Nachhilfe von Wolfseye (H&M) ================================================================================ Kapitel 14: Gute Nachrichten. ... Oder? --------------------------------------- „Soll ich wieder Tischdecken?“ fragte Haruka in der Küche angekommen ihre Mutter. „Äh, klar. Natürlich.“ Sachiko konnte sich noch nicht so ganz an die neue Haruka gewöhnen. Dass ihre Tochter neuerdings freiwillig den Tisch deckte, konnte sie sich einfach nicht erklären, war sich aber sicher, Michiru sei der Grund dafür. „... Sag mal, was genau läuft da eigentlich zwischen dir und Michiru-san.“ traute sie sich schließlich zu fragen. Haruka riss sofort die Augen auf und hätte beinahe den Teller fallen lassen, den sie gerade auf den Tisch stellen wollte. „Was? Wie ... wie meinst du das? Wir ... sind Freunde.“ stotterte Haruka nervös. „Ach, wirklich? Nur Freunde?“ betonte Sachiko. „J ... ja. Was sonst?“ Jetzt wurde Haruka richtig nervös. Warum musste sie ausgerechnet jetzt solche Fragen stellen? „Na ja, so wir ihr euch angesehen habt dachte ich, ihr wärt mehr als das.“ „Was? Aber sie ist doch ...“ „... ein Mädchen?“ beendete Sachiko ihren Satz fragend. „Willst du mir etwa weiß machen, dass es nicht das ist, was du willst?“ fragte Sachiko weiter. „Äh, ich ... also ...“ Haruka fühlte sich plötzlich in eine Ecke gedrängt aus der es keinen Ausweg mehr gab. Verzweifelt suchte sie in ihrem Gehirn nach einer passenden Antwort darauf, was sie jetzt tun sollte, aber dort war rein gar nichts mehr. Sachiko kam langsam zu Haruka rüber und blieb dann vor ihr stehen. „Haruka, du kannst es mir ruhig sagen. Ich ahne es sowieso schon seit Jahren, aber ich dachte, du erzählst es mir irgendwann selbst.“ versuchte sie ihre Tochter zu beruhigen. „Ach, ja?“ In Haruka wirbelten gerade sämtliche Gefühle durcheinander. Sie war so erleichtert und glücklich das ihre Mutter offenbar nichts dagegen hatte, gleichzeitig hatte sie eine Heiden Angst davor, was Keisuke tun würde wenn er genau das heraus bekam. „Ja. Und mir ist es egal, solange du glücklich bist. Also ist da nun mehr zwischen dir und Michiru-san? Ich werde es auch nicht ihrer Mutter sagen, falls sie Angst davor hat. Ich kann ganz gut Dinge für mich behalten.“ lächelte Sachiko weiter. „... Auch vor ihm?“ fragte Haruka jetzt plötzlich ernst. „Ihm? Meinst du deinen Vater?“ fragte sie verwirrt. „Ja. Versprichst du mir, ihm nichts davon zu erzählen? Ich meine von gar nichts hier.“ Das klang schon fast furchteinflössend. „Wieso? Ich weiß, er ist ziemlich streng aber ...“ „Bitte, sag ihm nichts!“ flehte sie jetzt. „Ähm, na gut. Wenn es dir so wichtig ist. Ich verspreche dir ihm nichts zu sagen.“ willigte Sachiko ein, war aber immer noch ein wenig verwundert darüber, dieses Versprechen überhaupt geben zu müssen. „Danke. ... Also gut, ja. Michiru und ich, wir sind zusammen, also so richtig mein ich.“ sagte Haruka etwas verlegen. Auf Sachikos Gesicht breitete sich ein riesen lächeln aus. „Ah, ich wusste da ist was! Ich freu mich für euch. Ihr zwei seht so süß zusammen aus. Und seit wann? Ihr kennt euch doch erst seit ein paar Tagen. Ich dachte mir zwar, dass ihr mehr für einander empfindet, aber dass ihr schon so weit seit, hätte ich nicht gedacht.“ fragte Sachiko voller Euphorie. „Na, du bist ja gar nicht neugierig.“ Haruka war total irritiert so eine Reaktion hatte sie niemals erwartet und es stand im krassen Gegensatz zu dem, wie ihr Vater reagiert hatte. „Ähm, okay. Also eigentlich sind wir erst seit gestern zusammen.“ erzählte sie dann. „Ach so, dann ist die blutige Lippe also ein Teil davon gewesen?“ „So in etwa.“ „Dann hat es sich ja wenigstens gelohnt. Wo ist Michiru-san eigentlich?“ „Sie ist noch duschen gegangen.“ „Ach, so.“ Immer noch freudestrahlend widmete Sachiko sich wieder dem Essen zu. Haruka musste sich erst mal setzten. Total geschockt und verwirrt saß sie da am Tisch und beobachtete ihre Mutter beim Essen machen. Sie konnte gar nicht glauben, was sie alles in nicht mal zwei Tagen alles angestellt hatte. Nicht nur, dass sie hinter dem Rücken ihres Vaters mit Michiru zusammen war, nein, jetzt wusste ihre Mutter auch noch davon und freute sich sogar darüber. »Oh Gott, wenn der das rauskriegt, bringt er uns alle um!« Sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, weil Michiru gerade den Raum betrat. Zuerst war Michiru ziemlich verwundert darüber, dass Haruka am Tisch saß und nichts tat. Sie wollte sie schon zu Recht weisen, als sie plötzlich ihren geschockten Gesichtsausdruck sah. Langsam trat sie auf die Blonde zu und flüsterte dann, damit Sachiko, die sie noch nicht bemerkt hatte, sie nicht hören konnte. „Was ist denn passiert?“ „Sie weiß es!“ flüsterte Haruka zurück. „Was weiß sie?“ „Na, das mit uns. Das wir zusammen sind.“ „Du hast es ihr erzählt?“ „Sie hat es selbst herausgefunden. Ich hab’s nur bestätigt.“ „Und die Sache mit deinem Vater?“ „Nein, das weiß sie nicht und sie hat mir versprochen ihm nichts von uns zu erzählen, auch wenn sie nicht weiß wieso.“ „Na, dann ist das doch gut, oder?“ „Keine Ahnung. Ist es das?“ „Hat sie denn etwa was dagegen?“ „Nein, im Gegenteil. Sie freut sich richtig!“ „Dann kannst du ihr doch auch den Rest erzählen.“ „Auf keinen Fall! Du weißt doch warum das nicht geht.“ „Nein, weiß ich nicht! Selbst wenn dein Vater gute Beziehungen hat, können wir es trotzdem schaffen ihn ins Gefängnis zu bringen. Schließlich sagen wir ja die Wahrheit.“ „Das Risiko ist zu groß, also lass es!“ „Michiru-san, da bist du ja wieder.“ schaltete Sachiko sich ein, da sie Michiru entdeckt hatte. Michiru sah Haruka noch einmal mit einem Blick an, der nur bedeuten konnte "Sag es ihr" und wendete sich dann Sachiko zu. „Ähm, ja. Ich war noch schnell duschen.“ versuchte sie zu lächeln. „Ja, Haruka sagte das schon. Und ich nehme an, sie hat dir gerade von unserem kleinen Gespräch erzählt. Also braucht ihr euch nicht mehr zu verstecken. Oh, und keine Sorge, ich werde deiner Mutter schon nichts sagen, wenn du das nicht möchtest.“ Sachiko war immer noch total begeistert von der Sache. „Ja, danke. Ich werde es meinen Eltern schon irgendwann selbst sagen.“ sagte sie verlegen. Daran hatte Michiru noch überhaupt nicht gedacht. Ihre Eltern! Sie war sich zwar sicher, dass sie … na ja, sagen wir fast sicher, dass sie nichts dagegen haben würden, aber sie wären mit Sicherheit ziemlich geschockt. Bis vor ein paar Tagen noch, wäre sie ja selbst nie auf die Idee gekommen, sie könnte sich jemals in ein Mädchen verlieben. Und was würden ihre Eltern überhaupt von Haruka halten? Was, wenn sie sie nicht leiden konnten. Müsste sie sich dann etwa zwischen Haruka und ihren Eltern entscheiden? Nein, das war eine Entscheidung die sie niemals treffen wollte. Sie mussten Haruka einfach mögen. Wie könnten sie jemanden, der ihre Tochter so glücklich machte nicht mögen? Michiru hörte auf darüber nach zu denken. So lange Harukas Vater anwesend war, würde sie es ihren Eltern sowieso nicht sagen können. „Gut.“ strahlte Sachiko weiter und machte sich wieder ans Essen. Michiru widmete sich noch einmal Haruka zu, die das alles noch immer nicht glauben konnte. „Hey, freu dich doch erst mal. Jetzt weißt du immerhin wie deine Mutter über die Sache denkt und dass sie immer hinter dir stehen wird.“ flüsterte sie Haruka aufmunternd zu. „Ja, aber wieso? Ich mein, warum macht es ihr überhaupt nichts aus, während er alles daran setzt, es aus mir raus zu prügeln? Warum kann es ihm nicht auch egal sein?“ fragte die Sportlerin verzweifelt. „Das kann ich dir leider auch nicht beantworten. Aber deine Mutter liebt dich und das einzige was sie will, ist das du glücklich bist, deswegen ist es ihr egal. Und deswegen würde sie deinen Vater um jeden Preis aufhalten wollen.“ sagte sie bestimmend. „Ja ich weiß. ... Und er tut es nicht.“ Das sagte die Sportlerin so leise, dass Michiru es fast nicht verstanden hätte. Haruka erhob sich von ihrem Stuhl und begann den Tisch weiter zu decken. Michiru sah ihr dabei zu und plötzlich wurde ihr klar, dass es noch einen anderen Grund dafür gab, warum Haruka solange Stillschweigen über diese Sache bewahrte. Er war immerhin ihr Vater. Auch, wenn er total krank und ein riesen Arschloch war, ist und bleibt er ihr Vater und vielleicht hatte Haruka ja immer noch die Hoffnung gehabt, er würde irgendwann damit aufhören und sie so akzeptieren wie sie war. Welche Tochter wünscht sich denn nicht von ihrem Vater bedingungslos geliebt und akzeptiert zu werden? Michiru konnte sich nicht einmal vorstellen, wie es sich anfühlen musste, von seinem eigenen Vater geschlagen zu werden. Die Beziehung zu ihrem Vater war immer liebevoll und behütet gewesen. Sie wurde von ihrem Vater immer vor allem und jedem beschützt. Ein Lächeln von ihr, war ausreichend, um ihn glücklich zu machen. Haruka konnte machen was sie wollte, egal wie sehr sie sich anstrengte, wie viele Rennen sie auch gewann, es war nie gut genug für ihren Vater und würde es auch niemals sein. Und jetzt bestrafte er sie auch noch für das, was sie war. Jetzt ließ sich Michiru verzweifelt auf den Stuhl sinken. Wie sollte sie ihr denn jetzt helfen? Sie hatte gedacht, es würde reichen Keisuke einfach verschwinden zu lassen. Wenn er nicht mehr da war, konnte er ihr auch nicht mehr wehtun. Aber würde es wirklich reichen? Was er ihr angetan hatte, konnte sie niemals rückgängig machen und Haruka würde niemals den Vater bekommen, den sie brauchte und verdient hatte. Ihre Grübelei wurde durch das Klingeln des Telefons unterbrochen. „Oh. Ähm, Michiru-san? Könntest du vielleicht mal rangehen? Ich habe gerade keine Hand frei.“ sagte Sachiko, die versuchte drei Dinge auf einmal zu tun. „Ja, natürlich.“ gab Michiru lächelnd zurück und machte sich auf ins Wohnzimmer zum Telefon, welches immer noch klingelte. „Hallo? Hier bei Tenoh, Kaioh Michiru am Apparat.“ meldete sie sich. „Ah, Michiru-chan! Ich bin‘s.“ kam aus dem Hörer heraus. „Mama? Wieso rufst du an? Ist etwas passiert?“ war Michiru überrascht. „Wieso muss etwas passiert sein, wenn ich mit dir reden möchte? Darf ich dich jetzt nicht mehr anrufen?“ fragte Yuki verwundert. „Oh, doch natürlich. Tut mir leid. Ich hatte nur nicht mit dir gerechnet, das ist alles.“ versuchte sie zu erklären. „Na gut. Aber so falsch liegst du gar nicht. Es ist wirklich etwas passiert, aber nichts Schlimmes.“ „Ach, und was?“ fragte die Künstlerin zögerlich, da sie kein gutes Gefühl dabei hatte. „Wir haben endlich eine Wohnung in Tokio gefunden und die Versetzung deines Vaters wurde auch genehmigt, das bedeutet wir können schon nächste Woche umziehen. Ist das nicht toll?“ „Ja, super.“ Michiru war alles andere als glücklich darüber. Zwar freute sie sich ihre Eltern wieder zu sehen aber sie wollte um jeden Preis bei Haruka bleiben und das nicht nur, weil Keisuke immer noch hier war, nein, sie wollte auch so mit ihr zusammen bleiben. Jede freie Minute mit ihr verbringen dürfen. Sie würde Haruka bestimmt nur noch in der Schule zu Gesicht bekommen, da Haruka das Haus ja nicht mehr verlassen durfte. „Um neue Räume für die Galerie, werde ich mich dann noch Vorort kümmern und ich dachte, du könntest mir dabei helfen, schließlich sollen ja auch viele deiner Bilder ausgestellt werden.“ redete Yuki weiter. „Ähm, ja. Wieso nicht.“ Sie gab sich wirklich mühe begeistert zu klingen. ... Es misslang völlig. Aber Yuki merkte offenbar nichts davon. „Schön. Und wie war dein Tag heute so, irgendwas Besonderes?“ „Nein, eigentlich nicht. Ich bin ein bisschen im Pool geschwommen, sonst alles wie immer.“ Michiru hatte gerade absolut keine Lust und keine Nerven für ein Gespräch mit ihrer Mutter und wollte sie so schnell wie möglich wieder abwimmeln und schließlich hatte sie erst gestern alles bis ins kleinste mit ihr diskutiert. „Und was ist mit Haruka-san?“ „Was soll mit ihr sein?“ fragte Michiru genervt. „Na, du erzählst so wenig über sie. Bisher weiß ich nur, dass sie nett ist. Das ist das einzige, was du über sie preisgegeben hast.“ „Mama, du wirst sie bestimmt selbst noch kennenlernen. Dann kannst du dir selbst ein Bild von ihr machen.“ „Ja, aber es wundert mich, dass du gar nichts über sie erzählst. Normalerweise erzählst du mir immer, was du über andere Menschen denkst, besonders wenn du Tag täglich etwas mit ihnen zu tun hast. Ist sie etwa gemein zu dir oder versteht ihr euch nicht? Du kannst es mir ruhig sagen, wenn du dich unwohl fühlst oder so.“ „Es ist wirklich alles in Ordnung, Mama. Haruka und ich verstehen uns super und sind die besten Freundinnen!“ So langsam nervte ihre Mutter aber. „Ihr seid beste Freundinnen, wirklich? Also dann musst du mir erst recht von ihr erzählen. Du hattest doch noch nie eine beste Freundin oder irgendwelche anderen Freundinnen.“ „Ja, danke, dass du mich daran erinnerst. Ich muss jetzt wirklich zurück in die Küche. Wir wollten gerade zu Abendessen. Ich erzähl dir ein andern mal wie Haruka ist oder besser warte bis nächste Woche, dann wirst du sie sowieso kennenlernen.“ sagte Michiru jetzt etwas gereizt. „Na schön, dann warte ich eben, auch wenn ich nicht verstehe warum du es so spannend machst. Grüß Sachiko von mir, ja? Und erzähl ihr, dass wir nächste Woche umziehen.“ „Okay, mach ich. Bis dann!“ und legte auf. Niedergeschlagen lehnte sich Michiru an die Wand hinter sich und starrte an die Decke. »Wieso musste das jetzt denn so schnell gehen? Sie hat doch gesagt, es kann mehrere Wochen dauern, bis sie eine geeignete Wohnung finden. Und nun haben sie nicht mal eine gebraucht.« Die Künstlerin ging in die Küche zurück und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. „Und wer war dran?“ fragte Sachiko. „Nur meine Mutter. Ich soll dich schön grüßen“ „Oh, danke. Was wollte sie denn?“ „Sie haben eine Wohnung gefunden, so dass sie schon nächste Woche herziehen.“ sagte Michiru langsam und sah dabei vorsichtig zu ihrer Freundin rüber, die auch wieder am Tisch saß. „Oh, das finde ich ehrlich gesagt ein bisschen schade. Ich hatte gehofft, du würdest noch länger bei uns bleiben.“ „Ja, das hatte ich auch.“ erwiderte Michiru traurig. „Na ja, du wirst wohl trotzdem jede Menge Zeit hier verbringen, nehme ich an. Und du bist hier jeder Zeit willkommen.“ Versuchte Sachiko sie aufzumuntern und sah auch kurz zu ihrer Tochter rüber. Haruka schien sich nur noch für die Tischplatte zu interessieren, denn sie starrte ununterbrochen auf deren Oberfläche. Was hätte sie auch sonst tun sollen. Sie wollte nicht das Michiru ging. Sie hatten sich doch gerade erst gefunden, warum mussten sie sich jetzt schon wieder trennen? Warum nur musste alles so verdamm schief laufen? Wenn Michiru nicht mehr hier wohnte, könnte sie sie nur noch in der Schule sehen und dort würde sie ihr auch nicht richtig nahe kommen können. Das wird alles kaputt machen. »Michiru wird das bestimmt nicht lange mitmachen und mich dann wieder verlassen!« Vorsichtig hob sie ihren Blick und sah Michiru an. Die erwiderter ihren Blick und schenkte ihr dann ein aufmunterndes Lächeln. »Nein! Das werde ich nicht zulassen, egal was passiert. Ich werd alles dafür tun, damit sie bei mir bleibt, für immer!« Sie gab sich selbst ein versprechen und lächelte dann zurück. Die drei aßen gemeinsam zu Abend und als Haruka und Michiru hörten dass Keisuke erst sehr spät von der Arbeit zurückkommen würde, verbesserte es noch einmal ihre Stimmung. Sie halfen danach noch beim Aufräumen und verschwanden dann gemeinsam nach oben. „Hat deine Mutter gesagt, wann genau sie her kommen? Und musst du dann sofort von hier weg?“ fragte Haruka einige Zeit später. Sie hatte es sich auf Michirus Bett bequem gemacht und sah verträumt an deren Decke, während die Künstlerin mit ihrem Zeichenblock auf dem Stuhl am Schreibtisch saß und sie genau musterte. „Nein, hat sie nicht. Ich denke, ich kann noch so lange bleiben, bis die Wohnung fertig eingerichtet ist. Aber meine Mutter ist leider in solchen Dingen ziemlich schnell. Das ist das erste Mal, dass ich mir wünsche, meine Mutter würde keinen Wert auf Ordnung legen.“ „Schade.“ „Mach dir keine Sorgen. Wir werden uns weiterhin jeden Tag in der Schule sehen und auch wenn wir da nicht auffallen wollen, finden wir mit Sicherheit einen Ort an dem wir ungestört sind.“ „Ja, den finden wir.“ sagte Haruka überheblich wurde dann aber wieder ernst. „Aber was ist mit den Wochenenden? Das wären zwei ganze Tage, die wir uns nicht sehen können.“ Michiru stand von ihrem Stuhl auf und ging zu der Blonden zum Bett rüber. Sie legte den Zeichenblock auf den Nachtschrank ab und setzte sich dann auf die Matratze. „Wozu gibt es Telefone? Oder Internet? Ich denke, ich werde meinen Vater jetzt doch um das Handy bitten, was er mir schon seit Jahren andrehen will.“ „Du hast kein Handy?“ fragte Haruka ungläubig. „Ich hab bisher nie eins gebraucht und fand es sinnlos so was mit mir rumzuschleppen, also nein.“ „Du bekommst auf jeden Fall eins! Und wenn ich‘s dir selbst kaufen muss.“ „Mein Vater wird mir schon eins besorgen und bezahlen werde ich es schon selbst also behalt dein Geld.“ „Du verdienst bestimmt genauso so viel wie ich mit deiner Kunst, oder? „Ich weiß nicht wie viel du verdienst und wie viel ich verdiene auch nicht. Ich komm erst mit achtzehn an das Geld ran und ich seh auch nie nach wie viel es inzwischen ist.“ „Du hast keine Ahnung wie reich du bist? Hast du überhaupt nichts, was du dir leisten willst? Ich mein, irgendwelche Träume oder Wünsche?“ „Meine Träume und Wünsche konnte ich nie mit Geld bezahlen, erst du hast sie mir erfüllt.“ Michiru beugte sich zu Haruka herunter und gab ihr einen zärtlichen Kuss. „Ach ja? Darf ich fragen, was das für welche waren? Und hast du jetzt überhaupt keine mehr?“ fragte Haruka neugierig. „Na ja, ich hab mir immer gewünscht jemanden zu haben der mich versteht, mit dem ich über alles reden kann, dem ich vertrauen kann und der mich liebt. Jemanden, der mich nicht nur auf meine Musik, Kunst oder mein Aussehen beschränkt. Mit dir hab ich das alles in einer Person gefunden. Und ich habe schon noch Träume und Wünsche aber die verrate ich dir noch nicht.“ grinste Michiru und gab Haruka noch einen kurzen Kuss. „Wieso nicht?“ war Haruka leicht enttäuscht. „Dafür ist es noch ein wenig zu früh?“ lächelte Michiru. „Wieso früh? Willst du mich etwa noch genauer kennenlernen? Ich erzähl dir alles was du wissen willst. Oder vertraust du mir nicht? Ich werd‘s niemandem verraten, das schwöre ich.“ Haruka wollte alles über ihre Freundin wissen und verstand nicht warum sie ihr ihre Träume vorenthalten sollte. Aber Michiru lächelte nur weiter. „Ich vertrau dir, Ruka. Und du wirst sie alle erfahren, das verspreche ich dir. Im Moment, wünsche ich mir aber nichts sehnlicher als mit dir zusammen zu sein. ... Oh, und das dein Vater für den Rest seines Lebens im Knast versauert, damit er dir nie wieder wehtun kann.“ „Da du ihn gerade erwähnst. Er wird heute Abend bestimmt wieder nachsehen, ob ich in meinem Bett liege, also sollte ich wohl bald mal rüber gehen.“ „Jetzt schon? Aber du kommst doch nachher wieder, oder?“ „Hhmm, wenn ich wieder bei dir schlafen darf und du dieses wundervolle Stück Stoff anziehst, könnte ich es in Erwägung ziehen.“ „Ich hab mich geirrt, du bist total auf mein Äußeres fixiert.“ tat Michiru erschüttert und wollte aufstehen, doch Haruka war schneller und hielt sie fest. „Was kann ich denn dafür, dass du so unwiderstehlich aussiehst?“ grinste Haruka und zog Michiru zu sich herunter. Die ließ sich widerstandslos führen und war nur wenig später direkt vor Harukas Gesicht angekommen. „Unwiderstehlich?“ fragte sie noch einmal nach. „Unwiderstehlich, ... heiß, sexy, atemberaubend, ...“ Haruka wäre noch so einiges mehr eingefallen aber Michiru war die letzten Zentimeter auf sie zu geschossen und Küsste sie. Lange dauerte der Kuss und wurde immer verlangender bis Harukas Hände kurz davor waren wieder ein Eigenleben zu beginnen, also unterbrach sie ihn vorsichtig und grinste Michiru an. „Du hast mich gar nicht ausreden lassen.“ „Das hat mir schon gereicht und du bist genau so unwiderstehlich, also hatte ich gar keine andere Wahl.“ „Ach ja?“ „Ja.“ „Siehst du! Du bist genauso auf mein äußeres fixiert.“ triumphierte Haruka. Michiru verdrehte nur die Augen. »War ja klar dass sie darauf noch mal zurückkommen würde.« Sie gab ihr noch einen kurzen Kuss und stand dann wirklich auf, Haruka folgte ihr. „Ich will gar nicht gehen. Er kommt bestimmt wieder erst gegen Mitternacht.“ „Ich will auch nicht, dass du gehst. Aber ich fürchte, du musst. Es sei denn. du hast deine Meinung über die Anzeige geändert, dann könnte er uns nie wieder trennen.“ „Ich glaube, das würde uns eher für immer trennen, also nein. Ich komm nachher wieder, Schatz. Also mach dir keine Sorgen. Du kannst dich ja wieder mit Malen ablenken, während ich wahrscheinlich vor Langeweile sterben werde.“ sagte Haruka, küsste die Türkishaarige noch einmal intensiv und verließ dann den Raum. Michiru stand einfach nur da und starrte auf die Tür. »Schatz? Sie hat Schatz zu mir gesagt!« Dieses kleine Wort ließ in Michiru ein Freuden Feuerwerk aufsteigen. Voller Euphorie griff sie nach ihrem Zeichenblock und widmete sich wieder dar angefangenem Skizze. Haruka wäre wirklich fast vor Langeweile gestorben, wobei Sehnsucht wohl eher gepasst hätte. Sie hatte den Fernseher angemacht aber nicht mal der Sportkanal konnte ihre Gedanken an Michiru vertreiben. So gegen zehn hat sie ihn dann endlich ausgemacht und wartete jetzt nur noch darauf, dass Keisuke auftauchen würde. Sie machte sich inzwischen ernsthaft Gedanken darüber, ob sie nicht vielleicht doch Recht haben könnte. Das Gespräch mit ihrer Mutter hatte sie irgendwie völlig aus der Bahn geworfen. Wie konnte sie nur so begeistert davon sein, während er alles dagegen unternahm damit es aufhörte. »Ob sie ihn wirklich verlassen würde? Was würde sie überhaupt dazu sagen, wenn sie es wüsste? Aber ich kann doch unmöglich Riskieren, dass er ihr oder Michi was antut.« Immer mehr Fragen und Zweifel machten sich in ihrem Kopf breit bis sie auf einmal die Tür hörte. Schnell drehte sie sich zur Seite und versuchte ruhig und gleichmäßig zu atmen. Wieder kam er ein paar Schritte ins Zimmer rein und schien stehen zu bleiben. Harukas Herzschlag wurde immer schneller und sie hatte schon Angst, er könnte es vielleicht hören. Aber dann drehte er sich wieder um und ging hinaus. Haruka entspannte sich wieder und sah dann auf die Uhr. Es war schon halb zwei! » Ob sie wirklich noch wach ist?« Sie kletterte aus dem Bett und machte sich dann auf ins Nachbarzimmer. „Haruka!“ kam es erleichtert von Michiru. Sie war sofort aus dem Bett gesprungen und umarmte ihre Freundin stürmisch. „Ist alles in Ordnung? Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“ „Hey, es ist alles in Ordnung. Er hat sich nur mächtig viel Zeit gelassen, tut mir leid.“ sagte sie beruhigend und erwiderte die Umarmung. „Dir muss das nicht leid tun. Ich hab mir nur Sorgen gemacht. Aber er hat dich nicht angerührt, oder?“ fragte Michiru besorgt und löste sich aus der Umarmung um Haruka genauer anzusehen. „Nein, hat er nicht. Er is gleich wieder gegangen.“ „Was machen eigentlich deine Rippen, tun die noch sehr weh? Ich hab dich ja fast umgerannt, tut mir leid, wenn ich dir wieder weh getan hab.“ „Du hast mir nicht weh getan. Ich spüre meine Rippen zwar noch bei jeder Bewegung aber ich hab mich inzwischen schon fast daran gewöhnt, also nicht so schlimm.“ „An Schmerzen sollte man sich nie gewöhnen müssen, also versuch ja nicht, mich damit zu beruhigen. ... Trägst du den Verband eigentlich noch? Du hast ihn doch nicht abgemacht, oder?“ „Ähm, also ... eigentlich doch.“ sagte Haruka vorsichtig. „Was? Wann? Wieso?“ „Na, heute Morgen. Ich musste schließlich Duschen und das Ding hat nur genervt. Komm ja nicht auf die Idee mir das noch mal anlegen zu wollen.“ „Du bist wirklich ein Sturkopf, weißt du das? Ich wollte dir nur helfen.“ „Und das weiß ich wirklich zu schätzen, aber diesen Verband brauch ich nicht. Du hilfst mir schon genug mit deiner Anwesenheit, das reicht schon, um mir sämtliche Schmerzen zu nehmen.“ Michiru konnte sich diesem Blick nicht entziehen und schmiegte sich wieder an den Körper der anderen. „Ich wünsch mir wirklich, dass ich das könnte.“ sagte Michiru traurig. Haruka presste den Körper der kleinere noch enger an sich und legte ihren Kopf auf ihren. Ein paar Minuten standen sie da, bis Haruka die Stille als erste unterbrach. „Können wir jetzt vielleicht ins Bett gehen? Ich schlaf gleich sonst noch im Stehen ein.“ „Ja, das is ‘ne gute Idee.“ lächelte Michiru und zog Haruka dann hinter sich zum Bett. Sie kuschelten sich beide eng aneinander und waren schon nach kurzer Zeit eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)