I wish to get my Angel back von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: Leben ist Leiden --------------------------- Als Francis wieder aufwachte, stieg ihm der Duft von frischem Kaffee in die Nase. Er schlug die Augen auf und sah etwas Seltsames über sich hängen, etwas, das goldene Sprenkel hatte. Er setzte sich auf und erkannte, dass er auf dem Bett seines besten Freundes lag. Das über ihm war die Unterseite der Rundumgallerie, die eine Art zweite Ebene in der Wohnung bildete. Was es mit dem goldenen Sprenkeln auf sich hatte, war ihm allerdings nicht ganz klar. Als er sich ein wenig mehr umsah, erblickte er auf dem Dielenboden einen dunklen Fleck, rötlichbraun. Blut, die Erinnerung holte ihn ein und er musste sich an den Kopf fassen. Hatte er etwas geträumt? Er hörte eine melodische Stimme aus dem Küchenbereich. Sie summte ein Lied, Francis fand, dass es sehr alt klang, aber auch sehr schön. Er stand auf und ging dem Kaffegeruch nach. Als er die Küche betrat, wurde ihm klar, dass er nicht geträumt hatte. Dort stand Mika, nein, wohl eher Michael. Er hatte eine schlichte weiße Schürze umgebunden und kippte Kaffe in drei Tassen. Von hinten griffen gerade Arme nach ihm, es war Francis Lehrer, der andere Engel, dieser merkwürdige Mann, wie auch immer man ihn nennen wollte. Oder eben auch Lucifer, der Name des Teufels. Michael erschreckte sich: "Lou...nicht jetzt...Francis steht hinter uns in der Ecke." Lucifer brummelte etwas und Francis hatte ein ungutes Gefühl. Woher hatten die beiden gewusst, dass er hinter ihnen stand? "Es war also kein Traum...", murmelte er nur erkenntnissreich und rieb sich genervt das Nasenbein. Es war erstaunlich, aber seine vorwiegende Emotion momentan war tatsächlich Lustlosigkeit. Wieso nur passierte ausgerechnet ihm so etwas Abgefahrenes? Konnte es denn nicht jemanden treffen, der sich weniger darum scherte ein normales Leben zu führen? Michael lächelte: "Ich befürchte, du kannst dir nicht aussuchen, was für ein Schicksal dich trifft. Schließlich haben auch Lucifer und ich uns nie gewünscht Engel zu sein, wir sind es einfach schon immer gewesen." Lucifer nickte: "Ja, und wir haben uns auch nie gewünscht uns ineinander zu verlieben, aber auch darüber haben wir keine Macht. Diese Tatsache dürfte nach viertausend Jahren langsam feststehen." Francis sah sich abwesend in der Wohnung um. Er wollte und konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass sein bester Freund und sein neuer Lehrer ein steinaltes Homo-Pärchen waren. "Wo kommen diese goldenen Spritzer her? Die waren letztens aber noch nicht da oder?" Er sah so etwas, wie zwei Spritzspuren über die gesamten Wände verteilt. Michael warf dort kurz einen Blick hin: "Engelsblut, Blut aus den Flügeln von Esra dem Engel der mich angegriffen hat." Francis erschauderte: "Blut? Ist das für dich nicht eklig, Blut an deiner Wand zu haben?" Michael schüttelte den Kopf: "Blut hat im Krieg einen anderen Stellenwert. Ich bin der Engel des Krieges, wenn ich ehrlich bin, finde ich es so sehr hübsch, es repräsentiert für jeden anderen Engel, dass ich immer noch genauso mächtig und tödlich wie früher bin." Francis blickte lange den jungen Mann an, er hatte das Gefühl ihn nicht zu kennen. "War alles, was du mir erzählt hast, gelogen? Hast du immer nur deine Rolle gespielt?" Der Schwarzhaarige senkte den Blick: "Ich habe die Wahrheit gesagt, als ich dir erklärt habe, dass dein Leben sich für immer verändern wird, solltest du etwas über meine Vergangenheit heraus finden." Dazu fiel Francis erst einmal nichts ein. Als er seine Gedanken nochmals sortiert hatte, runzelte er die Stirn: "Und was heißt das jetzt für mich?" Lucifer grinste boshaft. "Sollte keiner von uns Verwendung für dich haben, wirst du wohl sterben müssen. Du wärst eine Gefahr für uns, nachher fliegen wir wegen dir noch auf." Der Rothaarige sah Michael ungläubig an: "Er macht Witze, oder?" Doch dieser schüttelte nur den Kopf: "Er hat schon recht, wenn du nicht selber auch etwas dabei zu verlieren hast, dann bist du nicht vertrauenswürdig. Kein Mensch ist vertrauenswürdig, wenn es um sein eigenes Überleben geht." "Aber ich bin dein bester Freund! Wie kannst du da eiskalt entscheiden, mich um zu bringen?" Der Engel warf ihm neuerlich einen Blick zu, kühl und gefühllos. "Glaubst du, dass ich in all den Jahrhunderten nur dich als besten Freund hatte? Denkst du wirklich, irgendwelche menschlichen Gefühle, die ich dir gegenüber hege, würden mich davon abhalten dich zu beseitigen, wenn du mir im Weg stehst oder eine Gefahr darstellst? Wenn wir dich nicht töten, wirst du unsere Achillesferse. Und wenn wir dich nicht töten sollen, dann brauchen wir dafür schon einen verdammt guten Grund." Wie konnte er so etwas nur sagen? "Warst du jemals mein Freund, Mika? Oder war ich nur ein Teil deiner Tarnung?" Der Schwarzhaarige trug immer noch keine Emotionen zur Schau: "Du warst ein mögliches Vergnügen. Und im Übrigen, mein Name ist Michael, merk es dir doch bitte." Das verstand Francis erst recht nicht mehr. "Vergnügen? Warst du fast zwei Jahre mit mir befreundet, nur, weil du dir etwas von mir erhofftest?" Michael schüttelte den Kopf und Francis hatte kurz die Hoffnung, sein Freund hätte einen anderen Grund gehabt, etwas was ihm sagte, dass er nicht bloß ein Ding, ein Wegwerfwesen für ihn gewesen war. "Nein, ich habe mir nicht nur etwas erhofft...ich weiß immer ganz genau, was ich erwarten kann. Du warst mir vom ersten Tag an verfallen und du würdest dich mir auch jetzt noch vorhaltlos hingeben, obwohl ich gerade dabei bin dir das Herz zu brechen." Der Rotschopf erschauderte. "Wie kannst du so herzlose Dinge nur sagen? Hast du denn keine Menschlichkeit in dir? Hast du kein schlechtes Gewissen, wenn du mir so ins Gesicht sagst, dass ich nie mehr als ein Spielzeug für dich war?" Michael schüttelte wieder den Kopf, Lucifer strich ihm kurz über die Schulter. Angesichts der Situation eine irritierende Geste. "Du vergisst etwas Wichtiges, Francis. Ich bin kein Mensch. Das menschlichste an mir ist meine Lust andere zu töten und sie leiden zu sehen. Und meine Liebe zu Lucifer. Manchmal verstehe ich euch Menschen wirklich kein bisschen. Wäre es dir denn lieber gewesen, wenn ich dich anlügen würde? Würdest du gerne so leben? In dem Glauben, der beste Freund des Blutengels zu sein, obwohl dieser nie etwas von dir begehrte als deinen Körper? Ich sage diese Dinge aus einem ganz einfachen Grund. Es ist die Wahrheit und du hast es verdient nicht weiter angelogen zu werden. Das ist alles an Zuneigung, die ich dir entgegenbringen kann." Der Angesprochene drehte sich weg, in Richtung Tür, er blieb noch einmal kurz stehen. "Darf ich gehen?" Lucifer antwortete. "Du hast einen Tag Zeit, um eine Entscheidung zu fällen, du hast drei Optionen. Erstens, du erklärst dich bereit als Seele Michaels Schwert zu schleifen. Zweitens, du sagst nein und wir töten dich. Drittens und letztens, du versuchst zu fliehen, weil du nicht sterben willst und wir töten dich auf der Flucht. Wenn du versuchst jemandem davon zu erzählen, werden sie dich in eine geschlossene Anstalt sperren. Also überlege gut. Jetzt darfst du gehen." Francis sah sich noch einmal zu Michael und Lucifer um: "Lucifer würde mich wirklich töten, oder?" Michael lächelte, jetzt tatsächlich frostig und gehässig: "Nein, ich, ich habe das eh schon viel zu lange nicht mehr getan." Mit einer ungewöhnlich harten Gelassenheit verließ Francis die Wohnung. Er hätte nie gedacht, dass ein Blick in Mikas Vergangenheit solche Konsequenzen haben würde. Aber er war gewarnt worden. Michael ließ den Blick zu Boden gleiten und seufzte: "Ich hasse das. Aber so wird er sich von uns fernhalten. Er wird versuchen zu fliehen, wir werden ihn schnappen und dann Gnade vor Recht ergehen lassen. Er wird zu große Angst haben, um jemals darüber zu sprechen. Das klappt fast immer." Lucifer nickte, aber er wirkte grimmig: "Ich habe trotzdem die Sorge, dass er einer von jenen sein könnte." Michael lächelte: "Ich auch, aber hoffen wir doch einfach das Gegenteil. Ich habe keine Lust mir jetzt noch mehr Gedanken um so etwas zu machen. Wie wäre es, wenn du dich ein wenig meinen akuten Bedürfnissen widmest?" Lucifers Grinsen wurde lüstern: "Was wäre das denn?" Michael ließ sich bäuchlings aufs Bett fallen: "Ich habe furchtbare Verspannungen, massierst du mir den Rücken?" Kurz wirkte der Hellhaarige enttäuscht, dann lächelte er sanft und nickte. Seine festen Berührungen bereiteten Michael Vergnügen, er spürte, wie sich etwas erregte. Verdammt, es war einfach zu lange her mit Lucifer. Auch Lucifer bemerkte es und zog seinen Hosenbund etwas runter. "Wollen wir uns nicht ein wenig unser beider Bedürfnissen widmen?" Der jüngere schmunzelte: "Dir fällt nix besseres ein, um mich anzugraben?" Lucifer gab ihm einen Klaps auf den Hintern und sprach dann mit ruhiger und samtiger Stimme: "Michael...Liebster...ich meine es ernst, willst du dich mit mir vereinigen?" In seiner Stimme lag ein unsicherer Unterton. Michael durchzuckte ein seltsamer Gedanke: "Du begehrst mich wirklich noch?" Lucifer verdrehte die Augen und führte Michaels Hand zu seinem Schritt. "Spürst du das? Nur wegen dir, ich muss dich nur ansehen, nur an dich denken und schon will ich tief in dich eindringen. Ich will deine Stimme schreien und stöhnen hören und dich in den Wahnsinn treiben, immer und immer wieder. Und ganz ehrlich, wenn du mich jetzt abweisen würdest, nach tausend Jahren, die ich verzichtet habe, weil ich dachte, es würde dich nur verletzen, dann würde ich dich packen und rannehmen, bis du nur noch nach mir sabbern und lechzen könntest." Michael wurde rot, lächelte aber verlegen. "Ich hab ja gesagt, du würdest mit mir ganz andere Sachen tun, als stundenlang zu schmusen." "Wem bitte hast du das gesagt?" "Esra, sie hat mich nicht angerührt, nur im Arm gehalten, irgendwie, passte das nicht zu dir." Sie küssten sich und der kleinere spürte tatsächlich durch die zwei Lagen Jeansstoff wie Lucifer Glied zwischen Michaels Schenkeln anschwoll und den Reißverschluss strapazierte. "Zieh die Hose aus...", brachte der Schwarzhaarige hervor und Lucifer grinste in einen neuerlichen Kuss hinein: "Das ist ein Ja, oder?" "Ja." "Gut..." Er zog sich die Jeans aus und Michael befreite ihn von seiner Oberbekleidung. Sie küssten sich erneut und Lucifer setzte sich aufs Bett, Michael rittlings auf ihn. "Wie ich das vermisst habe..", murmelte der Hellhaarige, aber sein Partner legte ihm einen Finger auf die Lippen: "Ich habe es auch vermisst, aber bitte, lass uns jetzt nicht reden, das können wir noch Jahrtausende lang...", Lucifer grinste: "Miteinander schlafen doch auch..." Der Junge verdrehte die Augen und strich mit der Hand die Narbe am Rücken entlang, er hatte sie schon mehrmals gesehen, aber noch nie berührt, die Narbe die er dem gefallenen Engel beigebracht hatte. Er spürte, wie ein Gedanke ihn betrübte und Lucifer blieb das nicht verborgen. "Was hast du?" Michael sah tief in die blauen Augen: "Ich habe mich nur gefragt wie viele Männer vor mir deine Narbe berührt haben, wie viele vorher den Beweis ertastet haben, dass zwischen uns beide ein Keil getrieben worden war...bisher war ich doch immer....", eine Träne lief seine Wange hinab: "Ich war bei dir in allem immer der erste...dieses Mal bin ich nur einer von vielen..." Lucifer strich ihm über die Wange, über die Narbe, vom Auge hinab und seufzte: "Und wie glaubst du geht es mir? Wenn ich dich sehe, dann weiß ich, dass gerade dieser Makel dich noch schöner macht. Ich frage mich wie oft ein Mann oder eine Frau dich alleine deshalb mit dem Blick auszog, nur weil du so geheimnisvoll und dunkel wirkst. Deine Aura, die Narbe macht sie perfekt. Als ich dich kennen lernte, habe ich Gott dafür bewundert ein so vollkommenes Wesen zu schaffen, aber ich habe mich geirrt, erst das Leben, das richtige Leben hier auf Erden hat dich zu einem vollkommenen Geschöpf gemacht. Wenn das möglich ist, dann liebe ich dich jetzt noch mehr. Und du wirst sicher niemals einer von vielen sein, denn das hier ist für mich das erste Mal, dass ich dich lieben will. Ich habe dich immer geliebt und ich wollte immer mit dir schlafen, aber jetzt will ich dich lieben, egal, ob ich es tue, wenn wir miteinander schlafen, oder wenn du gerade mit Francis durchbrennst, ich will dich nur noch lieben, selbst, wenn du mich nicht mehr liebst. Ich möchte dass du glücklich bist. Und ich werde dich auch nie wieder los lassen, selbst, wenn ich dadurch eine Atombombe aufhalten könnte, außer du willst es so. Du gehörst nicht mir, das sehe ich heute ein, aber ich gehöre immer noch dir, bis in die Ewigkeit." Jetzt musste Michael richtig weinen, wie konnte dieser Mistkerl solche Dinge so leicht sagen? Seit wann brachte er diese Dinge so einfach über die Lippen? Seit wann stellte Lucifer das Gleichgewicht von Gut und Böse nicht mehr über seine eigenen Bedürfnisse? Moment, nein, er stellte seine eigenen Bedürfnisse nicht darüber, aber Michaels schon. Für ihn war es also am wichtigsten Michael glücklich zu machen? So ein Idiot, schließlich hatten sie auch eine gewisse Verpflichtung, oder nicht? Andererseits war dafür eigentlich Gott mit seinen Engeln zuständig. Sie könnten beide glücklich sein, miteinander, wenn sie sich aus der Weltgeschichte raushalten würden. Schmerzlich musste er an die Zeit zurück denken, als er das letzte Mal so etwas in die Richtung gedacht hatte. Er seufzte: "Ich glaube dir, wirklich, aber mir ist etwas anderes wichtiger. Werden wir, egal was passiert, nicht wieder auseinander brechen? Vielleicht durch Zufall, oder durch gewaltsames Eingreifen...es ist doch nicht das erste Mal, dass so etwas geschehen ist, es ist immer gescheitert. Ich habe gesagt, wir wagen einen letzten Versuch, aber dann müssen wir uns eines klar machen. Es ist der letzte, es gibt kein nächstes Mal, also müssen wir wirklich alles tun, um diese Beziehung zu schützen, alles, selbst wenn es für andere sehr schwere Folgen hat, denn das hier ist unsere allerletzte Chance auf Glück! Wenn es nicht funktioniert, dann ziehe ich einen Schlussstrich." Lucifer nickte bedächtig: "Ich glaube, du warst lange nicht mehr so entschlossen etwas zu tun. Es wird also das letzte Mal. Umso mehr ein Grund dir zu beweisen, dass ich dich mehr liebe als die ganze Welt wert ist. Würden auch alle sterben und nur wir leben, ich wäre glücklich." Michael seufzte: "So melodramatisch...", dann küssten sie sich erneut, davon konnten sie gar nicht genug bekommen. Lucifer kam gerade an Michaels Unterhose an, als es an der Tür klingelte. Der ältere stöhnte: "Wenn es Francis ist, dann bringe ich ihn um!" Michael zog sich die Jeans an, machte sich allerdings nicht die Mühe sie zuzumachen und ging zur Tür. Davor stand tatsächlich Francis und er verzog das Gesicht, als er an seinem ehemals besten Freund hinab sah, wurde bei dessen Anblick aber auch rot. Hinter Michael tauchte der nur in Unterhose gekleidete Lucifer auf: "Du bist es tatsächlich..." Francis schluckte, straffte seine Schultern und sprach: "Ich habe meine Entscheidung getroffen, ich werde euch nicht unterstützen, aber ich werde auch nicht vor euch davon rennen, also tötet mich jetzt, auf der Stelle!" Michael stöhnte: "Wieso nur behält du immer recht...", murmelte er und rieb sich das Nasenbein. __________________________ Soo...alle, die mit Francis leiden dürfen mich jetzt mit Tomaten bewerfen, ich trage eine Zielscheibe und dort drüben sind die Tomanten. Ich hoffe auch dieses Kapitel hat euch gefallen, auch, wenn es im Großen und Ganzen etwas Dialoglastig ist... Der Titel ist übrigens der Grundsatz des Buddhismus, ich finde, dass er gut zu Francis Situation passt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)