Frau Tod von Esper (Die Geschichte von Hanni und Mio) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Mio klammerte sich regelrecht an mich als ob er das gestrige Gespräch mit meinem Schatten komplett verstanden hätte und wüsste, dass ich vorhatte ihn wieder in die Menschenwelt zu bringen. Weg von mir. Weit weg. Als wir Richtung Supermarkt gingen fielen mir immer mehr Schatten an den Wänden der Gebäude auf, die ich vorher gar nicht bemerkt hatte, auch sie unterhielten sich lautstark. Ich hielt einen Moment inne um dem Treiben zu lauschen, doch es war schwer einzelne Gespräche herauszufiltern, da alle Geräusche aus der gleichen Richtung zu kommen schienen. Jedes Geräusch hatte auch die genau gleiche Lautstärke, was es mir nahezu unmöglich machte irgendetwas zu verstehen. Nach einer Weile gab ich es schließlich auf und Mio und ich folgten weiter dem Weg Richtung Supermarkt. Bis ich plötzlich einen lauten, nein, viele laute Schreie vernahm. Ich drehte mich schlagartig um und sah wieder die große graue Wolke auf uns zurollen, doch diesmal hatte ich keine Angst und folgte weiter der Straße. Nach kurzer Zeit verblasste die Wolke und das bunte Treiben fing wieder von vorne an. Als wir den Supermarkt erreichten war es erstaunlich still. Es waren auch weit weniger Schatten an den Wänden als ich erwartet hatte. Sie tuschelten aufgeregt miteinander und einige schienen Polizisten zu sein, was ich an ihren Uniformen erkannte. Ich trat näher auf die Wand zu an der sich die Polizisten aufhielten. Ich streckte meine Hand aus und berührte einen der Schatten sanft. Es war als ob ein elektrischer Schlag durch meine Glieder fuhr und im Gehirn endete. Ich war so erschreckt, dass ich das weitaus Erstaunlichere erst gar nicht bemerkte. Auf einmal konnte ich klar und deutlich das Gespräch der Polizisten und NUR der Polizisten verstehen. „Schrecklich. In letzter Zeit scheint hier wirklich alles außer Kontrolle zu geraten. Da fragt man sich ob es in einer Großstadt nicht vielleicht sicherer wäre als hier auf dem Land.“ „Du hast recht. Aber was willst du tun. Sollen wir einfach abhauen und die Leute hier im Stich lassen?“ „Natürlich nicht, aber wir müssen schleunigst etwas gegen diesen Verrückten unternehmen bevor noch Schlimmeres passiert.“ „Du meinst wohl eher bevor noch mehr Menschen sterben als jetzt.“ „Oder so. . .“ „Aber wir haben noch immer keinen Hinweis auf die Person, die all das hier angerichtet hat. Wir wissen noch nicht mal ob es jemand aus dem Dorf ist oder ob es ein Mann oder eine Frau ist, obwohl schon 8 Leichen gefunden wurden.“ „Dieser Fall scheint wirklich aussichtslos. Es ist wirklich tragisch, dass es sich hierbei um eine Mordserie und keine Einbruchsserie oder Ähnliches handelt.“ „Tragisch, aber da ist nichts zu machen. Wir müssen einfach weiter ermitteln und darauf hoffen, dass der Täter irgendeinen Fehler macht.“ „Das ist wohl unsere einzige Möglichkeit. . . Hey! Was ist das am Horizont?!“ „Eine riesige Wolke! Die kommt von Richtung Atomkraftwerk!“ „Aaaaaah!“ Die Wolke war wieder da und unterbrach jäh das Gespräch. Es schien mir so als hätte ich nun einen Hinweis auf eine Seele, die ich mit Recht verschlingen dürfte. Also machte ich mich auf die Suche nach weiteren Hinweisen. Doch davor wollte ich zwei Polizisten in den Himmel schicken, die trotz der Gefahr des Serienmörders ihre Stadt nicht verlassen hatten und weiter tapfer ermittelt hatten, bis sie schließlich selbst starben. Mit diesem Gedanken streckte ich meine knöcherne Hand aus und griff behutsam erst den einen und dann den anderen Schatten und zog sie aus der Wand. Es kam mir so vor als hätte ich schon mein Leben lang Seelen in den Himmel befördert, sodass ich sofort wusste wie ich es anstellen musste. Ich zog die zwei Schatten aus der Wand und lies sie los. Ein lauter Seufzer erklang und beide Schatten schwebten gen Himmel bis sie nicht mehr zu sehen waren. Es war ein schönes Gefühl zwei Menschen zu helfen, die sich so für ihren Beruf und ihre Mitmenschen aufgeopfert hatten. Ich fühlte mich ganz leicht und vergaß. Doch ich merkte noch nicht das ich vergaß. . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)