Dein Lachen... von MarySae (… bereitet mir mehr Schmerzen, als es jede Wunde tun könnte) ================================================================================ Kapitel 1: Dein Lachen... ------------------------- Dein Lachen… … bereitet mir mehr Schmerzen, als es jede Wunde tun könnte Sein helles Lachen erfüllte den ganzen Raum. Diese Fröhlichkeit war regelrecht ansteckend. Immer wieder wurden Witze gemacht, sich über die guten, alten Zeiten ausgetauscht und voller Vorfreude an die noch kommenden Abenteuer gedacht. So schwungvoll waren unsere gemeinsamen Abende selten gewesen. Immer wieder ertönten gespielte Wortgefechte, weil der Schwarzhaarige seine Finger nicht von den Tellern seiner Crew lassen konnte. Immer wieder prügelte der Koch auf den Chaoten ein, sodass schon die eine oder andere Beule auf seinem Kopf thronte. Und immer wieder schafften es der Cyborg und der Schiffsarzt die Menge zum Lachen zu bringen. Besonders Ruffy. Und trotzdem… Mich steckte er nicht mit deiner gespielten Fröhlichkeit an. Ich weiß, dass er gar keinen Grund hatte, so froh und glücklich zu sein! Warum also sagte er es nicht einfach? Allen hier war klar, dass es anders werden würde! Wieso aber hat sich also nichts geändert? Wieso mussten alle still leiden? Meine Fäuste prallten auf den Tisch und das Knartschen von Holz auf Holz erfüllte die Luft. Sofort verstummten die Gespräche der anwesenden Personen und sie gaben kein Laut mehr von sich. Lediglich ihr schneller Atem war noch zu hören. Ich starrte auf den vollen Teller vor mir, ohne ihn zu sehen, doch ich wusste auch so, dass ihre Blicke nun auf mich gerichtet waren. Auf mich… und auf ihn. „Nami? Ist was?“ Natürlich. Er schien es wieder nicht zu verstehen. Er, der Schuld ist an dieser seltsamen Stimmung, die seit unserer Wiedervereinigung an Bord herrschte. Wieso verstand er das Offensichtliche nicht? „Ob was ist…? Ob was ist?“, knurrte ich ihm entgegen. Meine Stimme klang mir selbst fremd. „NATÜRLICH IST ETWAS UND DU IDIOT MERKST ES NICHT MAL!“ Ich hob meinen Kopf und starrte dem Schwarzhaarigen mir gegenüber direkt in die Augen. Mein Schrei schien noch immer zwischen den Holzwänden wider zu hallen. Seine schwarzen Seelenspiegel zeigten Verwirrung und Überraschung. Er hatte nicht verstanden. Schon wieder hatte er mich nicht verstanden! Die anderen sahen gebannt von Ruffy zu mir und wieder zurück. Der Rest ihrer Bewegungen waren eingefroren und niemand traute sich, auch nur einen Muskel zu rühren. Sie wussten, was ihnen bevorstand. Sie wussten, dass ich gleich genau das aussprechen würde, was sie alle schon seit längerer Zeit dachten, doch was sich niemand getraut hatte, zu sagen. Nur ICH konnte es nicht mehr länger mit ansehen… „Hör endlich auf so zu tun, als würde es dir gut gehen! Jeder hier weiß, dass dem überhaupt nicht so ist! Dein Bruder ist, verdammt noch mal, in deinen Armen gestorben!“ Ein leichtes Kratzen bildete sich in meinem Hals. Meine Kehle war trocken und es fühlte sich an, als würde keine Luft mehr durch meine Lungen gepumpt. Ich atmete automatisch schneller, bis es sogar zu einem Keuchen wurde. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Dauerlauf absolviert. Er hingegen sah mich weiter gelassen an. Er schien abzuwarten. Was wollte er denn noch hören? Ich konnte seinem intensiven Blick nicht länger standhalten und senkte den Blick zurück auf Tisch, wo sich meine Hände in das Holz des Tisches zu graben schienen. „Du hast gerade deinen geliebten Bruder verloren! Und wir waren… Wir konnten nicht helfen… WEIßT DU EIGENTLICH WIE WIR UNS FÜHLEN?“ Die Blicke der anderen ließen für einen Moment unsere Gesichter außen vor. Sie sahen beschämt und wütend auf irgendetwas, was sich ihnen gerade bot. Ich wusste, was in ihnen vorgehen musste. Ich hatte mit allen schon einmal genau darüber gesprochen. Sie hatten mir ihr Leid geklagt und ich hatte sie so gut verstehen können, weil es mir nicht anders ergangen war… Ich spürte Ruffys Blick auf mir, doch auch er schien sich keinen Millimeter rühren zu wollen. „Wenn wir dagewesen wären… Wenn wir hätten helfen können, dann wäre Ace nicht…“ Ich verlor die Fassung. Die Fassade, die ich in den letzten Wochen, oder sogar Jahren, mühsam aufrecht erhalten hatte, bröckelte und schien in sich zusammen zu fallen. Diese Gedanken lasteten so schwer auf meiner Seele, dass sie mich nachts zu zerquetschen drohten. Und jedem anderen hier in diesem Raum, erging es nicht anders. Nur einen schien das alles nicht zu stören… Entweder k o n n t e er es nicht begreifen, oder er w o l l t e es einfach nicht… Eine heiße Flüssigkeit rann mir über die Wangen und tropfte geräuschlos auf meine verkrampfen Finger. Ich hatte mich selten so hilflos gefühlt und… so unglaublich verletzlich… Die anderen schwiegen, doch ich spürte, wie die Atmosphäre kippte. Ihr regelmäßiger Atem war einem aufgeregtem Luftholen gewichen und ich fühlte, dass es einigen eine ungeheure Kraft kostete, nicht einfach aufzuspringen und den Raum zu verlassen. Sie waren wie Tiere im Käfig. Gefangen in ihrem eigenen Albtraum… „Glaubst du wirklich, es wäre mir nicht aufgefallen?“ Seine ruhige Stimme ließ mich verschreckt zusammenzucken. Mein Körper fing an zu zittern. „Ich habe sehr wohl gemerkt, dass es euch nicht gut geht und mir war auch der Grund dafür bewusst.“ Er wusste es? Die ganzen letzten Wochen lang, die für mich – für uns – wie eine Qual waren? „Und wieso hast du dann nichts gesagt?“, rief ich ihm entgegen und schaffte es erneut, meinen Kopf zu heben und dem Kapitän direkt ins Gesicht zu sehen. Doch was ich dort sah, versetzte mir einen ungeheuren Stich ins Herz. Er lächelte. Ruhig und gelassen. Sein Blick war warm und seine Augen funkelten so, wie sie es immer taten. Wieso lächelte er? War es ihm egal, dass ich gerade heulend vor ihm stand? Dass mein Geist gerade dabei war, an dem Geschehenen zu zerbrechen? Ruffy atmete tief aus und legte den Kopf schief. „Weil ich dachte, dass ihr es selber herausfinden würdet.“ Schwang da etwa so was wie… Mitleid in seiner Stimme mit? Wie von selbst richtete sich mein Oberkörper auf, bis ich stocksteif vor dem Tisch stand. Meine Arme hingen schlaff an mir herab. Alle Muskeln streikten. Ich fühlte mich so… nutzlos. Nun endlich bewegte er sich. Ruffy hob seine Hand, die dann suchend auf seinem Rücken herumtastete, bis er schließlich das Gesuchte ergriff. Mit einer langsamen Bewegung setzte er seinen Strohhut wieder auf, der ihm bei der gerade noch stattgefundenen Essenschlacht vom Kopf gerutscht war und sah mich aus dem Schatten seines Schatzes heraus an. „Ich war am Boden zerstört, als Ace vor meinen Augen gestorben ist. Seine letzten Worte haben mir gegolten, doch ich wollte nicht einsehen, dass er sich bereits damit abgefunden hatte, zu sterben. Lange Zeit wollte ich mit niemandem reden; hatte sogar oft den Gedanken, dass es besser gewesen wäre, selbst tot zu sein. Mir war alles so furchtbar egal geworden, bis…“ Sein Blick schweifte um den Tisch herum. Auf jedem Gesicht seiner Freunde hielt er kurz inne und alle sahen verstohlen zurück, bis er wieder bei mir landete. Mein Herz schlug so schnell gegen meinen Brustkorb, dass es wehtat. Das Lächeln, was er nun aufsetzte, zerriss mich innerlich fast. „… bis Jinbei mir endlich wieder klar machen konnte, was ich schon so lange hätte erkennen müssen: Ich habe durch Ace’ Tod nicht alles verloren; ich habe euch. Das ist es, was mich jetzt wieder Lachen lässt.“ Ich taumelte einen Schritt zurück und stieß erneut gegen den Stuhl. Doch diesmal fiel er krachend zu Boden. Das Geräusch durchschnitt die entstandene Stille und viele am Tisch zuckten zusammen. Waren wir es, die blind gewesen waren? Haben wir nicht verstanden, was Ruffy uns sagen wollte? Waren wir die ganze Zeit im Unrecht? Ruffys Kichern erklang. „Versteht ihr? Nur weil ich euch habe konnte ich überhaupt wieder Lachen! Ich weiß, dass ihr euch Gedanken macht, ob der Kampf wohl anders verlaufen wäre, wenn ihr dagewesen wärt, aber glaubt mir: Ihr hättet auch nicht mehr ausrichten können. Genauso wenig, wie ich es konnte.“ Er stieß ein erleichtertes Lachen hervor. „Ich bin sogar ziemlich froh, dass ihr woanders in Sicherheit wart! Ich hätte es nicht ertragen, noch einen geliebten Menschen zu verlieren!“ Tausende stille Tränen fielen leise zu Boden. Nur gelegentliches Schluchzen war zu vernehmen. Und mir war klar, dass nicht nur ich diese salzige Flüssigkeit vergoss. Es waren Tränen der Freude und der Erleichterung. Eine Last fiel von unseren Schultern, an denen viele von uns beinahe zerbrochen wären. Aber wahrscheinlich konnte Ruffy es sehen… Das Lächeln, welches sich leise auf die Gesichter seiner Freunde schlich und von nun an dort auch bleiben würde. Von nun an würde es niemanden mehr belasten. Wir hatten ihm nicht helfen können. In seiner schlimmsten Stunde. Doch auch wir hatten unseren Teil dazu beigetragen, ein Leben zu retten. Das unseres Kapitäns. Genauso, wie er es bei jedem einzelnen von uns getan hatte… … und es auch weiterhin tun wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)