Eternal Purgatory von SunnyBunny (Die Vergangenheit holt dich immer ein!) ================================================================================ Kapitel 14: Schweigen und andere Dinge -------------------------------------- Was hat das alles zu bedeuten? Raus mit der Sprache!", zischte Tala wütend. Sein Russisch klang fast so aggressiv wie Boris'. Doch das sprach Kai natürlich nicht aus, und er fühlte sich wegen diesem Gedanken unwohl. Langsam lehnte er sich gegen das Sofa. "Das Erdbeben hat mich erwischt", antwortete er trocken. "Ach und was ist mit Luna? Wo warst du überhaupt?" Tala sprach nicht mehr so harsch wie vorher, als er Kais Arm packte und sich die Wunden ansah. "Bryan, haben wir Jod da?", fragte er ein wenig bissig und schadenfroh. Statt Bryan antwortete Spencer. "Tala... lass es doch gut sein." Er war wirklich der gutmütigste von ihnen. "Ich war in der Arena als das Beben losging und die Sponsorenkabiene hat es nicht ausgehalten. Ich hatte nur Pech", erklärte Kai mürrisch, bevor irgendjemand wieder auf das Jod zu sprechen kam. Er war müde und die Schnitte brannten unangenehm. Nicht so unangenehm wie sie es getan hätten, wenn wirklich Jod in der Nähe gewesen wäre. Stattdessen brachte Spencer den Erste-Hilfe-Koffer und Tala kramte darin herum. "Ausziehen!", befahl er, als er ein Desinfektionsspray herausnahm. Er wartet ungeduldig. Kai verdrehte die Augen. Mühsam zog er sich das Shirt über den Kopf und warf einen schnellen Blick in den Spiegel. Sah übel aus, wie das teils getrocknete Blut an seinem Rücken klebte. Bryan gluckste auf der Couch. "Ich wusste gar nicht, dass es sich so gut anfühlt jemanden auszulachen und selber Schuld zu sagen." "Klappe Bryan", befahl Tala. "Mit dem bin ich noch nicht fertig. Mach dich mal lieber nützlich und hol was um das ganze Blut wegzuwischen." Bryan gehorchte mit etwas gedämpfter Stimmung. Während Tala sich um die Wunden kümmerte, sprach niemand ein Wort. Bryan und Spencer verzogen sich in ihre Betten, denn es war spät geworden. Die drückende Stille zwischen Kai und Tala verhieß nichts Gutes. Natürlich konnten sie gut miteinander Schweigen, doch das hier war anders. Angespannt. Innerlich fragte Kai sich, ob er Tala davon erzählen sollte, dass Boris im Park gewesen war, oder zumindest seine Männer. Doch dieses Ereignis ließ ihn an Luna denken, die er soweit wie möglich aus allem heraushalten wollte. Sie gehörte nicht in sein Leben und das wollte er auch nicht. Noch mehr Ballast passte ihm überhaupt nicht. Je weniger er von dieser Nacht preisgab, desto besser. Allerdings war es Tala dem er es nicht erzählen wollte. Sein Bruder. Und das Boris' Leute in der Nähe herumlungerten, im Schatten der dunkler Ecken, ging Tala genauso an wie ihn selbst. Hatte er da noch wirklich eine Wahl? Er begann seinem Bruder die Ereignisse zu schildern. Dass er allein in der Arena gewesen war. Dass Luna auftauchte als das Erdbeben losging. Dass er sie vor den Scherben gesichert hatte. Und die Sache im Park. Knapp und wertungslos fiel seine Erläuterung aus, sein Gesicht seine sorgsam gewählte Maske der Ausdruckslosigkeit. Die beste Art Informationen zu vermitteln, wie er natürlich aus der Abtei hatte. Wie gesagt, manche Dinge, die man dort lernt, waren nützlich. Tala hörte zu, fragte gelegentlich genauso knapp nach dem ein oder anderen Detail. Seine Miene war unbewegt, woran Kai sah, dass er immer noch sauer auf ihn war. Was er definitiv nachvollziehen konnte. Als er auf Boris zu sprechen kam, verzog sich sein Gesicht und seine Abneigung war unverhohlen. Kai ging es nicht anders. "Wir müssen echt aufpassen. Lass uns hoffen, dass das Turnier wie geplant weitergeht, denn sonst sitzen wir noch länger hier fest und werden beobachtet", knurrte Tala sauer. "Und jetzt sollten wir schlafen! Erst als die ersten Sonnenstrahlen ihre zarten Finger nach dem Himmel ausstreckten, schloss er die Augen. Die Ruhe eines festen Schlafes war das, was er jetzt wollte. Doch das war jetzt eh nicht mehr möglich, denn sicher begann bald der Aufruhr wegen des Schadens in der Arena und um die Frage, ob die Matches die für den Nachmittag geplant waren, tatsächlich stattfinden würden. Wie auch immer die Entscheidung der Veranstalter ausfiel, die Teams wurden sicher als Erstes benachrichtig. Und ehrlich gesagt war es Kai egal. Denn einerseits wollte er nur schlafen, aber andererseits war ein Tag lang Warten ein verschwendeter Tag, den Ian alleine in der Abtei verbringen wollte. Sie mussten ihn unbedingt so schnell wie möglich da raus holen. Er würde das auch für sie tun. Es fiel Kai schwer, sich seiner Müdigkeit hinzugeben. Die ruhigen Atemzüge seiner Teamkameraden und die Wärme im Raum sollten ihm eigentlich beim Einschlafen helfen, aber die Schnitte brannten schon bei kleinen Bewegungen. Das war allerdings nicht das Schlimmste. Die Gedanken die durch seinen Kopf wirbelten wie Funken im Wind einer kalten Nacht, wollten einfach nicht verglühen. Er konnte die Bilder des Tages, seine Ängste und seine Taten nicht beiseite schieben. Warum konnte er seinen Gedanken nicht einfach sagen, sie sollen ihre verdammte Klappe halten und ihn in Ruhe lassen? Der Druck auf seiner Brust ging nicht weg. Natürlich war dieser auch nur psychisch. Black Dranzer stand halt auf die hinterhältigen Psychospielchen. Kai hatte sowas schon immer gehasst. Gradlinigkeit mochte er lieber. Unruhig versuchte er auch das zur Seite zu schieben, was ihm mehr oder minder gut gelang. Doch irgendwann kam der lang ersehnte Schlaf und übermannte ihn ganz plötzlich. Beim Aufwachen fühlte er sich wie gerädert. Vielleicht eher wie zerschnitten. Das Zimmer war leer und er wusste, dass die anderen sich darüber informieren waren, wie es weiter ging. Er stellte fest, dass es schon fast zwei Uhr war. Schnell zog er sich an, ignorierte den Anblick der Wunden und Verbände im Spiegel und verließ das Zimmer. Unten in der Lobby traf er Tala, Spencer und Bryan. Ray und Kenny waren auch da. Summer saß mit Shian auf einem der grünen Sofas und Emelie schob daneben stehend ihre Brille hoch. Von den White Tigers lehnte Kevin lässig an einer Wand etwas entfernt. Alle schienen sie auf etwas zu warten. Bevor seine Teamkameraden ihn entdeckt hatten, trat Mr. Dickenson durch die Drehtür links von ihm. Er sah ernst aus und kam auf die Gruppe zu. Kai war noch nicht sehr nahe herangetreten, denn es gab niemanden, mit dem er sich unterhalten wollte. Schon gar nicht Shian, die ihn aufmerksam taxierte. Tala sah kurz zu den beiden Mädchen und folgte Shians Blick. Er hob die Augenbraue und neigte den Kopf etwas, als wollte er fragen Was machst du hier?. Sein Blick sagte ihm, dass er wollte, dass Kai herüber kam. Doch er tat es nicht. Von seinem Platz aus, konnte er gut verstehen, dass Mr. Dickeson erklärte, dass er grade in der Arena gewesen war. "... und da keine allzu großen Schäden zu verzeichnen sind, werden die Matches stattfinden. Schließlich haben viele Leute Tickets und wollen die Show nicht verpassen." Er gluckste sein typisches Lachen. "Ich kann euch beruhigen, es sind nur ein paar Lampen heruntergekommen und so weiter. Es wird sich gerade drum gekümmert. Die Sponsorenkabiene ist zwar kaputt, aber die Leute werden sicher irgenwo ein Plätzchen finden." Es kann fast schon kein Zufall gewesen sein, dass Mr. D genau in diesem Moment Kai entdeckte, und seine Miene von amüsiert zu ausdruckslos wechselte. "So und nun bereitet euch vor. Wir sehen uns später", fügte er noch ungewohnt hastig zu. Danach kam er auf Kai zu. "Ich möchte mit dir unter vier Augen sprechen, Kai." Es klang freundlich aber nachdrücklich. "Sicher." Kai wandte sich um, und sie verließen die Lobby unter dem Blick der versammelten Beyblader. Ungeduldig lief Tala auf und ab. Bryan war an der Reihe und bladete gerade gegen Shian. Sie war wirklich nicht schlecht, doch das war nicht das, was ihn so nervös mache. Kai war noch nicht wieder aufgetaucht. Hatte Mr. Dickenson ihm etwa verboten teilzunehmen? Vorstellbar. Das konnte doch nicht wirklich wahr sein? Oder hatte Boris wieder was mit Kais Verschwinden zu tun? Es gefiel Tala überhaupt nicht, dass er wieder nicht an sein verfluchtes Handy ging. Wofür hatte er überhaupt eins? In letzter Zeit war es echt schwer mit ihm. Aber nichtsdestotrotz war er sein Bruder und er würde immer, immer zu ihm stehen. Wenn er doch nur seinen verdammten Hintern endlich in die Arena bewegen würde... Wütend verschränkte Tala die Arme und starrte zu Bryan, als er hinter sich ein Räuspern hörte. "Was hab ich verpasst, Bruder?", fragte Kai. Tala wirbelte herum und starrte Kai an. "Wo zur Hölle warst du?" "Ach, mir nur eine "väterliche Standpauke", die ich angeblich gebraucht habe, abholen. Unwichtig." Er klang gelangweilt. Tala hob nur eine Augenbraue und eine Antwort wurde ihm durch Bryans Sieg erspart. Er war als nächstes an der Reihe. Summer war also Talas Gegnerin. Ihr Blick, der den Seinen traf, war grün, starr und durchdringend. Kurz war er abgelenkt, kam aber zu seiner eiskalten Konzentration zurück. Sie sagte nichts, sondern bereitete ihren Starter vor. So wie er. "Let it rip", forderte er mit einem kräftigen Ruck an der Reißleine. Wolborg schnellte in die Arena. Tala wollte sehen was Summer so drauf hatte. Sie griff ihn nicht direkt an. Wahrscheinlich dachte sie, dass sie damit keine Chance hatte. Womit sie recht hatte. Er parierte die Seitenhiebe, kassierte aber die ein oder andere gut platzierte Attacke. Das gefiel ihm nicht, aber er musste zu geben, dass sie gut war. Schnell ließ er Wolborg auf ihren feuerroten Blade zu rasen und schickte ihn in die Luft. Zeit für seinen Novea Rog. Er wollte schon triumphierend lächeln, als sein Blick ihr Gesicht streifte. Sie sah verletzlich aus. Er hielt ohne es zu merken die Luft an, als Wolborgs Attacke ihren Blade streifte. Er schlingerte und Wolborg war weit entfernt. Sie versuchte sich wieder zu fangen, und änderte die Taktik. Die Luft flimmerte und Flammen vernichteten das Eis, das Wolborg an manchen Stellen hinterlassen hatte. Damit hatte er nicht gerechnet. Doch mit Feuer wusste er umzugehnen. Sie griff nun direkt an, immer noch ohne ein Wort zu sagen. Er brauchte auch keine leeren Worte, um zu gewinnen. Wolborg neigte sich genau im richtigen Moment nach vorne, um sie über sich selbst hinweg zu leiten. Sie hob vom Boden ab und sein eisgrauer Blade machte einen spitzen Bogen und setzte ihr nach. Der Stoß schickte ihren Beyblade ins aus. Er flog in Talas Richtung und er fing ihn im richtigen Moment auf. "Ganz schön heiß...", grinste er. Sie schmunzelte. "Ich sehe das jetzt mal als Kompliment", sagte sie unter dem rasenden Applaus der Zuschauer. Er gab ihr den Blade. "Danke", sagte sie und er wusste, dass sie sich für mehr bedankte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)