Exploratory Urge von -shiyuu ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Verzeiht mir die lange Pause, ich war einfach ziemlich demotiviert. Kann ja nur noch besser werden! ;) __________________________ Verwirrt blickte Aoi sich in seinem Schlafzimmer um. Es herrschte totales Chaos und er war sich nicht sicher, ob das nur an ihren überall herumliegenden Klamotten lag, oder an der Tatsache, dass Mai vorher hier gewesen war und versuchte hatte ihre persönliche Note reinzubringen. Aoi seufzte, dann glitt sein Blick wieder zu Uruhas Hose, die lieblos neben die Tür geworfen worden war. Also war Uruha noch hier! Er musste noch da sein, schließlich würde er nie im Leben nackt rausgehen, und schon gar nicht in Klamotten, die ihm nicht gehörten. Das tat er nicht mal, wenn er total betrunken war. Was seine Sachen anging, war Uruha sehr eigenwillig und eitel, aber das konnte ja jetzt nur von Vorteil sein. Aoi schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Er streckte sich um seine müden Knochen wieder zu beleben; dabei fiel sein Blick auf die Bettdecke und er verzog angewidert das Gesicht – hatten sie wirklich so eine Sauerei veranstaltet? Ohne weiter darüber nachzudenken, zog er das Bettzeug ab und schmiss es direkt in die Waschmaschine. Im Schleudergang bei 90Grad würden selbst die härtesten Spermaflecken aufgeben müssen, hoffte er zumindest. Eine Weile stand er einfach nur vor der Waschmaschine und überlegte, wie er Uruha jetzt gegenübertreten sollte. Sie waren seit Jahren Freunde, eigentlich sollte das doch nicht so schwer sein! In letzter Zeit hatte das ja auch irgendwie geklappt, auch wenn er da derjenige gewesen war, der total überfordert war. Er hoffte, dass er das jetzt überwunden hatte und einfach nur normal mit Uruha umgehen konnte. Doch was war schon normal? Zwei Männer, die nach jahrelanger Freundschaft einfach mal dazu übergingen miteinander ins Bett zu steigen, sicher nicht. Doch das störte Aoi nicht. Er war noch nie wirklich normal gewesen und wollte das auch gar nicht sein. Er wollte nur, dass das alles ihre Freundschaft nicht kaputtmachte, sondern vielleicht noch mehr darauf machte. Er zuckte zusammen. Wollte er wirklich, dass mehr daraus wurde? Konnte er sich wirklich vorstellen, nur mit Uruha das Bett zu teilen? Ja, das konnte er definitiv. Aber konnte er sich auch mehr vorstellen? Dass sie Zärtlichkeiten austauschten, Gefühle füreinander hatten und auf Pärchen machten? Aoi drehte sich um und ging ins Schlafzimmer zurück. Er zog sich frische Sachen an und bezog dann das Bett neu. Dann machte er das Fenster auf um diesen Puffgeruch aus dem Zimmer zu bekommen, und blieb dort eine Weile stehen. Wollte er mehr? Er wusste es nicht, und ehrlich gesagt hatte er auch keine Lust darüber jetzt stundenlang nachzudenken. Alles, was er mit Uruha erlebt hatte, war toll gewesen, auch die letzte Nacht. Vor allem die letzte Nacht! Auch wenn der Brünette irgendwie anders gewesen war. Warum hatte er sich anfangs so geziert? Er hatte Mai vor seinen Augen vor die Tür gesetzt. Nicht wegen ihm, sondern weil er sowieso keinen Nerv mehr für dieses Weibsbild hatte. Aber er hatte es getan und die Nacht mit ihm verbracht. War es das? Ging Uruha vielleicht sogar davon aus, dass Aoi sich in ihn verknallt hatte, und hatte deshalb nicht gewollt? Aoi seufzte schwer. Er drehte sich um und zuckte zusammen, als er Uruha in der Tür stehen sah. Sein Herz raste. Wie lange stand der andere schon da und hatte ihn beobachtet? Allzu lange konnte das ja nicht sein, immerhin war Aoi selbst noch nicht lange auf den Beinen. „Hey...“, sagte er ein wenig unsicher. Als Uruha gar nicht reagierte und ihn einfach nur weiter ansah, wurde ihm irgendwie mulmig. Hatte ihm die letzte Nacht die Sprache verschlagen? Oder wollte er gleich eine riesige Bombe platzen lassen? Aoi runzelte die Stirn und überlegte, ob er zu ihm gehen sollte, doch die Entscheidung nahm Uruha ihm ab, als er die Tür hinter sich schloss und auf ihn zu kam. Dass er noch immer nackt war, bemerkte Aoi erst jetzt. Ebenso wie die ganzen Knutschflecke, die wohl er an dem schlanken Hals des Brünetten hinterlassen hatte. Er schluckte und versuchte angestrengt nicht an die letzte Nacht zu denken, bevor er noch geil wurde. So wie Uruha gerade dreinschaute, zweifelte er nicht daran, dass sie heute keinen Sex mehr haben würden. Anstatt zu ihm zu kommen, machte der Brünette an seinem Bett Halt und ließ sich darauf nieder. Er verzog leicht das Gesicht, als er sich hinsetzte, gab jedoch keinen Ton von sich. Einige Minuten vergingen, in denen nichts geschah. Uruha saß einfach nur da und Aoi stand weiter am Fenster, gespannt darauf, was der Brünette auf dem Herzen hatte – denn das war definitiv der Fall. Er kannte Uruha mittlerweile gut genug um zu merken, wenn er sich unwohl fühlte. Irgendwann wurde es ihm zu dumm und er ging zu ihm, setzte sich neben ihn, hielt dabei jedoch einen Sicherheitsabstand ein, auch wenn er sich am liebsten auf Uruha gesetzt hätte. Wieder versuchte er diese Gedanken zu verdrängen, was aber gar nicht so leicht war, immerhin saß Uruha hier splitterfasernackt neben ihm! Und er roch so unheimlich verrucht nach Sex. Aoi erschauderte. Er wandte den Blick von seinem beinahe makellosen Körper und sah ihm ins Gesicht. Da Uruha immer noch schwieg und nicht den Anschein erweckte, dass er das allzu bald von selbst ändern wollte, erhob Aoi das Wort. „Das gestern...“ „Das war ein Fehler.“ Uruha fiel ihm ins Wort, einfach so. Er sah ihn nicht an, sondern starrte stur gerade aus, auf irgendeinem Fleck auf dem Fußboden. „Ein riesengroßer sogar...“ Aois Brauen wanderten nach oben. Hatte Uruha das gerade wirklich gesagt? War das sein ernst? Der Schwarzhaarige versuchte das nüchtern zu sehen. „Warum?“, fragte er trocken, obwohl in seinem Innern gerade das reinste Chaos herrschte, immerhin war Uruha doch so scharf auf Sex mit ihm gewesen! Auch wenn er anfangs nicht gewusst hatte, wer er war. Das war aber auch egal! Er hatte ihn gewollt und er hatte ihn bekommen. War das jetzt das Problem? War ihm die letzte Nacht vielleicht schon wieder zu viel gewesen? Immerhin war er nicht der einzige, der wusste, dass Uruha nur selten zweimal den gleichen auserkor, um ihm im Bett Gesellschaft zu leisten. Und Aoi hatte das nun wie oft geschafft? Drei Mal? Es waren nur drei Nächte gewesen und doch hatte er so viele Sachen mit Uruha getan, dass es ihm vorkam, als trieben sie es schon wochen- oder gar monatelang miteinander. Er wunderte sich selbst darüber, wie schnell so etwas zur Gewohnheit, ja beinahe zur Selbstverständlichkeit werden konnte. Uruha brauchte wieder eine Weile, bis er etwas sagte. Er sah kurz zu dem Schwarzhaarigen und verzog gequält das Gesicht, dann wandte er den Blick wieder ab. Zu mehr war er wohl nicht in der Lage. „Es war einfach falsch. Wir hätten schon...“ Er stockte. „Ich hätte mich dazu schon nicht mehr hinreißen lassen dürfen, als ich gesehen hab, mit wem ich es da wirklich treibe. … Ich bin extra immer in irgendwelche Clubs gegangen, damit genau so was nicht passiert.“ „Damit was nicht passiert?“ Aoi runzelte die Stirn. „Was ist dein Problem? Wir hatten doch nur Spaß miteinander. Keiner weiß davon. Was soll schon passieren?“ „Mai weiß davon.“ Aoi seufzte schwer. „Mai? Ist sie das Problem? Ich hab dir doch gestern schon gesagt, warum-“ „Du hättest sie nicht rausschmeißen dürfen. Sie war gut für dich. Sie war gut für mich.“ Aoi lehnte sich zurück. Was sollte das? War Uruha noch ganz bei Trost? Merkte er überhaupt, was er da redetete? „Warum war sie gut für dich?“ „Sie war deine Freundin, Aoi! Das hättest du nicht machen dürfen.“ „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ „Du warst in festen Händen.“ Es war als redete er mit sich selbst. „Uruha?“ Aoi packte ihn am Handgelenk. Es tat ihm fast schon leid, als Uruha zusammenzuckte, doch wenigstens sah er ihn jetzt an. Wenigstens das. Sein Blick aber war unstetig, beinahe panisch huschten seine Augen hin und her. Als er Anstalten machte, den Arm zurückzuziehen, hielt Aoi ihn nur noch fester. „Du weichst mir aus. Warum war Mai gut für dich? Weil ich da vergeben war? Weil nicht auch nur ansatzweise die Chance bestand, dass wir Sex haben?“ Er schnaubte. „Wenn du das glaubst, bitte. Ich weiß schon seit Monaten, dass Mai sich nicht nur von mir aushalten gelassen hat. Sie hatte noch genügend andere nebenbei und ich war nur zum Angeben da. Uruha, früher oder später wäre ich mal in so einen Club gegangen, auch wenn Mai noch hier wäre. Ich will das schon so lange.“ Wieder schwieg der Brünette, und er wandte auch den Blick erneut ab, sah einfach nur auf Aois Hand, die ihn festhielt, als würde sie dadurch wie von Zauberhand verschwinden. Aoi folgte seinem Blick und es dauerte nicht lange, bis seine Augen etwas ganz anderes fixierten. „Gott, kannst du dir nicht endlich was anziehen?“ Als Uruha Anstalten machte aufzustehen, ließ Aoi ihn los und er wandte sich von ihm ab. Uruha so hilflos zu sehen, wie er es gerade war, machte ihn total wuschig. Aoi fand das selbst nicht ganz normal, um nicht zu sagen ziemlich krank, aber was machte es schon? Uruha war eben ein sehr heißer Typ und da hatte er schon immer gerne hingesehen – wie sollte er jetzt wegsehen können, wenn er nackt vor ihm saß? Tatsächlich rührte sich der Brünette und zog sich langsam an. Es schien ihn nicht zu stören, dass seine Sachen stanken und zumindest seine Unterwäsche wohl auch nicht mehr so ganz sauber war. Oder aber er bemerkte es gar nicht. Aoi seufzte. Er versuchte sich zu erinnern, wie es gestern dazu gekommen war. Uruha hatte vor seiner Tür gestanden, mitten in der Nacht. Sie hatten geredet und plötzlich war der andere über ihn hergefallen. Oder so. Er konnte sich nur noch vage daran erinnern, er war einfach viel zu aufgeregt gewesen. Eines wusste er jedoch ganz sicher: Uruha hatte Alkohol getrunken. „Bereust du's? Weil du betrunken warst?“ Ruckartig wandte Uruha ihm den Kopf zu und sah ihn geschockt an. Warum schockierte ihn das so? Aoi wurde aus ihm einfach nicht schlau. „Ich bereue nichts von dem, was wir gemacht haben. Rein gar nichts!“ Aoi glaubte sich verhört zu haben. „Häh?“ Uruhas schmale Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ich war nicht betrunken. Ich hatte vorher nur ein paar Drinks um... um mir Mut anzutrinken.“ Beinahe hätte Aoi gelacht. Er schaffte es sich auf ein Schnauben zu beschränken. „Seit wann brauchst du denn so was, mh? Sonst klappt doch auch alles immer ohne Alkohol. Auch wenn du gerne trinkst, brauchen tust du nicht einen Tropfen. Was hab ich dir getan, dass du Angst hast zu mir zu kommen?“ Die Schultern des Brünetten sackten nach unten. Er ließ sich wieder auf dem Bett nieder. Anstatt aber zu antworten, pulte er sich an den Fingern herum. Aoi wartete ein bisschen ab, aber schließlich verdrehte er die Augen und setzte sich auch wieder hin. Er zögerte, rutschte dann aber nahe an Uruha heran und legte seine Hand auf Uruhas, sodass er sie stillhielt. „Was hab ich dir getan?“ Das war so eine einfache Frage – warum konnte Uruha ihm darauf keine Antwort geben? Als er wieder keine Antwort bekam, lehnte er sich an den Brünetten. Noch nie hatte er Uruha so erlebt. Was ihn wohl störte? Wenn er nicht von selbst damit herausrückte, würde er eben so lange raten, bis er die Antwort hatte. „Hat dir nicht gefallen, dass ich gestern mal den Ton angegeben hab?“ Keine Reaktion. „Willst du nicht immer nur mit mir ins Bett?“ Uruha schüttelte ganz leicht den Kopf. Na wenigstens etwas. Wobei er sich die Frage auch hätte sparen können, denn er wusste genau, dass Uruha direkt in der Nacht nach ihrem ersten Abenteuer jemand anderes aufgegabelt hatte. Das hatte ihn gestört und störe ihn auch immer noch, aber er würde ihm nie einen Vorwurf daraus machen. Außerdem hatte der Brünette da noch gar nicht gewusst, wem er da so wunderbar einen geblasen hatte. „Hast du Angst, dass sich daraus mehr entwickelt?“ Schlagartig verspannte er sich. Volltreffer. „Okay... Und warum? Bisher war es doch nur Sex. Wir können doch weiter Freunde sein und ab und zu Sex haben. Wo ist da das Problem?“ Ab und zu. Aoi bereute diese Worte fast augenblicklich. Er wusste zwar nicht wie Uruha das sah, weil der Ochse den Mund nicht aufmachte, aber er hatte nichts dagegen, wenn sie öfter Sex miteinander hatten. Es gefiel ihm mit Uruha und er war noch nie jemand gewesen, der einfach in eine Bar ging und jemanden aufriss. Ein paar Mal war das sicher schon passiert, aber er war dann doch eher ein Beziehungstyp; Mai war da das beste Beispiel gewesen. Er schluckte. Jetzt konnte er verstehen, worum es Uruha ging. Zumindest glaubte er zu wissen, was dem anderen Sorgen machte. „Du musst keine Angst haben, dass ich mehr will. Ich weiß, dass das nur Sex ist. Ich werde dir da bestimmt keinen Strich draus drehen. Ich werd' mich schon nicht in dich verknallen, also können wir ruhig weiter...“ Uruha schob ihn von sich und stand auf. „...machen...“ Aoi blinzelte ihn verwirrt an. Hatte er jetzt was Falsches gesagt? „Uruha?“ Der Brünette atmete tief durch und ballte die Hände zu Fäusten, doch trotzdem sah Aoi, dass sie zitterten. Verdammt, was war denn jetzt los? Ein paar Momente stand Uruha einfach nur da, dann sah er ihn an und zwar so direkt, dass Aoi ganz anders wurde. „Schon mal daran gedacht, dass du gar nicht das Problem bist?“ Er sprach so leise, dass Aoi beinahe nicht mitbekommen hätte, wie sehr seine Stimme zitterte. Er kam sich vor wie im falschen Film. War er doch auf dem Holzweg gewesen? „Uruha, was ist denn los?“ Er stand auch auf und stellte sich vor ihn. Er wollte nicht, dass er sich wieder wegdrehte, also hielt er ihn fest, doch der Brünette schlug seine Hand sofort weg und das mit solcher Wucht, dass Aoi einen Schritt nach hinten taumelte. „Was los ist? Du willst wirklich wissen, was los ist?“ Aoi schluckte, dann nickte er. „Natürlich...“ Uruha atmete tief durch, dann sah er ihn ernst an. „Ich habe keine Angst davor, dass du irgendwann mehr willst. Dass das irgendwie.. normal wird, dass wir miteinander schlafen. Ich bange auch nicht um unsere Freundschaft. Aoi, wir haben schon so viel zusammen durchgemacht – warum sollten ein paar Orgasmen so eine tolle Freundschaft kaputt machen? Ich mache mir keine Sorgen um dich, weil du Single bist. Mai war eine blöde Schlampe – es wurde Zeit, dass du die los wirst! „ Er legte eine Pause ein und sah Aoi unentwegt an, der seinen Blick erwiderte. Je länger aber Stille herrschte, desto neugieriger und ungeduldiger wurde er. Am liebsten hätte er nachgebohrt, doch er ließ Uruha Zeit. Die brauchte er ja ganz offensichtlich. „Schon mal auf die Idee gekommen, dass ich genau das alles will?“ Wieder sprach er so leise, dass Aoi es gerade so verstand. „Was?“, fragte er. Jetzt war er vollends verwirrt. „Wenn du das alles willst, wo liegt dann das Problem?“ Wenn Uruha Sex mit ihm wollte, konnte er den gerne bekommen. Aoi war alles andere als abgeneigt. Uruha schüttelte den Kopf und seufzte dann. Er ließ den Kopf hängen, sodass seine Haare ihm ins Gesicht fielen und Aoi sein Gesicht kaum noch sehen konnte. „Lass gut sein, Aoi. Es ist besser, wenn alles bleibt, wie es war. Wir werden sowas wie letzte Nacht nicht wiederholen... Dann ist alles wieder gut.“ Er tat ein paar Schritte Richtung Tür, stockte aber noch einmal, als er die erreicht hatte. Es schien, als wartete er auf irgendetwas. Da das ganz offensichtlich ausblieb, straffte er die Schultern und öffnete die Tür. „Mach's gut, Aoi.“, sagte er leise, dann verschwand er. Und Aoi sah ihm total verwirrt hinterher. Was hatte das denn zu bedeuten? Wieso verabschiedete Uruha sich so merkwürdig von ihm? Er hatte doch selbst gesagt, dass er das alles wollte. Oder war das nur eine hypothetische Frage gewesen? Und wieso hatte er sich überhaupt so komisch benommen? Aoi verstand die Welt nicht mehr. Noch nie, wirklich noch nie, hatte er den Brünetten so erlebt. Und wenn er ehrlich war, hätte er auf diese Erfahrung auch verzichten können. Er stand auf und ging zum Fenster. Uruha hätte doch ruhig da bleiben können. Er hätte ihm doch ruhig sagen können, was los war. Für so was waren Freunde doch schließlich da. Wenn Uruha sich so zierte mit ihm zu reden, musste das schon einen triftigen Grund haben, denn normalerweise konnten sie wirklich über alles reden. Nur Uruhas Bettgeschichten hatten sie dabei immer ausgelassen, weil es Aoi nie interessiert hatte. Früher. Jetzt war er selbst eine von Uruhas Bettgeschichten und er wollte, dass das auch so blieb. Uruha schien da allerdings etwas gegen zu haben. Warum auch immer. Aoi lehnte sich an den Fensterrahmen und sah hinaus. Sah, wie Uruha aus dem Haus kam, sich umsah, und dann losging. Er hatte das Haus schon hinter sich gelassen, als er stehen blieb und sich umdrehte. Er sah zu Aois Wohnung hinauf. Der Schwarzhaarige war sich nicht sicher, ob er ihn ansah, oder einfach nur zu Wohnung. Wahrscheinlich letzteres, denn er war einfach schon zu weit weg um ihm im Fenster erkennen zu können. Uruha verharrte ein paar Momente still, dann drehte er sich um und verschwand schon bald aus seinem Sichtfeld. Und sowie Uruha verschwunden war, fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Er hatte auf etwas gewartet. Auf ihn. Er hatte gewartet und gehofft, dass Aoi ihm hinterher eilte, ihn aufhielt. Er hatte alle Hoffnung in ihn gesetzt und war enttäuscht worden. Aoi hatte ihn enttäuscht. Nicht umsonst war sein “Mach's gut.“ so merkwürdig gewesen, so endgültig. Er hatte sich von ihm als Liebhaber verabschiedet, weil er das nicht mehr wollte. Nein, er konnte nicht mehr. Und vielleicht hatte er sich sogar von ihrer Freundschaft verabschiedet. Zwar hatte er zuvor etwas anderes gesagt, doch Aoi war sich nicht sicher, ob er dem Glauben schenken konnte. Nie hätte er gedacht, dass Uruha mal mehr wollte als bloßen Sex, dass er wirklich jemanden in sein Herz schließen konnte. Und nun war ausgerechnet er derjenige, in den Uruha sich verknallt hatte. Der sonst so starke und selbstverliebte Uruha. Und Aoi war so töricht gewesen zu glauben, dass seine Worte ihn beruhigten, ihm vielleicht sogar Trost spendeten. Tatsächlich hatten sie ihn aber nur noch mehr verunsichert und schlussendlich auch verscheucht. Es war als hätten sie Rollen getauscht. Aoi fühlte sich in seiner alles andere als wohl. Und er war sich sicher, dass es Uruha noch schlimmer ging, schließlich war er derjenige, dem vor den Kopf gestoßen wurde. Er war derjenige, der sein Herz geöffnet und direkt enttäuscht worden war. Aoi fühlte sich schrecklich. Nicht er war eine von Uruhas Bettgeschichten gewesen, sondern Uruha seine. Und jetzt war ihre Freundschaft Geschichte. Einer seiner besten Freunde war verschwunden, und das im Grunde nur, weil er sich durchgesetzt hatte. Er hatte seine Freundin rausgeschmissen und sich vorgenommen, seine Neugierde zu befriedigen. Und das war dabei herausgekommen. Er hatte einem lieben Menschen nicht nur weh getan, sondern ihn auch noch verloren. Wenn er Pech hatte, für immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)