EX von Kuran ================================================================================ Kapitel 17: Cyvethum - 3.0 -------------------------- Mit einem Mal entzündeten sich unzählige Flammen, die den kompletten Raum in warmes Licht getaucht hatten. Eine angenehme Welle der Wärme durchflutete meinen Körper und vertrieb jeglichen Anzeichen von einem Frösteln, was kurz zuvor noch in mir gehaust hatte. Ich wagte nur vorsichtig meine Hände hinter meinem Rücken hervor zu holen, betrachtete diese und linst dann wieder zu ihm herüber. Sein Blick weilte die ganze Zeit über auf mir und nicht ein Wimpernschlag war mittels dieser vergangen Weile auszumachen. Das Rot seiner Augen war kräftiger und heller und verschmolz mit dem warmen Licht des Feuers und ein Blick auf seine Klauen löste eine Sehnsucht in mir aus, die ich als unheimlich empfand. Dieses Gefühl, als er sich mit mir verbunden hatte, war atemberaubend gewesen. So etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt, weder noch hatte ich davon gehört. Wer oder was war er genau, wenn er solche Fähigkeiten beherrschte. Dass er nicht unbedingt typisch aussah, war mir bewusst, aber da war noch viel mehr an ihm, was seine aktuelle Erscheinung als eine Maskierung erschienen ließ... und ich wollte diesem Geheimnis auf die Spur kommen und meinen Wissensdurst nach ihm endlich stillen. “Dir wird von nun an nichts anderes übrig bleiben, als an meiner Seite zu weilen, ob du das möchtest oder nicht.” Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. “Auf Lykratek wirst du keinen Frieden finden können - sowieso, ein Leben, so einsam, das wäre doch wirklich schrecklich.” Er begann endlich wieder über Lykratek zu sprechen! Diese Chance musste ich nutzen! “Wie meinst du das? Sag mir nun endlich, was ist mit dem Stern geschehen?!” Ich hatte mich auf meine Füße gezwungen und näherte mich ihm mit zielsicheren Schritten, um ihn dann zu packen. “Sag es mir!” Wieder bestätigte er mir, dass ich gegen ihn machtlos war. Nicht ein Wort hatte er nun noch von sich gegeben und konnte meine Hand, welche eben noch an seiner Kehle weilte, mühelos lösen. “Sei nicht so, Aria... Das gefällt mir nicht.” Diese Nähe zu ihm war für mich kaum aushaltbar gewesen. Wieder war ich ihm so nah und das Organ in meinem Brustkorb überschlug sich beinahe, als seine Lippen kurz vor den meinen stoppten. “Ich muss dich wohl wirklich noch erziehen... Aber das dürfte das kleinste Problem darstellen.” “Bitte...”, flehte ich leise und versuchte mich aus seinen Fängen zu befreien, “Ich möchte Gewissheit...” Sichtlicht amüsiert über mein Flehen ließ er dann doch wieder ab von mir, schenkte mir aber auch diesmal keinerlei Antworten auf meine Fragen. Dieses Spiel, was er dort mit mir spielte, war alles andere als spaßig - außer für ihn - und ich fühlte mich wie ein Fisch, den er aus dem Wasser heraus holte, ihn für einige Momente lang auf dem Boden zappeln ließ und kurz vor dem Austrocknen wieder ins Wasser zurück warf... Zweifelsohne war ich sein Gefangener, wenn nicht sogar eine Art Spielzeug. Er war zur Tür zurück gegangen und wollte scheinbar gehen. Zügig versuchte ich ihm hinterher zu kommen was durch die seltsamen Fußfesseln allerdings gar nicht so einfach gewesen war, und schaffte es nur mit Mühe ihn einzuholen, ohne zu stolpern. “Du wirst in sein Zimmer zurück gehen.”, murmelte er in einem harschen Ton und packte mich am Oberarm, “Ich habe noch einiges zu erledigen. Wenn ich wieder zurück bin wirst du mir Gesellschaft leisten. Hast du das verstanden?” Ich verstand erst gar nichts, nickte dann aber zögernd. “Wo gehst du hin? Kann ich nicht mitkommen? Ich würde auch weiterhin an der Kette bleiben, aber ich möchte nicht hier bleiben!” Alles, was ich wollte, war eine Möglichkeit zur Flucht. Alles Betteln und Flehen half allerdings nichts, er war beständig und lehnte immer wieder ab. “Ich denke nicht, dass deine ehemalige Heimat dich nun so gerne wieder sehen mag, Aria. Sie wären dir sicherlich nicht freundlich gesinnt, wenn du nach einigen Tagen einfach so wieder zur Kolonie zurück kehren würdest. Gar nicht auszudenken, was sie wohl tun würden, würden sie dich entdecken.” Die Kolonie...? Die Kolonie, ja, richtig! “Warum gibst du dich als ein Kommandant dort aus? Sie müssten doch wissen, dass du nicht der bist, für den sie dich halten! Warum tust du das?” Ein Grinsen musste mir als Antwort genügen - und ein Kuss brachte mich zum Schweigen und erstickte all meine auf der Zunge aufkommenden Worte... - Seine Beweggründe und Ziele waren mir unergründlich. Ohnehin war er ein Buch mit sieben Siegeln gewesen, welches ich nicht auch nur ansatzweise hätte aufbrechen können. Ich war so perplex und verwirrt über all dies gewesen, dass ich gar nicht wusste, welche Emotionen ich nun zulassen sollte. Nun war ich in Gefangenschaft eines Terroristen, der eine Art Doppelleben führte, Massen an Sternen und Lebewesen auslöschte und war aber so angetan von seinem Wesen, dass ich all dies am liebsten vergessen wollte... Er war es sogar möglicherweise gewesen, der damals Aternas zerstört und meine Familie ausgerottet hatte, warum also empfand ich solch seltsame Gefühle für eine Bestie wie ihn, für die ich nur eine Art von Nahrung und ein Spielball gewesen war? Ich wollte ausbrechen und fliehen, seinen Fängen entfliehen, und mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Diese Störungen in meinem Verhalten und Empfinden, die er verursachte, waren nur Hindernisse, die ich überwinden und ausmerzen musste. Das kalte Nass auf meiner Haut wollte meine Gedanken auch nicht hinfort spülen... Bevor er gegangen war hatte man mir ein neues Zimmer eingeteilt, welches eine beachtliche Größe vorweisen konnte und in welchem es im Gegensatz zu dem Vorherigem mit unzähligen Lichtern glänzte. Ebenso wurde mir neue Kleidung gebracht, die ich nach seinen Anweisungen von nun an tragen sollte. Eine Art Suit, wie ich sie bisher schon oft tragen musste, nur um einiges stabiler und mit einem anderen Schnitt angefertigt. Das Material dieses Anzuges floss förmlich über meine Haut und schien wie angegossen zu sitzen. Er machte sich wirklich Mühe damit, mich auf seine Seite zu ziehen. Aber warum...? So langsam konnte ich mir eine Strategie zurecht legen, mit der ich ihn überlisten wollte, ihn, dessen Namen ich nicht einmal wusste - dass dies nicht so einfach werden würde, war mir von Beginn an klar, aber ich musste es wenigstens versuchen... - Am späten Abend - oder war es ein Morgen? - kehrte er wieder zurück und sein Anblick entfachte bloßes Entsetzen in mir. Sein Suit war völlig blutbeschmiert, es schien allerdings nicht so, als sei es sein Blut gewesen, da keinerlei Spuren von einer Verletzung an seinem Körper zu sehen waren. Mir fiel es schwer ihn anzusehen, als wand ich meinen Blick ab und bemerkte erst gar nicht, wie sich meine Zähne in meine Unterlippe gerammt hatten. Er ließ sich von seinen Untertanen ausziehen und reinigen, bis kein Tropfen von dem fremden Blut mehr auf seinem Körper übrig gewesen war, und zog sich dann neue Kleidung an, die beinahe schon etwas majestätisches hatten. “Aria?” Ich schreckte auf. “J-...ja?” Meine Stimme musste brüchig und unsicher geklungen haben. “Wie ich sehe bist du brav gewesen... Dieser Suit steht dir ausgezeichnet. Lass mich dich näher betrachten.” Es kostete mich einiges an Mut mich ihm zu nähern und blieb dann kurz vor ihm stehen, blickte ihm allerdings nicht ins Gesicht, was er mit einem Anheben meines Kinns schnell korrigierte. “Du siehst fantastisch aus...”, flüsterte er beeindruckt und suchte sich den Weg tief in meine Augen, um ihn meine Seele blicken zu können, “Ich mag es, wenn du Angst vor mir hast... Das bringt mein Blut richtig in Wallung... Willst du spüren, wie heiß mein Blut kocht?” Er fasste mich an den Oberarmen und zog mich dichter an sich heran, bis sich unsere Oberkörper beinahe berührten. Meine Knie waren binnen weniger Sekunden weich geworden und hätte er mich nicht festgehalten, hätte ich mich wohl nicht mehr auf den Beinen halten können. Ich fühlte bereits, wie seine Fingerkuppen sich verlängerten und nach einer Möglichkeit suchten, um sich unter meine Haut zu legen... Dann ließ er plötzlich von mir ab. Vollends. Doch er hatte nicht freiwillig von mir abgelassen - es war ein heftiger Ruck, der das ganze Schiff erschütterte, was ihn nun abgelenkt hatte. “Kch... Ich fasse es nicht...” Ich verstand erst gar nicht, worum es ging, wurde dann von ihm mitgezerrt und hastete ihm so lange nach, bis er endlich Halt machte. “Du wirst an meiner Seite bleiben, verstanden?” Den Befehl bestätigte ich mit einem Nicken und folgte ihm dann erneut - wir waren in einen kleineren Raum gelaufen, wo sich die Tür automatisch hinter uns schloss. “Was geschieht hier nun? Was ist passiert?” “Noch einmal: du wirst an meiner Seite bleiben.” Auf einmal wurde mir alles ganz klar. Natürlich. Er wurde angegriffen! Jemand musste ihm gefolgt sein und seinen Standort ausgemacht haben! Nur... welche Rolle spielte ich nun in diesem Angriff? Sollte ich ihm nun als ein Schutzschild dienen oder ein Köder, damit es ihn nicht erwischen würde? In diesem Raum gab es einen direkten Anschluss zu einer Erogide, die sich scheinbar in das Schiff einfügen konnte. Der Eingang war unversiegelt und er stug unverzüglich ein und riss mich mit ins Cockpit hinauf. Wie sollten zwei Personen in einem Cockpit von solch einer Größe Platz finden? Zumal, was für eine Funktion sollte ich dort haben, wenn er derjenige war, der die Verbindung mit der Maschine eingehen würde? Er nahm auf dem Sitz Platz und zog mich auf sich herauf, so, dass seine Arme und Beine noch seitlich von mir gestreckt waren und noch genug Reichweite zu den Kontakthebeln bestand. “Was... was soll ich hier? Ich kann hier nichts tun!” “Sei still!”, raunt er in mein Gehör und ich beobachtete, wie die Maschine den Verbindungsaufbau zu ihm begann. Die Kabel und Anschlüsse fügten sich ohne irgendwelche Probleme mit seinem Körper zusammen und es schien, als würde es ihn keinerlei Anstrengung kosten - wenn ich mich daran zurück erinnerte, welche Schwierigkeiten ich damit ha-... Ich schrie auf, als ich etwas in mein Fleisch dringen spürte. Im ersten Augenblick konnte ich nicht aus machen, ob es die Maschine gewesen war, erkte dann doch aber schnell, dass es nicht die Maschine, sondern er war, der die Verbindung zu mir aufbaute. Da war es wieder gewesen! Ich spürte seinen Puls, seinen Herzschlag, und ich fühlte den Ärger in seiner Brust, Hass, der sich wie schwarzer Rauch duch seinen Körper fraß und Energie, eine unglaubliche Energie, die nun auch in meinen Körper strömte. “Dieses Spiel wird dir nicht gefallen, Aria...” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)