EX von Kuran ================================================================================ Kapitel 20: Turanithas - 2.0 ---------------------------- Ein lautes Jubeln hallte durch den großen Saal, als mich Luranthan erneut an der Kette packte und mich achtlos auf den Knien schleifend einige Meter lang über den harten und kalten Boden zog, bis er mich auf die Füße zwang und meinem Kopf am Haar nach hinten zerrte, sodass ich ihn anblickte. Ich wimmerte leise und schmerzlich, als er dann mit seinen spitzen Krallen über mein Gesicht glitt und mied es, ihm direkt in die Augen zu sehen. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich Lexus erkennen, der starr und untätig weiter dort verharrte, wo er zu Stein geworden zu sein schien, und es wollte mir einfach nicht begreiflich werden, warum gerade ich in solch eine miese Situation geraten war. So, wie Lexus sich nun benahm, dachte ich nicht dass er wollte, dass Luranthan mich fressen würde, aber...- Die Zunge an meinen Lippen riss mich aus meinen Gedanken und erfüllte mich mit purem Ekel. "Verzieh dein hübsches Gesicht doch nicht so, Aterun... Hast du auch so geschaut, als Lexus sich dir so näherte? Erzähl mir, wie weit er gegangen ist." Luranthan's linke Klaue hatte sich um meine Hüfte gelegt und ein stechender Schmerz bohrte sich durch meinen Körper. Er hatte keinerlei Skrupel gehabt und versank mit einer seiner spitzen Krallen bereits in meinem Fleisch. "Du sollst reden, sagte ich..." Gerade wollte ich zu einem Wort ansetzen, da unterbrach mich Lexus. Er war einige Schritte nach vorn getreten, näher an uns heran, und blickte mich mit einem Blick an, den ich absolut nicht deuten konnte. "Ich habe mich mit ihm verbunden und... mich von seinem Blut genährt. Ganz so, wie ihr es vermutet hattet, mein Herr." Ein seltsames Zittern lag in seiner Stimme und ich glaubte eine Art von Respekt zu hören. So, wie er sich jetzt verhielt, schien er mir wie jemand ganz anderes als der, mit dem ich die letzten Tage verbringen musste. Diese Selbstsicherheit, die er vorher ausgestrahlt hatte, schien wie aufgelöst zu sein. Seine ganze Körperhaltung und Gestik wies eine Unsicherheit auf und er war sehr darauf bedacht, keinen falschen Schritt zu wagen. "Und weiter? Das war doch sicherlich nicht alles, was du versucht hast." Lurathans Stimme an meinem Ohr ließ mich erzittern und ich hatte unglaubliche Mühe, jeglichen Schmerzens-Ton herunter zu schlucken. Seine Kralle rührte noch immer in meiner nun offenen Wunde und er machte keinerlei Anstalten, mir noch schlimmere Schmerzen zu zufügen. “Kann es nicht sogar sein, dass dieser kleine Aterun hier dir sehr ähnlich ist? War er deswegen so unwiderstehlich für dich, weil er eine Art Gleichgesinnter für dich ist? Ist es so, Lexus?” Im ersten Augenblick brachte Lexus nicht ein Wort zustande, nickte dann auch nur stumm und senkte den Blick. Der Blick in mein Gesicht war wohl zu viel von ihm verlangt. “Ein Chyrnas* also, ja? Ich dachte es mir schon... Einen Chyrnas erkennt man auf den ersten Blick. Gleich und gleich gesellt sich also gern, was? Wie lange... wusstest du das schon, Lexus? Dir war scheinbar von Anfang an klar, dass du ihn für dich behalten wollen würdest. Sag an, hast du vielleicht sogar begonnen Pläne zu schmieden, damit er nicht in meine Hände fallen würde? Deine Gier nach ihm muss ungeheuerlich riesig sein, wenn du für ein Insekt wie ihn so viel aufs Spiel setzen würdest, mein Lieber.” Ich glaube zu erstarren, als Luranthan den Begriff Chyrnas ausgesprochen hatte und wagte einen Blick zurück zu Lexus, den ich ungläubig anstarrte. Ein Chyrnas... Er auch? War das der Grund dafür gewesen, dass er mich nicht einfach getötet hatte und mich an sich binden wollte? Eine weitere Kralle versenkte sich in meinem Fleisch und nun konnte ich nicht mehr anders, als lauthals aufzuschreien. Ein weiteres Jubeln toste durch die Halle und die anderen Liverans ermutigten Luranthan dazu, noch weiter zu gehen. Der Geruch meines Blutes war ihnen vermutlich zu Kopf gestiegen und der Hunger in ihnen unstillbar. Meine einzige Hoffnung war Lexus gewesen, der aber war nicht mehr im Stande dazu, sich überhaupt noch in irgendeiner Weise zu verständigen. Die Vermutung seines Herren schien also ins Schwarze getroffen zu haben... Luranthan lachte herzlich auf, als er sich Lexus so ansah. “Was willst du nun tun? Dir wird nichts anderes übrig bleiben als mit anzusehen, wie ich ihn verschlinge. Stück für Stück. Das Blut des Ateruns ist wirklich betörend... Alleine der Geruch hat so viel Wirkung, dass es einem fast den Verstand raubt - ich verstehe also, dass du dem nicht widerstehen konntest. Aber ich will nicht nett und freundlich zu dir sein, das steht mir nicht, ansonsten hätte ich dir eventuell sogar die Wahl gelassen, dass du ihn hättest verspeisen dürfen, was aber nicht geschehen wird, da er eindeutig auf meiner Speiseliste steht.” Wieder leckte er über mein Gesicht und stoppte an meinen Lippen, zwischen welche er sich mit Gewalt zwängen wollte - die Krallen fraßen sich tiefer in meinen Körper als ich mich weigerte und ich löste dann mit einem gequälten Jaulen meine Zähne aus meinen Lippen und spürte kurz darauf seine Zunge an meiner. Da war er wieder, dieser seltsame Geschmack und dieses Gefühl, was mich langsam aber sich betäubte. Die Liverans trugen einiges an Gift in ihren Körpern und verwendeten es gezielt, um ihre Beute unfähig zu machen. Jegliche Kraft wich aus meinen Gliedern und selbst meine eben noch so starr gewordenen Finger erschlafften mittels Sekunden - hätte man mich nicht festgehalten, wäre ich einfach so zu Boden gegangen. Luranthan schnupperte an meinem Hals und an meinem Haar, leckte genüsslich jede freie Stelle meiner Haut ab, bevor er kurz mit den Zähnen daran nagte. “Quält mich nicht, mein Herr...” Lexus’ Worte waren wie Öl, welches man in einer großen Menge ins lodernde Feuer goss. Mit einem Lachen hatte mich Luranthan in seinen Thron geworfen, sich über mich gebeugt und vergrub seine Zähne dann tief in meiner Schulter. Ich wollte die Hände heben und ihn von mir drücken, konnte mich aber nicht bewegen. Selbst meine Zunge und meine Lippen waren betäubt, sodass ich nicht einen kleinsten Ton von mir geben konnte. Ein lautes Schmatzen deutete für die Anwesenden darauf hin, dass er sich genüsslich an meinem Fleisch labte und ich wollte für einen Augenblick nichts anderes, als dass er mich mit einem Bissen vollends verschlingen würde, damit ich das alles nicht noch miterleben musste. Als ich im Augenwinkel zu Lexus linste, sah ich, wie sich seine Fäuste ballten. Sein gesamter Körper schien in Wallung geraten zu sein und es kostete ihn Mühe, sich zu beherrschen. An seinen Krallen konnte ich erkennen, was nun geschehen würde. Seine Haut verfärbte sich zunehmenst und seine Transformation würde beginnen. Er war also kurz davor, seine wahre Gestalt ein weiteres Mal anzunehmen. Luranthan bemerkte dies erst nicht, erst als Lexus ein gar erbostes Knurren von sich gab, was sich schnell in ein Zischen wandelte, als die spitzen Zähne sich über seine zerbissenen Lippen erstreckten. “Habe ich dich etwa wütend gemacht? So was aber auch...”, säuselte der Blauhaarige mit einer gespielten Unschuld und leckte sich mein Blut sachte von den Lippen, “Ich sagte dir doch bereits, dass ich ihn alleine verspeisen würde. Oder... wünschst du sogar eher, MICH zu verspeisen? Du schaust gewaltig hungrig aus, mein Lieber!” Die Provokation, die er ihm gegenüber ausgesprochen hatte, ließen Lexus erneut zischen. Seine Transformation war inzwischen abgeschlossen und genau die Bestie hatte sich vor uns aufgebaut, die ich vor einigen Tagen erlebt hatte. Es war mir so, als könnte ich seinen Zorn förmlich riechen. Bevor er sich allerdings Luranthan gefährlich nähern konnte, riss dieser mich wieder aus dem Thron heraus und zog mich vor sich, legte einen Arm um meine Kehle und hatte mich als eine Art Schutzschuld positioniert, damit Lexus ihn nicht direkt angreifen würde. “Ich hielt mal große Stücke auf dich, aber nun... wenn ich dich jetzt so ansehe, verstehe ich nicht, wie ich dich für einen intelligenten Untertanen halten konnte. Du bist noch törichter als ich es zu glauben wagte, und ich kann nicht glauben, dass du nur wegen einem Aterun deine gesamte Rasse gegen dich aufhetzt, Lexus er Chak!” “Er gehört mir allein, also lasst ab von ihm.” Lexus’ Stimme vibrierte vor Wut und jagte ein Schaudern durch meinen erschlafften Körper. Ich konnte kaum glauben, dass er sich gegen seinen eigenen Herrn und seine Rasse auflehnen wollte, um mich aus ihren Fängen zu reißen. Wieder schlichen Luranthan's Krallen über meinen Hals, diesmal aber wollte er sie nicht einfach so darin versenken, nein, diesmal tat er etwas anderes. Ich spürte, wie sich seine Krallen langsam unter meine Haut legten und ich wollte gegen die angehende Verbindung zu ihm ankämpfen, das Gift in mir verhinderte dies allerdings. Ich konnte nun seinen Herzschlag und seinen Puls hören, so, wie ich es bei den Verbindungen mit Lexus auch hatte, und spürte, wie er langsam aber gezielt das Blut aus meinem Körper heraus pumpte. In dieser Verbindung konnte Lexus unmöglich angreifen, wenn er mir nicht schaden wollte - wenn er Luranthan angegriffen hätte, hätte ich den Selbigen Schmerz wie er empfunden und nahm den gleichen Schaden. Ich hörte, wie er hinter mir grinste und er stieß ein unheimliches Kichern aus, als er sah, wie Lexus sofort inne hielt. “Was willst du nun tun? Warten, bis ich ihm all sein Blut genommen habe, oder angreifen? Egal, wofür du dich entscheidest, er wird leiden! Und er wird es deinetwegen tun!” Langsam wurde mir schwarz vor Augen. Mein Körper war geschwächt und der Blutverlust würde dazu führen, dass ich nicht mehr lange brauchte um das Bewusstsein zu verlieren. "Die Verbindung zu ihm fühlt sich wirklich fantastisch an... Liegt das daran, dass er ein Chyrnas* ist? Wie viele von euch Kreaturen gibt es noch, die so besonders sind? So viele sollen das ja nun auch nicht mehr sein, hörte ich. Willst du ihn deswegen so sehr?" Nur noch vage Worte fanden den Weg in mein Gehör und ich konnte kaum noch verstehen, worum es überhaupt ging, bevor ich dann bewusstlos wurde... - Mein Körper fühlte sich an, als sei er nur noch zur Hälfte da gewesen und der Schmerz in Schulter und Brust hielt mich noch immer in Schacht. Wo war ich gewesen? War ich noch immer auf Liverath? War ich bereits tot oder noch lebendig, träumte ich nur oder war ich bei Bewusstsein? Ich war so verwirrt, dass ich es nicht sagen konnte - nur die Schmerzen waren real gewesen, das konnte ich mit Sicherheit sagen. Nachdem sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten und einigermaßen sehen konnten, versuchte ich einen Anhaltspunkt aus zu machen. Ich war nirgendwo, wo ich mich besonders hätte orientieren können und ich war unfähig, mich zu erheben. Wo war Lexus? Was war geschehen? Hatte er sich tatsächlich gegen Luranthan gestellt? Meine Augen suchten jeden Winkel nach einem Zeichen von ihm ab, konnten aber nichts finden. So langsam stieg eine Art Panik in mir auf, die mich dazu veranlasste zu schluchzen. Mein Gefühl war alles andere als gut gewesen und es bestätigte sich auch wenig später, als ich erst ein Mal sah, auf WAS ich die ganze Zeit über gelegen hatte. Es war Lexus gewesen. Und nur es war nur ein Bruchteil seines Körpers, den ich erkennen konnte. Ich rieb mir ungläubig über die Augen und blinzelte mehrmals, um mich dann zu vergewissern, dass ich mich verguckt haben musste. Ein weiterer Blick bestätigte allerdings, dass ich richtig gesehen hatte... Sein rechter Arm war beinahe vollkommen abgetrennt und ein riesiges Loch klaffte aus seiner Brust. Jegliche Farbe war aus seiner Haut gewichen und kleine, unheimlich schimmernde Adern zogen sich den Weg unter seiner Haut hindurch über sein Gesicht. Ich wollte nicht glauben, was ich dachte. Er war nicht tot, nein, er konnte nicht tot sein! ___ *Chyrnas: Bezeichnung für Lebewesen zweigeschlechtlicher Natur Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)