Colorblind von mudblood (Scorpius Malfoy x Rose Weasley) ================================================================================ Kapitel 2: eisige Kälte ----------------------- eisige Kälte 3 Monate später 5 Dezember 2029 Albus Severus Potter würde ihr dafür büßen. So viel war sicher. Es war einfach glasklar. Schließlich war er daran schuld, dass sie durch die eisige Kälte schritt, unheimlich fror und aufpassen musste, dass sie nicht zu Boden stürzte. Es war ein kalter Dezemberabend durch den Rose schritt und einzelne Flocken segelten sachte zur Erde hinab. Das Weihnachtsfest nahte, weswegen noch sehr viele Leute auf den Straßen unterwegs waren. Der Weihnachtsmarkt, an dem sie vorbei schritt, war voll besucht und ihr kam der Duft von Glühwein und Reibeplätzchen entgegen. Oh bei Merlin. Wie gerne würde sie jetzt in so eine Köstlichkeit hinein beißen und etwas von dem warmen Wein genießen. Jedoch ging es nicht. Nicht so einfach- sie hatte keine Zeit für solch einen Luxus. Sie war schließlich auf dem Weg zu einer Abendschule, die sie dank Albus Überredungskünsten besuchte. Zwei mal in der Woche nach ihrer Arbeit, einfach um ihre Noten im Allgemeinen aufzubessern. Vielleicht würde sich danach eine neue berufliche Möglichkeit bilden? Wer wusste das schon. Innerlich dankte sie Albus dafür. Er hatte es geschafft ihr die Augen zu öffnen und ihr einen kleinen Schubs in die richtige Richtung gegeben. Sie würde nun schon einmal rein Notentechnisch durchstarten. All die wichtigen Fächer wie Zauberkunst, Verwandlung, Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste nochmals durchkauen und lernen, um dann hoffentlich bessere Noten zu bekommen. Mal sehen, was das Leben so brachte, wie sie sich so anstellte. So ganz in Gedanken versunken bemerkte sie nicht, wie töricht sie doch eigentlich durch die Gegend strauchelte. Die Fläche, auf der sie ging, war unglaublich glatt, die Schuhe die sie trug, hatten zu hohe Haken und ihre Tollpatschigkeit grüßte sie wieder vom ganzen Herzen. Es musste nicht viel geschehen. Nur eine einzelne Person musste ihren Weg streifen und sie anstoßen, sodass sie urplötzlich das Gleichgewicht verlor und einen lauten Schrei verlauten ließ. Der Boden kam ihr gefährlich nahe und die eisige Luft streifte in einer besonderen Schnelligkeit ihr Gesicht. Alles ging so schnell und sie rechnete schon mit Schmerzen, doch plötzlich schien es so, als würde die gesamte Welt still stehen. Aus einer ungefährlichen Entfernung blinzelte sie verwirrt den Boden an und bemerkte erst dann, dass zwei starke Arme sie am Bauch umfasst und sie vor dem Sturz bewahrt hatten. Langsam versuchte sie ihren Kopf zu drehen und erkannte keinesfalls den Mann, der sie angerempelt hatte. Nein, es war ein junger Mann mit blonden Haaren und verloren wirkenden Augen. Etwas unsicher versuchte sie wieder etwas an Halt zu gewinnen und löste sich von ihrem Retter. „Danke“, brachte sie scheu heraus. Ihr Retter nickte ihr kurz zu, zeigte keine Anzeichen von Freude und blieb einfach von der Mimik her stumm und kalt. Keine Emotion zeigte sich in diesem Gesicht und Rose schluckte einmal kräftig. Stumm starrte sie ihn an und musste zugeben, dass er sie faszinierte. Er hatte nichts getan, ihr nur geholfen und doch hatte er ihr Interesse geweckt. Es lag nicht am Aussehen – nun ja, vielleicht ein bisschen. Doch das schönste an ihm war wohl seine Art. Seine emotionslose Art, seine Kälte, dieser verlorene Blick. Er wirkte so unglaublich zart und doch sehr männlich. „Genug gestarrt?“, sprach ihr Retter plötzlich aus und Rose verstand nicht, was er meinte. Was er mit diesen Worten ausdrücken wollte. Sie erkannte nur Zorn in seiner Stimme. „Ich verstehe nicht“, erwiderte sie und ihre Stimmlage war dabei einige Ekstasen höher. Ihr Retter schüttelte nur unwirsch den Kopf und umklammerte seinen Zauberstab fester. Rose weitete schon erschrocken die Augen, doch es geschah etwas ganz anderes, als das, was sie gedacht hatte. Elegant erhob er seinen Zauberstab und murmelte leise einen Zauberspruch, doch nichts geschah. Alles um Rose herum war wie immer und doch spürte sie, dass etwas anders war. Es lag Magie in der Luft. Wie seltsam.. „Was ist das?“, fragte Rose etwas dümmlich nach. Sie wusste ja noch nicht einmal, ob überhaupt etwas war, doch die Unsicherheit, die sie nach den ausgesprochenen Worten verspürt hatte, verschwand sehr schnell. Ihr Retter schüttelte abermals den Kopf und nun konnte sie ein kleines winziges Lächeln auf seinen Lippen erkennen. Es war fast nicht zu sehen, man musste genau hinschauen und doch, es war da. Wie gut ihm das stand. „Es ist ein Zauber“, murmelte er leise und Rose empfand seine Stimme als sehr melodisch. „Es hilft mir meine Umgebung besser wahrzunehmen. Wenn man schon nicht durch seine Augen sehen kann, sollte man durch einen Zauber besser spüren und hören können, finden Sie nicht auch?“ In Rose Kopf ratterte es. Zu einem war sie sehr verwundert, dass er auf einmal so viel sprach und zum anderen war sie verwirrt über seine gewählten Worte. Hieß es etwa, dass er blind war? Das er seine Umgebung nicht sehen konnte – all diese Schönheiten. Sie empfand schnell Mitleid für ihn, doch innerlich wusste sie, dass es keine gute Idee war, dieses auch auszusprechen. Er wollte sicher keine Entschuldigungen hören, also fragte sie etwas ganz anderes, etwas was ihr Interesse ebenfalls geweckt hatte. „Und dieser Zauber ist dann mit einem Blindenstock der Muggel zu vergleichen?“ Er nickte leicht und strich sich kurz durch die Haare. Seine Haltung war plötzlich viel entspannter. Unsicher legte sie den Kopf schräg und beobachtete seine Bewegungen. Bei Merlin. Sie konnte ihm sicher stundenlang so anschauen. Stundenlang? Auf einmal machte etwas in ihrem Kopf klick und ihr Herz rutschte ihr hinab in die Magengegend. Schnell schweifte ihr Blick zu einer Kirchenuhr empor und mit Schrecken musste sie feststellen, dass sie viel zu spät war. Die Abendschule hatte schon angefangen und sie musste noch einen langen Weg fortsetzten. Das würde Ärger geben. Hastig wollte sie sich vor ihrem Retter verbeugen, jedoch hielt sie inne, als sie an seine Blindheit dachte. Er würde ihre Geste des Dankes doch niemals erkennen. Also blieb sie gerade stehen und lächelte etwas unbeholfen. „Ich danke Ihnen nochmals herzlich für ihre… ähm Rettung. Aber ich muss los. Ich komme viel zu spät zu einem Termin“, fing sie hastig an zu Reden und wurde kurzerhand von ihrem Retter unterbrochen. „Es ist okay“, murmelte er und seine Stimme klang einen kleinen Hauch belustigt. „Okay. Ich gehe dann mal“, sprach Rose aus und dachte einige Zeit nochmals nach, ehe sie wieder ansetzte. „Ich bin übrigens Rose Weasley. Es war sehr schön, Sie kennen gelernt zuhaben“, mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und versuchte so gut es eben nur ging, auf dem Beinen zu bleiben und trotzdem an Schnelligkeit zu gewinnen. Ihr Retter blieb noch immer an derselben Stelle stehen und seufzte laut und irgendwie frustriert auf. „Scorpius Malfoy“, murmelte er noch leise. Aber mehr zu sich selbst, als zu irgendwem anderen. ~*~ 24 Dezember 2029 Manchmal empfand Scorpius das Leben für seltsam, komisch und irgendwie auch fatal. Wie selbstironisch das Leben spielen konnte. Wie die Komik trotz Niederlagen und Trauer bestehen konnte war sehr verwirrend für den Malfoyspross und doch gab er sich dem hin, was ihn umgab. Seine Eltern und seine beste Freundin zusammen mit ihm an einem reich gedeckten Tisch voller Köstlichkeiten und Gläsern die teuren Elfenwein beinhalteten. Die beiden weiblichen Charaktere waren am lachen, tratschen und konnten den Mund gar nicht mehr verschließen. Sein Vater, wie sollte es auch anders sein, schwieg lieber und gab nur zwischendurch einen Kommentar ab. Scorpius selbst schwieg ebenfalls und vernahm das glückliche Lachen der beiden Frauen. Wo schon der erste Widerspruch war. Drew war eigentlich ganz und gar nicht zum lachen zumute. Ihre Eltern hatten sich erst vor kurzem getrennt und aufgrund des Zwiespaltes, welches in ihr herrschte, hatte sie sich dafür entschlossen mit ihm und seiner Familie das Fest der Liebe zu feiern. Verständlich, denn wie sollte man sich zwischen Mutter und Vater entscheiden- wenn man beide doch so sehr liebte. Tief in seinem Inneren bewunderte er seine beste Freundin für ihre Tapferkeit, die sie an den Tag legte und schnell empfand er eine gewisse Peinlichkeit für sein Verhalten vor nicht allzu langer Zeit. Natürlich war es ein schwerer Schicksalsschlag gewesen, schwer zu verdauen – nun ja. Dies war es wohl noch immer. Jedoch ging er diese Sache nun mit einer kleineren positiven Ader an. Irgendwo tief in seinem Herzen wusste er, dass er durch Drews Hilfe sicher vieles erreichen könnte und er immer auf sie zählen konnte. Seine Eltern standen ihm ebenfalls zur Seite. Durch diese drei Personen befand sich tief in seinem Inneren ein kleiner Hoffnungsschimmer nach etwas Gutem. Etwas, was die gesamte Situation voranbrachte. Doch der andere Teil seines Herzens sagte ihm, dass er die ganze Sache negativ betrachten sollte. Er konnte seinen Beruf als Heiler nicht mehr ausführen, durch den er so viel Popularität gewonnen hatte. All die Hexen, mit deren Herzen er gespielt hatte, kamen nicht mehr auf ihn zu. Sie schienen das Interesse verloren zu haben und seine restlichen Freunde? Nun ja. Bei diesen hatte er sich noch immer nicht gemeldet. Irgendwie waren sie ihm egal. Seltsam. Dieser Zwiespalt in dem er sich befand. Langsam schweiften seine Gedanken weiter zu dem Tag, an dem er Rose Weasley kennen gelernt hatte. Obwohl man diese Begegnung nicht als Entstehung einer Freundschaft zählen konnte. Nein, wohl eher war es für ihn eine positive Begegnung gewesen. Sie hatte ihm nicht ihr Mitgefühl ausgesprochen und durch ihre Stimmlage hatte sie sehr interessiert geklungen. Irgendetwas in seinem Inneren sagte ihm, dass sie der erste Schritt zu Besserung wäre – obwohl er sie nicht einmal kannte. Man sollte einfach nicht auf sein Bauchgefühl hören. Viel eher sollte er daran denken, dass eine Frau nicht nur auf sein Makel achtete, quasi darüber nahezu hinweg sah. Ein gutes Gefühl. „Erde an Scorpius. Noch anwesend?“, fragte Drew plötzlich nach und der junge Malfoy schrak kurz auf. War er so sehr in Gedanken gewesen? Irritiert räusperte er sich und tastete nach seinem Weinglas, welches er ziemlich schnell fand. „Entschuldigt. Ich war in Gedanken“, sprach er leichthin aus. Schweigen Leichte Wut bohrte sich in seine Glieder und seltsam nervös strich er sich durch seine Haare. Wieso schwiegen nun alle? Nun gut, von seinem Vater kannte er es nicht anders, aber seine Mutter und Drew? „Ist etwas?“, fragte er daher und seine Stimme klang seltsam fremd. Keine Selbstsicherheit war in dieser zu finden und innerlich verfluchte er sich, dass er sich so plötzlich von kindischen Gefühlen leiten ließ. Er war ein Malfoy! Bei Merlin. „Ist wirklich alles in Ordnung?“, hörte er seine Mutter fragen und sofort ballte er seine Hände zu Fäusten. Diese unerträgliche Wut, die sich immer weiter in seinem Körper ausbreitete, schnürte ihm schon fast die Kehle zu. Es war schrecklich so Impulsiv zu empfinden. Absolut nicht normal für ihn. Doch das Verhalten seiner Familie – und Drew zählte er definitiv dazu- ärgerte und verletzte ihn. Er war ein erwachsener Mann, der keine übermütterliche Fürsorge nötig hatte. Er brauchte kein Mitleid und so wollte er keinesfalls behandelt werden. „Natürlich“, zischte er mit zusammengepressten Lippen. Er wollte nicht die Kontrolle verlieren. Nicht vor den Menschen, die ihm so wichtig waren. Einfach niemanden unnötig verletzten. Schnell führte er sein Weinglas zum Mund und leerte dieses Gefäß in einem Zug, anschließend stand er mit einer ungeheuren Selbstsicherheit auf und verschwand mit dem Zauberstab in der Hand haltend. Die einzige Alternative war nun die Flucht. Flucht vor der Verzweiflung und der Wut, die er empfand. Dank seines Zaubers konnte er schnell aus dem Esszimmer hinausfinden und nach einigen Schritten und einem Schwung mit dem Zauberstab konnte er frische Luft spüren. Er befand sich auf der riesigen Terrasse des Anwesens und mit einigen unsicheren Schritten fand er zu einem Gartenstuhl. Langsam ließ er sich dort hineingleiten und verfluchte sich schon innerlich für seine schnelle Flucht. Es war Winter und er saß draußen, nur mit einem dunklen Rollkragenpullover und einer Jeans ausgestattet. Eine leichte Gänsehaut machte sich bemerkbar, weswegen er einen weiteren Schwung mit seinem Zauberstab vollzog und so eine kleine Flamme entstand. Er war ein Meister der unausgesprochenen Zaubersprüche Einige Zeit verging. Alleine und schweigsam wie er dort saß. Es war entspannend aus seiner Hölle hinaus gefunden zu haben. Dem Mitleid. Jedoch hörte er, wie jemand die Terrassentür öffnete und sogleich bemerkte er einige Schritte. Eine Person kam auf ihn zu und ließ sich neben ihn auf einen Stuhl sinken, schwerfällig und langsam. Er wusste nicht so recht, wer nun neben ihm saß doch dies ließ sich ja ohne Weiteres herausfinden. „Was willst du hier?“, fragte er direkt und ließ es sich nicht anmerken, dass er ratlos war. “Nach dir sehen, mein Sohn.“ Verwundert starrte Scorpius zu der Stelle, von der die Stimme kam. Natürlich konnte er nichts erkennen, doch es war die Gewohnheit, die ihn dazu trieb. Niemals hätte er gedacht, dass sein Vater seine Nähe suchen würde. Eher hätte er mit den weiblichen Kandidaten gerechnet, doch sein Vater… „Mir geht es gut“, murmelte der Malfoyspross und beschloss seinem Vater nun nicht mehr die Chance zu geben, in seinem Gesicht zu lesen. Total automatisch senkte er seinen Kopf Richtung Boden und schwieg. Überließ seinem Vater nun das Wort, denn immerhin wollte er mit ihm reden. Er selbst hatte nie darum gebeten. „Astoria macht sich nur Sorgen. Niemals würde sie dir in irgendeiner Weise Mitleid schenken wollen. Nur…“, Draco ließ seine Wörter in der Luft hängen und schien zu überlegen, ehe er weiter sprach. „…sie weiß einfach nicht, wie sie mit dir umgehen soll. Das weiß niemand so recht. Es ist für uns alle eine sehr schwere Situation.“ Scorpius nickte leicht. Natürlich wusste er, dass es für seine Familie ebenfalls schwer war. Er konnte es irgendwo nachvollziehen, was auch der Grund für seine Flucht war. Er hatte sich mittlerweile unter Kontrolle, merkte genau, wenn ihm etwas zu viel wurde und zog sich zurück. Eine gute Lösung, nach seinem Empfinden zumindest. „Ich verstehe euch. Das ist auch der Grund, weswegen ich mich oft zurückziehe, Vater. Ich möchte niemanden durch mein unkontrolliertes Handeln verletzten.“ Welch hochgestochene Sprache – diese kam immer nur zum Vorschein, wenn er mit seinem Vater sprach. „Eine gute Lösung. Eigentlich“, ließ Draco verlauten und Scorpius runzelte sofort die Stirn. „Was meinst du mit eigentlich?“ „Findest du nicht auch, dass man seine Probleme nicht mit sich alleine ausmachen sollte? Man braucht jemanden, der einem zuhört, bei dem man all seine negativen Gedanken aussprechen kann. Du wirkst so in dich gekehrt, dabei würden wir uns manchmal wünschen, dass du uns deine Gefühle präsentierst“, erklärte sein Vater und Scorpius sah nun wieder vor erstaunen auf. „Wie bitte?“ „Du musst nun nicht vor Wut die Fassung verlieren. Keinesfalls. Nur wenn du öfters mit uns über deine Probleme sprechen würdest, würde uns das schon sehr viel bedeuten“, gab Draco ihm die Antwort und sein Sohn nickte knapp. „Verstehe.“ Nach diesem kurzen Wortwechsel nahm die Stille sie ein. Scorpius hing seinen Gedanken nach, dachte darüber nach, was er seinem Vater mitteilen konnte und Draco? Er ließ seinem Sohn die Zeit zu überlegen, gab ihm die Chance bei Bedarf seine Gefühle mitzuteilen. Es war sehr harmonisch, so wie die beiden Männer auf der schneebedeckten Terrasse saßen, von der Dunkelheit umhüllt und zum Himmel empor starrend. Väterliche Liebe lag in der Luft und erfüllte Scorpius in vollster Zufriedenheit. Nach etlichen Minuten, oder vielleicht doch nur Sekunden, zerstörte Scorpius die Stille, indem er seine Stimmbänder vibrieren ließ und anfing zu sprechen. Seinem Vater etwas zu erzählen, was ihm tief in seinem Inneren beschäftigte. „Vor kurzem habe ich eine junge Frau getroffen, die mir alles andere als Mitleid entgegen gebracht hat. Sie wollte sich, dem Anschein nach, normal mit mir unterhalten und ich weiß nicht. Durch sie habe ich ein kleines Stück an Hoffnung gewonnen. Das man mich nicht nur als Menschen mit einem Fluch sieht, sondern … man sieht mich einfach als Mensch an. Verstehst du, was ich meine?“ „Vielleicht war es Schicksal, dass du diese Dame getroffen hast. Vielleicht kann sie dir helfen“, sprach Draco langsam aus und in Scorpius Herz fand ein Sturm statt. Sein Taktschläger wurde von neuer Hoffnung gefüllt, jedoch war diese Hoffnung viel zu trügerisch. Wie sollte er sie jemals wieder sehen? „Denkst du, dass ich sie denn jemals wieder sehen werde? Vielleicht war sie auch nur da, um mir neue Hoffnung zu geben. Hoffnung auf Frauen, die ich lieben lernen kann und die mich so nehmen, wie ich bin. Mit einem Fluch“, sprach Scorpius leise aus und es brauchte nicht viel Zeit, da antwortet sein Vater schon. „Wenn sie die Richtige ist, entscheidet das Schicksal, wann ihr euch wieder seht. Wenn nicht, war sie gut für eine neue Hoffnung, für neuen Mut, findest du nicht?“ Scorpius nickte langsam. Es kam ihm selbst sehr seltsam vor, wie er vom Schicksal sprach und von einer trügerischen Hoffnung. Wie er davon träumte eine völlig fremde Frau wieder sehen zu wollen. Das war nicht er – oder doch. Vielleicht war er einfach wieder er selbst. Der ruhige und besonnene Scorpius und nicht mehr der kaltherzige Malfoy, der zu sehr auf seine Karriere fixiert war. Vielleicht war es so, wie es nun war gut. Einfach richtig – denn so lernte er wieder sich selbst kennen. Einen Scorpius, der an das Gute glaubte und vor seinem Handeln, über mögliche Folgen nachdachte. Vielleicht hatte die ganze Geschichte mit dem Fluch doch etwas Gutes? Vielleicht wurde es Zeit für eine Veränderung seiner Selbst. Vielleicht. Vielleicht. Vielleicht. ~*~ 31 Dezember 2029 Rose liebstes Hobby war es wohl, ihren Cousin immer wieder zu verfluchen. Wozu sie wohl auch allen Grund hatte. Nie konnte er sie in Ruhe lassen, trieb sie andauernd voran und sorgte dafür, dass ihr Leben niemals still stand. Eigentlich eine liebenswürdige Geste, doch die Folgen, die sie nun überstehen musste, waren einfach fatal. Ganz typisch für Silvester befand sie sich auf einer Party. Albus hatte sie zu einem seiner Kollegen mitgeschleppt und das gesamte Haus, in der die Feierlichkeit stattfand, war überfüllt mit den verschiedensten Hexen und Zauberern. Ihren Cousin hatte sie schon vor Stunden verloren und da er einfach fort war, blieb ihr nur noch der wundervoll schmeckende und Gedanken vertreibende Alkohol. Ein Fehler. In ihrem Kopf drehte sich einfach alles, was nicht gerade hilfreich war, da sie so oder so schon einen sehr schlechten Gleichgewichtssinn besaß. Ihr Mund fühlte sich seltsam pelzig an und ihr Magen rumorte. Alles in einem konnte man behaupten, dass sie zuviel von der bittersüßen Flüssigkeit gekostet hatte und nun die schwerwiegenden Folgen ertragen musste. Da ihr der gesamte Raum, indem sie sich befand, viel zu stickig vorkam, bevorzugte sie es, an die frische Luft zu gelangen. Mehr schlecht als recht verfrachtete sie sich also in die Kälte – nur in einer Jeans und einer karierten Bluse gekleidet und suchte nach einer Bank oder etwas anderen, wo sie sich niederlassen konnte. Die Kälte nahm sie erbarmungslos ein und ließ eine Gänsehaut auf ihrer zarten Haut entstehen, jedoch bemerkte sie die Herabstufung der Temperatur nur minimal. Fast gar nicht, da der süße Alkohol ihre Sinne schon leicht vernebelt hatte. Sie brauchte nur einige Schritte, um von der Schneebedeckten Veranda zu kommen. Die Stufen, die hinab führten waren sehr glatt und doch bewältigte sie diese mit Bravour. Sie war eben doch nicht so schusselig wie alle dachten. Unsicher sah sie sich im Garten angekommen um und entdeckte eine kleine Bank, auf der zwar schon jemand saß, doch dies machte ihr nichts aus. Eher im Gegenteil. Vielleicht würde dort ein netter Gesprächspartner auf sie warten. Ja, der Alkohol steuerte wahrlich ihre Gedanken. Doch bevor sie überhaupt einen weiteren Schritt ansetzten konnte, wurde sie von einer Stimme aufgehalten, die nur so vor Hohn und Missgunst getränkt war. Langsam drehte sie sich zu der Person um, der diese schreckliche Stimme gehörte. Ihre Gesichtszüge wollten ihr schon entgleisen, jedoch besann sie sich schnell und reckte ihr Kinn in die Höhe. „Was willst du von mir, Longbottom? Vor ihr stand wahrlich Frank Longbottom, eine Flasche Butterbier in der Hand, das Gesicht vor Hohn verzogen und trotz allem einfach unfassbar schön. Es war eine lange Zeit vergangen, in der sie sich nicht gesehen hatten. Wo schreckliche Erlebnisse abgeschlossen worden sind und doch bemerkte die Weasley, wie alte Wunden wieder aufzubrechen drohten. Durch einen einfachen Blick, durch eine einfache Geste, durch ein einfach gesagtes Wort. „Vielleicht möchte ich nur etwas Smalltalk halten? Es ist echt seltsam dich auf einer Party anzutreffen“, ließ Frank verlauten und Rose Magen zog sich schmerzhaft zusammen. „Ich bin mit Al hier“, erklärte sie ihrer früheren Liebe unnötiger Weise und tief in ihrem Inneren fragte sie sich, wieso sie in alte Muster zurück fiel. Sie war 24 Jahre alt – reif genug, um mit so einer Situation umgehen zu können. Jedoch verfiel in Sachen Liebe wohl das Mindesthaltbarkeitsdatum der jungendlichen Naivität nicht so schnell. Wie bitter. Frank ließ ein raues Lachen ertönen und nippe wie nebenbei an seinem Bier. „Was anderes hätte ich auch nicht gedacht.“ Schmerzhaft zog sich nun auch ihr Herz zusammen. Sie wollte nicht, dass er so von ihr dachte. Das er der Meinung war, dass sie ein kleines Mauerblümchen wäre, was nichts auf die Reihe bekam. Er sollte sie nicht für eine Versagerin halten – obwohl sie genau das war. „Wir sind halt so etwas wie beste Freunde“, murmelte sie heiser und plötzlich bemerkte sie die eisige Kälte, die sich in der freien Natur befand. Unsicher verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, um etwas mehr an Wärme zu gewinnen, jedoch funktionierte dies nur bedingt. Rose wusste, dass sie sich diesem Gespräch schnellstens entziehen musste, doch sie fand keinerlei Ausweg. Welche Ausrede sollte sie nutzen, um von ihm fort zu gehen, um sein Gesicht nicht mehr zu sehen und um nicht mehr seine Anwesenheit schmerzlich zu spüren? Sie musste schnell weg von ihm und so drehte sie sich langsam und ohne jeglichen Grund um, damit sie ihren eigentlich geplanten Weg fortsetzten konnte. „Ich sollte nun gehen“, brachte sie rau heraus, ehe er überhaupt eine Frage stellen konnte. Doch auch wenn sein Mund verschlossen blieb, das Handeln gab er nicht auf. Plötzlich bemerkte Rose, wie er ihre Hand schnellstens und mit einem festen Druck umschloss. „Bleib doch noch etwas“, hauchte er schon fast und wollte sie schon zu sich ziehen, doch Rose entriss ihm ihre Hand und funkelte ihn wütend an. „Lass mich einfach in Ruhe!“ Es war schon sehr seltsam, wie der Gemütszustand von unsicher auf wütend wechseln konnte. Es ging so schnell und tief in ihrem Inneren war die kleine Weasley so dankbar dafür. Das sie die Kraft besaß, sich Frank zu entziehen. Einfach ihren Weg fortsetzen zu können, was sie auch tat. Sie drehte sich keinesfalls mehr um. Ging in zügigen Schritten auf die Bank zu und nahm ein trügerisches Gefühl in ihrem Herzen mit. Es fühlte sich so an, als würden sich Eisenketten um ihr Herz schließen und es langsam und qualvoll zerdrücken. Es war so ein Gefühl, als hätte sie einen Fehler begangen, als müsste sie zu dem Longbottom gehen und auf ihn hören. Doch ihr Kopf sagte ihr, dass ihre Entscheidung richtig war. Nun galt es nur zu hoffen, dass er ihr nicht folgte, dass er sie in frieden ließ. Ein kleiner Blick über ihre Schulter verriet ihr, dass ihr Wunsch in Erfüllung gegangen war und Frank sich wohl wieder ins Haus verzogen hatte. Welch ein Glück. Als sie ihren Blick wieder nach vorne wandte, erschrak sie zutiefst, denn urplötzlich stand eine Person vor ihr, die sie beim besten Willen nicht bemerkt hatte. Sie spürte nur noch, wie sie gegen diese Person knallte und fast zu Boden ging, wären da nicht die zwei Arme, die sie umschlossen. Unsicher öffnete sie ihre, zuvor zugekniffenen Augen und sah langsam aber sicher auf. Die unbekannte Person hatte sie noch immer in seinen Armen und die Augen der Weasley wurden urplötzlich größer. Sie kannte diesen Mann nur zu gut. Vor nicht allzu langer Zeit, hatte er ihr ebenfalls geholfen und es war fast die gleiche Situation gewesen. Vor ihr stand doch wahrhaftig ihr Retter. Langsam löste sie sich von ihm und sah ihn schüchtern an. „Schon wieder einmal danke“, murmelte sie in ihrem nicht vorhandenen Bart und sofort bemerkte sie eine leichte Unsicherheit in den Zügen ihres Gegenübers. Eine kleine Erkenntnis über seine verzwickte Situation schoss durch ihren Kopf und schnell stellte sie sich wieder vor. „Ich bin es. Rose Weasley. Ich weiß nicht ob Sie mich noch kennen, aber nun ja“, fing sie viel zu schnell an und ihr Retter unterbrach sie schmunzelnd. „Ich weiß wer Sie sind. Nun ist es an der Zeit mich vorzustellen. Ich bin Scorpius Malfoy. Sehr erfreut.“ Und mit diesen Worten streckte er ihr seine Hand entgegen, welche Rose nur allzu gerne annahm. Unglaublich aber wahr. Scorpius Malfoy hatte Rose Weasley wieder getroffen. Nun lag alles nur noch am Schicksal. ~*~ Mhm ja. Kapitel Zwei (: Hoffe es hat euch gefallen. Eine kleine Anmerkung zum ersten Abschnitt, wo Scorpius zu Rose meint, dass sie nicht so starren soll. Er sieht dies ja keinesfalls. Er bemerkt nur, dass sie sich kein Stück bewegt un schließt einfach voreilige Schlüsse. x) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)