Exploratory Urge von -shiyuu ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Den ganzen Tag und auch noch die ganze Nacht lang zerbrach Aoi sich den Kopf darüber, wie er wieder gutmachen konnte, was er angerichtet hatte. Er lag stundenlang wach und grübelte, kam aber zu keinem Ergebnis. Er konnte nicht einfach wieder geradebiegen, was mit Uruha schief gelaufen war. Der Brünette hatte offensichtlich Gefühle für ihn, die weit über Freundschaft hinaus gingen, und er war zu blind gewesen, es zu sehen, zu töricht um auch nur daran zu denken. Aber wirklich noch nie hatte er Uruha über Gefühle reden hören, ständig ging es bei ihm nur um Spaß, um Sex, allenfalls noch um Leidenschaft, aber nie, wirklich nie um Liebe. Und dann kam er plötzlich mit so etwas. Aoi war total verwirrt und fragte sich, wie es dazu hatte kommen können, dass Uruha sich ausgerechnet in ihn verknallte. Und wie er das nicht hatte merken können. Wie lange hatte sein Freund wohl schon tiefgehende Gefühle für ihn, wie lange sah er in ihm schon mehr als bloß einen Freund? Mehr. Das wollte Aoi schon immer sein, aber nicht für einen Freund. Und bis vor ein paar Tagen hatte er noch nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass es sogar jemand aus seinem näheren Umfeld sein könnte. Jetzt war es einer seiner besten Freunde. Schon lange wollte Aoi geliebt werden, wollte endlich mal eine richtige Beziehung führen – anders als die mit Mai, die nur auf Bequemlichkeit beruht hatte – und nun war es endlich zum Greifen nahe, da war er derjenige, der alles kaputt machte. Je länger Aoi in seinem Bett lag und über alles nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er für all das bereit war, was Uruha sich wünschte. Er war bereit für eine Beziehung, auch wenn sie mit einem Mann war, mit einem so guten Freund. Ihm war schon immer egal gewesen, was andere von ihm dachten, und er mochte Uruha wirklich sehr. Er mochte es, wenn er ihn anfasste, seine Hände über seinen Körper glitten. Er mochte seine Nähe, seine Wärme, seine Küsse, sein Stöhnen. Wie pervers er reden konnte. Wie er ihn allein durch Worte schon so sehr anmachen konnte, dass ihm bald die Hose platzte. Nein, er mochte es nicht nur, er liebte es. Er liebte Uruha. Das wurde ihm jetzt erst richtig klar. Und erstaunlicher Weise war das okay für ihn. Es machte ihm keine Angst, schüchterte ihn nicht ein, keineswegs. Für ihn stand fest: Er wollte Uruha. Mit Haut und Haar. Und alles, was er tun müsste, um ihn zu bekommen, war ihm zu sagen, was ihm soeben klar geworden war, sonst nichts. So einfach war das. So einfach, dass er sich vornahm, Uruha am nächsten Tag direkt darauf anzusprechen. Er wollte mit ihm reden. Er musste mit ihm reden. Einfach nur reden, dann würde alles wieder gut werden. Aoi hatte sich so lange selbst gut zugeredet, dass er irgendwann eingeschlafen war und in so einen tiefen Schlaf abglitt, dass er glatt seinen Wecker überhörte. Als er irgendwann die Augen öffnete und zur Uhr sah, saß er sofort kerzengerade im Bett. Er hatte geradeso noch eine halbe Stunde Zeit, bis er in der PSC sein musste. Das hieß, dass er 10 Minuten hatte, um zu duschen und sich anzuziehen, dann musste er los. Aoi sprang auf und rannte ins Badezimmer. Er beeilte sich so sehr, dass er alles in 8 Minuten schaffte, trotzdem hetzte er aus seiner Wohnung, nur um dann in den morgendlichen Berufsverkehr zu kommen und fast doppelt so lange zur Arbeit zu brauchen wie normalerweise. Es nervte ihn. Wie konnte er so dumm sein und ausgerechnet diesen Weg nehmen? Er wusste doch, dass hier fast jeden Morgen Stau war. Und jetzt war er mittendrin. Super. Je länger er zwischen all den anderen Autos stand, desto mehr verfinsterte sich seine Miene. Am liebsten hätte er vor der Arbeit noch alles mit Uruha geklärt. Es würde ja nicht einmal lange dauern, ihm zu sagen, wie dumm er gestern gewesen war, und dass er sich jetzt über seine eigenen Gefühle im Klaren war. Er musste es einfach nur sagen. Dann wäre alles wieder gut. Wie vorher – nein. Besser als vorher. Über eine halbe Stunde stand Aoi noch im Stau und selbst danach ging es nur stockend voran. Alle waren genervt davon, aber er verstand einfach nicht, wie einige Leute so aggressiv werden konnte wie der alte Opa im Auto hinter ihm. Er hupte fast unentwegt und fluchte lautstark durch sein offenes Fenster, was Aoi so sehr nervte, dass er einfach Musik anmachte und laut aufdrehte, was diesen alten Sack offensichtlich nur noch mehr ärgerte, doch das war ihm egal. Er war zwar auch genervt, aber er würde keine Energie für so einen blöden Stau verschwenden. Es bleib ihm ja doch nichts anderes übrig, als abzuwarten. Er konnte sein Auto ja schlecht schultern und an allen anderen vorbei tragen. Bei diesem Gedanken musste er tatsächlich lachen. Irgendwann schaffte Aoi es doch zur PSC und beeilte sich in ihr Studio zu kommen, nur um dann vor verschlossenen Türen zu stehen. Er runzelte die Stirn und versuchte es erneut, doch die Tür war abgeschlossen. Aoi las das Schild auf der Tür, an dem eindeutig ihr Bandname stand. Wollten die Jungs ihm einen Streich spielen? Sehr lustig war das, wirklich. Er seufzte nur und mahnte sich zur Ruhe, schnappte sich sein Handy und beinahe hätte er aus Gewohnheit Uruha angerufen, konnte sich im letzten Moment aber noch daran hindern. Wenn er ihn jetzt einfach so anrief ohne die gestrigen Vorkommnisse zu klären, würde er bestimmt nicht abnehmen. Oder ihn einfach beleidigen und wieder auflegen. So war er eben, aber darauf konnte er jetzt gut und gerne verzichten, also wählte er Kais Nummer, der auch direkt nach dem ersten Klingeln ran ging. „Verdammt, Aoi! Wo bist du?“, keifte er durchs Telefon, noch ehe der Schwarzhaarige ihn auch nur begrüßen konnte. Er runzelte die Stirn. „Vor dem Studio, wo sollte ich sonst sein?“ Kai schwieg ein paar Momente, dann seufzte er. „Wir haben heute Interviews, du Idiot, den ganzen Tag.“ Aoi schluckte schwer. So etwas hatte er noch nie vergessen. Wieder herrschte ein paar Augenblicke Stille, dann sprach Kai weiter. „Das Interview jetzt wirst du eh verpassen, also fahr am besten gleich zum nächsten Termin. Aber bitte beeil dich!“ Er gab ihm noch die Adresse, dann legte er auf. Aoi seufzte schwer. Jetzt hatte er glatt ein schlechtes Gewissen. Mit hängenden Schultern kehrte er also zurück zu seinem Auto und machte sich auf den Weg durch die immer noch verdammt vollen Straßen, kam aber tatsächlich noch vor den anderen dort an. Er würde noch ein paar Minuten Ruhe haben, also holte er sich einen Kaffee und rauchte in aller Ruhe eine Zigarette vor dem Hintereingang, durch den gleich seine Kollegen kommen würden. Wieder musste er an Uruha denken und daran, wie er gleich am besten anfangen sollte. Eine Entschuldigung musste da wohl auch drin sein. Aber er würde jetzt mit ihm reden. Und er musste aufpassen, dass der Brünette sich nicht irgendwie an ihm vorbei schlich. Es dauerte nicht mehr lange, bis der weiße Van vorgefahren kam und die Türen sich öffneten. Als erste stiegen Ruki und Reita aus, die ihn sofort begrüßten, doch Aoi hatte nur ein müdes Nicken für beide übrig. Seine Augen lagen auf Uruha, der noch im Auto saß und sehr angestrengt auf sein Handy starrte. Aoi wollte zu ihm gehen, damit sie kurz reden konnten, doch plötzlich stand Kai vor ihm und hatte diese sehr tiefe steile Stirnfalte. Oh oh, das bedeutete nichts Gutes. Aoi erhaschte noch einen Blick auf Uruha, der jetzt auch zu ihnen beiden sah, doch mehr war nicht drin, denn da fing Kai auch schon mit seiner Standpauke an. „Kannst du mir mal erklären, wie du vergessen konntest, dass wir heute diesen Interviewmarathon vor uns haben? Wir haben da doch vorgestern noch ausgiebig drüber gesprochen. Und hättest du mal deine Emails gecheckt, hättest du es auch gar nicht vergessen können, denn ich hab euch allen gestern noch ein paar Mal geschrieben und wirklich jedes Mal noch an heute erinnert!“ Aoi war irgendwie nicht so ganz aufnahmefähig und sah ihn nur an. In Gedanken war er die ganze Zeit bei Uruha, der jetzt auch aus dem Van ausstieg und sich streckte. Er musste Kai schnell abwimmeln und sich Uruha schnappen, bevor es zu spät war! „Tut mir leid.“, sagte er also nur ohne Umschweife und sah Kai an. „Ich hab's echt einfach vergessen... Hatte 'ne kurze Nacht und heute morgen war stressig.“ Plötzlich veränderte sich etwas in Kais Blick. Er seufzte tief und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ist kein Weltuntergang. Du hast nur ein Interview verpasst, aber sieh zu, dass das nicht nochmal vorkommt, auch wenn du privat grade...“ Er seufzte wieder und druckste ein bisschen rum. „Tut mir leid, das mit dir und Mai.“ Aoi zog die Brauen zusammen und musste wirklich ein paar Augenblicke überlegen um mitzubekommen, was sein Gegenüber meinte. Und dann dämmerte es langsam. Mai. Niemand außer ihm selbst und mittlerweile Uruha wusste, dass das mit ihr gar nicht so ernst gewesen war und er viel mehr erleichtert war als alles andere, aber das war auch gut so. So konnte er die Trennung von ihr ganz gut als Ausrede benutzen, denn er war ja verwirrt und niedergeschlagen, aber nicht wegen Mai, sondern wegen Uruha. Zu dem zuckte sein Blick jetzt auch – oder dahin, wo der andere bis eben gewesen war, nämlich am Auto. Die Türen waren jetzt allerdings zu. Beinahe panisch huschte sein Blick umher und suchte die Umgebung ab. Beiläufig nickte er und murmelte ein „Danke.“, dann drehte er sich um, aber Uruha war nirgends zu sehen. Ganz gegen seine Gewohnheit war er wohl ohne Zigarette rein gegangen. Aoi seufzte. Und wandte sich wieder Kai zu. „Danke.“, wiederholte er und wusste nicht recht, ob er sich ein Lächeln abringen sollte, oder besser nicht, also ließ er es bleiben. „Wird schon alles wieder...“ Kai nickte, ließ ihn dann aber nicht in Ruhe, sondern legte den Arm um ihn und ging so mit ihm nach drinnen. Am liebsten hätte Aoi ihn abgeschüttelt um endlich mit Uruha zu reden, aber er wusste, dass Kai es nur gut meinte. Er war eben die Bandmama und machte sich immer Sorgen um alle, vor allem wenn so etwas vermeintlich dramatisches passierte. „Wenn du reden willst, Aoi, sag einfach Bescheid. Okay?“ Aoi nickte und bedankte sich erneut, blieb ansonsten aber still. Kai führte ihn in den Interviewraum, den er sofort nach dem brünetten Gitarristen absuchte, aber er konnte ihn nirgends sehen. Versteckte Uruha sich etwa vor ihm? Was sollte das? Sie waren doch nicht im Kindergarten! Aoi gab es für' erste auf, denn Kai wurde er so bald sicher nicht wieder los. Der würde jetzt versuchen ihn abzulenken und zum Lachen zu bringen, solange er nicht von selbst redete. So war er eben. Er hatte zwar auf alles andere mehr Lust als auf diese Ablenkungsversuche, sagte aber nichts und ließ es über sich ergehen. Uruha betrat den Raum erst wieder, als der Moderator reinkam; da blieb dann leider keine Zeit mehr zum Reden. Aoi war genervt und irgendwie auch enttäuscht, dass der andere ihm so aus dem Weg ging, aber er sah bald ein, dass es ein törichter Fehler gewesen war etwas anderes zu erwarten. Uruha hatte sich nicht umsonst von ihm verabschiedet. Er wollte mit ihm abschließen, vielleicht hatte er das auch schon längst getan, aber er wollte wenigstens mit ihm reden und ihm alles erklären. Es war nur ziemlich dumm, dass Uruha sehr darauf bedacht war nie mit ihm allein zu sein. An diesem Tag brauchte er sich nicht mal sonderlich dafür anstrengen, denn alles artete in puren Stress aus, sodass Aoi irgendwann einfach vergaß, dass er sich erklären wollte, und als er am späten Abend endlich wieder Gelegenheit dazu gehabt hätte, war Uruha schon verschwunden, bevor er überhaupt wieder daran dachte. Auch die nächsten Tage war es nahezu unmöglich den anderen mal allein zu erwischen. Ständig war er in Gesellschaft oder sie waren so sehr im Stress, dass Aoi nicht eine einzige Gelegenheit hatte, sich den Brünetten zu schnappen und ihn zum Reden zu zwingen. Irgendwann gab Aoi es auf und ließ es bleiben. Das alles hatte ja doch keinen Sinn, solange Uruha sich zwanghaft vor ihm versteckte oder immer mit irgendjemandem redete, nur um nicht Gefahr zu laufen, dass Aoi ein Gespräch begann. Das merkte auch Uruha und er wurde unvorsichtig. Er wiegte sich in Sicherheit und genau das nutze Aoi ein paar Tage später aus, als Uruha gerade alleine in der Garderobe war. Sie würden in wenigen Minuten ein Konzert spielen, aber wenn sich Aoi eine so gute Gelegenheit bot, wie sollte er sie nicht ausnutzen?! Eigentlich war er auf dem Weg nach draußen gewesen um noch einmal einen klaren Kopf zu bekommen, doch als er an der Garderobe vorbeiging, bemerkte er ihn im Vorbeigehen. Uruha stand einfach nur da und starrte irgendeinen Fleck auf dem Boden an, offenbar war er total in Gedanken versunken. Aoi zögerte nicht lange und ging zu ihm, schloss die Tür hinter sich. Bei diesen Geräusch zuckte Uruha zusammen und drehte ruckartig den Kopf zu ihm. Als er sah, mit wem er jetzt allein war, verzog er gequält das Gesicht. „Bitte renn' nicht weg!“, sagte Aoi sofort und hob beschwichtigend die Hände. „Ich will nur mit dir reden. Wenn du nicht willst, musst du nicht mal reden, aber hör mir bitte wenigstens zu, okay? Ich will nicht, dass es das jetzt war, also hör einfach nur zu...“ Uruhas Blick veränderte sich. Er blieb still, hielt seinem Blick aber stand. Er wartete. Und Aoi war davon glatt überfordert. Nie hätte er damit gerechnet, dass es so einfach war, wenn er ihn nur mal endlich allein erwischte. „Das, was passiert ist... tut mir leid.“, begann er leise und meinte es wirklich so. Er sagte es nicht einfach nur so dahin. „Ich bin manchmal ein bisschen schwer von Begriff, das weißt du. Ich hab echt nicht verstanden, was du mir sagen wolltest. Ich konnte doch nicht ahnen, dass du.... dass...“ Er stockte. Uruhas Augenbrauen wanderten in die Höhe, und die Intensität seines Blickes ließ einfach nicht nach. Warum starrte er ihn jetzt so an? Aoi hielt dem nicht mehr stand und senkte den Blick. Er atmete tief durch und überlegte angestrengt, was er jetzt sagen sollte. Eine ganze Weile schwiegen sie sich an, dann endlich ergriff Uruha das Wort. „Ich weiß, dass du keine Ahnung von irgendwas hattest. Das mach ich dir auch nicht zum Vorwurf.“ Aoi hob den Blick wieder. „Und warum gehst du mir dann aus dem Weg? Warum ignorierst du mich?“ Er glaubte, ein Lächeln über Uruhas Lippen huschen zu sehen. Über diese wundervollen Lippen, die er schon viel zu lange nicht mehr geküsst hatte. „Du solltest es nie erfahren.“ Dann drehte er sich um, wandte ihm den Rücken zu, den Aoi ziemlich lange einfach nur anstarrte, ehe er zu ihm ging und ihn am Handgelenk packte. „Ich bin aber ganz froh, dass ich das jetzt weiß.“ Uruha zuckte zusammen, sah ihn aber nicht an. „Weißt du auch, warum?“ Der Brünette zögerte, schüttelte dann aber ganz leicht mit dem Kopf. „Ich glaub, das will ich auch gar nicht wissen.“ Er machte sich von ihm los und wich ein paar Schritte zurück, ehe er weitersprach. „Lass gut sein, Aoi. Ich weiß, dass das alles gerade merkwürdig ist. Das alles ist noch so neu für dich, du hast Gefallen daran gefunden und willst nicht, dass das jetzt ein Ende hat, weil's so toll ist.“ Merkte er überhaupt, was er da redete? Langsam aber sicher wurde Aoi wütend. „Glaub mir, ich fand's auch toll. Mehr als das... Ich hab schon so lange davon geträumt, wie es ist... mit dir... Aber nie hätte ich zu träumen gewagt, dass das wirklich irgendwann passiert... Es war so viel toller als erwartet...“ Er lächelte leicht, drehte sich dann aber so, dass Aoi sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. „Ich weiß, dass du nur Sex willst. Also bitte tu uns beiden einen Gefallen, und such dir jemand anderen dafür. So toll das alles auch war, ich will dich nicht nur im Bett. Aoi... ich... will dich ganz...“ Er wurde immer leiser. Aoi schluckte schwer und starrte auf seinen Rücken. Uruhas Hände ballten sich zu Fäusten, er zitterte leicht. Das war ein Anblick, den Aoi nur schwer ertragen konnte, also war er in zwei Schritten wieder bei ihm, packte ihn erneut am Handgelenk und zog ihn zu sich. Uruha sah ihn überrascht an, und seine Augen weiteten sich nur noch mehr, als Aoi ihn plötzlich küsste. Er war wie erstarrt und reagierte überhaupt nicht. Aoi zog ihn näher an sich, doch da wurde der Brünette plötzlich widerspenstig und stieß ihn von sich. „Bist du bescheuert?!“, fauchte er ihn an. „Hör auf mich zu verarschen, verstanden? Ich bin nicht dein Spielzeug!“ Er stieß ihn noch einmal und dieses Mal so fest, dass Aoi zurück stolperte und plötzlich die Wand im Rücken hatte. Dann ging die Tür auf und Reita trat ein. Sein Blick huschte zwischen den beiden hin und her, aber er kam gar nicht dazu etwas zu sagen, da drehte Uruha sich um und rauschte an ihm vorbei. Beide sahen ihm hinterher. Es dauerte nicht lange, dann wandte Reita sich an Aoi und kam zu ihm. „Alles okay? Hattet ihr Streit?“ Aoi schüttelte nur den Kopf und schob sich an ihm vorbei nach draußen. Er ließ ihn einfach stehen und rannte nach draußen, wo er in tiefen Zügen die frische Luft in seine Lungen sog. Was war das gerade gewesen? Warum zum Teufel dachte Uruha, dass er mit ihm spielte? Er verstand die Welt nicht mehr. Aoi war nicht lange allein, da kam Reita wieder zu ihm, doch anstatt ihn wie befürchtet auf eben anzusprechen, sagte er ihm nur, dass sie gleich auf die Bühne mussten und er wieder reinkommen sollte, bevor Kai ihn holte, und verschwand dann wieder. Er atmete noch ein paar Mal tief ein und aus und ging dann nach drinnen zum Rest. Uruha war nicht da, aber er fragte auch nicht nach ihm. Die Blicke seiner drei Bandkollegen lagen auf ihm, was er versuchte so gut es ging zu ignorieren. Das klappte nur bedingt, denn als Uruha dann auch noch dazu stieß, starrte der ihn auch noch an. Aoi wandte sich um, entdeckte einen Spiegel und war für die restliche Wartezeit sehr damit beschäftigt an seinen Haaren herum zu zupfen. Am liebsten wäre er jetzt nach Hause gefahren und hätte sich ins Bett gelegt. Oder aber Uruha noch einmal geschnappt und endlich mit ihm Klartext geredet. Das war eben nämlich schief gegangen, das wurde ihm langsam aber sicher auch klar. Uruha hatte ihm seine Gefühle gestanden und er hatte ihn einfach geküsst. Obwohl er wusste, dass der Brünette sich nicht ernst genommen fühlte. Das war sein Fehler gewesen. Beim nächsten mal würde er erst reden und dann handeln. Und das musste er bald tun, denn er wollte , dass Uruha sich endlich wieder normal benahm, dass sie endlich wieder miteinander reden konnten. Das war für ihn das Wichtigste, aber natürlich hätte er nichts dagegen, wenn sie auch ganz andere Sachen wieder tun würden. Das Konzert verlief ohne weitere Zwischenfälle, nur gestaltete es sich als sehr anstrengend für Aoi. Sonst war immer Fanservice zwischen ihm und Uruha; mal mehr, mal weniger. Aber heute lief gar nichts. Uruha blieb einfach auf seiner Seite, lieferte aber eine so tolle Show ab, dass Aoi fast nur Augen für ihn hatte. Als der Brünette plötzlich beim Gitarrensolo fast seine Gitarre fickte und dabei zu ihm sah, wurde Aoi ganz anders. Er starrte ihn einfach nur an und leckte sich über die Lippen. Wollte er jetzt mit ihm spielen? Er konnte es ja gern versuchen, aber da würde Aoi nicht mitmachen. Sie spielten den Song zu Ende – Aoi hatte dabei wirklich große Schwierigkeiten sich zu konzentrieren – dann war Pause und alle verließen erst mal die Bühne. Uruha als letztes. War es ihm jetzt etwa unangenehm, dass er ihn gerade bei dieser so obszönen Geste angestarrt hatte? Aoi verkniff sich ein Grinsen. Er beachtete Uruha nicht weiter, zumindest nicht, solange sie ihre Pause hatten. Ihnen wurde aber nicht lange Erholung gegönnt, dann mussten sie wieder auf die Bühne, schließlich warteten die Fans auf ihre Zugabe. Sie spielten zwei Songs. Beim letzten hoppste Aoi dann plötzlich auf Uruhas Seite und kam dem viel näher, als ihm lieb war, das sah er ihm sofort an. Doch er ließ sich nicht beirren und sie beide wussten, dass Uruha ihn jetzt nicht einfach wegstoßen konnte, schließlich waren sie auf der Bühne und Aoi hatte sich auch schon so einige Male von ihm abknutschen lassen, obwohl er vorher klar gemacht hatte, dass er das nicht wollte. Nun musste eben Uruha mal dran glauben. Es machte den Brünetten nervös, dass Aoi ihm so nahe war, ihn aber doch weitestgehend in Ruhe ließ. Aoi wusste das und er genoss es regelrecht. So unsicher war Uruha nicht oft und er triezte ihn ein bisschen, kam ihm einmal verdammt nahe. So nahe, dass alle dachten, sie würden sich gleich küssen, doch im letzten Moment wandte er sich ab und grinste schelmisch. Uruha schien erleichtert zu sein, die Fans kreischten sich trotzdem die Seele aus dem Leib. So langsam verstand er, warum Uruha ihn nie in Ruhe ließ, wenn er selbst sich so anstellte. Es machte einfach Spaß ihn zu ärgern. Aber er wollte ihn nicht nur ärgern, nein. Er wollte viel viel mehr. Als sie beide eine kurze Verschnaufpause hatten, weil Reita gerade ein Basssolo spielen durfte, schnappte Aoi sich den anderen einfach und drängte ihn gegen die Box , neben der er sich die meiste Zeit des Konzertes aufgehalten hatte. Uruha war zu überrascht um zu reagieren, und das nutzte Aoi schamlos aus, indem er ihm seine Lippen aufpresste. Uruha keuchte, legte die Hände an seine Oberarme, tat aber ansonsten nichts. Aoi tastete sich mit der Zunge voran, leckte leicht über Uruhas Lippen, ehe er sich zu seinem Ohr vorbeugte. „Ich spiel nicht mit dir.“, sagte er nur, dann wandte er sich ab und setzte bei seinem Part wieder ein. Perfektes Timing, dachte er sich nur und spielte weiter, als wäre nichts gewesen. Uruha stand immer noch an der Box und starrte ihn an. Er verpasste seinen Einsatz, setzte ein paar Sekunden zu spät wieder ein, aber die Fans waren immer noch völlig außer sich wegen Aois Aktion, sodass wohl nur die wenigstens diesen Patzer bemerkt hatten. Sie spielten den Song zu Ende und verabschiedeten sich dann ausgiebig von den kreischenden Fans, die nur noch lauter und aufgedrehter wurden, als Aoi zu Uruha ging, ihm einen Arm um die Schulter legte und ihm glatt einen Schmatzer auf die Wange drückte. Dann wanderten seine Lippen wieder zu Uruhas Ohr und er strich leicht über seine Ohrmuschel, ehe er sagte, was er noch zu sagen hatte, sich dann abrupt löste und von der Bühne verschwand. Er stellte einfach nur seine Gitarre ab und ließ sich in einen der Sessel fallen. Irgendjemand reichte ihm was zu trinken, das der dankend annahm. Die Flasche leerte er fast in einem Zug, dann lehnte er den Kopf nach hinten und schloss die Augen. Als er hörte, dass die anderen auch endlich kamen, öffnete er wieder die Augen und starrte zur Tür. Er wartete auf Uruha, der als letztes kam und auch erst nach kurzem Zögern reinkam, als er ihn sah. Er war durcheinander, das sah man ihm an. Aoi war nach Grinsen zumute, doch er ließ es bleiben, leckte sich nur leicht über die Unterlippe und sah ihn unentwegt an. Uruha wurde glatt rot und wandte sich ganz schnell ab. Jetzt schlich sich doch ein Grinsen auf Aois Lippen. Er stand auf und ging schon mal nach draußen, setzte sich in den Van. Seine Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Hotelzimmer. Jetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)