Forgotten Realins von Teak-Wan-Dodo (Die Kinder des Dunkelelfen) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Geschwind wie der Wind rannte Drizzt Do´Urden durch den Wald nahe Mithril-Halle. Er musste sich beeilen, damit er nicht zu spät kam. Wulfgar hatte ihn am Morgen auf seinem Lieblingsplatz, wo er sich den Sonnenaufgang ansah, aufgesucht und erzählt, das es so weit wäre. Jetzt schossen dem Drow die Gedanken durch den Kopf, wie ein Pfeilhagel. Er sprintet über den felsigen Boden. Hinter ihm rauschte Wulfgar mit langen Schritten hinter ihm her und hatte Schwierigkeiten, dem flinken Dunkelelfen, auf den Fersen zu bleiben. So aufgeregt hatte er seinen Freund und Mentor noch nie gesehen. Aber der Barbar verstand Drizzt. Schließlich lag Catti-brie mit Wehen in der gemeinsamen Hütte von Drizzt und ihr. Drzzt kam auf einen Hang, der direkt über Siedelstein lag. Die Stadt wurde vor einem Jahr wieder besiedelt und diesmal von Menschen und andern Mitgliedern der guten Völker. Mit flinken und genauen Schritten, sauste der Drow über den Hang hinweg, runter in das Dorf. Drizzt wurden viele neugierige Blicke nach geworfen, als er durch die Strassen auf sein Haus zu lief. Bald war er dort und hörte Catti-brie, seine Catti-brie, vor Schmerzen schreien. Vor dem Haus standen viele Menschen, Zwerge und Gnome, die wissen wollten, was da vor sich ging. Als Drizzt durch die Reihen schritt, ergriff ihn eine Kleine, aber kräftige Hand am Arm. Der Drow drehte sich zu dem jenigen, der ihn gepackt hielt. "Da würde ich jetzt nicht rein gehen, Elf." sagte Bruenor Heldenhammer, achter und zehnter König von Mitril-Halle, zu seinem Freund. "Ich muss ihr bei stehen." Meinte der Drow knurrend und wollte weiter gehen, aber der Zwerg lies nicht locker. "Mein Mädchen würde dir den Kopf abreisen." Knurrte der Zwerg, dem die Schreie der Frau, fast das Herz zerrissen. "Genau." Stimmte ihm Regis, der Halbling zu. "Sie hat hat geflucht, als die Wehen schlimmer wurden." Hilflos sah der Dunkelelf zu der Tür. Wie konnte er nicht zu ihr gehen und ihre bei stehen? Da kam ein schnaubender und keuchender Wulfgar hinzu und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Regis kicherte, als er den großen Barbaren sah. "Bleib bessr hier, bis Delly es erlaubt." Sagte der Zwerg dann so sanft, wie es für ihn möglich war und lies seinen Drowfreund los. Drizzt sah noch einmal zur Tür und dann zu seinen treuen Freunden und Gefährten. Er nickte und setzte sich auf die Bank, die vor seinem Haus stand. Lange Zeit warteten sie. Nervös schritten Drow und Zwerg Seite an Seite im Kreis herum. Wulfgar und Regis sahen die beiden mitfühlend an. Der große Barbar konnte den werdenden Vater gut verstehen, da es ihm genau so ergangen war, als Delly vor mehr als zwei Jahren seinen Sohn Beon geboren hatte. "Beruhige dich, Drizzt." Sagte Wulfgar und lächelte aufmunternd. Der Drow sah ihn an und brachte ebenfalls ein schwaches Lächeln zu stande. Er nickte ihm stumm zu und drehte weiter seine Kreise, zusammen mit einem frustrierten Bruenor, bei dem man eher annahm, das er Vater wurde. Dann hörten die Schreie Catti-bries auf und alle Blicke wanderten zu dr immer noch verschlossenen Tür. Säuglingsgeschrei erklang. Drizzt wollte schon zu der Tür stürmen, aber da schrie Catti-brie erneut auf. Er bleib vor der Tür stehen und fürchtet um das Leben seiner geliebten Frau. Genau wie die anderen auch. "Lass mich durch, Elf!" knurrte Bruenor. Er wollte in das Haus stürmen, aber Wulfgar hielt ihn fest und hob ihn mühelos in die Luft. "Lass mich los, du Idiot!" herrschte Bruenor den Barbaren an, den das nicht störte. Dann erklang nochmals Säuglingsgeschrei. Und dann ging die Tür nur wenige Minuten später auf. Delly stand da. In jedem Arm ein Kind, das in Decken gehüllt waren. Drizzt sah erst die lächelnde Delly und dann die beiden Säuglinge an. "Es sind ein gesundes Mädchen und ein Gesunder Knabe." Sagte Delly lächelnd und ging zu Drizzt, der sich nicht richtig traute die Kinder an sich zu nehmen. Aber dann tat er es doch und wusste nicht, was er sagen wollte. Regis, Bruenor und Wulfgar waren sofort an seiner Seite. Der Drow strahlte und blickte zu seinen Freunden. Er war Vater von zwei gesunden Kindern. Sie hatten auch ebenholzfarbende Haut, nur etwas heller. Eindeutig seine Kinder. Aber ihm kam ein andere Gedanke. "Was ist mit Catti-brie?" fragte Drizzt besorgt. "Ihr geht er gut." sagte die Frau. "Sie wartet auf dich." Etwas nervös gab der Drow die Kinder Bruenor, der sofort noch beiter grinste, als er die Kinder sah. "Gutschi gutschi." Sagte dieser, was auf das Gesicht des Drow ein Lächeln zauberte. Langsam ging er in das Haus und in das nächste Zimmer, wo Catti-brie im Bett lag und die Augen geschlossen hatte. Er kniete sich neben ihr Bett und nahm ihre Hand. Die erschöpfte Frau öffnete die Augen und sah zu ihrem Liebsten hin. Er beugte sich zu ihr und küsste sie sanft auf die Lippen. "Wie geht es den beiden?" fragte Catti-brie. "Beide sind kerngesund." sagte der Drow und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. "Und wunderschön." Catti-brie kicherte und sah den Drow dann liebevoll an. Die beiden küssten sich noch einmal. Lachen und aufgeregtes Geschnatter drang an die Ohren der beiden und sie sahen zur Tür. Ein breit grinsender Bruenor, an desem Bart die beiden Kinder zogen, ein protestierender Regis, der auch mal die Kinder nehmen wollte und sich zwei umarmende Wulfgear und Delly traten in das Zimmer. Alle sahen sich an und dann die beiden Kinder. Wie wunderbar die Welt doch war, dachte Drizzt Do´Urden. Er hatte wunderbare Freunde, wie sie keiner hatte, eine wunderschöne und liebende Frau und zwei gesunde Kinder. Kapitel 1: Kapitel 1: Die Erben der Halle ----------------------------------------- "Oh je." Sagte Harkle Harpell, als er die Reaktion der vermischten Chemikalien sah, die sein junger Zauberlehrling, Zak Do´Urden, zusammen gemischt hatte. Der sechsjährige Halbdrow sah seinen Lehrer besorgt an. Und dann gab es einen großen Knall. Erschrocken richteten sich alle Blicke der Bewohner von Siedelstein auf den Turm des Zauberers. Qualm schoss aus den Fenstern des Turmes. Sofort ließen alle ihre Arbeit stehen und liegen und rannten dort hin. Vorne weg Wulfgar, der frustriert schnaubte, da er immer noch nicht glauben konnte, dass der schusselige Harkleder Dorfzauberer war. Obwohl der Barbar den Zauberer achtete, hatte er zugleich große Angst vor ihm. Schließlich hatte der Zauberer, und der Rest seiner Familie, die Angewohnheit irgenntwas in die Luft zu jagen oder sich in irgenntein Tier zu verwandeln. Plötzlich huschte eine schnelle, dunkle Gestallt an den großen Wulfgar vorbei. Es war Drizzt Do´Urden, auf dessen Gesicht Angst und Schrecken standen. Als sie am Turm ankamen, schwang die Tür auf und zwei kohlraben schwarze Gestallten standen vor ihnen, husteten und sahen die Leute verwirrt an. Drizzt rannte zu seinem Sohn und untersuchte ihn nach irgenntwelchen Verletzungen, fand aber, zu seiner Erleichterung, keine. "Das war eindeutig zu viel Schwefel, ja, ja." plapperte der verwirrte Harkle vor sich hin. Was ihm einen bösen Blick von dem besorgten Drow einbrachte. "Eindeutig zu viel. Ja, ja." "Geht es dir gut?" fragte der besorgte Drizzt, der nicht weiter auf den plappernden Zauberer achtete. "Ja." Sagte der grinsende Zak. "Ich habe nur ein Rezept verwechselt." Drizzt atmete erleichtert auf und brachte ein Lächeln zu stande. Obwohl Zak Do´Urden gerade mal sechs Winter alt war, zeigte der kleine Halbdrow ein reges Interesse an Magie und hatte seine Eltern auf Knien angefleht, bei Meister Harpell in die Lehre gehen zu dürfen. Der Gedanke, das Harkle ihren Sohn in den Künsten der Magie unterrichte, hatten Drizzt und Catti-brie nicht gefallen, besonders. Da sie befürchteten. Das ihr Junge genau so wie der schusselige Zauberer wurde oder sich selber in die Luft jagen würde. Aber dann hatten sie doch eingewilligt, als Zak Regis um Hilfe gebeten hatte und der mit ihnen geredet hatte. Die Leute um sie herum fingen an zu lachen, in das Drizzt und Zak ebenfalls einfielen. Außer Harkle, der immer noch versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Am späten Mittag saßen Drizzt und Wulfgar, an dessen Haus, zusammen und lachten immer noch, als sie sich an Zaks kleines Missgeschick dachten oder an den verdutzten Zauberer. Wulfgar wischte sich die Tränen, die durch das herzhafte Lachen entstanden waren, aus den Augen und kicherte. "Die beiden sind ein gutes Gespann." Sagte der Barbar, worauf Drizzt resigniert seufzte. "Wem sagst du das." Meinte der Drow lächelnd. "Manchmal glaube ich das Zak mehr Harpell als Do´Urden ist." "Zerbrech dir nicht den Kopf." sagte Wulfgar aufmunternd. "Dein Mädchen scheint da eher nach dir zu kommen." Drizzt nickte. Dalli kam wirklich nach ihm. Jedesmal, wenn der Drow seiner kleinen Tochter in die violetten Augen sah, die wie seine waren, erkannte er sich selber darin. Sie war genau so hartnäckig und stur und gab niemals auf. Aber sie hatte auch viel von Catti-brie geerbt. Ihre kastanienbraunen Haare, die gleichen schönen Gesichtszüge und diese magischwirkende Unschuld, die sogar Bruenor Heldenhammer zähmte "Dalli wird eine zweite Drizzt Do´Urden." Ries Wulfgars Stimme den Drow aus seinen gedanken. "Wer weis." Meinte Drizzt nur. Colson kam aus dem Haus und brachte den beiden je einen Becher Milch. "Danke." sagte Wulfgar und drückte das Mädchen herzlich. Drizzt nickte ihr lächelnd zu. "Immer doch, Papa." kicherte das Mädchen und befreite sich geschickt aus der Umarmung ihres Adoptivvaters. Sie strich sich das schulterlange Haar zurück. "Ich gehe mit den anderen zum Spielen." Wulfgar nickte kurz. "Einverstanden. Aber macht keinen Unsinn.Sonst wird Pwent euch beaufsichtigen müssen." Ein angeekelter Ausdruck huschte über das Gesicht des Mädchens, was weder der Barbar noch der Drow ihr übel nehmen konnte. Der wilde und ungewaschenste aller Schlachenwüter, Thribbeldorf Pwent hatte seinen Spaß, die Enkel seines Königs zu ärgern oder mit ihnen zu >spielen<. "Pass du auf meine Kinder auf." Bat Drizzt Colson noch. Das Mädchen nickte, drückte ihrem Vater noch einen Kuss auf die Wange und hüpfte unbeschwert davon. Die beiden Freunde sahen ihr noch nach, bis sie außer sicht war. Colson ging frohen Mutes den Weg entlang. Der sie in ein Wäldchen brachte, wo sie sich mit den Do´Urden-Zwillingen und Beon, ihrem Bruder, treffen wollte. Als sie nicht mehr allzu weit entfernt war, hörte sie schon, zwei ihr wohl bekannte, Stimmen. Dalli und Zak, die sich stritten. Seufzend legte das Mädchen die letzten Meter zurück und kam auf die Lichtung. "Nein!" rief Dalli. "Oh doch!" erwiderte Zak stur. Beon, der kleine Bruder Colsons, stand daneben und versuchte den Streit verzweifelt zu schlichten. "Warum streitet ihr?" fragte Colson und erhielt prompt die ganze Aufmerksamkeit. "Colson!" rief Beon überglücklich. "Sie streiten sich, was besser ist. Magie oder Schwert." "Schon wieder?" fragte sie, da sie es langsam satt war. "Ja!" meinte Zak stur. "Die Magie ist mächtiger als jedes Schwert." "Nein." beharrte Dalli. "Darf ich dran erinnern, wie oft Mama und Papa schon Zauberer besiegt haben? Soll ich die mal alle aufzählen?" Zak schnaubte und setzte sich trotzig auf den Boden. Colson sah zu ihrem Bruder, der nur mit den Schultern zuckte, da er nicht wusste, was er machen könnte. Dalli kicherte, da sie wieder einen Sieg über ihren kleinen Bruder ( mit einem Altersunterschied von fünf Minuten) errungen hatte. Colson schüttelte nur den Kopf. Sie ging zu dem kleinen Do´Urden und setzte sichneben ihn. Er sah sie fragend an. Sie beugte sich zu ihm und flüsterte dem Halbdrow-Knaben in das spitze Ohr: "Verzweifele nicht, Zak. Nicht mehr lange und du bist ein mächtiger Zauberer, wie Meister Harpell." Der Junge lächelte breit, als er daran dachte. Und er glaubte Colson. Dalli und Beon standen zusammen und kicherten, dabei machte Dalli Kussgereuche und umarmte sich selber. "Oh, meine Colson!" kicherte sie. "Oh, mein Zak." fiel Beon mit ein und lachten darauf wieder. Zak blähte die Wangen auf und funkelte die beiden böse an. Colson stand auf und drohte den beiden mit der Faust. "Ihr!" knurrte das Mädchen, worauf die beiden lachenden Kinder davon liefen. "Beon! Warte bis wir zu hause sind!" "Oh, meine Colson!" rief der kleine Barbar. "Heirate mich!" Zak sprang auf und sah zu Colson, die wusste, was er vor hatte. Beide rannten den andern nach. Beon hatten sie schnell gefunden du jetzt mussten sie nur noch Dalli finden, die jetzt den Schatten als ihren Verbündeten zu nutzen wusste, wie Drizzt Do´Urden selber. Schließlich fanden sie auch das Mädchen, das noch zu ungeduldig war. Lange konnten aber Zak und Colson auf ihre beiden Geschwister nicht böse sein und so spielten sie bis zum Sonnenuntergang. Als die Kinder dann zu ihren Eltern zurück kehren wollten, begegneten sie einer kleinen Gestallt, die, an einem Baum gelehnt, ein Nickerchen hielt. Die viel sahen sich an und grinsten wissend. Es war Regis, ihr lieber Onkel Knurrbauch. Dalli schlich zu ihm und kicherte, als sie ihm in den dicken Bauch piekste, worauf der Halbling sich murrend umdrehte. Wieder kicherte das Halbdrow-Mädchen und winkte die anderen heran. Die Bande würde sich einen kleinen Spaß mit dem armen Regis erlauben. Dalli sah zu Beon, der ihren Blick fragend erwiderte. Sie gestikulierte, dass der kleine Barbar ein Monster nach ahmen sollte. Der kleine Barbar verstand, beugte sich nah an Regis Ohr und stieß ein lautes "Roah!" aus. Regis riss erschrocken die Augen auf und sprang panisch auf, da er glaubte, von einem Monster im Schlaf überrascht worden zu sein. Aber da war kein Monster, nur vier ihm wohlbekannte Kinder, die sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten konnten. "Seit ihr des Wahnsinns?" fuhr der Halbling die Kinder an, deren Lachen nicht enden wollte. Dalli ging zu dem gutmütigen Halbling, umarmte ihn und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. "Ach, Onkel Knurrbauch." kicherte Dalli und sprach Regis mit dem Spitznamen an, den er einst von Bruenor selber bekommen hatte, an. "Es war nur ein Scherz. Verzeih uns doch." Regis murmelte etwas zur Erwiderung und sah die vier noch eine Zeit lang böse an. Aber seine Wut verschwand wieder. "Beim nächsten mal weckt ihr mich aber etwas sanfter." tadelte er die Kinder und lächelte. "Was treibt dich aus Großvaters Mine?" fragte der immer neugierige Zak. Jetzt finden die anderen Kinder sich auch an, diese Frage zu stellen und sahen den Halbling fragend an. "Ich musste mal wieder aus der stickigen Mine heraus." sagte Regis und beendete es mit einem Schulterzucken. "Du hast ärger mit Großvater!" riefen die Kinder im Chor und lachten auf, als der ertappte Habling sich den Kopf rieb. Die Kinder hatten Recht. Bruenor und Regis hatten sich mal wieder gestritten, wie des öfteren schon. Der Grund: Regis aß zuviel und wurde immer dicker. Dieses mal hatte Regis aber keine Lust auf unnötige Diskussionen und hatte Mithril-Halle verlassen, um eine Zeit lang in Siedelstein zu leben. Zusammen mit Regis, gingen die Kinder nun zurück, wo ihre Eltern auf sie warteten. Viele Tage später, saßen Drizzt, Catti-brie, die Zwillinge und Bruenor zusammen in der Küchestube ihres Hauses. Aufgeregt erzählte Zak über seine Lehre bei Harkle Harpell, wo Bruenor nur verständnislos den Kopf schütteln konnte, da er nicht besonders viel von dem trotteligen Zauberer hielt. Alle lachten auf, als Zak von dem letzten Experiment erzählte und mit "Bumm!" endete. "Geht euch waschen." sagte Catti-brie, als das Lachen langsam leiser wurde, zu ihren Kindern. Diese waren natürlich nicht davon angetan, schon ins Bett zu gehen und protestierend aufstöhnten. "Hört auf eure Mutter." sagte Drizzt. Die Zwillinge sahen ihren Vater schmollend an, dann ihren zwergischen Großvater. Der kicherte und sah zu seiner Tochter und dann zu seinem Freund und Schwiegersohn. Dann sah er wieder zu den Kindern, die auf seinen beistand hofften. "Hört besser auf eure Mutter." sagte auch Bruenor. Die Kinder sahen den Zwergenkönig ungläubig an. "Wenn ihr euch fertig macht, werde ich euch noch eine Geschichte erzählen. Und das wird eine wahrhaftig schöne werden." Dalli und Zak jubelten auf und drückten den alten Zwerg herzlich, worauf er natürlich knurrte und die kichernden Kinder davon scheuchte. Als er wieder zu seinen geliebten Freunden sah, schmunzelten die. "Närrischer Elf und närrisches Mädchen." Brummte der Bruenor, da er von den beiden ertappt worden war, wie er seine sanfte Seite offenbart hatte. "Was hältst du von Zaks Traum?" fragte Drizzt. "Was ich davon halte? Ich halte davon gar nichts." meinte Bruenor trocken, der, wie jeder Zwerg, nur was mit verzauberten Waffen anfangen konnte, als mit der Magie selber. "Der Junge sollte vernünftig werden und ein Krieger werden." fügte Bruenor hinzu. "Ein Krieger?" fragte Catti-brie. "Er ist zu sensibel, eine Waffe überhaupt in die Hand zu nehmen." "Er wird es lernen." erwiderte der Zwerg sofort. "Er lernt doch." Sagte Drizzt grinsend, wofür er von Bruenor einen fragenden Blick zu geworfen bekam. "Er lernt von unserem guten Harkle." "Genau." pflichtete Catti-brie ihrem Mann bei. "Pah! Er soll von dem Zauberheini, der immer eine Explosion verursacht, etwas lernen?" fragte der achte und zehnte König von Mithril-Halle, die beiden ungläubig. "Er sollte lernen, Goblins den Schädel zu spalten!" "Dir scheint der Gedanke nicht zu gefallen?" erkannte der Dunkelelf. "Wir reden hier von Harkle Harpell, der deinen Sohn und meinen Enkel, unterrichtet!" knurrte Bruenor und so war Drizzt und Catti-brie alles klar. Der Zwerg machte sich Sorgen um Zak und das Erbe der Gefährten der Halle. Bevor Drizzt was erwiedern konnte, erhob Cattie-brie ihre sanfte Stimme. "Warum nimmst du die Zwillinge nicht mit nach Mithril-Halle." Schlug sie vor. "Und zeigst ihnen die Halle Dumathion." Ein wissendes Lächeln trat auf das Antlitz des Drow, der die Hand seiner Frau sanft drückte, als dank, für ihren klugen Einfall. Bruenor verstand nicht, was seine Tochter damit meinte und das zeigte auch sein Gesicht deutlich. Als Catti-brie, mit einem Nicken zu Wand, deutet, begriff der Zwerg. Dort hing Taulmarin, der magische Bogen, den die Gefährten vor Jahren in der Halle Dumathion gefunden hatten. Bevor der Zwerg auch nur was sagen konnte, waren die Zwillinge wieder da und fielen ihren Großvater an. Sie zogen und zehrten den Zwerg hinter sich her, damit er ihnen die versprochene Geschichte erzählen konnte. Sie gingen durch die weit verzweigten Gänge von Mithril-Halle. Bruenor Heldenhammer hatte die Do´Urden-Zwillinge, auf geheis ihrer Eltern, mit genommen. Sein vorrangiges Ziel war es, Zak davon zu überzeugen, die Zauberlehre zu beenden und den Weg des Kriegers einzuschlagen. Catti-brie hatte vorgeschlagen dem Jungen die Halle Dumathion zu zeigen, in der all die wunderbaren und verzauberten Waffen der Heldenhammersippe aufbewahrt wurden. Da der Zwerg keinen Ärger mit der kleinen Dalli bekommen wollte, hatte er auch sie mitgenommen. Beide Kinder waren sehr aufgeregt, wie sie es immer waren, wenn sie nach Mithril-Halle kamen. Dieses mal waren die beiden aber noch aufgeregter, als gewöhnlich. Bruenor hatte ihnen gesagt, das er ihnen etwas zeigen wollte. Was wohl war, fragten sich die Zwillinge ununterbrochen. Der alte Zwerg hatte ihnen nichts verraten, worum es sich handelte. Dalli ging neben ihrem Großvater und zog an dessen Ärmel, worauf er sie ansah. "Wann sind wir da?" fragte das ungeduldige Mädchen schon x-mal. "Nur noch drei Biegungen." Sagte der Zwerg grinsend. Den alten Bruenor amüsierte es, dass diese beiden Kinder ihn so sehr an seine Catti-brie erinnerten. Sie hatten zwar mehr Ähnlichkeit mit Drizzt, aber sie hatten ebenso einen unschuldigen Charakter wie ihre Mutter. Die beiden Kinder wurden immer ungeduldiger. Als sie um die letzte Biegung kamen, erspähten die Zwillinge ein rießiges, reichlich verziertes Tor. Erstaunt rissen die Kinder die Augen auf. So ein prachtvolles Tor hatten sie noch nie gesehen. Überall all waren die Götter der Zwerge eingraviert. Die Kinder blickten zu Bruenor, der zu dem Tor ging. Zwei andere Zwerge grüssten ihren König und seine Enkel, als sie näher kamen. "Macht das Tor auf." Sagte der Zwergenkönig. Die Zwerge machten sich sofort dran und drückten die großen Torflügel. Nachdem das Tor offen stand, winkte Bruenor Dalli und Zak zu sich. "Kommt." sagte er. "Ich will euch was zeigen." "Was ist da drin?" fragte Zak, der ziemlich aufgeregt war. "Die schönsten Dinge, die jedes Herz höher schlagen läst!" schwärmet der Zwerg und ging voraus. Die Kinder folgten ihm. Und was sie da erblickten, lies tatsächlich ihre Herzen höher schlagen. Sie standen in einer gigantischen Höhlenkammer. Aber was die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich zog, waren unzählige Waffen und anderer magischer Gegenstände. Dallis Augen funkelten auf, was dem Zwerg natürlich auffiel. Er forderte sogar die Kinder auf, sich in der Kammer umzusehen. Dalli und Zak rannten los und sahen sich um. Zak sah sich die vielen Artefakte an, aber zeigte kein großes Interesse an den Waffen. Bruenor gefiel das nicht und es stimmte ihn missmutig. Er wollte schon die Kinder raus scheuchen, aber da sah er Dalli, die aufgeregt zu jeder Waffe hinlief und sie genau musterte. Der alte Zwerg grinste breit. Er ging langsam zu dem Mädchen und stellte sich zu ihr. Dalli stand an einem steinernen Tisch, auf dem ein wunderbar geschmiedetes Schwert lag. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie sah ihn lächelnd an. "Gefällt das dir?" fragte er. "Ja." sagte das Halbdrow-Mädchen aufgeregt. "Ein schönes Schwert, Opa." "Ich weis. Das ist eine Elfenklinge." erzählte der Zwerg. "Die hat mein Großvater von befreundeten Elfen geschenkt bekommen, als dank, dass wir mit ihnen gegen eine Bande Orks gekämpft hatten." "Wow." staunte das Mädchen und griff nach dem Schwert. Sie hielt inne und sah zu ihrem Großvater, der sie nur anlächelte. "Nimm sie ruhig." Ermutigte der Zwerg sie. Das Mädchen nahm die Waffe und nahm sie von dem Tisch. Das Schwert war ungewöhnlich leicht, merkte die kleine Halbdrow und schwang es sogar ein zweimal. Sie betrachtet die lange Kline, mit den vielen eingravierten Feengestallten. Zak kam hinzu und musterte das Schwert ebenfalls. "Opa. Wenn ich groß bin, darf ich das Schwert haben?" fragte Dalli, die großes Gefallen an dem Schwert gefunden hatte. "Wenn du eine gute Schwertkämpferin bist, dann schenk ich die Klinge dir gerne." Sagte der Zwerg und strich ihr über den Kopf. "Oh ja." Sagte Dalli begeistert. "Ich werde sogar bessert als Papa!" Bruenor lachte und zweifelte keineswegs daran, das Dalli ihr Versprechen halten würde. Er tächelte noch mal ihren Kopf. "Und ich werde ein besserer Zauberer, als Meister Harkle." verkündete Zak. "Oh ja!" rief Bruenor. "Ein viel besserer als der." Der Zwerg wuschelte mit seiner Hand durch das weiße Haar des Knaben, der vergnügt kicherte. Er konnte wirklich nur hoffen, das Zak ein besserer Magier wurde, als Harkle. Schließlich wollte er sich nicht immer vor einer Explosion in Acht nehmen, wenn Zak in seiner Nähe war. Weit im Norden, im Grat der Welt, lag einst das prachtvolle Fürstentum Adlerstein. Nun jetzt ist es nur noch eine öde Gegend, wo sich kaum einer freiwillig hinbegibt. Überall eingefallene Hütten, Scheunen und Felder. Das einzige, was dort noch stand, war die Burg Adlerstein, eine prächtige Festung, wenn auch schon recht herunter gekommen. Sie wurde auch die Geisterfeste genannt, weil man sich erzählte, dass dort die Untoten ihr Unwesen trieben. Und damit hatten sie nicht ganz Unrecht. Tatsächlich wanderten Untote und Zombies durch die Gewölbe der Burg. Aber sie dienten alle einem Mann, einem mächtigen Magier. Vergil von Adlerstein. Der Magier lebe allein auf der Burg, die einst seinen Eltern gehör hatte. Er lebte nur mit seinen untoten Dienern zusammen und holte sich nur gelegentlich Lebende ins Haus. Und dann auch nur für ein grausiges Ritual. Der Magier war schon über dreihundertfünfundvierzig Winter alt, was man ihm nicht ansah, da er immer noch sein jugendliches Äußeres hatte. Obwohl er noch sehr lebendig aussah, zeugten seine blauen Augen, einst zu glänzend und voller Lebensfreude, vom Gegenteil. Sie waren leer und tot, wie sie Augen seiner faulenden Diener. Vergil schritt durch einen langen Gang seiner weitläufigen Festung. Er fühlte sich wieder schwach, seine Hände zitterten und seine Haut war aschfahl. Er öffnete die Tür zu seiner Ritualskammer, einem großen Raum, in dessen Mitte ein Pentagramm aufgezeichnet war. Und in der Mitte des magischen Kreises befand sich eine tiefe Ausbuchtung, in der ein goldener Saphir eingelassen war. Atemlos ließ sich der Magier vor dem Saphir auf die Knie fallen. Er keuchte und schwitzte, vor Anstrengung. "Mein Leben." keuchte er den Saphir an. "Es ist bedroht." Der Saphir leuchtet auf, als ob er seinen Herren verstanden hätte. Der Magier wirkte einen Zauber, mit dem er einen Untoten herbei rief. "Bring mir einen meiner Lebensspender." sagte der Magier, worauf der Untote sofort davon schlürfte. Ein nervöses Knurren kam über die Lippen des Magiers. In solchen Momenten fragte er sich immer wieder, warum er sich zumindest keine Goblin- oder Orksklaven hielt. Diese würden nicht so langsam sein, wie die wandelnden Leichen des Magiers. Den Gedanken verwarf er aber wieder. Diese Kreaturen, alle Lebenden, waren untreue Hunde, ermahnte sich der Magier wieder. Alle seine einst lebenden Diener und das Volk von Adlerstein, hatte das Fürstentum verlassen, als der Magier mit seinen Experimenten, den Tod zu überlisten, begonnen hatte und Menschen dafür geopfert hatte. Der Untote und drei andere brachen einen vor Angst schreienden Mann in das Zimmer. "Gnade!" schrie der Mann immer wieder. Der Magier reagierte nicht, sonder flüsterte einen Zauber. Die Untoten brachten den Mann in das Pentagramm. An der Stelle, wo der hilflose Mann stand, wurde der Boden flüssig und der Mann versank bis zu seinen Fußknöcheln darin. "Nein!" kreischte der Mann panisch. "Bitte last Gnade walten, Herr!" "Schweig!" herrschte Vergil ihn an. "Noch ein Wort und meine Diener werden sich an dir laben dürfen." Der Mann sah sofort die regungslos da stehen Zombies an. Der Gedanke verpasste dem Mann einen Dämpfer. Vergil beachtet ihn nicht mehr, sondern stimmte einen Zaubergesang an. Er stellte sich über den goldenen Saphir und riss die Hände empor. Sein Gesang wurde schneller und schneller. Dann beugte sich der Magier zu dem Saphir, der begonnen hatte zu leuchten, wie die Sonne selber, und holte diesen aus seiner Ausbuchtung heraus. Vergil hob den Saphir wieder nach oben und beschwor die Kräfte des Artefakts. Das machte er über viele Minuten hinweg, bis der Saphir so sehr leuchtet, dass die Augen Vergils anfingen zu schmerzen und er sie zu kneifen musste. Vorsichtig legte der Magier den leuchtenden Stein zurück in die Ausbuchtung zurück. Dann zog der Magier ein kleines Messer aus dem weiten Ärmel seiner Robe und ging zu dem Mann hinüber, der komplett verstummt war. "Sein Leben," sang Vergil, während er dem Mann das Messer in die Brust rammte, "gegen für das meine." Er zog das Messer aus der Brust des vor Schmerzen keuchenden Mannes und hob es sich vors Gesicht. Der Mann sah ihn verängstigt an. Vergil ergötzte sich daran und leckte genüsslich von dem Messer etwas Blut ab, worauf andere Mann ihn angewidert ansah. Vergil ging zurück zu dem Saphir und kniete sich vor ihn. Dann hielt er das Blutverschmierte Messer über den Saphir und wartet geduldig. Nach langem Warten, tropfte endlich etwas Blut auf den Saphir. Ein Strahl schoss auf den entsetzten Mann zu, der aufschrie. Vergil breitete lachend die Arme aus. Der Strahl traff Vergils schreiendes Opfer. Der Mann wurde aschfahl, wie Vergil es selber war und saugte ihm das Leben aus. Der Strahl lies von dem Mann ab und schoss af Vergil zu. Mit voller Wucht traf er den Zauberer und riss ihn von den Beinen. Die Lebensenergie strömte in den Köper des Magiers. Sein Gesicht bekam wieder eine gesunde Färbung. Der Strahl verlosch bald darauf und das grelle Licht des goldenen Saphirs verlosch allmählich. Vergil stand langsam auf und ging zu dem Spiegel, den er in der Kammer aufstellen gelassen hatte und bewunderte seine neue Jugend. Er grinste zufrieden. Dieses mal hatten seine Untoten ihm ein starkes Opfer ausgewählt. Er blickte zu dem toten Mann, der immer noch im Stein gefangen war. Mit einem magischen Wink seiner Hand befreite er die Leiche, die sofort zu Boden fiel. "Nehmt ihn euch." Sagte er zu seinen untoten Lakaien. "Ihr hab euch sein Fleisch verdient." Die Untoten verzogen keine Miene und schleiften den Mann weg. Sie würden ihn auf den Hof bringen und dort die Leiche auf brutalste Weise verzehren, wusste Vergil. Aber es scherte ihn nicht. Schließlich würden die Untoten etwas Griebs aufbringen und die Reste weg wischen. Vergil kicherte. Er hatte Hunger bekommen. Guenhwyver rannte geschwind über Stock und Stein. Der Panther von der Astrahlebene, groß und schön, war auf der Jagd nach einer ganz speziellen Beute. Sie war klein und hatte ebenholzfarbende Haut. Drizzt hatte den Panther gerufen, damit Dalli mit ihm spielen konnten. Zumindest glaubte sie das. Der Drow hatte mit Bruenor kurz nach dessen Rückkehr gesprochen. Er war erstaunt darüber, was Dalli sich vorgenommen hatte. Deshlab hatte er beschlossen sie heimlich zu trainieren, um ihr bei der Erfüllung ihres Traumes zu helfen. Und der Panther war auch bereit, seinen Teil dazu beizutragen. Guenhwyver hatte das kleine Halbdrow-Mädchen längst gefunden. Dalli versteckte sich hinter einem schattigen Baum. Der große Panther kauerte sich nieder und sah sich überall einmal um. Dalli hatten ihn nicht bemerkt und kicherte unbeschwert, da sie dachte, das perfekte Versteck gefunden zu haben. Als sie noch einmal raus lugte, sprang der Panther. Dalli schrie erschrocken auf, als die dreihundert Pfund Panther ihr entgegen sprangen. Sie stolperte und fiel auf ihr Hinterteil. Guenhwyver stand über dem Mädchen und knurrte. Dann aber fing er an ihr über das Gesicht zu lecken, worauf das Mädchen kicherte. "Guen!" kicherte se und versuchte den Pantherkopf weg zu drücken. "Lass das! Das kitzelt!" Der Panther schnurrte nur und setzte das Geschlecke fort. In den sechs Jahren, seit der Geburt der Zwillinge, hatte der Panther einen Narren an den beiden gefressen. Die Kinder waren ihm genau so lieb, wie Drizzt und seine Gefährten und der Panther hatte jeden Besuch auf der materialen Ebene damit verbracht, mit den Kindern zumindest etwas herum zu tollen. "Guen!" rief Dalli noch einmal kichernd und schaffte es etwas Guenhwyver von sich weg zu drücken. Sie stand auf und streichelte den starken Hals des Panthers. "Gute, treue Guen." Der Panther schmiegte seinen Kopf an das Mädchen und schnurrte. "Da seit ihr also." Rief eine Stimme. Dalli und Guen sahen in die Richtung, wo die Stimme herkam und erblickten Drizzt, der lässig an einem Baum gelehnt da stand. "Guen hat mich schon wieder gefunden." sagte Dalli. "Sie findet mich immer." Drizzt ging zu seinem Mädchen und kniete sich neben sie hin. "Guen hat eben eine feine Nase und bessere Sinne, als wir." erklärte Drizzt und tächelte den Panther. "Da muss ich mir mühe, mich vor Guen besser verstecken zu können." meinte Dalli kichernd. "Sehr viel Mühe." Sagte ihr Vater lächelnd. "Komm. Wir müssen zurück. Deine Mutter hat sich schon das Essen fertig. Und wir wollen doch auch noch was davon haben, bevor Regis seine nächste Portion verlangt." Beide lachten und Guen brüllte. Ja, der gute Regis war immer erst zufrieden, wenn er mindestens drei gute Mahlzeiten hatte. Zusammen gingen Vater und Tochter zurück ins Dorf. "Papa." Fragte Dalli, während sie den Weg entlang gingen. "Wie lange hast du gebraucht, ein Schwertkämpfer zu werden?" Drizzt sah seine Tochter neugierig an. "Viele Jahre. Warum fragst du mich das?" "Weil ich auch eine Schwertkämpferin werden will." erklärte Dalli aufgeregt. "Ich will genau so gut sein wie du!" "Eine Rivalin für Drizzt Do´Urden." kicherte Drizzt. Mit einem Griff und etwas Schwung, hatte er Dalli sich auf die Schultern gesetzt. Das Mädchen hielt sich an der Stirn ihres Vaters fest und kicherte immer noch. "Ja, genau!" rief Dalli. "Ich werde berühmter sein als du! Berühmter als Drizzt Do´Urden, Bezwinger von Drachen, Riesen, Zauberern und Trollen!" Der Drow glaubte ihr. Er wusste nicht warum, aber Dalli hatte eine Ausstrahlung, die jeden magisch anzog. Drizzt hatte es früher mit Catti-brie verglichen, sogar mit sich, aber er war zu der Erkenntnis gekommen, dass das Mädchen seine ganz eigene Ausstrahlung besaß. Vielleicht lag es an der Mischung, dachte der Dunkelelf. Die Mischung des Blutes und des Erbes. Aber darauf konnte er sich selber keine richtige Antwort geben. Die Zeit würde ihm die Antwort geben. Wenige Wochen später feierte man Geburtstag der Do´Urden-Zwillinge. Es waren viele gekommen. Darunter die Felsenschulter-Brüder, Verwandte von Harkle Harpell, Pwent, Elfen, Zwerge aus der Gegend, Vertreter von Silbrigmond und Nesme und viele andere. Bruenor und die Zwerge aus Mithril-Halle waren noch nicht da, dafür aber Regis, der sich mehrfach für ihr Fehlen entschuldigte und dann aufs Essen stürzte. Drizzt und Wulfgar sahen dem Treiben der Familie Harpell zu, die sich um Zak geschart hatte und ihm alles Gute wünschte und sie vor dem guten Harkle warnten, der sich natürlich beschwerte. Catti-brie und Delly sahen zu ihren Männern und machten sich etwas über sie lustig, als sie Geschichten austauschten. Die Kinder lachten und spielten. Der wilde Pwent rutschte auf den Knien einem bestimmten Mitglied der Harpell-Familie hinterher und flehte diesen an, ihn zu beißen, was einige der Leute natürlich nicht verstanden. Ein gutmütiger Pikel zeigte den Kindern Druidentricks und spielte mit ihnen auch, was des Bruder zum Schnauben brachte und sagen lies, das es sich für einen normalen Zwerg nicht geziem, so einen Blödsinn zu machen. Aber dann hielt er still, als Biddeboo, dicht verfolgt von Pwent, an ihm vorbei kam. Und endlich kam Bruenor mit seinen Zwergen und brachte den Zwillingen reichlich Geschenke. Für Zak alles, was er brauchte, um ein Zauberere zu werden und für Dalli Trainingsgeräte und Waldläuferkleider in ihrer Größe, damit auch sie ihren Traum erfülle konnte. Die Kinder sprangen dem alten Zwerg an den Hals, was sein herz erwärmte, auch das aller, die sie dabei beobachten. Verlegen schnaubte der Zwerg und scheucht die Kinder weg, und alle lachten herzhaft. Kapitel 2: Kapitel 2: Die Zeit vergeht -------------------------------------- Viele Jahre waren vergangen. Siedelstein war gewachsen und hatte neue Bewohner angelockt. Regis wurde von den Leuten zum Bürgermeister ernannt und machte seine Arbeit sehr gut, wie seine Freunde erkannten. Leider wurde dabei sein Bauch wieder dicker, worüber Bruenor jedes Mal meckerte. Der Zwergenkönig selber war in den Jahren nicht so gemütlich geworden, wie sein Halblingfreund. Er hatte sich um die Hallen seiner Väter gut gekümmert und die Zwergenzahl war gestiegen. Wulfgar und seine Familie waren zurück ins Eiswindtal gegangen. Dort hatte der mächtige Barbar die Allianz zwischen den Barbarenstämmen und den Menschen von Zehn-Städte wieder gefestigt. Danach war er aber zurückgekehrt, reiste aber gelegentlich wieder dorthin. Drizzt und Catti-brie waren in Siedelstein geblieben und waren durch die Wälder gestreift, um Monster zu vertreiben. Aber was war mit ihren Kindern? Beon war zu einem großen, starken Mann heran gewachsen, wie sein Vater. Er hatte auch stählerne Muskeln, die er sich bei der Arbeit in den Zwergenminen von Mithril-Halle angearbeitet hatte. Er wurde von seinem Vater zu einem wahren Krieger ausgebildet. Vater und Sohn traten oft gegen einander an, um ihre Kräfte zu messen, wo der junge Beon von seinem Vater noch recht häufig besiegt wurde. Die kleine Colson war zu einer schönen und starken Frau heran gewachsen. Sie war der Traum jedes Barbaren im Eiswindtal gewesen, bevor sie zurückgekommen war. Sie hatte auch die Kunst des Kampfes erlernt, dabei sich aber Drizzt als Lehrmeister genommen. Sie war recht gut darin, mit dem Stab und dem Bogen zu kämpfen, was ihr auch ihr Vater sagte. Dalli war, wie ihr Vater, eine Waldläuferin geworden. Sie hatte zusammen mit ihrem Vater, Guenhwyver und Colson trainiert. Ihrem Vater war sie dennoch nicht gewachsen, aber ihrem Großvater. Von Bruenor Heldenhammer hatte sie, als sie Sechzehn wurde, die Elfenklinge bekommen, die sie als Mädchen in der Halle Dumathion, gesehen hatte. Zudem schwang sie eine zweite Klinge, die sie von einem Zwerg namens Brom Breitschulter geschenkt bekommen hatte und der ihr ein treuer Freund war. Was den kleinen Zak betrifft. Er wurde von Harkle Harpell zu einem guten Zauberer ausgebildet. Er hatte seinen Meister schnell an Wissen und Fähigkeiten eingeholt und war nach Silbrigmond gegangen, wo er den Magier Graubart als neuen Lehrmeister angenommen hatte. Wahrhaftig konnte man behaupten, dass der Halbdrow etwas aus sich gemacht hatte, aber dennoch hatte er sich noch keiner der vielen Magiergilden der Reiche angeschlossen. Er hatte sich entschlossen, zurück nach Siedelstein zu gehen. Dort waren er und Harkle zusammen die Dorfzauberer geworden. Dalli Do´Urden und Brom Breitschulter näherten sich Schritt für Schritt dem Lager der Ork-Banditen. Auf einer Anhöhe konnten sie die Kreaturen erspähen. Sie hatten sich in der Nähe von Siedelstein niedergelassen und schienen einen Überfall auf das Dorf zu planen. "Wie viele zählst du?" fragte der blondbärtige Brom und schob seine große Nase über die Anhöhe. Dallis Augen flogen einmal über das Lager. "Ich zähle Zwanzig." sagte die Halbdrow. "Sie haben sicher Wachposten aufgestellt." "Lass sie." kicherte der Zwerg schadenfroh. "Wir werden sie dennoch besiegen." Dalli nickte zustimmend. "Sind gerade mal genug für uns da." pflichtete sie zu. Ihr Begleiter grinste breit und schlich, so leise wie es für einen Zwerg mit voller Kampfausrüstung war, die Anhöhe entlang. Dalli folgte ihm leichtfüßig, wobei sie kein einziges Geräusch verursachte. Beide zogen ihre Waffen, Brom seine zweischneidige Streitaxt und Dalli die feine Elfenklinge und das Schwert, das Brom ihr gemacht hatte, und schlichen weiter, wobei sie ihre Umgebung genau im Blick behielten. Sie erreichten eine gute Stelle, von der aus sie einen Überraschungsangriff auf die Orks starten konnten. Die Kreaturen hatten sie noch nicht bemerkt, wie Dalli erkannte und sicher auch noch nicht Beon und Colson, die sich von der anderen Seite aus näherten. Der Blick der Halbdrow schweifte in alle Richtungen. Sie erblickte Beon auf der rechten Flanke, der gerade einen toten Ork leise zu Boden gehen lies und Colson auf der linken Flanke, die sich hinter einem Baum versteckt hielt und ihren Bogen bereits in der Hand hatte. Zufrieden nickend beugte sich die Halbdrow etwas vor und späte in die umliegenden Gebüsche. Sicher hielten sich dort Orks versteckt. Sollten sie nur. Dalli hob einen kleinen Stein auf und warf ihn ins Lager der Kreaturen. Fünf von ihnen sahen sofort in die Richtung, wo der Stein gelandet war. Dies war das Zeichen für Colson. Sie spannte ihren Bogen und lies die Sehne schwingen. Ein Pfeil flog durch die Luft ins Lager der Ork. Als dieser dann dort verschwand, heulte ein Kreatur Schmerzgepeinigt auf. Colson schoss mehr Pfeile ab und ein reges Chaos brach bei den stinkenden Orks aus. Die Orks schafften es, etwas Ordnung in ihre Reihen zu bringen. Einige der Kreaturen wappneten sich mit Schilden und rückten gegen Colson vor. Doch von der anderen Seite erklang der Ruf "Tempus!" und Beon kam aus seinem Versteck geprescht, mit Schwert und Kriegshammer gewappnet. Zwei Bluthungrige Orks sprangen ihm entgegen. Beide stießen mit ihren primitiven Speeren zu, die der Barbar problemlos weg schlagen konnte. Beons Schwert schwang herum und sauste auf den Linken nieder, der vergeblich versuchte, mit seinem Speer, das Schwert abzuwehren. Metall fraß sich durch Holz und dann in Fleisch. Bevor der Ork zu Boden ging, war er schon tot. Der andere Ork knurrte und wollte die scheinbare Hilflosigkeit des Barbaren ausnutzen, aber er hatte den Hammer vergessen. Das sollte er nie wieder tun. Der Hammer wehrte den Speer ab und zerschmetterte diesen mit dem nächsten Schlag in der Mitte. Entsetzt warf der Ork die zerstörte Waffe von sich und wollte fliehen, aber der Hammer kam angeflogen und zertrümmerte ihm den Schädel. Brom hüpfte ungeduldig von einem Bein auf das andere. Ihm gefiel nicht, das Beon und Colson ihren Spaß hatten, während der Zwerg warten musste. Dalli sah ihren Freund an und legte ihm beruhigend die zarte Hand auf die breiten Schultern. "Geduld." sagte sie. "Wir werden auch noch zu unserem Kampf kommen." "Meinst du?" fragte Brom säuerlich. Er deutet auf Beon, der bereits den fünften Ork, mit seinem Schwert und seinem Hammer, den Gar aus machte. Dalli lächelte mitfühlend. "Warte noch einen Moment." bat sie Brom, der widerstrebend nickte. Die Pfeile sausten weiter durch die Luft und töteten Orks. Schwert und Hammer wirbelten herum und nahmen Ork das Leben. Als die Kreaturen sich langsam zur Flucht entschieden, gab Dalli dem Zwerg ein Zeichen und gemeinsam rannten sie los. Voller Freude auf einen guten Kampf, stürzte sich Brom auf eine Dreiergruppe Orks. Seine Axt köpfte den ersten und raubte dem zweiten ein Bein. Der dritte wand sich von diesem fürchterlichen Zwerg ab und rannte davon, mitten in die Arme Dallis, die ihn mit ihren Schwertern bereits erwartete. Der Ork kreischte auf, als er die Halbdrow sah und blieb zitternd stehen. Er war mindestens einen Kopf größer und hatte eine gewaltige Axt dabei, aber er schien schon von Drow oder von dem Ruf der Do´Urdens gehört zu haben. Dalli kümmerte sich nicht weiter um die Kreatur, da Brom schreiend an kam und seine Axt schwang. Der Ork drehte sich um und versuchte sein Glück mit dem Zwerg. Dalli grinste nur und trat zwei anderen Kreaturen entgegen. Beide knurrten und griffen mit ihren Schwertern an. Dalli wich den Schlägen geschickt aus, setzte aber noch keine eigenen Schläge an. Einer der Orks kam noch näher und versuchte sogar nach der Halbdrow zu greifen, die seine Entscheidung, mit einem Stich in die Hand, schnell bereuen lies. Jetzt kam sie in einem Tanz ihrer beiden Schwerter auf die Orks zu, die hastig ihre Angriffe abwehrten. Ihre Elfenklinge schoss vor und bohrte sich tief in den Bauch des Orks, dem sie bereits in die Hand gestochen hatte. Die Kreatur heulte auf und ging zu Boden, wo sie sich die Wunde hielt und sich vor Schmerzen wand. Der Andere grunzte und griff an, zumindest versuchte er dies. Dallis Zwergenklinge wehrte sein Schwert ab. Mit der Elfenklinge schlug Dalli zu und stach in die Schulter der Kreatur, aber die knurrte nur. Mit der Zwergenklinge hielt Dalli den Ork auf Abstand, während sie wieder und wieder mit der Elfenklinge zu stach. Nun endlich wurden die Augen des Orks blass und er kippe keuchend um. Dalli eilte weiter und kümmerte sich um diese Kreatur nicht weiter. Es gab noch genug zu tun. Bald war der Boden vom Blut vieler Orks getränkt. Die vier Freunde hatten über dreiviertel der Ork-Banditen niedergestreckt und den Rest davon gejagt. Brom stolzierte durch das Lager der Orks und suchte nach Überlebenden, die er mit einem Hieb seiner Axt zur Strecke brachte. Beon, Dalli und Colson standen zusammen und beobachten ihn dabei und lachten jedes Mal, wenn der Zwerg anfing zu murren, wenn er kein Opfer fand. Dabei verband Colson ihrem Bruder einen der muskulösen Arme, wo ein Ork ihm eine Wunde beigebracht hatte. Seine Schwester machte den Verband fest und begutachtet ihr Werk. "Es hält." sagte sie zu ihrem Bruder. "Du solltest besser aufpassen." spöttelte Brom, der zu den andern zurückkam. "Beschaff dir ne gute Rüstung. Dann passiert dir so was nicht mehr." "Ich brauche so was nicht." sagte Beon stolz. "Mein Vater trug keine und dessen Vater trug keine. Das ist schon seit Generationen bei uns so gewesen." "Pah!" rief der Zwerg und klopfte sich auf seine solide Rüstung. "Und wie..." Den Satz brachte er nicht mehr zu ende, da Dalli schon bei ihm war und die Hand auf dessen Schulter gelegt hatte, um ihn vor einem nahenden Streit mit Beon ab zu raten. Das geschah schon ziemlich oft. Und das nur, weil Brom Beon jedes Mal versuchte klar zu machen, wie praktisch eine Rüstung war. "Wenn ihr beiden anfangt zu streiten, dann werde ich kein Wort mehr mit euch wechseln." drohte Colson und wand sich ab. Beon und Brom sahen sich an und schluckten. "Wir doch nicht." erklang es im Chor von den beiden. Alle mussten lachen. Es war ein ehrliches und herzhaftes Lachen, was nicht mehr jeder Mensch (oder in Broms Fall ein Zwerg) vermochte. Sie rafften ihre Sachen und machten sich auf dem Rückweg. Aus der Ferne konnte man das Grabfeuer sehen, das die Gefährten entfacht hatten, um die sterblichen Überreste der Orks verschwinden zu lassen. Vergil saß in seinem gemütlichen Sessel und sah in das Feuer seines Kamins, das er geschürt hatte. Das Kaminzimmer von Burg Adlerstein war der behaglichste Platz im ganzen Fürstentum und spendete wohltuende Wärme. Der Magier konnte sich glücklich schatzen, dass er enorme Schätze in den Jahren gehortet hatte und ein mächtiger Hexer war, der über Leben und Tod herrschen konnte. Aber dennoch fühlte er sich leer. Vergil besaß so viel, dennoch hatte er so wenig. Es fehlte ihm etwas, erkannte der Magier, etwas, was er vor dreihundert Jahren verloren hatte. Gefühle. Mit verschränkten Händen starrte er in das Feuer, das anmutig im Kamin tanzte. Dennoch sah er sie nicht. Sein Blick lag in weiter Ferne. Der Magier überlegte lange. Sehr lange. Schließlich erkannte er, was für ein Gefühl in plackte. Einsamkeit. Das letzte mal, als Vergil sich ruhig mit einem lebenden Wesen unterhalten hatte, musste ebenfalls dreihundert Jahre her sein. Damals waren es noch seine Dienstboten gewesen, bevor Vergil sie gegen seine untoten Diener ersetzt hatte. "Sollte ich wieder in die Lande ziehen und den Worten eines anderen lauschen?" fragte er laut, wobei er wusste, das ihn niemand hören konnte. Niemand lebendes zumindest. "Oder soll ich einen meiner Sklaven holen, der mir von sich erzählt? Nein! Diese dummen Bauern würden nur um Gnade flehen!" brüllte der Magier und sprang aus seinem Sessel. "Sie haben zu viel Angst! Das sollen sie auch! Sie alle sollen die Macht des großen Vergil von Adlerstein fürchten!" Gestärkt durch seine eigenen Worte, setzte Vergil sich wieder. Aber seine Laune verschlechterte sich wieder und wieder fühlte er sich alleine. Alleine! "Nein!" knurrte er. "Ich will nicht noch drei Jahrhunderte alleine durch die leere Burg gehen! Ich will nicht immer die hässlichen Fratzen meiner verwesenden Diener sehen! Ich will mit anderen reden und mein Wissen erweitern. Und neue Zauber studieren." Begeistert von seinen Worten stürmte Vergil aus dem Kaminzimmer auf den Gang. Schnellen Schrittes ging der Magier in sein Studienzimmer. Die Bücher, die dort in unzähligen Regalen standen, waren das Wissen, das er in all den Jahren zusammen getragen hatte und sein wertvollster Besitz. Seinen dummen Zombies verweigerte der Magier den Zutritt. Nur er alleine durfte es getreten! Der Magier ging zu einem Pult, auf dem ein großes Buch ruhte. In diesem Buch waren alle Bücher verzeichnet, die Vergil besaß und es waren nicht wenige. Vergil ging Seite für Seite durch, bis er den Titel des Buches fand, das er benötigte. Er machte einige Bewegungen mit seiner Hand. "Buch "Magische Reisen", komm zu mir." flüsterte der Magier immer wieder und wieder. Aus einem der Regale schwebt das gewünschte Buch herbei und Vergil konnte es einfach aus der Luft angeln. Mit dem Buch ging er zu seinem großen Schreibtisch und schlug es auf. Er blätterte in dem Buch, bis er den Zauber gefunden hatte, denn er jetzt brauchte. Schnell fand er ihn. Nur zweimal las er die magische Formel des Zaubers und kannte sie in und auswendig, eine Gabe, die ihm während seiner Studien des Todes sehr geholfen hatte. "Und bald wird Vergil von Adlerstein wieder in die Lande hinaus ziehen." kicherte der Magier. Und wieder hörte ihn keiner. Dalli sah in späten Abendhimmel. Sie bewunderte den Glanz der Sterne. Dieses Mal saß sie alleine auf dem Hügel, wo sonst immer Drizzt Do´Urden den Himmel bestaunt hatte. Er und Catti-brie waren zusammen nach Tiefwasser gegangen, um einen befreundeten Kapitän zu besuchen. Und Zak? Er war wieder in Silbrigmond, bei einem Treffen von Zauberern und Magiern. Wahrscheinlich tauschten sie wieder neue Zauber aus. Dalli hatte ihr Kinn auf ihre Hände gestützt und träumte. Sie träumte von großen Abenteuern, wie die ihre Eltern und deren Freunde sie erlebt hatten. Piratenjagd an der Schwertküste, mit Deudemont. Einen Kampf auf Leben und Tod mit einem Drachen oder einem Tana´ri. Einen Zweikampf mit einem ebenbürtigen Gegner, wie Artemis Entreri! Ja! Das wären Abenteuer nach ihrem Geschmack, dachte Dalli und lächelte, wenn sie daran dachte. Wie sehr sie sich nach einem solchen Leben sehnte, voller Abenteuer und Gefahren. Wo hinter jeder Ecke ein Monster lauern konnte. Die junge Halbdrow seufzte, als sie daran dachte, wie sehr ihre Eltern und besonders Bruenor sie vermissen würden. Und sie würde sicher ihre Freunde vermissen. Den gute Brom, ihren lieben und treuen Kameraden. Colson, mit der sie so wunderbar reden konnte. Beon, der ihr eben so treu zur Seite steht, wie Brom. Und ihren Bruder, mit dem sie sich so gut ergänzte, wie mit sonst keinen. Was würde er wohl sagen, wenn er irgendwann nach hause käme und sie wäre weg? Würde es ihm überhaupt auffallen? Das fragte sich Dalli immer öfter. Der junge Halbdrow hatte sich vollkommen in seine Studien vertieft. Nur Harkle hatte ihn des Öfteren gesehen, da Zak in dessen Turm lebte. Dalli war so sehr in ihre eigenen Gedanken vertieft, das sie nicht merkte, dass sich jemand ihr von hinten näherte. Zwei Behandschuhte Hände schlossen sich um ihre Augen. Erschrocken griff Dalli nach den Händen. Aber ihr Schock verflog sofort wieder. Wenn es ein Monster wäre, hätte es sie sofort getötet. Es musste einer ihrer Freunde sein. "Wen haben wir denn da?" fragte eine bekannte Stimme. "Warum so alleine hier oben?" "Keiner leistet mir Gesellschaft." erwiderte Dalli kichernd. "Wie gemein." sagte die Stimme schmunzelnd. Die Hände wurden von den Augen der jungen Halbdrow genommen und sie drehte sich um. Zak kniete hinter ihr und lächelte. Beide schlossen sich herzlich in die Arme. Dalli löste die Umarmung und sah sich ihren Bruder genau an. Er trug einen blauen Umhang, sicher magisch, dachte Dalli, die ihren Bruder nur zu gut kannte. Darunter hatte er einfache Reisekleider und ein feste Paar Reisestiefel. Und sicher waren auch die magisch! "Bruder." begrüßte sie Zak. "Was treibt dich zurück? Ich dachte, du besuchst ein Treffen der Magier von Silbrigmond." "Das habe ich auch." sagte ihr Bruder. "Aber nur für einen Tag. Es waren zu wenige gekommen." Mit einem entteuchten Seufzer ließ er sich neben Dalli auf den Boden nieder. "In Luskan soll ein Zauberer einen beeindruckenden Golem zur Schau stellen." sagte Zak nicht all zu begeistert. Dalli kicherte. "Magst du keine Golems?" fragte sie. "Dumme Kreaturen." sagte Zak. "Sind nicht besonders als Diener geeignet. Vielleicht als Soldaten, aber nicht als Diener." Dalli musste wieder kichern. Ihr Bruder fand das nicht besonders amüsant, da er über Thema sprach, das ihm sehr ernst war. Na gut, dachte er dann. Sie versteht nichts von der Zaubererzunft. Und das war auch besser so, entscheid er für sich. "Wo sind Mutter und Vater?" fragte er dann. "Sie sind nach Tiefwasser. Einen Freund besuchen." sagte Dalli. Sie merkte, dass sich ihr Bruder immer noch umsah. Wenn suchte er denn noch? "Suchst du was?" fragte Dalli sofort. Zak sah sie an und lächelte verlegen. "Ach. Ich habe mich nur umgesehen." log der junge Magier, erkannte Dalli sofort. Sie lächelte wissend. Er hielt Ausschau nach Colson. Es war ihr schon viel früher aufgefallen, das Zak in Colsons der Nähe immer etwas nervös wurde. Und er sah sie meistens immer nur an, auch wenn er sich mit anderen unterhielt. Wobei seine Gedanken immer wo anders zu sein schienen. "Wo ist dein Anhängsel?" fragte Zak misstraurig. "Brom?" wollte Dalli wissen. Zak nickte. "Er ist in Mithril-Halle. Seine Eltern besuchen. Er wollte aber morgen wieder da sein." Zak schnaubte nur. Er hatte sich mit dem Zwerg nicht so gut anfreunden können, wie seine Schwester und stritt oft mit ihm. Beide funkelten sich immer an, wenn sie zusammen waren und nur Dalli konnte verhindern, das der eine dem anderen an den Hals sprang. Dalli sah ihn wieder an und lächelte. "Warum besuchst du nicht Colson?" fragte sie nun breit grinsend. Zak riss die Augen auf, räusperte sich dann einmal. "Das mach ich morgen." sagte Zak mit stotteriger Stimme. "Warum fragst du?" "Nur so." meinte Dalli kichernd. Zaks ebenholzfarbendes Gesicht nahm eine leichte Röte an, die Dalli sogar mit ihrer Inferrotsehfähigkeit erkennen konnte. Ach ja. Es tat gut, sich mit dem Bruder zu unterhalten, sogar, wenn er stotternd versuchte, seine Gefühle zu leugnen, dachte Dalli und lachte, als sie ihren Bruder dabei zuhörte, der vergeblich darum bemüht war, seine Fassung zu bewahren. "Heben!" rief Wulfgar zu Beon. Der junge Barbar spannte seine Muskeln an. Er und sein Vater stemmten den Baumstamm hoch. Zusammen trugen sie ihn zum Rand des Weges und ließen ihn dort fallen. Das hatten sie schon den ganzen Tag über gemacht. In der letzten Nacht war ein Sturm überraschend über Siedelstein hinweg gefegt und hatte einige Bäume entwurzelt. Nun waren die Bewohner damit beschäftigt diese zu entfernen und Reparaturen an ihren Häusern durch zu führen. Beon setzte sich auf einen Stein am Wegrand und wischte sich die schweißgetränkte Stirn, mit einem Tuch ab. "Wie viele sind es noch?" fragte er seinen Vater, der sich genüsslich streckte. "Nicht mehr viele." sagte Wulfgar und setzte sich zu seinem Sohn. "Wir schaffen das heute alles schon." Darauf antwortet Beon nicht. Er sah seinen Vater nur an und schüttelte den Kopf. Statt Baumstämme zu schleppen, würde er lieber mit seinen Freunden hinaus in die Welt ziehen und Abenteuer, wie sein Vater und dessen Freunde erleben. Dieser Gedanke erregte den jungen Mann. Er stellte sich oft vor gegen eine Bande Riesen ins Feld zu ziehen und sie mit seinen Waffen zu besiegen. Beon erwachte aber aus seinen Tagtraum, als Wulfgar ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gab. "Träum nicht, Junge." sagte Wulfgar. "Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns." "Ja." murrte Beon und rieb sich den Hinterkopf. Er folgte seinem Vater und bald schleppten sie wieder Baumstämme aus dem Weg. Delly und Colson saßen zusammen im Haus und flickten die Sachen der beiden Barbaren, während diese draußen im Wald den Dorfbewohnern zur Hand gingen. Colson seufzte und lies das Flickzeug auf ihren Schoss sinken. Delly sah sie an und runzelte fragend die Stirn. "Was hast du?" fragte ihre Mutter und legte ebenfalls die Arbeit nieder. Colson sah ihre Mutter an. "Es ist nichts." meinte sie und fing wieder mit der Arbeit an. Nicht ganz überzeugt, legte ihre Mutter der jungen Frau die Hand auf die ihre. "Es stimmt doch was nicht." erkannte die Frau. "Vor mir kannst du nichts verbergen. Erzähl es mir." "Ach, Mama." sagte Colson seufzend und drehte sich zu ihr. "Ich fühle mich so leer. Ich weis, dass die Arbeit hier gut und richtig ist, aber es reicht mir einfach nicht. Mich zieht es in die Ferne. Ich will andere Länder sehen, andere Menschen kennen lernen, gegen bösgesinnte Wesen kämpfen!" Delly hörte der jungen Frau aufmerksam zu und erkannte etwas von Wulfgar und sich in ihr. Sie lächelte, als Colson weiter erzählte. "Es ist ein Gefühl, das ich nicht zu beschreiben vermag." erzählte Colson weiter. "Ich vergleich es mit Sehnsucht. Nicht nur ich, sondern auch Beon und Dalli plagt dies. Wir sind wohl nicht dafür geschaffen ein ruhiges Leben zu führen." "Ich verstehe dich vollkommen." sagte Delly und drückte Colsons Schulter. "Du bist im Geiste wie dein Vater. Warum glaubst du, dass er so oft ins Eiswindtal reist? Er sehnt sich auch nach dem Leben auf der Straße, wie du und dein Bruder. Und so geht es auch seinen Freunden. Ihr seid die Kinder von berühmten Helden des Nordens. Ihr habt ihr Verlangen nach Aufregung und Abenteuer geerbt." Colson sah ihre Mutter neugierig an. So hatte sie Delly seit ihrer frühsten Kindheit nicht mehr reden hören, zu Zeiten, wo es ihrem Vater schwer fiel, seine Familie zu verlassen und einem Abenteuer nach zu rennen. Und sie wusste, was Delly ihr klar machen wollte. Nehme dein Schicksal in die Hand und folge ihm! Colson lächelte ihre Mutter dankend an und umarmte sie. Delly erwiderte die Umarmung, löste sie aber schnell und schob Colson auf Armeslänge von sich. Sie betrachtet diese junge und wunderschöne Frau. Sie war nicht ihre leibliche Tochter, aber sie liebte sie trotzdem über alles. "Mein Mädchen." sagte die ältere Frau dann. "Mach das, was dein Herz dir sagt. Vertraue ihm, so wie ich es einst getan habe, als dein Vater mich gefragt hat, ob ich ihn begleiten wolle." "Ja." erwiderte Colson aufgeregt. "Ich werde dem Ruf meines Herzen folgen." Mehr als überrascht starrte Zak Colson an, als sie ihm ihren Entschluss mitgeteilt hatte. "Du willst von hier weg?" fragte er noch einmal, um sicher zu gehen, dass ihn seine Ohren keinen Streich gespielt hatten. Die junge Frau nickte lächelnd. "Ja." sagte sie. "Ich will was von der Welt sehen." "Die Welt?" fragte Zak immer noch ungläubig. "Nicht nur." gab Colson dann zu. "Ich sehne mich nach Abenteuer, wie unsere Eltern sie erlebt hatten." Der Halbdrow sah die junge Frau neugierig an. Er betrachtet sie genau. Sie trug ein langes Kleid, das aber ihre weiblichen Kurven gut betonte. Sie lehnet an einem Baum der sich auf dem Lieblingsplatz der beiden befand, einer großen Wiese, auf der ein Meer von Blumen zurzeit wuchs. Er strich sich nachdenklich über das Kinn und sah sie weiterhin an. Colson legte ihren Kopf leicht schräg und musterte ihren schwarzhäutigen Freund ebenfalls. Sie wollte wisse, was Zak davon hielt. Die Meinung des jungen Mannes war ihr besonders wichtig, ja, sogar wichtiger als die ihrer Eltern. Es verstrich ein langer Moment, bis Zak wieder seine Stimme erhob. "Das ist ein wagemutiger Wunsch." sagte der Halbdrow, worauf ihn Colson verwirrt ansah. "Ich meine, du alleine in die weite Welt hinaus. Ist das nicht etwas leichtfertig?" Colson kichert, als sie seinen besorgten Unterton hörte. "Machst du dir sorgen?" fragte das Mädchen listig und wanderte langsam um den jungen Mann herum. Dabei drehte sich Zak mit, um ihr schönes Gesicht weiter im Auge zu behalten. "Wenn du dich so sehr um mich sorgst, dann begleite mich einfach." schlug sie dann vor. Und wieder rieb sich der Halbdrow nachdenklich das Kinn. "Glaubst du, dass ich mir Sorgen um dich mache?" fragte Zak und grinste schräg. "Wenn das so ist," erwiderte Colson mit gespielten Ärger, "dann fragte ich eben Dalli, Beon, oder sogar Brom, ob sie mit mir kommen." Zak schnaubte, als Colson von dem Zwerg sprach. Als Colson dann gehen wollte, hielt er sie am Arm fest und drehte sie zu sich herum. Ihr Blick traf den seinen. Beide erröteten. Sie verharrten lange so, bis sich ihre Gesichter einander langsam näherten. Die beiden zogen sich wie Magneten an, schon seit fast drei Jahren. Sie hegten eine tiefe Zuneigung zu einander. Aber sie hatten sich bis her noch nicht getraut dem anderen seine Gefühle zu gestehen, obwohl sie beide wussten, dass sie sich nicht abweisen würden. Ihre Gesichter näherten sich einander immer weiter, bis sich beinahe ihre Lippen trafen. Bevor ihre Lippen sich dennoch trafen, hörten sie das Schnauben eines Pferdes und drehten sich in die Richtung. Harkle Harpell kam mit seinem merkwürdigen Pferd, das zur Hälfte Frosch war, über die Wiese geritten. Er grüßte die beiden und verschwand mit einem weiten Sprung seines Reittiers und einem überraschten "Aaahh!" im Wald. Die beiden jungen Leute konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Ihr Gelächter wurde noch lauter, als Harkle, mit seinem Ross, aus dem Wald gesprungen kam, dabei wieder panisch "Aaahh!" rief und weiter nach Siedelstein sprang und auch das erschrockene Aufschreien einiger Dörfler zu hören war. Das Lachen tat den beiden gut. Als sie sich dann wieder ansahen, wussten sie nicht, was sie sagen sollten. Verlegen wendeten sie ihre Blicke von einander ab, wobei in ihren Gesichtern eine leichte Röte entstand. Zak und Colson nahmen wieder Blickkontakt auf, schwiegen aber weiterhin. Colson nahm ihren ganzen Mut zusammen und trat ganz nah an den jungen Mann heran. Sie streckte sich zu ihm hoch und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange, wand sich dann von ihm ab und rannte zurück nach Siedelstein. Zak sah ihr noch nach, als Colson schon längst im Wald verschwunden war. Dabei strich er sich über die Wange, auf die sie ihn geküsst hatte. Ein Lächeln trat auf sein gut aussehendes Gesicht. Wie sehr er doch für sie empfand! Nein. Wie sehr er sie doch liebte! Aber er dachte wieder über ihre Worte nach, dass sie in die Welt hinaus ziehen wollte. Seine Gedanken fingen an sich im Kreis zu drehen. Was sollte er tun? Sich wieder mit seinen Studien befassen und Colson ziehen lassen oder sich ihr anschließen und mit ihr zusammen die Geheimnisse der Welt ergründen? Zak wusste es nicht. Der Hexenmeister sah sich verwundert um, als er die Ausmaße der Zerstörung betrachtete, die sein Reisezauber verursacht hatte. Er war von Adlerstein bis weit nach Süd-Osten auf den Schwingen des Windes gereist. Nun stand er in Mitten eines zerstörten Wäldchens. Bäume waren entwurzelt, Tiere und andere Wesen, wie Orks oder Goblins, lagen tot unter Gestrüpp oder Bäumen begraben. Vergil grinste boshaft, als er verletzten Ork betrachtete, der versuchte, sich unter dem Baumstamm heraus zu stemmen. Aber die arme Kreatur war zu schwach. Er schaffte es einfach nicht mehr. Der Magier trat zu dem Ork, der anfing verängstigt zu wimmern. "Sag mir, Ork." begann der Magier gefühllos zu fragen. "Wo bin ich hier?" "Felbar!" kreischte die Kreatur panisch und versuchte sich vor dem Magier in Sicherheit zu bringen, obwohl das nicht möglich war. "Felbar." murmelte Vergil nachdenklich. Vor vielen Jahrzehnten, hatte er die Zwergenfeste schon einmal besucht. Aber es hatte ihm da zu sehr nach Zwerg gestunken und er hatte die Festung schnell hinter sich gelassen. Der Ork kreischte immer noch. Der Magier warf ihm einen bösartigen Blick zu. Ihn nervte das Gewinsel dieser Kreatur. Leise murmelte der Hexenmeister einen Zauber und beschwor einen gleißenden Blitz, der in den Ork schoss und ihn bis zur Unkenntlichkeit verbrannte. Der Magier war sehr weit von seiner Heimat entfernt, was ihn aber nicht störte. Soweit er wusste, lag in der Nähe Silbrigmond. Dort würde er hingehen und sich erholen. Und vielleicht sich mit den Sterblichen unterhalten. Am späten Abend saßen Dalli, Zak, Colson, Beon, Brom und sogar Regis, der alte Halbling, zusammen in der Küchenstube der Do´Urdens. Colson hatte nun allen von ihrem Vorhaben unterrichtet, bis auf ihre Eltern, Bruenor Heldenhammer und die Eltern der Zwillinge. Regis hatten sie als ihren Vertrauten hinzu gezogen. Aber der Halbling hatte ihnen immer wieder gesagt, dass Catti-brie ihn übel durch die Mangel nehmen würde, wenn sie zurück käme und ihre Kinder seinen verschwunden. Natürlich hatte Zak ihm einen Zauber angeboten, der die Schmerzen durch die Schläge seiner Mutter mildern konnte, was den armen Regis nicht sonderlich beruhigt hatte. Nun wurde darüber diskutiert, wo sie hin wollten. "Ich sage, wir gehen nach Mirbar." schlug Brom vor. Der Zwerg war vor vielen Jahren zusammen mit seinen Eltern von dort fort gegangen, nachdem ein hoch angesehener Zwerg, Torgar Hammerschlag, dort eingesperrt wurde, weil er Bruenor Heldenhammer folgen wollte. Nun wollte er selbst wieder dorthin und seinen alten Freunden Hallo sagen. "Nein danke." meinte Beon. "Die Leute dort werden Dalli und Zak nie in ihre Stadt lassen und uns auch nicht, da wir die Enkel von Bruenor Heldenhammer sind. Ich will gerne nach Tiefwasser und das weite Meer sehen." Darauf nickte der Zwerg und Dalli. "Aber dort sind doch Drizzt und Catti-brie." wand Colson ein. "Wie wäre es mit dem Grat der Welt?" Die anderen sahen sie an und überlegten und redeten weiter. Immer neue Vorschläge wurden gebracht und immer neue Einwände erhoben. Zak und Regis hielten sich da heraus und lauschten nur ihren Freunden. Der junge Halbdrow überlegte immer noch, ob er überhaupt mit reisen sollte. Sein Blick wanderte immer wieder auf Colson, die so energisch darum focht, ein Ziel für ihre erste Reise, ohne ihre Eltern, zu finden und fest zu legen. Er musste immer wieder an dem Moment denken, als er und sie sich beinah geküsst hätten, bevor Meister Harkle auftauchte und alles verdorben hatte. Regis, der neben ihm saß, bemerkte seinen inneren Konflikt und stupste ihn kaum merklich an. Zak sah zu ihm. "Du scheinst unein mit dir selbst zu sein." grinste Regis. "Es ist nichts, Onkel." erwiderte der Halbdrow-Mann nur und zuckte mit den Achseln. "Aha." kicherte der Halbling. "Komm mal mit." Regis sprang von seinem Stuhl und entschuldigte sich. Zusammen mit Zak ging er vor die Tür. Als der Halbdrow die Tür hinter sich schloss, sah Regis ihn sofort an. "Du weist nicht, was du tun sollst." sagte der Halbling sofort zu Zaks Überraschung. "Was ich tun soll?" fragte ein verwirrter Zak. "Was meinst du damit?" "Du weist nicht, ob du deine Freunde begleiten sollst oder hier bleiben sollst." stellte Regis fest. "Ich bin vielleicht ein dicker Halbling und ein ehemaliger Gauner, aber ich kann hervorragend in Gesichtern lesen." Der Halbling grinste gerissen und setzte sich etwas mühsam auf die Bank, die an der Hauswand stand. Er kramte seine Pfeife heraus und versuchte sie zu entzünden. Zak setzte sich neben ihn und murmelte einen Zauber, der den Pfeifentabak entzündete. Dankbar nickte der Halbling und paffte gemütlich und lächelnd vor sich hin. "Ich weis nicht, was ich tun soll." seufzte Zak und setzte sich zu dem Halbling. Regis sah ihn nur aus dem Augenwinkel an und kicherte, aber Zak war zu sehr in seinen Gedanken gefangen, um ihn zu hören. "Zum einen drängt mich mein Verstand hier zu bleiben und meine Studien fort zusetzen. Aber mein Herz rät mir Colson, öhm, die anderen zu begleiten." Als Regis den Versprecher Zaks bemerkte, kicherte er wissend. Der junge Halbdrow sah verlegen zu dem Halbling. "Also so ist das." erkannte der Halbling kichernd. "Es geht dir um das Mädchen." "Bitte sag ihr nichts." bat Zak den Halbling verzweifelt. "Ich wird mich hüten." sagte der Halbling und strich durch das ergraute Haar. "Das sollte sie besser von dir erfahren. Und außerdem scheint es mir so, das sie dich auch unheimlich gern mag. Also halt dich ran. Sonst kommt ein anderer und schnappt sie dir vor der Nase weg" Zak nickte nur. Er überlegte schon lange, wie er es am Besten Colson sagen konnte. Vor nicht zu langer Zeit hätten sie es sich beinahe mit einem Kuss gestanden. Aber da kam ja leider was dazwischen, dachte der Halbdrow säuerlich. Regis klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. "Ich rate dir, deinem Herzen zu folgen." gab Regis dem jungen Mann den Rat. "Deinem Vater hat es doch auch nicht geschadet." Zak nickte. Das hatte es wirklich nicht. Sein Vater war immer seinem Herzen gefolgt und hatte so wunderbare Freunde gefunden, wie sie sich jeder nur wünschen konnte. Mit diesen Freunden hatte er so viele Abenteuer erlebt. Dann hatte Drizzt auch Catti-brie geheiratet, obwohl er wusste, dass sie nicht ewig leben würde. Dalli kam heraus und sah die beiden fragend an. "Wollt ihr nun wieder rein kommen?" fragte sie. Beide nickten erst sich und dann der Halbdrow zu, die nicht ganz verstand, was das zu bedeuten hatte. Er hatte sich entschieden. Kapitel 3: Überraschende Begegnung ---------------------------------- Dalli war an diesem Abend in ihrem Zimmer und packte alles zusammen, was sie für die lange Reise nach Silbrigmond für wichtig hielt. Die Freunde hatten beschlossen in die mächtige Stadt der Herrin Alustiel zu reisen. Eigentlich war es Zaks Idee gewesen, der gemeint hatte, dass es das Vernünftigste wäre, erst einmal dort zu beginnen. Von Silbrigmond aus wollten sie ihr nächstes Ziel auswählen. Natürlich hatten Brom und Beon das nicht besonders toll gefunden und sich anfangs noch stur gestellt. Aber Dalli und Colson hatten die beiden etwas bezirzt, worauf sie doch zugestimmt hatten. Dalli packte ihren Rucksack fertig. Sie sah sich in dem kleinen Zimmer um, was so viele Jahre ihr Heim gewesen war. Ihr fiel es jetzt schwer Leb wohl zu sagen. Ihre Eltern würden sicher tot unglücklich sein, wenn sie zurück kamen und keiner war dar, der sie begrüßte. Den Gedanken musste sie verdrängen. Schließlich wollte die junge Frau nicht ihr ganzes Leben hier verbringen. Sie wollte ein aufregendes Leben führen, so wie ihre Eltern einst. Sie sah zu den zwei Schwertern, die sie auf ihrem Bett liegen hatte. Das wunderbare Elfenschwert, mit seinen unzähligen Verziehrungen und seiner scharfen Klinge und die Zwergenklinge, die ihr der gute Brom gemacht hatte und die ebenso felsenhart wie ein Zwerg war. Sie strich mit ihren zarten Fingern über beide Klingen und lächelte, als sie ihre glatten Oberflächen berührte und feststellte, dass die Zwergenklinge an Schärfe gewonnen hatte. Sie nahm ihren Waffengürtel und legte ihn sich um die schmale Taille. Dann nahm Dalli ihre Schwerter behutsam in die Hände und schob sie in die Schwertscheiden. Mit einem schnellen Griff hatte sie ihren grünen und schweren Umhang und zog ihn sich über. Mit ihrem Rucksack verließ die junge Frau ihr Zimmer und trat in die Küchenstube, in der noch vor zwei Tagen darüber entschieden wurde, wohin sie gingen. Und wieder musste Dalli sich umsehen. Ihr flogen so viele Erinnerungen durch den Kopf, als sie mitten in der Stube stand. So viele schöne Kindheitserinnerungen. Sie sah aus dem Fenster. Draußen war schon finsterste Nacht. Es war Mucksmäuschen still. Aber dann hörte die junge Frau ein verdächtiges Geräusch. Schwere Stiefel, erkannte sie und sie wusste auch, wem diese gehörten. Brom Breitschulter marschierte mit schwerem Gepäck durch die Straßen des Dorfes und verursachte dabei einen ziemlichen Krach. Gelegentlich ging eine Kerze in einer der Hütten an und jemand sah draußen nach dem Rechten. Der Zwerg war aber zumindest Klever genug, sich nicht entdecken zu lassen. Zielstrebig ging er weiter und fluchte leise darüber, dass er und seine Freunde mitten in der Nacht das Dorf verlassen mussten. Am Haus der Do´Urdens angekommen, sah sich Brom noch einmal um und klopfte leise an die Tür. Als er sich noch einmal umsah, ging die Tür auf und Dalli kam heraus. „Bereit?“ fragte der Zwerg. „Wie noch nie.“ flüsterte die Halbdrow. Zusammen schlichen sie aus dem Dorf, wobei sie am Turm von Harkle Harpell vorbei kamen, wo sich Zak ihnen anschloss. Zu dritt verließen sie Siedelstein. Ihr Treffpunkt war die große Wiese, auf der sich gelegentlich Colson und Zak immer alleine trafen. Beon und Colson waren schon längst da und hatten sich in einem Gebüsch versteckt gehalten. Dalli, Zak und Brom kamen zu ihnen. „Dann last uns gehen.“ sagte Beon und schulterte seinen Rucksack. Die anderen merkten, wie ungeduldig der junge Barbar war. Aber ihnen ging es nicht besser (bis auf Zak, der schon oft in andere Städte gezogen war). Sie waren ebenfalls darauf erpicht, die große weite Welt endlich zu sehen und seine vielen Wunder zu bestaunen. Was würden sie wohl alles erleben? fragten sich alle. Wo würde sie ihr Weg hin führen? Würden sie neue Freunde oder auch Feinde treffen? „Lasst uns endlich aufbrechen.“ murrte Brom. „Ich will nicht die ganze Nacht hier herum stehen.“ Die anderen Freunde grinsten und nickten dann. Zu fünft ging sie los. Raus in die Weite Welt. Sie wussten noch nicht, dass sie bald auf einen mächtigen Feind stoßen sollten. Vergil ging durch den verlassen wirkenden Wald. Bisher war ihm noch keiner begegnet. Nicht einmal eins der wilden Tiere. Sie mieden ihn, da an dem verfluchten Hexenmeister der Geruch des Todes heftete und das wusste Vergil auch selber. Alle haben Angst vor mir, dachte er. So ging der Magier weiter seines Weges. Immer darauf erpicht nach Silbrigmond zu kommen. Er wollte unbedingt wieder unter Menschen sein. Zu viel Zeit war vergangen, seit er mit einem anderen Magier oder einer Magierin Zauber ausgetauscht hatte. Der Gedanke daran, ließ ihn an seine Jugend zurück denken, als er mit seiner Lehre begonnen hatte. Er hatte damals einen mächtigen Zauberer als Meister gehabt. An seinen Namen konnte er sich nur zu gut erinnern. Immous, der Alte. Der alte Mann hatte ihm alles beigebracht, was er selber wusste. Es war eine schöne Zeit gewesen. Vergil und der Alte waren oft in die Welt gezogen und hatten sogar schon gegen einen Drachen, einem großen Schwarzen gekämpft. Der alte Immous hatte auch mit dem Tod experimentiert, was den jungen Vergil schon damals sehr interessiert hatte. Aber sein Meister hatte ihn nicht in seine Studien eingeweiht. Deshalb hatte Vergil alleine und heimlich den tückischen Tod studiert. Er hatte wirklich nur wenig gelernt. Als der alte Magier ihn aus der Lehre entlassen hatte, reiste der junge Magier zurück in seine Heimat. Erpicht darauf seine Eltern endlich wieder zu sehen, reiste er sogar mit Reisezaubern, die er selber beschworen hatte. Als er dann in Adlerstein ankam und auf die Burg seiner Eltern kam, fand er seine geliebten Eltern nicht. Er fragte die Diener, aber die beteuerten nur ihr Mitleid. Sie waren tot! Der Schock saß tief. Vergil konnte über zwei Monate nicht mit anderen reden. Er saß nur tatenlos in seinem Zimmer und starrte ins Leere. Aber eines Tages sah er auf, nahm seine Sachen und zog in die Welt, um ein Mittel gegen den Tod zu finden. Der junge Vergil fand neue Lehrmeister und wurde älter. Er lernte viel über den Tod. Mehr als je ein Vernunftbegabtes Wesen vor ihm gelernt hatte. Viele Jahre später, Vergil war ein alter Mann, lernte er einen Nekromaten kennen. Er lernte auch von ihm. Eines Tages beobachtet der alte Vergil den Magier dabei, wie er sich das Leben eines anderen Wesens zu nutze machte. Mit Hilfe eines goldenen Saphirs! Vergil sprach den alten Nekromaten darauf an. Der wies ihn aber zurück. Vegil wurde wütend und erschlug den Alten. Er bereute seine Tat nicht im geringsten, nein, er hatte es sogar genossen. Er studierte die alten Bücher des Nekromaten und lernte, wie der Saphir verwendet werden konnte. Der alte Vergil kehrte nach Adlerstein zurück, wo er wieder die Herrschaft über das Fürstentum an sich riss und seinen damaligen Vertreter als erstes das Leben aussaugte. Ihm folgten noch viele andere. Langsam erkannten die Bewohner des Fürstentums, das sie der Tod erwarten würde, wenn sie dort blieben. Alle flüchteten. Nur wenige wurden von den Untoten, die Vergil zu seinen Dienern gemacht hatte, wieder eingefangen und in den Kerker gesperrt. Vergil lachte boshaft, als er daran dachte. Aber jetzt wollte er nicht wieder alleine sein. Er wollte mit anderen reden, die keine angst vor ihm hatten. Und so ging er weiter und weiter. Nach Silbrigmond. Die fünf Gefährten wanderten bis in die Nacht hinein. Sie schlugen ihr Lager in einem kleinen Wäldchen auf. Während Zak und Colson im Lager blieben, suchten Beon und Brom Feuerholz für das Feuer und Dalli sah sich etwas in der Gegend um. Colson saß auf einem umgestürzten Baumstamm und sah Zak dabei zu, wie er das Lagerfeuer entfachte. Der Halbdrow sah zufrieden zu seiner Freundin, als das Feuer brannte. Er legte noch zwei Holzscheitel aufs Feuer und ging zu ihr. Er setzte sich neben sie. Colson legte den Kopf schräg und sah ihn neugierig an. Der Halbdrow erwiderte ihren Blick. Sein Blick schweifte einmal über das Lager, bevor er wieder mit ihr Blickkontakt aufnahm. „Warum bist du mit gekommen?“ fragte Colson Zak unvorbereitet. „Warum?“ fragte er sie. Colson nickte. „Ich folge meinem Herzen.“ „Du auch?“ fragte die junge Frau und lächelte. Überrascht sah Zak sie an. „Hast du auch einen Rat bekommen?“ Colson nickte. „Von meiner Mutter. Und wer hat dir geraten, deinem Herzen zu folgen?“ „Regis.“ sagte der Halbdrow-Magier. Beide mussten lachen. „Mir scheint es fast so, als ob Mutter und Regis sich zusammen unter einer Decke stecken.“ meinet Colson lächelnd. Zak nickte und sah die junge Frau an. Ihre Augen trafen die seine und wieder schwiegen sie. Es war keins dieser unangenehmen Schweigen. Ganz im Gegenteil. Dieses war sehr angenehm für die beiden. Sie musterten sich gegenseitig und warteten darauf, was der andere tat. Sie sahen sich nur an und dachten über den anderen nach, was er wohl gerade dachte. Das taten sie so lange, bis Brom und Beon ins Lager zurückkamen. Der Zwerg fluchte die ganze Zeit über. Fragend sahen Zak und Colson den Barbaren an. „Goblins.“ sagte Beon. „Wir haben eine kleine Bande gesehen. Als sie uns erblickten, waren sie sofort auf der Flucht.“ „Ich hatte nicht einmal Zeit meine Axt zu ziehen!“ beschwerte sich Brom Breitschulter und stampfte zum Lagerfeuer hin. Beon sah die beiden anderen an und zuckte mit den Achseln, folgte dann aber dem Zwerg. Am späten Abend saßen alle Gefährten zusammen und aßen von dem Eintopf, den Colson gemacht hatte. Dalli berichtet ebenfalls von der Goblinbande, worauf Brom schnaubte. Später hielt Zak wache, während die anderen schliefen. Sein Blick verharrte immer zu auf Colson, die so friedlich in ihre Decke gehüllt war und schlief. Er konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen. Er dachte über sich und diese Frau nach, die er schon sein ganzes Leben über kannte, mit der er durch den Wald getollt war, als sie noch Kinder waren. Warum hatte er sich gerade in sie verliebt und nicht in eine andere? Woran lag das? fragte sich der Halbdrow immer und immer wieder. Er hätte sich in eine andere verlieben können. Eine Elfe oder eine Zauberinnen aus Silbrigmond oder sogar Luskan, die er dort kennen gelernt hatte. Warum gerade in Colson? Lag es daran, das sie sich seit klein auf kannten? Lag es daran, dass die beiden sich so gut verstanden? Lag es daran, dass ihre Schönheit ihn anzog, wie jeden anderen Mann? Lag es daran, dass sie mit ihrer Familie über drei Jahre lang im Eiswindtal gelebt hatte und sie so lange getrennt waren? Diese und viele andere Fragen gingen dem jungen Halbdrow durch den Kopf. Die ganze Nacht über flogen ihm Gedanken über Colson und sich durch den Kopf. Sogar als er Beon weckte und sich schlafen legte. Er konnte nur an sie denken. Die Gefährten reisten weiter nach Silbrigmond. Die Reise verlief Ereignislos, was dem guten Brom überhaupt nicht gefiel. Immer wieder schimpfte er darüber, was seinen Freunden ziemlich auf die Nerven ging, bis auf Dalli. Sie amüsierte sich darüber und stimmte oft dem blonden Zwerg zu, dass ruhig etwas mehr geschehen könnte. Seit ihrem Aufbruch von Siedelstein waren bereits vier Tage vergangen. Sie gingen am Rauvin entlang und folgten seinem Strom. Auf der gegenüberliegenden Flussseite, glaubten die Gefährten das Ewige Moor zu sehen, das auch als Trollmoor bekannt war. Am vierten Tag ihrer Reise legten die Gefährten eine Rast ein. Zak sah sich noch einmal die Landkarte an, um sicher zu gehen, dass sie sich auch noch auf dem richtigen Weg befanden. Colson und Dalli waren zum Flussufer gegangen, das sich etwas abseits ihres Lagers befand. Brom schlief gemütlich, während Beon in den Wald gegangen war, um etwas zu jagen. Zak sah zu dem schnarchenden Zwerg und grinste, als sich einige Eichhörnchen und Vögel auf ihm nieder ließen. Er bewunderte den tiefen Schlaf des Zwerges. Sicher konnte nicht mal ein Riese ihn wecken, dachte Zak bei sich. Der Halbdrow stand auf und legte die Karte zurück in seinen Rucksack. Er sah noch einmal zu dem Zwerg und ging. Er wollte mal nach den Frauen sehen, also ging er zum Flussufer. Am Ufer saßen Colson und Dalli und redeten zusammen. Hinter einem Gebüsch blieb der Magier stehen und sah zu ihnen rüber. Die beiden Frauen hatten fast ihre ganze Ausrüstung und ihre Kleider abgelegt. Beide trugen nur noch Hemd und Hose. Sie hatten ihre Füße ins Wasser gestreckt und genossen die angenehme Kühle. Die jungen Frauen unterhielten sich über irgendwas, Zak konnte aber nicht verstehen worüber. Er dachte kurz darüber nach, einen Abhörzauber wirken sollte, entschied sich aber dagegen. Kurzer Hand drehte er sich um und ging zurück ins Lager, wo ihn ein wütender Brom erwartete, der die kleinen Tiere davon jagte, die auf ihm gehockt hatten. Colson hatte die Augen geschlossen und genoss das kühle Wasser. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und seufzte zufrieden. Dalli saß neben ihr und paddelte mit den Füßen etwas im Wasser herum. Sie sah Colson an und lächelte. „Es war eine gute Idee, hier her zu kommen.“ sagte die Halbdrow zu ihrer Freundin. Colson nickte, blieb aber ansonsten stumm. „Sag mal. Wie sieht es mit dir und meinen Bruder aus?“ fragte Dalli neugierig. Diese Frage brannte ihr schon seit einiger Zeit auf der Zunge und nun hatte sie die Gelegenheit, Colson zu fragen. Die sah sie erschrocken und überrascht an. „Wie soll was aussehen?“ fragte Colson sie. „Du weist schon.“ sagte Dalli kichernd. „Wie ihr zu einander steht.“ Colson lächelte nur und sah auf den Rauvin hinaus zum anderen Ufer. „Wir sind gute und treue Freunde.“ sagte die junge Frau dann, nach einiger Zeit des Schweigens.“ Stirnrunzelnd sah die Halbdrow-Frau Colson an. „Ah ja.“ meinte sie. „Mehr ist da nicht hinter, was?“ „Nein.“ sagte Colson, die erkannte, worauf Dalli hinaus wollte. Aber sie wollte nicht drauf eingehen. „Colson.“ Dalli beugte sich dich zu der anderen Frau und nahm mit ihr Blickkontakt auf. „Halt mich nicht zum Narren. Ich seh es doch. Jedes Mal, wenn du und Zak zusammen seit funkeln deine Augen voller Freude auf. Genau wie die meines Bruders. Wenn ich euch beide jedes Mal beobachte, merke ich, das von euch beiden etwas ausgeht, eine tiefe Zuneigung.“ Colson sah Dalli erstaunt an. Sie wusste es also, dachte Colson, ließ es sich aber nicht anmerken. „In euch brennt ein Feuer.“ fuhr Dalli fort. „Das Feuer der Leidenschaft. Tiefer Zuneigung. Jedes Mal seht ihr euch so an. Und Zak ist noch schlimmer. Er kann sich nie richtig konzentrieren und stürzt sich deshalb in seine Studien. Genau so war es auch, als wir unsere Reise geplant hatten. Er hatte immer darüber nachgedacht, ob er mit uns kommen sollte oder besser zu hause bleiben sollte und sich mit seinen langweiligen Studien beschäftigt.“ Colson sah nachdenklich auf den Fluss hinaus. Dalli hatte Recht. So erging es ihr tatsächlich. Und Zak auch, wie die junge Halbdrow gesagt hatte. Sie fühlte sich stark zu dem jungen Mann hingezogen. Sie wollte ihm das alles sagen, traute sich aber nicht, da sie befürchtet, das Zak sie zurück weisen könnte. Natürlich war diese Angst absurd. Zak würde sie niemals zurück weisen, das wusste sie genau. Er würde sie in seine Arme nehmen und leidenschaftlich küssen, dachte sie, nein, sie hoffte es. Dennoch hatte sie Angst davor. Dalli schwieg die ganze Zeit über und ließ ihrer Freundin Zeit, über all das nach zudenken. Sie legte eine Hand auf die Schultern der jungen Frau, die sie sofort ansah. „Ich muss mir noch darüber klar werden.“ sagte Colson. „Ich brauche Zeit.“ Dalli nickte. „Nimm sie dir. Aber lass dir nicht zuviel Zeit damit. Sonst bist du eines Tages alt und grau.“ Die beiden Frauen lachten. Colson viel ein Stein vom Herzen. In Dalli hatte sie wirklich eine gute Freundin, die sie nur zu gut verstand. Die einsame Gestallt ging durch die glanzvollen Straßen Silbrigmonds. In dunkle Kleider gehüllt wirkte der Mann komplett fehl am Platz, wenn man die vielen, prachtvollen und farbenfrohen gekleideten Menschen, Gnome, Zwerge und Elfen bedachte, die durch die Straßen gingen. Er wirkte wie ein Schatten, der zum Leben erwacht war. Dieser Mann war ein Krieger erster Güte. Geschickt, Schnell, Gnadenlos und Lautlos. Es war Artemis Entreri, der ehemalige Meuchelmörder aus Calimhafen, der einst Regis entführt und ihn zu Pascha Pook gebracht hatte. Nach dem ersten Kampf gegen Drizzt Do´Urden hatte er sich in den Untergrund zurückgezogen. Ein Jahr später hatte er die Gestallt des Halblings angenommen und war nach Mithril-Halle gegangen, wo er den Drow half, den abtrünnigen Drizzt zu fangen. Es kam zu einem zweiten Kampf, in dem der Meuchelmörder Drizzt unterlag. Jarlaxle, der ehemalige Anführer einer Söldnertruppe aus der Stadt der Drow hatte ihm das Leben gerettet und ihn mit nach Menzoberranzan genommen. Auf einer wilden Flucht, zusammen mit Drizzt und Catti-brie, entkam Entreri aus der Stadt der Drow und dem gefährlichen Unterreich. Er musste damals erkennen, dass sein Leben wirklich keinen richtigen Sinn hatte. Sein Leben war eine Lüge, hatte ihm einst der Drow-Waldläufer gesagt. Nach diesem unfreiwilligen Abenteuer war Artemis einige Zeit ziellos durch die Welt gereist, bevor er sechs Jahre später zurück nach Calimhafen zurück kehrte und dort wieder auf den nervenden Jarlaxle und seine Band traf. Kurze Zeit war der Meuchelmörder ein mächtiger Gildenmeister gewesen und hatte sogar sich eine Halblingsfrau zu Freundin gemacht. Ein Ereignis, an das er sich immer gerne zurück erinnerte. Wegen eines verfluchten Kristalls waren Artemis und Jarlaxle aus der Stadt geflohen und hatten das Artefakt in der Höhle eines großen roten Drachen zerstört. Und jetzt? Jetzt war er und sein dunkelhäutiger Freund Kopfgeldjäger und trieben sich in der Weltgeschichte herum. Zusammen hatten der Meuchelmörder und der Dunkelelf einen Namen unter den Ganoven Faûrins erworben, der diese erzittern ließ. Entreri hatte erkannt, das es ein ungemein befriedigendes Gefühl war, mal andere Ganoven zu jagen, die es auch wirklich verdient hatten und nicht die armen Schlucker, die er in all den Jahren auf den Straßen von Calimhafen ermordet hatte. Leider war der Meuchelmörder nicht mehr der Jüngste. Mit seinen fünfundsechzig Jahren war er nicht mehr so flink und stark, wie einst. Dennoch war er noch erstaunlich vital, wenn man an sein Alter dachte. Sein Haar war schon leicht ergraut, und er hatte sich einen Bart wachsen lassen. Er hatte seinen durchtrainierten Körper gut in Schuss gehalten, was viele Frauen noch immer sehr ansprach. Sogar hatte Artemis Entreri ein oder zwei Liebschaften mit Frauen gehabt, die mindestens vierzig Jahre jünger waren, als er. Er besaß auch noch seinen juwelenbesetzten Dolch, der seinen Opfer die Lebenenergie aussaugen konnte und das verfluchte Schwert Charons Klaue. Ebenfalls hatte er den verzauberten Handschuh, mit dem er magische Angriffe auf seinen Gegner zurück schleudern konnte. Und Jarlaxle? Er war der alte Gauner geblieben. Er hatte sich kaum verändert. Der Drow hatte sich wieder neue magische Spielereien beschafft. Selbst seine Glatze hatte er noch und trug sie würdevoll zur Schau. Wahrhaftig war er der seltsamste aller Dunkelelfen (wenn man Drizzt weg ließ). Entreri wollte sich mit seinem Freund in einer Taverne, dem „Goldenen Kelch“, treffen. Der Meuchelmörder ging weiter durch die Straßen Silbrigmonds. Er ging durch einige Gassen, um schneller da zu sein und erreichte nur wenige Minuten später den „Goldenen Kelch“. Schnellen Schrittes ging er auf das zweistöckige Gebäude zu. Als er es betrat, fielen ihm sofort die jungen Frauen auf, die sich dicht gedrängt in einer Ecke des Schenkraumes befanden. Entreri wusste nur zu genau, warum sie dort waren. Er ging direkt zu ihnen und drängte sich durch den Pöbel, sich beschwerender Frauen. Da saß er. Jarlaxle saß an dem Tisch und auf jedem seiner Knie saß eine hübsche Frau, mit denen er gerade flirtete, wie ein Weltmeister. Der Dunkelelf bemerkte ihn und grinste breit. „Mein Freund.“ grüsste er ihn. „Darf ich dir Marie und Nazia vorstellen?“ „Verschwindet.“ sagte der Meuchelmörder kühl zu den Frauen. Keine von ihnen wagte, etwas zu sagen und ging. Auch Marie und Nazia, was Jarlaxle einen Schmollmund ziehen ließ. Daran störte sich der Meuchelmörder nicht und setzte sich seinem Dunkelelfenfreund gegenüber und lehnte sich an die Hauswand. „Warum vertreibst du mir die Frauen?“ fragte der Drow. „Lass mich mit deinen Weibergeschichten in ruhe.“ murrte der Meuchelmörder. „Nimm sie dir, wenn wir geredet haben.“ Jarlaxle nickte und lächelte wieder. Immer lächelte er, knurrte Entreri innerlich. In all den Jahren, wo die beiden schon zusammen reisten, hatte sich der ehemalige Meuchelmörder nie an dieses Grinsen gewöhnen können. „Ich habe mich umgehört.“ begann Entreri zu berichten. „Keiner hat den Kerl gesehen.“ „Wie gewöhnlich.“ meinte der Drow lässig. „Und hast du etwas gehört?“ fragte der Meuchelmörder säuerlich. „Eher hast du den Geschichten deiner Mädchen gelauscht, wie?“ „So ist es.“ sagte der Drow. „Sie haben mir viel erzählt.“ Artemis schüttelte verständnislos den Kopf. Der Drow erstaunte ihn immer wieder. „Unser Freund soll in einer Gaststätte namens „Innenwald“ untergetaucht sein.“ berichtet der Drow neben bei und trank von seinem Wein. „Zusammen mit einigen Freunden und einem Zauberer.“ Der Meuchelmörder sah den Drow nur an. Wie konnte er so schnell, so viele Informationen auftreiben? Jarlaxle hatte vor vielen Jahren jeden Kontakt zu seiner alten Söldnertruppe abgebrochen und sich dem Leben auf der Oberfläche zu gewand. Oder doch nicht? „Wann wollen wir zuschlagen?“ fragte Jarlaxle. „Schon heute Abend:“ entschied der Meuchelmörder, worauf Jarlaxle entteucht seufzte. Entreri grinste, da er sofort wusste, warum sein Drowfreund das tat. Marie und Nazia wollten wohl ihm diese Nacht Gesellschaft leisten. „Können wir das nicht schon jetzt machen oder auf morgen verschieben?“ fing der Drow hoffnungsvoll zu fragen und lächelte bittend. Entreri blieb hart und schüttelte den Kopf. „Nein. Deine Mädchen können bis morgen warten. Ich will die Sache schnell hinter mich bringen.“ Entteucht seufzte der Drow auf und sah zu beiden Frauen, die an der Theke auf ihn warteten. Dann sah er seinen Freund an. Schnaubend sah der Meuchelmörder seinen Gefährten an und nickte knapp. „Mach schnell.“ sagte er. „Es wartet Arbeit auf uns.“ Grinsend erhob sich der Drow und ging zu den Frauen, die ihn bereits erwartet hatten. Als Jarlaxle und die Frauen oben verschwunden waren, sah der Meuchelmörder noch einmal zur Treppe rauf und schnaubte. Warum musste er mit diesem Drow reisen? „Da würde ich lieber mit Drizzt reisen.“ murmelte Entreri leise vor sich hin und trank sein Bier. Die Gefährten führten ihre Reise weiter. Nur wenige Tage später, erblickten die fünf Freunde Silbrigmonds Türme in der Ferne. Erstaunt sahen sie sich die Türme an. Zak war bisher der einzige von ihnen gewesen, der diese prachtvolle Stadt gesehen hatte und deshalb wusste er auch, dass die Gefährten noch mindestens einen Tagesmarsch vor sich hatten, bevor sie dort ankamen. Das störte die anderen nicht im Geringsten, da sie unbedingt in diese Stadt wollten und ihre ungewöhnliche und weit bekannte Bauweise bewundern wollten. Bis spät in die Nacht hinein wanderten die Gefährten zu der Stadt des Glanzes. Die Stadtwachen ließen sie passieren und über die unsichtbare Brücke wandern, hinein in die Stadt. Dalli, Colson, Beon und Brom klappten die Kinnladen runter, als sie die vielen verschiedenen Gebäude sahen, die in den wagemutigsten Bauweisen errichtet waren, die keiner von ihnen jemals gesehen hatte. Zak führt sie die Straße entlang in die Stadt hinein, in das Gastronomieviertel. Dort suchten sie das Gasthaus „Innenwald“ auf, wo der junge Halbdrow bereits bekannt war. Ein alter ergrauter Zwerg stand hinter der Theke und säuberte gerade Gläser, als er die Gruppe um Zak sah. „Zak Do´Urden!“ rief er ehrlich erfreut aus und winkte ihn zur Theke. „Sei gegrüßt, Meister Wakebug.“ grüßte der Halbdrow den Wirt und folgte dessen Wink. „Mal endlich wieder hier, was?“ grinste Wakebug und klopfte dem jungen Magier auf die Schulter. Er sah die anderen an und grinste noch breiter, als er Dalli sah. „Lass mich raten. Das ist deine Schwester. Und das sind deine Freunde. Seit auch ihr Willkommen!“ Die anderen Grüßten zurück, besonders Brom, der erfreut darüber war, einen Zwerg mal zu treffen, der nicht der Heldenhammersippe angehörte. „Bring mir und meinen Freunden was gutes zu essen.“ sagte der Halbdrow-Magier. Wakebug nickte, worauf Zak und die anderen sich an einen großen Tisch setzten. Dalli sah ihren Bruder neugierig an. Der erwiderte ihren Blick und lächelte. „Ein alter Freund.“ meinte der. „Zumindest etwas Gutes an dir, Magier.“ grinste Brom, worauf Zak nur schnaubte. Eine junge Frau kam zu ihrem Tisch und gab den Freunden Getränke. Dankbar nickend nahmen die Freunde die Getränke entgegen und prosteten dem Zwergenwirt zu. „Na gut.“ brummte Brom wieder, nachdem er einen tiefen Zug von seinem Met genommen hatte. „Jetzt sind wir hier. Und wo wollen wir jetzt hin?“ Zak holte sofort seine Karte heraus. „Wir könnten nach Tiefwasser gehen.“ schlug Beon sofort vor, da er unbedingt das Meer sehen wollte. „Drizzt und Catti-brie sind sicher nicht mehr dort. Die anderen nickten zustimmend, wobei Zak immer noch seine Nase in der Karte behielt. Colson, die neben ihm saß, sah ebenfalls in die Karte und merkte, das der Finger des Halbdrow auf dem Grat der Welt ruhte. Eher gesagt auf einem der vielen kleinen Fürstentümern. Aber den Namen konnte sie nicht sehen. „Was hast du denn da gefunden?“ fragte Dalli, die sich ebenfalls zu ihrem Bruder zur Karte gebeugt hatte. Der sah auf und lächelte. „Ach nichts Besonderes.“ meinte der und wanderte mit seinem Finger weiter auf der Karte herum. Er sah zu den beiden Frauen und lächelte nur. Wakebug und eine Menschenfrau kamen zu den Gefährten und brachten ihnen Speisen, die besonders Broms Herz höher schlagen ließen. Wakebug setzte sich zu den Freunden und paffte gemütlich an seiner Pfeife, die er hervor holte. Er warf einen Blick auf Zaks Karte und schnaubt. “Kaum bist du wieder da, willste wieder abhauen.“ stellte der alte Zwerg fest. Der Halbdrow nickte kurz. „Wir wollen etwas von der Welt sehen.“ sagte Dalli zu dem Zwerg, der ihr einen kurzen Blick zuwarf und lächelte. „Aha.“ brummte der alte Zwerg. „Und wo solls hin gehen?“ Dalli und die anderen zuckten mit den Schultern, da sie keine Antwort darauf hatten. „Ihr seit mir ein Haufen.“ kicherte Wakebug. „Planlos durch die Gegend wandern. Also da habe ich mir von den Kindern der Helden Mithril-Halles mehr erhofft.“ „Hast du eine Idee?“ fragte Brom schroff. Der Zwergenwirt nickte. „Bietet eure Dienste doch einem Händler an oder durch forstet die Bibliothek von Silbrigmonds, nach Geheimnissen, die es zu lösen gilt. Also eure Eltern hatten vor langer Zeit ein Ziel vor Augen, als sie ihre Heimat verließen. Na ja. Ich bin ja nur ein alter Zwerg, der eure Wünsche nicht versteht, oder?“ Dalli und Zak kicherten, worauf die andern, bis auf Brom, der nur schnaubte, mit einfielen. „Danke für deinen Tipp, guter Wakebug.“ dankte ihm Zak. Der Halbdrow sah seine Gefährten an, die sich jetzt aufgeregt unterhielten. Mal sehen, was wir erleben, dachte Zak bei sich und fing an zu essen. Vergil war bereits einige Tage in Silbrigmond. Er war in einem sehr luxuriösen Gasthaus eingekehrt und hatte sich bereits mit einem alten Magier unterhalten, der sich als Graubart vorstellte. Und wieder saßen die beiden im Turm des alten Graubarts zusammen und der alte Magier erzählte von seinen unzähligen Studien. Vergil hörte ihm aufmerksam zu. Zumal er unbedingt etwas über die Studien des Todes des alten Mannes hören wollte, von den Graubart gesprochen hatte. Aber nein, der Alte schweifte auf ein immer neues Thema ab, was Vergil fast den letzten Nerv kostete. Er bemühte sich, es sich nicht ansehen zu lassen. „Wie war. Die Studien über die Reisezauber waren für mich sehr erquickend.“ sprudelte es aus dem alten Graubart heraus. „Mein ehemaliger Schüler, Zak Do´Urden, war ebenfall sehr davon angetan. Ihr habt sicher schon seinem Vater gehört.“ „Nein.“ sagte Vergil. Ihm kam dieser Name höchst seltsam vor. Es klang nach dem eines Elfen, aber er konnte ihn nicht einordnen. „Wer ist das?“ „Ihr kennt Drizzt Do´Urden nicht?“ fragte der alte Magier empört. „Ein Dunkelelf, der zum…“ „Ein Drow?“ unterbrach Vergil Graubart. Der nickte. „Überrascht das euch? Ihr müsstet eigentlich von ihm gehört haben. Er lebte im Eiswindtal, zusammen mit dem Zwergenkönig Bruenor Heldenhammer von der Sippe Heldenhammer.“ „Von dem Zwerg habe ich bereits gehört.“ sagte Vergil. „Aber von dem Drow noch nie. Erzählt mir von ihm und natürlich von seinem Sohn.“ Graubart strich sich durch seinen langen grauen Bart und lächelte. „Beide sind edelster Natur. Drizzt ist ein Waldläufer, der sich in Siedelstein, nahe Mithril-Halle nieder gelassen hatte, zusammen mit seiner Frau Catti-brie und seinen beiden Kindern, Zak und Dall.“ Vergil kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein Drow lebte auf der Oberfläche und hatte sogar eine Familie! „Und seine Frau? Ist sie auch eine Drow?“ „Nein, nein.“ sagte der alte Magier. „Ein Mensch und dazu eine sehr bezaubernde Kriegerin und die Adoptivtochter des Königs Heldenhammer.“ „Und sein Sohn, euer Lehrling? drängte Vergil, der von Gedanken gefangen war, einem Drow endlich zu begegnen, Graubart. Der lachte. „Nicht alles auf einmal. Ich muss euch alles in ruhe erzählen.“ So tat er es auch. Später verlies Vergil den alten Magier. Ein Drow mit einer Familie! So was hatte er nie für möglich gehalten. Wahrhaftig hatte er schon einmal einen Drowelfen getroffen, den aber getötet und seine Lebenenergie in sich auf genommen. Die Energie des Drow hatte dem Magier über zehn Jahre lang am Leben erhalten. Jetzt war Vergil darauf erpicht diesen Dunkelelfen oder eines seiner Kinder in die Hände zu bekommen und sich an ihrer Lebenenergie zu laben. Gierig rieb er sich die Hände. Das würde sicher interessant werden. Da Vergil mit seinen Gedanken komplett bei der bevorstehenden Begegnung mit diesen Drow war, bemerkte er auch nicht die Gestallt, die aus einer Gasse gebogen kam und mit der er zusammen stieß. Erschrocken taumelte der Hexer zurück und knurrte. „Idiot!“ fuhr er den Mann an. Der sah ihn nur mit seinen durchdringlichen Augen an. Vergil wusste sofort, das er sich besser nicht mit diesem einließe. „Pass besser auf, Mann.“ Sofort wand er sich von diesen ab und ging davon. Entreri sah dem Mann, der ihn angerempelt hatte, nach und verzog keine Miene. Sicher war dieser ein Magier und dazu ein mächtiger, wie der Meuchelmörder erkannte. Dennoch ließ er sich nicht aus der Ruhe bringe und setzte seinen Weg zum „Innenwald“ weiter fort. In einer Gasse erwartet ihn bereits Jarlaxle. Der Drow lehnte an der Hauswand und sah sich auf der Straße um. Als Entreri zu ihm kam, nickte er ihm kurz zu. „Ist er noch da?“ fragte der sofort. „Ja.“ erwiderte Jarlaxle. „Sitzt noch auf seinem Zimmer und redet mit seinen Freunden.“ „Und der Magier?“ wollte der Meuchelmörder wissen. Sein Drowfreund deutet hinter sich in die Gasse, wo ein Mann gefesselt auf dem Boden schlief. Artemis nickte kurz. Zusammen gingen sie in das Gasthaus. Aber bevor der Meuchelmörder auch nur diese betreten hatte riss er die Augen auf. Er zog Jarlaxle zurück auf die Straße. Der sah ihn fragend an und wunderte sich über den Gesichtsausdruck seines Partners. „Was ist?“ fragte er. „Da sind zwei Drow.“ sagte Entreri mit gefasster Stimme. Erstaunt sah Jarlaxle ihn an und ging zum Fenster, wo er in das Innere des „Innenwald“ hinein späte. Und tatsächlich! Da saßen zwei Drow, eine Frau, mit kastanienbraunen Haar, was bei den Drow sehr ungewöhnlich war, und ein Mann, der die Kluft eines Magiers der Oberfläche trug. Bei ihnen saßen noch eine junge Menschenfrau, unbestreitbar sehr hübsch, dachte der Drow, ein blonder Zwerg, der unentwegt herum murrte, und ein großer Mann, sicher ein Barbar. Immer noch erstaunt sah er Entreri an, der seinen Blick sofort erwiderte. „Das ist mal eine Überraschung.“ scherzte Jarlaxle. „Aber die scheinen nicht aus Menzoberranzan zu stammen.“ „Was?“ fragte der Meuchelmörder und ging zu seinem Freund. Ihm fiel die braunhaarige Drow sofort auf. Er sah wieder den Drow an, der wissend lächelte. „Scheint so. Ich habe noch nie von einer braunhaarigen Drow gehört. Wer sind die wohl?“ „Ich kann es mir schon denken.“ kicherte Jarlaxle. Entreri, der keine Lust auf Ratespiele hatte, sah seinen Partner kühl an. Der fing nur an zu grinsen. „Die Kinder von einem guten Freund von uns.“ sagte der Drow nun, wobei dem Meuchelmörder die Kinnlade herunter klappte. „Drizzts Kinder?“ keuchte der Meuchelmörder. Entsetzt, das sein ehemaliger Erzfeind, jetzt eine Familie hatte und dort, in der Gaststube, seine Kinder saßen, sah er noch einmal hinein und bewirkte, das Entreri über sich selbe nach dacht. Er war nur durch die Welt gereist und hatte zusammen mit Jarlaxle Monster und andere Gauner gejagt, während Drizzt Do´Urden sich mit irgendeiner Frau zusammen getan hatte und sich irgendwo nieder gelassen hatte. Jarlaxle sah seinen Freund an und kicherte amüsiert, als er den inneren Konflikt seines Kameraden von dessen Gesicht ablas. „Machst du dich über mich lustig?“ fragte der Meuchelmörder gefährlich ruhig, als er den Drow wieder ansah. „Ich doch nicht.“ schmunzelte der Drow. „Hör mal, Artemis. Wir müssen da rein und unseren Auftrag erledigen. Wozu sind wir sonst hier her gekommen?“ „Ich weis.“ gab der Meuchelmörder zu. „Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass wir auf die Plagen von Drizzt stoßen.“ „Wir haben mit so vielem nicht gerechnet.“ erinnerte Jarlaxle ihn. „Aber wir waren dennoch immer erfolgreich, oder etwa nicht?“ Entreri nickte. „Siehst du. Also steh auf und komm mit rein. Ich glaub nicht, das sie dich je gesehen haben oder gar mich.“ Entreri nickte zustimmend. Jarlaxle grinste und ging in die Gaststätte. Der Meuchelmörder folgte ihm. Drinnen wurden ihnen sofort neugierige Blicke zugeworfen und geflüsterte Unterhaltungen begannen. Beon sah auf, als alle um ihn und seine Freunde anfingen zu tuscheln. Als er den Blicken einiger der anderen Gäste folgte, erkannte der junge Barbar den Grund. In der Tür standen ein Drow und ein Mensch. Schulter zuckend wollte Beon sich schon seinem Getränk widmen, als er die Augen aufriss und noch einmal hin sah. Ein Drow! Wie erstarrt haftet sein Blick auf dem Drow, der sich nur lächelnd umsah. Dalli sah zu ihm, und dann fragend ebenfalls zur Tür, so machten auch es die anderen und rissen die Augen auf. „Ein Drow.“ flüsterte Colson, die bisher nur den gutmütigen Drizzt kannte und von seiner bösen Rasse zu viele schreckliche Geschichten gehört hatte. Aus einem Reflex heraus zogen sich Dalli und Zak die Kapuzen über den Kopf, so dass keiner sie sofort erkannte. Aber der kahlköpfige Drowelf hatte sie schon längst gesehen und ging zusammen mit dem Menschen, der eine ziemlich finstere Miene aufgesetzt hatte zu ihnen. „Seit gegrüßt.“ grüßte Jarlaxle die Freunde und sah zu den beiden Halbdrow. „Seit ebenfalls gegrüßt, Dunkelelf.“ erwiderte Brom mutig seinen Gruß. „Können wir euch helfen?“ „Vielleicht, guter Zwerg.“ sagte der Drow und verneigt sich. Fragend sahen Colson und Beon den Drow an, aber die Zwillinge hielten ihre Blicke gesenkt, damit der Drow sie nicht ansah. „Warum verstecken eure Freunde ihre Gesichter vor einem ihres eigenen Volkes?“ fragte Jarlaxle unverblümt. Die beiden Halbdrow seufzten und zogen sich die Kapuzen zurück und zeigten ihre Gesichter. Artemis Entreri verschränkte die Arme und musterte die Gruppe, wobei er keine Miene verzog. Jarlaxle setzte sich neben Dalli, währende der Meuchelmörder stehen blieb. „Ich freu mich meines gleichen hier an der Oberfläche zu begegnen.“ sagte der Drow ehrlich und lächelte. „Darf ich fragen wer ihr seid?“ Dalli sah den Drow neben sich nervös an, während Brom den finster anfunkelte und seine Hand zu seiner Axt wanderte. Zak sah den Zwerg an und schüttelte den Kopf. Dann sah er wieder zu dem Drow. „Mein Name ist Zak Do´Urden und neben euch sitzt meine Schwester Dalli.“ begann er alle vor zustellen. „Das hier ist Colson und Beon, die Kinder des Wulfgar,“ er deutet auf die beiden, die dem Drow kurz zunickten,“ und das ist Brom Breitschulter, Mitglied der Sippe Heldenhammer.“ „Oh, ich bin sehr erfreut.“ grinste Jarlaxle alle einmal an, besonders die beiden Frauen, worauf die Männer und der Zwerg missbilligend schnaubten „Ich bin Jaram und das ist mein Freund Harkin Zweiklinge.“ Entreri sah seinen Kameraden knurrend an, der ignorierte es einfach nur. „Was treibt einen Drow an die Oberfläche, Meister Jaram?“ fragte Brom misstraurig. „Das Geschäft, so weit es mich angeht.“ erwiderte Jarlaxle, sah dabei die beiden Halbdrow an. „Und diese Frage würde ich euch gerne ebenfalls stellen. Ihr scheint noch recht jung.“ „Die beiden sind hier geboren.“ knurrte Beon. Jarlaxle sah den Barbaren kurz an und spielte den Erstaunten. „Was?“ fing der Drow an zu übertrieben. „Unglaublich! Wirklich? Also ihr sagtet, euer Name wäre Do´Urden? Dann seid ihr die Kinder des Abtrünnigen Drizzt Do´Urden? Also was für eine Ehre.“ Er zog seinen Hut, mit der langen Feder, vom Kopf und verneigte sich noch einmal. „Ihr müsst wissen, dass euer Vater sehr berühm ist.“ „Das wissen wir.“ sagte Zak mit ausdrucksloser Miene. „Wir haben seinen Geschichten genau gelauscht. Also verstellt euch nicht, als ob ihr unseren Vater bewundern würdet, Drow.“ Etwas überrascht sah der Drow den jungen Halbdrow an. „Ihr seid ein guter Beobachter, mein junger Freund.“ sagte Jarlaxle. „Wenn ihr hinter unserem Vater her seid, warnen wir euch.“ drohte Dalli ihm. „Ihr und euer Freund würdet nicht weit kommen.“ „Nein, nein, meine jungen Freunde.“ beschwichtigte der Drow alle anwesenden. „Ich bin nicht hinter eurem Vater her. Dafür hab ich zu viel angst vor ihm und seinen Krummsäbeln. Ich jage nur Ganoven und Monster. Ich und Harkin sind Kopfjäger, müsst ihr wissen.“ Beons Augen leuchteten sofort auf, als er das hörte. Das fiel sowohl Jarlaxle und Entreri auf. „Kopfjäger?“ fragte der junge Barbar neugierig. Entreri nickte, bevor Jarlaxle irgendwas sagen konnte. „Wir jagen jeden, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist.“ „Ein riesen Spaß, sag ich dir.“ zwinkerte der Drow dem Barbaren zu. Colson blieb die ganze Zeit über still. Sie musterte den Drow und den Mann genau. Irgendwie hatte sie das Gefühl diese beiden zu kennen. Aber woher? Begegnet war sie den beiden noch nie, das wusste sie genau. Nein, es war was anderes. Zum Beispiel der Drow. Nach der Beschreibung ihres Vaters und Drizzt trugen Drow für gewöhnlich dunkle Kleider, aber dieser nicht. Er war so Farbenfroh wie ein Paradiesvogel. Zudem trug er Unmengen Schmuck. Sie dachte konzentriert nach. Dieser Drow erinnerte sie an irgendjemanden, aber an wen bloß? „Na dann.“ sagte der Drow und riss Colson aus ihren Überlegungen. „Wir müssen noch etwas erledigen. Also, gehabt euch wohl.“ Damit stand der Drow auf und ging zusammen mit seinem Kameraden davon, zwinkerte dabei aber noch den beiden Frauen zu, wobei Dalli etwas rot um die Nase wurde. Brom schnaubte, als die beiden Kopfgeldjäger nach oben verschwunden waren. „Ich mag den Elfen nicht.“ knurrte der Zwerg, wobei Zak und Colson ihm zustimmend zu nickten. „Mich hat er eher neugierig gemacht.“ meinte Dalli und erhielt einige ungläubige Blicke zu geworfen. „Er scheint so ganz anders, als die Drow, von denen Vater uns erzählt hat.“ „Pah!“ schnaubte der Zwerg. „Drow bleibt Drow.“ „Ach ja?“ fragte Dalli ihn und beugte sich lächelnd zu ihm rüber. „Dann frag ich mich, warum du uns begleitest.“ „Ihr seit eine Ausnahme.“ brummte der Zwerg entschuldigend. „Dann könnte es doch auch auf Jaram zutreffen.“ beharrte die Halbdrow auf ihre Meinung. „Da muss ich Dalli Recht geben.“ sagte Beon. „Denkt doch nur an Pikel Felsenschulter.“ Jetzt nickten alle. Der Zwerg war wirklich der außergewöhnlichste Vertreter seines Volkes. Mit dem Gedanken vor Augen, sahen sie den Drow jetzt in einem ganz anderen Licht. Sie konnten ja nicht wissen, dass sie eben mit Jarlaxle und Artemis Entreri zusammen an einem Tisch gesessen hatten und sich mit ihnen unterhalten hatten. “Harkin Zweiklinge?“ fragte der Meuchelmörder, als sie die Treppe hoch gingen. „Klingt doch gut.“ meinte Jarlaxle. Entreri sah seinen Partner böse an, als sie den Gang zum Zimmer ihres Ziels entlang gingen. „Wieso hast du dich mit denen unterhalten?“ fragte Entreri säuerlich. Der Meuchelmörder hatte beschlossen, sich nie wieder mit Drizzt Do´Urden oder einem seiner Freunde auseinander zu setzen. Aber nein! Jarlaxle musste ja unbedingt mit den Balgen des Drow reden. „Wollte nur wissen, wie es Drizzt geht.“ meinte Jarlaxle nur. „Die haben dir aber nichts gesagt.“ knurrte der Meuchelmörder. „Und noch einmal will ich nicht in ihre Nähe kommen. Das Mädchen von dem Barbaren hat uns genau angesehen. Sicher hatte sie einen Verdacht.“ „Na und?“ Jarlaxle zuckte nur mit den Schultern. „Wenn stört es? Ich habe gefallen an ihnen gefunden.“ „Besonders an dem Drow-Mädchen, oder?“ fragte Entreri listig. Er hatte seinen Freund genau beobachtet und gemerkt, dass er ein Auge auf Dalli geworfen hatte. „Gut möglich.“ meinte der Drow rätselhaft. „Sie war doch hübsch und dieses Haar erst. Ich habe noch nie eine Dunkelelfin mit so schönem Haar gesehen. Wer wohl ihre Mutter ist?“ „Das ist dir doch egal.“ sagte der Meuchelmörder. „Du willst sie nur in dein Bett kriegen, das ist der einzige Gedanke, der für dich zählt. Jarlaxle hatte doch noch nie an eine feste Bindung gedacht. Und wenn Drizzt erfahren sollte, das du dich mit seiner Tochter vergnügt hast, wird er dich durch ganz Faûrun jagen, bis er dich in feine Streifen zerschnitten hat.“ Jarlaxle bedachte seinen Freund mit einem amüsierten Blick. Der gute Entreri machte sich wohl Sorgen um ihn. An der Tür angekommen, die in den Raum führte, wo sich ihr Ziel aufhielt, zog Entreri seinen juwelenbesetzten Dolch und Charons Klaue, sein magisches Schwert. „Möchtest du anklopfen?“ scherzte der Drow und setzte wieder ein Grinsen auf. „Ich überlass das dir.“ sagte der Meuchelmörder und erwiderte sein Grinsen. Jarlaxle nickte und trat an die Tür. Er klopfte an und machte die Tür auf, als eine Stimme „Herein“ rief. Zusammen traten sie ein und stürzten sich in den Kampf. Kapitel 4: Der Weg führt weiter ------------------------------- Brom marschierte murrend durch die Straßen Silbrigmonds. Er war schlechter gelaunt als sonst. Die Gefährten hatten sich entschlossen, Wakebugs Vorschlag folge zu leisten und sich einer Handelskarawane an zuschließen. Jetzt suchten sie getrennt nach einem Händler, der sie mitnehmen würde. Bisher hatte der Zwerg aber noch kein Glück gehabt. Brom Breitschulter hatte sich mit einigen Händlern unterhalten, die aus der Stadt in den Norden ziehen wollten. Wenn er glaubte Erfolg zu haben, wiesen die Händler ihn dennoch ab. Es lag nicht daran, dass er ein Zwerg war. Nein. An seinen Gefährten. Jedes Mal, wenn die Händler fragten, wer seine Kameraden waren und er sie aufzählte, verfinsterten sich die Mienen der Händler sofort, wenn Brom auf Dalli und Zak zu sprechen kam. Obwohl Drizzt schon sehr berühmt war, hatten noch zu viele etwas gegen den Drow und seine Familie. Bei seiner letzten Unterhaltung mit einem Händler, hatte der Zwerg dem Mann die Nase gebrochen, als dieser über Dalli herabwürdigend gesprochen hatte. Nun murrte der Zwerg unentwegt, so das ihm fragende Blicke zugeworfen wurden. Er konnte nur hoffen, dass seine Freunde mehr erfolg hatten, als er. Dabei gingen ihm wieder und immer wieder Gedanken durch den Kopf, wie die Leute sich Dalli- oder vielleicht auch Zak über- benehmen würden. Sicher würden sie ihre großen Klappen halten, dachte der Zwerg. Leider hatten die Dunkelelfen aus dem Unterreich einen zu schlechten Ruf, als das man es einigen Leuten übel nehmen könnte, wenn sie über diese schlecht sprachen. Aber bei seinen Freunden war es was komplett anderes. Sie und ihr Vater waren freundlich und hilfsbereit. Sie würden jeden helfen, der ihre Hilfe brauchte, egal ob Zwerg, Elf, oder Mensch. Seine Laune wurde dadurch aber immer noch nicht besser. So ging er weiter durch die Straßen und suchte jemanden, der den beiden Dunkelelfen freundlich gesinnt war und dem er nicht irgendetwas brechen musste. Leise, wie ein Schatten, folgte Jarlaxle dem Zwerg. Er hatte ihn und seine Freunde seit dem Morgen nicht mehr aus dem Auge gelassen. Er hatte zu großes Interesse an dieser Gruppe erlang, als das er sie einfach ignorieren konnte, wie Entreri es machte. Dieser hieß es auch nicht gut, dass sein Drowfreund, ihnen nach schlich. Jarlaxle hatte dies mit einem Schulterzucken abgetan und gemeint, das er sich ablenken wollte, bis sie Silbrigmond verließen. Der Drow hatte sich dann entschieden einem von ihnen zu folgen. Den beiden Drowkindern war er nicht gefolgt, da er annahm, dass sie ihre Sinne ernorm gut geschult hatten. Schließlich war ihr Vater Drizzt Do´Urden! Die beiden Menschen hatte er abgetan, da er sie für zu aufmerksam hielt. Und da war nur noch der Zwerg übrig geblieben. Jarlaxle seufzte. Er wäre viel lieber der jungen Halbdrow gefolgt und hätte sie genau beobachtet. Er war sehr von ihrer angetan. Besonders von ihren weiblichen Vorzügen, wie Entreri ihm des Öfteren an den Kopf geschmissen hatte. Das konnte der Drow nicht abtun. Dalli war wirklich eine schöne Drow. Mit einem wohlgeformten Körper unter den Waldläuferkleidern und mit kastanienbraunen Haar, das so ungewöhnlich für die Drow war. Diese Drow war einmalig, genau wie ihr Vater. Aber auch immer wieder ging ihm die Frage durch den Kopf, wer ihre Mutter war. Sicher war es keine Dunkelelfin, dachte der Drow. Vielleicht eine Menschenfrau oder eine Oberflächenelfin? Als der Zwerg um eine Ecke bog, schlich Jarlaxle bis zu dieser und erspähte den Zwerg, wie dieser in ein Gasthaus ging. Sicher in der Hoffnung einen anderen Händler zu finden. Der Drow folgte ihm und zog die Kapuze seines Mantels tiefer in sein Gesicht, damit man ihm nicht sofort seine Herkunft ansah. Im Gasthaus setzte sich der Drow in eine dunkle Ecke und behielt den Zwerg genau im Auge, der sich gerade mit einem Mann, sicher ein Händler, unterhielt. Mit Hilfe eines verzauberten Ohrrings, hörte er der Unterhaltung aufmerksam zu. „Ich und meine Freunde suchen eine Mitreisegelegenheit.“ erklärte Brom dem Mann gerade, als der Zauber zu wirken begann. „So. so.“ erwiderte der Händler. „Wie viele seit ihr?“ „Fünf.“ sagte der Zwerg. „Vier Krieger und ein Magier. Wir wären euch sicher von größtem Nutzen auf euren Weg nach Luskan.“ „Sicher, guter Zwerg. Ich suche gute Leute für meine Wachmannschaft. Gut, das ihr mich angesprochen habt. Sind eure Freunde Zwerge?“ Nun wurde es spannend, dachte Jarlaxle und kicherte. Wie würde der Mann reagieren, wenn er hörte, dass zwei von ihnen Drow waren. Der Zwerg wurde etwas nervös und strich sich durch den blonden Bart. „Nein.“ sagte er. „Zwei Menschen, ein Mann und eine Frau und zwei… zwei Drow, ebenfalls ein Mann und eine Frau.“ Der Händler sah den Zwerg mit großen Augen an. „Drow?“ Brom Breitschulter nickte. „Nun ja.“ stotterte der Händler. „Ich weis nicht, ob ihr die Richtigen seid. Ich will euch nicht beleidigen, guter Zwerg.“ „Ich weis, ich weis!“ knurrte Brom. „Spar euch eure Ausreden!“ „Hört zu.“ bat der Händler ihn, bevor der Zwerg davon stapfte. „Ich würde euch und eure beiden menschlichen Freunde mitnehmen.“ Brom funkelte den Mann böse an. „Entweder ihr nehmt meine ganze Gruppe mit oder ihr könnte alleine reisen!“ „Aber.“ „Maul zu!“ unterbrach Brom ihn grob und ging davon. Jarlaxle schüttelte den Kopf. Schon wieder ein Fehlschlag. Ihm taten die fünf Kameraden irgendwie leid, musste er sich selber eingestehen. Er hatte es anfangs auf der Oberfläche auch nicht leicht gehabt und Drizzts Namen genutzt, um zumindest von den Menschen geduldet zu werden. Aber er hatte sich nicht weiter daran gestört, da er in Artemis Entreri einen guten Freund gefunden hatte. Als die beiden dann angefangen hatten, sich ihren Lebensunterhalt als Kopfgeldjäger zu verdienen, wurden sie langsam von den Leuten regelrecht umschwärmt. Besonders beim weiblichen Geschlecht war der Drow gut angekommen und hatte sich bei jeder Gelegenheit mit den Frauen vergnügt. Und sich mit einer Oberflächenbewohnerin zu vergnügen machte mehr Spaß, als sich mit einer Drow zusammen zutun, die sich dabei vergnügte, wenn sie ihm mit ihren spitzen Fingernägeln die Haut anritzte. Jarlaxle folgte dem Zwerg wieder. Der führte ihn unwissend zu anderen Händlern, die genau so reagierten, wie die vor ihnen. Jarlaxle beobachtet alle Gespräche genau. Er erkannte, dass der Zwerg sich immer an das gleiche Gesprächsmuster hielt. Er erwähnte nie ihre Namen. Sicher hätte er mehr erfolg, wenn der Name Do´Urden fiel, der bei den Menschen des Nordens wohl bekannt war. So ging es bis in den späten Abend. Brom ging entteucht zurück in den „Innenwald“, dicht verfolgt von seinem schattenhaften Anhängsel. Als der Drow durch das Fenster späte, waren bereits der Barbar und die junge Halbdrow wieder da. Und die beiden anderen? Sicher noch auf der Suche. Jarlaxle entschied sich dann die Verfolgung abzubrechen und zurück in sein eigenes Zimmer ein zukehren. Die prächtige Bibliothek von Silbrigmond lockte Tag für Tag Zauberer und Magierin der guten Völker an, die dort ihr Wissen erweitern und studieren wollten. Sogar Abenteurer aus allen Ecken Faûruns gingen dort hin, um sich alte Legenden zu suchen, die es wert waren von ihnen gelüftet zu werden. Und dort hielt sich der junge Zak Do´Urden auf, der auf der Suche nach einem Abenteuer war. Er saß vor einem der großen Bücherregalen und sah sich alte Landkarten von der Gegend um Luskan und dem Grat der Welt an, leider ohne großen Erfolg. Seufzend legte er auch diese zu dem Berg Bücher und Rollen, der sich auf seinem Tisch aufgetürmt hatte. Dem Halbdrow wurden missbilligende Blicke von den Bibliothekaren zugeworfen, die an ihm vorbei kamen und den Papierturm sahen. Es gab einfach zu viele Sachen, die man machen konnte, dachte Zak. Aber er wollte seinen Freunden nicht eine Aufgabe vorschlagen, die sie nie mal erfüllen könnten. Vielleicht sollten sie einfach zurückgehen und das einfache Leben in Siedelstein weiter leben, dass sie schon ihr ganzes Leben gelebt hatten. So in Gedanken versunken, merkte er nicht, das er von einem unheilvollen Gesellen beobachtet wurde. Vergil konnte es nicht glauben, als er den Drow dort stehen sah. Ein Drow! Schalte es ihm durch den Kopf. Seit Jahren hatte er keinen mehr gesehen und dann noch die Gerüchte von diesem anderen, Drizzt Do´Urden. Und nun sah er dort einen Drow. Vielleicht war es auch Drizzt Do´Urden selber, überlegte Vergil. Der Magier wollte sich vergewissern, ob es wirklich dieser sagenumwobenen Dunkelelf war und ging auf ihn zu. Wie würde der wohl reagieren, fragte der Nekromant sich andauernd. Er war aufgeregt, als er seine Hand ausstreckte und sie auf die Schulter des Drow legte. Erschrocken drehte er sich zu Vergil um. „Verzeiht, werter Drow.“ sagte Vergil mit freundlicher Stimme und verbeugte sich kurz. „Ich wollte euch nicht erschrecken. Aber ich habe noch nie einen Dunkelelfen in Silbrigmond gesehen.“ Der Drow atmete ein paar Mal ein und aus und lächelte dann. „Ist schon gut, guter Mann.“ sagte der. „Ich verüble es euch nicht.“ „Dann darf ich euch auch eine Frage stellen?“ fragte der Magier, wobei seine Neugier förmlich aus ihm heraus strömte. „Ja, könnt ihr.“ „Seit ihr Drizzt Do´Urden?“ fragte Vergil dann sofort. „Nein, der bin ich nicht.“ Sagte der Drow lächelnd. „Ich bin sein Sohn, Zak Do´Urden. Aber es ehrt mich, das ihr mich für meinen Vater haltet.“ Erstaunt sah Vergil Zak an. Sein Sohn? fragte er sich in Gedanken. Dann aber erinnerte er sich an das Gespräch mit dem Magier Graubart und an Gesprächen von anderen Leuten, die sich über die Kinder des Drow unterhalten hatten. Jetzt hatte er einen dieser Mischlinge vor sich stehen. „Es ist mir eine Ehre, euch kennen zu lernen, Meister Do´Urden.“ sagte Vergil und verbeugte sich elegant vor Zak. „Ach last gut sein, guter Mann.“ bat Zak den Mann, da ihn die Verbeugung peinlich berührte. Vergil lächelte verschlagen, so das Zak es aber nicht sah und erhob sich wieder. „Verzeiht mir erneut.“ flehte der Magier den Halbdrow an. „Lasst mich euch vorstellen. Vergil von Adlerstein, Magier.“ „Es ist mir eine Freude euch ebenfalls kennen zu lernen, Meister Vergil.“ erwiderte Zak sehr erfreut und schüttelte die Hand des anderen, die dieser ihm entgegen gestreckt hielt. „Ich bin ebenfalls Magier.“ „Oh.“ spielte Vergil falsche Verwunderung vor. Obwohl ihn das nicht sonderlich interessierte, konnte er es nicht abstreiten, dass er so eine wertvolle Information von diesem Mischling bekommen hatte. Sicher würde er noch so manche von Zak bekommen, wenn er sich mit ihm unterhalten würde. „Was treibt euch nach Silbrigmond und in die Bibliothek?“ „Zum einen meine Gefährten und der Wunsch nach etwas Abenteuer.“ sagte Zak, wobei er auf den Turm von Büchern und Papieren zeigte. „Nicht ganz so einfach, etwas zu finden.“ Der Magier trat an den Tisch und nahm sich einige der Bücher und Papiere und sah sie sich an. Vergil konnte nicht glauben, was der Drow-Magier da für Abenteuer raus gesucht hatte und dann einfach abgelegt hatte. Er sah ihn Stirn runzelnd an. „Diese Abenteuer entsprechen nicht ganz den Vorstellungen meiner Freunde oder sind einfach zu gewagt für uns.“ sagte Zak, der zu Vergil trat. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ sagte Vergil zu Zak, der ihn dann fragend ansah. „Wie meint ihr das?“ fragte der Halbdrow. „Ihr seit Jung.“ sagte Vergil, wobei er seine Gier nach dem Leben dieses Drow, nur schwer verbergen konnte. „Und eure Freunde sicher auch. Macht etwas daraus. Soweit ich gehört habe, hat das euer Vater du seine Gefährten vor Jahren immer getan. Es ist natürlich nicht besonders fair, euch mit eurem Vater zu vergleichen, aber mir fällt kein anderer ein. Nehm euch ein Beispiel an ihm.“ Zak sah den ihm doch noch so fremden Magier verwundert an. Wieso gab er ihm einen so gut gemeinten Tipp? fragte Zak sich. Kannte er seinen Vater von früher? Aber wieso hatte er ihn dann nie erwähnt? Oder war dieser Magier einfach nur ein freundlicher Mann, der jedem gerne half? Zak sah Vergil forschend an, aber der Magier verzog keine Miene, nein, eher sah er ihn selbst forschend an. „Wieso seit ihr so Hilfsbereit?“ fragte Zak. „Wieso nicht?“ fragte Vergil. „Ihr seit mir Sympathisch, Zak. Ihr habt sicher noch nicht so viel von der Welt gesehen. Stürzt euch nicht zu sehr auf eure Studien. Dafür bleibt in ein paar Jahren auch noch genug Zeit. Zieht in die Welt und lernt sie kennen. So habe ich selber einen großen Schatz an Erfahrung gemacht.“ Vergil wand sich von Zak dem Papierturm zu und wühlte etwas darin herum. Leise sang er einen Zauber und lies eine Karte in seiner Hand erscheinen, die grade im Papierturm herum wühlte. „Das sieht doch viel versprechend aus.“ Meinte Vergil und drehte sich zu Zak, der ihn fragend ansah. Er übergab ihn die Karte und klopfte ihn auf die Schulter. „Sicher ist das ein geeignetes Abenteuer für euch und eure Freunde.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen klopfte der Magier dem Halbdrow, fast freundschaftlich, wieder auf die Schulter und ging. Als Vergil vor der Bibliothek stand, grinste er verschlagen und blikte zurück. Wie einfach es doch gewesen war, sich an diesen Mischling heran zu wagen. Dieser Junge war noch grün hinter den Ohren und hatte kaum Erfahrungen mit anderen Menschen, dachte Vergil, nein er wusste es. Er hatte schon mit so vielen anderen Menschen und Nichtmenschen Kontakt gehabt und aus ihnen gelernt. Aber jetzt hieß es, schnell nach Hause und Zaubersprüche, neue Zombies und den schwarzen Saphir vorbereiten. Er freute sich schon auf ihre nächste Begegnung. Nein, doch nicht, entschied der Magier. Er würde Zak und desen Freunde noch etwas unter die Lupe nehmen, um sich ihre Stärken und Schwächen zu merken. So würde das Wiedersehen zu seinen Gunsten verlaufen. Fast schon panisch, sah sich der Goblin auf allen Seiten um. Das furchtbare Monster hatte ihn und seine Kameraden quer durch den Wald gejagt und nur wenige waren noch übrig. Gnog, so hieß der arme Kerl, sah sich wieder überall um. In seinen zittrigen Händen hielt er noch sein Schwert, was aber nicht dazu beitrug, ihn nicht weiter zittern zu lassen. Ein lauter Schrei erklang und Gnog erkannte ihn als den eines seiner Freunde. Sofort rannte der Goblin weiter. Schließlich ging es um sein Leben und das war ihm hoch und heilig. Als das Wesen auf eine Lichtung kam, konnte es einen Aufschrei nicht unterdrücken. Alles seine Kameraden lagen dort. Sie waren alle tot! Schrie seine innere Stimme entsetzt auf. Und dort, an einem Baum gelehnt, war das Monster! Dieser mörderische Elf. Der sah ihn selbstsicher an und zog sein prachtvolles Schwert. Gnog sah sich das Schwert des Elfen und sein eigenes an. Und er wusste, dass er keine Chance hatte. Weder auf der Flucht, noch im Kampf. Er lies es fallen und warf sich vor dem Elfen auf die Knie. „Bitte mich nicht tot machen!“ bettelte Gnog, dem sogar schon Tränen in die Augen standen. Der Goblin wusste nicht einmal, warum der Elf das seinem Stamm angetan hatte. Er und seine Leute hatten ich bewusst von jeder Stadt und Siedlung fern gehalten und sich nur mit ihres gleichen angelegt. Selbst allein reisende Wanderer wurden verschont, ja nicht einmal angesehen. Sein Stamm war sehr scheu gewesen. Aber dieser Elf hatte jetzt alle getötet oder verjagt. Jetzt sah Gnog seinen nahenden Tod vor Augen. Statt dem Herabsausen eines Schwertes zu hören, vernahm er ein Seufzer. Etwas mutiger geworden, sah Gnog auf. Der Elf schob sein Schwert in die prachtvolle Scheide zurück und kniete sich vor die Kreatur hin. Aber seine Miene war starr. “Wie ist dein Name?“ fragte der Elf mit seiner Gesanggleichen Stimme. „Ich heißen Gnog.“ sagte der Goblin mit zittriger Stimme. Was wollte der Elf von ihm? Wollte er ihn quälen und dann töten? „Steh auf, Gnog.“ Befahl der Elf streng, worauf Gnog regelrecht aufsprang. Der Elf strich sich sein Rabenschwarzes Haar zurück und stand selber auf. Er winkte dem Goblin, der ihm sofort folgte und mit dem Schlimmsten rechnete. Als sie an den Leichen seines Stammes vorbei kamen, schluckte der Goblin angestrengt und vergoss noch mehr Tränen. Er hatte große Angst um sein erbärmliches Leben und wäre am Liebsten weg gelaufen. Der Elf sah ihn mit seinen Silberaugen, über die Schulter hinweg, an, worauf der Goblin noch nervöser wurde und leise zu jammern anfing. Der Elf warf ihm noch einen bedrohlichen Blick zu, worauf der arme Gnog sofort verstummte. Man konnte ihn wirklich bemitleiden (wobei er ja nur ein unteres Wesen war). Der Elf führte Gnog zu dessen Lagerplatz, wo eine, in einen Umhang verborgende, Gestallt auf einem umgestürzten Baumstamm saß. Gnog wusste nicht, was hier vor sich ging, aber unbedingt herausfinden, wollte er es aber auch nicht. „Sei willkommen, kleiner Freund.“ sagte die Gestallt, die die Kapuze des Umhangs tief ins Gesicht gezogen hatte. Er bot ihm einen Platz am Feuer an. „Setz dich ruhig. Niemand will dir etwas Böses.“ Nicht ganz so überzeugt, setzte sich der Goblin der Gestallt gegenüber und warf einen ängstlichen Blick zu dem Elfen. Die Gestallt lachte leise vor sich hin. “Keine Angst, mein Bester.“ beruhigte sie ich. „Tamalin sieht vielleicht böse aus, ist aber ein netter Kerl.“ Tamalin sah den armen Gnog finster an und verschwand auf dem Wink der Gestallt hin im Wald. Als der Elf außer Sicht, sah der Goblin seinen unheimlichen (zumindest für den armen Gnog) Gastgeber an. Der schein sein Unbehagen zu spüren und nahm die Kapuze ab. Darunter kam das Gesicht eines tatoowierten Mannes zum Vorschein. Er hatte einen kahlen Kopf. Das einzige Haar, das er noch hatte, hatte er zu einem Zopf zusammen geflochten. Er hatte ein kantiges Geicht, mit zwei narben auf der rechten Wange, die wie ein Kreuz übereinander lagen. Obwohl Gnog den Rest des Körpers nicht sehen konnte, wusste er rein instinktiv, dass der Mann einen gut trainierten Körper hatte. Der Fremde sah den Gobelin an und lächelte freundlich. Das machte den Goblin extrem nervös. „Du brauchst dich nicht zu fürchten, kleiner Freund.“ sagte der Fremde. „Ich sagte dir doch, das dir keiner was tun wird.“ „Aber der Elf.“ sagte Gnog besorgt. „Er alle meine Leute tot gemacht hat.“ Der Fremde sah den Goblin grinsend an und meinte: „Sei beruhigt. Du bist noch am leben.“ Der Fremde stand auf und präsentierte dem kleinen Goblin seine volle Größe, von sieben Fuß. Er ging direkt zu dem viel kleinern Geschöpf rüber und beugte sich zu ihm. Er lies eine seiner riesigen Hände unter dem Umhang auftauchen und richtete sie auf Gnog. Der dachte, de Hüne wollte ihm etwas antun und kreischte ängstlich auf. Der Fremde sah ihn fragend an. “Was hast du?“ fragte er. Gnog sah ihn an, aber konnte die Worte nicht heraus pressen, da der Fremde ihm eine Lahmkeule hinhielt. Der Goblin wusste natürlich nicht, was er davon halten sollte und blickte diese unerwartete Gabe misstraurig an. „Was zu essen.“ meinte der Hüne. „Nimm und iss.“ Zögernd nahm Gnog die Lahmkeule an sich, ohne den Blick von dem fremden zu nehmen. Als der ihm aufmunternd zunickte, biss er herzhaft hinein. Dem gedrungenen Wesen drängte sich die Frage auf, warum das alles geschah? Erst wurden seine Leute von diesem Elfen, Tamalin, umgebracht und jetzt bewirtet ihn dieser Barbar, zumindest glaubte der Goblin, der Fremde sei einer, ihn freundlich. Was machte das für einen Sinn? Nach dem sich Gnog an dem Fleisch den Hunger gestillt hatte, sah er den fremden etwas weniger nervös an. Der hatte sich aus seinem Bündel eine Pfeife genommen und paffte gemütlich. Als er, nach einiger Zeit, den Blick der kleinen Kreatur bemerkt, sah er zu ihm und grinste wieder. „Mein Freund, ich brauche deine Hilfe.“ sagte der Hüne. „Ich suche einen Drowelfen.“ Gnog schluckte schwer vor Entsetzen. An diesem Abend saß Zak alleine in seinem Zimmer, das er im „Innenwald“ gemietet hatte. Nach seiner Rückkehr aus der Bibliothek, hatte er sich sofort zurückgezogen, ohne seinen Freunden bescheid zu sagen. Die Karte, die er von Vergil bekommen hatte, hatte den jungen Magier in seinen Bann gezogen. Zak wusste nicht wieso, aber es schien ihm auch reichlich egal zu sein. Diese Karte hatte etwas Magisches an sich, etwas, was den Halbdrow neugierig machte. Alleine in seinem Zimmer sah er sie sich genau an. Als seine Freunde nach ihm sahen, hatte er ihnen gesagt, dass er nicht gestört werden wollte. Die anderen hielten sich daran und fragten sich, was mit Zak los war, der sonst immer gerne Gesellschaft hatte. Zak kümmerte sich nicht weiter drum. Im Moment zählte nur diese Karte. Auf ihr war der Grat der Welt eingezeichnet und alle bekannten Fürstentümer. Aber eins dieser Fürstentümer schien den Halbdrow besonders anzuziehen. Der Name war nicht mehr leserlich, aber dennoch konnte er einzelne Buchstaben erkennen. A, L, E, R und N. Nachdenklich strich sich der junge Magier über das Kinn. Alern? Komischer Name, dachte der Halbdrow, als er die Buchstaben zusammensetzte. Er wusste, dass es sich dabei nicht um den richtigen Namen handelte. Noch lange saß Zak vor der Karte und überlegte. War es vielleicht das Geheimnis? Schon möglich, dacht er. Ein verlorenes Fürstentum, dessen wahren Namen es zu ergründen galt. Vielleicht war es kein Abenteuer, was sich die anderen erhofften, aber es würde sie in den Grat der Welt führen, wo es vor Goblinbanden und Riesen nur so wimmelte. Und das würde die andern sicher überzeugen, dieses Abenteuer auf sich zu nehmen. Zak lächelte zufrieden und legte die Karte in die Schublade des kleinen Nachtisches neben seinem Bett. Morgen würde er den anderen davon erzählen. Am nächsten Morgen saßen die Gefährten, bis auf Zak, zusammen im Schänkraum. Etwas besorgt, das der Halbdrow nicht bei ihnen war, sahen die vier (ja sogar Brom!) zur Treppe. So kannten sie den Magier nicht. Wakebug kam mit Speisen zu den freunden und blickte selbst zur Treppe. „Wo ist den Zak?“ fragte der alte Zwerg. „Noch in seinem Zimmer.“ sagte Dalli besorgt. „Immer noch?“ meinte der alte Wakebug erstaunt. „Normalerweise wäre er doch schon unterwegs.“ „Der muss wohl irgendwas gefunden haben, was ihn in seinen Bann gezogen hat.“ Meinte ein schmatzender Brom, dem das eigentlich ziemlich egal war. „Sicher so nen Hokus-Pokus-Ding.“ „Aber er wäre doch runter gekommen, um was zu essen.“ Wand Colson ein, die besorgt dein schaute. Der Zwerg sah beide Frauen an und verstand nicht, warum sie sich solche Sorgen machten. Sogar der Barbar machte sich Sorgen und der Zwerg selber auch, wobei er es sicher nicht zugeben würde. „Ich gehe jetzt hoch.“ Sagte Dalli und wollte grade aufstehen, als Zak runter kam und sich verschlafen die Augen rieb. Die anderen sahen ihn an, wobei er sich fragte, warum sie einen erleichterten Gesichtsausdruck angelegt hatten. Er setzte sich zu ihnen und bekam von Wakebug etwas zu essen. „Warum kommst erst jetzt runter?“ fragte Beon den Halbdrow. “War gestern zu lange wach.“ sagte der Halbdrow. „Hab mir ne Karte angesehen.“ „Wusste ich es doch.“ kam es schnaubend von der Seite, worauf wieder genüssliches Schmatzen folgte. Zak reagierte gar nicht darauf und aß weiter. Als er fertig war, holte er aus einer Falte seines Umhangs eine Karte heraus, die er auf dem Tisch ausbreitete. Die anderen beugten sich neugierig über die Karte. Zak warf jedem einen Blick zu und lächelte. “Ein Abenteuer.“ sagte er und deutet auf das namenlose Fürstentum, das er nur als Alern entziffern konnte. „Du hast was gefunden?“ fragte Dalli sofort und späte auf die Stalle, auf der Zaks Finder ruhte. „Das habe ich.“ sagte der Halöbdrow und lächelte. „Ein Fürstentum, desen Name verloren gegangen ist.“ Etwas entgeistert sah Beon und Brom Zak an. „Fürstentum?“ frage der junge Barbar nicht allzu begeistert. „Davon gibt es genug.“ „Und genug sind längst in Vergessenheit geraten.“ brachte der Zwerg noch ein. „Ich weis.“ sagte der Halbdrow lächelnd. „Aber das hier ist ein magisches Fürstentum. Die Karte ist verzaubert.“ Jetzt etwas neugieriger geworden sahen die beiden Meckerfritzen die Karte an. Dalli lächelte ihren Bruder an und meinte: „Vielleicht doch ein Abenteuer nach unserem Geschmack.“ Colson hörte den anderen zu, ohne etwas zu sagen. Dabei sah sie den jungen Halbdrow an. Irgendwie war er heute anders, fiel ihr auf. Er strahlte eine Begeisterung aus, die sie ansteckte, so glaubte die junge Frau. Hatte es der Fund dieser Karte die Veränderung Zaks bewirkt oder waren es sie und die andern es selbst gewesen? Sie wusste es nicht. Aber es erfreute sie, Zak so zu sehen. Sie lächelte und träumte von dem Abenteuer. Was sie wohl alles erleben würden. Die fünf Freunde geritten in ein aufgeregtes Gespräch. Jarlaxle hörte dem Gespräch der Freunde genau zu. Er trug magische Ohrringe bei sich, die es ihm ermöglichten. Die Aufregung der jungen Leute steckte den gewieften Drowsöldner an. Er wünschte sich sogar, dabei zu sein, erkannte er erstaunt. Aber woran lag das? Sicher nicht an dem Gespräch der jungen Abenteurer. Nein, irgendetwas anderes bewirkte das. Jarlaxle, der am Fenster des Wirtshauses stand, sah sich um. Mit der Hilfe eines andern magischen Gegenstandes fand er die Quelle sofort. Die Karte! Diese Karte war verzaubert. Nachdenklich rieb sich der Drow das Kinn. Warum machte sich jemand die Mühe, die Karte so zu verzaubern, das sie den Besitzer den Wunsch verspüren lies, dem Weg zu folgen, der auf ihr eingezeichnet war? Jarlaxle, der sehr vorsichtig mit magischen Gegenständen war, kam der unberuhigende Verdacht, dass diese Karte Gefahr verhieß. Gefahr für diese wagemutige und naive Truppe. Er wollte sich nicht ausmalen, was auf die fünf zukam, wenn sie ihr folgten. Sie waren noch zu unerfahren, dachte der Drow, wobei er sogar den Zwerg mit einschloss, der sicher schon ein Jahrhundert alt war. Der Drow wurde hellhörig, als Zak den Namen des Mannes sagte, der ihm die Karte gegeben hatte. Vergil von Adlerstein. Mit dem Namen konnte der Drow nichts anfangen, aber vielleicht Artemis. Sofort, nachdem das Gespräch der andern geendet hatte, sprang er auf und ging zurück zu Artemis Entreri, der noch in ihrem Zimmer wartete. „Vergil?“ fragte der Meuchelmörder seinen Kameraden, der nickte. „Nein. Der Name sagt mir nichts.“ Er sah sein gegenüber misstraurig an. „Warum fragst du mich?“ „Ich habe den Namen zufällig gehört.“ sagte der gewitzte Drow grinsend. „Ich will nicht wissen von wem.“ sagte der Meuchelmörder, der einen Verdacht hatte, von wem diese Neuigkeit kam. „Schade.“ sagte Jarlaxle neckend. Er stand vom Bett auf und zog sich seinen Hut, mit der Feder wieder an. „Dann muss ich jemanden anderes fragen.“ “Und warum?“ fragte Artemis, der immer noch sehr misstraurig war. „Ich will wissen, wer er ist.“ Gab der Drow zurück und ging zur Tür. Als er an die Klinke griff, hörte er etwas ansausen, was sich dann in den Rammen der Tür bohrte. Artemis Juwelenbesetzter Dolch. Neugierig drehte sich Jarlaxle zu seinem Freund um, der eine finstere Miene aufgesetzt hatte. „Nein.“ Sagte der Meuchelmörder gefährlich ruhig. „Lass es sein. Ich habe keine Lust, den Plagen des Drow zu helfen. „Oh.“ seufzte Jarlaxle. „Warum den nicht, mein Fre-„ Artemis Entreri unterbrach den Drow scharf: „Hör auf! Du weist, das ich mit Drizzt und allem, was mit ihm zu tun hat, nichts wissen will oder etwas zu tun haben will!“ Jarlaxle warf ihn einen mitleidigen und bittenden Blick zu, worauf der Meuchelmörder wütend schnaubte. „Nein, sagte ich! Und hör auf, mich so dämlich anzusehen. Ich bleib bei meiner Meinung und du,“ er zeigte drohend auf Jarlaxle, der grinste, „wirst mich davon nicht abbringen.“ Schnaubend ging Artemis neben Jarlaxle her. Der Drow hatte es mal wieder geschafft, den Meuchelmörder irgendwie zu überzeugen, sich seiner Sache anzuschließen. Das hatte der Drow schon endlose male geschafft und Artemis fragte sich immer, wie? Und nun waren sie zu einem der unzähligen Informanten des Drow unterwegs. Hoffentlich würde die Sache schnell zu ende gehen, hoffte der Meuchelmörder, der es satt war, immer wieder mit dem verruchten Drizzt Do´Urden irgendwie in Kontakt zu geraten. Oder seinen Freunden, dachte er noch säuerlich. Die beiden Kopfgeldjäger gingen zu den äußeren Bezirken von Silbrigmond, wo sich gelegentlich Gauner und Informanten herum trieben. Als sie in das Viertel bogen, entdeckte Jarlaxle bereits ihren gesuchten Informanten. Aber warum Artemis überrascht, dass es sich dabei um eine Frau handelte? Die Frau erblickte die beiden ebenfalls und ging grinsend auf sie zu. Jarlaxle umarmte sie zum Gruß, worauf ein leidenschaftlicher Kuss folgte. Unschwer konnte der Meuchelmörder erkennen, dass die beiden mehr als Informationen teilten. Als ob die beiden erst merkten, dass der Meuchelmörder sie beobachtete, sah sie diese an. „Das ist Laliane.“ stellte Jarlaxle die Frau vor. Sie hielt dem Meuchelmörder ihre Hand hin, der aber natürlich, wie immer, sehr ungerührt da stand und ihr bloß zu nickte. Etwas entteucht, sah sie den Meuchelmörder kurz an. “Du hattest recht.“ schnurrte Laliane. „Dein Freund ist sehr kühl.“ Jarlaxle lachte nur zur Antwort, was Artemis aufregte und ihn missbilligend die Stirn runzeln lies. „Seh es ihm nach. Er will keinen zu engen Kontakt zu seinen Informaten.“ sagte Jarlaxle zu der Frau, dich sich immer noch in seiner Umarmung befand. Sie löste sich von dem Drow. „Wie kann ich meinem Lieblingsdrow helfen?“ fragte die Frau und streichelte dem Drow verführerisch über die Brust. „Oh, meine liebe Laliane.“ schwärmte der Drow. „Wir wollen etwas über jemanden herausfinden Wir kennen nur seinen Namen, aber wir kennen nicht dessen Gesicht. Kannst du uns da weiter helfen?“ „Wenn ich es nicht könnte, dann würdest du mich sicher nicht aufsuchen.“ umgarnte sie ihn. „Wie heiß euer Freund denn?“ „Vergil von Adlerstein.“ sagte Artemis grob, der keine Lust hatte, unnötig Zeit zu verschwenden. Etwas missmutig sahen ihn die beiden an. Irgendwie kam es dem Meuchelmörder vor, direkt zwei Jarlaxles gegenüber zu stehen. Ein sehr entsetzlicher Gedanke. „Und meine Liebe?“ fragte Jarlaxle die Frau, wobei er sie mit seinen Blicken regelrecht zu verschlingen drohte. „Vergil.“ murmelte Laliane nachdenklich. Geduldig warteten der Drow und der Meuchelmörder. Nach längerer zeit, zumindest glaubte Artemis Entreri, das Laliane immer noch nach dachte. Der Meuchelmörder wurde langsam ungeduldig. „Und?“ fuhr er die Frau an. „Kennst du ihn oder nicht?“ „Der Name sagt mir nichts.“ sagte Laliane ungerührt. „Aber ich werde mich umhören.“ Sie grinste den Drow verführerisch an. „Hoffentlich kommst du dann vorbei, mein lieber Jarl.“ Jarl? Artemis sah den Drow sofort an, der seinen Blick mit einem verlegenden Lächeln erwiderte. Er lächelte verschlagen, worauf der Drow natürlich ihm einen wissenden Blick zuwarf. Dieser Blick hieß so viel, wie „Ich warne dich. Halt bloß die Klappe.“ Der Drow wand sich wieder der Frau zu und meinte: „Ich werde dich sofort informieren, sobald ich was weis.“ „Ich danke dir.“ sagte Jarlaxle, worauf die beiden sich schon wieder küssten. Dieses mal aber nur auf die Wange. Bevor die beiden noch lange Abschiedsreden halten konnten, packte der Meuchelmörder den Drow an dessen Umhang und schleifte ihn hinter sich her. „Ist sie nicht bezaubernd?“ fragte Jarlaxle seinen Kameraden, wobei er der schönen Frau zum Abschied winkte. „Lass mich bloß mit deinen Weibergeschichten in ruhe.“ schnaubte der Meuchelmörder. Artemis Entreri konnte nur hoffen, das die Frau auch hielt, was sie versprach. Er wollte nicht länger mit den Kinder des Drows etwas zu tun haben, der ihn zu oft schon gedemütigt hatte. Nach dem aufgeregten Gespräch über den weiteren Verlauf ihres ersten Abenteuers, hatten die fünf Gefährten sich aufgemacht Vorräte und andere wichtige Dinge für die Reise zu besorgen. Colson und Beon gingen zusammen Lebensmittel kaufen, während Brom und Dalli neue Ausrüstungsgegenstände besorgen gingen. Und Zak? Der studierte weiter die Karte, um den schnellsten Weg nach Alern zu finden. Colson machte sich immer noch Sorgen um Zak. Er schien nur noch an diese Karte und dieses namenlose Fürstentum zu denken. Obwohl sie sich über die Veränderung ihres Freundes gefreut hatte, hatte sie auch Bedenken. Ihr kam es seltsam vor, das Zak sich von gestern auf heute so verändert hatte. Colson kam es so falsch vor. Zak war ein eher ruhiger Mann, der ein ruhiges Leben dem Leben auf der Straße vorzog. Ja, er reiste oft, aber such nur nach Silbrigmond, dessen Straßen sicher waren. Wenn er in andere Städte reiste, machte er es auf magischem Wege. Zudem verabscheute der Habldrow das Kämpfen, wusste die junge Frau. Er war noch nie mit seinen Freunden aufgebrochen, um Ungeheuer zu jagen, die Siedelstein bedrohten. Obwohl sie den Halbdrow-Magier für einen mächtigen Magier hielt, glaubte die junge Frau nicht, dass er den Mut aufbringen würde, einen Feind mit einem magischen Blitz zu rösten. Zak war einfach zugutmütug oder ein Sensibelchen, wie Brom ihn gerne neckte. Und jetzt? Er hatte sich richtig auf das erste Abenteuer gefreut. Bevor alle aufgebrochen waren, hatte er sogar gesagt, dass er sich auf die bevorstehenden Kämpfe freute. Auf die Kämpfe? Alle hatten ihn ungläubig angesehen. Mit einem Grinden war der Halbdrow dann auf sein Zimmer zurückgegangen. Colson machte sich Sorgen. Richtige Sorgen. Wie würde der Halbdrow sie alle in den nächsten Tagen noch überraschen? Colson hoffte, das er sie nur positiv überraschte. Zak kam ihr so falsch vor. Auch Dalli dachte über ihren Bruder nach. Sie machte sich aber keine Sorgen um ihn. Nein. Sie fand es sogar gut, das Zak sich so verändert hatte. Ihr kam eher in den Sinn, dass ihr Bruder sich wegen Colson so verändert hatte, um ihr zu imponieren. Dalli fand den Gedanken sehr amüsant, da die Halbdrow der festen Überzeugung war, das ihr Bruder das nicht nötig hatte. Colson liebte ihn doch. Aber beide trauten sich einfach nicht, dem anderen zu sagen, was sie für einander empfanden, was Dalli sehr frustrierend fand. Die junge Halbdrow-frau hatte lange nach gedacht, warum Zak sich verändert hatte. Vielleicht wollte er so Mut sammeln, um Colson seine Liebe zu gestehen. Ja! Das war es sicher, glaubte Dalli. Einen anderen Grund konnte es einfach nicht geben. Die junge Dalli Do´Urden war eine intelligente junge Frau, aber auch noch sehr Naiv. Sie musste noch sehr viele Erfahrungen, gute wie schlechte, machen. Unweigerlich dachte die Halbdrow an das bevorstehende Abenteuer. Sie würden in den Grat der Welt ziehen, ein Gebirgsausläufer, wo hinter jeder Ecke Ungeheuer oder banditen lauern konnten. Ein begeistertes Lächeln huschte dabei über ihre Lippen, als sie daran dachte und ihr Herz sprang höher vor Aufregung. So mussten sich ihre Eltern und deren Freunde gefühlt haben als sie auf die Suche nach Mithril-Halle gegangen waren, dachte Dalli begeistert. Sie fühlte regelrecht einen Drang nach der Ferne. Nach Abenteuern! Sie ermahnte sich geduldig zu bleiben. Mindestens zwei Tage. Dann wären sie und ihre Freunde wieder unterwegs. Wieder rief die Ferne. Das Abenteuer. Unglaublich, aber wahr. Brom Breitschulter machte sich auch Gedanken um den Halbdrow-Magier. Etwas Sorgen machte er sich schon um den verdammten Elfen, gestand sich der blondbärtige Zwerg ein. Zak hatte sich gestern abend und heute morgen komisch benommen. Komischer, als sonst, fand der Zwerg. So wie jeder seines bärtigen Volkes, hatte der Zwerg eine gewisse Abneigung gegen die Magie. Nur verzauberte Waffen erregten die Aufmerksamkeit und den Wunsch, diese zu besitzen, bei dem Zwerg. Zu oft hatten sich Zak und Brom in den Haaren. Wegen etwas, was schon bei den Zwillingen, als Kinder, zu Streit geführt hatte. Was war besser? Magie oder Schwert? Brom hatte immer einen Heidenspaß dabei gehabt, wenn er den Halbdrow zur Weisglut bringen konnte. Aber dieses Mal hatte sich der Halbdrow nicht von Broms Kommentaren provozieren lassen. Und mit ihm gestritten. Na ja. Nicht mal die andern waren besonders Aufnahmefähig gewesen, da sie zu sehr von der Karte fazieniert gewesen waren, die Zak aus der Bibliothek mitgebracht hatte. Er war es ja auch gewesen. Aber Zaks Verhalten hatte den Zwerg nicht nur überrascht und nachdenklich gestimmt, sondern auch verwirrt. Der Halbdrow war schon gespannt, wie der Flitzebogen von Colson, auf den ersten Kampf gewesen! Häh? Also da war Brom schon misstraurig geworden. Irgendwas stimmte nicht und der Zwerg wollte dieses Rätsel auf den Grund gehen. Aber vorher würde er die ganzen Pakete ins „Innenwald“ bringen, die er und Dalli gekauft hatten und die er schleppen durfte. Warum musste er auch Schere-Stein-Papier mit Dalli spielen? Nachdenklich rieb sich der Hüne das glatt rasierte Kinn. Vor ihm saß der immer noch nervöse Gnog. Von ihm hatte der Hüne so einiges erfahren können. Der Goblin und seine Leute hatten vor ein paar einige Leute gesehen. Darunter einen blondbärtigen, murrenden Zwerg und einen Barbaren, die nach der Beschreibung von Gnog sehr bedrohlich aus gesehen hatten, und einen geheimnisvollen Schatten. Der Schatten war ein Drow gewesen, wusste der Fremde sofort. Vielleicht sogar der, den er suchte. Das konnte Gnog ihm leider nicht sagen. „Gnog gehen kann?“ hörte er den Goblin fragen. Er sah zu ihm und hob eine seiner mächtigen Hände. „Nein.“ sagte der Hüne. „ich brauche deine Hilfe weiter hin.“ Der Goblin sah den Fremden flehend an, wagte aber nicht, zu wiedersprechen. Die kleine Kreatur tat ihm (fast) leid, wie sie ihn mit seinen traurigen Knopfaugen ansah. Tamalin kam wieder zurück, in dessen Begleitung sich eine schöne Frau befand. Sie hatte Feuerrotes Haar, das ihr bis zu den Schultern ging und trug den gleichen Umhang, wie der Hüne. Dieser verbarg ihren restlichen Körper unter sich. Aber unverkannt trug sie darunter ein Schwert, dessen Konturen sich auf dem Stoff abzeichneten. Als der Goblin den Elfen erblickte, kauerte er sich ängstlich zusammen. Auch vor der Frau schien er sich zu fürchten, als der Fremde einen Seitenblick zu ihm warf. Mit unübersehbarer Abscheu sah Tamalin den Goblin an, bevor er sich dem Hünen zu wand. „Und?“ fragte dieser, als ihm die Aufmerksamkeit seiner Gefährten galt. „Habt ihr etwas herausgefunden?“ „Die Bauern in der Gegend haben keinen Drow gesehen.“ ergriff die Frau sofort das Wort. „Sie erzählten mir aber von einem Drow-Waldläufer, der in einem Dorf namens Siedelstein leben soll.“ „Siedelstein?“ fragte der Hüe den kleinen Goblin, der zusammen zuckte, als man ihn ansprach. „Dorf in Nähe von Zwergemine.“ erzählte Gnog. Die drei Gefährten sagen, wie sich das Gesicht des Goblins vor Abscheu und Furcht verzehrte, als er von der Mine sprach. „Zwerge und Dorfbewohner alle Gaga im Kopf und sehr gefährlich sind. Meine Mitgoblins und ich haben großes Angst vor ihnen.“ Nachdenklich sah der Hüne seine zwei Kameraden an. „Wie heißt der Drow?“ wollte er von der Frau wissen. „Drizzt Duden,“ sagte sie, „oder so ähnlich. Ich habe mir den Namen nicht richtig merken können.“ „Nicht schlimm. Passt er denn auf die Beschreibung, die wie haben?“ Die Frau schüttelte den Kopf. „Nein, nicht im geringsten. Ausserdem reden die Leute zu gut von ihm.“ Seufzten sah der Hüne sie an. „Zumindest hast du etwas herausgefunden, Rumia.“ Er sah dann zu dem Elfen, der sich die ganze Zeit zurück gehalten hatte. „Dann müssen wir wohl von vorne anfangen.“ meinte der Hüne dann. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass sie ihr Ziel immer noch nicht gefunden hatten. Er holte eine Karte der Umgebung aus seinem Bündel und rollte sie vor sich auf. Rumia trat zu dem Hünen, während Tamalin sich zu dem armen Gnog gesellte, der verängstig anfing zu keuchen, als ob er vergessen hätte zu atmen. Nach einiger Zeit sah der Hüne zu den beiden und musste sehen, dass es dem Elfen gefiel, wie der Goblin sich in seiner Nähe unwohl fühlte. „In der Nähe ist Silbrigmond.“ knurrte der Hüne, wobei Elf und Goblin erschrocken zusammen zuckten. „Wir gehen dort hin. Dort werden wir sicher interessante Informationen erhalten.“ Seine Begleiter nickten, ohne ein Widerwort. Bis auf Gnog. „Und ich?“ fragte der Goblin, der hoffte, nein, sogar betete, endlich gehen zu können. „Du kommst mit.“ entschied der Fremde, worauf er ein entteuchtes Stöhnen Tamalins vernahm. „Last mich ihn schnell töten.“ Sagte der Elf gefühllos, während er Gnog mit seinen Silberaugen ansah, worauf der Goblin sofort anfing zu wimmern. „Nein.“ sagte der Hüne mit ruhiger Stimme, was dem Goblin ein erleichtertes Seufzen entlockte. „Wir brauchen seine Hilfe sicher noch. Er kennt die Gegend.“ „Aber in Silbrigmond werden die Wachen uns nicht rein lassen, wenn der dabei ist.“ entgegnete der Elf scharf. „Tamalin hat Recht.“ stimmte Rumia dem Elfen zu. „Hmm.“ machte der Hüne nachdenklich und rieb sich wieder das Kinn. „Wir nehmen ihn trotzdem mit. Und in Silbrigmond werden wir weiter sehen.“ Rumia gab sich damit zufrieden, während Tamalin knurrend sein Bündel nahm und davon ging. Gnog sah dem Elfen ängstlich nach. Er erschrak, als er die riesige Hand des Hünen auf seiner schmächtigen Schulter spürte. Er fuhr zu ihm herum und erblickte das freundliche Lächeln des Mannes. „Keine Angst, mein kleiner Freund.“ sagte der Hüne freundlich. „Ich habe dir doch gesagt, dass keiner dir etwas tun wird. Ich pass auf dich auf.“ Gnog brachte ein gestottertes „Gut“ heraus. Er wusste nicht warum, aber der Goblin vertraute dem Hünen. Gut gelaunt trat Jarlaxle in das gemeinsame Zimmer von Artemis und ihm ein. Lalaine hatte Wort gehalten und Jarlaxle so viele Informationen, wie möglich, beschafft. Nach einer angenehmen erregenden Stunde mit der leidenschaftlichen Lalain in den Armen und ihrem Bett, kehrte der Drow zurück zu seinem Partner. Verwundert sah er sich im leeren Zimmer um. Wo war der Meuchelmörder? Ohne große Sorgen um Artemis Entreri ging der Drowsöldner auf die Suche nach ihm. Vom Wirt, einem dicken Kerl, erfuhr er, dass der Meuchelmörder im Badezimmer der Gaststube war und ein Bad nahm. Ohne auf die Warnungen des Wirtes zu achten, ging Jarlaxle genau dort hin. Grinsend öffnete der Drow die Tür einen Spalt und linste in das Zimmer. Mit einem zufrieden wirkenden Gesichtsausdruck lag der Meuchelmörder in der Wanne, beide Arme über Rand gelegt, und genoss das warme Wasser. Als der gute Jarlaxle die Tür öffnete, um einzutreten, musste er sofort den Kopf einziehen, als ihm eine Holzschüssel entgegen flog. „Warum so aufgebraht, mein Freund?“ fragte Jarlaxle, mit einer Unschuldsmiene, als er in das Zimmer trat. „Ich will meine Ruhe haben.“ knurrte Artemis, der sich nicht anschickte, dem Drow weitere Gegenstände um die Ohren zu werfen. „Besonders vor dir.“ Jarlaxle lachte vergnügt (er hielt die Drohungen des Meuchelmörders für leere Versprechungen) und setzte sich auf einen Stuhl, der der Wanne gegenüber stand. „Ich gehe gleich wieder.“ Versprach der Drowsöldner, was bei dem Meuchelmörder keine Reaktion hervor rufte. „Hat deine Freundin dir etwas erzählen können?“ fragte Artemis uninteressiert, wobei er das Wort Freundin besonders betonte. Jarlaxle grinste und nickte. „Sie hat einige Sachen über diesen Vergil herausgefunden.“ „Und was?“ „Der gute Vergil ist ein Magier auf der Durchreise.“ begann der Drow zu erzählen. „Ach nein! Ein Magier auf der Durchreise? Hier in Silbrigmond? Wie außergewöhnlich!“ Artemis Worte trieften regelrecht vor Sarkasmus, was den Drow ein säuerliches Stirnrunzeln entlockte und dem Meuchelmörder selber ein hämisches Grinsen. „Verspotte meine Informanten nur.“ sagte Jarlaxle murrend. „Du wirst sehen, was du davon hast.“ Artemis Entreri nahm es mit einem gelangweilten Schulterzucken hin. „Ein hagerer Mann, mit leicht, blasser Haut.“ lenkte Jarlaxle auf das Thema zurück. „Er ist seit ein paar Tagen hier und hat schon viele der mächtigsten Zauberer der Stadt besucht. Der letzte war ein gewisser Graubart. Der hat auch den jungen Zak ausgebildet.“ „Wenn?“ fragte Artemis, der sich nicht von der Begeisterung des Drow anstecken lassen konnte. „Drizzts Sohn.“ „Ach so.“ Jarlaxle sah ihn verständnislos an und fuhr fort. „Von ihm hat der Magier auch von dem jungen Do´Urden erfahren.“ Der Meuchelmörder nickte bloß. „Dieser Vergil ist in einem der luxuriöseren Gasthäuser abgestiegen.“ „War das alles?“ fragte Artemis, der hoffte, endlich wieder in ruhe baden zu können und der sich wieder mal wunderte, wie gut informiert die Quellen des Drow waren. „Ja.“ sagte Jarlaxle. „Wir sollten uns dort mal umsehen.“ „Wir?“ Jarlaxle nickte. „Ohne mich! Du hast mich die letzten Tage nicht in ruhe gelassen, mit deinem ständigen Geschwafel über Drizzts Kinder und diesem Magier Variel-.! „vergil.“ berichtigte der Drow ihn. „Mir doch egal, wie der heißt!“ fuhr der Meuchelmörder seinen überraschten Partner an. „lass mich heute und jeden anderen Tag damit in ruhe! Verstanden?“ Schmollend nickte der Drowsöldner. „Na gut. Dann gehe ich alleine.“ Jarlaxle stand beleidigt von dem Stuhl auf und ging aus dem Zimmer. Als er die Tür hinter sich schließen wollte, blickte er noch einmal zu dem Meuchelmörder in der Wanne. „Solange wir in Silbrigmond sind?“ fragte Jarlaxle grinsend, worauf Artemis ihn fragend ansah. „Wenn wir hier weg sind, darf ich wieder von Drizzts Kindern reden?“ „Verschwinde!“ brüllte der wütende Meuchelmörder, ergriff seinen Juwelenbesetzten Dolch, der neben der Wanne lag und warf ihn nach dem lästigen Drow. Hastig schloss Jarlaxle die Tür hinter sich, worauf der Dolch sich in die Tür bohrte und dort im Holz stecken blieb. „Durchgedrehter Drow.“ knurrte Artemis Entreri genervt und sank in das warme Wasser seiner Wanne zurück. In einem anderen Gasthaus, nur einige Straßen weiter entfernt, hockte Dalli Do´Urden in der Wanne. Sie hatte ihre Beine dicht an ihren Körper gezogen, die Arme um diese geschlungen und ihren Kopf auf den Knien ruhen. Sie hatte genießerisch die lavendelfarbenden Augen geschlossen und genoss die wohltuende Wärme des Wassers. Vor einer knappen halben Stunde hatten sie und Colson gegeneinander einen Übungskampf ausgefochten, während Beon und Brom dabei standen und der Zwerg sich darüber beschwert hatte, dass er alle Pakete ihres Einkaufes tragen durfte. Obwohl Colson gut gekämpft hatte, war sie mit ihrem Mithril-Kampfstab der Elfenklinge und der Zwergenklinge von Dalli unterlegen gewesen. Nach dem Übungskampf hatte Colson sich in ihr Zimmer zurückgezogen, um etwas zu schlafen, während Dalli sich für ein wohltuendes Bad entschieden hatte. Scherzhaft hatte sie dann auch Brom gefragt, ob er nicht mit ihr zusammen in die Wanne steigen wollte. So rot hatte sie den Zwerg noch nie gesehen. Kichernd war sie dann gegangen, wobei ihr sie den Zwerg noch hinter sich gehört hatte, als er angefangen hatte ihr nach zu schimpfen. Es war inzwischen Abend geworden und die junge Halbdrow war selber müde. Aber ans Schlafen konnte sie nicht denken. Eher musste sie an die beiden Kopfgeldjäger, Jarem und Harkin Zweiklinge (alias Jarlaxle und Artemis Entreri), denken Die beiden Männer waren wirklich ein seltsames Gespann: ein farbenfroher und scheinbar freundlicher Dunkelelf und ein stummer und gefährlich aussehender Mensch. Unweigerlich musste die junge Halbdrow-Frau an ihre Eltern und die anderen denken. Einst waren sie die Gefährten der Halle gewesen: ein abtrünniger Dunkelelfen-Waldläufer, ein Zwergenkönig mit zwei Adoptivkindern, eine bezaubernde Menschenfrau, ein stolzer Barbar, ein gefräßiger Halbling und ein Panther von der Astralebene. Und heute? Jetzt waren sie Gefährten: ein Halbdrow-Magier, eine Halbdrow-Kriegerin, die auch eine Waldläuferin werden wollte, ein ebenso stolzer Barbar wie de Vater, eine Menschenfrau mit suchendem Blick und ein blondbärtiger Zwerg, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, ihren Bruder zu ärgern. „Jetzt fehlt nur noch ein Halbling und ein Wesen von der Astralebene.“ kicherte Dalli leise. Sie hegte den Wusch, das sich ihrer kleinen Gemeinschaft neue Gefährten anschlossen, die das gleiche Ziel vor Augen hatten, wie sie selber. Wieder wanderten ihre Gedanken zu Jaram und Harkin, diesen seltsamen Gesellen. Colson hatte wegen den beiden ihre Bedenken geäußert, besonders wegen Jaram, dem Drow, der doch so charmant gewesen war. Dalli konnte sich ihrer Meinung nicht anschließen. Am Anfang des überraschenden Gespräches mit dem Drow, war ihr selber auch nicht wohl gewesen. Es hatte sich aber dann gelegt und war purer Neugier gewichen. Er war so anders. Genau wie ihr Vater. Sie kannte die Drow bisher nur vom Hörensagen ihres Vaters und was er ihr erzählt hatte, war nicht besonders erquickend gewesen. Tatsächlich hatte er nur sehr wenig von seinem eigenen Volk erzählt. Er hatte sie beschützen wollen, vor dem, was weit hinter sich lag. Als Dalli ein Kind gewesen war, hatte sie es nicht verstanden, aber mit den Jahren verstand sie es und hatte Drizzt nicht weiter gedrängt. Gelegentlich hatte sie Bruenor und Catti-brie gelauscht, wenn sie von den Drow erzählt hatten. Und das war auch nicht viel gewesen. Sie hatte jedem gelauscht und jeder sagte dasselbe über die Drow. Ein Volk von Mördern und unbarmherzigen Kriegern, de dem Chaos verfallen waren. Und Jaram war wieder anders, dachte sie. Er war sogar ungewöhnlicher als ihr Vater, der doch von jeder Drownorm abglitt. Jaram war jemand, der nicht alles ernst zu meinen schien. Eigentlich ein großer Fehler in der weiten Welt, wo man jeden Moment einen Überfall durch Monster oder anderes Gesindel erwarten konnte. Aber das schien ihn nicht zu stören. Dalli hielt ihn für einen erfahrenden Kämpfer, vielleicht war er sogar ein Magier. Schließlich hatte sie keine Waffen bei ihm gesehen und für einen gewöhnlichen Drow-Krieger sah er einfach zu… merkwürdig aus. Ja. Merkwürdig passte, um Jaram zu beschreiben. Dalli lehnte sich in der Wanne zurück und ließ ihren Blick zum einzigen Fenster des Raumes schweifen, wo sie die Sterne des frühen Abends erblickte. Sie lächelte zufrieden, das sie auch in dieser großen Stadt ihr geliebten Sterne sehen konnte. Vielleicht sah im Selben Augenblick ihr Vater dieselben Sterne an und dachte an seine Kinder, die so weit weg waren. Sie lehnet sich etwas weiter zurück ins Wasser, bis ihr Kinn die Oberfläche berührte. Ein Seufzer entglitt ihren Lippen, als sie merkte, dass das Wasser an Wärme verloren hatte. Und dann hörte sie noch jemanden auf dem Flur. An der Stimme erkannte sie, dass es dabei um Brom handelt. Ihr fiel wieder ein, das der Zwerg auch noch ins Bad wollt. Langsam erhob sie sich aus der Wanne, nahm das Handtuch, das auf dem Wannenrand gehangen hatte und wollte aus dieser steigen, als die Tür auf ging und Brom eintrat. Aus einem schattigen Plätzen konnte Jarlaxle sehen, wie Vergil da Gasthaus verlies. Der Drow behielt den Magier noch etwas im Blick, bis dieser verschwunden war. Nur wenige Minuten später, huschte der schattenhafte Drow über die Straße und hin zum Gasthaus. Schnell huschte er hinter das Haus und begann dieses zu erklimmen. Seine Spione hatten ihm erzählt, dass das Zimmer des Magiers sich im zweiten Stock befand, ganz am Ende des Ganges. Der gewandte Drow erreichte ohne Probleme den Balkon des Zimmers. Von dort aus späte er einen Moment in das Zimmer, um mögliche Gefahren aus zu machen. Als nichts Außergewöhnliches in Sicht kam, kramte Jarlaxle ein Stück Papier heraus und lass die Runen, die drauf geschrieben standen, nach. Etwas überrascht musste der Drowsöldner feststellen, dass keine magischen Fallen aufgestellt waren. Dennoch strahlte ein Teil des Zimmers eine magische Aura aus. Mit wenigen Handgriffen öffnete der Drow die Balkontür und schlich in das Zimmer. Noch einmal sah er sich um, damit er sicher war, das sich hier nicht irgendwo eine doch noch eine Falle befand. Zufrieden, das es nicht so war, schritt der Drow durchs Zimmer zum Bett, von dem die magische Aura ausging. „Was haben wir denn da?“ fragte Jarlaxle sich leise, als er ein Kästchen und ein Bündel unter dem Bett hervor holte. Neugierig wie er nun mal war, untersuchte Jarlaxle das Kästchen. Er lies es sofort auf Bett fallen, als er ein Klicken hörte. Aus einigen Stellen waren feine kleine Nadeln heraus geschossen. Der Drow sah dieses kleine Teufelswerk erstaunt an. So eine Kiste kannte er aus seiner dunklen Heimat. Aber so eine bei einem Magier der Oberfläche zu finden, erstaunte ihn. „Du machst mich neugierig, mein Freund.“ flüsterte der Drow eider und fing an, das Kästchen zu öffnen. So manches Mal musste er seine Finger zurückziehen, weil immer mehr Nadel zum Vorschein kamen. Frustriert ließ er von dem Kästchen ab und untersuchte das Bündel. Er öffnete es und kippte den Inhalt auf dem Bett aus. Es kam einige Zauberzutaten, eine Buch mit Zaubersprüchen und ein Dolch, mit einem silbernen Totenkopf am Griff. Der Drow schob seine Hand in das Bündel und holte eine kleine Urne heraus. Verdutzt sah er diese an und drehte sie in seiner Hand. Was macht ein Magier mit einer Urne? fragte sich Jarlaxle und öffnete diese. In der Urne war Asche. Sofort verschloss der Drow die Urne wieder. Dieser Magier barg mehr und mehr Geheimnisse in sich. Jarlaxle räumte alles wieder in das Bündel und sah das Kästchen an. Er versuchte noch einmal sein Glück damit. Die Nadeln waren wieder in das Kästchen gewandert. Dieses Mal wusste der Drow es besser und holte ein Paar Handschuhe aus den Falten seiner Weste. Er zog sie an und nahm sich wieder das Kästchen. Wieder kamen die Nadeln, aber dieses Mal hielten die magischen Handschuhe sie auf. Verschlagen grinsend machte sich Jarlaxle daran, das Schloss des Kästchens zu öffnen. Nach wenigen Handgriffen, schnappte das Schloss auf und der Drow konnte nachsehen, was sich darin befand. Als er nur einen kleinen Spalt geöffnet hatte, hielt er inne. Jetzt brauchte er nicht nach zu sehen, was darin war. Er wusste es. Schwarzes Licht schien dort heraus und eine Kälte umfing den Drow, der schnellstens den Deckel wieder schloss. Nachdem das Schloss wieder zugeschnappt war, sah der Drow dieses Kästchen an. Darin war ein schwarzer Saphir, ein Nekromantenstein, gewesen. Jetzt war Jarlaxle auch klar, warum Vergil eine Urne mit Asche darin, bei sich hatte. Das mussten die Überreste eines Lebewesens gewesen sein. Dieser Magier, wenn es sich wirklich um einen handelte, beherrschte Nekromantenmagie. Anders konnte der Drowsöldner es sich nicht erklären. Nachdem er alles unter dem Bett wieder verstaut hatte, verließ er prompt Vergils Zimmer, schloss die Türen des Balkons hinter sich und schlich in die Nacht hinaus. Jetzt drängte sich die Frage auf, was ein Nekromantenmagier von einer Gruppe junger Abenteurer wollte? Wenn er Opfer brauchte, konnte er jeden anderen nehme, dafür musste er sich doch nicht die Mühe machen, kampferprobte Reisende in eine Falle zu locken. „Ein Geheimnis, das es zu lösen gilt.“ murmelte der Drow grinsend. Ein Rätsel, wo er unbedingt dabei sein musste. Am folgenden Tag waren die fünf Gefährten schon sehr früh auf den Beinen, um möglichst schnell reise breit zu sein. Schnell wurde noch zusammen gepackt, was man am Vorabend nicht mehr geschafft hatte. Zak hatte einen Zeitplan zu Recht gelegt, den er peinlich genau befolgte. Kurz nach Sonnenaufgang trafen sich die fünf im Schenkraum, wo auch Wakebug sie erwartete. Der Zwerg gab ihnen einige Tipps für die lange Reise und verabschiedete sich herzlich von ihnen. Den Freunden fiel auf, dass sie den Zwerg sehr mochten und sie würden ihn vermissen. Als sie dann das Gasthaus verließen, erwartete sie eine Überraschung. „Seit gegrüßt.“ Begrüßte Jarlaxle die erstaunten Gefährten. Artemis Entreri stand an der Wand des Gasthauses gelehnt, mit verschränkten Armen vor der Brust und geschlossenen Augen. Misstraurig Blicke von Colson, Zak und Brom ruhten auf den beiden, während Dalli und Beon ihnen freundlich entgegen lächelten. „Seit ebenfalls gegrüßt, Jaram.“ Erwiderte Dalli, worauf Jarlaxle sich grinsend vor ihr verbeugte. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns schon so bald wieder sehen würden.“ „Ein Wink des Schicksals.“ sagte der Drow geheimnisvoll. „Habt ihr auf uns gewartet?“ fragte Beon hoffnungsvoll. Der Drowsöldner nicke. „Ja, mein Freund.“ „Und warum?“ fragte Brom misstraurig. Der Zwerg drängte sich vor Dalli und stemmte die kräftigen Hände in die Hüften. „Traut ihr uns etwa nicht, Herr Zwerg?“ fragte Jarlaxle und gab sich harmlos. „Ich ver-.“ brummte Brom, wurde aber von Dalli sofort unterbrochen, in dem sie dem Zwerg eine Hand auf den Mund presste. „Sagt uns, warum ihr zu uns wolltet.“ bat die Halbdrow, damit der Zwerg nicht mit dem Drowsöldner einen Streit anfangen konnte. „ich habe den Zwerg dabei beobachtet, wie er Händler verprügelte.“ erzählte Jarlaxle direkt, worauf dem Zwerg tadelnde Blicke zugeworfen wurden, was ihn das Gefühl vermittelte, noch kleiner zu werden. „Ich erfuhr dann, dass ihr eine Reisemöglichkeit in eine der anderen Städte gesucht habt. Aber wohl ohne großen Erfolg.“ Die Freunde nickten. „Ich und Hrkin, hätten da etwas für euch. Ein Händler hat uns beide angeheuert, aber wir zwei reichen ihm nicht als Eskorte.“ „Und ihr wolltet uns fragen, ob wir euch nicht begleiten wollten.“ brachte Colson den Satz des Drow zu ende. „Genau.“ „Ihr seit zu spät.“ grinste Brom. Jarlaxle sah ihn (gespielt) verwundert an. „Wieso?“ „Wir reisen heut mit festen Ziel ab.“ grinste der Zwerg wieder, der glaubte, somit den Drow zu triefst entteucht zu haben. „Oh.“ seufzte Jarlaxle. „Und wohin?“ „Das geht euch ni-.“ Und wieder unterbrach Dalli den Zwerg. „Wir wolle zum Grat der Welt.“ berichtet Dalli aufgeregt. „Wirklich?“ fragte Jarlaxle mit gespielter Überraschung, die den Freunden nicht auffiel. „Das trifft sich gut. Harkin und ich sollen den Händler nach Luskan eskortieren.“ „Luskan?“ fragte Beon. „Dann könnten wir doch zusammen reisen.“ Der Barbar drehte sich zu den anderen. „Luskan liegt doch auf unserem Weg. Ich finde, wir sollten uns ihnen anschließen.“ „Wir sollten ihnen in den Hi-.“ Und wieder wurde Brom unterbrochen, aber dann von Zak und Colson, die den Zwerg mit zogen. Die Drei sahen sich an und berieten sich darauf. Dalli brauchte nicht mehr überzeugt werden, da sie von der Idee sofort angetan war. Dann sahen die Drei den Drowsöldner an und nickten. „Na gut.“ sagte Zak als Wortführer. „Wir begleiten sie bis Luskan. Aber nicht weiter.“ Begeistert drehten sich Dalli und Beon zu den beiden Kopfjägern um. „Einverstanden.“ sagte Dalli lächelnd. „Wir kommen gerne mit euch.“ Brom murrte, um zu zeigen, dass er nicht mit ihr einer Meinung war. Sie reichte dem Drow ihre Hand. „Auf eine gute Reise.“ Jarlaxle ergriff ihre Hand und schüttelte diese grinsend. „Auf gute Kameradschaft.“ Als Colson die Worte des Drowsöldners hörte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Jaram kam ihr zu freundlich vor. Und dann noch das andauernde Grinsen, was die junge Frau nervös wurden ließ Sie würde ein Auge auf ihn haben müssen. Sie glaubte wieder, den Drow von irgendwo her zu kennen, konnte ihn aber nirgendwo einordnen. Und dann war noch der andere. Harkin Zweiklinge. Obwohl er die ganze Zeit über geschwiegen hatte, machte er ihr Angst. Besonders seine stechenden Augen fand sie unheimlich. Sie würde sich von ihm fern halten. Colson zweifelte nicht daran, das er ihr weh tun würde. Sie traut ihm alles zu. Bei beiden Männern würde sie auf der Hut sein müssen. Kapitel 5: Auf den Wegen des Abenteuers --------------------------------------- Nur wenige Stunden später brachen die sieben neuen Gefährten mit dem Händler Farinu und seinen drei Dienern auf nach Luskan. Der Händler hatte zwei voll beladende Pferdewagen dabei, was die Freunde erst befürchten ließ, nur schleppend voran zu kommen. Trotz aller Befürchtungen hatten sie am ersten Tag ihrer Reise eine beachtliche Strecke zurücklegen können. Als Späher waren Dalli Do´Urden und Artemis Entreri vorausgeeilt, während der Rest bei dem Händler geblieben war. So war es am ersten und am zweiten Tag gewesen. Dalli war überrascht gewesen, wie leise und gewand der um vieles ältere Mann gewesen war. Sie hatte ihn kein einziges Mal zu Gesicht bekommen, als sie den Weg vor der Karawane ausgekundschaftete hatten. Aber die Halbdrow glaubte, das Harkin Zweiklinge (Artemis ging der Name langsam auf die sowieso strapazierten Nerven) immer in ihrer Nähe gewesen war. Sie bewunderte diesen außergewöhnlichen Mann schon jetzt. Dalli hatte sich auch dabei ertappt, das sie ihn mit Artemis Entreri verglichen hatte. Aber sie hatte sich dann eine Närrin getadelt, da sie von ihrem Vater wusste, dass der Meuchelmörder immer alleine gearbeitet hatte und die Drow gehasst hatte, wie die Pest. Sie schalte sich wieder eine Närrin, weil sie auf diesen absurden Gedanken überhaupt gekommen war. Artemis Entreri wäre doch nie mal freiwillig mit den Kindern seines Feindes unterwegs gewesen. Sie konnte ja wissen, dass sie doch Recht hatte. Am Abend schlug die kleine Karawane ihr Lager in einem kleinen Buchenwäldchen, das neben der Straße nach Tiefwasser lag, auf. Farinu hatte erklärt, das er der Straße bis zu einer Kreuzung folgen würde, die sie nach Langsattel (wobei Brom und auch Jarlaxle ein Schauer über den Rücken lief) bringen würde, wo sie dann auch weiter reisen würden, um neue Vorräte zu kaufen. Ohne auf den lauten Protest von Brom Breitschulter zu reagieren, hatten die Gefährten dem Händler zugestimmt. Der Grund, warum der Zwerg so empfindlich darauf reagiert hatte, war, das in Langsattel die Zauberer-Familie Harpell lebte. Die waren dafür bekannt, sich in die Luft zu jagen oder sich in irgendein Tier zu verwandeln. Der Zwerg und seine Verwandten aus Mithril-Halle hatten eine gewisse Abscheu gegen diese Zauberer entwickelt. „Warum latschen wir nicht gleich ins Trollmoor?“ fragte der Zwerg gereizt, als die Gefährten, bis auf Beon, zusammen zu Abend aßen. „In Langsattel leben diese wahnsinnigen Zauberheinis. Dort könnte jeder unserer Schritte unser letzter sein!“ „Nun übertreibst du.“ kicherte Dalli. „Ungemein.“ stimmte ihr Bruder zu. „Hast du etwa vergessen, dass ein Schüler von Harkle Harpell mit dir reist?“ „Pah!“ schnaubte Brom, der sich von den anderen auf den Arm genommen fühlte. Die anderen lachten darauf hin, was den Zwerg noch weiter schmollen ließ. „Eins zu Null, Elf.“ brummte Brom, der einen Ausdruck seines Königs Bruenor benutze, den er immer für Drizzt benutzte. Außerdem musste er Zak zustimmen. „Ich muss wohl drauf vertrauen, dass die Harpells nicht so schlimm sind. Aber du bist dann daran schuld, Elf, wenn ich nen Pelz bekomme!“ „In ordnung.“ lächelte der Halbdrow-Magier. Nach einiger Zeit fiel ihm auf, das Beon noch nicht zu ihnen gekommen war. „Wo ist dein Bruder?“ fragte er Colson, die ihm gegenüber saß. „Bei Jaram und Harkin.“ seufzte die junge Frau unglücklich. Ihr gefiel nicht, das ihr kleiner Bruder so viel Zeit mit den beiden Kopfgeldjägern verbracht hatte, seit sie aufgebrochen waren. „Er lauscht wieder ihren Geschichten.“ „Geschichten? Pah!“ schnaubte Brom und verteilte seinen letzten Bissen Eintopf über den Boden. „Was können den Kopfjäger groß erzählen?“ „Geh hin und frag sie.“ Meinte Dalli, die direkt neben dem Zwerg saß, so wie immer. Sie knuffte ihn neckisch in die Seite und lächelte. Brom brummte nur und verschlang weiter sein Mahl. Die Halbdrow stand auf und nahm ihre Waffen. „Ich werde mal meine Runde machen.“ „Warte auf mich!“ rief der Zwerg, sprang auf, wobei er seine Axt schnappt und ihr in die Finsternis der Nacht nach stapfte. Colson und Zak sahen den beiden noch nach, bis man nur noch das Fluchen und Zetern des Zwerges zu hören war. Zaks sah gedankenverloren ins Lagerfeuer, während Colsons Blick auf dem Halbdroh ruhten. Eine lange Zeit blieben sie still sitzen, bis Colson die Stille brach. „Woran denkst du?“ fragte sie den Halbdrow. Er sah sie an und brachte ein schwaches Lächeln zustande. „Nur über die Reise.“ meinte er. „Ach ja?“ fragte Colson, die ihm nicht ganz glaubte. „Na ja.“ sagte der Halbdrow dann, der wusste, das er die junge Frau nicht täuschen konnte. „Mir gehen noch andere Dinge durch den Kopf. Viele Fragen.“ „Fragen?“ fragte Colson neugierig. „Was für welche?“ „Halt Fragen.“ Erwiderte Zak und sah sie an. „Und was ist mit dir?“ „Was soll mit mir sein?“ fragte die junge Frau, die den Halbdrow neugierig musterte. „An was denkst du?“ wollte der Magier wissen. „An einiges.“ meinte Colson leicht lächelnd und sah ins Feuer. „Was heißt einiges?“ wollte Zak wissen, der versuchte ihr in Gesicht zu sehen. Die junge Frau lächelte verlegen, als sie immer wieder seinem Blick auswich. „Einiges halt.“ „Werde etwas deutlicher.“ bat Zak sie. „Muss ich?“ fragte Colson neckisch. Sie blickte wieder zu dem Halbdrow. Ihre Blicke trafen sich. „Du musst nichts.“ sagte Zak, wobei er ein warmes Lächeln auflegte. „Aber ich bitte dich darum.“ Colson senkte verlegen ihren Blick. Nicht wegen seiner Worte. Nein. Das Lächeln des jungen Mannes war daran schuld. Dieses Lächeln, so unschuldig und warm, hatte die junge Frau immer schon bezaubert. Schon seit dem tag, als Colson mit ihrer Familie aus dem Eiswindtal nach Siedelstein zurückgekehrt war. Sie konnte sich ganz genau daran erinnern. Nach drei langen Jahren, bei den Barbarenstämmen, hatte ihr Vater es endlich geschafft, diese mit den Bewohnern von Zehnstädte wieder zu versöhnen. Colson war von den Männern des kalten Nordens sehr umworben worden, da sie schön und eine hervorragende Kriegerin war. Jeder wollte sie haben, so schien es ihr damals, aber sie wollte keinen von ihnen. Wulfgar hatte das respektiert, aber nicht ihre hitzigen Freier. Um Wulfgar daran zu hindern, die armen Männer zu verprügeln, hatte sie eine Forderung an diese gestellt. Nur der, der wusste, wie man sie fangen konnte, würde ihr Herz gewinnen können. Die jungen Barbarenmänner hatten nicht verstanden, wie sie das gemeint hatte. Aber die alten und weisen hatten es und hatten Wulfgar gratuliert, was für eine kluge Tochter er hatte. Die Antwort war so leicht. Der Mann, den sie liebte, der würde sie auch fangen können. Einige der jungen Barbaren hatten tatsächlich versucht, die junge Frau einzufangen, mussten aber schnell feststellen, dass es nicht so einfach war. Sie hatten sogar Verletzungen und Prellungen davon getragen. Als Colson und ihre Familie nach Siedelstein zurückkamen, war es Zak gewesen, der sie als erster begrüßt hatte. Der Halbdrow war damals gedankenverloren aus einem Wäldchen getrottet und in Colsons Vater reingelaufen. Die junge Frau hatte den Halbdrow beinah für seinen Vater gehalten, wenn sie nicht die blauen Augen und das bezaubernde Lächeln gesehen hätte. Damals hatte sie ihr Herz an ihn verloren und Zak hatte sie gefangen. Zak sah Colson neugierig an und wartete immer noch auf ihre Antwort. Die junge Fau hatte ebenfalls wieder mit ihm Blickkontakt aufgenommen. Um ihre Nase hatte sich ein zarter Rotschimmer gebildet. „Ich denke an-.“ nuschelte sie, worauf der Halbdrow etwas drängend fragte. „Mich?“ fragte Zak drängend, wie hoffnungsvoll. Colson gab keine Antwort, nickte aber knapp. Zaks Herz schlug höher, als er ihre knappe Geste sah. Er stand auf, ging zu ihr rüber und setzte sich neben sie. Colsons Gesicht verfärbte sich in ein tiefes Rot, als der Halbdrow ihre Hand nahm. Ihr Puls schlug wie wild. “Was hast du vor?“ fragte Colson, die das Schweigen zwischen ihr und Zak erdrückend fand. „Etwas, was ich schon längst hätte tun soll.“ antwortete der Halbdrow sanft. Er beugte sich langsam, fast schon zaghaft, zu ihr. Colson fühlte sich stark zu dem jungen Magier hingezogen und beugte sich ebenfalls zu ihm. Wieder setzte der Magneteffekt ein. Ihre Gesichter näherten sich einander, ihre beiden Pulse hämmerten, wie Schmiedehämmer auf Stahl, ihre Lippen kamen sich näher. „Störe ich?“ kam eine Stimme von der Seite, die die beiden jungen Leute aufschrecken ließ und von einander zurück wichen ließ (wobei Zak nach hinten plumpste). Mit knallroten Gesichtern sahen sie rüber zu dem Störenfried, der sich als Harkin Zweiklinge (oder Artemis Entreri) entpuppte. Mit ausdrucksloser Miene trat der Mann weiter in den Lichtschein des Feuers. „Jaram läst fragen, ob ihr euch nicht zu uns gesellen wollt.“ sagte der Mann, wobei ihm es kalt ließ, die beiden gestört zu haben. Dennoch grinste er wissend. „Nein, danke!“ fuhr Zak ihn an, worauf er aufstand und wütent an Harkin vorbei ging. „War wohl nen schlechter Augenblick, wie?“ fragte der Colson, die aber nicht antwortete. Er zuckte dann ungerührt mit den Schultern und ließ die junge Frau alleine. Als er weg war, sah Colson den Weg entlang, den Zak davon gegangen war. Wieso musste Harkin grade jetzt auftauchen und alles verderbe? Eigentlich traf den Mann keine Schuld, wusste Colson. Wie hätte er ahnen können, dass er in so einen Moment aufkreuzen würde. Aber sie brauchte nun mal einen Sündenbock und Harkle Harpell (in diesem Moment wurde dieser wach, weil er niesen musst) war viele Meilen entfernt. Die junge Frau hoffte, das Zak nicht zu sehr entteucht war, wie sie selber im Moment war. Sie ging zu ihren Sachen und legte sich unter ihre Decken zum Schlafen. Es vergingen aber noch viele Minuten, bevor Colson die Augen schloss und einschlief. Sie träumte von Zak, der Mann den sie liebte, der sie gefangen hatte. Der dritte und vierte Tag ihrer Reise verging ereignislos, was einer gewissen Person überhaupt nicht gefiel und diese auch ununterbrochen herum murren ließ. Die Gefährten rechneten auch nicht unbedingt mit einen Überfall durch Orks oder Goblins, da Farinu ihnen erzählt hatte, das sich seit zwei Jahren keins dieser Ungeheuer aus seinen Höhlen mehr gewagt hatte. Am fünften Tag aber kamen Dalli und Artemis mit beunruhigenden (oder für die Gefährten auch erfreulichen) Nachrichten zurück. „Orks?“ fragte Zak. Er sah Farinu an, dem die Kinnlade runter geklappt war und ein Ausdruck des Entsetzens im Gesicht stand. Er sah wieder zu den beiden Kundschaftern, die nickten. „Wo habt ihr sie gesehen?“ „In einem Waldstück,“ berichtet Dalli, „etwas östlich von uns entfernt.“ „Sie werden uns aber in die Quere kommen.“ sagte Artemis. „Wir haben vielleicht zwanzig gesehen. Aber ich bin mir sicher, das sich dort noch mehr aufgehalten haben.“ Die Halbdrow nickte zustimmend. Zak sah zu seinen anderen Gefährten. Brom und Beon brannten schon auf einen Kampf, der nach ihrer Meinung schon längst überfällig war. Colson nickte dem Halbdrow-Magier zu, als er sie ansah, und nahm ihren Bogen. Jarlaxle schien es egal zu sein. Der Drow hatte die reise über eine gemütliche Kugel geschoben. Er wand sich wieder den andern zu und sagte: „Bringt uns zu ihnen. Farinu und seine Leute bleiben hier. Ich werde einen Schutzzauber beschwören, damit ihnen nichts geschieht.“ Gesagt getan. Nach dem Zak einige Schutzzauber gewirkt hatte, waren er und die andern den beiden Spähern gefolgt. Es war ein gutes Stück gewesen, was sie zurücklegen mussten, aber das hatte keinen von ihnen gestört. Nur kurze Zeit später saßen sie in einem Gebüsch und beobachten die Orks, die gemütlich an ihnen vorbei gingen. Wenn Dalli Brom nicht zurück gehalten hätte, wäre es in einer Katastrophe geendet. Die Orks wurden von drei Ogern und einem Hügelriesen begleitet. Die Zwillinge, Beon und Colson hatten in ihrem Leben noch nie Oger oder Riesen gesehen und staunten über die Größe der Kreaturen. Brom schnaubte abfällig. Er hatte bereits in seiner Jugend gegen solche Kreaturen gekämpft und sie besiegen können. „Oger.“ murmelte Dalli erstaunt. „Vater hat mir von ihnen erzählt.“ „Alles blöde Viecher.“ brummte Brom und packte seine Doppelaxt fester. Ungeduldig hüpfte der Zwerg von einem auf dem anderen Fuß. „Bleib ruhig, Zwerg.“ knurrte Artemis Entreri, worauf der Zwerg ihn säuerlich ansah. Bevor die beiden sich streiten konnten, mischte Jarlaxle sich ein. „Streitet später. Erstmal müssen wir die da erledigen.“ Die beiden nickten bloß, warfen sich aber noch grimmige Blicke zu. Zak sah sich in der Umgebung um. Dann wand er sich an Artemis. „Harkin. Was schlägst du für einen Hinterhalt vor?“ Der Meuchelmörder sah den Magier an. „Wir teilen uns auf und schlagen von verschiedenen Seiten zu.“ sagte Artemis zögerlich, der sich immer noch nicht an seinen neuen Namen gewöhnen konnte. Der Meuchelmörder teilte die Gefährten in drei Gruppen auf. Die erste Gruppe bestand aus ihm selber und Dalli. Die Zweite Gruppe aus Brom Breitschulter und Beon, was den beiden nicht sonderlich gefiel. Die letzte bestand aus Zak, Colson und Jarlaxle. Die Gefährten waren nicht besonders angetan gewesen über die Einteilung, mussten aber zugeben, dass sie gut war. Nach einer kurzen Absprache teilten sie sich auf. Eine Schlacht musste geschlagen werden. Leise wie der Wind, huschten Dalli und Entreri durch den Wald. Obwohl sie ein großes Tempo angeschlagen hatte, war kein Laut zu hören. Die beiden Jäger hatten die Ork-Kolonne schnell umrundet. Auf der anderen Seite suchten sie sich schnell geeignete Angriffspunkte. Sie konnten von ihrer Position die andern nicht sehen, wussten aber rein instinktiv wo sie waren. Dalli sah zu Artemis und berührte ihn knapp an der Schulter. Er sah sie, mit starren Blick, fragend an. Etwas unwohl, senkte sie kurz den Blick. „Was ist?“ fragte Artemis Entreri. „Ich wollte-.“ Fing Dalli an zu sprechen, bevor Artemis ihr einen Finger an die Lippen legte und sie zum Schweigen brachte. Dalli sah den Mann verwundert an. Dieser nahm den Finger von den Lippen der Halbdrow und wies auf einen Ork, der stehen geblieben war und seine Schweinenase in die Luft hob und schnüffelte. Die beiden zogen sich etwas weiter zurück in die Büsche. Der Ork rief seinen Kameraden etwas zu, was beide nicht verstanden. Dann gingen er und fünf andere voraus. Etwas besorgt sahen Dalli und Artemis in die Richtung, wo sich Brom und Beon versteckt hielten. Brom hätte beinah vor Freude gejubelt, als die sechs Orks auf sein und Beons Versteck zukamen. Beon gefiel das nicht sonderlich. Denn der Barbar hatte gesehen, wie einige Orks Bögen gespannt hatten und der Riese einen großen Stein aufgehoben hatte. Er sah den Zwerg an, der sich seine Axt zwischen die Beine geklemmt hatte und sich in die Hände spuckte. „Das wird ein herrlicher Kampf.“ flüsterte der Zwerg grinsend. „Was ist mit dem Riesen?“ fragte Beon, worauf Brom ihn schnaubend ansah. „Was soll mit dem sein?“ fragte der Zwerg. Beon zeigte auf das zwanzig Fuß große Ungetüm. Der Zwerg sah den Stein in den Händen des Hügelriesen. “Oh.“ machte der Zwerg, dem dies noch gar nicht aufgefallen war. „Also das könnte ein Problem werden.“ Beon merkt, das der Zwerg ziemlich optimistisch wirkte. Naja, Brom war ein erfahrender Zwergenkrieger, dachte Beon. Er packte sein Schwert und seinen Kriegshammer noch fester. Sollten die Biester nur kommen, er würde sie erwarten. „Kommt nur näher, ihr räudigen Söhne eines stinkenden Trolls.“ flüsterte Brom knurrend. Er zwinkerte Beon zu, der sich immer noch Sorgen machte. Der junge Barbar wirkte etwas zuversichtlicher, als er den Zwerg ansah. Zusammen warteten sie auf ihren Feind. Colson saß in demselben Gebüsch, wo sie und die andern zuvor ihren Feind aus beobachtet hatten. Einige der Kreaturen gingen zu dem Gebüsch, indem Colson ihren Bruder und Brom vermutete. Sie spannte ihren Bogen und legte einen Pfeil auf. Mit einem Blick über die Schulter sah sie Zak, der sich grade in einen Zauberspruch vertieft hatte und leise vor sich her sang. Nur Jaram war nicht zusehen, die junge Frau wusste aber, das er sich in den Blättern eines Baumes versteckt hatte und die Ork, Oger und den Riesen beobachtet. Sie richtet wieder ihre Aufmerksamkeit auf den Feind. Dieser hatte angehalten. Alle Blicke der Orks waren auf das Gebüsch gerichtet, das von sechs von ihnen angesteuert wurde. Hinter sich hörte die junge Frau den Halbdrow weiter seinen Zauber heraufbeschwören. Seine Stimme klang in ihren so anders, wenn er zauberte. Irgendwie überirdisch, dachte sie. Seine Stimme schien auch weiter anzusteigen. Aber davon durfte sie sich nicht ablenken lassen. Beon und Brom würden gleich ihre Unterstützung brauchen, wenn die Orks sie fanden. „Die kommen aber nah ran.“ hörte Colson die Stimme von Jaram über sich aus dem Blattwerk. „Das sehe ich selber.“ entgegnete Colson leise. „Doch nicht die.“ hörte sie wieder den Drow. „Ich meine die drei Orks, die sich an uns anschleichen.“ Was? Halte es der jungen Frau durch den Kopf, sie drehte sich um und hielt ausschau nach den drei Orks, die Jaram gesehen haben wollte. Und da waren sie auch. Die Kreaturen knurrten, als sie merkten, das Colson sie entdeckt hatte. Nur Zak regte sich nicht. Er war noch völlig in seinem Gesang vertieft. Die Orks stießen lautes Geschrei aus und stürmten auf die junge Frau und den Halbdrow zu. Sicher hatten die anderen Monster ihre Kameraden längst gehört. Aber das zählte im Moment nicht. Colson schoss ihren ersten Pfeil ab, der den forderten Ork in die Schulter traf. Sofort folgten zwei weitere, die die Kreatur in die Brust und den Kopf trafen und zu Boden sinken ließen. Die anderen zwei ließ das völlig kalt. Sie stürmten weiter auf Colson zu. Wie aus dem Nichts flog ein Dolch auf einen der Orks zu und blieb ihm in der Brust stecken. Verwundert senkte Colson ihren Bogen und sah zu, wie der Ork zur Seite kippte. Wieder schoss ein Dolch aus der Baumkrone heraus und verfehlte den letzten Ork nur knapp. Etwas beruhigt, drehte sich Colson schnell zu der Hauptgruppe um. Erschrocken wich sie zurück, als ihr einer der drei Oger direkt gegenüber stand und seine mächtige Keule hob. Vor Schreck konnte Colson sich nicht rühren. Die Keule sauste auf sie nieder, sie schloss die Augen und schrie auf. Ein Schrei erklang, etwas fiel zu Boden und Colson roch nur noch verbranntes Fleisch. Aus ihrem Versteck aus, hatten Dalli Do´Urden und Artemis Entreri nur zu deutlich den Kriegsschrei der Orks gehört. „Das war Zaks Gruppe.“ sagte Dalli besorgt. Der Meuchelmörder nickte bloß. Er zog sein Schwert, Charons Klaue und seinen Dolch. Dalli mussterte die beiden Waffen, besonders den Juwelenbesetzten Dolch. Artemis warf ihr einen kurzen ärgerlichen Blick zu und rannte aus dem Gebüsch, auf einen Dreiergruppe Orks, zu, die etwas abseits von den anderen standen. Dalli folgte ihm erst, als sie ihre beiden Schwerter, die Elfenklinge und die Zwergenklinge, in den Händen hatte. Sie trat aus dem gebüch und sah sich sofort zwei Orks, einer mit einem Speer und der andere mit einem Schwert bewaffnet, gegenüber. Der Meuchelmörder hatte bereits einen seiner drei Gegner erschlagen, als Dalli dem tiefen Speerstoss des einen Orks auswich. Der andere Ork schwang sofort sein gezacktes Schwert, das die Halbdrow mit der Zwergenklinge abfing. Sofort musste sie den Speer des andern abfangen, der sie von der Seite bedrängte. Der Schwertschwingende Ork bedrängte sie besonders schlimm, da er immer wieder nah ihr schlug. Dalli wehret erneut dessen Schwert ab, lenkte es zur Seite ab und stach zu. Die Zwergenklinge fraß sich in den Bauch des entsetzten Orks. Der ließ sein sein Schwer fallen und legte beide Hände an die klaffende Wunde. Dalli schwang ihr Schwert noch einmal und durchtrennte der Kreatur die Luftröhre. Der andere Ork wich entsetzte zurück, was Dalli einen Vorteil bescherte und sich die Elfenklinge in dessen Arm bohrte. Der Ork schrie schmerzerfüllt auf und bekam prompt die Zwergenklinge zwischen die Augen in den Schädel gestoßen. Als Dalli sich nach dem Meuchelmörder umsah, sah sie, wie er sich bereits in den nächsten Kampf gestürzt hatte. Sie bewunderte das kämpferische Geschick dieses Mannes. Aber dafür blieb nicht genug Zeit, denn die nächsten Orks warteten schon. Als Barbar und Zwerg Orks brüllen hörten, sahen sie zum Versteck der Dreiergruppe um Zak. Ohne auch nur noch auf etwas zu warten, sprangen die beiden aus ihrem versteck und rannten regelrecht, die verdutzten Orks vor sich über den Haufen. Einige der Kreaturen konnten sich noch schnell genug erholen, um nicht vom Zwerg gefällt zu werden. Brom stürzte sich sofort auf eins der vier Ungeheuer und schlug mit seiner Axt stark genug zu, um dessen Speer zu spalten und ihm einen Arm ab zu hacken. Brom machte eine Drehung und rammte dem unglücklichen Wesen die Axt in die Seite, wo diese tief sitzen blieb. „Verdammt.“ knurrte der Zwerg. Er Packte den Griff der Axt fester und versuchte diese aus dem leblosen Körper des Orks zu lösen. Prompt bekam er von einem anderen Ork etwas mit dessen Keule übergezogen. Brom wäre kein Zwerg, wenn er diesen Schlag nicht weg stecken würde. Er drehte seinen Kopf zu den verdatterten Ork. „Warte nen Moment. Muss nur meine Axt frei kriegen.“ sagte er zu dem Ork. Der Zweg zog nur noch fester dran. Ein Ruck und noch einer und die Axt war frei. Grinsend drehte sich Brom zu dem Ork um, musste aber feststellen, dass da kein Ork mehr stand, sondern ein Oger, mit einer verdammt großen Keule. „Du bist aber groß geworden.“ sagte der überraschte Zwerg zum Spaß. Der Oger schien den Witz nicht zu verstehen und schlug zu. Mit einem „Huch“ konnte der Zwerg grade noch rechtzeitig ausweichen. Der Oger brüllte nur und griff wieder an. Der Zwerg wich wieder aus. Dann rannte er um das große Monster herum und hackte mit seiner Axt in dessen Kniekehle, was den Oger schmerzerfüllt auf jammern ließ. Und noch einmal schlug der Zwerg zu. Leicht ins Wanken geraten, versuchte das Ungetüm, den Zwerg zu packen, verlor aber bei dem versuch zwei Finger und konnte sein Gewicht nicht mehr halten. Mit einem lauten Rumms kippte der Oger auf den Rücken. Brom nutzte die Chance und kletterte auf das Ungetüm, wobei er noch einem Ork schnell ins Gesicht treten musste, weil dieser ihn an den Stiefeln gepackt hatte. Auf dem Bauch des Ogers angelangt holte der Zwerg mit seiner Doppelaxt aus, aber er musste erst eine der riesigen Hände abwehren, die vergeblich versuchte den Zwerg von dem Oger weg zu fegen. Brom wehrte diese ab und rannte zum dicken Hals der Kreatur. Noch einmal vesuchte der Oger vergeblich diese kleine wilde Kreatur weg zu fegen. Brom ließ sich nicht weiter stören und rammte dem Oger seine Axt in den Hals. Der Oger zuckte zusammen und Brom hackte erneut zu. Nun blieb der Oger still liegen. Zufrieden mit seinem Werk, hüpfte der Zwerg von seinem toten Gegner und hinein in eine Gruppe von Orks. Was für einen Spaß, das doch macht! Colson schoss Pfeil um Pfeil in die Orks hinein. Nach dem Schock, hatte sie erkannt, das Zak den Oger mit einem Feuerzauber besiegt hatte. Das Ungetüm lag tot vor ihr und diente als Barrikade, gegen die vordrängenden Orks. Wieder sausten Pfeile davon und von Ober warf Jaram Unmengen von Dolchen. Colson fragte sich, wo der Drow diese alle versteckte. Aber daüber konnte sie jetzt nicht weiter denken. Einork hatte es geschafft um die verkohlte Ogerleiche herum zu schleichen und stürzte sich auf sein scheinbar hilfloses Opfer. Prompt benutze Colson ihren Bogen als Keule und verpasste dem Ork einen schönen Abdruck im Gesicht. Der taumelte rückwärts zurück. Magische Blitze schossen in den Ork, der sofort tot zusammen sackt. Zak rannte neben Colson und feuerte weitere Blitze auf die Kreaturen ab. Zwei erwischte er, während die andern auswichen oder Deckung suchten. Zak konzentrierte sich voll aufs Zaubern, während Colson ihn gelegentlich ansah. Sie konnte nicht glauben, wie erbarmungslos der Halbdrow sein konnte. Sie glaubte sogar ein Lächeln in seinem Gesicht entdeckt zu haben. Sie konzentrierte sich wieder aufs Kämpfen. Was anderes konnte sie auch nicht tun. Oben im Baum hockte Jarlaxle und warf, fast schon gelangweilt, einen Dolch nach den anderen. Der Drowsöldner zog die Dolche aus einem verzauberten Armband, das ihm mit einem endlosen Vorrat an Dolchen versorgte. Jarlaxle machte dieser Kampf keinen richtigen Spaß. Er fand es langweilig gegen stinkende Orks und dumme Oger zu kämpfen. Nach seiner Meinung waren sie einfach zu dumm, um richtige Gegner zu sein. Viel lieber würde er sich einem gefährlichen Magier oder einer Bande blutrünstiger Meuchelmörder stellen, wo er zumindest seine Talente auf die Probe stellen konnte. Als Blitze unter ihm auf die Orks zuzuckten, ließ sich der Drow Kopfüber nach unten baumeln und sah den jungen Halbdrow-Magier jetzt direkt in den Kampf eingreifen. Jarlaxle stellte fest, das Zak eine Menge an magischer Energie herauf beschwor. Sicher hatte er auch einige mächtige Zauber, wie den Feuerstrahl, der den Oger gegrillt hatte, vorbereitet. Mit etwas Schwung, saß Jarlaxle wieder auf seinem Ast im Baum und hielt Ausschau nach den anderen Gefährten. Als er den Zwerg erblickte, war dieser grade damit beschäftigt eine Gruppe Orks, mit seiner Doppelaxt, nieder zu mähen. Der Drowsöldner bewunderte die pue Wildheit des Zwergenkriegers und wusste wieder, warum die Drow vor vielen Jahren in Mithril-Halle eine so schreckliche Niederlage erlitten hatten. Dann viel sein Blick auf Beon, der, mit einem Lied an Tempus auf den Lippen, einen Ork an den Beinen gepackt hatte und sich mit diesem schnell im Kreis drehte. Als der die entsetzte Kreatur los ließ, segelte sie quer über das Schlachtfeld und mitten in drei seiner Freunde hinein. Dann flog ein großer Stein heran, dem der junge Barbar noch schnell genug ausweichen konnte. Sofort war der Blick von Jarlaxle auf dem Riesen geheftet. Dieser hob erneut einen Stein, um ihn nach dem Barbaren zu werfen. Und da kam schon Artemis Entreri heran gestürmt. Jarlaxle grinste breit, denn dieser Kampf der Titanen versprach amüsant zu werden. Der Meuchelmörder rannte auf den Hügelriesen zu, der zum Wurf ausholte, um den lästigen Zwerg zu treffen. Orks, die sich dem Meuchelmörder in den Weg stellten, wurden kurzer hand erledigt. Der Riese musste schnell erledigt werden, das wusste er und wer konnte es besser, als Artemis Entreri? Plötzlich rauschte eine große Keule auf ihn nieder. Artemis konnte seinen Schwung nicht abbremsen, weshalb er sich prompt zur Seite rollen ließ. Er entging der Dornenüberwucherte Keule des letzten Ogers, kam sofort wieder auf die Beine und änderte sein Ziel. Der Riese musste warten. Artemis tauchte unter einem erneuten Keulenschlag des Ogers durch. Sofort zuckte Charons Klaue vor und biss schmerzhaft in die empfindliche Achsel des Ungeheuers. Der Oger jaulte gepeinigt auf und versuchte den schnellen Meuchelmörder mit seiner freien Pranke zu erschlagen. Ohne Erfolg. Wieder wich Artemis Entreri aus. Er umkreiste das schwerfällige Ungeheuer, das sich vergeblich mitdrehte, um ihn nicht aus den Augen zu lassen. Schnell war er hinter dem Oger und sprang ihm an den breiten Rücken. Schwert und Dolch fraßen sich in die lederartige Haut des Ogers. Vor Schmerzen schreiend, versuchte der Oger den gefährlichen Mann von seinen Rücken zu werfen. Das Ungeheuer drehte sich wild im Kreis und griff mit seinen Pranken hinter sich, um den Mann zu packen, aber erwischte ihn einfach nicht. Dem Spiel überdrüssig geworden, stemmte Artemis Entreri seine Füße gegen den Rücken des Ogers und drückte. Charons Klaue und der juwelenbesetzte Dolch befreiten sich aus dem Fleisch des Ogers. Mit einem Rückwärtssalto brachte der Meuchelmörder sich auf sichere Entfernung von dem wütenden Oger. Kaum wieder auf den Füßen, stürmte er wieder auf seinen Gegner los. Vor Wut schnaubend schlug der Oger nach dem flinken Mann. Der Meuchelmörder wich seinem Schlag aus, nutzte seinen Schwung und sprang auf den ausgestreckten Baumstammarm des Ogers. Er rannte den Arm bis zu dem hässlichen Gesicht des Ogers und schlug zu. Charons Klaue, Artemis tückisches Schwert, fraß sich in Fleisch und Knochen gleichermaßen, bis hin zum Gehirn des Oger. Der Körper des Monsters zuckte in unkontrollierbaren Krämpfen zusammen, konnte aber erstaunlicherweise sein Gleichgewicht noch wahren. Artemis Entreri zog sein tückisches Schwert aus dem Ogerschädel, sprang schnell weg, um nicht von dem Fleischberg begraben zu werden, der vornüber kippte und regungslos liegen blieb. Sofort wollte sich der Meuchelmörder dem Riesen zuwenden, musste aber verwundert feststellen, dass dieser den Zwerg im Gesicht hängen hatte und versuchte ihn da weg zu bekommen. Aber wie kam der da hin? Beon wich wieder einem geschleuderten Stein des Riesen aus. Der hatte sich auf ihn und Brom eingeworfen und bedrohte sie mit seinen Geschossen. Der Barbar knurrte und sprang wieder auf die Beine. Schnell rannte er über den Kampfplatz, um kein zu leichtes Ziel für den Riesen zu werden. Wieder flog ein Stein durch die Luft. Beon hielt im Lauf Ausschau nach dem Stein. Er sah ihn knapp neben Brom aufschlagen und einen unglücklichen Ork unter sich begraben. Der Zwerg sah neben sich und entdeckte den neben sich liegenden Stein. Sofort nahm der Zwerg die Beine in die Hand, da ihn ein neuer Stein nicht unter sich begraben konnte. Beon hetzte weiter über den Kampfplatz und schlug mit Schwert und Kriegshammer Orks aus dem Weg. Immer mit dem Lied an Tempus auf den Lippen. Neben ihm tauchte der schnaubende Brom auf, der sich beim Laufen den Helm festhalten musste. „Verdammter Sohn eines stinkenden Trolls!“ fluchte der Zwerg keuchend. „Dieser Riese nervt, verdammt noch mal!“ „Wem sagst du das.“ stimmte Beon ihm zu. Er sah zum Riesen, der wieder einen großen Stein aufhob, um ihn nach den beiden zu werfen. „Wir müssen ihn irgendwie aufhalten.“ „Und wie?“ schnaubte Brom. „Leider sind zwischen uns und dem da eindutzend stinkende Schweineschnauzen. Bevor wir die alle platt gemacht haben, sind wir platt.“ Brom hatte Recht. Während des Kampfes hatten die Gefährten mindestens zweidutzend Orks getötet. Es waren aber noch einmal so viele Orks aus dem Wald gestürmt und hatten sich dem Kampf angeschlossen. „Wir müssen ihn irgendwie erreichen.“ knurrte Beon. Er sah sich nach einer Möglichkeit um, um schnellst möglich zu dem Riesen zu kommen. Sein Blick blieb wieder auf dem Zwerg haften, der wieder anfing zu maulen und zu fluchen. „Wenn ich nur fliegen könnte!“ murrte Brom Breitschulter. Fliegen? Beon kam eine Idee. Er sah sich nach den anderen um und erblickte Dalli, die in einem Kampf mit einem Ork verwickelt war. Er trennte sich von dem Zwerg und rannte zu der Halbdrow. Der Barbar ließ seinen Kriegshammer über seinem Kopf kreisen. Bei den beiden Kämpfenden angekommen, rief er „Tempus!“ und schlug mit aller Kraft zu. Der Hammerkopf traf den Orkkopf, brach ihm das Genick und schleuderte ihn einige Meter fort. Beon packte Dalli an der Hand und zog sie mit sich. Wieder flog ein Stein heran und verfehlte die beiden um viele Meter. „Kannst du den Riesen für einen Moment ablenken?“ fragte der junge Barbar die Halbdrow, die nickte. „Warum denn?“ fragte die verwunderte Dalli. „Das wirst du noch früh genug sehen.“ versprach der Barbar ihr und rannte zurück zu Brom, der einen Stein wieder auswichen musste. Zuvor warf er einen Blick über die Schulter und sah, das Dalli bereites beim Riesen war (fragte sich aber dann, wie sie es geschaft hatte) und den Riesen mit ihren Schwertern ärgerte. Brom trieb einem Ork seine Axt in den Schädel und spaltete diesen bis zur Brust, wo die Axt stecken blieb. Beon packte den Zwerg an der Schulter, befreite dessen Waffe und schob ihn in Richtung Riese. „Was soll das?“ fragte der Zwerg. Verwirrt sah er den Barbaren an. „Du wolltest doch fliegen können.“ meinte Beon, was den Zwerg nur noch mehr verwirrte. Schnell erklärte er Brom, was er vorhatte. „Beim Barte meiner Großmutter!“ stieß Brom ungläubig aus. „Hat der Riese dich etwa doch mit einem Stein am Kopf getroffen?“ „Vertrau mir.“ versuchte der Barbar den Zwerg zu beruhigen. „Dir vertrauen?“ fragte der stolze Zwerg. Aber seine nächsten Worte zeigten, dass er seinem Freund blind vertraute. Wehe das geht in die Hose. Dann rasier ich dir mit meiner Axt den Schädel!“ Beon grinste zur Antwort. Zusammen näherten sich Zwerg und Barbar noch einige Meter. Brom warf sich auf den Rücken und presst seine Axt nah an seinen Körper. „Ich muss verrückt geworden sein.“ grummelte der Zwerg nervös. Beon packte ihn an seinen stämmigen Beinen und begann sich auf der Stelle zu drehen. Brom kreiste ein zwei Drehungen über den Boden, bevor Beon ihn in die Luft bekam. Immer schneller drehte sich der Barbar und bekam immer mehr Schwung. Vor Broms Augen begann sich alles zu drehen und er betete zu Moradin, das er nicht ohnmächtig würde. Beon drehte sich immer schneller. Er konnte schon fast den Zwerg nicht mehr halten. Mit einem lauten „Vorsicht Brom!“ ließ er den Zwerg los. „Oooohhh!“ laut jammernd flog Brom Breitschulter durch die Luft, über die Köpfe der verwirrten Orks hinweg, auf den Riesen zu. „Bei Moradin!“ rief Brom aus, was ihm die Aufmerksamkeit des Riesen schenkte. Als dieser den heran fliegenden Zwerg sah, wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Dr Zwerg knallte dem Riesen direkt ins Gesicht, ließ seine Axt fallen und hielt sich eiligst an der Nase des Riesen fest, um nicht runter zu fallen. Entsetzte torkelte der Riese rückwärts, scheuchte hinter sich einige Orks auf und ruderte wild mit den Armen. Beon war nach dem er Brom los gelassen hatte, sofort gestürzt. Mit Schwindelgefühl setzte sich der Barbar auf und sah zu dem Riesen, der sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte und nun versuchte Brom aus seinem Gesicht zu bekommen. „Hat nicht ganz so geklappt, wie beim Ork.“ gestand Beon sich ein. Brom hielt sich mit aller Kraft an der Nase des Riesen fest, der versuchte, ihn aus seinem Gesicht zu ziehen. Man sah bei beiden die pure Verzweiflung in den Gesichtern. „Lass meine Nase los!“ brüllte der verzweifelte Riese. „Meinst du, ich mach das aus Spaß?“ brüllte Brom zurück. „Ich kann mir was schöneres vorstellen, als in deiner hässlichen Fratze zu hängen und mich an deiner Rotzschleuder fest zu halten!“ Brom konnte sich wirklich besseres vorstellen. Wieso hatte er sich von Beon bloß zu so was überreden lassen? Der Griff des Riesen wurde fester und drängender, doch der sturen Kraft eines Zwergse war der nicht gewachsen. Plötzlich brüllte der Riese auf und dessen Griff wurde lockerer. Brom sah sofort nach unten, konnte aber nichts sehen. Dann huschten seine Blicke in alle ihm möglichen Richtungen. Wieder brüllte der Riese. Er entdeckte Dalli, die um die Füße des Riesen rannte und ihn mit ihren Schwertern stach. „Hack ihm doch gleich die Beine ab!“ rief der Zwerg der Halbdrow sarkastisch zu. Sie reagierte gar nicht auf den maulenden Zwerg und fügte dem Riesenfuß weitere, harmlose Wunden zu. Nun eilte auch Harkin Zweiklinge herbei und unterstützte die Halbdrow. Sein Schwert biss dem Riesen böse ins Bein, was den gepeinigt aufschreien ließ. Nun ließ der Riese Brom los und versuchte die beiden lästigen Krieger mit seinen riesigen Händen zu erwischen. Brom seufzte erleichtert auf, als der Riese ihn endlich los gelassen hatte, musste sich aber sofort wieder kräftig an der Nase des Ungetüms festhalten, als es seinen Kopf wild schüttelte. Der arme Zwerg wurde kräftig durch geschüttelt. Und in einem schwachen Moment geschah es. Brom konnte sich nicht mehr festhalten. Der Riese schüttelte unnachgiebig seinen Kopf weiter und schleuderte den unglückseligen Zwerg in den Wald hinein. „Sei verflucht, Sohn eines-.“ war alles was man noch von Brom hörte, als er im Dickicht des Waldes verschwand. Entsetzt musste Dalli mit ansehen, wie Brom davon geschleudert wurde. „Brom!“ rief sie erschrocken und passte für einen Moment nicht auf. Eine Faust des Riesen traf die Halbdrow hart an der Schulter und schleuderte sie einige Meter weit weg. Sie landete unsanft auf dem Harten Boden und blieb regungslos liegen. Schwärze umfing sie. Zak sah, wie der Riese Dalli weg schleuderte. Von Entsetzten gepackt, wollte er auf das Schlachtfeld rennen und seiner Schwester helfen, aber er wurde von Colson zurück gehalten. „Ich muss zu ihr!“ fuhr er die junge Frau an. Colson schüttelte den Kopf. Sie zeigte zu ihrem Bruder, der bereits auf dem Weg zu der Halbdrow war. Ein Rascheln kam aus dem Baum über ihnen und ließ die beiden aufblicken. Jaram landete auf dem Boden und rannte geschwind über das Feld, hinüber zu Dalli. Zak atmete auf. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Riesen, der von Harkin Zweiklinge weiter bedrängt wurde und aus unzähligen kleinen Wunden an Füßen und Beinen blutete. Eine gewaltige Wut flammte in dem Halbdrow auf. Der Riese hatte es gewagt, seine geliebte Schwester zu verletzen! Sofort suchte Zak die Zutaten für einen mächtigen Zauber zusammen, riss sich von Colson los und trat auf das Schlachtfeld hinaus. Colson folgte ihm sofort, warf ihren Bogen zu Boden und zog aus zwei Halterungen an ihrem Gürtel zwei kurze Stäbe Mithril. Sie fügte diese zusammen und hatte ihren Kampfstab fertig für den Nahkampf. Der Halbdrow-Magier fing an zu singen. Viel Zorn schwang in seiner Stimme mit. Er mischte zwei Pulver mit Fledermausdung zusammen zu einem kleinen Kügelchen. Das warf er in die Luft und riss die Hände in die Höhe. Sein Zaubergesang wurde intensiver und erregter. Das Kügelchen ging in Flammen auf und wuchs. Die Feuerkugel schwebte über dem Halbdrow, der nicht aufhörte zu singen. Sie wuchs und wuchs, bis sie so groß, wie ihr Beschwörer selber war. Zak rief weitere magische Worte und richtet die geöffneten Hände auf den abgelenkten Riesen. Die Feuerkugel flog mit lautem Getöse auf das Ungetüm zu. Als diese den Riesen voll an der Brust traf, umfing sie ihn sofort und begann das vor Entsetzen Schreiende Wesen zu verschlingen. Alle Anwesenden mussten ihre Augen vor dem grellen Feuerbedecken. Artemis war dem Feuerball rechtzeitig entkommen. Er kniete, mit bedeckten Augen, etwas Abseits vom Riesen auf dem Boden und hörte dessen Todesschreie. Er hatte nicht gewagt zu glauben, das der Sohn von Drizzt Do´Urden ein solch mächtiger Magier war, das er einen Riesen mit einem Angriff besiegen konnte. Niemals! Ein lautes Rumms drang an die Ohren des Meuchelmörders. Er wagte es seine Augen zu öffnen und sah vor sich die Überreste des verbrannten Riesen liegen. Sofort richtete Artemis seinen Blick auf Zak, der sich erschöpft auf Colson abstützte. Der Zauber musste den Halbdrow-Magier sehr geschwächt haben. In diesem Kampf hatten sich beide Zwillinge gut geschlagen. Trotz Dallis Misserfolg beim Riesen, hatte sich die junge Halbdrow-Frau gegen die Orks gut durchsetzten können und sich nicht entmutigen lassen. Ihr Kampfgeschick war zwar nicht so hervorragend, wie das ihres Vaters, aber sie war auf dem besten Wege dort hin. Eines Tages würde sie ich auch mit Drizzt Do´Urden messen können. Der Gedanke an Dalli bewirkte, das sich der Meuchelmörder nach der jungen Frau umsah. Jarlaxle half ihr grade auf die Beine. Sie, der Drow und der Barbarenknabe unterhielten sich kurz und lachten darauf. Erleichtert sie putzmunter zu sehen, schreckte der Meuchelmörder innerlich auf. Er machte sich Sorgen um die Tochter seines erklärten Erzfeindes! Was war mit ihm los, fragte er sich. Was war aus dem erbarmungslosen Artemis Entreri geworden, der vor so vielen Jahren der Beste seines Faches war? Was war Artemis Entreri geworden, hunderte von Feinden besiegt hatte? Ein alter Mann, dachte der Meuchelmörder. Er merkte, dass er darüber nicht enttäuscht oder erfreut war. Es beunruhigte ihn. Aber der Gedanke, dass er sich um das Wohlergehen Dallis Gedanken machte, beunruhigte ihn umso mehr. Oder das er ihr Kämpferisches Geschick bewunderte. Artemis dachte darüber intensiv nach. War er vielleicht eifersüchtig auf Drizzt? Der Drow hatte schließlich sein Wissen an seine Tochter weiter geben können. Er hatte jemanden gehabt, dem er das Kämpfen beibringen konnte. Und Artemis hatte keinen, dem er was beibringen konnte. Keine Kinder, keinen Lehrling. Er hatte niemanden (außer Jarlaxle, der ihm nur auf die Nerven ging). Daran musste der Meuchelmörder etwas ändern. Und das schleunigst. Nach dem Kampf hatten sich die Gefährten aufgeteilt, um nach Brom zu suchen. Beon, Dalli und Jarlaxle hörten den Zwerg nach einiger Zeit herum maulen und fluchen. Sie fanden ihn Kopfüber in den Ästen einer alten Eiche hängen. Sein blonder Bart hing ihm direkt vor dem Gesicht und war ziemlich zerzaust. Darin hatten sich Ästchen und Blätter verfangen. Die drei konnten sich nur schwer ein Lachen verkneifen, als sie den armen Zwerg da so hängen sahen. „Beim Barte meiner Großmutter!“ fuhr der aufgebrachte Zwerg die drei an, als er sie bemerkt hatte. Wurde auch mal langsam Zeit, das ihr hier auftaucht!“ „Verzeih uns die Verspätung.“ bat Dalli den Zwerg und trat zu ihm. „Geht es dir denn gut? Der Riese hatte dich weit geschleudert.“ „Ob es mir gut geht?“ schnaubte der Zwerg nur noch aufgebrachter. „Ich hänge Kopfüber in einem verdammten Baum! Mein schöner Bart wurde total zerzaust! Holt mich endlich hier runter!“ Beon trat an den Baum. Er war der größte von ihnen und erreichte den Zwerg problemlos. Der Zwerg sah ihn schnaubend an und richtete anklagend einen seiner dicken Finger auf den Barbaren. „Du!“ brüllte Brom. „Das ist alles deine Schuld! Ich weis nicht, was für ein Irrsinn mich da geritten hat, aber du bist daran schuld! Du Sohn eines stinkenden Trolls! Wenn ich hier runter komme, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein! Ich rasiere dir mit meiner Axt den Schädel kahl! Nein! Ich hack dir gleich den ganzen Kopf von den Schultern!“ Prompt blieb Beon stehen und sah die beiden Drow Hilfe suchend an. „Vielleicht sollten wir den Herrn Zwerg noch etwas im Baum hängen lassen.“ schlug Jarlaxle vor. „Was?“ rief der Zwerg empört aus. Alle drei mussten lachen. Brom begann wie wild im Geäst herum zustrampeln und versuchte den Drowsöldner mit seinen kurzen Armen zu erreichen, um ihn zu erwürgen. „Ich erwürgen dich! Du elender Elf-aaahhh!“ Durch das Gestrampel des Zwerges, war der schwere Eichenast gebrochen. Nun lag Brom auf dem Boden und versuchte erstmal den schweren Ast von sich runter zu hieven. Beon half dem Zwerg dabei und sofort auf die Beine. Am späten Nachmittag kehrten die siegreichen Sieben zu Farinu zurück. Der Händler erkundigte sich nach dem Wohlergehen der Gefährten. Bis auf Dalli, die ein paar blaue Flecken hatte, und Brom, dessen Stolz zutiefst verletzt war, ging es allen gut. Die Reise ging sofort weiter. An diesem und den folgenden Tagen ereignete sich nicht besonderes mehr. Der Kampf lag nun zwei Tage zurück und schon hatten sie die Weggablung erreicht, die sie nach Langsattel (das Brom in Irrenheim umgetauft hatte) bringen würde. Die kleine Karawane schlug sofort den Weg ein. Colson hatte sich zu Farinu auf den ersten Pferdewagen gesellt. Der Händler zeigte auf die Straße vor sich. „Wir werden gute drei Tage bis nach Langsattel brauchen,“ erzählte der Händler, „wenn uns nichts dazwischen kommt.“ „Meint ihr Orks?“ fragte Colson sofort. Farinu nickte. „Nach euren Kampf, bin ich lieber etwas vorsichtiger. Außerdem sollen sich hier auch Banditen herum treiben. Und ich will nicht unbedingt in einen ihrer Hinterhalte gelangen.“ Colson konnte den Händler nur zu gut verstehen. „Macht euch keine Sorgen, Meister Farinu. Wir passen auf euer Wohlergehen auf.“ Der Händler lächelte die junge Frau an und tätschelte ihre Schulter. „Ich vertraue auf euer Geschick, liebliche Colson.“ schmeichelte der Händler ihr. „Jaram hat nicht übertrieben, als er sagte, ihr wärt eine gute Truppe.“ Neugierig geworden, sah sie den Händler an. Farinu bemerkte ihren Blick und erwiderte ihren Blick. „Was ist?“ „Jaram hat uns euch vorgeschlagen?“ fragte Colson, die einen Verdacht hatte. „Ja.“ sagte Farinu. „Er hat mir alles über euch erzählt. Wer euere Eltern sind.“ Colson sah nachdenklich auf die Straße. Warum hatte der Drow das für die fünf Freunde getan? Er kannte sie doch nicht einmal richtig, nur ihre heldenhaften Eltern. Was würde es ihm bringen, den fünf eine Reisemöglichkeit zu beschaffen, die rein zufällig auch in den Norden führte, wo die freunde selber hinwollten? Colson befürchtete, das Jaram sie und ihre Freunde besser kannte, als er ihnen weismachen wollte. Wohlmöglich war der Drow sogar ein Feind ihrer Eltern! Sofort sah sich die junge Frau nach dem Drow um. Er und Beon gingen neben dem Wagen her, während der Drow dem jungen Barbaren einige Geschichten erzählte, die er und Harkin zusammen erlebt hatten. Ihr viel auf, das Jaram schon seit ihrer ersten Begegnung sehr freundlich, fast zu freundlich, zu ihnen gewesen war. Mit Beon und Dalli hatte er schnell Freundschaft schließen können. Bei ihr hatte er bis her kein Glück gehabt und Zak und Brom auch nicht. Sie traute dem Drow immer weniger über den Weg, besonders, nach dem Farinu ihr eben alles erzählt hatte. Und Harkin hatte sich erst gar nicht bemüht, sich mit ihnen an zu freunden. Er schien ihnen genau so wenig zu trauen, wie sie ihm. Der Mann wirkte kalt und gefühllos auf die junge Frau. Jedes Mal, wenn er sie ansah und seine Augen zusammen kniff, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Er macht ihr am meisten Angst, während Jaram sie nur Misstraurig machte. Bisher hatte sie sich nicht getraut, den Männern nach zu spionieren. Aber sie musste langsam damit beginnen. Jaram und Harkin Zweiklinge verbargen viele Geheimnisse. Sicher waren sie nicht einmal die, für die sie sich ausgaben. Jetzt drängte sich Colson die Frage auf, wer waren sie wirklich? Dalli hatte sich vollkommen von dem Schlag des Riesen erholt und sprang leichtfüßig über Stock und Stein davon. Sie und Harkin Zweiklinge waren wieder voraus gegangen, um den Weg auszukundschaften, so wie die beiden es seit ihrem Aufbruch aus Silbrigmond jeden Tag ihrer Reise getan hatten. Seit dem Kampf hatte Harkin sich oft sichtbar in ihrer Nähe aufgehalten. Aber jetzt war sie alleine, das wusste sie genau. Sie spürte die Blicke des Mannes auf sich oder nahm ihn sonst irgendwie nicht wahr. Er war nicht da. Die beiden hatten sich vor einer guten Stunde getrennt und zwei unterschiedliche Routen eingeschlagen. Harkin hatte Goblinspuren gefunden und Dalli angewiesen, den Weg weiter zu gehen, während er herausfinden wollte, wo die Spuren hinführten. Der Weg vor der Karawane war frei und Harkin hatte sich immer noch nicht blicken lassen. Obwohl Dalli den Mann kämpfen gesehen hatte und ihm für einen der besten Schwertkämpfer direkt nach ihrem Vater hielt, musste sie sich eingestehen, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Hoffentlich war er nicht in die Falle der Goblins geraten, die diese möglicherweise aufgestellt hatten. Dalli stoppte mitten auf dem Weg und sah zurück. Sollte sie zurück eilen und nach dem Mann suchen oder seinem Befehl folge leisten und den Kundschafter spielen? Sie sah wieder zurück. Sie wusste es nicht. Ihr Verstand sagte, das sie auf Harkin Zweiklinge vertrauen und weiter gehen sollte, aber ihr Herz sagte ihr, das sie umdrehen sollte und den Mann suchen sollte. Sie drehte um und wollte los rennen, los um Harkin zusuchen, aber sie wurde daran gehindert. Eine Hand lag plötzlich auf ihrer Schulter und hielt sie an Ort und Stelle. Sie drehte sich erschrocken um und sah Harkin direkt ins Gesicht. „Wo wolltest du hin?“ fragte der Mann, wobei er seine starre Miene aufgesetzte hatte. „Ihr habt mich aber erschreckt.“ sagte Dalli, die erleichtert war, Harkin bei bester Gesundheit zu sehen. Der Mann sah sie abwartend an. „Ich… ich-.“ „Lass es gut sein.“ sagte Harkin ungerührt, der sich schon denken konnte, was die junge Halbdrow vorgehabt hatte. „Die Goblins werden unseren Weg nicht kreuzen. Sie sind weiter gezogen, nach Nesme, vermute ich.“ „Und was machen wir jetzt?“ fragte Dalli, die sich fragte, wie Harkin es geschafft hatte sich so leise an sie anzuschleichen. Dieser Mann steckte voller Überraschungen. Harkin sah zum Himmel, überprüfte den Stand der Sonne und meinte: „Wir kehren zurück. Die Sonne geht in ein paar Stunden unter. Und ich glaube nicht, das wir etwas zu befürchten zu haben müssen.“ Ohne auf eine Erwiderung von Dalli zu warten ging der Mann den Weg entlang, den die Halbdrow zuvor gegangen war. Erst zögerlich folgte diese dem Mann und schloss zu ihm auf. Dalli erkannte, das sie von dem Mann fasziniert war. Wie er sich bewegte, wie er kämpfte, wie er auf unerwartete Ereignisse reagierte. Der perfekte Krieger, so wie ihr Vater und… Artemis Entreri. Wieder verglich sie den Mann mit dem Meuchelmörder, wegen dem ihre Eltern und ihre Freunde so viel durch gemacht hatten. Harkin hatte wirklich etwas von dem Meuchelmörder an sich. Seine Augen wirkten zu jedem abweisend, aber hatten dennoch einen Glanz, der von jahrelanger Erfahrung zeugte. Dalli wollte unbedingt mehr über diesen erfahrenden Krieger herausfinden. Und das würde sie, schließlich hatten sie noch einen langen Weg vor sich. Kapitel 6: Feinde und Verfolger ------------------------------- Tamalin konnte es einfach nicht glauben. Sie waren in Silbrigmond rein gekommen. Und das mit einem Goblin! Die Kopfgeldjäger hatten den armen Gnog eine Leine angelegt und Rumia zog ihn nun hinter sich her. Wie ein Haustier, knurrte der Silberäugige Elf innerlich. Es war wirklich absurd gewesen, wie sie an den Wachen vorbei gekommen waren. Als die berühmte Wache der Herrin Alustriel die außergewöhnliche Gruppe und ihr "Maskottchen" zu Gesicht bekommen hatten, hatten sie sich ihnen in den Weg gestellt. Der Hüne hatte den Wachen sehr überzeugend klar gemacht, dass es sich um Gnog nur um einen zahmen Goblin handelte. natürlich waren die Wachen noch etwas misstraurig gewesen, aber Gnog hatte sie verblüfft. Er hatte sich als sehr Klever herausgestellt. als er einen gehorsamen Diener gespielt hatte. Und nun wanderten sie durch die Straße von Silbrigmond. Es wurden ihnen viele neugierige Blicke zugeworfen, die den Elfen, der immer sehr auf Heimlichkeit bedacht war, sehr störten. Er warf einigen Gaffern böse Blicke zu, worauf sie sofort weg sahen. "Sagte ich nicht, dass wir rein kommen?" fragte der Hüne seine Gefährten. Der große Mann sah die andern überlegen grinsend an. "War nur Glück." meinte Tamalin mürrisch. Der Hüne klopfte dem kleineren Elfen auf die schmalen Schultern und ließ ihn dadurch sogar vortaumeln. Tamalin warf seinem barbarischen Anführer einen verächtlichen Blick zu. Der Mann ließ sich davon gar nicht erst aus der Ruhe bringen und ging einfach weiter. Rumia, die Gnog noch an der Leine führte, legte eine ihrer zarten Hände auf den Rücken des Elfen, der dennoch nicht den Blick von dem Hünen nahm. Gnog nahm sofort einen sicheren Abstand von dem Elfen, da der Goblin immer noch panische Angst vor dem Elfen hatte. "Wer hat ihn zu unserem Anführer gemacht?" knurrte der missgestimmte Elf. "Unser Auftraggeber." erinnerte Rumia geduldig den Elfen. Sie und Tamalin arbeiteten schon seit sieben Jahren zusammen und hatten schon viele Gauner eingefangen und ihr Kopfgeld eingezogen. Der Elf war mindestens schon über zweihundert Jahre alt, hatte aber nie sein wahres Alter heraus posaunt. Das hatte Rumia aber bisher nie gestört, da sie darauf vertraute, das Tamalin ihr eines Tages sein wahres Alter mitteilte. Schließlich waren beide Gefährten und vertrauten sich im Kampf... und im Gemach. Die beiden waren Geliebter und Geliebte, konnten sich aber ihre gegenseitige Zuneigung vor dem Hünen nie richtig zeigen, weil Tamalin dem gegenüber keine Schwäche, so sagte er ihr, zeigen wollte. Vor einem Jahr hatten die beiden von dem Kopfgeld für den Drow gehört und waren zur Oase Dallabad gereist, wo sie die Herrin der Oase, die seltsamer weise den Namen des Drow vergessen hatte, sie und drei andere, darunter der Hüne, angewiesen hatte, den Dunkelelfen zu finden und zu ihr zu bringen. Der Hüne wurde von ihr dann zum Anführer der Kopfgeldjägertruppe ernannt. Die beiden andern Mitglieder hatten eines Tages die Nase voll und waren einfach abgehauen, während die drei andern stur ihrem Ziel entgegen eilten. Tamalin seufzte bejahend. Die Antwort kannte er selber nur zu gut. "Los, komm." sagte Rumia leicht lächelnd. "Sonst ist er weg." "Wäre mir ungemein lieber." sagte der Elf schnaubend. Gnog, der immer noch weit ab von den beiden stand, sah zu ihnen rüber und fragte sich, worüber sie grade sprachen. Tamalin merkte dies und ging einfach weiter. Der Goblin kapierte nicht, was jetzt los war. Als Rumia leicht an der Leine zog, setzten sie ihren Weg fort und folgten ihm. Weit über die Kristallkugel gebeugt, saß Vergil in seinem Arbeitszimmer und beobachte die Gefährten, als sie auf der Straße nach Langsattel unterwegs waren. Es erstaunte den Nekromantenmagier den seltsam gekleideten Drow und den alten Mann zu sehen. Der Mann kam ihm von irgendwoher bekannt vor. Wahrscheinlich aus Silbrigmond, dachte Vergil. Aber der merkwürdige Drow interessierte ihn jetzt mehr. "Du kommst mir bekannt vor, mein dunkeler Freund." murmelte Vergil nachdenklich. Ja, dieser Dunkelelf kam ihm tatsächlich bekannt vor. Vor Jahren war ihm schon mal ein Drowelf in die Hände gefallen. Von diesem hatte er einiges aus dessen dunklen Heimat gehört. Wie hieß die Stadt noch mal? Menzoberranzan. In dieser Dunkelelfenstadt sollte es einen merkwürdigen Drow leben, der, für Drowmaßstäbe, exotisch gekleidet war und eine Söldnerbande anführen. Jarlaxle. Es konnte nur dieser Jarlaxle sein, der dort ging und sich mit dem jungen Barbaren unterhielt. Aber warum war er an der Oberfläche? Und warum war er mit den Kindern unterwegs? Sofort musste der Magier an sein Mietzimmer in Silbrigmong denken. Als der Magier in sein Zimmer zurückgekehrt war, war ihm sofort aufgefallen, dass irgendwer dort eingestiegen war. Vergil hatte schon immer einen Sinn für die Magie gehabt, weshalb ihm auch die magische Unregelmäßigkeit aufgefallen war. Vielleicht war es der Drow gewesen, überlegte Vergil. Aber der alte Mann war ihm ein Rätsel. Wer war das? Ein Agent von Jarlaxle oder ein Freund der Kinder? Eins war aber sicher. Er war ein Krieger, der zwei magische Waffen besaß, was wohlmöglich zu einem Ärgernis werden konnte. "Aber nur ein kleines." kicherte Vergil amüsiert. Es würde wohl doch noch spannend werden. Er musste wohl doch einige Vorkehrungen treffen. „Ich bediene keine stinkenden Goblins!“ knurrte Wakebug den großen Mann an. Der Hüne und seine Gefährten hatten die Gaststätte Innenwald aufgesucht, um dort, wie in vielen anderen zuvor, Informationen über den Drow zu erhalten. Der Zwergenwirt war ihnen direkt in den Weg gesprungen, als er Gnog erblickt hatte und nun ließ er sie nicht weiter rein. „Verschwindet, ihr Koboldknutscher!“ brüllte der aufgebrachte Zwerg. „Beruhigt euch, werter Zwerg.“ versuchte der Hüne mir ruhiger Stimme den Zwerg zu beruhigen. „Wir suchen nur nach jemanden.“ „Pah!“ schnaubte Wakebug und stemmte die Hände in die Hüften. „Dann sucht wo anders! Goblins haben in meinem Gasthaus keinen Zutritt!“ Der Hüne sah zu Gnog, der von Tamalin an der Leine geführt wurde und seufzte. Zwerge und Goblins waren erbitterte Feinde. Das war seit Jahrhunderten so und der Grund war längst in Vergessenheit geraten. Tamalin. Rumia.“ sagte der Hüne. Elf und Frau nickten und verließen, mit Gnog, den Schänkraum auf der Stelle. Der große Mann drehte sich wieder dem Zwerg zu. „Besser, Herr Wirt?“ „Ja.“ schnaubte Wakebug und kehrte hinter seine Theke zurück. „Also? Was wollt ihr wissen? Wenn sucht ihr?“ Der Hüne lächelte und kam herüber zur Theke. Dort beugte er sich zu dem Zwerg und flüsterte ihm zu: „Ich suche einen Drow.“ Jetzt gehörte ihm Wakebugs gesamte Aufmerksamkeit. „Ich würde ihm am liebsten den Hals umdrehen.“ Murrte Tamalin, als er, Rumia und Gnog vor dem Gasthaus standen. Der Elf sah den Goblin kalt an, der sofort glaubte, dass der Tamalin ihn meinte und kauerte sich ängstlich zusammen. Aber der Elf meinte nicht den Goblin, sondern den Barbaren. Rumia, die ruhig und gelassen an der Hauswand stand, warf ihrem Freund einen amüsierten Blick zu. „Reg dich nicht auf, Tama.“ sprach sie ihn mit seinem Spitznamen an, den nur sie verwenden durfte. „Er weis was er tut.“ Gnog sah die Frau verwirrt an. „Sie meint nicht dich, du Kröte!“ zischte der Elf den armen Goblin, der natürlich sofort wieder zusammen fuhr. „Lass den Kleinen doch in ruhe.“ Sagte die junge Frau zu dem Elfen, was in dessen Ohren wie eine Rüge klang. „Er kann nichts für deine schlechte Laune.“ Tamalin schnaubte und sah die junge Frau an, wie sie da stand und ihn verständnisvoll ansah. Sie hatte Recht. Natürlich hatte sie das! Die schlechte Laune hatte er ihrem geheimnisvollen Anführer zu verdanken, dessen Namen sie bis heute nicht einmal kannten. Seit dem beginn ihrer Such nach diesen Drow – solle er in den neun Höllen schmoren – war der Hüne dem sonst so gelassenen Elfen auf die Nerven gegangen Seine ruhige und ausgelassene Art hatte Tamalin anfangs fasziniert, denn der Elf kannte es nur von seines gleichen. Aber nach unzähligen irrsinnigen Aktionen und Abenteuern hatte der Elf langsam die Faxen dicke. Wenn Rumia nicht gewesen wäre, hätte Tamalin den Hünen längst zurück gelassen oder gar getötet. Die junge Frau stellte sich dicht vor den Elfen und lächelte ihn zuckersüß an. Tamalin brachte nur ein leichtes Lächeln zustande, denn er war immer noch stink sauer. „Versuch doch wieder etwas locker zu werden.“ meinte sie zu ihm. „Das wäre mir wesentlich lieber, als der Grummeltama.“ „Du hast wohl Recht.“ seufzte Tamalin und lächelte etwas mehr. Dennoch sah er sie überrascht an, als sie ihm den Spitznamen Grummeltama gab. „Schon besser.“ schmunzelte Rumia und strich Tamalin sanft über die Wange. Gnog sah den beiden irritiert zu und konnte mit ihrem Getue nichts anfangen. Zufrieden, das man ihn keine Beachtung schenkte, schob der Goblin einen Zeigefinger in die Nase und ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach. „Glaubst du, dass wir eine Nacht hier bleiben?“ fragte Rumia und warf Tamalin einen verführerischen Blick zu. Tamalin erwiderte den Blick, der süße Freuden verhieß, und nickte. „Ich denke schon.“ sagte er. „So schnell werden wir keinen finden, der etwas über den Drow weis. Warum fragst du?“ „Wir sind in Silbrigmond, der Stadt des Glanzes.“ meinte die junge Frau. An ihrem Blick konnte der Elf kennen, dass sie anfing zu Träumen. „Eine Schöne Stadt. Außerdem müssen wir uns ausruhen.“ Rumia ließ einen Finger über die Lederharnisch des Elfen kreisen. Sie senkte den Blick, beobachte ihren kreisenden Finger und biss sich auf die Unterlippe. Tamalin, der zu genau wusste, was Rumia damit bezweckte, legte ein Lächeln auf. Er legte ihr eine Hand an das zierliche Kinn und hob ihr Gesicht an, so dass sich ihre Blicke wieder trafen. Lange musterte der Elf das Gesicht seiner Geliebten, bevor er sie sanft auf die Lippen küsste. Wie lange hatte Rumia drauf gewartet, das die beiden sich wieder küssen konnten. Zu lange. Sie legte die Arme um Tamalins Nacken und erwiderte den Kuss voller Liebe und Lust. „Wir brauchen unbedingt etwas Zeit für uns.“ Hauchte Tamalin gegen Rumias Lippen und zwinkerte ihr viel sagend zu, was sie kichern ließ. „Ja.“ stimmte sie ihm aus ganzen Herzen zu. Denn sie hatte in den letzten Monaten einfach zu selten die Gelegenheit gehabt, mit ihm alleine zu sein. „Unbedingt.“ Die Tür des Innenwald schwang auf und der Hüne kam, mit breiten Grinsen, heraus und störrte nun die romantische Stimmung, die zwischen Tamalin und Rumia entstanden war. Neugierig sah er sie an, weil Rumai und Tamalin so dicht beieinander standen und die junge Frau den Elfen umarmt hatte. Er grinste, als er erkannte, was hier grade geschehen war. Tamalin, den es jedes Mal störte, wenn der große Mann sie so zusammen sah, löste sich von Rumia und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah ihn kalt an. „Wir können weiter.“ verkündete der Hüne, der nicht einmal auf den Elfen achtete. „Ich weis, wo der Drow hin will.“ Tamalin und Rumia sahen ihn erstaunt an. Das ging aber schnell, ging es den beiden durch den Kopf. Aus den Augenwinkeln warfen sich die beide entteuchte Blicke zu, denn beide waren nicht ganz so begeistert davon, schon wieder los zuziehen. Der Barbar ging einfach an den ihnen vorbei und angelte sich dabei Gnogs Leine. „Wo will der Drow hin?“ fragte Rumia ihn beim vorbeigehen. „Luskan.“ berichtete der große Mann. „Hat ich einem Händler angeschlossen. Ist vor einer guten Woche aufgebrochen. Wir müssen uns beeilen, wenn wir ihn noch einholen wollen.“ „Die Händler nehmen die Straßen Richtung Tiefwasser.“ erinnerte Tamalin ihn. „Wir können den Weg über Die Zwergenmine Mithril-Halle nehmen.“ „Genau den Weg schlagen wir auch ein.“ Meinte der Hüne, sah aber seine Gefährten fragend an, als sie sich nicht in Bewegung gesetzt hatten. „Worauf wartet ihr noch?“ „Wir sollten einen Tag hier rasten.“ sagte Tamalin mürrisch. „Wir brauchen außerdem neue Vorräte.“ „Dann besorgen wir die halt.“ meinte der Hüne trocken. „Aber ich will keinen weiteren Tag verlieren.“ „Wir sind schon seit Tagen auf den Beinen.“ knurrte der Elf dann, der schon langsam die Geduld verlor. „Und wir wollen noch etwas erledigen.“ „Dann erledigt es“, sagte der Hüne, „aber beeilt euch dabei.“ Dem Elf wäre der Hut hoch gegangen, wenn er einen getragen hätte. Wie konnte man nur so beschränkt sein? Seine Hände ballten sich zu Fäusten, die er unbedingt diesem verblödeten Menschen ins Gesicht hämmern wollte. Aber Rumia hinderte ihn daran. „Wir sind nicht so ausdauernd, wie du.“ sagte sie mit müder Stimme. „Wir wollen für den Weg richtig ausgeruht sein. Auch Gnog braucht ruhe. Der Kleine ist schon zu viele Meilen gelaufen, als er ertragen konnte. Lass uns bis morgen ausruhen.“ Der Hüne musterte das Gesicht der jungen Frau nachdenklich und rie dabei sein Kinn, wie er es immer zu pflegen tat. „Na gut.“ gab er sich geschlagen. „Aber wir brechen morgen früh auf.“ Rumia lächelte breit und nickte. „Einverstanden.“ Endlich konnten sie und Tamalin etwas Zeit für sich haben. Es war auch zulange her gewesen. Das erste Mal, seit Jahrzehnten, war Vergil wirklich überrascht. Er war von vier dunklen Gestallten umzingelt worden und wurde nun von ihnen bedroht. Er und die kleine Bande stand in einem Wäldchen nahe Luskan. Diese vier sahen gefährlich aus, wie sie ihn so ansahen und ihre Waffen drohend vor sich hielten. Aber Vergil konnte darüber nur grinsen. Wie erbärmlich, dachte der Hexer amüsiert. Diese heruntergekommenen Menschen wollten ihm gefährlich werden? Das war wohl nur Wunschdenken. „Rück dein Geld raus.“ zischte einer von ihnen und wedelte mit seinem Dolch vor Vergils Nase herum. Warum wollten sie immer nur sein Geld? Wenn sie seine ganzen magischen Artefakte verlangen würden, würden sie davon reich werden oder gar an Macht gewinnen. Arme kleine Wesen. „Wird’s bald?“ „Was wollt ihr denn damit?“ spielte Vergil den unwissenden und naiven Mann. Er wollte sie etwas reizen, um sein Vergnügen zu steigern. „Halts Maul!“ brüllte der Schurke zur Linken. „Ruhe.“ knurrte der scheinbare Anführer, der den Nekromanten gegenüber stand. Er wand sich wieder Vergil zu. „Geld oder Leben, Mistkerl.“ „Oh.“ sagte Vergil mit gespielter Überraschung. Dann setzte er eine verängstigte Miene auf und fing an zu klagen. „Bitte tut mir nichts, edle Herren.“ „Der verarscht uns, Krane!“ beschwerte sich wieder einer der andern, diesmal der, der sich hinter Vergil befand und ein Kurzschwert schwang. Ihr Anführer knurrte bedrohlich und drückte Vergil seinen Dolch an die Kehle. „Schnauze, du Mistkerl. Sonst schneide ich dir die Kehle durch und werfe dich den Ratten zum Essen vor.“ Der Nekromant grinste wieder abfällig. Das ganze machte ihm unheimlichen Spaß. Diese Tölpel waren so leicht zu reizen. Dummes Bauernvolk. War nur als Lebensspender nützlich, fügte er hinzu. Aber die Sache mit dem Dolch ging ihm nun doch etwas zu weit. Sein Grinsen wurde zu einer gefährlich starrenden Miene, die den Schurken erschrocken zurück weichen lies. Der Magier zog einen seiner vielen Zauberstäbe aus seiner Robe und wedelte ein- zweimal damit herum. „Der Spaß ist hier vorbei.“ sagte Vergil mit kalter Stimme, die den vieren einen kalten Schauer durch den Leib jagte. „E-er ist ein Zauberer!“ jammerte der hintere panisch. „Nicht mehr lange!“ brüllte der Linke. Er hob sein Schwert hoch und stürmte auf den Nekromanten zu, der sich keineswegs vom Fleck bewegte. Laut schreiend lies der Schurke sein Schwert niedersausen. Vergil hob seine Hand und fing die klinge ab, bevor sie ihn erreichte. Entsetzt sahen alle vier Straßendiebe ihn an. Vergil grinste wieder und fing an zu singen. „Weg hier!“ rief der Linke panisch und lies sein Schwert eiligst los und rannte davon. „Er zaubert!“ schrie der Rechte und machte es dem Linken gleich. Der Hintere war schon längst unterwegs, als Vergil die letzte Silbe seines Zaubers sang. Er wirbelte herum und lies einen Feuerball auf den rechten Flüchtling los. Ein entsetzlicher Schrei zerriss die nächtliche Stille, als der heruntergekommene Mann in Flammen aufging. Vergil lachte auf und wirbelte zu seinem nächsten Opfer herum. Wieder sang er sein Lied, wobei er seinen Zauberstab vorstreckte und auf den Mann zielte. Ein Blitz schoss aus der Spitze des Stabes heraus und traf den Gauner frontal. Blitze zuckten um seinen Körper und nur in wenigen Augenblicken war er ein Häufchen Asche. Da waren es nur noch zwei, kicherte der Nekromant innerlich. Er hatte eine perverse Freude am Töten, die nur noch von seiner Erregung übertroffen werden konnte, wenn er die Lebenskraft eines Wesens in sich aufsaugte. Aber Vergil war dennoch sehr überrascht, als er sah, dass der Anführer dieser kleinen Band noch vor ihm stand. Der Mann zitterte ängstlich am ganzen Leib, wie der Nekromant sehen konnte. Er musste lachen, als er sah, wie sich der Schurke vor Angst in die Hose machte. Widerliches Bauernvolk, läst sich einfach so gehen, dachte er teils angewidert, teils amüsiert. „Verschone mich.“ jammerte der klägliche Mann mit leiser Stimme und sank auf die Knie. „Bitte.“ „Ich soll dich verschonen?“ fragte Vergil und wedelte mit seinem Zauberstab vor dem Gesicht des verängstigten Mannes herum. „Nachdem du mich beleidigt hast und drohtest mich zu töten?“ „Ich habe nur meinem Herren gehorcht!“ weinte der Mann und kroch im Dreck vor dem Magier. „Deinem Herren?“ fragte der Magier neugierig. Er kniete sich zu dem Mann runter und zog ihm den Kopf grob an den Haaren hoch, bis sich ihre Blicke trafen. „Dein Herr muss ziemlich mutig sein, wenn er es wagt mich anzugreifen. Führe mich zu ihm.“ „Das geht nicht!“ sagte der Straßenräuber hastig. Vergil drückte mit seinem Zauberstab die Nase des Mannes platt und grinste. „Doch, du kannst.“ hauchte er ihm seinen Atem ins Gesicht. Der Schurke merkte sofort, dass dieser Mann hier kein Nein dulden würde. Er nickte deshalb. „Braver Junge.“ grinste Vergil ihn herablassend an und tätschelte den fettigen Kopf des Mannes. Ein Schatten umhüllte Dalli. Sie schrie, aber Beon konnte nichts tun, obwohl er aus Leibeskräften rannte. Er rannte, aber er bewegte sich nicht vom Fleck. Dann war Dalli weg, verschlungen vom Schatten. Beon war entsetzt. Der Schatten bewegte sich nun auf Zak zu, der mächtige Zauber auf seinen Gegner warf. Neben ihm Colson, die Pfeil um Pfeil auf den Schatten abschoss. Nein! Hörte er sich schreien, aber der Barbar war zum Nichtstun verdammt. Der Schatten erreichte bald Zak und Colson. Zak wich mehrere Schritte zurück. Colson griff an. Ein Blitz zuckte vor und traf Colson frontal in die Brust. Beon war entsetzt. Seine geliebte Schwester sank zu Boden und blieb regungslos liegen. Sie war tot. Dann war auch sie weg. Der junge Barbar schrie vor Wut und Schmerz über den Verlust seiner Schwester, aber er hörte sich nicht schreien. Nur seine Freunde hörte er. Zak, wie er vor Schmerz schrie, weinte und Zauber sang. Brom, wie er den Schatten für seine Missetaten verfluchte. Nur Harkin und Jaram blieben ruhig. Im Halbschatten verborgen, beobachten die beiden das ganze Geschehen eher interessiert als entsetzt. Der Schatten warf sich auf Zak. Der Halbdrow versuchte sich verzweifelt zu wehren, aber es half nichts. Der Schatten verschlang ihn, wie Dalli zuvor und er war verschwunden. Brom brüllte noch lauter, als zuvor, griff mit wirbelnder Axt an und verfluchte den Schatten umso mehr. Der Schatten lachte nur, ein überraschend menschliches Lachen, und warf eine Wolke. Brom rannte einfach weiter. Verfaulte Hände schossen aus der Wolke hervor, packten den wütenden Zwerg. Ein riesiges Maul kam aus der Wolke, erwartete gierig Brom, der von den Händen heran gezogen wurde. Der Schatten lachte wieder. Er genoss es, Beon leiden zu sehen. Blut spritzte in unvorstellbaren Mengen und bedeckte den ganzen Körper Beons. Beon schrie. Immer wieder, aber niemand hörte ihn. Musik erklang. Lustige, zu der eine Feengestallt tanzte und lachte. Beon lauschte nicht lange der Musik, denn er flehte nun Harkin und Jaram an, ihm zu helfen, aber keiner der beiden reagierte auf ihn. Sie beobachten nur… und weinten. Ihre helle Seite weinte um die verlorenen Freunde, während die dunkle bloß grinste. Ein abscheuliches Grinsen. Dann kam der Schatten auf ihn zu. Beon schrie auf. Er sah das böse Grinsen auf den wabernden Zügen des Schattens. Belustigt und gierend nach Blut. Schweißgebadet schreckte Beon aus dem Schlaf auf. Er sah sich nach dem unheimlichen Schatten um, der ihn eben noch töten wollte, aber da war nichts. Nur seinen ruhig schlafenden Freunde. “Nur ein böser Traum.“ keuchte Beon und legte sich wieder hin. Nur ein Traum. Aber was für einer. So etwas hatte er noch nie geträumt! Beon sah zum Himmel und fragte in Gedanken Tempus, seinen Kriegsgott, was das zu bedeuten hatte. Vielleicht einen Vorahnung auf einen ganz besonders schweren Kampf? Oder war es wirklich bloß ein böser Traum, der durch das überaus fettige Essen Broms verursacht worden war. Was auch immer der Grund gewesen war, jetzt war der Traum vorbei und Beon konnte wieder schlafen. Denn morgen würden sie nach Langsattel kommen, wo sie sich mit den Harpells auseinander setzen würden. Es würde sicher anstrengend werden. „Herr!“ Eine laute Stimme riss den schwarzhaarigen Mann aus seinen Träumen. Müde öffnete er die Augen, erblickte über sich die bemalte Zimmerdecke, auf der das Bild eines schwarzen Drachen mit einem gewaltigen Schatz abgebildet war, und sah darauf zur reich verzierten Tür, von der die laute Stimme kam. „Mein Herr!“ drang die aufgeregte Stimme ihm wieder an die Ohren. „Was ist?“ knurrte der Geweckte mürrisch und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Leutnant Krane ist zurück!“ berichtete Brunius, der persönliche Diener des eben geweckten Mannes. „Schon?“ fragte dieser überrascht, während er sich aus der Umarmung der beiden Frauen befreite, die ihm die letzte Nacht versüßt hatten, kletterte über eine hinüber und stieg aus dem großen Himmelsbett, das von Halblingen gemacht worden war. Ein durchtrainierter Körper, mit einer auffälligen X-förmigen Narbe auf seiner Brust, kam zum Vorschein. Die Haut war leicht gebräunt und an einigen Stellen von kleinen Narben bedeckt. Die linke Schulter des Mannes war von einer pechschwarzen Tattoowierung verziert, die eines der Schattenwesen des Unterreiches darstellte. Das schwarze Haar war kurz geschnitten, während er einige Strähnen über das gut aussehende Gesicht fielen, um ihm ein verwegenes Aussehen zu geben. Ein Paar exotischer Mandelaugen, die von seiner fernöstlichen Herkunft zeugten, so wie eine Narbe, die seine Lippen senkrecht entlang führte, schmückten sein Gesicht. Er war der Schatten von Luskan, Meister der Diebesgilde von Luskan. „Krane dürfte nicht vor morgen zurück sein.“ meinte der Schatten nachdenklich zu seinem Diener Brunius, der hinter der verschlossenen Tür stand. „Ja, Herr!“ stimmte dieser seinem Meister zu, der dessen Gesicht zwar nicht sehen konnte, aber war dafür in der Lage, es sich lebhaft vorzustellen, wie es einen verwirrten Ausdruck angenommen hatte. „Warum?“ kam die prompte Frage. „Das hat sicher etwas mit dem Gast zutun, den Krane mitgebracht hat!“ erzählte Brunius aufgeregt. Ein Gast, fragte sich der Schatten. Krane, dieser Idiot, fügte er aufgebracht hinzu. Schnell begann er sich anzukleiden, schwarze Kleider, die von grauen Stickereien verziert waren, ein Paar schwarzer Stiefel und Handschuhe und Tuch, mit dem er sich immer verschleierte, um Fremden nicht sein ganzes Gesicht zu zeigen. Daraufhin legte er sich seinen reich verzierten Waffengurt an, dessen Schnalle von einem großen Rubin geschmückt war. In ihm trug er zwölf Wurfmesser und zwei lange Dolche, die schon vielen zum Verhängnis geworden waren. „Don?“ hörte der Schatten von Luskan hinter sich die Stimme einer der Frauen. Cliff Don Gallion, so war sein Name. Er war der Meister der Gilde von Luskan, der Stadt der Hochsegel. Vor zehn Jahren war er in der Stadt aufgetaucht und hatte innerhalb weniger Monate, vieler Bestechungsgelder und einiger gut geplanter Aktionen – Morde, Überfälle, Entführungen, usw. – die Macht über die Unterwelt Luskans erworben. Zudem war er wohl der reichste Mann der ganzen Stadt, denn seine Arbeit brachte auch die angemessene Vergütung mit sich. Jeder Mann hatte vor ihm Angst. Don Gallion wand sich der Frau zu, die zusammen mit der anderen, ihn verschlafen ansah. Er kam zu ihnen ans Bett und küsste beide auf die Stirn. „Schlaft weiter.“ sagte er zu ihnen. „Ich muss nur eine Angelegenheit mit Krane klären.“ Beide sahen ihn einen Moment an, bevor sie sich zu ihm beugten und gleichzeitig auf die Wangen küssten. Wie gesagt, jeder hatte vor ihm Angst, bis auf seine zehn Frauen, die in seinem Versteck lebten und ihn umschmeichelten und verwöhnten, wo sie nur konnten. „Beeil dich.“ hauchte die Frau, die ihn zuvor angesprochen hatte, ins Ohr und legte sich wieder hin zum Schlafen. Der Schatten nickte eher geistesabwesend, weil ihn die Rückkehr von Krane, einem seiner drei Offiziere, beschäftigte. Als er die Tür öffnete, erwarte Brunius, der alte Glatzkopf, ihn sehnsüchtigst. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, gingen sie den langen Gang entlang, der sie zu einem wahrhaften Labyrinth mit Gängen und Türen führte. Nur wenige, außer dem Schatten und seiner Vertrauten, konnten den Weg hindurch finden, ohne sich zu verirren und irgendwann vor Hunger und Durst zu sterben, wenn keiner sie fand. Don Gallion suchte sich seinen Weg durch das Labyrinth und stand bald vor der Tür seines Empfangzimmers. Keuchend trat Brunius an seine Seite und sah seinen Herren erwartungsvoll an. Schwungvoll öffnete sich die Tür. Krane erschrak dabei, während Vergil, mit ruhiger Miene, sich Don Gallion zu wand. Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Vergils kalte, tote Augen musterten den Schatten von Luskan, während dessen braune Mangelaugen den Hexer genau unter die Lupe nahmen. Lange standen sie da, sahen sich an und schwiegen sich an. Der Schatten löste als erster den Blick, als er Kranes leises Jammern vernahm. Er starrte seinen Leutnant einen kurzen Augenblick an, bevor er zu dem großen Tisch ging und sich am Kopfende hinsetzte. Er deutete Krane und Vergil, sich ebenfalls zu setzen. Krane schluckte schwer, wagte sich auch nicht Platz zu nehmen. Vergil amüsierte das ganze sehr. Er setzte sich nah zu Don Gallion an den Tisch, denn der Nekromant hatte keine Angst vor dem maskierten Mann, so wie vor keinem anderen auch. Aber Krane hatte Angst, schreckliche Angst. Vergil war neugierig, was nun kam. Menschen waren ja so unterhaltsam, dachte der Hexer. „Nun dann.“ sagte der Schatten mit ruhiger Stimme zu seinem Offizier. „Warum bringst du Fremde unangemeldet mit?“ „E-er hat mich da-dazu gezwungen.“ stotterte der verängstigte Krane. „Dich? Gezwungen?“ fragte Don Gallion immer noch ruhig. Sein Blick viel auf Vergil, der bloß in sich hinein lächelte. Wieder sah er Krane an, der verzweifelt hin und her blickte. „Wie hat er es geschafft? Und wer ist er?“ „E-er…“ stotterte der armselige Leutnant, bevor Vergil ihn unterbrach. „Mein Name ist Vergil.“ stellte sich der Nekromant vor. Dann sang er. Alle, bis auf Don Gallion, der bloß zwei seiner Messer aus dem Gürtel zog, sprangen vor Schreck auf, denn sie erkannten, dass ihr Gast ein Magier war. Brunius rannte panisch hinaus auf den Gang, aus dem er und sein Herr zuvor gekommen waren, während Krane durch die Tür flüchten wollte, durch die er und Vergil zuvor in das Zimmer gekommen waren. Doch dort erwarteten ihn bereits zwei magische Schwerter, die zum Takt von Vergils Zeigefinger bedrohlich in der Luft tanzten. Der Gauner schrie panisch auf, aber dann vor Schmerz, als ein Schwert niederfuhr und ihm einen Arm abtrennte. Vergil lies den zweiten Zeigefinger sinken und die andere magische Klinge folgte seinem Befehl prompt. Das Schwert schlug zu. Der zweite Arm fiel zu Boden, gefolgt von Kranes Oberkörper und später von dessen Unterkörper. Die Schwerter verschwanden nach ihrem grausigen Dienst und Vergil grinste den Schatten von Luskan an. „Ihr hattet sicher das gleiche vor.“ sagte der Hexer leicht her, als ob es keine große Tat gewesen wäre zwei magische Schwerter zu beherrschen und einen Menschen damit zu töten. „Ja.“ sagte Don Gallion trocken, wobei es ihm schwer fiel, den Blick von der Leiche seines ehemaligen Offiziers zu nehmen. „Aber ich hatte es weniger blutig vorgehabt.“ „Das bisschen Blut.“ lachte der Nekromant. „Das kann man einfach mit Seife und Wasser entfernen.“ Don Gallion sah den Hexer ungerührt an, obwohl er einen sehr makaberen Sinn für Humor hatte. „Obwohl ihr mir einen guten Dienst erwiesen habt, kann ich nicht darüber hinweg sehen, das ihr einen meiner Offiziere getötet habt.“ sagte der Schatten von Luskan, mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme. „Und ich glaube, dass ihr nicht ohne Grund hier seid.“ „Wie war.“ kicherte Vergil und drückte die Fingerspitzen gegeneinander. „Ich benötige eure Dienste, Schatten von Luskan.“ Don Gallion sah ihn überrascht an, obwohl ihn schon viele mit seinem Titel kannten. „Überrascht? Das müsst ihr nicht sein. Euer Offizier war so gütig, mir von euch zu erzählen. Aber er hat sich stur geweigert euren Namen preis zu geben.“ Don Gallion lehnte sich gemütlich zurück und musterte den Hexer erneut. „Und wie kann meine Gilde euch dienlich sein, Meister Vergil?“ fragte der Gildenmeister. Vergil grinste erfreut. Ich mag ihn jetzt schon nicht, dachte Don Gallion. „Es handelt sich um einen simplen Auftrag.“ „Und der wäre?“ „Ihr sollt für mich drei Personen entführen.“ erklärte der Nekromant. „Sollen wir?“ fragte Don Gallion, wobei er sich keine Mühe machte, gastfreundlich oder respektvoll zu klingen. „Glaubt ihr wirklich, dass ich nach all dem, was hier eben geschehen ist, euch irgendwie helfen würde?“ Der Schatten stand von seinem Stuhl auf und wanderte hinüber zu Vergil, hinter dessen Stuhl er sich stellte und die Hände auf die Rückenlehne legte. „Wie Naiv seit ihr eigentlich?“ „Nein. Ich bin weder Naiv, noch dumm.“ sagte der amüsierte Hexer. Er griff in eine der unzähligen Taschen seiner Robe und brachte einen kleinen Beute zum Vorschein. Don Gallion beugte sich etwas vor, um den Beutel besser sehen zu können. Seine Neugier war geweckt. „Aber ich glaube, ihr würdet es für eine angemessene Bezahlung tun.“ „Das würde ich wohl.“ meinte der Gildenmeister grinsend. Er nahm den Beutel an sich und entleerte einen Teil der Goldmünzen auf seiner Hand aus. Ihm gefiel, was er da sah. „Und wenn sollen wir für euch schnappen?“ Wer Geld hat, hat die Macht, dachte Vergil amüsiert, als er das Funkeln in den Augen des Schattens von Luskan sah. Menschen waren ja so berechenbar. „Drei Drow.“ sagte Vergil sofort. Don Gallion sah in ungläubig an, das wusste der Nekromant sofort. Wer würde das denn nicht, wenn es um Drow ging? „Drow?“ fragte Don Gallion noch einmal nach, worauf Vergil nickte. „Das ist nicht euer Ernst.“ „Doch, das ist es.“ sagte Vergil grinsend, lachte sich dabei sogar ins Fäustchen. Es gefiel ihm sehr, wie er erkannte, den Schatten zu überraschen und in Wut zu versetzen. „Aber seit unbesorgt. Zwei der Drow sind nur Halbblüter und haben keinerlei Erfahrung mit der Drowmagie, aber einer von ihnen ist ein Magier und der andere, der übrigens eine Frau ist, ist eine Kriegerin. Der richtige Drow trägt seltsame Kleider, sieht aus wie ein Paradiesvogel. Dazu werden sie von einem blondbärtigen Zwerg, einer jungen Frau, die recht schön ist, einem jungen Barbaren und einem alten Mann, der wohl ein Krieger ist.“ „Das kommt mir irgendwoher bekannt vor.“ sagte Don Gallion nachdenklich. Er hatte schon einmal die Geschichte über einen Drow gehört, der in einer ganz ähnlichen Gemeinschaft durchs Land gezogen war. Aber das konnte nur ein Zufall sein, dachte er. Es gab doch sicher nicht so viele Drow, die von heute auf Morgen gut wurden. „Wenn ich diesen Auftrag übernehmen sollte, dann müsstet ihr mir mehr bezahlen, denn das bisschen Gold hier reicht grade mal für einen der Gefährten.“ Vergil sah diesen gierigen Mann ungläubig an. „Ihr wollt mehr?“ fragte der Magier. „Ja.“ sagte der Schatten. „Sonst könnt ihr euch selbst an ihnen versuchen.“ „Ihr seit zu gierig, Schatten.“ knurrte Vergil nun. Ihm passte es nicht, dass er für eine Entführung mehr bezahlen sollte. Das war absurd. „Vielleicht.“ meinte Don Gallion, während er sich wieder auf seinen Platz setzte. „Aber ich muss ja was dabei verdienen oder? Es kann ja gut sein, dass einer oder zwei meiner Männer getötet werden dabei. Und die Kosten für eine Bestattung sind ja so hoch.“ Als ob du deine Männer bestatten läst, dachte Vergil abschätzend. „Na gut.“ gab sich der Nekromant dann geschlagen. „Ihr werdet für jeden Drow fünfhundert Gold bekommen.“ „Gut.“ sagte der Schatten zustimmend. „Und was soll ich mit ihren Gefährten machen?“ Vergil grinste. „Was ihr auch immer wollt.“ sagte er bloß. Für ihn zählten nur die drei Drow, die sein leben um einige Jahre bereichern würden, wenn er sie sich einverleibte, oder eher gesagt ihre Lebensenergie. Sein leben war ihm das wichtigste. Als der Magier gegangen war, saß Don Gallion immer noch am Tisch und dachte nach. Vielleicht war das ein Fehler, die Drow zu fangen. Aber viel mehr beunruhigte ihn dieser seltsame Vergil. Er war sehr komisch. Er hatte keine Angst vor ihm gehabt, was nur selten vorkam, wenn man es mit ihm zutun hatte. Dieser Mann war sich sogar zu selbstsicher gewesen. Das war noch viel beunruhigender, als das er keine Angst gehabt hatte. Cliff Don Gallion, der Schatten von Luskan und Gildenmeister von Luskan, machte sich Sorgen wegen einem einzelnen Mannes! Das war seit seiner Jugend nicht mehr vorgekommen. Aber das war wieder was anderes damals gewesen, da er da noch ein halbes Kind gewesen war. Nachdenklich stand Don Gallion von seinem Stuhl auf und schritt zu der Blutlache, die von Kranes schnellem Ende zeugte. Einige Diener, unter ihnen Brunius, der sein Frühstück nicht innehalten konnte, hatten die Leiche entfernt und nun musste man nur noch das viele Blut entfernen. Selbst Krane, dieser Vollidiot und Verräter an der Gilde, hatte ein solches Ende nicht verdient. Der Schatten blickte auf das Blut und überlegte. Sein Blick fiel nun auf die Kristallkugel, die Vergil ihm da gelassen hatte. Mit ihr sollte er den Hexer problemlos erreichen können, sagte dieser. Wieder ging er zu dem Tisch und nahm die Kristallkugel in die Hand. Er betrachtete sie eine Weile, bevor er ein Glöckchen aus seiner Tasche zog und damit bimmelte. Ein magisch verstärktes Bimmeln erklang. Nur wenig später hörte er hastige Schritte. Ein schlaksiger junger Mann, mit blondem, wirren Haar und in die Robe eines Magiers gehüllt, trat ein und verbeugte sich übertrieben oft vor seinem Herren. „Ihr habt geläutet?“ fragte der Magier. „Ja, Cole.“ sagte der Schatten und warf dem Magier die Kristallkugel zu. Cole fing sie hastig auf und drückte sie dicht an seinen dürren Körper. Er sah seinen Herrn und Meister fragend, wie verwirrt an. „Und was soll ich damit machen?“ fragte der Magier. „Verwahre sie gut.“ wies Don Gallion ihn an. „Sie ist wichtig für unseren neuen Auftrag. Zerbrich sie und ich werde dich bestrafen müssen. Vielleicht werde ich dich dann von einem Riesen verspeisen lassen.“ Cole schluckte schwer und lies die Kugel behutsam in einer Tasche seiner Robe gleiten. „Werde ich. Werde ich.“ versicherte er mehr als einmal, was den Schatten verächtlich schnauben lies. „Geh, bevor ich die Nerven verliere!“ knurrte der Gildenmeister den schlaksigen Mann an, der aufschreckte und wieder eiligst verschwand. „Ich hätte ihn damals nicht aufnehmen dürfen.“ brummte Don Gallion leise vor sich her, als er sich seufzend in seinen Stuhl setzte. Er hörte Schritte an der Tür und blickte auf. Die zwei Frauen standen, leicht bekleidet, da und sahen ihn an. Ein Lächeln wanderte über sein verschleiertes Gesicht, als er sich daran erinnerte, dass die beiden ihn zurück erwartet hatten. Er stand langsam auf und ging zu den beiden, die sich sofort an ihm festhielten und ihn eiligst zurück ins Schlafzimmer schafften. Tamalin saß aufrecht im Bett, Rumia an seine Brust mit dem Rücken gelehnt und von ihrem Liebsten umarmt. Seit sie das Zimmer, in der Gaststätte Zum Eichenhaus, bezogen hatten, waren sie die ganze Zeit über mit sich selber beschäftigt gewesen. Daher war es auch kein Wunder, das sie nichts mehr am Leibe trugen. Nur die Decke hatten sie noch und die verdeckte nur ihre Beine. Während Rumias schlanke Finger über einen der Arme des Elfen wanderten, dachte dieser nach. Schon zu lange waren sie auf der Suche nach diesem verdammten Drow gewesen, der ihnen bisher immer einen Schritt voraus gewesen war. Eigentlich hätten sie ihn schon längst erwischt haben müssen. Rumia bemerkte Tamalins Abwesenheit und blickte zu ihm hoch, in das fein geschnittene Gesicht. Sie lies eine ihrer Hände über seine Wange streicheln und erhielt so die Aufmerksamkeit Tamalins wieder. „An was denkst du, Tama?“ fragte die Frau ihn. „Ach an gar nichts.“ meinte der Elf abwehrend. Er sah ihren nicht sehr überzeugten Blick und seufzte. „Ich frage mich bloß, wie lange wir diesem verdammten Drow noch nachlaufen müssen.“ „Wir werden ihn sicher bald haben.“ sagte Rumia zuversichtlich, so wie sie es eigentlich immer war, wenn sie und Tamalin mal Zeit für sich hatten. Da war Tamalin aber nicht grade überzeugt drüber. „Er schafft es immer wieder, uns zu entkommen.“ meinet der Elf daher schnaubend. „Ich glaube langsam, das er jeden unsere Schritte voraus sehen kann.“ „Vielleicht.“ meinte die Kopfgeldjägerin Schulter zuckend. „Aber wenn es so wäre, dann hätte er sich sicher längst irgendwohin verzogen, wo wir nicht mehr an ihn heran kommen würden.“ Da hatte Rumia Recht, gab Tamalin bereitwillig zu. Dieser Drow – wie auch immer er hieß! – wäre sicher schon lange zurück ins Unterreich geflohen, wenn er von ihnen gewusst hätte. Denn dorthin wäre ihm der Elf keineswegs freiwillig gefolgt. Zu gefährlich waren die finsteren Tunnel. Monster aller Art lauerten dort unten und dazu hausten dort noch die üblen Duergar, die grauen Zwerg, und die verdorbenen Drow. Ihre kleine Gruppe würde sicher nicht lange genug dort unten überleben, um den Drow je zu finden oder gar seinen Namen zu erfahren. Der Elf sah seine Liebste wieder an, die ihm ein sanftes Lächeln schenkte. Rumia hockte sich nun vor ihn und küsste ihn einmal sanft auf die Lippen. „Ich bringe dich besser auf andere Gedanken.“ sagte sie frech grinsend und mit einem verführerischen Augenzwinkern. Tamalin erwiderte das Grinsen, kam aber nicht mehr dazu etwas zutun, denn Rumia warf sich ihm an den Hals, küsste ihn leidenschaftlich und fiel mit ihm zurück in die Kissen. Sie liebten sich die ganze Nacht hinweg. Sie erwachten erst, als der Hüne an ihre Tür hämmerte und rief, sie sollen sich beeilen, weil sie weiter wollten. Erst eine halbe Stunde später, nachdem sie sich erneut geliebt hatten und sich angekleidet hatten, hamen sie aus ihrem Zimmer. Die Kopfgeldjäger brachen sofort auf, aber sie nahmen nicht die Route über Mithril-Halle, sondern folgten der Gemeinschaft des Drow auf der Straße nach Tiefwasser. Sie wollten kein Risiko eingehen, die Spur des Drows wieder zu verlieren, denn er könnte auch in einem der vielen Dörfer eine Zuflucht gefunden haben. „Beim Barte meiner Großmutter!“ beschwerte sich Brom. „Ich kann ja gar nichts sehen!“ Der Grund dafür war, das Büsche, die genau so groß waren, wie der Zwerg, seine Sicht behinderten und ihm keinen Blick auf die Stadt der Hochsegel werfen lassen ließ. Die anderen amüsierten sich über die missliche Lage des Zwerges und konnten ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Darüber regte der Zwerg sich natürlich umso mehr auf und er unterdrückte garantiert keinen seiner Flüche. „Soll ich dich auf den Arm nehmen, damit du was sehen kannst?“ fragte Beon mit einem Grinsen. „Bleib bloß weg, du verbockter Orkmist eines Menschen!“ knurrte der Zwerg gefährlich. Seit der Wurfaktion mit der Orkbande, war Brom dem jungen Barbaren oft aus dem Weg gegangen, wenn der ihm seine Hilfe angeboten hatte. Das war ihm einfach zu gefährlich gewesen. Nicht das Beon ihm noch mal einen Freiflug gab. Die anderen mussten lachen und sogar Harkin konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. „Verrückte Bande.“ schnaubte der Zwerg und murrte leise vor sich her. In Langsattel hatten die Freunde eine eintägige Rast eingelegt. Seltsamerweise war Jaram den ganzen Tag über verschwunden gewesen. Nirgends war der Drow zu sehen gewesen. Eigentlich kein Wunder, wenn man an die Harpells dachte. Aber es war an diesem Tag nichts im Efeuherrenhaus vorgefallen und die anderen hatten einen recht entspannenden Tag verlebt. Natürlich war Colson wieder misstraurig gewesen. Sie vertraute Jaram und Harkin immer noch kein bisschen. Erstens weil sie ihr immer noch ein Rätsel waren und weil sie sehr wenig von sich selber erzählten, außer von ihren Abenteurern. Sie war natürlich an dem tag und den folgenden damit beschäftigt, mehr über sie zu erfahren, hatte aber keinen Erfolg dabei. Nach dem die Gemeinschaft und die Händler Langsattel vor fünf Tagen verlassen hatten, waren sie fast pausenlos unterwegs gewesen. Sie mussten sogar sich durch einen Sturm kämpfen, der über sie hinweg gefegt war. Aber denn hatten sie gut überstanden. Niemand wurde verletzt dabei. Und nun standen sie auf einem Hügel, der in der nähe von Luskan war und einen guten Blick auf die Stadt gewährte. Jeder hatte ein anderes Gefühl bei dem Anblick der Stadt. Die jungen Abenteurer sahen einen Ort, wo sie neue Erfahrungen machen würden, in Harkin (alias Artemis Entreri) stiegen alte Erinnerungen auf, Jaram (alias Jarlaxle) dachte bloß an ein paar kleine Abenteuer mit dem weiblichen Geschlecht und Brom? Der sah nur den Busch vor sich und nörgelte herum. „Und wann wollen wir da mal endlich runter?“ fragte Harkin die anderen trocken, als sie immer noch da standen und die Stadt ansahen. „Oh.“ sagte Zak, der sich voll und ganz auf die Karte konzentriert hatte, die ihm Vergil gegeben hatte. Er sah auf und blickte in das missbilligende Gesicht des älteren Mannes. Harkin war schon überrascht zu sehen, wie trotzig ihn Zak ansah. „Lasst uns weiter gehen, bevor die Tore geschlossen werden.“ sagte Zak dann etwas mürrisch. Zak schritt voran, während die andern ihm fragend nachsahen. So einen Blick hatte noch keiner seiner Freunde bei dem jungen Halbdrow gesehen. „Was hat der denn?“ fragte Brom einmal in die Runde, ohne den Blick von Zak zu lassen. Dann folgten er, Beon und die Händler dem Magier hinunter. Jaram kam erst nach, als er seinen Partner und die Frauen Schulter zuckend angesehen hatte. „Das war wirklich komisch.“ sagte Dalli zu Colson, die zustimmend nickte. „So hab ich ihn ja noch nie erlebt.“ „Kann es sein, das die Reise zu viel für ihn ist?“ fragte Harkin unverblümt. Colson sah ihn empört an. „Was erlaubst du dir?“ fuhr sie ihn an. „Du kennst ihn doch nicht mal richtig!“ „Beruhig dich.“ warf sich Dalli hastig ein. „Harkin hat es ja nicht böse gemeint.“ Sie sah den Mann an, der bloß nickte, aber eher abwesend, als zustimmend. Colson war das zu wenig und sie folgte den anderen, nachdem sie Harkin einen bösen Blick zugeworfen hatte. Dalli seufzte und sah Harkin an. „Verzeih ihr das.“ bat sie den Mann. „Schon inordnung.“ sagte der bloß und zuckte mit ungerührt mit den Schultern. „Das ist euer erstes Abenteuer und der Sturm war nervend aufreibend. Das ist vollkommen normal, das sie so gereizt ist.“ „Aha.“ meinte Dalli leise und sah den anderen nach, bevor sie ihn wieder ansah. „Wir sollten ihnen folgen. Sonst müssen wir heute Nacht draußen vor den Toren schlafen.“ Harkin grinste etwas und nickte. Zusammen folgten sie denn andern. Sie konnten aber nicht ahnen, das sie in die Höhle des Löwen, oder des Schatten von Luskan, rannten, der begierig auf ihre Ankunft wartete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)