Heart Cross von Lapis ================================================================================ Kapitel 18: Feel ---------------- Es war nichtmehr weit bis nach Heret, denn man konnte langsam die Lichter der Stadt erkennen, die den Abend hell erleuchteten. Sakyo stand mit gefalteten Händen am Deck, immer noch besorgt um ihren Geliebten. Auch die anderen standen versammelt auf dem Deck und sogar Propox schien Dinge endlich wieder wahr zu nehmen. Er unterhielt sich eine Weile mit Bo, so als wäre er niemals auf irgendwen böse gewesen. Na ja, es war auch Bo zu dem er sprach, nicht zu ihr, dachte Shounan. Mit ihr hatte er gefühlte tausend Tage nicht mehr gesprochen, was sie irgendwie niederschlug. Sie seufzte und blickte herüber zu der funkelnden Stadt, die sie nun fast erreichten. Warum konnte ihr das nicht einfach egal sein? Er ist immer unfreundlich. Das war es nicht Wert. Das Boot dockte am Ufer an. Als sich niemand mehr an Bord befand, band Bo es an einem Holzpfahl fest, welcher aus dem Wasser herausragte. Vom Strand aus führte eine steinerne Treppe die Felswände hinauf zur Stadt. Aber sogar von hier unten konnte man den Palast sehen, in dem Sakyo hauste. Oben an den Klippen liefen Menschen entlang, die Fackeln in der Hand trugen. Dann bemerkte einer von ihnen die unten stehenden Ankömmlinge. Er machte große Augen, als er Sakyo erblickte. „P-PRINZESSIN SAKYO?!“ Die anderen Menschen wurden aufmerksam. „DA UNTEN! DA UNTEN IST PRINZESSIN SAKYO!“ Ein lautes Getöse entstand. Dann kämpfte sich ein grauhaariger, alter Mann durch die Mengen und sah herunter. „SAKYOOO!“ Die Prinzessin rannte Richtung Treppe, als der Mann sie hinab stieg. Gefolgt von den vielen Menschen. „VATER!“ Sie rannte ihm in die Arme. „Sakyo.. Meine liebe Tochter.. Wir haben dich überall gesucht. Gehofft du wärst nicht für immer von den Wellen verschlungen worden.“ – „Vater…“ Er drückte sie sanft weg. „Ich denke, du möchtest jetzt wen ganz bestimmten sehen.“ Mit einer Handbewegung winkte er einen Jungen aus der Menge. „NASAI!!“ Sie stürzte sich auf ihn und fielen dann gemeinsam auf den sandigen Boden. „Sakyo..“ Den beiden kamen die Tränen, als sie sich endlich wieder in den Armen liegen konnten. „Ich hatte solche Angst, ich würde dich niemals wieder sehen…“ Sanft küsste sie Nasai auf den Mund. „Ich gehe niemals wieder von dir fort…“ Dann standen sie auf. „Vater… i-ich.. verstehe nicht..“ Er ging näher auf die beiden zu. „Dieser Junge kam zu mir, obwohl wir ihn gejagt haben wie ein Kaninchen. Er kam zu mir, da er um das Mädchen bangte, welches er so sehr liebt. Kein Prinz dieser Welt wird dies ersetzen können.“ Sakyo und Nasai sahen sich an. Endlich konnten sie miteinander glücklich werden. „Danke Vater…“ Von weiter hinten beobachteten die anderen das Geschehen. „Ein Happy End… wie schön…“ ächzte Yassu, während Bo versuchte ihr schöne Augen zu machen. „Ja. Ich glaube unser Teil hier ist erledigt.“ entgegnete Shounan, doch dann sah sie wie Sakyo zu ihnen lief. „Ich.. Ich bin so überglücklich, ich habe das alles nur euch zu verdanken.“ Bo verbeugte sich vor ihr. „Schon gut, Lady. Das haben wir gerne getan.“ – „Nein ehrlich… Ich schulde euch etwas…“ Sie überlegte. „Wie wäre es, wenn ich euch zum Essen einlade. Mehr oder weniger. Ich wäre mit Nasai heute Abend gerne allein, aber hier gibt es ein sehr wohlhabendes Restaurant voller Köstlichkeiten und wunderbarer Musik.“ Die anderen sahen sich an und nickten. „Klingt verlockend.“ – „Wunderbar. Esst und trinkt so viel ihr wollt. Ich werde für sämtliche Kosten aufkommen.“ – „Das lass ich mir nicht zweimal sagen.“ lachte Bloody Sakyo führte die fünf zu dem besagten Restaurant, welches tatsächlich unglaublich teuer aussah. Es war in einem edlen Weiß angestrichen und hatte riesige Fenster und Balkone. „Nochmals vielen Dank für alles…“ sagte sie. „Ich hoffe ihr habt einen wunderschönen Abend… Und außerdem wünsche ich euch auf euren weiteren Wegen viel Erfolg.“ Dann verschwand sie gemeinsam mit Nasai in den Straßen der Stadt. „Ein nettes Mädchen.“ – „Du findest jedes Mädchen nett, Bo.“ – „Oh Yassu, du sollst doch nicht eifersüchtig sein. Du weißt, mein Herz schlägt nur für dich.“ – „Halt die Klappe.“ „Oh mein Gott, das war das beste Essen seit langem, Freunde!“ Bo klopfte auf seinen vollen Bauch, während er durch die Runde blickte. Sie saßen alle gemeinsam an einem großen Tisch, der mit einer weißten Tischdecke verkleidet war. Es war so unglaublich nobel, sie saßen nicht einmal auf Stühlen, sondern auf roten Sesseln. So bequem saß Shounan schon seit langem nicht mehr. Ehrlich gesagt, war überhaupt nichts mit dieser Bequemlichkeit zu vergleichen, außer ihr Bett vielleicht. Vor ihnen erstreckte sich eine Tribüne, die mit ebenfalls roten Vorhängen gekleidet war. Auf ihr standen Instrumente, wie ein Piano, ein Cello und einige andere. Außerdem war ein Mikrofon in der Mitte positioniert. Shounan fragte sich, wann sie anfangen würden zu spielen. Sie hätte nämlich große Lust, sich die Beine auf dem Balkon zu vertreten, nach so viel Essen. „Uhm.. ich werde mal rausgehen.“ Dann stand sie auf. Draußen war es wirklich angenehm. Der regen hatte die Luft zwar etwas abgekühlt, aber so fand sie es viel schöner, als die Hitze, die sie in der Wüste ertragen musste. Sie lehnte sich an das Geländer und ließ ihren Blick über die Stadt wandern. Von hier oben konnte man wirklich alles sehen. Während Shounan draußen verweilte, erschienen ein paar Männer, die sich an die Instrumente setzten. „Es sollte bald losgehen.“ sagte Bloody. „Ich werd mich mal weiter nach vorne setzen.“ Er stand auf und ging herüber zu einem kleinen, leerstehenden Tisch und platzierte sich dort. Er musterte ein wenig das Besteck, welches auf dem Tisch lag, als ein Mädchen mit hellrotem Haar, fast orange, die Tribüne betrat und sich vor das Mikronfon stellte. Bloody wurde überraschend rot, als er sie sah. Sie trug ein rotes langes Kleid, passend zum Rest der Einrichtung. Aber das war es nicht, was ihn faszinierte. Die Musik begann zu Spielen und das Mädchen holte kurz Luft. Dann sang sie. Es war ein sehr ruhiges Lied, passend zu einem Abend wie diesem. Ihre Stimme war unglaublich schön, fand Bloody. Nein. Sie selbst war unglaublich schön, perfekt. Es kam ihm vor, als würde sie nur für ihn allein singen. Es war wahrscheinlich der dämlichste Gedanke, dem ihm jemals gekommen war, aber er mochte ihn. Propox stand auf. Er musste hier raus. Diese romantische Musik konnte er keine Sekunde länger ertragen. Außerdem hatte er noch was zu erledigen. Er ging nach draußen auf den Balkon, wo auch Shounan war. Leise ächzte er, denn er konnte die Musik noch immer hören. Was soll’s, dachte er. „Propox..?“ Shounan drehte sich zu ihm um. „Heh…“ Sie sah ihn an, wusste aber nicht genau was sie sagen sollte. „…Schöne Musik, findest du nicht?“ – „Eh, ja… nein.“ Er kam etwas näher. „Hör zu… Ich bin gekommen um mit dir zu reden.“ Bei diesen Worten fing Shounans Herz wie wild an zu schlagen. Wieso auf einmal? Lag es an dem Lied, welches sie glauben ließ, dass gleich etwas Unglaubliches passieren würde? „Eigentlich wollte ich mich nur bei dir entschuldigen… Ich hab dir unrecht getan. Ohne dich hätte ich diese Ringe niemals besitzen können…“ Etwas erleichtert atmete Shounan auf. Dann realisierte sie, was grade passiert war. Hatte sich grade der doch so unfreundliche Propox bei ihr entschuldigt? Sie lächelte zufrieden. „Ist schon vergessen…“ Noch eine ganze Weile standen die beiden einfach so da und sahen auf das leuchtende Meer hinaus. Die beiden sagten nichts, doch noch nie fühlte sich Shounan ihm so nah wie heute. Als das Lied sein Ende erreichte, sprang Bo auf. „BRAVOOOOOO~“ Eifrig klatschte er in die Hände und zwinkerte dem Mädchen auf der Bühne zu. Yassu zog ihn zurück auf seinen Platz. „Du bist so peinlich…“ Auch Bloody klatschte und überlegte währenddessen wie er sie am besten ansprechen könnte. Er konnte sie nicht einfach fortziehen lassen. Doch das Problem schien sich von selbst zu lösen, denn das Mädchen kam genau auf seinen Tisch zugelaufen. Bloody glühte wie ein Leuchtturm. War sie gerade wirklich auf dem Weg zu IHM? Als sie dann tatsächlich vor seinem Tisch stehen blieb, war er wie versteinert. „Hat es dir gefallen?“ fragte sie, mit einer so lieblichen Stimme, Bloody wusste nicht mehr wohin mit seiner Schwärmerei. „E-eeeeh…“ „Oh tut mir Leid, Schätzchen, so weiß ich nicht was du meinst.“ Sie warf einen Blick auf die große Uhr, dir im Raum hing. „Ich muss gehen.“ Dann lächelte sie und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange. „Der ist dafür, dass du mir so aufmerksam zugehört hast.“ – „Ich hab dir auch aufmerksam zugehört!~“ rief Bo von hinten, der allerdings von Yassu mal wieder den Mund gestopft bekam. Als das Mädchen den Ausgang erreichte, stand Bloody auf und rief ihr nach. „W-wie heißt du?“ Sie drehte sich noch einmal kurz zu ihm rum. „Seinaru.“ Dann verschwand sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)