Schattenwelten von Alix ================================================================================ Kapitel 4: Hilfe wo sie keiner erwartet --------------------------------------- Den Rest des Tages verbrachten wir in kleinen Seitengassen und immer am Rande der Stadt. Raban ging auf eigene Faust los um nach Informationen, die uns nützlich sein könnten, zu schauen. Kemal und Nour blieben bei mir und während der Mittagszeit hockten wir uns in eine enge, stille Seitengasse und die Beiden schliefen noch einmal eine gute Stunde. Ich hoffte für sie, sie würden es schaffen hier weg zu kommen. Nicht nur weil ich auch dran wäre, sollten wir erwischt werden. Seufzend rieb ich mir über die Augen und versuchte mich ein wenig zu entspannen. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedachte, dass da draußen zu viele Männer herumliefen, die mich und meine neuen Freunde tot sehen wollten. Auch wenn es nicht feststand, dass die Jäger wussten, dass ich es war, die Nour und Kemal in Gordon zur Flucht verholfen hatte. Ich war in der Stadt relativ unbekannt gewesen und wenn ich Glück hatte, hatten mich die ansässigen Händler und Bewohner der Stadt nicht unter Verdacht. Immerhin kamen und gingen Straßenkinder wie der schönste Augenblick. Wir waren nicht von Dauer. Raban hatte das Glück der Anonymität bestimmt nicht. Sein alter Lehrmeister hat ihn sicher verpfiffen. Auch wenn der nicht wusste, dass Raban den Beiden geholfen hatte, die Jäger würden es suspekt finden, dass Raban erst bei seinem Lehrmeister aussteigt und dann ihre Jagdbeute Unterstützung bei der Flucht erhält. Auf jeden Fall sollten wir ein Auge darauf haben. Wer wusste schon, was in den Köpfen der Jäger vor sich ging. „Hey Kelda.“ Stöhnend schlug ich die Hand weg, die sich auf meine Schulter gelegt hatte und sah verschlafen zu Raban, der in all seiner Pracht vor mir stand. War ich doch tatsächlich eingeschlafen. Beunruhigt sah ich mich nach Nour und Kemal um. Wer wusste schon, ob die Jäger mich nicht doch einfach hätten liegen lassen. „Mach dir keine Sorgen. Sie schlafen noch.“ Raban setzte sich neben mich und musterte mich ernst. „Du siehst nicht gut aus, Kelda. Du verlangst zu viel von deinem Körper. Kein Wunder das du so erschöpft bist.“ „Da muss ich durch. Wenn ich mich nicht an meinen Zeitplan halte, dann tut es keiner von euch und dann besteht die Gefahr, dass wir geschnappt werden.“ Missmutig warf ich einen Blick auf den Eingang der Gasse. „Hast du etwas herausbekommen?“ Seufzend schüttelte Raban den Kopf und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Nicht viel. Fast gar nichts. Ein paar der Einwohner haben darüber geschimpft, dass die Jäger nicht mehr so oft vorbei kommen. Die fühlen sich wohl unwohl bei dem Gedanken so schutzlos zu sein. Außerdem haben die Jäger wohl dafür gesorgt, dass ein paar der Einwohner sich anständig benehmen.“ „Die Jäger sind nicht mehr aktiv in der Stadt? Das ist prima! Dann können wir ein bisschen länger bleiben und Nour und Kemal können sich ein bisschen erholen. Auch wenn wir auf der Straße schlafen müssen.“ „Dann aber nur in den besseren Gegenden. Ich will nicht den einen Abend einschlafen und am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen.“ Raban konnte ein echter Idiot sein. „Viele Straßenräuber haben auch ihren Anstand, weißt du? Außerdem wäre es sinnlos Straßenkinder abzustechen oder auszurauben. Wir haben doch noch weniger als die Räuber.“ Ich fand meine Denkweise gar nicht so schlecht, aber Raban starrte mich einfach nur an und nach einer Weile verlor ich meine Lust auf einen Streit. „Wann machen wir sie wach?“ Raban deutete auf unsere beiden schlafenden Freunde. „Noch nicht. Lass sie noch ein wenig ruhen.“ Er nickte und schloss ebenfalls die Augen. „Hetz dich nicht zu sehr, Kelda. Du weißt zwar einiges über das Leben auf der Straße und anscheinend auch über Jäger, aber denk nicht, dass du alles alleine regeln musst. Im Notfall bin ich ja noch da. Zwar kenne ich mich im Wald nicht so aus, aber mir würde schon was einfallen. Du bist auch noch ein Kind, nicht älter als Nour, und keiner verlangt von dir, dass du das hier machst. Also mach es langsam. Wir werden auch in einer Hafenstadt ankommen, wenn wir langsamer vorangehen.“ Gott, wie ich ihn in diesem Augenblick liebte. Er war wie ein großer Bruder, der auf mich aufpasste. Das hatte ich noch nie. Nie! Ein tolles Gefühl. Himmel war ich froh, dass er mir den einen Abend gefolgt ist. Kurz nach Mittag machten wir uns wieder auf den Weg ins Stadtinnere. Allerdings ging es dieses Mal durch einen schlechteren Teil der Stadt und Nour sah sich unbehaglich um. An fast jeder Straßenecke standen halbbekleidete Frauen, die mehr tot als lebendig aussahen. Die Armen froren wahrscheinlich schrecklich und konnten doch nichts dagegen tun. Neben den Prostituierten gab es noch Bettler, die meisten von ihnen noch dreckiger als wir und mit fehlenden Gliedmaßen. Nour rückte näher an Kemal und Raban heran. Ihr Unbehagen wuchs mit jeder Sekunde die verstrich. „Kelda, wo gehen wir hin?“ Raban ließ sich sein Misstrauen nicht anmerken, wenn er es den hatte, aber man konnte sehen, dass er beklommen war. „Ins Stadtinnere. Ich weiß, dass das hier nicht unbedingt der beste Weg dorthin ist, aber hier fallen wir weniger auf.“ Ich wusste, das war ein doofer Grund. Zumindest für Raban, aber es ging nun mal nicht anders. „Kelda?“ Nour griff vorsichtig nach meiner Hand und drückte sie sanft. „Was würden diese Frauen machen, wenn die Jäger hier wären?“ Bevor ich darauf antworten konnte, erschien praktisch direkt vor uns ein Jäger. Ein großer, offensichtlich sehr starker Jäger und ich hatte keine Ahnung wo er her kam. „Was haben wir denn da?“ Belustigt sah er auf uns herab, Kemal und Raban waren angespannt und Nour versuchte sich hinter mir zu verstecken. „Was können wir für Sie tun?“ Meine Stimme klang nicht so fest wie ich es mir erhofft hatte. Was, wenn er einer der Suchenden war? Was, wenn er Raban erkannte, oder Kemal, oder Nour? Der Jäger lächelte nur charmant, oder wollte charmant lächeln, es sah eher aus wie eine Grimasse. „Ich suche Leute, die bestimmte Dienste anbieten.“ Oh mein Gott, meinte er etwa solche Dienste, wie die Frauen am Straßenrand? Raban packte mich und Nour an den Schultern und zog uns hinter ihn. „Ich fürchte wir können Ihnen nicht helfen.“ Der Jäger grinste breit und musterte Raban eingehend. „Du bist ein guter großer Bruder, was? Was würdest du tun, um deine kleinen Brüder zu beschützen?“ Ich konnte sehen, wie sich Rabans Kiefer anspannte, allerdings konnte keiner von uns mehr antworten, denn vorher traf den Jäger etwas am Kopf. Sauer wirbelte er herum und starrte auf eine Frau, offensichtlich eine Prostituierte und hob die Hand. Bevor irgendwer etwas sagen konnte, schlug er so heftig zu, dass die Frau zu Boden fiel. Nour schnappte hinter mir entsetzt nach Luft und ihr Griff um meine Hand wurde fester. Grinsend wandte sich der Jäger wieder Raban zu und streckte die Hand nach ihm aus. Jedoch kam er nie dazu ihn wirklich zu greifen, denn die Frau war sofort wieder aufgesprungen und hatte den Jäger zur Seite geschubst. „Lassen Sie den Jungen in Ruhe!“ Langsam wurden immer mehr der umstehenden Menschen auf unsere kleine Gruppe aufmerksam und der Jäger machte sich grummelnd vom Acker. Es war offensichtlich, dass er keinen Ärger wollte und wenn er sich mit einem Haufen wütender Straßenhunde anlegen würde, hätte er ihn sicher. „Geht es Ihnen gut?“ Besorgt musterte Nour die Frau, die nur abwinkte und uns kurz musterte. „Ihr solltet vorsichtiger sein. Die Gegend hier ist gefährlich.“ Nour nickte unauffällig und warf mir einen Blick zu, dann Raban. Der gute Junge, war blass und man konnte ihm den Schock deutlich ansehen. „Kommt mit. Hier könnt ihr jedenfalls nicht bleiben. Nachher kommt er wieder, und zwar mit seinen Freunden.“ Unbehagen machte sich in mir breit und wir folgten der Frau schnell, als sie losging. Wie sich herausstellte hieß die Frau Sheela, Nachname unbekannt und wohnte in einer kleinen Wohnung über einem Laden, von dem ich nicht wissen wollte, was er eigentlich verkaufte. Die Wohnung war klein (für eine Person reichte sie locker, wenn es mehr als drei wurden, wurde es schwierig) und ordentlich. In der hinteren Ecke, unter einem Fenster, stand ein kleines Kinderbettchen. Sheela war also Mutter und wenn ich sie mir so ansah, war ich mir sicher, dass sie eine gute Mutter war. Sheela setzte sich an einen kleinen Tisch und wir anderen überließen Raban den einzigen anderen Stuhl. Kemal machte es sich auf der Fensterbank gemütlich und Nour und ich setzten uns auf den Boden, neben einer Tür, die wohl in ein kleines Badezimmer führte. Sheela mustere uns alle kurz ehe sie Raban ein schwaches Lächeln zuwarf. „Es war mutig von dir, deine Brüder zu schützen, aber auch ziemlich dumm. Wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte sonst etwas mit euch passieren können.“ Raban nickte und sah schuldbewusst auf die Tischplatte. „Warum sind sie überhaupt dazwischen gegangen? Ihnen hätte doch auch etwas passieren können.“ Kemals Einwurf war nicht verkehrt. Ich hatte mit gar keiner Hilfe von außen gerechnet und mir schon ausgemalt, was der Kerl mit Raban vorhatte. Sheela lachte leise und deutete auf das Kinderbettchen. „Das ist Milo. Er ist der Sohn von dem Vorgesetzten des Jägers da unten. Sie tun mir nichts, weil sie Angst haben, dass er ihnen etwas tut, wenn sie der Mutter seines Kindes ernsthaften Schaden zufügen. Sie sind alle im Grunde Weicheier und Angsthasen.“ Kemal warf einen kurzen Blick auf das Kind und verzog das Gesicht. „Er sieht ziemlich schwächlich aus und klein. Geben die solchen Kindern überhaupt Schutz?“ „Er weiß nicht, dass Milo nicht der kräftigste ist. In ein paar Jahren, wenn Milo alt genug ist, muss ich ihn wohl aus der Stadt schaffen, damit er älter wird als zehn.“ „Wie meinen Sie das?“ Nour war entsetzt, dass Sheela sich von ihrem kleinen Sohn trennen wollte, das sah man ihr an. „Sie kann nicht anders. Wenn Milo weiterhin so schwach bleibt und sein Vater es herausbekommt, dann wird Milo getötet. Und wenn er stärker wird, dann wird er zum Jäger ausgebildet. Keines von beiden ist etwas, dass sich eine Mutter für ihr Kind wünscht.“ Sheela nickte zustimmend und sah mich ernst an. „Ihr beide seid gar keine Jungen, oder? Es ist verboten sich so zu verkleiden. Meine Nachbarin hat es mit ihrer Tochter gemacht und beide wurden hingerichtet als es herauskam. Passt auf das keiner etwas merkt.“ Wir nickten. Ich wusste gar nicht, dass es auf einmal verboten war. Das Gesetz musste neu sein. „Warum helfen Sie uns, wenn Sie doch eigentlich mit Jägern zu tun haben?“ Kemal war aufgestanden und hatte sich zu uns gesetzt, als er den Sheelas letzen Kommentar gehört hatte. Die Frau zuckte nur mit den Achseln. „Ich mag den Sohn eines Jägerhauptmannes geboren haben, und er bezahlt auch sämtliche meiner Kosten, aber ich mag ihn nicht, und ich mag nicht wofür er steht. Er und seine Kumpanen sind nichts als Monster, die willenlos einem anderen folgen ohne sich klar zumachen, was sie da eigentlich tun. Und hört endlich auf mich zu Siezen. Das ist ziemlich ungewohnt und ist mir peinlich.“ Raban sah mich kurz an, ehe er Sheela musterte. „Danke dass du uns geholfen hast.“ „Wie gesagt, das war nichts. Irgendwer muss sich ja um Reisende kümmern.“ Sheela lächelte leicht und sah verträumt aus dem Fenster. „Früher war alles anders. Meine Großmutter hat mir immer erzählt, was ihre Großeltern ihr erzählt haben, über die Zeit vor dem großen Krieg und der nachfolgenden Regierung der Magier. Es klang immer zu schön um wahr zu sein.“ „War es friedlicher als es jetzt ist?“, wollte Nour wissen, die sich das wohl nicht vorstellen konnte. Sheela nickte und sah weiterhin aus dem Fenster. „Es gab natürlich Reibungen zwischen dem Nordstaat und dem Südstaat, aber alles in allem war es friedlich. Man wurde nicht gejagt, weil andere glaubten, man würde eine verbotene Magie ausführen – überhaupt war gar keine Magie verboten – und man konnte seine Meinung offen und ehrlich sagen. Es müssen herrliche Zeiten gewesen sein.“ Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Meine Freunde aber auch nicht, wenn ich mir ihre Gesichter so ansah. Unglauben war ihnen ins Gesicht geschrieben, aber auch ein Sehnen. Sie wollten die alten Zeiten wohl wieder haben, wenn sie wahr wären. Wir kannten nichts anderes als Krieg und Verfolgung. Wir waren damit aufgewachsen und hatten uns an diese Umstände gewöhnt, aber wie wäre es wohl, wirklich frei zu sein? Wie wäre es, sich nicht als Junge verkleiden zu müssen um zu überleben? Ich wollte gar nicht so genau darüber nachdenken, denn den Wunsch, dass sich das änderte, konnte ich mir nicht leisten. „Wie lange können wir uns hier ausruhen?“ Raban rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er wollte nicht wieder hinaus zu den Jägern. Verständlich. Sheela zuckte nur mit den Schultern. „Bleibt so lange ihr wollt, aber seid leise und geht nicht zu dicht ans Fenster. Vorhin war das kein Problem, aber inzwischen dürften sie Wachen aufgestellt haben, die meine Wohnung beobachten.“ Kemal zuckte leicht zusammen. Ihn störte der Gedanke wohl. Sheela schien es nichts auszumachen. Sie war wirklich tapfer. „Ich muss wieder raus, wie gesagt, ihr könnt bleiben so lange ihr wollt, macht nur keinen Lärm und Essen kann ich euch leider auch nicht anbieten. Es reicht gerade für mich und Milo.“ Wir nickten und sahen Sheela nach, als sie die Wohnung verließ. „Es muss hart sein so zu leben.“, murmelte Nour und lehnte sich an Kemal. Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand und versuchte mich zu entspannen. Augen zu und immer schön ein und aus atmen. Eine Weile funktionierte das, aber es beruhigte mich nicht vollständig. Aber hier konnten sich Kemal und Nour endlich anständig ausruhen. Sicher waren wir hier bestimmt. Sheela würde nicht zulassen, dass sie uns finden würden. Wir blieben eine Woche und in dieser einen Woche lernten wir, dass „es muss hart sein so zu leben“ noch mild ausgedrückt war. Viele Freier von Sheela waren Jäger, eigentlich waren sie der Hauptkundenstamm von allen Prostituierten, und die waren nicht gerade zärtlich. Oft kam sie mit blauen Flecken und schlimmen Prellungen nach Hause. Sie erklärte uns, dass sie an unserem Begegnungstag nur so gut aussah, weil sie ein paar Tage Zuhause bleiben musste, wegen Milo. Er war krank geworden. Ein paar Mal kam ein Mann vorbei, der Keelan hieß und wohl der Liebhaber von Sheela war. Er erzählte Raban, dass er vorhabe sie zu fragen, ob sie ihn heiraten wolle. Ich bezweifelte allerdings, dass sie ja sagen würde. Es war offensichtlich, dass sie in ihn verliebt war, und deshalb würde sie ihn niemals der Gefahr aussetzen, von dem Vater von Milo getötet zu werden. Sagen tat ich aber nichts. Misch dich niemals in die Angelegenheiten anderer ein, war der Lieblingsspruch meines Vaters. Ein weiser Mann, wenn man mich fragte. Sheela lächelte immer wenn ihr Freund vorbei kam und ich freute mich für sie. Ehrlich. Nour und Kemal erholten sich langsam. Die ersten zwei Tage schliefen sie durch und wachten nur zwischen durch mal auf um ein paar Happen zu essen, die ich auf dem Markt klaute. Raban hieß es immer noch nicht gut, dass ich klaute, allerdings erkannte er die Notwendigkeit der Sache. Es war ja nicht so, dass ich es genoss zu stehlen. Auch wenn ich von Händlern nicht viel hielt, so waren sie doch hart arbeitende Leute und verdienten sich das Geld, das sie für ihre Waren bekamen. Man lernt eben sein Gewissen abzustellen, wenn man auf der Straße lebte. Jedes Straßenkind würde Raban das sagen. Während dieser Woche hörten und sahen wir nichts mehr von den Jägern. Ein paar Mal sahen wir Sheela an, wer ihre Freier waren. Dunklere Blaue Flecken als sonst, schlimmere Prellungen. Ein Indiz dafür, dass es Jäger waren. Jedes Mal wenn so nach Hause kam, krampfte sich alles in mir zusammen und ich fühlte eine Hoffnungslosigkeit in mir, die ich nicht mehr gespürt hatte, als mein Vater mich damals auf dem Marktplatz alleine ließ. Sheela war ein lebender Beweis dafür, wie schlimm es eigentlich aussah auf unserer kleinen Insel. Wenn ein gewöhnlicher Freier gemacht hätte, wäre sie wahrscheinlich einfach zu ihrem „Berater“ gegangen. So aber musste sie alles ertragen, da Jäger unter besonderem Schutz des Magierrates standen und gewisse Gesetze einfach nicht für sie relevant waren. Ein grausames System, das uns alle irgendwann sicher in den Ruin stürzen würde. An unserem letzten Abend bei Sheela gab es Fisch. Sheela hatte ihn extra als Abschiedsessen gekauft und zubereitet. Es war köstlich. Lange hatte ich nichts mehr gegessen, dass so gut schmeckte. „Möchtet ihr noch etwas Brot?“ Raban sah Nour und Kemal erwartungsvoll an. Müde lehnten sie sich an der Wand zurück und schüttelten mit dem Kopf. „Nein, ich bin satt.“, meinte Nour leise und schloss die Augen. Kemal schüttelte nur mit dem Kopf. „Du Kelda?“ „Nein danke. Danke Sheela. Es war köstlich.“ Sheela schüttelte nur mit dem Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das war doch nichts. Immerhin habt ihr eine Woche lang auf Milo aufgepasst. Danke dafür. Wann geht ihr?“ „Im Morgengrauen. Ich will so schnell wie möglich weg von hier. Je länger wir bleiben, desto gefährlicher wird es für dich und Milo. Ich will nicht riskieren, dass euch etwas passiert.“ Nour nickte sofort zustimmend. Ihr hatte es schon die ganze Woche Bauchschmerzen bereitet, dass wir Sheela so einer Gefahr aussetzten. So ein liebes Mädchen. „Mach dir keine Sorgen, wir sind weg bevor jemand merkt, dass wir überhaupt da waren.“ Wie überzeugt sie klang. Na hoffentlich hatte sie recht. Raban lächelte leicht und stand vom Tisch auf. Irgendwie war er zum Putzmann geworden, während dieser Woche. Pflichtbewusst hat er immer alles sauber gehalten und Kemal und mich immer daran erinnert, auch ja keinen Dreck zu hinterlassen. Bei Nour musste er nichts sagen. Da sie früher als Hausmädchen gearbeitet hatte, war sie dementsprechend ordentlich. Das Morgengrauen kam schnell und leise. Wir schlichen uns aus der Wohnung bevor Sheela und Milo wach waren und machten uns auf unseren Weg. Rakon lag bald hinter uns und ich hoffte, dass wir keinem Jäger begegnen würden, bevor wir unser nächstes Ziel, Tetlov, erreicht hätten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)