Still a Child von abgemeldet (Geschehnisse nach Episode 41 (FMA Brotherhood)) ================================================================================ Kapitel 1: The injured Child ---------------------------- „Und wo sollen wir jetzt verflucht noch mal einen Arzt finden?“ Darius verfluchte innerlich die Situation genauso wie sein Partner Heinkel. Die beiden Chimären hatten es irgendwie unbemerkt geschafft aus dem Minenschacht und aus Briggs zu flüchten. Bei klirrender Kälte und trotz all der Schmerzen, die sie von dem Einsturz der Mine erhalten hatten, hatten sie es bis nach North City geschafft. Nur um jetzt nicht mehr zu wissen, wie es weiterging. Es war nach Mitternacht, es war verflucht kalt, kein Mensch war mehr auf der Straße, sie waren müde, erschöpft und verletzt und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzten... Darius drehte sich zu Heinkel um, beachtete aber nicht seinen Partner, sondern die Gestalt in seinen Armen. Der Fullmetal Alchemist hatte seit der kleinen Notoperation in der Mine nicht mal mehr gezuckt und so langsam hatte er die Befürchtung, dass der Winzling schon tot war. Warum waren sie noch mal auf die beknackte Idee gekommen einen Arzt zu suchen? Stimmt ja, weil der Knirps ihnen beiden das Leben gerettet hatte. Und man konnte vielleicht von Darius behaupten, dass er grob war und auch ohne seine Transformation in einen Gorilla Ähnlichkeiten mit diesem Tier aufzuweisen hatte. Aber undankbar waren er und Heinkel bei weitem nicht. „Dieser Ort sieht nicht so aus, als ob er ein Krankenhaus aufzuweisen hat.“, murmelte Darius. „Das habe ich mir auch schon zusammengereimt.“, kam es bissig zurück. Genau wie es von einer Löwen-Chimäre zu erwarten war. „Wir haben keine andere Wahl, als zu suchen.“ Mit einem Seufzen gab Heinkel ihm recht und beide traten aus dem Schatten der Gasse raus, in der sie sich bis jetzt versteckt hatten. Zusammen gingen sie durch die Straßen der kleinen Stadt. Als ein eiskalter Wind durch ihre Kleider wehte, klapperten ihre Zähne hörbar aufeinander. Doch beunruhigender war wieder das fehlende Lebenszeichen von dem Fullmetal-Kind. Darius war kurz davor aufzugeben, weil sie schon an der Stadtgrenze angekommen waren, als eine Tür knarrend an einem Haus aufgestoßen wurde. Schnell verdrückten sie sich in einer Gasse und Darius lugte vorsichtig um die Ecke. Da war ein alter Herr mit einer großen Ledertasche, der einem Mann im Türrahmen die Hand schüttelte. „Danke, dass sie meinem Kind geholfen haben.“, sagte der Mann. „Es war mir ein Vergnügen mit ihnen Geschäfte zu machen.“, sagte der Alte mit krächzender Stimme. „Sorgen sie nur dafür, dass ihre Tochter eine Woche lang diese Pillen nimmt. Das Honorar können sie mir diese Woche noch zukommen lassen. Sie wissen ja, wo meine Klinik ist.“ Pillen, Honorar, Klinik? „Jackpot!“, sagte Darius, als er beobachtete, wie der Mann sich von dem Alten verabschiedete und die Tür sich schloss. „Der Alte ist Arzt.“ Heinkel schaute ebenfalls um die Ecke und runzelte die Stirn. „Meinst du? Für mich sieht der so aus, als könnte er nicht mal einen Löffel mit Essen ohne Zittern zum Mund führen.“ „Besser als nichts, oder?“ „Auch wieder wahr. Los!“ Darius rannte los und sprang dem alten Mann in den Weg. Zu seiner Überraschung und Erleichterung bekam er keinen Herzinfarkt. Mit neugierigen Augen sah er zu ihm hoch. „Was wünschen der Herr?“ „Gehe ich richtig in der Annahme, dass sie Arzt sind?“, fragte Darius mit dunkler Stimme. Der Alte zog eine Augenbraue hoch. „Wer will das wissen?“ „Ich und mein Partner sind Soldaten.“ „Vom Briggs-Stützpunkt?“ „Ist das notwendig zu wissen?“ Darius verzog das Gesicht, als der Alte lachte. „Eigentlich ist mir egal, wen oder was ich behandle. Solange sie zahlen können.“ Geld regiert die Welt, dachte Darius genervt, ehe er kurz überlegte. Er und Heinkel hatten keine Münze bei sich. Aber der Fullmetal Alchemist... Ein Staatsalchemist hatte mit Sicherheit das notwendige Geld. „Wir können zahlen.“ Der Alte grinste. „Dann seit ihr herzlichst willkommen.“ Darius atmete erleichtert auf und winkte, damit Heinkel aus seinem Versteck kam. Der Opa runzelte die Stirn, als er das unförmige rote Bündel in seinen Armen sah. „Drei Personen?“ „Wir sind nicht so schwer verletzt wie er.“, sagte Heinkel. Der Arzt zuckte nur mit den Schultern und im Eilschritt gingen sie zu einem Haus, welches beinahe am Stadtrand lag. Im obersten Stockwerk des Hauses angelangt, schloss der Alte eine Tür auf, die Wohnung dahinter war noch hell erleuchtet. „Liebling, Kundschaft!“ Eine Frau, die noch älter und runzeliger war als der Mann, kam aus einem Nebenzimmer. Sie schien genauso unbeeindruckt von Heinkels und Darius Auftreten zu sein, wie ihr Mann. „Sie meinte, sie hätten einen Notfall dabei.“ Die Alte musterte sie beide. „Sie beide haben aber auch schon mal bessere Zeiten erlebt.“ Dann kicherte sie über ihre eigene Aussage. Die Oma war vielleicht ein wenig schräg, aber seltsam sympathisch. „Bringt ihn nach hier!“, sagte der Alte und deutete ins Nebenzimmer. Heinkel folgte der Anweisung, Darius direkt hinter ihm. „Ich denke, sie sollten ihn zuerst behandeln.“ Heinkel legte den Fullmetal Alchemist auf das vorhandene Bett ab und die beiden Ärzte beugten sich über den Patienten. Als der Opa die rote Kapuze von seinem Gesicht zog, sah er verwundert zu ihnen hoch. „Das ist ja noch ein Kind!“ Darius zuckte mit den Schultern. „Meiner Meinung nach ist er nur etwas kurz geraten.“ Die Ursache für das Problem mussten die Ärzte nicht lange suchen. Der riesige Blutfleck auf dem Mantel am Bauch war ja nicht zu übersehen. Sie machten sich vorsichtig daran, die Kleidung vom Leib des Jungen zu schneiden. „Darf ich fragen, was passiert ist?“, fragte die Frau. „Wir sind eine Mine runtergestürzt, als diese eingebrochen ist.“, antwortete Heinkel. Als das alte Ehepaar die Wunde freilegte, verzog Darius das Gesicht. Auch wenn der Knirps die Wunde notdürftig geschlossen hatte, toll sah das da nicht besonders aus. Die Haut war schrumpelig wieder zusammengewachsen und der gesamter Unterleib war ein einziger blauer Fleck. „Innere Blutungen im Abdomen.“, murmelte sie Frau. „Ist er auf etwas draufgefallen? Wisst ihr, woher die Narbe kommt?“ „Er ist“, Darius hustete. „von einem Stahlträger durchbohrt worden. Er hat die Wunde notdürftig mit Alchemie verschlossen, nachdem wir ihm das Ding aus dem Bauch gezogen haben.“ Die beiden starrten ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Verständlich, wer glaubte auch, dass so ein Pimpf das schaffte. „Der Kleine ist Alchemist?“, fragte der Opa. „Er ist Staatsalchemist.“ „Der Zwerg?“, platzen beide gleichzeitig heraus. Heinkel stöhnte genervt. „Wir wissen, dass er winzig ist. Könnten sie jetzt bitte etwas unternehmen?“ Kurze Zeit war es still, ehe die beiden anfingen Vorbereitungen zu treffen. „Wir müssen operieren.“, sagte die Oma. „Schaffen sie ihn auf den Tisch im Wohnzimmer.“ Vier Stunden später saßen Darius und Heinkel immer noch in dem Krankenzimmer in das sie beide verband worden waren, nachdem sie notdürftig bei den Vorbereitungen geholfen hatten. Sie hörten zu, wie nebenan leise mit Instrumente gearbeitet wurde und die beiden medizinisches Zeug labberten, von dem beide keine Ahnung hatten. In der zweiten Stunde war die Oma zu ihnen gekommen, um sie zu behandeln. „Wie geht es ihm?“, fragte Heinkel. Während die Oma ihre Verletzungen betrachtete, runzelte sie konzentriert die Stirn. „Nicht besonders gut. Es ist ein Wunder, dass er noch lebt und beeindruckend, was er da geschafft hat. Hätte er sich nicht selbst versorgt, wäre er innerhalb von Sekunden verblutet.“ „Also wird er es schaffen?“ „Das habe ich nicht gesagt. Er hat eine Menge Blut verloren und seine Organe sind wortwörtlich zerfetzt worden. Ganz am Anfang habe ich gedacht, dass ihr einen Scherz mit dem Stahlträger gemacht habt, aber das hat sich mittlerweile ja wohl als wahr herausgestellt.“ Darius kniff die Augen zusammen. „Hat er denn wenigstens eine Chance?“ „Sie wäre größer, wenn man ihn in eine bessere Klinik bringen könnte.“ Die beiden Chimären sahen sich an, ehe Heinkel sagte. „Es wäre im Moment nicht sehr klug, wenn sich einer von uns oder er sich in der Öffentlichkeit blicken lassen würde. Können sie ihn nicht hier behalten und versorgen? Und wenn es geht...“ Die Oma sah sie stirnrunzelnd an, ehe sie grinste. „Wir sollen also Stillschweigen bewahren?“ Beide nickten. „Kein Problem. Aber das kostet extra!“ Oh Mann! Nachdem sie zugestimmt hatten und die Oma sie beide sowohl genäht, desinfiziert und verbunden hatte, war sie wieder nach nebenan verschwunden. Zwei weitere Stunden später öffnete sich schließlich die Tür und der Opa nickte ihnen zu. Darius und Heinkel traten in das Wohnzimmer. Der Geruch von Blut lag schwer in der Luft, obwohl alle Fenster aufgerissen worden waren. Auf dem Boden lagen Bündel von blutgetränkten Handtüchern und Wattebäuschen. Die zerschnittene Kleidung des Fullmetal Alchemist lag in einem unförmigen Haufen neben der Tür. Der Körper des Jungen war mit einem Lacken zugedeckt. „Ihr wisst nicht zufällig, weswegen er die Automails hat, oder?“, fragte die Oma. Darius schüttelte mit dem Kopf und trat an den Tisch, um die Operationsnarbe zu betrachten. Das Ding war gut zwanzig Zentimeter lang. Die Oma wusch währenddessen vorsichtig das Blut von seinem Oberkörper und Gesicht. „Armer Junge. Was hat er wohl schon Schlimmes erlebt? Er ist doch wahrscheinlich noch nicht mal volljährig.“ Darius betrachtete das schlafende Gesicht von dem Fullmetal Alchemist. Er und Heinkel wussten wirklich nichts über ihn. Und die Frage, warum jemand in so jungen Jahren Staatsalchemist wurde und zwei Extremitäten von ihm aus Metall bestanden, war eigentlich eine berechtigte Frage. Auf Befehl der Ärzte trug er den Jungen zurück in das Patientenzimmer und auf das Bett, bevor er ihn zudeckte. Die Oma schloss ihn noch an eine Bluttransfusion und drehte sich dann zu Darius um. „Beobachten sie ihn bitte für den Rest der Nacht. In welcher Beziehung stehen sie zu dem Patienten?“ Verwirrt blinzelnd sah er zu Heinkel. Der schaltete Gott sei dank schneller als er. „Wir sind bloß Kollegen.“ „Sie sind nicht verwandt oder verschwägert?“ „Wie gesagt, nur Kollegen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wieso verstecken sie sich dann hier mit ihm?“ Darius kniff die Augen zusammen. „Ich dachte, wir bezahlen Sie zusätzlich fürs Stillschweigen.“ Sofort gab die Oma Ruhe und wollte das Zimmer verlassen. Doch da sagte Heinkel: „Wir haben ihm unser Leben zu verdanken.“ Darius seufzte darauf und kratze sich am Kopf. „Wir begleichen lediglich eine Schuld.“ Er konnte förmlich spüren, wie die Frau kurz sanft auflächelte, ehe sie die Tür schloss. Kaum war das geschehen, stöhnte Heinkel erleichtert auf. „Oh Mann! Wir werden weich.“ „Wir sind es ihm wirklich schuldig.“, sagte Darius. „Wir danken ihm so dafür. Du musst ihm ja nicht weinend um den Hals fallen.“ Heinkel lachte. „Habe ich auch nicht vor.“ Als Darius gähnte, lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. „Geh ruhig schlafen. Ich passe schon auf. Es sind sowieso nur noch drei Stunden bis Sonnenaufgang.“ Darius nickte, warf einen letzten Blick auf den Fullmetal Alchemist und lehnte sich dann zurück. Es dauerte keine fünf Minuten, bis er eingeschlafen war. Heinkel war hundemüde und er tat seit zwei Stunden nichts anderes als zu gähnen. Er war erschöpft und das Schmerzmittel, dass die Oma ihm gegeben hatte, machte ihn schläfrig. Aber Wache zu halten war er schließlich gewohnt. Außerdem erwischte er sich permanent dabei, dass er auf die Straße sah und Ausschau nach Soldaten hielt. Er wurde erst davon abgelenkt, als die Bettlaken anfingen zu rascheln. Er wandte den Blick von der Straße ab und sah zum Bett. Der Fullmetal Alchemist bewegte sich. Vorsichtig näherte er sich dem Bett. Der Junge stöhnte leise auf, seine Hände verkrampften sich, Schweißtropfen liefen über sein Gesicht. „Al...Winry...“ Gemurmelte Namen kamen über seine Lippen, die metallene Hand klickte leise, als die Glieder sich öffneten und schlossen. „Fullmetal.“, sagte Heinkel leise und rüttelte leicht an seiner Schulter. „Kannst du mich hören?“ Goldene Augen öffneten sich und blickten für einen Moment leer an die Decke, ehe sie sich ihm zuwandten. „Wer...wo...“, krächzte er mit heiserer Stimme. „Du bist in einer kleinen Klinik.“, sagte Heinkel. „Wir haben dich hierhin gebracht. Erinnerst du dich daran, was passiert ist?“ Für einen kurzen Moment war es gespenstisch still im Raum, ehe sich die Augen des Jungen weiteten und er versuchte sich aufzusetzten. „Kimbly...wo ist er?“ „Nicht hier!“ Heinkel drückte ihn zurück in die Kissen. „Bleib liegen!“ „Nein...ich muss...hinter Kimbly her...die anderen...Gefahr...“ „Du gehst nirgendwo hin! Du wurdest gerade Stunden lang wieder zusammengeflickt. Einen Teufel wirst du tun.“ Ob er es aufgab sich gegen ihn zu wehren oder ob er keine Kraft mehr hatte, wusste Heinkel nicht. Jedenfalls versuchte er sich nicht mehr aufzusetzten. Aber er wälzte sich im Bett, die Hände ins Bettlaken gekrallt und mit schmerzverzerrten Gesicht. „Alles okay?“ „Es...tut...so weh...“ Heinkel seufzte und strich sich mit einer Hand über das Gesicht. Schweigend betrachtete er den Jungen. „Trotz allem bist du immer noch ein Kind.“, murmelte er. Suchend sah er sich im Zimmer um und erblickte die Ledertasche, die der Arzt stehen gelassen hatte. Nach kurzem Wühlen fand er ein Fläschchen Morphium und eine Spritze. Wenigstens die richtige Dosierung hatte er dank der Militärschule noch im Kopf. „Wir werden erst mal hier bleiben.“, erklärte er ihm. „Solange bist du wieder in Ordnung bist. Verstanden?“ Wieder blickten ihm diese goldenen Augen entgegen. So viel lag in ihnen. Schmerz, Angst, Trauer, aber auch Entschlossenheit. Was für ein Junge! Als Heinkel ihm die Spritze gab, sah er ihn neugierig an. „Fullmetal, wie heißt du eigentlich richtig?“ Das Gesicht des Jungen wurde entspannter, als das Morphium anfing zu wirken. „Elric...Edward Elric...“ Heinkel grinste, als er zusah, wie der Junge wieder einschlief. „Was für ein passender Name.“ ^^ wie schon in der Kurzbeschreibung gesagt, ich habe mir einfach mal überlegt, wie es nach Episode 41 weitergegangen ist ^^ ich hoffe, dass euch der kleine one-shot gefallen hat und so zur info: das was heinkel da zum schluss gesagt hat, spielt auf die bedeutung des namens Edward an. Es bedeutet folgendes: Edward Aus dem Altenglischen. Bedeutung: ead = „Erbgut; Besitz“ und weard = „Hüter; Schützer“. lg NikaEvelina Kapitel 2: The crying Child --------------------------- „Wir haben ein Problem.“ Heinkel sah auf, nachdem er Edward die letzte Dosis Morphium gegeben hatte, die die kleine Flasche hergegeben hatte. Die Oma stand in der Tür, den Blick auf den Jungen geheftet. „Was meinen sie mit Problem?“, fragte Darius, der durch ihr Erscheinen aufgewacht war. „Unsere Morphiumvorräte gehen zur Neige. Das meiste haben wir bei der Operation des Jungen verbraucht. Wir müssen gehen und neues kaufen, anders kann der Junge die Heilung gar nicht überstehen.“ „Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt.“ Darius runzelte die Stirn. „Der nächste Ort, wo man Morphium beschaffen kann, ist das Krankenhaus im nächsten Dorf. Und das ist mindestens eine halbe Tagesreise von hier entfernt, durch die Schneestürme kann es sogar noch länger dauern.“ Fluchend strich Heinkel sich über den Bart und sah dann zum schlafenden Alchemisten. Die gegebene Dosis würde ihre Wirkung in spätestens sechs Stunden verloren haben. Berechnete man das Ganze im Bezug auf eine Zeitspanne von achtundvierzig Stunden waren das zweiundvierzig Stunden Schmerzen. Schmerzen wie in dieser verfluchten Mine. „Verdammt!“, flüsterte er. „Haben sie nicht noch andere schmerzstillende Mittel?“ „Nichts, was man ihm verabreichen könnte. Tabletten kann er nicht schlucken, geschweige denn essen oder trinken.“ Die Oma zuckte mit den Schultern. „Wir mussten seinen Magen wieder zusammennähen. Es dauert seine Zeit, bis so ein Organ wieder einigermaßen verheilt ist. Bis dahin wird er künstlich ernährt.“ Na großartig! Er und Darius hatten keine andere Möglichkeit, als hier zu bleiben und sich bedeckt zu halten. Vielleicht konnte einer die beiden begleiten, damit sie schnell voran kämen, aber das wäre auch schon alles, was sie tun könnten. Einer musste hier bleiben. Darius schien auf den gleichen Schluss gekommen zu sein. Er nickte und stand auf. „Ich werde mit ihnen kommen.“ Die Oma nahm das schweigend zur Kenntnis und warf Heinkel einen durchdringenden Blick zu. „Mein Mann wird ebenfalls hier bleiben, um für die Patienten in der Stadt da zu sein. Aber er wird nicht immer hier sein, von daher...“ „Ich pass auf ihn auf.“ Heinkel ging ans Fenster und sah auf die schneebedeckten Straßen. „Sie könnten mir allerdings einen Gefallen tun.“ „Der wäre?“ „Beeilen sie sich gefälligst!“ Die Oma lachte kurz auf. „Ich habe nicht das Bedürfnis mir den Hintern in der Kälte allzu lange abzufrieren, Mister.“ Er gestattete sich ein Schmunzeln und nickte seinem Partner zu, der schließlich durch die Tür verschwand. Im Zimmer war es, trotz der Sonne von draußen, relativ dunkel, was die Stimmung nicht gerade hob. Bei Gott, er hatte mit Sicherheit zwei höllische Tage vor sich. Vom dem Jungen ganz zu schweigen. Edward wachte fünf Stunden, nachdem Darius und die Oma aufgebrochen waren, auf. Seine Sicht war trüb und verschwommen, so als würde er alles durch einen leichten Schleier sehen. Als er versuchte seinen Körper zu bewegen, fühlte er eine eigenartige Taubheit, sein Kopf fühlte sich viel zu schwer an. Er versuchte den linken Arm zu bewegen und es klappte, auch wenn er seine Gliedmaßen kaum spüren konnte. Ein Schatten legte sich über ihn und er sah ein verschwommenen Gesicht. „...Elric...“ Aus weiter Ferne hörte er eine Stimme. Oder eher gedämpft. Es war, als hätte man Watte auf seine Ohren gedrückt. „Kannst du mich hören?“ Er nickte schwach und endlich erkannte er den Jemand. Groß, blond, ein Bart und eine Brille auf der Nase. Edward wusste nicht, ob er erfreut sein sollte Heinkel zu sehen oder beunruhigt. Auch erinnerte er sich diesmal direkt daran, was passiert war. Und die Tatsache, dass er hier war und nicht tot war, bedeutete, dass er dem Kerl da oben und seinem Gorilla-Partner wohl sein Leben zu verdanken hatte. „Hast du Schmerzen?“ Das war eine seltsame Frage. Er fühlte sich vollkommen taub und er erinnerte sich trübe daran, dass mit seinem Körper irgendetwas nicht in Ordnung war, aber Schmerzen... „Nicht...wirklich....“, kam es über seine Lippen. Lustig, er konnte also noch reden. Selbst sein Gesicht fühlte sich taub an. „Gut. Genieße es, solange du noch kannst. Wir haben nämlich ein kleines Problem.“ Er hob eine Augenbraue und leckte sich über die trockenen Lippen. Mann, war er müde, er wollte nur noch schlafen. „Du verbrauchst die Schmerzmittel leider wie Lebensmittel und daher...“ Heinkel schien kurz ein wenig zu zögern. „sind uns die leider ausgegangen. Und die Oma und Darius sind erst in eineinhalb Tagen wieder da, also...“ Langsam kamen die Informationen in Edwards Gehirn an und verarbeiteten sie zu nützlichen Informationen. Er stand also unter Schmerzmitteln. Wunderte ihn nicht wirklich. Aber wenn das nicht mehr lange so bleiben würde, hieße das ja, dass er irgendwann im Laufe der nächsten Stunden Schmerzen haben würde. Er nickte zum Zeichen, dass er das Problem verstanden hatte und drehte den Kopf zur Seite. Mit Schmerzen kam er klar, er wusste, dass er sie ertragen konnte. Nicht jeder hatte schließlich schon ein Arm und ein Bein verloren. Schmerzen kannte er zu Genüge und wie immer hoffte er, dass sie schnell vorbeigehen würden. Eigentlich hasste er sogar das Gefühl Drogen in seinem Körper zu haben, aber die Erleichterung war natürlich nicht zu leugnen, wenn sie ihren Zweck erfüllten. Er würde das irgendwie schaffen. Allein um zu Alphonse und Winry zu gelangen. Er konnte sich weder mit weiteren Verzögerungen aufhalten, als er sonst schon hatte, noch konnte er hier draufgehen. Er wollte Winry nicht zum weinen bringen. Zumindest nicht aus Trauer. Nie wieder wollte er ihr Kummer bereiten. Nie sollte sie von dem hier erfahren, er würde es ihr nie erzählen. Voraussichtlich er überstand den ganzen Mist hier. Abermals verfluchte er sich für seine verdammte Naivität. Verdammt, er hätte Kimbly töten sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Jetzt würde er den Preis dafür zahlen. Die Bestrafung dafür, was er nicht geschafft hatte, obwohl es für alle das Beste gewesen wäre. „Ich bleibe solange hier.“, sagte Heinkel neben ihm. „Darius ist mit der Oma losgezogen, und das ist schon riskant. Ich hoffe, dass du es zu schätzen weißt, was wir hier für dich tun.“ Darauf verzog sich Eds Gesicht zu einem halben Grinsen und er betrachtete den Mann neben seinem Bett. Er nickte ihm zu und schloss dann kurz die Augen. Auch wenn er den beiden Chimären dankbar war, die Tatsache, dass er die nächsten Stunden Schmerzen haben würde vor den Augen eines Typen, den er kaum kannte und gegen den er vor nicht allzu langer Zeit gekämpft hatte, war etwas...nicht unbedingt demütigendes. Eher was peinliches. Die Minuten vergingen schleppend und beinahe wäre Edward auch wieder eingeschlafen. Was ihn daran hinderte, war das langsam anschwellende Stechen in der Bauchgegend. Erst war es nur ein Pieken, dann ein Ziehen und schließlich konnte er die Schmerzen nicht mehr ignorieren. Aber verflucht, er würde sich nicht allzu schnell etwas davon anmerken lassen! In Gedanken versunken betrachtete er seine Automail und bildete langsam eine Faust, bevor er die Finger wieder streckte. Die metallenen Glieder klickten dabei leise und es hatte beinahe etwas beruhigendes. Es erinnerte ihn an Winry. An ihr Lächeln. An ihre Lippen, die sich verzogen, wenn sie sauer auf ihn war. An die strahlend blauen Augen, in denen immer ein Funkeln lag, wenn sie sich um seinen Arm kümmerte. Er lächelte leicht und merkte erst jetzt, dass der Arm immer noch mit der Klinge versehen war, mit der er gegen Kimbly gekämpft hatte. Mit einer Kraftanstrengung, die ihn beinahe verärgerte, hob er die Arme, klatschte in die Hände und verwandelte den Automailarm mittels Alchemie in seine Ursprungsform zurück. „Fullmetal, kann ich dich was fragen?“ Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Heinkel zu. Der hatte den Blick auf die Automail gerichtet. „Weswegen trägst du Automails?“ Die Frage hatte er eigentlich erwartet. Aber jedes Mal spürte er diesen kleinen schmerzhaften Stich im Herzen, wenn sie gestellt wurde. Weil es ihn an jene Nacht erinnerte. Für einen kurzen Moment war es still und Edward überlegte. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass er keinen wirklich wichtigen Grund hatte dem Ex-Soldaten die Antwort zu verweigern. „Al und ich...“ Er schluckte, als eine heftigere Welle von Schmerz durch seinen Bauch schoss. „Wir haben versucht unsere...Mutter wieder zum Leben zu erwecken. Und...wie du siehst, ist es nicht besonders gut gelaufen...“ „Daher hast du also deine Grundkenntnisse für medizinische Alchemie.“ Heinkel schnaubte. „Welche Ironie! Durch das Erlangen dieser Erkenntnisse hast du fast dein Leben verloren, konntest es aber später dafür retten.“ Edward zuckte mit den Schultern. „Das Leben ist halt grausam.“ „Ihr habt eine Transmutation durchgeführt, obwohl ihr wusstet, dass es verboten ist? Zumindest so viel verstehe ich von Alchemie.“ „Wir waren...“ Ed stockte und sog scharf die Luft ein. „...waren Kinder. Au!“ Heinkel zog eine Augenbraue hoch. „Geht es dir gut?“ „Den Umständen entsprechend...“ „Wie fühlst du dich?“ Ed überlegte und musste schließlich kurz auflachen, was mehr wehtat, als ihm lieb war. „In Rush Valley waren wir mal eine Nacht über bei einer Familie, weil wir wegen eines Sturms nicht weiter konnten. In der Familie gab es eine schwangere Frau, die während des Sturms ein Kind gebar.“ Heinkel schaute ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Also...“ „Ich schätze, ich fühle mich wie die Frau.“, lachte Edward und strich sich über die Haare. „Es wird wohl nur nicht aufs gleiche Resultat herauslaufen und nicht besser werden, aber...“ Heinkel fing an zu lachen. „Zumindest hat Kimbly dir nicht den Humor aus dem Leib gepustet.“ „Der wird mir in den nächsten Stunden wahrscheinlich auch noch vergehen.“, murmelte Ed und drehte sich ein bisschen. „Könnten wir...“ „Könnten wir was?“ „Könnten wir vielleicht einfach...“ Er schluckte wegen einem weiteren schmerzhaften Stich. „miteinander reden? Das lenkt...ein wenig ab.“ Heinkel lehnte sich mit einem Schmunzeln zurück und nickte. Sie fingen an zu reden, über alles mögliche. Über das Wetter, über das Militär, über Familie, Verpflichtungen und alles mögliche. Edward versuchte Heinkel so einfach wie möglich die Grundlagen der Alchemie zu erklären, während Heinkel versuchte Edward zu beschreiben, wie es war zu einer Chimäre zu sein. Die Themen wechselten, wenn es zu einem anderen nichts mehr zu sagen gab. Die Gespräche zogen sich über Stunden hin, bis in den Abend hinein. Heinkel war beeindruckt. Die Wirkung der letzten Spritze musste bereits seit sechs Stunden nachgelassen haben. Und doch lag Edward Elric in diesem Bett, hatte sich sogar leicht aufgerichtet und quatschte mit ihm über Gott und die Welt. Nur das gelegentliche Verziehen des Gesichts oder ein leises „Au!“ signalisierten ihm, dass er Schmerzen hatte. Irgendwann schaute Heinkel auf die Uhr. Es war nach Mitternacht. „Du solltest versuchen zu schlafen.“, meinte Heinkel. „Schlaf ist das, was deinem Körper am besten gebrauchen könnte.“ „So wie du aussiehst, hast du ihn aber auch bitter nötig.“, entgegnete Edward. Aber er legte sich richtig hin und zog die Decke bis zu den Ohren. „Wenn ich schlafe, versuch du es auch.“ „Gib mir keine Befehle, Kleiner.“ „Wer ist hier klein?“ Ein Knurren kam unter der Decke hervor. Heinkel schüttelte grinsend den Kopf und setzte sich von seinem Stuhl auf den Boden. An die Wand gelehnt schloss er die Augen und versuchte einzuschlafen. Er hörte das gelegentliche Rascheln der Bettdecke, aber ansonsten war es still. Irgendwann, vielleicht eine Viertelstunde später, war er eingeschlafen. Es war der Moment, wo Edward sicher war, dass Heinkel eingeschlafen war, wo er alles Masken fallen ließ. Er rollte sich zu einem Ball zusammen, presste die Lippen aufeinander und knirschte mit Zähnen. Alles nur, um nicht laut loszuschreien. Oh Gott, es tat so weh! Es war, als würde dieser verdammte Stahlträger immer noch in seinem Bauch stecken. Als würde er herausgezogen und wieder reingerammt werden. Als würde jemand das Stück Metall in seinem Bauch bewegen und seine Organe noch weiter zerstören, als sie es schon waren. Den ganzen Tag über war es schlimmer geworden und er hatte sich bemüht sich nichts anmerken zu lassen. Oder zumindest nicht allzu viel. Jetzt wo er sicher war, dass Heinkel schlief, musste er sich nicht darum bemühen eine Maske aufrecht zu erhalten. Während er sich unter Schmerzen immer weiter zusammenkrümmte, versuchte er sich zu beherrschen nicht loszuheulen. Er sehnte sich nach Al. Nach Winry. Und vor allem nach seiner Mutter. Wie gerne hatte er es gehabt, wenn sie bei ihm gewesen war, wenn er krank gewesen war. Sie hatte an seinem Bett gesessen, ihm vorgelesen und ihn zum Lachen gebracht. Al war bei ihm gewesen und hatte versucht ihn mit seiner kindlichen Art aufzumuntern. Trotz der Tatsache, dass er krank gewesen war, war die Welt so schön gewesen. Er hatte sich behütet und beschützt gefühlt. Die Welt war in Ordnung gewesen. Jetzt war nichts in Ordnung. Gar nichts, verflucht noch mal gar nichts, war in Ordnung! Edward krümmte sich zusammen, schlug die metallene Hand auf das Gesicht, krallte die andere in die Decke und fing an zu weinen. Es war viertel nach acht am Morgen, als Heinkel aufwachte. Gähnend fuhr er sich mit einer Hand durch das Gesicht und setzte die Brille korrekt auf der Nase. Sofort warf er einen Blick zum Bett. Der Fullmetal Alchemist hatte ihm dem Rücken zugerdreht und lag still da. Langsam stand er auf und ließ den Nacken knacken.Vorsichtig, um den Jungen nicht zu wecken, sollte er schlafen, ging er um das Bett herum. Allerdings blieb er stehen, als er sah, dass der Junge keineswegs still lag. Er zitterte wie Espenlaub. „Fullmetal?“, fragte er und ging auf die andere Seite des Bettes. Was er sah, ließ ihn kurz die Augen schließen, ehe er leise vor sich hin fluchte. Edward Elric lag mit weit aufgerissenen Augen auf der Seite, den Mund zu einem Strich verzogen. Das Weiße der Augen war blutunterlaufen, das Gesicht war aschfahl. Schweiß glitzerte auf seiner Stirn und die Spuren getrockneter Tränen waren auf seinen Wangen zu sehen. „Verflucht!“, murmelte er leise. Vorsichtig befühlte er sein Gesicht. Seine Stirn glühte vom Fieber, die Augen wirkten verhangen. Doch als Heinkels Hand seine Haare aus der Stirn strich, hob Edward den Blick. Ein Blick, der so viel Schmerzen ausdrückte, dass Heinkel schlucken musste. Schweigend stand er auf und ging leise ins Nebenzimmer. Der Opa war gerade dabei einen Patienten zu versorgen, ein kleines Mädchen. Der Opa schien in seinen Augen zu lesen, was los war. „In der Küche sind eine Schüssel mit kaltem Wasser und ein frisches Handtuch.“ Er nickte ihm zu und verschwand kurz in der Küche, bevor er wieder die Tür zum Zimmer verschloss. Erst jetzt bemerkte er, wie stickig es in dem Raum war. Er machte das Fenster einen kleinen Spalt auf und ließ etwas kalte Luft in den Raum, bevor er wieder zum Bett ging. Der Junge hatte sich nicht einen Millimeter gerührt. „Es dauert nicht mehr lange.“, sagte Heinkel leise und wischte ihm mit dem feuchten Lappen über das Gesicht. „Sie sind bald zurück.“ In gottverfluchten vierundzwanzig Stunden. Er wusste nicht, ob Edward seine Worte registrierte oder nicht. Er knirschte nur hörbar mit den Zähnen. Seine Haare hatten sich zur Hälfte aus dem Zopf gelöst und waren von Schweiß und Blut, dass die Oma nicht entfernt hatte, verklebt, außerdem hatten sich ein paar Haare in einer Schraube der Automail verfangen. Vorsichtig öffnete er den Zopf, löste die Haare aus der Schraube und legte sie dann auf das Kissen. „Für einen Jungen hast du 'ne ganz schöne Mähne, Kleiner.“, murmelte er. Jetzt war er sich sicher, dass er ihn gehört hatte. Ein leichtes Heben der Mundwinkel war zu sehen. Dann riss Edward die Augen auf, ehe er sie fest zusammenkniff und sich krümmte, als würde man ihn erdolchen. Ein Keuchen kam aus seiner Kehle. Aus dem Keuchen wurde nach Stunden ein Wimmern. Und weitere Stunden später aus dem Wimmern ein Schreien. Heinkel konnte nichts weiter tun als neben dem Jungen zu bleiben, der nicht mehr sprechen konnte, sondern nur noch schrie. Irgendwann hatte der Automailarm ihn am Hemdärmel gepackt, sich so festgekrallt, dass er nicht mehr losließ. Er ließ erst los, als Heinkel ihm seine Hand darbot. Heinkel konnte sich nicht daran erinnern sich je so mies gefühlt zu haben, als er an der Seite des Fullmetal Alchemist saß und seine Hand hielt, während der Junge unaufhörlich schrie. Als Darius endlich das kleine Haus sah, indem sein Partner wartete, war er noch nie so erleichtert gewesen eine Klinik zu sehen. Ihm war kalt, seine Nase war abgefroren und er konnte schwören, dass er am Hintern Frostbeulen hatte. Verärgert sah er zu der Oma herunter, die genauso fit schien wie am Tag der Abreise. Er verstand bei weitem nicht, wie diese Pfeifen es bei diesem Klima hier in diesem Land aushielten. Wenigstens hatten sie jetzt genug Morphium mit, um eine Herde Elefanten für drei Jahre dauerzubetäuben. Eilig rannten sie die Treppen hoch und öffneten die Tür. Der Opa saß am Tisch und stocherte lustlos in einer Schüssel mit Kartoffelbrei herum. Als sie durch die Tür kamen, seufzte er erleichtert auf. „Das hat aber lange gedauert.“ „Wir haben uns beeilt.“, sagte Darius mürrisch. Der Opa nickte seiner Frau zu. „Beeile dich. Es ist ein Wunder, dass der Junge überhaupt noch lebt.“ „Wie geht es ihm?“, fragte Darius. Der Opa schüttelte nur den Kopf und murmelte irgendetwas, was sich verdächtig nach „Armer Kerl“ anhörte. Zusammen mit der Oma und einer Tasche in der Hand gingen sie in das Zimmer, aus dem er kein Geräusch gehört hatte. Komisch, eigentlich hatte er erwartet, dass der Junge irgendein Geräusch machen würde vor Schmerzen. Jeder würde das... Als die Tür aufgemacht wurde, war es für einen kurzen Moment so dunkel, dass keiner etwas sehen konnte. Nur eine Kerze brannte im Raum. „Macht das Licht nicht an.“, kam es aus der Ecke. Darius erkannte sie als Heinkels Stimme. Sie klang seltsam heiser. „Das wenige Licht reicht.“ Die Oma eilte herbei und zog bereits im Laufen eine Spritze auf. Darius blieb in der Tür stehen, erstarrt von dem, was er sah. Heinkel kniete neben dem Bett, sein Gesicht wirkte hohlwangig. Seine Hand hielt die metallene des Jungen fest. Oder eher gesagt, sie hielt seine fest. Für einen kurzen Moment hielt Darius Edward für tot, aber dann sah er die flachen und viel zu kleinen Atemzüge, bei der sich die Decke hob und senkte. Seine Haut wirkte durchscheinend, beinahe durchsichtig und glänzend vor Schweiß. Ein unaufhörliches Zittern durchlief seinen Körper. Doch am schlimmsten war sein Gesicht. Edward Elric lag mit gebrochenen Augen im Bett, sie waren nur halb geöffnet und starrten blicklos an die Decke. Und unaufhörlich liefen ihm Tränen aus dem Gesicht, die langsam im Kopfkissen unter ihm versickerten. „Armes Kind.“, flüsterte die Oma und griff nach seinem Arm. „War es sehr schlimm?“ Heinkel gab keine Antwort, sondern sah zu, wie die Oma dem Jungen die Spritze gab. Eine Weile geschah nichts, nichts deutete in Edwards Gesicht darauf hin, dass die Spritze anfing zu wirken. Man merkte es erst, als sich langsam seine Augen schlossen und er einschlief. Seine Atmung wurde etwas regelmäßiger und die Hand, die Heinkel gehalten hatte, entspannte sich. Heinkel stand auf und ging ohne ein Wort in die Ecke. Darius gesellte sich nach einer Weile neben ihn, während die Oma sich um den Jungen kümmerte. „Erstaunlich, dass er nicht geschrien hat.“, sagte er leise. „Er hat geschrien.“ Heinkel sah starr aus dem Fenster. „Die letzten zehn Stunden. Der Grund, warum er eben nicht geschrien hat, ist, dass er keine Stimme mehr hat.“ Darius fluchte. „Wie hat er sich sonst geschlagen?“ Heinkels Mundwinkel zuckten nach oben. „Das ist der tapferste Junge, der mir je über den Weg gelaufen ist.“ Darius nickte langsam und entfernte sich aus dem Raum. Er brauchte jetzt dringend einen Tee. Oder am besten einen Whisky. „Frau Doktor, könnten sie mir einen kleinen Gefallen tun?“, hörte er Heinkel hinter sich sagen. „Was denn?“, fragte sie. „Ich könnte mich auch täuschen, aber ich glaube, der Junge hat mir die Hand zerquetscht.“ Darius drehte sich strinrunzelnd um und sah zu der Oma. Die konnte ein Grinsen anscheinend nicht unterdrücken. „Keine Sorge, die ist nicht zerquetscht.“ „Echt? Fühlt sich aber so an.“ „Das liegt daran, dass er sie ihnen gebrochen hat.“ Kurz war es still. „Darius?“ „Mmhh?“ „Gib mir auch 'nen Whisky.“ hab mich doch noch dazu entschlossen zwei kapis zu machen ^^^ ein kleines folgt noch darauf ^^ lg NikaEvelina Kapitel 3: The healing Child ---------------------------- Eine Woche war seit der Rückkehr von Darius und der Oma vergangen. Seit einer Woche saßen Heinkel und Darius im Raum und langweilten sich zu Tode, weil sie nicht rauskonnten. Sie konnten nur warten. Denn Edward Elric schlief seit einer Woche, vollgepumpt mit Schmerzmitteln und anderen Flüssigkeiten. Die beiden hofften, dass er bald aufwachen würde. Erstens, damit sie hier endlich verschwinden konnte, zweitens, weil die immer Gefahr größer wurde, dass das Militär sie früher oder später erwischen könnte. Pünktlich wie der Wecker kam die Oma jeden Morgen um Acht Uhr ins Zimmer und untersuchte den Jungen. Die Operationsnarbe war gut verheilt, die Organe waren soweit wieder verheilt, dass er sich bewegen konnte. Wenn er es tun würde. Denn an dem Morphium lag dieser lange Schlaf mit Sicherheit nicht. Eher an den gottverdammten zwei Tagen voller Höllenqualen. Ehrlich gesagt fragte sich Heinkel langsam, ob der Junge daran nicht zerbrochen war. „Könnten sie ihm nicht ein Mittel geben, damit er aufwacht?“, fragte Darius, der offensichtlich das gleiche gedacht hatte. „Wieso sollte ich das tun?“, entgegnete die Oma. „Den Schlaf der Heilenden sollte man nicht stören.“ „Kommt mir eher wie ein Totenschlaf vor.“ „Lassen sie ihm Zeit.“ Die Oma deckte den Jungen wieder zu und sah zu ihnen herüber. „Er ist stark und er wird bald wieder gesund sein.“ „Hoffen wir's.“, murmelte Heinkel in seinen Bart hinein und ließ die Nackenwirbel knacken. „Wenn er nämlich nicht bald gesund wird, werde ich noch wahnsinnig.“ „Rufen sie mich, wenn er zu sich kommt.“ Die Oma war beinahe an der Tür, als sie sich noch mal umdrehte. „Ach ja, damit sie sich die Zeit vertreiben können.“ Sie holte Spielkarten aus der Tasche und warf sie Darius zu. Damit war sie verschwunden. Stirnrunzelnd sahen die beiden auf das Kartenset, bevor sie mit den Schultern zuckten und die Karten austeilten. Was sollten sie auch anderes tun? Sie spielten sechs Runden Poker, wechselten dabei die Standorte jedes Mal, bis sie letztendlich auf dem Bett und einem Stuhl saßen. Heinkel, der selber fand, dass er ein gutes Pokerface besaß, schaute ausdruckslos auf seine Karten. Dummerweise hatte sein Partner es ebenfalls. Heinkel wollte gerade eine Karte ablegen, als er beinahe einen Herzinfarkt bekam. „Mann, hast du … ein schlechtes Blatt!“ Schnell drehte er sich um. Edward hatte ihm das Gesicht zugewandt und ein halbes Grinsen auf dem Gesicht. Und auch wenn er schlimmer aussah, als ein verschimmelter Käse, so war er doch offensichtlich wach. Obwohl Heinkel es eigentlich nicht vorhatte, erwiderte er das Grinsen. „Danke, Zwerg, du hast mir gerade die Partie versaut.“ Edwards Grinsen wurde breiter und er drehte sich langsam auf die linke Seite. Darius legte die Karten weg. „Na endlich! Wir dachten schon, dass du Winterschlaf hältst.“ „Hallo, Gorilla.“ „Darius!“ „Wie auch immer.“ „Wie geht es dir?“, fragte Heinkel. Edward schien zu überlegen und legte eine Hand auf dem Bauch. „Den Umständen entsprechend. Kriege ich immer noch Schmerzmittel?“ „Die halbe Dosierung wie vor einer Woche.“ „Eine was?“ „Richtig gehört, Eichhörnchen“, sagte Darius. „Deinetwegen haben wir uns beinahe zu Tode gelangweilt.“ „Und da habt ihr angefangen Poker zu spielen, obwohl ihr es nicht könnt?“ Dafür gab es eine Kopfnuss von beiden. „Au!“ „Ich hol die Oma.“, sagte Darius mit saurem Gesicht und verließ das Zimmer. Während Edward sich den Kopf rieb, sah er stirnrunzelnd zu Heinkel auf. „Weißt du, was passiert ist?“ „Wie meinst du das?“ „Ich erinnere mich daran, dass wir beide miteinander gequatscht haben. Und dann weiß ich nur noch, dass du einmal an meinem Bett gewesen bist und irgendetwas mit meinen Haaren gemacht hast.“ Während Edward sich mit einer Hand seine geöffneten Haare begutachtete, runzelte Heinkel die Stirn. Er konnte sich nicht an diese Stunden erinnern? Er war mit Sicherheit die ganze Zeit wach gewesen, das könnte er schwören. „Du weißt echt nichts mehr?“, fragte er zögernd. Edward überlegte heftig und schüttelte letztendlich den Kopf. Heinkel seufzte. „Dann sei froh. Du willst nicht wissen, was geschehen ist.“ Edwards Augen wurden schmal. „War es so schlimm?“ Heinkel strich sich mit einer Hand durch das Haar. Mit der verbundenen Hand wohlgemerkt. Edward bemerkte es sofort. „Was ist mit deiner Hand passiert?“ „Du bist passiert, Kleiner.“ Während Edward blöd aus der Wäsche guckte, kam die Oma in den Raum, ein Lächeln auf dem Gesicht. „Endlich wach, Junge? Hat ja lange genug gedauert.“ Edward ließ schweigend die Untersuchung über sich ergehen und sah zu, wie Heinkel aus dem Raum ging. Bei Darius in der Küche blieb er stehen. „Was meinst du, wird der Junge wieder okay?“, fragte er. Nach einer Weile nickte Heinkel. „Jemand der den Namen Fullmetal Alchemist trägt, hat wahrscheinlich nicht nur Gliedmaßen aus Stahl.“ Es dauerte ganze genau drei weitere Tage, bis Edward anfing zu quängeln, dass er nicht mehr im Bett liegen bleiben wollte. Zwei weitere dauerte es, bis er von selbst aus dem Bett sprang und es genau einmal durch das Zimmer schaffte, bevor er auf dem Boden aufschlug. Einen weiteren Tag dauerte es, bis er zum ersten Mal etwas essen konnte. Und auf dem Tag darauf wachten Heinkel und Darius auf und er war nicht im Bett. Sofort stürmten sie ins gegenüberliegende Zimmer und sahen ihn am Tisch sitzen, während der Opa gerade ein kleines Kind behandelte. Schlafend wohlgemerkt. „Oh, auch schon wach, ihr beiden?“, sagte der Opa gut gelaunt und legte dem kleinen Kind einen Verband um den Arm. „Warum ist der Knirps hier?“, fragte Darius. „Ach der. Der war hier schon heute früh, als wir aufgestanden sind. Und wenn mich die Tüte nicht täuscht, ist er draußen gewesen.“ „Er ist was?!?“, riefen beide gleichzeitig. „Keine Sorge, ihr könnt ihm gleich die Leviten lesen. Die ist für euch.“ Er deutete auf die Tüte, auf der groß und breit „Für Gorilla und Heinkel“ geschrieben stand. Zögernd nahm Darius sie ihm aus der Hand und lugte hinein. Stirnrunzelnd packte er zwei Kaffee zum mitnehmen, drei Sandwiches und eine Tüte mit Fleischspießen raus. Der Opa bemerkte grinsend: „Vielleicht ist es seine Art sich bei euch beiden zu bedanken.“ Heinkel musste ein Grinsen unterdrücken, als er auf den schlafenden Jungen sah. „Dafür kriegt er trotzdem eins auf die Löffel.“ Dann verzogen sie sich mit ihrem Frühstück zurück ins Zimmer. „Es wird langsam Zeit zu gehen.“, sagte Heinkel zwei weitere Tage später. Edward saß auf dem Bett und zog sich gerade mit vorsichtigen Bewegungen ein Hemd über den Kopf. „Denke ich auch.“, bemerkte Darius. „Hierzubleiben wird immer riskanter.“ Edward nickte langsam. „Am besten gehen wir heute noch.“ „Heute?“ Beide sahen ihn an. „Ist das dein Ernst?“ „Ich halte es hier kaum noch aus.“, sagte Edward mürrisch. „Außerdem müssen wir schnell zurück nach Central City und die anderen finden. Ich muss zurück zu Al und ihn warnen.“ Seine Eile hatte die letzten Tage nicht im Geringsten abgenommen. Seine Ungeduld war eher noch unerträglicher geworden. Langsam nickte Heinkel und sah zu, wie Edward einen Stift und ein Papier in die Hand nahm und etwas draufkritzelte. „Wir müssen die Ärzte noch bezahlen.“, sagte er. „Vorher können wir hier nicht weg.“ Edward hielt ihm den Zettel hin. „Es gibt hier in der Nähe bestimmt eine Bank. Einer von euch geht dahin und hebt in meinem Namen das nötige Geld ab. Das ist eine Bevollmächtigung mit der ihr für mich etwas abheben könnt. Ihr braucht nur noch meinen Sicherheitscode und meine Uhr.“ „Warum machst du das nicht?“ „Es wäre besser, wenn wir fürs erste unentdeckt bleiben.“ Er stand auf und schnappte sich einen weißen, alten Mantel und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Es wäre nicht besonders schlau, wenn ich selbst in meinem Namen Geld abhebe.“ Klang einleuchtend. Beide nickten und Edward öffnete die Tür. „Wo gehst du hin?“, fragte Darius. „Was zu essen kaufen. Ich habe Hunger.“ Und die Tür war zu. Edward brauchte eine Stunde, um die Sachen zu besorgen, die er haben wollte. Bereits seit Tagen wusste er, was er essen würde, wenn er endlich nicht mehr auf dieses widerliche Krankenessen angewiesen war. Gemächlich machte er sich auf den Rückweg, betrat das Haus und kaute dabei auf einem Spieß herum. Mann, das schmeckte gut! Allerdings verlangsamte er seine Schritte, als er von oben her laute Stimmen vernahm und er einen Soldaten vor der Tür stehen sah. Mit gerunzelter Stirn ging er langsam auf ihn zu. „Nanu?“, fragte er unscheinbar den Soldaten vor der Tür. „Was machen die Soldaten hier?“ „Eine Fahndung.“, sagte der Soldat. „Hast du in letzter Zeit einen Fremden gesehen, der hier ein und aus geht?“ Also suchten die wirklich nach ihm. „Einen Fremden? Wie soll der aussehen?“ Der Soldat nahm einen Zettel aus seiner Hosentasche. Wehe, wehe der sagte jetzt was Falsches! „Er soll einen roten Mantel tragen, er ist blond, hat einen Zopf, ziemlich klein … “ Der Spieß in seinem Mund zerbrach wie ein Streichholz, bevor er dem Kerl mit dem gottverdammten Zettel eins auf die Rübe gab. Keine drei Sekunden später kam ein weiterer Soldat raus. „Hey, wer war das? Haris? Hey?“ Mit einem weiteren gezielten Schlag lag auch der Kerl auf dem Boden und Edward betrat den Raum. Heinkel starrte ihn mit gerunzelter Stirn an, während er abwehrend die Hände hob und unauffällig auf seinen Raum zeigte. Edward brauchte keine gute Nase um zu wissen, dass der letzte Soldat sich neben der Tür versteckte. Mit voller Wucht rammte er seinen Automailarm durch die Wand, fand die Kehle des Soldaten und drückte so lange zu, bis er ohnmächtig in den Seilen hing. „Oh Mann.“, sagte Darius. „Willst du sie alle alleine fertig machen oder was? Schon dich mal ein bisschen! Du bist noch gar nicht wieder bei Kräften!“ Edward schnaubte und trat ins Zimmer, während er probeweise seinen Arm bewegte. „Behandle mich nicht wie einen Kranken! Ich bin topfit!“ so ^^, den rest kennt ihr ja ^^ ich hoffe, ihr seit mit dieser kleinen überleitung zufrieden ich verabschiede mich hiermit und danke, dass ihr gelesen habt ^^ lg NikaEvelina Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)