Bissige Liebe von Leons_Heart ================================================================================ Kapitel 7: 07. Kapitel Wenn Albträume wahr zu werden scheinen ------------------------------------------------------------- 07. Kapitel Wenn Albträume wahr zu werden scheinen Auch diese Nacht schlief Yu nicht besonders gut. Sie war zwar ruhig eingeschlafen, doch drehte sie sich jetzt von einer Ecke des Bettes zur anderen. Immer wieder murmelte sie etwas vor sich hin. Sie wollte weg, weg von dem Ort, an dem sie sich befand. „Nein… nicht… Ich will hier nicht weg. Bitte lass mich nicht gehen. Ich will hier bleiben.“ „Tze! Du wirst nicht hier bleiben. Du gehörst zu mir. Kuran-sama hat keine Zeit für ein kleines Mädchen wie dich. Tut mir leid, Herr Kuran, dass sie Ihnen so viel Ärger gemacht hat.“ „Sie hat keinen Ärger gemacht. Ich würde es vorziehen, sie hier zu behalten.“ Yu schaute Kaname verheult an. Sie krallte sich an seinen Ärmel. „Tut mir leid, aber ich möchte sie wieder mit zu mir nehmen. Ich hab sie damals gekauft und damit gehört sie mir, da ich sie nicht freigegeben hab.“ Er packte Yu grob am Arm und zog sie zu sich, weg von Kaname. „Kaname, Kaname!! Hilfe… Ich will nicht weg, bitte hilf mir!“ Sie hatte kaum Kraft, sich gegen ihn zu wehren. Der Reinblüter sah unbeeindruckt zu ihr und sah zu, wie sie durch die sich schließende Tür verschwand. „NEIN!!!“ Schweißgebadet und erschrocken wachte Yu auf. Sie war von ihrem eigenen Schrei aufgewacht und atmete schnell und unkontrolliert. //Ein Traum, nur ein Traum… Oh Gott, i-ich bin wach… ich bin wach…// Mit zittriger Hand strich sie sich über die Stirn und dir Wange, ließ ihre Hand durchs Haar fahren. „D-duschen… Ich muss duschen… o-oder baden…“ Nur langsam konnte sie sich aufsetzen und aufstehen. Wacklig und zitternd machte sie einen Schritt nach dem anderen. Die Badewanne zu erreichen war für sie wie ein Segen. Vor dieser hockend, ließ sie das Wasser einlaufen. Irgendwie schaffte sie es aufzustehen, um sich auszuziehen und in die Wanne sinken zu lassen. „H-heiß…“ Da die Wanne noch nicht ganz voll war, machte sie das heiße Wasser aus und das Kalte an. Als die Temperatur ok war und die Wanne voll, machte sie das Wasser ganz aus. Sie schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Immer wieder atmete sie tief ein uns aus. Ihr Herz war noch immer am rasen. Ihr Atem ging noch immer leicht stoßweise und etwas unregelmäßig. //Was war das nur für ein Traum?? Oh Gott, dieser Mann… Dieser Mann, bei dem ich aufgewachsen bin… Ich hoffe, dass Kaname ihn nicht wirklich kennt.// Ihr ganzes Innenleben war völlig durcheinander. Ihr Kopf war ein einziges Chaos aus Gedankenfetzen. Yu wollte sich nur für einen kleinen Moment ausruhen. Nur ein kleines Bisschen noch dösen. Einfach wieder Kraft tanken. „KANAME!!! Bitte hilf mir!!!“ „Schrei so viel du willst nach Kuran-sama. Er wird dir nicht helfen. Er ist schließlich froh, dich los zu sein, oder glaubst du wirklich, dass du ihm wichtig bist und etwas bedeutest?? Ha, süß, kleines naives Mädchen. Du solltest nicht so dumm sein und das denken.“ „Kaname…“ Mit tränennassem Gesicht sah sie durch die Scheiben der Limousine und zu Kaname, der im Wohnzimmer am Fenster stand. Er hatte die Gardine zur Seite gemacht und sah zu ihnen. Seine roten Augen schienen sich trotz dieser Distanz tief in sie hineinzubohren. So lang es ihr noch möglich war, sah sie zu ihm und hoffte, dass er raus und dem fahrenden Auto hinter laufen würde. Doch er blieb einfach am Fenster stehen. „Yu! Yu!! YU!! Yu, Yu!! Verdammt Yu, wach auf!!“ Erschrocken nach Luft schnappend riss Yu die Augen auf. Ihr Atem ging schnell und stoßweise. „Sch, Yu, ganz ruhig. Alles ist ok, wir sind da.“ Die sanfte Stimme gehörte einer bekannten Person. Yu kannte sie, konnte sie aber nicht zuordnen. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und sah zwei bekannte Personen vor sich. „S-Shiku?? H-Hanabusa?? Seid ihr das?“ „Ja, wir sind es. Alles ist gut, wir sind da.“ Die Blondhaarige strich ihr durchs Haar und über die Wange. „Was ist… p-passiert?“ „Du bist in der Badewanne eingeschlafen. Ich hab dich mit Hanabusa rausgezogen, du bist tief ins Wasser gerutscht.“ Als sich eine leichte Röte auf das Gesicht der Braunhaarigen legte, fügte Shiku noch hinzu: „Keine Sorge, er hat weggeschaut, er hat nichts von dir gesehen.“ „O-ok… Ich hab Durst…“ „Klar, hier ist schon was.“ Shiku hielt ihr ein Glas Wasser hin und ließ Yu trinken. „I-ich muss… noch was… machen.“ Yu wollte aufstehen, wurde aber Shiku sanft zurück aufs Bett gedrückt. „Du bleibst liegen und ruhst dich aus. Dir geht es nicht gut.“ „D-doch, mir geht es… gut…“ „Bitte sei nicht unvernünftig. Du bist fast ertrunken.“ //Worüber ich froh gewesen wäre//, dachte die Braunhaarige und meinte: „Ist ok, ich bleib… liegen. Und was ist mit Kaname?“ „Um den kümmern wir uns schon. Du bleibst hier liegen und ruhst dich aus.“ „Will ich nicht.“ „Glaub mir, du wirst gleich schlafen. Wir haben uns gedacht, dass du dich dagegen wehren willst und haben dir eine Schlaftablette im Wasser aufgelöst.“ „Ihr seid gemein… Ich will nicht… schlafen…“ Yu versuchte ihre zufallenden Augen auf zu behalten. „Ich will… nicht… schlafen…“ Die Blondhaarige strich durch ihr Haar und lächelte leicht. Als sie eingeschlafen war, deckte Shiku sie zu und verließ mit Hanabusa den Raum. „Was ist nur mit ihr los?“ „Wenn ich das nur wüsste, Hanabusa“, seufzte Shiku. „Aber sie schläft in letzter Zeit nicht mehr richtig, das merk ich… Und sie mag es hier noch immer nicht.“ „Stimmt… Das ist nicht zu übersehen. Was können wir nur machen?“ „Tja, gute Frage. Ich glaub, das liegt größtenteils an Kaname.“ „Da bin ich deiner Meinung und die Anderen sicher auch. Sie sagt allerdings nichts. Na komm Süße, wir gehen und machen unsere Sachen. Yu schläft jetzt und wird hoffentlich sehr lange heute schlafen.“ „Das hoff ich auch.“ Damit gingen die Beiden und machten ihre eigenen Aufgaben. Sie hatten Recht, Yu schlief wirklich sehr lange. Leider wussten sie nicht, dass sie immer wieder zwischendurch sehr unruhig schlief. Dass Albträume sie plagten und die Braunhaarige deswegen nicht schlafen wollte, wussten sie Beiden nicht. Woher auch? Schließlich hatte Yu es ihnen nie gesagt. Die meiste Zeit schlief Yu einigermaßen ruhig, weswegen sie auch gegen Abend einigermaßen entspannt aufwachte. //Was war passiert?? Es ist ja schon dunkel. Wie bin ich…?? Oh, stimmt ja, Shiku und Hanabusa. Sie haben mir eine aufgelöste Schlaftablette gegeben//, dachte sie und setzte sich langsam auf. Sie hielt sich den Kopf. //Aua… mir dröhnt der Kopf.// Als sie den Arm sinken ließ, erschrak sie leicht. Sie hatte Fingerabdrücke und leichte blaue Flecken auf ihren Armen, auch auf ihren Oberschenkeln. Sie strich sich über die freie Schulter und zuckte leicht. Durch einen Blick auf die Stelle bemerkte sie, warum sie gezuckt war. //Wie können da blutige Kratzer sein??// Die Braunhaarige überlegte und wusste es nach einigen Minuten dann. „Ein viel zu realer Traum“, murmelte sie. Sie stand auf und stellte sich ans Fenster. Dass sie noch immer nur im Badetuch war, merkte sie nicht. Selbst wenn sie es gemerkt hätte, es wär ihr egal gewesen. Yu fasste einen Entschluss: Würde Kaname heute beim Abendessen nicht da sein, würde sie zu ihm nach oben gehen und ihn runter holen. In ihren Augen konnte es nicht so weiter gehen. Ganz gleich, was Kaname für ein Arsch war, er war ein Freund von den anderen. Das hatte sie durch das kurze Gespräch über Kaname von allen erfahren. Schließlich hatte er früher schon mit ihnen zusammen gegessen. Sie suchte sich frische Sachen aus dem Schrank und verschwand im Bad. Innerhalb weniger Minuten war sie geduscht, abgetrocknet und angezogen, die Haare waren mit dem Handtuch so trocken gemacht, dass sie nur noch etwas feucht waren. Fest entschlossen, ihr Vorhaben wahrzumachen, ging sie nach unten und in den Esssaal. Sie war Shiku und Hanabusa nicht mal dafür böse, dass die Beiden sie zum Schlafen gebracht hatten. Sie hatte dadurch schließlich Kraft gewonnen. Unten sah sie alle an. „Kaname ist nicht da?“ „Yu-chan… Wie hast du geschlafen?“, fragte Ichiru. „Gut… Ist Kaname in seinem Zimmer oder ganz weg?“ „Er ist in seinem Zimmer und macht die Papiere.“ „Ok, danke.“ Sie drehte sich um und ging wieder nach oben. Ohne Anklopfen ging sie in sein Zimmer. „Kaname Kuran, beweg deinen Arsch nach unten. Du wirst mit uns allen zusammen essen.“ „Aha, und warum sollte ich das machen?“ „Sie sind doch deine Freunde, und Freunde essen zusammen.“ „Ich esse immer alleine.“ „Das ist schlimm. Komm mit runter, das ist viel schöner.“ „Weil du dann weißt, wo ich bin und musst in der Gegenwart der Anderen keine Angst haben, dass ich dir was tue?“ „W-was? Wie kommst du auf so was? Womit soll es was zu tun haben?“ „Na damit, dass es dann schöner wär.“ „Damit hat das gar nichts zu tun! Sie sind deine Freunde, für sie wäre es schön! Du bist so ein Arschloch!“ Sie holte aus und knallte dem Reinblüter eine. Während sie mit ihm gesprochen hatte, war sie zu ihm gegangen. Kaname machte die Ohrfeige allerdings nichts aus, weswegen er sie ruhig ansah. „So eine Angst, deine wahren Gefühle raus zu lassen? Ich seh doch, dass du vor deinen Albträumen davon läufst.“ Er lachte kurz und leicht auf, als er ihren erschrockenen Blick sah. „Ja, du hast richtig gehört. Ich hab mitbekommen, dass du Albträume hast. Bestimmt ist das der Grund, weswegen du weggelaufen bist.“ „D-du Arschloch!“ Sie knallte ihm noch mal eine und flüchtete dann aus seinem Zimmer. Sie hatte nicht aufgeben wollen. Doch mit der Konfrontation, dass er wusste, dass sie Albträume hatte und sich scheinbar drüber lustig machte, kam sie nicht klar. Bevor sie in den Esssaal ging, atmete sie noch mal tief durch, um sich wieder zu fassen. Dann betrat sie den Raum und setzte sich zu den Anderen. Niemand verlor ein Wort über Kaname. Es war durch ihre Frage offensichtlich gewesen, dass sie ihn runter holen wollte und scheinbar gescheitert war. Sie war ihnen dankbar, dass niemand nach ihm fragte. Nach dem Essen ging sie wieder in ihr Zimmer. Sie musste noch die Papiere fertig machen, die sie am Vortag bekommen hatte. Nach ihrer Aktion, Kaname aus heiterem Himmel zu küssen, war sie nicht mehr zum Arbeiten in der Lage gewesen. Auf ihrem Bett sitzend las sie sich die Texte durch und machte das, was Kaname ihr gesagt hatte. Sie hatte schnell gelernt und kam problemlos mit den Sachen klar. Ab und an musste sie jemanden der anderen fragen, das aber selten. Es klopfte an der Tür und auf ein kurzes „Herein“ ihrerseits betrat ein braunhaariger, junger Mann ihr Zimmer. Sie sah nicht auf, sondern konzentrierte sich weiterhin auf die Zettel. Kaname sah sie von oben bis unten an. Es war für ihn verführerisch, wie sie da saß und auf ihre Arbeit konzentriert war. Sie trug eine rosane Bluse und eine dunkelblaue Röhrenjeans. Ihr Haar hatte sie mit einer großen Spanne am Hinterkopf zusammengesteckt. //Verführerisch…//, dachte er nur. „Ich hatte heute Mittag einen interessanten Anruf“, meinte er direkt ohne Umschweife. Wie beabsichtigt sah Yu ihn an. „Ein Mann rief an und fragte nach einem Mädchen, dessen Beschreibung auf dich passt.“ „Und warum sagst du mir das?“ „Er nannte auch noch einen Namen. Und rate doch mal, wie sie heißt.“ „Keine Ahnung. Woher soll ich das schon wissen?“ „Sie heißt genau wie du.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich neben der Tür an die Wand. „Wegen ihm bist du also bei mir gelandet. Du bist weggelaufen.“ „Wovon redest du? Ich hab keine Ahnung, was du meinst.“ „Ich hab ihn vorhin angerufen, er wird in ca. 2 Stunden hier sein. Mach dich schick und sorg für ein bisschen Tee, Kaffee und eine kleine Mahlzeit.“ Dass sie schon gegessen hatte, wusste er, doch war es ihm egal. Sie wusste, sie würde mitessen müssen. Allein bei dem Gedanken, in 2 Stunden wieder was essen zu müssen, wurde ihr schlecht. Trotzdem fügte sie sich dem, da sie damit ihre Furcht zu überspielen hoffte. Dass er ihre Furcht schon gespürt hatte, daran dachte sie nicht. „Gut, dann mach das und setz dich danach wieder an die Papiere, bis ich dich rufen lasse.“ Er drehte sich um und verließ ihr Zimmer ohne auf eine Antwort zu warten. Yu schluckte heftig. Ihr wurde schlecht. //Ich glaub das nicht. Ich hoffe, dass es nicht DER Kerl ist…// Mit zittrigen Händen und Beinen stand sie auf. Sie verließ langsam ihr Zimmer und ging genau so langsam nach unten zur Küche. Dort sagte sie der Dienerin, was Kaname wollte und ging dann wieder in ihr Zimmer, nachdem sie die Bestätigung der jungen Frau bekommen hatte. Sie schaute im Schrank nach einem schönem Kleid, oder einem Top mit passender Hose oder Rock. //Vielleicht finde ich auch ein Hasenkostüm, das meinen Körper komplett verdeckt.// Sie fand nach vielem Überlegen an jedem Klamottenteil etwas Negatives, was sie davon abhielt, es anzuziehen. Zwar gefielen ihr die Sachen alle, doch würde sie das in Kanames Gegenwart nicht zugeben. Schließlich fand sie ein weinrotes Kleid mit großzügigem Ausschnitt. Sie überlegte angestrengt, fand nur leider nichts, was ihr nicht dran gefiel. //Shit… Nun muss ich es anziehen.// Sie fand sogar die dazu passenden Schuhe mit leichtem Absatz – die Schuhe waren ebenfalls weinrot. Sie suchte sich noch frische Unterwäsche – Höschen und BH zueinander passendend – raus und legte alles auf den Stuhl am Schreibtisch, die Schuhe stellte sie neben den Stuhl. Sie hatte noch Zeit und setzte sich erst mal wieder vor die Aufgaben. Umziehen und fertig machen brauchte sie sich erst in mehr als einer Stunde. Sie hatte noch genug Zeit. Dass sie die Zeit völlig vergessen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Es klopfte an der Tür und eine Dienerin betrat ihr Zimmer. „Yu-sama? Der Herr erwartet Sie unten.“ Yu sah auf. „Warum jetzt schon? Es ist doch noch genug Zeit.“ „Ähm, nein… Wir haben bereits 20 Uhr. Der Gast des Herrn ist gerade angekommen.“ „Es ist schon… 20 Uhr??“ Sie sah auf die Uhr auf ihrem Nachttisch. Es war ca. 18 Uhr rum gewesen, als sie der Dienerin Bescheid gegeben hatte. „Shit, ich hab die Zeit vergessen.“ Yu sprang auf und zog sich einfach um. Dass die Dienerin noch da war, störte sie nicht. Waren sie doch beide Frauen. „Warten Sie, ich helfe Ihnen mit Ihren Haaren.“ Die junge Frau stellte sich hinter Yu und machte ihr die Haare wieder ordentlich zusammen. „Danke“, gab Yu von sich, woraufhin sich die Dienerin verbeugte. „Es ist mir eine Ehre, Ihnen zu helfen.“ Yu nickte nur und verschwand aus dem Zimmer. Unbewusst überraschte es sie, dass sie auf den Absätzen so schnell laufen konnte und nicht umknickte. Sie ging die Treppe runter und direkt zum Esssaal. In der Tür blieb sie stehen. Natürlich merkte Kaname sofort, dass sie da war. Er drehte sich auf dem Stuhl um und sah sie direkt an. Es ließ seinen Blick von oben bis unten und wieder zu ihrem Gesicht wandern. //Also das Kleid ist… wow… also… Verdammt, bringt sie mich grad echt aus der Verfassung?? Kaname, reiß dich zusammen//, dachte er und meinte: „Setz dich.“ Sie wollte weiter gehen, um sich neben Kaname zu setzen, doch ihre Füße wollten ihr nicht gehorchen. Es war, als wenn diese noch eine extra Einladung bräuchten. Die Braunhaarige atmete tief durch und ging dann weiter, setzte sich anschließend neben Kaname und mied sofort den Blick zu dem Mann, der ihnen gegenübersaß. Wie auf Kommando brachte eine andere Dienerin Tee und Kaffee. Da sie wusste, dass Yu als Einzige von den jetzt anwesenden Personen Tee mochte, bekamen Kaname und der Mann eine Tasse Kaffee und Yu den Tee. Dann verließ sie den Raum sofort wieder. „Sie haben sicher Hunger“, meinte Kaname und trank einen Schluck Kaffee. „Ich hab dafür gesorgt, dass eine Kleinigkeit zu Essen vorbereitet wird.“ „Vielen Dank, das wär nicht nötig gewesen.“ „Sie haben einen weiten Weg hinter sich. Ich hoffe doch, dass es Ihnen schmeckt.“ Yu ließ die beiden Männer einfach reden und trank schweigend ihren Tee. Sie hing ihren Gedanken nach, hoffte, dass es schnell vorbei war. Einige Minuten später wurde das Essen gebracht; paniertes Schnitzel mit Reis und einer würzigen Currysoße. Dazu hab es einen Salat. Yus Meinung nach, eine komische Kombination. Sie hätte zu dem Reis gebratene Nudeln vorgezogen. //Wahrscheinlich ist Kaname später in die Küche und hat genau gesagt, was gekocht werden soll. Konnte er nicht eine bessere Zusammenstellung sagen??//, dachte sie, sich vollkommen bewusst, dass er ihre Gedanken las. Komischerweise war es ihr gerade völlig egal. Eher gelangweilt begann sie mit dem essen. Kaname und dem Mann hörte sie kaum zu. Sie hörte nur ab und an das ein oder andere, was sie sagten. „In deinem Leben wird es nun wieder nur deine Arbeit hier geben. Und denke daran, noch immer wirst du bestraft, wenn du Befehle missachtest oder etwas falsch machst.“ Sie nickte nur traurig. Sie wollte einfach nur zurück zu ihm. Zu Kaname zurück. Ganz gleich, wie gemein er war, sie wollte bei ihm sein. Sie wollte… „… u gehört??“ Verwirrt und aus ihrem plötzlichen und kurzen Tagtraum gerissen, sah sie auf und den Reinblüter an. „W-was?“ „Ich hab gefragt, ob du gehört hast.“ „Ähm, nein… tut mir leid.“ Kaname seufzte auf und sie hatte das Gefühl, dass nicht nur eine leichte Genervtheit mitschwang. In seinem Seufzen war noch was anderes gewesen. War es… Trauer gewesen? Ach was, so ein Unsinn, nicht bei Kaname Kuran. „Geh und pack deine Sachen. Er nimmt dich mit, hier hast du nie hingehört!“ Diesen Satz hörte sie in ihrem Kopf von ihm sagen. Dass sie gehen sollte. Doch sein Satz überraschte sie. „Ich hab gesagt, dass du nicht in deinem Essen rumstochern sollst. Wenn du keinen Hunger hast, dann lass es stehen.“ Und wieder hatte sie das Gefühl, dass in seiner Stimme wieder etwas anderes mitschwang, als nur der scharfe Tonfall – diesmal aber glaubte sie, dass es keine Trauer war, sondern eine gewisse Art von Sanftheit, die sie sich aber auch nicht vorstellen konnte. Yu sah auf ihren Teller und errötete leicht. „Oh…“ Wie schon beim Essen neulich hatte sie ihr Essen übel mit der Gabel zugerichtet. „Tut… tut mir leid…“ „Schon ok, lass es einfach stehen.“ Sie nickte und schob den Teller etwas von sich, um nicht gedankenverloren doch noch versehendlich weiter zu stochern. Sie widmete sich dann einfach ihrem Tee, den sie stillschweigend trank. „Sagen Sie, worum genau geht es nun? Sie sagten, dass Sie darüber gern persönlich mit mir sprechen wollten.“ Der Reinblüter wischte sich den Mund mit der Servierte ab und legte diese auf seinen leeren Teller. Dann trank er von seinem Kaffee. „Es geht um Ihre… wie sagten Sie, Platina?...“ Auf Kanames Nicken hin sprach er weiter: „Ihre Platina war einmal bei mir beschäftigt. Sie hatte es immer gut bei mir, dann war sie plötzlich nachts verschwunden. Nur durch Zufall fand ich heraus, dass Sie nun bei Ihnen ist, Herr Kuran.“ „Verstehe. Und nun wollen Sie sie wieder mitnehmen, versteh ich das richtig?“ „So ist es.“ „Mmmhhh…“ Mehr gab Kaname nicht zurück. Yu hoffte inständig, dass Kaname sie nicht fortschickte. Sie wollte nicht wieder diese Schmerzen erleiden. Wollte nicht mehr geschlafen und gequält werden. Plötzlich stand Kaname mit einem eleganten Schwung auf, was Yu zucken ließ, da sie damit nicht gerechnet hatte. „Danke für Ihren Besuch. Ich werde Sie zur Tür geleiten.“ Auch der Mann stand auf. „Vielen Dank, dass ich sie wieder mitnehmen kann. Ich dachte schon, ich-.“ „Ich sagte nichts davon, dass Yu mit Ihnen mitkommt. Ich sagte nur, dass ich Sie zur Tür bringen werde. Ob ich sie wieder in Ihre Obhut lasse, das muss ich mir noch überlegen. Schließlich hilft sie bei meinen Papieren sehr gut.“ Dem Mann gefiel diese Antwort nicht, ließ es sich aber nicht anmerken. Kaname jedoch konnte seinen Ärger spüren und auch, dass er den Reinblüter verfluchte für so eine Antwort und für so ein Handeln. Die Braunhaarige stand mit leicht zittrigen Beinen auf und war erleichtert, dass Kaname sie nicht einfach wegschickte. Sie folgte den beiden Männern zur Tür und nickte zum Abschied nur. Als sich die Tür geschlossen hatte und einige Minuten später der Wagen des Mannes vom Hof fuhr, sah Kaname sie scharf an. „Bevor du ansetzt: Ich werde nach wie vor keinen Ungehorsam dulden.“ „Ja, ich weiß…“ Kaname ging an ihr vorbei, die Treppen hoch und verschwand nach einigen Sekunden aus ihrem Blickfeld. Sie krallte sich in ihr Kleid und ließ, den Tränen freien Lauf lassend, ihrem Kopf hängen. Was hatte sie erwartet? Dass Kaname sie wegen dem Outfit mit aufs Zimmer nahm und dann verführte?? Hatte sie das wirklich geglaubt?? Gehofft?? //Beruhige dich wieder, du kannst hier bleiben. Da ist es egal, dass er dir indirekt eine Abfuhr gegeben hat//, dachte sie und atmete tief durch. Dann drehte sie sich von der Tür weg und ging langsam zur Treppe, die sie Stufe für Stufe erklomm. In ihrem Zimmer ließ sie sich aufs Bett fallen und drückte ihr Gesicht ins Kissen, in das sie weinte und schluchzte und so ihre Geräusche dämpfte. ~*~ >07. Kapitel Wenn Albträume wahr zu werden scheinen< ende~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)