Wallow in Memories von -Kuraiko (Shizuma x Miyuki) ================================================================================ Kapitel 4: Friend or Foe? ------------------------- Während kurze Zeit später in den Schulen wieder der normale Alltag herrschte, schien die Zeit um die beiden Hinterbliebenen Miatorschülerinnen still zu stehen. Sie wussten nicht genau warum, aber die Sakuragi war zu einem absoluten Tabuthema geworden. Nur zwei Wochen nach Kaoris Tod war Miyuki in den Student Council gewählt worden und stürzte sich verbissen in ihre neue Arbeit, während Shizuma ihre Arbeit als Etoile zwar ebenfalls ernst nahm, sich aber immer mehr abschottete. Die Blauhaarige trauerte zwar ebenfalls, doch hatte sie nach zwei Monaten das Gefühl ihre beste Freundin nicht mehr wieder zu erkennen. Wann hatte sie sie das letzte Mal lächeln sehen? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Die sonst so ausdrucksstarken Augen der Silberhaarigen wirkten nun traurig und kalt. In ihrem Blick lag eine Kälte, die sie nicht von ihr gewohnt war. Manchmal wurde Miyuki das Gefühl nicht los, das Shizuma nun auch sie nicht mehr hinter ihre Fassade blicken ließ. Noch vor etwas mehr als zwei Monaten hatten sie sich alles erzählt, nun zog die Etoile sich immer mehr zurück. Wie gerne hätte die Rokujou versucht ihre beste Freundin wieder ein wenig aufzumuntern, doch es viel ihr schwer die richtigen Worte zu finden. Außerdem war es meist eh ein Ding der Unmöglichkeit einen Trauernden aufzumuntern. Sie hoffte, das sich Shizuma von ganz allein wieder aufrappeln würde. Mehr als ihr das Gefühl zu geben, das sie immer für sie da war, konnte sie nicht. Sie hatte Verständnis für das zurückgezogene und abweisende Verhalten der anderen, dennoch verletzte es sie. Sie war eben auch nur ein Mensch. Einerseits bewunderte sie die Etoile dafür, das sie die ganze Sache nach außen hin mit einer solchen Fassung trug, andererseits kannte sie sie gut genug um zu wissen, das es in ihrem Inneren ganz anders aussah. Wenn sie doch bloß irgendetwas für sie tun könnte... Aber sie konnte nicht. Miyuki zerriss es fast, ihre beste Freundin so leiden zu sehen. Da die Silberhaarige allerdings selbst sie nicht an sich heran ließ, wusste sie sich nicht anders zu helfen als sich in ihre neue Arbeit zu stürzen. Im Student Council gab es immer eine Menge zu tun. Papierkram fiel praktisch immer an. Aber nicht nur das war positiv an ihrem neuen Job. Die ewigen Meinungsverschiedenheiten mit Shion, einer Schülerin St. Spicas, halfen ihr ihren eigenen Frust ein wenig weiter von sich zu schieben. Das sie sich fast täglich mit der Blonden stritt, nur um sich besser zu fühlen, war Miyuki gar nicht so wirklich klar. Wäre sie in einer besseren Verfassung gewesen, sie hätte in den intelligenten Augen der Toumori lesen können, das diese die Gesamtsitiation besser erfasst hatte, als ihr lieb war. Doch derzeit sah Miyuki alles nur wie durch eine Milchglasscheibe. „Es ist schon dunkel. Meinst du nicht wir sollten es für heute gut sein lassen?“ Die Blauhaarige stellte einen Blumentopf mit einer kleinen Pflanze darin zu den anderen. Obwohl es Winter war, war es im Gewächshaus angenehm warm. Überall standen blühende Pflanzen. Das Gewächshaus sah zu jeder Tages- und Nachtzeit friedlich aus. Ein Ort, an dem man sich gern aufhielt. Inzwischen war es 22 Uhr. Die Lampen erhellten das Haus größtenteils, doch an den Stellen, die nicht vom Licht erreicht wurden, verschmolzen die vielen Pflanzen mit der Dunkelheit. Miyuki ging rüber zum Waschbecken und wusch sich die Blumenerde von den Händen. Anschließend zog sie ihre Schürze aus und hing sie ordentlich zu den anderen. „Komm schon, wir sollten langsam wirklich zurück zum Wohngebäude gehen. Es hat angefangen zu schneien.“ Shizuma drückte vorsichtig die Erde um eine Pflanze herum fest, bevor sie den Blumentopf zu den anderen stellte. Dann deutete sie auf einen Tisch, auf dem noch gut vierzig kleine Pflanzen standen, die umgetopft werden mussten. „Du kannst ja schon mal gehen, wenn du magst. Ich topfe noch die restlichen Blumen um.“, antwortete sie dann. Zweifelnd blickte Miyuki die Pflanzen an. „Aber das sind doch viel zu viele. Willst du das nicht lieber Morgen machen?“ Angesprochene schüttelte den Kopf. „Ich mach das noch schnell fertig.“ Die Rokujou griff nach der Schürze, die sie gerade weggehängt hatte. „Dann helfe ich dir.“ Shizuma blickte sie an. „Ist schon gut.“ Allem Anschein nach wollte sie allein sein. Zögernd ließ die Blauhaarige die Hand wieder sinken, stand einen Moment unschlüssig im Raum und ging dann in Richtung Tür. „Danke das du mir mit den ganzen Dahlien geholfen hast.“ Während sie das Gewächshaus verließ, dachte die Miatorschülerin nach. „Ach Shizuma...“, murmelte sie leise. Sie hätte ihr auch noch mit den anderen Pflanzen geholfen, doch die Andere wollte allein sein. Wenn sie doch nur irgendetwas für sie tun könnte. Kaum hatte sie das Gewächshaus verlassen, musste Miyuki feststellen, dass das 'es hat angefangen zu schneien' noch stark untertrieben war. Der auf dem Boden liegende Schnee ging ihr bereits bis über die Knöchel. Es war stürmisch und dicke Schneeflocken flogen ihr ins Gesicht und erschwerten ihr noch zusätzlich die Sicht. Morgen würde der Schnee wohl nur noch höher liegen. Außerdem war es verdammt kalt, was die Schülerin dazu veranlasste schneller zu gehen. Der Weg vom Gewächshaus zurück zum Wohngebäude führte durch den Wald. Bei dem Wetter keine angenehme Strecke. Der Waldweg war nicht beleuchtet und lag still und dunkel vor ihr. Die Blauhaarige fühlte sich recht unwohl, als sie sich in Bewegung setzte. Bis auf das eisige Pfeifen des Windes und das Knirschen des Schnees unter ihren Schuhen, war es totenstill. Die ersten Meter ging Miyuki den Weg noch entlang, dann wurde sie schneller. Sie wollte die Dunkelheit und den Wald so schnell wie möglich hinter sich lassen. Zum Schluss rannte sie den Weg entlang und so kam es, das sie eine Person übersah. Mit einem erschrockenen Aufschrei gingen beide zu Boden. Die Rokujou war weich gelandet und blinzelte im ersten Moment verstört. „Tut mir leid.“, entschuldigte sie sich fast automatisch. „Aua...“, murrte die Blondine, die sie da eben umgerannt hatte. Erst jetzt wurde Miyuki klar, das es sich bei der Person um Shion handelte. Auch das noch. Ihre Laune sank gleich noch ein wenig tiefer in den Keller. Dennoch streckte sie ihr die Hand hin um ihr wieder auf die Füße zu helfen. „Sag mal hast du keine Augen im Kopf?!“ Sie fuhr herum, denn die Stimme kam von hinter ihr. Erst jetzt bemerkte sie, das Shion in Begleitung von Kaname und Momomi gewesen war. Letzt Genannte hatte sich die Jacke ihrer Freundin zu eigen gemacht und funkelte zickig in Miyukis Richtung. „Lass gut sein.“, lenkte Shion ein und stand wieder auf ohne die Hand der Blauhaarigen anzunehmen. Sie klopfte sich den Schnee von den Klamotten. Mit ihren weißen Schuluniformen hatten die drei Spicaschülerinnen bei dem Wetter fast schon Tarnfarbe. „Was macht ihr denn hier?“, wollte die Rokujou leicht irritiert wissen. „Na zurück zum Wohngebäude gehen, was sonst?“, streute Kaname ein. „Hey, auch wenn ich nicht darum gebeten habe das du mich über den Haufen rennst, es ist ganz gut, das du hier bist. Ich wollte eh mit dir reden.“, lenkte die Blonde Miyukis Aufmerksamkeit wieder auf sich. Die Blauhaarige traute ihren Ohren nicht. Ihre Erzfeindin wollte mit ihr reden? „Kann man euch allein lassen, oder kratzt ihr euch die Augen aus?“ Leicht amüsiert blickte Kaname die beiden Streithälse an. „Also bitte! Für wie primitiv hälst du mich?“, antwortete Shion ihr. „Dann lass uns schon mal zurückgehen. Es ist kalt.“, wandte Momomi sich an die größere Spicaschülerin. Diese hatte nichts dagegen einzuwenden und die beiden setzten sich in Bewegung. Zurück blieben Miyuki und Shion. Fragend zog sie eine Augenbraue hoch. „Du wolltest reden?“ Angesprochene nickte. „Okay, dann werde ich mal nicht lange um den heißen Brei herumreden, es ist nämlich kalt.“ Und wirklich, was Spica als Winteruniform hatte, war zwar hübsch aber für diese Jahreszeit denkbar ungeeignet. „Es ehrt dich zwar, das du dich so sehr in deine neue Arbeit im Student Council kniest, aber meinst du nicht, du übertreibst es?“ Im ersten Moment spürte Miyuki, wie Wut in ihr aufstieg. „Was bitte redest du da? Passt es dir nicht, das Miator Spica die Stirn bietet?!“, fuhr sie sie an. Shion verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihr einen Blick zu. Zum ersten Mal bemerkte die Blauhaarige die schneidende Intelligenz im Blick der Anderen. „Natürlich nervt es mich, aber im Prinzip habe ich kein Problem damit.“, meinte die Blonde dann. Für einen Moment aus der Fassung gebracht blinzelte Miyuki. „Was willst du dann?“ „Weißt du, wenn ich Freunde hätte, ich würde mehr für sie tun als mich in meine Arbeit zu stürzen.“ „Aber du hast doch Freunde...?“ Mit einem leichten Kopfnicken deutete die Blauhaarige auf die Spuren der anderen beiden Spicaschülerinnen im Schnee, welche langsam verblassten. „Oh, wenn ich ihnen auch nur einen Moment sorglos den Rücken zuwende, hab ich ein Messer im Kreuz stecken.“ Die Toumori zuckte mit den Schultern. „Aber du lenkst vom Thema ab.“ „Ach, und was soll ich deiner Meinung nach tun? Wenn du so schlau bist, wirst du mit Sicherheit gemerkt haben, das Shizuma niemanden mehr an sich heran lässt!“ Ohne es zu wollen motzte sie die zierliche Blonde ziemlich an. Das Mädchen schaffte es immer wieder sie aus der Fassung zu bringen. Unbeeindruckt blickte Shion sie an. „Vielleicht irre ich mich, aber ich habe mal gehört, das man manche Leute zu ihrem Glück zwingen muss. Du solltest ihr mal gehörig den Kopf waschen, vielleicht rüttelt sie ja das wieder wach.“ Mit diesen Worten wandte die Blonde sich ab und ging in Richtung Wohnhaus. Miyuki blieb stehen wo sie war und blinzelte. Sie fragte sich, ob dieses Gespräch eben wirklich stattgefunden hatte? Hatte ihre selbsterklärte Erzfeindin da eben wirklich den zaghaften Versuch gestartet ihr helfen zu wollen? Noch ein wenig neben der Spur schüttelte sie den Kopf. Doch die Fußtappsen im Schnee sprachen für sich. Einen Moment stand sie noch wie erstarrt da, dann spürte sie plötzlich wieder die Kälte um sie herum. Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, wusste sie, was zu tun war. Sie war nicht mals beim Strawberry Dorm angekommen und hatte jetzt schon das Gefühl halb erfroren zu sein. Da würde es Shizuma sicherlich gleich nicht anders ergehen. Die Rokujou beeilte sich zurück zum Wohngebäude zu kommen. Dort streifte sie sich eine Jacke über, fischte den Wintermantel der Silberhaarigen aus deren Kleiderschrank und lief zurück zum Gewächshaus. Die Etoile hatte die Blumen fertig umgetopft und gerade den angenehm warmen Raum verlassen. Schon nach den ersten zehn Metern wurde sie das dumme Gefühl nicht los als Eiszapfen im Wohngebäude anzukommen. Der Schnee knirschte, als ihr eine Person entgegen gelaufen kam. Außer Atem blieb Miyuki vor der Silberhaarigen stehen. Vom Rennen brannten ihre Lungen. Ihr Atem stieg in kleinen weißen Wölkchen auf. Sie hielt ihrer besten Freundin den Mantel entgegen. „Ich dachte mir, den könntest du vielleicht gebrauchen.“, meinte sie noch ein wenig atemlos. Die Etoile blickte sie für einen Moment verwirrt an, bevor sie ihr den Mantel abnahm und anzog. „Du bist den ganzen Weg hier her gerannt um mir meinen Mantel zu bringen?“, wollte sie wissen. „Ich wollte verhindern, das du morgen mit einer Lungenentzündung das Bett hütest.“ Shizuma warf ihr ein dankbares Lächeln zu. „Du bist verrückt, weißt du das?“ Miyuki zog ein Gesicht. „Ich werte das jetzt mal als ein Danke.“ Eine eisige Windböe veranlasste die beiden dazu ihre Augen mit einer Hand abzuschirmen. Schnee und kleine Hagelkörner flogen ihnen entgegen. „Und jetzt ab nachhause! Es ist eh schon viel zu spät und wir haben morgen Schule. Als Etoile solltest du ein Vorbild für die anderen Schülerinnen sein!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)