Blood Painted von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 34: Trust ----------------- ~ Once I ran to you, Now I´ll run from you. This tainted Love you´re giving… I gave you all a Boy could give you. Take my Tears and that´s not nearly all. (Tainted Love, Marilyn Manson) Sasukes nicht nachvollziehbares Verhalten nervte mich enorm. Für nichts und wieder nichts hatten wir jetzt eine halbe Stunde diskutiert? Wenn er jedes Mal, sobald ich die Wohnung verlassen wollte, so ein Theater machte, würde ich noch durchdrehen. Aber das war ich ja ihm und Sakura zufolge schon – Und auch Tsunade hielt mich für bekloppt, wenn Sasuke Recht hatte. Mir war es ganz Recht, nicht arbeiten zu müssen, denn so hatte ich Zeit für Hinatas Fall, aber bisher hatte ich geglaubt, im Sinne der Hokage zu ermitteln. Scheinbar hatte ich mich geirrt. Plötzlich fühlte ich mich sehr einsam und am liebsten wäre ich zurück zu Sasuke gegangen, um mich zu entschuldigen. Wahrscheinlich hatten sie alle Recht… Und doch konnte ich jetzt nicht umkehren. Außerdem hatte ich trotz meiner Wut ein schlechtes Gewissen, ihm nicht zu gehorchen. Er hatte sicher einen Anlass für seine Bedenken – Ich spürte, dass es einen Grund gab. Ich war einfach nur zu feige, ihm zuzuhören. Ohne bestimmtes Ziel lief ich in der Nähe des Hokage-Plateaus herum. Es war zwar unwahrscheinlich, aber immerhin hatte ich schon einen der gut versteckten Eingänge gefunden, vielleicht hatte ich noch mal so viel Glück. Als ich bei meiner Suche jedoch in die direkte Nähe des inzwischen wieder freigegebenen Platzes kam, an dem Hinata gefunden worden war, konnte ich nicht weiter laufen. Eine unbestimmte Kälte kroch durch meinen Körper und ich schauderte trotz der sommerlichen Temperaturen, als ich den letzten Aufräumarbeiten zusah. Mein Ausraster hatte nicht nur viel Arbeit verursacht, sondern wahrscheinlich auch die meisten Beweise vernichtet. Ich wusste kaum noch etwas, das an dem Tag passiert war und auch die folgenden Tage waren wie auf einer beschädigten Festplatte gespeichert, bruchstückhaft und verwirrend. Und alles Reden mit Therapeuten hatte nichts gebracht, ich war immer noch so unendlich wütend, wenn ich daran dachte, was mit Hinata passiert war… Ich musste damit abschließen. Und dafür musste ich den Mörder finden. Aber dazu war ich offensichtlich alleine nicht fähig und meine Freunde wollten mir nicht beistehen. Ich dachte an das, was Sasuke über Tsunade gesagt hatte; Sie wollte mich beschäftigt wissen. Vielleicht könnte ich sie überzeugen, mir einen Spielkameraden zuzugestehen, ein Helferlein für meine ihrer Meinung nach sinnlosen Untersuchungen. Eines der Kinder wäre schon hilfreich. Mit diesem Gedanken machte ich mich auf den Weg zu ihrem Büro und stellte fest, dass im ganzen Turm Aufregung herrschte. Auf dem Flur traf ich Kakashi, der scheinbar in dieselbe Richtung wie ich unterwegs und besorgt war. „Was ist denn los?“, fragte ich, als eine ganze Gruppe Shinobi an uns vorbeilief. „Ein Kollege ist tot aufgefunden worden. Es gab offenbar wieder eine Blutnachricht.“, fügte er hinzu, dann ließ er den Blick über mich gleiten, als würde er sich fragen, was ich trotz meiner Beurlaubung hier trieb. „Und was hast du vor?“ „Ich wollte Tsunade um etwas bitten… Aber das ist nicht so wichtig.“, lenkte ich ein wenig kleinlaut ein, weil mein Anliegen mir plötzlich albern vorkam. Außerdem hatte die Hokage sicher niemanden übrig, der mit mir verstecken spielen konnte. Kakashi Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er wusste, dass ich nicht alles sagte, aber er schwieg – Eine seiner besten Eigenschaften - Und wir kamen endlich bei Tsunades Büro an. Davor herrschte noch mehr Aufregung als auf den Fluren, aber mein ehemaliger Lehrer schlenderte unbeeindruckt in das Zimmer. Die Hokage instruierte gerade Kollegen, weshalb wir mehr oder weniger geduldig warten mussten bis sie sich an uns wandte: „Da bist du endlich, Kakashi… Und Naruto.“, fügte sie mit einem fragenden Blick auf mich hinzu. „Ich habe ihn auf dem Weg getroffen und er wollte sowieso zu dir.“, erklärte Kakashi schulterzuckend. Wenigstens einer der nicht glaubte, ich sei verrückt geworden, dachte ich dankbar. „Mhm… Was kann ich für dich tun?“, fragte unsere Vorgesetzte in dem offensichtlichen Versuch, mich aus Kakashis Fall herauszuhalten. „Ich...“, fing ich zögernd an, überlegte es mir im gleichen Moment anders. Vielleicht konnte ich Tsunades eigene Technik für mich arbeiten lassen. „Ich möchte wieder arbeiten, Baa-chan. Zu Hause sitze ich nur rum und grüble über düsteres Zeug und komme auf dumme Ideen. Die anderen machen sich schon Sorgen und vielleicht haben sie Recht damit.“ Sie runzelte die Stirn, Vielleicht roch sie den Braten, aber offenbar sie keinen Einwand und stimmte schließlich zu: „Gut. In ein paar Tagen kannst du deinen Auftrag abholen. Aber erwarte nichts zu großes. Und wehe, du beschwerst dich.“ „Und bis dahin?“, ließ ich nicht locker, was sie verärgerte. Bevor sie etwas sagen konnte, meinte Kakashi: „Er kann doch mit mir kommen.“ Sein Blick lag auf mir und ich meinte, ein amüsiertes Funkeln war darin zu erahnen. Er wusste, was ich vorhatte. „Es ist nur ein bisschen Ermittlungsarbeit, ist doch gut zum Aufwärmen.“ Obwohl sie meinen Verdacht nicht kannte, wirkte Tsunade alles andere als begeistert. „Ruh dich noch aus. Du hast viel erlebt und dein Psychologe sagt, du seist noch zu sehr darauf fixiert.“ „Fallen meine Gespräche mit ihm nicht unter die ärztliche Schweigepflicht, Hokage-sama?“, fragte ich gelassen, weil ich ja schon wusste, dass sie mich ausspionierte. „Nicht, solange du eine Gefahr für das Dorf bist.“, fuhr sie mich an und knallte mit der Hanf auf den Tisch, dass ein paar Aktenstapel ins Wanken gerieten. Kakashi fing die Papiere und schob sie zurecht, bevor sie sich im ganzen Raum verteilen konnten. „Die Arbeit wird ihn ablenken.“, erklärte er sanft. „Und ich werde auf Narutos Wohl achten.“ Eine ganze Weile fixierten die beiden sich, dann seufzte Tsunade entnervt. „Also gut. Aber lass ihn nicht aus den Augen.“ „Sicher.“, versprach Kakashi mit einer Verbeugung, dann verließen wir gemeinsam das Büro. „Du glaubst mir also?“, fragte ich ziemlich überrascht. Mein Lehrer zuckte die Schultern und schob die Hände in seine Hosentaschen. „Ich weiß nicht. Aber dieser Irre ist schon zu lange auf freiem Fuß, um irgendeine Theorie einfach so abzutun. Was logisch war, haben wir schon untersucht und nichts gefunden. Jetzt müssen wir es mit dem Unwahrscheinlichen versuchen und hoffen, dass wir mehr Erfolg haben. Sonst, fürchte ich, hat die Stadt ihren neuen Herren gefunden.“ „Nur über meine Leiche.“, knurrte ich in dem grimmigen Bewusstsein, dass es keine hohle Phrase war. Der Tatort, an dem wir einige Zeit später eintrafen, war gut besucht; Die Spurensicherung war noch in vollem Gange, während andere Kollegen wichtig aussehende Gespräche führten. Sie nickten Kakashi zu und musterten mich skeptisch. „Hab ich was im Gesicht?“, fuhr ich einen besonders dreist Starrenden an, der stumm den Kopf schüttelte und sich aus dem Staub machte. „Ganz ruhig.“, mahnte Kakashi gelassen. „Man sieht halt nicht so oft einen Verrückten frei herumlaufen, da sind sie neugierig.“ „Haha.“, schnaubte ich, doch dann lachte ich wirklich. Seit wann kümmerte es mich, was die Leute dachten? Kakashi lächelte nur und trat auf einen älteren Mann zu, wohl der Chef der Spurensicherung. „Habt ihr schon was?“, wollte mein ehemaliger Lehrer wissen, nachdem er mich als seinen Gehilfen vorgestellt hatte. „Seht euch ruhig um. Ihr wisst ja, wie das läuft; Nichts anfassen, alles dokumentieren, Bürokratie blabla.“, erklärte der Mann mit einer wegwerfenden Handbewegung. Er hatte sich als Roku vorgestellt. „Mhm… Wo ist der Tote?“, fragte Kakashi, da es hier zwar wie ein Schlachtfeld aussah, jedoch kein Opfer herumlag. Der kleine Platz war der äußere zweier kreisförmig angeordneter Häuserreihen. Die brüchigen Fenster der Lagerhallen grinsten wie höhnische Münder zu uns herab, als unser Guide uns in eine kleine Gasse zwischen den Gebäuden führte, auf den zuvor der Blick durch einige Bäume versperrt gewesen war. Jetzt, wo ich in dem Durchgang stand, blieb mir die Luft weg, so oft ich ähnliche Gräuel in den letzten Monaten auch gesehen hatte. Das Opfer war mit zwei Shuriken in den Handflächen an die Wand geheftet, die Arme so weit ausgestreckt, dass er wie gekreuzigt aussah. Der Kopf hing schlaff herab, aber als ich zögernd näher trat, sah ich die weit aufgeschnittenen Mundwinkel, die dem Toten ein fratzenhaftes, abscheuliches Grinsen ins Gesicht zeichneten. Über seinem Kopf, zwischen den ausgebreiteten Armen stand in blutigen Buchstaben: „Fang mich doch.“ Ich zuckte zusammen, als Kakashis Stimme mich aus meiner Starre riss. „Und? An was erinnert dich das?“ „An den Joker aus Batman.“, grinste ich in einem verzweifelten Versuch von Galgenhumor, dann senkte ich den Blick. Kakashi wusste wahrscheinlich mehr von meinen Ermittlungen und Vermutungen, als er offenbart hatte und er hatte gesagt, er hielte mich nicht für verrückt… Ich beschloss, ihn ins Vertrauen zu ziehen. „Ich glaube, es ist eine Herausforderung an mich. Ich glaube, wenn ich diesen… Wahnsinnigen nicht finde, wird er weiter töten – In meinem Namen. Das kann ich nicht verantworten. Schau doch – Er lacht mich aus!“, zischte ich und deutete auf das Grinsen im Gesicht des Toten. Kakashi legte die Hand auf meine Schulter. „Bleib ruhig. Ich weiß, du hast viel erlebt und willst nicht noch mehr Menschen verlieren, aber du darfst dich davon nicht fehlleiten lassen. Du weißt nicht, ob das hier wirklich mit deinem Fall zu tun hat.“ „Und warum hast du mich dann mitgenommen?“, fragte ich enttäuscht, worüber er lächelte. „Weil wir auch nicht wissen, ob es nicht so ist. Hast du eine Idee, wie das hier mit den Serienmorden zusammenhängen könnte?“ „Hm, na ja, die Art der Tat sieht sehr ähnlich aus und dann noch das Blut an der Wand. Und vielleicht…“, murmelte ich, dann weitete ich die Augen und lief auf den kleinen Grünstreifen mit den Bäumen zu. Kakashi und Roku folgten mir, nachdem sie sich schräge Blicke zugeworfen hatten. „Sakura sagte, dass du das in letzter Zeit zu tun pflegst…“, kommentierte mein ehemaliger Lehrer mein Gekrabbel am Boden. „Und sie hat Recht: Es ist seltsam.“ „Nein, ihr versteht nicht.“, stöhnte ich, den Kopf in einem Busch. „Hier muss irgendwo ein Gullideckel sein oder eine Falltür…“ „Ein Gullideckel? Natürlich gibt es die hier – So wie überall in der Stadt.“, spöttelte der Spurensicherungsleiter. „Der hier ist anders.“, erklärte ich, ohne meine Suche zu unterbrechen. „Ein Fächer ist darauf. Das Zeichen der Uchiha.“ „Du meinst die Tunnel? Aber keiner hätte sich da unten zurechtfinden können.“, wiedersprach Kakashi. Dann, nach einem Zögern, fuhr er fort: „Außer einem Uchiha.“ Jetzt war ich es, der ihm einen schrägen Blick zuwarf, bevor ich weiter ins Unterholz krabbelte. „Davon gibt es aber keine.“ „Einen schon.“, sagte er leise. Mit einem Ruck war ich auf den Beinen, das Gestrüpp ignorierend, das sich dabei in meinen Haaren verfing. „Was willst du damit andeuten? Sasuke war die ganze Zeit bei mir, so, wie Tsunade das will. Und überhaupt… Das ist lächerlich! Du kennst ihn doch!“ „Ja, das tue ich.“ In Kakashis Blick lag Zurückhaltung, aber auch Misstrauen. „Und ich deute nichts an. Ich sage nur, dass wir nicht wissen, wie es war – Aber eben auch nicht, wie es nicht war.“ „Das… Ich… Sasuke hat nichts damit zu tun!“, stammelte ich außer mir. Wie konnte er sowas nur sagen! „Wenn ihr zwei aufhören würdet, eure Beziehungstipps auszutauschen, hätte ich hier glaube ich etwas, das euch interessieren könnte.“, unterbrach Roku uns. Ich warf Kakashi einen wütenden Blick zu, dann lief ich zu dem Beamten, der einen ausgezeichneten Job gemacht hatte; Er kniete vor einem Stein, auf den winzig klein das Uchiha-Wappen gemeißelt worden war. Das Emblem half mir nicht unbedingt in meiner Argumentation für Sasuke, aber das ignorierte ich für den Moment. Roku hatte den Stein verrückt und ich sah gerade noch, wie eine Platte sich verschob und einen Tunnel freigab. „Hah – Ich hab´s euch doch gesagt!“, rief ich triumphierend. Kakashi beugte sich über den schwarzen Tunnelschlund, der ihm seinen Grabeshauch ins Gesicht blies. „Mhm… Nur beweist das nichts. Wir werden hier ebenfalls deine Leute brauchen, Roku. Vielen Dank für die Hilfe.“ „Ich versteh dich echt nicht.“, schmollte ich, als der Spurensicherungsmann gegangen war und wir uns auf den Weg zu den Angehörigen des Toten machten. „Glaubst du mir jetzt oder nicht?“ „Weder das eine noch das andere.“, antwortete er mit einem unter dem Tuch kaum sichtbaren Lächeln. Nach einigen Zeugenbefragungen könnten Kakashi und ich uns ein spätes Abendessen bei Ichirakus. Ich stocherte unzufrieden in meinen Nudeln herum, was natürlich auffiel. „Bist du krank?“, fragte Kakashi. „Als ich dich das letzte Mal so habe essen sehen, hattest du die Grippe.“ „Ne, das ist es diesmal glaub ich nicht.“, lachte ich und schob mir eine Portion Nudeln in den Mund. „Nur sind wir heute irgendwie nicht weitergekommen. Ich hab meine Zeit verschwendet.“ „Ach ja? Und das, obwohl wir dank dir den Eingang gefunden haben. Ich werde Tsunade bitten, die Wachen zu verstärken.“ „Aber es ist unmöglich, alle Tunnel zu überwachen. Und überhaupt, wir kennen ja noch nicht mal alle Ausgänge. Ganz davon abgesehen, dass Michelangelo Shinobi jagt. Jemand vor die Tunnel zu postieren ist, als würde man mit einer toten Maus vor einem Schlangenloch wedeln.“ „Ja, und vielleicht können wir die Schlange fangen, wenn sie den Kopf rausstreckt. Zuerst sollten wir überlegen, was es überhaupt für eine Schlange ist.“ Er holte einen zerknitterten Zettel aus der Westentasche und strich ihn auf der Theke glatt. „Was du schon sagtest, war ein guter Ansatz: Er jagt Shinobi. Was wissen wir noch?“ „Na ja, wegen der Art, auf die er tötet, haben wir gedacht, es müsste ein Kollege sein.“, antwortete ich nach kurzem Zögern. „Außerdem haben einige Zeugen Erinnerungslücken, die ehr nach einem Genjutsu klingen.“ Kakashi nickte. „Stimmt, könnte sein. Dafür spräche auch, dass der Täter während des ganzen Krieges inaktiv war. Vielleicht war er an der Front. Aber wir müssen auch bedenken, dass er nicht nur Shinobi getötet hat. Was ist mit den Verbrechern und den Kindern?“ „Die Kinder stammen alle aus Familien von Shinobi. Und für die Mafiosi hatte Sawa Tao eine Theorie – Du weißt schon, diese Miradenchefin.“ Als er nickte, fuhr ich fort: „Sie meinte, der Serienmörder könnte ihre Leute als Konkurrenz sehen. Er hat den Untergrund der Stadt praktisch erobert und vermutlich nur aufgehört, weil der Krieg angefangen hat – Den er meiner Meinung nach selbst angezettelt hat.“ Kakashis Miene blieb unberührt, als er antwortete: „Lass uns diese Theorie mal hintan stellen. Gaara ist ein starker Gegner und seine Leibwache bestand aus einigen der Besten unseres Dorfes. Ich bin nicht sicher, ob ein einzelner Mann sie alle außer Gefecht setzen könnte und so wenig verletzt wäre, dass er einfach so davon schlendern kann.“ „Mit Hinata aus dem Haus der Hyuuga zu spazieren – Einer der stärksten Familien des Dorfes – Hat er ja auch geschafft.“, knurrte ich wütend, woraufhin er beschwichtigend die Hände hob. „Ich weiß, dass du das glaubst und wenn ich es für unmöglich hielte, säße ich nicht hier. Du brauchst dich nicht so heftig zu verteidigen.“ Kurz sah ich ihn noch erbost an, dann rieb ich mir den Nasenrücken. „Entschuldige. Ich bin es nur schon so gewohnt, dass mir keiner glaubt, dass ich einfach… Entschuldige.“, brach ich ab, woraufhin Kakashi nur nickte. „Trotzdem glaube ich nicht, dass wir die Taten außer Acht lassen dürfen. Sie bedeuten etwas. Auch… Na ja, nach dem Überfall auf Gaara lag ich in seinem Bett und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich da nicht selbst hingelegt habe.“ Immerhin war ich an dem Abend mit meinem Freund zusammen gekommen. So irgendwie zumindest. „Mhm… Und wie meinst du, dass es passiert ist?“ Mir kam wieder der Traum der letzten Nacht in den Sinn; Die Angst, auf die unerwartet Zärtlichkeit folgte. Die Idee, die sich daraus löste, war verrückt, aber das war ja der ganze Fall. „Vielleicht war es Michelangelo.“ Kakashi fand das wohl genauso verrückt wie ich, so, wie er die Brauen hochzog. „So?“ Ich wurde rot, als ich erklärte. „N-Na ja, ich habe die Vermutung, dass es um mich gehen könnte bei alldem.“ Und dann erzählte ich ihm von der schrecklichen Grabkammer, die ich in den Tunneln gefunden hatte, als einzigem außer Sasuke. „Es war echt beängstigend… Und nachdem Gaara und Hinata angegriffen wurden, habe ich Angst, dass meinen anderen Freunden auch etwas passieren könnte.“ „Hm… In diesem Zusammenhang rückt die Ähnlichkeit einiger Toter mit dir in ein anderes Licht. Es war ja nicht nur der Student, obwohl der wohl der Eindeutigste war. Die meisten Kinder waren blond und die Prostituierte auch.“ „Bei den Kindern weiß ich es nicht, das waren zu viele…“ Mit einem Schaudern unterbrach ich mich. „Aber im Vergnügungsviertel gibt es Tunnelausgänge.“ Eine Weile schwieg mein Lehrer nachdenklich, dann sagte er: „Das sind aber auch die einzigen möglichen Zusammenhänge: Eine Abneigung gegen Blondinen und die Tunnel, wenn er sie denn benutzt hat.“ „Und was ist mit der Art der Morde? Diese Mischung aus Wut und Kontrolle ist allen Taten ähnlich.“ Nicht zum ersten Mal in diesem Gespräch sah Kakashi mich skeptisch und ungläubig an. „Stimmt. Es überrascht mich, dass dir das aufgefallen ist.“ „Was soll das heißen?“, schmollte ich, aber dann siegte meine Ehrlichkeit. „Aber es ist nicht mir aufgefallen, sondern Sasuke.“ „Hm.“, machte Kakashi, offenbar in Erinnerung meiner vorigen Reaktion was Sasuke anging. „Haben wir noch etwas, dass den Toten gemein ist?“ „Reicht das nicht? Wir müssen nur die Tunnel verschließen, dann kann so etwas nie wieder passieren.“ Kakashi stand auf und wir verließen das Lokal, als er gezahlt hatte. „Das wird Tsunade nicht tun. Davon abgesehen, dass der Untergrund schon fast eine Reliquie ist, ist er auch noch sehr nütztlich. Ich denke, sie wird ihn nutzen wollen, jetzt, wo wir einige seiner Geheimnisse gelüftet haben.“ „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“, sagte ich schaudernd. „Du warst nicht da unten… Es ist, als wollte das Gewölbe nicht gestört werden. Es ist tot – Und das sollte es auch bleiben.“ Vor meinem Haus blieben wir stehen. „Das ist nicht deine Entscheidung, aber du kannst es Tsunade ja raten. Jedenfalls vielen Dank für deine Hilfe. Ich zähle weiter darauf.“ Ich blinzelte, dann fiel mir ein, dass ja eigentlich ich ihm hatte helfen sollen, nicht andersrum. Verlegen grinsend kratzte ich mich am Kopf. „Klar. Und dir auch danke!“ Lächelnd hob er die Hand und ging dann. Kurz sah ich ihm nach, bevor ich ins Haus trat. Auf der Treppe wurde ich immer langsamer. Ich hatte mich in einer so miesen Stimmung von Sasuke getrennt wie noch nie und jetzt wusste ich nicht, was ich erwarten sollte. Er war schon im Normalzustand unberechenbar – Wie war das erst, wenn er sauer war? Sein erstes Ventil für seine schlechte Laune war immerhin er selbst. Ich fing an zu laufen. Meine Finger zitterten, als ich die Tür aufsperrte, aber endlich war ich in der Wohnung. „Sasuke?“ Keine Antwort. „Sasuke!“ Ich hörte ein Geräusch aus dem Bad und stürmte dorthin, schon das Schlimmste befürchtend. Sasuke lag so tief im Badewasser, dass nur noch sein Gesicht herausschaute. Seine Augen waren geschlossen, die Hände hatte er über der Brust verschränkt. Auf dem Rand der Wanne lag sein Rasierer. Der lag da sonst nie. Mit einem Aufschrei schupste ich das Ding beiseite und zog Sasuke unter den Armen in eine sitzende Position. Ich zuckte zusammen, als er sich bewegte – Hatte ich ihn wirklich schon für tot gehalten? – Hielt ihn dann aber nur noch fester. „Mach das nicht.“, flüsterte ich erstickt. „Verlass mich nicht. Tu nicht mal so. Quäl mich bitte nicht so…. Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Sasuke… Sasuke…“ „Ich habe nur ein Bad genommen, Naruto.“, antwortete Sasuke gelassen. Er strich mit einer Hand beruhigend über meinen Kopf, was gar nichts nützte. Ich zitterte immer noch wie Espenlaub. „Und was soll dann das da?“, fragte ich, den Finger vage in die Richtung des Rasierers schwenkend. „Ich weiß, dass das kein Zufall war. Das war eine Drohung.“ „Vielleicht hat Sakura Recht. Vielleicht solltest du wirklich eine Pause machen.“ Ich löste mich von ihm um seine Wange zu streicheln. „Ich wünschte nur, du würdest mir genug vertrauen, um mir zu sagen, was los ist.“ „Und ich wünschte, du würdest mir genug vertrauen um zu tun, was ich sage.“ Als er aufstand, erkannte ich in seinem Blick, dass ich mich geirrt hatte. Er war nicht gelassen, sondern emotionslos. Er hatte sich wieder völlig vor mir verschlossen. Noch immer vor ihm kniend nahm ich seine Hand, küsste sie und legte sie mir an die Stirn, ein Ritter vor seinem zornigen König. „Das tute ich sonst immer. Verzeih mir, wenn ich es dieses eine Mal nicht kann.“ Sasuke sah mich völlig ausdruckslos an, dann zog er mich auf die Beine und legte die Finger um mein Kinn, sodass er es hin und her drehen konnte. „Du wirst auch gehen…“ „Nein.“ Ich musste schlucken, bevor ich weiter sprechen konnte. Sein Verhalten jagte mir eine Heidenangst ein. „Ich liebe dich. Wieso sollte ich gehen? Sag mir nur, was los ist, dann kann ich dir helfen.“ Aber er schien mich nicht mal gehört zu haben. „Alles verändert sich ständig… Alles…“ Plötzlich sah Sasuke mich wieder an, einen fiebrigen Glanz in den Augen, die Finger wie ein Schraubstock um mein Gesicht gelegt. „Aber du musst bleiben. Du musst.“ „D-Das werde ich doch… Wir sollten schlafen gehen, ja?“, flüsterte ich vorsichtig, weil ich Sasukes Reaktionen mittlerweile überhaupt nicht mehr abschätzen konnte. Er kam mir richtig gefährlich vor. Er nickte apathisch, folgte mir ins Schlafzimmer, wo er sich wie er war ins Bett legte. Mit einem mulmigen Gefühl legte ich mich neben ihn, aber an Schlaf war nicht zu denken. Sasuke musste erschöpft gewesen sein, denn schon kurz darauf wurden seine Atemzüge lang und gleichmäßig. Ich starrte mit weit aufgerissenen dahin, wo ich in der Dunkelheit sein Gesicht vermutete. Mittlerweile kannte ich es besser und liebte es mehr als mein eigenes, aber dieser passiv-aggressive Ausdruck darauf machte mir panische Angst um das Leben, das er noch vor ein paar Monaten nicht gewollt hatte. Als hätte er Angst, er wäre nicht stark genug, es zu halten. Und dann noch diese Drohung in der Badewanne – Denn ich wusste, dass es eine gewesen war, egal, was er sagte. Ich musste ihm helfen, egal wie. Vielleicht wusste Sakura Rat – Wenn es um Sasuke ging, würde sie mir sicher helfen. Bis zum Morgen konnte ich aber nichts tun, außer ihn vor sich selbst zu beschützen. Ich schob den Arm unter seinen Hals und zog ihn trotz seines verschlafenen Protestgebrumms zu mir. Er hatte sich schon viel zu weit von mir entfernt. Schon die ganze Zeit sah ich in Sasukes Gesicht, dass ich jetzt blass in der Dunkelheit erkennen konnte. Ich streckte die Hand aus, um seine Wange zu berühren, als er die Augen aufriss und das Sharingan rot durch die Nacht glühte. Aufschreiend wich ich zurück und kippte aus dem Bett. Die roten Augen waren verschwunden. Ich war wohl während meiner Wache eingeschlafen. Sasuke setzte sich mit einem Stöhnen auf und rieb sich den Kopf. „Was machst du da?“ Er warf einen Blick auf die Ziffern des Weckers – Ich zuckte zusammen, weil sie rot aufleuchteten. „Es ist halb fünf.“ „Ich hatte einen schlechten Traum. Glaube ich.“, fügte ich wieder zu ihm ins Bett krabbelnd hinzu. Vermutlich hatte ich im Halbschlaf die Zahlen auf der Uhr vertauscht. „Willst du eine Tablette?“ Unwillkürlich spannte ich die Schultern an, um die Sasuke den Arm geschlungen hatte. „Hast du die immer noch nicht weggeschmissen?“, fragte ich schärfer als beabsichtigt. Er seufzte nur und zog den Arm zurück. „Wenn du keine Hilfe willst, schlaf wenigstens endlich.“ „Tut mir leid.“, nuschelte ich, aber er antwortete nicht. Als ich mich kaum eine Stunde später aus dem Bett schlich, fühlte ich mich wie gerädert. Ich war nicht verrückt, nur müde… So müde… Mir fielen im Laufen die Augen zu, aber ich schleppte mich weiter und war um kurz nach sechs bei Harunos. Ich wollte schon klingeln, überlegte es mir dann aber wegen Sakuras Eltern anders. Die Haustreppe war nicht unbedingt bequem, aber ich setzte mich und richtete mich ein, so gut es ging, dann schlief ich tatsächlich ein. Wach wurde ich von einer sichtlich irritierten Mrs. Haruno, die die Tür geöffnet hatte. „Naruto-kun…?“ „Guten Morgen!“, rief ich auf die steifen Beine kommend. „Ähm, t-tut mir leid, Sie so früh zu überfallen, aber ist Sakura-chan vielleicht schon wach?“ „Ich… Ja, ich denke… Also, hol die Zeitung und komm doch erstmal rein. Du siehst aus, als könntest du einen Kaffee gebrauchen?“ Nickend nahm ich das Tagesblatt aus dem Briefkasten und folgte ihr. Im Flurspiegel sah ich, warum sie so irritiert war: Ich sah aus wie ein Zombie. Tiefe Augenringe hatten sich in meine bleiche Haut gegraben, das Haar stand wie Stroh von meinem Kopf ab und ich hatte einige Falten in der Stirn und um die Mundwinkel. Mein Gott, wie lang sah ich denn schon so aus?! Erschöpft ließ ich mich auf die Eckbank in Harunos Küche fallen, wo mich bereits ein Kaffee erwartete. Die Hausherrin ging ihre Tochter holen und kurz darauf stand ich einer sichtlich übernächtigen Sakura gegenüber. Ihre Augen weiteten sich, als sie mich sah. „Was zum Teufel…?“ „Es geht um Sasuke.“, erklärte ich, woraufhin sie nüchtern wurde. Seltsam, sonst war sie so leidenschaftlich, wenn es um ihn ging. „Natürlich.“ „Nein, Sakura-chan, es ist echt ernst. Ich glaube, er ist dabei, zu kollabieren. Er hat gestern ganz komisch gegugt und mich so am Kinn gepackt, das war richtig gruselig…“ „Er hat dich angeschaut?“, fragte sie zynisch und zeigte mir dadurch, wie lächerlich ich klang. Sie verschränkte die Arme, den strengen Blick auf mich gerichtet. „Er hat schon gemeint, dass du wahrscheinlich bald mit so etwas ankommen würdest.“ „Er… Hat mit dir darüber geredet?“, fragte ich und plötzlich fiel mir das Atmen unendlich schwer. Sasuke hatte gewusst, dass er so einen Ausraster haben würde und Sakura eingeweiht, damit es so aussah, als wäre ich der Verrückte? Oder spann ich jetzt wirklich? Hatte ich mir das alles am letzten Abend nur eingebildet? Hatte ich mir die roten Augen heute Nacht nur eingebildet? Was, wenn sie Recht hatten und ich es war, der den Verstand verlor? Vielleicht sollte ich ihnen einfach vertrauen. Vielleicht sollte ich ihnen einfach mehr vertrauen als mir selbst… Etwas an dem Gedanken stieß mir bitter auf und ich schob ihn weit von mir. Mein Instinkt hatte mich noch nie getrogen und ich weigerte mich zu glauben, dass er es jetzt tat. „Ja – Letztens, als du den ganzen Tag in den Tunneln herumgekrochen bist, erinnerst du dich?“, fragte Sakura bissig. Es war klar, auf wessen Seite sie stand, aber das war eigentlich von Anfang an keine Frage gewesen. Wie hatte Sasuke so schön gesagt? Sie würde sich bereitwillig von ihm auffressen lassen… Ihre Augen nahmen einen harten Ausdruck an, den ich erst kannte, seit ich ihr von Sasuke und mir erzählt hatte. Es war die Manifestation ihrer Enttäuschung. „Weißt du was? Langsam glaube ich gar nicht mehr, dass du verrückt bist. Ich glaube viel mehr, dass du das alles aus Berechnung machst, weil du Sasuke-kun loswerden willst. Weil er dir zu viel wird – Wie ich dir von Anfang an gesagt habe.“ „Was…? Hat er das auch gesagt?“, fragte ich, verwirrt und verletzt von der Anschuldigung. Ich liebte ihn doch so. Alles, was ich wollte, war ihm zu helfen. „Nein, auf sowas würde er nie kommen – Dazu ist er viel zu Blind vor… Vernarrtheit oder was es auch immer ist.“, spuckte Sakura ihre dunkelsten Gedanken heraus, die sie sicher schon lange tief in sich begraben hatte. Sie sah mich voller Abscheu an und ich konnte nicht glauben, dass sie wirklich meinte, was sie sagte. „Du hast ihn benutzt, genauso wie Hinata. Und jetzt, wo er dir lästig wird, suchst du Gründe, ihn loszuwerden… Wer weiß? Vielleicht bist du sogar Hinata ´Losgeworden`, auf die endgültigste Art, die es gibt?“ „Sakura-chan!“, platzte ich heraus und sprang auf. Ich starrte sie nur völlig fassungslos an, spürte das träge Klopfen meines Herzens in der Brust und seltsamerweise tat mir die Nase weh, als mir die Tränen in die Augen stiegen. Sie hielt mich für einen Mörder. Meine beste Freundin glaubte, ich sei ein Monster. „Das denkst du doch nicht wirklich…“ „Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll, Naruto.“ Jetzt war ihre Stimme wieder leise. Sie stand ebenfalls auf, senkte dafür aber den Blick, in dem statt der Verachtung von eben jetzt Unsicherheit stand. „Bitte… Zieh mich da nicht noch weiter rein… Eigentlich müsste ich diese ganzen Vorgänge der Meisterin melden, aber ich will nicht glauben, dass du…“ Die letzten Worte wurden von der Stille geschluckt, aber ich verstand. Schon auf dem Weg zur Tür sagte ich: „Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber es ist nicht das, was du denkst. Ich bin nicht Michelangelo.“, sprach ich das aus, was sie die ganze Zeit angedeutet hatte. „Und ich will auch Sasuke nicht loswerden – Ich will ihn… Euch beide beschützen.“ Sie war mir zum Ausgang gefolgt, sah mich mit traurigem Blick und verschränkten Armen an. „Wenn ich dir glauben könnte…“ „Das wirst du.“, versprach ich, dann verließ ich das Haus. Verloren lief ich durch das Dorf, das so früh noch fast reglos dalag. Wie konnte Sakura, meine beste Freundin, so etwas denken? Und wie konnte ich mir nach den Ereignissen der letzten Wochen so sicher sein, dass es nicht stimmte? Ich war mehrfach ausgerastet und konnte mich an nichts mehr erinnern, das ich während dieser Zeit getan hatte. Was, wenn Kyuubi irgendwie Kontrolle über mich gewonnen hatte und mich zu schrecklichen Taten brachte, von denen ich noch nicht mal wusste? Das Siegel war schwach, es wäre theoretisch möglich… Mir wurde schlecht von dem Gedanken und ich schob ihn kategorisch beiseite. Nein. Nein, so viel Macht hatte ich noch über mich. Und Sasuke hätte bemerkt, wenn ich mich nachts rausgeschlichen hätte, er hatte im Gegensatz zu mir einen sehr leichten Schlaf. Außerdem kannte ich mich in den Tunneln nicht aus, daran konnte mein Unterbewusstsein nichts ändern. Nachdem ich das mit mir selbst geklärt hatte, stellte sich mir die dringlichere Frage, was ich jetzt mit Sasuke tun sollte. Der letzte Abend hatte mir gezeigt, dass er sich wieder tief in seinem Selbstzerstörungsmodus befand und alleine nicht mehr heraus kam. Das Problem war nur, dass ich alleine ihm nicht helfen konnte – Zumal er mich völlig abblockte. Aber durch seine Lügen Sakura gegenüber hatte er es mir auch noch unmöglich gemacht, Hilfe von außen zu besorgen. Tsunade hielt mich eh schon für unzurechnungsfähig und würde mir nicht zuhören und diejenigen meiner Freunde, die sich wegen Hinata nicht endgültig von mir abgewandt hatten, teilten Sakuras Befürchtungen. Vermutlich hatte Sasuke auch hier seine Finger im Spiel… Ich verstand nur nicht, wieso er das getan hatte. Ich hatte gedacht, ich hätte ihm einen Grund zu leben gegeben. Ich hatte gedacht, wir wären es ihm wert. Gegen die Enttäuschung ankämpfend zwang ich mich, nachzudenken. Panik würde mir jetzt auch nicht helfen, ich musste rational bleiben. Es war schwer, abzuschätzen, wie labil genau Sasuke im Moment war, deshalb sollte ich ihn weiterhin im Blick behalten und möglichst viel Zeit mit ihm verbringen. Gleichzeitig musste ich den anderen jedoch beweisen, dass ich Recht hatte, damit sie mir wieder glaubten und mir halfen, Sasuke zu helfen. Ich rieb mir über das Gesicht und die noch immer feuchten Augen, dann klatschte ich mir gegen die Wangen und machte mich auf den Weg. Mein erster – Und einziger – Anhaltspunkt waren wie immer die Tunnel. Kurz überlegte ich, welche Eingänge ich kannte, dann steuerte ich den Nächstgelegenen an. Ich fand ihn verschlossen vor. Genauso wie den nächsten und übernächsten Tunnelschacht. Nach einer Stunde stand ich vor dem letzten Eingang, der sich in der Nähe eines Tatortes befand, der im Industriegebiet, und konnte nicht fassen, dass auch er versiegelt war. Meine ganze Arbeit der letzten Monate war einfach… Nutzlos? Es gab nur noch einen Eingang den ich noch nicht geprüft hatte – Den im Uchiha-Viertel. Und alles in mir sträubte sich dagegen, dorthin zu gehen. Allerdings wusste ich auch nicht, was ich sonst tun sollte. Ich musste Sasuke helfen, da gab es keine Option, und alleine schaffte ich es einfach nicht. Ich schaffte nichts alleine… Bevor deprimierende Gedanken mich lähmen konnten, machte ich mich auf den Weg. Ein schlechtes Gewissen plagte mich und alle Passanten schienen mich vorwurfsvoll anzustarren. Der verrät seinen Freund, den einzigen, den er noch hat, schienen ihre Blicke zu sagen, aber ich kämpfte gegen die Selbstzweifel an. Es gab keine andere Möglichkeit. Inzwischen war auf der Straße mehr los, aber entgegen meines Eindrucks beachteten die Dorfbewohner mich nicht, sodass ich ungehindert durchkam. In der Nähe des Viertels wurde ich wieder langsamer, denn ich merkte, dass mich doch einer der Bewohner beachtet hatte. Ich wurde verfolgt. Irritiert schlug ich ein paar Haken und versuchte, einen Blick auf meinen Stalker zu erhaschen, wenn ich ihn schon nicht loswerden konnte. Nachdem ich eine Weile sinnlos herumgelaufen war, wurde mir die Zeit zu schade. Ich war beschäftigt, verdammt, konnten Tsunades Spitzel nicht wo anders herumlungern? Ich schlug einen Laufschritt an, durch die Menschenmasse auf einem Marktplatz, damit mein Verfolger dicht hinter mir bleiben musste, wenn er an mir dran bleiben wollte. Dann wirbelte ich abrupt herum und wäre tatsächlich fast mit jemandem zusammengestoßen. „Sai!“, rief ich wütend in sein lächelndes Gesicht. Ein paar Leute warfen uns neugierige Blicke zu. „Du solltest nicht so plötzlich stehen bleiben. Jemand könnte sich verletzten.“, riet er mir freundlich. „DU könntest dich verletzten.“, knurrte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum folgst du mir?“ Mit seitlich gelegtem Kopf zog er eine Braue hoch. „Wenn du das nicht wüsstest, wärest du gerade nicht eine halbe Stunde lang vor mir weggelaufen.“ „Ich bin nicht…! Ich habe bloße… Ugh, du bist so nervig!“ Stöhnend rieb ich mir die Schläfen. „Ich muss was überprüfen. Lass mich einfach.“ „Warum fragst du deinen Freund nicht selbst? Ich bin sicher, dir sagt er die Wahrheit – Und zwar nur dir.“ Ich starrte Sai fassungslos an. Woher er von Kakashis Verdacht bezüglich Sasuke wusste war mir ein Rätsel. Es war aber auch gleich, denn sie hatten Unrecht. Wütend stieß ich ihn vor die Brust und zischte: „Er hat dem Dorf seine Loyalität bewiesen. Er hat uns geholfen, Tsunade einige Informationen gegeben und sich ruhig verhalten, wie sie wollte. Es gibt keinen Grund, an Sasuke zu zweifeln.“ „Warum tust du es dann?“, fragte er, das Lächeln breiter werdend, als ich zurück wich. Er sah aus wie eine satte Kröte, dachte ich ungnädig. „Es ist doch ganz einfach. Er hat dir Loyalität bewiesen, nicht Konoha. Er hat sich ruhig verhalten, weil er nichts tun wollte und dann vielleicht, um bei dir zu bleiben. Vielleicht. Weil ich mir nicht sicher bin, ob er überhaupt etwas bewusst entscheidet. Ich glaube, er wird von anderen beherrscht.“ „Orochimaru ist tot.“ „Aber sein Geist lebt in Sasuke. Und auch die Geister all der schrecklichen Dinge, die er getan und gesehen hat. Er ist nicht frei und wird es auch nie sein.“ „Aber du bist frei oder wie?“, zischte ich, worüber Sai nur lächelte. „Vielleicht nicht. Wahrscheinlich ist das keiner von uns. Aber darum geht es jetzt auch nicht, oder?“ Er nickte in Richtung des Uchiha-Viertels, das wir auf unserer kleinen Verfolgungsjagd umrundet hatten. „Wenn du da reingehst, verrätst du ihn. Aber du musst es herausfinden, sonst verrätst du Konoha. Die Frage ist, ob du Sasuke genug vertraust, ob du dir seiner Unschuld sicher genug bist, um ihn selbst zu fragen.“ Abwehrend machte ich ein paar Schritte rückwärts. „Das ist alles Unsinn. Ich hör mir das nicht mehr an. Komm wieder, wenn du was Produktives zu sagen hast!“ Wütend und zugleich zutiefst verunsichert – Oder ergab sich das eine aus dem anderen? - Ließ ich ihn stehen. Ich wollte nur nach Hause zu Sasuke. In Sicherheit. Denn trotz allem, was er getan hatte, war er noch immer mein Ruhepol und Rückzugsort. Ich liebte ihn bedingungslos. Ich konnte mir nicht vorstellen, was daran etwas ändern sollte. Als ich daheim ankam, war ich noch immer aufgewühlt und das machte die Tatsache, dass Sasuke nicht da war, auch nicht besser. „Ich brauche dich doch, Bastard…“, flüsterte ich seinem leeren Zimmer zu. Aus einer kitschigen Laune heraus zog ich mir eines seiner Shirts an, nahm das alte Bild von Team 7 aus dem Regal und starrte es, eine Bierflasche in der Hand, träge an. Wir hatten uns damals zwar ständig gestritten, uns aber vertraut. Er hatte mir den Rücken freigehalten, egal, was für eine Dummheit ich gemacht hatte, und jetzt stieß er mir ein Messer in denselben Rücken, den er damals beschützt hatte. Für ihn musste das ganz logisch gewesen sein, vermutlich hatte er Sakura das alles gesagt, um auf mich zu achten. Ich verstand ihn nur nicht und aus seinen kryptischen Andeutungen wurde ich nicht schlau. Die Wahrheit würde uns trennen, hatte er gesagt. Diese roten Augen und das Gefühl von Gefahr. Sasukes und Kakashis mangelndes Vertrauen Sasuke gegenüber. All das hatte einen spürbaren Zusammenhang, den ich einfach nicht greifen konnte. Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich eine Bewegung neben mir wahrnahm; In meiner Konzentration hatte ich wohl nicht gehört, wie die Tür aufgegangen war. Als ich sah, dass es Sasuke war, sprang ich auf. „Wo warst du?“, fragte ich besorgt und ging auf ihn zu. Seine verschränkten Arme hielten mich auf Abstand. „Sakura und ich haben dich gesucht.“ Er klang wütend, was ich gut verstand. „Tut mir leid… Aber nachdem sowohl du als auch Sakura-chan glaubt, ich sei verrückt geworden, brauchte ich einfach etwas Zeit zum Nachdenken. Ich weiß, dass du nur das Beste im Sinn hattest, aber… Du hättest Sakura nicht so etwas ins Ohr setzen sollen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich etwas mit den Taten zu tun habe?“, fragte ich entsetzt. Der Gedanke kam mir jetzt erst und erschütterte mich zutiefst. „Nein.“ „Dann ist es egal, warum du das getan hast. Aber es war falsch. Du behandelst mich wie einen Verräter, dabei solltest du wissen, dass ich immer auf deiner Seite bin, Sasuke. Du musst mir nur sagen, was es für eine Seite ist, und ich stehe neben dir.“ Ein süßlicher Ausdruck trat auf sein Gesicht, giftig wie vergorene Milch. „Das ist jetzt egal. Es wird alles wieder gut.“ „Sagst du das, um mich zu beruhigen?“, fragte ich, alles andere als das. „Das kannst du vergessen. Du hast ein Problem und das werden wir gemeinsam lösen.“ „Und wenn es keine Probleme mehr gibt? Für niemanden?“ „Bei uns wird es immer Probleme geben.“ Schwach grinsend griff ich nach Sasukes Hand und zog ihn mit mir auf die Couch. „Selbst wenn du mir nicht sagst, was das Problem ist, wird ich es mit dir durchstehen. Ich werde mit dir deine Dämonen bekämpfen und es ist mir egal, was andere darüber denken. Es ist mir sogar egal, wenn du es verrückt nennst, weil ich weiß, dass du dasselbe fühlst. Und was auch immer passiert, wir sind es wert, für uns zu kämpfen. Ich lasse dich einfach nicht gehen. Nicht noch mal. Selbst, wenn du versuchst, mich zu zerstören, lasse ich dich nicht los, weil du ein Teil von mir bist, ohne den ich nicht leben kann. Vielleicht wäre es besser, aber ich will es genauso, wie es ist. Ich will dich. Ich will uns. Du machst mich alle Vernunft vergessen und ich werde immer diese Unvernunft wählen. Du kennst mich doch, nicht, Bastard?“, lachte ich traurig, den Arm fest um ihn geschlungen, den Blick auf eine Stelle über seinem Ohr gerichtet. Ich schwieg eine Weile, bevor ich fortfuhr: Vielleicht ist das alles tragisch… Nein, das ist es sogar sicher. Wir haben beide so viel verloren. Aber dafür haben wir etwas anderes gefunden. Ich kann dich heilen, so, wie du mich geheilt hast. Du hast mir ein Ziel im Leben gegeben, schon seit… Immer.“ Ein trockenes Lachen entrang sich meiner Kehle. „Es ist verrückt, aber du warst schon immer mein Ziel und du hast mir dadurch eine Klarheit gegeben, die ich nicht kannte. Ich weiß, dass du gerade wegen irgendetwas verwirrt bist, aber lass dich von mir leiten. Vertrau mir. Es tut zuerst weh, ich weiß, aber es ist das Ergebnis wert.“ Mir gingen die Worte aus und er gab mir keine neuen. Ich wusste nicht, ob er noch mit sich kämpfte oder ob er uns schon aufgegeben hatte. Womöglich hatte ich ihn tatsächlich schon lange verloren und es vor blinder Liebe nicht mal bemerkt. Sein Zuhören war reine Höflichkeit und der Mangel an Alternativen. Wo sollte er sein statt bei mir? Ich drückte Sasuke fester an mich, nicht gewillt, loszulassen, nicht fähig, noch einen geliebten Menschen zu verlieren. Seine Hand in meinem Haar zitterte ein wenig, aber der Moment war zu still für weitere Beteuerungen meinerseits. Ich ertrank gerade in meiner unerfüllbaren Sehnsucht nach diesem Mann. Erneut wachte ich davon auf, alleine zu sein. Mein Kopf fühlte sich schwer an und ich schmeckte etwas Bitteres auf der Zunge, das ich nicht zuordnen konnte. Fast wie… Medizin? Aber das konnte nicht sein. Träge setzte ich mich auf, um ins Schlafzimmer zu torkeln, denn dort war Sasuke mit Sicherheit. An der Wohnzimmertür fielen mir kurz die Augen zu und ich schlief tatsächlich im Stehen ein. Mein eigener plötzlich rasender Herzschlag riss mich aus dem Sekundenschlaf. Etwas stimmte hier nicht, aber meine trägen Hirnwindungen brauchten ewig, um darauf zu kommen, was es war. Ich spürte niemanden in der Wohnung. Sasuke war nicht da. Verwirrt wankte ich trotzdem zum Schlafzimmer, um mich zu überzeugen. Es war leer, saugte meine Gedanken auf wie ein schwarzes Loch. Was auch immer das zu bedeuten hatte, ich konnte es nicht begreifen. Und ich war so müde… Sollte Sasuke doch hingehen, wo er wollte, ich wollte weiter schlafen… Ich machte einen Schritt auf das Bett zu, doch dann schüttelte ich den Kopf. Nein. Er durfte nicht gehen, mich nicht verlassen. Ich musste ihn suchen, musste…. Musste… Meine Gedanken verschwammen bereits wieder, als ich auf dem Absatz umdrehte und aus der unverschlossenen Haustür lief. Mit traumwandlerischer Sicherheit lief ich durch die verlassenen Straßen der Stadt, die schwarz im Zwielicht des Neumonds dämmerten. Irgendwie wusste ich, wo ich hin musste, hatte es die ganze Zeit gewusst. Es überraschte mich nicht mal, als ich die Bretter vor dem Tor des Uchiha-Viertels aufgebrochen vorfand. Die Torflügel standen weit offen und ein sachter, kühler Wind zog mir an den Haaren. Natürlich war er nach Hause gegangen. Mit dem Gefühl, nicht mehr umkehren zu können wenn ich erstmal drinnen war, setzte ich einen langsamen Schritt über die Grenze, dann fing ich wieder an zu rennen. „Sasuke!“ Sein Name schallte von den Häusern, die sein Erbe sein sollten, wieder wie ein Totenruf. Diesmal hatte ich trotz der Watte in meinem Kopf genug Kraft, um auf den Beinen zu bleiben. Ich war so müde und so verwirrt und nichts hiervon machte Sinn, aber der Wunsch, ihn zurück zu holen, war stärker als diese Schwächen. „Komm zurück!“ Ich spürte etwas Feuchtes auf meiner Wange und sah in den Nachthimmel, aber keine Wolke trübte diesen. Verwirrt griff ich mir an die Augen. Sie waren nass. Ich weinte. Weil das hier ein Trauermarsch war, der Rückzug eines Verlierers – Und ich hatte noch nicht Mal gemerkt, dass es eine Schlacht gegeben hatte. Schluchzend stolperte ich in den Garten mit der Drackenstatue und betätigte diese. Inzwischen war es gar keine Frage mehr, ob diese noch funktionierte; Er würde mich dort erwarten. Während die Steinplatte zur Seite rutschte, versuchte ich, mich zu sammeln. Wenn ich dort runter ging, würde ich sehen, wovor ich so lange die Augen verschlossen hatte. Ich würde sehen, dass ich versagt hatte, und ich würde es akzeptieren müssen und ich wusste nicht, ob ich die Kraft dazu hatte, wo ich doch eigentlich nur schlafen wollte… Ein Ruck lief durch meinen Körper, als ich mich von der Angst losriss, die mich die letzten Monate über gefesselt hatte, und in den Tunnel sprang. Ich hatte immer getan, was getan werden musste, und damit würde ich auch jetzt nicht aufhören. Meine Füße machten ein platschendes Geräusch, als ich auf dem feuchten Boden aufkam. Instinktiv spürte ich, dass etwas anders war als bei meinen anderen Besuchen hier unten. Ich war nicht alleine und wer auch immer da noch war beobachtete mich. „Wo bist du?“, rief ich, aber die Dunkelheit gab mir keine Antwort. Ich hatte nicht mal eine Taschenlampe, fiel mir auf, als ich endlich weiter ging, aber die würde auch nicht nötig sein. Er würde mich finden. Mein Herzschlag ging seltsam langsam, während ich mich an den feuchten Wänden entlang tastete, doch er beschleunigte sich immer weiter. Ich kam meinem Ziel näher. Es wartete dicht bei mir in der Schwärze des Tunnels… Plötzlich griff ich ins Leere und stolperte in einen Seitentunnel. Schmerzhaft knallte ich mit den Knien auf den glitschigen Boden und erstarrte, als ich ein Geräusch hörte. Er war da, direkt vor mir. Ich schloss die brennenden Augen, trotzdem löste sich eine Träne unter meinen Wimpern, als ich langsam den Kopf hob, um die endgültige Gewissheit zu erlangen. „Sasuke…“, flüsterte ich und als hätte sein Name eine Kraft in ihnen heraufbeschworen, loderte das Erbe seiner zerstörten Familie in seinen Augen auf. ---- So, meine Liebsten, wie angekündigt geht es schnell weiter :) Ich hoffe, das letzte Kapitel auch etwa in dem Zeitrahmen wie dieses zu schaffen, aber ich werde jetzt wieder viele Prüfungen haben und möchte es gut machen, also mal sehen. Vielleicht habt ihr in der Zwischenzeit ja Lust, mein Neues Projekt (Das BP nicht verzögern wird!!) anzusehen:http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/255926/344604/ ;) Ich hoffe ihr hattet Spaß. lG Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)