Wenn Bäume sprechen und Steine Enten sind von Malignitas (Kid x Law) ================================================================================ Kapitel 6: Nächtliche Hiobsbotschaften -------------------------------------- 6. Nächtliche Hiobsbotschaften Das hätte nie passieren dürfen. Dies war eindeutig eine Verschwörung. Oder noch schlimmer: Götter existierten wirklich und hatten das Schicksal schadenfroh und voller Hohn gegen ihn gerichtet. Nicht dass er an Götter glaubte, aber dies ging doch wirklich zu weit. Wie sonst sollte man auch diese, diese abscheuliche Situation beschreiben? Ihm war schlecht, ein Gefühl als ob ein Eiswürfel in seinem Bauch gefallen wäre und dort nun heiter und lustig eine Party schmiss. Ohne seine Erlaubnis wohlgemerkt und ausnahmsweise war Alkohol, geschweige denn Jacklin’s Rum, nicht die Ursache dafür gewesen. Nein, es war schlimmer. Zwar schmerzte sein Magen nicht, aber dieses flaue Unwohlsein war unerträglicher als jeder Kater, den er jemals durchleben musste. Hätte er damals nur den Brief fünf Minuten früher oder später fertig geschrieben! Hätte er ihn nicht immer und immer wieder umgeschrieben! Hätte er nur nicht diesen unmöglich unfähigen Schiffsarzt rausgeschickt! Wieso hat er nicht Killer genommen? Oder noch besser: Wieso ist er nicht selbst gegangen? Vollkommen steif stand er da, als sein Gehirn endlich begriff, was wirklich mit seinem „Entschuldigungsbrief“ geschehen war und was der andere gerade im Begriff war zu lesen. Und zum ersten Mal in seinem Leben glich der berüchtigte Eustass Kid mehr einem nach Luft schnappenden Fisch als einem waschechten Piraten. Ein lautes Fingerschnippen riss ihn aus der Starre. „Mir ist vollkommen egal, ob du hier Käptn, Supernova oder sonst irgendein König der Vollpfosten bist. Ich bring dir deinen Brief zurück, also verlang ich meinen. Wo ist er?“, forderte eine verärgerte Stimme befehlerisch. Ernst schluckte Kid seine Sorgen hinab. Er muss sich wohl verhört haben. Ja, eine andere Wahl ist nicht möglich, nicht akzeptabel. „Was soll noch mal passiert sein?“, seine Stimme klang fremd. „Ok. Noch einmal zum Mitschreiben, klar? Einer deiner Männer rannte in mich hinein, ich verlor Briefe, er verlor nen Brief und dann hat dein Kumpel einen von meinen mitgehn lassen!“ „Und, und, und was für ein Brief soll das nochmals gewesen sein?“ Kid Gesicht wurde immer blasser. Der andere seufzte frustriert. „Ich saß tagelang an dem Stück Papier! Weißt du, wie ich mich zum Trottel gemacht hab, als ich ihn übergab?“, verzweifelt fuhr er sich durch sein blondes Haar und zündete sich eine Zigarette, „Weißt du, was ich fühlte, als meine geliebte Robin-swan einen Vers von solch einer Abartigkeit lesen musste und nicht meine göttergleiche, ewige Liebeserklärung?“ Eine einzelne männliche Träne lief über Sanjis Wangen. Und Kid glich wieder einem nach Luft schnappendem Fisch, der plötzlich streng religiös war. Die Nacht war finster. Die ganze Welt schien finster. In Trafalgars Kopf war’s finster. Finster wie schwarzer Samt, finster wie die endlose Tiefe des Meeres, finster wie der sternenlose Himmel über der See, so finster, so finster wie die spiegelnde Fläche von Kaffee. Mit zittrigen Händen nippte Trafalgar an der Tasse. Es war elf Uhr nachts und er versuchte zu schlafen. Eingewickelt in einem Kokon lag er zusammengerollt auf seinem Bett. Es war nicht so, dass er nicht müde war, nur sein Gehirn wollte verdammt noch mal nicht die Klappe halten. Die Tatsache, dass er zudem noch so spät noch Kaffee trank half dabei nicht wirklich. Genervt von sich selbst und dem Rest der Welt rückte er sein Kopfkissen zurecht. Wenigstens etwas Positives hatte aber der Tag vorgebracht: Der große Pirat entwickelte eine ausgeklügelte Technik Kaffee aus einer Tasse in einer seitlich liegenden Position zu trinken. Jawohl, eine Erkenntnis, die einen Nobelpreis verdient. Alles begann um neun Uhr, zwei Stunden nachdem er den Brief erhalten hat. Der exzessive Kaffeekonsum. Zurückblickend müsste er mindestens 10-mal schon auf der Toilette deswegen gewesen sein. Jaja, dieser Brief. Der Brief war kein Brief. Nein, Law würde so was nie als Brief ansehen. Das war in seinen Augen eindeutig eine Briefbombe gewesen. Nicht nur musste er ab sofort pausenlos an dessen Inhalt denken, nein, er musste zudem pausenlos noch an dessen Absender und dessen Hintergrundgedanken denken. Wie eine Raupe wälzte er sich auf die andere Seite. Die erste Möglichkeit wäre, dass der Brief ernst gemeint war. Ein selbstironisches Lachen erklang aus den Laken des Deckenkonstruktes. Nein, nein, unmöglich. Das war eindeutig ein Scherz. Ein sehr makabrer Scherz, der genau das bewirken sollte, was im Moment eben passiert: eine schlaflose Nacht zu bereiten und sich Gedanken darüber zu machen, ob es nun jetzt ein Scherz ist oder nicht. Und wenn es doch kein Scherz war? Röte stieg in sein Gesicht. Missbilligend sah er durch die Dunkelheit in die Ecke seiner Kajüte das zusammengeknüllte Stück Papier. Doch er musste ihn nicht holen, um ihn noch einmal zu lesen. Die Worte brannten sich schon bereits beim erstem mal wie mit einem glühendem Eisen in sein Gedächtnis. Aber nicht nur die Ernsthaftigkeit beschäftigte ihn. Sein Blick schweifte zu sich selbst. Er hob die Decke leicht an und blickte hinunter. Hatte er etwa tatsächlich zugenommen? Wann sollte das passiert sein? Er lebte doch fast nur von der Flüssignahrung namens Kaffee. Und dennoch deuteten einige Zeilen des Briefes unausweichlich darauf hin. „Ach fuck, wieso denk ich noch an den ganzen Scheiß, das war hundertprozentig nur ein Scherz!“ Voller Wucht nahm er das zweite Kissen neben ihm und drückte es gegen sein Gesicht vor Scham mit der kleinsten Hoffnung sich dadurch vielleicht selbst zu ersticken. Der Duft von Bohnenkaffee hing in ihm fest, nicht so wie damals, der Geruch von Karamellrum, der Geruch von- Prompt flog das Kissen aus dem offenem Fenster. Solche Gedanken durfte er nicht zulassen, das würde sich ja fast anhören als ob er ihn vermi- Ruckartig richtete sich Law auf. Ein Schluck heißer Brühe rann durch seine Speiserohe. „Also gut, Law, hör gut zu. Du kannst ein letztes Mal noch drüber kurz nachdenken und danach wird geschlafen. Verstanden?“ Entschlossen atmete er aus. „Ok, also der Brief, wie fing er nochmals an?“ Zur selben Zeit am anderen Ende des Archipels: Eustass war nicht ansprechbar. Er war erstarrt. Er wurde zu einer religiösen Fischstatue aus Stein. Das ist ein Fakt. Vor genau einer halben Stunde fragte der berüchtigte Pirat schließlich mit einer leisen und furchtsamen Stimme nach dem Inhalt des Briefes. Die Antwort gab ihm jedoch anscheinend eindeutig den Rest. Seitdem ist nichts passiert, er hat sich nicht bewegt, er war, wie bereits gesagt, erstarrt. Glücklicherweise kam zu genau diesem Zeitpunkt der Schiffsarzt hinein und erklärt Sanji, dass sein Brief „in die ewigen Jagdgründe“ hineingegangen wäre und nie mehr zurückholbar sei. (Insgeheim hatte er jedoch nur seinen ersten Botengang so ungehemmt ausgeschmückt, dass der blonde Koch voller Trauer aufgab und männliche Tränen vergießend und gleichzeitig eine neue Liebeserklärung schreibend von dannen zog.) Jeher stand also Kid nun da und hörte nicht mal mehr die Ausrufe des Schiffsarztes wie „Höchst interessant!“ oder „In der Tat, das ist ja unbeschreibbar!“, welcher den Zustand seines Käptns peinlichst genau anfing zu dokumentieren. Ein Echo bohrte sich in den rothaarigen Kopf. Ein übermotiviertes Echo, das voller Leidenschaft und Begeisterung von dem gewissen Koch in seinen Erinnerungen rezitiert wurde. „Die schwarzen Perlenaugen, wie Tusche fließt dein Haar, und nur in fernen Träumen bist du gar erreichbar. Dein wohlgeformter Körper Eine Meeresbucht, so unergründlich stürmisch eine Wahnsinnswucht. Und deine vollen Lippen Wie Kirschen rund und prall Gleichen ja sehr wohl Einem andrem Körperteil. Was soll ich groß noch sagen? Bist mein Sehnsuchtsstreif, der kühl am Horizonte zu meiner Liebe reift.“ Und man muss sich nun vorstellen, dass sich diese kurzen Zeilen immer und immer wieder im Hinterkästchen wiederholten. Selbst Jacklin’s Rum hätte dies nicht mehr übertönen können mit ihrer witzigen und heiteren Stimme. Kid’s Ehre war hinüber, sein Stolz als Mann und sein Ansehen. Ach, was sagen wir denn überhaupt, in diesem Moment wusste er nicht einmal mehr, was all jenen Begriffe überhaupt sein sollten. Die Situation war nicht mehr schlimm, sie wurde nun zum größten menschlichen Übel, dass man sich vorstellen konnte. Nach all der Hektik, dem Stress, der Erniedrigung musste ausgerechnet, ausgerechnet ein Liebesbrief mit der Originalentschuldigung vertauscht werden und nichts anderes! Und als Sahnehäubchen hinzu kommt noch, dass die paar Verse sehr wohl auf einen anderen Mann übertragbar sind, der ausgerechnet auch schwarzes Haar und schwarze Augen hat wie der eigentliche Adressat, nämlich Robin. Es musste aufhören. Ein für alle mal musste dieser Schmarn aufhören. Seit er vor den zwei, drei Tagen diesen Junkie aufgelesen hatte, hat sich sein Leben um ganze 180° gewendet. Und dies musste endgültig beseitigt werden. So kann es doch nicht mehr weitergehen. Mit seinem Verhalten gefährdet er nicht nur seine Piratenehre, nein, er gefährdet damit auch seine ganze Crew. Eustass ballte angespannt seine Hände zu Fäusten. Er war entschlossen. Ein letztes Mal würde er diesem Kerl entgegentreten, seinen Stolz kurzweilig über Bord schmeißen und die Situation klären. Alles wäre wie früher. Nur dieser Heartpirat hätte noch mehr in der Hand, mit dem er den armen Kid hätte aufziehen können. Er löste sich aus seiner Starre. Der Brief musste zurück, die Dinge erledigt werden. Koste es, was es wolle. Enger zog er seinen Mantel um sich herum. Er hatte keine Zeit zu verlieren. In der Zwischenzeit passierten unerklärliche Dinge auf dem U-Boot der Heartpiraten. Trafalgar’s Plan zu etwas Schlaf zu gelangen ist so kläglich am Scheitern, dass man darüber eigentlich nicht reden will. Sein Entschluss alles rational durchzugehen mutierte zu einer Gedankendiskussion alles irrational durchzuquengeln. Das Gedicht war eindeutig an ihn gerichtet. Davon war er überzeugt. Die Beschreibung des Übermittlers traf zweifellos auf Kid’s Schiffsarzt zu und zweifflos war er an für ihn bestimmt, da er der einzige auf dem U-Boot war mit schwarzen Augen und Haaren. Klar fühlte er sich geschmeichelt, dass er überhaupt einen solchen Brief jemals bekam. Aber doch nicht von einem anderem Mann und schon gar nicht mit einem solchen Inhalt und obendrauf noch mit der Unwissenheit, ob er überhaupt ernst gemeint ist. Ohja, der Inhalt gab ihn schon zu denken: „Wohlgeformter Körper… rund und prall wie ein anderes Körperteil… Von was schrieb er da überhaupt? Ich hab doch nicht zugenommen! …oder doch?“ Kurzerhand stand er auf und streifte seinen Kokon ab, ohne dabei eine Metamorphose durchlaufen zu haben, wohlgemerkt. Mit festen Schritten trat er vor den Spiegel. Er hatte noch immer seine normale Alltagskleidung an. Zwar hatte er bis jetzt kein Auge zugetan, jedoch hatte er davor weder die Kraft noch die Konzentration gehabt sich umzuziehen. Prüfend sah er sich an. Alles kam ihm vor wie immer. Noch immer war er groß und dünn, vielleicht ein wenig zu mager, aber er vergaß halt oft von Zeit zu Zeit zu Abend zu essen. „Und was zum Teufel meinte er mit Meeresbucht?“ Er drehte sich seitlich. Nichts kam ihm vor wie eine „Meeresbucht“. Entnervt zog er seinen Pulli und sein Unterhemd aus und schmiss es auf den Brief hinauf. Mit Zufriedenheit beäugte er seinen Six-Pack. Es gab nichts, was annähernd prall und rund sein sollte. Leicht verärgert drehte er sich schon wieder zurück Richtung Bett, als ihm etwas anderes einfiel. Was wenn er nicht von seinem Oberkörper sprach, sondern seinen Hintern? Ruckartig wendete er seinen Rücken zum Spiegel und versuchte mit verdrehtem Kopf einen Blick auf seinen Hintern zu erhaschen. Das Einzige, was er jedoch wirklich sah, waren komische Ausbuchtungen seiner Jeans. Leicht panisch öffnete er seinen Gurt und zog sich mit einem schnellen Ruck die Jeans vom Leibe. Hastig blickte er erneut schräg auf seinen Allerwertesten. Auch ohne die Boxershorts ausziehen zu müssen, erkannte er, dass es nichts auszusetzen gab. Er hatte stramme Oberschenkel und einen festen Hintern, der weder schwabbelig rund noch prall erschien. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen, schlagartig verfinsterte sich sein Gesicht wieder. Das Gedicht ergab hierauf bezogen keinerlei Sinn. Und er war schließlich wieder bei Punkt null angelangt. „Alter, Trafalgar, ich steh hier um fast Mitternacht halb nackt vor dem Spiegel nur wegen einem Fetzen Papier? Das ist doch lächerlich! Wieso mach ich mir überhaupt so viele Gedanken darüber? Es ist ja nicht so, als ob dieser Brief irgendwas an meiner Meinung über ihn ändern würde.“ Mit einem Schlag gefror er. Ja genau, wieso beschäftigt ihn das so? Es könnte ihm doch völlig egal sein, ob der Brief echt ist oder ein Scherz. Es betrifft ihn ja gar nicht. Er verabscheut diesen Mann doch noch immer. Oder etwa nicht? Wieso also wird ihm warm im Gesicht, wenn er den Brief liest? Wieso ist ihm das so wichtig? Wieso kann er nicht aufhören an ihn zu denken? Trafalgar stöhnte frustriert auf. Das war doch zum Haare rausreißen. Er hatte keine Lust mehr, er wollte einfach nicht mehr. Er griff sich die zweite volle Kaffeetasse, legte sich bäuchlings auf den Holzboden und stellte die Tasse vor sich hin. Er hatte einfach keinen Bock mehr. Er hob sein Kinn und versuchte konzentriert aus dieser lachhaften Position aus etwas Kaffee aus der Tasse zu schlürfen. Seine Gedanken wanderten ab, es gab nur noch ihn und den Kaffee auf der Welt. Der Tod musste so schön sein. Nie wieder würde der Schwarzhaarige seinen Kaffeebecher verlassen. Der Kaffee war immer gut zu ihm, er verlangte nie, dass er über ihn denken muss, er verlangte nie auch nur überhaupt irgendetwas. Ein lautes Krachen, dann Fluchen zog ihn gewaltsam aus seiner heilen Welt. Das Fluchen kam ihm bekannt vor, zu bekannt vor, nur die Aussprache war klarer, nüchterner. Geschockt richtete er sich affektartig auf. Wenn man vom Teufel spricht! Circa fünf Minuten lang hing bereits ein berüchtigter Rotschopf zuvor kopfüber vor dem Kajütenfenster. Heimlich sah er durch einige Fenster um privat mit Law sprechen zu können ohne einen ganzen Aufruhr auf dem U-Boot zu verursachen. Glücklicherweise hatte er beim ersten Versuch schon den Jackpot geknackt und direkt Laws Zimmer ausgemacht. (Als Hinweis deutete ein Kissen, das verdächtigt im Wasser davor vor sich hin schaukelte.) Wieso er nun fünf Minuten so da hing? Die Nachtruhe zu stören war ihm ein leichtes. Doch das seltsame Verhalten des halbnackten Erzrivalen Kaffee auf dem Boden liegend um Mitternacht zu trinken, hemmte doch vehement seinen Willen. Bis das Schicksal seinem Willen einen kräftigen Tritt in den Hintern verpasst hatte, in dem es eine Holzleiste abbrechen ließ, sodass er anschließend den Halt verlor und kopfüber durchs offene Fenster fiel. Hart traf sein Kopf den unbequemen Holzboden, ein, zwei Worte der Verdammnis, dann: peinliche Stille. Einen Moment lang sahen sich beide sprachlos an. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, man hätte glatt lachen können. Aber beide bewegten sich nicht. „Scheiße, sag was, sag was, denk nach Gehirn“, flog es durch Kid’s Gedanken. Er schluckte schwer, dann: „Ähhh… Soll ich wieder gehn?“, fragte seine unsichere aber hörbare Stimme. Wie von einem Elektroschock getroffen, begriff Law, was eben geschehen ist. Und dass er noch immer halbnackt war. Blitzschnell griff er nach seiner Decke und wickelte sich unordentlich ein, während er leicht aufgebracht sagte: „Alter, kannst du nicht mal anklopfen?“ „Spinnst du? Doch nicht so laut, du weckst noch deine ganze Crew auf!“ Gefasst blickte er zu seinem Gegenüber. Eustass stand auf, klopfte sich Staub von seiner Kleidung. Auch Law erhob sich. Niemand sollte auf ihn hinab sehen. „Also, was…was willst du hier?“, versuchte der Schwarzschopf entschlossen zu fragen, aber die Frage nahm einen komischen Klang an. Er wusste, weshalb er da war. Es ging um den Brief. Jetzt würde es sich entscheiden. Entweder würde er ihn auslachen, weil er verzweifelt über den Brief nachgedacht hatte oder aber… oder aber… In diesem Augenblick war er verdammt froh, dass es dunkel war. Sein ganzes Gesicht war bestimmt tomatenrot. Was sollte er nur antworten, wenn der andere nach einer Antwort verlangen würde, wenn er wissen will, ob er seine Gefühle annimmt oder was er darüber denkt. Oh Gott, diese Option ist er bisher nicht durchgegangen, was um Himmels Willen sollte er da nur- „Der Brief…“, antwortete Kid langsam aber fest. Law erstarrte, sein Herz fing wie wild an zu pochen. Was war nur dieses Gefühl? „Der Brief, er ist ein Missverständnis.“ Ah, genau, Law hat es von Anfang an gewusst, dass- Moment mal, wie Missverständnis? Sein Mund wurde trocken. „Dieser Brief war nie an dich gerichtet. Der eigentliche Brief wurde aus Versehen vertauscht, als mein Bote in jemand anderes hineinrannte“, Kid machte eine kurze Pause, atmete ein, “Es tut mir sehr Leid. Ich hätte mich für mein rücksichtsloses Verhalten von damals persönlich entschuldigen sollen, dann wäre dieses Missverständnis nicht passiert.“ „Ah, ist das so? Dann wär die Sache ja jetzt geklärt.“ Irgendwas stimmte doch nicht. Law’s Stimme klang fremdartig, automatisch, nicht zu ihm gehörend. Das ist doch etwas komplett anderes, was er gedacht hatte. Aber der Brief war ein Missverständnis, seine Gedanken waren ein Missverständnis, alles, einfach alles. Wieso, wieso war er jetzt nicht glücklich? „Ich schätze mal schon…“, sagte Eustass und blickte Halt suchend auf den Boden. „Ja…“ Standardmäßig ohne Verstand antwortete Law. Wieder trat Stille ein. Ein Räuspern durchbrach es: „Ehm, ich stör dann nicht mehr weiter. Bis irgendwann mal.“ Unbeholfen drehte sich der Rotschopf zum Fenster. „Es ist wirklich vorbei, nicht?“, streifte es seine Gedanken. Er machte einen Schritt, dann einen nächsten, einen dritten. Er hob seinen Fuß auf die Fensterbank, wollte sein Gewicht schon nach vorne verlagern, als er plötzlich einen leichten Druck an seinem Ärmel spürte. Überrascht blickte er sich zurück um. „Geh nicht!“, sprudelte es wie aus dem Nichts aus dem zerbrechlicheren Piraten. Tränen liefen über sein Gesicht. Er fing an zu schluchzen. Er weinte aus Frust, aus Ärger, aus Enttäuschung, dass seine unbewusste Hoffnung, dass die Verse wahrlich für ihn geschrieben wurden, zunichte gemacht wurde und ihm nun das alles erst jetzt auffiel. Er mochte ihn. Er mochte seine Blödheit, seine Stärke, sein Temperament, sein Geruch, seine ganze Art. „Du bist einfach so ein Idiot!“, krächzte er aus sich heraus. Ohne Nachzudenken schloss Kid seine Arme um ihn, der sich jämmerlich an seinen Mantel festkrallte. Und fing an zu lachen. Nach all dem Stress, wie selbstironisch es doch war! Er küsste behutsam die unruhige Stirn. „Wenn das so ist, dann bist du aber noch ein viel größerer Idiot!“, sagte er lachend. „Ach, halt doch einfach die Klappe!“ Langsam beruhigte er sich ein wenig. „So, so, sind wir wieder verzogen?“ Mit einem Mal verfestigte er seine Umarmung und zerdrückte Law regelrecht in seinen Armen. „Argh, lass los!“ „Hey, ich bin nicht derjenige, der sich halbnackt um Mitternacht an einen Mann schmeißt. Das ist gefährlich, weißt du, vor allem für so Häppchen wie dich“, neckte er Law und kniff ihm heiter in den Hintern. Ungeahnt zog Law auf einmal schroff an den roten Haaren und presste seine Lippen giervoll gegen die Lachenden. Es dauerte nicht lange bis Kid den Kampf um Dominanz gewann, ihre Münder trennten sich und unsanft wurde der Schwarzhaarige auf die Matratze gestoßen und in sie hineingedrückt, ehe die Luft zum Atmen erneut einem Hitzigem Kuss wich. Kid’s Mantel wurde eiligst zu Boden geworfen. Ihre Hände schienen überall zu sein, wie wilde Tiere, die ihre Beute zerfleischen, Law rammte seine Fingernägel in dein Rücken des Oberen, der laut aufstöhnte. „Das kriegst du zurück!“, grummelte er und öffnete die Schnalle seines Gürtels. Langsam beugte sich Law zu seinem Ohr und flüsterte: „Versuch es doch, wenn du es kannst.“ Noch sechs Stunden bis die Sonne aufging. Sie hatten noch Zeit. Doch Begierde war schon immer ungeduldig gewesen. -------------------------- Am nächsten Morgen: „Das ist ja widerlich! Alter, scheiße, wie zum Teufel kannst du so was trinken, Law?“ „Das ist normaler Kaffee.“ „Normal? Unter normal versteh ich was anderes! Eindeutig da fehlt was…“ „So so, und das wäre?“ „Old Jacklin’s Rum.“ „…“ „Boah, schmeckt das gut. Hier probier mal!“ „Nein, danke.“ „Ich taufe dich auf den Namen „Käptn Kid’s Rumkaffee“!“ „Hat schon jemand erfunden.“ „Was?“ „Nennt man Pharisäer oder Holzländer Rumkaffee oder Gespritzter oder-“ „Ah, du bist heut echt gereizt. Musst du mir all meine Träume zugrunde richten?“ „Musstest du mir gestern die halbe Holzleiste auf der rechten Seite des U-Bootes abreißen?“ „Was kann ich dafür, wenn die so billiges Material verwendet haben!“ Ende Ich gestehe meine Schuld. Ich hab euch alle so lange warten lassen. Das tut mir so leid. Wirklich. Ich hab einfach keine Zeit gefunden weiter zuschreiben, obwohl die Endhandlung schon so lang geplant war. Aber wenigstens später als nie ^^' Hoffe ihr hattet ein wenig Spaß noch beim Lesen. Mein nächstes Projekt wartet schon auf mich :). Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)