Love me to death von Projekt_Gemini ================================================================================ Kapitel 30: ------------ und schon geht es weiter^^ Grummelnd hob Joey seinen Kopf aus dem Kissen, als er Bakuras Stimme hörte. Im ersten Moment wollte er den Anderen einfach nur ignorieren, doch als er hörte, dass Devlin wieder zurück war, krabbelte er vorsichtig aus dem Bett und eierte zur Tür. Schnell war diese geöffnet und er stand von Angesicht zu Angesicht seiner Nemesis gegenüber. "Dann bring mich zu ihm!", knurrte er den Weißhaarigen an und folgte diesem langsam und vorsichtig, als Bakura sich umdrehte, um vorauszugehen und ihm den Weg zu zeigen. Während er hinter dem Weißhaarigen herlief, hatte Joey Muße, sich dessen Gestalt noch einmal in aller Ruhe anzusehen – was er auch ausgiebig tat, obwohl er es eigentlich nicht wollte. Wieso fiel ihm nur immer wieder auf, wie gut der Andere aussah? Wieso übte Bakura nur so eine Anziehungskraft auf ihn aus? Das war einfach nicht fair, verdammt! Während der Blonde noch vollkommen in seine Gedanken verstrickt war, hatten sie das Büro bereits erreicht und nach einem kurzen Klopfen Bakuras, das mit einem herrischen "Herein!", beantwortet wurde, öffnete der Weißhaarige die Tür und ließ erst Joey eintreten, bevor er selbst das Büro ebenfalls betrat. Immerhin war er laut Mais Anordnung ja schließlich für die blonde Pest verantwortlich und da ihm niemand gesagt hatte, dass er draußen bleiben sollte, nahm er an, dass er nicht unwillkommen war. Außerdem war Yami auch hier, also würde das Gespräch sicher nicht allzu förmlich werden. Joey, der von den Gedankengängen seines "Bewachers" nicht wirklich etwas mitbekam, sah sich unterdessen fasziniert im Büro seines "Gastgebers" um. Er war schließlich zum ersten Mal hier und Neugier war schon immer eine seiner größten Schwächen gewesen. Eins musste man Devlin lassen, er hatte wirklich Geschmack, stellte der Blonde mit einem Rundblick fest. Nicht nur die Möbel aus schwarz lackiertem Holz, auch die Kunstgegenstände, mit denen das Büro dekoriert war, zeigten deutlich, dass der Mann nicht nur über eine Menge Geld, sondern auch über einigen Sachverstand verfügte. Ganz offenbar kannte er sich mit Antiquitäten zumindest ein wenig aus. Nachdem sein schwarzhaariger "Gastgeber" auf das Sofa gedeutet hatte – er selbst saß in einem bequemen Sessel, der dem Sofa gegenüberstand –, lehnte Joey sich an dessen Rückenlehne und musterte seinen Gegenüber. Sitzen konnte er im Augenblick nicht richtig, aber er war nicht bereit, das zuzugeben oder sich etwas davon anmerken zu lassen. Dass Bakura, der hinter ihm stand, sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte – und dass auch Devlins zweiter Bodyguard ganz offenbar mit einem einzigen Blick die Situation erfasste –, bemerkte der Blonde nicht. Zu sehr war er damit beschäftigt, den Schwarzhaarigen im Blick zu behalten. Egal, was jetzt auch passieren würde, es war vorbei. Hier und jetzt entschied sich, wie sein Leben weitergehen – oder wie es enden – würde. Diese Gewissheit zauberte ein winziges Lächeln auf Joeys Gesicht. Er war jetzt zweiundzwanzig Jahre alt und der Meinung, dass die letzten sechs Jahre, die er nicht nur als Künstler, sondern auch als Auftragskiller in Pegasus' Diensten verbracht hatte, eindeutig reichten. Sicher, falls er jetzt sterben würde, gab es zumindest ein paar Dinge, die er bedauern würde – dass er Ryou und seine Schwester nicht mehr wiedersehen würde, beispielsweise –, aber damit musste er sich abfinden. Immerhin hatte er sich selbst in diese Situation gebracht. Dass man ihm seine Gedanken förmlich am Gesicht ablesen konnte, bekam der Blonde gar nicht mit. Zu sehr war er in seinen Erinnerungen an die Anfänge seines Lebens in diesem Beruf verstrickt. An seinen ersten Auftragsmord erinnerte er sich beispielsweise noch, als wäre es gestern gewesen und nicht schon vor sechs Jahren. Er wusste noch ganz genau, wo, wann und wie er sein erstes Opfer zur Strecke gebracht hatte. Und er erinnerte sich auch noch sehr gut daran, dass er sich danach förmlich die Seele aus dem Leib gekotzt hatte, als ihm klar geworden war, dass er einen Menschen getötet hatte. Diesen Teil seines Jobs hatte er allerdings sehr schnell abgelegt. Er hatte binnen kürzester Zeit gelernt, dass er diesen Teil seines Wesens vom Rest abgrenzen musste, um weiterleben zu können. Killer zu sein war ein Job wie jeder andere auch. Und dieser Job musste nun mal getan werden, wenn ihm sein Leben – und vor allem das seiner Schwester – am Herzen lag. Lange, erinnerte Joey sich, hatte es nicht gedauert, bis diese Einstellung ihm den Platz ganz weit oben auf Pegasus' Gehaltliste eingebracht hatte. Immer wieder hatte sein Boss ihm die schwierigsten Aufträge zugeschoben und er selbst hatte jeden dieser Aufträge zu Pegasus' vollster Zufriedenheit ausgeführt. Er hatte einfach ein Gespür dafür, wann er abdrücken musste, um nicht mehr als einen einzigen Schuss pro Auftrag zu benötigen. Der andere Teil seines Lebens – der Künstler; der Mensch, der in der Öffentlichkeit zu sehen war – hatte mit all dem nichts zu tun. Nur in seinen Selbstportraits hatte er die zweite, dunkle Seite seines Wesens gezeigt, um sie auf diese Weise zu verarbeiten – was scheinbar ein Fehler gewesen war, denn immerhin hatte genau so ein Portrait Bakura auf seine Spur geführt. Zu dumm. Dass er sich selbst in seinen Erinnerungen verloren und deshalb nicht bemerkt hatte, dass Devlin ihn angesprochen hatte, registrierte Joey erst, als er von dem noch immer hinter ihm stehenden Weißhaarigen einen unsanften Stoß in den Rücken erhielt, dem ein unmissverständliches Nicken in Richtung seines recht ungeduldig dreinblickenden Bosses folgte. Ein verwirrter Blick aus schokobraunen Augen traf den Schwarzhaarigen, doch als der Blonde registrierte, was gerade geschehen war, senkte er betreten den Kopf. "Sorry", nuschelte er leise und wagte erst nach einem vernehmlichen Räuspern Devlins, den Blick wieder zu heben und seinen Gegenüber anzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)