Kleinkrieg der Todsünden von Futuhiro ================================================================================ Prolog: Wir müssen los! ----------------------- „Ich sagte, du sollst deinen Hintern aus dem Bett bewegen! Wir müssen los!“, murrte Ira quer durch das ganze Zimmer. Der junge Mann im Bett maulte halbherzig etwas unverständliches vor sich hin und drehte sich einfach um. Seine endlosen, platinblonden Haare lagen in wüsten Wellen um ihn herum. Er strich sich eine Strähne hinter das Ohr, seufzte müde und schlief weiter. Ira positionierte sich mit einem Baseballschläger neben dem Bett. „Muss ich nachhelfen?“, wollte er sauer, geradezu drohend, wissen. Der andere blinzelte verständnislos. „Krieg dich ein, ich komm ja schon.“, gab er müde zurück und raffte sich mit einem deutlichen Mangel an Begeisterung aus der kuscheligen Decke. „Wo wollen wir überhaupt hin, um diese gotteslästerliche Zeit?“ Er streckte sich neben dem Bett genüsslich und gähnte herzhaft. „Gotteslästerliche Zeit!!!??? Es ist 14 Uhr 45!!!“, machte Ira ungehalten und zog dem Blonden den Baseballschläger nun doch noch sauer über den Kopf. „Ich fasse es ja nicht! Warum muss ausgerechnet ich ständig dein Babysitter sein? Du machst mich noch wahnsinnig! Furchtbarer, fauler Nichtsnutz, du!“ „Mach mal halblang, Ira. Er ist immer noch der einflussreichste von uns allen.“, meldete sich eine tadelnde Stimme aus dem Hintergrund. „Aber er hat Recht, Acedia, beeil dich mal ein bischen. Superbia wartet nicht gern. ... Ich übrigens auch nicht.“ Ira schulterte mit zornigem Gesicht seinen Baseballschläger und sah Acedia nach, der gerade schlurksend im Bad verschwand. „Manchmal könnte ich ihn einfach nur schlagen.“, maulte Ira. Gula lachte. „Machst du doch eh die ganze Zeit. Genau darum bist du ja auch sein Sklaventreiber. Du bist der einzige, der Acedia überhaupt irgendwie in die Gänge bringt. Auch wenn ich deine Methoden ziemlich brutal finde. Aber es scheint ja zu helfen.“, meinte der Schwarzhaarige schulterzuckend. „Gewalt ist eben doch eine Lösung.“, grinste Ira. Es war selten, ihn mal grinsen zu sehen. Aber ab und an kam es doch vor. Gula nickte, griff in seine Chips-Tüte, die er bei sich hatte, und stopfte sich eine Hand voll Chips ins Gesicht. Dann wandte er sich um und verschwand wieder in seinem Zimmer. Die drei Todsünden wohnten hier zusammen in einer Art WG. Und das war nicht immer einfach. Sie waren so verschieden, daß es oft hoch her ging. Acedia, der platinblonde Hübschling, tat an sich nicht viel. Verständlich, war der doch die pure Faulheit. Meist lag er den ganzen Tag im Bett und ging den anderen nicht weiter auf die Nerven. Nur, wenn es galt, ihn zu irgendeiner Art von Handlung zu bewegen, wurde es richtig stressig. Ira hatte schon vor langer Zeit entschieden, daß man einfach nur solange auf Acedia einschlagen musste, bis er freiwillig machte, was er sollte. Zumindest war das die bisher einzige Art, mit der je irgendeine andere Todsünde Acedia zu irgendwas hatte überreden können. Gula, seines Zeichens Völlerei, der ebenfalls mal wirklich schön gewesen war, bevor er angefangen hatte, kanibalistisch an sich selber rumzunagen, war rund um die Uhr nur am Essen. Sein nimmersattes Loch im Bauch machte es ihm unmöglich, jemals richtig pappesatt zu sein. Und eben dieses nimmersatte Loch im Bauch machte es ihm außerdem unmöglich, dick zu werden, daher hatte er trotz seiner Fressattacken immer noch diese knackige Statur. Ira beneidete den Schwarzhaarigen ein bischen darum. Er selbst verbrachte für seinen formschönen Körper lange Stunden im Fitnesstudio und lies dort fast genauso viel Geld wie Gula im Supermarkt. Der einzige Vorteil war, sie hatten immer genug zu Essen im Haus, dafür sorgte Gula schon. Und er selbst, Ira, war der einzige Normale hier. Nagut, er war etwas muffelig, hatte manchmal den Drang, Sachen kaputt zu machen, oder jemanden zu schlagen, aber im Gegensatz zu Faulheit und Völlerei war er, der Zorn, doch immer noch der humanste, wie er fand. Wie alle Todsünden war Ira das, was die Menschen gemeinhin als empfanden. Das mussten sie auch sein, wenn sie Menschen zum Sündigen verführen wollten. Aber er war auf eine coole Weise heiß. Nicht wie Acedia, der einfach nur niedlich war. Ira strich sich seine langen, zurückgebundenen Dredlocks und den Kinnbart glatt und sah auf die Uhr. In zehn Minuten würde er Acedia ins Bad folgen und ihn da gewaltsam wieder rauszerren. Es war immer das gleiche. Wahrscheinlich würde er den faulen Sack wieder apathisch auf dem Badewannenrand sitzend vorfinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)