Ein Jahr von Eilith (HP/DM) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein Jahr 1. Ein Flur im Zaubereiministerium. „Potter.“ „Malfoy.“ Sie nicken sich zu. Abwartende Stille. Selbst die Mauern um sie herum scheinen die Luft anzuhalten. Als klar wird, dass sie sich nichts zu sagen haben, gehen sie weiter, in entgegengesetzten Richtungen und ohne sich noch einmal umzublicken. Vor dem Krieg waren da Beleidigungen, jetzt nur Schweigen, das sich aus Ratlosigkeit speist. Und ein nagendes Gefühl des Unbehagens. Was sagt man zu jemand, dem man seine ganze Kindheit durch gehasst hat und der einem dann das Leben rettet? Danke ist zu viel und zu wenig. Also schweigen sie. Draußen fällt ebenso stumm der Schnee. 2. Draco beobachtet die anderen Rekruten im Raum. Heute ist ihr erster Tag. Er kann ihre Blicke auf seiner Haut spüren. Sie brennen wie Säure. Aber er lässt sich nichts anmerken. „Der Krieg ist vorbei“, sagt Moody und mustert jeden einzelnen von ihnen. „Und wir haben noch eine Menge zu tun.“ Zustimmendes Gemurmel von den Rekruten brandet auf. Moody nickt und fährt fort- Draco hört nur mit halben Ohr zu. Da sind noch eine Menge freilaufender Todesser. Einer davon ist Dracos Vater. Später tritt Draco aus dem Zaubereiministerium hinaus ins Freie. Draußen ist alles grau. Der Himmel, die Straßen, die Menschen. 3. Harrys Finger sind eiskalt. Er vergisst meistens einen Wärmezauber zu sprechen. Ron neben ihm rutscht unruhig von einem Bein auf das andere. In der Reihe vor ihnen steht Draco, kühl und aufrecht. Harry hat sich immer noch nicht so recht daran gewöhnt ihn hier zu sehen. Sie sprechen nicht miteinander, aber das ist okay so. Manchmal fragt sich Harry, warum Draco hier ist, wo ihn doch offensichtlich niemand hier haben will. Aber er fragt nicht. Es geht ihn schließlich nichts an. Es fängt an in Strömen zu regnen. Der Parcours wird matschig sein, wenn Ausbilder MacBain seine Rede endlich beendet. 4. Heute scheint zum ersten Mal seit langem die Sonne. Aber das hat nichts zu bedeuten, denn das Wetter ist zu dieser Jahreszeit noch sehr launisch. So launisch wie die anderen Rekruten. Draco muss im Training immer wachsam sein, damit kein absichtlich fehlgeleiteter Zauberspruch ihn trifft und verletzt. Denn Draco kann es sich nicht leisten verletzt zu werden. Verletzbar zu sein. Es steht zu viel auf dem Spiel. Als Ausbilder Smythe ihn in Duellierkunst mit Harry aufstellt, ist Draco beinah erleichtert. Er weiß, dass Harry nichts sagen wird. Und der Gedanke ist irgendwie tröstlich. Vielleicht haben sie alle Worte schon aufgebraucht. 5. Als Harry endlich Zeit findet um Mittag zu essen, sind die meisten Rekruten schon wieder aus der Kantine verschwunden. Die einzige bekannte Person ist Malfoy, der ganz hinten alleine an einem Tisch sitzt. Harry kann sich nicht erinnern ihn je hier gesehen zu haben. Aber normalerweise ist Harry früher da. Mit Ron. Er zögert kurz, dann durchquert er die Halle und setzt sich Draco gegenüber, der unsicher aufblickt. „Potter?“ „Malfoy.“ Dracos Augen fliegen durch den Raum und zurück zu Harry. Harry greift nach dem Salz und beginnt zu essen. Der Moment der Unsicherheit verflüchtet sich im Licht des einfallenden Sonnenstrahls. 6. In den nächsten Wochen kommt Harry öfters zu spät zum Essen. Sie sind immer noch nicht über ihre Nachnamen hinaus, aber das stört sie nicht. Die Stille ist angenehm. Draco ist immer zuerst da und deshalb blickt er auch nicht auf, als jemand ein Schatten auf ihn wirft. Bis das Tablett vor ihm auf seinem Schoss landet. Er springt auf. Eine Gruppe Rekruten steht da und lacht. Einer sieht ihn herausfordernd an. Draco ballt die Fäuste. Er kann es sich nicht leisten Schwierigkeiten zu bekommen. Dann tritt jemand neben ihn. Potter sagt nichts, aber das reicht. Die Sonne scheint warm. 7. Die Luft flimmert während Ausbilder Gordon sie in Zweierteams einteilt. Jeder bekommt einen Partner. Dann werden sie einer Einheit zugewiesen. Da sie noch in der Ausbildung sind, werden immer ein Senior Auror und ein Rekrut zusammen aufgestellt. Als sein eigener Name zusammen mit Harrys aufgerufen wird, kommt Unruhe auf. Ausnahmsweise, sagt Ausbilder Gordon. Draco weiß, was das heißt. Keiner der Auroren will mit ihm ein Team bilden. Bis auf Harry, der ihn ansieht und ihm kurz zunickt. Und zum ersten Mal seit langem ist Draco froh. Er weiß, dass Harry ihm den Rücken decken wird. Egal was kommt. Trotz allem. 8. Es ist beinah unerträglich heiß draußen, selbst im Schatten der Bäume. Aber in dem Krankenhausflur, den Harry entlangeilt, ist es angenehm kühl. „Malfoy!“, ruft er. Draco dreht sich langsam um, seine Augen sind groß und er starrt ihm entgegen. Harry will danke sagen. Weil Draco ihm das Leben gerettet hat, als sie in den Hinterhalt geraten sind. Er tritt auf ihn zu und bemerkt, wie blass Draco aussieht. Statt etwas zu sagen, legt Harry ihm eine Hand auf die Schulter und drückt sie kurz. Dracos Augen sind immer noch groß. Aber er sieht jetzt nicht mehr ganz so verloren aus. 9. „Das meinst du nicht ernst!“ Ron sieht ihn entgeistert an. Harry zuckte mit den Schultern. Von draußen prasselt der Regen gegen die Fensterscheiben und lässt die Konturen der Welt verschwimmen. „Aber… es ist Malfoy.“ Harry schielt quer durch den Raum zu Draco, der gerade Abwehrzauber übt. „Er hat mir das Leben gerettet“, sagt er. Rons Blick ist unverständig. „Und? Nicht zum ersten Mal, oder? Und du ihm doch auch.“ „Ja, aber… ich war der Auserwählte, ihr wolltet mich alle beschützen. Jetzt nicht mehr. Voldemort ist tot, es gibt keinen Grund mehr…“ Er verstummt. Besser kann er es Ron nicht erklären. 10. „Gut“, sagt Moody und nickt anerkennend. Draco weiß, dass er und Harry mit diesem Lob den Neid und Ärger der anderen Rekruten auf sich ziehen, aber sie haben es verdient. Sie sind gut. Zusammen. Moody wendet sich ab. Draußen fallen die ersten Blätter von den Bäumen, goldene und rote. Ein Gryffindor Monat, denkt Draco und beobachtet, wie Harry einem rostroten Blatt nachsieht, das der Wind davon trägt. Er fragt sich, ob Harry an Ginny Weasley denkt. Er hat ihren Bruder erzählen hören, dass sie nach Hause kommt. Dann dreht sich Harry zu ihm und lächelt. Und Draco lächelt vorsichtig zurück. 11. Draußen regnet es ununterbrochen. „Malfoy? Wirklich?“, fragt Ginny und lächelt Harry einnehmend an. Als dieser nichts erwidert, sondern sie nur ansieht, schwankt ihr Lächeln. Draco weiß, dass er nicht lauschen sollte, aber er kann nicht gehen, ohne auf sich aufmerksam zu machen und das will er um jeden Preis vermeiden. „Wieso bist du sein Partner? Moody hätte das verhindern sollen. Man kann so jemandem nicht trauen. “ Harry runzelt die Stirn und Dracos Brust zieht sich aus irgendeinem Grund schmerzhaft zusammen. „Ich vertraue ihm“, sagt Harry ruhig. Draco hofft, dass sein überraschtes Atemholen nicht gehört wurde. Der Druck ist verschwunden. 12. Die Ministeriumsfeier ist im vollen Gange, aber Draco will lieber in Ruhe nachdenken. Auf der Terrasse kann er wieder atmen, es ist eine kalte, sternenklare Nacht. Plötzlich steht Harry vor ihm. Sie sehen sich an. Es schlägt zwölf. Harry zögert, weiß nicht wie er anfangen, was er sagen soll. Plötzlich greift Draco nach seiner Robe und zieht ihn in eine Umarmung. Harry schnappt überrascht nach Luft. Einen Moment stehen beide vollkommen steif da, dann hebt Harry langsam seine Arme und legte sie um Draco. Sie brauchen keine Worte. Zumindest nicht jetzt. Und wenn die Zeit da ist, werden sie kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)