Namenloser. von chibi-cookie ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schwer atmend wache ich auf, kalter Schweiß läuft mir den Rücken hinunter. Nein. Nein, bitte nicht. Ich weiß, dass ich nicht allein im Raum bin. Ich spüre deine Anwesenheit auch wenn ich dich nicht sehen kann. Ich weiß es einfach, du bist immer da. Du ist immer für mich da. Du kommst näher und setzt dich neben mich auf das Bett. Ich sehe dich nicht an, sondern starre auf meine Fäuste, die sich scheinbar schon die ganze Zeit in die Decke krallen. Sie sind schon ganz verkrampft, die Knöchel treten weiß hervor und sicher schmerzen sie bereits, aber ich spüre es gar nicht. Wichtiger ist, dass ich mich nicht erinnere an das, was ich im Traum gesehen habe. Etwas, das ich von nun an immer wieder sehen werde, es hat sich unauslöschlich in meine Netzhaut eingebrannt. Es ist die Realität. Nein. Nicht. Du legst deinen Arm um meine Schulter und drückst sie sanft. Unter anderen Umständen hätte ich die Berührung als angenehm empfunden. Eine Geste, die Wärme und Geborgenheit vermittelt. Doch heute bin ich zu fokussiert darauf, nichts zu sehen. Es nicht mehr sehen zu müssen und nicht mehr hören zu müssen, wie mein eigener Atem von den Kellermauern zurückgeworfen wird. Das Atmen geht schwer, so schwer dass ich mich darauf konzentrieren muss, sonst vergesse ich es. Mein Körper ist erstarrt, ich blicke herab auf das Etwas zu meinen Füßen und versuche zu begreifen, doch mein Verstand ist unfähig, das Gesehene zu verarbeiten. "Ist schon gut", sagst du. Nein, nichts ist gut und es wird auch nie wieder gut werden. Mein Körper verkrampft sich und ich fange unkontrolliert an zu zittern. Nein! Ich will keine Schwäche zeigen, nicht vor dir, der nicht versteht. Aber wie solltest du auch verstehen. Es ist nichts, was der Mensch sich vorstellen, geschweige denn verstehen kann. "Ist schon gut", wiederholst du, dieses Mal etwas leiser, mehr ein Flüstern. Du drückst mich an dich: "Weißt du, damals im Wald, in dem Unwetter, da habe ich dir geschworen, dich zu beschützen. Und das tue ich auch, versprochen." Versprochen? Vor der Erinnerung wirst du mich nicht schützen können, du weißt ja nicht einmal, wie sie aussieht. Doch ich könnte es auch nicht in Worte fassen. Namenloser. Denn all die Worte, die ich finden könnte, wären doch nicht zutreffend, nur verharmlosend. Es ist das, was ungesagt bleibt. Ein namenloser Schrecken, das ist es, wovor ich Angst habe. Und? Wie wirst du mich davor schützen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)