Geschwisterliche Bande von abgemeldet (Wie jemand innerhalb von Sekunden zu einem/einer Bruder/Schwester wird) ================================================================================ Prolog: Die größte Nervensäge Konohas ------------------------------------- »Ich bin müde.« »Mein Gott, dann schlaf doch endlich! Wozu hab ich dir denn auch das Futonbett geholt?«, stöhnte ich genervt, ohne von meinem Blatt aufzusehen. »Du sollst mir das Lied der Reisbällchenfamilie vorsingen«, quengelte er, »vorher mach ich kein Auge zu!« Ich reagierte nicht und versuchte, mich auf mein Bild zu konzentrieren. Es sollte ein Kunstwerk werden. Schließlich war es für einen besonderen Menschen. Einen ganz besonderen Menschen. Plötzlich spürte ich etwas Hartes im Rücken. Autsch. Diesmal war es wohl das Kuscheltier mit den großen schwarzen Knopfaugen gewesen. »Meine Fresse, kannst du nicht mal mit dem Scheiß aufhören?« »Ohne das Lied der Reisbällchenfamilie komm ich nie ins Land der Träume! Los jetzt!« Ich drohte ihm mit der Faust. »Ich geb dir gleich Reisbällchenfamilie! Und danach befindest du dich garantiert im Reich der Träume!« »Ach ja? Ich bin der Erbonkel und der Enkel des dritten Hokage! Mir wirst du auf keinen Fall ein Haar krümmen«, krähte er amüsiert. Ich erwiderte nichts darauf und die Hand, die meinen Bleistift umfasste, formte sich zur Faust. Kapitel 1: Das erste und letzte Kapitel meiner Reise nach Konoha ---------------------------------------------------------------- »Dumme Tsunade«, grummelte ich, »immer bekomme ich solche blöden Missionen wie "Konohamaru ins Bett bringen" und "auf Konohamaru aufpassen". Da hätte ich gleich Babysitterin werden können.« »Hey, so schlimm bin ich doch gar nicht«, murmelte der kleine Plagegeist und - Moment mal, das konnte doch nicht sein - ich meinte, in seiner Stimme einen leicht traurigen Unterton mitschwingen zu hören. War er tatsächlich traurig? Es sollte ihm eigentlich nichts Neues sein, dass ich ihn nervig und anstrengend fand. Ich setzte mich anders hin, sodass mein Rücken ihm nicht mehr zugewandt war. Er starrte mich an. »Was ist? Jetzt starr mich nicht so wie einer dieser schwulen Typen aus diesen kitschigen Liebesserien an. Als wärst du in mich verliebt... Gay, Alter. Einfach nur gay ist sowas.« Konohamaru prustete los. »Pff, als ob ich mich in so eine Ziege wie dich verlieben würde! Außerdem bist du sechs Jahre älter als ich! Ich steh doch nicht auf Omas.« »WIE WAR DAS?« Ich knallte meine Fäuste mit voller Wucht auf den Tisch, sodass der Tisch mit einem lauten Krachen exakt in der Mitte auseinander fiel. Ich schrie leise auf. »Waaah, ich hab den Tisch zerstört!« »Wow, du hast den Tisch zerstört...«, entfuhr es auch Konohamaru. Bei ihm hörte es sich aber weniger panisch als beeindruckt an. »Hey, den bezahlst DU mir aber!« ICH, wo doch meine Wenigkeit so arm wie eine Kirchenmaus war? Ich hätte echt nicht so viele Nudelsuppen mit Naruto essen dürfen. Konohamaru kam aus seinem Bett gekrabbelt und setzte sich neben mich. Ich muss wohl ziemlich bedrückt drein geschaut haben, denn er meinte recht tröstlich:»Jetzt guck nicht so hilflos. War doch nur ein Scherz. Der Tisch stand eh nur im Weg!« »Aber-« »Kein Aber. Ist doch jetzt auch egal. Dafür betreust du mich schließlich ständig.« Ich grinste. »Stimmt.« Natürlich musste die kleine Dumpfbacke sofort wieder mal den schönen Moment zerstören. »Aber denk bloß nicht, dass ich dich blöde Kuh leiden kann, nur weil du mir den Tisch nicht bezahlen musst!« »Blödmann«, stöhnte ich. Er sagte nichts weiter zu dem Thema, sondern hob meine Zeichnung vom Boden auf. »Was ist das? Und für wen ist das?« Zeichnete ich echt so schlecht und undeutlich? »Das ist so ein Mädchen aus einer Animeserie. Es mag übrigens genauso gerne die Reisbällchenfamilie wie du.« »Was zum Teufel ist nur eine Animeserie...«, murmelte Konohamaru vor sich hin. Hups, dachte ich in dem Moment. So sehr ich Animes auch liebte, ich durfte in seiner Gegenwart auf keinen Fall über Animes, Mangas oder Sonstiges reden. Das hatte uns unser Exkursionssensei strengstens untersagt. »Du kannst nicht wissen, was das ist, schließlich lebst du ja selbst in einem Anime.« »Eh?« »Vergiss es, ist zu kompliziert.« »Nein, bitte sags mir! Lebst du auch in einem Anime?« Wieso war mir das vorhin nur rausgerutscht? Wenn ich nicht aufpasste und zu viel verriet, konnte ich womöglich seine und auch die Weltvorstellung der anderen zerstören. Ich meine, wie machte man jemandem klar, dass er nur durch die Hand und dem Bleistift eines anderen existierte? »Also, äh ... Nein, ich lebe in der realen We... Äh, du weißt doch, dass ich aus einer ganz anderen Welt komme und mit ein paar Leuten und meinem gleichaltrigen Sensei für eine Weile hier bin. Unsere Welt ist anders, denn-« »Waas? Dein Sensei ist genauso alt wie du? Wie blöd bist du eigentlich, dass du dich von einer Gleichaltrigen unterordnen lässt? Ich hab sie zwar schon mal gesehen, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie genauso alt ist wie du und dass du noch dümmer bist als die blonde Ino!« »FRESSE!«, schrie ich aufgebracht. »Wie redest du eigentlich mit jemandem, der sechzehn Jahre alt ist? ERSTENS, sie ist fast ein ganzes Jahr älter als ich! ZWEITENS ist sie sehr begabt und deshalb eine Respektsperson! Und DRITTENS, sowas muss ich mir von so einem kleinen Hosenscheißer wie dir nicht sagen lassen!« Zusammengeschreckt rückte Konohamaru ein kleines Stück von mir weg und schlang seine Arme um die Knie. »'tschuldige«, flüsterte er leise und betrachtete mich mit großen Kulleraugen. In der Geschwindigkeit, mit der ich mich aufgeregt hatte, so schnell hatte ich mich nun auch abgeregt. »Schon gut«, seufzte ich. Für einen Augenblick herrschte vollkommene Stille. Dann erklang auf einmal wieder Konohamarus nervtötende Stimme. »Wie ist dein Sensei denn so? Magst du ihn?« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu:»Also, hübsch ist sie ja schon...« Ich verdrehte die Augen. »Die Scheiße ist zum wiederholten Male am Kochen.« Sag bloß, der Junge hatte sich schon wieder in ein Mädchen verguckt, welches viel zu alt für ihn war. »Das mit ihr wird nichts, glaub mir. Wir werden eh bald wieder abreisen, also hast du schon mal keine Chance. Ach ja, und sie ist vergeben. Sie und ihr Ciel lieben sich und das wird auch so bleiben.« Mara-sensei und Ciel hatten sich kennen gelernt, als wir mit dem Dimensionsshooter-Anime Deluxe in die Welt von Kuroshitsuji gereist waren. Hm, wenn wir wieder in unserer Welt waren, musste ich unbedingt mal wieder ein paar Folgen davon schauen. »Blöder Ziell«, riss mich der grummelnde Knirps aus meinen Gedanken. »Er heißt "Ciel"«, berichtigte ich ihn. »Ach, halt doch die Klappe, Mina-chin.« »Für dich Mina-san!« »Hey, zu Mara-chan meintest du aber, dass du Mina-chin genannt werden willst, ich habs doch gehört!« »Nicht Mara-chan, Leute wie du haben sie gefälligst Mara-senpai oder Mara-sama zu nennen!« Er schnitt eine Grimasse. »Mir doch egal.« Sein Blick fiel wiederholt auf meine Zeichnung. »Für wen ist das da nun?« Ich nahm das Blatt und schrieb "Für meinen süßen Mara-chanchan-sensei" darauf. Komische Kosenamen gehörten auf jeden Fall zu meinen Stärken. »Für Mara-chan«, antwortete ich. »Es ist hässlich«, sprach der zweite Picasso neben mir, vor allem weil Konohamaru ja auch sooo gut zeichnen konnte und sich sooo gut darin auskannte. Ja klar. Klugscheißer. »Pass auf, was du sagst.« »Warum malst du deinem Sensei überhaupt ein Bild? Sie ist zwar genauso deine Freundin, aber...« »Weil, weil ich...« Ich versuchte, die richtigen Worte zu finden. »...sie liebe!«, ploppte es aus ihm heraus. Dann schlug er mit der Hand auf den Boden und lachte sich schlapp. »Das war es nicht, was ich sagen wollte, du Idiot!« Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und drehte meinen Kopf beleidigt zur Seite. Er kriegte sich nicht mehr ein. »Haha, wie du herumstotterst! Also echt! Zum Totlachen! So eine Witzfigur wie dich hätte ich gern als Schwester, dann wäre mir nie langweilig! Zickig, aber jemand zum Ärgern!« Bitte?! Ich hielt inne. Jemanden wie mich als Schwester? Sollte das ein Kompliment sein? Er hatte zwar "Zicke" gesagt und ärgerte mich gerne, aber... Brauchte er vielleicht gerade so jemanden in seinem Leben? Ich kannte ihn gerade mal ein paar Tage und war immer so gemein zu ihm gewesen. Aber heute - wenngleich zwar schon öfter meine Missionen um ihn gehandelt hatten - hatte ich ihn mit einem Mal ein ganzes Stückchen näher kennen gelernt, obwohl ich ihn vorher nur aus dem Fernsehen kannte. Schließlich kam er in unserer Welt in einer Fernsehserie vor. Aus einem mir völlig unerklärlichen Grund wurde mir plötzlich eigenartig warm ums Herz. »Was hast du ... da gerade gesagt?« In diesem Moment fiel es mir irgendwie ein bisschen schwer, zu sprechen. »Hm?« Konohamaru musterte mich verwundert und richtete sich auf, da er noch gerade lachend auf dem Boden rumgekullert war. »Was ... meintest du mit Schwester?« Er errötete und schaute auf den Boden. »Nun ja ... Du bist eine blöde Zicke, aber gleichzeitig auch wie eine Schwester für mich geworden, irgendwie ... Ich bin, nein, ich war immer so einsam, seitdem mein Opa gestorben ist! Und eigentlich hat es auch niemanden so wirklich interessiert, wie es mir ging, es ging allen nur darum, dass ich alles hatte und beschützt wurde. Es war allen so ziemlich egal, wie es mir tief in meinem Inneren ging. Ob ich traurig oder glücklich war, oder dass ich auch mal jemanden brauchte, der mich tröstete und nicht nur sein Beileid aussprach. Bei den meisten Leuten hörte sich das Beileid sowieso nicht so an, als käme es von Herzen. Doch dann fand ich tolle Freunde wie Moegi und Udon! Mit Naruto-nii-san hab ich auch eine sehr enge Beziehung, aber trotzdem war niemand jemals richtig da, mit dem ich über meine Einsamkeit sprechen konnte! Dann kamst du mit deinen Leuten für diese komische Anime-Exkursion hierher. Ich weiß zwar immer noch nicht, was eine Anime-Exkursion sein soll, aber jedenfalls-« »Konohamaru...« »Lass mich ausreden! Wir hatten zwar schon oft Besucher aus eurer Welt hier in Konoha, aber ihr seid mir irgendwie aufgefallen ... Mara-cha... äh, Mara-san mit ihrer aufmerksamen Art für ihre Kameraden und du, total blöd und zickig und ... Hey, jetzt glotz mich doch nicht so böse an ... Und ... Und später, wo Tsunade dich immer in Missionen eingeteilt hat, wo du auf mich aufpassen solltest, für mich kochen solltest, mich ins Bett bringen solltest ... Da ich dich eh zickig fand, dachte ich mir, dass es sowieso egal war, was du von mir denkst. Also ging ich mit dir so um, wie ich schon immer mit jemanden umgehen wollte und sogar brauchte nach all der Zeit ... Du warst immer genervt von mir und so abweisend, also erzählte ich dir alles Mögliche was mir im Kopf rumging, was mich all die Jahre so belastet hatte und wie einsam ich doch so oft war. War doch egal, wenn ich mich vor jemandem wie dir peinlich machte. Du würdest so oder so bald abreisen, also ließ ich alles an dir aus. Ich würde dir ja eh erst wieder begegnen, wenn du diese, äh ... Ani... Animewelt in Konoha betreten würdest, falls überhaupt. Ich war dir nicht wichtig, du meintest, du wärst wegen anderen Charas - "Charaktere" nennst du sowas auch manchmal, keine Ahnung, was das wieder sein soll - hier. Als ich dir meine seelischen Gedanken "um die Ohren schmiss", hast du mich ignoriert oder gesagt, ich solle endlich meine Klappe halten, da ich schrecklich nervig sei und was weiß ich was. Aber...« Er holte tief Luft und blickte mir in die Augen. »...es hat mich nicht gejuckt. Die Hauptsache war, dass du da warst. Gewiss nicht freiwillig, aber du bist auf seltsame aber schnelle Weise zu einem wichtigen Menschen in meinem Leben geworden ... So zickig und ignorant ... Wie große Schwestern oft nun mal sind. Und ... bäh ... ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals so viel Kitsch auf einmal labern würde. Puuh.« »H-hätte ich auch nicht gedacht. Weißt du, ich-« »Na ja, egal! Ich finde, du solltest es gewusst haben. Also, was wolltest du nun sagen; warum zeichnest du für deinen Sensei ein Bild?« »Ähm, äh ... Ach so ja ... Ich-ich wollte mich damit bei ihr bedanken, dafür, dass sie mit mir und den Anderen in so viele Animewelten reist und dass sie immer für uns da ist, we-« »Hör lieber auf, sonst redest du auch noch so sinnlosen Kitsch«, unterbrach mich Konohamaru. »Sag mir mal, wann reist ihr eigentlich ab?« Unsere Abreise? Mit einem Mal schlug mein Herz ungleichmäßig gegen meine Rippen und mein Bauch zog sich schmerzhaft zusammen. Irgendein negatives Gefühl durchströmte mich und mir war plötzlich zum Heulen zumute. So musste sich wohl der Schmerz des Abschieds anfühlen. Wir wollten doch noch in so viele andere Animes eintauchen! Ich hatte mich so darauf gefreut! Aber jetzt... Ich freute mich zwar schon riesig auf die Leute von Vampire Knight und darauf, meine Familie und Freunde in meiner Heimat wieder zu sehen, aber irgendwie fiel es mir schwer, mich von hier los zu reißen. Ich hatte hier so viel erlebt und mich so gut mit den ganzen Charas angefreundet: mit dem mir sehr ähnlichen Naruto, mit der schüchternen aber doch so süßen Hinata, mit meinem Wettesskameraden Chouji, mit Shikamaru, der mir das Shogi spielen beigebracht hatte, mit Ino, die immer über Sakura lästerte, mit Sakura, die sich wiederum über Ino aufregte, mit Tenten, Neji und Lee, obwohl sie doch alle ein Jahr älter waren als ich, mit Sai, der sich immer so eigenartig aber gleichzeitig lustig verhielt, mit den Senseis, mit der gastfreundlichen Tsunade und den ganzen vielen anderen Leuten aus Konoha. Sogar mit Gaara, obwohl er nur kurz in Konoha war, um etwas mit Tsunade zu besprechen... Am liebsten wollte ich sie alle mit in unsere Welt nehmen, aber mir klar, dass dieses Unterfangen unmöglich war und auch für immer unmöglich bleiben wird. Wir konnten zwar zu Animefiguren werden, aber sie konnten nicht zu echten Menschen werden. Natürlich konnten wir irgendwann wieder die Narutowelt besuchen, aber meine Kameraden und Freunde würden bestimmt nicht in nächster Zeit Lust haben, wieder die gleiche Animewelt zu besuchen. Es müssten über 50% unseres Kurses damit einverstanden sein, noch einmal in die gleiche Welt zu reisen, wo wir doch erst kürzlich da gewesen waren bzw. uns immer noch dort aufhielten. Am liebsten wollte ich in Tränen ausbrechen und wenigstens noch einen Monat hier bleiben - ein paar Wochen würden auch reichen -, aber das ging leider nicht. Jedenfalls nicht momentan. Und das brach mir wirklich fast das Herz. Hatte Mara-chan auch so gefühlt, als sie Ciel verlassen musste? »Mina-nee-chan? Warum antwortest du nicht?«, fragte jemand in meine Abschiedsgedanken hinein. Einen Augenblick mal ... Mina-nee-chan? »Nenn mich doch nicht so...«, murmelte ich etwas verlegen und fügte, damit ich bloß nicht eingeschüchtert herüberkam, ein keckes »Konohamaru-baka-chan« hinzu. »Bätsch«, machte er und streckte empört seine Zunge raus. Nach ein paar Sekunden der Albereien fragte er wieder:»Also, wann reist ihr denn ab?« Die ganze Sache mit Bauch und Herz wiederholte sich und das traurige Abschiedsgefühl setzte wieder ein. Es war einfach nur schrecklich, dieses Gefühl. »In...«, ich schluckte und atmete ruhig ein und aus, um nicht sofort los zu weinen, »i-in zwei oder drei Tagen.« Und dann sprudelte es aus mir heraus. Ich konnte es nicht mehr verhindern. Auch ich ließ nun meinen Gefühlen freien Lauf wie Konohamaru vorhin mit seinem Geständnis und ließ das Wasser in meinen Tränensäckchen ins Freie. Ich wollte mich nicht trennen. Von niemandem. Auch nicht von Konohamaru. Nein, vor allem nicht von Konohamaru. Epilog: Geliebter Dummkopf -------------------------- Die Tränen rannen mir wie ein Wasserfall die Wangen hinunter und meine Nase war mit einem Mal ganz verstopft. Ich wischte mit meinem sauberen Ärmel über meine laufende Nase und heulte dabei wie ein Schlosshund. Nein, man konnte es eher mit einem Springbrunnen vergleichen, der dabei Wolfsgeheul von sich gab. Wenn ich mir heute an meinem Schreibtisch diesen Reisebucheintrag durchlese, denke ich, dass ich damals eigentlich doch nicht so ferkelhaft ausgesehen habe, wie ich dachte, als ich mir da gerade mein ganzes Oberteil durchnässte. Konohamaru hatte mich nur überrascht angeschaut und war mir anschließend um den Hals gefallen. »O-nee-chan!«, rief er und versuchte mich zu trösten. »Nenn mich nicht-« »Ja ja, ich weiß schon. Und ich weiß auch, dass es dir eigentlich gefällt. Diese Vertrautheit macht dich nur ganz verlegen.« Ich erwiderte auf seine wahren Worte nichts, sondern versuchte mich stattdessen zu beruhigen, was mir aber leider nicht gelang. Resigniert schloss ich meine Arme um ihn, genau so wie ich es damals bei meiner großen Schwester ebenfalls getan hatte, als sie uns verlassen musste, um in Heidelberg zu studieren. »Ich hab dich lieb«, schluchzte ich. »Ich hab dich lieb!« Schniefend drückte ich ihn fester an mich. Dann schrie ich verzweifelt:»VERDAMMT, WARUM HAB ICH EUCH ALLE NUR SO LIEB?« Ich sah alles nur noch durch einen verschwommenen Schleier. »Komm uns bald wieder besuchen«, nuschelte Konohamaru, der sich nicht beschwerte, obwohl ich ihn schon fast zerdrückte. Irgendwie war es anders für mich. Es war meiner Meinung nach anders, einen kleinen Bruder lieb zu haben. Anders, als eine große Schwester. Aber trotzdem hatte man beide gleich doll lieb. Ein kleiner Bruder. Nervig, aber liebenswürdig. Das war Konohamaru für mich. Noch eine Weile saßen wir da, eng umschlungen, er tröstend auf mich einredend, ich völlig am Ende mit meinen Nerven. Schließlich putzte ich mir die Nase und meinte, wenngleich es doch gerade gar nicht passte:»Was bin ich nur für eine verantwortungslose Babysitterin. Ich bin bis jetzt zwar nur in der Narutowelt eine Babysitter-Kunoichi gewesen, aber ich sollte dich trotzdem pünktlich ins Bett bringen ... Und du bist um diese Uhrzeit noch wach.« Ich lachte erleichtert. Erleichtert, weil mit den ganzen Tränen irgendwie auch eine Last von mir abgefallen war. »Ach ja? Was heißt denn hier bitteschön "Babysitter"-Kunoichi?« »Na los, leg dich schon hin.« In Sekundenschnelle hatte er sich in sein Futonbett katapultiert. Wow, so schnell hatte er noch nie auf mich gehört. Ich hockte mich vor sein Bett. »Hast du denn noch Lust auf die Reisbällchenfamilie?« Seine Augen weiteten sich vor Begeisterung. »Klar!«, jubelte er. Ich holte tief Luft. »Dango, Dango, Dango, Dango, Dango, Dango daikazoku...« Während ich sang, schaute ich aus dem Fenster. Der Sternenhimmel war klar und der Mond schien uns entgegen. Irrte ich mich, oder schien er heute heller als sonst? Komischerweise fiel mir gerade Mara ein. Sie beobachtete bestimmt auch gerade den Mond, wie jeden Abend. Dachte sie wohl gerade an Ciel? Bestimmt tat sie das. Und auf einmal - warum, wusste ich selber nicht - war mir völlig klar, dass ich eines Tages wieder hier in Konoha sein würde. Auf jeden Fall. Denn wenn man sich etwas von Herzen wünscht und sein Bestes gibt, um es in die Tat umzusetzen, kann es einem immer gelingen. Okay, vielleicht nicht immer, aber etwas Gutes hatte man davon jedes Mal. Wenn auch nur die Anerkennung von Anderen, weil man sich so für etwas eingesetzt hatte. Sogar mein schüchterner Sensei... Mara-chanchan würde das mit Ciel sicher auch hinkriegen. Wer weiß, vielleicht würde sie ihn sogar eines Tages in der Animewelt heiraten? Eines war mir nun gewiss: Man sollte jeden Tag nutzen und versuchen, ihn zum Schönsten seines Lebens zu machen. Jeden Tag. Apropos Tag; der Mond schien heute tatsächlich heller als sonst! Als wäre soeben ein noch in der Ferne liegender Wunsch in Erfüllung gegangen. Und unser nächstes Ziel hieß »Vampire Knight«! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)