Dark Night's Kiss von Darklover ================================================================================ Kapitel 22: 22. Kapitel ----------------------- Da der Flug für Nachmittag angesetzt war, hatten sie noch in Ruhe Zeit, ihre Sachen zu packen, aus dem Hotel auszuchecken und sich in das Chaos des Flughafens von Tokio zu stürzen. Wo es definitiv lebhafter zu ging, als auf dem Wellingtoner Flughafen und somit auch weiterhin keine Zeit blieb, über die Ereignisse der vergangenen Nacht nachzudenken. Cayden war ganz froh darüber. Sie hatten schließlich noch einen langen Flug vor sich und somit genügend Zeit, das Thema anzusprechen. Obwohl er es, zumindest vor Emma, am liebsten ganz vermieden hätte. Überraschenderweise schien sie die gestrige Sache ebenso wenig ansprechen zu wollen wie er, als sie im Flugzeug saßen und er einmal nicht von seinem Blackberry in Beschlag genommen wurde – den hatte er in seinem Koffer verstaut. Stattdessen unterhielten sie sich sogar sehr nett – wie Cayden fand – und es gab nicht die geringste Andeutung darauf, dass einer von ihnen sich irgendwie an das Thema Sex während Alkoholeinflusses heranpirschen wollte. Als Emma schließlich immer wieder leise gähnte und ihm seine Augen schon ziemlich wehtaten, beschloss er, die Tortur mit den Kontaktlinsen noch einmal zu vollziehen, nur dieses Mal mit dem Ergebnis, dass er sie heraus statt hinein bekommen wollte. Womit er gleich noch länger brauchte, als beim ersten Mal. Als er zurück zu seinem Platz kam, war Emma bereits eingeschlafen. Ihr Kopf von ihm abgewandt, lag auf ihrer Schulter und gewährte ihm somit einen wunderbaren Blick auf ihren entblößten Hals. Cayden starrte geschlagene fünf Minuten darauf, ehe er es schaffte, sich zu setzen. Den Biss hatte er auf ihrer andern Halsseite gesetzt, weshalb ihre Haut hier makellos von ebenmäßiger Farbe war. Durch ihre Haltung war die Sehne an ihrem Hals angespannt und deutlich hervorgetreten, so dass er genau sehen konnte, wo und wie er am besten zubeißen müsste, um von ihrem köstlichen – Cayden drehte sich weg und schloss die Augen, um sich selbst davon abzuhalten, noch einmal ihren Hals anzustarren. Die Ironie des Ganzen war, dass er noch nicht einmal Durst hatte. Für gewöhnlich war immer ein gewisses Maß an Durst da, auch wenn er gerade erst getrunken hatte. Aber da er gestern vermutlich viel zu viel von Emma getrunken hatte, war selbst dieses ständig begleitende Gefühl gänzlich verschwunden und das machte ihm irgendwie einen noch größeren Knoten im Magen, anstatt sich darüber zu freuen, einmal wirklich satt zu sein. Für den Rest des Flugs und während Emma schlief, versuchte auch Cayden nicht mehr daran zu denken und ebenfalls zu schlafen. Aber so wirklich gelingen wollte es ihm nicht, denn jedes Mal wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich. Nackt, mit geröteten Wangen, seufzend und stöhnend, direkt unter ihm. Cayden gab sich damit zufrieden, sich über sich selbst zu ärgern und sich zu fragen, was zur Hölle noch mal mit ihnen beiden los gewesen war. Doch vor allem, was ihn selbst dazu gebracht hatte, von ihr zu trinken, während sie betrunken war. Damit hatte er ihnen endgültig den Gnadenschuss gegeben. Hatte er doch genau gewusst, was es in ihm auslösen und wie er dann werden würde.   Emma wachte auf, als ihr Kopf unkontrolliert auf ihre Brust sank und sie sogar das peinliche Gefühl beschlich, geschnarcht zu haben. Blinzelnd und müde sah sie sich um. Neben ihr schien Cayden auch nicht gerade Ruhe zu finden, wenn man seine zuckenden Augen unter den geschlossenen Lidern betrachtete. Allerdings tat Emma nicht nur das. Sie sah sich seine geschlossenen Augen an, diese interessant gefärbten Wimpern, die bei Rothaarigen immer irgendwie gescheckt und durchsichtig wirkten. Außerdem die gerade Nase, die hohen Wangenknochen und die Lippen, von denen sie wusste, dass – Obwohl sie schnell den Blick senkte, hörte das Gefühl in Emmas Innerem nicht auf, zu zerren. Schon gar nicht, als ihre Augen seine Hand einfingen, die entspannt auf der Armlehne zwischen ihnen lag. Er hatte so schlanke, lange Finger. Mit Sommersprossen. Emmas Blick huschte zu seinem Gesicht, als wäre sie ein Dieb in der Nacht und er der Wächter mit dem Schlüssel. Ihre Finger streckten sich langsam und vorsichtig aus und sie fuhr fast zusammen, als ihre Jacke viel zu geräuschvoll von ihrem Schoß auf den Boden der Kabine glitt. Caydens Augen bewegten sich noch mehr. Mit angehaltenem Atem wartete Emma darauf, bis seine Wimpern nicht mehr so verräterisch zuckten, und wagte sich dann weiter vor. Nur immer ein kleines Stück. Zentimeterweise, bis ... bis sie seine Hand unter ihren Fingerkuppen spüren konnte. Sie war leicht kühl und glatt. Mit einem winzigen Lächeln fuhr Emma mit ihren Fingerspitzen seine Finger entlang, legte ihre Hand ganz sanft auf seine und musste breiter lächeln, als ihr auffiel, wie klein ihre eigene in seiner Hand aussehen musste. Eigentlich sehr – Er holte tief Luft und zog die Hand unter ihrer heraus, um sie mit seiner Rechten auf seinem Bauch zu falten. Emmas Lächeln verschwand und sie sah aus dem Fenster, bis der Kapitän den Landeanflug ankündigte und auch Cayden wieder die Augen öffnete.   ***   Ein paar Stunden später warf Emma ihre Sachen in die Waschmaschine und sich selbst anschließend auf die Couch. Der Flug steckte ihr noch ziemlich in den Knochen. Als wäre das das Einzige. Zwar starrte sie den Fernseher an, auf dem ein Disney-Film flackerte, aber in ihrem Kopf liefen ganz andere Bilder ab, von denen die Corporation bestimmt keines hätte auf Leinwand bannen wollen. Oh man, wie hatte sie nur?   ***   Als er nach Hause kam, fiel ihm sofort die veränderte Atmosphäre auf. Es war still, so als wäre keiner vom Personal im Haus und würde seiner Arbeit nachgehen. Aber es wirkte nicht verlassen still. Den Unterschied erkannte er sofort, weil er wusste, wie es war, in sein verlassenes Apartment zukommen, wo nie jemand auf ihn wartete. Es war also jemand zuhause und nach dem Duft nach, war er sich ziemlich sicher, dass es Vanessa sein musste. Cayden stöhnte innerlich entnervt. Hatte er doch gehofft, dass sie noch ein paar Tage länger in Aspen geblieben war, so wie sie es angekündigt hatte. Diese Frau jetzt ertragen zu müssen, war nach einem langen, unruhigen Flug neben einer Frau, mit der er Sex gehabt hatte, obwohl er ihn nicht hätte haben dürfen, das Schlimmste an Strafe, das er sich momentan vorstellen konnte. So leise wie möglich ging Cayden mit seinem Koffer durch die riesige Eingangshalle und stellte ihn so neben der Treppe ab, dass er für Vanessa hinter dem großen Blumenarrangement nicht gleich zu sehen war. Danach ging er hoch, achtete sorgsam darauf, dass sie nicht in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer war, und zog sich aus. Eine heiße Dusche war alles, was er nach fast 24 Stunden Flug wollte. Und schlafen. Vom Bad ging er noch ein bisschen tropfend und nackt direkt in ihren Umkleideraum und suchte sich eine seidene Schlafhose heraus. Als er schließlich ins Schlafzimmer zurückkam, lag Vanessa halbnackt im Bett und wartete bereits auf ihn. Deshalb halbnackt, weil sie noch so viel Unterwäsche tragen konnte, die Art, welche sie trug, stellte trotzdem mehr zur Schau, als sie wirklich verdeckte. Gerade wegen der durchsichtigen roten Spitze. Zudem hatte sie auch ein paar Kerzen angezündet, die meistens bisher nur als Dekogegenstände den Raum verziert hatten, aber nun einen Duft nach Honig und Vanille verströmten. Das dämpfte zwar für gewöhnlich den intensiven Geruch von Vanessas Parfum, beeinträchtigte aber auch seinen Geruchssinn, was er eigentlich nicht wirklich mochte. Außerdem war der Anblick seiner Frau auf ihrem gemeinsamen Ehebett gerade alles andere als erbauend. Verdammt, er wollte einfach nur schlafen und sich nicht auch noch mit ihr 'herumschlagen' müssen. „Willkommen zuhause, Schatz“, gurrte sie leise und schlug eine Seite ihres langen, durchsichtigen Oberteils zur Seite, das nur in der Mitte zwischen ihren Brüsten von einer dünnen Schleife gehalten wurde. „Vanessa …“, setzte er schon an, um sie von seinem Bett zu scheuchen, doch irgendetwas in seinem Tonfall ließ ihre Augen blitzen und schon war sie aufgestanden. Flinker, als er es ihr zugetraut hätte, stand sie plötzlich vor ihm und zeichnete mit ihrem Zeigefinger irgendeine Linie auf seiner Brust nach, während sie ihn von unten herauf anlächelte und einen kleinen Schmollmund machte. „Ich weiß, dass du müde bist. Du hattest einen langen Flug“, erklärte sie leise, in schnurrendem Tonfall, der ihn vermutlich besänftigen sollte, in was für einer Stimmung er auch immer war, doch eigentlich machte es Cayden nur gereizter. Das alles hier war viel zu eindeutig, um nicht zu verstehen, worauf sie hinaus wollte und das war etwas, das er heute sicherlich nicht wollte. Nicht nach dieser einen Nacht mit Emma in Tokio. Sex mit Vanessa war momentan das Letzte, worauf er Lust hatte und das wollte er auch seiner – „Es ist mehr als eine Woche her, dass wir uns gesehen haben. Du musst am Verdursten sein.“ Vanessa strich mit ihren Händen seine Brustmuskeln nach und drängte sich näher an ihn heran, entblößte dabei ihren Hals, den sie dank ihrer hochgesteckten Haare freigehalten hatte, und bot sich geradezu an. Cayden wollte ihr schon sagen, dass er keinen Durst hatte, aber das hätte nur wieder ein Frage-Antwort-Spiel in Gang gesetzt, auf das er jetzt absolut keine Lust hatte. Zudem, sie würde ohnehin nicht merken, ob er weniger von ihr nahm, als gewöhnlich. Also schloss er einmal kurz die Augen, atmete durch und ergriff sie schließlich im Nacken, um ihren Hals in den richtigen Winkel zu bringen. Sofort merkte er, dass sie falsch roch. Natürlich nicht falsch im Sinne von – sie benutzte neuerdings ein anderes Parfum oder dergleichen – das nicht. Aber sie duftete eben einfach nicht wie … Denk nicht daran. Beiß einfach zu. Denk nicht an … sie. Cayden legte seine Lippen zögerlich auf Vanessas Hals. Ihr Puls beschleunigte sich bereits und ihre Hände wanderten zu seinen Hüften hinab, wo sie erwartungsvoll innehielten. Es ging nicht. Cayden ließ sie los und richtete sich wieder auf, als er einen Schritt von ihr zurücktrat. Es ging einfach nicht. „Ich habe keinen Durst, aber ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich jetzt schlafen lassen würdest.“ Cayden wartete nicht erst Vanessas Reaktion ab, sondern ging durch den Raum und blies jede einzelne Kerze aus. Er kam sich dabei zwar irgendwie wie ein Arschloch vor, weil sie das alles extra für ihn hergerichtet hatte, aber wenn er es einmal von der realistischen Seite her betrachtete, war das alles ganz und gar nicht so liebevoll, wie es nach außen hin wirkte. Vanessa wollte nur Blut und Sex von ihm. Gefühle für ihn hatte sie nicht. Zumindest glaubte er nicht, dass es gute Gefühle waren. Ihr ging es doch am Ende nur um ihre Schönheit und Jugend. Das erleichterte es etwas, ihr mit kühler Gleichgültigkeit entgegen zu treten. „Aber …“, versuchte sie es noch einmal, sichtlich verdutzt über seine Abweisung. „Nein, Vanessa. Morgen. Heute hab ich keine Lust, also such dir jemand Anderen zum Spielen.“ Mit diesen Worten schlug er demonstrativ die Tagesdecke zur Seite, kroch auf seiner Seite des Bettes unter die Decke, zog sie sich bis übers Kinn und schloss die Augen. Manchmal hatte er dieses Leben so satt! Vor allem, da gerade nicht nur die Nacht mit Emma an ihm nagte, sondern auch sein Stolz etwas Schlagseite abbekommen hatte. Ob durstig oder nicht, seine Fänge kamen immer heraus, wenn die Aussicht auf Blut lockte, nur dieses Mal eben doch nicht. Manchmal war es echt keine schöne Abwechslung, wenn einen der eigene Körper noch überraschen konnte. Nachdem Vanessa endlich eingesehen hatte, dass sie sich heute nicht mehr mit ihm anzulegen brauchte, war sie verschwunden, um ihn schlafen zu lassen. Doch Schlaf fand er am Ende noch lange nicht.   ***   „Ha!“ Eiswasser lief ihr durch den Körper und stellte ihr sämtliche Nackenhaare zu Berge. Ihre Muskeln verkrampften sich, zogen ihren Körper in eine gekrümmte Haltung zusammen und zitterten vor Anspannung. Emma schreckte hoch, war im nächsten Moment hellwach und schlug mit der flachen Hand auf ihren Lichtschalter ein, bis endlich ein leises Klick ertönte und sie aus der Dunkelheit ihres Zimmers erlöst wurde. Gehetzt und mit klopfendem Herzen sah sie sich um, schob sich bis ans Kopfende des Bettes, um an der Wand Schutz zu suchen und warf einmal einen Blick durchs gesamte Zimmer, bevor sie es auch nur ansatzweise wagte, durchzuatmen. Auch ihr Atem klang aufgebracht und gleichzeitig zittrig, während Emma sich mit ihren Fingern ein paar schweißnasse Strähnen aus der Stirn und aus dem Nacken schob. Was für ein Scheißtraum! Da hatte sie so lange schon Ruhe davor gehabt und jetzt steckte ihr die Angst auf einmal wieder in den Knochen. Ganz so, als würde jemand hinter dem Vorhang stehen, der sich wegen der undichten Fenster ein bisschen wölbte. Als wolle jemand – Wie sie das hasste! Vor allem, weil sich vor den eigenen Gespenstern so schlecht davonlaufen ließ. In ihrem Kopf wusste Emma ja, dass sie keinen Grund hatte, Angst zu haben. Da war niemand, der ihr mit einem Monstergebiss und wilden Raubtieraugen an den Kragen wollte. Niemand wollte ihr Blut sehen oder sie zuckend in einer Lache davon sterben lassen, so wie sie es geträumt hatte. Aber dass sie das eigentlich wusste, nützte ihr leider im Moment überhaupt nichts. Immer noch bis ins Innerste erschrocken zog sie die Decke um sich und lehnte sich mit der Schulter an das Bücherregal neben ihrem Bett. So schwer, wie ihre Augenlider waren, sollte sie lieber sitzen bleiben. Das würde zumindest für den Anfang verhindern, dass sie trotz des eingeschalteten Lichts wieder einschlief und in diesen fiesen Traum zurückfiel. Während ihre Atmung ruhiger wurde und Emma anfing in ihrem durchgeschwitzten T-Shirt zu frösteln, überlegte sie, ob sie den Inhalt des Traumes noch fassen konnte. Das würde es vielleicht einfacher machen, die Gründe dafür herauszufinden. Allerdings fiel ihr beim besten Willen kein Grund dafür ein, warum sie so einen Stuss träumen sollte. Sie wurde im wahren Leben nicht verfolgt. Kein Kerl, der an die fieseste Sorte Filmmonster erinnerte, die Emma sich ausmalen konnte, wollte ihr wehtun. Warum also? „Stress.“ Vielleicht auch der lange Flug zurück aus Tokio. Emma schloss mit einem kleinen Seufzen kurz die Augen. Wenn sie jemanden hätte, der sie nachts im Arm halten könnte ... dann hätte sie solche Träume bestimmt nicht. Dann würde sie sich sicher fühlen und ... Ob er gerade gut schlief?   Vanessa schlief tief und fest in seinem Rücken. Ihr Atem schlug in regelmäßigen Abständen gegen seine Wirbelsäule, während ihre Finger sich an seinen Bauchmuskeln festhielten. Wenn sie wach war, würde sie sich nicht so an ihn kuscheln, da sie wusste, dass er das nicht mochte. Zumindest nicht mit ihr, doch im Schlaf schien sich dieses Bedürfnis nach Nähe durchzusetzen und dagegen wollte er nichts tun. Im Schlaf war sie friedlich und harmlos. Da war Vanessa sie selbst, sofern man das so nennen konnte. Da erlaubte er es ihr, von ihrer Seite des Bettes auf seine herüberzukommen. Denn für gewöhnlich schlief er dann selbst. Cayden wusste zwar immer, wann sie da war, aber das störte seinen Schlaf kaum noch, so wie es das früher getan hatte, nur dass er heute einfach nicht wirklich schlafen konnte. Zu viel ging ihm im Kopf herum. Dass er so viel von Emma getrunken hatte, zum Beispiel. Oder, dass er überhaupt von ihr getrunken hatte. Zudem hatte er auch sein eigenes heiligstes Gebot gebrochen, in dem er von ihr getrunken hatte, während er Sex mit ihr praktizierte. Auch wenn Cayden zugeben musste, dass es ihn irgendwie nicht so sehr störte, wie der Rest davon. Zum Beispiel die Frage, wie es überhaupt zu dieser Nacht gekommen war. Diese Sache im Bett war verständlich und mehr als nur eine Folge auf den ersten Biss an ihrem Oberschenkel. Aber das erste Mal auf dem Tisch … Warum hatte er sie überhaupt geküsst? Nicht, dass er sich nicht schon einmal gefragt hätte, wie ihre Lippen wohl schmecken würden oder wie es sich anfühlen würde, mit ihr zu schlafen. Doch das waren ganz normale Gedanken, wie sie jeder Mann mindestens hundert Mal am Tag hatte, wenn es da eine Frau gab, die er begehrenswert fand. Das war nicht das wahre Problem. Das wahre Problem bestand darin, dass es nicht bei diesen Gedanken geblieben war. Dass irgendetwas zwischen dem Abendessen und dem Tanz in dieser Nacht dafür verantwortlich gewesen war, sie so weit gehenzulassen. Er konnte nicht betrunken gewesen sein. Nicht von den paar Drinks, die er gehabt hatte. Dass sie für Emma schon zu viel gewesen sein könnten, war möglich. Er wusste schließlich nicht, wie viel Alkohol sie vertrug. Aber bei ihm? Gott, es musste da doch irgendetwas geben, was er übersehen hatte! Aber Cayden kam einfach nicht darauf und spätestens, nachdem Vanessa sich nuschelnd noch ein Stück enger an seinen Rücken schmiegte, war auch an Schlaf nicht mehr zu denken. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, nahm er ihre Hand von seiner Seite und glitt dann lautlos aus dem Bett. Das einzige wirksame Mittel, um ihn vom vielen Denken in diese eine Richtung abzuhalten, war arbeiten, und da er das morgen ohnehin wieder würde tun müssen, konnte er auch gleich wieder damit anfangen. Außerdem musste er noch eine Nachricht an den Mediziner abschicken, um einen Termin zu vereinbaren, damit er endlich eine neue Brille bekam. Wie bei Menschen mussten die Gläser perfekt auf seine Augen angepasst werden, da manche Mal mehr und manche Mal weniger empfindlich auf Licht reagierten und auch eine andere Farbzusammenstellung in den Gläsern brauchten, um trotz der Tönung, die Farben genau so zu sehen, wie sie es ohne sie tun würden. Ein guter Plan. Zumindest der Einzige, der ihm gerade einfiel.   ***   Emma fuhr herum und drehte die Herdplatte herunter, bevor sie wie wild in dem blubbernden Porridge rührte und einen Löffel Kakao und ein paar Schnitze Erdbeeren dazugab. Als die Konsistenz so war, wie sie es mochte, schob sie sich ihr Frühstück mit einem großen Löffel in eine Müslischüssel und ging zum Tisch hinüber, auf dem eine aufgeschlagene Zeitung herumlag. Nicht viel Neues. Für Winter eigentlich das Übliche. Ein paar Schafe waren auf der Südinsel so stark eingeschneit worden, dass man sie für Tage nicht gefunden hatte. Der Hütehund, der schließlich die Schafe entdeckte, hatte wohl für sein Leben gut ausgesorgt. Zumindest sah der Schäfer, der seine Arme um den Hund geschlungen hatte und in die Kamera grinste, nicht so aus, als hätte der Held des Tages je wieder nach Essen zu betteln. Emma schleckte genüsslich an ihrem Löffel und streckte mit einem gedehnten Atemzug ihre Beine unter dem Tisch aus. Die Nacht saß ihr immer noch in den Knochen. Nach dem Albtraum war nicht mehr wirklich an erholsamen Schlaf zu denken gewesen und selbst nach einer ausgiebigen Dusche fühlte sie sich noch wie gerädert. Ihr Blick wanderte zu den Zimmertüren ihrer Mitbewohner hinüber. Aber Emma wusste schon, dass sie keine Chancen auf eine morgendliche Unterhaltung hatte. Rob schlief noch und Kathy war schon längst unterwegs. Na gut. Dann los.   Im Gebäude der C&C angekommen fing Emmas Körper an, irgendwie seltsam zu reagieren. Ihr wurde auf einmal ziemlich warm, obwohl ihre Finger sich wie Eisklötze anfühlten. Außerdem hatte sie das Gefühl, nicht ruhig in einer Position stehenbleiben zu können. Dauernd wackelte sie mit den Zehen und stieg von einem Bein auf das Andere. Sie war ... nervös. Ihr Blick schoss zu einem der Anzugträger der Chefetage, der fast jeden Morgen mit ihr im Aufzug fuhr. Er war meistens sehr früh dran, weil er auch als Erster ging, um nachmittags bei seiner Familie sein zu können. Emma mochte den Mann, auch wenn sie seinen Namen nicht kannte. „Guten Morgen.“ Er lächelte, was Emma sofort erleichtert aufatmen ließ. Warum, wusste sie selbst nicht so genau. „Na, wie war Tokio?“ Jetzt blinkten ihre Wangen in einem Alarmrot auf, das jeden Feuerlöscher vor Neid hätte platzen lassen. „Schön! Ich ... Ich meine ... voll. Stressig! ... Aber ganz nett.“ Oh Gott.   Stella sprang so schnell von ihrem Stuhl auf, wie sie es in ihrem Zustand eben schaffte und kam mit einer Hand auf die deutlich sichtbare Rundung um den Schreibtisch herum und direkt auf Emma zu, die gerade ihren Mantel aufhängte. „Mein Gott, bin ich froh, dass du da bist. Ich platze fast, konnte aber nicht vom Schreibtisch weg, weil Calmaro ständig was von mir wollte und heute irgendwie neben der Rolle ist. Sag mal, ist denn das Meeting schlecht verlaufen oder so? Ich hab leider nichts aus ihm rausgebracht, aber … warte! Erzähl’s mir, wenn ich wieder zurück bin.“ Damit eilte sie auch schon direkt auf die Toiletten zu und verschwand für eine ganze Weile.   Vollkommen überflüssigerweise strich Emma ihren Mantel an der Garderobe glatt und wandte sich erst ihrem Schreibtisch zu, als Stella mitsamt ihrem Redeschwall in Richtung Toilette verschwunden war. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Stella war so süß. Gerade weil Emma am Anfang mit ihrer Einschätzung vollkommen daneben gelegen hatte, freute sie sich jetzt umso mehr, dass sie mit ihrer Kollegin so gut auskam. Und dass Stella Emma anscheinend nie als Konkurrentin gesehen hatte. Ganz im Gegenteil schien sich die erfahrene Assistentin inzwischen gern auf ihre Nachfolgerin zu verlassen. Emma setzte sich an ihren Schreibtisch und schaltete erst einmal den Mac ein, schloss ihre Schreibtischschublade auf und holte ihr Notizbuch heraus. Als sie alle nötigen Programme geöffnet und sich eingerichtet hatte, erschien auch schon Stella und fing an, Emma mit Fragen zu überhäufen.   „Ich sag dir, wenn das Baby noch mehr auf meine Blase drückt, brauch ich bald selbst Windeln. Zum Glück nur noch ein paar Wochen, dann darf ich endlich die Füße hochlegen.“ Stella griff nach ihrem Tee und nahm einen kleinen Schluck, ehe sie auch schon wieder in ihrer Rede fortfuhr. „Also, die heutigen Unterlagen, Layouts und Terminpläne hat er schon. Genauso wie einen Kaffee, dazu Kekse und die Morgenzeitung. Vorerst dürfte er also Ruhe geben. Also erzähl mal, wie war Tokio und vor allem, wie war das Meeting? Nicht ganz so verlaufen, wie es sollte? Weil das nämlich erklären würde, wieso er heute so … naja nicht direkt aufgekratzt, aber so unruhig hab ich ihn das letzte Mal nach dem geplatzten Donelli-Deal gesehen.“   „Guten Morgen erstmal.“ Sie schaffte es, vollkommen nichtssagend, aber freundlich zu lächeln. So etwas wie vorhin im Aufzug durfte ihr nicht noch einmal passieren. Schon gar nicht Stella gegenüber! Die Gute würde sofort Lunte riechen und Emma derartig löchern, dass sie ihr am Ende sonst was erzählte! Nein, auf keinen Fall! Das ... durfte einfach nicht rauskommen! Emma liefen kalte Gruselschauer den Rücken hinunter, wenn sie nur daran dachte, was passieren würde, wenn jemand von dem erfuhr, was in Tokio zwischen Cayden und ihr gelaufen war. Also einfach nur auf die gestellten Fragen antworten. Nicht mehr. „Tokio war beeindruckend. Für ein paar Tage ist es wirklich toll. Es gibt viel zu sehen und vor allem viele lustige und schräge Dinge, die ich gern in meinem Koffer gestopft und mit nach Hause gebracht hätte. Schon allein die süßen Schlüsselanhänger überall waren genau das Richtige für mich!“ Sie grinste und holte etwas aus ihrer Hosentasche, was sie am Flughafen noch erstanden hatte. „Schau mal. Der ist für dich.“ Die kleine Hello Kitty im grünen Frosch-Strampelanzug und mit Babyfläschchen in der Hand grinste fröhlich, als sie an einem Schlüsselring von Emmas Zeigefinger baumelte. „Ich fand ihn so süß. Ich hoffe, dass er dir gefällt.“ Emma stand auf und setzte das verkleidete Kätzchen auf Stellas Schreibtisch, bevor sie sich dem kleinen Warnton einer neuen E-Mail an ihrem Mac zuwandte. „Was das Meeting angeht ...“, meinte Emma ruhig, während sie die E-Mail einmal überflog und als eher unwichtig ablegte. „Es lief eigentlich so, wie er sich das vorgestellt hatte. Zwar langwierig, aber erfolgreich.“   „Oh, vielen Dank. Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Aber das sich Stella über den Anhänger freute, war ihr nur allzu deutlich vom Gesicht abzulesen, ehe sie sich kurz räusperte und die kleine Hello Kitty neben ihr Telefon setzte, wo man sie gut sehen konnte. „Also kann es das nicht sein. Muss wohl am Jetlag liegen. Aber gut, dass das Meeting so erfolgreich verlaufen ist. Mr. Yamato ist wirklich ein schwieriger Verhandlungspartner und das schon seit Jahren …“   Er konnte sie vor seinem Büro reden hören, weshalb er sich seine Gänge vor das Büro hätte ersparen können, um zu sehen, ob Emma schon hier war. Aber irgendwie war er sich am Ende doch nicht sicher gewesen, ob er ihr Kommen wirklich mitbekommen hätte. Da Stella unaufhörlich auf Emma einredete, was er eigentlich nicht wirklich von seiner Assistentin gewohnt war, beschäftigte Cayden sich für eine Weile wieder mit den vor ihm liegenden Unterlagen und trank dabei seinen Kaffee, um seine müden Lebensgeister etwas zu wecken. Vermutlich hatte Stella Emma irgendwie ein bisschen vermisst, denn auch wenn es ruhiger im Büro zu ging, wenn der Chef nicht im Haus war, hieß das doch noch lange nicht, dass man einfach so die Füße hochlegen konnte. Das Geschäft ging auch ohne ihn weiter und in Stellas Zustand musste das umso anstrengender sein. Nicht mehr lange und er würde sie in Mutterschaftsurlaub schicken müssen, was bedeutete, dass Emma voll und ganz den Posten als seine neue Assistentin ausfüllen würde. Und genau dieser Gedanke war es, der es ihm derzeit unmöglich machte, sich vollkommen auf die Arbeit zu konzentrieren und der ihn nervös machte. Auf eine ungewohnte Art und Weise. Denn Cayden stand schließlich schon wieder auf, mit den Zetteln in der Hand und ging in seinem Büro auf und ab, während er den Worten zu folgen versuchte, die sich da vor ihm ausbreiteten. Könnte er schwitzen wie ein Mensch, wäre ihm schon vor dem ersten Kaffee die Suppe den Rücken hinuntergelaufen. Da war er sich sogar ziemlich sicher, denn sein erhöhter Herzschlag sorgte auch für eine erhöhte Körpertemperatur. Verdammt, wieso musste er sich gerade jetzt so richtig bewusst werden, dass er mit seiner Assistentin geschlafen hatte? Nicht, dass er das nicht schon vorher gewusst hätte. Aber irgendwie war es in den vertrauten Büroräumen nun sehr viel realer. Dabei fand er die Tatsache an sich gar nicht einmal schlimm. Dann hatten sie eben Sex und damit auch ihren Spaß, aber Cayden wusste gerade wirklich nicht, wie er damit umgehen sollte. Er würde wieder schauspielern müssen. Er würde Emma wieder siezen und als eine Angestellte ansehen müssen, doch das war nach allem, was passiert war, einfach nicht mehr so leicht. Cayden mochte sie. Er mochte sie über ein Angestelltenverhältnis hinaus, weshalb er sich auch nicht mehr vorstellen konnte, sie einfach nur im Büro zu sehen und sie wegen irgendwelcher belanglosen Termine zu fragen, oder ihr Unterlagen zu geben oder von ihr entgegen zu nehmen. Er wollte sich wieder mit ihr unterhalten. Wollte einmal abschalten und die Arbeit verge– „Hör auf damit!“, zischte er leise zu sich selbst und setzte sich mit einem Ruck wieder zurück in seinen Schreibtischsessel. Er drehte sich zur Fensterfront herum und starrte in den grauen, kalten Anblick der Stadt hinaus. Manchmal fühlte sich die Phase der Arbeit ebenso an wie dieser Ausblick. Farblos, kühl und irgendwie abweisend. Er wollte wieder Farbe in seinem Leben … Wenn auch nur für ein paar Stunden. Kurz überlegte er noch, ehe er seinen Blackberry vom Tisch nahm und Emma eine E-Mail schickte: Hast du in der Mittagspause Zeit? Müssen reden. MfG Cayden   „Und du hast nebenbei Japanisch gelernt? Das ist wirklich beeindruckend. Bei dieser Sprache habe ich nicht einmal die unterschiedlichen Wörter auseinanderhalten können – geschweige denn irgendwelche davon wiedererkannt. Das ist ...“ Das klingelnde Telefon unterbrach Emma und sie nahm den Anruf freundlich entgegen. „Switch 'n Sweet? Nächste Woche?“ Emma warf einen hilfesuchenden Blick zum Schreibtisch ihr gegenüber und stellte erleichterte fest, dass Stella nicht nur nickte, sondern ihr auch ein Zeichen gab, dass sie wusste, worum es ging und sich selbst darum kümmern würde. „Ja, natürlich. Ich verbinde Sie mit der Kollegin, mit der Sie gesprochen haben. Ja, danke. Ihnen auch.“ Da Stella also nun beschäftigt war und sich im Posteingang die E-Mails stapelten, holte Emma sich einen Tee und machte sich dann daran, den Schriftverkehr der vergangenen Woche durchzuarbeiten, damit sie wieder auf dem Laufenden war. Termine verschoben, Bandmanager krank geworden, Anfrage wegen eines Meetings im Frühjahr ... Das Übliche. Gerade wollte Emma sich die neuen Termine in ihren Kalender eintragen, als das Geräusch ihres internen Posteingangs sie erneut hochsehen ließ. Schon als sie den Absender las, schoss ihr Puls in die Höhe. Ihr Herzschlag trommelte in Emmas Ohren und sie sah sich verstohlen nach Stella um, die allerdings immer noch stark konzentriert am Telefon beschäftigt war. Dann lieber noch ein kurzer Blick in Richtung Bürotür. Emma, hallo! Er wird dir keine E-Mail schreiben und dann aus der Tür spähen, um zu kontrollieren, ob du sie auch liest! Hast du in der Mittagspause Zeit? Müssen reden. MfG Cayden Die Maus in ihrer Hand zog wilde Schlangenlinien auf dem Bildschirm, als Emma zusammenzuckte. Müssen reden?! Jetzt steckte ihr auch noch ein Kloß im Hals, der sich bei jedem pochenden Herzschlag irgendwie unangenehm auf und ab zu bewegen schien. Über was müssen wir denn reden? Kann ja nichts Gutes sein, wenn du mich so darauf vorbereitest. Hallo. Ja, ich habe Zeit. Gleich um 13 Uhr? Der Cursor blinkte an seinem Platz unter dem großen 'J' und wartete. Sein 'MfG' klang nach offizieller Nachricht. Andererseits hatte er mit seinem Vornamen unterschrieben und sie auch geduzt. Sollte sie nun auch 'MfG' unter ihre Mail setzen? Oder 'LG'? Nein, das war vermutlich zu freundschaftlich. Vermutlich ... Emma tippte 'Grüße! Emma' und schickte die E-Mail ab, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Zu ihrem Glück klingelte auch sofort wieder das Telefon, was zumindest für zehn Minuten verhinderte, dass sie ihrem Bedürfnis nachgab, aufzuspringen, in Caydens Büro zu stürmen und ihm zu sagen, dass man so etwas nicht machte. Man schickte keine Mails mit 'müssen reden' an persönliche Assistentinnen, mit denen man vor zwei Nächten unerlaubten, wilden Sex gehabt hatte und die nicht wussten, was sie ... wie sie ... Das machte man einfach nicht!   Cayden merkte erst, dass er lächelte, als er ungefähr zum dreißigsten oder vierzigsten Mal Emmas Nachricht auf seinem Blackberry gelesen und immer bei den Worten 'Grüße! Emma' hängengeblieben war. Sofort erlosch sein Lächeln und er legte den Blackberry wieder auf den Tisch, um sich erneut seiner Arbeit zu widmen, die sich während seiner Abwesenheit ganz schön gestapelt hatte. Doch irgendwie wollte sich der Enthusiasmus nicht mehr einstellen, den er sonst bei einem so großen Berg voll Arbeit für gewöhnlich empfand. Gerade, als er eine völlig unangemessene Klausel durchgestrichen hatte und sie neu formulieren wollte, schoss es ihm ein, dass Emma ihn ja etwas gefragt hatte! Sofort warf er seinen Kugelschreiber zur Seite, nahm wieder den Blackberry zur Hand und tippte mit dem kleinen Stift langsam auf den Bildschirm ein, da er zunächst erst einmal die Buchstaben der Tastatur suchen musste. Sehr geübt war er in diesen Dingen noch nicht. 13 Uhr passt. Wie wär’s mit Mittagessen? Das kleine Restaurant um die Ecke? Cayden las noch einmal die E-Mail durch und entschied, dass es jetzt wohl keinen Gruß mehr bedurfte, zumal ihm das MfG nicht mehr allzu passend erschien und er Emma nicht kopieren wollte. Also schickte er die Nachricht ab und nahm wieder den Kugelschreiber zur Hand. Allerdings hatte er schon völlig vergessen, wie genau er die Klausel hatte ausbessern wollen. Weshalb er den Vertrag noch einmal durchlas.   „Nein, tut mir leid.“ ... „Ja, wie ich bereits sagte.“ ... „Nein, nächste Woche ist gar nichts mehr frei.“ ... „Nein, auch abends nicht.“ Emma riss mit diesem Kunden langsam der Geduldsfaden. Sollte Cayden auch noch um Mitternacht im Büro nur darauf warten, dass irgendjemand irgendetwas mit ihm besprechen wollte? Na ganz bestimmt nicht! „Hören Sie, Mr. Grandon. Ich verstehe natürlich, dass Sie Ihren Termin so bald wie möglich brauchen. Und ich werde den nächstmöglichen Termin eintragen. Das ist in einer Woche gleich am Montag. Ich kann Ihnen sogar den ersten Termin an diesem Tag anbieten, wenn Sie ... Ja, genau. Um acht. ... Also Montag in einer Woche? Gut, ich danke Ihnen, Mr. ... Ja, wird er. Danke. Wiederhören.“ Emma warf den Hörer auf die Gabel und trug den Termin mit einem Vermerk 'dringlich' in den elektronischen Kalender ein. In ihren eigenen schrieb sie 'nervig' neben den Namen des Kunden und beschloss schon jetzt, dass sie Cayden dafür am Freitag seine Lieblingskekse besorgen würde. So jemanden wie Mr. Grandon konnte man so früh am Morgen nur mit Schokolade ertragen. Auf ihrem Bildschirm sprang eine violette Ente in die Höhe und quakte, als eine weitere Mail in ihrem Posteingang landete. Absender: C&C Corporations - Intern - C.Calmaro Diesmal schmunzelte Emma bei der E-Mail in sich hinein und merkte gar nicht mehr, wie ihr Herz immer noch aufgeregt in ihr herumhüpfte. Diesmal gar keine Grüße. Dafür eine Einladung zum Mittagessen? Doch keine schlechten Nachrichten? Oder bist du so gut erzogen, mir zum Ausgleich ein Essen auszugeben? In Ordnung. :)   Als Cayden das Smiley am Ende von Emmas kurzer Nachricht las, schlug sein Herz noch ein bisschen schneller, als es das ohnehin vor Aufregung tat. Mit diesen gelben Dingern hatte er noch nie viel Erfahrung gemacht, aber irgendwie hob dieses lächelnde Gesicht einfach seine Stimmung. Mit plötzlich mehr Elan, als er für den heutigen Tag eigentlich gehabt hätte, machte er sich schließlich daran, den Berg an Arbeit durchzuackern, um rechtzeitig bis zur Mittagspause damit durch zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)