Heart Cross von Lapis ================================================================================ Kapitel 1: The Good Soldier --------------------------- Die Sonne stach ihr ins Gesicht. Sie wehrte sich zwar ein paar Mal dagegen, in dem sie sich in ihrem Bett hin und her drehte, doch die Strahlen waren zu penetrant. So gab sie den Kampf auf und beschloss aufzustehen. „Sieben Uhr in der Früh.. du bist grausam Sonne…“ murmelte sie und öffnete dabei ihre Fenster. Im Fluss, der unmittelbar an der Kirche in der sie lebte vorbei floss, spiegelten sich ihre langen schwarzen Haare. Sie waren tatsächlich ein ganzes Stück gewachsen, dachte sie sich und setzte sich auf ihr Bett. Sie grübelte. Erst vor einer Woche offenbarte sich ihr, dass sie eine Reinkarnation des sogenannten „Wächters“ sei. Der Wächter ist eine Person von dreien, die das Geburah Tiphreth bildet. Laut Sagen hat das Geburah Tiphreth vor vielen Jahrhunderten die Welt vor Animus bewahrt. Und nach vielen weiteren Sagen hieß es, dass die Reinkarnation sich erst dann offenbart, wenn der Tag der Entreißung naht. Sie rieb sich den Kopf. Was hatte das alles zu bedeuten? Wieso grade sie? Sie war ein einfaches Mädchen, welches liebevoll in die Familie des Dorfpfarrers aufgenommen wurde, nachdem ihr Bruder das Land verließ. Ihre Eltern lebten schon lange nicht mehr. „Shounan?“ Es klopfte an ihrer Tür. „Ja...?“ antwortete sie. Daraufhin trat ein Mann mit freundlichem Gesicht ein. „Oh gut, du bist schon wach.“ – „Nun ja, ungewollt.“ Er lachte. „Ich möchte gern mit dir reden.“ Dann setzte er sich auf das Bett neben sie. „Vater Carius… ich bin so verwirrt. Ich habe nicht die geringste Ahnung wie ich mit dieser Bürde umgehen soll, geschweige denn was ich zutun habe, was meine Pflichten sind. Ich bin grade mal 18 Jahre alt und soll die Welt vor einer Katastrophe retten von der ich nicht mal weiß, wie sie überhaupt aufzuhalten ist und-„ - „Shounan...!“ Er legte eine Hand sanft auf ihren Kopf. „Beruhige dich... Ich bin hier um dir einiges zu erklären.“ Langsam ließ sie sich zusammensacken. Was ging hier nur vor sich. „Ich weiß… dass alles ist nicht so einfach. Und glaube mir, ich wünschte das alles hätte dich nicht getroffen…“ Völlig verzweifelt blickte Shounan ihren Ersatzvater an. „Doch so wie es Gott wollte hat er also dich erwählt.“ Er kramte in seiner Manteltasche bis er ein altes Stück Papier hervorzog. Er faltete es auf und gab es Shounan. Verwundert musterte sie die veralteten Zeichnungen und Schriften. „Das was du siehst ist das Geburah Tiphreth.“ Begann er zu erzählen. „Sie pilgerten zum Tempel von Cendil um dort Animus entgegen zu treten. Cendil befindet sich am Mittelpunkt dieser Erde, dort wo auch Animus aufersteht.“ Shounan betrachtete die Zeichnungen immer noch. Sie wirkten sehr düster auf sie. So als wäre das Unheil nicht mehr aufzuhalten, welches dort dargestellt wurde. „Mit der Auferstehung von Animus begann also der Kampf. Doch dem Geburah Tiphreth gelang es mit vereinter Kraft die Bestie erneut in die Tiefen dieser Welt zu versiegeln.“ – „Wie kann es dann sein, dass Animus wieder aufersteht, wenn er versiegelt worden ist?“ Carius’ Ausdruck von Freundlichkeit wurde von Zorn erfüllt. „Menschen…“ – „Menschen?!“ Er stand auf. „Ja Menschen. Menschen die nicht in der Lage sind, ein Wesen das die Macht hat das Leben eines jeden einzelnen zu entreißen, zu kontrollieren! … Aber auch vor solchen Menschen wurde in den Sagen gewarnt… Und so musste es ja schließlich kommen…“ Auch Shounan erhob sich nun von ihrem Bett. „Ich verstehe… Ich nehme also an, dass ich ebenfalls, wie meine Vorgänger, nach Cendil gehen muss… Und was passiert dann?“ – „Es tut mir Leid Shounan… das kann ich dir nicht sagen… Die dort wachende Hohe Priesterin Kalatia ist eine der Nachfahren der einst dort auserwählten Priesterin, die dem Geburah Tiphreth den Kampf gegen Animus ermöglichte. Sie wird wissen was zutun ist.“ Plötzlich wurde es ruhig. Eine ganze Weile verlor niemand ein Wort. „…. Ich soll also tatsächlich gegen diese Bestie antreten…? Vater, ist das Ihr ernst?“ Carius sah sie bestürzt an. „…Ich fürchte ja. Man erwartet es von dir.“ – „Man erwartet es von mir…“ Sie machte ein paar Schritte rückwärts und lies sich wieder auf ihr Bett fallen. Shounan hatte wirklich nicht die geringste Ahnung wie sie das ganz alleine durchstehen sollte. Oder ob sie es überhaupt durchstehen würde. Alleine… sie alleine? Sie war niemals alleine. Ihr Bruder war bei ihr. Vater Carius war bei ihr. Wer würde jetzt bei ihr sein? Würde überhaupt wer bei ihr sein? Sie kann nicht alleine sein! „Vater Carius…!“ Sie fing an zu weinen. „Werdet Ihr bei mir sein…?“ Carius kniete sich vor das Mädchen das er schon so lange wie eine Tochter betrachtete. „… Es tut mir so Leid…“ Er nahm sie in den Arm. „Ich.. ich kann das nicht, ich kann nicht alleine sein Vater…“ – „Shounan… ich verspreche dir, du wirst nicht alleine sein.“ Sie schluchzte. „Ein guter Freund von mir wird in den Bergen warten, um dich sicher nach Cendil zu führen… Auf ihn ist verlass… Und…“ Shounan löste die Umarmung und sah ihn an. „…Und?“ – „Jemand wird dich auf all deinen Wegen begleiten. Er hat sich dazu bereit erklärt.“ Und mit diesen Worten sprang Shounan von ihrem Bett. „W-Was?! Es stand also schon von Anfang an fest, dass ich diese Reise antreten würde? Ohne meine Antwort jemals zu hören? Das ist-„ – „Shounan bitte… Du bist dazu verpflichtet…“ – „Ich bin gar nichts! Ich alleine entscheide wozu ich mich verpflichte!“ Sie rannte aus der Kirche, hinaus auf den Hof und lehnte sich gegen einen Baum. Sie wusste nicht ob sie wütend oder verängstigt sein sollte. Wieso sie? Diese Frage ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. „Was soll ich nur tun...?“ – „Dir vielleicht erstmal etwas Richtiges anziehen“ erwiderte eine unbekannte Stimme. Bevor Shounan überhaupt realisieren konnte, dass sie immer noch in Schlafsachen war, erblickte sie einen äußerst attraktiven jungen Mann, der plötzlich vor ihr stand. Shounan hatte ihn noch niemals gesehen. Er hatte schwarzes Haar und war ungewöhnlich modern gekleidet. Er konnte gar nicht von hier sein, niemand in diesem Dorf würde solche Klamotten tragen. „Genug gestarrt?“ fragte er. Sie musste ihn unverschämt lang gemustert haben, was ihr nun unglaublich unangenehm war. Sie errötete schlagartig. „W-was fällt dir überhaupt ein mir hier einfach aufzulauern und mich auf Kleiderordnungen hinzuweisen? Wer bist du überhaupt?!“ schrie sie schamerfüllt. Er lachte ein wenig und trat näher. „Propox. Ich werde dich ab heute für eine Weile begleiten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)