Love me to death von Projekt_Gemini ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Ein kleines Weihnachtszuckerchen. Viel Spaß! "Pass auf, was Du sagst, mein Süßer. Ich mag es gar nicht, wenn man meine Bilder beleidigt. Und dabei ist es mir total egal, ob derjenige, der sie beleidigt, so heiß ist wie Du", murmelte Joey, während er seine Finger ganz langsam über die Seiten seines Gegenübers wandern ließ. Dass dieser daraufhin beinahe panisch zurückwich, entlockte ihm ein triumphierendes Grinsen. Das Läuten des Festnetztelefons riss ihn aus seinen Plänen, dem Weißhaarigen noch ein paar Takte zu erzählen. "Ja?", meldete er sich genervt, bevor er der Stimme lauschte, die ihn vom anderen Ende der Leitung aus ein paar neue Infos übermittelte. Dass ihm dabei auch etwas herausrutschte, das der Blonde besser nie erfahren hätte, war deshalb auch nur Nebensache. Nachdem Joey aufgelegt hatte, ließ er sich auf das Sofa fallen, vergrub sein Gesicht in seinen Händen und fluchte, was das Zeug hielt. Das war der Grund? Aus diesem dämlichen, popeligen, bescheuerten und absolut hirnrissigen Grund sollte er Devlin erschießen? Sein Boss war völlig durchgeknallt! Diese Meinung festigte sich immer mehr, während der Blonde darüber nachdachte. "Sag mal, wie würde Dein Boss reagieren, wenn ich zusammen mit Dir bei ihm auftauchen würde? Ich denke, wir haben etwas zu klären. Himmel, wieso hab ich nicht gründlicher nachgeforscht? Dann hätte ich jetzt meine Ruhe und könnte mich um die Ausstellung kümmern. Aber nein, ich muss ja zusagen! Und jetzt hab ich einen komplett durchgeknallten Boss und einen Killer, der meine Nachfolge antreten will, wenn ich nicht schneller bin als er." Vor sich hin murrend stand Joey auf und trat ans Fenster. Was sollte er jetzt machen? Sollte er wirklich zu Devlin gehen und diesem den ganzen Sachverhalt erklären? Sollte er dessen Bodyguard freilassen und darauf hoffen, Zeit genug zu haben, um zu verschwinden und unterzutauchen? Was war mit Valon? Musste er sich auch nicht um diesen sorgen? Der Blick, der vor zwei Tagen nach der Schießerei an der Galerie in seinen blauen Augen gelegen hatte, schrie eindeutig Ja. Aber da war noch etwas anderes gewesen. Valon war eindeutig heiß darauf, den Devlin-Job selbst und höchstpersönlich zu erledigen. Und das, beschloss Joey, würde nur über seine Leiche geschehen – vor allem, da er jetzt wusste, was der eigentliche Auslöser für diesen Auftrag gewesen war. Frustriert fuhr sich der Blonde durch die Haare, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ, ohne Ryou oder Bakura auch nur noch einen einzigen Blick zu schenken. Kurzzeitig hörte man ihn im Nebenzimmer kramen, dann betrat er mit zwei kleinen Beuteln in der Hand wieder das Wohnzimmer. Diese beiden Beutel schmiss er Devlins Bodyguard zu, ehe er sich an Ryou wandte. "Pack Deine Klamotten und flieg zu Malik, Ryou. Ich denke, hier wird es in nächster Zeit verdammt unschön werden. Und ich will nicht, dass Du zwischen die Fronten gerätst", wies er seinen besten Freund an, ließ sich noch einmal von diesem drücken und wartete dann mit Bakura, bis Ryou das Loft verlassen hatte. Danach löste er sich von der Couch, an die er sich gelehnt hatte, und trat zum Bücherregel. Zwei Handgriffe später hatte sich der versteckte Schrank dahinter geöffnet und Joey hatte einen Ordner hervorgeholt, den er ebenfalls Bakura reichte. "Das hier ist alles, was ich über meinen Boss habe. Vielleicht bringt es was. Und jetzt sollten wir gehen. Heute Abend wird es enden – und das sicher nicht zu meinen Gunsten, wenn ich das richtig sehe." Fest blickte er dem Weißhaarigen in die Augen, bevor er den Wohnraum verließ, um sein Gewehr unter dem Bett hervorzuholen. Die Beretta schob er sich im Vorbeigehen noch in das Holster an seinem Gürtel und trat dann wieder zu dem wartenden Weißhaarigen. "Wir fahren mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Da steht mein Wagen. Das Beste wird sein, wenn Du fährst. Immerhin kennst Du Dich bei Deinem Boss besser aus und weißt im Gegensatz zu mir, wohin wir müssen. Und nur damit eines gleich klar ist: Meine Waffen bleiben bei mir!" Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da machte sich der Blonde auch schon auf den Weg zum Fahrstuhl, den Weißhaarigen dabei die ganze Zeit direkt vor sich. In der Tiefgarage übergab Joey dem Anderen seine Wagenschlüssel und ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten. Ihm war ganz und gar nicht wohl bei der Sache, aber was sollte er machen? Es musste beendet werden – und das besten sofort. Nach zwanzigminütiger Fahrt hatten sie das Villenviertel erreicht und der Weißhaarige steuerte den Wagen auf ein großes Grundstück zu. Direkt vor dem Haus hielt er an und Joey konnte gar nicht so schnell schauen, wie der Andere aus dem Wagen gesprungen war und neben ihm stand. Er traute ihm ganz offensichtlich nicht über den Weg, aber das war ja wohl auch nicht weiter verwunderlich. Immerhin war sein Gesinnungswechsel auch für ihn selbst ziemlich plötzlich gekommen. Aber aus einem derart nichtigen Grund wie dem, den sein Boss für diesen Auftrag hatte, brachte er nun wirklich niemanden um. Wobei – wie konnte er eigentlich sicher sein, dass seine früheren Aufträge nicht auch solche lächerlichen Gründe gehabt hatten? Sein Boss war eindeutig verrückt geworden, so viel stand zweifelsfrei fest. Den Weißhaarigen direkt im Rücken betrat der Joey die Villa und ließ sich von Bakura sagen, wo sie hinmussten. Vor einer großen Tür hielten sie schließlich an und der Andere klopfte. Auf ein scharfes "Herein!" wurde der Blonde in den Raum gestoßen, in dem er sich erst einmal umsah, ohne die Anwesenden weiter zu beachten. Irgendwas stank hier zum Himmel, und zwar ganz gewaltig. Aufmerksam ließ Joey seinen Blick schweifen und bemerkte dabei am Rande die drei Personen – zwei Männer und eine Frau –, die ihn und seinen Begleiter wie Geister anstarrten. Diese Drei waren es jedoch nicht, die die Aufmerksamkeit des Blonden auf sich zogen. Was ihn stutzig machte, war das schwache Leuchten, das von draußen durch eines der Fenster drang. Einen solchen Lichtreflex kannte der Blonde nur zu gut. Irgendjemand – höchstwahrscheinlich Valon – blickte gerade durch ein Zielfernrohr und wartete nur auf den passenden Moment, um abzudrücken – etwas, das er auf gar keinen Fall zulassen konnte. Bevor also irgendjemand hier in diesem Raum reagieren oder auch nur ein Wort sagen konnte hatte, der Blonde seine Beretta gezogen und feuerte nun seinerseits einen Schuss ab. Dass die Waffe dabei in Devlins Richtung deutete war unvermeidlich, denn immerhin befand sich sein Ziel genau hinter diesem. Das Bersten der Scheiben und das Verlöschen des Lichtreflexes zeigten dem Blonden binnen eines Sekundenbruchteils an, dass er getroffen hatte. Einer Eingebung folgend holte er sein Handy aus der Tasche und drückte die Wahlwiederholung. Leise erklang der Trauermarsch durch die zerbrochene Fensterscheibe. Joeys Blick verfinsterte sich. Valon! Nun ja, immerhin hatte er selbst damit ein Problem weniger. Wo er allerdings gerade beim Thema Probleme war ... Der Blonde richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen im Raum und sah, dass die Frau neben dem Sofa in Deckung gegangen war. Devlins zweiter Bodyguard hatte seinen Boss zu Boden gerissen und sich über ihn geworfen, um ihn zu schützen, aber das alles war ganz und gar nicht sein Problem. Sein Problem – sein weißhaariges Problem – stand direkt hinter ihm und hielt ihm eine Rasierklinge an die Kehle, die er offenbar aus dem Nichts hervorgezaubert hatte. Anders konnte Joey es sich jedenfalls nicht erklären, dass der Andere plötzlich bewaffnet war. "Fallen lassen!", zischte der Weißhaarige ihm ins Ohr und der Blonde konnte nicht umhin festzustellen, dass die Stimme des Anderen so nah an seinem Ohr wirklich toll klang – auch, wenn diese Feststellung im Augenblick weder angebracht noch besonders hilfreich war. Da ihm sowieso keine andere Wahl blieb, sicherte Joey die Beretta und ließ sie wie verlangt fallen, ehe er seine Hände hob, um zu zeigen, dass er erstens unbewaffnet war und sich zweitens ergab. Was jetzt weiter geschehen würde, lag nicht mehr in seiner Hand. Er würde wohl oder übel abwarten müssen, ob er das hier überlebte oder ob man irgendwann in den nächsten Tagen seine Leiche im Hafenbecken fand. Was auch immer jetzt auf ihn zukam, Joey beschloss, es zu akzeptieren. Etwas Anderes konnte er sowieso nicht tun. Aber vielleicht, überlegte er, hatte er ja noch eine kleine Chance, den nächsten Sonnenaufgang zu erleben, wenn er Devlin erklärte, warum er hier war und weshalb er eigentlich überhaupt erst auf ihn angesetzt worden war. Blieb nur zu hoffen, dass der Schwarzhaarige, der sich inzwischen aufgerappelt hatte und ihn aus schmal gewordenen grünen Augen fixierte, ihm nicht nur zuhören, sondern auch glauben würde. Bis Mittwoch! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)