Heart Cross von Lapis ================================================================================ Kapitel 7: We're In This Together --------------------------------- „Keine Zeit zum Staunen Shounan!“ brüllte Propox der hinter einem der Häuser hervorsprang. Er stürzte sich auf sie, grade rechtzeitig um sie vor dem nächsten Angriff der Schlange zu beschützen. Diese hatte sich nämlich von ihrem Rückschlag erholt. Gemeinsam krachten die beiden in die Trümmer. „Alles in Ordnung?“ fragte er und stand auf. „J-ja.. Danke.“ Der Staub den sie bei ihrem Sturz aufwirbelten beeinträchtige ihre Sicht. „Wo ist Bloody?!“ rief Shounan. Noch immer lag er auf dem Boden. Die Hände fest an seinen Kopf gepresst. „Ich.. will das nicht... Ich will das nicht…“ er atmete noch hastiger als zuvor. Währenddessen zog sich die Schlange durch den Staubschleier. Bloody hörte, wie sie ihm zischend näher kam. Er musste von hier verschwinden. Langsam stand er auf. Noch hatte sie ihn nicht entdeckt, bloß konnte er sich nur vorsichtig vorantasten. Auf dem Boden sah er das goldene Leuchten des Stabes, welches versuchte durch den Schleier zu dringen. Dieses dumme Teil würde ihn noch verraten, dachte er. Schnell konnte Bloody ihn unter sich orten und schoss den Stab mit dem Fuß weg. Ein Pfeil aus Licht schlitterte über den Boden. Die Schlange wurde aufmerksam und folgte dem Strahl. Das war seine Chance. Er rannte so schnell wie er konnte aus der Staubwolke heraus. Auch Shounan und Propox waren damit beschäftigt sich aus dem wirbelnden Dreck zu befreien. „Der Staub fliegt mir in die Augen!“ – „Mach sie doch zu du Dummkopf…“ Propox hielt sich seinen Arm vor die Augen. „Gib mir deine Hand, wir dürfen uns jetzt nicht verlieren.“ Shounan zögerte kurz, gab ihm dann aber ihre Hand. Wachsam tastete er sich voran. „Wir müssen Bloody finden…“ Vorsichtig blinzelte Shounan. Suchend. „Glaub mir, der ist besser dran als du. Im Gegensatz zu dir, schien er zu wissen, wie man mit diesen Stäben umgeht.“ Shounans Blick verfinsterte sich. Letztendlich ließ sich der Staub mühsam zurück auf den Boden sinken. Und mit ihm auch der Schutz vor der Schlange. Diese hatte mittlerweile bemerkt, dass es sich bei dem leuchtenden Stab nicht um Bloody handelte und nahm die Suche wieder auf. Propox riss Shounan hinter eines der zerstörten Häuser. „Sie sucht irgendwas…“ flüsterte sie. Vorsichtig linste Propox um die Ecke. „Ja… Aber nicht uns.“ Er zog sie weiter. „Komm!“ – „A-aber-“ Sie liefen in die Richtung wo sich Bloodys Stab befand. Propox muss ihn vom weiten her gesehen haben. „Ohne ihn ist der kleine sicher nicht besser dran.“ Er hob ihn auf. Bloody spürte sein Herz hämmern. Irgendwie musste er hier rauskommen. Das immer lauter werdende Zischen der Schlange versetzte ihn immer mehr in Panik. „Ich will das nicht…“ Es wurde immer lauter. „Ich will das nicht…“ Langsam stellte sich seine Verfolgerin über den Trümmerhaufen auf, hinter dem Bloody erneut zuflucht fand. Er rührte sich nicht. Die Schlange dafür umso mehr. Als sie ihn auf dem Boden erblickte, schnellte sie auf ihn zu. Doch in diesem Moment flog ein gewaltiger Steinblock auf sie zu und begrub sie unter ihm. „BLOODYYYY!“ Es waren Firo, Sinika und Wata, der den Block warf. Sie liefen zu ihrem Freund. „Bloody! Alles in Ordnung?!“ fragte Sinika, ihre Augen mit Furcht erfüllt. Er sah sie an. „Sinika..“ Weiter hinten erkannte man Shounan und Propox, die auf sie zustürmten. „VERDAMMTE SCHEIßE PASST DOCH AUF!!“ schrie Propox. Die anderen schraken auf, denn die Schlange hatte sich längst unter den Brocken befreit und startete einen neuen Angriff. „Schieß einen Pfeil! Schieß einen Pfeil ab!!“ forderte Shounan Propox hastig auf. „Hast du dir das Teil angesehen? Die Haut ist so hart wie’n Panzer!“ Während sie rannten schleuderte Propox den Stab zu Bloody herüber. Viel Zeit zum nachdenken blieb dem Jungen nicht mehr. Zitternd griff er nach seinem goldenen Besitz. Mit der Berührung verlangsamte sich plötzlich alles, was sich um Bloody herum befand. Er konnte beobachten wie sich ein riesiges geschlossenes Auge unter dem Boden der Schlange abzeichnete. Als es sich öffnete, schossen tausende Arme aus Licht aus ihm heraus. In stockenden Bewegungen verfolgten die anderen das Geschehen. Denn die Arme zerrissen die Schlange in einem Male zu Staub. Dann zogen sie sich zurück in das Auge. Und langsam verschwand auch dieses wieder. Die Bewegungen der anderen normalisierten sich. Bloody saß fassungslos da. Sein Herz immer noch wie wild rasend. „Was… was ist geschehen…? Bloody, warst du das!?“ Sinika und Firo starrten Bloody entsetzt an. Dann kniete sich Shounan zu ihm herunter. Sanft legte sie ihre Hand auf seine. „Bloody… du bist...“ Sofort schlug er sie beiseite. Tränen liefen über sein komplettes Gesicht. „Ich weiß… was ich bin…“ – „B-Bloody...?“ Er stand vom Boden auf. Hasserfüllt sah er den Stab an. „Er war es... der mich dazu zwang, meine Heimat zu verlassen… Mein Leben aufzugeben, was ich einmal führte…“ Sinika sah ihn mit großen Augen an. „Bloody… wie meinst du das…?“ – „VERSTEHST DU DENN NICHT?!“ schrie er. „Ich habe mein Gedächtnis niemals verloren…“ Es wurde still. „Mein wahrer Name ist Hinketsu... Ich stamme aus einem Dorf, weit weg von hier… weit weg von meinen Pflichten… Als man erfuhr, dass ich dem Geburah Tiphreth angehöre, verlangten die Menschen von mir Dinge, zu denen ich nich bereit war… Also floh ich... Gab vor nichts mehr zu wissen…“ Bloody sah rüber zu Shounan. „Wieso musstest du hier auftauchen…?! Ich weiß genau was du von mir verlangst. Aber ich werde mein Leben nicht von dieser Bürde bestimmen lassen... “ Plötzlich ergriff Propox den Schal den Bloody trug und hob ihn daran hoch. „LASS IHN RUNTER PROPOX!“ schrien die anderen auf. „Dieses Mädchen da“ er zeigte auf Shounan. „Hat dieselbe gottverdammte Aufgabe wie du. Aber weißt du was? Sie stellt sich ihr. Nicht nur dein Leben hat sich dadurch verändert! Sei nicht so verdammt egoistisch und zeig endlich ein wenig Mumm, du Pimpf!“ Dann schmiss Propox ihn zurück auf den Boden. Bloody japste nach Luft. „Du…“ begann Shounan und lief zu ihm. Sie versuchte es erneut und nahm seine Hände. „Du musst keine Angst mehr haben…“ Langsam hob er den Kopf und sah sie an. „…Ich bin bei dir. Wir beide wurden mit dieser Pflicht geboren… Und.. auch ich hatte unglaubliche angst. Aber.. Bloody. Wir beide sind nichtmehr alleine... Wir haben doch uns… Gemeinsam können wir uns unserem Schicksal stellen…“ – „Shounan…“ Sie half ihm wieder auf die Beine zu kommen. „Ihr habt recht… Ich war ein Egoist.“ Bloodys Gesichtsausdruck nahm eine ungewöhnliche Form an. Er lächelte. Firo und Sinika trauten ihren Augen nicht. Es war das erste Mal, dass sie es sahen. „Shounan… und auch Propox. Ich danke euch…“ Propox nickte ihm zu und wandte sich dann dem Staubhaufen zu, zu dem die Schlange geworden war. In ihm fand er einen grünen Kristall. Er hob ihn auf. „Hmpf..“ „Firo…“ fuhr Bloody fort. „Vielen Dank, dass ihr gekommen seid, ohne euch wäre ich jetzt nichtmehr.“ – „Haha, keine Sorge Knirps.“ Firo tätschelte den Kopf seines Schützlings. „Ihr wart ganz schön lange Weg. Das wurd’ nach einiger Zeit etwas verdächtig.“ Bloody schrak auf, denn plötzlich fiel ihm ein, dass das Pferd hier noch irgendwo war. „Aniol! Wir müssen nach Aniol sehen!“ Er rannte zu der Stelle, wo er ihn zuletzt sah. Die anderen hinterher. Es lag unverändert an seinem Platz. „Wir müssen ihn hier rausschaffen und die Wunde behandeln…!“ - . „Keine Sorge. Wenn Wata den Steinblock heben konnte, wird er Aniol auch schaffen.“ sagte Sinika. Vorsichtig hob Wata das Pferd hoch. Dann machte die Gruppe sich auf den Weg zurück. „Die Schlange muss Aniol heute Nacht verschleppt haben… Das würde auch die Schäden an der Kutsche erklären.“ Firo hob den Daumen in die Luft. „Die haben wir selbstverständlich schon wieder repariert. Der Typ aus dem Haus gegenüber hat geholfen. Mannnnn, der hatte vielleicht Ahnung.“ An der Stelle angekommen, die nach oben führte, kletterten Propox, Wata und Firo nach oben, um ein paar kräftige Seile aus dem Dorf zu besorgen. Irgendwie mussten sie ja das Pferd wieder rauf bekommen. Als sie zurückkamen, ließen sie die Seile sofort nach unten. Die Frauen und Bloody befestigten sie sanft um den Bauch des Pferdes. Es waren etwas mehrere Seile, die sie an Aniols Körper verteilt anbrachten. So wurde er nicht zu sehr eingeschnürt. Firo stand oben und wartete auf ein Zeichen. „Okay, es kann losgehen.“ rief Sinika von unten. „Okay, auf los geht’s los.“ Dann zogen die drei Männer so kräftig wie nur möglich an den Seilen. Es funktionierte. Langsam aber sicher wurde das Pferd nach oben befördert. Erleichtert stiegen die anderen drei hinterher, zurück an die Oberfläche. Am Abend saßen alle zusammen vor dem Inn. Erschöpft von den Ereignissen die sich dort unten zugetragen hatten. Aniol hatte mittlerweile einen Verband um den Kopf gewickelt. „Der Herr von nebenan meinte, er sei bis Morgen wieder fitt. Keine Ahnung was er auf die Wunde geschmiert hat, aber es scheint zu helfen.“ meinte Sinika währen sie an einem Glas Wein nippte. Firo sprang auf. „Oooooh, ich wusste es. Dieser Typ kann einfach alles.“ Dann sah er rüber zu Bloody, der zufrieden in den Himmel starrte. „Hey Bloody. Oder soll ich nun besser Hinketsu sagen?“ – „Nein, mit Bloody bin ich vollkommen einverstanden.“ – „Na schön, Bloody. Was hast du nun vor?“ – „Hmm..“ Er sah weiter in die Sterne. „Ich denke es ist an der Zeit sich einigen Dingen zu stellen. ..Ich werde Shounan und Propox begleiten.“ Firo nickte verständnisvoll. „So sei es dann.“ - „Aber Wahnsinn, dass dieses Märchen tatsächlich wahr ist, oder?!“ meldete sich Sinika zurück zu Wort. „Ich hab euch doch gesagt, ich sage die Wahrheit!“ – „Und ich sagte doch, dass du nicht die nötige Ausstrahlung dafür hast, Shounan.“ – „Propox...! Duuuu… kannst es einfach nicht lassen..“ – „Was hast du vor?!“ Sie stampfte die Treppen zum Inneingang rauf und schubste Propox vom Geländer auf dem er es sich bequem machte. Er landete in einem Dornenbusch. „Heyyyy!“ – „So hat es sich angefühlt, als ich in diesem Riesennest gelandet bin, du Idiot!“ Dann drehte sie sich zu den anderen. „Nicht zu fassen oder?! Kommt mit rein, dann erzähle ich euch, wie er es zugelassen hat, dass mich ein Raubvogel entführen konnte.“ - „Waaaaaas?“ – „Jaaaa, unglaublich.“ Mit lautem Getöse folgte man Shounan also ins innere des Gasthofs. Propox blieb allerdings noch ein Weilchen draußen und setzte sich auf die hölzerne Treppe. Dann betrachtete er noch einmal den Kristall, den er dort unten aufhob. „So ist das also…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)