Sometimes - Love is not enough von Aoki (Sasu/Saku, Naru/Sasu, Sasu/Naru, Naru/Hina) ================================================================================ Kapitel 11: 11 -------------- Allerdings kam ich nicht weit. Gerade mal gefühlte zehn Meter nachdem mich die kühle Nachtluft begrüßte, wurde ich fest von hinten umarmt. Der Aufprall des Fremdkörpers presste mir jegliche Luft aus den Lungen. "Vergiss es, du kannst nicht einfach abhauen", hörte ich Naruto völlig außer Atem hinter mir schnaufen und versuchte, mich aus seinem Klammergriff zu winden. "Lass mich los". Ich tobte, ich war wütend und verdammt nochmal, warum ließ er mich nicht einfach in Ruhe? Ich wollte ihn nicht sehen, ich wollte ihn nicht hören und vor allem nicht spüren. "Niemals, erst wenn du mit mir geredet hast", war die gezischte Antwort die mich innehalten ließ. Warum konnte er es nicht einfach darauf beruhen lassen? Ich wollte ihn nicht um mich herum haben, auch wenn mein Herz mich eines Besseren belehrte. Es schlug geradezu doppelt so schnell als gewöhnlich. "Lass mich los, dann reden wir und dann verpisst du dich", giftete ich und nutzte seine Unaufmerksamkeit sofort. Noch während ich mich zu ihm herumdrehte, drückte ich ihn von mir weg. Nähe war einfach nicht gut. Nicht zwischen uns. "Warum?" Warum was? Warum worauf bezogen? Verstand er noch immer nicht? "Warum fragst du nicht Hinata? Ihr habt ja keine Geheimnisse voreinander. Ich wette ihr amüsiert euch Abends köstlich darüber, einen Keil zwischen Sakura und mich zu treiben, indem du mich fickst". Gegen Ende meines Ausbruchs war meine Stimme zu einem Schrei mutiert. "Was redest du da? Was hat das mit Hinata zu tun?", fragte er dümmlich und ich widerstand dem Bedürfnis ihm eine Faust zu geben wirklich nur knapp. Wie konnte er nur so gut schauspielern? Seine tellergroßen Augen untermalten sein Talent wirklich perfekt. "Hinata hat mir alles erzählt, du brauchst dich nicht dumm zu stellen. Vielleicht war es ja auch ein geplantes Projekt von euch beiden, denn ich bin mir sicher du wusstest auch, dass Sakura mich beschissen hat". Mein Tonfall klang viel zu schrill, um noch mit mir verglichen zu werden. Warum rastete ich so aus? Eigentlich war ich viel zu müde dazu und ich wusste, ich hatte im Krankenhaus noch einiges zu erledigen, ehe ich in mein Bett fallen konnte. Ich hatte keine Zeit mich mit seinem Verrat auseinander zu setzen. "Nein. Sasuke, nein. Ich habe ihr nie etwas von uns erzählt, für wie bescheuert hälst du mich eigentlich?! Und was meinst du damit, dass Sakura dich beschissen hat? Ich verstehe gar nichts mehr", antwortete er verwirrt und fuhr sich mit einer Hand kurz darauf durch seine blonden Haare. Ehrlich glänzende blaue Augen funkelten mir entgegen und ich beruhigte mich innerlich kaum merklich. Ich durfte mich nicht von ihm einlullen lassen. "Du wusstest nichts davon, dass Sakura am Anfang unserer Beziehung etwas mit einem Anderen hatte? Ich dachte Hinata und du habt null Geheimnisse", spottete ich monoton und schaffte es sogar, ein kleines Grinsen auf meine Lippen zu zaubern. Allerdings grenzte mein Lächeln schon an Wahnsinn, da ich einfach nicht glauben konnte, was er versuchte mir aufzutischen. Warum lügen, wenn eh alles raus war? Was hatte er schon davon? "Ich schwöre dir beim Grab meiner Mutter, ich habe Hinata nie etwas erzählt und auch das von Sakura habe ich nicht gewusst". Seine ruhige und ehrlich klingende Antwort verpasste mir Magenschmerzen. Mein Herz trommelte voller Hoffnung, dass das was er sagte wirklich der Wahrheit entsprach. Er würde nicht lügen, wenn es um seine tote Mutter ging, das wäre einfach nur geschmacklos von ihm, oder? Plötzlich fiel mir der Satz ein, den er vorhin im Krankenhaus gemurmelt hatte: 'Stink' ich heute irgendwie oder warum will mich keiner umarmen?' So etwas in der Art hatte er doch gesagt. Konnte es vielleicht sein, dass Hinata ihn abgewiesen hatte? Aber wie konnte sie sonst davon erfahren haben? "Scheiße, deswegen ist sie sauer auf mich", bestätigte er meine Gedanken und ich wandte mein Gesicht von ihm ab, da ich mich seltsamerweise schuldig fühlte. Schließlich hatte ich es vor ihr nicht abgestritten. Spätestens nun wusste sie es und das von mir. "Hör zu Sasuke, es tut mir wirklich aufrichtig leid. Hinata hat mir nur erzählt, dass Sakura einen Autounfall hatte und du bei ihr bist, mehr nicht. Ich sage es dir noch einmal. Ich habe niemandem etwas von uns erzählt, echt jetzt". "Hör auf damit", entgegnete ich fertig, da ich mich unglaublich ausgelaugt fühlte. Es war ein verdammter Horrortag und die Nacht schien nicht besser zu werden. Mal ganz davon abgesehen, dass ich schon bald wieder arbeiten musste. Wie sollte ich das alles schaffen? Seine Entschuldigungen machten es nicht gerade besser, da ich mir nun wie ein Idiot vorkam. "Lass mich einfach in Ruhe, ich kann gerade nicht mehr", hauchte ich mit zittriger Stimme und setzte mich erneut in Bewegung. Ich würde sicherlich nicht anfangen vor ihm zu heulen. "Niemals, ich kann nicht. Sasuke verdammt, du bist mir wichtig". Schon wieder hielt er mich auf und das nicht gerade sanft. Seine Hand war um mein Handgelenk gewickelt und seine Finger bohrten sich in mein helles Fleisch. Meine Augen brannten fürchterlich und noch während ich darüber nachdachte, liefen schon die ersten Tränen meine Wangen hinab. Es war einfach alles zu viel für mich. Ich ertrug es einfach nicht mehr. "Shht, Sasuke, ich bin für dich da, bitte, lass mich für dich da sein", redete er einfühlsam auf mich ein und zog mich in eine feste Umarmung. Und ich ließ es zu. Ich ließ es zu, mich von ihm trösten zu lassen, weil ich keine Kraft mehr hatte, mich dagegen zu wehren. Wie ein Dolch mit Widerhaken. Es schmerzte, aber es wurde besser, wenn man nicht mehr versuchte ihn zu entfernen und es stattdessen zuließ, dass er einen durchbohrte. "Ich habe mein Kind getötet", presste ich mühsam hervor und spürte, wie Naruto sich nach diesem Satz verspannte. "Das stimmt nicht Sasuke, mach dir keine Vorwürfe", versuchte er mich zu beruhigen, doch die Welle der Schuld ließ mich nicht mehr los. Ich wusste ich war schuld und auch seine Worte konnten daran nichts ändern. "Ich habe sie gestoßen, vor´s Auto. Ich war es! Nur wegen mir ist sie hier und nur deswegen ist unser Kind tot", brachte ich zwischen einigen Schluchzern hervor und krallte mich hilfesuchend in seinem Shirt fest. Wenigstens war er nun still. Keine Worte des Trosts. Keine beruhigende Stimme mehr die mich davon überzeugen wollte, dass es ein Unfall gewesen war. Nun wusste er es. Seine Berührungen festigten sich. Selbst als ich auf die Knie sank, war er da, um mich zu stützen. Er sagte nichts und hielt mich weiterhin fest, als wir auf dem Boden saßen. Mein Weinen ebbte erst nach einer langen Zeit ab. Ich wusste nicht wie lange ich in seinen Armen lag, doch als meine Tränen versiegt waren und meine Lider immer schwerer wurden, bewegte er sich. "Ich bring' dich Heim, Sasuke", sagte er leise und dennoch mit so viel Gefühl in der Stimme, dass ich mich unsagbar wohl fühlte. Als ob es das wäre. Das Richtige. Das Einzige. Ich wollte nicht mehr denken. Ich wollte nichts fühlen. Ich wollte raus aus meiner Haut. Es war die Zeit in der die Welt schlief. Morgen würden wir alle erwachen mit dem Wissen, dass sich alles verändert hatte. Sakura würde es erfahren. Ihre Eltern würden es erfahren. Meine Eltern..Ich durfte nicht mehr darüber nachdenken, ich musste es akzeptieren. Verdrängen und ignorieren, bis ich mich den anderen stellen musste. Während der Autofahrt fiel nicht ein einziges Wort zwischen uns. Stumm blickte ich aus dem Fenster und sah die Landschaft an mir vorbeiziehen. Es interessierte mich nicht. Nichts interessierte mich im Moment. Ich hatte einen toten Punkt erreicht. Eine wunde Stelle, die ihr Empfinden verloren hatte. Mein Kopf war wie leergefegt. Selbst als Naruto die Tür zu meiner Wohnung aufschloss und mich in Richtung Wohnzimmer bugsierte, fühlte ich mich abwesend. "Leg dich hin Sasuke, ich werde telefonieren und alles regeln", meinte er bestimmend, als ob er davon ausging ich würde ihm Widerstand leisten. Wozu? Ich hätte es nicht einmal fertig gebracht auch nur daran zu denken. Wie eine leere Hülle, die nur noch für den Moment funktionierte. Mechanisch zog ich mich um, putzte mir die Zähne und setzte mich ins Wohnzimmer auf die Couch. Ich hörte ihn nicht einmal telefonieren. Ich stand völlig neben mir. Seine warmen Hände holten mich schließlich wieder zurück in die Realität. "Komm her, leg dich hin, ich werde hierbleiben", sprach er noch während er mich in eine Liegeposition drückte und meinen Kopf auf seinen Schoß zog. Ich bemerkte nur beiläufig, wie er eine Decke über meinen Körper ausbreitete und anfing, mir mit seinen Fingern durch das Haar zu fahren. Es fühlte sich gut an. Fast so wie damals, als mein Vater mitten in der Nacht bei mir auf dem Bett lag und mich nach meinen Alpträumen tröstete. Als Naruto anfing eine Melodie zu summen, driftete ich langsam aber sicher in den Schlaf ab. Der letzte Gedanke den ich hegte war, dass ich diesen Moment zwischen uns am liebsten eingefangen hätte. Eingefangen und eingesperrt, nur für mich zugänglich, so dass niemand ihn von mir hätte stehlen können. Er war die ruhige treibende Kraft die mich davon abhielt, in meiner eigenen Dunkelheit zu ertrinken. Ich liebte.... Hastig schreckte ich auf und brauchte etliche Momente, um mich zu orientieren. Es war meine Wohnung, so viel war mir klar, doch warum schrie Naruto wie ein wildgewordener Barbar ins Telefon? Er stand am Fenster, nur in Shorts bekleidet und ich fragte mich kurz, wovon ich geträumt hatte. "Jetzt hören Sie mir mal zu Sie alte Hexe, er wird heute nicht kommen. Ich habe Ihnen bereits erklärt warum er verhindert ist, also geben Sie ihm frei oder schicken Sie ihm die Abmahnung, das ist mir sowas von egal, echt jetzt". Mit wem telefonierte er und wer war 'Er'? "Eben nicht. Sitzen Sie auf Ihren Ohren? Verdammt, seine Freundin liegt im Krankenhaus, er hat sein Kind verloren und wenn Sie mir das nicht glauben, ist es Ihre Schuld. Ja. Ja. Schicken Sie die Abmahnung, echt jetzt. Mhmh. Ja. Tschüß". Mein Herzschlag ging unnatürlich schnell und das Tempo löste eine immense Übelkeit in mir aus. Ich erinnerte mich wieder an die vergangene Nacht und wünschte mir augenblicklich, dass dem nicht so wäre. "Sasuke", sprach Naruto dicht neben mir und ich zuckte zusammen. "Ich habe mit deiner Chefin telefoniert und dich krankgemeldet. Ich habe auch mit Hinata geredet und die hat mit Sakuras Eltern geredet. Die wieder rum haben mit dem Krankenhaus telefoniert und die sagen, dass es Sakura soweit gut geht. Sie schläft noch, sollte aber im laufe des Tages aufwachen", sagte er vorsichtig und strich mir dabei eine meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Okay", erwiderte ich nur und zog die Decke von mir herunter. Somit brachte ich auch etwas Abstand zwischen ihn und mich. "Hör zu, ich weiß es ist jetzt im Moment schwer für dich, aber ich bin immer für dich da, versprochen", meinte er einfühlsam, doch ich schüttelte nur den Kopf. Er sollte nicht so etwas sagen. Warum verurteilte er mich nicht? Ich hatte etwas schlimmes getan, etwas verachtenswertes und er wollte dennoch für mich da sein? "Warum?" Es war nur ein Wort. Ich fragte ihn mit diesem Wort warum er so dachte. Warum er so empfand. Warum er sich dafür interessierte für mich stark zu sein. Warum er wollte, dass es mir gut ging. Warum sagte er mir nicht, was für Abschaum ich war? "Weil du mein Freund bist, ganz einfach. Du bist mir wichtig und auch wenn ich nicht weiß, was genau passiert ist, weiß ich dennoch, dass du niemals wolltest, dass so etwas passiert". Mein Herzschlag beschleunigte sich zunehmend. Seine Ansicht brachte mich ins Wanken. "Naruto", hauchte ich schwach und ließ erneut bereitwillig zu, mich in seine Arme ziehen zu lassen. Ich umarmte ihn genauso fest wie er mich. Es war genau dasselbe Gefühl, wie vor dem Einschlafen gestern Nacht. Die nachfolgende Erkenntnis traf mich wie ein Blitzschlag. Wie tausend kleine Stromstöße rauschte das Wort in meinem Kopf durch meinen Körper. Liebe. Liebe. Liebe. Ich liebte Naruto. Ich liebte ihn? Wie verbrannt löste ich unsere Verbindung und landete mit einem dumpfen Geräusch geradewegs auf dem Boden. Das konnte nicht wahr sein. Wie konnte das passieren? Warum jetzt? Warum er? Wieso? Sicherlich war ich einfach nur verwirrt. Ganz sicher, ich konnte ihn nicht lieben. "Sasuke?", erkundigte er sich besorgt und ich blickte geradewegs in seine Augen. Das Gefühl von Hitze machte sich in mir bemerkbar und ich sprang schnell auf, um vor dieser Situation zu fliehen. "Ich muss ins Krankenhaus", hörte ich mich selbst sagen und legte schnell einige Schritte zurück, um mich im Bad einzuschließen. Es war ganz klar nur eine Kurzschlussreaktion meines Hirns, schließlich konnte man nicht zwei Menschen lieben, zumindest nicht auf diese Art und Weise. Sicherlich empfand ich nur so, da er für mich da war, worüber ich auch wirklich dankbar war. Weil er mich nicht für mein Handeln verurteilte, ganz sicher, nur deswegen dachte ich plötzlich so seltsame Dinge. Ich ließ mir unter der Dusche reichlich Zeit, um über alles nachdenken zu können. Noch mehr konnte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht mehr denken. Es war alles gedacht, jetzt war es daran, endlich zu handeln. Ich würde mich Sakura stellen müssen und für sie musste ich stark sein. Für uns beide. Das war meine Aufgabe, das Mindeste was ich für sie tun konnte. Ich hatte aber auch Angst vor ihrer Reaktion. Was, wenn sie mich zum Teufel jagte? Würde sie sich überhaupt an alles erinnern können? Konnte ich ihr die Wahrheit sagen? "Du bist schon fast 'ne Stunde da drin, geht es dir gut?", hörte ich Naruto gedämpft gegen die Badtür sprechen und mir kam wieder die vorherige Situation in den Kopf. "Alles okay", antwortete ich und stellte das Wasser ab. Ich brauchte mich nicht zu verstecken. Und genau aus diesem Grund lief ich mit einem Handtuch um die Hüften in Richtung Schlafzimmer, mir dessen bewusst das Naruto mich besorgt, aber auch neugierig musterte. Das war auch so eine Sache. Wie würde es zwischen uns weitergehen? Ich musste es für die Zeit einfach verdrängen. Damit konnte ich mich nicht auch noch auseinandersetzen. Mit frischen Klamotten am Leib lief ich zurück ins Wohnzimmer und mir fiel als erstes der gedeckte Tisch auf, den Naruto mit Speisen zugepflastert hatte. Er saß auch schon angezogen und leicht lächelnd auf der Couch. "Ich hab' uns mal was zu beißen besorgt, ich hoffe du hast Hunger", fing er auch gleich ein Gespräch an, nachdem ich mich neben ihn setzte und meine Augen über das Essen wandern ließ. "Ramen?", fragte ich skeptisch, da diese Art von Frühstück für mich nicht gerade gewöhnlich war. Aber mir fielen auch die aufgeschnittenen Tomaten auf und meine Mundwinkel zuckten verdächtig, als ich Naruto glucksen hörte. "Kein Frühstück ohne Ramen", fügte er kurz hinzu und fing auch schon an zu essen. Ich tat es ihm gleich, allerdings in einem gemäßigten Tempo. Wieso er so schlang wusste ich nicht und eigentlich war es mir auch egal, da meine Gedanken wieder in eine andere Richtung wanderten. Ich hatte mich noch nicht einmal bei ihm bedankt. "Ich...Ich möchte dir danken. Danke dafür, dass du für mich da bist und danke auch für das Frühstück", nuschelte ich in seine Richtung und stellte meinen Teller ab. Er war gerade fertig damit die Nudeln zu schlucken und stellte seine Schüssel auf den Tisch. "Nicht dafür Sasuke, echt jetzt. Ich mag es, für dich da sein zu können", flüsterte er beinahe gegen Ende und ich blickte zu ihm herüber, nur um Zeuge davon zu werden, dass seine Wangen sich leicht rötlich verfärbten. "Okay, genug von diesem Geschwafel, wir sollten uns langsam auf den Weg machen". Mit dem Satz war er auch schon aufgesprungen und ich blinzelte, da von der Röte plötzlich nichts mehr zu sehen war. Vielleicht hatte ich es mir auch nur eingebildet. Irgendwie war ich auch ruhiger, wenn er um mich herum war. Ich hatte nur bedingt Angst und konnte weitere zwanzig Minuten später mit ihm ins Krankenhaus fahren. Hinata wartete bereits vor dem Eingang und ich war mir sicher, Naruto hatte sie über unsere Ankunft informiert. Sie erdolchte mich förmlich mit ihren Blicken und auch Naruto schien das Ganze unangenehm zu sein. Was dachte sie denn bitte? Sicherlich dachte sie, ich hätte es die vergangene Nacht mit ihrem Freund getrieben...Verdammtes Miststück. Ich hatte einen unglaublichen Hass auf sie entwickelt. Sie, die mich überlistet hatte mit ihrem falschen Spiel. "Sakura ist vor einer Stunde aufgewacht, ihre Eltern sind gerade bei ihr", sagte sie an Naruto gewandt und mein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich. Ich konnte jetzt nicht zu ihr, nicht wenn ihre Eltern da waren. Ich hatte ja sogar schon die Mühe, mich ihr alleine zu stellen, wie sollte es erst dann werden, wenn ich mit Sakuras Vater in einem Raum wäre? "Sasuke und ich werden uns einen Kaffee holen. Sakura braucht Ruhe und es wäre besser, wenn Sasuke wartet bis ihre Eltern weg sind. Die Beiden haben eine Menge zu besprechen", sagte Naruto ruhig und mir damit mitten aus der Seele. Er verstand mich. "Ist gut, ich gehe zu Hanabi", erwiderte Hinata halb schnippisch und ich war froh, als sich ihre Erscheinung aus meinem Blickfeld entfernte. Natürlich warf sie mir vorher noch einen eindeutigen Blick zu, ehe sie Naruto einen verlangenden Kuss aufdrückte. Wie lächerlich. Erbärmlich in meinen Augen und die Eifersucht die in mir aufflammte erstickte ich erfolgreich im Keim. Nicht ich war es, der von Naruto betrogen wurde. Ich war schließlich nur seine Affäre, oder wie Hinata es sagte, ein dreckiges, kleines Geheimnis. Den bitteren Beigeschmack schluckte ich hinunter und setzte mich neben Naruto in bewegung, um die Krankenhauskantine aufzusuchen. Nachdem wir uns was zu trinken besorgt hatten, setzten wir uns an einen Tisch. Wieder war Stille zwischen uns eingekehrt. Was hätte ich sagen können? "Darf ich dich fragen, wie es dazu gekommen ist? Naja, du weißt schon", nuschelte Naruto in seinen Kaffeebecher und nachdem ich an meinem eigenem Getränk genippt hatte, musterte ich sein Gesicht. War es krank, weil ich mir seine Züge einprägen wollte, wenn ich ihm davon erzählte? Er schien meine Gedanken nicht lesen zu können, sonst hätte er mir bestimmt gesagt, dass es in der Tat krank war. Nach einer kurzen Pause, die ich mir gönnte, um innerlich durchzuatmen, erzählte ich ihm die komplette Geschichte und konnte in seinen Augen lesen, wie er sich fühlte. Er war im Moment wie ein offenes Buch für mich. Er wirkte aufrichtig betroffen, aber auch hin- und hergerissen. Verständlich aus meiner Sicht, schließlich war ich nunmal Schuld daran, dass es soweit gekommen war. Außerdem, wer war ich, mir darüber ein Urteil erlauben zu können, wenn ich selbst untreu gewesen war? Ich hasste dieses Schuldgefühl abgrundtief, doch es gab nichts, was diesen Zustand hätte ändern können. "Du solltest mit deinem Bruder reden Sasuke", sagte Naruto nach einiger Zeit, nachdem ich mit meiner Erzählung zum Ende gekommen war. Gut, das hätte ich nicht erwartet. Wieso mein Bruder? "Ich würde ihm lieber die Fresse dafür polieren, dass er Sakura so bedrängt hat und sich in unsere Beziehung gemischt hat", zischte ich und ballte meine Hände unter dem Kantinentisch zu Fäusten. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte ich, dass Naruto seinen Kopf schüttelte. "Ich glaube du verstehst nicht, was dein Bruder damit bezwecken wollte. Er wollte dich beschützen, auch wenn seine Methode vielleicht etwas eigenartig war", entgegnete er mir ruhig und fuhr mit seinen Fingern unter mein Kinn, um meinen Kopf anzuheben. Ich hatte meinen Blick schon eine Weile auf die Tischplatte gerichtet und als ich in seine Augen sah, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich konnte es nicht so sehen wie er, weil ich genau wusste, wie mein Bruder war. Er kannte Itachi einfach nicht, doch ich war ihm nicht böse, da er es nur gut mit mir meinte. "Ich will nicht über meinen Bruder reden", murrte ich und fragte mich im nächsten Augenblick, worüber ich überhaupt reden wollte. Über meine Gefühle? Nein, das wäre der sichere Todesstoß für mich. Schließlich war ich einfach nur verwirrt und wenn ich jetzt etwas von Liebe faselte, wäre Naruto mit Sicherheit aufgesprungen. Es passte generell einfach nicht zu dieser Situation. Es passte nicht im geringsten. Der ganze Umstand war absurd. Ich hatte mein Kind verloren, meine Freundin lag etliche Zimmer weit entfernt in einem Krankenbett und mein Herz sagte mir, dass ich etwas für Naruto empfand? Ich war selbst ziemlich erbärmlich, wenn ich länger darüber nachdachte. Vielleicht war ich aber auch verrückt geworden, wer wusste das schon. Möglicherweise ein emotionaler Schockzustand? "Wegen uns", durchbrach ich die Stille und legte meine Hände auf den Tisch, "Also ich meine, was da zwischen uns war", redete ich weiter, wurde aber kurzerhand von Narutos Hand abgelenkt, da er sie auf meiner ablegte. "Sasuke, es ist im Moment ziemlich viel auf einmal", unterbrach er mich mit fester Stimme, "Ich verstehe was du sagen willst, die Sache zwischen uns ist gelaufen. Ich meine, wie sollen wir mit unseren Frauen im Raum sitzen, wenn mindestens drei Leute davon wissen? Das wäre wirklich hart und unfair. Viel härter als es ohnehin schon für dich ist. Ich denke, du wirst Sakura nicht verletzen wollen und das ist es doch, was du mir sagen willst, oder? Also es ist okay, ich verstehe schon. Wir sind in Zukunft einfach nur Freunde, oder?" Auch wenn es mein Herz zerbrach, mein Kopf stimmte seinem Gestammel zu. So wie es war, konnte es zwischen uns niemals weitergehen. Unfair und hart, ja. Ungerecht allen anderen gegenüber. Ich verstand. Auch wenn es schmerzte. Aber warum fragte er, ob wir in Zukunft einfach nur Freunde wären? Noch ehe ich was erwidern konnte, zuckte er neben mir zusammen und als ich den Grund dafür sah, verdunkelte sich meine Miene zunehmend. "Sakuras Eltern sind gerade gegangen. Ich habe auch schon mit ihr geredet...Es.. Es geht ihr nicht wirklich gut..Ich denke, du solltest jetzt zu ihr gehen Sasuke". Hinatas schlanke Finger hatten sich in Narutos Schultern gekrallt und egal wie einfühlsam sie gerade klang, ich wusste worauf sie hinaus wollte. Auch sie musste mit Naruto reden. Es war okay. Es war richtig. Ich nickte den beiden kurz zu und erhob mich, um mit schweren Schritten zu Sakuras Zimmer zu gelangen. Wie würde sie auf mich reagieren? Würde sie mich anbrüllen? Würde sie mich wieder fortschicken? Unter Selbstzwang öffnete ich schließlich die Tür, die sich für einen Moment lang so anfühlte, als ob sie aus tonnenschweren Blei bestünde. Sofort gerieten wir in einen intensiven Blickkontakt, der mehr sagte als tausend Worte. Ich sah ihren Schmerz. Das Gefühl, etwas verloren zu haben. Etwas unsagbar dummes getan zu haben. Sie fesselte mich mit ihren grünen Augen, die Trauer und Leid, aber auch Reue ausstrahlten. "Sakura". Während ich den Abstand zwischen uns verringerte und auf sie zuging, musterte sie mich. "Ich bin müde Sasuke". Sie beobachtete mich, hielt mich aber nicht davon ab, ihre Hand zu halten. "Ich weiß", erwiderte ich, da ich ihr völlig planlos gegenüber stand. Was konnte ich sagen? Was konnte ich tun? Abwesend streichelte ich ihren Handrücken und zog mir mit meiner freien Hand den Besucherstuhl an ihr Bett heran. Erst jetzt streiften meine Augen über ihren geschundenen Körper. Sie sah so furchtbar verletzt aus. Ihre makellose Haut von Blutergüssen übersäht und ihr hübsches Gesicht voller weißem Verband. Ihr Blick fiel auf unsere Hände. "Ich..Es tut mir so leid Sakura, ich wollte das alles nicht", sprach ich meinen Gedanken aus und drückte leicht mit meinen Daumen in ihre Handfläche. Trübe Augen fixierten mich und die Minuten verstrichen. Sie sagte nichts. Warum sagte sie nichts? Irgendwas. Etwas, womit ich dieses beklemmende Gefühl loswerden konnte. "Ich weiß", kam es eine gefühlte Ewigkeit später von ihr und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. "Hinata hat mir alles erzählt..Als..Als du geschlafen hast. Es tut mir so leid, aber in dem Moment wo ich in deiner Wohnung stand.. Da sah es so aus..". "Ich weiß", unterbrach sie mich leise und blickte wieder auf unsere ineinander verschränkten Finger. "Ich bin müde Sasuke", wiederholte sie und ich schluckte den gebildeten Knoten in meinem Hals hinunter. Sie konnte sich doch an alles erinnern, oder? An mich erinnerte sie sich und sie wusste auch von dem Unfall. Und das mit unserem Kind...? "Es tut mir so leid Sakura", war alles, was ich sagen konnte. Ich konnte mich auch nur wiederholen. Es tat mir unendlich leid und ihr apathischer Zustand tötete mich innerlich. "Mir auch", erwiderte sie und ich sah die Tränen, die sich in ihren Augen bildeten und über ihre blassen Wangen rollten. Ich konnte sie nicht einmal in den Arm nehmen, aus Angst, sie noch mehr zu verletzen. Stumm haftete sich ihr Blick an die Decke über uns und ich wusste in dem Moment, dass zwischen uns etwas gestorben war. Etwas Wichtiges. Etwas Grundlegendes. Etwas Notwendiges. Es war in nur einer Sekunde zerbrochen und ich konnte nicht sagen, ob wir beide die Kraft dazu hatten, den Schaden beheben zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)