I wish to get my Angel back von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Resurrezione ----------------------- Michael wachte auf, Tränen in den Augen, ein Gefühl in der Brust, als sei sein Herz herausgeschnitten worden. Nein, das Gefühl, wenn jemand das eigene Herz in Händen hielt, während man selber registrierte, dass man ein Loch im Brustkorb hatte war tausend mal angenehmer als jenes, das er jetzt verspürte. Er wollte nie wieder aufstehen, nie wieder denken, nie wieder sein. Er hatte gedacht, die Erkenntnis, dass der Lucifer, der ihn besucht hatte nur ein Trugbild war, sei das schmerzhafteste, was er seit langem verspürt hatte, aber der Schmerz, der ihn nun überschwemmte und in ihm wogte, der Schmerz, den er vor so langer Zeit erfahren hatte, war so unendlich viel schlimmer. Irgendwann verlor Michael das Zeitgefühl, er wollte auch überhaupt nichts mehr fühlen, aber schlafen wollte er auch nicht. Er hatte Angst vor dem, was ihn im Schlaf erwartete. Und ein wenig beschäftigte ihn auch die Frage, was Esra gewollt hatte. Warum hatte Esra Lucifers Schwert besessen und warum hatte sie versucht Michael als Lucifer gegenüberzutreten? Er hatte ihr doch damals klar gemacht, was er von ihr hielt. Ohne, dass er es wirklich bemerkte, hörte sein Herz auf zu schlagen. Bei all der Verwirrung hatte er einfach vergessen zu atmen und nun war sein Körper gestorben. Auch egal, das war jetzt gerade alles wirklich vollkommen egal... Sam Heyn stand vor seiner Klasse und runzelte die Stirn, Mika war jetzt schon den zweiten Tag nicht da, zuerst hatte er vermutet, dass es daran läge, dass Mika einfach keine Lust hatte, Sam zu sehen, aber er machte sich doch ein wenig Sorgen. Nach dem Unterricht bat er Francis noch kurz zu bleiben. So weit er wusste war er einer von Mikas Freunden. "Um was geht es?" Sam räusperte sich. "Weißt du was mit Mika ist? Er fehlt heute schon den zweiten Tag." Francis Blick wurde besorgt. "Nein, ich habe gedacht, vielleicht geht es ihm nicht gut, aber ich wollte heute eigentlich mal nachsehen, was mit ihm los ist." Sam nickte und überlegte, wie er sein Anliegen so formulieren konnte, dass es nicht argwohnerregend klang. "Ich, um die Wahrheit zu sagen, Mika und ich kennen uns schon länger. Erst dachte ich, vielleicht liegt es an mir, du musst wissen, wir hatten, als wir uns das letzte Mal begegnet sind, bevor ich an diese Schule kam eine Auseinandersetzung. Aber eigentlich passt das nicht zu ihm, ich würde gerne mitkommen, ich mache mir Sorgen, eigentlich kann da etwas nicht stimmen." Francis nickte langsam. "Aber, warum gehen sie nicht einfach so zu ihm?" Sam schüttelte den Kopf: "Ich weiß seine Adresse nicht, er hat sie der Schule nicht gegeben, die haben bloß ein Postfach, an das sie alle Briefe schicken." "Ach so", sagte Francis und nickte wieder. "Haben sie denn jetzt noch Unterricht, denn ich hab frei, ich würde jetzt also zu Mika gehen." Sam lächelte zaghaft: "Nein, ich habe jetzt auch frei." Francis erwiderte das Lächeln ebenso zaghaft. "Haben sie ein Auto? Es ist ziemlich weit." "Sicher." Lucifer runzelte die Stirn, für einen Freund von Mika war der Junge recht leichtgläubig. Auf der Fahrt schwiegen sie eine Weile, bis Francis es nicht mehr aushielt. "Sie kennen ihn also von früher? Heißt das, sie wissen etwas über seine Vergangenheit? Mika redet nämlich nie darüber." Sam sah konzentriert auf die Straße, nickte aber. "Ja, ich kenne Mika schon eine ganze Weile." Francis schien immer interessierter. "Wissen sie vielleicht, woher er zum Beispiel diese Narbe hat?" Als der Junge den Blick seines Lehrers sah, hatte er das Gefühl eine Grenze übertreten zu haben. Fast schon erwartete er keine Antwort zu bekommen, oder getadelt zu werden. "Ja, ich weiß es und ich werde nicht darüber reden, nicht, solange Mika dir nichts aus freien Stücken erzählt." Francis nahm das hin und ärgerte sich ein wenig, dass er nicht wenigstens ein paar unverfänglichere Fragen zuerst gestellt hatte. Sie fuhren in die Tiefgarage des Apartmentgebäudes, fuhren mit dem Lift in den siebten Stock und klingelten. Es machte niemand auf und die beiden sahen sich unsicher an. Sam sah sich zu beiden Seiten um und warf dann Francis einen Blick zu. "Meinst du, wir sollen trotzdem rein gehen?" Es war eine rhetorische Frage, denn egal wie der Junge antwortete, er würde diese Tür öffnen aber von der Antwort des Jungen hing ab, wie lange Sam warten musste, bis er das tun konnte. Francis nickte entschlossen und Sam zog erleichtert ein paar kleine Werkzeuge aus der Tasche. "Warum haben sie so etwas bei sich?" Sam zwinkerte. "Weißt du, auch wenn ich dein Lehrer bin, gibt es Fragen, die du mir nicht stellen solltest." Francis schluckte und richtete seinen Blick geradeaus, als die Tür aufschwang. Sie traten in die Wohnung und Sam hatte das Gefühl in eine seltsam vertraute Umgebung zu treten, als ob er ein Déjà-vu hätte, denn natürlich sahen Michaels Wohnungen nie gleich aus, aber gewissen Details blieben doch stets unverändert. Francis fiel der leblose Körper als erstes auf. Mika lag auf seinem Bett, bewegungslos, kalt, mit offenen Augen, der Blick glasig. Als der Mensch die fleischliche Hülle des Engels berührte merkte er, dass diese kalt war und erschrak. "Er ist tot...", murmelte er und sah doch nicht aus, als ob er es begreifen könnte. Seine Beine gaben nach und er stützte die Hände auf den Boden auf. Er bebte und seine Schultern wurden von unterdrückten Schluchzern geschüttelt, aber es kamen keine Tränen, entweder war es der Schock, oder die Trauer war einfach zu groß, zu unbegreiflich. Sam entfuhr ein Seufzen und Francis wand sich zu dem Mann um. "Ist ihnen das denn egal?!" Aber Sam hörte gar nicht zu, er sah etwas neben Mika auf dem Bett liegen, Michaels Schwert und noch ein anderes. Und zwar nicht irgendein Schwert, sein Schwert! Mit fahriger Geste ergriff er es und spürte, wie ihn etwas durchströmte, sein Empfinden katapultierte ihn zurück in sein eigentliches Ich, er war wieder Lucifer und das dort auf dem Bett war auch sicher nicht mehr Mika, denn Mika war in der Tat gestorben, nur Michael hauste jetzt noch in dieser Hülle und aus irgendeinem Grund regte er seinen Körper nicht dazu an sich zu regenerieren. Man konnte sich den Körper eines Engels wie ein Haus vorstellen. Starb der Körper, dann sprang die Hauptsicherung raus und das Licht fiel aus. Der Bewohner des Hauses, die Seele des Engels, konnte dann einfach wieder alle Lichter anschalten und der Körper regenerierte sich. Aber, das hieß nicht, dass man die Lichter zwangsläufig anschalten musste, wenn sie ausgingen. Michael hatte sich einfach in die tote kalte Hülle zurück gezogen, abgeschottet von der Welt. Er sah und hörte nichts, er spürte auch nichts, nichts irdisches zumindest. Francis sah Lucifer immer noch verständnislos an und dieser sagte nur: "Nein, egal ist es mir nicht, aber ich denke, ich verstehe mehr, was hier vor sich gegangen ist, als du." "Heißt das, sie wissen, wer ihn umgebracht hat?" Lucifer konnte nicht anders, er verdrehte die Augen. "Siehst du eine Wunde? Nein. Er ist freiwillig gestorben, er hat aufgehört zu atmen und das war`s dann, mit Gift kann man Unsereins nicht so leicht töten und, wenn du es genau wissen willst, Michael ist nicht tot. Nur seine Hülle ist gestorben." Francis verstand das nicht, wie auch? "Was soll das heißen Euereins?" Lucifer beugte sich zu Michael. Er schenkte Francis keinen Blick, beantwortete aber seine Frage. "Wir, ich und Michael, sind Engel, wir können nicht sterben." Francis setzte zum sprechen an, aber Lucifer schnitt ihm das Wort ab. "Bevor du das anzweifelst, warte erst einmal bis ich getan habe, was ich tun will." Lucifer hätte Rücksicht auf Francis nehmen können, hätte ihr Geheimnis bewahren können, aber dazu war er nicht im Stande. Hier war etwas geschehen, etwas, dass Michael so erschlagen hatte, dass er dicht gemacht hatte und nichts an sich ran ließ. Sein Schüler riss sich zusammen und warf ihm einen unsicheren Blick zu. Dieser beugte sich über Michael und hauchte: "Komm heraus, du hast dich lang genug zurück gezogen. Du musst mir jetzt sagen, was geschehen ist." Dann drückte er dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Lippen und Francis schnappte nach Luft. "Was bitte tun sie da?" Brach es aus ihm heraus und er versuchte den Mann weg zu ziehen, aber das gelang ihm nicht. Er hörte allerdings erst auf es zu versuchen, als er sah, wie der Schwarzhaarige die Arme hob, sie dem Blonden in den Nacken legte und sich daran hoch zog, bis sie beide auf dem Bett saßen und sich küssten. Nicht unzüchtig, aber schon intim. Dann, als sie sich lösten öffnete Francis bester Freund die Augen und sie waren wieder so hell und golden-orange wie eh und je. Francis hatte das Gefühl etwas sehr privates und wunderschönes beobachtet zu haben. "Mika...", war alles, was er sagen konnte. Sein Freund schüttelte den Kopf. "Mein Name ist Michael." Francis hörte die Worte in seinem Kopf weiterhallen und sie stießen etwas an. Der Mann hatte gesagt, sie seien Engel und Mika sagte, er hieße Michael, er hatte erzählt, dass seine Familie einer Sage nach vom Erzengel Michael abstammten, konnte es sein? Aber er hatte grade selber eine Wiederauferstehung miterlebt. Die Frage war wohl eher, was konnte nicht sein? "Meinst du, du bist der Erzengel Michael? Der, dem dieses Schwert gehört?" Francis deutete auf die schwarze Klinge, die sich sanft von der hellblauen Bettwäsche abhob. Michael nickte und sah zu Lucifer. "Esra war hier. Sie ist in deiner Gestalt erschienen, mit deinem Schwert, sie hat versucht mich zu täuschen und ich war so außer mir, dass ich sie verdammte, bevor ich wusste, was sie hier gesucht hat, aber ich denke, es ist wegen uns." Lucifer runzelte die Stirn. "Du meinst, sie werden noch mehr schicken?" Michael nickte. "Mit Sicherheit. Und sie werden versuchen uns wieder zu trennen." Lucifer zog eine Augenbraue hoch. "Soll das heißen, wir sind nun wieder ein Paar?" Michael lächelte kurz und hauchte Lucifer einen Kuss auf die Lippen. "Mein Lucifer, wann waren wir uns je näher, als, wenn wir für unsere Liebe kämpften? Ja, zumindest dafür hat Esra mir die Augen öffnen können. Und wenn es misslingt, so werde ich einen Weg finden zu sterben, ich werde sogar versuchen mein Schwert gegen mich selber zu richten." Francis war zu schockiert und verwirrt, um das alles zu erfassen. Er beschloss einige Fragen zu stellen. "Hallo, ähm, könntet ihr mir das bitte mal genauer erklären? Mika, was in aller Welt geht hier vor?" Michael sah den Jungen eine Weile nachdenklich an, dann warf er einen Blick auf sein Schwert. Ein nachsichtiges Lächeln glitt über seine Lippen. "Wenn du mich fragst, was du wissen willst, dann werde ich all deine Fragen beantworten." Francis schluckte und nickte. "Ok, also erst einmal, Mr. Heyn ist unser Lehrer und jetzt klingt es so, als wärt ihr beide schon lange ein Paar. Du bist 16, wie lange geht das bitte schon?" Michael sah unsicher zu Lucifer, doch der drückte seine Hand sanft und zustimmend. "Erst einmal, heißt er Lucifer, nicht Sam Heyn und zweitens bin ich körperlich siebzehn. Das mit uns beiden geht so allerdings schon ungefähr viertausend Jahre. Du musst wissen, Engel werden in ihrem Grundzustand geboren, sie altern nicht. Ich war also schon mein ganzes Leben lang siebzehn." Francis nahm das erst mal einfach so hin. "Ihr behauptet also Engel zu sein und ihr lebt schon viertausend Jahre...ich glaub, ich werd verrückt...oder nein, ihr beiden seid wahrscheinlich die Geisteskranken, das kann ja wohl nicht euer Ernst sein!" Michael lächelte immer noch. "Um genau zu sein sind wir älter als viertausend Jahre, aber wir sind erst seit viertausend Jahren ein Paar." Der Mensch schnaubte. "Erst seit viertausend Jahren? Hast du eine Ahnung, wie durchgeknallt das klingt?" "Ja, das weiß ich, aber welchen Beweis möchtest du sehen? Möchtest du sehen, wie ich mir den Arm abschneide und er wieder anwächst, oder willst du sehen, wie ich meine Flügel ausbreite und fliege? Tut mir leid, dass ich vor deinen Augen keinen Vampir exorzieren kann, aber das haben wir letztens schon ohne dich gemacht." Francis verschränkte die Arme. "Ich werde sicher nicht zulassen, dass du dir den Arm abschneidest, weil du denkst, er würde wieder nachwachsen." Michael stand auf und war nun auf gleicher Höhe mit Francis. "Wenn mein Arm tatsächlich wieder anwachsen würde, wäre das dann ein Beweis für dich?" Francis wirkte verzweifelt. "Er wird aber nicht nachwachsen, Mika!" Michael wurde zornig. "Du hast miterlebt, wie ich eben von den Toten zurück gekehrt bin." "Woher soll ich wissen, dass du tatsächlich tot warst." Michael nickte nur. "Lucifer, darf ich bitten." Der Größere Engel richtete sich auf, ergriff sein eigenes Schwert und holte aus. Es ging alles so schnell, dass Francis nicht einmal "Stopp!" rufen konnte. Mit einem kräftigen Schlag trennte der blonde dem Schwarzhaarigen den Kopf ab. Rotes Blut spritzte, nur in den Flügeln verfärbte Engelsblut sich golden. Der Kopf flog durch die Luft und landete auf dem Boden. Dann schlug Lucifer erneut zu. Er trennte dem kopflosen Körper die Beine ab, als seien es Stöckchen. Zuletzt trennte er die Arme ab. Der Boden war überströmt mit dunklem, klebrigen Blut. Francis war einfach zu schockiert, um auf irgendeine Weise zu reagieren, selbst, als die Blutlache seine Schuhspitzen erreichte. Was dann geschah war beinah noch unglaublicher. Die einzelnen Körperteile begannen sich zu bewegen, aufeinander zu, als führten sie ein Eigenleben. Als erstes fügten sich die Arme wieder an den Torso, dann kroch der Torso mit Armen auf die Beine zu und fügte sie wieder zusammen. Nun stand er schon wieder aufrecht, als kopfloser Leib und ging zielsicher auf den Kopf zu. Er hob sich an den Haaren hoch und setzte den Kopf wieder auf, als sei es ein Hut. Es war ein seltsam ekelerregendes Geräusch zu hören, als alle Körperteile sich wieder einrenkten. Dann öffnete Michael wieder die Augen und rieb sich den Nacken. "Wow, ich bin eine ganze Weile nicht mehr geköpft worden, hatte fast vergessen, wie seltsam sich das anfühlt." Lucifer wischte das Blut vom Schwert und legte es zurück. "Ich hatte fast vergessen, wie es sich anfühlt mit meinem Schwert jemandem den Kopf abzutrennen. Aber es ist ein Gefühl, auf das ich durchaus verzichten kann." Sie küssten sich flüchtig aber sanft und wirkten wie ein Paar, das gerade ein Spiel gespielt hatte, welches ihnen früher schon viel Spaß bereitet hatte. Sie hörten einen dumpfen Aufschlag und sahen sich um, Francis war ohnmächtig geworden. "Der Ärmste...aber so ist es am leichtesten gewesen...ich meine, als ich deine Tür aufgebrochen habe, warst du tot..." Michael nickte: "Stimmt, so ist es besser." _________________________ Ich hoffe, dass das Kapitel euch gefallen hat, es zu schreiben fand ich auf jeden Fall sehr interessant und um ehrlich zu sein auch schwierig, weil ich mir bei vielen Dingen unsicher war, nicht zuletzt auch, ob ich Fran einweihen soll, aber ich denke ich hab mich richtig entschieden^^ Ich möchte euch mal ganz herzlich dafür danken, dass ich meine FF lest und natürlich Kaethchen, Ran und Salix dafür, dass sie so eifrig kommentieren. Fühlt euch alle geherzt *alle durchflausch* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)