sich bei ihm. „D-die Wahrheit bitte.“ Mathis übernahm den Part Henrik zu erklären, was eigentlich los war. Zu ihrem Glück gab Henrik stockend zu, dass er ihnen glaubte, weil seine Familie ebenfalls zu den Gestaltwandlern gehört, allerdings verwandelten sie sich in Gänse. In dieser Zeit halfen Christian und Rickert Svante sich anzuziehen. Tammo, den Arm immer noch um Elisa geschlungen, konnte sich ein: „Wehe du tust meiner Schwester weh, dann setzt’s was!“, nicht verkneifen, aber ehe sich daraus ein Konflikt entwickeln konnte, kamen Walpurga, Adalar und Justus zu ihnen. Die drei hatten es geschafft dem Jugendamt eine glaubwürdige Erklärung, welche durch eine Spezialteemischung von Walpurga Nachdruck verliehen wurde, zu unterbreiten. Walpurga untersuchte Svante genau und erklärte dann, sie müsse mit Regina und Jelen Rücksprache halten, aber sie wäre zuversichtlich, dass sich auch dieses Überbleibsel des Fluchs lösen lasse und Svante nicht für den Rest seines Lebens eine Schwanenflügel statt des linken Armes haben würde. Wie Tammo schlug sie vor, Elisa solle sich erst einmal noch an die Bedingungen des Fluchbrechens halten, vorsichtshalber. Dann ging sie zum Telefon um Regina anzurufen. Justus verschwand mit Christian und Rickert in die Küche um Abendessen für alle zu zubereiten. Die anderen ließen sich auf der Terrasse nieder. Henrik übernahm es an Tammos Statt Elisa zu trösten. Tammo setzte sich zu Svante, der vor dem Teich kauerte und ins Wasser starrte. Adalar und Mathis suchten Tische und Stühle zusammen. Und schließlich feierten sie gemeinsam, mit leichter und auch stärkerer Wehmut, die Befreiung vom Fluch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)