Nothing Left Here To Burn von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Broken Record on the Stereo, Shattered Glass from the Past I can’t let go. I hope to Hell this is the last Time, I hope to Hell this is the last Time I ever hurt. Das Foto hinter dem verschmierten Glas war alt und vergilbt, die Farben verblassten unaufhaltsam – Und die Menschen, deren Lächeln auf dem Polaroid eingefroren worden war, gab es schon lange nicht mehr. Trotzdem starrte er das Bild an, schon seit einer Ewigkeit, und er ließ die Erinnerungen, die sich darin gesammelt hatten, vor seinem geistigen Auge vorbei ziehen. Es war ein seltsames Gemisch aus alten Gegebenheiten, die flackernd und lückenhaft an ihm vorbei zuckelten mit verzerrten Stimmen und neueren Vorkommnissen, stechend scharf und klar wie Eis. Er sah drei Kinder, die eine Katze jagten, sah sie gegen Feinde kämpfen, gemeinsam wachsen, sah einen von ihnen gehen, sah sich selbst den aussichtslosen Kampf kämpfen, von dem er jetzt wusste, dass er ihn nie hatte gewinnen können, er blinzelte gegen die Sonne in einer der neueren Erinnerungen, als er auf sah zu dem Verräter-Freund, von dem er nicht hatte sehen wollen, dass er ihn nicht zurück holen konnte und er sah ihn, wie er nur wenige Stunden zuvor versuchte, sie zu töten. Wie hatte er die Hand gegen sie erheben können? Erst in dem Moment, als er ihren zitternden Körper in seinen Armen gehalten hatte, hatte er es eingesehen. Er war verloren, er konnte ihn nicht mehr retten. Er hatte versagt. Sein Versprechen an sie, an sich selbst, war gebrochen, er hatte all den Schmerz umsonst auf sich und auf alle anderen geladen, wegen einer Schlacht, die schon vor Jahren verloren gewesen war. Eine einzelne Träne klatschte auf das Glas, doch er wischte sie weg und er rieb sich mit dem Ärmel über die feuchten Augen. Ihm war bewusst, dass es letztendlich darauf hinaus laufen würde, er gegen ihn, und dann hätte er das Blut eines Freundes an den Händen kleben, denn er wusste, dass er nicht unterliegen würde, was immer sein Freund-Feind auch sagen mochte. Er hoffte nur, dass es das letzte Mal sein würde, dass er Schmerz haben würde, dass er Frieden finden würde, wo immer er auch hingehen mochte. A broken Heart, tried hard to make it whole, But the Memories won’t seem to let me go. And I’ve given you every Part of me. Das Holz zerbarst unter der Wucht, mit der das Wurfmesser dagegen prallte, genau auf der Höhe, auf der bei einem Mann das Herz gewesen war. Ein großes, zerfranstes Loch blieb zurück, in dem die Waffe steckte, genau, wie bei einem dutzend anderen Bäumen im Umkreis. Sie starrte ihr Werk schwer keuchend an und Wut kochte zusammen mit Trauer in ihr hoch. Wieso? Wieso hatte sie es nicht getan, als sie die Chance dazu gehabt hatte? Sie konnte es – Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Aber ein heftiger Schmerz, als hätte man ihr selbst die Klinge in die Brust getrieben, hatte sie abgehalten. Konnte ein gebrochenes Herz denjenigen spüren, der es zerstört hatte? Sie war wie gelähmt gewesen und würde jetzt sicher nicht auf ihre Knie sinken, während sie ihre nutzlosen Hände anstarrte, hätte er sie nicht gerettet. Sie verstand nicht, wieso er das getan hatte. Sie war wertlos, war es schon immer gewesen, und es wäre eine Erleichterung für alle gewesen, wenn sie tot wäre, aber er, er hatte sie schon immer angesehen, als wäre sie das Wichtigste auf der Welt, als wäre sie ein Schatz... Sie konnte die Gefühle für sie aber nicht erwidern, hatte es nie gekonnt, denn ihre einstige Liebe steckte noch immer wie ein Dorn in ihrem Herzen und vergiftete es mit Bildern; Er, wie er sich vor sie stellte, er, wie er sie anlächelte, er, wie er auch nur mit ihr Sprach... Sie hatte ihm immer alles von sich gegeben, auch, wenn sie gewusst hatte, dass er nichts zurück gab. Damals hatte sie es nicht realisiert, aber er konnte es gar nicht, etwas geben, er hatte es nie gelernt. Lieben musste man wohl von seinen Eltern lernen und die waren ihm zu früh genommen worden. In seinem Leben hatte es immer nur ihn gegeben und er hatte keinen Platz mehr für jemand anderem in seinem Herzen. Sie war für ihn immer eine Bürde gewesen und trotzdem hatte sie den anderen, mehr war er nie gewesen, angefleht, ihn zurück zu holen, hatte ihren Einfluss auf ihn ausgenutzt, um ihn gefügig zu machen und jetzt würde er sich in den Tod begeben, nur, um zu tun, was sie wollte. Sie hatte versucht, ihn aufzuhalten, sicher. Was sollte sie auch ohne ihn tun? Sie brauchte seinen Zuspruch, seine bedingungslose Liebe... Aber er hatte ihr nur in die Augen zu sehen brauchen um ihre Lüge zu durchschauen und ihre Gefühle für den einen zu sehen, seinen Feind-Freund, den er nicht aufgeben wollte, obwohl er ihm das einzige nahm, was er je wirklich gewollt hatte: Ihr Herz. What more do you expect from me? There’s nothing left here to burn. And I know, yeah, I know, so kill me… Sie hätten es doch wissen müssen, er hatte es ihnen von Anfang an gesagt. Es gab kein Zurück mehr, schon seit dem Moment, als er die Schwelle seiner Heimat verlassen hatte. Aber war das Dorf je wirklich seine Heimat gewesen? Er hätte nicht gewusst, wie er das Wort definieren sollte – Der Ort, an dem er gelebt hatte, traf es wohl besser. Aber sie waren schon immer so schrecklich dumm gewesen, alle beide. Sie hatten gedacht, er hätte zu ihnen gehört, aber er hatte sie nur ausgenutzt. Sie hatten ihm nie etwas bedeutet, weder das Mädchen noch der Junge oder der Lehrer, der wohl als einziger schon gewusst hatte, dass er nicht bleiben würde. Er hatte versucht, ihn an sie zu binden, hatte alles getan, aber es hatte nichts geholfen, das Feuer in seiner Brust hatte er nicht löschen können, den brennenden Hass... Und was hatte es ihm gebracht? Er verfolgte ihn in seine Träume, der tote Fremde, der ihn angelächelt hatte, als er gestorben war. Wieso hatte er ihn nicht mit genommen? Er wäre ihm überall hin gefolgt. Aber er hatte ihn alleine gelassen, in seiner Verwirrung, in Wut, Hass und Zweifel und ihn so letztendlich getötet, wenn auch nicht körperlich. Er wusste nicht mehr, was er für die beiden Menschen empfinden sollte, die ihm nachliefen und versuchten, ihn vor sich selbst zu beschützen, sie waren ihm gleichgültig. Es gab nichts mehr, das sie mit ihm verband außer ein paar verschwommener Erinnerungen, die es nicht wert waren, sie aus seinem Gedächtnis zu brennen. Was auch immer sie sich davon erhofften, ihn retten zu wollen, es würde nicht eintreten. Er würde kämpfen, und wenn es nur war, um letztendlich zu sterben. So schlimm erschien ihm diese Vorstellung inzwischen gar nicht mehr, sterben. Es wäre friedlich und ruhig und dunkel – Und weder Träume noch Erinnerungen würden ihn in seinem ewigen Schlaf quälen. Außerdem, wenn nicht er es verdient hätte, wer dann? All das Leid, dass er über sie gebracht hatte, die ihn nach wie vor liebten, er wusste davon, er wusste, dass er dem Mädchen das Herz gebrochen hatte und dem Jungen den Stolz und vielleicht wäre als Ausgleich für seine Gleichgültigkeit ihrer Trauer gegenüber sein Leben gerade gut genug. Er würde kommen, nicht jetzt, denn der Wahnsinnige hatte einen Krieg begonnen, aber wenn all das vorbei war, und wenn es Jahre dauerte, würde sein letzter Freund auf der Welt kommen und ihn töten – Er hatte die Gnade in seinen Augen gesehen. Er würde kämpfen, sicher. Aber vielleicht war sein Körper bis dahin bereit, seinem Herz in den Tod zu folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)