Eternal Purgatory von SunnyBunny (Die Vergangenheit holt dich immer ein!) ================================================================================ Kapitel 3: New beginning...!? ----------------------------- Leise Stimmen waren durch die Tür zu vernehmen. Steif stand er vor der Tür. Sie klangen ernst. Er wusste, was jetzt kam. Es war schon viele Male so gewesen. Dass er so lange warten musste, hieß nichts Gutes. Angestrengt versuchte er herauszufinden, was genau gesagt wurde, doch es gelang ihm nicht. Er war viel zu unruhig, als dass er sich lange genug auf die leisen Worte hätte konzentrieren können. Das Unbehagen jagte ihm eine Welle Gänsehaut über die Unterarme, als er sich in dem langen Gang umsah. Die anderen Türen waren alle verschlossen. Das sterile Neonlicht fiel auf weiß gestrichene Wände. Niemand war zu sehen, was ihn um diese Uhrzeit aber keineswegs verwunderte. Es war sehr früh am Morgen, wo die meisten Menschen wohl behütet in ihren Betten lagen. Wie sehr hätte ihm das auch gefallen, jetzt einfach woanders sein zu können. Schon wieder warf er einen Blick auf die Uhr. Normalerweise war er geduldiger. Ungeduld führte selten auf effizientem Weg zum Ziel. Aber bei dieser Angelegenheit konnte er nur warten. Es lag nicht mehr in seiner Hand. Er konnte eh nichts mehr ändern. Was geschehen war, war geschehen. Er wollte nur noch wissen, welche Konsequenzen die Nacht bringen würde. Langsam wurde die Tür geöffnet und gab den Blick auf ein helles Büro frei. Durch die bodenlange Fensterfront flutet das erste Licht des Tages. Hinter einem massiven Schreibtisch konnte man durch sie das Erwachen Moskaus miterleben so atemberaubend war die Aussicht über Russlands Hauptstadt. Die junge Frau, die ihm die Tür geöffnet hatte, ging rasch an ihm vorbei und verließ das Zimmer. Als sie sich im Flur befand, schloss er die Tür hinter sich und atmete einmal tief ein. Wappnete sich gegen alles, was jetzt folgen würde. Nach dem er sich umgedreht hatte, verschwendete er keinen Blick an die elegante Einrichtung aus dunklem Holz, die das Büro schmückte, und auch nicht an die Aussicht. Sein Blick traf den eines älteren Mannes, der in dem hohen Bürostuhl hinter dem Schreibtisch thronte und ihn mit hochgezogenen Brauen musterte. Ein schauer lief ihm den Rücken hinunter als er weiter in das Zimmer trat. Unschlüssig blieb er stehen und wartete. „Boris, mein Freund“, erklang die tiefe kühle Stimme Voltaires. „Setzt dich doch zu mir.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Ruhe, die Voltaire ausstrahlte machte Boris noch nervöser, doch er tat wie ihm geheißen. Befehle von Voltaire zu missachten war nie eine gute Idee. Er zwang sich, ihm in die Augen zusehen. „Igor hat mir bereits berichtet, was vorgefallen ist. Und ich bin mir sicher, dass du weiß, wie sehr mir das alles missfällt.“ Boris schluckte schwer. „Verzeiht mir, Gaspadin. Unser Ziel war es, Ihren Enkel so schnell wie möglich sicher zu transportieren. Das mit dem Feuer war ein Unfall…“ „Solche Unfälle dürfen nicht passieren!“, unterbracht Voltaire ihn harsch. „Es wäre in deiner Verantwortung gewesen für Kais Sicherheit so sorgen. Aber wiedermal hast du deine Aufgaben nur wenig Beachtung geschenkt und sie nicht zu meiner Befriedigung erledigen können.“ Boris ballte unwillkürlich die Faust. Er hasste es, sich für Igors unüberlegtes Handeln verantworten zu müssen. Wieder und wieder brachte er nur Ärger. Es wurde Zeit, ihn sich mal ordentlich zur Brust zu nehmen. Nur leider war jetzt nicht die Zeit dafür. Und leider wusste Boris auch, dass Igor durch sein Einschleimen (anders konnte man es nicht nennen), in Voltaires Gunst stand, und ihm viel mehr gehorchte als ihm. Und das obwohl er Boris unterstellt war. „Wo ist er jetzt?“, unterbrach Voltaire seine Gedanken. Einen Moment schwieg Boris überrascht, aber er antwortete ihm wahrheitsgemäß. „Laut unseren Informationen hat Tala ihn in ein Krankenhaus begleitet, nachdem er ihn beider Villa gefunden hatte. Dort waren sie so um Mitternacht.“ Voltaire hob eine Braue. „Und da ist er vermutlich noch?“ Boris druckste etwas herum. Dann starrte er Voltaire an. „Nein, Gaspadin“, gab er leise zu und beobachtete wie sein Gegenüber die Faust ballte. „Sehr schön!“, presste dieser gereizt hervor. Die Wut in seiner Stimme war unverkennbar. Er stand auf und schlug so plötzlich und heftig auf den Schreibtisch, dass Boris zusammen zuckte. „Also haben wir…“, er unterbrach sich, „also hast DU nur dafür gesorgt, dass sie gewarnt sind!?“ Halb war es eine ungläubige Frage, halb war es ein harter Vorwurf, den Voltaire ausstieß. Langsam ging er um den Tisch herum. „Was meinst du, was sie jetzt wohl tun werden, hmm?“, fragte er bedrohlich ruhig. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er ans Fenster. „Das wird noch ein Nachspiel haben! Und jetzt raus!“ Das ließ Boris sich nicht zweimal sagen. Er stand hastig auf und machte eine kleine Verbeugung. „Verzeiht mir, Gaspadin“, murmelte er unterwürfig und verließ den Raum. Kurz bevor sich die Tür schloss, hörte er noch wie Voltaire sagte: „Du wirst von mir hören.“ Laut fiel die Tür ins Schloss. „Du hättest noch länger im Krankenhaus bleiben sollen, Kai...", begann Tala verärgert. Er schloss die Tür auf und ließ seinen Freund vorbei, damit er die Wohnung betreten konnte. Er ignorierte Kais Schnauben und folgte ihm. Er schaltete das Licht ein, sodass er sehen konnte, wie Kai zielstrebig durch das offene Wohnzimmer ging und in seinem Zimmer verschwand. Er war noch immer angeschlagen. Sie hatten ihn dabehalten wollen, aber er hatte sich von niemandem etwas sagen lassen wollen. Wie immer. Vollidiot, dachte Tala genervt. Diese Nacht war eindeutig viel zu anstrengend für sie beide. „Was hast du jetzt vor?", rief er ihm nach. „Wir müssen hier weg!", rief Kai aus seinem Zimmer. „Aber…“ „Nichts aber, Tala! Wir haben keine Wahl. Meinst du, mein Großvater wird sich über die Scheiße freuen, die Boris und Igor da angerichtet haben? Die werde alles dafür tun um es auszubügeln, und ich habe nicht vor, darauf zu warten, bis sie uns holen kommen, verdammt noch mal!" Einen Moment lang hörte er nur, wie sich ein Reißverschluss öffnete. Dann fuhr Kai fort. "Ich bin nicht scharf drauf. Ich hab genug von diesem verdammten Spiel, in dem sie alle mein Leben kontrollieren wollen." Irgendwas polterte laut und ließ Tala zusammenzucken. In diesem Moment klopfte es heftig an der Tür. Tala verdrehte die Augen. Er wusste genau, dass nur Bryan so klopfte und wandte sich ab. „Ist offen." Bryan kam herein, knapp gefolgt von Spencer und Ian. Alle sahen Tala erwartungsvoll an. Er konnte es sich nicht verkneifen, wieder mit den Augen zu rollen. Als er ihnen vorhin bescheid gesagt hatte, hatte er ihnen die Ereignisse geschildert. „Wo ist er?," fragte Ian neugierig und lief in die Küche. Tala nickte nur in Richtung Kais Zimmer. Kaum stand Ian davor und wollte sie aufreißen, kam ihm Kai von innen zuvor. „Was!?“, fragte er nur bissig. Seine Stimme war immer noch rau, aber er klang so feindselig wie eh und je. Alle sahen ihn an. „Habt ihr schon gepackt?", fragte er knapp im selben Tonfall. Tala ahnte Ungutes, als er die ratlosen Gesichter der anderen sah. „Was genau meinst du. Kai?", fragte Spencer ruhig. Um Kai zuvor zukommen antwortete Tala schnell: „Wir können nicht hierbleiben. Voltaire wird nach ihm suchen lassen..." Den letzten Teil murmelte er nur noch, schon tief in gedanklicher Planung. Bryan hob eine Augenbraue. „Das heißt wir gehen alle weg?" Kai war damit beschäftigt Bücher wahllos, wie es schien, aus einem großen Regal zu ziehen. Er suchte wohl ein Bestimmtes. Die anderen ließ er einfach achtlos auf dem Boden fallen. Tala stutzte. Sonst war Kai ein Büchernarr und ließ nie ein Buch einfach so fallen. Er hatte all die Bücher auf dem Regal selber ordentlich geordnet und sortiert. Er hatte es wohl sehr eilig. So ernst war die Sache also. Er hätte gerne in Kais Kopf gesehen, denn er war sich sicher, dass es ihm viel mehr ausmachte, als er zu zeigen bereit war. Noch nicht mal vor seinen Freunden, nein seiner einzigen Familie ließ er zu viele Emotionen zu. Doch seine Wut in diesem Blick war unverkennbar. Sie waren gezwungen jetzt etwas zu unternehmen. „Nein“, antwortete Tala endlich auf Bryans Frage, mit einem Blick auf Ian. "In Tokio wird es demnächst ein größeres Turnier geben. Wenn wir dort teilnehmen, kann Voltaire uns nicht einfach zurück nach Moskau schleppen..." "Er könnte schon...", murmelte Ian mit einem angwiderten Blick. "... weil die Presse sich darauf stürzen würde und er sicher keine Aufmerksamkeit dafür haben will", fuhr Tala einfach fort. Er warf Kai einen weiteren Blick zu, als er das Buch, das er suchte, offensichtlich gefunden hatte. Noch immer hatte er die Lippen aufeinander gepresst und verschwand wieder in seinem Zimmer. Tala seufzte innerlich. "Aber die maximale Anzahl an Teilnehmern pro Team ist leider begrenzt auf vier." Ian kapierte es als erstes. Er verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. "Ich darf nicht mit oder was?", fragte er unüberhörbar angepisst. "Ian, du musst noch zur Schule gehen", versuchte Spencer zu erklären, der zu sehen schien, wo alles hinführte. "Nur weil ihr alle scheiß Studenten seid und blau machen könnt..." murmelte er. Dann erhob er die Stimme. "Und nur weil Kai sich nicht selbst aus der Klemme helfen konnte und Dranzer ihn gerettet hat!", rief er sauer. Dann war es still. "Das hättest du mal lieber nicht gesagt, Kleiner..." murmelte Bryan. Und damit hatte er recht. Kai kam gefährlich langsam aus seinem Zimmer. Sein Gesicht war eine eiserne Maske. "Danke, Ian. Wir hätten gerne tauschen können. Ist immer wieder eine schöne Erfahrung bei lebendigem Leib verbrannt zu werden. Nicht zu wissen, ob man am Rauch erstickt oder ob die Hitze einen umbringt. Das nächste mal kannst du gerne mitkommen. Ich bitte Boris einfach darum, dir 'nen Ehrenplatz zu besorgen!" Seine Stimme troff nur so vom beißendem Sarkasmus. Er schmiss die Tür hinter sich zu. Sein letzter Ausweg, dachte Tala. Er kannte Kai mittlerweile gut genug um zu wissen, dass wenn etwas ihn sehr mitnahm er sich mit Sarkasmus half. "Ist ja gut...", murmelte Ian etwas sanfter. Er schien es auch zu merken. "Ich bleibe hier, wenn es besser so ist." "Das heißt, wir werden bei dem Turnier teilnehmen?" Bryan sah zu Tala. "Sag bloß nicht Tyson macht da auch mit..." Aber er konnte sich die Antwort eigentlich schon denken. "Haha!", lachte Ian. Bevor Bryan und Ian sich wieder gegenseitig aufziehen konnten unterbrach Tala sie. "Packt eure Sachen. Anmeldeschluss ist übermorgen. Wir müssen den nächsten Flieger kriegen." Er blickte noch ein mal zu Kais Tür und ging zum Telefon. Es begann bereits zu dämmern und Moskau würde bald erwachen. "Schönen guten Morgen", begann er als sich jemand auf der anderen Seite der Leitung meldete. "Könnten Sie mir sagen, wann der nächste Flug nach Tokio geht?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)