Tiefpunkt von Lyn ================================================================================ Kapitel 8: Die laute Stimme des Schweigens ------------------------------------------ Hallohoo, ich melde mich auch mal wieder mit reichlicher Verspätung ^^ Tut mir echt Leid! o.o Ich hoffe ihr verzeiht mir. *sichverbeug* Aber wir hatten unsere Prüfungsergebnisse bekommen und da war dann noch so viel tritratrallalla. :D Aber jetzt ist es fürs erste vorbei. Jetzt kannn ich nur hoffen, dass das Gymnasium mich auch wirklich nimmt Ôo So eine vorläufige Zusage ist ja nicht sehr aussagekräftig, nicht waaahr? Nun heißt es: Abwarten ;) So, genug geplappert. Das letzte Kapitel hat ja relativ offen geendet...mann, ist das ne Ewigkeit her -_- Jetzt geht es weiter Ich wünsche viel Vergnügen! :) _________________________________________________________________________________ Das Geräusch des Weckers riss Ran aus ihrem Schlaf, der merkwürdigerweise sehr ruhig verlaufen war. Voller Schlaftrunkenheit tastete sie nach dem lästigen Gegenstand und schaltete ihn aus. Seufzend drehte sie sich auf den Rücken und öffnete die Augen. Ein trübes Licht fiel in ihr Zimmer, was eigentlich dazu einlud weiterzuschlafen. Doch der Schulalltag sprach bedauerlicherweise dagegen. Sie kroch aus ihrem Bett und schritt zum Fenster. Andererseits war Ran auch froh, dass wieder Schule war. Möglicherweise lenkte sie der Unterricht ab. Die eine oder andere Matheaufgabe würde schon etwas bewirken… Mit einem kurzen Blick in den Himmel erklärte sich für Ran das viel zu schwache Licht. Das Blau des Himmels und somit auch die Sonne wurden von einer grauen Wolkendecke versteckt gehalten. Das Wetter schien sich gerade wohl ständig zu ändern. Vielleicht würde es dieses Mal ein äußerst launenhafter Sommer werden. Ohne zu trödeln zog Ran ihre Schuluniform an und machte sich frisch. Ihr Frühstück schlang sie herunter, ohne dabei etwas zu schmecken. Sie wunderte sich nur flüchtig über die ständige Abwesenheit ihres Vaters. Es wäre für sie jetzt mehr als unangenehm, wenn sie ihn sehen würde. Aber sie versuchte diese Gedanken zu verdrängen. Der Zustand, in dem sie sich verfangen hatte, war zu einem Teil von ihr geworden. Für Ran war das in Ordnung. Es erleichterte sie. Wenn auch nur ein bisschen. Denn so tat es vielleicht nicht mehr so sehr weh…wobei es noch immer ziemlich schmerzte. Sie war sich ehrlich gesagt selber nicht so ganz sicher was ihren Zustand betraf. Er variierte von Zeit zu Zeit... All die Gedanken, die sich in der letzten Zeit bei ihr angesammelt hatten, kreisten im Hintergrund herum. Sie waren zwar noch da, jedoch nicht mehr so wirksam, sodass sie Ran nicht mehr in den Wahnsinn trieben. Sich Gedanken über diese skurrile Stimme in ihr zu machen, versuchte sie gänzlich zu vermeiden. Es machte ihr, zum einen, eine Heidenangst und zum anderen wollte sie lieber nicht so genau wissen warum sie überhaupt da war. Wenn sie wieder erklingen würde, spielte das allerdings sowieso keine Rolle mehr… Zum Glück hatte sie sich seit gestern nicht mehr gemeldet. Der plötzliche Anruf auf ihrem Handy hatte sie zu ihrer Verwirrung und Erleichterung verstummen lassen. „Sag mal, wie lange willst du mich eigentlich noch warten lassen?“ Eine genervte Sonoko war am anderen Ende der Leitung gewesen. Ran hatte jedoch nicht verstanden, was sie mit ihren Worten gemeint hatte, bis sie sie daran erinnert hatte, dass sie verabredet gewesen waren. Eigentlich war Ran ihr dankbar, da Sonoko sie mir ihrem Anruf aus dieser verzwickten Lage befreit hatte. Doch das hatte sie ihr natürlich nicht verraten. Aber sich noch mit jemanden zu treffen war für Ran nicht mehr in Frage gekommen. Irgendwie hatte sie es geschafft Sonoko abzuwimmeln. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass sie nichts bemerkt hatte… Richtig, sie hatte den restlichen Sonntag in der Wohnung verbracht, hatte sich kaum mit etwas beschäftigt. Viel zu sehr hatte sie darauf aufpassen müssen, dass sie sich nicht ihren Gedanken hingab. Zum größten Teil hatte sie auch damit Erfolg gehabt. Als sie die Treppe hinunterging, war sie darauf bedacht die Lautstärke ihrer Schritte begrenzt zu halten. Es könnte ja sein, dass ihr Vater in der Detektei war… Während ihres Schulweges blickte sie starr geradeaus. Normalerweise lief sie ja immer mit Shinichi und Sonoko zusammen. Doch das kam jetzt sowieso nicht mehr in Frage. Es würde alles nur viel schwerer machen. Im Übrigen wollte sie jetzt mit keinem der Beiden reden. Das stellte allerdings ein Problem dar, wenn man dieselbe Klasse besuchte. Beim Betreten des Schulgeländes fiel ihr auf, dass es noch so gut wie leer war. In ihrem Klassenzimmer war es nicht anders. Hier befand sich sogar überhaupt kein Schüler. Ran nahm es gleichgültig zur Kenntnis und setzte sich auf ihren Platz. Irgendeiner musste ja der Erste sein. Dieses Mal war es eben sie selbst. Sie legte den Kopf in ihre Hände und starrte blind an die leere Tafel. Ein seltsames Gefühl war es irgendwie schon, alleine in einem Klassenzimmer zu sein. Diese erdrückende Stille war mehr als unheimlich, aber auch ermüdend und ungewohnt. Noch eine ganze Weile verharrte sie in dieser Position, ließ sich von dem immer lauter werdenden Ticken der Uhr in den Bann nehmen, verlor sich selbst in der Farbe der Tafel, schloss ganz langsam ihre Augen, ließ sich langsam forttreiben. Bis… Die Türe wurde schwungvoll zur Seite geschoben. Das laute Geräusch riss Ran aus ihrer Träumerei und sie fuhr zusammen. Reflexartig drehte sie ihren Kopf zur Tür und für einen Moment schien ihr Herz auszusetzen. Das kann doch nicht wahr sein… Shinichi blickte sie an. Ran starrte zurück. Die Sekunden verstrichen… Für einen Augenblick veränderte sich seine überraschte Miene und er schien etwas sagen zu wollen. Doch er überlegte es sich anders, sein Mund verschloss sich wieder. Ein langer leiser Seufzer war nur noch zu hören. Ran konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Warum schaute er so…? Es schien ewig zu dauern bis sie es schaffte ihren Blick von ihm zu lösen. Warum er? Wie versteinert starrte sie jetzt auf ihre Tischplatte, lauschte Shinichis gemächlichen Schritten. Anschließend hörte sie wie er sich an seinen Platz – ausgerechnet neben ihr – setzte. Dabei verlor er kein Wort. Er schwieg, genau wie Ran. Ihr kam es vor als würden die Tische näher als sonst beieinander stehen. Ran spürte deutlich Shinichis Nähe, hörte sogar seinen leisen gleichmäßigen Atem. Ihr wurde mulmig zumute. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Am liebsten wäre sie jetzt zwei oder drei Tische nach hinten gegangen, aber sie wagte es nicht. Sie wagte es ja noch nicht einmal ihren Kopf zu ihm zu drehen. Zu ängstlich war sie, dass er etwas bemerken könnte oder ihren Blick falsch deutete. Keiner wollte reden. Stattdessen überließen sie der Stille das Wort. Und der Uhr. Aber was sollte Ran auch zu ihm sagen? Die Wahrheit? Die Worte, die sie gestern dem Bild zugeflüstert hatte? Ob das richtig war? Und was war mit ihm? Vielleicht wusste er ja schon, was mit ihr los war. Schließlich ist er Detektiv. Aber…sie hatte sich bei ihm kaum geäußert. Kann er da so schnell irgendwelche Schlüsse ziehen? Bei ihm war Ran sich immer so unsicher…. Sie entschied ihren Mund fürs erste nicht aufzumachen. Gedanklich jedoch, sprach sie ohne Hemmungen mit ihm. Schließlich konnte er sie nicht hören. ‚Dir ist es egal, nicht wahr…? Schon gut…geh nur zu deinen Fällen…ich werde dich nicht mehr dabei stören…das verspreche ich dir‘ Trauer stieg wieder in ihr auf. Mit aller Kraft versuchte sie die Tränen zurückzuhalten. Niemals hätte sie für möglich gehalten, dass es einmal so wehtun würde, neben ihm zu sitzen… Irgendwie machte sie es auch wütend, dass er so vor sich hin schwieg. Wieso…sprach er nicht mit ihr? Er hinterließ damit tausende von Fragen, die für sie unbeantwortet blieben. Ran würde ihn wohl niemals verstehen können. Er sagt nichts, weil er nichts zu sagen hat. Langsam brach ihr der Schweiß aus. Die Luft im Raum schien immer schwerer zu werden. Sie versuchte sich abzulenken, versuchte zu ignorieren, dass Shinichi direkt neben ihr saß, da das alles sowieso keinen Sinn machte. Unwillkürlich wandte sie ihren Kopf zum Fenster und blickte in das Grau des Himmels. Man konnte inzwischen schon zahlreiche Stimmen in den Gängen der Schule wahrnehmen. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis dieses peinliche und unbehagliche Schweigen endlich ein Ende hatte. Wahrscheinlich empfand Shinichi das genauso. Wenigstens eine Sache, in der sie sich einig waren…oder? „Die Einsamkeit zu suchen ist keine Lösung.“ Der Schrecken, welcher ihr brennend durch die Glieder fuhr, ließ Ran für einen Moment erstarren. Wie in Zeitlupe, bewegte sie ihren Kopf in Shinichis Richtung, vermied es dennoch ihn direkt anzusehen. Sie konnte förmlich sehen, wie seine Worte die Leere des Raumes füllten und wie sie das fast endlose Schweigen brachen. „Denn dabei wirst du nur zu tief in dich gehen…und jede kleinste Gefühlsregung kommt dir vor wie eine riesige Welle, der du nicht ausweichen kannst. Jeder neue Gedanke…treibt dich nur näher zum Wahnsinn hin.“ Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Shinichi sie anschaute. Rans Blick wanderten langsam immer höher bis sie sein Gesicht erreicht hatte. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten. Zu sehr hatten seine Worte sie getroffen. „Du verlierst dich in deiner eigenen Seele.“ In seinem Blick lag Trauer. Er selbst sah aus als wäre er weit weg, doch seine Augen ruhten klar deutlich auf Rans Gesicht. Warum sah er so unglücklich aus? „Je länger du ihr ausgesetzt bist…“, Shinichi hatte sich erhoben und war mit langsamen Schritten an Rans Tisch getreten, „desto tiefer wirst du auch fallen.“ Er stand nun direkt vor ihr. Ran hatte den Blick gesenkt und fixierte nun einen Knopf seiner Schuluniform. Die Lage hatte sich so schnell verändert, dass Ran Shinichis Worte zunächst auf sich wirken lassen musste. Doch es löste nur Verwirrung in ihr aus. „Wieso…sagst du…so etwas?“ Die Frage brannte ihr auf der Zunge. Für einen Moment hörte Ran nur seinen leisen Atem. Einige Sekunden sagte er nichts. „Weil ich mich frage…“ Ganz sanft fuhr seine Hand über ihren Kopf. „…was mit meiner Ran passiert ist.“ Fassungslosigkeit breitete sich in Ran aus. Augenblicklich schaute sie auf. Ihrer und Shinichis Blick kreuzten sich. Sein Gesicht schien noch trauriger als vorhin. Genau wie seine Stimme. Die Tür wurde aufgerissen. Vor Schreck entzog sich Ran seiner Berührung und starrte zu der Schülergruppe, die ins Klassenzimmer schlenderte. Sofort herrschte ein lautes Stimmengewirr. Ran spürte, dass Shinichi seinen Blick noch nicht von ihr abgewandt hatte. Doch sie riskierte es nicht noch einmal zu ihm zu schauen. Erst als Sonoko auf sie zusteuerte, setzte er sich in Bewegung und ging zurück zu seinem Platz. „Ran! Wieso hast du heute nicht auf mich gewartet? Was sollte das?“, Sonoko hatte sich schnell vor ihr aufgebaut und trommelte genervt mit ihren Fingern auf Rans Tisch herum, „Ich dachte wir laufen zusammen zur Schule!“ Ihr Blick fiel auf Shinichi. „Ach ja, mit ihm läufst du zusammen und mit mir nicht?“, meckerte sie. „Tu ich nicht.“, antwortete Ran matt und starrte auf Sonokos Hand. „Ach, und wo wir dabei sind“, fuhr diese fort, „Was wollte er gerade von dir, hm?“ „Gar nichts.“ Ran versuchte ihr auszuweichen. „Das kannst du mir nicht erzählen! Jetzt sag schon. Sonst frag ich ihn-“ „Sonoko!“, unterbrach Ran sie. Sie verstummte sofort. Rans veränderte Tonlage hatte sie verblüfft. „Lass mich jetzt in Ruhe!“, sagte sie scharf. Kurz darauf ertönte die Schulglocke. Völlig perplex ging Sonoko an ihren Platz und schwieg. Alle Schüler taten es ihr gleich, nur mit einer anderen Stimmung. Der Lehrer war bereits da und die Stunde hatte begonnen. Aber Ran konnte sich kaum auf den Unterricht konzentrieren. In ihr herrschte wildes Chaos. Ich werde Shinichi niemals verstehen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)