Schattenfresser von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Gut geklebt und frisch geduscht ------------------------------------------- XV. Gut geklebt und frisch geduscht „Ich hab‘ seinen Arm!“ verkündete Morgana. „Das hier ist wohl sein Arsch“, murmelte Skia und wuchtete sein Fundstück in die Schubkarre. Eben noch leicht wie eine Feder und dann plötzlich schwer wie Granit. „Musstest du ihn dazu anstachelt!“ meckerte Morgana, Kais Kopf als krönenden Abschluss ganz oben auf den Haufen türmend. Der Gesichtsausdruck des Versteinerten zeigte ein seliges Lächeln, das das Ensemble allerdings nicht heiterer machte. „Es hat ihn abgelenkt… und ihm Spaß gebracht… außerdem ist das doch seine Natur“, wand sich Skia. Aber es stimmte schon… er hatte schon ein wenig nachgeholfen… „Habe ja nicht geahnt, dass er gleich alles vergisst dabei…“ „Skiaphagos, vor nicht mal hundert Stunden hat er sich noch für einen Menschen gehalten – ist doch klar, dass er ausrastet, wenn er plötzlich fliegen kann!“ wies Morgana ihn zurecht. „Dir ja, mir nein“, knirschte er schuldbewusst. „Und was jetzt?“ „Jetzt puzzelst du ihn zusammen, und ich mache den stärksten Heilzauber startklar, der in der kurzen Zeit, bis er wieder zu sich kommt, noch machbar ist. Verkleb ihn erst mal mit… allem, was du an Kleber finden kannst: Pattex, Holzleim, gekaute Kaugummis, was auch immer! Den Rest erledige ich. Wenn wir Glück haben, ist das Gröbste beseitigt, wenn er sich wieder zurück verwandelt. Und jetzt: beeil dich gefälligst, wenn du nicht möchtest, dass Kai gleich erfährt, wie es sich anfühlt, in seine Einzelteile zerlegt zu sein!“ herrschte sie ihn an. ………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………….. Arm… links? Rechts? Das war der rechte, okay… das war ein Stück Bauch, das kam hier rein… Stück Schulter fehlte noch… hoffentlich lag es nicht noch im Wald… nein, hier… perfekt… Gott sei Dank waren die Flügel nicht so sehr lädiert, da Kai bäuchlings gelandet oder vielmehr eingeschlagen, war. Los Antenne, halt gefälligst! Gut, dass er handwerklich nicht ganz ungeschickt war. Und rauf mit dem Kopf. Tada! Zufrieden musterte er sein Werk. Kai sah wirklich gut aus. Bis auf die Risse, aus denen der Leim tropfte… Aber das würde Tante Morgana hoffentlich wieder hin bekommen. ………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………… Mit einem Japsen kam Kai wieder zu sich, dann kreischte er, was das Zeug hielt. Hilfe, er stürzte ab, warum stürzte er ab, warum war er plötzlich so schwer, warum bewegten sich seine Flügel nicht und… Sendepause. Aber das Laken kannte er immerhin. Er lag auf „seinem“ Bett. War wohl vorerst seins. Und fühlte sich, wie durch den Fleischwolf gedreht. Wie zur Hölle war er hier her gekommen?! „Kai, geht’s dir einigermaßen?“ hörte er Skias Stimme. Mit schmerzendem Nacken drehte er den Kopf. Skias Augen leuchteten wieder intensiver rötlich, sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Bedauern und Schuldgefühl. „Was isn passiert?“ nuschelte Kai mit schwerer Zunge. Fliegen… flattern… und dann…? „Du bist über die Grundstücksgrenze, da hat der Fluch gewirkt, du bist abgestürzt“, erklärte ihm Skia. „Wie ein Stein?“ krächzte Kai. „Als ein Stein…“, verbesserte Skia. „Aber ich habe dich wieder zusammengesetzt!“ „Was?!“ röchelte Kai. „Du warst gesprungen… Aber es ging noch. Ich habe dich zusammen gepuzzelt, und Tante Morgana hat dir noch einen Heilzauber verpasst, bei dir darf sie ja – mir darf sie nicht magisch helfen“, plapperte Skia. „Du hast mich… zusammengepuzzelt…?“ wiederholte Kai dumpf. „Vierundfünfzig Teile, ging noch. Tut dir was weh?“ bohrte Skia besorgt. „Hunger!“ röchelte Kai. Und Schnaps! Aber für ihn galt wohl: Don’t drink and fly. ………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………….. Kai schnarchte den Schlaf der Zerkrachten, als gegen Abend der Möbeltransporter erschien. Auf Morganas Anweisung hin wuchteten die unternehmenseigenen Homunculi zu Hunderten die Sachen in Windeseile in das Zimmer neben dem, in dem der Zerschundene im Tiefschlaf lag, nachdem er eine Serie chinesischer Tierkreiszeichenfiguren aus Glitzerplastik in sich hinein gebritzelt hatte. Auch Stilzchen höchstpersönlich gab sich die Ehre. Skia durfte aufgrund seiner Verbannung nicht mit ihm reden und versauerte vor der Glotze, jetzt, wo die Hausaufgaben weggefallen waren. Außerdem hatte er die sowieso wahrscheinlich schon erledigt gehabt. „Morgana!“ säuselte Stilzchen. Er trug einen Miniaturanzug, wahrscheinlich maßgeschneidert von Armani persönlich und statt einer Zipfelmütze ein adrettes Barett. Ansonsten hatte sich da wenig geändert. „Stilzchen! Immer schön, es mit der besseren Hälfte zu tun zu haben!“ schleimte sie sich doppeldeutig ein. Wenn man in der Menschenwelt lebte, stellte man sich tunlichst gut mit den kurzwüchsigen Brüdern. Stilzchen kicherte geziert, vielleicht fehlte ihm auch nur das Körpervolumen für ein dröhnendes, loyales Lachen. „Du hast also einen neuen Dauergast?“ fragte er neugierig. „Hab da schon etwas munkeln gehört. Ein Neuer, von dem bisher keiner wusste?“ „Mmm, sieht so aus“, gab Morgana widerwillig zu. Aber Stilzchen und sein Bruder hatten ihre Ohren überall, kein Zweck zu leugnen. „Nicht dass der dich mir ausspannt!“ behauptete Stilzchen kokett. Von wegen… nimm deine Grabbelhände aus meinen Kniekehlen… Außerdem war die Gefahr eher gering in Anbetracht der Tatsache, dass die Homunkuli gerade Bücher mit Titeln: „Kulturgeschichte der Homosexualität in Europa“, „Theorie der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft der Gegenwart“ und „Ich bin schwul, was jetzt?“ vorbei schleppten. So weltfremd war sie nun garantiert nicht, dass sie das nicht deuten konnte. Tja, so einfach war das bei ihnen aber nicht, dass würde Herr Flatterflügel schon noch feststellen. Nix mit Cruisen – und es war auch sehr davon abzuraten, Cousin Vlad in den Leder behosten Knackarsch zu kneifen, aber Kai wirkte sowieso nicht gerade wie ein wilder Aufreißer. „Nicht doch, du Stern meines Herzens!“ flirtete sie verlogen zurück, was er auch haargenau wusste, aber das gehörte zum Spiel. „Und wie geht’s Skiaphagos?“ fragte er neugierig. „Schlägt sich gut!“ behauptete sie. Das mit Kais Absturz war ja nichts gewesen, dass einen Menschen anging, daher nicht als offizieller Fehler anzukreiden. „Wenn er nach seinem Vater käme, würde ich ja sagen: Mit wem? Aber Skiaphagos hat ja eher die sensible Art seiner Mutter“, tratschte er. Sensibel? Und was war mit den Fischern? Da hatte Loreley doch einen Deut drauf gegeben! Ne… Skia war ein aus der Art geschlagenes Weichei, aber das machte ihn nicht zwingend unsympathisch. Außerdem war er so jung… nicht so jung wie Antennen-Kai, aber das mochte alles noch werden. „Genau!“ sinnierte sie scheinbar. „Er hat ein gutes Herz!“ „So etwas kann sich verwachsen!“, tröstete sie Stilzchen mit aufrichtigem Bedauern. „Ist ja nichts dabei, wenn wir nett zueinander sind… nicht war, meine Schöne… aber zu den Menschen! Also wirklich…“, schüttelte Stilzchen den Kopf. „Hoffen wir einfach das Beste!“ stimmte Morgana ihm zu. Seine Meinung war ihr schnuppe, Hauptsache er sprang, wenn sie rief. „So, das war’s“, nickte er, fasziniert ihre Schlangenlederstilettos musternd. Die gibt’s nicht in deiner Größe… es sei denn, die legst den Prada-Designer in Ketten… wäre dir zuzutrauen… „Ich kümmere mich dann um den Rest und melde mich dann!“ „Wie immer: schnell, effizient, gut!“ pries ihn Morgana überschwänglich und drückte ihn herzlich an ihren Busen, damit er ein wenig vor sich hin erstickte. „Immer wieder gern, meine Liebe!“ gluggerte er von unten heraus. Skiaphagos erwartete sie schon in Habachtposition auf der Treppe zum Obergeschoss, als sie wieder hinein ging, während die letzten Miethomunculi sich verzogen. Morgana atmete tief durch und knallte die Haustür zu, durch die gerade noch eben der letzte der mit Magie belebten Lehmbrocken hinaus flitzte. „Na, hat Rumpel dir wieder schöne Augen gemacht?“ fragte Skiaphagos mit Unschuldsmiene, hinter der er jedoch eine gewisse Häme nicht ganz verbergen konnte. „Das war Stilzchen“, korrigierte sie. „Oh wie gut, dass niemand weiß, welcher welcher ist, son’scheiß“, dichtete Skia. „An den Stimmen sind sie nun gar nicht voneinander zu unterscheiden“, rechtfertigte er sich. „Ansonsten sind die Narben ganz hilfreich, muss man ihnen aber ein wenig in den Ausschnitt für gucken, was zwar nicht besonders schwierig, aber dennoch nicht unbedingt ein Hochgenuss ist: Bei Rumpel sitzen sie rechts, bei Stilzchen links“, klärte sie auf. „Vergesse ich jedes Mal wieder… außerdem ist mir das zu weit unten“, erwiderte Skiaphagos schulterzuckend. „Sei bloß ruhig, solange du deine Bewährungsprüfung hier hast, solltest du den beiden lieber ordentlich Honig um die Bärte schmieren. Rumpel kümmert sich hoffentlich gerade um Kais Papiere, der Herr Ex-Studienrat ist ja leider dauerhaft an Schmetterlinghitis erkrankt“, murmelte sie und schlurfte, gefolgt von Skiaphagos, gen Wohnzimmer. Es war nicht leicht auf Stilettos zu schlurfen, aber wo ein Wille war, war auch ein Weg – und ihr war gerade definitiv nach Schlurfen. Jahrhundertelang war man sein eigener Herr – beziehungsweise Frau – und dann fielen sie alle bei einem ein, wollten betüdelt und mit Schrott und Schatten gefüttert werden. War ja fast schon wie bei der Arbeit hier… Leviathan brüllte ihr freudig entgegen, sie trat zu ihm und kraulte ihn ein wenig, was der sich genüsslich gefallen ließ. Skiaphagos musterte ihn nur äußerst sparsam – was konnte der Drachen denn dafür, dass Skiaphagos nicht so einnehmend auf ihn wirkte? Ihr Neffe sollte da mal nicht so kleinlich sein, sondern sich stattdessen ranhalten beim Käfigputzen und Füttern! „Und was mache ich jetzt?“ wollte Skiaphagos wissen. Morgana stöhnte innerlich. „Lass den armen Mann bloß schlafen! Hast du nicht noch irgendeine Fernsehserie, die du dringend nonstop sehen musst?“ Skiaphagos schüttelte den Kopf. „Nö“, murmelte er. „In der echten Schule ist das alles ganz anders. Das so zu sehen… ist etwas langweilig…“ „Dann… räum dein Zimmer auf!“ versuchte sich Morgana. „Hab‘ ich längst“, muffelte Skiaphagos. „War mit Floffi Gassi, der schläft jetzt auch, hab was gefuttert, alles ist geputzt, sortiert, gewienert…“ „Tja Skiaphagos, hierin teilen wir das Schicksal der Menschen: Wenn uns nichts einfällt, was wir machen könnten, langweilen wir uns. Und Kai ist nicht zu deiner Belustigung hier, auch wenn du das anscheinend anders siehst“, belehrte sie ihn. Skiaphagos ließ den Kopf sinken. „Sicher“, gab er zu. „Aber er ist doch so schön geflogen… und das Puzzeln war auch spannend…“ „Das wird bitteschön nicht wiederholt!“ stellte Morgana klar. ……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………….. Als Kai erneut zu sich kam, lag bereits die Dämmerung über dem Wald. Allein bei der Vorstellung, dass er vor ein paar Stunden noch aus ein paar Steinbruchstücken bestanden hatte, die Skia fein säuberlich wieder zusammen gesetzt hatte, bekam er Kopfschmerzen. Sicher hatte er sich schon einmal besser gefühlt, aber den Umständen gemäß schlug er sich wahrscheinlich ganz gut. Ein kritischer Blick in den Spiegel offenbarte, dass sich feine rote Linien wie verheilende Narben über seinen ganzen Körper zogen, die ein wenig juckten. Doch statt Wunden hatte er Bruchstellen gehabt. Er hoffte stark, dass derartige Erlebnisse nicht zum Alltag in dieser Welt gehörten. In Anbetracht der Tatsache, wie fix die ihn wieder flott bekommen hatten, beschlichen ihn da üble Ahnungen. Verdutzt starrte er gegen die Wand neben dem Spiegel. Er hätte tausend Eide schwören können, dass dort zuvor keine Tür gewesen war. Es war nicht unbedingt auszuschließen, dass er damit auch verflixt recht hatte, schließlich war das hier ein Hexenhaus modernster Machart, da wanderten eventuell auch mal die Durchgänge… Resolut schnappte er sich die Türklinke und öffnete. Er staunte nicht schlecht. Fein säuberlich aufgetürmt fand er hier seinen gesamten Hausstand wieder, wie zum Geier war das so schnell gegangen oder hatte er gleich ein paar Tage verpennt? Eventuell waren Rumpel und Stilzchen lediglich sehr effizient… ob das wirklich Gnome waren? Oder Zwerge? Oder was auch immer? Aktuell konnten sie ihm gerne gestohlen bleiben, Skiaphagos und Morgana reichten ihm für den Anfang arg. Er hatte ja schon mitbekommen, dass es da noch ganz andere Vertreter ihrer… Spezies… gab. Seine Kleidung befand sich in seinem provisorisch aufgestellten Schrank, allerdings derart akkurat gefaltet, dass das garantiert nicht auf ihn zurückzuführen war. Ein wenig unangenehm war es ihm schon, dass irgendwer durch seinen gesamten Besitz gepflügt war, nicht alles war dazu gedacht, es mit der Öffentlichkeit zu teilen, angefangen mit seinen Unterhosen. Aber immerhin hatte er jetzt frische Wäsche, so wohlduftend war der Kram, den er seit seiner Ankunft hier am Leibe trug, gewiss auch nicht mehr. Es war ein ziemlicher Staatsakt, sich zu duschen, musste er feststellen. Zum einen war es ein übles Gewürge, sich überhaupt in die Dusche hinein zu zwängen, zum anderen gab sein Hirn ständig Signale von sich, dass er landen und die Flügel zusammenklappen müsse. Er ignorierte es mit zusammen gebissenen Zähnen, dann griff er wacker nach dem Duschgel und kippte sich eine ordentliche Ladung jeweils links und rechts auf die Tragflächen. Da klebte noch getrockneter Modder dran, vielleicht von seinem Absturz, vielleicht auch, weil man mit den Dingern ständig überall gegen klatschte, wenn man sie nicht gewohnt war. Sich zu waschen war unter diesen Umständen definitiv aufwändiger geworden, da er nun deutlich mehr Oberfläche zu bieten hatte. Er wollte gar nicht wissen, was die Wage jetzt sagen würde. Gab es ein Idealgewicht für Schmetterlingsfeaks? Andererseits könnte er mit ein wenig Flattern ziemlich schummeln… Er brauchte so einen Schwamm am Stiel oder eine Bürste in der Richtung – wie zur Hölle sollte er sonst an seinen Rücken kommen? Und an die Außenseiten der Flügel? Ansonsten würde er sich obendrein beizeiten noch einen Buckel zuziehen… und gerade jetzt juckte es auch noch… Er fühlte sich ein wenig wie ein zotteliger Hirsch, der sich an einer Borke schubbern wollte. Auch das Abtrocknen war ein Staatsakt. Er bräuchte mehr Platz, um sich schütteln zu können. Konnte man Flügelhaar föhnen? War ja nicht gerade ein Grizzly-Pelz, sondern ganz kurz und seidig – buah!!! Solange er keinen Conditioner brauchte… aber da dürfte es Skia übler ergehen. Wie machte der das, Badewanne voll, Shampoo ins Wasser und reinhängen lassen? Oder zauberte der sich zurecht? Ne, der hatte Waschzeug gehabt, das hatte er ihm ja weg gebritzelt… aber Skia war nach Morganas Aussage ja auch eine Niete im Zaubern. Eventuell er ja nicht? Kai konzentrierte sich und wünschte sich trockene Flügel, nass waren sie obendrein noch ziemlich schwer und ungelenk. Nichts tat sich. Wäre ja auch zu schön gewesen. Dann eben mehr Zwangsyoga mit Handtüchern. Er kreischte fast auf, als er mit dem ihm zur Verfügung gestellten Kamm seinen rechten Fühler erwischte. Was für eine Elendsscheiße! Und der Kamm war nicht kitschig, den konnte er nicht mal aus Rache pulverisieren! Mit zittrigen Fingern löste er das Ding von seiner gequält herabhängenden Antenne. Dennoch fühlte er sich deutlich besser, als er mit frischer Unterhose, Jeans und sauberen Socken ausgestattet war. Blieb noch das Problem mit dem Oberteil… Nach einigem Gewühle fand er im Berg seiner Habseligkeiten den Kasten, in dem er sein Nähzeug aufbewahrte. Schneidern gehörte nun nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, aber es war ihm zeitweise aufgezwungen worden, auch textiles Werken in der Unterstufe zu unterrichten. Das hatte er zwar arg als unter seiner Würde empfunden, er war Kunstlehrer mit akademischer Bildung und kein Bastelfritze, aber als Junglehrer hatte er da spuren müssen. Gott sei Dank war er ja geschickt, dennoch war es keine Wonne gewesen, daheim panisch Stricken, Häkeln und Sticken trainieren zu müssen als sei er Jane Eyre. Er schnappte sich eins seiner weißen T-Shirts und hockte sich damit auf die Bettkante im anderen Zimmer, rückte die Nachttischlampe heran, dann schnitt er zwei lange Schlitze in die Rückenpartie, fasste sie sporadisch ein und krönte das Ganze mit Druckknöpfen am jeweils unteren Ende, fertig war der Lack. Er streifte sein Meisterwerk über und kontrolliere sich im Spiegel. So ging das schon eher, jetzt sah er aus wie immer in seinem Freizeitlook – bis auf den Mutantenkram natürlich. Die Flügel leuchteten gerade in einem absolut abscheulichen Pink, er musste dringend etwas futtern. So ungefähr musste sich ein Vampir fühlen… Warum hatte ihn eigentlich nicht ein Vampir beißen können? Wäre zwar unmoralischer, aber nicht ganz so hanebüchen und peinlich. Aber das konnte man sich wohl nicht aussuchen. Muhaha… hier kommt Kai angeschwebt auf düsteren… äh… rosa Schwingen… fürchtet euch… ich fresse eure Ed Hardy Notizblöcke!!! Ich zerbritzel eure Barbie-Sammlungen! Ich entfache ein Inferno in Omas Nippesschrank! Erzittere Menschheit!!! Nein, das würde wohl nichts werden… er sah sich schon böse keckernd über der Diddelmaus-Fabrik kreisen, während unten US-Marines auf ihn anlegten… Aber das war sowieso nicht drin, er musste auf Tauchstation gehen. War ja auch nicht gerade so, als sei ihm grad nach Party in der Öffentlichkeit. Obwohl… beim Karneval in Rio würde er eventuell nicht mal auffallen, bräuchte er nur noch ein Samba-Outfit. Schön, dass er nähen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)