Das Wunder des Lebens von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 24: Der richtige Riecher -------------------------------- XXIV. Der richtige Riecher „Na, was meinst du?“ fragte Justin, ein gespanntes Leuchten in den Augen, während Brian sich im morgendlich lichtdurchfluteten Atelier umsah. Seit zwei Tagen hatte Justin sich hier verschanzt und hatte ausnahmsweise keinem von ihnen, Lilly ausgenommen, Zugang gewährt. Nun, das war sein gutes Recht, dies war sein Arbeitsplatz, manchmal dürfte es wohl auch zu verlangen sein, hier in Ruhe gelassen zu werden. Aber um die Ruhe war es Justin wohl weniger gegangen, ihre Gegenwart irritierte ihn ja auch sonst nie, vielmehr um die Geheimniskrämerei, während er die großen Fotopanele aufgezogen hatten. Er hatte sie offensichtlich fertigstellen wollen, bevor jemand anderes einen Blick darauf riskieren durfte. Brian versierter Blick glitt über die im Raum verteilten Flächen. Justin hatte anscheinend am Computer die Aufnahmen, die er von ihm auf seinem Baumstammmassaker gemacht hatte, geschickt ineinander geschnitten, das ganze über die Ebene in verschiedenen Körnigkeitsstufen variiert und zu guter Letzt jedem Druck einen anderen leichten Farbschimmer gegeben. Neben einem rein schwarzweißen Exemplar gab es je eines mit einem leichten Rot-, Grün- wie Blaustich. Die Farbigkeit blieb sehr zurückhaltend, nur genug, um den Ausdruck des Motives leicht zu verändern, dennoch präsent genug, um einen verstörenden Schimmer zu gewährleisten. Das Rot war das einer für immer verlöschenden Sonne, das Grün das eines menschenunfreundlichen, endlosen Waldes und das Blau schien den lebensfeindlichsten Tiefen der See entsprungen zu sein. Die farblose Variante flüsterte von der Leere des Universums. In diesem schrecklichen Licht türmte sich ein Haufen aus zerbrochener und jedem Sinn für Ordnung wild trotzender Natur auf, die durch schiere Gewalt in eine widernatürliche Form gezwungen worden war. Darum wanden sich, Schlangen gleich, Gliedmaßen, schmeichelnd, krallend, niedergeworfen und niederzwingen, lockend und gebrochen, teilweise verschmolzen Körper und Geäst zu einem unentwirrbaren Ganzen. Justin hatte Wort gehalten, er war wirklich nicht zu erkennen. Er hatte von Justin ja schon einiges zu Gesicht bekommen, aber das hier hatte eine ganz neue Qualität. Justin sah ihn, sichtlich ein wenig nervös, immer noch erwartungsvoll an. „Ich hab‘ dir doch gesagt, dass es nicht darauf ankommt, was ich davon halte… Aber da mein Hintern darauf ja in mehrfacher Ausführung zu sehen ist… nun… Ich würde Schlange stehen, um davon Alpträume zu bekommen… Himmel…“, brachte Brian, so leicht es irgend möglich war, hervor. Justin hatte ihn gesehen, als er das hier ausgeheckt hatte…? War er in Justins Augen völlig wahnsinnig? Oder hatte sich der Verstand aus Justins Schädel verabschiedet…? Nein, er zeigte ja nicht die Realität, das war Kunst, etwas weit ab von billiger eindimensionaler Deutbarkeit. Etwas, das nicht einfach darauf aus war, kleine intellektuelle Spielchen zu betreiben und mithilfe eines „Psychologie für Dummies“- Buch klar und einfach erklärbar zu sein. Das hier war wie der Biss eines Tigers. Es streckte einen nieder. Aber konnte man den Tiger nach seinen Gründen fragen? Es war die um ein vielfaches gesteigerte Version des Monsters im Garten. Es haute einen einfach um, ohne sich zu erklären. Das hatte es nicht nötig. Es besaß seine eigene Gewalt aus sich selbst heraus, ohne Entschuldigungen, ohne Bedauern… Brian räusperte sich und sprach es laut aus. Justin lächelte und nickte: „Das ist gut… wirklich gut… perfekt… Ich hatte ja erst gedacht, auf einen Titel zu verzichten, weil mir einfach nichts Passendes eingefallen ist… Aber eigentlich finde ich das blöd, diese Der-Betrachter-soll-frei-assoziieren-Nummer. Klar, das ist immer irgendwie der Fall, aber der Name kann ein Teil davon sein, danke dir!“ „Kein Problem, da bin ich Profi“, murmelte Brian und starrte weiterhin die Fotopanele an. Groß, wie fast alles, was Justin machte… Sicher, seine Hand ließ fragile Arbeiten auf Dauer nicht zu, aber das war gewiss nicht der einzige Grund. Justin war nie ein Freund von Halbheiten gewesen. Vielleicht war er auf dem besten Wege, nicht der neue Andy Warhol, sondern vielmehr der Napoleon der Kunstwelt zu werden… Da würde er sich aber warm einpacken müssen, wenn es erst gen Russland ging… Andy Warhol und sein Pop Art-Kram waren sowieso sehr zeitabhängig… Wer von den Millionen, die sich Strandhandtücher, Notizblöcke und Nasenhaartrimmer mit Warhols Marylin-Porträts kauften, sah bitte etwas anderes darin als ein schönes buntes Bildchen? Tja, Warhol hätte es gefallen… Dass Justins jüngstes Werk so enden könnte, war eher auszuschließen… Das würde auch in tausend Jahren noch verstörend sein. Schön und schrecklich zugleich, ohne dass man hätte sagen können, wo die Trennlinie verliefe. Das war keine Auseinandersetzung mit der Massenkultur oder irgendwelchem zeitaktuellem Firlefanz. Er zwinkerte, weil seine Augen drohten, vom Starren zu tränen, und wandte seinen Blick Justin zu, der in einer schlabberigen, ausgeblichenen, zerrissenen und bekleckerten Jeans und einem Malkittel, der ihn aussehen ließ wie einen Assistenzarzt an seinem ersten Tag, ein paar flüchtige Farbtuben in eines seiner Chaos-Regale räumte. Scheiße… Justin… Er starrte zurück auf die Bilder. Himmel… Er stellte sich kurz Mikey vor und was der davon halten würde. Entweder würde er schreiend davon laufen oder einmal kurz nicken und Justin fragen, ob sie nicht eine weitere Ausgabe von Rage machen wollten. Nix da. Was ihn anging, hatte es sich ausgeraged. Anfangs hatte er es ja durchaus sehr schmeichelhaft gefunden, dass sie ihn und seinen Lebensstil zum Gegenstand ihrer – durchaus erfolgreichen – schwulen Nerd-Fantasien gemacht hatten. Aber die Zeiten, in denen Justin ihn von unten her angebetet hatte, waren endgültig vorbei – zudem war das immer nur eine Haltung unter mehreren gewesen, die Justin ihm gegenüber gezeigt hatte. Mit der Anbetung hatte es ganz flugs vorbei sein können, wenn es Justin zu bunt geworden war. Außerdem war er mit seiner damaligen Lebenseinstellung mehr als einmal kräftig auf die Fresse gefallen. Hatte Rage etwa während der Chemo solange kotzen müssen, bis er ohnmächtig geworden war? Nein, das passierte keinem Superhelden. Aber ihm selber sehr wohl. Entweder man machte einen auf Rage, scheiterte dabei, was unvermeidlich war, und zog sich via Exitus rechtzeitig aus der Affäre, bevor es einer merkte – so geschehen bei diversen jung verstorbenen Hollywood- und Sonstwas-Legenden – oder man pfiff auf diese Scheiße und sah den Tatsachen ins Auge. Dann war das Image zwar im Arsch, aber man lebte, und wenn man Glück und Verstand hatte, sogar durchaus gut. Und Justin machte jetzt sowas… Das war Welten von Rage entfernt… Okay, wenn er irgendwelchen Dünnpfiff zur Entspannung brauchte… War wohl schon ganz gut, dass das damals in L.A. nichts geworden war – hätte Justin sonst jemals diese Bilder machen können, die jetzt dort vor ihm lehnten? Außerdem… wäre er dann jetzt hier…? Wäre, wäre, wäre, egal, so war es nicht. „Was willst du mit ihnen machen?“ fragte er Justin. „Ich wollte sie in die Galerie schicken, was sonst?“ antwortete dieser und setzte sich Brian gegenüber auf einen Tapeziertisch. „Nein“, sagte Brian. „Wie, nein? Du kannst gern eins haben, wenn du möchtest, aber…“, entgegnete Justin, während er sich Farbreste von den Fingern puhlte. „Nein. Wenn ich eins davon bei Kinnetic aufhänge, verklagt mich die Belegschaft wegen seelischer Grausamkeit – was als Kompliment an dich zu verstehen ist“, meinte Brian nur, stand auf und schritt langsam die Tafeln ab. „Okay…? Nicht zu Katlin‘s, nicht an dich… Als Gabe an Gus‘ Grundschule zu meinem Einstand als ehrenamtlicher Kunstlehrer in ein paar Wochen…?“ bohrte Justin, wohl wissend, dass Letzt genannter Ort wohl ganz gewiss nicht in Frage kam. „Sicher, traumatisier doch die süßen Kleinen… Nein, bewirb dich damit“, erläuterte Brian. „Bewerben…?“ fragte Justin, leicht aus dem Konzept. „Korrekt nachgesprochen, du Schlaufuchs. Bewirb dich. Und ich meine damit keines dieser Nachwuchs-Stipendien, die dir 200 Dollar im Monat für neue Pinsel spendieren. Das würde dir sowieso keiner im Angesicht deines… familiären Hintergrundes geben, wenn die einen kurzen Blick auf unsere Konten riskieren. Eine Platin-Kreditkarte ist bei sowas nämlich ausnahmsweise nicht so förderlich. Bewirb dich bei öffentlichen Sammlungen und Museen, lass nicht zu, dass sich irgendein Sammler die Sachen unter den Nagel reißt, bevor es jemand außer der Sammler-Konkurrenz mitbekommen hat, dass es die Bilder gibt. Geh nach draußen, raus aus diesem Kaum-auf-dem-Markt-schon-wie ein-Wertpapier-gehandelt-heute-top-und-morgen-flopp-Zirkus. Dabei spielt Qualität doch kaum eine Rolle, sondern nur das, was gerade angesagt ist. Und das kann ganz fix vorbei sein.“ „Und das fällt dir jetzt auf?“ fragte Justin, die Augenbrauen zusammen ziehend. „Es war eine Weile gut, du konntest dich etablieren, das hat prima geklappt. Aber jetzt ist es Zeit, einen Schritt weiter zu gehen. Und Katlin‘s wird dich da nicht unterstützen, das liegt nicht in ihrem unmittelbaren Interesse und Arbeitsbereich. Aber sie werden natürlich nichts dagegen haben, wenn du deinen Bekanntheitsgrad und dein Renommee selbstständig andernorts weiter ausbaust, solange es auch ihnen zugutekommt. Greif auf sie zurück, wenn du verkaufen willst, aber gib ihnen nicht die Zügel in die Hand!“ redete Brian, auf und ab gehend, weiter. Justin rührte sich nicht vom Fleck. „Und das fällt dir jetzt auf?“ wiederholte er. Brian sah ihn an. „Ja! Das fällt mir jetzt auf! Diese Bilder hier… die sind mehr, mehr als du jemals gemacht hast! Versteh mich nicht falsch, ich setze deine vorherigen Arbeiten nicht herab. Aber das hier…“, er wies mit der Hand auf die Tafeln, „ist Gottverflucht nochmal mehr! Und weiß der Himmel, was noch kommen mag! Und ich habe auch keinen Schimmer, wo es her kommt! Hast du? Aber lass nicht zu, dass du auf dieser Stufe, auch wenn sie bereits hoch zu sein scheint, hängen bleibst! Pack die Sache bei den Eiern! Oder willst du nicht?“ Justin musterte ihn. Dann sagte er langsam: „Sicher will ich. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich gut genug bin…“ Brian schnaufte. „Deine Meinung zählt. Wenn du meist, dass das nichts taugt, dann musst du es wissen. Aber dann bin ich leider gezwungen, dich für einen kompletten Idioten zu halten. Das sollte dich aber auch nicht beirren, wenn das wirklich deine Überzeugung ist.“ „Ist ja gut! Die Bilder sind beschissen gut, ich seh’s ja ein! Und es bedeutet mir wirklich etwas, dass du das auch so siehst, auch wenn das selbstverständlich völlig unbedeutend ist und wahrscheinlich nur der Tatsache geschuldet, dass dein Arsch auf jedem Panel acht Mal zu sehen ist.“ „Acht Mal?“ „Ja, acht Mal pro Bild, vier Bilder, macht Zweiunddreißig plus das Original… macht insgesamt dreiundreißig Mal dein Arsch in diesem Raum“, rechnete Justin ihm vor. „Das dürfte ihren kunsthistorischen wie Marktwert immens erhöhen“, grinste Brian. …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………… Brian hatte es sich in der Abendsonne am Pool bequem gemacht, Lilly in ihrem Sommerdecken im Arm. Sie war wach und schaute mit ihren immer mehr braune Schlieren zeigenden Kulleraugen und leicht geöffnetem Mund staunend in die Gegend. Während sie am Anfang nur mehr oder weniger unwillkürlich gestrampelt hatte, zeigten ihre Bewegungen inzwischen einen gewissen Willen. Ihre kleinen Hände gingen immer wieder hinauf, sie quakte unwillig. Brian hob sie etwas höher. Der Blick war auf sein Gesicht gerichtet. Der rechte Arm fuhr aus, mit einem leichten Patschen landete Lillys Hand auf seiner Nase. Sie lächelte. „Das gefällt dir wohl?“ fragte er. „Papa eins auf die Omme hauen? Ja, sehr witzig… Ja, da grinst du, was…?“ Lilly strahlte. Ihre Zwergenfinger zuckten, sie schien Anstalten zu machen, sich unter Nutzung seines rechten Nasenloches festzuhalten. Zugreifen… ein großer Schritt in der motorischen Entwicklung… aber bitte nicht in seiner Nase. Vorsichtig löste der die kleine Hand. Lilly gab ein unwilliges Gluggern von sich. Kaum hatte er sich befreit, war die Hand wieder da. Erneut lächelte sie wohlig. „Lilly, bitte… Es gibt doch viel tollere Sachen zum Anfassen… Soll ich dich unter diese komische Schaukel mit lautem Plastikkram dran legen, die Justin für dich besorgt hat? Das ist bestimmt viel besser…“ Er befreite sich erneut und schickte sich an, sie auf ihr Spieldecken unter dem Moskitonetz zu befördern. Als ahne sie es, begann sie zu heulen. Er setzte sich wieder. Patsch. Ruhe kehrte ein. Super, seine Charakternase, ein Babyspielzeug… Ein leises Klicken ließ ihn blinzeln. Justin hatte sich angeschlichen und hatte ein Foto von dem Idyll geschossen. „Wehe, damit bewirbst du Dich…“ „Keine Angst, das ist für’s Familienalbum, vielleicht schicke ich auch Debbie eine Kopie, damit sie es im Diner aufhängen kann“, grinste Justin. „Untersteh dich! Das macht sie glatt!“ „Unter Garantie. Aber keine Panik, eure finsteren Geheimnisse sind bei mir sicher.“ „Unsere…?“ „Lilly scheint ja erste Anzeichen eines beginnenden Nasenfetischs zu zeigen…“ „Pah! Lilly weiß nur wahre Schönheit zu schätzen und reduziert mich nicht auf einen nackten Arsch, der zwischen Baumstämmen eingekeilt ist.“ „Wart’s nur ab, bald wird sie kräftiger und kann besser zielen, dann reduziert sie bestimmt zumindest dein Nasenhaar…“ „Als ob ich sowas hätte…“ „Natürlich nicht, du wurdest selbstverständlich ohne geboren…“ Brian biss die Lippen zusammen und wandte sich lieber wieder Lilly zu. Sollte sie doch in seiner Nase rumpopeln, wenn es sie glücklich machte. Was mal wieder bewies, dass Glück nicht käuflich war. Apropos Nase… Er musterte ihr Gesicht. Er mochte sich irren, aber er würde darauf wetten, dass Lilly Justins Nase abbekommen hatte. Wenn sie ihr Gesicht verzog und die Nasenwurzel sich dabei leicht kräuselte trat die Ähnlichkeit noch stärker hervor, fand er. Das war schon… faszinierend. Er dachte an Gus, der ihm äußerlich in vielerlei Hinsicht so ähnlich war. Und innerlich…? Er war beharrlich. Aber das konnte auch die Erziehung sein. Gus liebte ihn, wie nur Kinder einen lieben konnten, selbst wenn man sie Mal wegen ihrer Lispelei aufzog. Vorbehaltslos, bedingungslos. Gus würde ihn selbst dann noch lieben, wenn er jeden Tag besoffen nach Hause käme und ihm grundlos die Fresse polieren würde. So wie er einst Jack geliebt hatte. Auch wenn er dessen Versagen später erkannt, das Weite gesucht und ihn verflucht hatte, so war ein Kern immer geblieben. Ein Kern, der ihn dazu veranlasst hatte, seinem Vater immer wieder Geld zu zuschieben, damit das Gerüst des Selbstbetruges, das er um sich errichtet hatte, nicht zusammen fiel. Denn das hätte Jack aufs erbärmlichste vernichtet. Ein Teil von ihm hatte es ihm an den Hals gewünscht. Er hätte es einfach bleiben lassen können, das hätte gereicht. Aber er hatte nicht gekonnt. Sein Scheiß-Vater, der ihn hatte abtreiben lassen wollen. Ein Teil von Brian hatte ihm da lange Zeit durchaus Recht gegeben. Wozu das alles? Aber das war eben nicht die ganze Wahrheit gewesen. Gus liebte ihn, das war wahr. Und Lilly wahrscheinlich auch, wenn sie so etwas Komplexes bereits empfinden konnte. Was auch immer. Sie vertraute ihm. Sie lächelte, wenn sie in seinem Arm lag, während sie bei Michael zu brüllen angefangen hatte. Und sie mochte seine Nase. Und Justin… „Morgen ist der dreiundzwanzigste August“, sagte Brian. „Ich weiß“, sagte Justin. „Da haben wir geheiratet in Toronto vor einem Jahr.“ Es schien ewig her zu sein. „Willst du irgendetwas…?“ „Nein. Mir fällt nichts ein. Irgendwelche Schokodrops oder Blumensträuße bedeuten gar nichts, du hast mir so viel mehr gegeben unabhängig vom Datum.“ „Ja, du hast recht… Also kein „Justin & Brian forever“-Tatoo inklusive brennendem Herz und jubelnden Tauben auf der Arschbacke…?“ „Jetzt, wo du’s sagst…“ „Die Bagage ist bestimmt enttäuscht, dass wir keine Gartenparty ganz in Weiß geben, um den verpassten Walzer nachzuholen.“ „Das ist deren Problem. Auf Tänze, bei denen man einen Anzug trägt, bin ich ehrlich gesagt nicht mehr so scharf. Obwohl es natürlich…“ „… lächerlich romantisch war? Ja… bis auf die Sache mit dem Baseballschläger…“ „Du sagst es. Der hat die Stimmung nachhaltig zerstört.“ „Lass es dir aber nicht bloß deswegen vermiesen…“ „Nö… auch ansonsten kein Bedarf.“ „Ich habe auch keinen Bock auf irgendwelche Jetzt-seid-ihr-ja-schon-fast-solange-verheiratet-wie-wir-wer-hätte-das-gedacht-da-müssen-wir-ja-aufpassen-dass-ihr-nicht-aufholt-haha-Sprüche. Also keine Wünsche zum Hochzeitstag – ist schließlich ein Sonntag, wir haben Zeit?“ „Nö… rumhängen, die Seele baumeln lassen, mich der Dinge erfreuen, wie sie sind… Und du?“ „Diverse sexuelle Gefälligkeiten?“ „Also auch wie immer“, schloss Justin. Die Ruhe wurde jäh gestört, als Brians Handy anfing zu läuten. Brian spähte auf das Display und seufzte innerlich. Er rappelte sich auf und übergab Lilly an Justin. „Die Firma“, nuschelte er, „bin gleich zurück.“ Er setzte sich in Richtung Haus in Bewegung. „Jetzt?“ fragte Justin überrascht. „Es ist doch fast Samstagabend? Wer arbeitet denn da noch, du Sklaventreiber?“ „Ted prüft noch die Bücher“, sagte Brian kurz angebunden, bevor er im Haus verschwand. Als er außer Hörweite war, nahm er ab. „Hallo, Mikey“, meldete er sich. „Hallo, Brian! Na schon aufgeregt! Morgen ist euer großer Tag! Ein Jahr, na wie ist das?“ „Ich mach mir gleich ins Höschen vor Begeisterung…“ „Du alter Miesepeter! Du bist doch glücklich, das kann man dir doch von der Nase ablesen!“ Ach deswegen war Lilly so scharf auf seine Nase… Sie wollte das Glück herunter sammeln, kleine Kleptomanin. „Jaja, alles ist super. Weswegen gratulierst du eigentlich heute schon?“ „Das ist doch noch keine Gratulation! Ich wollte nur fragen, wann wir Morgen vorbei kommen können, um euch ein wenig hoch leben zu lassen?“ „Gar nicht. Wir sind nicht da.“ „Was? Wieso?“ „Weil das unser Hochzeitstag ist. Ich habe mir was ausgedacht, Justin weiß nichts davon, also halte gefälligst die Klappe.“ „Ach so…“, sagte Michael enttäuscht. „Habe mich schon gewundert, warum ihr gar nicht feiert.“ „Mikey… Das hier wollen wir lieber so machen, okay? Aber wir können was anderes feiern, bevor der Sommer vorbei ist, damit ihr auch noch dazu kommt, den Garten einzuweihen.“ „Okay… Was denn…?“ „Äh… Gus‘ Geburtstag steht noch an, aber diesmal will er eine Kinderparty, oh Schreck. Aber wir könnten… den Tennisplatz einweihen…?“ „Den Tennisplatz…?“ „Naja, der ist frisch renoviert und will genutzt werden.“ „Wer von uns kann denn bitte Tennis spielen?“ „Keiner… außer Justin vielleicht.“ „Wir werden uns gegenseitig mit den Schlägern niederknüppeln!“ „Ohne Risiko kein Vergnügen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)