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Drop the bomb

Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter (ZoTa)
von
Koautor:  LadyTashigi

Vorwort zu diesem Kapitel:
BLITZANGRIFF!

Damit habt ihr nicht gerechnet, was? Tja, glaubt niemals, eure Drill Seargants durchschaut zu haben – denn das werdet ihr nie! Unsere geheime Superkraft. Und wer weiß, vielleicht kommt das nächste Kapitel ja auch schon relativ bald ;)

@MC-T: Wir haben einen langen Moment gebraucht, um aus dem zerstückelten Kommentar schlau zu werden, haben aber auch diese Herausforderung mit Bravour gemeistert und sagen: Danke! <3

@SternchenWolf: Und es geht schon wieder weiter! Mit einem noch besseren Kapitel (hoffen wir wenigstens)!

@pbxa_539: Wir haben lange für das Kapitel gebraucht, du lange nichts mehr kommentiert. Ausgleichende Gerechtigkeit ;) Danke für die Glückwünsche! Und als ob es bei uns je langweilig werden würde!

@StannisBaratheon: Süß fanden wir das Freundschafts-Gedöns auch – aber ob es so bleibt? *unschuldig pfeiff*

@Moni: Mal ganz unter uns...*hüstel*...erste romantische Äußerungen gibt es noch vor Kapitel 2450. Versprochen. Aber pssssssst! Und nein, du hast dich nicht verlesen, Zorro hat tatsächlich mal eine Waffe auf ihn gerichtet, aber dazu irgendwann einmal mehr, in einem Prequel-Kapitel ;)

Eine Erfindung, die noch fehlt: Explosionen rückgängig zu machen. (Elias Canetti) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huch! Ihr seid noch da?

Willkommen zurück aus dem Waffenstillstand. Bitte alle Gefechtspositionen wie besprochen wieder einnehmen, Süßkram nachladen und bereit zum Angriff auf die Lachmuskeln! ;)

Wir wünschen allerseits viel Spaß beim Lesen & freuen uns darauf, wenn ihr uns die Meinung geigt!

@ pbxa_539: Noch nichts vom offiziellen Wischmarathon gehört? Einfach einen Feind deines Vertrauens auf den Boden werfen und wischen, dass die Schwarte kracht. Bis alles blitzblank ist. Wisch und weg. Aber bezgl. Lückentext: hier ist wieder alles formatiert =D Also keine bösen Überraschungen. Also, für dich.

@ Fuchskristall: Zorro ist doch hart im Nehmen ;)

@ Moni: Hihi, danke <3

@ StannisBaratheon: Ja, Sir, Captain Stannis, Sir!

@ MC-T: Smoker beim Yoga...? Allein diese Vorstellung. Diese Bilder im Kopf. OMG, wer zeichnet das für uns? =D

Don't feel like dancin', dancin'
Even if i find nothin' better to do
Don't feel like dancin', dancin'

(Scissor Sisters - "I don't feel like dancin')
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Seid gegrüßt, Rekruten!

Zwar kommt dieses Kapitel nicht annähernd so schnell, wie wir das gerne hätten, aber nun ist es da – pünktlich zum neuen Jahr. Für den Fall, dass ihr schon gar nicht mehr wisst, wo wir damals stehen geblieben waren: Ace hat Zorro zu Jenkins mitgeschleppt und beschlossen, dass sie alle Party machen gehen werden. Und wann könnte diese Party besser stattfinden, als zum Auftakt ins Jahr 2017?

Wir wünschen euch wie immer fantastisch viel Spaß und hoffen, dass es euch gefällt :)

@ pbxa_539: Wie Ace feiern definiert? Wir sind uns sicher, du wirst es bald herausfinden!

@StannisBaratheon: Natürlich bekommt Ace seinen Willen – wann nicht?

@ Streber_Nr1: Vielen lieben Dank =D

@ YamiPanther: Diese Schuld nehmen wir gerne auf uns! Fünf Jahre, die Zeit rast...

@ Stepplcheese: Awwwwwww >///////////////< Danke!

@ namu: Ja, wir sind gut darin, Dinge endlos hinauszuzögern. Jetzt geben wir deiner Hoffnung neue Nahrunhg – niemals aufgeben!

@ MC-T: Oh, sag bescheid, sobald es einen Lieferservice gibt, bei dem man Lorenor Zorro bestellen kann. Denn – wie geil wäre das denn?

@ Moni: Katastrophe in drei, zwei, eins...

@ Ysaye: Nerven? Vielleicht. Haus? Mal sehen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
AAAAAACHTUNG! HALTUNG ANNEHMEN!

Einer unserer Informanten überbrachte uns das Gerücht, dass wir vermisst werden. Private einfach_Antonia, wir sind hier bei der Armee! Da wird nicht rumgeheult! Zur Strafe wirst du dieses XXL-Kapitel in einem Rutsch durchlesen!

Und ihr anderen auch, aber dalli!

General of the Stupid & General of the Weird

@Moni: Da hast du's. Du hast uns ein schlechtes Gewissen gemacht. Das hast du nun davon <3 Wir haben dich lieb!

@Pegreg77: Herzlichen Dank! Hoffentlich hast du auch hier wieder was zu lachen ;)

@Ysaye: Der gehört auf jeden Fall angezeigt. Aber ganz klar ist Tashigi immer noch nicht.

@Kiara_97: Wir werden das Ganze hier vielleicht noch bis ins Rentenalter durchziehen. Es dauert vielleicht manchmal lang (mitunter auch sehr lang oder sehr sehr lang), aber Abbrechen kommt hier nicht in Frage.

@Puschelschen: Viel mehr Liebe für dieses Couple! <3

@namu: Wir halten es da wie Zorro: Aufgeben kommt nicht in Frage.

@StannisBaratheon: Wir haben am Boden gelegen bei der Planung. Lachend und weinend.

@MC-T: Ganz so nachtragend isser nicht. Aber ein bisschen scheiße finden sie sich immer noch.

@Moni: DU SCHON WIEDER! DU SOLLST LESEN, FROLLEIN!

@kurimupai: Die beiden Tandemfahrer waren reine Einbildung. Für alles andere wende dich bitte an Tashigis Hirn, Abteilung Unbewusste Gedanken ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Klappt das? Waren das wirklich die richtigen- ja, doch, jetzt geht's.

STILLGESTANDEN!

Um die Funkstille zu erklären: das Funkgerät war kaputt. (Techniker is coming). Jetzt gehts wieder =D
Da wollten wir euch nicht länger auf die Folter spannen. Weiter gehts mit den Katastrophen-Heinis!

@einfach_Antonia: Ace schämt sich nie. Und so leicht machen wir's den beiden auch nicht. Wir haben noch ganz ein ganzes Lager voll mit Steinen, die wir ihnen in den Weg schmeißen können. Diese Geschichte wird uns bis zur Rente begleiten.

@MC-T: Wir LIEBEN Nonsense! Aber tote Leser können wir nicht gebrauchen, ab ins Bett Private!

@LightningWolf: AWWWW! Danke <3 Und dann lassen wir dich so lange warten...sorry!

@Ysaye: Verdammt! Betrunkener Drogensex! Das wir auf DIE Idee nicht gekommen sind! XDDDDDD <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Was bisher geschah:

Streit - Waffenstillstand - Streit - Streit - Waffenstillstand - Streit - Waffenstillstand - Streit - Orientierungslauf.

@einfach_Antonia: Bekanntes Chaos? Keine Ahnung, was du meinst...Wenn dir gleich irgendwas daran bekannt vorkommt, wollen wir keine Drill Seargants mehr sein!

@Puschelschen: Tja, wir können nicht nur Befehle erteilen, sondern auch Wünsche erfüllen! Viel Spaß! ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Was bisher geschah:
Wider besseren Wissens hat Tashigi Zorro auf einen Orientierungslauf geschickt. Wobei er prompt verloren ging. Er hat seine Karte an ein gefräßiges Reh verloren, wurde von einem Wespenschwarm zerstochen und ist mitten im Wald einer schießwütigen Jagdtruppe in die Quere gekommen. Und hat vielleicht aus Versehen die Feldjäger verdrescht, die auf der Suche nach ihm waren. Smokers Meinung nach kann jetzt nur noch Roan helfen.

@JuMpDaFuCkUp Ja, wir geben diese Fanfic nicht auf!

@Flotschki: Awww, danke für deine lieben Worte und deine Geduld! Tja, schwer zu sagen, wo genau wir uns befinden. Uns ploppen ständig Ideen dazwischen, die das Ganze ein episches Ausmaß annehmen lassen.

@MC-T: Brenzlig und heikel sind unsere Spezialität ;)

@Puschelschen: Danke! Dann gefällt dir das hier bestimmt auch, es ist mindestens genauso bescheuert!

@einfach_Antonia: Wir haben keinen blassen Schimmer, wovon du redest und werden weder bestätigen noch dementieren, dass es vielleicht in allzu ferner Zukunft eventuell und ganz aus Versehen zu einem sogenannten Lippen-an-Lippen-Manöver zwischen besagten Protagonisten kommen könnte. Wegen den anderen Anmerkungen: Ja, zumindest einen Puma gibt es, zu anderen möglicherweise anwesenden Spezies schweigen wir uns aus. Ja, Zorro ist ein Trottel. Und (leider) doch: Es ist Smokers voller Ernst... *Muhahahahaha* Komplett anzeigen

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When the pin is pulled, Mr. Grenade is not our friend.

Stillgestanden, Haltung annehmen und Augen auf, ihr Maden!
 

Hier sprechen eure zwei ganz persönlichen Drill Seargants, General of the Weird LadyTashigi und General of the Stupid blumenpups, die euch eigentlich nur eins sagen wollen: Lesen Sie oder Sie werden gelesen ;D
 

Wir wünschen allerseits viel Spaß und links, 2, 3, 4, rechts, 2, 3...
 

Prolog: When the pin is pulled, Mr. Grenade is not our friend.
 

Er rannte.

Er rannte so schnell, dass die Umgebung um ihn herum vor seinen Augen verschwamm - nicht, dass irgendetwas Sehenswürdiges seinen Weg gekreuzt hätte. Nicht auf diesem brachen, ungenutzten Ackergelände, das in der Verwaltung der Amerikanischen Nationalgarde lag. Auf diesem schlammigen Feld, dass er in einem ungeheuren Tempo durchquerte, während seine langen, fliegenden Schritte schmatzende Geräusche verursachten und Matsch durch die Luft wirbelten.

Es war schwer zu sagen, wie lange Private Lorenor Zorro bereits durch das schlammige Gelände sprintete, aber dem unerträglichen Seitenstechen zwischen den Rippen nach zu urteilen, musste es bereits eine ganze Weile sein und er hatte seine Verfolger immer noch nicht abgehängt.

Verdammt, waren die hartnäckig!

Allerdings glaubte er, dass sie ein Stück nach hinten gefallen waren. Nur würde er nicht so dumm sein, tatsächlich stehenzubleiben um diese These zu überprüfen.

Stattdessen konzentrierte er sich darauf, seine Atmung zu kontrollieren. Leichter gesagt als getan, wenn einem jeder Atemzug in Lunge und Kehle brannte und man sich am liebsten einfach der Nase voran in das feuchte Gras geworfen hätte. Seine übersäuerten Muskeln drohten bereits ziepend mit einer nahenden Befehlsverweigerung, der Schweiß rann ihm in Strömen über den Rücken - und trotzdem preschte er unnachgiebig weiter vorwärts. Und wenn er sie nicht abhängen konnte, na und? Dann kam es eben auf die Willenskraft an, und in dieser Disziplin war er zufälligerweise ziemlich gut.

Aber während er seinen gehetzten Blick auf den Untergrund richtete und von der Basis wegrannte, als würde sein Leben davon abhängen, drängte sich ihm immer wieder dieselbe Frage auf: warum, verdammte Scheiße, passierte so etwas eigentlich immer ausgerechnet IHM?!!!!
 

In diesem Moment wäre er beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. Nur mühsam gelang es ihm mit rudernden Armen das Gleichgewicht zu halten und seinen Fluchtweg fortzusetzen.

Ganz egal, warum es ihm passiert war - Fakt war, dass das alles nicht passiert wäre, wenn er sich nicht zu Beginn der Grundausbildung mit diesem verfluchten Puma D. Ace angefreundet hätte. Und das alles wäre noch sehr viel weniger passiert, wenn seine Eltern ihn nicht zu einem hoffnungslosen Fall abgestempelt und dazu gezwungen hätten, der US Army beizutreten.

Überhaupt, er wäre gar nicht in diese Sache verwickelt worden, wenn er heute morgen einfach im Bett geblieben wäre - wenn man diese steinharten Matratzen denn überhaupt als Bett bezeichnen konnte.
 

"PRIVATE LORENOR! BLEIBEN SIE STEHEN!", brüllte einer der beiden Feldjäger aus sicherer Entfernung und der Anflug eines amüsierten Grinsens huschte über Zorros blutverschmiertes Gesicht. Am Arsch, dachte er knapp, hechtete über einen Felsbrocken und jetzt war er fast am Ende des Feldes angelangt.

Nicht mehr lange, und dann versperrten ihm nur noch ein Graben und ein mit Stacheldraht gesäumter Elektrozaun den Weg in die herrliche Freiheit. Das war ein Kinderspiel.

Das kriegte er hin.
 

"DAS IST FAHNENFLUCHT!", keifte der andere Feldjäger entgeistert. Er klang aus der Puste.

Das gab Zorro die nötige Gewissheit, dass sein Vorsprung weit genug war. Er glaubte ohnehin nicht daran, dass ihm die beiden Männer über den Zaun folgen würden. Er war nicht einmal sonderlich überzeugt davon, ob sie es überhaupt über den Zaun schaffen würden. Nicht einmal in ausgeruhtem Zustand.
 

Fakt war, dass sie ihrer Aufgabe besser hätten nachkommen sollen, er und Ace. Holz hacken war schließlich nicht der Weltuntergang. Außerdem hätte er Ace diese bescheuerte Granate, die er aus dem Waffenlager geklaut hatte, besser abgenommen, bevor er den Pin gezogen hatte. Und wahrscheinlich war es nicht mehr als ein unglücklicher Zufall gewesen, dass ihr Drill Seargant, Captain Morgan genau in diesem Moment um die Ecke kam und Ace das explosive Geschoss aus den Händen nahm.

Aber egal, wie er es drehte und wendete: Fakt war, das Drill Seargant Morgan durch die Detonation seinen rechten Arm eingebüßt hatte. Und dass der riesenhafte Kerl in seinem desolaten Schockzustand versucht hatte, Ace mit einer der Äxte den Schädel zu spalten - vollkommen unbeeindruckt von der Tatsache, dass einer seiner Arme nur noch ein blutiger Stumpf war, der große, rote Lachen auf dem Boden hinterließ.

Fakt war leider auch, dass er Captain Morgan von seinem wahnsinnigen Mordversuch hatte abhalten müssen - und dass er ihm, bei dem Versuch seinem dämlichen Kumpel das Leben zu retten, dabei irgendwie den Kiefer gebrochen hatte.
 

Es waren noch zwei Schritte bis zum Graben, als ein Schuss die Stille zerriss.

Instinktiv schlug er einen Haken, um der Kugel auszuweichen. Der Schmerz blieb aus, aber während er noch versuchte, zu verarbeien dass diese Dreckssäcke tatsächlich auf ihn schossen, verlor er das Gleichgewicht und stürzte kopfüber in den lang ersehnten Graben.

Reflexartig versuchte er, die Ellbogen schützend vor das Gesicht zu halten, aber der Aufprall presste ihm dennoch den letzten Sauerstoff aus den Lungen. Noch bevor er wieder dazu in der Lage war, sich zu rühren, hatten die beiden Feldjäger die Distanz zwischen ihnen überbrückt und zerrten seine Hände auf den Rücken und seinen Kopf in den Nacken.
 

Zorro blinzelte sich den Schlamm aus den Augen und wurde auf die Beine gezerrt. Niemand sagte etwas. Die einzigen Geräusche waren ihre pfeiffenden Atemzüge.

Aber eigentlich musste auch niemand etwas sagen.
 

Fakt war, dass er mächtig tief in der Scheiße saß.

Welcome to hell

Aaaaaaaaaaaachtung! Haltung annehmen, Soldat! Kommis-Kommis ;D
 

@ Moni: Darauf haben wir gehofft ;D Ja, ihr es kommt noch einiges auf euch zu, bei einem kurzen Brainstorming erblickten hunderte Ideen das Licht der Welt und wir sind uns ziemlich sicher, dass das noch nicht einmal der Anfang vom Ende war...
 

@ pbxa_539: Ja, nicht sein Stil, aber er hat seine Gründe. Welche, erklären wir aber erst später. Viel später. Spielkinder-später.
 

@ -Tsume-: Da unterschätzt du Zorro - der ist unkaputtbar.
 

@ schoko_cooky: We wanna know where we're supposed to go...*träller*
 

@ leistillie: Gar nicht so doof, unser Marimo, wa? Er hat 'nen scharfen Blick für Tatsachen XD
 

@ _StrawHat_Luffy_: Danke *^^* Und rasant ist gar nicht der richtige Ausdruck - mittlerweile kennst du uns doch, der Wahnsinn schläft nie.
 

@ Alwena93: Naja, schon, aber für wie lange? Wäre ihm die Flucht gelungen, wäre er aus dem Schneider gewesen, jetzt...kannst du's selbst nachlesen ;D
 

Eure Drill Sergeants sind stolz auf euch!

Herzlich Willkommen in den abgelegensten Winkeln unseres kranken Gehirns. Einige von euch kennen sich hier bereits bestens aus ;D
 

Welcome to hell
 

Es war früh...verdammt früh.

Sogar viel zu früh für solche Leute, die tagtäglich um fünf Uhr morgens auf den Beinen waren. Die Uhr zeigte irgendwas mit drei Uhr. Die Sicht des Second Lieutenants war von der Müdigkeit noch ziemlich verschwommen - was aber wohl auch daran lag, dass sie ihre Brille noch nicht richtig geputzt hatte.
 

Sie?
 

Genau, ein weiblicher Second Lieutnant. Und "Sie" war circa ein Meter siebzig groß, schlank, verdammt durchtrainiert, Körbchengröße B bis C (wohl eher B), dunkelblaues, kurzes Haar und - wie schon erwähnt - eine Brillenträgerin. Ihr Name war Tashigi Jenkins.
 

Was sie damals geritten hatte, dass sie sich entschied, zur US-Army zu gehen, wusste sie nicht mehr genau. Fakt war, dass sie seitdem unter chronischem Schlafmangel litt. Langsam brauchte sie mal Urlaub... oder zumindest ein Privatleben.

Warum sie schon so früh auf den Beinen sein musste, konnte sie sich jedoch denken. Neue Rekruten, das bedeutete doppelt und dreifach so viel Arbeit wie gewohnt und verlangte den vollen Einsatz alles Mitarbeiter. Wahrscheinlich lief das wieder auf "Überstunden" hinaus, mit viel Papierkram und literweise Kaffee. Nicht besonders gesund, aber irgendwie musste sie sich ja wachhalten.

Lieutnant Tashigi unterdrückte einen herzhaftes Gähnen, als sie das Militärgelände betrat. Die Wache vorne am Tor salutierte und grüßte lauthals, zwar ziemlich müde aber dennoch freundlich. Eine seltsame Kombination, aber sie funktionierte irgendwie. "Guten Morgen, Lieutnant Tashigi!"
 

Die Angesprochene hoch müde die Hand an die Stirn, ließ diese aber sofort wieder sinken. "Morgen... Stehen Sie bequem"

"Danke, Lieutnant!"
 

Irgendwie war es ein abgefahren gutes Gefühl.

Männer, die ihr so gesehen zu Füßen lagen und ihr aufs Wort gehorchen mussten. Da kam sie sich fast schon vor wie eine Domina, die ihr willenloses Opfer quälte. Und die Rekruten wie gut dressierte Hunde. Fehlte bloß noch, dass sie mit dem Schwanz wedelten...

Irritiert schüttelte sie den Kopf über sich selbst. Nur gut, dass niemand sonst wusste, was ihr manchmal durch den Kopf geisterte.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Es war schon unter normalen Umständen kein Vergnügen, mit dreißig anderen, jungen Männern in einem Reisebus zu sitzen und um drei Uhr Nachts in der Dunkelheit über irgendeinen Highway zu preschen. Es miefte, egal, wie man sich zurechtrückte, die Sitze waren einfach unbequem, ernährt hatten sie sich in den letzten 24 Stunden vorwiegend von FastFood und Tankstellensnacks und wenn die Verdauung ihren Tribut forderte, hatte man wortwörtlich die Arschkarte gezogen.
 

Lorenor Zorro wollte schlafen. Unter normalen Umständen hätte er das auch spielend getan, aber in diesem Reisebus herrschten nun mal keine normalen Umstände. Sie waren nicht einfach junge Männer auf dem Weg zu einer Reise, sondern junge Rekruten auf den Weg in die Kaserne der Amerikanischen Nationalgarde. Schon wieder. Und neben ihm saß niemand geringeres als Private Puma D. Ace, der die ganze Scheiße erst angezettelt hatte.
 

"Vielleicht sollten wir die Scheibe einfach einschlagen", stellte der Schwarzhaarige in dem Moment fest und begann damit, das beschlagene Glas mit seinen Fingern zu beschmieren, während Zorro nur skeptisch eine Augenbraue in die Höhe schob, statt Antwort zu geben.

Ace grinste kurz, spähte in die Nacht hinaus und deutete dann auf einen unbestimmten Fleck in der Ferne. "Im Ernst. Wenn wir schnell genug sind, könnten wir in den Graben springen und dann durch das Waldstück flüchten. Würde uns 'ne Menge Ärger ersparen."

"Oder einbringen", konterte der Grünhaarige gähnend und streckte die Füße von sich, bevor er seinem KIameraden einen finsteren Blick zuwarf. "Außerdem hab ich die Schnauze voll von Gräben."

Von seinem Nebenmann drang nur ein amüsiertes Kichern zu ihm herüber, das mit einem harten Tritt gegens Schienbein beantwortet wurde. Das Kichern verstummte, aber noch bevor Ace eine weitere seiner Schwachsinnsideen zum Besten geben konnte, schaltete der Busfahrer sämtliche Beleuchtung ein.
 

"Rekruten, aufgestanden! Wir erreichen in wenigen Kilometern unser Ziel. Ihre Drill Seargants werden Sie um Punkt 4 Uhr 30 auf dem Übungsplatz erwarten. Und keine Sekunde später", drang es danach über die Lautsprecher zu ihnen durch.

Zorro blinzelte müde. "Woll'n wir wetten? Ich hau mich erst mal auf's Ohr."
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Wieder sah Tashigi auf die Uhr, diesmal jedoch in der Umkleide, als sie sich ihr T-Shirt auszog. Jetzt konnte sie die Uhrzeit schon eher ausmachen. Kurz nach vier. Die Zeit wollte einfach nicht verstreichen.

Was freute sie sich jetzt schon auf heute Abend, wenn sie wieder im Bett lag. Zwar nicht in ihrem eigenen, sondern in dem Zimmer, dass sie unter der Woche in der Kaserne bewohnte. Aber gut, Bett war Bett, da biss die Maus keinen Faden ab. Und wenn sie richtig müde war, konnte sie überall schlafen. Aber dafür musste sie schon ziemlich geschafft sein.

Schnell schlüpfte sie in ihre Army-Hose, band sich ihre schweren Stiefel zu, während das kalte Metall ihrer Kette gegen den nackten Oberkörper baumelte.
 

Sie erschrak etwas, als die Tür aufflog und Revy, ihre Kollegin und gute Freundin, reinspazierte, sich dabei müde am Kopf krazte und herzhaft gähnte. Sie war ein ziemliches Mannsweib, auch wenn man es ihr nicht ansah. Lange, rostbraune Haare und ein deutlich größerer Busen, als Tashigi es hatte. Üppiger, voller, ziemlich muskolöser Körper. Dazu kam noch, dass sie heftiger fluchte als alle verdammten Seemänner dieser Welt. Außerdem hatte sie den gleichen Rang wie Tashigi, was die beiden nochmal um einiges zusammenschweißte. "Moin Tash."

"Hi, gut geschlafen?"

"Zu wenig... Ich hau mich nachher nochmal hin." Tashigi schmunzelte. Es war nichts neues, dass Revy in der Dienstzeit vor sich hinschlummerte. Eigentlich war das schon Gang und Gebe.
 

"Ach ja, das soll ich dir von Captain Smoker geben.", fügte Revy in diesem Moment hinzu und ließ eine dicke Akte neben iher Kollegin auf die Bank fallen.

"Was ist das?", fragte Tashigi verblüfft.

"Die Akte der neuen Rekruten."

"Aha, also doch Frischfleisch." So, wie Tashigi es sich gedacht hatte, neue Rekruten. Gut, dass das nicht ihr Problem war. "Warum soll ich mir das anscheuen?"

"Weil es deine Rekruten sind." Kurz klopfte Revy ihrer Freundin aufmunternd auf die Schulter. "Viel Spaß, Babe!"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Es war die pure Erleichterung, den Army-Seesack zu schultern, den Bus zu verlassen und in die kalte Nachtluft zu treten. Zorro trat ein paar Schritte weiter, ließ den schweren Sack auf den lehmigen Boden plumpsen und streckte sich erst einmal so ausgiebig, dass die Knochen knackten, während Ace ächzte und sich bibbernd zu ihm herüberquälte.

"Alter", verkündete der Schwarzhaarige mit Grabesmiene. "Kalt!!!"

"Was hast du erwartet? Wir sind in North Dakota", murmelte der andere zurück, während er in seinen Jackentaschen nach der Packung Lucky Strike suchte, die er irgendwo noch gehabt hatte. Als er sie gefunden hatte, warf er eine Zigarette seinem schwachsinnigen Kameraden zu, eine weitere klemmte er sich zwischen die Lippen.
 

Während sie rauchten, beobachteten sie abschätzend den Rest der verdammten Truppe, die bereits jetzt gebührenden Abstand von ihnen hielten. Es schien, als hätten ihre Schandtaten bereits die Runde gemacht. Konnte oder wollte niemand verstehen, dass sie Captain Morgan nicht mit Absicht verstümmelt hatten?

Letztendlich konnte das Zorro aber auch egal sein. Er hatte eh nicht vor, lange zu bleiben und sich Freunde zu machen.
 

Ace schmunzelte, als ob er seine Gedanken gelesen hätte. "Komm, Schatz. Schließen wir uns der Dinnerparty an", meinte er schließlich breit grinsend und nickte in Richtung des Grüppchens, dass sich fünf Meter von ihnen entfernt gebildet hatte.

Zorro runzelte die Stirn und verkniff sich ein genervtes Stöhnen. Das hatte ihm grade noch gefehlt. "Ich glaube, die haben kein Interesse an Dr. Jekyll und Mr. Hide."

"Aber an Bonnie und Clyde."

"...na gut, Bonnie. Dein Wunsch sei mir Befehl."
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Seitdem ihre Freundin ihr die Nachricht gesteckt hatte, dass sie zum Drill Seargant befördert worden war, hatte sich Tashigi nicht gerührt. Nicht ein bisschen, nicht mal geblinzelt. Und das war bereits über fünf Minuten her. Die Nachricht traf sie wie ein harter Schlag ins Gesicht.

Sie war noch nie Drill Sergeant gewesen. Und ihr jetzt eine so wichtige Aufgabe zu geben, einfach so, ohne Vorwarnung, ohne Vorkenntnisse? Was hat sich Smoker bloß dabei gedacht?!!
 

Nervös stapfte Tashigi die langen Flure in der Kaserne entlang.

Scheiße, das war so nicht geplant gewesen, ganz und gar nicht! Eine eigene Truppe zu haben, die es auszubilden galt... Nein, kam gar nicht in Frage. Dennoch... irgendjemand musste ja erstmal die Idioten empfangen, ob es ihr passte oder nicht. Danach konnte sie ihrem Captain immer noch die Hölle heiß machen.
 

Gerade, als der Name ihres Captains durch ihren Kopf geisterte, tauchte er auf. Wie aus dem nichts. Er stand einfach zwischen einem Türrahmen, zündete sich seine Zigarren an und lachte nur rau auf, als Tashigi ihn ziemlich verstört ansah.

Manchmal konnte er echt unheimlich sein. Sie hatte insgeheim schon immer die Befürchtung gehabt, dass Smoker eine bizarre Fusion von Ninja, Hellseher und Raubtier war.

Erst nach einem viel zu langen Moment hatte der Lieutnant begriffen, dass ihr Vorgesetzter vor ihr stand und sie dazu verpflichtet war, zu salutieren. "Guten Morgen, Captain Smoker."

"Morgen, Tashigi...Na, schon aufgeregt wegen deiner... Rekruten?"
 

Die Angesprochene stutzte kurz, ließ dann nur die Schultern etwas sinken, ebenso die Hand, die an ihrer Stirn platziert war. "Nun... genau darüber muss ich unbedingt mit Ihnen reden."

Smoker winkte nur ab. Nach Reden war ihm gerade ganz und gar nicht, zumal er sowieso schon wusste, was sie ihm sagen würde. "Ich weiß genau, was du sagen willst, Tashigi. Ja, ich hab mir das ganz genau durch den Kopf gehen lassen und nein, ich fühle mich nicht beschissen, weil ich dich nicht vorgewarnt habe. Ich wollte dir nicht das Wochenende versauen."
 

Erstmal wusste Lieutnant Tashigi nicht, was sie sagen sollte. Sie seufzte einmal unmerklich auf, bevor sie sich dann doch dazu durchrang, auf ihren Captain einzureden. "Sir, ich bin geschmeichelt, ehrlich. Aber das schaffe ich nicht allein. Ich habe keine Ahnung, was ich überhaupt machen muss, ich konnte mich nicht mal richtig vorbereiten! Bitte, tun Sie mir das nicht an, Captain."
 

Smoker paffte in einem kurzen Moment der Stille den Rauch seiner Zigarren aus, verschränke dann die Arme vor der Brust. Tashigi klang keineswegs verzweifelt oder bettelnd, ganz und gar nicht. Dennoch merkte man, dass es ihr wirklich nicht passte. Smoker hatte jedoch seine Entscheidung getroffen und an der ließ sich nichts mehr ändern. Tief aufseufzend legte er dem Second Lieutnant eine Hand auf die Schulter.

"Tashigi... ich weiß genau, dass du das kannst. Du warst so ziemlich die Beste aus deiner Truppe und hast eine super Ausbildung hingelegt. Da wirst du doch wohl so ein paar dümmliche Männer lotsen können! Außerdem hast du so mal die Chance, Männer ordentlich unterzubuttern. Und wenn es Probleme gibt, kannst du jederzeit vorbei kommen. Außerdem hast du noch Revy. Die wird dann die Schießübungen mit den Jungs machen. Und Lieutnant Drake wird den theoretischen Unterricht übernehmen. Du hast also nichts zu befürchten."

Tashigi schwieg wieder. Gut, anscheinend hatte sie wirklich die volle Unterstützung ihres Vorgesezten. Und wenn es wirklich nicht funktionierte, musste jemand anderes die Männer übernehmen. Sie lächelte leicht. "... Einverstanden. Aber ich krieg 'ne Gehalterhöhung!"

"Hundertfünfzig."

"Zweihundert."

"Hundertachzig?"

"Zweihundert, weniger ist nicht drin. Immerhin werde ich ins kalte Wasser geworfen.

"Gut, von mir aus, du Halsabschneiderin", stöhnte Smoker, während Tashigi nur etwas grinste. Nochmals paffte er an seiner Zigarre, salutierte dann knapp, was Tashigi ebenfalls tat, bevor sie den Weg Richtung Vorplatz antrat.

Sie würde das schon schaffen. Da war er sich sicher.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Etwas motivierter und um einiges entschlossener öffnete Tashigi die Tür zum Vorplatz, wo einige Meter weiter der Bus mit den neuen Rekruten parkte. Direkt neben Tashigi standen Drake und Revy, die sich gegen die Wand lehnte, den letzten Zug ihrer Zigarette inhalierte und diese dann austrat.

"Hey Tash...", grüßte Drake nur knapp, woraufhin sie ihm nur kurz grüßend zunickte.

Revy grinste. "Biste bereit dem Frischfleisch zu zeigen, wo es lang geht, Baby?"

"Muss..."

Noch einmal tief durchatmen, dann ging sie auf den Bus zu, dicht gefolgt von Revy und Drake. Wenigstens war sie nicht allein.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Er bekam jetzt schon rasende Kopfschmerzen.

Ganz offensichtlich hatte sich ihre Schandtat bereits rumgesprochen, und ihre künftigen Kameraden waren hin- und hergerissen zwischen abgrundtiefer Besorgnis und widerwilliger Bewunderung. Man schaffte es schließlich nicht alle Tage, seinem Vorgesetzten den Unterarm wegzusprengen und damit auch noch relativ glimpflich davonzukommen. Wobei Zorro sich nicht ganz so sicher war, ob eine Wiederholung ihrer Grundausbildung "glimpflich" zu nennen war, aber immerhin waren sie einer Anzeige entkommen. Wenn auch nur knapp.
 

Wie er bereits erwartet hatte, hatte Ace es spielend geschafft, sich in die Gruppe zu intregieren, während er selbst lieber ein wenig außen vor stand, sich die Schläfen massierte und sich ins Bett wünschte - wo auch immer das sein sollte. Seufzend warf er einen Blick auf die Armbanduhr an seinem rechten Handgelenk und sah sich um.

Er kannte sein Glück, und wie aufs Stichwort bogen drei Uniformierte um die nächste Ecke, die höchstwahrscheinlich ihre neuen Ausbilder waren. Im Dunkeln erkannte er zwar nicht viel, aber zwei von ihnen waren definitiv weiblich - und ganz und gar nicht zu verachten.

Die Gespräche der Jugendlichen verstummten abrupt. Ace und der Grünhaarige tauschten einen kurzen Blick, bevor sie - vollkommen synchron mit dem Rest der Truppe - begeistert durch die Zähne pfiffen, vollkommen ahnungslos, was für Folgen das nach sich ziehen würde.
 

Während Revy sich auf eine seltsame Art und Weise geehrt fühlte, wurde es Tashigi jetzt schon etwas zu viel. Sie hasste es, nicht für voll genommen zu werden. Sie war ein Soldat, genau wie alle anderen, bloß um einiges Ranghöher - und davor sollten sie wenigstens annähernd Respekt haben. Und wenn nicht, würden sie ihn lernen müssen.

"Revy...", murmelte Tashigi nur, während ihr Auge bedrohlich zuckte. Die Angesprochene grinste nur etwas. Sie wusste genau, was das zu bedeuten hatte. Also zog sie ihre Waffe und gab einen lauten Warnschuss ab. Wurde eh Zeit, die anderen Soldaten zu wecken.

"Der Größe nach in eine Reihe, sofort!", motzte Tashigi lautstark, immer noch sichtlich angepisst. Aber gut, jetzt hatte wenigstens sie das sagen und konnte den Jungs ordentlich die Ärsche aufreißen.
 

Während der Rest der Truppe erschrocken zusammenfuhr und sich vollkommen überstürzt an die ihnen zugewiesene Aufgabe machten, verdrehte Lorenor Zorro lediglich die Augen. Die anderen mochte der Schuss vielleicht erschreckt haben, er selbst war aber relativ abgehärtet, nachdem die dämlichen Feldjäger vor einigen Wochen das Feuer auf ihn eröffnet hatten. Letztendlich würde die US Army keinen Private erschießen - zumindest nicht ohne kräftigen Grund.

Ace machte ebenfalls keinerlei Anstalten, dem Befehl zu folgen. Stattdessen starrte er in die undurchdringliche Dunkelheit und versuchte, das Deja-Vu Gefühl einzuordnen, dass ihn bei der barschen Stimme eines Drill Seargants befiel.

Aber der Groschen fiel nicht, noch nicht zumindest, und als ihre Kameraden sich soweit der Größe nach sortiert hatten, seufzte der Schwarzhaarige, packte seinen Kumpel am Ellbogen und zerrte ihn mit sich, damit sie sich ebenfalls in die Reihe quetschen konnten. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass ihm die Stimme verdammt bekannt vorkam.
 

Etwas zufriedener ließ Lieutnant Tashigi den Blick über ihre Rekruten schweifen. Ihre Rekruten... daran musste sie sich anscheinend erst einmal gewöhnen. Ziemlich... ungewöhnlich, aber irgendwie fühlte es sich gar nicht mal so übel an.

"Sollten wir nicht mal Licht ins Dunkel bringen?", belächelte Drake nur die Situation, warf Revy nur einen mahnenden Blick zu, als diese sich eine neue Zigarette anzündete. Einen ziemlich unpassenderen Zeitpunkt gab es wohl kaum, zumal es sowieso verboten war, auf dem Gelände zu rauchen.

"Gut, macht die Scheinwerfer an...", murmelte Tashigi nur zurück und im gleichen Moment leitete Drake den Befehl per Walkie-Talkie an die Wachposten mit den Suchscheinwerfern weiter. Dann wurde es hell, verdammt hell. Heller als jedes gottverdammte Licht der Welt.
 

Die Männer versuchten, gegen das grelle Scheinwerferlicht anzublinzeln, um einen ersten, richtigen Blick auf ihre Vorgesetzten zu erhaschen, aber keine Chance. Solange sich ihre Augen noch nicht an die neuen Bedingungen gewöhnt hatten, geschah nichts anderes, als dass es ihnen die Tränen in die Augen trieb - und was für einen bescheuerten ersten Eindruck lieferten wohl heulende Rekruten?

Das war zwar nur einer der Gründe, warum Zorro die Augen für die ersten paar Sekunden geschlossen hielt, aber zumindest gehörte er somit nicht zu dem Teil der Gruppe, die ihren Drill Seargents zum ersten mal mit roten Augen entgegenblickten. Zur Verteidigung der anderen Männer musste er sich aber auch eingestehen, dass er diese ganze Einschüchterungsprozedur bereits einmal mitgemacht und seine Lehren daraus gezogen hatte. Nicht, dass er sich hätte einschüchtern lassen (im Gegenteil), aber man nahm doch seine Erfahrungen mit und lernte aus den Fehlern, die man gemacht hatte. Zumindest die Meisten.
 

Ace zählte anscheinend nicht dazu.

Er stöhnte entsetzt auf, als das Licht in blendete, versuchte jedoch trotzdem mit aller Macht, die Augen geöffnet zu halten, und heulte sich bald schon die Seele aus dem Leib. Aber Zorro hatte schon vor längerer Zeit festgestellt, dass Ace nicht unbedingt zur typischen Spezies Mensch gehörte.
 

So war Lorenor Zorro einer der ersten, die einen Blick auf ihre neuen Drill Seargants werfen konnte. Und während Ace das Deja-Vu Gefühl schon wieder vergessen hatte, setzte es bei dem grünhaarigen Private mit voller Macht ein, als sein Blick auf den uniformierten Lieutnant fiel.

Er war sich sicher, dass sein Herzschlag für einige Sekunden vollkommen aussetzte. Unmittelbar danach spürte er, wie sein Puls sich beschleunigte und sein Magen sich zusammenkrampfte, als hätte ihm jemand die Faust hineingerammt. Und während er noch ungläubig blinzelte und versuchte, sich diese Begegnung mit Halluzinationen und Schlafmangel zu erklären, wusste er gleichzeitig, dass diese Situation tatsächlich real war.

Sein neuer Drill Seargant sah Kuina zum verwechseln ähnlich. Nur, dass Kuina niemals dieses Alter erreicht hatte.
 

Tashigi seufzte innerlich, als einige ihrer Rekruten anfingen zu murren und leise zu jammern, als sie von dem heftig grellen Licht geblendet wurden. Ziemliche Pussys.

Aber gut, solche Allüren musste sie den Jungs noch rausprügeln. Und nach dem lüsternen Pfeifkonzert hatte sie sogar richtig Lust drauf, ihre Aggressionen auszulassen, aber dass musste wohl noch etwas warten. Ziemlich angenervt verschränkte sie die Arme hinter ihrem Rücken. Jetzt musste sie erstmal ihren Standpunkt klar machen, und zwar mehr als deutlich.

"Ich bin Second Seargant Tashigi Jenkins..." Tashigi legte eine kurze Pause ein, damit diese hirnverbrannten, schwanzgesteuerten Schwachmaten auch bloß ihren Namen und Rang im Kopf behielten. Ihr Unterton musste mehr als deutlich machen, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war, wenn man es sich einmal mit ihr verscherzt hatte. Das drohende, nachdrückliche in ihrer Stimme musste für den Anfang reichen. Taten würden später folgen...

"... und ab heute werde ich euer Drill Seargant sein. Das heiß, dass hier weder gegessen, noch geschlafen oder am Sack gekrazt wird ohne meine scheiß Erlaubnis. Jeden verdammten Schritt, den ihr machen werdet, passiert nicht ohne mein Zustimmen. Um es klarer zu machen: Ich hab eure Eier im Schraubstock und das so lange, wie ihr unter meinem Kommando steht oder auf diesem Gelände rummaschiert!"

Langsam fing Tashigi an vor ihren Rekruten auf und ab zutigern, ließ dabei ihren Blick über die Männer schweifen. Kurz stuzte sie, als sie zwischen der Menge ein ihr ziemlich bekanntes Gesicht ausmachen konnte. Ace... mit dem müsste sie sich wohl noch mal auseinandersetzen. Aber nicht jetzt, nicht hier. Noch war ihre Rede nicht vorbei.

"Mein Befehl ist hier Gesetz. Wenn ich sage: 'Springt in's Haifischbecken' werder ihr fragen, wie weit. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird die Konsequenzen daraus ziehen müssen. Ebenso, wenn sich irgendein Schwein noch mal einfallen lässt, über das andere Geschlecht zu urteilen oder mich nicht für voll nimmt... das gilt ebenso für meine Kollegin hinter mir."
 

Unbeeindruck verzog Revy nicht im Ansatz ihre Miene, atmete nur wiedermals den blauen Qualm ihrer Zigarette aus, bevor sie diese auf den Boden fallen ließ und austrat. Sobald sich ihr die erstmögliche Gelegenheit bieten würde, würde sie die Männer ordenrtlich in die Mangel nehmen, nur um sich wegen des Pfeifkonzertes zu rächen. Gut, sie hatte das nicht sonderlich gestört, bei ihrer Freundin Tashigi war das jedoch wieder was ganz anderes. Es kränkte sie in ihrer Ehre als Sergeant und auch als Frau.

"Second Lieutnant Revy Smith, First Lieutnant Drake Simmons und ich werden dafür sorgen, dass eure Ärsche im Notfall nicht auf Grundeis gehen. Also werden wir euch so fertig machen, bis aus jeder gottverdammten Körperöffnung bluten werdet." Nach einigen Runden blieb der Second Seargant wieder vor der Truppe stehen, die Hände dieses mal tief in ihre Hosentaschen vergraben.

"Willkommen in der Hölle, Ladies. Das ist der Anfang vom Ende! Wegtreten!!"
 

Drake ginste unmerklich bei Tashigis Bemerkung, ging dicht an ihr vorbei und legte ihr kurz die Hand auf die Schulter. Nicht schlecht für die erste Rede, aber eigentlich wunderte er sich nicht, immerhin hatte seine Kollegin vom Meister gelernt – Captain Smoker höchstpersönlich.

"Alles klar, mitkommen! Ich weise euch in eure Quartiere ein."

Don't mess with your Drill Seargant

Soldaten, Sie haben eine lange FanFiction vor sich, in der wir Autoren nur zwei Mal lachen werden: Ha, ha!

So, und jetzt oben anfangen zu lesen, bis Sie unten angekommen sind. Marsch, Maaarsch!
 

@ schoko_cooky: Wir freuen uns immer, helfen zu können :D Zwar haben wir nicht damit gerechnet, jemandem eine neue Berufsperspektive zu geben, aber wer will nicht Königin der (Männer-)Welt werden?
 

@ -Tsume-: Ja, sie pfeifen den Weibchen tatsächlich nach. Sie konnten ja nicht ahnen, was für folgen das hat. Und das mit Tashigi's Körbchengröße war nicht gemein – jedenfalls nicht absichtlich...oO
 

@ Alwena93: Ja, auch Zorro. Er ist auch nur ein Kerl. Konnte ja nicht wissen, wer ihm dann letztendlich gegenübersteht, immerhin ist es dunkel ;D Und aus einem fahrenden Bus zu springen ist ganz bestimmt nicht die bekloppteste von Ace's Ideen – wart's nur ab.
 

@ pbxa_539: Ob das Rache setzt? Ist der Papst katholisch?
 

@ leistillie: Allerdings, Ace ist ein ganz spezieller Pflegefall, aber mehr dazu später. Wir sind auch mächtig stolz auf Tashi ://D
 

@ _StrawHat_Luffy_: Wir fühlen uns aufrichtig geehrt für das Kompliment o/////////o So sicher sind wir uns da allerdings selbst nicht, wir haben aber die Befürchtung, dass die Antwort einfach nur "wahnsinnig" lautet.
 

@ Moni: ...֜...֝... ҉ ...֨...֜... das hat den niedlichen Namen 'Absatz' und erblickte am 23.03.2011 das Licht der Welt. Es strebt danach, Ordnung und Übersicht zwischen den Perspektivenwechsel zu garantieren. Manchmal benimmt es sich etwas tollpatschig, aber in der Regel ist es ungefährlich. Der Körperaufbau sieht folgendermaßen aus: zwei bombenförmige Ausbuchtungen, ein Knall und noch zwei bombenförmige Ausbuchtungen. Erschaffen wurde es extra für "Drop the Bomb" – denn wir lieben es auch :D
 

Wenn man flieht, läuft man dem Schicksal in die Arme.

(Lateinische Lebensweisheit)
 

Don't mess with your Drill Seargant
 

Nach dieser äußerst bildlich gehaltenen, ausdrucksvollen Ansprache war Zorro noch immer nicht in der Lage, sich zu rühren – geschweige denn irgendwohin mitzukommen.

Wie am Boden festgewachsen starrte er die Frau wenige Meter vor sich an, als wäre sie das Phantom der Oper höchstpersönlich. Wobei dieser Gedanke sehr viel leichter zu akzeptieren war, als die Realität.
 

Er blinzelte irritiert, als Ace ihm einen kräftigen Stoß in die Rippen verpasste, ihn am Ellbogen fasste und mit sich zog. Geistesabwesend griff der Grünhaarige nach seinem Seesack und stolperte dabei beinahe über seine eigenen Füße, immer noch fassungslos, wie verblüffend diese Ähnlichkeit zu Kuina war.

Wäre er abergläubisch, hätte er an eine Reinkarnation oder ähnliches gedacht. Aber er glaubte nicht an solchen Humbug, höchstens an das Schicksal, und in diesem Moment kackte ihm das Schicksal höhnisch vor die Füße.
 

Ace, der sich während der gesamten Ansprache über breit gegrinst und sich das Lachen verkniffen hatte, während wilde Wiedersehensfreude und der unheimliche Drang, Tashigi zu umarmen und zu knuddeln, ihn beinahe übermannten, nahm seinen Kumpel zwischenzeitlich genauer in Augenschein. Der sonst so gefasste Private Lorenor war kreidebleich und schien von seiner Umgebung nichts mehr mitzukriegen.

Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn. "Alles klar, Bro?"

Zorro starrte ihn daraufhin dermaßen verständnislos an, dass er beinahe gelacht hätte - wenn er nicht gleichzeitig so verstört ausgesehen hätte. Dann zuckte der Grünhaarige ratlos mit den Schultern, murmelte etwas vollkommen Unverständliches und vergrub frustriert die Hände in den Hosentaschen, als er sich scheinbar wieder in düstere Gedanken vertiefte.
 

Zorro hatte keine Ahnung, warum diese Tussi so aussah wie Kuina. Oder warum sie sich genauso ausdrückte wie Kuina. Er wusste nur, dass das Schicksal, falls es existierte, einen gewaltigen Hass auf ihn haben musste.

Wieviel Pech gehörte schon dazu, dem wandelnden Abbild seiner verstorbenen besten Freundin über den Weg zu laufen? Ziemlich viel.

Und noch viel mehr Pech gehörte dazu, genau diese Frau zum Vorgesetzten zu bekommen.
 

Nachdem er ein paar Minuten schweigend über dieser Frage und Theorie gebrütet hatte, seufzte er frustriert. Ace schielte aus den Augenwinkeln neugierig zu ihm herüber, aber Zorro beachtete ihn gar nicht.

"Zumindest in einem Punkt hatte sie recht", stieß der Grünhaarige schließlich aus und wunderte sich selbst darüber, dass er von der enthusiastischen Rede überhaupt etwas mitbekommen hatte. "Willkommen in der Hölle."
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Kurz sah Tashigi den Rekruten nach und unterdrückte dabei ein tiefes Seufzen.

Als die Männer außer Hörweite waren, begann Revy zutiefst belustigt an zu lachen. Dass Tashigi so auffahren konnte, hatte sie nicht gewusst. Und wo hatte sie die ganzen verdammten Sprüche überhaupt her?

"Wow, da hat wohl Smoker aus dir gesprochen, was?!", mutmaßte die Braunhaarige schmunzelnd.

"Vermutlich...oder ich war einfach nur tierisch angepisst."

"Hat man gehört!", gestand die Langhaarige und verschränkte die Arme vor der Brust. "Der Captain hat schon seine Gründe, warum gerade du das Frischfleisch 'erziehen' sollst."
 

Etwas geschmeichelt fuhr sich Tashigi über den Nacken, ließ die Schultern etwas sinken. "Unsinn, der zieht mich nur auf. Der weiß genau, dass mich das hier gerade extrem ankotzt."

"Und trotzdem hast du 'Ja' gesagt..."

Genervt aufstöhnend und mit rollenden Augen trat die Kurzhaarige den Rücktritt in ihr Zimmer an, dicht gefolgt von Revy.
 

"Hast du gerade die Augen gerollt?", erkundigte sich Revy empört.

"Nein, hab ich nicht."

"Lügnerin, ich hab's genau gesehen!"

"Warum fragst du dann...?!"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

First Lieutnant Simmons war inzwischen damit beschäftigt, jedem Rekruten ein Zimmer zuzuweisen, die Anwesenheit zu überprüfen und die Grundregeln zu erläutern. Wann auf den Fluren kein Mensch mehr zu sehen sein durfte, wann sie ihre faulen Ärsche aus den Betten schwingen mussten (sie würden eh laut und unsanft geweckt werden) und was sie tun mussten, wenn sie Befehle bekamen. Zumindest schon mal die kleinen, dennoch ziemlich wichtigen Grundlagen wie "Stramm stehen" und "sich rühren".

Anders als Tashigi und Revy war Drake noch halbwegs human, was wohl daran lag, dass er nur für den theoretischen Unterricht verantwortlich war. Wer da nicht aufpasste, würde in der Praxis total aufgeschmissen sein.

Tja, und dann hatten die beiden Mädels die Aufgabe, ihnen ordentlich die Hölle heiß zu machen.
 

Die Einweisung von First Leutniant Simmons ging weitgehend an Zorro vorbei, aber er gab sich noch nicht einmal die Mühe, zuzuhören. Immerhin hatte er vor ein paar Monaten dieselbe Ansprache schon einmal gehört. Entweder das, oder in den verschiedenen Kasernen gab es immer die gleichen Regelungen. Aber eigentlich war ihm das auch scheißegal.

Er war lediglich heilfroh, als er sich auf eines der zwei Doppelbetten in der Kammer, die sie hier 'Zimmer' nannten, fallen lassen und seinen Rucksack in die nächste Ecke schmeißen konnte. Übermüdet, frustriert und verwirrt verschränkte er die Arme im Nacken, während Ace lautstark verkündete, er würde auf jeden Fall oben schlafen und gleich darauf die Trittleiter hochstürmte und das klapprige Gestell zum Zittern brachte.
 

Der Tag war noch keine fünf Stunden alt und jetzt schon ein totaler Reinfall. Und Zorro bezweifelte ernsthaft, dass sich in den nächsten Wochen etwas daran ändern würde. Nicht in dieser Umgebung, nicht mit dieser Vorgesetzten.

Nicht in diesem Leben.
 

Genervt stierte er auf das Lattenrost vierzig Zentimeter vor seiner Nase, dass von Ace's Gewicht eingedellt wurde, rappelte sich dann entschlossen wieder auf die Beine und durchquerte das Zimmer, bis er vor den Fenstern stand. Eines davon öffnete er, setzte sich auf das Fensterbrett und zündete sich eine Kippe an (was strengstens gegen die Hausregeln verstieß).

Der andere Kerl, der mit ihnen das Zimmer teilte und sowohl einen lockigen Haarschopf als auch eine überdimensional lange Nase besaß, runzelte die Stirn, schob ihre Zimmertür zu und wandte sich dann vorsichtig ihm zu. "Das solltest du lieber lassen. Es ist verboten."

"Kümmer dich um deinen Scheiß", gab Zorro unbeeindruckt zurück, zog wieder an seiner Zigarette und beschloss, den Schisser zu ignorieren.
 

Ace beschloss das Gegenteil und grinste breit. "Lass ihn. Er meint's nicht so", beruhigte er den Schwarzhaarigen, der vorsichthalber ein paar Schritte von dem Fenster wegtrat und sich daran machte, seine Sachen akkurat in den Schränken zu verstauen.

"Meint er wohl", widersprach Zorro gereizt, lehnte sich jedoch um des lieben Friedens Willen ein wenig weiter aus dem Fenster und pustete den Rauch hinaus in die kalte Nachtluft.

Ace ging nicht weiter auf den bissigen Kommantar ein, schwang die Beine übers Bett und sah ihrem neuen Kamerade neugierig dabei zu, wie er sein Zeug verstaute. "Was treibt dich in die Army, mein junger Freund?"

Die Langnase musterte ihn kurz argwöhnisch, bevor er mit den Schultern zuckte. "Anflug von Größenwahnsinn? Ich dachte, hier würd' ich's vielleicht zu was bringen..."
 

Während Ace sich munter weiter mit dem Schwarzhaarigen namens Lysop unterhielt, blieb Zorro stur an seinem Platz sitzen, verweigerte jeglichen Kommentar und hing seinen eigenen Gedanken nach. Und von denen gab es auf jeden Fall genug.

Dieser blöde Drill Seargant ging ihm nicht aus dem Kopf. Warum musste sie so aussehen? Und als ob diese Tatsache nicht schon schwer genug zu akzeptieren war: warum musste sie ausgerechnet seine Vorgesetzte sein?! Kuina war seine beste Freundin gewesen; es war auch nach Jahren noch schwer genug, zu akzeptieren, dass sie sich bei einem blöden Unfall das Genick gebrochen hatte und gestorben war. Zu akzeptieren, wie zerbrechlich Menschen sein konnten.

Und jetzt würde er auch noch jeden verfluchten Tag daran erinnert werden. Das konnte ja nur kolossal in die Hose gehen.

Wenn er es denn soweit kommen ließ.
 

"Schätzchen?", meldete Ace sich in diesem Moment vom Fußboden aus an ihn. "Spielst du mit uns Karten?"

Kurz ließ der Grünhaarige seinen Blick abwechselnd von den beiden Schwarzhaarigen zu dem Kartenspiel und durch den Raum gleiten und beschloss dann, dass das Schicksal ihn mal kreuzweise am Arsch lecken konnte. Er würde diesem fiesen Plan einen dicken, fetten Strich durch die Rechnung machen.

"Nein, ich verschwinde", beschloss er, rutschte von der Fensterbank und bückte sich nach seinem Seesack.
 

Lysop runzelte irritiert die Stirn und blickte fragend zu Ace, der kurz aufseufzte und dabei zusah, wie sein Kumpel sich die Jacke anzog und wieder auf das Fenster zustapfte. "Wir wissen doch beide, wie das die letzten Male geendet hat", wagte er schließlich zweifelnd zu bedenken.

Zorro ging gar nicht weiter darauf ein, sondern zuckte bloß mit den Schultern. "Viel Spaß beim Kartenspielen", wünschte er bloß halbherzig, während er den Fenstersims erneut erklomm und einen Blick auf den Boden warf, der irgendwo vier Meter unter ihm war. Schätzungsweise.
 

"Das ist sein Ernst?!", stellte Lysop im selben Moment fest, indem Zorro sprang und aus ihrem Blickfeld verschwand.

"Sein purer Ernst, ernster geht's nicht", stimmte Ace schmunzelnd zu, rappelte sich auf die Beine, stellte sich ans Fenster und sah dabei zu, wie der Grünhaarige sich wieder aufrappelte und kurz umsah. "Viel Glück, Sweetheart! Lass dich nicht erschießen!"

"Halt die Klappe, Puma!"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Tashigi massierte sich die Schläfe, nachdem sie ihrer Kollegin die Tür ihres Zimmers vor der Nase zugeschlagen hatte. Sie konnte es nicht leiden, wenn Revy mit ihren dümmlichen, leider aber vollkommen ernst gemeinten Sprüchen um die Ecke kam.

Kannst doch gleich nach potenziellen Lovern Ausschau halten. Da ist bestimmt was Ordentliches bei!
 

Ach, zum Kotzen!

Abgesehen davon, dass es verboten war, hatte sie auch rein gar kein Interesse an den Männern, die hier rumliefen, denn eigentlich waren sie alle gleich. Man konnte sie sogar systematisch zuordnen.

Entweder waren sie vollkommene Versager, die zuvor noch bei Mutti gewohnt und nur Müll im Kopf hatten. Oder aber sie waren zu dumm für andere Berufe, deswegen gingen sie als Kanonenfutter zur US Army. Oder aber es waren solche Männer, die es einfach schlichtweg geil fanden, sich herum kommandieren zu lassen.
 

Nachdenklich fuhr sie sich durch's Haar, zog ihre tarnfarbene Jacke aus, warf diese auf ihr Bett und öffnete ihr Fenster. Die Frischluft war schön und die Ruhe vor dem Sturm sowieso. Aber bald würde der Tag richtig beginnen und dann war es mit der Ruhe vorbei. Dann mussten die Chaoten allesamt wieder vor der Flagge salutieren und richtig ranklotzen.
 

Seufzend ließ Tahigi die Schultern hängen, zog sich ihr Shirt über den Kopf, als sie noch mal aus dem Fenster in den Himmel sah, an dem gerade die Sonne aufging und alles in einem sanften rotviolett erstrahlen ließ.

Ein schöner Himmel und ruhige Stimmung, ein paar Vögel, die zu zwitschern begannen und ein Rekrut, der gerade das Weite suchte...
 

Moment.

An ihrem idyllischen Gedanken stimmte gerade etwas ganz und gar nicht. Versuchte da gerade ernsthaft jemand zu flüchten?
 

"Ich fass' es ja nicht...", murmelte sie perplex.

Jetzt hatte Tashigi Blut geleckt. Angepisst zog sie sich wieder das Shirt über und stürmte geradewegs aus ihrem Zimmer, preschte an den Zimmern der anderen vorbei, geradewegs durch die ellenlangen Flure.

Wenn sie diesen Mistkerl in die Finger bekam, würde er den Arschtritt seines Lebens bekommen!
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Auf dem Boden der Tatsachen angekommen hieß es handeln.

Ace hatte ihm ja schließlich lautstark Glück wünschen müssen, und sobald einer der dämlichen Anfänger einem der Seargants etwas davon steckte, war er geliefert. Also hieß es mal wieder die Beine in die Hand nehmen und zusehen, dass er hier weg kam - und nichts lieber als das.

Nachdem er also kurz seine Umgebung abgesucht und einen Fluchtweg ausgemacht hatte, warf er sich den Seesack über die Schulter und nahm die Beine in die Hand, den Blick immer auf das Ziel gerichtet: die Freiheit, die vor ihm lag.

Zwar hatte er keinen blassen Schimmer, was er danach anstellen sollte, aber irgendwelche Möglichkeiten gab es immer. Und alles war besser, als wie ein Hund auf jeden Befehl horchen zu müssen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Mit einem Affenszahn hastete Tashigi die Gänge entlang.

Dass jemand versuchte zu flüchten, hatte es bis jetzt noch nie gegeben, schlichtweg, weil die ganzen Pussys keine Eier in der Hose hatten und sich nicht trauten, sich der Militärsgewalt zu widersetzen. Eigentlich kannte jeder die Konsequenzen eines Fluchtversuches, bloß dieses Exemplar schien gepennt zu haben - oder aber er war saumutig. Oder doch einfach nur total hirnverbrannt.

Vielleicht auch von allem ein bisschen, sagen konnte Tashigi das nicht, aber das würde sie schon noch rausbekommen, wenn sie erstmal mit diesem...Flüchtling fertig war.

Zufällig war sie ziemlich gut in Folterei.

Ja, solangsam flackerten die kleinen sadistischen Impulse in ihr auf.
 

Jetzt musste sie sich aber erstmal beeilen.

Immerhin hing auch das Leben des Rekruten davon ab. Sobald der Vollidiot entdeckt wurde und sich nicht zu erkennen gab, würde man das Feuer auf ihn eröffnen.

Verdammte Scheiße! Am besten noch einen Gang höher schalten!
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Es war sein Glück, dass die Kasernen eingezäunt waren.

Folglich konnte man ziemlich schnell feststellen, wann man endlich in Freiheit war, und zwar sobald man die meterhohen Mauern erzwungen und es um die nächste Straßenecke geschafft hatte, ohne erschossen zu werden.

Und das stellte ihn gleich vor zwei unüberwindliche Herausforderungen.
 

"Scheiße", fluchte er halblaut, während er hinter irgendeinem Lagerraum verschnaufte und dabei den bewachten Hochsicherheitszaun musterte, der sich mindestens drei Meter in die Höhe streckte.

Genervt wischte er sich eine Haarsträhne aus der Stirn und sah sich nach einer Möglichkeit um, an dem Zaun vorbeizukommen - ein kleines Loch im Boden konnte da bereits Wunder wirken - und nachdem er keine fand, nahm er den Lagerraum in Augenschein.

Wenn er über die gestapelten Kisten kletterte, müsste er mit einem guten Sprung die Regenrinne am Dach zu fassen kriegen. Vom Dach aus wären es dann nur noch fünf Meter Luftlinie, bis er über dem Zaun war und drei bis vier Meter freien Fall auf eine weitere, schlammige Wiese. Und dann musste er an den Wachen vorbei, ohne gesehen zu werden.

Mit anderen Worten: er müsste vom Planeten Krypton stammen und von einer genmanipulierten Superspinne gebissen worden sein, um halbwegs unbehelligt hier raus zu kommen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

//Wenn ich dich habe, reiße ich dir den Arsch auf, verfluchter Scheißkerl!//, fluchte Tashigi gedanklich und stellte sich schon auf das Schlimmste ein, während sie weiter in einem Mordstempo durch die Flure sprintete. Der Atem brannte ihr in der Lunge und ihre Beine wurden von Schritt zu Schritt schwerer, aber darauf konnte sie momentan keine Rücksicht nehmen.

Nach Luft schnappend stand Tashigi nun vor der Tür, die hinter ihr langsam und quietschend zuufiel.
 

Scheiße, wo war er?

So lange war sie doch gar nicht unterwegs gewesen, um ihn einfach so aus den Augen verlieren zu können! Dafür war der Platz einfach viel zu groß...weit konnte er noch nicht sein.

Also einfach weiter suchen!
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Fluchend sah Zorro sich in der Dunkelheit nach einer anderen Möglichkeit in unmittelbarer Nähe um, ohne fündig zu werden. Seufzend blickte er über die Schulter hinauf zum Dach des Lagerhauses und zu den gestapelten Kisten und Fässer. Vielleicht kam er über das Dach wenigstens zu einer anderen Stelle, an der es möglich sein könnte, zu entwischen. Und falls nicht hatte er immer noch die Möglichkeit, das feindliche Gelände einmal zu überblicken.

Entschlossen stapfte er auf das Gebäude zu, blieb vor den Kisten stehen und warf seinen Seesack mit einem schwungvollen Wurf hinauf auf das Dach, bevor er sich daran machte, den gestapelten Berg zu erklimmen.

Und das möglichst schnell.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Schnaufend sah der weibliche Lieutnant sich um und beobachtete zufällig, wie ein Sack auf das Dach von Lagerhaus 3 geworfen wurde. Gottcha!

Noch einmal tief Luft holen und der Lunge eine Pause gönnen, dann konnte diese verdammte Hetzjagd weiter gehen. Und jetzt würde sie enden!
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Es dauerte nicht lange, bis der Grünhaarige auf dem Gipfel der Kisten stand.

Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zur Regenrinne hinauf, bevor er sprang, sich an ihr festhielt und dann ein Bein geschickt über den Rand des Daches schwang und sich hinaufzog.

So und nicht anders erklomm man ein zweistöckiges Gebäude.
 

Oben angekommen hielt er zunächst nach seinem Seesack Ausschau, schwang ihn sich über die Schulter und stapfte dann zum anderen Ende des Flachdachs, um nach einem Ausweg für seine Misere zu suchen. "Mist", stellte er missmutig fest.

Von seinem Standpunkt aus schien der Sprung über den Zaun seine einzige Option zu sein. Alles andere lag zuweit weg, als dass er es unentdeckt schaffen würde.
 

Schnaufend blickte er über die Schulter hinweg zu dem Zaun. Was waren schon fünf Meter und ein bisschen freier Fall für die Freiheit?
 

Es war zwar gewagt, aber zu schaffen. Er hatte schließlich nicht erst in der Army mit dem Training angefangen. Tief durchatmend stiefelte er wieder zurück, bis er an der Seite des Zauns stand und schätzte die Entfernung ab. Dann warf er seinen Seesack über den Stacheldraht in die matschige Wiese, wo er mit einem dumpfen, platschenden Geräusch aufschlug.

Dann ging er wieder zurück, um genug Anlauf zu nehmen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"So nicht, Mistkerl!! Nicht mit mir...", fluchte Tashigi leise und schnappte zwischendurch gierig nach Luft. Ihre Lunge protestierte unheimlich, der Atem brannte ihr in der Kehle und sie war sich sicher, noch nie in ihrem Leben so schnell gerannt zu sein wie in diesem Moment. Nur gut, dass sie wenigstens in Form war, sonst wäre der Kerl wohl schon längst über alle Berge... oder tot, je nachdem.

Nicht einmal mehr zwanzig Meter, dann hatte sie den Rekruten und dann konnte er sich auf was gefasst machen.
 

Mit einigen fast schon sprunghaften Schritten erklomm Tashigi die Kisten auf der anderen Seite des Gebäudes. Da fragte man sich ernsthaft, welcher Idiot diese gottverdammten Kisten hierher gestellt hatte. Das schrie ja förmlich nach 'Hey, klettert hier hoch und flüchtet, solange ihr noch Beine habt!'.

Ziemlich angepisst machte Tashigi einen letzten Satz auf das Dach, zog sich geübt daran hoch und riss den Flüchtling rücksichtslos von den Beinen, bevor der es auch nur wagen konnte, zum Sprung anzusetzten. Wohl etwas zu heftig, denn nun ging's geradewegs abwärts!
 

Zorro hechtete gerade los und nahm ordentlich Anlauf, als irgendetwas ihn brutal in die Seite rammte und geradewegs von den Beinen riss. Und das, wo er gerade zum Sprung ansetzen wollte.

Die Wucht des Stoßes trieb ihm die Luft aus den Lungen. Zorro keuchte gepresst und während er den Boden unter den Füßen verlor und rücklings gen Boden segelte, erkannte er, was ihn erwischt hatte.
 

Drill Seargant Tashigi-Kuina-Abklatsch-Jenkins.

Höchstpersönlich, in voller Größe und mit gefletschten Zähnen. Und sie fiel ebenfalls - allerdings in einem sehr ungünstigen Winkel.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken streckte er eine Hand aus und zog sie mit einem Ruck zu sich herüber, obwohl das bedeutete, dass er damit als ihr Luftpolster fungierte.

Besser, als wenn sie sich auch das Genick brach.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

So hoch war Lieutnant Tashigi das Lagerhaus gar nicht vorgekommen, als sie kurz zuvor noch darauf gesprungen war. Warum aber kam ihr dann der Flug so lang, aber die Landung so weich vor?
 

Es schepperte laut, als der Rekrut und sie selbst in dem Holzkistenhaufen landeten. Dennoch...getan hatte sie sich nichts. Hier und da ein Kratzer vielleicht, aber ansonsten war sie okay. Ganz anders schien es dem Mann zu gehen, auf dem sie es sich gezwungenermaßen gemütlich gemacht hatte. Sie konnte sich irren, aber...hatte er ihren Aufprall abgefedert? Oder war er doch einfach nur notgeil? Vielleicht doch ein Zufall...?! Schwer zu sagen. Sicher war sie sich nicht.

Das Einzige, worin sie sich in diesem Moment vollkommen sicher war, war, dass sie den Flüchtling gefasst hatte. Japsend setzte sie sich etwas auf, stützte sich mit den Händen auf der Brust des Rekruten ab und rang nach Luft.

"Sagen Sie, Private... SIND SIE WAHNSINNIG?!!!"
 

Ächzend versuchte der Grünhaarige, wieder zu Atem zu kommen.

Der Second Leutniant an sich war zwar nicht gerade schwer, aber der Sturz durch die Kisten hatte ihn durchgerüttelt und er war sich ziemlich sicher, sich nicht nur einmal ordentlich den Kopf angeschlagen zu haben.
 

Blinzelnd öffnete er die Augen und blickte geradewegs in die funkensprühenden Augen seines Drill Seargants. Lieutnant Tashigi saß die Brille schief auf der Nase, ihr Gesicht war von der Anstrengung sichtlich gerötet. Außerdem senkte sich ihr Brustkorb hektisch auf und ab. Und sie war wütend.

Aber das war er auch. War ja schließlich nicht seine Schuld, dass sie gerade fünf Meter im freien Fall hinter sich gebracht hatten. Außerdem hatte er sogar ihren Sturz abgefedert, also sollte sie besser die Klappe halten. Sie hatte schließlich seinen Plan vereitelt, nicht andersrum. "Das könnte ich Sie auch fragen, Seargant!"
 

Bevor der Drill Seargant komplett den Verstand verlor und der Versuchung erlag, den Idioten zu erschießen, zählte sie langsam von zehn abwärts. Dann richtete sich mit erzwungener Ruhe die Brille, die anscheinend ordentlich was abbekommen hatte. Nur gut, dass sie noch einige in Reserve hatte, denn durch ihre zügellose Tollpatschigkeit ging hier und da mal eines von den Gestellen flöten.
 

Im Moment jedoch war die Brille nicht so wichtig. Der Rekrut unter ihr hatte gerade mehr Priorität. "Sie sind wohl suizidgefährdet, was?!"

Nicht nur, dass er sich der Risiken seines Fluchtversuches anscheinend nicht richtig bewusst war, sondern auch, weil er sich gerade mit einem Second Lieutnant anlegte. Er war wohl wirklich lebensmüde!

"Etwas später und Sie hätten ordentlich Blei im Rücken gehabt, Schwachmat!!!", motzte die Kurzhaarige und deutete nachdrücklich zu den Wachposten hoch, damit auch der hirnverbrannte Vollpfosten es begriff.

Irgendwie kam sich Tashigi gerade ziemlich affig vor. Auf der einen Seite blieb sie höflich und Siezte den Private, andererseits...wenn sie daran dachte, wie sie ihren letzten Satz beendet hatte, dann konnte sie auch das förmliche Sietzen sein lassen.
 

Zorro machte sich nicht einmal die Mühe, zu den Wachposten zu blicken, ganz davon abgesehen, dass das in seiner Position ohnehin ziemlich umständlich, wenn nicht gar unmöglich war. Rücklings auf dem Boden liegend und mit einem tobenden Drill Seargant, die breitbeinig auf seiner Brust trohnte und große Töne spuckte.
 

Sie hätte ihn beinahe umgebracht und besaß jetzt auch noch die Frechheit, zu behaupten, sein Leben gerettet zu haben?! Andersrum wurde ja wohl eher ein Schuh draus, außerdem war's ja auch nicht sein erster Fluchtversuch, er wusste von den ganzen überflüssigen Wachposten und er hatte ganz bestimmt nicht vorgehabt, sich erschießen zu lassen.

Schnaufend stützte er sich auf die Ellbogen, um ihr wenigstens ins Gesicht gucken zu können.

"Besser Blei im Rücken als 'nen Drachen auf der Brust!", blaffte er wütend zurück. Mal ehrlich - ein paar Sekunden später und er hätte sich aus dem Staub gemacht. Aber nein, diese Irre musste ja unbedingt einen auf Superwomen machen und ihm im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen wegziehen!
 

Langsam begann die Situation stressig zu werden. Und wenn Tashigi gestresst war, fing ihr rechtes Auge hin und wieder an zu zucken. Kein gutes Zeichen! Die meisten Soldaten gingen ihr dann lieber aus dem Weg, bevor sie wirklich ungemütlich wurde.

Wie gesagt, anscheinend war dieser Kerl lebensmüde. Nur die wenigstens schafften es, ihr so dermaßen auf die Nerven zu fallen, aber dieses Exemplar von einem Idioten schaffte es spielend, und das innerhalb von wenigen Minuten.
 

"Damit haben Sie sich gerade selbst ins Knie geschossen, Soldat...", murmelte Tashigi nur bissig und unterdrückte krampfhaft den Impuls, dem Rekruten eine runterzuhauen.

Er würde schon noch sehen, was er von seiner großen Klappe hatte.

Unseasonable Discomfort

Soldaten, nehmt Haltung an!

Nach einem Arschtritt vom Leben präsentieren wir stolz das neue Kapitel. Uuuuuuund...ABMARSCH!

Sie wissen, was zu tun ist!
 

@ pbxa_539: Japp, der idyllische Gedanke hat Pups auch vom Hocker gehauen.Vor Lachen. Und: möglich, dass es ein Tritt war. Könnte aber auch Titte gewesen sein. So sicher kann man sich da leider nicht sein U__u
 

@ _StrawHat_Luffy_: Man nehme:

- 1 Portion Wahnsinn

- 2 Kilo Schwachsinn

- 3 Pfund Unsinn

- 1 Prise Informationen aus der Recherche

- ein paar Charaktere

- 2 Psychopathen

Dann alles in eine Schüssel mengen, kräftig verrühren und ein paar Stunden ziehen lassen. Voilá!
 

@ Chaos_NoNo: Möglich ist alles. Nur Mitleid von Ace darf man nicht erwarten ;D
 

@ LuxusDrake: Wer hier normal ist? Vermutlich niemand. Ganz besonders die Autoren nicht - und da wird uns jeder zustimmen, der uns schon mal in Aktion erlebt hat. Herzlich Willkommen in der Hölle! Gemütlich zurücklehnen is' hier nicht, aber das wirst du ja bereits gemerkt haben ;D Wir freuen uns, dich dabei zu haben - und noch mehr, dass wir dich dafür begeistern konnten! Vielen Dank für's einschalten!
 

@ Moni: Ja, darfst du. Obwohl sich das ja um Jahre handeln kann, wie du weißt, und Absatz dann vermutlich schon alt, gebrechlich und ausgelutscht ist ;D Weitergebastelt wird bei uns sowieso rund um die Uhr. Die RPGs verfolgen uns ständig in unseren Gedanken und Träumen. Mir ist letztens beim Vorstellungsgespräch 'ne Idee zu Spielkinder gekommen und ich hab sofort die Lady angerufen XD
 

@ schoko_cooky: Ach, Ace lacht ihn doch nicht aus XD Aber Mitleid hat er auch nicht Oo Und: nein, Zorro leidet nicht an Größenwahn - nur an gelegentlichen Psychosen, die mit dem Satz "Ich kann fliiiiiiiiiiiegen..." anfangen und in einer Katastrophe enden ;D
 

@ Alwena93: Tashigi ist in dieser FF der personifizierte Folterknecht. Natürlich darf sie ihn bestrafen - und wenn's nach uns geht, darf sie ihn noch oft genug von den Beinen hauen XD Wie würde Sanji so schön sagen? "Der Schlag der Liebe!!!!"
 

@ leistillie: Wie man sowas zu Tashi sagen kann? Vorlautes Mundwerk würd ich sagen ^^ Und er ist nicht nur manchmal so drauf, sondern pausenlos. Das werdet ihr schon noch mitkriegen.
 

Arbeit ist nicht immer nötig...es gibt so etwas wie heilige Faulheit, deren Kultivierung man heute ängstlich ablehnt.

(George McDonald)
 

Sorry, an alle, die das vor 12:30 am 22.5 gelesen haben >__>

War nicht mit Absicht!
 

Unseasonable Discomfort
 

"Sag mal, hast du eigentlich nichts Besseres zu tun?", maulte Zorro und blickte finster zu dem Schwarzhaarigen hinauf, der breitbeinig auf einem Stuhl hockte, das Kinn auf die Arme gestützt, und ihm amüsiert bei seiner Strafarbeit zusah, ohne auch nur einen Finger krumm zu machen.

"Nope!", gab Ace lässig zurück und grinste verboten breit, während er die Beine von sich streckte und es sich gemütlich machte. Das halblaute Fluchen seines Kumpels ignorierte der Sunnyboy gekonnt; er hatte ihn immerhin gewarnt. Zwar nicht spezifisch vor Drill Seargant Tashigi, aber vor dem Fluchtversuch im allgemeinen. Es war absehbar gewesen, dass der Plan - wenn man so eine hirnverbrannte Spontanaktion überhaupt als Plan bezeichnen konnte - voll in die Hose ging. Zorro konnte sich glücklich schätzen, dass er wenigstens seinen Seesack wiederbekommen hatte. Tashigi konnte auch noch ganz andere Seiten aufziehen, wenn sie wollte, da kannte der Schwarzhaarige seine Jugendfreundin noch gut genug.

"Diese blöde Kuh!", fauchte der Grünhaarige gereizt und war bestimmt zum dreißigsten Mal kurz davor, die Sache einfach hinzuschmeißen - wenn er sich denn überhaupt sicher gewesen wäre, dass ihm das etwas brachte. Aber Lieutnant Jenkins war eine giftige Schlange, und nach ihrem kleinen Erlebnis gestern Abend an diesem Lagerhaus war er sich ziemlich sicher, dass der Alten auch noch etwas noch Gemeineres einfallen würde, als das Gemeinschaftsklo mit einer Zahnbürste zu putzen.
 

Seit drei Stunden schrubbte er sich nun schon auf Knien durch den gekachelten, dreckigen Raum und arbeitete sich in einem waaaahnsinns Schneckentempo vor, während Ace faulenzte und sich über ihn lustig machte.
 

So wie jetzt.
 

"Ich hab dich gewarnt", wagte der Schwarzhaarige in diesem Moment zu behaupten und Zorro hob drohend die urinverseuchte Zahnbürste in die Höhe. "Noch ein Wort und ich stopf dir mit der hier das Maul."

Ace hob besänftigend die Arme vor die Brust. "Bin ja schon still. Aber selbst Schuld bist du's trotzdem."

"Halt die Fresse", brummte der Grünhaarige, legte das mickrige Putzutensil bei Seite und rappelte sich auf die Beine, um sich einmal ausgiebig zu strecken. Seine Gelenke knackten laut und vernehmlich, noch bevor er in einer aufrechten Position war. Seufzend wischte er sich mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus der Stirn und musterte den Schwarzhaarigen kurz. "Hast du Kippen bei?"

"Hast du nicht schon genug Dreck am stecken?", gab der Sommergesprosste trocken zurück, grinste dann aber beschwichtigend und erhob sich von seinem Stuhl, um eines der drei Fenster zu öffnen. Er konnte ja verstehen, dass Zorro schlechte Laune hatte - und er hatte ja auch gar nichts dagegen, eine zu Rauchen. Schwungvoll ließ der Schwarzhaarige sich auf der Fensterbank nieder und klopfte auf den Platz neben sich. "Komm her, Waschweib!"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Tashigis Beine protestierten bei jedem Schritt, den sie tat. Sie hatte sich wohl bei ihrer gestrigen Sprintaktion einen ordentlichen Muskelkater geholt. Verdammt, und das nur wegen dieses hirnverbrannten Arschlochs. Wie hieß er noch gleich? Lorenor?! Oder so ähnlich. Im Dunkeln hatte sie den Aufnäher auf seiner Brust nicht so gut erkennen können.
 

Kurz streckte sich der weibliche Lieutnant vor dem Fenster, sah auf den Ordner, der auf ihrem Schreibtisch lag. Die Lebensläufe der neuen Rekruten. Sie stutzte und hoffte inständig, dass der Idiot von gestern nicht zu ihren "Schützlingen" gehörte.

Sie seufzte, als sie seine Akte fand.
 

Lorenor, Zorro

20 Jahre

Bla bla bla...

25 Fluchtversuche innerhalb von einem halben Jahr...
 

Mit einem dumpfen Geräusch ließ Tashigi den Kopf auf die Tischplatte knallen. Super, das konnte noch lustig werden. Bisher war es scheinbar niemandem gelungen, diesen Chaoten zu zähmen. Vermutlich nicht einmal seinen Eltern.

Aus einem seltsamen, nicht erklärbaren Grund spornte diese wandelnde Katastrophe Tashigi jedoch an.

Vielleicht konnte er sich ja bessern, wenn sie ihn etwas triezte, ihn forderte. Ein seltsamer Gedanke, aber sie war sich sicher, dass man jeden Menschen mit den richtigen Mitteln umkrempeln konnte, zumindest, wenn dieser jemand es auch zuließ und die Probleme erkannte. Eigentlich war es wie bei Drogenabhängigen, Alkoholikern oder Stalkern - oder eher wie bei jedem Menschen mit heftigen Problemen. Sie konnten sich nur ändern, wenn sie sich auch ändern wollten und die Fehler erkannten.

Kurz sah sie aus dem Fenster, wo einige Truppen im Gleichschritt maschierten. Dann raffte sie sich von ihrem Stuhl auf und verließ ihr Zimmer. Mal sehen, ob ihr "Sprössling" endlich fertig war.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Keine halbe Minute später hockte der zukünftige Stolz Amerika's einträchtig nebeneinander auf der Fensterbank und qualmten am geöffneten Fenster.

Frustriert sah Zorro sich in dem Waschraum um und stellte missmutig fest, dass der Fortschritt kaum erkennbar war. Er wusste zwar, dass er sich bereits über den ganzen Boden gekämpft hatte und Ace wusste es auch, aber dieser Drachen von Seargant würde ihm das wohl kaum abkaufen. Die Frau war bissiger als ein tollwütiges Eichhörnchen.

Mal ehrlich, er konnte ganz und gar nicht nachvollziehen, warum Ace so begeistert von ihr war.
 

Als hätte der Schwarzhaarige seine Gedanken erraten, stieß er den Rauch aus und schmunzelte leicht. "Weißt du, eigentlich ist sie ganz nett."

"Oh ja, genauso nett wie ein psychopathischer Massenmörder", gab Zorro dumpf zurück.

"Du würdest dich wundern, wieviele Mörder von ihren Nachbarn als nett beschrieben werden."

Der Grünhaarige verdrehte die Augen. "Sag mir lieber, woher du so genau wissen willst, dass sie nett ist."

Ace blickte ihn überrascht an. "Hab ich das noch gar nicht erzählt? Ich bin früher mit ihr zur Schule gegangen! - Naja, bevor ich sitzen geblieben bin..."
 

Als Lieutnant Tashigi bei ziemlich basslastige Stimmen vor dem Waschraum vernahm, stöhnte sie einmal leise auf. Beide waren sofort zuzuordnen, immerhin kannte sie Ace schon ziemlich lange und Lorenor hatte sich bestimmt nicht davon gemacht. Wenn er es dennoch gewagt hatte, würde er in Zukunft das Bad mit seiner Zunge sauber machen dürfen.

Hastig riss sie die Tür auf, erwischte Lorenor, wie er faullenzte und wie beide vor sich hinqualmten. Oh mann, das würde echt hart werden diesen Typen umzuerziehen...

"So so..."
 

Die beiden Männer erstarrten innerhalb von Sekundenbruchteilen, als sie die Stimme ihres Drill Seargants von der Tür aus vernahmen.

Kurz wechselten die zwei einen entsetzten Blick. Das Zorro einen saftigen Arschtritt dafür verpasst bekommen würde, stand außer Frage, aber Ace war sich ziemich sicher, dass Tashigi auch vor ihm nicht halt machen würde, Freundschaft hin- oder her.
 

Allerdings war dem Schwarzhaarigen durchaus klar, dass es Lorenor zweifelsfrei schlimmer erwischen würde, grade wegen seinem gescheiterten Fluchtversuch vom Vortag, und so unternahm er die nötigen Schritte, um seinen Kumpel aus der Schusslinie zu bringen: er versetzte ihm einen kräftigen Schlag vor die Brust, sodass Zorro das Gleichgewicht verlor und rücklings aus dem Fenster kippte.
 

Im ersten Moment wusste Drill Seargant Jenkins gar nicht, was da gerade vor sich ging, schüttelte nur ungläubig den Kopf und versuchte, ihre Worte wiederzufinden. Hatte Ace gerade seinen Kumpel aus dem Fenster befördert?!

"Zu spät, Ace. Hab's schon gesehen...", seufte Tashigi nur, trat dann näher an das Fenster heran und wusste nicht, ob sie sich wirklich nach Lorenors Wohlbefinden erkunden sollte. Dann warf sie Ace einen wütenden Blick zu, nahm ihm die Kippen ab und stopfte sie sich in die Brusttasche. "Erklären Sie mir das mal, Private Puma!"
 

Ace grinste verlegen und wollte einen kurzen Blick über seine Schulter werfen, um nach dem Grünhaarigen zu sehen, aber als seine alte Freundin ihren Befehlston anschlug, beschloss er, lieber vorher zu salutieren, wie es sich gehörte, und ihr Rede und Antwort zu stehen.

"Ausgeprägter Beschützerinstink, Sir!"

"Das ich nicht lache, du Arsch", kam es gepresst von Zorro, der seinen zweiten Sturz innerhalb von 24 Stunden hinter sich gebracht hatte. Und wofür? Für nichts und wieder nichts. Wenn das dauerhaft so weiterging, brauchte er bald eine neue Wirbelsäule.

Ächzend setzte er sich wieder auf, fuhr sich über den schmerzenden Rücken und seufzte frustriert. Naja, wenigstens war es diesmal kein fünf Meter Sturz gewesen, sondern lediglich die Hälfte. Wenn einem nichts anderes bleibt, sollte man wenigstens positiv denken.
 

Sir?! Naja, soweit Tashigi wusste hatte sie Brüste und ein X Chromosom mehr als ihr Ex-Schulkollege. Aber gut, sie störte sich nicht dran, eher im Gegenteil. Vielleicht wurde den anderen dadurch eher klar, dass es hier nicht um das Geschlecht ging, sondern um wesentlich wichtigere Dinge.

"Gute Antwort, Private. Strafe muss trotzdem sein...", seufzte Tashigi nur und hielt ihm schon mal die Zahnbürste hin. "Vielleicht machst du dich besser als Private Lorenor."

Der Schwarzhaarige verzog enttäuscht das Gesicht. "Muss das sein...?"
 

Nicht, dass er ihre Authorität untergraben wollte, aber jetzt hatten sie sich schon so lange nicht gesehen, gestern hatte es keine Gelegenheit gegeben und jetzt wollte sie ihm direkt eine Strafe aufbrummen? Unfair. Ein bisschen jedenfalls.

Widerwillig nahm er sein Putzwerkzeug in Empfang und hielt es vorsichtshalber etwas weiter vom Körper weg. Immerhin hatte Zorro schon seit ein paar Stunden damit geschrubbt. Aprospos Zorro - wo blieb der eigentlich?
 

Entschuldigend die Hände in Richtung Tashigi hebend wandte er sich dem Fenster zu. Sein Blick fiel auf einen schlammbespritzten Grünhaarigen, der ihm gereizt den Mittelfinger entgegenreckte.
 

"So sind hier nun mal die Regeln, Puma... Mach dich an die Arbeit!", befahl Tashigi nur, konnte ein Grinsen aber nicht unterdrücken. Irgendwie war's echt herrlich, diesem chaotischen Vollhorst ordentlich die Leviten lesen zu können, nachdem er ihr in der Schule fortwährend auf die Nerven gefallen war. Im positiven Sinne.

"Wir reden heute Abend, okay? Seht aber zu, dass ihr in zwei Stunden im Unterricht sitzt. Seargant Drake wird euch hier noch einiges erklären müssen." Tashigi war nur froh, dass sie diesen ätzenden Theoriekram nicht unterrichten musste. Sie würde zwar aufpassen müssen, dass die Jungs nicht wieder irgendetwas anstellten, aber ansonsten war das einzig und allein Seargant Drakes Gebiet.

"Alles klar, Chef", stimmte Ace schmunzelnd zu und vergaß für einen Moment sogar die bakterienverseuchte Zahnbürste in seiner Hand.
 

Eigentlich, dachte er zufrieden, lief doch eigentlich ganz gut in letzter Zeit. Weder Zorro noch er selbst waren für ihre versehentliche Schandtat zur Rechenschaft gezogen worden, ihr neuer Zimmergenosse war ein absolutes Unikat und hatte bereits im Verlauf des letzten Abends mit brillianten Ideen geglänzt und als Highlight bekam er Tashigi zum Vorgesetzten. Etwas Besseres hätte ihm wohl gar nicht passieren können, da nahm er auch ohne viel Federlesen seine Strafarbeit an.

Ob er ihr nachkommen würde, geschweige denn es pünktlich zum Unterricht schaffen, war wieder eine ganz andere Frage, aber zunächst einmal würde er seine alte Schulfreundin in dem Glauben lassen.
 

Leicht grinsend ließ sie ihren alten Schulfreund wieder allein in dem Bad stehen. Sollten die beiden Rekruten sich weiter um das Bad kümmern. Aber mit Lorenor war sie noch lange nicht fertig. Der würde noch ordentlich sein Fett wegbekommen, definitiv. Den würde sie erst in Ruhe lassen, wenn er dazu in der Lage war, sich auf ihr Kommando tot zu stellen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Ace stieß seinem Kameraden energisch den Ellbogen in die Seite, als Zorro schon wieder drohte, einzuschlafen. Anstatt dem Seargant zuzuhören, der vor einer Tafel stand und sowohl die Verhaltensregeln in der Kaserne als auch den straffen Ausbildungsplan ausführte, versuchte er, mit auf dem Tisch verschränkten Armen ein Nickerchen abzuhalten. Erfolglos.

"Was ist?", murmelte der Grünhaarige gereizt und lugte aus den Augenwinkeln zu seinem Kumpel herüber, der die letzten zwei Stunden damit verbracht hatte, das Badezimmer zu reinigen, während er selbst versucht hatte, sich den Schlamm vom Körper zu waschen.

Der Sommergesprosste grinste kurz und deutete heimlich auf ihren Vorgesetzen. "Hat er grade tatsächlich gesagt, dass wir auch Nachtwache schieben müssen?"

"Was interessiert mich das?", maulte der Grünhaarige seufzend und ließ den Kopf wieder auf seine verschränkten Arme sinken, fest entschlossen, seine komplette Umwelt für mindestens drei Stunden auszublenden.
 

Während Drake also vor sich hinbrabbelte, hörten die anderen aufmerksam zu, bis auf den grünhaarigen Sack, der versuchte zu schlafen. Er schien wohl nicht richtig zugehört zu haben, als Drake höchstpersönlich erklärt hatte, was für Konsequenzen es nach sich zog, wenn man sich undiszipliniert benham. Im Unterricht zu schlafen gehörte dafinitiv dazu.

Einige Schritte und verlorene Nerven später zog der Seagrant seinem "Sprössling" den Zeigestab über den Kopf.

"Na, gut geschlafen, Private?"
 

Der Grünhaarige zuckte kurz zusammen und blinzelte dann verschlafen, aber äußerst ärgerlich zu seinem Vorgesetzten auf. Kurz runzelte er irritiert die Stirn, dann zuckte er mit den Schultern und rang sich eine Antwort ab. "Hätte länger sein können..."

Seine Leidensgenossen versuchten angestrengt, ein Lachen niederzukämpfen, während er selbst sich widerwillig in eine halbwegs aufrechte Position hievte und sich dazu zwang, die Augen offen zu halten.
 

Drakes Auge zuckte wütend auf und ab. Der Grünschopf schien die ganze Sache anscheinend nicht wirklich ernst zunehmen. "Bist wohl 'n Spaßvogel, was?! Wenn du das alles hier nicht so ernst nimmst, dann kann es dir ja egal sein, dass du heute Nachtwache schieben wirst. Viel mit Schlafen wird da wohl nichts." Ziemlich angenervt versuchte Drake den Unterricht fortzuführen. Diesen Kollegen musste er wohl weiter im Auge behalten.
 

Einen Augenblick lang starrte Zorro Seargant Drake sprachlos an und unterdrückte ein genervtes Stöhnen. So wie's aussah würde er bis zum Ende seiner Grundausbildung 24 Stunden am Tag damit verbringen, die Scheiße auszubaden, die er verbockt hatte.

Aber lieber badete er seinen Schwachsinn aus, anstatt wie ein dressierter Köter aufs Wort zu gehorchen. Kurz überlegte er, ob er dem Unterricht nun tatsächlich folgen sollte, wenigstens mit halbem Ohr, entschied sich jedoch dagegen. Ärger hatte er sowieso schon am stecken, viel mehr konnte ja wohl nicht dazukommen. Also zuckte er mit den Schultern und machte Anstalten, einfach weiterzuschlafen.

Ace, der seinen Kameraden aus den Augenwinkeln gut im Blick hatte, schmunzelte kurz, stieß Lysop neben sich an und deutete auf den wahnsinnigen Private. Der Gelockte verdrehte bloß die Augen. Das war er dann selbst Schuld, eindeutig.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Seufzed fuhr sich Seargant Tashigi über den angespannten Nacken, schlenderte geschafft Richtung "Klassenzimmer". Mal sehen, ob Drake auch alles unter Kontrolle hatte und ob sich die Rekruten auch ja benahmen.

Kurzerhand riss Tashigi die Tür auf und betrat den Raum. Sie stutzte kurz, als sie Lorenor vor sich hindösen sah. War ja eigentlich abzusehen gewesen, wirklich verwundert war sie jedenfalls nicht.

Viel zu energisch riss der weibliche Seargant Lorenors Stuhl zurück, sodass er hinten rüberschlug. "Meine Fresse, Private... Haben Sie nun endgültig den Verstand verloren?!"
 

Ace gab einen erstickten Laut von sich, der eigentlich ein Warnruf sein sollte, aber er hatte seine Jugendfreundin selbst viel zu spät bemerkt und so kam sein gut gemeintes Fiepsen wichtige Sekundenbruchteile zu spät.

Vollkommen unvorbereitet fiel der Grünhaarige hinten über. In dem zweifelhaften Versuch, sein Gleichgewicht zu halten, ruderte er kurz mit den Armen und öffnete die Augen gerade noch rechtzeitig, um in Leutnant Tashigis Gesicht zu blicken, bevor sein Hinterkopf auf die Tischkante hinter sich knallte und er unter lautstarkem Gepolter zu Boden ging.

Für einen kurzen Moment tanzten formlose, schwarze Punkte vor seinen Augen und ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Schädel, aber als sie schließlich von oben herab auf ihn einschimpfte, keimte die Wut heiß in ihm auf und seine körperlichen Beschwerden verloren augenblicklich an Wichtigkeit.

Entrüstet und kochend vor Wut stützte er sich auf die Ellbogen und stierte finster zu ihr herauf. "Wieso? Haben Sie einen gefunden, Seargant?"
 

Drake sah dem Geschehen nur kurz zu und unterbrach den Unterricht vorerst. Im Moment schienen die Schüler eh auf andere Dinge konzentriert zu sein. Aber auch Drake selbst interessierte sich nun mehr für das Gespräch als für seinen Unterricht.
 

Entnervt ging Tashigi zurück zur Tür, zog etwas die Schultern vor Wut an. "Auf ein Wort, Lorenor!", bat sie ihn mit bedrohlichen Unterton nach draußen, um den Unterricht nicht weiter zu stören. Dieser Kerl trieb sie noch in den Wahnsinn! Wie konnte man nur so unreif sein?!

Seufzend reib Tashigi über die Stirn, lehnte sich dann etwas gegen die Wand und wartete darauf, dass der Chaot endlich mal in die Gänge kam. Einfach unfassbar, wie respektlos man sein konnte. So ein Rekrut war zwar kein Einzelfall, aber definitiv eine Seltenheit.
 

Ace warf seinem Kameraden einen mitleidigen Blick zu. Aus den früheren Jahren der Freundschaft mit dem Seargant wusste er nur zu gut, wie grausam Tashigis Rache ausfallen konnte. Er hatte es selbst schon des Öfteren ausgestanden.

Der Grünhaarige ignorierte seinen Kumpel sowie die gespannten Blicke der restlichen Einheit und zog sich an der Tischkante hoch, an der er sich vor wenigen Sekunden den Schädel angeschlagen hatte. Kurz war ihm schwindelig, aber das schob er bei Seite und durchquerte entschlossen den Raum, um sich dem Wortgefecht zu stellen.

Mochte ja sein, dass die anderen Rekruten Angst vor der Tussi hatten, aber bei ihm war sie da an falscher Stelle.
 

Auf dem Weg zur Tür straffte er die Schultern, fest entschlossen, sich nichts bieten zu lassen. Draußen angekommen schob er die Tür nachlässig mit den schweren Stiefeln hinter sich zu und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust, während er versuchte, den Seargant nicht allzu sehr anzustarren. Die Ähnlichkeit mit Kuina war nicht nur irgendwie furchterregend und schmerzhaft, sondern auch faszinierend und es war schwer, nicht pausenlos in ihrem Gesicht nach kleinen Unterschieden zu suchen.
 

Lorenors abschätzende Blicke waren nicht zu übersehen. Leise seufzte Tashigi noch einmal, und wusste ehrlich gesagt nicht, was sie nun mit ihrem Rekruten anfangen sollte. Sie war einfach... sprachlos über sein respektloses Verhalten den Vorgesetzen gegenüber.

"Was zum Teufel ist nur los mit Ihnen, Private? Kaum haben Sie eine Strafe hinter sich gebracht, betteln Sie schon nach der nächsten."

Dafür, dass Tashigi selbst eigentlich ziemlich angepisst war, war sie doch ziemlich gelassen. Sie hatte keine Lust, ihn anzuschreien, dafür war sie einfach zu erschöpft und hatte andere Dinge im Kopf. Dennoch... irgendwie musste Tashigi den störrischen Grünschopf doch umkrempeln können.
 

Gerne hätte er ihr an den Kopf geschleudert, was ihn störte.

Angefangen damit, dass er sich nicht einmal freiwillig bei der Army gemeldet hatte bis hin zu ihrem unmöglichen Äußeren, ganz zu schweigen von der Unterwürfigkeit, die die Kaserne von ihren Rekruten einforderte.

Aber irgendwas in ihrem Tonfall und der Art, wie sie ihn dabei musterte, hinderte ihn daran. Mit diesem übergangslosen Wandel von Brutalität zu Gelassenheit hatte er nicht gerechnet und das brachte ihn aus dem Konzept. Was beabsichtigte sie damit? Wollte sie an seinen (laut ihren Worten nicht existenten) Verstand appellieren oder zog sie diese altmodische guter Bulle - böser Bulle Nummer durch - in ein und dem selben Körper?

Schließlich rang er sich doch zu einer Antwort durch und entschloss sich zumindest für die Hälfte der Wahrheit. Sie sollte ruhig wissen, woran sie bei ihm war.

"Ich halte nicht besonders viel von der Army."
 

Wenig überrascht zog Tashigi etwas die Augenbrauen hoch. Bei seinem Verhalten war es ja abzusehen, was er wirklich über die Army dachte. Seufzend fuhr sich Tashigi durch den Pony, wusste nicht, was sie jetzt dazu sagen sollte. Fakt war jedoch, dass Lorenors Flausen wohl so schnell nicht auszutreiben waren - wohl eher nie.

"Gut...bevor Sie noch schlimmeres anstellen und andere Rekruten mit reinziehen, können Sie gehen. Sie haben drei Wochen Zeit sich zu entscheiden, ob Sie wirklich unehrenhaft entlassen werden oder das hier durchziehen wollen. Ist Ihre Entscheidung..."

Mehr hatte Tashigi dazu nichts zu sagen. Man konnte niemanden zwingen hier zubleiben. Wenn sein Verhalten schlimmer werden sollte, konnte er durchaus andere damit in Gefahr bringen, und das war das Letzte, was Seargant Tashigi wollte.

Eigentlich war nun abzusehen, wofür sich der Rekrut entscheiden würde, irgendwie enttäuschend. Aber das war es immer, wenn sie mitbekam, wie viele sich einen Dreck um das Vaterland scherten. Als Tashigi ihm wirklich nichts mehr zu sagen hatte, ging sie. Ihn umstimmen wollte sie nicht, das war nun Lorenors Entscheidung.
 

Verwirrt runzelte der die Stirn und versuchte, aus ihrem Verhalten schlau zu werden, während er sah, wie sie hoch erhobenen Hauptes den Gang durchquerte.
 

Eigentlich sollte er wohl erleichtert sein.

Immerhin hatte er nie in die Army gewollt und hatte bereits mehr als einen Fluchtversuch hinter sich. Zu gehen würde ihm endlich die Freiheit verschaffen, nach der er schon seit Jahren strebte, die er jedoch nie bekommen hatte. Er könnte sich eine Wohnung suchen, auf eigenen Beinen stehen und nicht in Gefahr laufen, für einen Disput zwischen zwei egozentrischen Anführern mit dem Leben zu bezahlen. Zumindest aber wäre er endlich fern ab von Gemeinschaftsduschen und ihrem Gesicht, dass ihn jedes Mal an Kuina erinnerte und Dinge heraufbeschwor, von denen er dachte, er hätte sie längst vergessen.
 

Andererseits...warum gab sie so schnell auf?!!!!
 

Das wäre nun wirklich nicht Kuinas Art gewesen und es war das erste Mal, dass er einen Unterschied zwischen den beiden ganz klar erkennen konnte - abgesehen von der Tatsache, dass die eine tot war und die andere höchstlebendig. Kuina hätte ihm für sein Verhalten gequält und gedemütigt und nicht eher locker gelassen, ehe er sich geschlagen gab. Dieser Seargant jedoch ging einfach davon, überließ ihm die Wahl - und brachte ihn tatsächlich zum Zögern.

"Verdammt", stellte er halblaut fest und verzog das Gesicht. Das würden unendlich lange drei Wochen werden.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Kaum war Tashigi um die Ecke gebogen, fing sie an, ziemlich breit zu grinsen.

Ob ihr Plan mit der umgekehrten Psychologie allerding aufging, konnte sie noch nicht sagen. Solche Fälle gab es schon öfter. Trotzige Kindsköpfe, die Hina in ihre Fittche bekam, wurden psychisch umgepolt. Sie war einfach die Coolness in Person und verstand es, den Rekruten ein schlechtes Gewissen einzubrennen.

Smoker war da eher der verbale Typ, der, der immer motzte und die Soldaten so fertig machte, dass sie sich nicht trauten, irgendetwas zu unternehmen um aus der Hölle flüchten zu können.

Vielleicht war eine Mischung aus beidem ja perfekt für sie, aber das musste Tashigi erstmal selbst herausfinden.

Rainy Conversations

Mädels, aufgepasst!
 

Es geht in die nächste Runde. General of the Stupid und General of the Weird haben sich zur Generalversammlung getroffen und beschlossen, euch weiter zu drillen. Immerhin war die Pause ja wohl lang genug, nicht wahr?
 

Hoffentlich habt ihr eure Freizeit genossen, denn nun geht's erbarmungslos weiter. Marsch!
 

@ pbxa_539: Jaah...der Augenkrebs. Wir dachten, es wäre mal wieder an der Zeit, euch einen ordentlichen Schrecken einzujagen. Immerhin seid ihr ja nicht zum Vergnügen hier ;D
 

@ HathorCat: Ace hat leider mit einem Angriff dieser Art gerechnet und Vorsichtsmaßnamen ergriffen. Sonst hätte Zorro es sicherlich mit Freuden getan.
 

@ LuxusDrake: Eh...ja, das Kapitel war komplett FETT geschrieben. Da schleift die Aufmerksamkeit mal für eine Sekunde und schon passiert sowas...was will man machen? Wir entschuldigen uns, müssen aber noch einmal betonen, dass das Lesen auf eigene Gefahr ist und die Autoren keine Haftung bei Auftreten von Augenkrebs übernehmen.
 

@ Chaos_NoNo: Ob Zorro während der Nachtwache auch mal aufwacht? XD Ob er überhaupt einschläft ist wohl die Frage...aber das wirst du ja gleich erfahren!
 

@ schoko_cooky: Die Autoren leiden teilweise selbst unter den ersten Anzeichen einer Schizophrenie und können demnach sehr gut nachvollziehen, wie es sich anfühlt, guter Bulle und böser Bulle in ein und derselben Person zu sein - und so lustig ist das gar nicht XD
 

@ leistillie: Das Klo mit der Zahnbürste putzen war im Vergleich dazu, es mit der Zunge putzen zu können, noch relativ human, wa?
 

@ Moni: Na, dann wissen wir Absatz ja wenigstens in guten Händen! Wenn's soweit ist, geben wir es allzu gerne bei dir in Pflege *^^*
 

@Alwena93: Ja, Ace ist echt nicht mehr zu retten. Wir haben jedoch die Vermutung, dass es sich bei Zorro ganz ähnlich verhält, aber das werdet ihr wohl noch mitkriegen
 

@ _StrawHat_Luffy_: Tashigi's harter Kern ist noch gar nicht richtig zum Vorschein gekommen XD Und das Wort "grenzgenial" ist einfach nur Bombe! Dürfen wir das irgendwann mal klauen oder hast du ein Patent drauf angemeldet?
 

Die größte militärische Leistung des Jahrhunderts ist meine Ehe.
 

Rainy Conversations
 

7 Stunden, 23 Minuten und 11 Sekunden später war Private Lorenor Zorro sich ziemlich sicher, seine Entscheidung getroffen zu haben.
 

Fluchend zog er sich den Stahlhelm tiefer in die Stirn in der Hoffnung, wenigstens die Augen vor dem Regen zu schützen, aber sie war vergebens. Seit sich die Wolken vor einer knappen Stunde zusammengezogen und ihnen einen gewaltigen Wolkenbruch beschert hatten, goss es wie aus Eimern und jeglicher Versuch, trocken zu bleiben, war bisher gescheitert.
 

Die Uniform klebte an seiner Haut, die Haare klebten in seinem Nacken und wenn er versuchte, sich abzulenken und das Gelände in Augenschein zu nehmen, sah er nichts als die von oben herabfallenden Wassermassen, die das Areal in- und um die Kaserne herum überflutete und in einen riesigen Sumpf verwandelte.
 

Man konnte kaum drei Meter weit sehen.
 

Frustriert lehnte er sich mit den Unterarmen gegen das Geländer des Wachturms B und versuchte dennoch, irgendetwas zu erkennen. Als er es nicht schaffte, starrte er in den prasselnden Regen und ordnete seine Gedanken neu.
 

Es ärgerte ihn, dass Seargant Tashigi ihn so schnell aufgab, auch, wenn es nie seine Absicht gewesen war, die Grundausbildung bis zum Ende durchzuziehen. Seine Mutter war es gewesen, die schließlich entnervt das Handtuch geworfen hatte und ihn für Disziplinarmaßnahmen an die Army weitergereicht hätte - obwohl sie wusste, dass er einen natürlichen Groll gegen diese Einrichtung hatte.
 

Nun sah er sich bestätigt. Er war klitschnass, es war arschkalt und er war so ziemlich am Ende der Welt. Vor nicht einmal zwölf Stunden hätte er einiges dafür gegeben, verschwinden zu können. Dass er nun tatsächlich die Möglichkeit dazu bekam, änderte alles. Jetzt kam es eher "aufgeben" gleich - und er war absolut kein Typ, der sich geschlagen gab.
 

Seufzend wandte der grünhaarige Private schließlich den Blick von der deprimierenden Szenerie ab und schob seine düsteren Gedanken entschlossen bei Seite. Seine Entscheidung musste so oder so noch drei Wochen warten (er bezweifelte stark, dass dieser Drachen ihn früher gehen lassen würde) und bis dahin musste er die Zeit ja irgendwie rumkriegen.
 

Er sah sich nach seinen anderen Leidensgenossen um. Fünf weitere Soldaten hielten mit ihm gemeinsam Wache, entweder, damit sie sich gegenseitig wachhielten, weil die Army einen Angriff fürchtete oder weil die Vorgesetzten einfach einen Hang zur absoluten Bösartigkeit besaßen; warum war ihm auch egal. Zwar wäre es ihm lieber gewesen, wenn Ace in der Nähe wäre (mit dem Schwachkopf wurde es nämlich nie langweilig), aber mit den anderen musste man doch auch irgendwas anfangen können. Sie konnten doch nicht ernsthaft vorhaben, die nächsten Stunden einfach tatenlos im Regen zu stehen!?
 

"Jungs", rief er entschlossen, um das Prasseln des Regens zu übertönen. "Wer von euch kann Pokern?"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Hundemüde betrat Tashigi ihr Zimmer, knöpfte ihr tarnfarbenes Hemd auf und warf es auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Sie war geschafft und wünschte sich nichts weiter, als ins Bett zu fallen, sich die Bettdecke über den Kopf ziehen und die neue Verantwortung mal für ein paar Stunden zu vergessen.
 

Kurz sah sie aus dem Fenster. Es goss wie aus Kübeln, ein wirklich ekelhaftes Wetter für eine Nachtwache. Kurz dachte sie darüber nach, welche armen Säue diese Nacht draußen ausharren und Wache schieben mussten. Sie seufzte. Egal, was für ein Mistkerl Lorenor auch sein mochte, diesen Horror wünschte sie wirklich niemanden. Aber daran etwas ändern konnte sie nicht und wollte sie auch gar nicht. Vielleicht bekam er ja jetzt einen klaren Kopf?
 

Müde fuhr sich die junge Frau über das Gesicht, als sie sich geschafft auf ihren Bürostuhl fallen ließ und zurücklehnte. Die Akten der neuen Rekruten lag in einem hohen Stapel in der Mitte des Tisches und starrte sie vorwurfsvoll an, also schloss sie die Augen und versuchte ihn auszublenden. Der Tag war unglaublich anstrengend gewesen und sie wollte nur noch Schlafen.
 

Als sie die Augen wieder öffnete, seufzte sie erneut, beugte sich nach vorne und griff sich die erste Akte. Sie war hier schließlich nicht bei "Wünsch dir was" und je schneller sie ihren Trupp in den Griff bekam, desto besser.
 

Eine Weile später, nachdem sie eine Seite bereits zum dritten Mal gelesen hatte und trotzdem nicht sagen konnte, was drinstand, klappte sie die Akte zu und legte sie soweit von sich weg, wie möglich. Knapp schielte sie nach draußen. Der Regenschauer war nicht mal ansatzweise abgeklungen, eher noch schlimmer. Langsam tat ihr die Nachtwache ernsthaft Leid. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie sowieso mal nach ihnen sehen könnte.
 

Irgendwie skurrill, eine Wache für die Nachtwache.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Sie saßen dicht zusammengedrängt in einem Stuhlkreis. Eine umgedrehte Box diente ihnen als Ablagefläche für die Karten. Neben den drei mittlerweile aufgedeckten Gemeinschaftskarten stapelten sich die Einsätze, die überwiegend aus Zigaretten, Kaugummis und Hustenbonbons bestand.
 

Zorro warf einen Blick auf sein Blatt und wog die Chancen ab. Nach einigen gespielten Runden waren nur noch vier von ihnen überhaupt in der Lage zu spielen; die anderen zwei hatten bereits ihren gesamten Wochenvorrat an Süßkram verspielt und schmollten nun ein paar Meter weiter abseits. Ein weiterer war bereits ausgestiegen, und mit den Karten, die er auf der Hand hatte, sah er dem Gewinn positiv entgegen - auch wenn er das natürlich nicht zeigte.
 

Schulterzuckend warf er seinen Einsatz in die Mitte. "So, Mädels, dann setzt mal euer bestes Pokerface auf!"
 

Skeptisch zog Tashigi die Augenbrauen zusammen, als sie die Treppen zum Aussichtspunkt hinter sich brachte - und einige Männerstimmen vernahm. Pokerface?! Das konnte doch nicht wahr sein! Wütend verschränkte der Sergeant die Arme vor der Brust, als sie die Nachtwache beim Zocken erwischte. Innerlich knurrend lehnte sie sich gegen die Wand und sah der Truppe kurz zu, bevor sie sich dann doch dazu entschloss etwas zu sagen und die Runde aufzulösen.
 

"Glücksspiele?! Also ernsthaft, Ladys..."
 

Die anderen Rekruten zuckten überrascht zusammen, sprangen auf die Beine, um zu salutieren - und rissen dabei den gesamten, improvisierten Tisch um und verteilten die Einsätze in die großen Pfützen auf dem Boden.
 

Der Einzige, der störrisch sitzen blieb, war derjenige, der den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte. "Ja, warum nicht?", gab Zorro zurück und warf seine nun nutzlosen Karten auf den Boden zu den anderen. "Bei dem Sauwetter sieht man eh nichts."
 

Das war eine Tatsache. Der Himmel war von dunklen Unwetterwolken übersät und ließ keinerlei Mondschein hindurch. Ihre einzige Beleuchtung auf dem Wachturm waren ein paar aus der Mode gekommene Öllampen, von denen auch nur die Hälfte befüllt war. Mit anderen Worten: der Feind könnte in grellen Neonfarben gekleidet in Badelatschen ein Feuerwerk auf dem Trainingsplatz veranstalten und sie würden nichts davon mitbekommen.
 

"Warum wundert es mich nicht, dass Sie da mit drin hängen, Private?!", seufzte Tashigi nur kurz auf und wusste nicht, welchen von den Soldaten sie als erstes zusammenfalten sollte. "Warum nicht?!!! Nicht umsonst heißt das Nachtwache!", erklärte der Lieutnant nur mit bissigem Unterton. "Ihrem Verhalten nach zu urteilen haben Sie sich schon entschieden, wie es nach den drei Wochen aussieht, nicht wahr?!"
 

Widerwillig rappelte Zorro sich nun doch auf die Beine. Wenn sie ihn anmotzen wollte, sollte sie das tun, aber er hatte nicht die geringste Lust dabei die ganze Zeit auf dem Stuhl zu hocken und eine Nackenstarre zu kriegen, weil er die ganze Zeit zu ihr hochsehen musste.
 

Er setzte gerade zu einer überzeugten Antwort an, als sie ohne Umschweife fortfuhr und auf ihre kleine Abmachung von Mittag zu sprechen kam.
 

Ablehnend verschränkte er die Arme vor der Brust. Tatsächlich hatte er die ersten zwei Stunden der Nachtwache damit verbracht, diese Entscheidung zu fällen, war letztendlich aber doch zu keiner Lösung gekommen. Das hatte nichts mit seinem Verhalten zu tun, ihm war schlicht und ergreifend verflucht langweilig gewesen und es war einfach unnötig, stundenlang in den Regen zu starren und nach Eindringlingen Ausschau zu halten. Das war noch lange kein Grund, ihm deshalb sofort an die Karre zu pissen.
 

Gut, sie konnte ihn nicht leiden. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, aber anscheinend konnte sie es gar nicht abwarten, dass er verschwand und sie wieder ihr normales Domina-Dasein fristen konnte.
 

Er verbiss sich seinen scharfen Kommentar zum Thema Nachtwache und beschloss stattdessen, ihr eine ehrliche Antwort auf ihre Frage zu geben. "Nein", entgegnete er ruhig.
 

Kurz stutzte Sergeant Tashigi, als ihr zum ersten mal richtig auffiel, wie groß Lorenor eigentlich war. Eine beachtliche Größe und einen ziemlich muskulösen Körperbau hatte er ja. Eigentlich wäre er der perfekte Vorzeigerekrut, wenn er sich nur nicht so respektlos benehmen würde.
 

Niedergeschlagen ließ sie die Schultern hängen, sah dann nochmal knapp zu Lorenor auf und seufzte. In drei Wochen würde sie mehr wissen.
 

"Los, zurück auf die Posten..."
 

Tashigi hatte wirklich keine Lust sich mit dem Problemthema Lorenor auseinander zusetzen, zumindest jetzt nicht. Dafür einfach zu müde und zu... enttäuscht darüber, dass hier mal wieder alle das machten, was sie wollten.
 

Der Grünhaarige runzelte irritiert die Stirn.
 

Kein Rumgezicke? Keine Beleidigungen? Keine "Was-haben-Sie-sich-nur-dabei-gedacht?!"-Laier? Nicht einmal eine schrecklich entwürdigende Strafarbeit?
 

Während die anderen Soldaten ihrem Befehl nachkamen und zurück auf ihre Posten eilten, versuchte Zorro, aus seinem Sergeant schlau zu werden - vergeblich. Sie schien tatsächlich nicht dazu bereit, auch nur ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln und für einen kurzen Moment sah sie unendlich müde aus. Damit erinnerte sie ihn mehr denn je an Kuina und er bemerkte entsetzt, dass seine Abneigung langsam einer Art Besorgnis wich.
 

Sie sahen sich so verdammt ähnlich, dass er seine Gefühle nicht mehr klar auseinander halten konnte. Das sollte zwar eindeutig nicht der Fall sein, aber er schaffte es einfach nicht, ihr jetzt noch einen gehässigen Kommentar an den Kopf zu werden und es auf einen Streit anzulegen.
 

Stattdessen fragte jemand: "Alles in Ordnung mit Ihnen, Seargant?", und er bemerkte viel zu spät, dass er es selbst gewesen war.
 

Irritiert sah sie nochmal zum Private um.
 

Hatte er wirklich gerade gefragt, ob alles in Ordnung mit ihr war, oder bildete sie sich das gerade nur ein? Nein, ganz bestimmt keine Einbildung. Peinlich gerührt darüber, dass sie gerade wirklich einen Funken Schwäche gezeigt hatte, bäumte sie sich vor Lorenor auf, damit er ja nicht auf die Idee kam, sie wäre schwach. "Gurken in den Ohren? ZURÜCK AUF IHREN POSTEN, PRIVATE! ODER MUSS ICH IHNEN BEINE MACHEN?!!!"
 

Einen Moment lang starrte Zorro sie bloß fassungslos an.
 

Teils, weil er sich immer noch darüber ärgerte, dass er die Frage überhaupt gestellt hatte, aber besonders, weil sie direkt hochging wie M-61 Splitterhandgranate, die dem Feind genau vor die Füße fiel und ihn in Stücke riss. Und er wusste verdammt gut, wovon er redete.
 

Er versuchte gar nicht erst, sie zu verstehen. Ihre Reaktion war deutlich genug gewesen. Unwillkürlich fragte er sich, wie sie wohl reagierte, wenn man ihr Hilfe anbot...würde sie dann Amoklaufen?
 

Er hatte jedoch nicht vor, das herauszufinden, sondern die Schnauze für heute gestrichen voll, machte auf dem Absatz kehrt und stapfte zurück auf seinen Aussichtspunkt und murmelte nur halblaut diverse Flüche und Verwünschungen vor sich hin.
 

Dass Lorenor vor sich hinfluchte wie ein Rohrspatz vernahm der Seargant zwar, aber interessieren tat sie das nicht im Geringsten, im Gegenteil. Fast schon amüsiert sah sie den Grünschopf hinterher und machte sich dann ebenfalls auf den Weg, geradewegs zurück in ihr Zimmer zu ihren Akten. Sie musste noch so viel über ihre Rekruten wissen, dass sie es sich nicht leisten konnte jetzt schon schlafen zu gehen.
 

Auf dem Weg die Treppen hinunter fuhr sich Tashigi über den verspannten Nacken, seufzte nur einmal kurz auf und kam dann doch ins Grübeln. Lorenors Frage war zwar nett gemeint gewesen, aber das zeigte nur, dass sie im Moment nicht ganz auf der Höhe war.
 

Vielleicht war die Rolle als Drill Seargant ja doch eine Nummer zu groß für sie.

Homophobia

Alles hört auf unser Kommando!
 

Schluss mit Sommerpause, der Drill für eure Lachmuskeln geht weiter. Müssen wir noch was erklären?

Und falls ihr euch fragt, warum das so lange gedauert hat: Drill Seargents haben es nicht nötig, Fragen zu beantworten ;D

Ausnahmen bestätigen die Regel.
 

@ Chaos_NoNo: Ja, Tashigi muss mit zur BiWa. Ist ja schließlich ihr Trupp. Wann und vor allem wie das abläuft, erfahrt ihr dann, wenn's soweit ist. Aber freu dich ruhig schon drauf XD
 

@ LuxusDrake: Ja, renn nur weg. Erst große Töne spucken und dann verdünnisieren. Und ihr wollt stolze Soldaten sein? ;D Aber weitergeschrieben haben wir. Lies selbst!
 

@ pbxa_539: Einblick in die Akten? Hm, mal schauen, vielleicht lässt sich das einrichten. Unter Umständen. Wenn ihr lieb seid. (Aber seid ihr das nicht immer?)
 

@ Moni: Da Zorro die Bundeswehr sowieso ungefähr so einladend findet wie einen Hochsicherheitstrakt, sind die Poker-Einsätze ziemlich passend, findest du nicht? Und ja, es bahnt sich was an: jede Menge Ärger.
 

@ -erised-: Der gute Süßkram wurde natürlich ganz ordnungsgemäß wieder eingesammelt und fachgerecht entsorgt. Sie hatten ihn sowieso alle nur dabei, um die Zeit totzuschlagen. Was hilft besser gegen Langeweile als Essen? Na? Naaaa?!!
 

@ _StrawHat_Luffy_: Da du uns die Erlaubnis für das Wort "grenzgenial" erteilt hast, sehen wir mal über deine selbstverordnete Beförderung zum Drill Seargent weg. Aber nicht, dass das zur Gewohnheit wird! ;D
 

@ Alwena93: Wie man an Tashi's Reaktion sehen kann, ist "süß" in der Army fehl am Platz XD Warum unser Marimo aber so eingehend darüber nachdenkt, ob er bleibt oder nicht, wird aber erst später enthüllt. Er hat so seine Gründe.
 

@ leistillie: Natürlich haben die Respekt vor ihr. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? XD
 

Wer im Leben selbst kein Ziel hat, kann wenigstens das Vorankommen der anderen stören.
 

Homophobia
 

Der Regen peitschte ihm schon seit Anbeginn ihres Kampfes ins Gesicht, er stand bis zu den Knöcheln im Dreck. Er war stark, aber Kuina drängte ihn dennoch immer weiter zurück. Es störte ihn nicht, die Freude, sie wieder zu haben und mit voller Kraft gegen sie zu kämpfen, überwog die Tatsache, dass er kurz davor war, schon wieder gegen sie zu verlieren.

Und dann stolperte er. Während er fiel und rücklings auf der Oberfläche aufschlug, hörte er ein metallisches Klirren und wusste, dass die Klinge seines Schwertes zerstört war. Kuina beugte sich über ihn und in dem Moment erkannte er, dass es gar nicht Kuina war, sondern Tashigi, die ihn von oben herab hönisch anlächelte. "Du musst aufstehen, Zorro", sagte sie und dann klatschte ihm der Regen eiskalt ins Gesicht, so kalt, dass er unmöglich nur ein Traum sein konnte und...
 

...er schlug keuchend die Augen auf.

Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, während er irritiert versuche, das Wasser und das grelle Licht wegzublinzeln. Nach ein paar Sekunden war sein Verstand wieder so klar, dass er seine Umgebung erkannte. Er war nicht draußen in einem Unwetter, sondern in dem Gruppenzimmer in der Kaserne, in seinem Bett, in dass er gegen halb vier erschöpft gekrochen war, nachdem er bei der Wache abgelöst worden war, und Ace stand mit einem leeren Eimer neben ihm und hob gleichzeitig beschwichtigend die Hände.
 

Das Wasser war real gewesen.
 

Unwillig schüttelte er sich und setzte sich auf, um grausame Rache zu üben, aber der Schwarzhaarige wich hastig zurück und machte sich an seinem Schrank zu schaffen. "Wir haben versucht, dich auf herkömmliche Art und Weise zu wecken", versprach Ace, während Zorro geschlagen die Beine aus dem Bett schwang und sich das durchnässte Shirt über den Kopf zog.

Unbeeindruckt fuhr der Sommergesprosste fort. "Besser ich als Tashigi, oder?"
 

Der Grünhaarige blickte seinen Kameraden einen Moment verblüfft an und zuckte dann widerwillig mit den Schultern. Er war hundemüde. Der wirre Traum hatte ihn außer Konzept gebracht. Und außerdem war er schon wieder nass.

Noch ein bisschen Flüssigkeit mehr, und er würde sich in ein Seepferdchen verwandeln.
 

"Wie viel Uhr?", murmelte er schließlich, nachdem er einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte. Er war immer noch dunkel, und der Regen immer noch vorhanden.

"Kurz vor fünf", informierte ihn Lysop. Zorro stöhnte entsetzt auf, ließ sich zurück auf die durchgelegene Matratze fallen und zog sich die Bettdecke über das Gesicht.

Ace warf ihm seine Klamotten entgegen. "Bleib wach, sonst handelst du dir nur noch mehr Ärger ein!"
 

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Murrend über diese unnormal frühe Uhrzeit zündete sich First Lieutenant Revy Smith die erste Zigarette des Tages an. Sie stand neben Drake Simmons vor einem meterlangen, hallenden Flur, der einfach kein Ende zu nehmen schien. Gähnend und darauf bedacht, ihre Kippe dabei nicht zu verlieren, kratzte sie sich am Hinterkopf.

"Langsam müsstest du dich doch an diese Uhrzeiten gewöhnt haben, Revy!", tadelte ihr Kollege sie schmunzelnd.
 

Knurrend paffte sie den Qualm aus. "Nö, das ist so 'ne Sache, an die ich mich nie gewöhnen werde."

Leise lachend über den Starrsinn seiner Kollegin zog Drake eine Fußballtröte aus der Tasche und ließ sie für mehrere Sekunden ertönen. Die Lautstärke war atemberaubend und zeriss ihnen beinahe die Trommelfelle. Es war so verdammt laut, dass selbst den Rekurten drei Stockwerke höher die Ohren klingeln mussten.
 

Wütend hielt sich Revy die Ohren zu, wartete ab, bis das unmenschliche Geräusch verstummte und motzte dann los. "Ich glaub es hackt!"

"Was denn, funktioniert doch...", grinste Drake behutsam und vernahm selbstzufrieden die erschöpften, aufstöhnenden Stimmen der Rekruten aus den umliegenden Zimmern. "Ich liebe meinen Job!"
 

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Als ein lautes Tröten durch das Gebäude heulte, gab Zorro sich geschlagen und hievte sich mit einem inbrünstigen Seufzen zurück in die Senkrechte. Missmutig schob er den Klamottenhaufen von seinem Schoß und suchte dann nach einem frischen Shirt, während Lysop und Ace geschäftigt durch das Zimmer wuselten und den Krimskrams in die Schränke beförderten.
 

Dabei entging dem Grünhaarigen nicht, dass Lysop dabei immer wieder kurze, verstörte Blicke in seine Richtung warf, aber das ignorierte er gekonnt. Er konnte sich denken, warum die Langnase in beäugte. Die lange Narbe, die quer über seinen Oberkörper verlief, beschwor immer neugierige Fragen und Blicke hervor, denen er stets gekonnt auswich. Nicht einmal Ace wusste, woher sie rührte, und er hatte nicht vor, irgendetwas an diesem Zustand zu ändern.

Sie existierte, und das war schlimm genug.
 

Mühsam zog er sich schließlich das Shirt über den Kopf und schlüpfte in den Rest der Uniform, obwohl jede Faser seines Körpers nach Schlaf verlangte.
 

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"ANTRETEN AUF DEM FLUR IN ZWANZIG SEKUNDEN!", rief Drake durch den Flur und befand gedanklich, dass zwanzig Sekunden für den ersten Tag noch ziemlich gnädig waren.

"Smoker hat uns damals nicht mal zehn gegeben", empörte Revy sich lediglich über Drakes weichen Kern.

"Ach was, das wird im Laufe der Zeit stetig weniger. Lass die sich doch erstmal 'einleben'."
 

Schmunzelnd sah Drake auf die Uhr. Nur noch fünf Sekunden...
 

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Kaum dass der Befehl durch den Flur hallte, verschwanden Zorros Zimmergenossen nach draußen und ließen ihn in wunderbarer Stille alleine.

Der Grünhaarige blickte ihnen kurz irritiert hinterher, zuckte dann mit den Schultern und griff nach seinen Stiefeln. Nachdem er die fertig verschnürt hatte und die Ruhe für ein paar Sekunden ausgekostet hatte, zwang er sich zum aufstehen und folgte den beiden Deppen hinaus auf den Flur.
 

"Guten Morgen, Rekurten!", begrüßte Drake die Männer und versuchte möglichst... unbelustigt dreinzuschauen, was sich als ziemlich schwierig erwies. Er konnte das Zucken seiner Mundwinkel einfach nicht unterdrücken. Wie müde alle aussahen, wunderbar!

"Heute wird ein ziemlich langer Tag für euch, Männer! Draußen wartet nämlich euer Seargant - und die ist immernoch ein bisschen böse auf euch."
 

Ja, Tashigi mochte es wirklich nicht, wenn man ihr hinterherpfiff. Um so lustiger fand Drake die Situation und seine Belustigung gewann die Oberhand, als die Männer entsetzt vor sich hinmurrten. Er grinste breit.

"Also dann, im Gleichschritt MARSCH! In einer Minute seid ihr draußen!!"
 

"'Ein bisschen böse' ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts", murrte Zorro halblaut und sah aus den Augenwinkeln, wie Ace belustigt grinste, während sie sich in Gang setzten und ihren Leidensgenossen folgten. Kurz vergewissterte der Schwarzhaarige sich, ob sie von den Vorgesetzen beobachtet wurden, und als das nicht der Fall war, entschloss er sich, zu antworten.

"Naja, auf dich scheint sie's besonders abgesehen zu haben", gestand er leise.

Zorro zog eine Augenbraue in die Höhe. "Das ist mir auch schon aufgefallen", seufzte er dann und vergrub die Hände in den Hosentaschen.
 

Seargant Tashigi Jenkins war bereits bis auf die Knochen durchweicht, als die Männer endlich den Hof betraten. Nur das Barett auf ihrem Kopf schützte sie vor dem Regen, hielt ihre Haare trocken und verschaffte ihr wenigstens halbwegs klare Sicht.

"Guten Morgen, Ladys!", begrüßte sie die Männer, die immernoch müde aus der Wäsche schauten. Seufzend musste sie feststellen, dass die Rekruten wohl wieder die Aufstellung vergessen hatten.

"Was soll das denn werden, wenn's fertig ist? DER GRÖßE NACH IN 3 REIHEN!"
 

Zorro stöhnte lautlos, als sie wieder hinaus in den Regen traten. Wozu hatte er sich vor knapp zwei Stunden eigentlich die Mühe gemacht, sich abzutrocknen? Als die blöde Kuh dann auch noch die Frechheit besaß, sich zu beschweren, war seine Laune schon wieder am Tiefpunkt angelangt, bevor sie überhaupt Tageslicht erblickt hatte.

Er wechselte einen kurzen Blick mit Ace, und als der etwas zu der Verteidigung seiner Jugendfreundin sagen wollte, wandte der Grünhaarige sich schlicht ab und suchte nach einem Rekruten, der in etwa so groß war wie er.
 

Tashigi sah ihrem frischgebackenen Trupp skeptisch dabei zu.

Also, mal ernsthaft... ging's noch katastrophaler?
 

Stolperten förmlich über ihre eigene Füße und dann dauerte es auch noch eine halbe Ewigkeit. Die Jungs mussten wirklich noch verdammt viel lernen.

"Ab sofort merkt sich jeder seinen rechten Mann, verstanden?!", befahl sie genervt. "Damit dieser Scheiß nicht nochmal passiert...", fügte sie leise murmelnd hinzu, während sie die Arme hinter ihrem Rücken verschränkte. Aber 'perfekt' war das noch lange nicht. "Achzig Zentimeter zu eurem Nebenmann, wenn ich bitten darf."
 

Der Grünhaarige warf einen knappen Blick auf den Kerl, der rechts neben ihm stand und beschloss spontan, sich die Hackfresse nicht zu merken. Stattdessen wünschte er sich beinahe, er wäre einfach neben Ace stehen geblieben, auch wenn der ihn mit seinem scheinbar grenzenlosen Verständnis für die kaltblütige Art ihres Seargants zur Weißglut trieb.

Prüfend versuchte er, den Abstand zwischen sich und den beiden anderen abzuschätzen. Leider hatte er grade keine achzig Zentimeter Messlatte zur Hand.
 

Die reinste Katastrophe!

Am liebsten wäre Seageant Tashigi im Erdboden versunken. Stattdessen zog sie lediglich ihr Barett etwas tiefer in Gesicht, damit man ihre Schamesröte nicht erkennen konnte, obwohl das in der dunkelheit ohnehin unwahrscheinlich war. Peinlich!
 

Murrend blieb sie vor einigen Rekruten stehen und brachte sie unwirsch in die richtige Position, damit die Aufstellung endlich ihre Ordnung hatte. Auch bei Lorenor machte sie nicht halt und sie musste sich eingestehen, dass sie beinahe damit gerechnet hatte, dass er aus der Reihe tanzte. "Sagen sie, Private, sind sie schwul?", fragte sie ihn trocken.
 

Finster erwiederte Zorro ihren Blick und hätte der Tussi am liebsten irgendwas ins Gesicht gerammt. Gleichzeitig konnte er nicht anders, als an diesen wirren Traum zurückzudenken, schob die Frage, was er zu bedeuten hatte, dann aber wieder zurück und rang sich eine Antwort ab.

"Wieso? Stehen Sie auf sowas, Seargant?"
 

Die Hackfresse neben ihm - und alle anderen, die seine Antwort gehört hatten - zogen scharf die Luft ein und er wusste, dass er sich mal wieder Ärger eingehandelt hatte. Allerdings war ihm das scheißegal. Sie war nicht die einzige, die noch sauer war, und er hatte ihre Reaktion gestern Nacht nicht vergessen. Und der merkwürdige Traum ließ ihn auch nicht grade für sie schwärmen.
 

Einen kurzen Moment war Tashigi tatsächlich sprachlos. Dieser Mann machte sich nicht gerade beliebt bei ihr, im Gegenteil. Ein ziemlich harter Brocken. Langsam aber sicher erweckte dieser Typ wirklich den Kampfgeist in ihr.

Ein Härtefall, den man zu gerne einfach umpolen würde. Und wenn sie Lorenors harte Schale zum knacken bringen könnte, wären die anderen auch kein Problem mehr, da war sie sich sicher. Eine richtige Herausforderung!

"Sie machen es mir wirklich einfach, Sie zu hassen. Runter auf den Boden und zweihundert Liegestütze. Sofort."
 

Für ein paar Sekunden starrten sie sich gegenseitig unnachgiebig in die Augen.

Sie hasste ihn also? Na, das beruhte auf Gegenseitigkeit. Aber wenn sie tatsächlich glaubte, ihn mit solchen Strafen aus dem Konzept zu bringen, dann hatte sie sich gewaltig geirrt.
 

Seine Hände versanken bis zu den Handgelenken im Schlamm, als er sich auf dem Boden aufstützte und mit den Liegestützen begann. Der Regen prasselte ihm dabei in den Nacken und lief seinen Rücken herunter, aber das störte ihn nicht länger. Sportliche Betätigung hatte ihm schon immer gut getan und dabei geholfen, seine Gedanken zu ordnen - Krafttraining insbesondere.

Zweihundert Liegestützen waren ein Witz, und wer zuletzt lachte, lachte bekanntlich am Besten.
 

Während der Privte vor ihr mit seinen Liegestüzen begann, machte sich Second Lieutenant Tashigi weiter daran, die Jungs richig aufzustellen. Auch, wenn es wirklich nur Kleinkram war, es gehörte nun mal zu ihren Aufgaben, ihnen Disziplin einzuprügeln. "Also Mädels, merkt euch das. Mehr als achzig Zentimeter gilt als abwesend, weniger zeigt mir, dass ihr eine gewisse Neigung zu euren Nachbarn habt, verstanden?!"

"JAWOHL!"
 

Naja, wenigstens hörte ihr der Rest zu.
 

Nach zwanzig Liegestützen war Zorro vollkommen durchnässt und seine Kleidung wog schätzungsweise zwei Tonnen. Den Blick hatte er fest auf die braune, durchweichte Erde gerichtet, während er sich weiter hinaufstemmte, immer wieder, während sein persönlicher Erzfeind die restlichen Rekruten kontrollierte.
 

In Gedanken konzentrierte er sich aufs Zählen und zum ersten Mal seit Tagen dachte er nicht über irgendwelche Probleme und himmelschreiende Ungerechtigkeiten nach und merkte, so unglaublich das in Anbetracht seiner Tätigkeit auch klingen mochte, wie er sich entspannte und seine innere Anspannung sich langsam löste.
 

Nach fünfzig Liegestützen fühlte er sich besser und sein Verstand war wieder klar. Beinahe hatte Tashigi ihm mit dieser Strafe einen gefallen getan, denn nun war er sich ziemlich sicher, wie seine Entscheidung ausfallen würde.

Er würde sich nicht drücken, sondern der blöden Kuh zeigen, was er auf dem Kasten hatte, komme, was wolle. Und wenn er sie damit genauso in den Wahnsinn trieb, wie sie ihn, umso besser.
 

Als der Drill Seargant endlich damit fertig war, die Rekruten richtig aufzustellen, sah sie kurz zum Grünschopf rüber, der immer noch seine grechte Strafe verbüßt. Sie trat zu Ace rüber. "Hast du mitgezäht?"

"Natürlich", grinste der Gesprosste nur kurz und zählte munter weiter. "Ungefähr bei fünfzig..."
 

Gegen ihren Willen leicht beeindruckt zog Tashigi die Augenbrauen hoch. Schon mal nicht schlecht, sie hatte schon hoffnungslosere Fälle erlebt, die nicht einmal zwanzig geschafft hatten. Aber das Großmaul hatte dieses Prozedere ja bereits einmal durchmachen müssen, immerhin war er nicht erst seit gestern bei der Army.

Seufzend baute sie sich wieder vor Lorenor auf. "Sie können aufhören, Private. Heben sie sich den Rest für nachher auf."
 

Als der Grünhaarige die Stiefel vor seiner Nase bemerkte, blickte er kurz auf, fuhr dann jedoch unbeeindruckt fort, bis ihn ihre Stimme endgültig aus seiner Konzentration riss und er innehielt.

Dieser Rückzug irritierte und ärgerte ihn gleichermaßen, aber als er sich schließlich wieder auf die Beine rappelte, kam er nicht umhin zu bemerken, dass sie scheinbar milde überrascht war - und beinahe hätte er triumphierend gegrinst.
 

Stattdessen wischte er sich die schlammigen Hände an der Hose ab und wischte sich den restlichen Schlamm mit den Ärmeln aus dem Gesicht, während er abwartete, was ihnen nun schon wieder bevorstand.
 

Während der Soldat vor Tashigi wieder auf die Füße kam, wandte sie sich wieder den anderen zu. "Alles klar... RECHTS RUM UND BEREIT ZUM FRÜHMARSCH! IM GLEICHSCHRITT VORWÄRTS!!!"
 

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Der Himmel über ihnen schien genauso begeistert von der Idee des Seargants zu sein, wie die Rekruten. Sie hatten noch keine halbe Meile hinter sich gebracht, als der Regen stärker zu werden schien und ihnen heftig ins Gesicht peitschte.

Der Trampelpfad, dem sie folgten, war rutschig und matschig und nicht selten schaffte es ein Soldat, der Nase nach zu Boden zu gehen und sich fluchend wieder aufzurappeln, um Schritt zu halten.
 

Zorro hatte so langsam das Gefühl, dass nicht nur der Seargant, sondern auch das Wetter ihn verarschen wollte.

Es schien wie in einem Buch zu sein, in dem das Wetter immer die Laune der Hauptfigur widerspiegelte und kurz fragte er sich, ob die Sonne scheinen würde, wenn er nicht ganz so abgefuckt wäre. Dann schüttelte er den Gedanken wieder ab.

Das Wetter lag ganz bestimmt nicht an seiner Laune, sondern an dem verdammten Bundesstaat und der Klimazone, in der sie sich befanden und er hatte das dumpfe Gefühl, dass es noch sehr, sehr lange regnen würde.
 

Auch Second Lieutenant Tashigi hätte sich das ein oder andere mal fast gemault, was nicht nur am Schlamm, sondern auch an ihrer Tollpatschigkeit lag. Noch so ein Punkt, weshalb sie sich sicher war, als Dill Seargant denkbar ungeeignet zu sein. Aber das schien Smoker egal zu sein.

Etwas aus der Puste kam Tashigi zum Stehen, nahm ihre Mütze ab und strich sich mit einer groben Handbewegung die Haare aus dem Gesicht. "Okay, fünf Minuten Pause, dann geht's weiter."
 

Die meisten Rekruten blieben sofort stehen, stützten sich nach vorne auf ihre Oberschenkel und versuchten, tief durchzuatmen. Selbst Seargant Tashigi höchstpersönlich zeigte erste Spuren der Erschöpfung und beinahe hätte Zorro belustigt gegrinst. Stattdessen hielt er Ausschau nach Ace, der ein paar Meter vor ihm stand, und machte sich auf dem Weg zu ihm.
 

"Nimmst du sie immer noch in Schutz?", fragte er trocken und wischte sich die Regentropfen aus dem Gesicht. Ace blickte überrascht auf, grinste leicht und zuckte mit den Schultern. "Naja, zumindest betrachte ich sie nicht als das personifizierte Böse."

"Du solltest dich den Tatsachen stellen", gab der Grünhaarige knapp zurück und warf einen kurzen Blick auf sie.
 

"Die Tatsachen zeigen mir nur, dass ich Kohldampf hab", gab Ace murmelnd zurück und legte eine Hand auf seinen nachdrücklich knurrenden Magen. Immerhin stapften sie nun schon seit einer geschätzten Stunde Richtung Nirgendwo, und das, ohne gefrühstückt zu haben. Dabei hatte er mit jeder Faser seines Körpers darauf gehofft, dass diese Kaserne das anders handhabte. Aber scheinbar waren alle Standpunkte gleich grausam und rücksichtslos.

Zorro verdrehte nur die Augen. "Den hast du immer", erinnerte er den Schwarzhaarigen leicht schmunzelnd und klopfte mit den Stiefelspitzen gegen einen Baumstumpf, um die Dreckbrocken zu lösen, die sich darunter angesammelt hatten.
 

Als der Grünhaarige fertig war, schob Ace ihn bei Seite und riss sich den Baumstumpf unter den Nagel, um sich zu setzen. Er hatte Tashigi echt gern, wirklich, aber die Pause brauchte er jetzt trotzdem. Als er saß, grinste er seinem Kumpel zu. "Ich kann auch noch was rücken", bot er an, aber Zorro verdrehte nur die Augen. "Nein, danke." Er brauchte keine Pause. Er fragte sich lediglich, wie lange sie noch sinnlos durch dieses Terrain laufen mussten - und was sie danach erwartete.
 

Auch Tashigi wischte sich den Regen aus dem Gesicht (das Barett half bei dem Platzregen letztendlich auch nicht mehr),und zog sich die Jacke aus, um diese auswringen zu können. Eigentlich machte es keinen Sinn, aber im Moment hatte sie das Gefühl, etliche Tonnen mit sich rumzuschleppen. Nicht gerade das beste Weeter für einen Frühmarsch, aber was einen bekanntlich nicht umbrachte, das machte einen Stärker.

Während die Rekruten noch nach Luft schnappten und sich setzten, zog sich Tashigi wieder ihre Jacke über. Sie wusste, wenn sie sich jetzt setzen würde, würden ihre Füße anfangen zu protestieren. Ausruhen konnte sie sich, wenn sie wieder zurück waren.
 

Sie wartete penibel genau fünf Minuten, bevor sie sich wieder ihrer Truppe zuwandte und ihre dünne, durchweichte Jacke schloss. "Es geht weiter, Mädels!", rief sie nur und ging voran, eine murrende Crew hinter sich. Sollten sie doch jammern, bald würden sie sich daran gewöhnen. Aber wenn sie jetzt schon nörgelten, was würde sie dann erst zu hören bekommen, wenn sie ihnen zwanzig Kilo Gepäck aufbürdete?
 

Der Schwarzhaarige seufzte leise, als seine alte Jugendfreundin unbarmherzig das Signal zum Aufbruch gab und quälte sich wieder auf die Beine. Er hatte Mühe, zu Zorro aufzuschließen, der inzwischen bereits einige Meter hinter sich gebracht hatte. Als er es endlich geschafft hatte, atmete er kurz durch und grinste. "Was meinst du, wie lange wir noch unterwegs sind?", hakte er nach.

Der Grünhaarige zuckte mit den Schultern. "Wenn's nach ihr geht, ewig", gab er schließlich zurück und nickte abwertend in Tashigis Richtung.
 

= = =
 

Sie waren seit zwei Stunden unterwegs und Tashigi hatte Mühe, ihren Trupp bei Laune zu halten. Nicht einmal die Tatsache, dass sie sich auf dem Rückweg befanden, hatte die Männer dazu antreiben können, sich nicht so hängen zu lassen.

Unnachgiebig gab der Drill Seargent weiterhin Marschlieder zum Besten. Sie hoffte, die Gruppe damit vom Marsch an sich abzulenken, außerdem schien die Zeit dann schneller zu vergehen, doch kaum einer stimmte mit ein und sie bezweifelte stark, dass es daran lag, dass niemand die Texte kannte.

Trotz der intensiven Stimmbänderübungen war nicht mal ein Hauch von Motivation zu spüren, im Gegenteil. Anscheinend ging den Rekruten dadurch nur noch schneller die Puste aus.
 

Good for you!

Good for me!

I love working for Uncle Sam!

Let's me know just who I am!
 

I love working for Uncle Sam? Mal ehrlich, mit dem Song war der Seargant bei Zorro auf jeden Fall an der falschen Adresse. Möglich, dass er sich mittlerweile dazu entschlossen hatte, zu bleiben, aber das änderte nichts an seiner tatsächlichen Einstellung zur Army.

Neben dem Grünhaarigen keuchte Ace und stolperte ungeschickt durch den Matsch. Ihm war längst die Puste ausgegangen, um die Lieder mitzträllern, und es ärgerte den Schwarzhaarigen offensichtlich teuflisch, dass sein Kumpel mit der exotischen Haarfarbe eine bessere Kondition besaß als er selbst. "Verdammt, wieso kriechst du noch nicht?", maulte er schließlich.

"Weil ich nicht so ein Jammerlappen bin wie du?"
 

Kurz besah sich Seargant Tashigi ihre Truppe und musste feststellen, dass fast alle vor Erschöpfung auf dem Boden krochen. Fast alle.

Warum ausgerechnet der Mann, den sie versuchte fertig zu machen und zu erziehen, noch halbwegs stand, wusste sie nicht. Irgendwann würde sie diesen Kerl noch in die Knie zwingen, darauf gab sie Brief und Siegel.

"Los, wir sind fast da! Schwächeln ist jetzt nicht!!!"
 

Zorro schmunzelte triumphierend, als er bemerkte, wie Tashigi einige Meter weiter vorne ihren bemitleidenswerten Trupp in Augenschein nahm - und wie ihr Blick eine Sekunde länger an ihm selbst haften blieb. Wenn sie ihn fertig machen wollte, musste sie schon härtere Geschütze auffahren, als einen läppischen Frühmarsch.

Seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Die frische Luft und der Regen, der ihm stetig ins Gesicht schlug, waren vielleicht eiskalt und unangenehm, vertrieben dafür aber jeden Ansatz von Müdigkeit, auch wenn seine Kameraden das wahrscheinlich anders sahen.
 

Seufzend fuhr sich Tashigi über die Schläfe, als die Männer rumjammerten und sich krümmten vor Schmerzen und Seitenstichen. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. "... was für Pussys...", murmelte sie nur leise und überlegte krampfhaft, wie sie ihren Trupp dazu kriegen konnte, etwas Stolz zu zeigen und die Sache durchzuziehen.
 

"Was zum Teufel ist nur los mit euch?! Das kann doch nicht sein, dass ihr jetzt aufegbt, so kurz vor dem Ziel!", maulte sie nachdrücklich und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme verzweifelt klang.

Die Männer konnten ja wirklich nichts!

Keine Ausdauer, keine Disziplin...das konnte noch heiter werden.
 

Ausnahmsweise musste der Grünhaarige ihr beipflichten.

Vielleicht war er nicht das Paradebeispiel für Gehorsam und Demut, aber auch er war erstaunt, wie wenig Disziplin die Jungs an den Tag legten. Wollten sie sich etwa von dem Seargent abhängen lassen? Auf die Art und Weise würden sie in den nächsten Tagen und Wochen nur noch mehr gequält werden, da war er sich sicher. Allerdings gefiel es ihm, dass das Tashigi gegen den Strich ging, also hielt er die Klappe.
 

Kurz sah Tashigi auf die Uhr und seufzte tief.

Wenn sie schon ihre Truppe mit Worten nicht anspornen konnte, denn eben auf eine andere Tour. Und sie war sich ganz sicher, das mindestens eine Person losrennen würde, wie von der Tarantel gestochen.

"Tja, um halb acht macht die Kantine zu..."

Dann war's das mit dem Frühstück - und sie hatte nicht vor eine Pause für das Mittagessen einzulegen.
 

"Wie viel Uhr haben wir?!!", schoss es panisch aus Ace heraus und er sah sich hektisch nach allen Seiten um. Schließlich blickte er in den Himmel, um den Sonnenstand abzulesen und bemerkte nebenher, dass er dazu nicht im Stande war. "WIE VIEL UHR?!!", verlangte er nun um einiges lauter zu wissen und einige der Kameraden stimmten in das Gefrage ein.

Schließlich war es Lysop, der ihnen die Frage beantwortete. "Sieben Uhr achtzehn", meinte die Langnase für alle vernehmlich und dahin war Ace's Zurückhaltung.
 

Ohne auch nur ansatzweise auf ihre Aufstellung zu achten, preschte er los und überholte den Großteil der Truppe. Seine Erschöpfung hatte er scheinbar schlagartig vergessen und Zorro konnte nicht anders, als amüsiert den Kopf zu schütteln und Tashigi im Stillen für ihren Einfall zu loben. Nicht, dass er es jemals freiwillig laut ausgesprochen hätte.

Die restlichen Rekruten ließen sich vom Enthusiasmus des Schwarzhaarigen anstecken - und ihr knurrender Magen trieb sie wahrscheinlich zusätzlich an - sodass ausnahmslos alle ihre Schritte drastisch beschleunigen.

Der Grünhaarige musste irritiert feststellen, dass er plötzlich das Schlusslicht darstellte.

Fluchend nahm er die Beine in die Hand und setzte der wild davonstürmenden Horde nach. Denn wenn Ace zuerst in der Kantine ankam, dann würde für den Rest nichts mehr übrig bleiben.
 

Überrascht darüber, dass ihre Strategie voll aufgegangen war und die Horde gar nicht schnell genug an ihr vorbeirennen konnte, musste sie dann doch leise vor sich hinlachen. Naja, sollten sie ruhig voran gehen. Hoffentlich verliefen sie sich nicht auch noch.

Leicht zuckte sie mit den Schultern, stopfte die Hande in die nasse, klamme Hose und marschierte gemütlich hinterher. Dass sie noch was vom Essen abbekommen würde, glaubte sie eher weniger. Sie kannte Ace schon ewig, der würde nicht mal einen Krümel zurück lassen.
 

Mit langen Sätzen versuchte der grünhaarige Private, seinen sonst so faulen Trupp einzuholen. Er verfluchte sich gedanklich selbst, dass er seinen Schritt nicht bereits beschleunigt hatte, als der Seargent mit dem Thema "Essen" angefangen hatte, immerhin kannte er Ace schon länger und wusste, welche Unmengen er verdrücken konnte. Wohin die ganzen Wagenladungen von Nahrungsmittel bei dem Schwarzhaarigen im Endeffekt landeten, war ihm allerdings noch immer schleierhaft.

Aber er hatte Kohldampf, das ließ sich nicht verleugnen, und auch wenn der Army-Fraß in der Regel eher unappetitlich war, war es besser, als leer auszugehen. Deshalb achtete er auch nicht länger auf den Weg vor sich, sondern ausschließlich auf seine Leidensgenossen.
 

Er war gerade dabei, den Seargant zu überholen, als ihm das zum Verhängnis wurde, sein rechter Stiefel unter einer Wurzel hängen blieb und er der Nase nach in den Matsch segelte.
 

Erschrocken wich Tashigi zurück, als der großmäulige Private geradewegs im Schlamm landete. Fast hätte er sie mitgerissen, doch sie konnte sich gerade noch halten. Und bevor sie sich irgendwie davon abhalten konnte, prustete sie haltlos los und krümmte sich vor Lachen.

Eigentlich war sie ja nicht so, dass sie Soldaten auslachte, immerhin war sie selbst ja der Tollpatsch vom Dienst, aber es war einfach unnormal lustig.

Tja, das gute alte Karma!
 

Zorro keuchte unwillkürlich auf, als ihm der Aufprall sämtliche Luft aus den Lungen presste. Dann stemmte er sich mühsam auf die Ellbogen und hob den Kopf, um den Schlamm auszuspucken, der es irgendwie in seinen Mund geschafft hatte.

Sein Knöchel pulsierte schmerzhaft, er war vollkommen durchnässt und nun auch noch von oben bis unten beschmutzt, aber noch größer als die Wut auf sich selbst und seinen unvorsichtigen Sprint war die Schmach.

Und die fand ihren Ursprung bei dem blöden Seargant, die vor sich hingackerte wie ein olles Suppenhuhn und sich scheinbar köstlich darüber amüsierte, dass er im wahrsten Sinne des Wortes abgetaucht war.
 

Fluchend rappelte er sich auf die Beine und wischte sich mit dem Handrücken notdürftig den Schlamm aus den Augenwinkeln, um wenigstens freie Sicht zu haben. Und wirklich, sein Seargant war die personifizierte Schadenfreude und hielt sich bereits den Bauch vor Lachen.

Kurzerhand und ohne auch nur ansatzweise über mögliche Folgen nachzudenken, stapfte er weiter nach vorne und versetzte ihr im Vorbeigehen einen derben Stups gegen die Schulter, der sie geradewegs auf den Boden beförderte.

Dann war es an ihm, belustigt zu grinsen.
 

Der heftige Stoß brachte Tashigi derart aus dem Gleichgewicht und ins Wanken, dass sie kurz aufschreiend hinten rüberfiel und ebenfalls geradewegs im Schlamm landete. Sie hatte noch versucht, sich mit einem Gegenrudern der Arme von ihrem Schicksal zu schützen, aber keine Chanche. Dafür war der Ruck einfach zu kräftig gewesen und unvorbereitet gekommen

Murrend sah sie Lorenor hinterher. Ja, sein Status als Vollarsch war damit gesichert und bei ihr in Stein gemeißelt.

Sauer raffte sie sich auf die Beine, beugtesich jedoch nochmal runter und nahm einen ordentlichen Batzen Schlamm in die Hand.

"Private, Sie haben was vergessen!"

Und zwar, dass mich niemals mit seinem Drill Seargant anlegte.
 

Seufzend hielt Zorro inne.

Kurz überlegte er, was sie meinen könnte: die Strafpredigt? Die Strafarbeit? Seinen Verstand? - und als er sich schließlich umdrehte, traf ihn eine handvoll Matsch geradewegs im Gesicht.

Einen langen Augenblick stand er perplex da, ohne sich zu rühren, während der Dreck ihm die Sicht nahm und an seinen Wangen herunterlief.
 

Na gut, damit hatte er dann nicht gerechnet.
 

Knurrend wischte er sich erneut den Schlamm aus dem Gesicht, warf einen kurzen Blick über seine Schulter und musste erkennen, dass seine Truppe bereits außer Sichtweite war. Okay, dann hatte er ohnehin nichts mehr zu verlieren.

Kurzerhand ging er in die Hocke, schaufelte mit den bloßen Händen nach Schlamm und warf ihn wütend nach seinem Drill Seargant.
 

Selbstzufrieden wischte sich Tashigi die Hände an ihrer Hose ab. Gut, vielleicht war das nicht die... eleganteste Lösung, einen Rekrut zu bestrafen, aber anscheinend fruchtete sie. Sie stemmte wütend die Hände in die Seite und warf dem Soldaten vernichtende Blicke zu, als sie beobachtete, was er tat.

"Wagen Sie es ja nicht mi-"

Als Lorenor ihr ebenfalls eine Ladung Schlamm ins Gesicht schleuderte, riss es sie fast von den Beinen. Angepisst wie schon lange nicht mehr wischte sich Tashigi über das Gesicht, nahm ihre Brille ab, wischte auch über die Gläser, bevor sie zu Lorenor stapfte und sich vor ihm aufbäumte.

"WO IST EIGENTLICH IHR SCHEIß PROBLEM?!"
 

Ihr Gesicht war unbezahlbar gewesen, dafür nahm Zorro gerne das Wortgefecht in Kauf, dass ihm nun anscheinend bevor stand. Wie sie sich so vor ihm aufplusterte und trotzdem kaum an seine Nasenspitze heranreichte, war beinahe niedlich - wenn ihre Blicke nicht so ausdrucksstark wie Atombomben gewesen wären.

"STEHT DIREKT VOR MIR, SEARGENT!", blaffte er zurück.
 

"SIE LEGEN ES ECHT DRAUF AN! WENN SIE SO WEITERMACHEN, WIRD IHR ARSCH BALD ECHT AUF GRUNDEIS GEHEN!"

Auch, wenn Tashigi echt wütend auf diesen Idioten war, böse gemeint hatte sie das alles nicht, besonders nicht ihr Lachen. Sie wollte wirklich nicht, dass einer ihrer Rekruten ernsthaft Probleme bekam, auch Lorenor nicht - obwohl er sie tierisch zur Weißglut brachte. Ihrem Gegenüber schien es entweder komplett egal oder entfallen zu sein, dass alle Probleme, die er verursachte, nicht nur ein schlechtes Licht auf ihn, sondern insbesondere auch auf sie warf. Auf sie und ihre Fähigkeiten.
 

Falls diese Worte eine Drohung an ihn sein sollten, verfehlten sie das Ziel meilenweit.

"Grundeis" war sein zweiter Heimatort und wenn er ihr damit zeigen konnte, was er von der demütigen Unterwerfung hielt, die die Army von ihren Rekruten verlangte, dann sollte sie sich besser warm anziehen, denn so leicht ließ er sich nicht unterkriegen.

Im Gegenteil, sie würde sich noch wundern, wie hartnäckig er sein konnte.
 

"NA DANN, VIEL SPAß BEIM ZUGUCKEN!", wünschte Zorro lautstark, machte auf dem Absatz kehrt und stapfte in Richtung Kantine.
 

Genervt aufstöhnend rieb sich Tashigi mit einer Hand über die dreckverschmierte Schläfe, schloss nur kurz die Augen, um sich wenigstens etwas entspannen zu können. Der Kerl war doch echt nicht mehr zu retten.

"Falsche Richtung, Soldat...", murmelte sie nur erschöpft und wartete darauf, dass er inne hielt und den richtigen Weg einschlug.
 

Am liebsten hätte Zorro sie einfach ignoriert und wäre weiter in die falsche Richtung gegangen. Allerdings hegte er den heimlichen Verdacht, dass sie es dann nur allzu gerne als Fahnenflucht interpretieren und ihn über den Haufen schießen würde. Zuzutrauen wär's ihr jedenfalls.
 

Widerwillig drehte er sich um 180° Grad und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie peinlich es ihm war, dass sie ihn nun auch noch lotsen musste. Ein guter Abgang sah definitiv anders aus.

Frustriert vergrub er seine dreckigen Hände in den Hosentaschen und beachtete seinen Drill Seargant nicht im geringsten, als er an ihr vorbeistapfte, gedanklich seinen miserablen Orientierungssinn verfluchend.
 

Wütend stapfte sie Lorenor hinterher, als er endlich den richtigen Weg gefunden hatte. Nicht zu fassen, was für einen miesen Dreckskerl sie in ihrer Truppe hatte, einfach unglaublich.

Seufzend setzte sie sich wieder ihr Barret auf und zog es sich so tief wie möglich ins Gesicht. Sie hatte nicht vor, heute noch mit einen ihrer Rekruten auch nur ein Wort zu wechseln, nicht mal mit Ace. Sonst würde sie wohl ihre angestaute Wut an Unbeteiligten auslassen und das war das Letzte, was sie wollte.

Allerdings hatte sie in diesem Punkt wohl keine Wahl.

Dumbfounded

Links, zwo drei vier, rechts, zwo drei vier...
 

Die Ausbildung geht in die siebte Runde.

Die Drill Seargent's werden momentan mit Arbeit überhäuft, ganz zu Schweigen von dem ätzenden Papierkram, den Fortbildungen so mit sich bringen. Aber frei nach dem kölschen Motto "Nich kleckern - klotzen!" haben wir uns aufgerafft und euch ein wenig Zeit eingeräumt. Weil ihr so brave, folgsame Rekruten seid ;D
 

@ Chaos_NoNo: Tja, jedem eben das seine. Danke ♥
 

@ Ysaye: Na, wenigstens lohnt sich das Warten. Das beruhigt uns ungemein ^^
 

@ LuxusDrake: Lysop ist sauer auf dich. Er musste extra Nachtschichten schieben, weil Smoker dir deine scheinheiligen Ausreden abgekauft hat. Wir finden die Manipulation allerdings gut und geben dir dafür 'nen Keks!
 

@ Alwena93: Die Schlammschlacht hat uns echt Nerven gekostet - unter anderem, weil die "Spielkinder" uns gleichzeitig derbe abgelenkt haben und die Stimmungen in den RPG's gegensätzlicher nicht hätten sein können XD Schön, dass es sich gelohnt hat, bis an den Rand des Nervenzusammenbruchs zu gehen!
 

@ -erised-: Allerdings o_O Es ist beunruhigend, wie gut du dich in die Rolle der Drill Seargent's versetzen kannst. Müssen wir uns jetzt Sorgen um unseren Job machen?
 

@ Puma_Ace: Dein GB-Eintrag wurde erfolgreich zur Kenntnis genommen - willkommen in der Hölle ;D
 

@ Moni: Ja, die Kondition ist nicht mehr feierlich. Aber stell dich nicht auf eine zu lange Wartezeit ein - du könntest überrascht werden...
 

@ _StrawHat_Luffy_: Nein, deinem messerscharfen Blick ist nichts entgangen - Blondi's erster Auftritt kommt noch. Und er naht. Bewerbungen sind an uns zu schicken, wahlweise per ENS oder Gästebucheintrag, Montag - Sonntag zwischen 0 und 24 Uhr. Voraussetzungen sind Irrsinn, Wahnsinn und eine Portion Schwachsinn, sowie ein Doktor in Ironie und Sarkasmus ;D
 

@ Keinseier: Die Idee kam uns bei einer Kätzchenschlacht (und das ist leider kein Scherz, soviel also zu uns und unserer Einstellung zu Katzen). Und was dein Highfield Erlebnis anbelangt: da hätten wir auch sofort an Zorro gedacht XDDDDD Wahnsinn! Geile Story, wird - falls Genehmigung erteilt wird - bei Gelegenheit geklaut und eingebaut. Dürfen wir? Dürfen wir? Bitteeeee~
 

@ leistillie: Oh ja, die sind sowas von geladen. Und dabei haben wir sie grade erst ans Ladegerät angeschlossen! Warte erst mal ab, was da los ist, wenn der Akku voll ist!
 

@ pbxa_539: Ja, Zorro und seine große Klappe. Auf neue Diskussionen kannst du übrigens wetten, denn die Konstellation schreit ja förmlich danach. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Drake mit einer Pfeiffe in der Kehle nicht mehr nach Grinsen zu Mute gewesen wär ;D
 

Am wichtigsten ist es für Paare, die Kunst der Kriegsführung zu erlernen.

Das bisschen Liebe ergibt sich schon nebenbei.

(Patricia Highsmith)
 

Dumbfounded
 

Er hatte es befürchtet.

Schnaubend lehnte Zorro im Türrahmen des Kantineneingangs und betrachtete das wahre Chaos: Ace, der an einem Tisch nahe der Essensausgabe saß und unbeirrt einen Teller nach dem anderen leerschaufelte, während sich vor ihm bereits ein wahrer Turm aus dreckigem Geschirr stapelte, und der Rest der Mannschaft, der sich missmutig an den Resten gütig tat und dabei düstere Blicke in Richtung ihres vielfräßigen Kameraden schossen.

Der Grünhaarige musste nicht einmal einen Blick in die Behälter der Ausgabe werfen um zu wissen, dass diese restlos geleert waren. Genervt stieß er sich ab und stapfte auf den Schwarzhaarigen zu, ohne auf die Schlammspur zu achten, die er dabei hinterließ. Der Boden war ohnehin längst von Schmutz überzogen.

Schließlich ließ er sich auf einen Platz gegenüber von Ace sinken, der ihn in seinem Fresswahn gar nicht zu bemerken schien. Wahllos entwendete er einen der Teller aus Ace's unermesslichen Vorrat und begann wortlos zu essen.

Denn wenn er auch nur ein paar Sekunden mit Smalltalk vergeudete, stieg die Gefahr, dass nichts mehr für ihn übrig bleiben würde.
 

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Während Tashigis Rekruten sich mehr oder minder über das Essen her machten (eigentlich war es nur Ace, der Rest der Truppe ging natürlich fast leer aus), musste sich Tashigi im Flur noch böse Worte von der Kantinenfrau anhören. Nicht nur, weil ein einziger Rekrut so viel fraß wie eine ganze Truppe, sondern auch, weil ihr Trupp aussah wie die Schweine und überall Schlammspuren hinterließen. Tja, wahr wohl doch keine so gute Idee gewesen, die Jungs in dem Aufzug zum Frühstück zu schicken.
 

Seufzend fuhr sich Tashigi über den Hals, als die Köchin fluchend zurück in die Kantine ging, um das gröbste Chaos zu beseitigen.

Essen hatte sich damit wahrscheinlich auch schon erledigt. Sie kannte Ace, der würde nichts übrig lassen, garantiert nicht. Stattdessen machte sie sich auf den Weg zum Gemeinschaftsbad für die weibliche Fraktion und wusch sich erstmal den Schlamm aus dem Gesicht, den Lorenor ihr ins Gesicht geschleudert hatte. Das würde er noch büßen!
 

Tashigi stöhnte genervt auf, als sie sich den Schlamm halbwegs aus dem Gesicht gewaschen und sich abgetrocknet hatte. Ob sie mit ihren Rekruten auch wirklich klar kam? Das war alles viel schwieriger, als es aussah. Die ganze Tagesplanung, Unterricht, Bürokram, der Drill und dann auch noch zusehen, dass sie nicht noch bei den Soldaten verkackte. Gott, das war wirklich nicht einfach.
 

Kurz sah Tashigi auf die Uhr. Sie hatte den Jungs jetzt genug Zeit gegeben sich vollzufressen und sich halbwegs zu erholen. Kurz blieb sie im Flur vor der Kantine stehen, atmete einmal kurz tief durch, bevor sie dann in die Kantine ging um ihre Männer abzuholen.
 

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"Wo warscht'n scho lang?", fragte der Schwarzhaarige zwischen zwei Bissen und musterte sein Gegenüber über den Tellerrand hinweg neugierig. Ob der Grünspan wohl wusste, dass sein Gesicht unter einer Schlammschicht verborgen war?

Als Zorro lediglich abwinkte und weiteraß, beschloss er, nicht weiter nachzufragen. Dazu hätte er auch keine Gelegenheit mehr gehabt, denn in diesem Moment übermannte ihn die Erschöpfung, er schlief ein und landete der Nase nach auf seinem Teller, wo er friedlich vor sich hinschnarchte.

Zorro verdrehte die Augen, sicherte sich schnell zwei weitere Teller und überließ es dem Rest der Truppe, Ace's Tablett zu plündern.
 

Als Ace aus seinem Nickerchen erwachte, waren seine Teller verschwunden und Zorro bearbeitete sein Essen so energisch mit dem Messer, dass es aussah, als würde für eine spätere Karriere als wahnsinniger Massenmörder üben.

Skeptisch zog er eine Augenbraue in die Höhe. "Alles okay, Bro?"

Zorro blickte finster von seinem Teller auf. "Deine Freundin ist voll scheiße!", informierte er den Schwarzhaarigen sachlich und fuhr dann damit fort, sein Essen zu erdolchen, um seiner Wut auf Tashigi ein Ventil zu geben.
 

Der Schwarzhaarige schmunzelte amüsiert. "Sag bloß, ihr habt euch schon wieder in die Wolle gekriegt?", hakte er dann nach und konnte es sich bereits bildlich vorstellen. Er konnte zwar nicht im geringsten nachvollziehen, warum die beiden sich bis aufs Blut bekämpften, aber er war verflucht gespannt, wer von ihnen als Sieger aus dem Ring treten würde.

Er wusste, dass Tashigi stur war, aber Zorro war mindestens genauso stur. Ein wahrer Kampf der Giganten.

Der Grünhaarige machte eine wegwerfende Handbewegung, statt eine Antwort zu geben, und im Prinzip war das bereits schon aussagekräftig genug. Ace grinste. "Sag bloß, deshalb bist du so verdreckt?"

"Hast du dich mal angeguckt?"
 

Ace blickte gerade an sich herunter, als der Grünhaarige über dessen Schulter bereits seinen persönlichen Erzfeind erspähte: Second Lieutenant Tashigi Jenkins höchstpersönlich. Und erstaunlicherweise sauber.

Zorro schnaubte frustriert und stocherte in seinem Essen herum. "Wenn man vom Teufel spricht...", murrte er halblaut und wartete missmutig ab, was sie ihnen zu sagen hatte.
 

Kurz besah sich Tashigi das Choas in der Kantine. Überall stapelte sich das Geschirr, der Boden war voller Matsch und die Stühle müssten wohl auch nochmal abgeschrubbt werden. Ja, jetzt konnte sie die Kantinendame verstehen.

"Okay, Ladys, ihr habt Unterricht bei Drake. Danach Parcour!"

Und das hieß wenigstens erstmal verschnaufen, bevor es weiter ging.
 

Murrend erhoben sich die Rekruten. Nach diesem Teufelsmarsch hatten sie eigentlich eher Lust, sich noch ein paar Stunden lang aufs Ohr zu hauen, aber zumindest bedeutete Unterricht, dass sie sich setzen konnten, und allein dafür hätten die meisten von ihnen bereits dankbar Tashigis Stiefel geküsst.
 

Zorro nicht.
 

Immer noch mächtig angepisst rappelte er sich seufzend auf die Beine und ignorierte Aces belustigte Blicke, während er schnurstracks auf die Tür zu marschierte. Er hatte vor, sich zumindest einmal ausgiebig zu duschen, bevor er dem Unterricht beiwohnte.

Falls er dem Unterricht beiwohnte.
 

Als Lorenor gerade an ihr vorbeigehen wollte, hielt Tashigi ihn zurück. "Sie nicht, Private!", warf sie nur kurz ein und hielt ihm schon mal Eimer und Schrupper hin. Irgendwie musste sie ja seine harte Schale knacken. Und anfangen konnte sie schon mal damit, dass er anfing, hier erstmal klar Schiff zu machen.
 

Widerwillig verharrte Zorro an Ort und Stelle und blickte resignierend auf die Putzutensilien in ihrer Hand.

Na ganz toll - er wurde mal wieder zur Putzfrau degradiert. Aber mit ihrer Rache war ja zu rechnen gewesen. Trotzdem hatte er das dringende Bedürfnis, den Eimer mit Putzwasser über ihr auszuschütten. Und sei es nur, um ihren Blick zu sehen.
 

Hinter Tashigi stand Ace und schien seine Gedanken lesen zu können, denn er schüttelte heftig den Kopf und gab ihm mit energischen Handzeichen zu verstehen, dass er das besser sein lassen sollte, falls ihm sein Leben lieb war.

Wortlos nahm der Grünhaarige seiner Vorgesetzten schließlich den Eimer aus der Hand und machte auf dem Absatz kehrt, um mit seiner Strafarbeit zu beginnen.
 

Leicht überrascht sah Tashigi dem Soldaten hinterher. Was? Keine Widerworte? Keine Flucherei und Beschimpfungen, die er ihr an den Kopf donnern konnte?

Skeptisch zuckte sie kurz mit den Schultern, dreht sich dann um und lief fast in Ace rein, der wohl alles mit angesehen hatte. "Hey, Abmarsch zum Unterricht!"
 

Ace salutierte belustigt und atmete insgeheim auf, dass der Grünhaarige seinen Ratschlag endlich einmal befolgt hatte - danken konnte er ihm später.

Stattdessen hängte er sich nun an Tashigis Fersen. Immerhin waren sie immer noch nicht zum Reden gekommen und er hoffte, dass sie wenigstens jetzt fünf Minuten Freizeit für ihn übrig hatte, denn es interessierte ihn brennend, was zwischen den beiden vorgefallen war, nachdem der Rest von ihnen bereits den Abflug gemacht hatte.
 

Kurz sah Tashigi nochmal zur Kantine, überlegte, wie lange es wohl dauern würde, bis der Rekrut fertig war. In etwa zwei Stunden würde sie wohl noch mal nach ihm sehen, aber erstmal musste sie ihre Truppe zum Unterricht bringen und einigen Papierkram erledigen. Sie war echt dankbar, dass Drake den Unterricht übernahm, sonst hätte sie wohl für nichts mehr Zeit.
 

Hastig schloss der Schwarzhaarige zu seiner Jugendfreundin auf und grinste ihr zu.

"Naaaaa?", meinte er und musterte sie von der Seite. Sie wirkte gestresst und er wusste, dass sie dann dazu neigte, eine etwas schroffe Art an den Tag zu legen. Vielleicht hatte sie sich ja deshalb so dermaßen auf Zorro eingefahren - wer wusste das schon so genau?

Er jedenfalls wollte es wissen.
 

"Selber 'Naaaaaa'?!", erwiderte Tashigi nur und wusste nicht wirklich, was sie sagen sollte. Wenn der Rest der Truppe mitbekam, dass die beiden sich schon ewig kannten, würden sie wohl noch denken, sie würde Ace bevorzugen und über ihn Milde walten lassen, was definitiv nicht der Fall war.

"Wie geht's dir? Schön dich hier zu sehen!"
 

"Ich komm immer klar", gab der Schwarzhaarige schulterzuckend zurück.

"Und was ist mit dir? Steilen Aufstieg hinter dir?", vermutete er. Immerhin war sie im selben Alter wie er und bereits Lieutenant, sie musste sich scheinbar ganz schön ins Zeug gelegt haben.
 

"Ja, sozusagen..." Steil war der Aufstieg wirklich gewesen. Das ging ihr sogar fast zu schnell. "Aber Drill Seargant war ich noch nie.", gestand Tashigi nur und steckte die Hände in die Hosentaschen. Sie hatte schon vieles gemeistert, aber noch nie hatte sie Soldaten ausbilden müssen. Das stellte sie vor ungeahnte Komplikationen. Sie konnte sich nicht einmal auf ihre Rolle vorbereiten. Smoker hatte sie ins eiskalte Wasser geschubst, als er sie als Drill Seargent eingeteilt hatte. Ein Horrorszenario, wie es im Buche stand.
 

Ace verschränkte die Arme im Nacken. "Du hast es halt drauf, hab ich dir immer gesagt", meinte er beinahe stolz und grinste breit.

Was ihre Fähigkeiten als Drill Sergeant betraf...Zorro putzte doch grade, oder? Dazu hätten den sturen Grünspan sonst keine zehn Pferde gebracht und dass sollte sie sich ruhig hoch anrechnen. "Dafür machst du dich gut!"
 

"Danke!", meinte Tashigi nur knapp und unterdrückte ein Seufzen. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie das noch besser konnte, aber sie hatte ja keine Zeit gehabt sich richtig auf den Drill einzustellen.

"Ich gebe mir Mühe. Was man allerdings nicht von jedem hier behaupten kann...", murrte Tashigi nur und dachte wieder an den sturen Grünschopf zurück. Der Kerl brachte sie echt zur Weißglut.
 

"Du redest doch nicht etwa von Zorro?", riet der Schwarzhaarige zielsicher und wusste sofort, dass er damit vollkommen richtig lag.

Nun ja, wirklich Mühe, es bei der Army zu etwas zu bringen, gab der Grünhaarige sich wirklich nicht, dafür scheinbar umso mehr, so schnell wie möglich wieder hier wegzukommen. Aber er hatte nicht vor, die Kämpfe seines Kumpels auszufechten und damit zwischen die Fronten zu geraten. "Was läuft da eigentlich zwischen euch?"
 

Was da zwischen ihnen lief?!

Das klang ja schon fast als wäre Lorenor ihr heimlicher Lover. Verlegen schob sie den Gedanken sofort wieder bei Seite. "Gar nichts geht da. Der Penner ist einfach nur stur, respektlos und ein Vollarsch. Der lässt sich nichts sagen...", erklärte Tashigi nur wütend, zog angesäuert die Schultern etwas ran. Sollte der Mistkerl doch in der Hölle schmoren!!!
 

Zwar musste Ace ihr in allen drei Anklagepunkten Recht geben, aber ihm war es gelungen, auch noch andere Seiten an dem Grünhaarigen zu entdecken. Kurz überlegte er, ob er Tashigi diese Seiten auf die Nase binden sollte, entschloss sich dann aber dagegen. "Er kann auch anders", warf er also lediglich ein und versuchte so zumindest ein paar Pluspunkte rauszuhauen.

Immerhin war es ohne Zorro manchmal ganz schön langweilig, und wenn der den Rest seines Lebens damit verbrachte, Strafen abzuarbeiten, dann könnte das Leben hier ganz schön öde werden.
 

"Vergiss es, Ace. Du brauchst den jetzt nicht gutreden. Wenn er meint, er kann sich ändern, dann soll er das gerne zeigen." Aber sich reinreden lassen wollte Tashigi nicht. Klar würde sie es begrüßen, wenn Private Lorenor sich bessern würde, aber das würde wohl in näherer Zukunft nicht passieren. Daran mussten beide arbeiten, sowohl sie, als auch der Private selbst.

"Lass es einfach gut sein, okay?!"
 

Abwehrend hob er die Hände vor die Brust. Er hatte gar nicht vorgehabt, Zorro in Schutz zu nehmen. Er wusste selbst gut genug, wie unausstehlich der Grünhaarige manchmal sein konnte und gerade auf Tashigi reagierte er wie ein Mentos in 'ner Colaflasche.

"Schon gut, schon gut", beschwichtigte er rasch und seufzte innerlich. Ob er es nun wahrhaben wollte oder nicht - er stand schon längst zwischen den Fronten.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Mittlerweile hatte Tashigi ihre Rekruten an Drake weiter gegeben und sich in ihrem Zimmer verschanzt. Auch Ace hatte sie erfolgreich ins Klassenzimmer lotsen können, auch wenn dieser ihr einen bettelnden Blick zugeworfen hatte, frei nach dem Motto: Bitte, tu mir das nicht an!. Aber nur, weil sie sich gut kannten, wurde für ihn keine Extrawurst gebraten.

Geschafft lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück, nahm ihre Brille ab und legte diese auf den Tisch vor sich und streckte die Beine aus. Wenigstens ein bisschen abschalten, bevor es weiter ging.
 

Genervt aufstöhnend legte der Drill Seargent den Kopf in den Nacken, schielte kurz in Richtung Fenster und verharrte einige Sekunden bewegungslos auf ihrem Stuhl.

Sie hatte echt keine Ahnung, wie sie es ansstellen sollte eine Horde Männer zu richtigen Soldaten auszubilden, mit ihnen klar zu kommen und ihr eigenen Scheiß noch auf die Kette zu kriegen. Das war wirklich zu viel auf einmal.

Was hatte Smoker sich nur dabei gedacht? Sie hatte Null Erfahrung auf diesem Gebiet und trotzdem war sie jetzt für die Männer verantwortlich. Das konnte doch nicht gut gehen!
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Eine Stunden später pfefferte Tashigi genervt den letzten durchgearbeiteten Papierstapel in ihre Schublade, lehnte sich dann wieder auf ihrem Stuhl zurück. Wurde auch Zeit, dass sie diesen elenden Bürokram endlich erledigt hatte. Jetzt hatte sie wenigstens erstmal ihre Ruhe.

Als sie auf ihre Uhr sah, musste sie jedoch mit Entsetzen feststellen, dass sie wesentlich länger gebraucht hatte, als erwartet. Eilig schwang sie sich wieder auf die Beine und machte sich auf den Weg in Richtung Kantine.

Mal sehen, wie weit ihr Choas-Rekrut war.
 

Wahrscheinlich hatte er bereits die Schnauze voll und bei der Hälfte aufgegeben. Vielleicht war er aber auch wieder so stur, dass er nicht mal ansatzweise den Schrubber geschwungen hatte, zuzutrauen wäre es ihm ja.

Wie sie es drehte und wendete, es lief wieder darauf hinaus, dass der Idiot vollkommen unbrauchbar war, und so überlegte sich sich auf dem Hinweg bereits eine neue Strafe, die sie ihm aufbrummen konnte.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Indessen wischte Lorenor Zorro den Fußboden der Kantine und kam sich reichlich dämlich dabei vor.

Erstens, weil er den ganzen Dreck nicht fabriziert hatte, zweitens weil die Strafe vollkommen unangebracht war (sie hatte angefangen!) und drittens, weil er nur in Boxershort und Shirt putzte.

Er rechnete fest damit, dass die blöde Kuh in der nächsten Zeit einen Kontrollgang machen würde und da er in seinen eigenen, verschlammten Klamotten den Boden nur wieder verdreckt hätte, war ihm quasi keine andere Wahl geblieben. So konnte sie sich wenigstens nicht darüber aufregen, er würde sich vor der Arbeit drücken.

Und wenn sie ein Problem mit seinem Aufzug hatte, konnte sie ihn kreuzweise am Arsch lecken.
 

Nachdem er damit fertig war, zog er sich schließlich frustriert einen Stuhl heran, setzte sich breitbeinig darauf, sodass die Lehne vor seiner Brust war und verschränkte missmutig die Arme auf dem zerkratzten Holz.
 

Während der letzten Stunde hatte Zorro in jeder Schlammspur das Gesicht seines Drill Sergeants gesehen und mit Feuereifer an dessen Vernichtung gearbeitet. Der Boden glänzte nun wahrscheinlich so strahlend wie schon lange nicht mehr und dabei hatte er das Wasser bloß sieben Mal wechseln müssen, das jetzt schon wieder eher einer verdorbenen Suppe in einem undefinierbaren grau-braunen Farbton glich, aber das war nicht länger sein Problem.
 

Sein Blick glitt durch den verlassenen Raum, in dessen Mitte er saß, und er kippelte gedankenverloren mit dem Stuhl vor uns zurück. Er hasste diesen elenden Ort und die ganze Bagage, die dazugehörte; wäre es nach ihm gegangen, hätte er nie auch nur einen Fuß auf ein Gelände der U.S. Army gesetzt.

Aber es ging nicht nach ihm und da er das einundzwanzigste Lebensjahr - und somit die lang ersehnte Volljährigkeit - noch nicht erreicht und seine Mutter das alleinige Sorgerecht hatte, war ihm gar keine andere Wahl geblieben, als ihrem resignierenden Befehl folge zu leisten und seine Sachen zu packen.

Aus Rache redete er bereits seit Wochen weder mit ihr, noch mit ihrem Lebensgefährten Keiji, der die Schnapsidee überhaupt erst auf den Tisch gebracht hatte.
 

Und trotzdem.
 

Nachdenklich stützte er das Kinn auf seine verschränkten Arme und versuchte sich selbst gegenüber zu rechtfertigen, warum er drauf und dran war, Sergent Tashigi's Angebot, zu gehen, sausen zu lassen und sich stattdessen weiterzuquälen.
 

Unter normalen Umständen würde es ihn einen Scheißdreck interessieren, was irgendjemand hier von ihm dachte, wenn er seine Sachen packte und sich vom Acker machte. Eigentlich wäre es ihm egal, ob seine Abreise wie eine Flucht wirken würde, denn nichts anderes war sie schließlich.

Aber das hier waren keine normalen Umstände.

Dass Tashigi Kuina wie aus dem Gesicht geschnitten war, irritierte ihn zwar und reizte ihn bis auf's Blut, weil niemand das Recht besaß, ihr so ähnlich zu sehen und seine Gefühle über den Haufen zu fahren. Andererseits konnte er aber auch nicht leugnen, dass genau diese furchtbare Ähnlichkeit der Grund war, warum er sich nicht vor ihr geschlagen geben wollte.
 

Von Kuina hatte er sich nicht abschrecken lassen, obwohl sie ihm immer und immer wieder die Scheiße aus dem Leib geprügelt und er eine Niederlage nach der anderen hatte einstecken müssen. Er hatte sich regelrecht in der Aufgabe verbissen, irgendwann besser zu sein als sie, auch wenn ihm das vor ihrem Tod nicht mehr gelungen war.

Zu kapitulieren und hier das Handtuch zu schmeißen kam allein deshalb nicht in Frage, weil Tashigi ihn - ob er es nun wahrhaben wollte oder nicht - anstachelte, wie schon lange niemand mehr. Und auch, wenn das bedeuete, dass er noch viele Niederlagen einzustecken hatte und vermutlich unzählige Quadratmeter Fußboden mit einer Zahnbürste putzen würde, war er gespannt, wer am Ende triumphieren würde.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Wie lange Tashigi jetzt schon im Türrahmen stand wusste sie nicht.

Fakt war jedoch, dass sie schon einige Minuten schon hinter Lorenor an der Wand gelehnt stand und er hatte es immernoch nicht gerafft.
 

Was sie jedoch viel mehr wurmte war die Tatsache, dass er in Unterwäsche vor sich hindümpelte und mit dem Stuhl hin- und her kippelte.

Dennoch...es überraschte sie, dass Private Lorenor Zorro endlich mal das gemacht hatte, wofür sie ihn eingeteilt hatte. Der Boden war blitz blank. Nicht schlecht dafür, dass er so ein großmäuliger Vollarsch war, der sich nicht sagen ließ.
 

Der Seargant machte sich nicht mal die Mühe leise zu sein, als sie auf ihn zuging. Wozu auch, er war so geistesabwesend, da hätte wohl neben ihm 'ne Granate detonieren können. Murrend trat sie dann gegen das Stuhlbein, sodass der Rekrut das Gleichgewicht verlor und umfiel.

"Hey Prinzessin, nicht träumen!", motzte sie nur, als sie die Arme vor der Brust verschränkte und sich noch mehr vor ihm aufbäumte.
 

Plötzlich ging ein Ruck durch den Stuhl, der vor Nanosekunden noch mühsam auf seinen Kanten balanciert hatte, und Zorro war so dermaßen tief in seinen Gedanken versunken, dass er keine Chance hatte, darauf zu reagieren.

Er hatte die Tischkante kaum registriert, auf die er atemberaubend schnell zusteuerte, als sie auch schon schmerzhaft Bekanntschaft mit seiner Stirn machte und ihn Sekunden lang schwarze Punkte vor den Augen tanzten. Nicht einmal seine Arme hatte er von der Lehne gelöst, da lag er schon auf dem frisch gewischten Boden, merkwürdig unter dem Stuhl begraben, und atmete den Citrusduft ein, den das Putzmittel verbreitet hatte.
 

Abgesehen von einem lauten Rumpeln und einem kurzen, gedämpften Stöhnen ließ er jedoch nichts von sich hören. Innerlich fluchend rieb er sich umständlich mit einer Hand über die heftig pochende Stirn und schaffte es irgendwie, sich in eine halbwegs sitzende Position zu hieven.

Er musste allerdings nicht einmal aufschauen, um zu wissen, wem er den Sturzflug zu verdanken hatte. Als hätte er es allein durch seine Gedanken provoziert, ragte neben ihm die schmale Gestalt seines Drill Sergeants empor - und sie starrte auf ihn hinab wie eine Schlange auf ihr Kanninchen.
 

Kurz räusperte sich Seargant Tashigi, versuchte möglichst ein Grinsen zu unterdrücken, was ihr nur sehr schwer gelang.

Noch einmal ließ sie den Blick durch den Raum gleiten, musste wieder überrascht zugeben, dass er ihren Befehl zu vollster Zufriedenheit erfüllt hatte.
 

"Naja, wenigstens haben Sie gute Arbeit geleistet, Private. Wenn Sie nicht so ein Arsch wären, wäre ich ja fast stolz auf Sie", gestand Tashigi nur und musste selbst feststellen, dass es wirklich schon fast wie ein Kompliment klang, was sie gesagt hatte. Aber wenigstens hatte sie es ernst gemeint.
 

Zorro runzelte irritiert die Stirn und ließ es gleich wieder bleiben, als ein scharfer Schmerz durch seine Schädelfront zog. Aber entweder, der Lieutnant hatte ihren Verstand verloren oder er hatte sich den Kopf doch heftiger angeschlagen als gedacht, denn ihr Tonfall klang versöhnlich, beinahe sogar nett - und es gelang ihm nicht recht, das mit dem Bild zu vereinbaren, dass er sich bereits von ihr gemacht hatte.
 

Seufzend zog er sich an der Tischkante hoch und ignorierte großzügigerweise die Beleidigung, die sie angehängt hatte. Allerdings nur, weil ihm keine passende Antwort dazu einfiel.

Erst dann viel ihm wieder ein, dass er bloß in Unterwäsche vor ihr stand - und dass sie sich noch gar nicht darüber beschwert hatte - und er beschloss, so zu tun, als wäre ihm das völlig egal.
 

Tashigi stutzte. Seit sie den Raum betreten hatte, hatte der Rekrut nicht einen Mucks von sich gegeben, hatte sie nicht mal angegiftet, nachdem sie gegen das Stuhlbein getreten und er zu Boden gegangen war.

Keine Zickerein, keine Verwünschungen. Selbst, als sie ihm die Putzutensilien in die Hand gedrückt hatte, hatte er keine Widerworte gegeben. Hatte er etwa seine Zunge verschluckt, oder ließ er den kindischen Stursinn auf niedrigster Stufe langsam hochköcheln? Nach dem Motto: Ich mag die blöde Tante nicht, die ist voll doof. Darum rede ich nicht mit ihr.

Ab mit dir auf die stille Treppe, junger Mann!
 

Was für ein Kleinkindgehabe. Oder hatte er es eindlich eingesehen und sich ergeben?
 

"Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, Soldat?!"
 

Von wegen, das hätte sie wohl gern.

Er hatte eine Menge Themen auf Lager, über die er sich nur allzu gerne mal mit ihr unterhalten würde - und noch mehr Beleidigungen, die er ihr gerne an den Kopf geworfen hätte. Das Problem war nur, dass sie eindeutig am längeren Hebel saß und er noch nicht herausbekommen hatte, wie er diese Tatsache ändern konnte. Außerdem schwirrte ihm der Schädel, seitdem sein Drill Sergeant ihn so urplötzlich aus seinen Gedanken gerissen hatte.
 

Spätestens jetzt war er sich auch ziemlich sicher, sich ihre Nettigkeit bloß eingebildet zu haben. Nun klang sie wieder genauso feindselig und angriffslustig wie vorher und brachte ihn zur Weißglut. Sonst beschwerte sie sich doch dauerhaft über jede Bewegung, die er tat, konnte sie dann nicht einmal zufrieden sein, ihre gottverdammte Klappe halten und ihn einfach in Ruhe lassen?! Und dann kamen die Worte ganz von alleine.
 

"Meine Fresse, Sergeant, Ihnen kann man's auch nie Recht machen", fauchte er zurück und griff gleichzeitig nach seinen Klamotten, die in einem schmutzigen Durcheinander auf einem der Stühle lagen. Da tat man diesem Quatschkopf Ace 'nen Gefallen und hielt die Klappe, damit er sich mit seiner heiligen Tashigi unterhalten konnte, kam seiner Aufgabe nach und was dann?

Ein Tritt in den Hintern, sonst nichts.
 

Beinahe schmunzelnd sah sie Lorenor hinterher, ging dann Richtung Flur.

Ja, es war wirklich schwierig Seargant Tashigi halbwegs milde zu stimmen. Aber das war ja auch Sinn der Sache.
 

"Besorgen Sie sich neue Klamotten, dann bring ich Sie zum Unterricht", warf Tashigi noch ein, bevor sie dann auf den Flur trat. Sie glaubte nicht, dass der Soldat noch wusste, wo er lang musste. Und dabei wusste sie nicht mal, dass der Rekrut einen echt mieserablen Orientierungssinn besaß. Sie selbst hatte ebenfalls Anfangs immer Probleme gehabt, zum Unterrichtsraum zu kommen.
 

"Ich brauche keinen Babysitter, danke!!", blaffte der angepisste Private über die Schulter zurück und scherte sich nicht im geringsten um die befremdlichen Blicke, die ihm von zwei entgegenkommenden Männern gespendet wurden.
 

Leise vor sich hinfluchend wandte er sich nach links und hoffte inständig, dass sie das so auf sich beruhen lassen würde. Es hätte ihm grade noch gefehlt, wenn sie sich dazu berufen fühlte, ihm das Händchen zu halten. Wo er schon so ein braver Kerl gewesen war, und die verfluchte Mensa gewienert hatte.

Wie ein Schoßhund, brav Männchen machen und bei Fuß.
 

Hätte er die Möglichkeit gehabt, die Zeit zurückzudrehen, hätte er einen Scheißdreck getan und den Boden gewischt.
 

Genervt aufstöhnend schloss Tashigi die Tür der Kantine hinter sich, ließ den zickigen Private gegen die Wand motzen und ging dann einfach.

Gut, dann eben nicht. Sollte er eben allein zum Unterricht finden, war ja nicht ihr Problem, wenn er nicht bei Drake erschien. Dann sollte er sich aber nicht beschweren, wenn er den Klassenraum nicht fand. Sie hatte es Besseres zu tun, als den Idioten von A nach B zu scheuchen.
 

Dass Lorenor auf einmal so bissig reagiert konnte sie ihm nicht einmal verübeln. Immerhin hatte sie ihn bis zur absoluten Weißglut getrieben. Aber eigentlich hatte sie indirekt ihre Hilfe angeboten, aber die wurde ja scheinbar nicht benötigt. Auch gut.
 

Als sie ihr Zimmer erreicht hatte, schloss sie auf und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Dann atmete sie einmal tief durch und vertrieb Lorenor aus ihrem Kopf.

Jetzt hatte sie endlich mal ein bisschen Zeit für sich, und die würde sie nutzen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Ein paar Meter weiter blieb Lorenor Zorro stehen und lauschte angestrengt, ob ihre Schritte ihm noch folgten.
 

Als er sich sicher war, dass das nicht der Fall war, ging er den Weg schnurstracks wieder zurück und schlug einen anderen Weg ein, weil er sich wie auf Kommando schon wieder verfranst hatte.
 

Das war alles die Schuld von diesem blöden Lieutnant.
 

Hätte sie ihn nicht überrascht und quasi im wahrsten Sinne vor den Kopf getreten, hätte er jetzt keine dumpf pochenden Kopfschmerzen und eine Beule in Form eines Einhorns mitten auf der Stirn und vielleicht hätte er dann die Geistesgegenwart besessen, sich auch einmal umzusehen, bevor er irgendwo lang ging.
 

Aber wem machte er eigentlich was vor?

Wahrscheinlich hätte er ihr Angebot sogar besser angenommen, denn wenn er jetzt auf der Suche nach dem Zimmer das gleiche Prozedere an den Tag legte, wie normalerweise, würde er den Unterricht verpassen und den restlichen Abend vermutlich damit zubringen, Tashigis Stiefel zu säubern. Mit der Zunge.

Mission Impossible

Alle Mann antreten zum Salut!
 

Eure Drill Seargents waren mal so zuvorkommend und haben sich an Ihre Versprechungen gehalten - mehr oder weniger. Aber weniger ist ja bekanntlich mehr. Oder so.

Jedenfalls geht es weiter, ob euch das jetzt passt oder nicht. Also ran an die Arbeit und Abmarsch: LESEN!
 

@Chaos_NoNo: Jaja, Zorro der Vorzeigesoldat :D
 

@HathorCat: Na, ist der Newsletter gut angekommen? Hoffentlich oO Sonst sind alle Schuld, aber ganz bestimmt nicht wir. Keine Widerworte.
 

@LuxusDrake: Zorro hört nicht auf uns, nicht einmal ansatzweise. Wenn du denkst, die Diskussionen, die er mit Tashigi führt, wären heftig, dann müsstest du mal einen Blick in unser Hinterstübchen werfen. Ob die Affe, Hund und Vogel einen Auftritt bekommen, ist noch unklar - würde aber durchaus in unsere Planung passen. Wenn das nicht in einer Revolte der Charaktere endet...
 

@Moni: Liebe Grüße zurück von Absatz ;D Wie ich neulich gelernt habe, zählen bei den Yupik-Eskimos die Gedanken mehr als die Worte, die man ausspricht. Insofern schreit Zorro bei seiner Strafe Zeter und Mordio anstatt sie "brav" entgegenzunehmen ;D
 

@leistillie: Nein, Zorro hat's ganz und gar nicht leicht. Aber sieh selbst XD
 

@pbxa_539: Wann und als was Sanji auftritt? Wirste schon noch früh genug sehen. Lalala Lass dich überraschen~
 

@-erised-: Wo Zorro landet? Naja, jedenfalls nicht in seinem Zimmer, soviel kann ich schon verraten. Den Rest musst du schon selbst nachlesen.
 

@Alwena93: Freu dich! Na los!
 

@Puma_Ace: YEAH! So gehört sich das, schön salutieren, wenn die Drill Seargants virtuell bei dir sind! Kann schon sein, dass dich dein Gefühl nicht trügt, was Ace in Verbindung mit Tashigi's Strafen angeht~
 

@_StrawHat_Luffy_: Wir sind hier doch nicht bei Facebook oO Auch, wenn es uns natürlich insgeheim wie Bolle freut, dass da jemand auf den "Gefällt-mir-Button" drücken würde (Bonus Info: "Blumenpups" gibbet tatsächlich auf Facebook. Und ja, das bin ich auch selbst ;D). Eine Bewerbung ist noch nicht bei uns eingegangen, zumindest nicht, dass wir sie gesehen hätten. Kann aber auch sein, dass einer der Protagonisten keinen Bock auf noch mehr Vorgesetzte hatte und sie klammheimlich entsorgt hat (siehe @LuxusDrake). Und ja, wir haben dich gehört *Blick der Vernichtung*
 

Wer einen Sieg über sich selbst errungen hat, ist stark.

Wer einen Sieg über sein Weib errungen hat, lügt.

(Li Tai Po)
 

Mission Impossible
 

Innerlich murrend sah Tashigi noch mal an sich herunter.

Zwar war der gröbste Schmutz weg, dennoch mussten die Klamotten dringend in die Waschmaschine und sie selbst unter die Dusche. Nur gut, dass die weibliche Fraktion eigene Duschen in ihren Zimmern hatten. Bis die Rekruten mit dem Unterricht fertig waren hatte sie noch etwa zwei Stunden, also genug Zeit sich unter die Dusche zu stellen.

Kurz sah Tashigi noch mal aus dem Fenster, zog sich dann schon mal die Jacke und das Shirt aus. Vielleicht half die Dusche ja um ein bisschen runter zukommen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Verdammt, es war vollkommen unmöglich, dass sein Orientierungssinn in so dermaßen im Stich ließ.
 

Insgeheim war er froh, dass die restlichen Rekruten entweder grade im Unterricht saßen oder Höllenqualen über sich ergehen ließen, denn so bemerkte wenigstens niemand, wie lächerlich er aussah.

Obwohl er das Gefühl hatte, bereits jeden möglichen Weg hinter sich gebracht zu haben, hatte er sein eigenes Zimmer noch immer nicht finden können und langsam nervte es tierisch. Denn das bedeutete nicht nur, dass er wie so oft ziellos umherirrte, sondern gab ihm auch noch auf diese locker-flockige "Das Karma streckt dir den Mittelfinger entgegen"-Art zu verstehen, dass er Tashigis Angebot auf jeden Fall hätte annehmen sollen.

Und es passte ihm gar nicht, dass sie Recht behalten würde.
 

Misstrauisch spähte Zorro den Gang entlang, der er grade entdeckt hatte.

Er war sich nicht sicher, ob er schon einmal hier gewesen war, und genauso wenig war er sich sicher, ob sich sein eigenes Zimmer überhaupt hier (oder auch nur in der Nähe) befand. Seines Ermessens nach war er bei weitem lang genug ziellos durch die Hölle gestreift.

Wenn er jetzt nicht fand, wonach er suchte, würde er freiwillig das Restwasser aus dem Putzeimer auf Ex trinken, gelobte er sich und riss entschlossen die erste Tür auf.
 

Das Karma streckte ihm nicht einmal mehr den Mittelfinger entgegen, sondern war ohne Vorwarnung dazu übergegangen, ihm kalt lächelnd und ohne Vorwarnung ins Gesicht zu schlagen.

Wie erstarrt blieb er stehen, noch immer in Boxershorts und mit den dreckigen Klamotten unterm Arm, während seine persönliche Vorhölle ganz ungeahnte Dimensionen annahm.

Er war ja sowas von am Arsch.
 

"Am Arsch" war gar kein Ausdruck, denn als Private Lorenor Zorro höchstpersönlich einfach so in ihr Zimmer spazierte (und er sich noch nichtmal die Mühe gemacht hatte sich anzuziehen), hätte Seargant Tashigi Jenkins ihn am liebsten die Nüsse an die Oberschenkel getackert, ihm die Innereien aus der Nase gezogen und ihm dann zum Harakiri gezwungen.
 

Was zum Teufel hatte diesen wiederlichen Mistkerl geritten, ohne jegliche Vorwarnung in ihrem Zimmer aufzukreuzen?!

Schlagartig verfinsterte sich Tashigis Blick. Reflexartig griff sie nach ihrem Katana und zog es mit hochrotem Kopf aus der Saya. "Raus, aber ganz schnell...", zischte sie nur wutentbrannt und trat einige Schritte auf ihn zu. Jetzt sollte er wohl besser die Beine in die Hand nehmen.
 

Erst war der Grünhaarige viel zu überrumpelt, um auch nur einen Ton von sich zu geben. Aber bevor er überhaupt eine Erklärung herausbringen konnte, fasste der Drill Sergeant anscheinend den Entschluss, ihn umzubringen.

Wenn er normalerweise in diese Situation geriet (und das geschah erstaunlich oft) wusste er sich eigentlich entsprechend zur Wehr zu setzen. Aber die Wahl ihrer Waffe setzte jegliche Logik außer Kraft und als sie die mörderische Klinge ihres Katanas zog und sich ihm zuwandte, hatte er das Gefühl, schlagartig um zehn Jahre in die Vergangenheit geworfen worden zu sein.
 

Immer noch mit der Türklinke in der Hand blieb Zorro ihm Türrahmen stehen und starrte Tashigi beinahe verwundert entgegen.
 

Okay, irgendetwas schien ihr Rekrut nicht ganz zu verstehen.

So leise hatte sie gar nicht gemurmelt, dennoch schien Lorenor es nicht mitbekommen zu haben. Dass er noch in der Tür stand wäre nicht einmal so schlimm für sie, wenn Lorenor sie bloß nicht so ansehen würde.

Er tat ja förmlich so, als hätte er noch nie in seinem Leben einen Frauenkörper gesehen!
 

Tashigi fletschte kurz die Zähne, biss sich kurz auf die Unterlippe und ging dann wütend auf den Rekruten zu, packte ihm kurzerhand am Kragen und zog sein Gesicht zu ihrem, das Katana immernoch mordlüsternd in der Hand. "Spreche ich undeutlich, oder was?!", blaffte sie ihr Gegenüber an. Vielleicht kam er ja jetzt wieder zurück in die Realität?
 

Tashigis Taten erfüllten ihren Zweck und rissen den Grünhaarigen zurück in die Gegenwart. Zurück blieb ein starkes Dejà-vú Gefühl, dass ihn beinahe sprachlos machte, und als er kurz zur Seite blickte, konnte er immer noch kaum fassen, dass sie ein Katana besaß - dass sie ihn damit bedrohte, war nebensächlich.

Dann beanspruchten ihre zornfunkelnden ihre volle Aufmerksamkeit und erinnerten ihn daran, in welch unmöglicher Situation er sich befand. Dass er Sekunden lang untätig herumgestanden hatte, hatte seine Lage nicht unbedingt verbessert und er konnte es ihr nicht einmal verübeln, dass sie ihn für einen lüsternen Mistkerl hielt. Allerdings hatte er keinen blassen Schimmer, wie er sie vom Gegenteil überzeugen konnte.

"N-Nein", brachte er schließlich hervor und gab sich Mühe, ihr in die Augen zu sehen - und zwar wirklich nur in die Augen, denn er bezweifelte nicht, dass sie ihm eben jene ausstechen würde, sollte er etwas anderes wagen.
 

Wütend sah sie den Soldaten vor ihr noch einige wenige Sekunden durchdringend an, ließ dann den Kragen seines Shirts los und steckte ihr Katana zurück in die Saya. Murrend und mit geschlossenen Augen nahm Tashigi ihre Brille von der Nase, um sich dann über die Nasenwurzel zu reiben. Der Typ war doch echt nicht mehr zu retten. Platzte einfach in ihr Zimmer und spannte, da konnte man wirklich nur sehr schwer cool bleiben.

Aber was sollte sie machen? Ihm die Kehle aufschneiden wäre vielleicht eine Option wieder halbwegs runter zukommen, aber ob Smoker das so prickelnd finden würde...?

"Los, zum Unterricht, bevor ich mich noch vergesse!"
 

Zorro beobachtete verblüfft, wie sie mit geübter Hand das Katana in die Saya schob, riss sich jedoch augenblicklich von dem Anblick los, als sie wieder das Wort an ihn richtete.

Ruckartig machte er auf dem Absatz kehrt und stürzte in den Flur zurück. Er war sich ziemlich sicher, dass alles weitere seinen sofortigen Tod durch Enthauptung bedeutet hätte und er fühlte sich auch nicht in der Lage, die Situation aufzuklären. Tashigi hatte es ohnehin auf ihn abgesehen, er bezweifelte, dass sie ihm lange genug zugehört hätte, geschweige denn richtig verstanden. Er verstand sich ja selbst kaum, aber es ärgerte ihn extrem, dass er sich durch ihr Aussehen so verunsichern ließ.
 

Trotzdem, der Anblick, wie sie das Schwert zog, hatte sich vor seinem inneren Auge eingebrannt und vollkommen aus dem Konzept gebracht. Heutzutage war die Kunst des Schwertkampfes auf dem Rückzug, jemanden zu treffen, der mit den scharfen Klingen umgehen konnte, war selten genug. Musste es ausgerechnet Tashigi sein? Und musste sie unbedingt so aussehen?

War das nicht ein bisschen zu viel des Guten?
 

Tashigi stöhnte ein Mal genervt auf, fuhr sich dann nochmal über die Augen und sah nochmal zur Zimmertür, durch die Lorenor gerade zurück zum Flur maschiert war. Kurz überlegte Tashigi, wusste ehrlich gesagt nicht, was sie davon halten sollte. Es war dieser Blick, mit dem der Grünspan sie gemustert hatte. Keineswegs lüsternd oder ähnliches eher... verblüfft. Wenn man(n) eine Frau beim Umziehen erwischte, würde man(n) garantiert nicht so angespannt dreinschauen. Als hätte er einen Geist gesehen.

Überlegend fuhr sich der Seargant durch das kurze Haar, zog sich dann hastig wieder das Shirt über und trat dann ebenfalls auf den Flur. Lorenor war ihr jetzt eine Erklärung schuldig, irgendwie zumindest.
 

Als er hörte, wie die Tür zufiel und Tashigi die Verfolgung aufnahm, beschleunigte der Grünhaarige seine eigenen Schritte und hoffte verzweifelt, dass der Drill Sergeant bloß zufällig auf dem gleichen Weg war wie er.

Es war ihm peinlich, in ihr Zimmer geplatzt zu sein, und er hatte weder die Absicht gehabt noch die Situation ausgenutzt, das sollte man ihm immerhin anrechnen. Alles, was er jetzt noch wollte, war, wenigstens für eine Weile seine Ruhe haben, damit er seine Gedanken ordnen und seine aufgewühlten Gefühle wieder fest verschließen konnte.
 

Gut, Tashigi war es mindestens genauso peinlich, aber es brachte nichts vor den Problemen wegzurennen, das war feige. Schnellen Schrittes hastete sie dem Soldaten hinterher.

Sie stellte überrascht fest, dass Lorenor ein unglaubliches Tempo an den Tag legte, und dabei rannte er nicht mal.

"Falsche Richtung, Private. Dahin geht's zum Unterricht...", stellte der Seargant klar, als sie ihn fast eingeholt hatte. Dieses Mal würde sie ihn wohl begleiten, immerhin hatte sie einige Fragen an ihn.
 

Resignierend blieb der Grünhaarige stehen.

Falls es tatsächlich höhere Mächte gab, dann musste er ihnen mächtig auf den Sack gehen. Kurz fuhr er sich mit einer Hand durch das Gesicht und strich sich die Haare aus der Stirn. Er hatte keinerlei Interesse an einem klärenden Gespräch, schon gar nicht mit ihr und besonders nicht dann, wenn sein einziges Ziel war, soviel Abstand wie möglich zu ihr zu gewinnen. Der verringerte sich allerdings stetig und dann hatte sie ihn auch schon eingeholt. "Wo lang?", fragte er mit einem halben Seufzen und wandte sich ihr zu.

Immerhin hatte sie sich wieder angezogen - mehr, als man von ihm selbst behaupten konnte.
 

Dass Lorenor gerade wenig Lust drauf hatte mit ihr zu reden war ja abzusehen gewesen, aber musste er es gleich so deutlich zeigen? Tashigi seufzte, ließ den Kopf etwas hängen und deutete auf eine Tür einige Meter weiter. "Ziehen Sie sich erstmal an.", warf sie nur kurz ein und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wollte nun wirklich nicht wissen, wie das wohl im Moment für andere aussehen mochte, sie vorweg mit einem halbnackten Rekruten. Dann würde sie sich wohl ordentlich was anhören müssen.
 

Wortlos steuerte er die Tür an und trat in eine etwas größere Abstellkammer.

Die Wände waren von Regalbrettern verdeckt, auf denen sich alles mögliche aneinander reihte, von Kisten mit Papierkram, Informationsbroschüren über Telefonbücher. Der Raum war fensterlos, roch muffig und als er den Lichtschalter drückte stellte er fest, dass die Glühbirne auch den Geist aufgegeben hatte.

Seufzend sah er sich um und suchte nach einem Weg, dieser Situation zu entfliehen, aber scheinbar gab es keinen und so stieg er missmutig zurück in seine verdreckte Uniform. Immerhin musste er sich nicht halbnackt vor ihr rechtfertigen, das war ein Fortschritt. Zumindest redete er sich das immer wieder ein, bevor er wieder hinaus auf den Flur trat.
 

Murrend sah Tashigi auf die Uhr. Der Unterricht würde zwar noch etwas dauern, dennoch wurmte es sie, dass der Private einfach nicht in die Gänge kam. Was machte er denn da drin?

Es dauerte etwas, bis der Grünspan aus der Kammer trat, dann überlegte sie, was sie ihn fragen sollte, ohne ihm gleich auf den Schlips zu treten. Eigentlich konnte ihr es egal sein, ob sich der Rekrut nun an die Karre gepisst fühlte, oder nicht. Er war ihr eine Erklärung schuldig, Punkt. Und sie bestand darauf, es zu erfahren.
 

Zorro zog die Tür hinter sich zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie der Drill Sergeant ihn aufmerksam und nachdenklich musterte und er ahnte, dass sie eine Erklärung von ihm verlangen würde. Das war nicht ganz unberechtigt und er hatte auch nicht vor, der Frage auszuweichen. Es war ein Versehen gewesen, wie es um seine Orientierung stand hatte sie immerhin selbst beobachten können.

Geschlagen wandte er sich zu ihr um und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.
 

"Also, Private...", fing Tashigi an, bäumte sich etwas vor dem Angesprochenen auf und musste mal wieder feststellen, dass sie ihm größentechnisch total unterlegen war, aber das tat nichts zu Sache. "...warum gerade diese seltsamen Blicke?"

Es war ihr egal, dass diese Frage etwas komisch rüber kam, aber das interessierte sie nicht.
 

Er hatte mit einigem gerechnet - von Vorwürfen über Strafarbeiten bis hin zu Morddrohungen - aber nicht damit.

Der Grünhaarige runzelte die Stirn und versuchte dahinterzukommen, was genau sie eigentlich damit meinte. Welche seltsamen Blicke? Die, die er vorhin versehentlich auf ihren Körper erhascht hatte? Vermutlich, alles andere würde keinen Sinn ergeben.

"Welche Blicke?", gab er zurück.
 

"Ach komm schon, ich bin nicht bescheuert!", fuhr Tashigi auf und stemmte nachdrücklich die Hände in die Hüfte. "Diese... abschätzenden Blicke eben!" Der Seagant stuzte, als ihr in den Sinn kam, dass Lorenor erst so seltsam reagiert hatte, als sie nach ihrem Shigule gegriffen hatte. "Womit habe ich Sie aus der Bahn geworfen? Lag es an dem Schwert?"
 

Zorro gab sich Mühe, seine Überraschung zu verbergen.

Niemals hätte er damit gerechnet, dass sie die richtigen Schlussfolgerungen aus seinem Verhalten ziehen würde und insgeheim ärgerte er sich darüber, dass es scheinbar so offensichtlich war.
 

Aus der Bahn geworden war jedoch der falsche Ausdruck, die Bahn war komplett entgleist und er lag noch irgendwo unter den Trümmern.

Jetzt galt es, sich dort herauszukämpfen, und kurz zog er die Möglichkeit in Betracht, ihr tatsächlich von Kuina zu erzählen. Das würde wohl einige Missverständnisse aus dem Weg räumen. Doch genauso schnell, wie ihm das in den Sinn kam, schob er es auch schon wieder weit von sich weg; das kam nicht in Frage.

Da war es einfacher, ihr irgendeine Lüge aufzutischen, die halbwegs plausibel klang.
 

Seufzend fuhr er sich mit einer Hand über die Stirn. "Das wird's gewesen sein", gab er schließlich schlicht zurück.

Daran konnte sie ja wohl kaum etwas auszusetzen haben, oder? Jedem halbwegs vernünftigen Menschen ging der Arsch auf Grundeis, wenn eine zähnefletschende Soldatin mit einem rasiermesserscharfen Schwert auf einen zugestürmt kam. Und auch, wenn das bei ihm nicht der Fall war hoffte er doch zumindest, sich so herausreden zu können, ohne näher ins Detail zu gehen.
 

Skeptisch sah Seargant Tashigi ihrem Gegenüber durchdringend an. Sie glaubte ihm nicht, da steckte mehr dahinter. Anscheinend hielt Private Lorenor sie wirklich für total naiv und hohl. Es wurmte sie gewaltig, dass er sie für dumm verkaufte. Aber weiter nachhaken wollte sie nicht. Es stand ihr nun mal nicht frei, in seiner Privatsphäre rum zuschnüffeln und wenn er nicht reden wollte, konnte sie da nichts machen.

"... Abmarsch...!", warf Tashigi nur nachdrücklich ein und ging voran, um ihn zum Klassenzimmer zu bringen.
 

Dass sie es ihm nicht abkaufte, stand ihr in großen Leuchtbuchtaben ins Gesicht geschrieben.

Ihrem Blick hielt er entschlossen stand, trotzdem war er erleichtert, als sie es offenbar auf sich beruhen ließ und voranging.

Zwar stand ihm eher der Sinn nach einer heißen, ausgiebigen Dusche statt Unterricht, aber nach der Szene vorhin würde sie das wohl kaum zulassen und darum bitten würde er sie garantiert nicht. Also folgte er ihr widerstrebend, die Hände nun in den Hosentaschen vergraben.
 

Murrend stopfte Tashigi wieder die Hände in die Hosentaschen, hörte nur die schallenden Schritte hinter ihr, die ihr im Moment gewaltig auf den Nerv gingen.

Es wurmte sie, dass er ihr einfach ins Gesicht gelogen hatte. Und so, wie es aussah, ging es sie sehr wohl was an, immerhin war sie ja direkt betroffen, oder zumindest ihr Schwert. Es zerriss sie förmlich, dass sie nicht wusste, warum sie Lorenor so aus der Fassung gebracht hatte. Abrupt machte sie auf dem Absatz kehrt und kam vor Lorenor zum Stehen. "Ich weiß genau, dass sie lügen, Private! Raus mit der Sprache, warum gerade so fassungslos?"

Nein, so schnell gab sich Tashi nicht geschlagen.
 

Zorro kam gerade noch rechtzeitig zum Stehen, ansonsten wäre er frontal gegen den Drill Sergeant geprallt - die jetzt unnachgiebig weiter in der Wunde stocherte.

"Das geht Sie ja nun wirklich 'nen Scheißdreck an!", sprach er seinen ersten Gedanken aus und legte verärgert die Stirn in Falten. Sollte sie ihn ruhig für seine barsche Art Kartoffeln schälen lassen oder sonst irgendeine sinnfreie Strafarbeit, aber er war ihr ganz sicher keine Rechenschaft schuldig. Zumindest nicht über seinen Fehler mit der falschen Tür hinaus.
 

Schlagartig verfinsterte sich Tashigis Blick. Gut, eigentlich hatte er ja Recht, es ging sie wirklich nichts an. Aber sie mochte es nun mal nicht, wenn man ihr so dreist ins Gesicht log. So leicht würde sie sich nicht geschlagen geben.

"Sie werden schon noch reden!"

Und da war sich der Drill Seargant ganz sicher. Irgendwann würde er mit der Sprache rausrücken.
 

"Träum weiter, Süße", gab Zorro knapp zurück. Ihm war zwar wirklich vieles zuzutrauen, aber Worte waren eindeutig nicht sein Gebiet - ganz zu schweigen davon, dass er ihr gegenüber sein Herz ausschütten würde. Darauf konnte sie ewig und drei Tage warten.
 

Unmerklich find Tashigis Auge an zu zucken. Süße?! Das hätte er besser nicht sagen sollen!

"Jetzt pass mal auf, Schnuckiputz...", begann Tashigi wütend und tippte ihm dabei nachdrücklich auf die Brust. "Ich kann zwar vieles ab, aber wenn man mich verarscht, kann ich ganz schnell wütend werden!"

Richtig wütend und das wollte Lorenor nicht miterleben.
 

"Jetzt hab ich aber Angst."

Genervt schob Zorro ihre Hand bei Seite. Wenn sie einen Buzzer wollte, sollte sie sich einen kaufen. Außerdem, was erwartete sie denn? Wenn sie versuchte, ihn auszuquetschen und ihm auf die Pelle rückte, hätte sie auch damit rechnen sollen, eine passende Antwort zu kriegen.
 

Angst? Der Ausdruck passte nun wirklich nicht, aber er würde schon noch sein Fett bekommen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nur gut, dass sie am längeren Hebel saß. Wütend aufschnaufend zog sie die Schultern etwas ran, wand sich dann wieder ab und ging weiter, ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen. Wenigstens hatte sie jetzt ein bisschen Zeit, sich die passende Folter für Lorenor auszudenken.
 

Zorro schmunzelte leicht. Zwar zweifelte er keinen Augenblick daran, dass sie sich für sein unsoldatenhaftes Verhalten an ihm rächen würde, aber immerhin hatte er bekommen, was er wollte: sie hielt die Klappe und bohrte nicht weiter nach. Alles andere würde er ertragen wie ein waschechter Mann.
 

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"Du kannst mir nicht erzählen, dass du so lange geputzt hast."

"Halt doch einfach die Fresse, Ace!", maulte Zorro zurück und lehnte sich gegen den Fenstersims. Die Fenster hatten sie sperrangelweit aufgerissen, um sich die erste (und vermutlich letzte) Kippe des Tages zu rauchen und keine verräterischen Spuren zu hinterlassen. Lysop hatte zwar seinen Unmut kund getan, sie aber letztendlich machen lassen, sobald der Grünhaarige wortlos mit der Faust gedroht hatte, und hockte jetzt auf seinem Bett und bastelte hochkonzentriert an einer kleinen Gerätschaft herum.
 

Ace ließ sich von der Androhung roher Gewalt weniger beeindrucken, schlug die Beine übereinander und wedelte mit einer Hand in der Luft herum, um den Qualm zu vertreiben. "Seit du mitten im Unterricht reingeplatzt ist, hast du 'ne Laune wie Al Bundy", bemerkte der Schwarzhaarige und zog schmunzeln eine Augenbraue in die Höhe. "Hast du dich etwa schon wieder mit Tashigi gestritten?"

"Kannst du nicht ein einziges Mal aufhören, von dieser blöden Tussi zu quatschen?!", fuhr Zorro auf und bemerkte gar nicht, dass er damit Ace's Vermutung indirekt bestätigte. Auch wenn man es ihm nicht zutraute, er war durchaus in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen.
 

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Wütend schnaufend stand er nun vor dem besagten Zimmer, zu dem er sich mühsam durchgefragt hatte. Der erste, bemitleidenswerte Rekrut, der ihm über den Weg gelaufen war, wusste gar nicht, wie ihm geschah. Wie aus demNichts tauchte plötzlich dieser mega angepisst blonde Kerl vor ihm auf und verlangte schreiend zu wissen, wo er denn Lorenor Zorro finden würde. Und dabei hatte er keinen blassen Schimmer, wer dieser Lorenor Zorro überhaupt sein sollte. Als der Rekrut es wagte, ihn zu fragen, ob Lorenor einer der neuen Rekruten war, rastete der Kerl komplett aus und ging ab wie ein überfüllter Dampfkessel, der zu lange auf der Ceranplatte stehen gelassen wurde.
 

"WAS FÜR EIN PACK IST DAS HIER?!!!! ALLES UNFÄHIGE SCHWEINE, ODER WAS?!!!!!! ICH GEH SELBER SUCHEN!!"
 

Und nun stand er hier. Zwei Stockwerke, hundertvier Zimmer und fünf mit verschwitzten Männern vollbesetzte Duschen weiter und hoffte nun wirklich, dass er das richtige Zimmer gefunden hatte.

Er war seit Tagen unterwegs, hatte unzählige Meilen im Bus gesessen und das halbe Land durchquert, um hierhin zu gelangen. Seine Reise hatte endlich ein Ende, das wurde ihm klar, als er Mäuschen spielte und die Stimme des Gesuchten Lorenor Zorros durch die Tür wahrnahm. Er war beinahe dankbar, endlich an sein Ziel gelangt zu sein, denn noch mehr nackte, behaarte Männerärsche konnte sein zartes Gemüt nicht ertragen.

Kurzerhand trat er die Tür auf und platzte ungebeten in den Raum.

"DU PARANOIDES STÜCK SCHEIßE!!!!!"
 

Ace ließ nicht locker, bohrte unnachgiebig weiter und die beiden Rekruten waren grade dabei, den Streit auf männliche, gewalttätige Art und Weise beizulegen, als die Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall aufsprang und ein blonder, hagerer Kerl den Grünhaarigen ohne Umschweife zur Schnecke machte.

Zorro wäre beinahe schon wieder rückwärts aus dem Fenster gefallen, als er den jungen Mann erkannte. Aber das konnte unmöglich sein. Zorro schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich vollkommen verblüfft am Türrahmen festzuhalten und sich vor dem Absturz zu bewahren. Ungläubig starrte er auf seinen besten Freund aus der Heimat entgegen, der eigentlich etliche Kilometer weiter zu Hause am Herd stehen sollte. Aber ganz bestimmt nicht hier, in North Dakota, in der Kaserne. Und auf gar keinen Fall in seiner Zimmertür.
 

"S-Sanji?!!", hakte er perplex nach. Vielleicht hatte die erste Begegnung mit Tashigi Jenkins und ihre folgende, unsanfte Behandlung doch bleibenden Schaden hinterlassen und sein Gehirn spielte ihm einen perfiden Streich.
 

"Nein, Godzilla höchstpersönlich... NATÜRLICH ICH, ODER KENNST DU NOCH JEMANDEN, DER SO AUSSIEHT WIE ICH?!!!", blaffte der Blonde nur, stapfte angepisst wie noch nie über die eingetretene Tür direkt auf Zorro zu.

"DEINE MUTTER HAT MICH ANGERUFEN! DU HAST EINEM DRILL SEARGANT DEN ARM WEGGESPRENGT UND IHM DANACH DEN KIEFER GEBORCHEN?!!!!"

Sein Geschrei hallte durch den gesamten Korridor und bis auf die unteren Flure runter. Sanji bemerkte, dass seine Stimmenbänder langsam aber sicher den Dienst quittierten, aber daran störte er sich nicht. Viel wichtiger war es nun, den verdammten Mistkerl zusammen zufalten, der anscheinend nur Dung in der Birne hatte.
 

Nachdem er den ersten Schock halbwegs verdaut hatte, hörte Zorro ungläubig zu, wie sein Kumpel mehr oder weniger haltlose Anschuldigungen in die Weltgeschichte hinausschrie und der gesamten Kaserne mitteilte, dass Lorenor Zorro einen Babysitter von seiner Mami geschickt bekommen hatte. Dann kam die Wut und er konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, warum zum Teufel er Blondi bis heute noch nicht umgebracht hatte.

Das war längst überfällig.

"JETZT MACH ABER MAL HALBLANG, GIFTMISCHER! ICH HAB NIEMANDEM DEN ARM WEGGESPRENGT!", schleuderte er nach einem kurzen Moment der absoluten Sprachlosigkeit angepisst zurück, warf die Kippe aus dem Fenster und straffte die Schultern, bereit, dem blöden Idioten entgegenzutreten, falls er es drauf anlegte.
 

Ach Sanji bäumte sich vor ihm auf, hatte das Bedürfnis seinem hitzköpfigen Freund mal ordentlich den Arsch aufzureißen. Er stritt zwar ab, mit Sprengsätzen rumhantiert zu haben, aber irgendwer muss es ja gewesen sein. Der Dill Seargant hatte sich sowas bestimmt nicht selbst zugefügt. "ACH JA?! DIE 'AMR-WEGSPRENG'-SACHE STREITEST DU AB, ABER WAS IST MIT DER GESICHTSPOLITUR, MIT DER DU DEM SEARGE DEN KIEFER GEBROCHEN HAST??!!!!"
 

Mittlerweile steckten einige Soldaten die Köpfe aus den Zimmern, versuchten mehr von dem Drama mitzubekommen. Das lautstarke Gekeife der beiden blieb aber nicht nur von den Rekruten ungehört. Auch First Lieutnant Drake Simmons bekam jedes Wort mit.

Das klang ja fast so, als würde das hier bald in einer Schlägerei ausarten. Besser er holte erst Mal Verstärkung, denn alleine eingreifen wollte er auch nicht. Denn wer konnte schon sagen, wie die Sache ausarten würde?
 

Zorro spürte, wie ihm vor Wut und Bedrängnis die Röte ins Gesicht schoss. Gut, er hatte Morgan den Kiefer gebrochen, das konnte er nicht abstreiten. Aber er hatte nicht vor, sich vor dem Knochenmobilé Blöße zu geben. Nicht, solange er den Koch noch um einen knappen Zentimeter überragte.

"DAS WAR DER IDIOT DOCH SELBST SCHULD!", stieß er aus. Er hatte noch lebhaft vor Augen, wie der Searg zunächst fassungslos auf seinen blutigen Armstumpf glotzte, während ihnen allen noch die Ohren von der Explosion klingelten - und wie er dann seelenruhig und mit einem irren Funkeln in den Augen nach der Axt gegriffen und damit Zeter und Mordio brüllend nach Ace geschlagen hatte. Irgendwer hatte den Wahnsinn schließlich stoppen müssen.
 

Nicht nur die Soldaten in den anderen Zimmern verfolgten das Drama gespannt, auch die Zimmergenossen hielten vor Spannung den Atem an.
 

Das war besser als jeder Kinofilm, beschloss Ace spontan und schmunzelte amüsiert.

Es sah ganz danach aus, als würden die beiden sich in naher Zukunft gegenseitig die Köpfe einschlagen. Zorros Gesichtsausdruck, als das Blondchen mit Pauken und Trompeten den Raum betreten hatte, war unbezahlbar gewesen. Zwar hatte der Schwarzhaarige keine Ahnung, woher die beiden sich kannten, aber das war ihm auch egal.

Er tauschte einen kurzen Blick mit Lysop, der seine Erfindung eilig unter dem Bett verstaut hatte und sich nun genervt mit den Händen die Schläfen massierte. Ja, in diesem Zimmer hatte man vermutlich nie seine Ruhe. Jetzt erst Recht nicht mehr, weil die Tür in tausend Teile zerborsten war und die Überreste nur noch schief in den Angeln hingen.
 

"SELBST SCHULD?! HAST DU SIE NOCH ALLE? DU KANNST FROH SEIN, DASS DU NICHT IM KNAST GELANDET BIST, DU AFFE!!!"

Kaum hatte er seinen Satz beendet, kickte Sanji auch schon nach dem seinem Gegenüber. Und wenn er ihm das letzte bisschen Hirn rausprügeln musste, es war ihm scheiß egal!
 

Während die Männer sich weiterhin anzickten, hämmerte Drake hastig gegen Tashigis Zimmertür, die kurz darauf aufsprang. Sie wollte sich gerade auf die nächsten Trainingsstunden vorbereiten, als ihre Tür fast aus den Angeln sprang. Leicht genervt öffnete sie die Tür ihres Zimmer und sah zu Drake auf. "Was ist denn los? Warum so stürmisch?"

"Einige deiner Rekruten hauen sich wohl bald die Köpfe ein." Genervt fuhr sich Tashigi durch das Gesicht. Warum kam ihr da gerade Private Lorenor Zorro in den Sinn?
 

In letzter Sekunde sprang Zorro bei Seite, ansonsten hätte der Koch ihm wohl geradewegs das Brustbein zerschmettert. Stattdessen bekam der Fenstersims die volle Wucht des Tritts ab und das massive Material zerbrach splitternd unter der Kraft.

Ace und Lysop starrten ungläubig und sprachlos auf die zerstörte Fensterbank, in der eindeutig die Umrisse von Blondis Schuhen erkennbar waren. Oha, mit dem war eindeutig nicht gut Kirschen essen.

Während Ace schmunzelte und die Action sichtlich genoss, blinzelte Lysop lediglich fassungslos und beschloss, sich unter gar keinen Umständen in die Streiterei einzumischen. Denn das war offensichtlich lebensgefährlich.
 

Der Grünhaarige hingegen war auf eine solche Reaktion vorbereitet - so unvorbereitet ihn Sanjis Aufkreuzen ihn auch getroffen hatte. Der Koch war eine waschechte Blondine, zickig bis zum geht nicht mehr, mit dem Unterschied, dass er gleichzeitig auch noch die Zerstörungskraft einer Dampfwalze und das Temperament eines tasmanischen Teufels besaß.

Das man den Blonden nicht aufgrund seiner schmalen Statur unterschätzen sollte, hatte er bei ihrer ersten Begegnung auf die harte Tour gelernt.
 

Auch wenn der Koch scheinbar fest entschlossen war, ihn umzubringen, konnte Zorro nicht verleugnen, dass er sich trotzdem irgendwie freute, endlich mal wieder ein bekanntes Gesicht aus der Heimat zu sehen. Aber das verschob er auf später, jetzt galt es, Blondi in seine Schranken zu weisen.

Mit einem Ausfallschritt gelangte er das Gleichgewicht zurück, musterte kurz das Ergebnis von Sanjis tritt und funkelte den Blonden wütend an. "SAG MAL, HAKT'S?!", platzte er dann heraus und ahnte bereits, dass Tashigi ihn dafür bluten lassen würde. Als hätte er nicht schon genug Probleme am Hals. "UND DU KANNST FROH SEIN, WENN ICH DIR DAFÜR NICHT DEN KOPF ABREIßE!"
 

Und mit diesen Worten verpuffte seine letzte Selbstbeherrschung und er stürzte sich auf den Koch, um ihn mit bloßen Händen zu erwürgen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Eilig rannte Tashigi zusammen mit Drake die Fluren entlang.

Das war natürlich klar, kaum hatte sie die Verantwortung für etwas (oder jemanden), ging alles in die Hose. Sie hatte von vornerein gewusst, dass sie als Drill Seargant nichts taugen würde, aber Smoker hatte ihr nicht geglaubt. Selbst Schuld.
 

Als Tashigi um die Ecke bog, rannte sie geradewegs in ihre Kollegin Revy rein, die gerade dabei war, sich eine neue Zigarette anzuzünden. "Hey Babe, pass lieber mehr auf, okay?!"

"Sorry Revy! Hab's leider gerade ziemlich eilig...", erklärte der Drill Seargant nur, packte ihre Freundin am Arm und zog sie mit sich. "Ich brauch gerade deine Hilfe, komm!"

"Jahaa, lass mich doch erstmal meine scheiß Kippe anzünden!"

"Du kannst später rauchen!!!"
 

Einige Flure weiter hörte man schon das Gekeife der Männer. Und wie erwartet konnte sie deutlich die Stimme von Lorenor Zorro heraushören. Dieser Mistkerl konnte sich aber auch keine fünf Minuten zusammen reißen, was?!

Nur Sekunden später standen sie in geschlossener Formation im Türrahmen und beobachteten fassungslos, wie sich die beiden Männer an die Gurgel gingen.

"SEID IHR NOCH ZU RETTEN?!! AUSEINANDER!!!"
 

Die beiden Streithähne dachten nicht im Traum daran, voneinander abzulassen.

Zorro jedenfalls gab sich alle Mühe, nahe genug an den Blonden heranzukommen, um ihm die Fresse zu polieren - was schwieriger war, als man meinen sollte. Aber typisch Blondine hatte Sanji scheinbar endlos lange Beine, mit denen er ihn gut auf Abstand halten konnte und der Grünhaarige war nicht scharf darauf, sich irgendwas zu brechen.

Als er eine Lücke in der Abwehr seines Kumpels erkannte, fackelte er nicht lange und stürzte sich, vollkommen unbeeindruckt vom Eintreffen ihrer Vorgesetzten, auf den Blonden und landete einen derben Treffer irgendwo zwischen den Rippen.
 

"HEY, HABT IHR NICHT ZUGEHÖRT?! AUSEINANDER, SOFORT!!!!", warf Drake noch einmal lautstark ein, als der Blonde einen heftigen Schlag von Lorenor abbekam und fast in die Knie ging. Dieser hielt sich nur die Seite und warf seinen Kontrahenten vernichtende Blicke zu.

"Du Sack...!!", fluchte Sanji leise, wollte gerade wieder auf ihn los gehen, als er von hinten von starken Armen gepackt wurde. Auch Revy griff ein stellte sich zwischen den beiden Streithähne und hatte ziemliche Schwierigkeiten den Grünschopf von dem Blonden fernzuhalten.
 

Tashigis Auge zuckte bedrohlich. Langsam hatte sie echt die Schnauze voll.

Angepisst wie schon lange nicht mehr betrat sie ebenfalls den Raum, mitten ins Getümmel, zog ihre Dienstwaffe und gab einen Warnschuss geradewegs in die Decke ab. Auch, wenn es einen haufen Papierkram bedeutete, warum zum Teufel ein Loch in der Decke war und warum eine Patrone fehlte, es war ihr im Moment egal. Hauptsache die Vollpfosten kamen langsam mal wieder runter. Zumindest hatte sie jetzt ihre volle Aufmerksamkeit.
 

"ICH GLAUB EUCH GEHT'S ZU GUT, ODER?! WAS ZUM TEUFEL IST NUR LOS MIT EUCH? HABT IHR NICHTS BESSERES ZU TUN ALS EUCH DAS LETZTE BISSCHEN HIRN RAUSZUPRÜGELN?!!!"
 

Während Lysop sich eilends die Bettdecke über den Kopf zog und versuchte, so wenig wie möglich zwischen die Fronten zu geraten, starrten die anderen drei jungen Erwachsenen verblüfft hinauf zur Decke, von der der Putz rieselte.

Zumindest für den Moment stellte Zorro seine Mordversuche ab, schnaubte gereizt und außer Atem und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Wenn er jetzt in Tashigis Gesicht sah, zweifelte er keine Sekunde daran, dass sie einzig und allein ihm die Schuld in die Schuhe schieben würde. Dabei war die Primadonna wie eine Bombe hier reingeplatzt und hatte versucht, ihm den Schädel einzuschlagen.
 

Erschrocken hörte Sanji in Drakes Armen auf zu zappeln, sah zu dem Schussloch hoch und dann zu der Person, die den Warnschuss überhaupt abgegeben hatte... und er war beigeistert. "Oh Liebste, mein Augenstern, meine Göttin! Wie habe ich nur so lange ohne dich überlebt?!!!", fing Sanji an verliebt zu säuseln. So eine bezaubernde Frau hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Sie war attraktiv und willsenstark (sonst hätte sie ja wohl kaum in die Decke geschossen), genau sein Typ.
 

Etwas... überfordert über den plötzlichen Sinneswandel des Blonden sah sie fragend zu Drake auf, der anscheinend genauso überrascht schien wie sie selbst. Nur gut, dass Drake den verliebten Schnösel nicht losgelassen hatte, ansonsten wäre er wohl ihr an den Hals gesprungen, und nicht Lorenor. Aber das war jetzt nicht wichtig. Viel wichtiger war die ausgeartete Streitigkeit zwischen den beiden Streithähnen.

Genervt aufstöhnend steckte sie wieder die Waffe zurück in den Halter und warf den Grünschopf vielsagende Blicke zu. "Ich hab's förmlich gerochen, dass Sie wieder dahinterstecken, Private!!", begann Tashigi zu motzen und stemmte die Hände in die Hüften. "Können Sie sich nicht mal zusammen reißen und mal nichts anstellen?"
 

Als der blöde Koch mit seinem üblichen Eroberungsgesülze loslegte, schoss Zorro ihm quer durch den Raum mehr als finstere Blicke zu. Bemerkte die Blondine denn gar nichts? Hatte der Koch Tomaten auf den Augen? Oder schaffte er es nicht, die Zusammenhänge herzustellen?

Dann lenkte Tashigi höchstpersönlich seine Aufmerksamkeit auf sich und bestätigte ihn in seiner Vermutung, dass er die Rolle des Sündenbocks inne hatte. Er schnaubte empört. "Ich soll dahinter stecken?! Wer platzt denn hier rein und läuft Amok?!", fauchte er erbost in ihre Richtung.
 

Die Liebesgesänge des Blonden ignorierend straffte Tashigi nur wütend die Schultern und sah zum zickigen Private auf. "NA, DIESER JEMAND WIRD WOHL SEINE GRÜNDE HABEN!", fing Tashigi an, wollte gerade weiter forsetzen, als Revy ihr ins Wort fiel. "Ehh... Tashi..."

"Jetzt nicht", winkte Tashigi nur nach hinten hin ab, fuhr dann mit ihren lauthalsen Beschuldigungen fort. "SIE SIND NICHT MAL 'NE HALBE WOCHE HIER UND STELLEN HIER SCHON ALLES AUF DEN KOPF!!"
 

"SOLL ICH ETWA STEHEN BLEIBEN UND MIR DEN SCHÄDEL EINTRETEN LASSEN?!!!", polterte der Grünhaarige ungerührt zurück und hatte nicht vor, sich die Schuld in die Schuhe schieben zu lassen. Er war schon genug gestraft mit seinem unfreiwilligen Aufenthalt und diesem furchtbaren Drill Sergeant - und jetzt hatte sein bester Freund nichts besseres zu tun, als durch das halbe Land zu reisen und ihm an die Gurgel zu springen wie ein Geisteskranker.
 

Ace, der unterdessen wegen akutem Platzmangel zurück an die Wand gewichen war, schob sich nun behutsam an dem explosiven Blonden und Sergeant Drake vorbei und mischte sich behutsam ein. "Eh...Tashi?", begann er ebenfalls behutsam. Denn wenn Tashigi einmal richtig wütend war, war sie zu allem in der Lage.
 

Gerade, als der besagte Drill Seargant zum sprechen ansetzte, um den hohlköpfigen Vollarsch vor sich weiter die Leviten zu lesen, platzte ihr fast der Kragen. Was zum Teufel wollten denn auf einmal alle von ihr? Knurrend wand sie sich zu ihrer Kollegin und dem Jugendkumpel zu.

"Meine Fresse... WAS DENN?!!!!"
 

Revy wich lieber ein paar Schritte zurück. Nicht, weil sie befürchtete von der wütenden Kurzhaarigen eine geschmiert zu bekommen, sondern eher weil sie befürchtete gleich ganz tief in der Scheiße, oder - in diesem Fall - im Wasser, zu stecken. Ohne ein weiteres Wort zu sagen zeigte Revy zur Decke hoch. Tashigi seufzte, hoffte, dass das alles nur ein böser Traum, aber als der erste Wassertropfen in ihren Nacken fiel wusste sie, dass sie mal wieder eine Wasserleitung erwischt hatte.
 

"Schon wieder?"

"Japp."
 

Und da war er auch schon, der Wasserfall, der sie im nächsten Moment allesamt bis auf die Knochen durchweichte. Es war heute einfach nicht ihr Tag.
 

Zorro runzelte die Stirn, als die beiden Waschweiber sich über irgendetwas unterhielten. Über was, verstand er ein paar Sekunden später, als das Wasser aus der Decke schoss und sie alle innerhalb von Sekunden durchtränkte.

Der Grünhaarige sah sich fassungslos im Zimmer um und beobachtete, wie das Wasser alles durchnässte, was im Weg war. Er richtete seinen Blick lediglich resigniert auf Tashigi. "Schon wieder, ja?", hakte er nach und seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben.
 

Seufzend ließ Tashigi den Kopf hängen, rieb sich über die nasse Stirn und schüttelte nur leicht den Kopf, ignorierte Lorenors Worte und Blicke gekonnt. Das konnte doch alles nicht wahr sein!

Shut the fuck up

STILLGESTANDEN!!!
 

Die Drill Seargents haben sich - vollkommen unausgeschlafen und unter der Nachwirkung des Alkoholeinflusses auf General Weirds Geburtstagsparty - daran gemacht, ein neues Kapitel in Angriff zu nehmen. Der Feind war vorbereitet, aber mit ein wenig Nachbearbeitung und extremen Durchhaltevermögen haben wir ihn trotzdem niedergerrungen.

Wer Rechtschreibfehler findet - wir gucken jetzt niemanden an, vor allem nicht abgemeldet - nehme zur Kenntnis, dass sie die letzte Rebellion gegen uns verkörpern und wir sie vernichten werden, sobald es uns auffällt. Und jetzt...STEHEN SIE BEQUEM! UND LESEN!
 

@ -erised-: Japp, Sanji muss dableiben - allerdings nicht um den Schaden zu bezahlen, sondern aus anderen Gründen. Welche? Selber lesen!
 

@ HathorCat: Sanji lässt ausrichten, dass er, Zitat: "einer herzzerreißenden Göttin mit Herz aus Gold und einem Lächeln wie der aufgehenden Sonne nichts abschlagen kann". oO
 

@ pbxa_539: Parallelen? Ach was, du siehst Gespenster...*unschuldig pfeiff*
 

@ Ysaye: Ach was, Tashigi und Zielgenauigkeit bei Wasserrohren? Wie kommt ihr bloß alle auf diesen Humbug??
 

@ Moni: Sei gespannt, wie sie da rauskommen - denn eigentlich kommen sie da gar nicht wieder raus. Jedenfalls nicht unbeschadet an einem Stück.
 

@ Puma_Ace: DANKE SEHR, SOLDAT! STEHEN SIE BEQUEM!
 

@ LuxusDrake: //Erlaubnis einen Fehler zu melden? Für was hält der sich eigentlich?!// ...ERLAUBNIS NICHT ERTEILT! DIE SEARGENTS SIND UNFEHLBAR! WEGGETRETEN!
 

@ _StrawHat_Luffy_: ERLAUBNIS, UNS IN DEN ARSCH ZU KRIECHEN, ERTEILT! ...und - ganz unter uns - wir glauben Lysop letztens beim schreddern von Dokumenten erwischt zu haben. Immerhin will er mal ein ganz hohes Tier werden, von daher...oO
 

Du erreichst viel mehr mit einem freundlichen Wort und einem Gewehr als mit einem freundlichen Wort alleine. (Al Capone)
 

Shut the fuck up
 

Smoker paffte stocksauer den Qualm seiner Zigarren aus, saß in seinem gemütlichen Sessel und musterte eindringlich den Chasostrupp, der sich stramm vor seinem Schreibtisch aufgereiht hatte. Zu den Idioten zählten: First Lieutnant Drake Simmons, die beiden Second Lieutnants Revy Smith und Tashigi Jenkins, dicht gefolgt von ein paar der neuen Soldaten und dem blonden Kerl, den er noch nie zuvor im Leben gesehen hatte und der für den ganzen Mist verantwortllich war. Und allesamt waren sie triefnass und ruinierten seinen schönen, neuen Teppich.
 

"Eine schlagfertige Auseinandersetzung, dazu ein zertrümmerter Fenstersims, eine aus den Angeln getretene Tür, der Verlust einer Patrone – ja, glotz nicht so blöd, Lorenor, das muss auch vermerkt werden! - und... Tashigi, schon wieder 'ne Wasserleitung? Das ist schon das dritte Mal innerhalb eines Monats."

Die Angesprochene zog angespannt die Schultern etwas hoch, wurde leicht rot vor Scham und wusste nicht, was sie entgegnen sollte. Das war wirklich mehr als peinlich.
 

Zorro musterte den grauhaarigen Captain vor sich abschätzend. Bisher war er an keiner der aufgezählten Punkte Schuld, aber er hätte seinen Arsch drauf verwettet, dass ihm trotzdem 'ne Abreibung drohte. Er warf dem ollen Koch einen genervten Blick zu und wischte sich mit einer Hand ein paar nasse Haarsträhnen aus der Stirn und Wasser aus den Augenwinkeln.
 

Das Einzige, was seine Laune ein wenig aufheiterte, war die Tatsache, dass auch sein Drill Sergeant vor der Anklage stand - und offenbar irgendein krankes Faible für Wasserleitungen besaß. Und da machte sie ihm Vorwürfe, er würde alles auf den Kopf stellen...
 

Genervt raffte sich Smoker auf die Beine. Dank Drake's Bericht hatte er zumindest einen groben Überblick über die aktuelle Situation. Und er kam zu dem Schluss, dass längst nicht alle schuldig waren, die vor ihm standen.

"Revy, Drake, warum habt ihr Tashigi nicht abgehalten, mit ihrer Waffe Amok zu laufen? Ihr wisst doch, dass das immer im Chaos endet."

Revy zuckte nur kurz mit den Schultern, zog sich unbeeindruckt eine Kippe aus der Schachtel und zündete sich diese an, bekam von der Seite anhimmelnde Blicke des Blonden zugeworfen. "Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt die beiden Streithähne auseinander zuhalten, Sir!"
 

Mürrisch kaute der Captain auf seiner Zigarre herum, fuhr sich dann über den breiten Nacken und zeigte nacheinander auf Lysop, Ace, Revy und Drake. "Ihr vier, raus!"

Tashigi ließ den Kopf etwas hängen. Das würde wohl noch richtig Ärger geben. Ace war zwar froh, dem Schlimmsten offenbar entkommen zu sein - aber trotzdem fand er es offensichtlich schade, dass er den großen Knall verpassen würde. Auf seinem Rückzug warf er sowohl Tashigi als auch Zorro einen aufmunternden Blick zu.

Der Grünhaarige zeigte ihm zum Dank den Mittelfinger. Grinsend verließ der Schwarzhaarige, dicht gefolgt von Lysop, das Büro des Captains. Dicht gefolgt von Revy und Drake, die ebenfalls eher milde gestimmt den Raum verließen. Tashigi tat den beiden Leid. Eigentlich hatte sie das nicht verdient. Sie war eben ein Tollpatsch und Unfälle passierten - in ihrem Fall bloß ein wenig öfter als gewöhnlich.
 

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, lehnte sich Smoker gegen seinen Schreibtisch und überlegte, was er jetzt mit den dreien anstellen sollte. Aber erst Mal gab es da was Grundlegendes zu klären. Grübelnd, dennoch ernst, sah der Captain zu Sanji rüber.

"Jetzt erzähl mal, Blondi. Wie zum Teufel bist du hier unbemerkt reingekommen?"

Ja, das interessierte ihn wirklich. Hätte die Torwache ihn nicht aufhalten müssen?

Selbst Zorro spitzte die Ohren. Innerlich seufzend verschränkte er die Arme vor der Brust und wartete auf die Erklärung. Denn genauso schwierig wie es war, hier herauszukommen, war es auch, hereinzukommen. Nach dem Auftritt vermutete Zorro jedoch, dass Sanji auch vor dem Einsatz roher Gewalt nicht zurückschrecken würde.
 

Die finsteren Blicke seines Kumpels ignorierend musterte Sanji den hünenhaften Kerl, der an seinem Schreibtisch gelehnt stand und suchte nach den richtigen Worten. Im Gegensatz zu dem Grünhaarigen war er durchaus in der Lage, sein Temperament zu zügeln. Ausweichend zuckte er mit den Schultern. "War eigentlich gar nicht so schwer", gab er dann zurück.

Er hatte den Haupteingang genommen - und alles, was sich ihm in den Weg gestellt hatte, erbarmungslos einige Meter weit weggekickt. Immerhin hatte er die Reise nicht auf sich genommen, um vor verschlossenen Türen zu stehen. Irgendjemand musste dem Idioten ja mal den Kopf waschen.
 

"Nicht so schwer, hm?!", wiederholte Smoker nur mit seiner gewöhnlich rauen Stimme, zog noch mal kurz an seinen Zigarren. Dann stieß er sich von seinem Schreibtisch ab, ging um ihn herum, geradewegs auf die drei zu. Gerade, als Smoker dem Blondschopf anfahren wollte, öffneten einige, ziemlich mitgenommene Soldaten die Tür seines Büros und traten ein.

"Captain Smoker, wir... wir wurden niedergeschlagen und...", der Trupp stutzte, als sich alle zu ihnen umdrehten und sie den blonden Mann sahen, der mindestens 15 ihrer Männer umgenietet hatte. "Wahhhaaaa, nicht du schon wieder!!!", jammerten die Soldaten und wichen gleich wieder zurück in den Flur, um nicht nochmal seine heftigen Tritte zu spüren zu bekommen.

Fragend sah Smoker seine Soldaten an, zog dann eine Augenbraue hoch, bevor er wieder zu den Mann vor sich herabsah. Interessant...
 

Skeptisch sah Tashigi zwischen dem auf dem Flur wartenden Trupp, Sanji und Smoker hin- und her. Anscheinend war Smoker milde beeindruckt von dem Blonden, was allerdings auch kein Wunder war. Sie hatte zwar nicht ganz mitgezählt, aber es schienen schon an die 10 bis 15 Mann gewesen zu sein, mit denen sich Goldlöckchen angelegt hatte.

Zorro versuchte, sein amüsiertes Schmunzeln zu verstecken und richtete seinen Blick auf ein Bücherregal irgendwo hinter Smokers Schreibtisch. Es sah Sanji ähnlich, immer mit dem Kopf durch die Wand.
 

Der Blonde selbst musterte die Soldaten bloß kurz und blickte dann beinahe entschuldigend zu dem Captain auf. "Ich hatte es eilig", bemerkte er behutsam und bereitete sich schon auf eine Standpauke vor. Dicht neben ihm gab der Grünhaarige ein leises Lachen von sich. Eine Ader auf seiner Stirn trat unheilverkündend hervor und er trat dem Dreckssack kräftig gegens Schienbein. "Halt die Fresse, Marimo!"

Smoker seufzte, sah kurz vielsagend zu Tashigi rüber, die seinen Blick genau deuten konnte. Für andere war es vielleicht nicht zu sehen, aber Tashigi erkannte durchaus, wann ihr Mentor an etwas (oder in diesem Fall: an jemanden) interessiert war - und wann nicht.
 

Tashigi nickte nur unmerklich, sah dann zu Sanji rüber und lächelte nur etwas

"Du bist nicht zufällig an der US-Army interessiert, oder?!"

"Ach, kommt schon!", stieß Zorro ungläubig hervor und starrte abwechselnd entgeistert von Tashigi zu Smoker. Hatten die beiden etwa schon vergessen, dass der Koch ihn hatte umbringen wollen? Das machte die dumme Kuh doch mit voller Absicht, als Strafe für sein feindseliges Verhalten!

Der Blonde schien selbst überrascht, hatte wohl damit gerechnet, heute noch von der Polizei zurück zu Jeff gekarrt zu werden. Den Einwand seines Kumpels ignorierte er gekonnt und richtete sein Augenmerk stattdessen auf die schießwütige Schönheit und er plusterte sich sichtlich auf. "Für dich bin ich an allem interessiert, meine Schönheit!"
 

Tashigi Grinsen wurde nur noch etwas breiter. Obwohl sie mit ihrem Trupp eigentlich schon genug Arbeit und Ärger hatte, freute sie sich irgendwie darüber, noch einen Schützling dazu zu bekommen. Und, wer weiß, vielleicht konnte der Blonde ja den sturköpfigen Grünschopf bändigen.
 

Smoker räusperte sich kurz, um wieder die volle Aufmerksamkeit zu bekommen. "Da wir das geklärt hätten... HABT IHR EIGENTLICH VÖLLIG DEN VERSTAND VERLOREN?!!!!!WELCHER ABGEFUCKTE TEUFEL HAT EUCH GERITTEN, ALLES AUSEINANDER ZUNEHMEN UND UNTER WASSER ZU STELLEN?!!!"

Tashigi fuhr etwas zusammen. Sie hatte schon fast wieder vergessen, warum sie hier eigentlich zu Dritt standen. Tja, um die Standpauke kamen sie wohl nicht drum rum.

Der Grünhaarige war froh, dass er Wasser in den Ohren hatte - das dämpfte die Lautstärke enorm. Neben ihm wurde der Koch durch das laute Organ des Captains aus seinem Tagtraum gerissen und er starrte vollkommen irritiert zu Smoker. Der akute Stimmungswechsel brachte ihn aus dem Konzept.
 

Trotzdem gab keiner von ihnen eine Antwort - das wäre nun wirklich Lebensmüde gewesen.
 

Zehn Minuten mussten sich die drei das lautstarke Geschrei des Captains anhören, bis er endgültig die Schnauze voll hatte und die Truppe förmlich aus seinem Büro trat. Noch länger und der Kettenraucher hätte jemanden geköpft, egal wen und wie viele. Diese unglaubliche Blödheit und Disziplinlosigkeit machte ihn wirklich rasend. Das Ende vom Lied war eine Gehaltskürzung für den Drill Seargant (und dabei hatte sie vor kurzem erst um eine Erhöhung gekämpft!) und eine Woche Küchendienst für die beiden Rekruten.
 

Genervt aufstöhnend ließ Tashigi die Tür ins Schloss fallen. Da war sie ja halbwegs mit 'nem blauen Auge davongekommen. Als sie draußen auf dem Flur standen, fühlte sich die Ruhe, die sie plötzlich umgab, unwirklich an.

Zorro warf einen Blick über seine Schulter, zurück zu Smokers Büro, und war milde beeindruckt über dessen Hartnäckigkeit. Zwischenzeitlich hatte er wirklich damit gerechnet, dass der Captain entweder bald einen Riss in den Stimmbändern haben oder sie allesamt umbringen würde, aber nichts davon war der Fall gewesen.

Sanji kramte in seiner Jacke nach seinen Zigaretten, zog eine davon heraus und zündete sie an. Erst, nachdem er tief inhaliert hatte, war er wieder in der Lage zu sprechen. "Da sind wir noch mal glimpflich davongekommen."

Zorro schoss ihm einen mordlüsternen Blick zu. "Du vielleicht, Kochlöffel."

Am schlimmsten hatte es wohl Tashigi erwischt. Nicht nur, dass ihr Gehalt unter ihrer Rambo-Aktion gelitten hatte, sondern auch ihr Ansehen bei ihrem Captain war nun deutlich gesunken.
 

Seufzend nahm Tashigi dem Blonden die Zigarette ab. Nur, weil Revy sich nicht an die Regeln hielt, mussten ihre Rekruten sich kein Beispiel an ihr nehmen.

"Sie müssen noch einige Bögen unterschreiben und eingekleidet werden. Und natürlich müssen Sie die Musterung nachholen.", erklärte Tashigi nur und nahm erst Mal ihre Brille ab, die ihr im Moment ziemliche Kopfschmerzen bereitete. Sanjis Herz schlug sofort höher. Von dem hübschen Drill Sergeant würde er sich nur allzu gerne mustern lassen - und wenn es tatsächlich so ablief, wie Zorro ihm damals angewidert erzählt hatte, würde er heute noch den Himmel auf Erden entdecken.

"Was immer du willst, mein Augenstern!", flötete er verliebt.
 

Zorro verdrehte bloß die Augen. "Ich verzieh mich", verkündete er, schob die Hände in die Hosentaschen und stiefelte los. Hier wurde er eh nicht länger gebraucht.

"Nicht so schnell, Private! Sie müssen in ein neues Zimmer ziehen." Und das nicht nur, weil ihr jetziges Zimmer komplett unter Wasser stand, sondern auch, weil ein neuer Rekrut in der Truppe war. Und da die beiden sich ja anscheinend kannten, konnte sie auch ruhig ein Zimmer beziehen. Genervt blieb Zorro wieder stehen und wandte sich zu dem liebestollen Koch und seinem persönlichen Alptraum zu. Na ganz toll, das hatte ihm jetzt noch gefehlt. Aber es würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Vollkommen verstört schlurfte Sanji den Flur entlang, geradewegs auf den Weg zum neuen Zimmer, wo sein vertrottelter Kumpel mit den anderen zusammen hauste. Gut, er hatte sich schon auf die Musterung gefreut... wenn sie denn auch von einer attraktiven, schlanken, charmanten jungen Dame ausgeführt wurde und nicht von einem fetten, verschwitzen Psychodoc.
 

Widerwillig schlug Sanji die Tür zu "seinem" Zimmer auf, ertastete mit zittrigen Fingern eine Zigarette aus der dazugehörigen Schachtel und fluchte leise, als er noch nichtmal sein Feuerzeug bedienen konnte. Was eine verdammte Scheiße... na ja, wenigstens tat er es dem süßen Drill Seargent zu Liebe.
 

Ace versuchte noch immer, seinen Kumpel auszuquetschen, wie der Anschiss gelaufen war, als die Tür aufschwang und der angriffslustige Blondschopf eintrat - allerdings war er nicht mehr ganz so angriffslustig und so weiß wie eine Wand. "Hey Blondi! Alles okay?"

Der Grünhaarige ignorierte sowohl Ace und Sanji, als auch den herumjammernden Lysop. Durch das Wasser war die kleine Apperatur, an der er so hingebungsvoll gearbeitet hatte, offensichtlich zerstört worden und wenn er nicht grade sein Bettlaken vollrotzte, beschuldigte er Zorro lautstark. Der Private fuhr vollkommen unbeeindruckt dessen, was um ihn herum geschah, damit fort, seine sieben Sachen im Schrank zu verstauen und zeigte allen die kalte Schulter.
 

Der angesprochene Blonde schüttelte nur leicht den Kopf, war immer noch vollkommen verstört und aufgewühlt von der Eier-Grapsch-Aktion und bekam es endlich hin, ein Feuerzeug anständig zu bedienen und paffte nur nervös den Qualm seiner Kippe aus.

"Alter...", murmelte der Blonde nur leise und sah zur Decke hoch. "Hätte mich denn kein Schwein mal vorwarnen können?"

Der Schwarzhaarige runzelte verwirrt die Stirn und warf Zorro einen fragenden Blick zu. Immerhin kannte er den Blondschopf ja, vielleicht fiel ihm mehr dazu ein.
 

Der Grünhaarige ließ seine Schranktür knallend zufallen und verschränkte die Arme vor der Brust, während er seinen unerwarteten Kumpel abschätzend musterte. "Er war grad bei der Musterung. Und ich habe dich vorgewarnt, Idiot! Wenn du direkt ein erotisches Abenteuer mit dem Sergeant vorraussiehst, biste selbst Schuld!"

Ace lachte belustigt. "Erotisches Abenteuer? Mit Tashigi?"

"Mit welchem Drachen sonst?"
 

Sanji horchte nur interessiert auf, schwebte dann wieder auf Wolke 7 und vergaß abrupt, was vor einigen Minuten so alles passiert was.

"Tashigi, was für ein wundervoller, hinreißender Name! Der passt ja wie die Faust auf's Auge!", schwärmte Sanji vor sich hin und fing an durch den Raum zu tänzeln, paffte dabei herzförmige Wölkchen mit dem Zigarettendunst.

Zorro runzelte die Stirn. Scheinbar hatte der Koch sein entwürdigendes Abenteuer bereits erfolgreich verdrängt. Sollte ihm Recht sein.

Was ihm jedoch alles andere als Recht war, war, dass Sanji in dem Drill Sergeant tatsächlich etwas Gutes sah und ihr bereits hinterher schmachtete. Seufzend schüttelte er den Kopf. "Naja, Faust aufs Auge stimmt wohl...", gestand er dann.
 

Ace grinste belustigt und streckte dem Blondschopf die Hand hin. "Ich bin Ace!"

Sanji stutzte kurz, als der Schwarzhaarige ihn wieder auf den Boden der Realität beförderte. Leicht schmunzelnd nahm er seine Hand und schüttelte diese kurz. "Sanji, freut mich..."

"Also, Sanji", begann der Schwarzhaarige und ließ sich auf Zorros Bett sinken. "Woher kennst du Zorro?"

Der Grünhaarige zog bei dem Anblick kurz eine Augenbraue in die Höhe, beschloss dann, nichts dazu zu sagen und öffnete ein Fenster, wo er sich auf den Sims sinken ließ. Er hatte Ace in der vergangenen Stunde jegliche Auskunft verweigert, sollte der Koch sich damit rumschlagen.

Apropos Koch...
 

"Cookie, Kippe!", forderte er knapp. Den Kommentar seines Freundes ignorierend zog Sanji noch mal genüsslich an seiner Zigarette, während er an damals zurück dachte und anfing zu schmunzeln. "Ein Wink des Schicksals, mein Freund",spottete er und lehnte sich gegen den Fenstersims neben seinen grünhaarigen Freund, dem er dann beiläufig seine Zigarettenschachtel hinhielt.

"Ich arbeite schon lange im Restaurant meines Ziehvaters. Und eines schönen Abends steht der Bekloppte in der Küche und flucht rum, weil er sich auf den Weg zum Klo verlaufen hat." Gespielt verträumt sah er zur Decke hoch und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Es war Liebe auf den ersten Blick, nicht wahr, Darling?!"
 

Zorro fingerte einen der Glimmstängel aus der Schachtel und schob sie sich mit gerunzelter Stirn zwischen die Lippen. Während er das Feuerzeug aus seiner Hosentasche pfriemelte, zuckte er mit den Schultern. Ja, na gut, dann hatte er sich eben verlaufen - aber das passierte ihm am laufenden Band und konnte wohl kaum als Schicksalsschlag bezeichnet werden.

"Wenn du meinst, Schatz", gab er also bloß knapp zurück und schoss Ace, der die Geschichte irre komisch zu finden schien, einen vernichtenden Blick zu.

Sanji lachte nur leise, pustete den Qualm seiner Zigarette aus dem Fenster und hielt der Langnase nun auch seine Schachtel hin. "Und mit wem hab ich noch das Vergnügen?", fragte er dann nach und sah nur knapp zu Lysop rüber.

Wenn er schon mit Männern unter einem "Dach" leben musste, wollte er wenigstens die Namen aller Stubenkollegen wissen.
 

Die Langnase schüttelte bloß kurz den Kopf und grinste dann leicht. "Ich bin Lysop", bemerkte er dann vorsichtig, um ja nicht den Zorn des Blondschopfes auf sich zu ziehen. Reichte schon, dass Zorro ihn regelmäßig wegen Kleinigkeiten anfuhr - obwohl das irgendwie seine Art zu sein schien. Es war in jedem Fall interessant zu beobachten gewesen, wie der Grünhaarige in seine Schranken gewiesen wurde.

Allerdings würde er nur sehr ungerne Bekanntschaft mit Sanjis Füßen machen.
 

Sanji zuckte nur leicht mit den Schulter, beförderte die Schachtel zurück in die Brusttasche und sah dann nochmal zu seinem Kumpel neben ihm rüber. Er wusste nicht, ob es so clever war ihn darauf anzusprechen, aber es brannte ihn auf der Zunge ihn auszuquetschen. Vielleicht hatte er sich das nur eingebildet, aber ihr Seargent sah Zorros Jugendfreundin verdammt ähnlich.

"Alter, ich will dich jetzt nicht nerven, aber sieht Tashilein nicht so aus wie-"

"Halt die Klappe", unterbrach der Grünhaarige ihn knapp und meinte es verflucht ernst. Ein weiteres Wort und er würde den Blonden geradewegs aus dem Fenster stoßen, dafür nahm er gerne mehrere Wochen Sklaverei in Kauf.
 

Er hatte es zwar schon immer geahnt, aber der Koch war scheinbar nicht allzu schnell von Kapie, sonst wäre ihm die Ähnlichkeit schon viel früher aufgefallen. Tashigi sah Kuina nicht nur verdammt ähnlich, sondern eher wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Trotzdem hatte er keine Lust, das Thema anzuschneiden, es reichte, wenn er sich seine Gedanken dazu machte.
 

Ace hingegen horchte auf. "Wem sieht sie ähnlich???"

"Geht dich gar nichts an."

"Och, komm schon, Griesgram!" Sanji sah kurz zu Ace rüber, sagte aber kein weiteres Wort mehr. Anscheinend ging seine Kumpel das Thema gewaltig auf den Sack und das konnte er nur vollkommen verstehen. Es war Zorros Entscheidung, ob er es jetzt wirklich erzählen wollte, oder nicht.

Klar, ihm war die Ähnlichkeit schon aufgefallen, aber er hatte sich bisher noch nicht den Kopf darüber zerbrochen wie Zorro sich wohl fühlen musste, dafür war er viel zu sehr ins Schwärmen gekommen.
 

Dass der Koch die Klappe hielt machte seinen skandalösen Auftritt von vorhin beinahe wieder wett. Zorro rechnete es ihm hoch an, besonders, als Ace weiter drängte und keine Ruhe geben wollte.

Der Schwarzhaarige fasste es offensichtlich als persönliche Beleidigung auf, dass man ihn nicht in das Geheimnis einweihte und schmollte für ungefähr zehn Sekunden, bevor er beschloss, die Sache vorübergehend auf sich beruhen zu lassen. Früher oder später würde er wohl noch hinter das Geheimnis kommen, da war er sich ziemlich sicher. "Du bleibst jetzt also hier?", stellte er stattdessen in Sanjis Richtung fest. Das könnte interessant werden.
 

"Bingo...", warf Sanji kurz ein und schnipste den Zigarettenfilter aus dem Fenster. Ach ja, was tat man nicht alles, um eine Frau rumzukriegen. Die beiden Lieutnants waren aber auch zum Anbeißen! Seufzend lehnte sich Sanji wieder zurück gegen das Fenstersims, sah zwischen seinem Kumpel und Ace abwechselnd hin und her. Von den süßen Mädels konnte er später noch schwärmen, jetzt hatte er erstmal andere Sorgen.

"Ihr habt die ganze Prozedur ja schon mal durchgemacht. Erzählt mal was so auf mich zukommt."
 

Tja, das interessierte ihn wirklich. Er hatte ohne zu Zögern sofort "Ja" gesagt, als er gefragt wurde, ob er nicht bei ihrem kleinen, lustigen Verein mitmachen wollte. Aber da hatte er nicht im Geringsten an die Kehrseite der Medaille gedacht. Die Antworten kamen zeitgleich und fielen Recht unterschiedlich aus.
 

"Spaß", behauptete Ace wagemutig.

"Schlaflosigkeit", bemerkte Lysop vorsichtig.

"Die Hölle", verkündete Zorro finster und schnippte ebenfalls den Kippenstummel aus dem Fenster. Auch, wenn er damit quasi der Ansprache seines Drill Sergeants zustimmen musste, es war die Wahrheit. Und er fand es immer noch unbegreiflich, dass Sanji sein Testosteron so wenig unter Kontrolle hatte, dass er sich freiwillig hierauf einließ.
 

"Ja, was denn jetzt?", motzte Sanji nur leise und verschränkte die Arme vor der Brust. Konnten die sich nicht mal entscheiden? Seufzend gab er es auf, strich sich seine Haare kurz zurück und zuckte leicht mit den Schultern. "Und wie ist der Tagesablauf so?" Er hatte ja von nichts eine Ahnung, er hatte sich damit irgendwie selbst ins eiskalte Wasser geschubst. Aber es war ihn egal, solange er bei Mädels punkten konnte. Darauf folgte eine etwas längere Stille.
 

"Masochistisch?", schlug der Grünhaarige schließlich vor und Lysop stimmte ihm schmunzelnd mit einem Nicken zu. Ace zuckte bloß mit den Schultern. Was sollte man auch groß sagen? Das würde der Koch schon früh genug mitkriegen - spätestens um fünf Uhr morgens, wenn sie alle aus den Federn gerissen wurden.

Freizeit war hier ein Fremdwort. Und das Wort 'Ruhe' gar nichts erst existent. Angepisst wegen "Mangelns an Informationsweitergabe" zündete sich der Koch eine neue Zigarette an, ließ den blauen Dunst zusammen mit einem Seufzen aus der Lunge entweichen. Er wusste wirklich nicht, was ihn erwarten würde. Allerdings musste er sich eingestehen, dass er schon ziemlich gespannt war, ob es wirklich alles hier so knallhart zuging, wie er sich das vorstellte.

Run, Fatboy, run

AAAAAAAAAAACHTUNG!
 

UND HALTUNG ANNEHMEN!

Vielleicht wird es euch freuen zu hören, dass eure Drill Seargants auf ihrer Generalversammlung (*salutier*) dieses Wochenende nach intensiven Brainstorming und stundenlangem Auf-die-Tastatur-hämmern noch Zeit gefunden haben, ein neues Kapitel zusammenzustellen. Hier ist es.

Außerdem lassen die Spielkinder euch ausrichten, dass sie bald aus der Winterpause zurück sind. Um euch die Zeit bis dahin zu vertreiben, findet ihr in blumenpups Weblog ein Regelwerk zum bevorstehenden Besuch der GamesCom.

So, das war's. Und jetzt weiter im Konzept. Stehen Sie bequem.
 

@ Ysaye: Wach auf. Es heißt doch nicht umsonst Fan FICTION ;D
 

@ Chaos_NoNo: Das Chaos ist Weise oO Wenn wir jemanden für den Ältestenrat suchen, wenden wir uns vertrauensvoll an dich! Und die Prostatauntersuchung mit Katana hebt Zorro sich für später auf...
 

@ Puma_Ace: Willst du ein Taschentuch?
 

@ LuxusDrake: Hast du immer noch nicht gemerkt, dass es uns vollkommen egal ist, wer welche Genitalien hat? Nicht umsonst sagen die Rekruten zu Tashigi "SIR, JA, SIR!"
 

@ HathorCat: Du wirst dich vielleicht wundern, aber das ist tatsächlich so oO Selbst der Verlust einer popeligen Patrone muss vermerkt werden, jawoll ja.
 

@ pbxa_539: Du hast Sanji durchschaut. Tashigi noch nicht, deshalb der Küchendienst. Irren ist halt menschlich. Und: ging das schnell genug, Private?
 

Sollte ich vergessen haben, einen der Anwesenden zu beleidigung, so bitte ich um Entschuldigung. (Johannes Brahms)
 

Run, Fatboy, run
 

Es hatte immer noch nicht aufgehört, zu regnen.

Während ihnen das Wasser über den Nacken und den Rücken herunterlief und ihre Kleidung durchnässte, stand der gesamte Ausbildungstrupp bis zu den Knöcheln im Matsch, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und blickte auf den Platz, der vor ihnen lag - und ebenfalls komplett überschwemmt war.

Der Parcourlauf, den sie überwinden sollten, war unter normalen Umständen schon schwer genug zu absolvieren. Ganz davon abgesehen, dass ein Großteil der Truppe noch total erledigt war von dem Frühmarsch, den sie hinter sich gebracht hatten, war niemand unbedingt scharf darauf, die Hindernisse im strömenden Regen zu überwinden. Und das sah man ihnen auch allzu deutlich an.
 

"SO MÄDELS! NEHMT MAL HALTUNG AN, WENN ICH BITTEN DARF!!", rief Drill Seargent Tashigi ihnen zu. Sie schmunzelte, als sie erkannte, wie fertig ihre Truppe jetzt noch war. Es goss immer noch, aber sie störte sich nicht daran, nahm lediglich die Brille ab, damit die Wassertropfen auf den Gläsern ihr nicht die Sicht nahmen.

Wenn der Frühmarsch sie schon so fertig machte, wie ausgelaugt würden sie erst nach dem Parcour sein?
 

Seufzend bezog der künftige Stolz des Landes mehr oder weniger korrekt Stellung.

Sanji, der sich noch nicht ganz an sein neues Outfit gewöhnt hatte, hielt sich dabei an seinen grünhaarigen Schwachkopf von bestem Freund. Dass sie in etwa die gleiche Größe hatten, traf sich da natürlich hervorragend.

"Ist das okay so?", raunte er Zorro zu und warf einen Blick auf die anderen Rekruten. Einheitlich sah anders aus, aber als er einen Blick zur Seite auf Zorro warf, war er sich ziemlich sicher, schon mal eine bessere Figur zu machen als sein Kumpel. Der leistete nämlich nicht im geringsten Folge, sondern verschränkte bloß missmutig die Arme vor der Brust.
 

Innerlich knurrte der Seargant bedrohlich, als sie mal wieder zu spüren bekam, wie egal die Army Private Lorenor Zorro anscheinend war. Er mochte vielleicht stur sein, und ein Mistkerl, aber sie war sturer und wenn sie wollte, konnte auch sie echt fies werden.

Vor dem Grünschopf kam sie zum Stehen, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sah zu ihm auf. "Was ist los, Private? Schiss davor, dass Ihnen die Arme abfallen könnten?"
 

Sanji schmunzelte amüsiert und seufzte verliebt. Frauen, die wussten, was sie wollten, waren irre heiß, stellte er wiedereinmal fest.

Der Grünhaarige neben ihm verdrehte bloß tierisch genervt die Augen und löste widerwillig die Verschränkung seiner Arme. War ja klar, alle standen krumm und schief, aber sie pickte sich gerade ihn heraus. Es war mehr als offensichtlich, dass er ihr Fußabtreter war, aber er hatte nicht vor, sich davon in irgendeiner Weise unterkriegen zu lassen.

"Wie viele diesmal?", fragte er also bloß seufzend und zog abwartend eine Augenbraue in die Höhe.
 

"150 für den Anfang reichen...", murrte Tashigi nur. Gut, dann standen halt nicht alle so, wie sie es sich vorgestellt hatte, aber der Grünspan gab sich ja nicht mal Mühe! Es nervte sie einfach unglaublich, dass der Soldat sie nicht für voll nahm. Zwar hatte er ihr gesagt, dass es allein an der Army an sich lag, aber Tashigi nahm das trotzdem verdammt persönlich.
 

Ace versuchte, ein Lachen zu unterdrücken und zwinkerte dem Blondschopf amüsiert zu, der verwundert zwischen ihrem Drill Seargant und seinem Kumpel mit der exotischen Haarfarbe hin und her sah. Ja, das Rumgezicke zwischen den beiden war vollkommen normal und bereits Gang und Gebe - und würde sich wahrscheinlich auch nicht so schnell legen.

Sie beobachteten gemeinsam mit dem Rest des Trupps, wie Zorro sich zum zweiten Mal an diesem gottverdammten Tag in den Matsch sinken ließ und damit begann, sein eigenes Körpergewicht, inklusive Ausrüstung, ein ums andere Mal hochzustemmen.
 

Er sank Zentimeter tief in den Schlamm, seine eigenen Hände konnte er nicht erkennen und jedes Mal, wenn er sich heruntersinken ließ, stieß er mit der Nasenspitze in den Dreck. Es war Zorro ziemlich egal, dass sein Drill Seargant es als persöniche Beleidigung auffasste, dass er nicht nach ihrer Pfeife tanzte. Lieber absolvierte er stundenlang Liegestütze, als sich irgendjemandes Willen aufzwingen zu lassen.

Und so zählte er gedanklich die Anzahl der Liegestütze mit und bemühte sich, das schadenfrohe Gelächter seines Trupps genauso zu ignorieren wie Tashigis dämliche Sprüche.
 

Immer noch sichtlich angepisst sah Drill Seargent Jenkins in die Runde. Ihr entging nicht, dass die Soldaten anscheinend einen heiden Spaß dran hatten, dem Grünschopf zuzusehen.

"Wenn ihr schon beim Zugucken Spaß habt, wie viel Freude habt ihr dann wenn ihr alle 100 Liegestüze macht? LOS, RUNTER AUF DEN BODEN!"

Klar hatte Private Lorenor es mehr als verdient, vorgeführt zu werden, aber ein Unmensch war sie nun wirklich nicht.
 

Ein kurzes, amüsiertes Grinsen huschte über das Gesicht des sonst so sturen Rekruten.

Eins musste Zorro ihr lassen, ganz egal, was er sonst über sie dachte: sie konnte sich durchaus durchsetzen und zeigte dabei einen wunderbaren Sinn für Humor.
 

Nölend folgte der Trupp ihrem Befehl und sank ebenfalls in den Schlamm. Während der Grünhaarige sich scheinbar unermüdlich in die Höhe stemmte und wieder sinken ließ, zeigte sein Trupp jedoch nicht halb so viel Elan und die meisten waren bereits nach zehn Liegestützen am Ende ihrer Kräfte. Ihr Zimmergenosse Lysop war der Erste, der aufgab und der Nase nach erschöpft in den Schlamm sank und selbst der trainierte Koch hatte so seine Probleme, obwohl er sich natürlich niemals beschwert hätte. Nicht bei einem so süßen Drill Seargant.

Lieber drehte er den Kopf in Zorros Richtung und schoss ihm einen vernichtenden Blick zu. "Das ist alles deine Schuld, Marimo!"
 

"HEY, FLIRTEN KÖNNT IHR SPÄTER, MÄDELS!!", rief der Searge dem Blonden und seinem sturen Freund zu. Amüsiert ließ sie den Blick über ihre Truppe gleiten, als ihr der beißende Qualm von Zigarren in die Nase stieg.

"Na, alles klar soweit? Wie geht's denn deiner Truppe?", fragte die rauchige Stimme Captain Smoker's und schmunzelte bei dem Anblick völlig verdreckter Rekruten. Tashigi grinste nur etwas, sah dann wieder nach vorne, die Arme immer noch hinter dem Rücken haltend.

"Weiß nicht, GEHT'S EUCH GUT, MÄDELS??!", fragte sie dann nach, aber es kamen nur brummende Laute bei ihr an, die sie noch breiter grinsen ließen. "ICH KANN EUCH NICHT HÖREN!!"
 

"SIR, JA, SIR!", brüllten die Soldaten gegen den prasselnden Regen an.

Es brauchte keinen Lügendetektor, um zu erkennen, dass sie es nicht ernst meinten. Im Gegenteil, ihnen zitterten vor Anstrengung die Arme, ihnen war kalt und ihre Kleidung wog so dermaßen durchnässt schätzungsweise eine Tonne. Gut wurde anders definiert, nicht, dass das hier in der Kaserne irgendwen interessieren würde.

Während der Großteil der Truppe etwa bei fünfzig Liegestützen angelangt war und ausnahmslos ausgelaugt keuchte, hatte der Grünhaarige bereits achzig hinter sich gebracht und zeigte noch nicht die geringsten Anzeichen von Erschöpfung. Wenn es bei der Army ein Gebiet gab, auf dem er ohne zu Zögern und ohne großartiges Murren sein Können unter Beweis stellen konnte, dann war es bei körperlicher Betätigung.
 

"Meine Fresse, ihr seid ja noch richtig fit... LOS, NOCH 30 LIEGESTÜTZE UND WEHE IHR FREUT EUCH NICHT DARÜBER!!"

Smoker neben ihr lachte nur leise auf, pustete den blauen Dunst seiner Zigarren aus. "Anscheinend hast du hier alles im Griff."

Der Kettenraucher war sogar fast stolz auf seinen erkorenen Seargant. Er hatte sich nicht in Tashigi getäuscht, sie machte ihren Job richtig gut.
 

"Noch...drei...ßig...?!", keuchte Ace entsetzt und bereute es, zum Frühstück den Gesamtbestand der Mensa verzehrt zu haben. Obwohl er zwischenzeitlich wieder Kohldampf hatte, lag ihm die Pampe, die sie hier Essen nannten, noch schwer im Magen. Neidisch schielte er zu dem Grünhaarigen herüber, der keinerlei Probleme mit ihrer Aufgabe zu haben schien - und das, obwohl er sogar noch ein paar mehr Liegestütze leisten musste als die anderen.

"Beschwer dich nicht zu laut, sonst verdoppelt sie's noch...", stöhnte Lysop neben ihm entsetzt und hatte Mühe, den Kopf soweit oben zu halten, dass er nicht im Matsch versank und elendig erstickte. Ja, zweifelsfrei, was den Drill anging hatte Tashigi ihnen bei der Ansprache nicht zu viel versprochen.
 

"Und du hattest wirklich gedacht, du kriegst die Männer nicht in den Griff..."

Captain Smoker hatte es nun mal von Anfang an gewusst. Wenn Tashigi sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, würde sie es schon schaffen. Sie hatte vielleicht anfangs gezweifelt, aber aus irgendeinem Grund hatte es bei ihr Klick gemacht, sie hatte sich ein persönliches Ziel gesetzt und jetzt biss sie sich so sehr daran fest, wie ein tollwütiger Pitbull am Bein eines Postboten.

"Ja, die Truppe liegt mir buchstäblich zu Füßen...", spottete Jenkins, sah aus den Augenwinkeln bloß, wie sich ihr Captain zu einem Schmunzeln zwang.
 

Tashigis persönlicher Postbote, in den sie sich verbissen hatte, passierte gerade die Hundertergrenze und hatte somit zwei Drittel seiner Aufgabe hinter sich gebracht.

Die anderen schienen es nicht einmal halb so weit zu schaffen, aber davon bekam Zorro genauso wenig mit, wie von dem Gespräch zwischen den zwei Vorgesetzten.

Er musste sich davon abhalten, aus den Augenwinkeln immer wieder zu dem Blondschopf neben sich zu schielen. Sanji war dermaßen überraschend mit einem lauten Knall wieder in sein Leben geplatzt, dass ihm immer noch die Ohren davon klingelten - und so wirklich fassen konnte er es auch nicht. Im ersten Moment hatte er tatsächlich gedacht, nun vollkommen den Verstand verloren zu haben. Was wollte der Koch auch eigentlich hier, bei der U.S. Army?

Immerhin achtete der Koch sonst penibel genau auf Hygiene und legte Wert auf guten Wein und gutes Essen - in der Army war er also ungefähr so gut aufgehoben wie ein hilfloser Säugling im offenen Meer, umzingelt von Haien. Na gut, da würde er wahrscheinlich am Küchendienst seine wahre Freude haben. Und er selbst konnte die Gelegenheit nutzen, um Cookie zu fragen, was in den letzten Wochen so zu Hause passiert war.
 

Etwa fünf Minuten ließ Tashigi ihre Rekruten noch die Liegestütze durchziehen, bevor sie dann die Übungen abbrach, damit sie endlich den Parcour laufen konnten. "Ihr könnt jetzt aufstehen, Ladys! Wir haben immerhin nicht den ganzen Tag Zeit!!", rief sie ihren Soldaten nur zu, während Smoker sich eine weitere Zigarre anzündete.
 

Diejenigen, die noch genug Luft hatten, atmeten erleichtert auf und kamen wieder auf ihre nun ziemlich wackligen Beine.

Zorro tat es ihnen gleich, nachdem er die letzten drei Übungen hinter sich gebracht und somit seinen Soll erfüllt hatte. Er schmunzelte leicht amüsiert, als er bemerkte, wie geschafft seine Leidensgenossen waren - aber nachdem sie ihn ausgelacht hatten, konnte er kein Mitleid aufbringen.

Achselzuckend wischte er sich den Schlamm von den Händen an der Tarnhose ab. Sein Blick fiel auf Sanji, der nicht mehr allzu begeistert von der Army zu sein schien. Die blonden, kinnlangen Strähnen klebten ihm im verschmutzten Gesicht und sein Atem ging keuchend.
 

Der Seargant nahm Haltung an, straffte die Schultern und besah sich ihre Truppe voller Waschlappen. "Wow... so einen großen Haufen Scheiße wie euch habe ich noch nie gesehen... und ich war in Frankreich!"

Smoker neben ihr lachte, aber einen Sekundenbruchteil später ging das amüsierte Lachen in ein Husten über, weil er sich am Rauch verschluckt hatte.
 

"FÜR ALLE, DIE BLIND ODER SCHWER VON BEGRIFF SIND... HINTER MEINEM VORGESEZTEN UND MIR IST DER PARCOUR AUFGEBAUT. ICH GLAUBE, ICH MUSS EUCH NICHT ERKLÄREN, WIE DER SCHEIß FUNKTIONIERT. DER ERSTE, DER DEN PARCOUR MEISTERT, DARF MORGEN AUSSCHLAFEN."

Als die Truppe immer noch wie angewurzelt rumstand, abwartend, ob es ein Startsignal gegeben würde oder nicht, seufzte Tashigi tief auf. "SPRECHE ICH SUAHELI, ODER WAS?! LOS LOS LOS!!!"
 

Entsetzt blickte der Trupp zu dem Parcour herüber.

Na super, das letzte was sie nach der unfreiwilligen Trainingseinheit gebrauchen konnten, war Kletterwände erklimmen und Riesenleitern hochsteigen. Geschweige denn, sich an irgendwelchen Seilen hochziehen.

Nicht einmal die Aussicht auszuschlafen brachte sie dazu, sich in Bewegung zu setzen, und so war Zorro ausnahmsweise einmal der Erste, der dem Befehl von Sergeant Jenkins folge leistete. Während die anderen herumstanden und auf das vermeintliche Startsignal warteten, war er bereits beim ersten Hindernis angekommen, hatte das Seil umfasst und die Füße gegen die marode Bretterwand gestemmt.
 

Als der Rest des Trupps in Bewegung kam, um weiteren Strafen zu entgegehen, hatte er bereits drei Meter hinter sich gebracht und war nur noch drei Schritte von der oberen Kante entfernt.

Der Grünhaarige schwang sich herunter und verspritzte Matsch in alle Richtungen, als er wieder auf dem Boden ankam, da hatten die anderen gerade Mal das erste Hinderniss erreicht.

Vielleicht war er nicht gerade der folgsamste Soldat unter Gottes Sonne, aber solche Aufgaben lagen ihm wenigstens - und wenn er dafür am nächsten Morgen nicht um fünf Uhr aus den Federn gerissen wurde, umso besser.
 

Kopfschüttelnd sah Tashigi ihrer Truppe nach. Wie konnte man denn nur so begriffsstutzig sein, aber wenigstens einer der Soldaten hatte sofort geschaltet. Es wunderte den Seargant etwas, als ausgerechnet der vorlauteste, ungehobelste Soldat in Führung ging. Gut, Private Lorenor war ein ziemlicher Mistkerl, der sich nichts sagen ließ, aber sie musste zugeben, dass er körperlich mehr als fit war.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Private Lorenor Zorro passierte das Ziel als Erster - und zwar mit Abstand.

Die Truppe verarbeitete immer noch den unerwarteten Angriff auf ihre Muskeln, blieben im Schlamm stecken oder scheiterten an der Herausforderung gänzlich. Zorro selbst hatte keinerlei Probleme gehabt, die Hindernisse zu überwinden. Und jetzt hatte er ja, was er wollte.

Leicht außer Atem blieb er (in einigem Sicherheitsabstand zum bissigen Drill Seargant) stehen und gönnte sich ein flüchtiges Grinsen. Auch wenn der Tag heute schon gelaufen war, morgen würde er ausschlafen und dann konnten ihn alle mal kreuzweise!
 

Smoker, der die Zeit gestoppt hatte, staunte nicht schlecht als er bemerkte, dass der Grünschopf tatsächlich den Kasernenrekord gebrochen hatte. Wirklich nicht schlecht für einen Neuzugang.

"Neuer Rekord...", murmelte er nur leise, paffte nochmal an seiner Zigarre und tat auf "möglichst

unbeeindruckt".

Sein Seargant neben ihm verdrehte nur die Augen. "Der Soldat braucht kein noch größeres Ego, Captain." Außerdem tat das nichts zur Sache, immerhin hatten bisher alle etwas entscheidendes falsch gemacht.
 

Der Grünhaarige beobachtete stirnrunzelnd, wie die anderen sich mit dem Parcour abmühten, als er das Gespräch seiner zwei Vorgesetzten auffing und noch ein wenig breiter grinste.

Da hatte sein Drill Seargant wohl vollkommen daneben gelegen - ganz so unfähig konnte er ja wohl nicht sein, wenn es ihm trotz strömenden Regens gelang, den Kasernenrekord zu brechen. Aber das war es nicht einmal, weshalb er sich freute wie ein Kind zu Weihnachten, sondern vielmehr die Tatsache, zumindest einen kleinen Sieg gegenüber Lieutnant Tashigi errungen zu haben.
 

Als Tashigi das unverschämt breite Grinsen des Rekruten bemerkte, stieg ihr wieder die Wut bis zum Scheitel. "Darauf brauchen Sie sich nichts einbilden, Private, immerhin haben Sie etwas Wichtiges falsch gemacht. LOS NOCH 'NE RUNDE, MARSCH!!"

Skeptisch sah der rauchende Captain zum Seargant herunter. Er wusste zwar nicht, was genau Tashigi damit bezweckte, aber sie würde schon wissen, was sie tat. "Ich bin dann erstmal wieder weg. Mach eine Meldung bei mir, sobald du mit deiner Truppe hier fertig bist."

"Jawohl, Sir!", salutierte Tashigi nur und sah Captain Smoker kurz hinterher, bevor sie sich wieder ihren Sprösslingen widmete.
 

Genervt schob der Grünhaarige die Hände in die Hosentaschen und stiefelte zurück zum Beginn des Parcours.

Aus seinem Drill Seargant wurde er kein bisschen schlau. Aber es wurde ihm langsam echt unheimlich, wie verflucht ähnlich diese Frau Kuina war. Verdammt, sie redete sogar genauso wie sie!

Doch bevor er weiter in Gedanken versinken konnte, hatte er den Start wieder erreicht und blickte stirnrunzelnd auf Lysop. Die Langnase versuchte sich immer noch am ersten Hindernis und klammerte sich an dem Seil fest, während er mit dem Körper immer wieder gegen die Holzwand baumelte. Im selben Moment verließen den Lockenkopf die Kräfte und er rutschte mit den Händen am Seil zwei Meter in die Tiefe und jaulte gequält auf.
 

Zorro beschleunigte seine Schritte und kam bei dem Zimmergenossen an, als der sich wieder auf die Beine rappelte und mit Leidensmiene seine geschundeten Hände betrachtete. "Scheiße, scheiße, scheiße..."

"Sonst alles klar?", verlangte der Grünhaarige zu wissen.

"Natürlich nicht!", schniefte Lysop und klang, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Nein, ganz eindeutig, die Army war auch für den Schwarzhaarigen der falsche Platz.

Bevor Zorro etwas erwiedern konnte, fuhr die Langnase fort. "Sie wird mich umbringen...", stellte er fest, warf einen flüchtigen Blick auf Lieutnant Tashigi und musterte dann seine Handflächen. Nein, ganz eindeutig, dieses Seil würde er unter Garantie nicht mehr schaffen. "Hilf mir....!"
 

Kritisch ließ der Second Lieutnant ihren Blick über die verspätete und geschaffte Truppe wandern, straffte nur die Schultern und machte mit einem leichten Nicken zum ersten Parcourhindernis klar, dass noch eine Runde drin war. "LOS, WEITER! IHR HABT NOCH NICHT BEGRIFFEN, WORUM ES HIER GEHT. UND WIR MACHEN DEN SCHEIß SO LANGE, BIS BEI EUCH DER GROSCHEN FÄLLT! ABMARSCH!!", rief Tashigi ihren Rekruten zu, die dann nur fertig aufstöhnten. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Erst der Frühmarsch, dann 100 Liegestütze und jetzt dieser ätzende, kräftezehrende Parcour, der gefühlte fünf Stunden zu dauern schien, bis man ihn endlich bewältigt hatte.
 

Mit einem tiefen Seufzen sah Tashigi ihren Rekruten nach, blieb dann am ersten Hinderniss hängen... und musste tatsächlich schmunzeln, als sie beobachtete, wie der Grünspan seinem Zimmergenossen aufhalf. Anscheinend hatte es bei einem Klick gemacht.
 

Nachdem die beiden Privates festgestellt hatten, das Räuberleiter nicht funktionierte (Lysop schrie gepeinigt auf, sobald er versuchte, das Seil zu umfassen), forderte Zorro den Schwarzhaarigen genervt auf, auf seinen Rücken zu klettern, sich gut festzuhalten und den Rest seine Sorge sein zu lassen.

Sein Zimmergenosse blickte ihn jedoch nur verständnislos an und blinzelte. "Willst du mich verarschen?"

"Mach jetzt oder ich werf dich der Tussi zum Fraß vor!", drohte der Grünhaarige bloß trocken. Diese Aussicht bewegte Lysop schließlich dazu, zögernd die Arme um den Hals des anderen zu legen, die Beine um die Taille zu legen und sich so gut wie möglich an ihm festzuklammern - auch wenn er nicht restlos davon überzeugt war, dass es klappen würde. Wenn er selbst es schließlich nicht einmal schaffte, seinen eigenen Arsch da hochzukriegen, wie sollte Zorro es dann gleich mit einer zusätzlichen Person schaffen?
 

Seine Befürchtungen erwiesen sich als vollkommen unbegründet, denn noch während er stammelnd seine Bedenken zum besten gab, begann der Grünhaarige mit dem Aufstieg. Lysops Sorgen verpufften ins Nichts, das Einzige, was ihm noch zu denken gab, war die Schwerkraft, während er seinen Griff um Zorros Hals panisch verfestigte und versuchte, nicht daran zu denken, dass sich der Boden immer weiter von ihm entfernte.
 

Interessiert betrachtete Tashigi das Geschehen, musste ein Schmunzeln unterdrücken. Die Langnase war anscheinend eine ziemliche Memme, aber das würde man mit genug Training in den Griff bekommen. Bei ihm lag es lediglich am körperlichen Zustand. Lorenor jedoch war da schon 'ne Nummer schwieriger. Er war unkooperativ, zickig und unberechenbar, also psychisch komplett daneben, aber physisch der fitteste Rekrut.
 

Der Rest der Truppe holte langsam auf, wobei "langsam" wörtlich zu nehmen war. Sie waren allesamt am Ende, nur der Blonde schien noch irgendwie zu gebrauchen zu sein während Ace bäuchlings im Schlamm lag und sich anscheinend nicht daran störte, dass er im Begriff war, am Schlamm zu ersticken.
 

Lysop schluckte, während er in die gähnende Tiefe blickte.

Schön, hoch hatte der Grünspan ihn gekriegt, aber wie bekam er ihn jetzt auch ohne Knochenbrüche wieder runter? Im selben Moment, in dem er sich die Frage stellte, beantwortete Zorro sie ihm, indem er einfach runtersprang. Der Schwarzhaarige öffnete die Augen vorsichtshalber erst wieder, als sie, erstaunlich sanft und noch viel erstaunlicherweise aufrecht, auf dem Boden aufkamen.

Sein Herz raste und er wusste nicht mehr, was er von seinem Zimmergenossen halten sollte. So launisch er offensichtlich auch war, in diesem Moment schleppte er ihn schließlich ohne wenn und aber über den Parcour. Und sie waren trotzdem noch schneller als der Rest der Bande.

"Alter, du bist Hulk...!", entfuhr es ihm überrascht und er grinste in Zorro's grüne Haarpracht hinein.

"Halt die Klappe, Picoccio!"
 

Seufzend schüttelte Tashigi den Kopf. Gut, der Parcour war nun mal für "Teamwork" gedacht, aber nicht dafür für einen Kollegen Babysitter zu spielen. Helfen schön und gut, aber ihn gleich die ganze Arbeit abzunehmen war auch nicht Sinn der Sache.

Dennoch griff der Seargent noch nicht ein, sondern wartete erstmal weiter ab, was diese abstruse Zusammenarbeit noch bringen würde.
 

Ein paar Meter weiter drohte Lysop dem Grünhaarigen die Luftzufuhr komplett abzudrücken, während die Hacken seiner Stiefel unangenehm in seine Magengegend drückten. Genervt seufzend drückte er gegen die Knie des Schwarzhaarigen und bedeutete ihm abzusteigen.

Wiederwillig kam Lysop auf die Beine - man mochte gar nicht glauben, wie bequem es da oben war, wenn man sich erst einmal damit abgefunden hatte, wie lebensmüde der Kerl war - aber Zorro musste nicht einmal etwas dazu sagen, er verstand auch so.

Seine Hände waren vielleicht nicht mehr unbedingt zu gebrauchen, aber er hatte noch zwei gesunde, wenn auch ziemlich wackelige Beine, mit denen er selbst laufen konnte.

Hinter ihnen holte der Trupp langsam auf, während sie nebeneinander her zum nächsten Hindernis, einer überdimensionalen, aus dicken Balken bestehender Leiter joggten, bei der der ganze Körpereinsatz gefragt war.
 

Seufzend blieb Lysop stehen und beobachtete beinahe neidisch, mit welcher Leichtigkeit der Grünhaarige nach dem ersten Balken griff und sich in einer flüssigen Bewegung hochzog. Und er musste sich eingestehen, dass Zorro in seiner Sympathie gewaltig gestiegen war.

"Jetzt trödel nicht rum, mach!", riss der sportliche Private ihn in diesem Moment aus seinen Gedanken und hielt ihm auffordernd die Hand entgegen. Schmunzelnd streckte Lysop ihm seine eigene entgegen, Zorro umfasste sein Handgelenk und zog ihn zu sich hinauf.
 

Total erledigt von der ersten Runde stützte sich Sanji auf seinen Knien ab und rang nach Luft, als er erfolgreich zum zweiten mal die Kletterwand hinter sich gebracht hatte.

Kurz sah er nach vorne und entdeckte den ihm so bekannten Grünschopf einige Meter weiter. Toll, die Langnase bekam eine Sonderbehandlung und ihn ließ er hier versauern. Aber bevor er von irgendjemanden Hilfe annehmen würde, würde er sich lieber von einer Granate in die Luft sprengen lassen. Nein, vor dem süßen Seargant würde er sich nicht blamieren.

Sanjis Euphorie sprudelte über, nun legte er einen Affenszahn an den Tag und holte seinen Freund und die Langnase in kürzester Zeit wieder ein.

"Marimo, du Affe! Lauf gefälligst deinen Parcour!!!"
 

"Halt die Klappe, Ballerina!", motzte Zorro zurück und schob mit der freien Hand Sanjis Fuß aus seinem Gesicht, der sich irgendwie dorthin verirrt hatte. Er hatte schließlich schon den Rundenrekord gebrochen, was wollte er noch mehr? Jetzt konnte er sich genauso gut ein bisschen Zeit lassen. Außerdem war er kein Unmensch, jedenfalls nicht immer, und er würde Lysop ganz sicher nicht dem Seargant zum Fraß vorwerfen.

Mit diesem Gedanken zog er den Schwarzhaarigen zu sich hinauf.
 

Murrend sah der Blonde den beiden beim Händchen halten zu, seufzte dann nur tief und griff nach Lysops anderer Hand, um ihn dann ebenfalls nach oben zu ziehen. Er hatte schon seine Pflichtrunde durch, bloß die Langnase hinkte noch etwas hinterher und das sollte nun wirklich nicht so bleiben. "Ihr seid Idioten, ernsthaft!!", bestätigte Sanji nochmal, malte sich schon in seinem Hinterstübchen aus, was der Seargant ihnen wohl an den Kopf werfen würde, wenn sie den Parcour ein zweites Mal hinter sich gebracht hatten. Das war es ihm alle Male wert.
 

Der Grünhaarige linste bloß kurz zu seinem Jugendfreund hinüber und verdrehte gedanklich die Augen. Schon klar, er war ja soviel besser. Zorro war sich ziemlich sicher, dass der Blondschopf gar nicht anders konnte, als ihnen jetzt zu helfen, immerhin hielt er sich selbst für einen relativ guten Menschen und andere im Stich zu lassen war nicht der Stil eines eleganten Gentlemen's.

Allerdings würde er sich hüten, das dem Koch auf die Nase zu binden.
 

Lysop verbiss sich in der Zwischenzeit ein gequältes Aufstöhnen, als sein zweiter Zimmergenosse nach seiner Hand langte. Die aufgeschürften Wunden brannten wie Feuer auf seinen Handflächen entlang, aber zumindest kam er voran. Das war mehr, als er sich von sich selbst hätte erhoffen können, von daher würde er die Zähne zusammenbeißen und das ganze tapfer wie ein echter Mann durchsteh-

"Auuu~....vorsichtig, Mann, das tut weh!!"

Naja. Irgendwie durchstehen zumindest.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Lysop sank erschöpft auf die Knie, als er seine erste Runde endlich beendet hatte. Dass er damit seine Hose noch mehr beschmutzte, interessierte ihn nicht. Seine Handflächen brannten wie die Hölle und er war vollkommen aus der Puste. Außerdem war er sich jedes Muskels in seinem schmalen Körper schmerzlich bewusst - und er war erstaunt, wie viele er tatsächlich davon besaß.

Ohne seine Zimmergenossen, die zwar aufrecht, aber ebenfalls keuchend, neben ihm standen und nach Atem rangen, hätte er wohl nicht einmal seine erste Runde beendet und er hoffte inständig, dass der Drill Seargant ihnen nicht noch eine weitere aufzwang. Er war am Ende seiner Kräfte.
 

Allerdings hatten sie für dieses Teamwork auch ein paar Minuten länger gebraucht als ihre Leidensgenossen; jedenfalls länger als manche von ihnen. Diejenigen, die noch dazu im Stande waren, einen Fuß vor den anderen zu setzen, halfen mittlerweile ebenfalls denen, die kurz vor dem Herzinfarkt standen. Scheinbar hatten sie sich an dem grünhaarigen Griesgram und dem Blonden ein Beispiel genommen, die ihm so selbstlos aus der Patsche geholfen hatten.

"Danke, Jungs", presste er mühsam hervor und hoffte, dass sein pfeiffender Atmen nicht so bedrohlich war, wie er sich anhörte.
 

Keuchend stützte sich der Blonde mit den Handflächen auf den Knien ab, die drohten unter seinem Körpergewicht nachzugeben. Dann winkte er nur ab, als die Langnase sich inständig bei dem Spinatschädel und ihm selbst bedankte. "Lass gut sein...", seufzte er einmal tief, stellte sich dann wieder aufrecht und fuhr sich kurz über das dreckverschmierte Gesicht.
 

Fast schon zufrieden besah sich Seargant Tashigi ihre Truppe, die sich alle gegenseitig auf die Beine halfen und sich unterstützten. Sie unterdrückte ein Schmunzeln, als die letzten Rekurten den Parcour hinter sich gebracht hatten.

"HALTUNG ANNEHMEN, WENN ICH BITTEN DARF!", rief sie den Soldaten zu und wartete darauf, dass die Männer ihren Befehl befolgten.
 

Schmunzelnd sah Zorro sich in der Gruppe um.

Haltung annehmen? Der Großteil war noch nicht einmal in der Lage, überhaupt halbwegs feste auf den Beinen zu bleiben, geschweige denn stramm zu stehen. Beiläufig griff er nach Lysop's Kragen und zog die Langnase in die Höhe, während er sich nach Ace umsah, der sich keuchend in ihre Richtung bewegte. Bei ihnen angekommen warf er einen knappen Blick in Tashigi's Richtung, seufzte und zwang sich dazu, die Wirbelsäule durchzustrecken und die Schultern zu straffen. "Bitten hört sich anders an...", murmelte Ace halblaut an seinen grünhaarigen Kumpel gewandt.

"Sie ist so sexy, wenn sie Befehle gibt...", setzte Sanji säuselnd hinzu und lächelte aufrichtig.

"Koch, du hast 'nen Knall", diagnostizierte Zorro kurz um, während er sich ein paar verklebte Haare aus der Stirn wischte und wiederwillig Haltung annahm. Jedenfalls ein wenig und somit immer noch mehr, als der restliche Trupp.
 

Tief aufseufzend ließ Tashigi den Kopf hängen. So einen müden Haufen hatte sie noch nie gesehen. Wo war Revi mit ihren Knarren, wenn man sie brauchte?

"WAS GIBT'S DARAN NICHT ZU VERSTEHEN?!! WIR MACHEN HIER KEIN 'RINGELPIET-MIT-ANFASSEN'!! ALSO LOS, WIR HABEN NICHT DEN GANZEN TAG ZEIT!!!"
 

Es dauerte zwar immer noch mehr als eine halbe Minute, bis sich die Männer halbwegs aufrafften, aber immerhin stand nun jeder Soldat auf den Beinen.

Wobei auf den Beinen auch schon alles war, was der Drill Seargant von ihren Männern erwarten konnte.
 

Lysop pustete sich immer wieder verstohlen über die aufgeschürften Handflächen und beschloss gedanklich, dass er der Krankenstation wohl oder übel noch einen Besuch abstatten musste, sobald sie wieder in ihre Stuben beordert wurden. Aus den Augenwinken bemerkte der Schwarzhaarige, dass Sanji kurz davor stand, sabbernd vor Tashigi auf die Knie zu sinken und um ihre Hand anzuhalten. Jedenfalls dem verträumten Blick nach zu urteilen.

Zweifelnd warf Lysop dem Grünhaarigen einen Blick zu, der bloß amüsiert mit den Schultern zuckte. Das war bei Blondi ganz normal und konnte wahllos jede Frau des gesamten Universums treffen.
 

Kurz puzzelte Tashigi gedanklich einige Sätze in ihrem Hinterstübchen zusammen, während sie vor den Reihen langsam auf und ab maschierte.

"OBWOHL IHR EIN ZIEMLICH VERPEILTER, LAHMARSCHIGER HAUFEN SEID, HABT IHR SCHON WÄHREND DER ZWEITEN RUNDE BEGRIFFEN, WORAUF ES EIGENTLICH ANKAM... ICH BIN JA FAST STOLZ AUF EUCH!" schmunzelte Tashigi nur, während aus den Reihen einige leise und erstickte Lacher zu hören waren.

"HIER GING ES NICHT DARUM DER SCHNELLSTE ZU SEIN, SONDERN DARAUM SEINEN MITSTREITERN ZU HELFEN."

Gerne hätte sie Lorenor einen vorwurfsvollen Blick geschenkt (immerhin hatte ihn anfangs nichts anderes interessiert, als Erster zu werden), aber als es darum ging ein guter Teamspieler zu sein, hatte er ebenfalls als erster geschaltet.
 

Ein vorwurfsvoller Blick war gar nicht erst nötig - Zorro verstand die Anspielung auch so ganz gut.

Dabei war es ihm nicht darum gegangen, Erster zu sein, sondern vielmehr um den Preis, den die Schnelligkeit mit sich brachte. Ausschlafen war hier nämlich ein Fremdwort und nach der Anreise und der Nachtschicht hatte er den auch dringend nötig. Dafür hätte er sogar glatt 'nen Mord begangen, so dringend wünschte er sich mindestens zwölf Stunden lang in den Tiefschlaf.

Jetzt, wo er seinen Willen scheinbar bekommen hatte, hatte er kein Problem damit zu helfen - außerdem war Lysop sein Zimmergenosse und gar nicht so übel, womit es sowieso keiner Rede wert war. Etwas überrascht war der Grünhaarige trotzdem: seit wann waren Drill Seargants Teamspieler? Geschweige denn die Army an sich?
 

Natürlich hieß es bei der Army 'Fressen oder gefressen werden', aber das musste ja nicht immer jeden Einzelnden betreffen, oder?! Es hatte Jenkins schon immer aufgeregt wie die Army zu Teamwork gestanden hatte. Klar versuchte man, dass die Männer sich untereinander verstanden, aber eigentlich bekam man nur zu hören, dass man niemanden trauen sollte und dass man als Alleingänger mehr Überlebenschancen hatte.

"'DIE GEFÄHRLICHSTEN MÄNNER SIND DIE, DIE NICHTS ZU VERLIEREN HABEN'... DAS WERDET IHR HIER ÖFTER ZU HÖREN BEKOMMEN. ALLERDINGS IST DIESER SATZ DER GRÖßTE GEISTIGE DÜNNPFIFF, DEN ICH JE GEHÖRT HABE." Ernsthaft, so einen Müll hatte sie wirklich noch nie gehört. Und warum sollte sie eine Meinung vertreten, die sie nicht teilte? Nur weil die Army es von ihr verlangte? Was für ein Schwachsinn!

"SOLDATEN, DIE WISSEN WOFÜR UND FÜR WEN SIE KÄMPFEN, SIND WEITAUS GEFÄHRLICHER UND DISZIPLINIERTER ALS ANDERE. UND MAN GREIFT IMMERHIN NICHT NACH DEN WAFFEN, UM DAS LAND ODER DIE REGIERUNG ZU VERTEIGIEN – Gott bewahre - MAN MACHT DAS FÜR DIE MENSCHEN, DIE EINEM WICHTIG SIND UND WICHTIG SIND AUCH DIE, AUF DIE MAN ANGEWIESEN IST. DARUM MACHE ICH EUCH ZU TEAMSPIELERN!"

Egal, ob Smoker ihr dafür den Arsch aufreißen würde, sie würde weiterhin ihre Prinzipien vertreten.
 

Verwundertes Gemurmel machte sich in ihren Reihen breit und flüsternde Diskussionen wurden begonnen.

"Sie will uns dazu machen?", murmelte Ace. "Kann man das erzwingen?"

"Halt die Klappe", murmelte Zorro halblaut zurück und runzelte die Stirn, während er ausnahmsweise Mal die Ohren spitzte. Ansonsten mochte er ja vielleicht der Erste sein, dessen Gedanken wegdrifteten, aber irgendwas an der Ansprache seines Drill Seargants zog wie gebannt seine Aufmerksamkeit auf sich.

Ob es die Tatsache war, dass jedes Wort aus ihrem Mund den Grundsätzen der Militärischen Erziehung widersprach oder weil es schlicht und ergreifend die Wahrheit war, konnte und wollte er selbst nicht sagen. Allerdings musste er sich eingestehen, dass er sie dafür irgendwie sogar respektierte.

Sie war zwar immer noch absolut unausstehlich und ging ihm tierisch auf die Nerven mit ihrer alleinigen Anwesenheit, aber ihre Grundsätze schienen ganz in Ordnung zu sein - und dass sie sie vertrat, machte es zumindest nicht leichter, sie zu hassen.
 

"ALSO DANN, LADIES! FÜR HEUTE REICHT'S ERSTMAL. WEGGETRETEN!", rief Tashigi Jenkins der Truppe zu und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

Mehr hatte sie ihren Rekruten nicht zu sagen. Sie hatte ihre Ansicht klar und deutlich vertreten, so konnten sich die Männer schon mal drauf einstellen, worauf sie Wert legte. Gut, vielleicht teilten nicht viele ihre Ansichten, aber es machte für sie mehr Sinn einen Haufen wie diesen als Team auszubilden, als sie zu Einzelgängern zu machen.

Emergency Room

Aaaaaaachtung!
 

Es geht rasant weiter! Nicht nur hier, auch bei Spielkinder, aber das dürfte der Großteil von euch ja bereits mitbekommen haben. Manchmal halten eben auch wir unsere Versprechen.

Eure Drill Seargants nehmen sich das Wochenende übrigens frei und treffen sich zum neuerlichen Brainstorming. Als hätten wir nicht schon ein ganzes Buch voller bescheuerter Ideen...

Und nun, LESEN! PRONTO!
 

@ Chaos_NoNo: Tja, Zorro ist eben ein typischer Vertreter der Marke "Harte Schale, weicher Kern". Und das "Mami, bitte, darf ich auf den Spielplatz??" ging ihm wahrscheinlich sogar wirklich im Kopf herum. Aber wer weiß das schon so genau?
 

@ Ysaye: Naja, du hast gesagt "einfach mal ganz spontan der Army anschließen – sehr realistisch" und ich hab gesagt "es heißt ja nicht umsonst Fan FICTION" und so weiter und so weiter. Der Effekt von Schlamm auf die Haut wird übrigens noch zur Sprache kommen – früher oder später...
 

@ LuxusDrake: Bei Lysop sah das wahrscheinlich so aus, wie immer: Lügen, Schwindeln, Flunkern und noch ein bisschen Erfinden...
 

@ HatorCat: Wieso erstaunlicher Weise? Tashi hat auch so Respekt verdient, immerhin muss sie sich mit der Moosrübe rumschlagen XD
 

@ Moni: oO Aufstand in der Küche? Sanji? Niemals...*flööööt*
 

@ _StrawHat_Luffy_ : *eine Tüte "Zorro's Kondition" überreich* Tut mir Leid, zur Zeit sind alle Stellen vergeben. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.
 

Auch Kränkungen wollen gelehrt sein. Je freundlicher, desto tiefer treffen sie.
 

Emergency Room
 

Seufzend fiel Zorros Blick auf das Küchenmesser in seiner Hand. Mit der knapp fünf Zentimeter langen, kaum geschärften Klinge konnte man niemandem wirklich schwere Verletzungen zufügen. Jedenfalls nicht aus Versehen und ohne böse Absicht. Dem Grünhaarigen kamen jedoch, je länger er es betrachtete und in seiner Hand hin- und herdrehte, zahlreiche Ideen, was man damit alles anstellen könnte, außer Kartoffeln zu schälen.

Sanji sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht wischen, zum Beispiel.

Der blöde Koch, der diese beschissene Strafe überhaupt erst provoziert hatte mit seinem grandiosen Auftritt, sah sich nämlich so verträumt in der Kasernenküche um, dass Zorro beinahe das Kotzen gekriegt hätte.

"Dir ist schon klar, dass die anderen gerade alle außer uns frei haben?", hakte er genervt nach, während er einen Sack voll Kartoffeln näher zu sich herüberzog.
 

Durch den Raum schwebend sah sich Sanji um, malte sich schon aus, was er denn so alles kochen könnte. In so einer großen Küche hatte er bisher noch nie gearbeitet. Selbst Jeff, der ach so große Küchenmeister, hatte im Gegensatz zu dieser Küche eine Besenkammer als Kochstube. Ja, hier konnte man es wirklich aushalten! Wenn sein nerviger, grünhhariger 'Mitarbeiter' sich in den reizenden Drill Seargant verwandeln würde, wäre er im reinsten Wunderland. Seargant Tashigi als verkleidetes Kaninchen und er... nun, Kleider standen ihm nicht, aber ausnahmsweise würde er sich tatsächlich in der Rolle der kleinen Alice sehen.

Erst, als er die basslastige Stimme Zorros vernahm, kam das Blondchen wieder halbwegs wieder auf den Boden der Realität zurück. "Ach, stell dich nicht so an, du Memme. sei lieber froh, dass du ausschlafen kannst." Zwar war es durchaus beneidenswert, dass der Weckdienst an Zorro morgen vorbeigehen konnte, aber wenn er von Seargant Tashigi oder Lieutnant Revy geweckt werden würde, konnte er darauf verzichten.
 

"Ohne Scheiß", murrte der Grünhaarige, während er die Knolle von ihrer Schale befreite und deutete mit dem Messer auf Sanji. "Ich könnte jetzt schon im Bett liegen! Hast du 'ne Ahnung, was ich in den letzten 48 Stunden alles durchgemacht habe?", maulte er halbherzig.

Dann musterte er die Kartoffel in seinen Händen, die, nachdem er mit ihr fertig war, nur noch halb so groß war wie zuvor. Nun ja, Feinschliff war noch nie seine Stärke gewesen.
 

Genervt aufstöhnend verdrehte Sanji die Augen, als er die viel zu dicken Kartoffelschalen auf den Tresen liegn sah. Gott, so dumm konnte sich doch kein Schwein anstellen...

Murrend nahm dem Grünschopf die nächste Knolle aus der Hand und fing ebenfalls an zu schälen. Kein vernünftiger Koch konnte dieses Spektakel zwischen Messer, Kartoffel und unfähigem Schäler mit ansehen, eine Schandtat für jeden Küchenmeister. "Ach komm, du bist doch sonst immer hart im nehmen, oder macht dich die Ähnlickeit zwischen dem Searge und... Du-weißt-schon-wem so fertig?"
 

Zorro verzog lediglich das Gesicht, griff nach einer neuen Kartoffel und beschloss, die Frage zu übergehen.

Nachdenklich schälte er die Kartoffel, ein wenig vorsichtiger als vorher und trotzdem mit genauso viel Verschleiß. Sanji hatte ja keinen blassen Schimmer. Es war ja nicht bloß diese verblüffende Ähnlichkeit, sondern vielmehr, dass sie quasi eine exakte Kopie von Kuina war. Nur eben um ein paar Jahre älter und mit gelöschtem Gedächtnis.

"Was sieht die auch so aus? Mal ehrlich, das ist nicht normal!"
 

Sketisch beäugte der Blonde auf's Neue die Kartoffel, die sein Freund sich vorgenommen hatte, wollte gerade Proteste einwerfen und ihm erklären, wie man richtig schälte, aber wenn er so darüber nachdachte... ein angepisster Lorenor Zorro mit einem mehr oder minder scharfen Messer in der Hand - gefährlich, wahrlich schon lebensmüde. Ein so stumpfes Messer war eigentlich keine große Bedrohung, aber in seinen Händen war das eine tödliche Kombination, immerhin konnte Zorro mit Klingen umgehen.

Sanji seufzte, legte die fertig geschälte Kartoffel bei Seite und rieb sich nachdrücklich über die Stirn. "Alter, du kannst ihr doch nicht die Schuld dafür geben, dass sie so ist, wie sie ist. Sogesehen fährst du ihr an die Karre, obwohl sie nicht mal weiß, was sie verbrochen hat. Das ist dem Searge gegenüber total unfair!"

Klar konnte er verstehen, dass Zorro sich genervt fühlte, aber musste er denn seine Wut auch noch so deutlich Luft machen, besonders auch noch bei ihren Drill Seargant, die sich nun wirklich keiner Schuld bewusst war?! Das war wirklich mehr als kindisch und legte ein Niveau an den Tag, das aller unterste Schublade war.
 

Der Grünhaarige schnaubte gernervt. War ja klar, dass der Kochlöffel für das Weib auch noch Partei ergriff wie ein Ritter in strahlender Rüstung hoch zu Ross.

Als ob ihm nicht selbst klar wäre, dass sein Verhalten total irrational war. Nicht umsonst war er schon einmal kurz davor gewesen, die Sache aufzuklären und Tacheles zu reden, aber wie bescheuert würde sich das denn anhören?

"Ach, und sie ist fair?", stellte er stattdessen die Gegenfrage und zog eine Augenbraue skeptisch in die Höhe. Ein falsches Wort und er würde der Ballerina mit dem Messer ein Auge ausstechen!
 

"Sie ist ein Drill Seargant. Sie wird dafür bezahlt, unfair zu sein, das ist ihr Job.", stellte Sanji klar, machte sich daran mit seiner Aufgabre fortzufahren. "Sie ist fies zu dir, weil es ihr Beruf verlangt, du allerdings pisst ihr ans Bein wegen einer rein persönlichen Sache, für die sie nichts kann." Dem Koch war durchaus bewusst, dass er sich wiederholte, aber er konnte es nicht oft genug betonen, dass Seargant Tashigi Jenkins rein gar nichts für ihr Aussehen konnte. Sein Freund schien allerdings wieder zu stur dafür zu sein, um einzusehen, dass er die Süßen zu Unrecht verurteilte.
 

Gereizt dezimierte Zorro eine weitere Kartoffel. Schon unter normalen Umständen würde er den Blonden gerne umbringen, aber wenn er Recht hatte, war das Bedürfnis noch viel stärker. Noch schlimmer war es allerdings, wenn der Koch auch noch wusste, dass er Recht hatte.

"Wenn sie dumme Fragen stellt, kriegt sie auch 'ne dumme Antwort. Das hat nichts mit ans Bein pissen zu tun", stellte er lediglich fest.
 

Sanji hatte keine Ahnung, was genau zwischen seinem Freund und der reizenden Tashigi passiert war (immerhin war er selbst kaum 24 Stunden hier), aber es schien in eine weitaus persönlichere Richtung zu gehen als gedacht.

Gleichgültig zuckte der Koch mit den Schultern, wand sich dann einer neuen Kartoffel zu. "Was auch immer, aber hör auf der Süßen einen Strick daraus zu drehen, wie sie aussieht!"

Mehr hatte er auch nicht zu dem Thema zu sagen.
 

Zorro verdrehte die Augen und unterdrückte ein genervtes Seufzen. Würde er ja gerne, wenn er denn noch einen vernünftigen Gedanken in ihrer Gegenwart fassen könnte, aber dafür saß der Schock offensichtlich noch zu tief.

Aprospos Schock.

"Sag mal, wo wir schon bei Macken sind...was zum Teufel hat dich eigentlich hierher verschlagen? Musste das sein?"
 

"Erstens: wie gesagt, deine Mutter hat mich angerufen- Und zweitens...du hast es so gewollt!! Wenn du diesem... Morgan nicht den Arm weggesprengt und den Kiefer gebrochen hättst, wäre ich nicht so ausgerastet." Ja, die Nachricht hatte ihn tatsächlich schon aus der Bahn geworfen. Er war vieles von seinem Kumpel gewohnt, aber dass er einen Menschen so verstümmeln konnte...? Es war keine Absicht gewesen (zumindest das mit dem Arm nicht), schockierend war es trotzdem.
 

"Wie oft noch? Ich hab ihm nicht den Arm weggesprengt! Das war Ace!", maulte der Grünhaarige, während er wieder nach einer Kartoffel griff. "Warum kapiert das keiner?"

Seiner Mutter hatte er das genauso erklärt, aber auch die hatte ihm nicht einmal ansatzweise zugehört. Und seine Schwester, Aya, war bisher die Einzige (abgesehen von Ace) die über die Geschichte lachen konnte. So schlimm war er nun auch wieder nicht.

"Außerdem...was hätte ich denn tun sollen? Zusehen, wie die Pferdefresse den Idioten mit der Axt in mundgerechte Stückchen zersäbelt? Alles klar, wenn's noch mal soweit kommt und es geht um dich, halt ich mich zurück..."

"Vielen herzlichen Dank, Arschloch!", motzte Sanji, reckte dem Mooskopf den Mittelfinger entgegen und griff schon nach der nächsten Knolle. Am liebsten hätte er das Schälmesser dem Idioten entgegen geworfen, aber er ließ es, immerhin brauchte er es ja zum arbeiten.

Sanji musste zugeben, dass sein so schon chronisch miesgelaunter Freund noch mürrischer war als sonst. Anscheinend bekam ihm die Army doch nicht so gut, wie Miyu es erhofft hatte.
 

"Was willst du eigentlich?", verlangte der Grünhaarige zu wissen und warf den geschälten Rest der Kartoffel in einen überdimensionalen Kochtopf, während er das Verlangen niederkämpfte, dem Koch den Mittelfinger einfach abzuschneiden.

"Mal im Ernst: du willst nicht, dass ich irgendwelche Kiefer breche - außer es geht um dich oder was? Weibliche Logik ist doch echt für'n Arsch!"
 

Der blonde Koch winkte nur ab, sagte dazu einfach mal gar nichts mehr und schälte einfach weiter, ohne sich an den bissigen Kommentaren seines Kumpels zu stören. Sollte er doch schmollen und vor sich rumzicken, war ihm vollkommen scheiß egal. Irgendwann würde er sich schon wieder einkriegen.
 

Eine Viertelstunde angespannten Schweigens später wanderte Zorros Blick über die Kartoffelsäcke, die noch vor ihnen lagen und er beschloss, dass der Koch lange genug geschmollt hatte. Er für seinen Teil hatte seinen Ärger zumindest vorrübergehend heruntergeschluckt.

Es tat ihm sogar fast Leid, seinen Kumpel so schroff angefahren zu haben. Immerhin tat Sanji sich diese Tortur bloß an, weil es ihn hierhin verschlagen hatte und wenn er ehrlich war, freute er sich riesig, den Idioten wieder an seiner Seite zu haben. Allerdings war er dann doch nicht so ehrlich, dass er es dem Blondschopf auch tatsächlich gesagt hätte.

"Wer zuerst fertig ist?", schlug er dann mit einem leichten Schmunzeln vor und deutete mit einem vagen Nicken auf die Leinensäcke.
 

Ungläubig sah der Blondschopf zu Zorro rüber, zog skeptisch die Augenbrauen zusammen und wusste nicht, ob das jetzt eine komplette Verarsche war (Moosrübe wusste immerhin, wie Sanji dazu stand, mit Lebensmittel zu spielen) oder ob er es wirklich darauf anlegte sich mit ihm beim Schälen zu messen. Mal ernsthaft, er selbst machte sowas schon Jahre, da hatte Zorro keine Chance. "Das meinst du nicht ernst, oder?!"

"Ich weiß nicht...hat Hitler es ernst gemeint?", gab der Grünhaarige trocken zurück und zuckte bloß mit den Schultern, während er nach der nächsten Knolle griff.

"LOS!", beschloss er dann lediglich und begann, das Teil in einem Affenzahn und ohne Rücksicht auf Verluste zu schälen.
 

Aus dem Impuls heraus ließt er die schon angefangene Kartoffel fallen und griff sich die nächste (der Fairness halber). Keine Ahnung wie der Grünspan es immer wieder schaffte ihn zu sowas zu bringen, aber er schaffte es. Wenn es um einen Wettstreit mit Zorro ging, war ihm sogar der schroffe Umgang mit Lebensmittel total egal. Kaum hatte er das Messer zum Schneiden angesetzt, war die Kartoffel auch schon blank geschält.
 

=
 

Seufzend schlenderten sie nebeneinander den Gang herunter.

Lysop betrachtete im Gehen seine geschundenen Handflächen. An den Stellen, wo die Haut abgeschürft war, glitzerte sein Fleisch blutig und das dauerhafte Brennen trieb ihn fast in den Wahnsinn. Umso besser, dass er gerade mit Ace auf dem Weg zur Krankenstation war, um die Wunde versorgen zu lassen. Eigentlich wäre er ja auch alleine gegangen, aber dem Schwarzhaarigen war es alleine im Zimmer zu langweilig gewesen und so begleitete er ihn. Und um ein bisschen Unterstützung war der Gelockte eigentlich auch ganz glücklich.

"Meinst du, die bringen den Küchendienst hinter sich, ohne Ärger zu kriegen?", fragte die Langnase schließlich zweifelnd, um die schleppende Unterhaltung in Gang zu halten.

Ace grinste breit, vergrub die Hände in den Hosentaschen und zuckte mit den Schultern. "Sanji vielleicht, der scheint ja ganz vernünftig zu sein. Aber Zorro...? Niemals! Oh, guck mal, hier ist es ja schon!", gab der Sommergesprosste zurück und deutete schmunzelnd auf das Türschild an seiner rechten Seite.
 

Dass neue Arbeit vor der Tür stand wusste Kaya nicht. Bisher war sie damit beschäftigt gewesen ihr Utensilien zu sortieren und das Krankenzimmer auf Vordermann zu bringen. Sie hatte nicht besonders viel zu tun. Hin- und wieder beklagte sich ein Soldat wegen Kopfschmerzen, Übelkeit oder sonstigen Standartschmerzen, die man bei der Army so bekam. Meistens hatten die Soldaten Durchfall oder übergaben sich, was sie bei dem Essen nicht wunderte.

Hastig wand sie sich zu der Tür um, als es an dieser kurz klopfte und zwei junge Rekurten hinein marschierten. Kaya legte ihr freundlichstes und herzlichstes Lächeln auf, bevor die die beiden begrüßte. "Hallo, ihr beiden!"
 

"Abend!", grüßte Ace mit seinem breitesten Sunnyboy-Lächeln und winkte der jungen Krankenschwester charmant zu. Hinter ihm betrat auch Lysop den Raum, sah sich um und sein Blick blieb an der blonden, jungen Frau hängen - die nicht nur total gut aussah, sondern sie auch noch breit anlächelte und dabei eine Reihe makelloser, weißer Zähne zeigte.

"Hi...", stammelte der Lockenkopf schließlich etwas verspätet - bei ihrem Anblick hatte es ihm für kurze Zeit die Sprache verschlagen - und errötete bis zu den Ohren.
 

Kaya lächelte ebenso charmant zurück wie ihr Gegenüber, zog dabei etwas die Schultern ran und ging einige Schritte auf sie zu. Zwei neue Gesichter, vielleicht welche von den Neuankömmlingen?

"So, wo brennt's denn?"
 

Auffordernd stieß Ace ihm den Ellbogen in die Rippen, um den Lockenkopf dazu zu bringen, etwas zu sagen. Aber Lysop hatte das Gefühl, seine Zunge hätte sich irgendwie verknotet. Gut, dass er gerade auf der Krankenstation war. Wenn die Lage ernst wurde, würde die umwerfende Frau sicher genau wissen, was zu tun ist.

Der Gedanke beruhigte ihn ein wenig, also schluckte er den Knoten herunter und zeigte ihr seine Handflächen. "Hier."

Ace grinste zufrieden und schwang sich auf eine der Liegen. "Er ist am Seil abgerutscht."

Lysop seufzte und nickte widerwillig. Konnte der Kerl nicht einfach die Klappe halten?
 

Kaya verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, als sie vorsichtig nach seinen Händen griff und diese beäugte. "Sieht schmerzhaft aus, aber wird schon wieder.", lächelte die junge Ärztin ihren Patienten zuversichtlich an. Dann ließ sie von der Langnase ab, fischte Desinfektionsmittel, Wattetücher und Verbände aus den Regalen. "Setz dich erstmal, ich kümmere mich gleich drum."
 

Dankbar nahm Lysop auf einem Stuhl platz und lehnte sich erleichtert zurück.

Ein paar Sekunden später, dann wären ihm wahrscheinlich die Beine so oder so eingeknickt, so zittrig wie sie waren. Vielleicht hatte er sich erkältet - ein Wunder wär's immerhin nicht in diesem strömenden Regen. Aus den Augenwinkeln beäugte er argwöhnisch, wie Ace die Arme im Nacken verschränkte und sich entspannt gegen die Wand lehnte, während er die blonde Frau unverhohlen musterte und scheinbar ein geistiges, positives Urteil fällte bevor er sich zu ihr vorbeugte und ihr die Hand hinstreckte. "Ich bin Ace."
 

Kurz sah sie zu dem Gesprossten rüber, lächelte noch einmal erfreut und nahm seine Hand entgegen. "Kaya", erwiderte sie nur knapp, schüttelte nur kurz die kräftige Hand ihres Gegenüber. Sie stutzte, als sie einen Schnitt an Ace's Oberarm erkannte. Kurzerhand griff sie nach seinem Ellenbogen und zog seinen Arm etwas mehr zu sich, um die Verletzung genauer ansehen zu können. "Du hast aber auch was abbekommen. Das sehe ich mir gleich nochmal genauer an, in Ordnung?"
 

Der Schwarzhaarige grinste breit. "Tu dir keinen Zwang an, Süße!"

Dann warf er Lysop einen eindeutigen Blick zu und zwinkerte selig lächelnd. Lysop war versucht, abfällig zu schnauben. Toll, war ja klar gewesen, dass der Kerl die Aufmerksamkeit einer schönen Frau ausnahmslos für sich beanspruchen würde. Aber immerhin kannte er jetzt den Namen der Krankenschwester.

Kaya. Welch ein außergewöhnlicher, hübscher Name.
 

Skeptisch zog Kaya eine Augenbraue hoch. Süße?! Innerlich seufzte sie und ließ vorerst von dem Mann vor ihr ab. Klar war es nicht das erste mal, dass man sie so nannte (immerhin war sie hier bei der US-Army, da liefen immer solche Machos rum), dennoch war es immer wieder nervig sowas zu hören. Jetzt konnte der Sunnyboy ruhig erstmal warten, bis sie ihren ersten Patienten versorgt hatte.

Kurz strich sich Kaya die blonden Haare aus dem Gesicht, bevor sich sie der Langnase gegenüber setzte und sich wieder seine Hände ansah. Dann griff sie nach dem Desinfektionsmittel, tunkte darin ein Wattetuch und tupfte damit vorsichtig seine Handfläche ab. "Sorry, das könnte jetzt etwas brennen...", erklärte die junge Frau nur und konzentrierte sich weiter auf ihre Arbeit.
 

Lysop schmunzelte ein wenig amüsiert, als er aus den Augenwinkeln beobachtete, wie Ace seufzend das Gesicht verzog und dann mit den Schultern zuckte. Tja, scheinbar kam der Sunnyboy doch nicht so gut bei Kaya an, wie er es vermutet hatte - und Lysop fand, dass geschah ihm auch ganz Recht so.

Sein schadenfreudiges Grinsen verschwand jedoch abrupt, als das Brennen in seinen Handflächen sich plötzlich verdreifachte und er hatte alle Mühe, das Gesicht nicht zu verziehen.
 

Entschuldigend sah die Blonde nochmals zu ihrem Gegenüber auf, tupfte nun noch vorsichtiger als vorher und legte ihm die Binden an, nachdem sie beide Hände desinfiziert hatte. "Ich hoffe es hat nicht weh getan.", lächelte sie noch einmal aufmunternd und ließ dann von seinen Händen ab.
 

"A...ach was...", murmelte die Langnase verlegen und seufzte gedanklich.

Kaya war wirklich lieb und so niedlich, dass es schon verboten gehörte. In gewisser Weise konnte er verstehen, warum Ace keine Sekunde verloren und sie sofort angebaggert hatte. Und ein wenig beneidete er den Schwarzhaarigen für seine vorlaute Art - er glaubte nämlich nicht, dass er sich trauen würde, sie Krankenschwester anzubaggern.
 

Widerwillig trat sie dann zum Gesprossen rüber, sah sich nochmal den Schnitt an seinem Oberarm genauer an. "Nicht besonders tief, muss nicht mal genäht werden. Aber ich hoffe du bist gegen Tetanus geimpft worden." Wenn nicht, würde sie das wohl hier und jetzt nachholfen müssen.
 

Ace erschauderte.

Allerdings weniger wegen der Berührung, sondern wegen ihrer Frage. Impfungen waren grässlich - genauso wie alles andere, was irgendetwas mit Spritzen zu tun hatte. Nie im Leben würde er sich so etwas freiwillig antun. Aber das musste die Kleine ja nicht unbedingt wissen.

"...ja?", entgegnete er und verfluchte sich dafür, dass er so verdammt kleinlaut klang.
 

Kaya erkannte sofort, dass der Soldat log. Seufzend ging sie auf ihre Regale zu, kramte den Impfstoff und eine Spritze aus den Schubladen raus. "Sie sind ein schlechter Lügner, Soldat.", gestand die Blonde und füllte die Spritze langsam auf.
 

=
 

Seufzend vergrub Zorro die Hände in den Hosentaschen und wartete auf die Verdammnis.

Den Wettstreit mit Sanji hatte er wohl haushoch verloren, aber das war weniger seine Schuld als die des cholerischen Küchenchefs. Und damit meinte er ausnahmsweise eimal nicht seinen blonden Kumpel.

Gut, dann hatte er halt nicht sonderlich vorsichtig geschält und ja, vielleicht waren die Schalen irgendwie in der kompletten Küche verteilt, aber das immerhin auch nur, weil der Blonde ihm so derbe auf die Nerven gefallen war mit seinen ätzenden Fragen und er ihm eine handvoll davon entgegen geworfen hatte.

Das war aber noch lange kein Grund, in als "verschwenderischen, dummen Mistkerl" zu bezeichnen, der Küche zu verbannen und seinen Drill Seargant davon in Kenntnis zu setzen.

Tashigi würde ihn umbringen, soviel war ihm klar.

"Scheiße...", murmelte er halblaut und rieb sich mit einer Hand über die Stirn, als er seinen persönlichen Alptraum herannahen sah.
 

Genervt sah Tashigi Jenkins schon den verdächtig auffälligen Grünschopf vor der Küchentür stehen, oder eher lehnend. Er schien sich nicht mal die Mühe zu machen zu wollen, vor ihr stramm zu stehen, geschweige denn zu salutieren, aber eigentlich war sie von Lorenor nichts anderes gewohnt.

"Private, wenn die Wand umfällt hat der Klügere nachgegeben. Nehmen sie gefälligst Haltung an!", blaffte sie los, als sie vor dem Soldaten zum Stehen gekommen war.
 

Seufzend stieß sich der Private von der Wand ab, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und salutierte spöttisch.

Ärger hatte er sowieso schon am Laufen, allein ihre Miene verriet ihm, dass er schon ziemlich tief in der Scheiße saß. Aber eigentlich hatte er auch gar nichts anderes erwartet.

"Also? Nachtschicht? Bad putzen? Sagen Sie einfach, was ich machen muss, dann haben wir's hinter uns..."
 

Nachdrücklich verschränkte der Lieutnant die Arme vor der Brust und seufzte. "Ich kann Ihnen noch so viele Aufgaben geben, Sie setzten sie dann doch wieder in den Sand."

Ja, Tashigi musste zugeben, dass sie bei Lorenor gegen eine Wand lief. Er war stur, dickköpfig und undiszipliniert, er setzte sich über ihre Autorität hinweg und machte einfach das, wozu er gerade Bock hatte. Bei der Nachtschicht pokerte er, er veranstaltete Raucherpausen, während er eigentlich das Bad schruppen sollte und warf Kartoffelschalen durch die Küche. Letzteres führte dazu, dass der Küchenchef sich empörte und sie mal wieder stramm stehen ließ. Langsam musste sie sich was neues einfallen lassen.
 

"Ich-", setzte Zorro zu einer überzeugenden Verteidigung an, als etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
 

"AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARGHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!"
 

Der Schrei, der laut und deutlich durch die Gänge schallte, klang, als ob jemand kurz davor wäre, den Löffel abzugeben. Und das schlimmste war, dass er die Stimme sogar problemlos zuordnen konnte.

Gehetzt warf er Tashigi einen Blick zu, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht irrte. "War das nicht...?!"
 

"...Ace!", beendete sie den Satz knapp und warf einen ebenso verwunderten Blick zurück zu Lorenor, der anscheinend ebenfalls wusste, wer da das gesamte Gebäude zusammen schrie.

Ohne weiter drüber nachzudenken machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte in die Richtung, aus der der ohrenbetäubende Schrei gekommen war.
 

Im selben Moment, in dem sein Drill Seargant losrannte, setzte auch der sture Private sich in Bewegung und war bereits nach wenigen Schritten gleichauf mit ihr. Dann übernahm er die Führung und ließ sich nicht von seiner Orientierung, sondern Ace's panischer Stimme leiten. Sein Kumpel hörte sich an, als würde ihm bei lebendigem Leib die Haut von den Knochen geschält und gleichzeitig bei vollem Bewusstsein sämtliche Zähne gezogen - während man ihm regelmäßig in die Eier trat.

Als er den zweiten, langen Gang hinter sich gebracht hatte, gingen die ersten Türen auf und andere Soldaten spähten neugierig und ein wenig verschreckt herum, aber Zorro schenkte ihnen gar keine Beachtung. Er achtete nicht einmal darauf, ob Tashigi mit ihm Schritt hielt, sondern hatte alle Mühe, sein Gleichgewicht zu halten als er mit einem irrsinns Tempo um die nächste Ecke bog. Beinahe hatte er die Quelle des Lärms erreicht, als unmittelbar rechts von ihm eine Tür aufflog und ihn eindrucksvoll stoppte, als er ungebremst in sie hineinrannte.

Blinzelnd vor Schmerz fand er sich auf dem Boden wieder und als er den Kopf hob, sah er gerade noch, wie Ace wegrannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.
 

Seargant Tashigi hatte Lorenor nur widerwillig die Führung überlassen. Als urplötzlich eine der Türen aufflog und sie Ace flüchten sah, war sie ihm beinahe dankbar, dass er voran gelaufen war. Immerhin hätte es sie erwischen können. Fast schon schadenfroh sah Tashigi kurz zum Private runter, bevor dem Flüchtling Ace hinterher lief. "ACE!!! WARTE!"
 

"KANN GRAD NICHT! SORRY ZORRO!", brüllte der Schwarzhaarige knapp über die Schulter, bevor er um die nächste Ecke verschwand.

"ARSCHLOCH!", keifte der Grünhaarige ihm nach, rieb sich über die heftig pochende Stirn und wünschte sich (nicht zum ersten Mal), Captain Morgan NICHT aufgehalten zu haben. Missmutig rappelte er sich wieder auf die Beine, um dem Idioten nachzurennen und ihm die Abreibung seines Lebens zu verpassen. Gerade wieder in der Senkrechten angekommen, rammte ihm jedoch erneut jemand die Tür in die Fresse, wenn auch nicht ganz so heftig.

Benommen fluchend taumelte er gegen die Wand und entdeckte schließlich Lysop, der entschuldigend zu ihm herüber sah und abwehrend die Hände vor die Brust hob. "Sorry", entfuhr es der Langnase hastig, bevor er sich suchend nach Ace umsah. "Ich weiß auch nicht was er hat. Kaya wollte ihm nur 'ne Spritze geben..."

"Spritze?", horchte Zorro auf und vergass die hämmernden Kopfschmerzen für einen Moment. Das letzte Mal, als Ace in der Kaserne eine Spritze hatte bekommen sollen, hatte das in einer Katastrophe geendet. "Scheiße!", stellte er bloß fest und nahm die Beine in die Hand, um den Schisser einzuholen.
 

Tashigi hatte schon gar nichts mehr von der Konversation zwischen dem Chaossoldaten und der Langnase mitbekommen. Ace einzuholen war ihr gerade um einiges wichtiger. Sie wusste zwar nicht, was ihn geritten hatte, so auszurasten, aber das würde sie noch rauskriegen. Das letzte mal, dass er so abgedreht war, war als er eine Spritze-...

"Oh nein, nicht schon wieder...", murmelte der Seargant und rannte dem Gesprossten weiter nach.
 

Fluchend drängte der Grünhaarige die Kopfschmerzen bei Seite und war zum ersten Mal froh, dass er seinen Drill Seargant sah. Sie rannte einige Meter weiter vor ihm den Gang entlang, offensichtlich ebenfalls auf der Jagd nach dem Idioten, und er beschleunigte seine ohnehin schnellen Schritte noch ein wenig, um zu ihr aufzuschließen.

Zorro hatte zwar keine Ahnung, warum der Schwarzhaarige so eine panische Angst vor Spritzen hatte, aber er reagierte vollkommen überzogen und flüchtete immer ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn er ihn in die Finger bekam, würde er ihn dafür lynchen.
 

Fragend sah der Seargant über die Schulter hinweg zu ihrem Nebenan, der wieder mit ihr Schritt hielt. Lorenor war gut zu Fuß, aber das wusste sie ja schon. Dann sah sie wieder nach vorne, um den Vollzeitchaot Ace ausmachen zu können. Tashigi grinste etwas, als ihr auffiel, wohin der Soldat überhaupt rannte, nämlich geradewegs in einen Kreisflur. Drei mal recht abbiegen und er würde prompt wieder an der Gabelung landen, die vor ihr lag. Langsam kam der Drill Seargant zum Stehen. Jetzt hieß es nur noch Abwarten.
 

Irritiert verlangsamte auch Private Lorenor seine Schritte und kam dicht neben ihr zum Stillstand.

Und was nun? Gab sie einfach auf und ließ den Idioten mit seiner rücksichtslosen Flucht davonkommen oder was? Vermutlich amüsierte sie sich prächtig darüber, dass er die Tür gleich zwei Mal ins Gesicht bekommen hatte. Scheinbar fuhr sie ja eh darauf ab, ihn leiden zu sehen, wundern würde ihn da gar nichts mehr.

"Und jetzt?", brummte er schließlich mäßig begeistert und ließ seinen Blick abwechseln nach links und rechts gleiten.
 

Tashigi fuhr sich kurz über den Nacken, ging dann einige Schritte weiter hinter die Wand, damit Ace sie nicht sehen konnte. "Mitkommen", befahl der Seargant nur brüsk und wartete ab, bis die Schritte immer näher kamen. "Wenn ich 'Jetzt' sage, einfach den Arm rausstrecken." Mit viel Glück lief der Idiot davor. Aber sie kannte Ace, der war so helle wie eine ausgebrannte 40 Watt-Birne.
 

Zorro runzelte irritiert die Stirn und fragte sich kurzzeitig, ob sein Searge den Verstand verloren hatte. Letztendlich zuckte er jedoch bloß mit den Schultern, ging ebenfalls ein paar Schritte zurück. War ihm jetzt auch egal, er würde sich nicht den Kopf über ihren Absurden Befehl zerbrechen. Dafür brummte ihm der Schädel noch viel zu sehr.

Erst, als auch er die fliegenden Schritte auf dem Gang hörte, begriff er, was Tashigi vorhatte - und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Er würde mal eine Ausnahme machen und ihrer Order allzugerne nachkommen und Ace den Faustschlag seines Lebens verpassen.

Kurz linste er zu der Blauhaarigen herüber. Schon merkwürdig, kaum drehte Ace vollkommen ab, hatten sie all ihren Ärger heruntergeschluckt - und so unvorstellbar das vor ein paar Minuten auch noch gewesen sein mochte, nun arbeiteten sie zusammen, irgendwie. Auch, wenn es nur der Tatbestand war, dass sie Ace die Frsse polieren würden.

Ausnahmsweise traf ihre scheinbar grenzenlose Wut jemand anderen außer ihm, ein Zustand, mit dem er sich glatt anfreunden könnte. Wenn sie ihn nicht anschrie, war sie beinahe nett.
 

Dem breiten Grinsen nach zu urteilen hatte der Soldat neben ihr seine Aufgabe verstanden... und auch, was sie damit bezwecken wollte.

"Dass Sie jemanden eine verpassen dürfen wird aber nicht zum Standart...", erklärte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und lauschte weiter den Schritten, die ziemlich schnell immer näher kamen. Mit einer knappen Handbewegung gab sie Lorenor die Erlaubnis, seinen beknackten Kumpel eine reinzuhauen.
 

Fest entschlossen, diese einmalige Ausnahme vollends auszukosten, schüttelte der Grünhaarige ein letztes Mal seine Hand aus, bevor er sie zur Faust ballte - und von sich streckte. Keine Sekunde zu früh.

Ungebremst und vollkommen unvorbereitet raste der schwarzhaarige Private mit voller Wucht gegen die Faust seines Zimmergenossen und wurde erfolgreich zu Fall gebracht. Puma D. Ace hatte nicht einmal genügend Zeit zu realisieren, was genau ihn da eigentlich so unvorbereitet getroffen hatte. Während der Schmerz durch sein Gesicht pulsierte, rannten seine Füße noch ein paar Schritte weiter, er verlor das Gleichgewicht und landete ächzend und mit verschwommenen Blick rücklings auf dem Boden.
 

Mit leichter Bewunderung für dieses Ausmaß an Kraft musste Drill Seargant Tashigi zugeben, dass sie niemals von dieser Faust erwischt werden wollte. Ace war nicht gerade zu beneiden, als sie diesen auf den Boden liegen sah. Ja, er hätte ihr sogar fast Leid getan, aber irgendwie hatte man ihn nun mal aufhalten müssen und was Besseres war ihr in diesem Moment nicht eingefallen.

"Du machst dich gut da unten, Ace...", meinte sie trocken, verschränkte energisch die Arme vor der Brust und wartete darauf, dass der Mann, der ihr buchstäblich zu Füßen lag, sich wieder aufraffte.
 

Während Zorro seine schmerzende Faust ausschüttelte und sich Mühe gab, wieder ein Gefühl darin zu kriegen, konnte er sein schadenfreudiges Grinsen kaum verstecken. Der Mistkerl, der nochmals entsetzt aufstöhnte und nur langsam damit begann, sich wieder aufzurappeln, hatte es aber auch nicht anders verdient.

Ace betastete vorsichtig seine Oberlippe, die sich irgendwie geschwollen anfühlte. Er meinte, auch Blut auf der Zunge zu schmecken, aber das könnte er sich unter Umständen auch einfach nur einbilden. Energisch blinzelte er gegen die Schmerzenstränen an und spätestens als sein Blick sich wieder klärte, erkannte er, dass er sich mit den falschen Personen angelegt hatte. Tashigi's Äußerung sprach für sich und das Grinsen seines Zimmergenossen war nicht zu übersehen. Er seufzte, während er die Hand nach Zorro ausstreckte und sich aufhelfen ließ.

"Findest du?", gab er indessen an seine Jugendfreundin zurück und ließ eine Hand über seinen Kiefer gleiten. Verdammte Hacke, Zorro machte echt keine halben Sachen!
 

Leise seufzend stemmte die junge Frau die Hände in die Hüfte. Im Gegensatz zu ihrem grünhaarigen Rekruten fand sie das alles irgendwie gar nicht so witzig.

"Kannst du mir mal verraten, was das sollte?! Rennst hier rum und brüllst wie ein Irrer..." Gut, eigentlich kannte sie Ace nicht anders und dass er irre war hatte sie damals, als sie sich kennen gelernt hatten, festgestellt. Nur zu dumm,, dass sich über die Jahre anscheinend nichts verändert hatte und wahrscheinlich würde er sich noch mit 50 eine Boxershorts auf den Kopf stülpen und nackt über den Rasen des Yankee Stadions flitzen.
 

Benommen taumelte Ace gegen die Brust seines Genossen, ohne auf die Frage seines Drill Seargants einzugehen. Ausgeschlossen, dass er ihr den wahren Grund für sein panisches Verhalten nannte. Sollte sie ruhig davon ausgehen, er wäre einfach bloß durchgeknallt.

Als sein Blick auf das von der Tür gerötete Gesicht Zorro's fiel, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. "Sag doch einfach, dass du auf Partnerlook stehst. Wir hätten das auch anders lösen können", bemerkte er schmunzelnd. "Gewaltfreier. Schmerzfreier."

"Halt die Klappe", wehrte Zorro seufzend ab. Ihm reichte bereits die einheitliche Uniform. Der Schlag war pure Rache gewesen, gemengt mit ein bisschen Selbsterhaltungstrieb und Verantwortungsgefühl. Wer konnte schon sagen, was Ace sonst noch alles angestellt hätte, nur um einer läppischen Spritze zu entgehen?
 

Der Seargant unterdrückte ein Schmunzeln, räusperte sich nur stattdessen und boxte ihrem Jugendfreund etwas gegen den Oberarm, um seine Aufmerksamkeit voll und ganz zu bekommen.

"Los, zurück zur Krankenstation... Idiot...", motzte die junge Frau nur und ging schon mal einige Schritte voraus.
 

Ace's Grinsen verschwand so schnell aus seinem Gesicht, wie es gekommen war. Geistesabwesend rieb er sich über die Stelle am Oberarm, wo Tashigi's Faust ihn getroffen hatte. Zwar tat es nicht einmal wirklich weh und war auch nicht mal ansatzweise so schmerzhaft wie der Schlag, mit dem Zorro ihn zu Fall gebracht hatte, aber es half ihm dabei, sich zu konzentrieren und seinen Kopf irgendwie aus der Schlinge zu ziehen.

Das hoffte er jedenfalls mal ganz stark, denn sonst war seine aufsehenerregende Flucht völlig umsonst gewesen.

"Ach was. Ist nur 'ne aufgeplatzte Unterlippe. Halb so wild", widersprach er seiner Jugendfreundin und legte soviel Überzeugungskraft und Hoffnung wie möglich in seine Worte. Gleichzeitig drehte er den Körper ein wenig von den beiden weg, während er aus den Augenwinkeln den freien Flur im Auge behielt; bereit, jederzeit die Beine in die Hand zu nehmen.

In der nächsten Sekunde legte Zorro ihm seine Pranke schwer auf die Schulter und hielt ihn zurück. "Du kannst dich vor der Spritze so oder so nicht drücken, Kumpel."

Dem Schwarzhaarigen entgleisten die Gesichtszüge. "Woher zum Teufel weißt du das denn jetzt schon wieder?"
 

Anscheinend hatte Ace auch schon dem Grünspan gezeigt, was er von Spritzen hielt, nämlich nichts! Wenn so eine Überreaktion vom schwarzhaarigen Quatschkopf kam, lag es entweder an einem Kilo Zuckerüberschuss, oder einer Spritze (wobei sich das eine manchmal durch das andere ergab).

Genervt stapfte der Seargant in die Richtung weiter, von der sie gekommen waren, hatte allerdings ein Auge auf Ace, um sicher zu gehen, dass er sich nicht wieder aus dem Staub machte.
 

Eine Hand feste um Ace's Kragen gelegt folgte der Grünhaarige seinem Sergeant und schleifte den Schwarzhaarigen rücksichtslos hinter sich her. Der Idiot würde jetzt seine verdammte Spritze bekommen, ob er wollte oder nicht.

Anfangs leistete Ace noch Widerstand und stemmte sich gegen den Griff seines Genossens. Danach änderte er seine Taktik radikal, machte sich so schwer, wie er konnte und ließ alle Muskeln erschlaffen. Zorro verlangsamte nicht einmal annähernd seinen Schritt.

Als die Tür zur Krankenstation in Sichtweite kam, wo Lysop mit einem halbwegs besorgtem Gesichtsausdruck auf sie wartete, kam allerdings wieder Bewegung in den Chaos-Private und er begann beinahe zu hyperventilieren. "DAS KÖNNT IHR MIR NICHT ANTUN!!!"

"HALT'S MAUL!"
 

Unbeholfen sah Kaya zwischen den gerade Eingetretenen hin und her. Wenn der Sommergeprosste sich nicht zusammen riss, würde sie ihm so wohl nie die Spritze geben können - was dem Partient anscheinend mehr als nur in den Kram passen würde. Sie seufzte, strich sich die Haare hinters Ohr und wartete darauf, dass der Schreihals sich langsam wieder einkriegte.
 

Tashigi war unglaublich genervt vom Gezeter ihres Kumpels. Ace war früher schon ziemlich anstrengend gewwesen, aber jetzt überschritt er bei ihr sämtliche Grenzen. Am liebsten hätte der Seargant ihrem Rekruten voll eine reingehauen, aber wenn sie so recht überlegte, konnte sie den heftigen Punsh vom Grünschopf nicht übertrumphen. Bei nächster Gelegenheit würde sie Lorenor wohl wieder die Erlaubnis erteilen Hand an Ace zu legen.

"MANN, ACE, JETZT KRIEG DICH MAL ENDLICH WIEDER EIN!! IST JA NICHT ZUM AUSHALTEN!"
 

Ace winselter wie ein getretener Hund, als Tashigi ihn so scharf anfuhr, aber zum Erstaunen aller Anwesenden hielt er tatsächlich für ein paar Sekunden die Klappe und ließ sich von seinem Zimmergenossen ins Krankenzimmer schleifen. Und schleifen war zweifelsfrei das treffende Wort.

Danach versuchte er es mit Verhandlungen. "Bitte, können wir das nicht lassen? Ich übernehm auch freiwillig die Nachtwache. Und den Küchendienst. Ich schrubbe sämtliche Flure. Ich- uff."

Nicht gerade sanft beförderte Zorro den Schwarzhaarigen auf die Liege und es war scheinbar nur seinem harten Griff zu verdanken, dass Ace in einer halbwegs aufrechten Position blieb und ihn aus großen, panischen Augen jämmerlich ansah. Der Grünhaarige verdrehte genervt die Augen und schaffte es einfach nicht, Mitleid mit Ace aufzubringen. "Halt einfach die Klappe und lass dir die scheiß Spritze geben, echt Mann."
 

Seufzend griff die blonde Ärztin nach der Spritze und wand sich wieder ihren Partienten zu. Dass er still halten würde beszweifelte sie, also warf sie vielsagende Blicke zum Lieutnant rüber, die ihre Blicke nur erwiderte und sich bereit hielt, ihren Jugendkumpel festzuhalten und zu verprügeln, wenn nötig.

"Gut, dann kann ich ja jetzt anfangen, oder?!"
 

Auf einmal furchtbar still richtete Ace seinen Blick wie gebannt auf die Nadel der Spritze. Fast schien es ihm, als würde sie ihn höhnisch anlächeln und seine Zuneigung zu der hübschen Krankenschwester sowie allen anderen Anwesenden verpufft ins Nichts, während er versuchte, seinen Blick von dem Folterinstrument loszureißen und sich stattdessen einen Fluchtplan einfallen zu lassen.

Aber sowohl Tashigi als auch Zorro erstickten jeden Plan bereits im Keim; seine Jugendfreundin blockierte die Tür und Zorro hatte immer noch seine riesige Pranke in seinem Rücken. Hilflos blickte der Schwarzhaarige zu Lysop hinüber, aber die Langnase schien gar nicht zu begreifen, worum es überhaupt ging und lehnte stirnrunzelnd an der Fensterbank.

Verdammt noch mal, irgendwie musste sich das Unheil doch noch abwenden lassen...?!!

"Bitte nicht...", winselte er ängstlich und rutschte nervös auf der Liege herum.

"Halt still oder ich sorge dafür, dass du's tust", drohte der Grünhaarige unmittelbar neben ihm halblaut.
 

Die Ärztin schumzelte nur kurz, tippte nochmal leicht gegen das kleine Gefäß, das mit Desinfektionsmittel gefüllt war und sah dann wieder zu den dreien rüber. "Keine Sorge, wird nur kurz pieksen.", gestand Kaya und ging auf den Chaoten zu.

Tashigi sah sie Panik in Ace's Augen ausbrechen. Der Vorsicht halber verließ sie ihren Posten an der Tür, baute sich neben dem Schwarzhaarigen auf und hielt dessen andere Schulter fest.
 

Auge in Auge mit der feindlichen Nadel und geradezu umzingelt von seinem äußerst schlagfertigen Freundeskreis suchte der Schwarzhaarige nach einem Ausweg. Da weder Flehen noch Verhandeln irgendetwas bewirkt hatten und das Überraschungsmoment nun auch entgültig hinüber war gingen ihm allerdings langsam die Optionen aus und die Lage wurde kritisch.

Wie gelähmt starrte er der Krankenschwester entgegen, deren Lächeln plötzlich gar nicht mehr nett und erst recht nicht beruhigend wirkte - und die Panik gewann die Überhand.

"NICHT MIT MIIIIR!!", brüllte er nachdrücklich, während er blindlings um sich schlug und gleichzeitig unter dem Griff seiner beiden Bodyguards hinweg von der Liege rutschte.
 

Zorro blinzelte; halb überrumpelt, halb genervt; als die Schulter seines Kumpels auf einmal nicht mehr da war, wo sie sein sollte - nämlich in seinem festen, unnachgiebigen Griff.

Scheinbar war er allerdings nicht so unnachgiebig wie gedacht, aber das stellte der Grünhaarige erst fest, als Ace einen ohrenbetäubenden Schrei ausstieß und wild um sich schlug.

In dem zweifelhaften Versuch, den kurzen Moment der Unachtsamkeit wieder wett zu machen, setzte er dem Schwarzhaarigen mit einem Schritt nach und streckte den Arm aus, um ihn von einer Flucht abzuhalten. Und genau diesen Moment suchte sich sein Kamerad aus, um aufs geratewohl einen Fausthagel auf alles im Umkreis von einem Meter niedergehen zu lassen.

Diese Taktik zeigte allerdings durchaus einen Erfolg: einer der Schläge erwischte den Grünhaarigen so nachdrücklich mitten im Gesicht, dass es ihn zurücktaumeln ließ.
 

Schockiert über das laut vernehmliche Knacken von Zorros gebrochener Nase, das selbst über das Geschrei hinweg gut zu hören war, vergaß Ace glatt für ein paar Sekunden seine Flucht. Wie angewurzelt blieb er stehen, stellte das panische Kreischen ein und drehte sich langsam herum.

Ein kurzer, skeptischer Blick auf den Grünhaarigen genügte allerdings schon, um den Fluchtgedanken wieder zurück zu bringen und seinen Selbsterhaltungstrieb auf Hochtouren laufen zu lassen. Denn er war sich ziemlich sicher, dass Zorro nicht lange fackeln würde, ihn umzubringen, wenn sich der erste Schreck erst mal gelegt hatte.
 

Tashigi blinzelte, mehr erstaunt als verwirrt. Wie angewurzelt stand sie einige Schritte von Ace und Lorenor entfernt, um nicht in Reichweite ihres Kumpels zu kommen. Und die gebrochene Nase des Grünschopfs zeigte mehr als deutlich, dass der Sicherheitsabstand durchaus berechtigt war. Wäre sie jetzt an Lorenors Stelle... ja, dann hätte sie wohl kurzen Prozess mit Ace gemacht! Einmal Blei zwischen die Augen, obwohl Hirnschäden bei Ace zum Standartrepertoir gehörten, viel hätte man da auch nicht mehr kaputt machen können. Dann doch lieber gleich ins Herz...
 

Erst, als es vollkommen still im Krankenzimmer wurde, rührte sich der Seargant wieder. Sie seufzte tief, rieb sich über die angespannte Stirn und legte die andere Hand an die Hüften, als sie die blutige Nase und das genervte, fiese Blitzen in den Augen ihres frisch verprügelten Rekruten sah. Und bevor er noch etwas anstellte, was sich nicht schickte, erteilte sie lieber doch gleich den Befehl, um der angespannten Situation wieder Luft zu machen. "Ich fasse es nicht, dass ich den Befehl heute zum zweiten Mal aussprechen muss aber... Sie dürfen den Schwachkopf nochmal eine geben, Lorenor."
 

Lorenor Zorro war - geline gesagt - überrumpelt. Eigentlich hatte er gedacht, er hätte Ace seinen Standpunkt klar und deutlich gemacht. Scheinbar hatte er sich da jedoch geirrt und seine Nase erinnerte ihn pochend und mit einem schneidenen Schmerz daran.

Was ihn allerdings viel mehr aus dem Konzept brachte als der Schmerz, war das heiße Blut, dass ihm über Mund und Kinn sprudelte sowie die plötzliche, absolute Stille. Dicht gefolgt von dem Befehl seines Drill Sergeants, der allerdings vollkommen überflüssig war.

Das hätte er sowieso jeden Moment erledigt. Eine Erlaubnis dazu zu haben, dem Idioten seine Rache zu zeigen, war aber auch nicht von schlechten Eltern, und bevor der schwarzhaarige Vollidiot auf die Idee kommen konnte, zu flüchten, holte er aus und verpasste Ace den Kinnhaken seines Lebens.
 

Fast schon gleichgültig sah der Seargant dabei zu, wie der Grünschopf seinen Kameraden auf die Bretter schickte und Kaya einige Schritte erschrocken zurück wich. Nun, wenigstens konnte sie nun in Ruhe die Spritze setzen, ohne gleich Gefahr zu laufen von einer Faust erwischt zu werden.

Tashigi verschränkte leise seufzend die Arme, sah skeptisch aus den Augenwinkeln heraus zu Lorenor rüber, der anscheinend sichtlich Probleme hatte, das Nasenbluten zu stoppen und warf dann einen Blick zu der blonden Ärztin, die gerade dabei war dem Ohnmächtigen das Impfungsmittel zu injizieren. "Wenn Sie bei dem Chaot fertig sind, können Sie beim nächsten weitermachen."
 

Lysop wohnte der bizarren Situation unangenehm ruhig bei. Er konnte nicht einmal sagen, ob es eine morbide Art von Faszination oder der Schreck war, der ihn an Ort und Stelle hielt. Vielleicht auch der sehnliche Wunsch, nicht zwischen die Fronten zu geraten.

Was es auch war, er lehnte immer noch an der Fensterbank und beobachtete abwechseln den bewusstlosen Ace, seinen sichtlich genervten Drill Searge und den lautlos vor sich hinfluchenden Zorro, der seine Faust ausschüttelte und sich langsam auf die Trage sinken ließ. Am meisten faszinierte Lysop allerdings Kaya, die während der gesamten Situation ruhig geblieben und die Nerven behalten hatte. Nun tat sie glatt so, als ob gar nichts weiter passiert wäre und fuhr, die Professionalität in Person, mit ihrer Behandlung fort.
 

Was für eine klasse Frau, fällte er gedanklich sein Urteil, lächelte versonnen und trat dann auf seinen grünhaarigen Zimmergenossen zu. Zorro legte gerade den Kopf in den Nacken, damit ihm das Blut nicht länger über die Uniform lief.

Frustriert versuchte er einen Blick auf den ohnmächtigen Ace zu erhaschen. Jetzt bekam der Schreihals nicht mal mehr die Bohne von dieser blöden Spritze mit, während ihm selbst das Blut in den Rachen lief und einen metallischen Geschmack hinterließ. Unfaire Welt.
 

Seufzend fuhr die blonde Ärztin mit ihrer Arbeit fort, strich sich dann einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor sie sich daran machte die Stelle, in die die Nadel eingeführt wurde, zu desinfizieren. Schön und gut, dass die Nervensäge endlich die Klappe hielt und sie ihre Arbeit machen konnte, aber was jetzt? Der konnte doch nicht hier liegen bleiben.
 

Während Kaya sich den Kopf darüber zerbrach, wie sie diesen Chaot hier rausbringen konnte, deutete der Seargent die Blicke der Ärztin genau. Als ob sie ihre Gedanken gelesen hätte, setzte sie zur Erklärung an. "Keine Sorge, den Schwachkopf nehme ich gleich mit.", spottete sie etwas, ging auf das Waschbecken zu und schnappte sich zwei Handtücher. Eines davon durchtränkte sie mit kaltes Waser, wrang dieses aus und ging auf Schwachkopf Nr. 2 zu, der anscheinend keine Ahnung davon hatte, wie man mit Nasenbluten umging. "Kopf nach vorne", forderte die junge Frau brüsk auf, wobei sie das andere Handtuch gefaltet auf seinen Schoß fallen ließ, damit das Blut darin versickern konnte.
 

Widerwillig leistete der Grünhaarige ihrem Befehl Folge und legte den Kopf wieder nach vorne. Das Handtuch, auf dass er nun gezwungener Weise starren musste, war innerhalb kürzester Zeit mit Blut besprenkelt und er konzentrierte sich auf die sich langsam ausdehnenden roten Flecken, um sich von dem dumpfen Schmerz abzulenken.

Immer, wenn er durch den Mund einatmetete (und was das betraf hatte er gar keine andere Wahl), schmeckte er das Blut und spürte gleichzeitig, wie irgendwas in seinem Gesicht anschwoll.
 

Widerwillig legte Tashigi das nass kalte Tuch in Lorenors Nacken, damit der Blutfluss langsam abklingen konnte. Eine gebrochene Nase war wirklich unschön. Sie selbst hatte sich bei einer heftigen Auseinandersetzung mit Revy fast eine zugezogen. Sie war zwar nicht gebrochen gewesen, aber sie war sich sicher, mindestens einen halben Liter Blut durch den heftigen Schlag verloren zu haben. Eine Woche später hatte ihr Kopf immer noch demonstrierend geklingelt.
 

Das Handtuch klatschte ihm kalt in den Nacken und durchtränkte seinen Kragen. Als er erschauderte, konnte er nicht recht sagen, ob es die Kälte, die Schmerzen oder der Drill Searge waren und im selben Moment, in dem er sich das fragte, war es ihm auch egal.

Jenkins war noch nie nett zu ihm gewesen und ein feuchtes Handtuch änderte ganz bestimmt nichts daran. Es sollte ihm recht sein.

"Alles klar, Mann?", meldete Lysop sich schließlich in die einsetzende Stille hinein und Zorro konnte nicht anders, als kurz und blutverschmiert zu grinsen. "Mach dir lieber Sorgen um den Angsthasen", riet der Grünhaarige seinem Zimmergenossen und deutete mit einem kurzen Nicken auf Ace am Boden.
 

Ungläubig schüttelten Kaya und Tashigi den Kopf. Sollte einer mal die Männer verstehen.

Während Kaya sich daran machte den Grünschopf zu verarzten, nahm der Seagre einige Schritte Abstand und verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich hatte sie hier nichts mehr verloren, aber sie musste wenigstens noch klären, ob die Chaoten zu gebrauchen waren. Ace und die Langnase würden wohl morgen wieder auf der Matte stehen, beim Großmaul sah das allerdings anders aus. So konnte er nicht den Wehrdienst antreten, da war sie sich sicher.

"Tja, ich denke mal, dass Sie nicht nur morgen ausschlafen können, Private."
 

Zorro war sich ziemlich sicher, dass das auch der einzig gute Aspekt war, den sie Sache mit sich brachte, aber er wollte nicht kleinlich sein. Immerhin war sie in den letzten zwanzig Minuten relativ zuvorkommend gewesen. Zwei mal gerechte Rache und einen kalten Waschlappen, gar nicht so übel für den Anfang.

"Dann hat sich das Spektakel ja wenigstens für einen gelohnt, Searge", gab er schmunzelnd zurück und versuchte, nicht allzu sehr zu nuscheln.
 

"RUHE! So kann ich nicht arbeiten!!", blaffte die blonde Ärztin den Soldaten vor sich an.

Tashigi erwiderte das Grinsen nur leicht, sah dann zu Lysop, der immer noch neben dem Krankenbett stand wie bestellt und nicht abgeholt. "Abmarsch, Soldat! Und nehmen Sie den Quatschkopf mit"

Dann ging sie, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, immerhin hatte sie selbst noch genug zu tun, da hatte sie keine Zeit, Babysitter zu spielen.
 

"J-JAWOHL, SERGEANT JENKINS!", salutierte Lysop nach einer Sekunde perplexen Schweigens und sah unentschlossen zwischen Ace und dem sich in Behandlung befindenden Zorros hin- und her, bevor er schließlich hilflos zu seiner Ausbilderin sah."Eh...Searge...? Welchen Chaoten?"

Zorro versetzte ihm aus den Augenwinkeln kurzerhand einen Tritt gegens Schienbein, aber dann drückte die Krankenschwester so resolut gegen die schmerzhafteste Stelle in seinem Gesicht, dass jeder Rachegedanke verschwand.
 

"Na, der da!", erklärte die Angesprochene knapp und deutete leicht auf Ace, der immer noch keine Anstalten machte sich zu rühren. "Ich glaube kaum, dass Private Grünspan schon wieder spielen gehen kann." Leicht schmunzelnd zog sie die Tür des Krankenzimmers hinter sich zu und machte sich wieder auf den Weg, um den restlichen Papierkram von heute zu erledigen.
 

Noch bevor Tashigi die Tür des Krankenzimmers hinter sich zugezogen hatte, äffte Zorro sie energisch nach, bis Kaya ihn erneut effektiv zum Schweigen brachte.

Lysop schmunzelte bloß. Langsam wurden die Sticheleien zwischen seinem Zimmergenossen und seiner Vorgesetzten zur Normalität und irgendwie kaufte er dem Grünhaarigen nicht ganz ab, dass er sich wirklich über sie ärgerte. Aber er war sicherlich nicht so dumm, seine These zu überprüfen, also griff er nach Ace's Arm und hievte den Schwarzhaarigen umständlich auf seine Schulter.
 

Etwas schmunzelnd betrachtete die Ärztin das Geschehen zwischen den Rekruten. Anscheinend war jeder dieser Männer ein Fall für sich, was sie nicht mal wirklich störte.

Kurz sah sie dabei zu, wie die Langnase seinen Kollegen schulterte, wand sich dann jedoch wieder ihrer Arbeit zu. "Brauchst du Hilfe?"
 

Verdattert wandte Lysop sich Kaya zu. Einen langen Moment lang konnte er es einfach nicht fassen, dass sie ihn wirklich noch einmal ansprach und jede logische Antwort blieb in seinem Hals stecken. Er war hin- und hergerissen, ob er ablehnen sollte (immerhin war er ein zukünftiger, tapferer Soldat) oder lieber annehmen, um noch ein wenig Zeit mit ihr zu verbringen.

"N-Nein, danke", stammelte er schließlich mühsam und im selben Moment rutschte Ace's Arm aus seinem Griff. Das Gesicht des Schwarzhaarigen prallte mit einem beunruhigend lautem Klatschen auf den Boden.

Zorro zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Er schüttelte den Gedanken ab, dass Ace ein paar mehr solcher Stürze wahrscheinlich gar nicht schaden würden und dachte stattdessen an Lysop's Auftritt beim Parcourlauf. Nein, keine Frage, die Langnase sollte man nicht zu solchen Taten zwingen.

"Soll ich das gleich machen?", bot er seufzend an. Immerhin, dann würde er sich wenigstens nicht auf dem Weg zum Zimmer verlaufen und konnte sich endlich auf's Ohr hauen. "Sonst brichst du ihm noch alle Knochen."
 

Tja und jetzt?

Einerseits brauchte Lysop wirklich die Hilfe seines Stubengenossen, andererseits... er war ein starker, tapferer Soldat, da brauchte er keine Hilfe, schon gar nicht, wenn eine so bezaubernde Frau wie Kaya dabei war. Er wollte sich nicht lächerlich machen, sondern zeigen, dass er alles andere als ein Schwächling war.

"Nein, und wenn schon. Dann kriegt der Spinner halt ein paar Schrammen ab. Ist ja nicht so, dass er sie nicht verdient hätte.", warf die Langnase ein, hievte Ace wieder hoch und legte einen seiner Arm um seine Schulter. "Wir sehen uns später!"

Und damit verschwand der Rekrut durch die Tür.

Woke up this morning

Morgen, ihr Luschen!
 

Nach diversen feindlichen Malware-Angriffen auf den Hauptserver waren wir eine Weile damit beschäftigt, die Schützengräben zu vertiefen und in einen erbitterten Schlachtzug zu ziehen. Die erste Runde wurde knapp gewonnen und den kurzzeitigen Waffenstillstand zwischen beiden Parteien haben eure Drill Seargant's gewissenhaft genutzt. Sprich: wir haben in die Tasten gehauen und sind dabei vor Lachen fast verreckt, quasi an unserer eigenen Scheiße erstickt.

Wir haben es überlebt und ein neues Kapitel frisch vom Schlachtfeld mitgebracht. Viel Spaß beim Lesen!
 

@ Ysaye: Bitte, bitte, gern geschehen. Und Zorro in Killing Mode ist ja immer ein Ereignis für sich.
 

@ _StrawHat_Luffy_ : Danke, Private! Weggetreten!
 

@ LuxusDrake: Punktlandungen sind bei unseren Rekruten an der Tagesordnung ;D
 

@ Chaos_NoNo: Wie heißt es noch so schön? Das Glück ist mit den Dummen. Tut uns Leid, dich enttäuschen zu müssen, aber Zorro's Katanas liegen zu Hause, ganz außerhalb der Reichweite von Ace's voreiligen Fingern. Aber dort werden sie definitiv nicht ewig liegen ;D Bei sich bietender Gelegenheit (und die wird früher oder später kommen) gibt es von uns auch mehr zum Thema Kaya und Lysop, schön, dass es dir gefallen hat ^^
 

@ HathorCat: Genau, Küchendienst + Zorro + Sanji = Katastrophengebiet. Die Gleichung wird Smoker in Zukunft aber allein lösen können.
 

@ Moni: Nicht nur Impfungen, auch so einfache Sachen wie Orangensafttrinken kann bei uns zum großen Event werden. Meine aufnahmebereite Luftröhre und die Tastatur können seit letztem Wochenende ein Lied davon singen ^^°
 

Frauen, die lange eine Auge zudrücken, tun es am Ende nur noch zum Zielen. (Humphrey Bogart)
 

Woke up this morning
 

Er ließ seinen Blick über die spiegelnde Wasseroberfläche gleiten.

Nachdenklich stützte er das Kinn in die Hände. Er hatte keine Ahnung, wie er an das Ufer dieses See's gelangt war, aber vielleicht musste er es auch nicht wissen.

Im Wasser spiegelte sich der Wald, der sie umgab. Ein wenig vor ihm lag Brennholz. Erst jetzt bemerkte, dass er Streichhölzer in den Händen hielt, und weil es kalt war, entzündete er das Lagerfeuer.
 

Gebannt sah er zu, wie die Flammen an den Zweigen leckten. Er grinste Kuina an, die neben ihm saß und ihn spöttisch und bloß eine Spur belustigt ansah.

"Was zum Teufel machst du da eigentlich?", fragte sie mit herausforderndem Unterton und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

Zorro zuckte mit den Achseln und versuchte, eine bessere Sitzposition zu finden. Aber ganz egal, wie er sich hinsetzte, irgendetwas schien zu stören und es nervte ihn tierisch, dass Kuina sich anscheinend blendend darüber amüsierte.
 

"Was willst du?", seufzte er schließlich gereizt.

Sie lächelte bloß. "Du musst dich schon entscheiden", meinte sie und deutete auf einen Wegweiser, der ihm bisher noch gar nicht aufgefallen war. Stirnrunzelnd betrachtete der Grünhaarige ihn und versuchte, die Inschriften zu entziffern, aber die Fußspuren, die darunter zu sehen waren, zogen seinen Blick wie magisch an.

Er wandte sich zu Kuina, um sie zu fragen, was sie davon hielt, aber sie war bereits verschwunden.
 

Die Sonne, die durch das Fenster fiel, kitzelte sein Gesicht und blendete ihn, als er atemlos die Augen aufschlug.

Irritiert blinzelte Zorro gegen das Licht an und starrte auf die Unterseite von Ace's Matratze. Dann zog er sich genervt die Bettdecke übers Gesicht.
 

Verdammt, jetzt hatte er endlich die Gelegenheit, sich mal gründlich auszuschlafen und er wurde wach, weil er einen dämlichen Traum hatte. Frustriert rollte er sich auf den Bauch und versuchte, sich noch einmal so müde zu fühlen wie gestern Abend, aber Fehlanzeige. Er war wach, ob es ihm passte oder nicht.

Seufzend stemmte er sich auf und ließ seinen Blick durch das wie leer gefegte Zimmer gleiten. Na, immerhin war der Weckdienst tatsächlich an ihm vorbei gegangen. Besser, als gar nichts, redete er sich selbst ein und versuchte, die Eindrücke des Traums zu verscheuchen.
 

Er hatte keine Ahnung, warum Kuina ihn seit neustem Nachts verfolgte und ihm keine ruhige Minute ließ. Nun ja, vielleicht hatte er einen kleinen Verdacht, was (oder besser gesagt: wer) der Auslöser dafür gewesen war, aber das war auch schon alles und ehrlich gesagt hatte er bereits jetzt, nach zwei von diesen wirren Träumen, die Schnauze gestrichen voll.
 

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Nachdem die drei Ausbilder ihre Rekruten unsanft aus den Schlaf gerissen und sie auf den Flur gescheucht hatten (egal, ob angezogen, oder nicht), hatte Tashigi eine ihrer "Guten-Morgen"-Reden gehalten und war vor den Soldaten auf- und ab getigert. Kurz ließ sie den Blick über den leeren Platz gleiten, wo eigentlich der wehrte Mr. Krieg-die-Tür-nicht-zu mit der großen Klappe stehen sollte. Innerlich seufzend war sie weiter gegangen, um weiter die Soldaten zu begrüßen und einige zum Rasieren oder Schuhe putzen zu schicken.
 

"IST DAS SCHAMBEHAARUNG IN IHREM GESICHT?! RASIEREN!"

"SOLDAT, WANN HABEN SIE DAS LETZTE MAL IHRE SCHUHE GEPUTZT?! DIE SEHEN AUS, ALS HÄTTEN SIE DEN ERSTEN WELTKRIEG MITGEMACHT."
 

Und nach einigen Minuten Zugliegestütze ging es im Laufschritt auf den großen Platz, um vor der US-Flagge zu salutieren. Egal, was sie tat oder wo sie die Rekruten hinscheuchte...immer wieder hatte sie in der Truppe nach dem vermeintlichen Grünschopf Ausschau gehalten, aber was brachte es, nach jemanden zu suchen, der eigentlich nicht da war? In diesen wenigen Tagen schien sie sich einen sechsten Sinn angeeignet zu haben: Grünschopf = Gefahr!

Und dass er ausnahmsweise nicht da war, brachte sie vollkommen aus dem Takt. Endlich musste sie sich mal keine Gedanken machen, dass der Quatschkopf etwas anstellte, und trotzdem rechnete sie jeden Moment mit seinem Aufkreuzen und einer unmittelbar darauffolgenden Katastrophe.
 

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Genervt lehnte besagter Grünhaariger am Zimmerfenster, die Ellbogen auf das Fensterbrett gestützt, eine Kippe im Mundwinkel, und beobachtete das Treiben draußen.

Der Trupp hisste gerade die Flagge der Vereinigten Staaten. Gelangweilt sah er dabei zu und betastete skeptisch mit den Fingerspitzen seine frisch gerichtete und getapte Nase, die immer noch dumpf vor sich hinpochte und ihn dazu zwang, durch den Mund zu atmen.

Schulterzuckend wendete er schließlich den Blick von dem Spektakel ab und suchte sich ein paar frische Klamotten zusammen. Eine Dusche würde vielleicht die letzten, düsteren Gedanken vertreiben. Und vielleicht fühlte er sich danach sogar wieder in der Lage, irgendetwas in Angriff zu nehmen.
 

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Mittlerweile hatte der Trupp die Begrüßung auf dem Hof überstanden.

Nun hieß es allerdings "Trainieren, was das Zeug hielt", egal, ob die Soldaten kleinlich protestierten, oder nicht. Hier gab es nichts zu meckern. Sie waren in einer Kaserne, und nicht auf irgendeinem Ponyhof, wo man tun und lassen konnte, worauf man gerade Lust hatte.

Nach einer langen, atemlosen Rede, dass sie mehr Disziplin und keine Nörgeleien erwartete, forderte Drill Seargant Tashigi von jedem Rekruten 50 Liegestütze, bevor sie zum Frühmarsch losmarschierten.
 

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Es war verblüffend, dass man die Duschen um diese Uhrzeit für sich allein hatte.

Zorro hätte damit gerechnet, dass mehr Leute vor dem Frühstück duschen würden - allerdings waren diese Leute vermutlich gerade damit beschäftigt, auf ihre Drill Seargents zu hören. Würde zumindest erklären, warum er den Raum komplett für sich alleine hatte.
 

Zufrieden wischte der Grünhaarige mit der Hand über den nun beschlagenen Spiegel und begann vorsichtig damit, das weiße, aufgeweichte Tape von seinem Nasenrücken zu piddeln. Die Haut, die darunter zum Vorschein kam, war purpur bis dunkelblau und mächtig geschwollen, aber er hatte mit nichts anderem gerechnet.

Danach betrachtete er sich selbst im Spiegel und ihm fielen die dunklen Schatten unter seinen Augen auf. Ja, Schlaf wäre dringend nötig, aber scheinbar hielt sein Unterbewusstsein gesunden Schlaf für vollkommen überbewertet, dass es ihn bereits so früh am Morgen aus den Federn riss.
 

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Währenddessen hatte der Drill Seagant ihre Truppe im Gleichschritt mehrere Runden um das Kasernengelände gehetzt und nach jeder Runde verlangsamte sich das Tempo der Rekruten. Die Männer waren körperlich nun wirklich nicht gerade fit, abgesehen von Lorenor. Und Disziplin schienen sie wohl auch nie in irgendeiner Beziehung genossen zu haben... genauso wenig wie das grünhaarige Großmaul.

Tashigi wäre am liebsten gegen den nächsten Baum gelaufen. Warum ging ihr dieser verdammte Chaos-Rekrut nicht aus dem Kopf? Immer wieder hatte sie Stoßgebete gen Himmel geschickt, dass dieer Idiot bloß alles heil ließ und nicht wieder irgend einen Scheiß anstellte. Zwar hatte sie von Anfang an gewusst, dass sie besonders ein Auge auf Ace und seinen Kumpel haben musste, dass ihr Unterbewusstsein sie allerdings auch in jeder Sekunde dazu drängte, auch wirklich auf die beiden aufzupassen, ging ihr mega gegen den Strich.

Murrend verlangsamte sie ihr Tempo etwas, bis Ace sie eingeholt und sie nun auf einer Höhe maschierten. "Lass uns nachher mal 'ne Runde Quatschen."
 

Der Schwarzhaarige grinste flüchtig, als Tashigi sich an ihn wandte. Sein Magen knurrte und er war vollkommen aus der Puste, aber es freute ihn tierisch, dass seine alte Jugendfreundin endlich aus der Reserve kam. Sie hatte ihm gefehlt, das war ihm in dem Moment klar geworden, in dem er sie das erste Mal wiedergesehen hatte - Nachts um vier, in Eiseskälte, bei ihrer Ankunft.

"Gern", keuchte Ace und rieb sich mit einer Hand über den Oberarm. Er wusste, dass unter der Uniform der Einstich der Spritze lag - auch, wenn er ihn nicht spürte. Er war sich seiner Existenz schlicht und ergreifend bewusst, auch, wenn er sich von dem gestrigen Schock erholt hatte und nicht nachtragend war, dass die anderen ihn dazu gezwungen hatten. "Aber frühstücken wir vorher? Ich bin am verhungern!!"
 

Tashigi verdrehte fast schon genervt die Augen. Eigentlich hätte sie es sich denken können, dass das Sommersprossen-Face nicht auf seine Mahlzeit verzichten würde. Aber wenn sie ehrlich war... ihr Magen hing auch schon in den Kniekehlen.

"Gut, meinetwegen. Aber lass dieses mal auch was für die anderen übrig. Für mich zum Beispiel..." Ja, in der Schule war das meist nicht anders gewesen. Sobald Ace vor ihr an den Tresen kam, konnte sie ihre Mahlzeit vergessen. Und selbst wenn sie schneller war, hatte er ihr immer was vom Tablett geklaut. Aber wenigstens hatte Tashigi sich das ein oder andere mal mit einer Gabel in seiner Hand rächen können.
 

Ace schmunzelte amüsiert. "Eigentlich widerspricht das meiner religiösen Überzeugung", gab er zu bedenken. "Aber für dich mache ich mal 'ne Ausnahme!"

Er hatte keine große Lust darauf, dass Tashigi seine Hand mal wieder mit einem Marshmallow verwechselte und aufspießte. Das Spektakel hatte er drei Mal mitgemacht und es war bloß ein einziges Mal komisch gewesen. Jedenfalls für ihn und auch nur, weil er eine regelrechte Frohnatur war.

Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn und fragte sich insgeheim, wie lange das noch so weiter gehen würde. Zu gern würde er jetzt noch im Bett liegen und sich räkeln, wie Zorro.
 

Religion?! Das einzige, woran Ace tatsächlich glauben würde, wäre das fliegende Spaghettimonster. Tashigi schmunzelte, schüttelte nur leicht den Kopf und eilte wieder an die Spitze des Trupps. Noch waren sie nicht fertig mit dem morgendlichen Marsch, aber dieses Mal würde sie so gnädig sein und die Rekruten rechtzeitig zum Frühstück bringen. Sie wusste, dass sich mit einem leeren Magen schlecht drillen ließ, und drillen lassen erst recht.
 

Schmunzelnd blickte der Schwarzhaarige ihr nach.

Es war Sanji, der ihm schließlich fassungslos den Ellbogen in die Rippen stieß und ihn ihn die Realität zurückkatapultierte. Eine Realität, in der es regnete, er müde war und sein Magen lauthals knurrte. Ace warf seinem neuesten Zimmergenossen einen genervten Blick zu, musste aber, als er den Blondschopf musterte, erkennen, dass das nichts im Vergleich zu Sanjis Laune war.

Der hagere Kerl mit der Zerstörungskraft einer Atombombe funkelte ihn so durchdringend an, dass Ace Angst bekam, gleich einmal quer durch den Wald gekickt zu werden.

"Du. Hast. Mich. Ihr. Nicht. Vorgestellt!", bibberte der Koch und schlang die Arme frierend fester um seinen Oberkörper. Dadurch, dass seine Zähne vor Kälte nur so klapperten, klang jedes Wort wie ein einzelner Satz und nahm ihm ein wenig seiner Bedrohlichkeit.

Ace runzelte die Stirn. "Ihr kennt euch schon."

"Nicht. So. Wie. Du."

"Niemand kennt sie so wie ich, Schnuckiputz."
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Etwa eine halbe Stunde später kam Seargant Tashigi Jenkins mit ihrer Truppe von halbstarken Memmen wieder vor der Kaserne an. Ihre Truppe schien mal wieder total geschafft zu sein, dabei hatte sie sogar ein bisschen Nachsicht gezeigt und drei Runden ausgelassen. Es war zum Verzweifeln.

Wie sollte sie diesen Haufen nur fit bekommen, ohne komplett die Nerven zu verlieren? Wenigstens war alles wesentlich entspannter, seitdem Private Kriegt's-Maul-nicht-zu verletzungsbedingt auf Stube lag.

"Alles klar, Mädels. Geht erstmal was essen. Aber vorher geht ihr duschen. Ihr stinkt wie 'ne Müllkippe! Abmarsch!!"
 

Vollkommen erschöpft salutierte die Truppe vor ihrem Seargant und löste danach die Formation auf, um sich unter die Duschen zu begeben.

Sanji wischte sich missmutig den Schweiß von der Stirn und stieß Ace auffordernd den Ellbogen in die Seite. Die ganze Sache hatte er sich ganz anders vorgestellt und es ärgerte ihn tierisch, dass der olle Marimo wahrscheinlich noch faul im Bett lag und den Schlaf der Gerechten schlief.

"Kommst du?", fragte er, als sein schwarzhaariger Zimmergenosse keine Anstalten machte, ihnen zu folgen.

"Hab noch was zu erledigen. Geht schon mal vor", winkte Ace lediglich ab und grinste amüsiert und voller Vorfreude. Seine Erschöpfung hatte er scheinbar vollkommen vergessen.

Der Blonde zuckte mit den Schultern und machte sich mit Lysop auf den Weg ins Zimmer, fest entschlossen, den grünhaarigen Idioten aus dem Bett zu treten, sollte er es tatsächlich wagen, noch zu schlummern.
 

Ace sah dem ungleichen Duo eine Weile nach und schmunzelte, als er bemerkte, wie wackelig die Langnase auf den Beinen war. Dann drehte er sich zu Tashigi herum und grinste ihr freudig entgegen. "Wollen wir dann, Searge?"
 

"Ich hoffe, du meinst nicht gemeinsam Duschen...", grinste Tashigi nur höhnisch und strich sich einige Haarsträhnen zurück. "Wundert mich, dass du nicht das Frühstück vorziehst. Da fühle ich mich ja glatt geschmeichelt."

Klar, sie hatte versprochen, dass sie beide sich mal wie in den alten Zeiten ausquatschen könnten. Dass das allerdings jetzt der Fall war, so kurz vor dem Essen, hatte den Searge doch fast aus der Bahn geworfen.
 

"Du bist doch nicht etwa prüde geworden?", hakte Ace schmunzelnd nach. Er persönlich hätte auch gegen gemeinsames Duschen keine Einwände gehabt. Gegen das Frühstück übrigens auch nicht, aber er wusste nur zu gut, wie sehr sich das bei ihm in die Länge ziehen konnte - und Tashigi hatte man schon damals besser nicht warten lassen.

Immer noch grinsend schob er die klammen Hände in die nassen Hosentaschen und trat ein paar Schritte auf sie zu. "Wollen wir irgendwo hingehen?", hakte er dann nach und sah sich unbestimmt um.
 

"Du klingst, als ob du mich abschleppen willst." Tashigi lachte, ging dann einige Schritte in gemütlicher Spaziergeschwindigkeit über den Hof.

Es war lange her gewesen, seitdem sie Ace das letzte mal gesehen hatte. Nun hatten sie sich einiges zu erzählen und wann konnte man besser reden als bei einem Spaziergang über das Gelände einer Kaserne?

Der Schwarzhaarige schmunzelte breit und schüttelte amüsiert den Kopf, bevor er ebenfalls in Bewegung kam und seiner Jugendfreundin nur allzu gerne folgte.

"Warum? Hast du's nötig?", gab er dreckig grinsend zurück. "Ich bin für alles offen! Auch, wenn's illegal ist..."
 

"Nötig...", wiederholte Tashigi nur leise, setzte ihr charmantestes, liebreizenstes Lächeln auf und wand sich zu ihrem Jugendfreund. Fast schon zärtlich legte sie sie die Hände auf seinen breite Brust und strich etwas darüber. "Na, wer weiß... vielleicht hast du ja recht, aber...", der Seargant stutzte kurz, kniff ihm in die Nippel und drehte diese um 180°. "... BEVOR DAS PASSIERT GEHT DIE WELT UNTER!!!"

Zugeben, bei diesem Thema war sie etwas empfindlich. Sie hatte noch nie einen richtigen Freund gehabt, also... einen richtigen richtigen Freund, aber dass sich Ace darüber lustig machte, ging ihr um so mehr gegen den Strich.
 

Der Schwarzhaarige jaulte gepeinigt auf und wich eilends drei Meter vor ihr zurück.

Seine Brustwarzen brannten wie Feuer und er hatte die dumpfe Vermutung, dass das auch noch für eine ganze Weile so bleiben würde. Wehleidig rieb er sich darüber und streckte Tashigi aus sicherer Entfernung die Zunge heraus.

"Du verstehst also immer noch keinen Spaß, was Sex angeht...", maulte er bloß ein wenig schnippisch und bemerkte gleichzeitig, dass er ihr kein bisschen böse war.
 

"Wundert's dich? Einige Sachen ändern sich nun mal nie." Ja, an Ace konnte man diesen Fakt ganz gut erkennen. Er war immer noch chaotisch, vielleicht sogar chaotischer als früher, seine frechen Sommersprossen waren auch noch geblieben. Die große Klappe hatte er auch nicht verloren. Nein, Ace hatte sich wirklich nicht verändert. Gut, die Harre waren vielleicht etwas länger als früher, aber das war's auch schon.
 

"Wenn du wüsstest, wieviel Spaß Sex macht, würdest du dich nicht so anstellen", behauptete Ace, während er den Abstand zu ihr langsam wieder verringerte. Weiter ging er auf das Thema allerdings nicht ein; es war ihr unangenehm, das spürte er, und er wollte nicht ihren Zorn auf sich lenken. Nicht jetzt, wo sie endlich einmal Zeit füreinander hatten.

"Was hat dich eigentlich hierher verschlagen?", wechselte er also interessiert und vollkommen abrupt das Thema und musterte sie aus den Augenwinkeln neugierig. Sie war zwar schon immer taff gewesen - vielleicht auch taffer, als er selbst es war - aber er hätte nie damit gerechnet, sie in der US. Army wiederzufinden.
 

Wieder war Tashigi in Versuchung gekommen ihrem Kumpel eine reinzuhauen, aber sie ließ es, sonst würde man ihr noch vorwerfen, sie würde ihre Rekruten misshandeln.

Seufzend fuhr sich der Drill Seagant durch den Pony. Was genau sie hierher verfrachtet hatte, konnte sie auf die Schnelle selbst nicht genau beantworten, aber in den tiefsten Tiefen ihres Hirnes hatte sie sich etwas dabei gedacht, als sie bei der US Army die Klingel drückte.

"Tja, das sag ich dir, wenn ich es selber weiß."
 

"Ich verlass mich drauf", gab Ace schmunzelnd zurück und ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen. Eigentlich war es ja ganz schön hier, so mitten in der Natur, aber auf einem kilometerlangen Frühmarsch fiel einem das gar nicht so auf.

"Ruffy wird garantiert neidisch sein, wenn ich ihm erzähle, dass ich dich getroffen hab", bemerkte er dann und seufzte nur ein wenig wehmütig bei dem Gedanken an seinen kleinen, unglaublich liebenswerten und noch viel chaotischeren Bruder.
 

Tashigi lächelte etwas, als sie den Namen seines kleinen Bruders vernahm. Der Chaot...vermutlich war er sogar noch schräger als Ace es war, aber sie konnte es Ruffy nicht verübeln, bei dem Bruder. "Wie geht's ihm so? Den hab ich auch ewig nicht mehr gesehen."

Ja, sie hatte sich sogar das ein oder andere mal dabei erwischt, wie sie sich die Schulzeit zurück wünschte. Damals war es alles so lustig gewesen, wo man sein Essen vor den Beiden bis auf's Blut mit Besteck verteidigen musste.
 

"Er ist ewig hungrig, aber sonst geht's ihm gut", gab Ace grinsend zurück und nahm sich gleichzeitig fest vor, den Kleinen so bald als möglich wieder anzurufen. Diese Pflicht hatte er nämlich stark vernachlässigt.

Aus den Augenwinkeln musterte er seine Jugendfreundin aufmerksam. "Du hast ganz schön zugelegt an Muskeln und..." Er ließ den Satz unbeendet, ließ sie mit ein paar eindeutigen Gesten jedoch wissen, dass er ihre Oberweite meinte.
 

Geschockt hielt Tashigi in ihrem Gang inne, sah einfach nur mit purpurfarbenen Wangen zu Ace hoch und wusste wirklich nicht, was sie nun dazu sagen sollte.

"...was?!", brachte sie nur geschockt heraus, ballte dann, nachdem sie sich halbwegs gefangen hatte, die Hände zu Fäusten und boxte den Rekruten so derbe in die Magengegend, wie sie es zuvor noch nie getan hatte."HAKT'S?! WO GLOTZT DU ÜBERHAUPT HIN?!!!!!"

Zwar wusste sie noch von früher, was für ein Aufreißer Ace eigentlich war, aber...sie waren wie Geschwister (irgendwie) und trotzdem glotzte er auf ihre Oberweite. Ihr Magen machte einen Purzelbaum und ließ Übelkeit in ihr aufkommen. "Du bist ein ekelhafter Mistkerl, Ace!"
 

Da der Schwarzhaarige vorher bereits wohlwissend einen Schritt zurückgetreten war, traf ihn der Schlag nicht ganz so heftig, wie eigentlich gedacht. Aber noch immer heftig genug, dass sein Lachen etwas gepresst klang und er mit einer kuriosen Atemtechnik sein Glück darin versuchte, den Schmerz wegzuatmen.

"Musst du immer direkt zuhauen?", maulte er hechelnd. "Es ist mir bloß aufgefallen. Keine Angst, ich will nichts von dir."

"Wenn du jetzt was anderes gesagt hättest, hätte ich dir gleich nocheine gegeben.", gestand Tashigi empört, wandte sich mit immer noch geröteten wieder von Ace ab und strich sich fahrig einige Haarsträhnen zurück.
 

Naja, wenigstens wirkte sie etwas femininer als früher. Allerdings glich das ihre angeeignete grobe Art wieder aus. Sie hatte sich über die Jahre ein dickes Fell zugelegt oder eher zulegen müssen. Früher war sie nicht so. Viel zurückhaltender und ruhiger. Tja, das hatte sie bei der Army ablegen müssen. Was sie allerdings nicht loswerden konnte, war ihre Schusseligkeit und das würde sich wohl so schnell nicht ändern.

Seufzend ließ sie die Hand wieder sinken. Jetzt, wo Ace wieder bei ihr war, war es vielleicht gar nicht so verkehrt, ihre alten Seiten wieder aufleben zu lassen. Klar musste sie ihrer Truppe gegenüber immer noch taff sein, aber wenn sie endlich mal mit Ace allein war, konnte sie sich wieder so geben, wie sie sonst immer war.

"'Tschuldige, ich bin wohl etwas zu tief in meiner Rolle als Drill Seagant drin."
 

Das Grinsen des Schwarzhaarigen wurde breiter. Viel breiter.

"Oder ich konnte meine Rolle als dein Punchingball noch nicht ganz ablegen", verwarf er ihre Entschuldigung schmunzelnd und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Obwohl es an diesem Morgen ausnahmsweise einmal nicht regnete, war es immer noch arschkalt.

"War bestimmt nicht einfach, sich hier als Frau durchzubeißen", mutmaßte er dann ins Blaue hinein, ließ Tashigi jedoch nicht aus den Augen.
 

Unbeholfen zuckte die Angesprochene nur mit den Schultern. Ja, leicht war es definitiv nicht gewesen, aber an Captain Hina konnte man erkennen, dass es ging, wenn man nur hart genug dranblieb und sich an einer Aufgabe festzeckte.

"Ja, einfach war's wirklich nicht. Als Mann hätte ich wohl nicht mal halb soviel Widerstand bekommen." Wieder dieses 'als Mann'... Klar, es klang dämlich aber... manchmal hatte sie sich tatsächlich gewünscht, ein Mann zu sein. Nicht nur manchmal. In letzter Zeit spukte ihr dieser Gedanke öfter als sonst durch den Kopf. Sollte sie sich nicht eigentlich in ihrer Haut wohlfühlen?!

Innerlich schüttelte sie deisen Gdanken wieder ab. Es lag an ihr, das Beste aus der Situation zu machen.
 

Ace runzelte kurz die Stirn, während er sich ihre Worte durch den Kopf gehen ließ.

Stimmte schon, allein schon bei den körperlichen Voraussetzungen hatte man es als Mann beim Militär um einiges leichter, das konnte und wollte er auch gar nicht abstreiten. Allerdings gefiel ihm Tashigis bedauernder Gesichtsausdruck überhaupt nicht.

"Naja, als Mann hättest du aber nicht so mega geile Ti-"
 

Kurz warf Tashigi ihrem Kumpel mahnende und mordlüsternde Blicke zu, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sie wusste zwar, dass Ace sie nur aufbauen wollte, aber musste er ausgerechnet wieder ihre Oberweite ins Spiel bringen?
 

Die Taktik funktionierte.

Ace verstummte unter dem potenziell tödlichen Blick und suchte fieberhaft nach einer Alternative, wie er diesen Satz zu Ende bringen konnte.

"Tinkturen für die Haut?", versuchte er es dann skeptisch und bemerkte im selben Atemzug selbst, wie hirnverbrannt das klang.
 

Wenn diese Antwort nicht so unglaublich dämlich und lustig zugleich gewesen wäre, hätte sie ihm wohl wieder eine gelangt. Aber sie hatte sich ja auch vorgenommen, dies bezüglich Ace sein zulassen.

"Schwachkopf...", warf sie nur ein und schmunzelte etwas, als sie wieder einige Schritte weiter ging.
 

Erleichtert schmunzelnd folgte er ihr eilig, bis sie wieder auf gleicher Höhe waren. Dann nahm er sie wieder näher in Augenschein und legte den Kopf überlegend etwas schief.

"Aber mal im Ernst", begann er dann. "Warum zeigst du nicht ein bisschen mehr, dass du eine Frau bist? Und jetzt krieg das nicht in den falschen Hals, dass du weiblich bist, kann man nicht leugnen, aber etwas mehr betonen könntest du es schon."
 

Auch, wenn sie gerade noch gesagt hatte, sie wäre doch lieber ein Mann, trafen sie diese Worte wie ein Pfeil in den Rücken. Aber eigentlich hatte Ace recht. Wenn sie schon kein Mann sein konnte, konnte sie wenigstens ein bisschen mehr aus sich machen. Aber wie sollte das funktionieren? Sie war Drill Seargant, dazu noch ein Second Lieutnant. Da musste sie eine gewisse Ausstrahlung haben.

"...und was schlägst du vor? Soll ich hier mit Röckchen rumlaufen?"
 

Ace lachte belustigt auf.

"Wäre eine Möglichkeit", gab er dann unverdrossen zu. Allerdings waren Röcke noch nie ihr Fall gewesen, nicht einmal während ihrer gemeinsamen Schulzeit. Eher würde sie sich vermutlich jeden Fingernagel einzelnd ziehen lassen.

"Aber vielleicht versuchst du's erst einmal damit, dir die Haare wachsen zu lassen?", schlug er nach einer kurzen Bedenkpause behutsam vor.
 

Überlegend sah der Drill Seargant auf den Boden vor sich und tastete nach ihren Haarspitzen. Das wäre vielleicht eine nette Option, aber lange Haare würden sie nur behindern.

Fahrig fuhr sie sich über den Nacken und ließ sich diesen Gedanken noch einmal kurz durch den Kopf gehen. "Ich... überleg's mir."
 

"Das ist mehr, als ich erwartet hätte", gab der Schwarzhaarige zurück und klopfte sich gedanklich selbst lobend auf die Schulter. Nun einmal in Fahrt und beim richtigen Gesprächsthema, wollte er die Sache allerdings noch ein wenig weiter ausführen.

"Oder Ohrringe", schlug er dann vor, streckte eine Hand aus und strich ihre Haarsträhnen bei Seite, um ihre Ohrläppchen begutachten zu können.

Tatsache, die würden sich da gut machen.

"Zorro hat auch welche."
 

Skeptisch hob sie eine Augenbraue. Natrülich konnte sie sich mit Ohrringen arrangieren, aber musste er ausgerechnet jetzt Lorenor ins Gespräch bringen?

"Boah, hör mir bloß auf mit dem..."
 

Ace war gerade im Begriff, amüsiert zu schmunzeln und einen neckischen Kommentar fallen zu lassen, als sie unterbrochen wurden.

Der Jogger, der ihm bis dato noch gar nicht aufgefallen war, steuerte nun geradewegs auf sie zu und stoppte vor ihnen, wobei er beinahe das Gleichgewicht im rutschigen Schlamm verlor.

"Sorry, wo geht's denn hier...", begann er und Ace erkannte nicht zuletzt an der brummigen Stimme seinen sturen Zimmergenossen.

Eben jenen, der eigentlich krank auf Stube liegen sollte.
 

Mit beiden Händen fuhr sich Drill Seargant Tashigi Jenkins über das angespannte Gesicht und hoffte, dass sie halluzinierte. Das durfte doch nicht wahr sein. Wurde sie etwa von diesem Vollidioten verfolgt?

//Wenn man grad vom Teufel spricht...// Und 'Teufel' makierte sie gedanklich fett, mehrfach unterstichen und mit Warnpfeilen drum herum.

"PRIVATE! WAS ZUM HENKER MACHEN SIE HIER?!!! ZURÜCK AUF IHRE STUBE, SONST MACHE ICH IHNEN BEINE!!!"
 

Zorro verstummte abrupt, starrte seinen Drill Seargent und Zimmergenossen einen langen Augenblick vollkommen sprachlos an und ließ resignierend die Schultern etwas hängen.

Das durfte doch nicht wahr sein, dass er ausgerechnet dem Drachen in die Arme lief! Schlimm genug, dass er sich auf diesem unübersichtlichen Gelände beim Joggen vollkommen verfranst hatte und den Rückweg zum verrecken nicht fand; dass er gerade dieser Jenkins vor die Füße stolperte, setzte dem ganzen noch die Krone auf.

"Da wollte ich ja auch grade hin!", motzte der Grünhaarige genervt zurück und wischte sich mit dem Handgelenk den Schweiß von der Stirn und den Schläfen. Er hatte gehofft, beim Laufen etwas abschalten zu können und dabei die Wirkung einer gebrochenen Nase auf die Luftzufuhr fahrlässig unterschätzt. Stattdessen schwirrte ihm nun der Schädel, seine Gesichtsmitte pochte verräterisch heftig - und offensichtlich hatte er auch noch Dreck am stecken.
 

Nachdrücklich verschränkte die Soldatin die Arme vor der Brust und wartete... und wartete... und wartete... aber anscheinend hielt der Rekrut vor ihr es nicht für nötig, einen Finger kurmm zu machen, geschweige denn die Beine in die Hand zu nehmen und zurück Richtung Bett zu marschieren.

"Worauf warten Sie, Soldat? Machen Sie sich endlich vom Acker. Oder sind Sie schon wieder fit genug für das Training?"
 

Schmunzelnd schaltete Ace sich in das mordlüsterne Gespräch der beiden ein und war sich voll und ganz darüber im Klaren, dass er sich damit zwischen die Fronten warf. "Er findet den Weg nicht. Stimmt's, Schatz?"

Zorro schoss ihm einen düsteren Blick zu. Es fehlte nicht mehr viel, und der Schwarzhaarige wäre an Ort und Stelle zu Staub zerfallen. Zwar hatte er Recht, aber das berechtigte ihn noch lange nicht dazu, es Jenkins auf die Nase zu binden.

Zerknirscht überwand der Grünhaarige sich dann zu einem knappen, mehr als widerwilligen Nicken.
 

Tashigi schmunzelte und das zu Recht. Nicht wegen der Tatsache, dass der großmaulige Rekrut sich mal wieder verlaufen hatte, sondern eher wegen diesem Wort...Schatz. Das passte ja mal hinten und vorne nicht, aber sie hatte schon immer irgendwie die Befürchtung gehabt, dass Ace irgendwann die Uferseite wechseln würde. Schmunzelnd sah sie zwischen den beiden Männern hin und her, bis ihr breites Grinsen zu einem herzhaften Lachen überging. Der Gedanke war so bescheuert, dass man einfach darüber lachen musste.
 

Ace's grinste breit wie ein Honigkuchenpferd, als Tashigi neben ihm in Gelächter ausbrach - allerdings bloß so lange, bis der durchdringende Blick seines Kumpels ihn traf.

"Ach, komm schon", stieß der Sommergesprosste mit einem mehr schlecht als recht unterdrückten Lachen hervor und boxte den Grünhaarigen gegen die breite Schulter.

Zorro verkniff sich einen beißenden Kommentar in Richtung seines Drill Seargent's und vergrub stattdessen missmutig die Hände in den Hosentaschen. Musste Ace ihn immer wegen seinem Orientierungssinn aufziehen und ihn lächerlich machen?

"Musst du mich immer dehalb aufziehen und lächerlich machen?"
 

Die Kurzhaarige wischte sich kurz mit der Hand über die tränennassen Augen. Sie hatte selten so gelacht, das musste sie zugeben. Jedoch stutzte sie kurz, als der Grünspan seinen Kumpel anblaffte.

"Ich lache nicht wegen deinem Orientierungssinn, sondern wegen dem 'Schatz'."

Na und, dann hatte Lorenor nun mal einen beschissenen Orientierungssinn. Dass man sich verlief, war nun wirklich nicht allzu wild. "Ich hab mich selbst über Monate hier verfranst, na und? Das ist ja wohl nicht schlimm."

Kurz zuckte sie mit den Schultern, als sie ihre Hände in die Hosentaschen schob und an den beiden Vollzeit-Chaoten vorbei ging.

"Schatz...", wiederholte sie nochmals murmelnd und schüttelte leise lachend den Kopf.
 

Leicht irritiert sah Zorro seinem Searge nach, bis Ace ihm belustigt den Ellbogen in die Seite stieß und ihr folgte.

Kurz blickte der Grünhaarige sich suchend um - toll, und wo zum Teufel ging es jetzt lang?! - bevor er resignierend aufgab und den beiden nachtrottete. Dann runzelte er die Stirn. "Hat sie mich grade geduzt?", hakte er raunend bei Ace's nach, darauf bedacht, das Jenkins ihn nicht hören konnte.

"Ich sag ja: sie ist nett", gab der Schwarzhaarige lapidar, aber ebenso leise zurück. Zorro verdrehte bloß die Augen. Würde sich zeigen, wie lange sie das noch war.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Einige Minuten später hatte der Drill Seargant die beiden zum Flur gebracht, wo ihre Stube lag. Sie hatte sich vorerst genug mit Ace unterhalten, dennoch würde sie sich bei nächster Gelegenheit nochmal mit ihm auseinander setzen. Zumal nun auch Lorenor an ihren Fersen hing, da war es eh unmöglich freundschaftlich und offen über alles reden zu können.

"Um halb fängt der Unterricht bei Drake an. Also stell dich schon mal drauf ein, Ace.", erklärte sie dem Chaot und wandte sich dann zum Grünschopf um. "Und was Sie angeht...zurück ins Bett, wenn Sie nicht am Unterricht teilnehmen wollen."
 

Zorro zuckte gleichgültig mit den Schultern und warf seinem Zimmergenossen einen eindeutigen Blick zu. So viel zum Thema nett.

Widerwillig musste er sich dann eingestehen, dass es im Grunde schon ziemlich nett von ihr gewesen war, ihm den Weg zu zeigen - zumal sie ihn auch unangespitzt in den Boden hätte rammen können, wenn sie es nur wirklich gewollt hätte. Vielleicht war sie also doch nicht das personifizierte Böse. Wenn auch ziemlich nah dran.

Die Hand bereits an der Türklinke hielt er noch einmal inne und warf seinem Drill Seargent über die Schulter hinweg einen abschätzenden Blick zu. Er seufzte lautlos und gab sich selbst den Ruck, den er benötigte.

"...danke", sagte er schließlich, bloß eine Spur zögernd, bevor er die Tür aufzog und im Zimmer verschwand.
 

Ace grinste selbstgefällig.

"Hab ich's dir nicht gesagt?", wandte er sich dann an Tashigi. "Er kann auch anders!"
 

Erst hatte Seargant Tashigi Jenkins gedacht, sie hätte sich verhört. Vielleicht ein seltsames Türknarren was ähnlich wie ein "Danke" klang. Dieser Gedanke war allerdings so abstrus und bekloppt, dass sie innerlich den Kopf schütteln musste. Aber anders konnte sie es sich nun mal nicht erklären.

Erst, als Ace sie mit seinen Worten zurück in die Realität holte und sie anfing zu grübeln, was ihr Jugendkumpel eigentlich mit seinen Worten meinte, wusste sie, dass dieses "Danke" nicht von der Tür kam, sondern von Private Lorenor Zorro...und die Tatsache, dass er sich bedankte (und dann auch noch bei ihr!), war noch unwahrscheinlicher als der vorige Gedanke mit der Tür.

Verwirrt, fast schon überfordert, zog der Searg eine Augenbraue in die Höhe, rieb sich knapp über den Nacken und wand sich zum Gehen um.

"... was auch immer...", murmelte sie nur leise und hoffte insgeheim, dass man ihr die endlose Verwunderung (beziehungsweise Verwirrung) nicht ansah.
 

Verärgert über seine eigenen Worte schob Zorro die Zimmertür hinter sich wieder ins Schloss.

Verdammt, er hätte besser seine vorlaute Klappe halten sollen. Wieso hatte er sich ausgerechnet bei ihr bedankt? Der Frau, die ihn quälte, wie schon lange niemand mehr - und das leider nicht bloß in körperlicher Hinsicht. Dieses Weib verfolgte ihn bis in seine Träume und raubte ihm den Schlaf; dass sie ihm den Weg zeigte, war da ja wohl das Mindeste gewesen.
 

Seine anderen beiden Zimmergenossen vergaß er durch seine grämenden Gedanken vollkommen - und genau das wurde ihm zwei Sekunden, nachdem er den Raum betreten hatte, zum Verhängnis.

"WO WARST DU, DU AFFE?!!", riss Sanji ihn abrupt aus seinen düsteren Gedanken.

Zorro drehte sich überrascht um und musterte seinen langjährigen Kumpel, der vor Wut drohte, überzuschäumen.
 

Der Blonde zeigte theatralisch mit den Finger auf ihn, was gleichermaßen übertrieben, als auch lächerlich war, wo er bloß ein Handtuch um die Hüften gewickelt hatte und einen Handtuch-Turban auf dem Kopf hatte, um seine langen Haare zu trocknen. Sein sonst eher bleiches Gesicht war vor Wut scharlachrot und Zorro wäre nicht sonderlich überrascht gewesen, wenn Sanji im nächsten Moment Feuer gespuckt hätte.

"WIR HABEN DICH ÜBERALL GESUCHT, DU DÄMLICHES RINDVIEH!", zeterte Sanji unbeeindruckt weiter, als der Grünhaarige ihm nicht sofort Rede und Antwort stand.

Zorros Mundwinkel zuckten verräterisch. "In dem Aufzug?", hakte er amüsiert nach und kam nicht mehr dazu, es sich bildlich vorzustellen. Sanjis Fuß schnellte so kräftig und zielsicher wie gewohnt auf ihn zu, traf ihn am Brustbein und beförderte ihn geradewegs durch die geschlossene Zimmertür, zurück in den Flur.
 

Keine fünf Schritte hatte Tashigi zurücklegen können, bevor das Theater im Zimmer... in der Stube hinter ihr los ging. Erst hörte man männliches Gezicke, dann zerbarst einige Sekunden später die Tür, die gerade erst von Ace ins Schloss gezogen worden war. Das grünhaarige Großmaul flog geradewegs durch die Tür, landete auf dem Boden und rutschte einige wenige Meter weiter bis zu ihren Füßen.

Seufzend verschränkte Tashigi die Arme, sah zu Lorenor runter, der ihr zu Füßen lag und schmunzelte nur etwas. "Wohl nicht Ihr Tag, was Private?", spottete sie nur etwas.
 

Zorro blinzelte. Der Tritt hatte ihm sämtliche Luft aus den Lungen gepresst und sein Schädel wummerte vielsagend. Dass das erste, was er erblickte, das Gesicht seines Seargent's war, machte die Sache auch nicht gerade besser.

"Halt's Maul!", sagte er deshalb schlicht und hätte selbst nicht genau sagen können, ob er damit Tashigi oder Sanji meinte. Allerdings musste er sich eingestehen, dass es ihm nur allzu Recht wäre, wenn beide darauf hören würden.
 

Halt's Maul?! HALT'S MAUL?!!!!

Bisher hatte sie zwar schon viele Schimpfereien über sich ergehen lassen müssen, aber niemals von jemanden, der eigentlich unter ihr stand (oder ihr zu Füßen lag, je nachdem). Tashigis Augen zuckte böse, ihr Blick verfinsterte sich schlagartig und das fiese Knurren ihrerseits konnte man nicht überhören.

Angepisst stellte sie einen Fuß auf den Oberkörper des großmäuligen Soldats, auf die Stelle, wo ihn der Tritt seines Kollegen getroffen hatte und verlagerte ihr volles Kampfgewicht von läppischen 54 Kilo auf den massiven Kampfstiefel, der nun auf dem Brustkorb des Grünschopfes ruhte.

"Jetzt hör zu, Prinzessin, und hör gut zu, denn nochmal werde ich dir das bestimmt nicht sagen...", fing sie an zu erklären, mit einem derartig bedrohlichen Beben in der Stimme, dass selbst Smoker vor ihr hätte Reskept kriegen können. "ICH BIN HIER DIEJENIGE, DIE BEFEHLE ERTEILT UND WENN DU MIR WAS ZU SAGEN HAST, DANN HEIßT DAS: BITTE UM ERLAUBNIS, IHNEN SAGEN ZU DÜRFEN, DASS SIE DEN MUND HALTEN SOLLEN, SIR!!! UND JETZT SCHWING DEINEN HÄSSLICHEN KÖRPER AUF DEN VORPLATZ UND RENN 25 RUNDEN, MAL GUCKEN OB DU MIR DANN IMMER NOCH WAS ZU SAGEN HAST!!!"

Okay, jetzt war sie glatt ein bisschen aus der Puste, aber sie hatte alles gesagt, was sie sagen wollte. Widerwillig trat sie über Lorenor herüber, sah zu den Rest der Truppe aus Stube 118 und zog scharf den Atem an. "UND IHR KÖNNT GLEICH HINTERHER!"
 

Der Grünhaarige unterdrückte den Impuls, aufzustöhnen, als sie ihr lächerliches Gewicht auf die schmerzende Stelle verlagerte und ließ die Gardinenpredigt (mehr oder weniger) gleichgültig über sich ergehen. Nur in einem Anklagepunkt musste er ihr wider Willen Recht geben: heute war tatsächlich nicht sein Tag.

Alles andere war vollkommen unberechtigt, nicht seine Schuld und überhaupt, mit seinen Worten hatte er nicht einmal unbedingt sie gemeint. Aber das kam wohl ganz auf das Auge des Betrachters an. Knurrend stützte er sich auf die Ellbogen und in eine halbwegs aufrechte Position.
 

Dadurch erhaschte er zumindest einen Blick auf die bestürzten Blicke seiner Zimmergenossen.

Sanji, immer noch bloß mit Handtuch bekleidet, hatte ganz offensichtlich nicht damit gerechnet, dass einer ihrer Vorgesetzten vor der Tür stand. Jetzt errötete er bis zu den Haarwurzeln und war offenbar hin- und hergerissen, ob er vor Tashigi auf die Knie fallen oder seinen grünhaarigen Kumpel für seine vorlaute Klappe gleich noch mal treten sollte - diesmal direkt bis zum Vorplatz, wenn sie eh schon dahin mussten.
 

Lysop stöhnte lediglich auf und schlüpfte wieder in seine Stiefel. Warum zogen die ihn immer mit ins Boot? Und warum mussten die anderen es auch immer und immer wieder auf Ärger anlegen? Immerhin waren sie noch nicht allzu lange hier, wie schaffte man es, sich innerhalb so kurzer Zeit so riesige Feine zu machen?
 

Es protestierte allerdings niemand.

Dem Blonden wäre es nicht einmal in den Sinn gekommen, selbst wenn Tashigi sie zu Tode verurteilt hätte und Lysop war nicht scharf darauf, dass noch ein paar Runden hinzu kamen. Ace versuchte sich noch zu entscheiden, ob er in schallendes Gelächter ausbrechen oder sich über das Verhalten seiner Genossen ärgern sollte.

Und Zorro...tja, der lag immer noch auf dem kalten Fußboden, rappelte sich langsam auf die Beine und versuchte dabei, genügend Luft zu bekommen. Aber ab und zu warf er Tashigi einen zornfunkelnden Blick zu.
 

Auch, wenn niemand der kleinen Truppe Widerworte von sich gab, war sie immer noch so dermaßen genervt und angepisst, dass sie am liebsten gleich nochmal losgebrüllt hätte. Sie war immer noch in Rage und das sollte dieser Penner von Lorenor ruhig zu spüren bekommen. Deswegen warf sie einen ebenso wütenden Blick zu Lorenor zurück und schnaufte nochmal auf.

"Glotz nicht, sondern steh endlich auf. Liegen kannste, wenn du tot bist...", blaffte sie den Grünspan nochmals kurz an und ging Richtung Vorplatz. "IN ZWEI MINUTEN SEID IHR UNTEN, UND KEINE SEKUNDE SPÄTER."

Damit hatte sich das Thema 'Freundlichkeit' wohl gegessen. Erst hatte sie wirklich gedacht, das Großmaul geknackt zu haben, dass sie vielleicht endlich mal ein bisschen... normaler, freundlicher miteinander umgehen könnten, damit ein simples 'Danke' nicht im peinlichen Schweigen endete, aber da hatte sie sich wohl geirrt und dieser Gedanke war alles andere als aufbauen. Im Gegenteil, sie war fast schon enttäuscht.

Mr. Awesome

Haltung annehmen!
 

Setzt eure Stahlhelme auf und wappnet euch für alle möglichen und unmöglichen Katastrophen. In diesem Kapitel führen wir nämlich jemanden ein, bei dem öfter mal was in die Luft fliegt, gewissermaßen eine höchst explosive Persönlichkeit. Und sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt!
 

@ Moni: Absatz geht es blendend. Wir passen gut auf ihn auf, bis er zu dir in Rente geht.
 

@ LuxusDrake: Wie wir zur Bestechung stehen? Schwer zu sagen. Kommt auf das Angebot an – vorausgesetzt, wir hätten einen wunden Punkt, der bei uns selbstverständlich nicht existent ist...
 

@ Ysaye: Hass-Liebe trifft es glaub ich eher. Jungs eben. Die kloppen sich halt gerne mal.
 

@ X_Drake: Willkommen in der Hölle! Freut uns, dass du dich verpflichtet hast, Soldat. Hier kommst du jedenfalls nicht mehr weg. Vorbildlich, dass du eine Nachtschicht für uns eingelegt hat. Wir freuen uns tierisch darüber (aber das dürfen wir als Drill Seargants nicht zeigen, also Pssssssssst...). Drake wird noch einige denkwürdige Auftritte hinlegen, das können wir dir versichern!
 

Erst treten die Menschen in dein Leben, dann treten sie in deinen Hintern. (Therese Giehse)
 

Mr. Awesome
 

Genervt stand First Lieutnant Drake Simmons vor den hinteren Tischen, wo die verdreckten und vor allem verspäteten Rekruten halb über den Tischen hingen und verzweifelt versuchten, Luft zubekommen. Anscheinend hatte Tashigi die vier mal wieder stramm stehen lassen.

"Schön, dass ihr uns mit eurer Anwesenheit beehrt, Soldaten", murrte der Ausbilder nur und verschränkte nachdrücklich die Arme vor der Brust. "Könnt' gleich wieder aufstehen! Wegen Verspätung gleich 50 Liegestütze."
 

Lysop jammerte so lautlos wie möglich in seinen nassen Ärmel. Nach der Tortour von grade hatte er keine Lust, das Training auch noch fortzusetzen. Im Gegenteil.

Wenigstens schien es seinen Kameraden nicht anders zu ergehen.

"HAKT'S?!", ging Zorro in die Luft, während er seinen Ausbilder entrüstet ansah. "Erst lässt die blöde Kuh uns vollkommen grundlos Runden drehen und jetzt sollen wir deswegen gleich noch mal bestraft werden? Das ist ja wohl das Allerletzte!"
 

"Alter...", fing Ace an, seinen Kumpel zu beruhigen, dem offensichtlich das Laufen zu Kopf gestiegen war. War er nun komplett vom Wahnsinn umkrallt? "Du hast zu unserem Drill Seargant gesagt, sie soll die Klappe halten. Ich hätte dich auch laufen lassen", erklärte Ace und stand schon mal von seinem Stuhl auf, um seine Strafliegestütze zu machen.

"Wegen dir müssen wir die Scheiße überhaupt erst machen. Also pflanz' dich auf den Boden und mach deine scheiß Liegestütze, bevor ich dir meinen Schuh ins Gesicht ramme!", meldete sich Sanji zu Wort und tat es seinem sommergesprossten Freund gleich. Noch mehr Drill konnte er für heute nicht ertragen und wenn er wegen diesem großmäuligen Arschloch noch mehr davon zu spüren bekam, würde er sich wohl komplett vergessen.
 

Drake sagte dazu gar nichts. Der sah einfach nur dabei zu, wie der Grünspan von seinen Kollegen ordentlich auf den Deckel bekam.
 

Zorro schnaubte wütend, nachdem er sich auf das Niveau der anderen heruntergelassen und mit den Liegestützen begonnen hatte. Klar, war alles seine Schuld. Das an sich war ja nichts Neues, aber für diese Woche hatte er die Schnauze gestrichen voll.

"Ich hab gar nicht mit ihr gesprochen, sondern mit der prima Ballerina, die mich durch Tür getreten hat!", gab er gepresst zurück und warf Sanji einen eiskalten Blick von der Seite zu.
 

Sanji schnaufte, ob wegen der Liegestützen oder wegen seines chronisch angepissten Freundes konnte er selbst im Moment nicht sagen. Fakt war jedoch, dass der Blonde kurz davor war total auszurasten und dem Arsch noch einen Tritt zu verpassen.

"Halt dein dummes Maul und mach die verdammten Liegestützen."
 

"Ich scheiß auf die Liegestützen!", fauchte der Grünhaarige, ungeachtet seiner Taten - die darin bestanden, eben diese Liegestützen zu absolvieren. Er musste seiner Wut dringend mal Luft machen und es interessierte ihn kein Stück, dass der Rest des Trupp's ihnen beinahe fasziniert lauschte und versuchte, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.

Er war genervt wie noch nie, und das sollte ruhig jeder wissen.

Irgendwo hinter ihm stöhnte Lysop genervt. "Könnt ihr's nicht einmal gut sein lassen? Nur ein Mal? Bitte? Ich kann nämlich nicht mehr!"
 

Als Ace das klägliche Jammern seines langnasigen Freundes vernahm, seufzte er einmal kurz auf.

"Einigen wir uns darauf, dass Zorro Schuld hat, okay?! Wer meiner Meinung ist, soll die Hand heben..."

"Wie stellst du dir das den bitte vor, du Witzbold?!", motze der Koch und musste wegen so viel Blödheit einfach nur den Kopf schütteln. "Aber ja, Zorro istan allem Schuld. Und wenn ich jetzt 'ne Hand freihätte, würde ich die garantiert nicht dafür nutzen, um dir zu zustimmen, sondern um dem Marimo noch eine zu verpassen!" Eigentlich war es ja gegen Sanjis Kochehre, seine Hände für solche Gräueltaten zu missbrauchen, aber für Zorro machte er da gerne mal eine Ausnahme.
 

"Ihr habt doch allesamt 'nen Schatten!", stellte Zorro zornig fest und stemmte seine Liegestützen weitaus energischer, als es nötig gewesen wäre. Er zählte auch nicht mit, wahrscheinlich hatte er die verlangten fünfzig in seinem Anflug von Raserei bereits hinter sich gebracht. Auch egal.

"Naja, hättest du dir einmal auf die Zunge gebissen anstatt dem Searge zu sagen, sie soll die Klappe halten...", warf Lysop zögernd und keuchend ein.

Private Lorenor drehte den Kopf entgeistert in seine Richtung. "Hört ihr mir überhaupt zu!? Ich hab gar nicht sie gemeint, verdammt!", fauchte er dann und schnaubte wütend. "Meine Fresse, ich bin so angetan von dieser Diskussion, ich krieg' gleich Nasenbluten!"
 

"Jetzt isses zu spät. Du hast es gesagt, sie hat es so aufgefasst und dass sie so reagiert, hat kann ich ihr nicht verü-...was zum?!" Ace stutzte, als er zum Griesgram rübergesehen hatte. Anscheinend war es Zorro noch nicht aufgefallen, aber er blutete wirklich aus der Nase und das nicht gerade schwach. Es tröpfelte eher, wobei tröpfeln auch noch untertrieben war.

"Dicker, du hast Nasenbluten. Du solltest nochmal zur Krankenstation gehen, Mann!"
 

Jetzt, wo Ace ihn so freundlich darauf aufmerksam machte, bemerkte auch Zorro das warme Blut, das über seine Lippen und sein Kinn sprudelte und dann auf den Boden tropfte. Er seufzte frustriert und stoppte seine Liegestützen. Er hatte schon so eine Ahnung, dass er nachher den Boden in diesem Raum würde putzen müssen.

Knurrend kam er wieder auf die Beine und versuchte, dem Blut mit seinem Hemdsärmel Einhalt zu gebieten, ohne wirklichen Erfolg. "Verdammt, Ace!", blaffte er den Schwarzhaarigen genervt an. Der war immerhin Schuld an der gebrochenen Nase und hatte sowieso einiges mitverbrochen, wofür es sich lohnte, ihn anzubrüllen. "Geh sterben!!!"
 

"Jaja, aber geh du erstmal zur Krankenstation." Eigentlich zweifelte Ace nicht an den Entschlüssen seiner Vorgesetzten, aber als sie (nach den etlichen Laufrunden um die Kaserne) Zorro auch noch dazu verdonnert hatte dem Unterricht beizuwohnen, hatte Tashigi wohl einen groben Fehler gemacht.
 

Drake hatte sich das Spektakel lang genug angetan. Fahrig fuhr er sich über den Nacken, als auch er die blutende Nase des Rekruten in Augenschein nahm. "Grünspan! Geh zur Krankenstation. Die Anderen, SETZTEN!", befahl der First Lieutnant streng und ging wieder zurück zu seinem Pult.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Verdammte, verfluchte, beschissene Scheiße!
 

Fassungslos stapfte Private Lorenor Zorro durch das Dickicht. Mit einer Hand drückte er den Ärmel gegen die Nase, um das Nasenbluten einzudämmen, das langsam aber sicher epidemische Ausmaße annahm. Mit dem anderen Arm hielt er sich die Zweige aus dem Gesicht.

Auf seinen Weg achtete er schon lange nicht mehr und genau das war der Fehler. Sonst wäre ihm schon sehr viel früher aufgefallen, dass er sich draußen unter freiem Himmel befand. Das Gebäude hatte er zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr sehen können. Dort war nicht einmal ein verdammter Trampelpfad gewesen, sondern bloß dichte Büsche und anderes Grünzeugs, durch dass er sich jetzt einen Weg ins Nirgendwo erkämpfte.
 

Vollkommen unerwartet brach er schließlich durch die letzte Blätterwand und fand sich auf einem öden Aschefeld wieder, der rings herum mit Stacheldraht und Maschendrahtzaun eingezäunt war.

Zumindest befand er sich noch auf dem Gelände der Kaserne. Es sollte nicht allzu schwer sein, zurück zu einem Gebäude zu finden. Oder?
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Okay, der Raketenerfer war aufgebaut und im Boden verankert, die Ladung an sich lag in sicherer Entfernung, falls sein neuestes Werk ebenfalls auf die Idee kam, in die Luft zufliegen - wie es bereits die Vorgänger getan hatten.
 

Warrant Officer Cutty Fram war Hobbytüftler und sobald sich ihm eine Gelegenheit ergab, unbemerkt ins militärische Waffenarsenal zu maschieren und 'Bastelutensilien' mitgehen zu lassen, hatte er diese genutzt und sich an die Werkbank gestellt, um neueste Waffen oder anderen, viel lustigeren Spöckes zu erfinden. Natürlich alles im Sinne der US Army, versteht sich.
 

Noch einmal bestaunte der Tüftler sein Werk, strich sich seine Haartolle zurück und zog sich seine Sonnenbrille auf.

"So Rammy, jetzt ist deine große Stunde gekommen.", munterte er sich und seine Schöpfung auf, streichelte nochmal kurz über den Raketenwerfer und lud diesen. Jetzt würde sich zeigen, ob seine lange, harte Arbeit sich auszahlen würde.

Noch bevor Cutty Fram wusste, wie ihm geschah oder eher was geschah, hatte er auch schon die Rakete abgefeuert. Und bemerkte, dass irgendein bescheuerter Rekrut gerade blindlings über das Aschefeld marschierte. Hatte der Schwachkopf die Warnschilder nicht gesehen, oder was?!

"HEY BURSCHE, GEH DA WEG!!!!"
 

Zorro, der mittlerweile quer über das Feld marschierte und immer noch von seinem Nasenbluten abgelenkt war, blickte erst auf, als er ein merkwürdiges Geräusch und eine aufgebrachte Stimme hörte.

Genervt warf er einen Blick in die Richtung, aus der die Geräusche kamen - und stutzte irritiert.

Irgendetwas rauschte mit atemberaubender Geschwindigkeit geradewegs auf ihn zu und würde ihn vermutlich innerhalb der nächsten halben Sekunde umbringen, wenn er nicht in Bewegung kam.
 

Mit einem olympiareifen Hechtsprung brachte er sich in Sicherheit und landete bäuchlings auf dem staubigen Boden. Gerade noch rechtzeitig, jedenfalls ging das Geschoss haarscharf an ihm vorbei und er atmete noch. Zwar atmete er vor allem Staub und Blut, aber man sollte ja nicht kleinlich sein.
 

Erleichtert ging auch der Schütze in Sicherheit, als der Rekrut sich auf den Boden geworfen hatte. Kaum war das Geschoss detoniert, raffte sich Cutty Fram so schnell wie möglich auf die Beine und sprintete dem Soldaten entgegen. Er verlangsamte seinen Lauf, als er den am Boden Liegenden näher kam. Genervt darüber, seinen glorreichen Erfolg nicht genießen zu können, griff er nach dem Kragen des Soldaten, hievte diesen hoch und hielt ihn einige Zentimeter über den Boden vor sich hoch.

"Sag mal Junge, bist du Analphabet oder lebensmüde? Das hier ist das Granaten-Testgebiet!!!", motze der Warrant Officer und deutete mit dem Daumen über seine Schulter hinweg auf die ettlichen Warnschilder an den Zäunen.
 

Private Lorenor starrte immer noch angestrengt gegen den Staub blinzelnd auf die Stelle, wo das Geschoss explodiert war. Die Druckwelle und Hitze hatte er sogar deutlich zu spüren bekommen und dort, hundert Meter weiter, war nun ein beachtlicher Krater zu Stande gekommen.

Dann wurde er abrupt in die Luft gerissen und starrte einem etwa vierzig jährigen Mann mit Elvistolle entgegen, während seine Beine in der Luft baumelten und den Boden nicht mehr erreichten.

Das irritierte den Grünhaarigen und weil ihm vom der Detonation immer noch ein wenig die Ohren klingelten und der Kerl ihn so anbrüllte, verstand er kaum ein Wort. Also sagte er das naheliegenste.

"Krass, du hast ja blaue Haare!"
 

Der Warrant Officer verzog das Gesicht zu einer ungläubigen Miene und ließ den Soldaten wieder runter. Fiel ihm sonst nichts anderes ein?

"Und deine sind grün, na und?! By the way: das beißt sich ganz schön mit deinem Nasenbluten", erwähnte er nur beiläufig und ging langsam zurück zu Rammy, die darauf wartete, verpackt und in Sicherheit gebracht zu werden.

"Lass dich mal untersuchen, Kamerad."
 

"Deswegen bin ich ja überhaupt erst hergekommen. Mehr oder weniger", antwortete Zorro, klopfte sich den Schmutz von der Uniform und wischte mit dem Ärmel das Blut von Mund und Kinn.

Unbewusst folgte er dem blauhaarigen Fremden, warf aber immer wieder Blicke über die Schulter zu dem immer noch rauchendem Krater. Jetzt bemerkte er auch endlich die Schilder. Granatentestgelände. Wenigstens wusste er jetzt, wo er war.

"Was war das grade?"
 

Etwas überrascht, aber erfreut über das Interesse des Grünspans fing Cutty Fram breit zu grinsen, nahm die sonnenbrille ab und klopfte stolz auf sein neues Meisterwerk.

"Meine neuste Erfindung: Rammy 6000. Abgeleitet vom sowjetischen 'Granatenwerfer 42', allerdings mit mehr Wumms und besserer Treffsicherheit. Geschossgewicht: 15,6 Kilo. 'N Traum!!" Bei jedem Wort glitzerten die Augen des Officers mehr. Er war so stolz, dass seine Rammy nicht hochgegangen war. Zumindest hatte sie den ersten Abschusstest erfolgreich gemeistert, naja fast.

Kaum hatte er seine Lobeshymne beendet, flogen schon wie auf Kommando die ersten Teile ab. Zwei Blechteile flielen scheppernd zu Boden. Der Tüftler rastete aus.
 

"VERDAMME SCHEIßE! TYPISCH RUSSISCHE WARE!!! DER MIST TAUGT EINFACH NICHTS. KACKE! MUSS ICH DEN MÜLL JETZT ECHT SELBST SCHMIEDEN?!"
 

Dabei war er so zuversichtlich gewesen! Er hatte viele Male versucht, alte Waffen wieder zu verwerten. Er fand es einfach zu schade, die guten Stücke in 'ner Kammer verstauben zu lassen, die mussten gewürdigt werden. Und das war nun seine vierte Niete in Folge. Aber mit viel Fingerspitzengefühl würde er vielleicht seine Rammy retten können.
 

Interessiert folgte Zorro dem Blauhaarigen und hörte seinen Ausführungen zu. Es schien, als sei er bei seinem unfreiwilligen Ausflug ins Gelände über einen etwas exzentrischen Erfinder gestoßen. Allerdings auf einen von der coolen Sorte.

"Geiles Teil", fällte er sein Urteil, ignorierte den Tobsuchtsanfall des Mannes fürsorglich und ging in die Hocke, um sich dieses tödliche Geschoss genauer anzusehen. Oder das, was davon noch übrig geblieben war.
 

"Vorsicht, ist bestimmt noch scheiße heiß. Wahrscheinlich haben die Platten deswegen nachgegeben." Murrend rieb sich der Blauhaarige über den Hinterkopf, tüftelte schon an einer Idee, um die Wärme umzuleiten, damit die Außenhülle nichts davon abbekam. Doch vorher griff er nach einem eiskalten Bier und einem möglichst sauberen Tuch, das er dem Rekruten zuwerfen konnte.

"Hier, wisch dir erstmal das Blut weg. Du solltest dich lieber wieder auf den Weg zur Krankenstation machen", warf Cutty Fram nur ein, ging auf den Grünschopf zu und legte ihm das kalte Bier in den Nacken, um einem weiteren Blutschub vorzubeugen.
 

Kurz erschauderte Zorro unter der Kälte, musste dann aber zugeben, dass es eigentlich ganz gut tat. Dankbar nahm er das Handtuch entgegen, wischte sich die feuchten Hände ab und presste es dann resignierend gegen Mund und Nase. Langsam ging ihm das auf die Nerven, außerdem war ihm flau im Magen. Das Frühstück hatte er immerhin verpennt und langsam glaubte er, dass er es auch zum Mittag nicht rechtzeitig in die Kantine schaffen würde.

"Danke", gab er schließlich in Richtung des Tüftlers zurück und musterte die abgefallenen Teile. "Das kann man doch bestimmt noch flicken, oder?"
 

"Ja, bestimmt. Gibt nichts, das ich nicht hinkriege. Ist allerdings immer so 'ne Sache mit dem 'Recycling' alter Waffen, einige sind mir schon in die Luft geflogen. Aber Rammy krieg ich wohl wieder hin..." Der Tüftler war zuversichtlich, sein neues Babe wieder zum Laufen zu bringen, aber das war erstmal Nebensache. Jetzt musste er sich erstmal um den verirrten Gast kümmern, bevor er sich wieder ans Schrauben und Schweißen setzte.
 

Zorro grinste amüsiert. Der Kerl sprach von dieser ziemlich tödlichen Waffe, als wäre sie die Frau seiner Träume. Tja, wenn man so viel Zeit in einen Granatenwerfer inevestierte, kam das dem Ideal wohl schon ziemlich nahe. Konnte er auch irgendwie nachvollziehen.

"Baust du dauernd solches Zeug?"
 

Die Elvistolle lachte rau auf, nickte dann nur grinsend in die Richtung, wo die Garage und damit seine Werkstatt lag.

"Die ganze Lagerhalle ist voll von meinem getunten Scheiß. Panzer, Jets für die Airforce, Waffen, Funkgeräte... Ich tüftel an allen möglichen Sachen rum. Alles Unikate, aber alle voll funktionstüchtig. Natürlich alles nur für's Vaterland." Beim letzten Satz musste er höhnisch, fast schon ironisch diabolisch grinsen. Eigentlich machte er das einzig und allein für die Kameraden und sich selbst, das Vaterland war ihm ritze. Musste allerdings nicht jeder wissen.
 

Das Grinsen verriet ihm und zum ersten Mal, seit er einen Fuß in die Kaserne gesetzt hatte, hatte Zorro das Gefühl, einen Verbündeten gefunden zu haben.

Mehr oder weniger.
 

Für's erste genügte es Zorro allerdings, dass der Blauhaarige hier sein komplett eigenes Ding durchzog - und das auf äußerst eindrucksvolle Weise. Wäre er technisch etwas versierter gewesen, hätte der Private vielleicht in Erwägung gezogen, sich dem Tüftler anzuschließen. Das war er allerdings nicht, trotzdem war es interessant, ihm zuzuhören.

Dann bemerkte der Grünhaarige verblüfft, dass es nicht mehr tropfte. Vorsichtig nahm er das Tuch herunter und wartete darauf, dass das Blut nachlief. Es kam nichts und wenn Zorro so an sich herunter sah, war er sich auch ziemlich sicher, genug geblutet zu haben.

Er nahm die Flasche Bier aus seinem Nacken, musterte das Etikett und wandte sich dann an den Tüftler. "Darf man das trinken? Wär doch schade, es verkommen zu lassen."
 

Kurz stutzte der Tüftler, musste dann allerdings wieder anfangen etwas zu lachen. Da war er wohl auf einen der lustigen Sorte gestoßen.

"Klar, wenn du kurz mit anpackst... du weißt ja: erst die Arbeit, dann das Vergnügen!" Vorsichtig legte er seine Hand auf Rammy, um zu prüfen, ob der Granatenwerfer endlich abgekühlt war. Erleichtert stellte er fest, dass sein Schatz nun transportfähig war.
 

Ohne lang zu fackeln machte der Grünhaarige sich an die Arbeit und berührte Rammy zum ersten Mal, in dem er fest zupackte und darauf wartete, dass der Kerl dasselbe tat.

Alles wäre ihm Recht, um nicht weiter sinnlos hier herumzuirren oder etwas anderes, unsinniges zu erledigen. Außerdem war das hier wenigstens halbwegs spannend und der Mann einer von der korrekten Sorte.

Und wenn es Bier gab, war er sowieso immer dabei.
 

Der Warrant Officer tat es seinem neuen Kollegen gleich, griff mit seinen riesigen Praken unter die Kanone und hievte sie mit einem Ruck hoch. Naja, wenigstens musste er das Ding nicht mehr allein schleppen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Einige Minuten und etliche heftige Atemzüge später hatten die beiden das Geschoss in die Lagerhalle verfrachtet. Etwa außer Atem griff der Tüftler nach einer Plane und legte diese mit einem Schwung über Rammy. Mit ein paar Gurten befestigte er die große Plane an seinem Schmuckstück und verpackte es wie ein Weihnachtsgeschenkt. Ja, wenn ihm jemand sowas unter den Weihnachtsbaum legen würde, würde er wohl im Dreieckgesprungen vor Freude.
 

Kurz blickte der blutverschmierte Grünhaarige sich in der Lagerhalle um, die aus allen Nähten zu platzen schien.

Ein Großteil der hier untergebrachten Gerätschaften war unter Plastikplanen verborgen, so wie Rammy, aber für die Panzer gab es scheinbar keine Plane, die groß genug war. Einen langen Moment blickte er auf diese gigantischen, zerstörerischen Fahrzeuge, bevor er eine Kiste erblickte und sich darauf niederließ.

Die Flasche Bier immer noch ungeöffnet in der Hand sah er dem Tüftler bei der Arbeit zu.

"Wie heißt du eigentlich?"
 

Einen Moment hielt der Schrauber in seiner Arbeit inne, schmunzelte nur etwas und erledigte noch den letzten Handgriff an den Gurten. Dann bückte er sich, um eine Falsche Bier aus dem Kasten zu ziehen. Diese öffnete er gekonnt mit den Zähnen, spuckte den Deckel weg, der einige Schritte weiter leise hallend zu Boden fiel.

"Warrant Officer Cutty Fram, kannst mich aber Franky nennen", grinste Franky nur, stieß mit seiner Flasche kurz gegen die des Rekruten. "Und, Kamerad? Mit wem hab ich die Ehre?" Der Blauhaarige setzte zum Trinken an. Das hatte er sich jetzt verdient.
 

Interessant.

Nicht alle Vorgesetzten waren Arschlöcher, damit konnte er arbeiten. Und das Franky rangmäßig über ihm stand, war hier nicht zu dementieren.

Gekonnt öffnete er seine eigene Flasche an der Kante der Kiste und prostete dem Tüftler kurz zu, bevor er Antwort gab. "Private Lorenor Zorro", sagte er mit einem spöttischen Grinsen und nahm einen tiefen Zug, der die Flasche zur Hälfte leerte.
 

Franky sah aus den Augenwinkeln dabei zu, wie er Soldat seine Flasche an der Kiste öffnete, auf der er saß. Es wäre wohl besser ihm nicht zu verraten, dass er auf einer Ladung von 50 Handgranaten Platz genommen hatte.

Fast hatte sich Franky an dem kühlen Gesöff verschluckt, als er den Names des Kameraden hörte. Lorenor Zorro.

"Ach, der Irre, der Captain Morgan den Arm weggefetzt und ihm den Kiefer gebrochen hat?" Der Vorstand hatte die Ausbilder schon vor ihm gewarnt, aber dabei schien er doch eigentlich ein netter Kerl zu sein. Nur gut, dass er nichts auf die Meinung anderer legte. Trotzdem, den Namen kannte er, und zwar schon vorher.
 

Zorro verschluckte sich beinahe an seinem nächsten Zug und blickte aus den Augenwinkeln entgeistert zu Franky herüber.

Das durfte doch echt nicht wahr sein! Wenn selbst der Blauhaarige davon wusste, wieviele andere Personen würden ihn dann im Laufe seiner Dienstzeit noch darauf ansprechen? Es schien, als würde er seine vollkommene Unschuld noch sehr, sehr oft beteuern müssen.

"Ich hab ihm nicht den Arm weggesprengt", stellte er schließlich klar und stellte sich dann der Aufgabe, die Flasche zu leeren.
 

"Und das mit der Gesichtspolitur streitest du nicht ab? HAHAHAHAHA!" Ja, da hatte er ich echt einen verrückten Vogel angelacht.

"Meine Fresse, scheiß doch drauf. Der Kerl ist eh ein Arsch", plapperte Franky muter vor sich her, setzt sich zum Grünschopf und setzte ebenfalls nochmal die Flasche an. "In welcher Kompanie bist du?"
 

Der Grünhaarige stellte die leere Flasche zwischen seinen Beinen ab.

Es überraschte ihn zutiefst, dass der Tüftler nichts an diesem Unfall auszusetzen fand und er musste unwillkürlich schmunzeln. Ja, Captain Morgan war ein Arschloch hoch zehn gewesen, da musste er ihm beipflichten. "Das mit dem Kiefer war...", begann er und musste dann nach den richtigen Worten suchen. Wohlverdient? Notwendig? Ein Unfall?

"...im Affekt", entschied er sich schließlich. Als Franky nach seiner Kompanie fragte, warf er geistesabwesend einen Blick in Richtung der Bierkiste und wünschte sich, seine Wut auf seinen Drill Searge würde wie durch ein Wunder verschwinden. Tat sie aber nicht.

"Jenkins."
 

Lorenors Kiefer-Brecher-Story brachte Franky lediglich zum Grinsen... einem ziemlich breiten Grinsen. Hätte Franky selbst irgendwann mal die Chance dazu gehabt ,dem Penner ordentlich die hässliche Fresse zu polieren, hätte er diese wohlmöglich mit Freuden genutzt.

Was dem Tüftler allerdings mehr belustigte als den gebrochenen Kiefer von Captain Morgen war die Einteilung seiner Kompanie.

"JENKINS?! HAHAHAHAAHHAHAHA! Stures Mädel, an der kann man sich gewaltig die Zähne ausbeißen. Aber im Gegensatz zu Fullbody ist die noch zu ertragen." Um nicht zu sagen war Tashigi Jenkins sogar noch eine von der coolen Sorte, wenn auch (wie gesagt) ziemlich stur. Zwar hatte sie zuvor noch nie eine eigene Kompanie geleitet, aber man kannte sich nun mal. Und wenn die erstmal mit ihrem Drill richtig anfangen würde - meine Fresse - wollte er nicht in der Haut seines neuen Freundes stecken.
 

"Das denkst auch nur du", brummte Zorro missmutig.

Momentan fand er die Situation alles andere als erträglich, aber er hatte nicht vor, Franky jetzt sein Leid zu klagen. Das wäre absolut untypisch für ihn.

Um vom Thema abzulenken, deutete er auf die Bierkiste. "Kann ich mir noch eins nehmen?"
 

"Klar, greif zu. Ist eh das Beste den ganzen Scheiß einfach wegzutrinken", lachte Franky nur. Es war gelogen, das wusste er. er hatte oft genug versucht seinen Frust in Alkohol zu ertränken, was allerdings nie wirklich funktioniert hatte. Nach solchen Saufaktionen wachte er am nächsten Tag an allen möglichen und unmöglichen Stellen auf. Unter einer Brücke neben einem Penner, zum Beispiel. In einem Kampfjet. Und er hatte es sogar einmal geschafft auf dem Abschussrohr eines der Panzer zu schlafen. Wäre das Rohr groß genug zum Reinkrabbeln gewesen, wäre er wohl dort wieder zu sich gekommen.

"Da muss irgendwo noch eine Kiste mit Cola stehen. Bring mir davon mal eine mit, Kollege."
 

Der Grünhaarige grinste dankbar. Da ließ er sich nicht zwei Mal bitten.

Bereitwillig rappelte er sich auf die Beine und war mit drei Schritten bei demBeruhigungsmittel seines Vertrauens - Bier. Dicht daneben entdeckte er auch die Kiste Coke. Mit je einer Hand packte er sich eine der Kisten und trug sie zurück zu ihrem Sitzplatz.

Die leeren Flaschen wanderten zurück in den Kasten, die neue war schnell geöffnet und er reichte Franky eine Flasche Cola.

Während er trank, musterte er neugierig die anderen Maschinen im Raum. Nur, dass er durch die Planen nicht allzu viel sehen konnte. Im Grunde genommen gar nichts.

"Ist da drunter noch mehr so krasser Scheiß?"
 

"Sogar noch 'krasserer Scheiß' als meine Rammy.", erklärte Franky, als er dankend die Flasche Cola an sich nahm und sich langsam auf die Füße stellte. Er ging einige Schritte durch den Raum zu der nahegelegensten getunten Waffe und zog mit einem Ruck die Plane weg.

"Das hier, mein junger Freund, ist ein umgebautes Maschinengewehr. Modell SIG 510 mit dem Visir eines Dragunow-Scharfschützengewehres und mit mehr Reichweite. Verzieht allerdings noch ein bisschen."

Einige Schritte weiter kletterte er auf einen der Panzer drauf, öffnete die Luke und sprang hinein.

"Und hier haben wir einen Tiger, der...Outsch!" Es schepperte kurz, als der Tüftler sich während seines Vortrags den Kopf an der Decke des Panzers stieß. "...der hat noch drei Extraschichten Metall auf die Rippen bekommen. Panzerbrechende Munition wird es da schwer haben. Bis Kaliber 50 geht da gar nichts. UND - jetzt kommt das Beste -..."

Franky drückte auf einen neu eingebauten Knopf, der an jedem der Panzerräder Stacheln ausfahren ließ.
 

Der Grünhaarige hob schwer beeindruckt die Augenbrauen und musterte interessiert die Sonderanfertigungen Franky's.

"Entwickelst du viele Sachen für Batman?", hakte er grinsend nach und umrundete das gefährliche Gefährt, um es von allen Seiten betrachten zu können. Das war weit mehr als 'krasser Scheiß', das war grenzgenial.
 

Frankys Lachen hallte durch den Panzer. Wieder druückte er auf den Knopf und ließ die Stackeln wieder einfahren. "Wäre schön, wenn...", murmelte er nur und kletterte wieder aus dem Gefährt. "Leider muss ich die Dinger wieder abnehmen, die sind nicht ganz legal und 'zu gefählich für unsere eigenen Turppen'. Haben zumindest die Bürospasti's von ganz oben gesagt."

Wie er diese Klugscheißer von der Regierung hasste. Kaum hatte man was nettes gebaut, machten diese ihm einen Strich durch die Rechnung, zum Kotzen!
 

Zorro ließ sich das kurz durch den Kopf gehen und kam nicht umhin, den Bürokraten irgendwo auch Recht zu geben. Kaum auszudenken, was Ace damit alles anstellen würde, sollte ihm so viel Macht einmal in die Hände kommen. Dann wäre niemand mehr sicher.

Schließlich zuckte er mit den Schultern. "Schade drum", stellte er fest.
 

"Schade ist gar kein Ausdruck...", murmelte Franky, griff nach seiner Cola und nippte an der Flasche. Kurz sah er nochmal zum Grünschopf rüber und schmunzelte. Er hatte schon angefangen zu grübeln, als er seinen Namen gehört hatte - Lorenor Zorro. Er könnte sich auch irren, aber...

"Sag mal, kann es sein, dass dein Vater Roan heißt?"
 

Der Grünhaarige erstarrte unwillkürlich. Als er zu Franky herüber sah, setzte er die Bierflasche wieder an und nahm einen großen Schluck davon. Langsam ließ er die Flasche wieder sinken und nickte widerwillig. "Ja."

Er war prinzipiell darauf eingestellt, unangenehme Fragen zu einem Vater gestellt zu kriegen, aber gerade in diesem Augenblick hatte er nicht damit gerechnet und einen härteren Dämpfer hätte man seiner Stimmung nicht verpassen können. Aber na gut, konnte Franky ja nicht ahnen.
 

Dass die Stimmung des Rekruten umschwenkte, entging dem Tüftler nicht. Er seufzte kurz, leerte die Flasche mit einem Zug und zog ich eine neue aus der Kiste.

"Du...hast wohl kein besonders gutes Verhältnis zu ihm, was?!"
 

"Gar keins trifft's eher", stellte Zorro knapp fest.

Er hatte nicht vor, das Thema zu vertiefen. Stattdessen leerte er seine Flasche ebenfalls, nahm sich eine neue und leerte auch die bis zur Hälfte.
 

Franky sah auf seine Colaflasche. Er hatte noch so einiges von Roan gehört, was alles andere als positiv war. Dennoch...

"Eigentlich war er ein klasse Kerl, wir haben damals zusammen gedient", erklärte Franky, lehnte sich etwas weiter zurück, geradewegs gegen den Panzer. Ja, sie hatte zusammen gedient, im Gegensetz zu Roan hatte er damals alerdings nicht an der Front gestanden Er war lediglich Mechaniker gewesen, wie heute auch, und hatte deswegen eher weniger mit Blut zu tun gehabt.
 

Zorro grinste verächtlich. Der Roan, den er kannte, war das genaue Gegenteil und vielleicht war er der Army deswegen auch so feindlich gesonnen. Alle, die seinen Vater länger kannten, würden ihm Brief und Siegel darauf geben, dass er vor dem Krieg anders gewesen war. Er war nicht scharf drauf, dass ihm dasselbe passierte.

"Er war ein guter Soldat", gab er dumpf zurück. Aber ein guter Soldat war nicht unbedingt ein guter Vater.
 

Ein guter Soldat war nicht nur jemand, der mit einer Waffe umgehen, Funksprüche oder strateigisch denken konnte, sondern auch jemand, der mit dem phychischen Druck und dem Blutvergießen umgehen konnte. "Nun, der Krieg hat ihm zu dem gemacht, der er heute ist. Ich hoffe für dich, dass du diese Scheiße niemals durchmachen musst, Kumpel."
 

Zorro prostete dem Blauhaarigen zu und leerte sein Bier, um den bitteren Geschmack in seiner Kehle herunterzuspülen.

"Das ist Schwachsinn", fällte er dann sein Urteil. "Der Krieg macht einem zu niemanden. Wie man damit umgeht, entscheidet jeder selbst." Alles andere war nicht mehr als eine schwache Entschuldigung, die die Verantwortung für sein Handeln bei Seite schob.
 

"Dein Wort in Gottes Gehörgang, mein Freund!" Nicht, dass er gläubig war, aber insgeheim musste Franky Zorro recht geben. Er kannte einige, die damals diesen verdammten Krieg überlebt hatten und die waren nicht so abgedriftet, wie Roan es anscheinend getan hatte. "Smoker ist ein gutes Bespiel dafür, dass es auch anders geht. Klar ist ein Krieg ein Krieg, aber jeder macht seine ganz eigenen Erfahrungen. Die einen verschießen nicht mal eine Patrone, andere trifft es schlimmer. So ist das nun mal..."
 

Der Grünhaarige schmunzelte schwach, öffnete seine Flasche und nippte nachdenklich daran.

Es passte ihm schon nicht, dass er bei der Army gelandet war. Noch weniger passte ihm, dass jemand hier seinen Vater kannte. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Wo einer war, waren meistens noch mehr davon.
 

Seufzend rapptelte sich der Warrant Officer auf und trat sich gedanklich in den Allerwertesten. Er hätte mit diesem Thema erst gar nicht anfangen sollen, das wusste er nun und würde sich das beim nächsten Treffen vor Augen halten.

"Komm, Mann, ich bring dich erstmal zum Sani. Das sieht nämlich echt fies aus." Franky versuchte sich an einem Grinsen, was kläglich schief ging und deutete kurz auf die Nase des Grünhaarigen.
 

Zorro blickte kurz auf seine vollkommen blutverkrusteten Ärmel, stellte sich kurz vor, wie er wohl aussehen musste und konnte nicht anders, als kurz aufzulachen.

"Alles klar", stimmte er zu und rappelte sich auf die Beine. Die Bierflasche nahm er mit, immerhin war sie noch fast voll.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Es dauerte eine Weile, bis sie in den Gang zur Krankenstation eingebogen waren. Auf den Weg dortin hatte sich Franky immer wieder überlegt, wie der Grünspan es geschafft hatte, sich so übel zu verlaufen. Ob das nun volle Absicht war oder ob er einfach den Orientierungssinn einer Scheibe Weißbrot hatte, konnte er auf Anhieb nicht beantworten, dafür kannte er Zorro wohl noch nicht lang genug.

"Da wären wir...", warf der Blauhaarige ein und stopfte die Hände in die Hosentaschen.
 

Tatsache.

Neidlos musste Zorro sich eingestehen, dass er den Weg alleine wohl nie und nimmer gefunden hatte. Jedenfalls nicht innerhalb dieses Jahres.

"Na dann", seufzte er, leerte seine Bierflasche und drückte sie Franky wieder in die Hand. Er verspürte nicht die geringste Lust, sich von dem Tüftler zu verabschieden und seine wenigen Pflichten aufzunehmen.
 

Die leere Bierflasche ließ der Blauhaarige in den Tiefen seiner Hosentasche verschwinden. Er hatte schon mal was auf den Deckel bekommen, als er mit Alkohol während der Dienstzeit erwischt wurde, nochmal musste er das nun wirklich nicht haben, denn mit seinen Vorgesetzten war alles andere als gut Kirschen essen.

Freundschaftlich legte er dem jungen Rekruten seine riesige Pranke auf die Schulter und wand sich zum Gehen um. "Wenn dir nach Quatschen ist, egal wann und worüber, kannst du gerne jederzeit vorbei kommen." Franky setzte sein aufmunterstes Lächeln auf und machte sich dann auf den Weg zurück zur Werkstatt.
 

"Danke", rief Zorro ihm ein wenig verspätet nach und folgte Franky noch mit den Augen, bis er um die nächste Ecke verschwunden war.

Grinsend schüttelte er dann den Kopf. Merkwürdige Type, aber nett. Das Angebot würde er gerne nutzen.

Schließlich wandte er sich wieder der Tür zum Sanitätsraum zu und klopfte an.

Kick Ass

MORGEN, IHR LUSCHEN!
 

Was soll das Genöle? Wir haben halt auch was zu tun. Und wie es der Zufall so will, wurde euren beiden Drill Seargants das Portemonnaie geklaut. Ja, beiden. Wir können wirklich gar nichts alleine machen. Aber das ist kein Grund, zu heulen. Reißt euch zusammen, es geht ja schon weiter. (Und ja, das sollte so etwas wie eine Entschuldigung sein. Kann aber jeder so interpretieren, wie er will. Ausnahmsweise.)
 

@ LuxusDrake: Kekse? Pfffffffft. Wir sind schon auf der dunklen Seite der Macht.
 

@ Scy: Danke für den 100sten Review! Dafür nehmen wir auch gerne elektronische Überwachungsmittel in Kauf ;) Aber jetzt: STILL GESTANDEN! WILLKOMMEN IN DER HÖLLE, PRIVATE SCY!
 

@ _StrawHat_Luffy_ : Wir hatten gehofft, dass du das grenzgenial in dem Kapitel grenzgenial findest. Aber Frankys Auftritt fanden wir auch grenzgenial. (SO und nicht anders überstrapaziert man etwas like a boss)
 

@ HathorCat : Mehr musst du auch gar nicht sagen. Wären unsere Mienen nicht aus Stein gemeißelt, würden wir vor Freude über das Kompliment weinen.
 

@ Moni: Ob die Story von Zorro und seinem Dad noch vertieft wird? Muhahahahahaha. Aber sowas von vertieft. Tiefer geht’s nicht mehr.
 

Es ist bestimmt kein Zufall, dass man als Vogelscheuchen immer nur Männer aufstellt.
 

Kick Ass
 

Knarrend ging die Tür langsam auf, wie in einem Horrorfilm. Durch den Türrahmen stapfte eine erschöpft stöhnende Mumie mit Sommersprossen und Augenringen darüber, die wie ein Kartenhaus - oder eher wie ein Mehlsack - umfiel. Noch mal stöhnte er auf, als er den schön kühlen, wenn auch schmutzigen Fußboden an seiner Wange spürte und die Augen müde schloss.

"Alter... endlich...", murmelte Ace gegen den Boden und verharrte so, wie er gefallen war, an Ort und Stelle, nicht gewillt heute noch einen Finger zu rühren. Höchstens, um in den Speisesaal zu gehen vielleicht.

"Jetzt übertreib mal nicht, Mann. So schlimm war's auch nicht", warf Sanji ein, stieg über den Schwarzhaarigen rüber und griff nach seiner Kippen Packung, die auf dem Tisch lag. Während dessen warf er seinem dauerschnarchenden, grünhaarigen Kumpel mordlüsterne Blicke zu. Der Arsch hatte bestimmt die ganze Zeit gepennt, fauler Sack. Er war nicht mal zurück gekommen, um Bescheid zu sagen, dass er das Bett hüten musste. Naja, er hätte den Weg zum Unterrichtsraum eh nicht gefunden.
 

Zorro öffnete kurz die Augen, musterte den auf dem Boden liegenden Ace und schloss sie wieder. Nicht sein Bier.

Stattdessen versuchte er, weitere zu schlafen. Das war ihm allerdings nicht vergönnt. Er zuckte zusammen, als Sanji ihn mit einer Zigarette bewarf, seufzte, setzte sich ein wenig auf und schob sie sich zwischen die Lippen. Auch in Ordnung.

"Was seid ihr so geschafft?", hakte er mit rauer Stimme nach und fuhr sich durch das verschlafene Gesicht.
 

"Zu viel Brainstorming", jammerte Ace.

"Zu viele Liegestütze", erklärte Lysop.

"Zu wenig wackelnde, schweißnasse Brüste...", seufzte Sanji, der sich seine Kippe anzündete und den Rauch inhalierte, bevor er das Zippo zu Zorro rüber warf.
 

Gekonnt fing der Grünhaarige es auf, ließ es aufflammen und nahm den ersten Zug. Dann legte er es bei Seite und streckte sich erst einmal ausgiebig.

Aus den blutverkrusteten Sachen hatte er sich erst einmal befreit und trug nun ein frisches Shirt und Jogginghose. Wenn die anderen ihn nicht mit ihrer Rückkehr geweckt hätten, hätte er noch ewig weiterschlafen können.
 

"Lorenor Zorro, hast du eine Fahne?!", verlangte Sanji dann irritiert zu wissen, als er sich neben ihn auf die Matratze sinken ließ.

"Keine Ahnung. Hab ich?", gab Zorro schmunzelnd zurück und hauchte den Blonden an. Sanji verzog das Gesicht. "Du bist ein Ekel."

"Dann setz dich doch woanders hin. Auf dein Bett."

"Das hättest du wohl gerne."
 

Ace rümpfte die Nase, als er den Alkohol roch. Mühsam kroch er zum Bett seiner Kameraden vor und setzte sich etwas auf.

"Woher hast den Alk?! Raus mit der Sprache, Lorenor Zorro!!!" Der Grünspan hatte definitiv was getrunken, und das ohne ihn! Und wenn er nicht mit der Sprache rausrücken würde, würde er schon wissen, wem er das petzen würde.
 

Zorro zuckte unbestimmt mit den Schultern. "Ich bin irgendwie auf dem Granatentestgelände gelandet und hab mit dem verrückten Wissenschaftler ein paar Bierchen gezischt", erklärte er und war sich durchaus darüber bewusst, wie unglaubwürdig seine Geschichte klang. Die besten Geschichten schrieb immer noch das Leben.
 

"Du hast nicht getrunken, sondern gekifft, Mann", schmunzelte Ace. Nun horchte auch Lysop auf. Wissenschaftler?!

"Was für ein Wissenschaftler?", hakte die Langnase nach und lehnte sich ans Fenstersims. Wozu brauchte man bei der Army Wissenschaftler? Höchstens für...

"WAAAAHAHAHAAAAAAAAAAAAAAAAA! Der hantiert aber nicht mit Atom-Kram rum, oder?"
 

"Nur getrunken. Schwöre!", beteuerte der Grünhaarige, bevor er sich an Lysop wandte und unwissend mit den Schultern zuckte.

"Keine Ahnung, kann schon sein. Auf jeden Fall baut er echt krassen Scheiß!" Andere Worte fielen ihm für Franky‘s Erfindungen einfach nicht ein. Außerdem - wie sollte man diese abgefahrenen Apparaturen sonst nennen?
 

Kurz fingen Lysops Augen an zu strahlen. Da rief das Tüftlerherz in ihm. Solange dieser verrückte Kerl, dem sein Stubenkamerad begegnet war, nicht mit ABC (Atom, Bio, Chemie) hantierte, würde er vielleicht das ein oder andere ebenfalls basteln können. "Nächstes Mal nimmst du mich mit! Das muss ich unbedingt sehen!!", warf die Langnase ein und malte sich schon aus, was für "krassen Scheiß" dieser Kerl wohl erfand.
 

Zorro schmunzelte amüsiert. Beinahe hätte er die Technikallüren seines Zimmergenossen schon wieder vergessen gehabt. Jetzt, im Nachhinein, ärgerte es ihn beinahe, kein bisschen an die Langnase gedacht zu haben, als er bei Franky gesessen hatte.

"Was ist denn für heute noch geplant? Wenn wir frei haben, können wir ja rüber gehen", schlug er dann vor. Immerhin, der Tüftler hatte ihm dieses Angebot sicherlich nicht umsonst gemacht und er bezweifelte stark, dass der Blauhaarige etwas gegen einen Fan haben würde.
 

Ace rappelte sich abrupt auf die Beine und eilte zu seinem Spint, um diesen aufzuschließen und mit einem Ruck zu öffnen, wobei ihm beinahe der gesamte Inhalt entgegen fiel. "Ich dachte, wir schlittern heute damit durch den Flur!", jubelte der Gesprosste und warf seinem Kumpel seinen Helm zu. "Danach können wir immer noch zu diesem verrückten Mechaniker gehen."

Lysop verzog das Gesicht. "Wie stellst du dir das denn bitte vor? Mit einem Helm durch den Flur brettern? Du hast 'nen Schaden, Alter." Lysop verdrehte nur die Augen, als Ace seinen Arm freundschaftlich um die Schultern der Langnase legte und in die Ferne sah. "Ja, daran sieht man, dass ihr erst ein paar Tage bei der Army seid. Ihr kennt die lustigen Spiele hier noch gar nicht."
 

Zorro fing den Stahlhelm gekonnt auf und konnte sich ein belustigtes Grinsen einfach nicht verkneifen. "Schildkrötenrennen? Du willst aber sofort durchstarten", stellte er fest und nahm amüsiert Sanji‘s verwirrten Gesichtsausdruck zur Kenntnis.

"Schildkrötenrennen?", wiederholte der Koch so skeptisch, als würde ihn jemand davon überzeugen wollen, der Himmel wäre lila-grün kariert.
 

Ace' Grinsen wurde um einiges breiter und er sah verstohlen zu seinen Kameraden rüber. "Gebt mir eure Helme, organisiert ein paar leere Tonnen und trommelt den Rest zusammen, dann werdet ihr schon sehen."
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Die Nachricht hatte sich - kaum, dass Ace sie einmal lauthals durch den Flur gebrüllt hatte - wie ein Lauffeuer verbreitet. Ein Großteil der Soldaten, die bei ihnen auf der Etage hausten, hatten sich bereits neugierig im Flur eingefunden und beobachteten mehr oder minder verstört ihre eifrigen Vorbereitungen.
 

Sanji wurde aus der ganzen Sache immer noch nicht schlau. "Mal im Ernst - was soll das?", verlangte er zu wissen und musterte skeptisch die pyramidenartig aufgestellten, leeren Tonnen als auch seinen grünhaarigen besten Kumpel, der sich vollkommen entspannt fünf Stahlhelme gleichzeitig anzog. An jedem Knie und Ellbogen einen, den letzten pflanzte Ace ihm auf den moosgrünen Dickschädel.

"Wirst du gleich sehen", versprach Zorro gelassen und tauschte einen kurzen Blick mit Ace. "Bereit?"
 

"Ich? Immer!", grinste Ace nur höhnisch und machte sich ebenfalls schon mal daran, sich die fünf Helme umzuschnallen, während Zorro sich schon auf die Knie und Ellenbögen abstützte. Sah bescheuert aus, machte aber enormen Spaß. Gerade wollte Ace dem Grünspan einen Arschtritt zum Anschwung geben, aber der Blonde kam ihm zuvor. Anscheinend hatte Sanji den Sinn begriffen und rieb sich schon die Hände.
 

"Oh, darf ich? Ich bin gut im Kegeln!"

Ace zuckte mit den Schultern und ließ Sanji den Vortritt. Kurzerhand zielte der Koch, schüttelte noch einmal sein Bein aus und versetzte der Moosbirne dann den Arschtritt seines Lebens, der ihn direkt auf die aufgereihten Tonnen zu sausen ließ.
 

Bevor der Grünhaarige seine Einwände gegen Sanji‘s Beteiligung an der Sache auch nur denken konnte, geschweige denn in Worte fassen, schlitterte er auch schon auf Knien und Ellbogen quer durch den Flur. Seine Kameraden sah er aus den Augenwinkeln bloß noch verschwommen und er war sich sicher, dass er beim Schildkrötenrennen noch nie ein solches Tempo drauf gehabt hatte.

Schneller als erwartet krachte er mit dem Kopf voran in die "Kegel", drehte sich beim Aufprall und rutschte geradewegs gegen die Wand. Die leeren Tonnen flogen in alle Richtungen bei Seite, schepperten heftig und rollten kreuz und quer durch den Flur, während Zorro noch mit dem Aufprall zu kämpfen hatte.

Mühsam kam er auf die Beine. Na, wenigstens hatte er alle neun umgeworfen.

Anstatt dem Koch also den Marsch zu blasen, drehte er sich grinsend um. "STRIKE!"
 

Sanji jubelte, ebenso wie der Rest der Truppe. "Natürlich, was dachtest du denn, Marimo?! Ich sag doch, ich bin gut im Kegeln."

"Oh Mann, das kann ich doch gar nicht mehr toppen...", jammerte Ace und richtete sich die Helme, während einige aus der Truppe die Tonnen wieder aufstellten und noch einige Helme zusammensuchten, um mitmachen zu können.

"Langnase, schieb du mich an", forderte der Chaot und kniete sich hin, als die Kegel wieder standen. Lysop stutzte. "Ich weiß nicht, ob ich auch alle neun abräumen kann... auf eigene Gefahr!" Ace lachte kurz auf und ließ sich von seinem Zimmergenossen Schwung geben, der jedoch kläglicher war als gedacht. Er hatte nicht mal eine Tonne abgeräumt, denn so weit war er gar nicht gekommen. Auf der Hälfte der Strecke kam Ace zum Stillstand.

"Was sollte das denn,bitte?!!!!!!"

"Ich hab's doch gesagt: AUF EIGENE GEFAHR!!!"
 

Zorro lachte bellend auf und half dem Schwarzhaarigen im Vorbeigehen auf die Beine. Dann grinste er Sanji beinahe anerkennend zu.

"Mensch, Cookie, du bist ja doch zu was zu gebrauchen!", stellte er fest, zog sich den Helm von Kopf und hielt ihn dem Blonden herausfordernd entgegen.
 

"Nicht nur zum Kochen, Putzen und Wäsche waschen?", spottete Sanji und verdrehte dabei etwas die Augen. Er wollte sich gar nicht daran zurück erinnern, als Zorro einen Monat bei ihm gewohnt hatte, weil er sich mit seiner Familie gezofft und Zorro ihn um Asyl gebeten hatte.

Ace lachte auch etwas auf und warf im nächsten Augenblick gespielt bedrohliche zum Grünschopf.

"War Sanji deine erste Männerliebe, Schatz?"
 

"Ich war jung und brauchte das Geld", gab der Grünhaarige trocken zurück und musterte den Koch abwertend. "Mit dem Essen hat er mich rumgekriegt", fällte er schließlich schmunzelnd sein Urteil und drückte Sanji den Helm vor die Brust, bevor er sich von den restlichen befreite.
 

Einerseits angewidert, andererseits belustigt schnallte sich Sanji die Helme um und grinste vor sich hin. Ace allerdings war empört und stemmte die Hände in die Hüften wie eine zickige Ehefrau, die ihr Kind tadelte. "Aber ich hab nie für dich gekocht, Idiot!!!!"

"Und genau da liegt der Hund begraben, Süßer", frotzelte der unfreiwillige Private unbeeindruckt weiter, lehnte sich an die nächstbeste Wand und beobachtete seine 'Kontrahenten'. Er war sich ziemlich sicher, dass seinen Strike niemand so schnell überbieten konnte.

Wenigstens was das gegenseitig in den Arsch treten betraf, waren der Koch und er ein spitzen Team.
 

Sanji unterdrückte ein herzhaftes Lachen, während Ace nur fassungslos danebenstand. Hier ging es jetzt nicht um eine feste Freundschaft zwischen zwei Männern, sondern um wahre Männerliebe (nicht im schwulen Sinne, auch wenn's gerade so aufgezogen wurde). Wütend schnippte Ace gegen das Ohr des Blonden, woraufhin dieser nur leicht zusammen zuckte und sich das Ohr rieb.

"Au, sag mal hakt's?"

"Lach nicht, du dämliche Hausfrau!"

"HAUSFRAU?! Ohhh, das kriegst du wieder, du Arsch! Wenigstens kann ich irgendwas. Du allerdings taugst ja nicht mal als Bowlingkugel."

Es knisterten heftige Funken zwischen den beiden. "Riskierst hier 'ne ganz schön dicke Lippe, Kollege", knurrte Ace zurück, verschränkte die Arme und sah zum Rest der Truppe rüber.

"Räumt die Tonnen weg, Jungs. Jetzt gibt's 'n kleines Wettrennen..."
 

Amüsiert schmunzelnd beobachtete Zorro den Wettkampf.

Bisher hatten sich noch nie zwei Weiber um ihn gestritten und nun musste er feststellen, dass er diesem Schauspiel durchaus etwas abgewinnen konnte. Unterschiedlicher könnten Sanji und Ace wohl kaum sein und der Grünhaarige hätte weder auf den einen, noch den anderen gewettet. Jedenfalls nicht freiwillig.
 

Ace pfiff zwei seiner Truppengefährten zu sich rüber. Lysop wollte er nicht nochmal "ans Steuer" lassen (zumindest nicht bei ihm) und Zorro sollte möglichst unparteiisch sein. Sanji kniete sich derweil schon mal hin und schüttelte über sich selbst den Kopf. "Ich fass es nicht, dass mich um so einen Scheiß streite...", murmelte er nur leise in sich hinein und sah dann neben sich, als der Schwarzhaarige sich auch endlich hinkniete.

"Gib einfach auf, dann wird's nicht so peinlich. Ich hab immerhin schon Erfahrung in dem Spiel."

"Kannste mal für fünf Minuten deine dumme Schnauze halten?"
 

"Kann er nicht", bemerkte Zorro leise und musste sich auf die Zunge beißen, um nicht gleich in schallendes Gelächter auszubrechen.

Dieser Wettstreit hatte nicht den geringsten Sinn, war dafür aber umso komischer. Allein das Bild, dass die beiden Streithennen momentan abgaben, war zum Schießen.
 

"Warum sollte ich auch?", gab der Schwarzhaarige großspurig zurück.

Aus den Augenwinkeln warf Ace dem Blonden hämische Blicke zu. "Gegen so ein Klappergestell hab ich eh nichts zu befürchten. Bist du dir sicher, dass du nicht beim kleinsten Schwung auseinanderfällst? Überleg dir das besser noch mal, Bleichgesicht!", riet er und bemerkte nicht mal ansatzweise, wie sehr er Sanji damit auf die Palme brachte.

Vielleicht bemerkte er es doch und tat es gerade deswegen.

"Worauf wartest du eigentlich noch? Kann's endlich losgehen?", verlangte er dann zu wissen und wackelte vielsagend mit seinem in die Höhe gerecktem Hinterteil.
 

Dieses verdammte Großmaul von einem Soldat. Wenn Sanji den gesprossten Vollspaten in die Finger bekam, konnte er sich auf unvorstellbar heftige Schmerzen einstellen. Fast wäre Sanji vor Wut der Hals geplatzt... wie gesagt: fast! Er hatte gute Gründe, warum er es nicht tat.

Erstens: war es ihm schlichtweg zu blöd sich, auf sein Niveau herunter zu wagen. So was hatte er einfach nicht nötig.

Zweitens: war es das Letzte, was Sanji wollte: Ace die Genugtuung zu geben, dass es ihn tatsächlich auf den Sack ging, was er faselte und

Drittens: ... nun, einer der Gründe stand hinter Ace und hatte einen Fuß schon an seinen fetten Hintern platziert.
 

"Worauf du einen lassen kannst!" Der Hohn war in der Stimme, die hinter Ace hervorhallte, deutlich zu hören. Wenn Ace jetzt nichts checkte, war er selbst schuld. Der arme Irre tat Sanji schon fast Leid... wie gesagt: fast!
 

Ace schluckte hart und verfluchte gedanklich sowohl seine vorlaute Klappe als auch sein Karma.

Mühsam drehte er den Kopf über die Schulter, obwohl er die Stimme schon längst erkannt hatte, und seine Stimme klang bloß ein wenig ängstlich und überrascht, als er den Namen aussprach. "Tashi?"
 

"Richtig!", raunte Tashigi nur, hatte dennoch ein verdammt schadenfreudiges Grinsen auf den Lippen. Mit voller Wucht gab sie ihrem Sandkastenkumpel so viel Schwung, dass er fast wie ein Flipperball von einer Wand zur anderen schepperte. Den leichten Drill nach rechts hatte sie mit voller Absicht einkalkuliert.

Genervt aufseufzend sah sie Ace hinterher, stopfte ihre Hände in die tiefen Hosentaschen und wand sich zum Rest der Truppe um.

"Habt ihr nicht besseres zu tun, als wie angewurzelt hier rumzustehen?!!" Es war eigentlich so klar gewesen, dass sie ihre Rekruten nicht allein lassen konnte, ohne, dass diese wieder irgendetwas anstellten.
 

"WOAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!"

In halsbrecherischem Tempo schoss Ace den Flur entlang, ohne eine Möglichkeit zu stoppen. Mehrmals machte er schmerzhafte Bekanntschaften mit der Wand und den blonden Kameraden hatte er um Längen hinter sich gelassen. Sein Schrei schoss noch einige Oktaven in die Höhe, als er irgendwo rechts von sich die Treppe herannahen sah - und es war unmöglich zu bremsen, bevor er sie erreichte.

Eine Sekunde, nachdem ihm das klar geworden war, rauschte er auch schon über die erste Stufe hinweg, schlug hart auf und polterte dann die restlichen Stufen hinunter, bis er schließlich verdreht und atemlos liegen blieb. Er stöhnte leise auf, unfähig, sich zu rühren und mit der gnadenlosen Gewissheit, am nächsten Tag jede Menge blauer Flecke präsentieren zu können.
 

Der Rest der Belegschaft schaute dem Schauspiel betreten zu. Als ihr Drill Seargant sich dann an sie wandte, verzog sich ein Großteil von ihnen schleunigst wieder zurück auf ihre Stuben, bis nur noch Sanji, Zorro und Tashigi übrig waren.

Der Blonde rappelte sich langsam, unter zu Hilfenahme von Zorros Pranke, auf die Beine und warf einen behutsamen Blick in Richtung der Treppe. "Du kannst den Titel haben!", informierte er Ace, nicht ganz ohne Schadenfreude. Die Antwort war ein weiteres, leises Stöhnen.

Zorro enthielt sich einem Kommentar, ausnahmsweise. Stattdessen blickte er abwechselnd von Tashigi (die offensichtlich ordentlich Wumms in ihren Tritt gelegt hatte - jedenfalls mehr, als er ihr bei ihrer schmächtigen Statur zugetraut hätte) zum Treppenabsatz, bevor er mit den Schultern zuckte und sich der Treppe zuwandte, um seinem hirnlosen Kollegen auf die Beine zu helfen.

Auch Lysop hatte das Weite gesucht, als er den Blick seines Drill Seargant‘s auf sich spürte. Am liebsten hätte er gleich noch drei Mal den nicht vorhandenden Schlüssel umgedreht und sein Bett samt Spind vor die Tür geschoben. Gut, sie war eine Frau, aber eine verdammt strenge, jähzornige Frau.
 

Der erwähnte jähzornige Drill Seargant stand weiterhin im Flur und rieb sich fassungslos über sie Stirn. Sie war gerade dabei, sich angestrengt einige Sätze im Hinterstübchen zusammen zu puzzeln, als der Blonde anfing, ihren Gedankengang zu unterbrechen.

"Searge, ich... also..."
 

Tashigi hob eine Hand, damit er die Klappe hielt. "Ich will nichts hören!", motzte sie und wandte sich zum Gehen ab. Sie war etwas... ja, fast enttäuscht darüber, dass ihre "Sprösslinge" anscheinend immer noch nicht bereit waren, sich anständig zu benehmen.

"Räumt die Tonnen weg!"
 

"Was immer Sie verlangen", säuselte der Blonde schuldbewusst. Erst dann fiel ihm auf, wie behämmert er mit den noch immer umgeschnallten Stahlhelmen aussah und begann fluchend damit, sie sich auszuziehen.

Zwischenzeitlich war Zorro bei Ace angelangt und musste sich eingestehen, dass der Schwarzhaarige wirklich einen extrem jämmerlichen Anblick bot. Seufzend ging er vor ihm in die Hocke. "Und? Hat es sich wenigstens gelohnt, Honey?"
 

Klar, der Preis war hoch gewesen, aber es hatte auch ziemlich Spaß daran gehabt, als er in dem Affenzahn die Treppe runter gebrettert war.

"Natürlich, Darling. Jetzt bist du mein Mädchen!", spottete der Schwarzhaarige, lachte nur rau auf und versuchte sich irgendwie so zu drehen, dass er aufstehen konnte. Doch bei jeder noch so kleinen Bewegung stöhnte Ace vor Schmerz auf.

Jetzt fühlte er sich wirklich wie eine Schildkröte.
 

Schmunzelnd den Kopf schüttelnd griff Zorro seinem 'Loverboy' unter die Arme und stellte ihn mit Leichtigkeit wieder auf die Beine - obwohl er so seine Zweifel hatte, ob Ace sich auf eben jenen halten konnte. Vorsichtshalber legte einen Arm um ihn.

"Geht's?", fragte er nach. Im Gegensatz zu Sanji war er nicht ganz so schadenfroh, immerhin hatte er Tashigi's Kräfte am eigenen Leib erfahren und wusste mittlerweile, dass mit ihr nicht zu spaßen war und eine Auseinandersetzung mit ihr meist schmerzhafte Spuren hinterließ.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"Meine Fresse...", murmelte Ace und versuchte sich so wenig wie möglich zu rühren. Egal, wie er sich bewegte, es tat weh. Anscheinend hatte er sich mehr blaue Flecke von der gestrigen Aktion eingefangen als erwartet.

"Mann, mir tut echt alles weh."

"Halt dein dummes Maul. Ich bin zu müde, um mir jetzt dein Gelaber anzutun", zischte Sanji und salutierte auf Kommando vor der amerikanischen Flagge. Es war halb fünf. Selbst für ihn als Frühaufsteher war das noch mitten in der Nacht. Was für eine unmenschliche Zeit die Spastis von der Army an den Tag legten... zum Kotzen!

Eher schwerfällig bewegte Ace seinen Arm für einen Salut und musste ein aufächzendes Stöhnen unterdrücken. Das würde Tashi ihm noch büßen. Er wusste zwar noch nicht genau wie und wo, aber das würde er schon hinkriegen.
 

Zorro, mittlerweile größtenteils schmerzfrei, rührte sich kein Stück. Das konnte allerdings auch daran liegen, dass er sich noch im komatösen Halbschlaf befand.

Wieder einmal hatte er unruhig geschlafen; dieses Mal war er sogar bereits vor dem Weckruf aus dem Schlaf geschreckt und seine Laune konnte schlechter nicht sein, denn schon wieder hatte Tashigi in seinem Traum eine nicht unwichtige Rolle gespielt - auch, wenn er nicht genau sagen konnte, was für eine.
 

Es kam Ace wie eine halbe Ewigkeit vor, bis die alltägliche Begrüßung auf dem Vorplatz endlich ein Ende genommen hatte. Es war einfach unglaublich anstrengend, noch so kleine Befehle wie "Stramm stehen" im Halbschlaf auszuführen, allerdings war es noch schwieriger, sich nicht an der Nase zu kratzen, wenn diese wie dumm juckte. Jedes Mal, wenn er auch nur einen Finger rühren wollte, hatte Sanji ihm vernichtende Blicke zugeworfen. Der Blonde war an sich ziemlich praktisch. Er war Gaffer, fast schon ein spannender Stalker, wenn es um Frauen ging. Er schien vor allem einen unheimlichen Narren an ihrem Drill Seargant gefressen zu haben. Also konnte er jederzeit sagen, ob Tashi‘s mahnende Blicke über ihre Truppe schweiften oder nicht. Dennoch war es immer noch ein gewaltiges Risiko, sich auch nur im Ansatz zu rühren, immerhin war Tashigi nicht die einzige Vorgesetzte, die auf dem Platz stand.

"Alter, mir tut wirklich alles weh..."

//Herr Gott, ich kann's nicht mehr hören!//
 

"Halt die Fresse, Puma", maulte Zorro gähnend und machte nicht einmal Anstalten, sich die Hand vor den Mund zu halten. Weniger, weil Tashigi sie gerade sie vier mit Argusaugen beobachtete, sondern vielmehr aus akuter Faulheit. Eigentlich könnte er noch im Bett liegen - immerhin war er offiziell krank auf Stube - aber unter den Umständen, die sein anscheinend vollkommen inkompetentes Unterbewusstsein ihm aufzwang, war Schlafen keine reizvolle Aktion mehr.

Lieber lenkte er sich ab und Sport war schon immer eine gute Alternative gewesen. Den Unterricht konnte er ja immer noch schwänzen.
 

"Haltet alle einfach die Klappe. Ich hab keine Lust so früh morgens schon Stress zu kriegen!", murmelte Lysop genervt und sah sich panisch um, ob sie von irgendjemanden - abgesehen von ihrem Seargant - beobachtet wurden. Dass Tashi sie im Auge behielt war schon schlimm genug.

"Ja, is‘ ja gut...", verteidigte sich Ace und wartete auf das baldige Ende der morgendlichen Begrüßung.
 

"Ich glaube ich sollte nochmal zur Krankenstation...", fing Ace wieder an und Lysop horchte auf, denn...
 

Krankenstation = Krankenschwester

Krankenschwester = KAYAAAAAAAA!!!
 

"Ich komm mit!"

Zorro schmunzelte amüsiert. Ihm waren Lysop's verlegene Blicke vor zwei Tagen nicht entgangen. Scheinbar stand die Langnase auf die Krankenschwester - sein hastiges Bestehen darauf, mitzukommen, untermauerte seine Hypothese - und er könnte sich einen hämischen Kommentar einfach nicht verkneifen.

"Stehst du auf die Kleine?", hakte er nach.
 

"Wenigstens hab ich 'ne Frau, an die ich mich ranschmeißen kann, während du mit deinen beiden Lovern rumschwulst."

//Touché!//, dachte Ace und musste zum ersten Mal der Langnase seinen Respekt zollen, auch, wenn er indirekt ins Kreuzfeuer genommen wurde. Da hatte er jetzt aber auch einen rausgehauen.

"Oh ha, kriegt da jemand seine Tage...", spottete Ace nur und sah weiter nach vorne. Eigentlich war das der denkbar schlechteste Augenblick, einen Streit vom Zaun zu brechen, aber das schien selbst der Langnase nicht mehr zu stören.
 

"Ich hab immerhin zwei Kerle, die sich um mich streiten und du nur eine Fantasie“, gab der Grünhaarige leicht überrascht zurück. Siehe da, der Schisser konnte also auch seine Klappe aufreißen. Interessant.

Neben ihm lief Sanji scharlachrot an. Es war ihm immer noch peinlich, bei diesem merkwürdigen Wettstreit gestern ausgerechnet vom Searge erwischt worden zu sein.

"Halt dein dummes Maul, Marimo", fauchte er gereizt.
 

Ace sah abwechselnd zwischen Lysop und Zorro hin und her. Eigentlich hatte er die ganze Zeit über nach vorne gesehen, aber das hier war weitaus interessanter. Mittlerweile hörten auch schon die Soldaten um Umkreis von zwei Metern zu und unterdrückten krampfhaft ein lachen.

"Ich glaube nicht, dass das etwas ist, worauf man stolz sein kann!", zischte Lysop zurück und fragte sich, warum genau die Rekruten um sie herum eigentlich lachten. Wegen des Streites an sich oder wegen der Tatsache, dass hier ein Dreiecks-Schwulen-Verhältnis live mit zu erleben war?
 

Zorro grinste. "Ach? Wann hat sich denn schon jemand um dich geprügelt?", fragte er spöttisch nach.

Meine Güte, einmal in Fahrt gekommen steigerte der Kleine sich ja richtig rein. Beinahe niedlich, wie ernst er dieses Geplänkel nahm. Spätestens jetzt hätte er sogar seine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er auf diese Kaya stand.

Dann erst bemerkte auch er das Lachen seiner Kameraden. "Was? Hat einer von euch homophoben Luschen ein Problem damit?"
 

"Warum wundert es mich kein bisschen, dass Sie wohl schwul sind, Private?!" Drill Seargant Jenkins stand einige Schritte weiter vor der schmunzelnden Meute, doch das Lachen legte sich so schnell, wie es gekommen war. Selbst die Begrüßung war wegen dieses lächerlichen Streites unterrochen worden, ohne, dass sie es mitbekommen hatten. Und Tashigi war es unglaublich peinlich, dass es mal wieder ein Teil ihrer Truppe war, der so massiv störte.
 

Überrascht drehte Zorro den Kopf soweit, dass er den Drill Searge sehen konnte. Dann grinste er großspurig.

"Weil alle guten Männer schwul sind?", gab er herausfordernd zurück und ignorierte die Tatsache, dass Sanji ihm seinen spitzen Ellbogen immer und immer wieder mit voller Wucht zwischen die Rippen rammte, in der (vergeblichen) Hoffnung, dass er dann die Klappe hielt.
 

Skeptisch zog Tashigi die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Wenn Sie schon so gut sind, dann zeigen Sie mal, wie gut sie laufen können!", erwiderte sie nur möglichst gelassen und sah zu den anderen rüber - und das waren nicht nur Ace, Goldlöckchen und Langnase, sondern auch der Rest der Truppe, der gelacht hatte.

"Ihr auch! Fünfzehn Runden um das Gelände."
 

Das kollektive Stöhnen konnte den Grünhaarigen auch nicht davon abhalten, selbstzufrieden zu lächeln.

Dann setzten sie sich in Bewegung, verfielen in den Laufschritt und kaum, dass sie an Tempo zugelegt hatten, traf ihn Sanji‘s Rache. Der Blonde grätschte ihn rücksichtslos von der Seite her, sodass er das Gleichgewicht verlor und (wieder einmal) der Nase nach im Dreck landete.

Sein Grinsen verschwand schlagartig, während er zwei Meter weit durch den Matsch schlitterte, bevor er schließlich liegen blieb. Genervt setzte er sich auf und musste beobachten, wie der restliche Trupp höhnisch lachend an ihm vorbeijoggte.

"Musste das sein?!", brüllte er Sanji gereizt nach, während er sich den Dreck mit dem Hemdsärmel aus dem Gesicht wischte und wieder auf die Beine kam.

"Du hast es nicht anders verdient, du Ratte!"
 

„EURE EHEKRIESE KÖNNT IHR SPÄTER AUSFECHTEN!", motzte Tashigi ihnen zu und wandte sich dann wieder dem Rest der Kaserne zu, der immer noch darauf wartete, fortfahren zu können. Unter den Blicken der Offiziere und anderen höherrangieren Vorgesetzten schrumpfte Jenkins förmlich zusammen. Sie räusperte sich und trat wieder neben ihre Kollegen, wo sie vorher gestanden hatte.

"Fahren Sie ruhig fort..."
 

Ace lachte so heftig, dass sein Zwergfell anfing zu protestieren. "Ich kann nicht mehr... Ihr seid echt so was von fertig im Kopf! BWAHAHAHAHA" Erledigt stützte er sich an seinen Knien ab, kaum, dass er um die nächstbeste Ecke gebogen war. Wo war er da nur wieder reingeraten?
 

"Mann, ich hasse dich! Kannst du nicht einmal deine Fressluke zu lassen? Wegen dir müssen wir jetzt laufen!", motzte Lysop den Grünspan an, als er sich den Dreck aus dem Gesicht wischte. Dann drehte er den Kopf zu Ace und schnauzte den auch noch an. "DAS IST NICHT WITZIG!!!!"
 

"Reg dich ab, Langnase!", verlangte Zorro, nachdem er wieder aufgeholt und seine Zimmergenossen erreicht hatte.

Skeptisch musterte er den lachenden Schwarzhaarigen, schmunzelte dann ebenfalls und verlangsamte seine Schritte, bis er schließlich neben ihm zum Stillstand kam. Kurz warf er einen prüfenden Blick über die Schulter. Von hier aus konnten weder Jenkins noch die anderen Vorgesetzten sie sehen. Diese Chance musste genutzt werden.

"Verduften wir?", warf er also die Frage in den Raum - und brachte Sanji zur endgültigen Explosion.

"SAG MAL, SPINNST DU?! HAST DU DIR NOCH NICHT GENUG ÄRGER EINGEHANDELT?!!"

"Halt die Klappe, Cookie! Was spricht schon dagegen?"

"EINIGES, DU UNTERENTWICKELTER PRIMAT!"
 

Ace lachte nur wieder, hatte sich allerdings wieder halbwegs eingekriegt.

"Okay, lass uns verschwinden, bevor noch jemand was mitkriegt!", grinste der Gesprosste nur breit und sah über die Schulter hinweg, um sich zu vergewissern, dass niemand sie belauschte. Er hatte zwar keine Ahnung, was sein grünhaariger Freund nun wieder in seinem Hinterstübchen zusammen gereimt hatte, aber er würde schon wissen, was er tat.

"Ihr könnt euch uns allerdings anschließen und euch das Laufen ersparen."
 

Entgeistert blickte Sanji von einem zum anderen. Soviel Idiotie auf einem Haufen, war das zu fassen?

Knurrend wühlte er in seinen Taschen nach seinen Kippen. "Ich komm mit. Aber um das klarzustellen, nur damit ihr uns nicht noch tiefer in die Scheiße reitet!", murmelte er dann, nachdem er sich einen seiner Glimmstängel zwischen die Lippen geschoben hatte.

Zorro grinste lediglich. "Ich hab dich auch lieb. Was ist mit dir, Lysop?", wandte er sich an die Langnase. "Wolltest du nicht auch den verrückten Wissenschaftler kennen lernen?"
 

"Ihr wollt zu ihm?!" Na toll, jetzt saß Lysop in einer moralischen Zwickmühle. Klar wollte er mitgehen und die Runden um die Kaserne sausen lassen. Aber wenn raus kam, dass sie sich drückten, würde ihr Searge wohl noch einen drauflegen und wenn er ehrlich war, war er nicht unbedingt scharf darauf, sich mit dieser Irren anzulegen. Aber so würde er nicht allein die volle Ladung ihres Tobsuchtanfalls abbekommen. "Aber nur ausnahmsweise!", warf die Langnase ein und überlegte noch im selben Moment, ob das so eine gute Idee war.

Green stuff from yesterday

MOJEN, IHR LUSCHEN!
 

Wir haben gefühlte fünf Stunden diese scheiß drecks fick Kursivklammern gesetzt und sind geschlaucht, als wären wir drei Tage am Stück wach. Es ist jetzt Null Einhundert, bald wird's wieder Zeit der Flagge einen Salut zu zollen und uns dem 20 Kilometer Morgenmarsch zu stellen. Und ihr kommt mit, aber nicht ehe ihr dieses verdammte Mistkapitel gelesen, analysiert, studiert und auswenig gelernt habt.

Also: ZACK ZACK, wenn man befehlen darf!
 

@ Ysaye: Dann kannst du ja jetzt weiter lachen. Und im Kapitel danach, und im Kapitel danach, und im Kapitel danach...never ending story.
 

@ Moni: Wie Recht du hast...Big Boss Smoky wird noch ausrasten. Ein wenig. Hihi.
 

@ pbxa_539: Lalala Lass dich überraschen!
 

@ General-GP: Gestorben wird nicht, Soldat! Besonders nicht vor Lachen. Steht im Arbeitsvertrag, siehe das Kleingedruckte. (Ja, wir lieben Knebelverträge.)
 

@ HathorCat: Fettes RESPÄÄÄÄKKT zurück! Dass ihr unseren Schwachsinn aushaltet, das hat ein Purple Heart verdient.
 

@ LuxusDrake: Top, die Wette gilt.
 

Lassen Sie uns kurz inne halten. Und anschließend noch lauter schreien. (Jan-Uwe Fitz alias der @Vergraemer)
 

Green stuff from yesterday
 

"Alter...WILLST DU MICH VERARSCHEN??!"

Zorro hielt sich genervt einen der unzähligen Äste aus dem Gesicht und ignorierte die Worte des Kochs der Einfachheit halber. "Es ist hier irgendwo..."

"Du orientierungsloses Stück Toastbrot!", verfluchte der Blonde ihn unbeeindruckt weiter, stieß ihn mit seiner spitzen Schulter brüsk bei Seite und übernahm ungefragt die Führung.
 

Ace ginste nur breit, als die beiden sich wieder stritten. Auch, wenn er die zwei (zumindest den Blonden) noch nicht so lange kannte, war es trotzdem, als ob es bei ihm schon ewig zum Alltag gehörte.

"Mann, ihr seid wie ein altes Ehepaar!", warf Lysop ein und sah sich um, in der Hoffnung, dass er irgendwas oder irgendjemanden finden könnte.

Im nächsten Moment war ein ohrenbetäubender Knall zu hören und der Boden unter ihren Füßen bebte kurz verheißungsvoll auf.

"WAAAAAAAAAAAAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAAAAAAAAAA! WIR WERDEN STEHEHEHEHEHEBÄÄÄÄÄÄÄN!!!!", jammerte die Langnase und hielt sich die Ohren zu. Das war einfach zu viel für seine schwachen Nerven. Am liebsten hätte er auf dem Absatz wieder kehrt gemacht, aber wohin? Mr. Marimo hatte sie ja direkt in die Pampa geführt!
 

"KRIEG DICH WIEDER EIN!", brüllte Zorro gegen den tosenden Lärm und das hysterische Geschrei an. Dabei vergaß er, sich die Äste vom Leibe zu halten und zuckte unter dem peitschengleichen Hieb zusammen. Der Blonde warf ihm lediglich einen Blick à la Das-hast-du-jetzt-auch-nicht-anders-verdient zu und presste sich dann die Handflächen auf die Ohren.

Als der Nachhall der Explosion verklungen war, ließ er die Arme wieder sinken und funkelte den Grünhaarigen wutentbrannt an. "WAS ZUM TEUFEL WAR DAS?!", forderte er vollkommen entnervt zu wissen, aber der Muskelprotz ignorierte ihn einfach grinsend. "Ich hab doch gesagt, dass es hier irgendwo sein muss!"
 

"Lass uns gehen, ICH HAB KEINE LUST MEHR!!!", jammerte die Langnase und versteckte sich hinter Ace, die Hände in sein Top gekrallt und seine Knie am zittern.

Ace verdrehte leicht schmunzelnd die Augen. "Stell dich nicht so an, Pinocchio..." Klar, er hatte sich auch ziemlich erschrocken, als es so heftig geknallt hatte, aber dran stören tat er sich nicht.
 

Zorro ignorierte das Geplänkel und die Vorwürfe seiner Kameraden und schlug sich frontal weiter durch die Büsche. Weit konnte es immerhin nicht mehr sein, sonst wäre die Explosion wohl kaum so laut gewesen. "Das war bestimmt Rammy."

"Hast du nicht gesagt, der Typ heißt Franky?", schnaufte Sanji genervt. "Du hast 'nen Vollschuss!"

In dem Moment schob der Grünhaarige allerdings die letzten Zweige bei Seite und trat erleichtert auf den Ascheplatz - und behielt Recht. Erstens war es tatsächlich nicht mehr weit gewesen und zweitens war keine hundert Meter rechts von ihm ein Krater, aus dem es verdächtig qualmte.
 

Franky jubelte kurz auf und schob seine Sonnenbrille nach oben, klemmte sie förmlich an seiner Riesentolle fest. "BUJA, BABY!" Endlich hatte seine kleine Rammy stand gehalten. Seine Tüftelei hatte sich bezahlt gemacht!

Franky schmunzelte, als er einige Meter weiter (ungefähr auf der Höhe, wo die Munition aufgekommen war) einen verdächtig grünen Haarschopf erkannte. Das Grünzeug von gestern!

"Soso, da hat mich anscheinend jemand vermisst...", murmelte Franky und ließ die Sonnenbrille wieder auf seine Nase fallen.
 

Zorro warf zuerst einen Blick auf das explosive Geschoss. Auch wenn er nicht viel von der Technik an sich verstand, dass diesmal keine Einzelteile abfielen war ein gutes Zeichen, dass erkannte selbst er.

Kurz sah er sich suchend nach dem exzentrischen Tüftler um, entdeckte ihn dann in sicherer Entfernung und verkündete sein Urteil in Form eines hochgereckten Daumens. "TOP!"

Sanji zupfte sich genervt murmelnd ein paar Blätter von der Uniform und tastete nach seinen Zigaretten. Kaum zu fassen, dass der Idiot tatsächlich den Weg gefunden hatte. Zwar eher später als früher, aber der Blonde wusste aus Erfahrung, dass sein Ego trotzdem wachsen würde. Dabei hatte der olle Marimo davon bereits mehr als genug. "Was ist das denn für ein Scheiß?"
 

"Scheiß? So scheiße ist das nicht, Koch!", erklärte Ace trocken und war auch relativ beeindruckt. Im Gegensatz zu Lysop! Der hatte schon die Beine in die Hand genommen. Nicht, um zu flüchten, eher im Gegenteil. Er hatte sich förmlich auf die Waffe gestürzt wie ein verpickeltes Teeniegirly auf Justin Bieber.

"WIE GEIL IST DAS? HABT IHR JEMALS SOWAS COOLES GESEHEN?! SCHEIßE, ICH WERD NICHT MEHR!!!"

"HEY, WENN DU AUF MEINE RAMMY WICHST, REIß ICH IHN DIR AB! ICH SCHWÖRS!", brüllte der Blauhaarige der Langnase rüber und wandte sich wieder zu Zorro, der gerade auf ihn zukam. "Du hast Fangirls mitgebracht? Wie niedlich!"
 

Zorro schmunzelte amüsiert und deutete über seine Schulter hinweg auf das ungleiche Trio. "Darf ich vorstellen? Zwerg Nase, Prima Ballerina und der Irre, der Captain Morgan den Arm weggespreng hat!", stellte er seine Kameraden vor.

Der blonde Koch starrte ihn entrüstet an und biss vor Wut den Filter seiner Kippe ab. "Prima Ballerina?", wiederholte er fassungslos, während der Rest seiner Zigarette gen Boden segelte. Unter normalen Umständen fand er es schon schlimm genug, wenn Zorro ihn damit aufzog, aber auch noch vor einem Vorgesetzten damit anzufangen, war ja wohl die Höhe.
 

Skeptisch zog Franky eine Augenbraue in die Höhe, schielte förmlich über seine Sonnenbrille hinweg zum Blonden, sah dann jedoch wieder zu Zorro und schmunzelte.

"Deine Perle?", spottete der Tüftler nur und lachte etwas auf. Ace hob nur kurz die Hand und sah sich ebenfalls den Granatenwerfer an. "Nee nee, das bin ich...", war der Gesprosste nur trocken ein und Franky fiel die Brille fast von der Nase. Fassungslos zeigte er mit seinen Finger auf den Schwarzhaarigen und preiste im nächsten Moment den schlechten Geschmack des Grünspans an. Eigentlich war der Spruch mit seiner Perle nur als Spaß gemeint, dass er tatsächlich an der anderen Uferseite schwomm, schockte Franky doch etwas. Naja, wenigstens erklärte das, warum er nicht über die geilen Titten seines Drill Seargants geschwärmt hatte.

"Alter, kein Scheiß?!", fragte er lieber nochmal nach und schüttelte nur den Kopf. "Man, du hast vielleicht 'nen miesen Geschmack!"

Ace war empört! "BITTE WAAAAAAS?!"
 

Das entlockte zumindest Sanji ein Schmunzeln. Geschah dem Sunnyboy nur Recht, dass er mal eins auf den Deckel bekam.

Der Grünhaarige fühlte sich indessen dazu berufen, seine Ehre zu verteidigen und winkte ab. Er war nicht schwul, nicht einmal ein bisschen, aber wie lautete noch mal der Spruch? Wahre Liebe gab es nur unter Männern. Irgendwie liebte er diese Zimmergemeinschaft sogar - wie eine Familie. Und auch Familie konnte manchmal extrem nerven.

Zum Beispiel Lysop, der noch immer lauthals in die Welt hinausschrie, wie 'affengeil' Rammy war und dem Geschoss gefährlich Nahe kam.

"Ey Pinocchio! Das ist heiß!"
 

Lysop streichelte währenddessen die Waffe und sah fragend zu Zorro rüber. "Bitte was?"

"Er sagte, dass sie heiß ist", erklärte Ace und sah sich Rammy nochmal genauer an. Lysop schmunzelte breit und nickte. "Oh ja! Heiß ist sie wirklich."

"Nein, Alter. Sie ist wirklich heiß. Temperatur und so!", warf Franky ein und verschränkte seine breiten Arme vor der Brust. Im nächsten Moment rannte Lysop kreischend über den Ascheplatz. . "WAHHHHHHHAAAHAHAHAH, WARUM WARNT MICH KEINER! DAS IST VERDAMMT HEIß!!!!"

Seufzend rieb dich der Vorgestzte über die Stirn. "Was ist das für ein Vogel?"
 

"ICH HABE DICH GEWARNT, DU VOLLIDIOT!", brüllte Zorro der Langnase hinterher, bevor er sich an Franky wandte. Zugegeben, Lysop war schon ein ziemlich schräger Vogel, aber das war er selbst vermutlich auch. Daher zuckte er bloß mit den Schultern. "Er interessiert sich auch für den ganzen Technik-Kram", warf er dann ein. Obwohl das nicht zu übersehen gewesen war.
 

"Soso..." Skeptisch sah Franky in die Runde. Naja, anscheinend ein ziemlich chaotischer Haufen... GANZ NACH SEINEM GESCHMACK! Und solange sie seine tollen Waffen nicht schrotteten, war ihm alles recht. "Je mehr Leute, desto besser!", grinste der Techniker breit und ging Richtung Werkstatt.
 

Lysop rannte immer noch hysterisch über den Platz und pustete seine angeschmorte Hand an. Verdammt, er hatte sich seine Hände doch vor kurzem erst ruiniert, musste das jetzt auch noch sein?! Die Langnase stutzte, sah dann wieder zu Ace rüber.

"Vielleicht... sollte ich nochmal zu Miss Kaya gehen." Und auf einmal erkannte Lysop die guten Seiten an seiner verbrannten Hand.

Ace stopfte seufzend die Hände in die Hosentaschen. "Stell dich nicht an, oder willst du vor der Süßen wie ein Waschlappen aussehen? Meinste, das kommt bei Frauen gut an, wenn man ein Dauerabo für die Krankenstation hat?"
 

"Ja", knurrte Sanji missmutig, während er eine neue Zigarette aus der Tasche zog und die Packung danach auffordernd in die Runde hielt. Weil Ace ihn so irritiert ansah, führte er seine Antwort noch etwas aus, nachdem sich jeder, der wollte, an den Glimmstängeln bedient hatte. "Zorro kehrt in regelmäßigen Abständen in Krankenhäusern ein - und er verlässt sie nie ohne eine Frau."

"Frauen stehen auf Narben", bestätigte der Grünhaarige leichtfertig. "Allerdings jammere ich nicht so herum wie Lysop."
 

Lysop zog den Rotz hoch und stemmte nachdrücklich die Arme in die Seiten. "Ha, ich bin voll tapfer! Werdet ihr schon sehen, und Miss Kaya auch." Denn was der Grünspan hinbekam, konnte er doch wohl auch... irgendwie... hoffentlich... Gut, Zorro war muskulöser, größer, stärker, männlicher, gutaussehender... Scheiße, er hatte wirklich keine Chancce. Es hatte nun mal seine Gründe, warum er bisher noch keine Freundin gehabt hatte. Frustriert ließ die Langnase den Kopf hängen, als Ace anfing lauthals zu lachen.

"Klar doch, du tapferer, tapferer Soldat, du! Du Mann meiner schlaflosen Träume... Nichts für Ungut, Honey!", wandte er sich zu Zorro und klopfte der Langnase nachdrücklich zwischen die Schulterblätter.
 

Der Grünhaarige schmunzelte. "Da mach ich mir keine Sorgen, Schnucki", gab er mit einem knappen Seitenblick auf Lysop zurück.

Er konnte sich die Langnase nicht mit einer Frau an seiner Seite vorstellen - allerdings hieß es ja, dass es zu jedem Topf auch den passenden Deckel gab. Vielleicht hatte der Gelockte also doch noch Chancen bei seiner Angebeteten.

Dann wandte er sich wieder Franky zu und warf einen Blick auf den Krater, in dem Rammy sich abkühlte. "Soll ich dir wieder helfen, Meister?"
 

"Meister?!" Franky zog eine Augenbraue in die Höhe. "Herzchen, du bist zwar 'ne Sahneschnitte, aber so sehr du mir auch versuchst in den Allerwertesten zu kriechen, ich schlafe nicht mit dir.", erklärte Franky spöttisch und nickte trotzdem zu seiner Rammy. "Helfen kannste mir trotzdem."
 

Sanji verschluckte sich lachend an dem Qualm seiner Zigarette und warf dem grünhaarigen Großmaul spöttische Blicke zu. Der schien sich allerdings nicht wirklich viel daraus zu machen, sondern stieg stattdessen den Krater hinab und half dem Blauhaarigen dabei, die Raktete hinauszuwuchten.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"Sie wird uns umbringen", stellte Lysop fest und nippte an seinem Bier.

"Das kann sie ja ruhig versuchen", setzte Zorro entgegen und nahm sich die zweite Flasche. Franky hatte den Kasten in der Mitte des provisorischen Sitzkreises gestellt. Es sah aus wie das Gruppentreffen der Anonymen Alkoholiker und wenn die Langnase noch weiter vor sich hinjammerte, dann würde es sich auch noch nach einem anhören. Seitdem Franky die Frage in den Raum geworfen hatte, warum sie überhaupt hier waren - und nicht im Unterricht oder Training - fantasierte Lysop sich zusammen, welche Strafen Seargent Tashigi Jenkins ihnen wohl aufbrummen würde. Falls sie überhaupt lebend wieder aus der Sache herauskamen.

Der blonde Koch aschte gedankenverloren in Zorros leere Bierflasche und starrte verträumt ins Leere. "Sie ist so niedlich, wenn sie wütend ist."
 

Franky lachte kurz auf und nippte dann wieder an seiner Bierflasche. "Ach ja, mit der Kleinen würde ich mich auch nicht anlegen wollen. Die kann anscheinend echt fies werden, wie 'ne Furie. Zumindest hab ich das ansatzweise mitbekommen." Ace schnaubte, verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem er seine Bierflasche abgestellt hatte. Er machte ja jeden, aber wirklich jeden Scheiß mit, aber wenn man über seine Freunde schlecht sprach, platzte dem Gesprossten auch mal gerne die Hutschnur.

"Das ist das, was ihr von ihr kennt. Ich kenne sie allerdings wirklich und was ihr da raushaut ist total Schrunz."
 

Zorro musterte seinen Kumpel aus den Augenwinkeln und verzog den Mund. War ja klar, Sankt Tashigi fucking Jenkins. Die Heiligkeit in Person.

Aber na gut. Aus irgendeinem vollkommen abwegigen Grund hielt Ace, dieser naive Volltrottel, den Drill Seargent tatsächlich für Freund statt Feind. Und darum konnte er auch irgendwie nachvollziehen, warum Ace dazwischen ging. Er würde für jeden der hier Anwesenden dasselbe tun.

"Sie macht einen guten Job", warf er deshalb ruhig ein und trank einen großen Schluck, um alle weiteren Worte herunterzuspülen.
 

Sanji entgleisten sämtliche Gesichtszüge, dann schnaubte er höhnisch. "Ja, klar. Und das sagst grade DU. Du reißt doch immer die Klappe am größten auf!", verwarf er die Worte seines besten Freundes abschätzig.

Der Grünhaarige schmunzelte und zuckte mit den Schultern. Die prima Ballerina hatte ja recht. Aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr musste er Ace Recht geben. Jenkins machte ihren Job verteufelt gut und genau das nervte ihn tierisch.

Weil Sanji ihn immer noch durchdringend anstarrte, rang er sich zumindest zu einer Gegenfrage durch: "Sie hat mich zum putzen gebracht, oder?"
 

"Und gerade weil sie ihren Job gut macht, müsst ihr euch echt in acht nehmen. Die Frau hat eure Eier im Schraubstock, ob euch das passt, oder nicht...", erklärt der Tüftler und exte sein Bier. Er wusste nun mal, wovon er sprach, dafür hatte er schon lang genug für sein verdammtes Vaterland gedient. Und die Frauen, die mit ihm "gearbeitet" haben oder hatten, hatten immer eine gewisse... Brutalität an den Tag gelegt. Was wohl nicht zuletzt daran lag, dass Frauen immer noch ungern in der Army gesehen waren.
 

Betreten starrte der Trupp flüchtig zu Boden, allesamt auf ihre Stiefel. Das, was sie hier im Augenblick taten, könnte man wohl kaum als in Acht nehmen bezeichnen. Im Gegenteil. Statt ihre Strafrunden zu drehen, waren sie abgehauen, saßen nun in einer lockeren Runde zusammen und tranken Bier. Damit verstießen sie wohl ungefähr gegen zwanzig Regeln, wenn nicht sogar mehr.

Zorro ertappte sich dabei, sich Frankys Metapher bildlich vorzustellen. Seine Eier in ihrem Schraubstock war vielleicht keine angenehme, zumindest aber eine treffende Beschreibung der gegenwärtigen Situation. Hastig schüttelte er diesen Gedanken ab und trank die zweite Flasche leer.

Nachdem er sie zurück in den Kasten gestellt und sich eine Neue genommen hatte, brach er das Schweigen. "Zu spät", stellte er leichtfertig fest und entlockte damit sogar Sanji ein amüsiertes Lachen.
 

Auch Franky setzte seine Falsche an. Im Gegensatz zu den anderen fand er die Lage nicht mal im Ansatz witzig, was wohl auch daran lag, dass er von der Situation an sich keine Ahnung hatte, aber das wollte er auch gar nicht. Aber er wusste besser als alle andere Anwesenden, wie wichtig es war, seinem Seargant gegenüber loyal zu sein. Auch, wenn man von ihnen getriezt und gereizt wurde, konnte man dennoch auf sie zählen, wenn es hart auf hart kam. Nicht alle, aber bei Jenkins traf das zu, da war er sich sicher.

"Ich will jetzt nicht den Moralapostel spielen, aber ich bin mir sicher, dass sie eine von der anständigen Sorte ist. Klar, sie wird euch weiterhin auf den Sack gehen, aber ihr wisst ja: Es hallt so laut zurück, wie man in den Wald reinruft... oder so."
 

Sanjis Schmunzeln wurde um einiges breiter. Ganz offensichtlich sah er sich in seiner These bestätigt und er warf dem Grünhaarigen einen vielsagenden Blick zu, um sicher zu stellen, dass auch der es mitkriegte.

Zorro verdrehte bloß die Augen. "Halt's Maul, Küchenfee!"

"Ich denke nicht mal im Traum dran, Marimo", feuerte der Blonde zurück. "Wer hat dir noch gleich gesagt, dass du das nicht so persönlich nehmen sollst? Ach ja...das war ja ich."

"Ich nehme es nicht persönlich, wie sie mich behandelt", widersprach Zorro ärgerlich. Das war nicht ganz gelogen. Er nahm es nur persönlich, wie sie aussah - ihr Verhalten war lediglich der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.
 

Ace find an leise zu lachen und unterdrückte den Impuls laut loszugrölen, wodurch seine Schultern anfingen verdächtig zu beben. Zorro rastete immer wieder aus, wenn Tashi ihm auf die Nerven ging. Natürlich nahm er das persönlich... auf seine ganz eigene, verschrobene Art und Weise.

"Und warum gehst du jedes Mal an die Decke, wenn sie dich triezt? Ich meine, sie hat immerhin Gründe dafür, du bist ja auch nicht gerade ein Vorzeigesoldat und pampst sie an, wo du nur kannst. Klar, dass sie dir dadurch fiesere Strafen gibt, aber... Scheiße, manchmal biste echt unerträglich.", erklärte Ace, nippte wieder an seiner Flasche und Lysop stimmte seinem Zimmergenossen in allen Anklagepunkten zu. Es musste doch einen Grund geben, warum der Grünspan so reagierte!
 

Irritiert musterte Zorro seinen schwarzhaarigen Freund. "Danke für das Kompliment", gab er schließlich bloß leicht bissig zurück und überlegte angestrengt, wie er sich aus dieser Situation wieder heraus manövrieren könnte, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Gestern erst war er mit Franky haarscharf an der Thematik vorbei geschrammt. Und Ace war sehr viel hartnäckiger und nervtötender als der Tüftler.

"Ich bin nun mal kein Fan der Army und gegen meinen Willen hier. Und ich verbinde auch keine rührseligen Jugenderinnerungen mit ihr. Soll ich ihr da noch in den Arsch kriechen?"

"Das verlangt ja keiner", gab Sanji ruhig zurück und gab sich redlich Mühe, sein Grinsen zu verbergen. Am liebsten hatte Zorro den Blonden erwürgt, immerhin kannte er sämtliche, schmutzigen Details. Aber ihm weiter den Rücken freizuhalten kam für den Koch scheinbar nicht in Frage.
 

"Hmmm, wenn du die Army hasst, warum kannst du mich dann ausstehen?", hakte Franky nach und krazte sich am Kinn, bis ihm ein kleines Licht aufging. "Sag bloß, du bist einer von der Sorte, die gegen Frauen in der Army sind?" Ja, solche Leute gab es hier zu genüge. Die, die sich durch Frauen in höheren Positionen bedroht und gar angewidert fühlten. Und im Moment war das die einzige sinnvolle Erklärung für den Tüflter. Wie abgesprochen wandten die anderen den Blick zum Grünspan und warteten darauf, dass er eine Antwort gab.

Fragend, fast schon verabscheuend, sah er zu Zorro rüber. "Sag bloß, du bist einer von den Spezis?"
 

"WAS?!", entfuhr es dem Grünhaarigen und er verschluckte sich nachdrücklich an seinem Bier. Der Versuch, gleichzeitig zu husten und zu atmen, scheiterte kläglich, sodass Sanji sich dazu berufen fühlte, ihm auf den Rücken zu klopfen. Zorro stieß seinen Arm grob bei Seite, sichtlich genervt, dass er diese Diskussion überhaupt führen musste. Und noch genervter, weil der blöde Koch offensichtlich langsam Spaß an der Sache bekam.

Dann bekam er endlich wieder Luft und der Druck in seinem Kopf verschwand, sodass er endlich eine vernünftige Antwort auf diese vollkommen abwegige Unterstellung geben konnte. "Nein!", betonte er zunächst einmal nachdrücklich, verärgert darüber, das überhaupt klarstellen zu müssen. Die anderen starrten ihn allerdings immer noch neugierig an und er hatte keinen blassen Schimmer, wie er die Sache aus der Welt schaffen konnte. Ein kurzer Blick zu Sanji, der ihn auffordernd, wohlwollend und so verdammt Mutter Theresa mäßig ansah, ließ nur noch einen Schluss zu: es war an der Zeit, Tacheles zu reden.

Seufzend griff er nach der nächsten Flasche. Augen zu und durch.

Nur wo sollte er überhaupt anfangen?
 

Ace verdrehte die Augen und seufzte. "Wer mault hat keine Argumente...", murmelte der Gesprosste nur und wiegte seine Flasche hin und her, um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich leer war. Der Tüftler neben ihm fing an zu lachen und griff in den Kasten, der neben ihm stand, und zog zwei Flaschen Cola heraus. Eine reichte er dem Schwarzhaarigen, der neben ihm saß, und öffnete seine eigene mit einer kurzen Handbewegung.
 

Zorro öffnete die Flasche in seinen Händen, gereizt wegen Ace's blödem Kommentar. Zügig trank er einen großen Schluck davon, doch die ersehnte Wirkung blieb aus. Er fühlte sich nicht angenehm benommen und seine Hemmschwelle war auch nicht herabgesetzt, im Gegenteil. Je länger er die Sache hinauszog, desto weniger Lust hatte er, überhaupt anzufangen.

Er warf noch einen kurzen Seitenblick zu Sanji, dessen dämlicher Mutter-Theresa-Blick langsam seinem berüchtigten Mach-jetzt-oder-stirb-Blick wich. Also gab Zorro seine Suche nach den richtigen Worten auf und hoffte darauf, sie würden einfach von ganz alleine kommen.

"Ich bin kein Fan der Army, weil mein leiblicher Vater ein Army-Fanatiker ist. Ausgezeichneter Soldat, hat in Vietnam gedient, in Gefangenschaft geraten und irgendwann dazwischen ein wenig plemplem geworden. Die Hoffnung, dass ich auch ein super Soldat werde, hat er aufgegeben, als ich vierzehn war - und versucht mich umzubringen. Argument genug?"
 

Franky wiegte den Kopf hin und her, sah nachdenklich nach oben und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte ja so einiges mitbekommen, was Lorenor Senior anging, aber dass er so weit gegangen war? Nun, er wusste nicht, was genau passiert war, aber Zorro's Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. "Das ist ein Argument...", murmelte Ace und nippte an der Flasche. Weiter nachhaken wollte er nicht, die gewaltige Narbe auf Zorro's Oberkörper sprach für sich.

Auch Lysop schiweg. Er selbst hatte ebenfalls die Narbe gesehen und es schauderte ihn, als er sich ausmalte, was genau vorgefallen war.
 

Zorro blickte auf seine Stiefel und versuchte angestrengt zu ignorieren, wie die anderen ihn ansahen - oder nicht ansehen konnten. Er hasste dieses betrene Schweigen, er hasste diese Blicke und er hasste das Mitleid in ihren Augen. Diese Reaktion war ihm allzu vertraut, sie begleitete ihn seit Jahren.

Er räusperte sich leise, trank einen Schluck aus der Flasche, die er vollkommen verkrampft in den Händen hielt und wandte sich dann an Sanji. "Cookie, hast du mal 'ne Kippe?", fragte er.

"Sicher, Dicker", entgegnete der Koch und hielt ihm die Packung hin. Zorro fingerte eine heraus, schob sie sich hinters Ohr, stand auf und trat aus der Lagerhalle hinaus auf den Ascheplatz.

Er brauchte frische Luft.
 

Fragend sah der Rest dem Grünspan hinterher, schwiegen, bis sie sich vergewissert hatten, dass Zorro nicht mehr in Hörweite war. Ace raffte sich auf, ging rüber zum Blondchen und packte ihm am Kragen, um ihn dann ebenfalls auf die Beine zu stellen.

"Raus mit der Sprache! In welches Fettnäpfchen sind wir da wieder getreten?!" Und wenn Sanji an seinem Leben hing, sollte er möglichst nichts auslassen. Okay, einerseits ging es ihn nichts an, andererseits... er hatte ein verdammtes Recht darauf alles zu wissen, immerhin war er Zorro's "Lover"! Und Geheimnisse in einer Beziehung gingen einfach gar nicht.

"Ich denke nicht, dass uns das was angeht, Ace", warf Lysop ein und tänzelte fast panisch um die beiden herum, befürchtete schon, dass die beiden sich prügeln würden, wenn er nicht eingriff. Warum musste ausgerechnet er immer zwischen die Fronten geraten? Franky sah dem Spektakel nur erstaunt zu.
 

"In ein riesen großes!", knurrte Sanji zurück und gab sich redlich Mühe, die Finger des Schwarzhaarigen von seinem Kragen zu lösen. "Lass mich los, du Affe!", setzte er dann hinzu und verstärkte die Wirkung seiner Worte mit einem nachdrücklichen Tritt gegen das Schienbein.

Schnaufend richtete er sich dann wieder die Uniform und funkelte Ace vorwurfsvoll an. "Was willst du denn jetzt bitte von mir hören? Wenn du was wissen willst, musst du ihn schon selbst fragen. Mir hätte er wahrscheinlich auch nichts davon erzählt, wenn ich's damals nicht in den Nachrichten gehört hätte."
 

"Nachrichten?! Schien wohl wirklich heftig gewesen zu sein...", murmelte Lysop, sah zwischen Sanji und Ace, der auf einem Bein hüpfte und sich das Schienbein rieb, hin und her. Franky sagte zu alldem gar nichts. Das war eine Sache, die ihn nichts anging und wenn es stimmte, was Lorenor Senior anging, konnte er sich den kranken Scheiß selbst zusammenreimen.

"Er wird mir nichts sagen! Und ich hab nicht vor, in noch so ein beschissenes Fettnäpfchen zu treten und ihn in Verlegenheit zu bringen. Damit würdest du auch Zorro 'nen Gefallen tun, Arschgesicht!"

"Hört auf euch anzuzicken, das bringt jetzt eh nichts!!", fiel Franky den beiden lautstark ins Wort und hielt die beiden voneinander fern. Dass das noch Stress geben würde, hatte er schon vorher gerochen.
 

"Ja, es war wirklich heftig", kommentierte Sanji die Worte der Langnase. Dann ließ er sich widerwillig wieder auf einer der Kisten nieder, blickte noch einmal zu der Stelle, wo Zorro nach draußen verschwunden war und ließ sich Ace's Worte durch den Kopf gehen.

Tat er dem Grünspan damit einen Gefallen oder würde Zorro ihn eher dafür lynchen? Schwer zu sagen, allerdings bezweifelte er, das Ace die ganze Story so auf sich beruhen lassen würde.

"Er redet nicht gern darüber", meinte er schließlich ruhiger. 'Nicht gern' war dabei die Untertreibung des Jahrhunderts. Zorro redete nicht darüber. Punkt.

"Sein Vater hatte wohl einen paranoiden Schub oder so was in der Art. Jedenfalls hat er geglaubt, Zorro wolle ihn umbringen und ist dann mit einem Messer auf ihn losgegangen. Er wäre fast verblutet..."
 

"Also doch...", murmelte Franky leise in sich hinein und nippte abermals an seiner Bierflasche. Er hatte schon so was geahnt und dennoch wunderte es ihn, dass es so gekommen war.

Auch Lysop und Ace hielten jetzt die Klappe, gaben sich vorerst mit diesen Infos zu frieden und seufzten nur etwas auf. Nicht, dass sie nicht mehr hören wollten, sie konnten einfach nicht, sonst wären sie heulend rausgerannt und Zorro jammernd um den Hals gefallen.
 

Sanji warf dem Blauhaarigen einen irritierten Blick zu, während er eine Kippe aus seiner Packung fischte und sie sich zwischen die Lippen schob. "Wie meinst du das, 'also doch?", hakte er dann widerwillig nach.

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. "Ich hab mit seinem Dad gedient. Der Krieg hat ihn zum Monster gemacht, ich kann's ihm nicht verübeln. Dass er allerdings so einen weg hat... ist ziemlich bitter." Unbeholfen kratzte sich Franky über den Hinterkopf bis runter zum Nacken. So einen Scheiß hatte er nicht für möglich gehalten. Sein eigenes Kind fast umzubringen, das war dann doch mehr als heftig.
 

Der Blonde zuckte nichtssagend mit den Schultern. Bitter traf es ziemlich gut.

Zuerst hatte Sanji es nicht fassen können, dass Miyu ihren Sohn tatsächlich ausgerechnet zur Army geschickt hatte. Er war nicht einmal überrascht, dass Zorro sämtliche Vorgesetzte terrorisierte, wo er nur konnte. Seine Vorbehalte gegenüber der Army als Institution würde er wohl nie ganz ablegen können.

Selbst ihm wurde immer noch regelmäßig übel, wenn er die Narbe seines besten Freundes sah. Dann flackerte wieder das Bild von Zorro im Krankenhaus vor seinem Auge auf, ohne dass er etwas daran ändern konnte.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Zorro lehnte mit dem Rücken gegen die Wand des Lagerhauses und sah zu, wie sich der Rauch der Zigarette in Richtung des trüben Himmels schlängelte.

Verdammt, er hätte besser die Klappe gehalten. Warum musste Ace ihm auch dermaßen auf die Nerven gehen? Konnte der Idiot nicht ein einziges Mal etwas auf sich beruhen lassen?

Aufgewühlt kickte er ein Steinchen vor seinen Füßen weg. "Scheiße", stellte er dabei halblaut fest. Garantiert redeten sie jetzt da drinnen über ihn. Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sich das Verhalten der beiden wieder normalisierte. Sanji hatte Wochen gebraucht, obwohl er sich alle Mühe gegeben hatte, es sich nicht anmerken zu lassen.
 

Dann streifte sein Blick über das Gelände - und er stutzte. Am anderen Ende des Ascheplatzes tauchte eine uniformierte Gruppe auf. Es bestand kein Zweifel mehr daran, dass sie aufgeflogen waren.

"Scheiße!!!", wiederholte er, warf die Kippe auf den Boden und stürzte in aller Eile zurück ins Lagerhaus, um die anderen zu warnen.

Auf dem Weg stolperte er beinahe über seine eigenen Füße, als er bei dem Sitzgrüppchen ankam, stieß er in seiner Hektik eine der Kisten um.

"Leute, wir müssen verschwinden! Das Inquisitionskommando ist da!"
 

Hastig standen die anderen auf, wobei Ace ebenfalls die Kiste umwarf, auf der er gesäßen hatte. "Du machst Witze!", warf der Gesprosste nur kurz ein, während Franky weiterhin ganz gechillt auf seinem Platz saß und schmunzelte. Oha, das würde Ärger geben! Das war allerdings nicht sein Problem, im Gegensatz zu der Bierkiste. Mit einer kurzen Ruck beförderte der Tüftler die verdächtige Bierkiste unter eines der Geländefahrzeuge. Dann deutete er mit den Daumen über seine Schulter hinweg zu einer Tür am anderen Ende der Halle. "Nehmt den Hinterausgang. Ich hab euch hier nicht gesehen!", grinste Franky nur breit und setzte sich heldenhaft die Sonnenbrille auf.
 

"Seh ich aus, als würde ich Witze machen?!", entgegnete Zorro knapp und wäre in die falsche Richtung gerannt, wenn Sanji ihn nicht an der Schulter zurückgehalten hätte.

Unwirsch deutete der Koch in die entgegengesetzte Richtung. "Da lang, du Hornochse!", knurrte er missmutig und zerrte seinen orientierungslosen, besten Freund auf die Tür am anderen Ende der Lagerhalle zu.

Lysop und Ace waren ihnen bereits einen Schritt voraus, aber sie hatten sie bald eingeholt. Sanji riss als erstes die Tür auf - und erstarrte zur Salzsäule. Zorro prallte frontal gegen die Schulter des Blonden, fluchte leise und wollte ihn gerade anfahren, als auch er Seargant Tashigi Jenkins entdeckte, die bereits auf sie wartete und ihren letzten Fluchtweg abschnitt.

"Scheiße", stellte er zum dritten Mal tonlos fest.
 

Auch Lysop und Ace ging es unisono durch den Kopf: Fuck! Jetzt waren sie sowas von am Arsch. Mit einem verschwitzt-gequälten Lächeln hob Ace abwehrend ein Hand und ging einen Schritt auf seine 'Sandkastenfreundin' zu.

"He-hey, Tashi, wir wollten gerade-"

"Türmen?! Ich weiß!"

"Was, türmen?! Ach was, wir-..."

"Halt einfach die Schnauze, Puma!"

"...was immer du sagst!" Tja, soviel zum Thema Freundschaftsbonus. Selbst damit konnte er anscheinend das Übel nicht von sich abwenden. Etwas peinlich gerührt trat Ace den Rückzug an und setzte seinen Ich-Hab's-Versucht-Blick auf.
 

Wütend stemmte Seargant Jenkins die Hände in die Seite, als sie das jähzornige Gebrüll der restlichen Meute durch die Halle schallen hörte. Dann setzte sie ein so perfides Lächeln auf, dass es selbst Ace die Nackenhaare aufstellte.

"Tja, ihr habt die Wahl. Entweder ihr geht zurück zu euren... tollen Rekruten, oder ihr legt euch mit mir an. Ich allerdings würde an eurer Stelle Ersteres empfehlen."
 

"Euer Wunsch sei mir Befehl", säuselte Sanji schwach und Zorro hätte den Casanova für diese Worte am liebsten direkt in Mitte der wütenden Truppe geworfen. Soviel Unterwürfigkeit auf einem Haufen hatte er selten erlebt. Spätestens sein Blick auf Lysop bestätigte seine Hypothese, denn die Langnase sah aus, als würde sie sich vor Angst jeden Moment in die Hose machen.

Der Grünhaarige seufzte lautlos und fuhr sich mit einer Hand genervt über die Stirn. Das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt. Aber na gut, es war sein Vorschlag gewesen, die anderen hatten sich lediglich darauf eingelassen. Genervt schob er Sanji also bei Seite und baute sich vor dem feuerspeienden Drill Seargant auf. "Kann's dann losgehen?"

"Bist du wahnsinnig?", fauchte Sanji hinter ihm fassungslos.

Zorro drehte sich kurz zu ihm herum. "Sie hat uns doch die Wahl gelassen, oder nicht?"
 

Kaum hatte Pvivate Lorenor den Satz beendet, hatte Jenkins dem Großmaul auch schon einen so derben Tritt in die Leisten verpasst, dass selbst ihr etwas der Fuß schmerzte. Der Kerl hatte es ja so gewollt und sie hatte die vier Rekruten immerhin gewarnt. Und Lorenor hatte sich für das schlimmere Übel entschieden. Klar, es war nicht die...feine englische Art, aber durchaus effektiv.

"Im Krieg und der Liebe ist alles erlaubt..."
 

Erst ächzte Zorro bloß, als ihm ein blendend heißer Schmerz durch den gesamten Unterleib schoss. Seine Eingeweide standen in Flammen und ihre Worte nahm er nur am Rande war, zu einem klaren Gedanken war er kaum mehr fähig.

Als der Schmerz sich ein wenig lichtete und zu einem starken Pochen abwandelte, stellte er irritiert fest, dass er in die Knie gegangen war und eine Hand auf den Unterleib gepresst hatte.

Dieses Biest...!!
 

Lysop legte entsetzt beide Hände auf sein Gesicht, konnte kaum das Spaktakel ansehen. Ace hingegen verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als ob er in eine extra saure Zitrone gebissen hätte. Er hatte schon viele fiese Tricks von Tashi gesehen, wie sie ihn malträtiert und auf heftigste Weise Schmerzen zugefügt hatte, aber das ging im wahrsten Sinne des Wortes unter die Gürtellinie. Armer Zorro, in seiner (Vor-)Haut wollte er nun wirklich nicht stecken.
 

"Verdammt...", presste der Grünhaarige zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und wunderte sich kaum darüber, wie rau seine Stimme klang. Die Schmerzen grenzten sämtliche andere Wahrnehmungen für's erste aus.

Wütend blickte er zu Jenkins hoch und verfluchte ihre unfairen Methoden gedanklich bis aufs Übelste. Von wegen im Krieg und der Liebe ist alles erlaubt. In einem fairen Kampf trat man seinem Gegner nicht einfach in die Eier. Aber wann hatte er auch je behauptet, das Jenkins fair wäre?

"Blöde Sau!"
 

Das hätte er lieber nicht gesagt. Seufzend kniete sich Jenkins vor ihm hin und patschte ihm grob eine Hand ins Gesicht. "Schnauze, du läufst erstmal die versäumten Runden. UND IHR AUCH!", bellte sie den Rest der Truppe an und stellte sich wieder auf die Beine. "Plus zehn, weil ihr euch verpisst habt. Also Abmarsch!"
 

Gedemütigt bis auf's Mark versuchte Zorro, sich wieder auf die Beine zu rappeln. Der blendend heiße Schmerz, der bei jeder noch so kleinen Bewegung wieder aufflammte, ließ ihn einen Moment schwanken und ausnahmsweise war er froh, dass Sanji ihn am Ellbogen packte und damit auf den Beinen hielt.

In Anbetrach der Umstände erschien es ihm fast wie ein kleiner Sieg, überhaupt einigermaßen aufrecht stehen zu können. Das Erfolgsgefühl dämpfte allerdings nicht den Schmerz und es hielt auch nicht sonderlich lange an.

"Ist sie nicht süß, wenn sie wütend ist?", raunte Sanji ihm ins Ohr. Ungläubig aufstöhnend stieß der Grünhaarige die helfende Hand des Kochs bei Seite, stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und wagte die ersten, unsicheren Schritte.
 

Ace konnte das nicht weiter mit ansehen. Er mochte Tashi, wie man einen weiblichen Kumpel nur mögen konnte, aber das ging dass doch... etwas zu weit. "Ehh Tashilein, ich will jetzt keine Befehle missachten oder so, aber wie soll Zorro denn bitte in diesem Zustand laufen?"

"Ist nicht mein Problem. Das nächste mal solltet ihr euch das zwei Mal überlegen, ob ihr euch mit mir anlegt. Und dieses Mal lauft ihr, dafür wird die wütende Meute schon sorgen."

Dann ging sie, ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen.

Mit einem Puls von 200 stapfte Tashigi wütend zu ihrer Stube zurück. Gut, vielleicht hatte sie es doch ein bisschen übertrieben... aber der Kerl hatte sie schon wieder so dermaßen auf die Palme gebracht! Dennoch... im nächsten Moment schwor sie sich, einen Rekruten niemals wieder mit einen gepflegten Tritt in die Weichteile zu bestrafen.
 

Gereizt blickte Zorro ihr nach. Blöde Sau, hielt er gedanklich noch einmal fest, wagte sich eine Armeslänge von der Wand weg und war fast erstaunt, dass er auch ohne Stütze stehen konnte.

Jenkins hatte einen Sieg auf ganzer Linie erzielt. Das wusste sie auch und diese Tatsache ärgerte ihn beinahe mehr, als alles andere. Gepresst versuchte er, tief durchzuatmen. Das würde ihm das Miststück noch büßen.

Nachdem er ein paar vorsichte Schritte getan hatte, flackerte die Übelkeit so heftig in ihm auf, dass er sie nicht unterdrücken konnte. Keuchend erbrach er sich auf den Boden. Mit dem Ärmel der Uniform wischte er sich Mund in Kinn ab, richtete sich wieder auf und warf einen Blick über die Schulter zu seinen Zimmergenossen. "Wollt ihr noch ewig da rumstehen? Ich bin nicht scharf auf noch 'nen Tritt!"
 

"Lass das lieber bleiben. Warte lieber noch ein paar Minuten, sonst musst du gleich nochmal kotzen", warf Lysop ein und versuchte, dem Grünspan irgendwie zu helfen. Auch wenn sie sich vorhin noch irgendwie gestritten hatten, sowas hatte er nun wirklich nicht verdient.

Ace nickte und bestätigte damit die Worte der Langnase. Er war definitiv noch nicht in der Lage zu laufen.

Violence

AAAAAAAACHTUNG! STILL GESTANDEN!
 

Wir haben uns mal wieder die Zeit genommen und euch was Gutes getan. Und dann haben wir auch noch das Kapitel fertig gestellt. Der Titel sagt schon alles, heute geht es richtig ab. Wehe, ihr habt nicht genauso viel Spaß beim Lesen wie wir beim Schreiben.

Genug der weisen Worte. Steht bequem und lest! Sofort!
 

@ HathorCat: Er hat uns gar nichts getan. Im Gegenteil – wir mögen ihn. Aber er kann das schon ab, keine Sorge ^^
 

@ Hutzi-Keksgetier: Wie, du sitzt, während du unsere Kapitel liest? STRAMM STEHEN ist die Devise, dann fällt auch keiner vom Stuhl. Hat Versicherungstechnische Gründe ;)
 

@ LuxusDrake: Jopp, die Strafe war verdient, aber deshalb nicht weniger unfair. Und ja, selbst blinde Hühner finden mal ein Korn!
 

@ Collien: Still gestanden, Soldat! Herzlich willkommen in der Hölle. Sie erwarten Disziplinarmaßnamen von ihren Hauptfrauen? Können Sie haben! Wir verdonnern Sie dazu, dieses Kapitel in einem Rutsch zu lesen. Ohne Pause und Widerrede. Marsch, Marsch!
 

@ Ysaye: Wer kein Sadist ist, hat hier auch nichts verloren. Wir dachten, das hätten wir schon im ersten Kapitel klargestellt.
 

@ Moni: Auch uns holt das RL regelmäßig ein. Wir versuchen, wegzurennen, aber es ist uns immer einen Schritt voraus. Und ja, die Story mit Zorro's Dad ist echt krass und sie wird noch krasser. Zum Rest: später.
 

Vermutlich hat Gott die Frau erschaffen, um den Mann kleinzukriegen. (Voltaire)
 

Violence
 

Es waren die schwersten 25 Runden seines Lebens.

Normalerweise hatte Lorneor Zorro kein Problem damit, auch noch so lange Strecken zu laufen. Im Gegenteil, in seinem persönlichen Training brachte er sich in stumpfer Regelmäßigkeit selbst an seine Grenzen - oder sogar darüber hinaus. Er war es nicht gewohnt, dass er nach drei Schritten bereits das Gefühl hatte, zusammen zu brechen.
 

In dem Tashigi Jenkins seine Eier zu Rührei verarbeitet hatte, war er geradewegs in den ersten Kreis der Hölle geraten. Jeder Schritt kostete Überwindung, selbst jetzt noch, fast zwanzig Runden später. Zwar war er mittlerweile in einen halbwegs regelmäßigen Laufschritt gefallen und der Schmerz war auch ein wenig abgeklungen - aber immer noch vorhanden. Und er erinnerte ihn regelmäßig daran, dass es das sinnvollste wäre, sich bäuchlings in nasse Gras zu werfen und sich ein paar Stunden gar nicht mehr zu bewegen.

Ständen er und die anderen nicht unter ständiger, schadenfroher Beobachtung ihres Trupps, hätte er das vielleicht auch getan.
 

"Alter", keuchte Sanji neben ihm und musterte ihn aus den Augenwinkeln. "Die...wie...vielte...Runde...war das?"

"Keine Ahnung", gab Zorro gepresst zurück.
 

"Zwanzigste!!", rief einer der Rekruten und grinste schadenfroh. Die anderen fingen an leise zu lachen und beobachteten weiterhin, wie die vier, ausgebrannt und erschöpft wie sie waren, immer langsamer vor sich hintrabten. Eigentlich waren viele von ihnen nicht wirklich schadenfroh, besonders nicht, weil einer von ihnen einen Tritt ins beste Stück bekommen hatte, aber dieses Mal hatten sie es wirklich nicht anders verdient.

"Arsch...löcher...", japste Lysop leise, als er aus der Hörweite seiner Kumpanen war, und lief geschafft weiter. Die Welt war einfach nicht fair! Und abermals fragte er sich, welcher Teufel ihn geritten hatte, zur US Army zu gehen.
 

Zorro musste der Langnase zustimmen, sparte sich jedoch die wenigen verbliebenen Kräfte für die letzten fünf Runden auf. Einfach einen Schritt vor den anderen setzen. Das klang nicht sonderlich schwer, kostete jedoch ziemlich viel Überwindung. Vor allem, wenn alles andere einen weiteren Tritt in die Nüsse bedeutet hätte, und das wollte er unter allen Umständen vermeiden.

Also versuchte er, seine Gedanken auf irgendetwas anderes zu lenken als auf den langen Weg, der noch vor ihnen lag. Schuld an seinen Schmerzen trug zwar Jenkins, aber aus irgendeinem profanen Grund wollte sich der Hass auf sie nicht wirklich einstellen. Sicher, er war tierisch angepisst, dass die blöde Kuh zu solch drastischen Mitteln griff. Nichts würde er lieber tun, als ihr die alleinige Schuld für sein Martyrium in die Schuhe zu schieben. Aber ein hartnäckiger Fakt ließ sich nicht abschütteln und das war der kritische Punkt: im Prinzip hatte er sich das selbst zuzuschreiben.

Hätte er sie nicht verärgert, wäre er jetzt schmerzfrei. Waren die paar Bier das wirklich wert gewesen? Und hatte sie ihn wirklich so hart getroffen, dass er ernsthaft darüber nachdachte, ihrem Befehl das nächste Mal Folge zu leisten?!
 

Genervt tippte einer der Soldaten auf die Uhr und sah wieder zu den Laufenden rüber. "MAN, MACHT MAL SCHNELLER, SONST KOMMEN WIR ZU SPÄT ZUM KAMPFUNTERRICHT!", blaffte er und verschränkte die Arme.

Ace stuzte und blieb vor der Horde stehen. "Kampfunterricht?! Davon wissen wir gar nichts."

"Ja, weil ihr nicht da wart, als sie es gesagt hat und jetzt LAUFEN!"

Ace nahm wieder die Beine in die Hand und trabte dann neben Zorro und Sanji her. "Habt ihr... das gerade gehört? Nahkampf! Wie... abge... fahren ist das bitte?" Trotz der wiederholten Grundausbildung hatte Ace bisher noch keinen Nahkampfunterricht gehabt, warum auch immer. Konnte auch gut möglich sein, dass er sich bisher wunderbar davor gedrückte hatte, indem er sich "krank auf Stube" gemeldet hatte.
 

"Juhu", gab der Grünhaarige dumpf zurück und hätte kaum ironischer klingen können. Das letzte, wonach ihm jetzt der Sinn stand, war noch mehr Bewegung. Kämpfen kam für ihn heute ganz bestimmt nicht mehr in Frage. Außer...

Er schmunzelte unwillkürlich. Ja, außer er könnte gegen Jenkins kämpfen und sich für den Tritt revanchieren. Allerdings bezweifelte er stark, dass dieses Miststück sich tatsächlich der Gefahr aussetzen würde, auch nur eine Schramme abzukriegen.

Aber allein die Vorstellung beflügelte seine Laune, sodass er tatsächlich etwas schneller lief, als es zuvor der Fall gewesen war.
 

Verwundert sah Ace zu, wie Zorro wieder ertwas schneller lief. Was war denn nu? Der Schwarzhaarige hatte Mühe, hinterher zukommen, denn er selbst war schon so geschlaucht, dass er kaum noch einen Schritt vor den anderen setzen konnte.

"Warum so schnell unterwegs? Sag bloß, du stehst auf waffenlose Kampfkust?" Dass sein Kumpel sich gerade ausmalte, wie er dem Searge eine verpasste, kam ihm gar nicht erst in den Sinn.

"Nichts geht über Schwertkampf", widersprach Zorro Ace's Vermutung, ging jedoch nicht näher ins Detail. Auch wenn der Schwarzhaarige mit dem Verhalten seiner Freundin vorhin nicht einverstanden gewesen war, so nahm er sie doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Schutz. Und er hatte keine Lust, dass Ace ihm seine Illusionen vermieste.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Nun traten auch die letzten Soldaten in die Halle. Um sich das Gemecker des Seargants zu ersparen, hatten sich die Rekruten schon vorschriftsgemäß in drei Reihen und der Größe nach aufgestellt.

Ace grinste breit und freute sich wie ein Schneekönig auf die kommenden Kampfstunden. Wie hatte er das nur versäumen können? Er mochte Kampfsport und dass er bis heute keinen gehabt hatte, ärgerte ihn maßlos.

Unauffällig drehte er den Kopf etwas zu Zorro rum und schielte aus den Augenwinkeln zu ihm herüber. "Was machen deine Eier? Ich hoffe, du kannst so kämpfen...", grinste er nur und spekulierte auf eine kleine Prügelei mit Zorro. Dass der sich allerdings schon den Searge als Kampfpartnerin ausgemalt hatte, hatte er bis jetzt noch nicht gecheckt.
 

"Halt die Klappe", forderte der Grünhaarige gereizt, ohne dessen Frage zu beantworten.

Er war sich ziemlich sicher, dass seine Eier noch existierten, denn sonst würden sie wohl kaum weh tun. Das Laufen um den Platz war pure Quälerei gewesen und er war sich ziemlich sicher, dass er sich heute Abend kaum noch rühren konnte. Was das Kämpfen anging...nun...das kam wohl auf den Gegner an.
 

"Is' ja gut...", murmelte Ace leise und sah wieder nach vorne. Gut, er konnte verstehen, dass Zorro nicht drüber reden wollte. Es wäre ihm auch peinlich gewesen, wenn er sich vor Schmerzen gewunden hätte, aber eigentlich konnte jeder Mann diese Schmerzen nachvollziehen.

Lysop indessen war kurz davor abermals zu flüchten. "Ehh.. Leute... ich glaube, ich kriege wieder meinen 'ich-vertrage-keinen-Kampfsport'-Durchfall. Ich glaub... ich muss zur Krankenstation."

"Halt die Klappe, Langnase!"
 

Mit verschränkten Armen hatten Seargant Jenkins und ihre Kollegin Seargant Smith in der Trainingshalle auf die Rekruten gewartet. Unisono hatten sie geseufzt, als die Männer wieder den kläglichen Versuch starteten, sich vernünftig aufzustellen. Nach geschätzten fünf Minuten hatten sie ein halbwegs annehmbares Ergebnis erzielt. Nicht perfekt, aber es war ja auch erst die erste Woche. Nächste Woche allerdings musste das wie geschmiert laufen.

Revy schmunzelte, als sie die fertige Truppe sah und schielte dann zu ihrer Freundin rüber. "Da haste dem Frischfleisch aber ordentlich eingeheizt."

"Unsinn, ich hab nicht mal angefangen...", murmelte sie und trat dann ein paar Schritte auf die Männer zu.

"NA, ICH HOFFE DOCH, DASS JETZT JEDER SEINE RUNDEN GEDREHT HAT!"
 

"JAWOHL, SEARGE!", gab der Trupp einstimmig zurück. Naja, beinahe einstimmig. Zorro murmelte leise: "Du kannst mich mal."

Sanji stieß ihm mahnend den Ellbogen in die Seite. Der blöde Marimo sollte besser seine vorlaute Klappe halten, bevor es noch mehr Strafarbeiten hagelte. Von denen hatten sie sich nämlich bereits genug eingehandelt und der Tritt in die Weichteile sollte ihm eigentlich eine Lehre gewesen sein.
 

"Wäre ja auch ein Unding gewesen wenn nicht...", grinste Revy nur und ließ Tashi dann wieder ihre Arbeit machen. Tashigi war nicht dumm, sie wusste, was sie tat. Und Revy wusste, dass es nicht gerade ratsam war, sich mit ihr anzulegen.

"Wer von euch hat schon mal Kampfsport betrieben?"
 

Vereinzelnd hoben sich die Hände. Sanji und Ace stießen Zorro gleichzeitig den Ellbogen in die Seite, als er es nicht tat. Der Grünhaarige ächzte leise, funkelte beide vorwurfsvoll an, bevor er es dem blonden Koch gleichtat und missmutig die Hand hob.

Dabei hatte er dieses Detail für sich behalten wollen. Jetzt war Jenkins vorgewarnt.
 

Skeptisch sah Tashigi zu den Männern, die die Hand gehoben hatten. Nicht viele, aber immerhin. Sie unterdrückte den Impuls die Augen zu verdrehen, als sie zu Private Lorenor rüber sah, der ebenfalls die Hand hochgehoben hatte. Warum wunderte es sie nicht, dass er mit Kampfsport schon Erfahrungen hatte? Eigentlich hatte sich Jenkins das schon gedacht.

Kurz überlegte sie, wählte dann einen der Männer mit Kampferfahrung aus. Nur gut, dass sie ein hervorragendes Namensgedächnis hatte. "Kommen Sie nach vorne, Private Tenner."
 

Private Tenner sah nicht gerade glücklich über sein Schicksal aus.

Zorro hätte nur allzu gerne mit ihm getauscht. Resignierend ließ er seine Hand wieder sinken. War ja klar, dass Jenkins nicht ihn auswählte.
 

Lorenor Zorro ürde noch früh genug sein Fett weg kriegen, dachte sich Jenkins und wand sich Tenner zu, der ganz und gar nicht glücklich aussah. Sie schmunzelte leicht, hob dann nur abwehrend die Hand. "Keine Bange, ich werde Sie schon nicht verprügeln oder so, nur ein paar Griffe zeigen." Diese Tatsache beruhigte Tenner nicht im Geringsten, im Gegenteil. Er hatte nicht vor, mit einer anderen Frau als seiner eigenen irgendwie in Körperkontakt zu geraten.
 

"Das Weichei macht sich ja fast in die Hose", murmelte Zorro genervt und fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. Er gäbe jetzt einiges dafür, mit Tenner tauschen zu können. Außerdem war er sich ziemlich sicher, dass er sich nicht beinahe in die Hose machen würde. Aber wer fragte ihn schon?

Sanji seufzte genervt und musterte ihn vorwurfsvoll. "Sag bloß, du würdest lieber an seiner Stelle sein?", hakte er nach und stutzte, als er keine Antwort bekam. "Alter, im Ernst?"

"Jedenfalls würde ich nicht vor Angst zittern so wie der da", murrte der Grünhaarige und nickte abwertend in Tenner's Richtung.
 

In die Hose machen war gar kein Ausdruck! Tenner hatte mitbekommen, was der Searge mit Private Lorenor angestellt hatte und er war alles andere als scharf darauf, dass ihm das Gleiche wiederfuhr. Aber als Seargant Jenkins anfing, einige Griffe und Tricks vorzuführen, war er alles andere als nervös. Jenkins wusste, was sie tat und das beruhigte ihn dann doch etwas. Und solange er mitspielte und das tat, was sie sagte, konnte ihm nichts Schlimmes passieren. Hoffentlich.
 

Sanji folgte dem Blick seines Freundes und schmunzelte unwillkürlich. Ja, Tenner sah keineswegs glücklich aus. Und in gewisser Weise konnte er seinen großspurigen Kumpel auch verstehen.

"Ich weiß, was du meinst", gab er zurück und musterte den Drill Seargant verzückt. "Mit ihr würde ich auch gern mal in den Nahkampf gehen, wenn du verstehst, was ich meine."
 

Tashigi hatte einige Wortfetzen aus dem Gespräch der Vollzeitchaoten aufgeschnappt und jetzt platzte ihr der Kragen. Sofort ließ sie Tenner los und deutete mit einer kurzen Geste an, dass er sich wieder setzen konnte. Dann sah sie zu den Störenfrieden rüber und platzte in die Unterhaltung. "SIE WOLLEN MIT MIR IN DEN NAHKAMPF?! KÖNNEN SIE KRIEGEN, PRIVATE GOLDLÖCKCHEN!", bellte Tashigi und winkte ihn zu sich rüber. Den Gefallen konnte sie ihm nun wirklich nicht abschlagen!
 

Sanji erstarrte. Sein ohnehin recht blasses Gesicht verlor den letzten Rest Farbe und es war mehr als offensichtlich, dass er sich wünschte, seine letzten Worte nicht ausgesprochen zu haben.

Neben ihm versuchte Zorro, sein Lachen zu unterdrücken. Sicher, er war wirklich scharf auf einen Kampf mit dem Seargant, aber es war doch eine Genugtuung, mit anzusehen, wie Sanji für sein dämliches Gesülze mal eins auf den Deckel bekam.

Der Blonde schluckte, stellte mit einem Seitenblick auf den Grünhaarigen fest, das von dieser Seite keine Hilfestellung zu erwarten war, und trat dann unsicher nach vorne.
 

Der Drill Seargant straffte die Schultern und machte mit einer weiteren Handbewegung klar, dass er näher kommen sollte. Anscheinend hatte sie den Blonden wirklich verunsichert.

"Näher...... noch näher...", murmelte sie monoton, als der Soldat nur kleine Schritte auf sie zuging. Langsam wurde es ihr zu kindisch.

"Wird das heute noch was?!"
 

Sanji schluckte hart, straffte die Schultern und näherte sich dem Searge. Schließlich stand er unmittelbar vor ihr und hatte Angst um seine Nüsse. Was, wenn sie Spaß am Fußball gefunden hatte? Zorro war hart im Nehmen, was Schmerzen anging, und selbst er war in die Knie gegangen. Er teilte ja gerne vieles mit dem Grünhaarigen, aber auf diese Erfahrung konnte er getrost verzichten.

Außerdem...so hatte er das überhaupt nicht gemeint. Er wollte nicht gegen sie kämpfen. Er kämpfte generell nicht gegen Frauen. Wie könnte er einem so wunderschönen Wesen auch nur ein Haar krümmen?
 

Kurz nickte Tashigi, als der Blonde nun vor ihr stand... eher für sich, als für die anderen. Dann sah sie wieder zum Rest der Truppe und ließ die Schulter wieder etwas lockerer.

"Ich demonstriere euch jetzt mal, wie man am effektivsten einen Gegner außer Gefecht setzt." Ein allgemeines schadenfrohes Kichern ging durch die Reihen, als der Drill Seargant anfing, etwas zu schmunzeln.

"Bereit?"
 

Der Blonde nickte kaum merklich und musste sich gewaltsam daran hindern, die Hände vor sein Gemächt zu legen. Stattdessen presste er beide Arme fest an seine Seiten und betete zu allen Göttern dieser Erde, dass sie nicht das tat, womit er rechnete.

//MEINE EIER...//, jammerte eine Stimme in seinem Hinterstübchen und beinahe panisch wartete auf das unvermeidliche Ende seiner Fähigkeit, sich fortzupflanzen.
 

Als der Rekrut stramm wie ein Brett vor ihr stand, unterdrückte der Seargant das Gelächter. Kurz tigerte sie um den Blonden herum, blieb hinter ihm stehen und tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Wirbelsäule.

"Habe ich Ihnen den Befehl gegeben stramm zu stehen?! Ich denke nicht! Also... locker lassen, wenn ich bitten darf."
 

Sanji zuckte unter der Berührung sichtlich zusammen.

Seine Kameraden versuchten allesamt, ihr schadenfrohes Gelächter zu einem dezenten Hüsteln abzuschwächen, ohne erkennbaren Erfolg. Der Blonde selbst hatte zwar nicht die leiseste Ahnung, wie er sich unter den gegebenen Umständen entspannen sollte, nichts desto trotz versuchte er, seine verkrampften Gliedmaßen etwas aufzulockern. Alles, bloß nicht Jenkins verärgern, das war seine Devise.
 

Kaum hatte der Blonde etwas lockerer gelassen, hatte sie von hinten ihren linken Arm unter seine Achsel (ebenfalls links) durchgeschoben, zog den dazugehörigen Arm senkrecht nach oben und griff mit der rechten Hand an ihren linken Oberarm, um die Schlinge zuzuziehen. Anders als bei Private Tenner würde sie den Trick allerdings wirklich anwenden und nicht nur demonstrieren. Kaum hatte sie Blondchen im Schwitzkasten, wurde er deutlich blasser als vorher.

"Das hier, meine Herren, ist der sogenannte Schlafgriff", erklärte Tashigi mit einem leicht schadenfrohen Grinsen auf den Lippen. "Durch das... Hochziehen des Arms des Gegners und das Zuziehen der eigenen Arme... drückt sich die Halsschlagader zu und die Blutzufuhr zum Gehirn wird abgeschnürt - und damit auch die Sauerstoffvorsorgung. Und dann...", Tashigi wartete, als sie merkte, wie der Blonde in ihrem Griff immer schwerer wurde. Sie lockerte den Schlafgriff und ließ den Blonden wie einen Sack Kartoffeln fallen. "... wird man ohnmächtig."
 

Zorro schmunzelte unwillkürlich. Er hatte Sanjis Mienenspiel beobachtet, genau wie alle anderen des Trupps. Schon bei dem Wort Schlafgriff war dem Blonden klar geworden, dass er in ein Fettnäpfchen zu viel getreten war und dafür büßen musste. Sein Aufschlag auf den Boden erzeugte ein merkwürdiges, klatschendes Geräusch, von dem damit verbundenen Schmerz konnte er allerdings nicht mehr viel mitbekommen haben.
 

Seufzend verschränkte Tashi die Arme sah kurz zu Ace rüber, der sich so heftig kaputt lachte, dass er fast hinten rüber fiel. So lustig hatte er Tashi gar nicht in Erinnerung!

"PRIVATE PUMA!!"

Der Angesprochene verstummte aprupt und zuckte zusammen, als sein Name durch den Raum hallte.

"WOLLEN SIE ETWA AUCH NOCH 'N KOSTPROBE?!!"

"NEIN, SIR!"

"Gut...dann schleif deinen nutzlosen Arsch hier rüber und trag den Blondschopf weg!"

Ace murrte innerlich, weil ihm wieder diese undankbare Aufgabe zu Teil wurde. War doch nicht seine Schuld, dass der Lüstling sich mit seinem Seargant angelegt hatte.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Zorro blickte über die Schulter hinweg zu der Stelle, an der Sanji lag. Der Blonde war immer noch bewusstlos und hatte sich während der letzten halben Stunde keinen Millimeter bewegt, während der Rest der Truppe aufmerksam und beinahe fasziniert Tashigi Jenkins weiteren Ausführungen gelauscht hatte.

Der Grünhaarige machte sich langsam seine Gedanken. "Lebt er noch?", fragte er skeptisch, nachdem er Ace mit dem Ellbogen angestupst und in die Richtung ihres Zimmerkameraden genickt hatte.
 

"Na hoffentlich... Hat er sich allerdings selbst zu zuschreiben. Keiner ist so lebensmüde, dass er sich mit seinem Drill Seargant angelgt. Abgesehen von dir natürlich...", grinste Ace etwas und hatte nicht einmal zu Sanji oder Zorro rübergesehen, sondern hatte aufmerksam beobachtet, was Tashi da vorne erklärte und vorzeigte. Spätestens jetzt müsste jedem Rekrut in dieser Halle klar sein, dass es besser wäre, den Searge nicht zu reizen...nicht nach dieser detaillierten Vorführung, wie man am besten jemanden außer Gefecht setzte oder möglichst viel Schmerzen zufügen konnte.
 

Der Grünhaarige verdrehte bloß die Augen, ohne näher auf Ace's Anschuldigung einzugehen. Für seinen Geschmack standen sie hier bereits viel zu lange rum, besonders, weil Stehen immer noch keine wirklich schmerzfreie Aktion war. Außerdem verschwendete er hier nur seine Zeit, bislang kannte er bereits alle Griffe und Tricks, die sie ihnen vorgeführt hatte. Wenigstens etwas nützliches hatte Lorenor Senior ihm mit auf den Weg geben können.

Nach einem weiteren Blick auf den Blondschopf, der noch immer regungslos in der Ecke lag, löste er sich aus der Formation. Sekunden später ging er vor seinem Freund in die Hocke, prüfte seine Atmung und versetzte ihm dann einen leichten Klaps ins Gesicht. "Ey Dornröschen! Genug geschlafen!"
 

Ace sah hastig Zorro hinterher, als dieser einfach seinen Platz verließ. "Alter, tickst du noch ganz richtig?! Willst du dich wieder mit unserem Searge anlegen?! Lass das lieber!", zischte der Schwarzhaarige. Lysop versuchte krampfhaft, alles zu ignorieren, was seine Stubenkameraden verzapften, was ihm jedoch unglaublich schwer viel. Er hatte nicht vor, sich mit dieser brutalen Irren anzulegen, nein, danke. Er mochte seine Nüsse so, wie sie waren.
 

Besagter Seargant unterbrach einen ihrer Kampfkunsttricks und sah leise seufzend zum Chaostrupp rüber. Tashigi verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem sie sich mit einer knappen Handbewegung die Brille gerichtet hatte. Musste Private Lorenor wirklich wieder den Unterricht stören? Hatte er denn nichts aus der Lektion gelernt, die sie ihm verpasst hatte? Anscheinend nicht... Aber andererseits konnte sie verstehen, dass Lorenor Zorro sich um seinen Kollegen sorgte. Es war irgendwie schon fast... niedlich?! Naja, ein passenderes Wort viel ihr im Moment nicht ein.

"ACE!!" Der Angesprochene zuckte abermals zusammen. Was hatte er denn jetzt wieder verbrochen?

"Ja, Searge?!"

"Geh nach hinten in die Kammer und hol einen von den kleinen Kästen, damit wir O'Bannion's Beine hochlegen können." Ace blinzelte verwirrt, hatte gerade noch so den Schlüssel zur Abstellkammer fangen können, der sonst in seinem Gesicht gelandet wäre. Er salutierte mit einem leichten Grinsen und machte sich vom Acker.
 

Zorro warf einen kurzen Blick über die Schulter und musterte seinen Seargent knapp, bevor er sich wieder voll und ganz dem Blondchen widmete. Halbherzig patschte er seinem Freund noch ein paar Mal ins Gesicht, bis Ace zurückkam. Dann half er dem Schwarzhaarigen, Sanji's Beine hochzulegen, ohne dass dieser sich auch nur einen Millimeter freiwillig rührte.

Missmutig versetzte er seinem Freund eine Ohrfeige. Das Klatschen war in der gesamten Trainigshalle zu hören. Abwartend behielt der Grünhaarige Sanji im Auge und seufzte dann genervt. Genug war genug.

Er beugte sich zu dem Blonden herunter. "...schweißnasse Brüste", murmelte er, darauf bedacht, das Jenkins ihn nicht hörte.

Blitzschnell fuhr der Koch in die Höhe. "WO? WO? WO?!!!"
 

Ace ließ den Kopf hängen, als der Blonde um sich sah wie ein aufgeschrecktes Huhn, in der Hoffnung ein paar wunderbar verschwitzte, weiche Brüste zu sehen, aber im Moment waren nur die seines Seargants zu sehen, verdeckt von ihrer Uniform.

"Da hätte ich es mir auch sparen können, die Kiste zu holen, ernsthaft!", empörte sich Ace und stellte sich wieder auf die Beine. "Dir ist echt nicht mehr zu helfen, Alter!"
 

"Da stimm ich dir ausnahmsweise mal zu", murmelte Zorro halblaut und trat Sanji gegens Schienbein, damit er endlich wieder zur Besinnung kam. Der Koch kam eindeutig nicht mit seinen Hormonen klar.

Der Blonde stutzte, warf Zorro dann einen giftigen Blick zu und verzog die Mundwinkel abrupt nach unten. Der Marimo hatte ihn angelogen. Dieser miese Dreckssack.

Dann atmete er einmal tief durch - und stutzte. "Verdammte Scheiße, was ist eigentlich passiert? Wieso lag ich auf dem verfluchten Boden?!"
 

"Tashi hat dich flachgelegt!", spottete Ace mit einem vielsagenden Grinsen. Seine Schultern bebten, als er sich das Lachen verkniff, zuckte jedoch unmerklich zusammen, als die Stimme seines Seargant hinter ihm aufhallte.

"KÖNNEN WIR JETZT ENDLICH WEITERMACHEN?! SONST MUSS ICH DIE VERSÄUMTEN STUNDEN VON EURER FREIZEIT ABZIEHEN!" Sofort stand der Schwarzhaarige wieder in Reih und Glied, denn Überstunden schieben zu müssen war nun wirklich nicht sein Ding.
 

Sanji's Augen leuchteten begeistert auf. "Tatsächlich?"

"Nein", knurrte Zorro genervt, zog den Blonden wieder auf die Beine und warf dann einen reichlich genervten Blick in Richtung ihres Drill Seargents. Das Ganze brachte doch überhaupt nichts. Er bezweifelte, dass auch nur einer der hier Anwesenden mehr als zwei, drei der von ihr vorgeführten Attacken im Kopf behalten hatte, geschweige denn in der Lage war, sie auch auszuführen.
 

Tashigi verdreht etwas die Augen über die derzeitige Lage, machte dann jedoch mit dem Unterricht weiter. Inständig hoffte sie, dass es nicht zu weiteren Verzögerungen kommen würde, denn sie hatte ebenfalls keine Lust, mehr Unterricht zu erteilen als unbedingt nötig.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"LORENOR ZORRO, HAKTS' BEI IHNEN?!"

Warum sie jetzt schon wieder vor ihm stand und ihn anschrie und vor allem, warum er es so spielend leicht schaffte, sie auf die Palme zu bringen, konnte sie sich beim besten Willen wieder nicht erklären. Was sie noch wusste, war, dass das Großmaul mal wieder einen seiner hohlen Sprüche gebracht hatte. Er hatte sich über ihre Kampftechnik beschwert und natürlich war das nicht einfach so an ihr vorbei gegangen. Egal, was er sagte und wie er etwas sagte, es brachte sie auf 180. Warum konnte sie diesen verdammten Mistkerl nicht einfach aus ihrer Wahrnehmung tilgen?! Warum musste ausgerechnet sie einen Problemrekruten bei sich im Team haben?! WARUM?!!!

"Wenn Sie ein Problem mit einen Unterricht haben, dann haben Sie wenigstens die Eier in der Hose, es mir ins Gesicht zu sagen!"
 

Der Angesprochene schnaubte. Dufte man jetzt nicht mal mehr seine Meinung sagen?

Gut, vielleicht hatte er unnötigerweise ein paar Schmipfworte und Kraftausdrücke zu viel in den einen Satz hineingepackt, aber meine Güte - sie waren in der Army, nicht im Kindergarten, das betonte sie selbst doch oft genug, oder etwa nicht?

Zorro ignorierte die beschwichtigenden Kommentare seiner Freunde, trat einen Schritt nach vorne und fixierte Seargant Tashigi wütend. "Hätte ich vielleicht, wenn Sie sie mir nicht zertreten hätten!", fauchte er zurück.
 

Wütend stemmte Tashigi die Hände in die Hüften und schnaubte. War so klar, dass ihr jetzt wieder ein Strick daraus gedreht wurde, weil ihr mal das Bein ausgerutscht war.

"ALS OB SIE DIE NOCH BRAUCHEN WÜRDEN! SOWAS WIE SIE DARF SICH EH NICHT FORTPFLANZEN!!" Gut, vielleicht war das jetzt nicht ganz die feine, englische Art, aber er hatte es schon wieder auf die verdammte Spitze getrieben.
 

Dem Grünhaarigen platzte nun entgültig der Kragen. Er war durchaus in der Lage, sich fortzupflanzen, danke der Nachfrage. Im Gegensatz zu dem offensichtlich frigiden Searge vor ihm, die sich mal wieder aufspielte wie die sprichwörtliche Furie.

"ACH NEIN?! KOMISCH, DENN DARIN HAB ICH ZUFÄLLIG ZIEMLICH VIEL ÜBUNG. NUR WEIL SIE DIE NICHT HABEN, MÜSSEN SIE IHRE FRUSTRATION ABER NICHT AN MIR AUSLASSEN!"
 

Sofort traten alle Anwesenden um sie herum mindestens drei Schritte zurück, um nicht versehentlich einen Fausthieb oder einen Tritt zu kassieren. Ace wollte noch dazwischen gehen, hatte schon fast Einspruch erhoben, da war es allerdings schon passiert.

"Zu spät...", murmelte Ace leise und grübelte schon mal darüber nach, welchen Sarg sein grünhaariger Freund wohl bevorzugen würde. Schlichte Fichte oder edles Teakholz?
 

Tashigi's Blick verfinsterte sich zunehmend. So etwas beleidigendes hat ihr bisher noch keiner an den Kopf geworfen. Der Seargant ballte ihre Hände zu Fäusten, so sehr, dass die Knöchel weiß heraus stachen. Am liebsten hätte sie hier und jetzt direkt zugeschlagen, aber da sie gerade mitten im Unterricht für Nahkampf waren, konnte man die Gelegenheit ja mal nutzen.

"Mein Unterricht ist also unnütz?!" Sie trat einige Schritte zurück, machte Platz, damit sie sich austoben konnte, während sie Lorenor Zorro sein dämliches vorlautes Maul stopfen würde. "Dann zeigen Sie mir, wie unnütz er ist!"
 

Gedanklich kratzte Zorro allerlei Gründe zusammen, warum ihr Unterricht scheiße war, bis er bemerkte, dass sie gar nicht darauf aus war. Jedenfalls nicht in der Art und Weise, die er zunächst vermutet hatte.

Stattdessen stand sie ein paar Schritte abseits von ihm und durchlöcherte ihn mit aggressiven Blicken. Wollte sie sich etwa mit ihm schlagen?

Einen langen Moment irritierte ihn das so sehr, dass er sie einfach nur verblüfft anstarrte.

Aber hey, das hatte er doch die ganze Zeit über gewollt, oder nicht? In der letzten halben Stunde hatte er zunehmend darauf gehofft, dass sich ihm diese Gelegenheit bieten würde, und nun war sie da und er zögerte, sie zu ergreifen. Mal wieder. Was war eigentlich los mit ihm?!

Hastig schüttelte er seine Bedenken ab. "Wer gibt den Startschuss?"
 

"ICH!"

Kaum hatte sie den 'Startschuss' gegeben, hatte ihm schon die linke Kniekehle weggezogen, am rechten Arm nach vorne gezogen und ihm seitlichen einen derben Tritt in die Magengrube verpasst. Sie war wirklich unbeschreiblich wütend und das bekam das Großmaul nun mit voller Wucht zu spüren. Sein Spruch hatte sie verbal auf die Bretter geschickt, jetzt konnte sie ihn auf die Bretter schicken - und das mit möglichst viel Schmerzen.
 

Seine Abwehr kam den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Das Wegziehen der Kniekehle brachte ihn aus dem Gleichgewicht, der Tritt raubte ihm die Luft und er landete hart rücklings auf dem Boden.

Überrascht blinzelte er an die Decke, den Arm immer noch erhoben, um ihren Tritt abzuwehren. Dann ließ er ihn sinken, rollte sich seitlich weg, um einem weiteren Tritt zu entgehen und kam flink auf die Beine. Noch während er tief durchatmete trat er auf den Searge zu, schlug mit der Faust gegen ihren Solar Plexus und setzte, während sie ein kleines Stück zurückwich, einen Tritt in ihre Seite hinterher.
 

Der Gegenangriff kam schneller und vor allem härter als erwartet. Tashigi krümmte sich etwas, hielt sich kurz die Stelle, an der Lorenor sie erwischt hatte. Anscheinend hatte ihr Gegenüber doch mehr Ahnung als erwartet, aber das würde sie dennoch nicht daran hindern ihn in die Knie zu zwingen und somit auch in die Schranken zu weisen. Doch im Moment blieb ihr keine Zeit, sich von seiner heftigen Rechten zu erholen. Hastig stellte sie sich wieder in Kampfposition, wartete darauf, dass der Grünschopf nah genug heran kam, um ihn auszuweichen und ihm den Ellenbogen gekonnt ins Gesicht zu rammen.
 

Zorros Kopf zuckte unwillkürlich zurück. Vielleicht hatte er sie unterschätzt: sie wusste jedenfalls ganz genau, was sie tat. An seiner Schläfe pochte es beunruhigend und er spürte, wie ihm Blut über die Wange rann. Aber Zeit, sich darum irgendwelche Sorgen zu machen oder die Schmerzen zu registrieren hatte er nicht. Stattdessen duckte er sich unter ihrem zweiten Schlag weg, trat in derselben Bewegung auf sie zu und fasste sie an der Hüfte. Schwungvoll hob er sie hoch, drehte sie über die Schulter und schleuderte Seargant Tashigi Jenkins rücklings auf den Boden.
 

Sanji, Ace, Lysop sowie der Rest der Truppe standen einfach nur fassungslos daneben, wussten wirklich nicht, was sie sagen sollten. Das war kein normaler Kampf, das war Krieg. Ace schüttelte nur fassungslos den Kopf, griff nach einer der Kippen, die Sanji ihm stumm gereicht hatte und zündete sich eine an. Ohne Worte!
 

Schneller, als Tashigi gucken konnte, hatte sich sich schmerzhaft auf den Boden wiedergefunden. Das würde heftige blaue Flecken geben, aber sie hatte sich ja darauf eingelassen. Aber jetzt, wo sie am Boden lag, konnte sie die Gelegenheit nutzen, den Grünspan mit einer Beinschere aus dem Gleichgewicht zu bringen und ihm einen heftigen Tritt in die Seite zu verpassen.
 

Für einen kurzen Moment hatte Zorro das Gefühl, der Tritt hätte ihm sämtliche Rippen gebrochen. Dann versuchte er probeweise zu atmen und als das ganz gut klappte, rappelte er sich eilig wieder auf, schaffte es gerade noch, einen Schlag von Jenkins zu blocken, in dem er sie am Handgelenk festhielt. Schnell verdrehte er ihr den Arm hinter dem Rücken und trat ihr die Beine weg.
 

Kurz zuckte ihr der Schmerz nun auch durch den Arm und das Handgelenk. Ein ziemlich starker Griff, den Lorenor da hatte, aber das hinderte sie nicht daran, sich aus seinem Griff zu drehen und ihm mit voller Wucht und gestrecktem Bein die Ferse unter sein Kinn zu rammen.
 

Sekundenlang war Zorro der festen Überzeugung, dass Jenkins ihm den Kiefer ausgerengt hatte. Jedenfalls hatte er nun eine grobe Ahnung, wie Captain Morgan sich damals gefühlt hatte.

Seine Zähne prallten schmerzhaft fest aufeinander, der Kopf wurde ihm in den Nacken gerissen und er verlor sein Gleichgewicht schneller, als er blinzeln konnte.

Erneut landete er hart auf dem Rücken, ließ Jenkins Handgelenk im Sturz los und ächzte unwillkürlich. Verdammt!
 

Das war eigentlich einer dieser Kämpfe gewesen, die Tashigi lieber gemieden hätte, denn im Prinzip hatte keiner von beiden wirklich gewonnen, eher das Gegenteil war der Fall. Sie hatten sich beide nun doch heftiger geprügelt als erwartet und das würde man die nächsten Tage über an manchen Blessuren erkennen. Die Schmerzen an ihrer rechten Seite, wo Lorenor sie zum ersten Mal erwischt hatte, waren enorm. Damit würde sie noch lange zu kämpfen haben. Aber letztendlich zählte nur, dass sie dem verdammten Penner das Maul gestopft hatte, und das nicht zu knapp.

Sie rieb sich die rechte Seite, ließ es dann aber doch, als sie merkte, dass das nichts brachte.

"Hast du... jetzt endlich genug, Schwachkopf?!"

Naja, Tashigi hatte ihn wieder geduzt, aber das war... im Eifer des Gefechts aus ihr heraus gekommen.
 

Missmutig stützte Zorro sich auf die Ellbogen. Blut rann ihm über Wange und Kinn, sein Kiefer schmerzte, ganz zu Schweigen von seinen Rippen - oder dem Rest seines Körpers. Und doch war ihm das Gefühl nur allzu vertraut und als er zu ihr hochblinzelte, fühlte er sich um Jahre zurückversetzt.

Für den Bruchteil einer Sekunde starrte nicht Jenkins, sondern Kuina zu ihm herab. Sie hatte mal wieder gewonnen. Und das wurmte ihn tierisch.

Genervt und bloß ein wenig wehmütig schüttelte er die aufkeimenden Erinnerungen ab. Das war nicht Kuina, auch wenn Jenkins ihr ohne die Brille, die ihr während des Kampfes runtergerutscht war, täuschend ähnlich sah. Und diesen Kampf hatte niemand gewonnen. Sie waren beide an ihre Grenzen gegangen.

"Wie man's nimmt", gab er keuchend zurück und rappelte sich wieder auf die Beine.
 

Wie man's nimmt?!! Skeptisch sah der Seargant zum Soldaten rüber, zog dann nur kurz scharf die Luft an, als der Schmerz wieder durch ihren Körper zuckte. Er hatte sich also nicht komplett verausgabt?! Warum gab er dann so einfach auf? Als ihr der mögliche Grund für sein Verhalten in den Sinn kam, fing Tashigis Auge an vor Wut heftig zu zucken. Angepisst bäumte sie sich vor Lorenor auf und stemmte die Arme abermals in die Hüften, was sie besser nicht getan hätte, da ihre rechte Seite heftig protstierte.

"HABEN SIE SICH ETWA ZURÜCK GEHALTEN?! NUR WEIL ICH EINE FRAU BIN?!!!!"
 

Einen langen Augenblick starrte Zorro sie bloß sprachlos an und glaubte ernsthaft, sich verhört zu haben.

Hatte Jenkins vielleicht so fest zugeschlagen, dass er zusammengeklappt war? Fantasierte er in diesem Moment bloß vor sich hin oder fing sie jetzt etwa tatsächlich auch noch damit an, genauso bescheuert daherzureden wie Kuina?

Er blinzelte zwei, drei Mal, und als sie ihn danach immer noch herausfordernd und irgendwie im Stolz gekränkt anfunkelte, ging der letzte Rest seiner Selbstbeherrschung über Bord.

"WAS SOLL DER SCHEIß DENN NUN WIEDER BEDEUTEN?! JETZT MACH ABER MAL HALBLANG!!"
 

"BIST DU JETZT AUCH NOCH BEGRIFFSSTUTZIG GEWORDEN?!!!! HAST DU ETWA NICHT ERNSTHAFT GEKÄMPFT, NUR WEIL ICH VOM SCHWÄCHEREN GESCHLECHT' BIN?!" Das nervte wirklich. Klar hatte sie es als Frau nie leicht bei der Army gehabt, aber nun, wo sie Second Lieutnant und dazu auch noch Drill Seargant war, brauchte sie sich nicht mehr herablassend behandeln lassen, schon gar nicht von ihren unterstellten Rekruten und vor allem von ihm nicht! Es hatte nun mal seine Gründe warum sie jetzt da war, wo sie war, nämlich als Vorgesetzte über (oder in dem Moment eher gegenüber) Lorenor Zorro und noch vielen anderen Soldaten.
 

"HALT! DIE! FRESSE!!!", forderte der Grünhaarige.

Sie hatte doch gar keine Ahnung, wovon sie da redete. Oder wie oft er diese Diskussion bereits geführt hatte. Und selbst jetzt, Jahre später, hing ihm dieses Thema immer noch zum Hals heraus. Sie hatte nicht das Recht dazu, in wieder auf diese Art in die Vergangenheit zu stoßen und seine Erinnerungen aufzuwühlen.

Schnaufend blickte er sie an. "ICH HAB DIE SCHNAUZE GESTRICHEN VOLL! REICHT'S DIR NICHT, DASS DU GENAUSO AUSSIEHST WIE SIE? MUSST DU JETZT AUCH NOCH GENAUSO REDEN WIE SIE?"
 

Einen langen Moment war Tashigi tatsächlich baff. Nach seinem Ausruf, dass die die 'Fresse halten' sollte, wollte sie ihn direkt ins Wort fallen, hatte auch schon für den Einspruch den Finger gehoben, stutzte dann jedoch, als Lorenor sie weiter anfuhr. Sie blinzelte irritiert, erst ein Mal, dann ein zweites Mal und noch ein weiteres, aber begriffen hatte sie immer noch nicht, was der Schwachkopf eigentlich wollte. "Warte, was?! JETZT IST ES AUCH NOCH MEIN AUSSEHEN?! WORUM GEHT'S DIR HIER EIGENTLICH?!"
 

Zorro hatte nicht vor, ihr irgendwas genauer zu erklären. Sanji hatte vollkommen Recht, er hatte das jetzt schon viel zu lange in sich hineingefressen und es tat unglaublich gut, seiner Frustration endlich ein Ventil zu geben. Und da war es ihm schnurzpiepegal, dass sie keine Ahnung hatte, wovon er überhaupt redete.

"KLAR IST ES DEIN AUSSEHEN, DU DUMME KUH!", fauchte er sie stattdessen an. Alles drehte sich bei ihm um ihr verfluchtes Aussehen.

"Alter, komm mal runter", zischte Sanji ihm in diesem Moment zu und fasste ihn am Ellbogen, um ihn bei Seite zu ziehen. Zorro riss sich von ihm los und wirbelte kurz zu ihm herum. "HALT DICH DA RAUS, KÜCHENSCHABE!!"
 

Der Rest der Truppe stand bewegungslos daneben, warteten ab, ob der Streit wieder in einer heftigen Schlägerei ausartete, wie es gerade eben der Fall gewesen war. Auch Ace und Lysop standen nur fassungslos da, konnten der Konversation ebenfalls nicht richtig folgen. Ace seufzte, als ihm klar wurde, was an dieser Situation nicht stimmte: das Popcorn fehlte!
 

"HAST DU DIR MAL SELBST ZUGEHÖRT?! STEHST DU UNTER DROGEN ODER WAS?!!!!" Das musste sich Tashigi als Seargant nun wirklich nicht bieten lassen. Das war sowas von beleidigend, dass ihr echt die Worte fehlten. Noch nie hatte es jemand gewagt, sie so dermaßen anzufahren. Das würde Lorenor Zorro irgendwann nochmal bitter büßen... und wenn sie meinte, 'bitter büßen', dann meinte sie richtig richtg bitter!
 

"ICH NEHME KEINE DROGEN!", brüllte Zorro nachdrücklich zurück und seine Stimme überschlug sich.

//So was von gelogen...//, dachte Sanji seufzend. Immerhin erinnerte er sich noch ziemlich gut an die experimentelle Phase seines besten Kumpels.

Entschlossen packte er den Grünhaarigen am Kragen und zerrte ihn gewaltsam einige Schritte von Seargant Jenkins weg. Es wurde eindeutig Zeit, dass jemand die Initiative ergriff und den Spuk beendete. Offenbar hatte Zorro sich so sehr in Rage geredet, dass er gar nicht bemerkte, wie wenig Sinn seine Worte machten.

Wie zu erwarten gewesen war, protestierte Zorro, kaum dass er widerwillig einen Schritt zurückgewichen war. "LASS DAS!"

"HALT JETZT DIE KLAPPE, LORENOR!", fauchte der Blonde ihn lediglich an. "Was du sagst ergibt gar keinen Sinn!!", fügte er etwas leiser hinzu.
 

Die Szenerie war für Seargant Jenkins so abstrus, dass sie wirklich nicht wusste, wie sie damit umzugehen hatte. Einen viel zu langen Moment wusste Tashigi nichts mit sich anzufangen. Einerseits hätte sie sich am liebsten geradewegs auf Lorenor gestürzt, ihre Brillenbügel abgerissen und damit seine Augen ausgestochen, andererseits schien er gerade so dermaßen verwirrt zu sein, dass er selbst wohl kaum wahrnahm, was er da eigentlich brabbelte. Teile eines Brillengestells in jeweils einem Auge stecken zu haben würde ihm da kaum weiter helfen.
 

Fragend sah Ace seinem, im wahrsten Sinne des Wortes, durchgeknallen Kumpel hinterher, fuhr sich unbeholfen durch seine schwaren Haare und trat auf seine Jugendfreundin zu. "Oh man, das ist selbst mir neu...alles klar?!"

Die Angesprochene winkte ab. Sie hatte gerade keine Lust, über diese total bescheuerte Situation zu reden. Zumal sie selbst nicht wusste, was da eigentlich genau passiert war. "Schafft mir einfach diesen Kotzbrocken aus dem Blickfeld, ich kann und will ihn heute nicht mehr sehen!"
 

Ohne auf Zorro's derbe Proteste zu achten, zerrte Sanji ihn einfach weiter Richtung Ausgang. Allerdings konnte er nicht verhindern, dass der Grünhaarige die Worte ihres Drill Seargants noch mitbekam.

"KEINE PANIK, ICH GEH FREIWILLIG!", keifte er über die Schulter zurück, stellte abrupt alle Gegenwehr ein und stieß die Tür auf. Sofort peitschte ihnen der Regen ins Gesicht.

Der Vorsicht halber ließ der Koch eine seiner Hände trotzdem auf Zorro's Schulter ruhen. Wenn Zorro derart schlechte Laune hatte, war ihm alles zuzutrauen.

"Lass mich los", raunzte der jedoch Sekunden später und stapfte wütend weiter hinaus in den Regen. Als der Blonde seiner Bitte nicht sofort nachkam, schlug er dessen Hand gereizt bei Seite, warf ihm einen zornigen Blick zu und sah sich danach, immer noch kochend vor Wut, auf dem Gelände um, bevor er wahllos irgendeinen Weg einschlug.

Silence is killing me

Moien, ihr Luschen! Angetreten zu Kapitel 17!
 

Lang, lang ist’s her…fünf Monate seit dem letzten Input von uns und wir finden, ihr habt lange genug gewartet – wir übrigens auch. Mindestens genauso lange sind eure Drill Seargant’s nämlich im absoluten Prüfungs- und Arbeitsstress gewesen, aber jetzt ist es Zeit für unsere Rückkehr! General of the Weird und General of the Stupid sind wieder vereint und unsere erste Amtshandlung besteht natürlich darin, euch mit neuem Lesestoff zu bombardieren und fleißig weiter Schwachsinn zu produzieren. Aber bevor wir mit letzterem anfangen, ein neues Kapitel für euch. Wir hoffen, ihr wisst es zu würdigen ;)
 

@ pbxa_539: Nein, Zorro ist wirklich nicht mehr zu helfen :D Aber früher oder später musste das ja mal so richtig krachen zwischen denen. Wo das hinführt…das steht in unserem ellenlangen Manuskript, aber das seht ihr schon noch früh genug ;)
 

@ HathorCat: Obwohl wir Drill Seargant’s eigentlich nicht als Brieftauben fungieren: Ace lässt ein dickes, genuscheltes Dankeschön für das Popcorn ausrichten. Ja, jetzt sind tatsächlich alle (mehr oder weniger) zufrieden :)
 

@ StannisBaratheon: Danke, endlich sieht das jemand mal genauso wie wir! Das war so was von überfällig!
 

@ Ysaye: Huhu! Über Zorros Vater wirst du noch mehr erfahren, als dir lieb ist (MUHAHAHAHA). Und was Spielkinder anbelangt…da pausieren wir momentan, denn irgendwie ergibt unsere Planung hinten und vorne nicht mehr wirklich viel Sinn und wir sind nicht mehr allzu zufrieden mit unserer bisherigen Leistung. Früher oder später (momentan sieht’s leider zeitlich etwas schlecht aus bei uns, es läuft also eher auf später hinaus) wollen wir die FF noch einmal komplett überarbeiten, damit es insgesamt übersichtlicher wird. Sozusagen ein Spielkinder 2.0 auf den Markt bringen. Sorry, falls wir dich damit enttäuschen ._____.
 

@ Moni: Nein, ein Psychodoc würde bei Zorro auch nur gegen die Wand laufen ;)
 

@ justin: Tja, was sollen wir dazu sagen? Danke! ^//////////^Freut uns, dass sie dir gefällt! Willkommen im Chaos, und nun…ANGETRETEN! GERADE STEHEN! SALUTIEREN!
 

Man kann mit jedem Menschen reden. Die Kunst besteht darin, es zu vermeiden. (Madame Pompadour)
 

Silence is killing me
 

Es schüttete wie aus Eimern und der Trupp unter Seargant Tashigi Jenkins watete bereits seit mehr als einer Stunde durch den Matsch. Das Vorwärtskommen wurde ihnen zusätzlich durch 20 Kilo Marschgepäck erschwert. Einer der wenigen, die kein Problem mit dem zusätzlichen Gewicht hatten, war Private Lorenor Zorro - aber der hatte auch ganz andere Probleme.

"Verdammt", schnaufte der Grünhaarige und verlangsamte seine Schritte kurzfristig, damit Ace, Sanji und Lysop zu ihm aufholen konnten und die Formation nicht durcheinander geriet. Während er wartete, versuchte er, durch den dichten Regen zur Spitze zu spähen, wo Jenkins unaufhaltsam voran Schritt.

Seit ihrem Kampf war er Luft für sie. Nein, noch weniger als Luft, korrigierte er sich selbst in Gedanken und verlagerte das Gewicht seines Rucksacks auf die andere Schulter. Für Jenkins existierte er schlicht und ergreifend nicht mehr.

Eigentlich sollte er wohl froh darüber sein. War er allerdings nicht. Im Gegenteil, es machte ihn wahnsinnig. Das Problem war, dass er ihr Verhalten verstehen konnte. Er hatte sich wie ein Geisteskranker aufgeführt und sie als auch sich selbst vor allen Anwesenden zum Gespött gemacht. Aber anstatt ihn dafür zu bestrafen, blickte sie seitdem einfach durch ihn hindurch, als würde es ihn gar nicht geben.

Das machte es nicht gerade einfacher.
 

Mit einem Seitenblick zu seinen Kameraden vergewisserte er sich, dass sie wieder auf gleicher Höhe waren, dann zog er sein Schritttempo wieder etwas an. Es kam gar nicht in Frage, den Anschluss an Jenkins zu verlieren. Vielleicht konnte er seinen Auftritt nicht wieder gut machen, aber er konnte ja zumindest damit anfangen, ihr das Leben etwas leichter zu machen.

Und dazu gehörte es nun mal, dafür zu sorgen, dass die verdammte Formation so blieb, wie sie es wollte.

"Wie lange will sie mich denn noch ignorieren?!", knurrte er halblaut an Ace gewandt.
 

Tatsächlich war auch Ace aufgefallen, dass seine Jugendfreundin den Grünspan kein bisschen mehr beachtete und das hieß was, wenn selbst der begriffsstutzige Ace mal was checkte. Er japste. Nach reden war ihm eigentlich gar nicht zu Mute, da er seine Luft eher für den Marsch aufheben wollte, aber wenn Zorro ihn schon von der Seite anquatschte...

"Tja, was fragst du mich das? Wenn's dich nervt, dann quatsch sie an. Wenn du Glück hast, antwortet sie dir. Und komm jetzt nicht auf die bescheuerte Idee, ich würde dir irgendwie helfen. Das hast du dir selbst eingebrockt." Obwohl sein Atem wirklich stark begrenzt war, hatte Ace das nötigste gesagt. Jetzt musste er erst mal zusehen, dass er Schritt halten konnte - und das war leichter gesagt als getan, denn sein Searge war wirklich gut zu Fuß.
 

Seufzend betrachtete Zorro seinen Nebenmann. Toll, einen besseren Rat hatte er nicht auf Lager?

Genervt streckte er den Arm aus und zog dem Schwarzhaarigen den Rucksack von der Schulter, um ihm das Gepäck abzunehmen. Vielleicht hatte er dann ein, zwei Atemzüge übrig, um ihm mal zu erklären, mit welchem Satz genau er Jenkins eigentlich so beleidigt hatte. Oder war es doch eine Mischung aus allem gewesen?

"Womit genau hab ich sie denn so abgefuckt?"

"Von allem ein bisschen...", bestätigte Ace seine schlimmsten Vermutungen und sah seinem Kumpel dankbar an, als der seinen Rucksack auch noch trug. Der Mann war 'n Tier! "Aber ich denke, vor allem ist sie so genervt, weil du ihr Sexualleben angesprochen hast." Ja, wenn es um sowasging war mit Tashigi nicht gut Kirschen essen und das konnte er gut nachvollziehen. Tashi hatte mit Männern keine bis einschließlich nur schlechte Erfahrungen gesammelt.
 

Ace' vage Antwort brachte ihn nun auch keinen Schritt weiter. Frustriert schwang der Grünhaarige den zweiten Rucksack über die freie Schulter und kratzte sich gedankenverloren an dem Tape, das auf seiner mittlerweile doppelt gebrochenen Nase klebte.

Irgendwie musste er Jenkins doch besänftigen können. Die ersten Anläufe hatte er ja bereits gemacht; in den letzten Tagen war er ein absolut vorzeigbarer Rekrut gewesen. Nahezu ein Bilderbuch-Soldat. Aber Jenkins schien es nicht einmal ansatzweise bemerkt zu haben.

Aber dass sie speziell wegen ihrem Sexualleben so mega angepisst war, ergab für ihn noch weniger Sinn. "Wieso das denn? Hat Sie das etwa echt ernst genommen?!", hakte er nach. Immerhin war das noch einer der Sprüche gewesen, die ihm nur rausgerutscht waren und die er alles andere als ernst gemeint hatte.
 

Ace stutzte, wäre wohl stehen geblieben, wenn sein Hintermann ihm nicht in die Hacken getreten und ihn angemault hätte, er solle seinen Arsch vorwärts bewegen. Entschuldigend hob Ace nur die Hand, sah dann jedoch skeptisch zu seinem Kumpel rüber. "Was interessiert es dich? Sei doch froh, dass sie dich ignoriert. Das wolltest du doch, oder nicht?! Entscheid dich mal!", motzte Puma und verdrehte nur die Augen. Warum sollte er Zorro aus der Bredouille helfen? Er stand zwischen den Stühlen, ihn ging das Ganze rein gar nichts an und Tashigi würde ihn einen Kopf kürzer machen, falls sie herausfand, dass er sich zu dem Thema auch nur vage geäußert hatte. Und er würde erst recht nicht reden, wenn alle mithören konnten. Er war doch nicht lebensmüde!
 

Zorro schwieg zu den Vorwürfen. Dabei hatte er gar keine Einzelheiten hören wollen, sondern bloß wissen wollen, warum zum Teufel sie wegen diesem Satz sauer auf ihn war. Alles andere hatte er hundert Mal ernster gemeint als den Spruch.

Außerdem...ja, vielleicht hatte er gewollt, dass sie ihn in Ruhe ließ. Aber nicht, dass er für sie gestorben war, sie ihn vollkommen ignorierte, als würde er gar nicht mehr existieren.

Trotzdem hatte er sich das selbst zuzuschreiben und dieser Fakt wurmte ihn Tag für Tag mehr.

Aus den Augenwinkeln sah Ace skeptisch zu Zorro rüber. Er machte einen durchaus angemessenen zerknirschten Eindruck. Es schien ihm wirklich an die Nieren zu gehen. Ace seufzte kurz auf, als er überlegte, was er nun sagen sollte.

"Alter, wenn's dich so stört, dann spring‘ mal über deinen Schatten und entschuldige dich. Ooooder du lässt es drauf ankommen und stellst etwas so Beschissenes an, dass sie dich anschreien muss." Letzteres hatte er in der Schule öfters ausprobiert. Ein Glück, dass Tashi mittlerweile leichter reizbar war, denn damals hatte das nicht immer funktioniert. Und Tashilein war oft sauer auf ihn gewesen... wirklich oft... Scheiße, hätte er damals 'ne Strichliste geführt, wie oft sie wegen ihm abgefuckt war, wären wohl 2 DIN A 4 Seiten voll geworden... mit Rückseite... innerhalb einer Woche!
 

Zorro schmunzelte unwillkürlich. Jenkins extra auf den metaphorischen Sack gehen, so ein Einfall könnte einfach nur von Ace kommen. Aber an und für sich hatte die Idee ein gewisses Flair, besonders weil er die Worte 'es tut mir leid' wohl beim besten Willen nicht über die Lippen bringen würde. Selbst ein kurzes 'sorry' wäre schon zu viel des Guten. Außerdem hatte er sich so grandios daneben benommen, das vermutlich selbst die schmierigste Entschuldigung der Weltgeschichte bloß auf taube Ohren gestoßen wäre.

Nein, Scheiße bauen war da schon eher seine Devise.

"Keine schlechte Idee, Puma", gestand er ein, nahm Ace' Rucksack und drückte ihn ihm wieder vor der Brust.
 

Das plötzliche Gewicht seines Rucksacks brachte den Schwarzhaarigen kurz ins Schwanken. Scheiße, hätte er Zorro noch ein bisschen hingehalten, hätte er wohl weiterhin seinen Rucksack geschleppt. "Honey, ich weiß nicht, ob das nach so einem miesen Streit eine gute Idee ist...", warf der Ace ein. Er war wirklich der aller letzte, der unter Gottes Sonne Moralapostel spielen durfte, aber Zorro wusste nicht einmal genau, was er verbrochen hatte. Und das jetzt unnötig ausreizen war wahrscheinlich nicht so clever, wie die Moosmatte dachte. Verdammt, da war ihm aber auch wieder was Dummes rausgerutscht!

"Lass das mal meine Sorge sein", gab der Grünhaarige gelassen zurück. Mit dem Hemdsärmel wischte er sich den kalten Regen aus dem Gesicht, während er gedanklich resümierte, wofür Jenkins ihn schon alles zur Schnecke gemacht hatte. Bis ihm auffiel, dass sie ihn seit seiner Ankunft sogar für das Krümmen seines kleinen Fingers angemotzt hatte. Auf die Art kam er nicht weiter.

Dann erinnerte er sich an ihre Auseinandersetzung auf einem ähnlichen Marsch. Bei ihrer kleinen Schlammschlacht hatte sie ihm beinahe den Kopf abgerissen. Ob er da was rausholen könnte?
 

Wild entschlossen straffte er die Schultern und beschleunigte seine Schritte, bis er Ace & Co hinter sich gelassen hatte und an den vorderen Reihen vorbeimarschierte, geradewegs auf Seargant Jenkins zu. Als er kurz hinter ihr war, ging er in die Hocke, schaufelte mit beiden Händen Matsch zusammen und schleuderte ihn ihr entgegen, genau auf den Hinterkopf.

Der Trupp blieb augenblicklich stehen, trauten sich nicht einmal zu atmen, als der Grünspan die Unverfrorenheit besaß, seinem Drill Seargant einen Klumpen Matsch an den Hinterkopf zu werfen...warum auch immer er es getan hatte! Ace hielt sich die Augen zu. Er hatte befürchtet, dass es ganz Dicke kommen würde, aber so und dann auch noch jetzt?! Das hatte ihn jetzt echt überrascht.
 

Als Drill Seargant Jenkins einen pochenden Schmerz am Hinterkopf spürte und ihr der Schlamm in den Nacken rutschte, konnte sie förmlich riechen, wer dafür verantwortlich war. Dabei hatte sie wirklich gedacht, sie hätte diesen verdammten Lorenor Zorro umgepolt bekommen, immerhin war er seit dem Kampf ein halbwegs brauchbarer Soldat gewesen. Tja, da hatte sie sich wohl geirrt.

Ohne dem Täter auch nur eines Blickes zu würdigen fuhr sich Tashigi über den schmerzenden und schlammverschmierten Hinterkopf, hob ihre Mütze auf, die ihr nach dem Treffen runter gefallen war und setzte sich diese, innerlich explodierend, wieder auf den Kopf, bevor sie sich wieder anständig den 20 Kilo-Rucksack schulterte und den Marsch fortsetzte. Das würde Lorenor Zorro noch büßen. Sie wusste zwar noch nicht wie und wann, aber das würde sich noch ergeben.
 

Fassungslos blickte Zorro ihr nach und fragte sich, was er falsch gemacht hatte.

Sie hätte ihn doch zumindest einmal wütend ansehen müssen, wenn sie ihn schon nicht großartig zur Schnecke machte. Aber sie hatte noch nicht einmal gezuckt, geschweige denn ihm auch nur den Hauch von Beachtung geschenkt. Dabei hatte er fest damit gerechnet, dass sie ihr eisiges Schweigen endlich brechen und ihn unangespitzt in den Boden rammen würde.

Missmutig wischte sich der Grünhaarige die dreckigen Hände an der Hose ab und stapfte zurück an seinen angestammten Platz. "Mist", stellte er dabei genervt fest. Wenn das schon nicht funktionierte, was dann?
 

"Du kannst echt so ein Arsch sein...", maulte Ace und verschränkte die Arme. Ja, Zorro war wirklich ein Ekel. Und seinen Searge vor der ganzen Truppe so bloßzustellen war selbst für seinen Kumpel eine echte Meisterleistung – und das war nicht als Kompliment gemeint.

Der Schwarzhaarige verzog das Gesicht, als er von links ein Bein heranrauschen sah, um den Grünspan volle Kanne zu erwischen.

Zorro hörte Ace' Worte kaum, so tief in Gedanken versunken wie er war. Noch weniger sah er Sanji's Bein auf sich zukommen, sodass ihn der heftige Tritt vollkommen unvorbereitet traf und ihn durch die dichten Büsche am Wegrand beförderte.
 

Ächzend landete er rücklings im Dickicht und blinzelte irritiert. Dann setzte er sich seufzend auf - die Jungs hatten Recht, er war ein Arschloch und ein Ekel - und wischte sich ein paar aufgeweichte Blätter von der Uniform. Missmutig schulterte er den Rucksack mit der Ausrüstung und stiefelte durch das Gestrüpp zurück zu seinen Kameraden, ohne sich mit einem Mucks über den Tritt zu beschweren.
 

"MARIMO, DU VOLLARSCH! WAS DENKST DU DIR EIGENTLICH DABEI?!", motzte Sanji und war drauf und dran, nochmals auf den Idioten einzutreten. Ace seufzte. "Er denkt gar nicht...", erklärte er und duckte sich unter einem weiteren Tritt des Blonden hinweg. "DU BIST GENAUSO SCHLIMM! DU HAST IHN DOCH ERST AUF DIESE HIRNVERBRANNTE IDEE GEBRACHT! KANNST DU NICHT MAL FÜNF MINUTEN DEIN DUMMES MAUL HALTEN?!!"

Ace musste sich eingestehen, dass der Trittwütige damit nicht ganz falsch lag. Er hatte mal wieder schneller gesprochen als nachgedacht, das musste er sich am besten schnellstmöglich abgewöhnen, wenn er hier nicht verprügelt werden wollte.

"Reg dich ab, es war bloß ein Versuch", ging Zorro zerknirscht dazwischen.

Ein Versuch, der gründlich in die Hose gegangen war. Er musste sich wohl oder übel eine neue Strategie zurechtlegen.

"Ein Versuch?", wiederholte Sanji spitz und seine ohnehin schon kritisch hochgezogene Augenbraue verschwand nun vollends in seinem Haaransatz. Einen langen Moment starrte er den schlammbeschmierten Grünhaarigen einfach bloß fassungslos an, dann riss er sich zusammen.

"Hör mal, sie ist bereits sauer auf dich. Warum musst du es unbedingt darauf anlegen, sie noch wütender zu machen?", knurrte er ungehalten in die Richtung seines Kumpels.

"Sie ignoriert mich vollkommen, was soll ich denn sonst machen?!", pampte Zorro zurück.

"Dich entschuldigen?!!", schlug der Blonde gereizt vor. "Immerhin machst du andauernd Scherereien."
 

Das konnte Zorro nicht abstreiten, trotzdem verwarf er Sanji's Vorschlag sofort wieder, genauso, wie er es bei Ace getan hatte.

"Ehrlich Alter, manchmal denk ich, du hast sie nicht mehr alle!", seufzte Ace. Gut, er selbst war selbst eine Vollzeitkatastrophe, aber Zorro setzte dem manchmal noch die Krone auf. "Warum bestehst du so sehr darauf, dass sie mit dir redet? Du kannst sie ja nicht mal leiden, freu dich doch, dass sie dich in Ruhe lässt."

"Ich-", setzte Zorro überzeugt an und brach dann ab. Eigentlich hatte Ace Recht. Er mochte Jenkins nicht und an und für sich war es eine nette Abwechslung, mal nicht alle fünf Minuten lautstark von ihr zur Schnecke gemacht zu werden. Er hasste es, dass sie aussah, wie Kuina. Und sich so verhielt. Und vielleicht war es gerade deshalb so vollkommen inakzeptabel, dass sie ihn ignorierte, denn Kuina hatte er gemocht, auf seine eigene verquere Weise. Und ignoriert hatte sie ihn nie.
 

Seufzend vergrub er die Hände in den Hosentaschen und warf Ace einen scharfen Blick zu. "Sie sieht jemandem ähnlich, den ich mal kannte, okay?!", sagte er dann knapp angebunden.

Ace versuchte gedanklich alles zusammen zu puzzeln und kam zu folgendem Entschluss: "Ja, und?" Selbst, wenn Zorro mal jemanden gekannt hatte, der zufällig Tashigi ähnelte, war's doch komplett egal. Skeptisch sah er zu Sanji rüber, der den Blick nur erwiderte. "Mochte er diese Bekanntschaft von früher?"

Sanji wiegte den Kopf hin und her. "Eigentlich schon..." Das war untertrieben. Zwar hatte sich Zorro permanent über Kuina aufgeregt, aber er hatte andauernd über sie geredet. Viel zu viel, beinahe beängstigend viel.

"Na dann... das ändert doch nichts an der Tatsache, dass du Tashi nicht leiden kannst. Wenn du die Kleine von früher mochtest, den Searge aber nicht, dann können die beiden sich wohl doch nicht so ähnlich sein."

"Sie sind sich zum Verwechseln ähnlich", knurrte Zorro. "Das ist ja das Problem."
 

Er wusste selbst, wie merkwürdig das klang. Was er sagte, ergab nicht allzu viel Sinn, nicht mal in seinen Ohren. Und er erwartete auch gar nicht, dass es irgendjemand verstand, denn er verstand es ja nicht einmal selbst. Aber er träumte jede Nacht unzusammenhängenden Unsinn, ein Wirrwarr, in dem Tashigi Jenkins und Kuina beide höhnisch auf ihn herab lächelten und irgendwie zu ein und derselben Person verschmolzen. Er konnte Jenkins nicht leiden, denn sie lebte und seine beste Freundin verrottete seit Jahren unter der Erde.

Entschlossen schob er die Gedanken bei Seite und wich auch stur den Blicken seiner Zimmergenossen aus. Er wollte dieses Thema nicht unnötig vertiefen.
 

Ace schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme. "Manchmal bist du seltsam, Honey..." Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, gab's einen Tritt von links. Sanji knurrte. "Du bist viel schräger, Mann!" Auch, wenn Zorro irgendwie einen an der Klatsche hatte, Sanji konnte ihn verstehen. War halt nicht einfach, jeden Tag seine verstorbene Freundin zu sehen. Und er musste zugeben, dass ihn das auch fertig machen würde. Er hatte sich ja schon erschrocken, als er Tashilein das erste Mal gesehen hatte, wie musste Zorro sich da erst fühlen?

Der Grünhaarige fühlte eine jähe Welle der Zuneigung für Sanji in sich aufsteigen. Aus den Augenwinkeln hatte er die beiden beobachtet, während er vorgab, stur geradeaus zu schauen. Jetzt warf er dem Koch ein kurzes, dankbares Grinsen zu.
 

"Was meintest du mit 'kanntest'?", riss Lysop ihn dann aus seinen Gedanken. Die Langnase sah ihn ein wenig unbehaglich an, als fürchtete er, ebenfalls eine patzige Antwort oder einen Tritt verpasst zu kriegen. "Hast du keinen Kontakt mehr zu ihr?", fragte der Gelockte jedoch weiter. Offenbar siegte seine Neugier.

"Nein, hab ich nicht", erwiderte Zorro und vergrub die Hände noch tiefer in den Taschen. "Sie ist tot."

Ace rieb sich den Schädel und sah dann verwundert zu Zorro rüber. "...kein Scheiß? Dann kann ich sogar halbwegs verstehen, warum du Tashi nicht leiden kannst." Der Gesprosste rieb sich schuldig über den Hinterkopf, als er die Miene seine Kumpels sah. Er hätte lieber nicht auf das Thema zurückgreifen sollen.
 

"Ist jetzt alles gesagt?! Können wir jetzt endlich weiter marschieren? Sonst holen wir die anderen nicht mehr ein!", motzte Sanji und zündete sich dreist eine Zichte an. Wenn man gerade nicht im Blickfeld ist, kann man wenigstens eine rauchen.

Zorro nickte fahrig, der Rest der Truppe war ihnen immerhin schon ein gutes Stück voraus. Es wurde Zeit, dass sie aufholten.
 

Seufzend setzte er sich wieder in Bewegung, den Kopf noch immer voll von tristen Erinnerungen, über die er lieber nicht nachgebrütet hätte. Aber vielleicht würden ihn seine Zimmergenossen jetzt nicht mehr mit nervigen Fragen löchern. Ace zumindest schien es endlich begriffen zu haben und auch Lysop tat sein Möglichstes, ihn nicht anzusehen.

Er nahm eine Kippe von Sanji entgegen, zündete sie sich im Gehen an und streckte dann eine Hand in Richtung Ace aus. "Gib mir deinen Rucksack, bevor du zusammenbrichst..."

Ace winkte ab. "Geht schon, aber danke, Schatzi!", grinste Ace nur breit, legte freundschaftlich einen Arm um Zorro Schulter und drückte ihn übertrieben einen Kuss auf die Wange. Sanji fuhr angeekelt zusammen, wobei ihm fast die Kippe aus dem Mund fiel. "Wääh, ihr seid ekelhaft!"
 

Überrumpelt stieß Zorro den Schwarzhaarigen von sich weg und wischte sich Ace' Sabber mit dem Ärmel von der Wange. "Idiot", stellte er nachsichtig schmunzelnd fest und übernahm kurzerhand die Führung.

Sanji stutzte, seufzte und verschränkte die Arme.

"Falsche Richtung, Zorro!"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Zorro starrte auf seinen Teller und versuchte herauszufinden, was genau diese Mahlzeit darstellen sollte. Der Konsistenz und Farbe nach zu urteilen nichts Gutes, aber das hielt Ace nicht im Geringsten davon ab, ordentlich zuzulangen.

Es war Wochenende. Besser gesagt, es war das Ende des Wochenendes, denn es war bereits Sonntagmittag und sie hatten nur noch wenige Stunden absoluter Freiheit zur Verfügung. Die meisten Rekruten waren über die freien Tage nach Hause zu ihren Familien gefahren, aber das kam weder für ihn noch für seine anderen Zimmergenossen in Betracht, schlicht und ergreifend deshalb, weil ihre Heimat zu weit weg war oder sie keine Familie mehr hatten.
 

Niemand von ihnen konnte mehr so genau beurteilen, wie sie die letzte Woche hinter sich gebracht hatten. Jenkins hatte sie regelmäßig an den Rand der vollkommenen Erschöpfung getrieben, sodass ihnen auch nach zwei Tagen Ruhepause immer noch bei jedem Schritt die Muskeln brannten. Den Samstag hatten sie daher beinahe komplett verschlafen und auch heute hatten sie geschlossen das Frühstück verpasst.

Und Ace schien ordentlich Nachholbedarf zu haben, wenn man sich die vor ihm auftürmenden Stapel leerer Teller musterte.
 

Zorros Stimmung war mittlerweile auf dem Tiefpunkt angelangt. Bis zum Wochenende hatte Jenkins immer noch keine Silbe an ihn gerichtet und seit Freitag hatte er sie gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Entweder, auch ihr Drill Seargant war nach Hause gefahren, oder sie war letztendlich vor ihm geflüchtet. Der Grünhaarige hätte es ihr nicht einmal verübeln können, denn er hatte keine einzige Gelegenheit verstreichen lassen, ihr Ärger zu machen. Seine Hoffnungen, dass sie dann endlich wieder mit ihm reden würde, waren jedoch jedes einzelne Mal zerstört worden.

Beinahe bewunderte er ihre Willensstärke; nicht einmal war sie aus ihrer Haut gefahren, obwohl ihr ihre Wut häufig ins Gesicht geschrieben stand. Kein Wunder, schließlich hatte er gleich drei Schildkrötenrennen angezettelt, sich mehrmals vor dem Unterricht gedrückt und die Stubeninspektion nicht mal ansatzweise bestanden, weil sein Schrank ein heilloses Durcheinander war. Er hatte sogar mit voller Absicht aufgehört, sich zu rasieren.

Er hatte vermutlich jede Regel mindestens einmal gebrochen und trotzdem nicht einen Laut von Jenkins bekommen. Nicht einmal den kleinsten Befehl oder Strafarbeit.
 

Langsam gingen ihm die Ideen aus. Den Dreitagebart hatte er sich mittlerweile wieder abrasiert und nachdem er am Samstagabend eine halbe Stunde lang nach seinen Kippen gesucht hatte, hatte er sogar den Schrank ein wenig auf Vordermann gebracht. Aber mit irgendwas musste er Jenkins einfach so sehr in Rage bringen können, dass ihr der Geduldsfaden riss.

In Gedanken versunken aß er seinen Teller halb leer, ohne irgendetwas zu schmecken, und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Ace. "Meinst du, sie redet mit ihr, wenn ich ihre Zimmertür wegsprenge?", fragte er den Schwarzhaarigen hoffnungsvoll.

"Klar, aber die letzten Worte, die du je hören wirst, werden 'Ich bring dich um!' sein", grinste Ace belustigt und malte sich gedanklich das Szenario aus. "Sie wird dich köpfen, dir in den Hals greifen und dich auf links krempeln, ernsthaft. Kannst froh sein, dass du noch alle Finger hast." Er hätte Tashi nämlich alle Male zugetraut, dass sie in mitten in der Nacht mit einer Zange bewaffnet ihr Zimmer... Verzeihung, ihre Stube betreten und ihm hinterrücks einen Finger abknipsen würde. "Sie hat mir damals in der Schulzeit eine Schere ins Bein gerammt. Leg dich also besser nicht noch mehr mit ihr an."
 

Seufzend widmete Zorro seine Aufmerksamkeit wieder dem Essen. Im Prinzip war es eh schon zu spät, um sich nicht mit ihr anzulegen, der Zug war schon längst abgefahren. Trotz Ace' Warnungen merkte er sich seine Idee, denn mittlerweile war ihm absolut jedes Mittel Recht, sie dazu zu zwingen, ihn wahrzunehmen.

Nachdenklich ließ er seinen Blick durch den Speisesaal gleiten, der jetzt, am Wochenende, eher spärlich besetzt war. Sein Blick blieb an der Fensterfront hängen. Draußen regnete es ausnahmsweise mal nicht, und obwohl die Landschaft eher einem matschigen Sumpf ähnelte, hätte er heute noch Lust, rauszugehen.
 

"Kommt nachher einer mit zu...", setzte er an die anderen gewandt an und verstummte schlagartig, als er draußen auf dem Hof einen Wagen halten sah. Einen Wagen, in dem niemand geringeres saß als Seargant Tashigi Jenkins höchstpersönlich.

Sein Plan, ihre Tür in die Luft zu jagen, verpuffte ins Nichts. Er hatte etwas viel Besseres. Warum war er da noch nicht früher drauf gekommen?
 

"Spitze", murmelte er, vollkommen perplex von diesem plötzlichen Geistesblitz, und sprang auf die Beine. Dass er den Stuhl umstieß, kümmerte ihn nicht. Stattdessen ließ er alles stehen und liegen und rannte wie von der Tarantel gestochen aus dem Speisesaal.

Sanji zuckte unmerklich zusammen, als der Stuhl laut gen Boden krachte. Genervt straffte er die Schultern und sah seinem Zimmergenossen nach. "MARIMO, DU AFFE! GEHT DAS NICHT EIN BISSCHEN LEISER?!!", motzte der Koch und stocherte dann angewidert in seinem Zeug - was auch immer das sein sollte - herum. Diese Plörre war eine Beleidigung an jeden, der in seinem Leben jemals den Kochlöffel geschwungen hatte.

Ace hingegen kratzte das üble Aussehen des Essens nicht und schnappte sofort nach Zorros Teller, als dieser den Raum verlassen hatte. Gierig sah er dann auch zu Sanji rüber und beäugte seinen Teller.

"Isst du das nicht?"

"Um Gottes Willen - NEIN!"

Gut, dann blieb ja nur noch die Langnase übrig!

Zorro hörte das Gekeife des Blonden bereits nicht mehr. Ausnahmsweise absolut zielsicher stieß er im Spurt die Tür des Haupteingangs auf und rannte über den Hof. Als er an Jenkins und ihrem Auto vorbeikam, hob er sogar kurz die Hand. "Hi Searge!", grüßte er keuchend und verschwand dann auf dem kürzesten Weg zu Franky's Werkstatt.
 

Zehn Minuten später stand er keuchend und vollkommen außer Atem in der Lagerhalle des Tüftlers. Er rang nach Luft und sah sich suchend nach dem Blauhaarigen um. "Hey...Fran...ky", stieß er angestrengt aus, durchquerte die Halle, als er den Warrant Officer entdeckt hatte. "Ich muss...mir was von dir...ausleihen."

Verwundert klappte der Angesprochene die Schweißermaske hoch und sah zum Grünspan rüber, der ziemlich fertig aussah. "So? Was brauchst du denn?"

Private Asshole

Startschuss!
 

Für Kapitel 18. Und für das besiegen der Frühjahrsmüdigkeit, denn ansonsten wäre das Kapitel heute noch nicht ansatzweise fertiggestellt. Aber wir wollen ja nicht den Teufel an die Wand malen. Es ist ja da – bereit, gelesen zu werden. Und es wartet schon sehnsüchtig auf euch, also worauf wartet ihr? Husch, husch!

PS: Etwas fehlt dieses Mal. Wer kommt drauf?
 

@ StannisBaratheon: Irgendwie schon oO
 

@ HathorCat: Top, die Wette…gilt!
 

@ Hutzi-Keksgetier: Du sagst es. Das war freundlich…bis jetzt. Und wie du dir denken kannst, wird Zorro deine Warnungen samt und sonders über den Haufen werfen…
 

@ Moni: Die Tür war was für Anfänger. Hier sind Profis am Werk.
 

@ pbxa_539: Quatsch, er sprengt doch nicht den Wagen in die Luft. Er ist viel kreativer!
 

@ Ysaye: Gut, dann weißt du ja jetzt Bescheid ;) Irgendwann geht’s weiter…
 

@ Feeodora: Willkommen im Dreck, Private! Bombe platzen lassen trifft es bei uns genau richtig. Da wird noch einiges auf dich zukommen, aber: lass dich überraschen ;) Danke für’s dazuschalten. Und jetzt: Marsch!
 

@ ette12380: Willkommen im Dreck, Private! Freuen Sie sich weiter, das nächste Kapitel wartet bereits, direkt hier unten. So nah und doch so fern ;) Danke für’s mitfiebern! Und jetzt: Abmarsch, lesen!
 

Ja, man muss seinen Feinden verzeihen, aber nicht früher, als sie gehenkt wurden. (Heinrich Heine)
 

Private Asshole
 

Tashigi Jenkins runzelte die Stirn, als ihr Problemrekrut so unübersehbar happy an ihr vorbeirauschte. Kopfschüttelnd warf sie die Fahrertür ihres Wagens hinter sich zu und verriegelte sorgfältig. Ihr Magen vollführte unbehaglich einige Kapriolen. Es konnte einfach nichts Gutes bedeuten, wenn Private Lorenor derart euphorisch durch die Gegend rannte und grinste wie die Tigerkatze aus Alice im Wunderland. Andererseits…was sollte schon großartig passieren? Die Gemeinheiten der letzten Woche konnte selbst Private Arschloch nur schwer toppen. Trotzdem, das ungute Gefühl ließ sie nicht los und die Entspanntheit des Wochenendes augenblicklich ins Nichts verpuffen. Unwillkürlich warf sie auf dem Weg zum Gebäude einige Blicke über die Schulter und beobachtete, wie Lorenor aus ihrem Blickfeld verschwand. Dann schüttelte sie entschlossen die Gedanken an den Mistkerl ab, drückte die schwere Eingangstür auf und machte sich auf die Suche nach Captain Smoker, um ihm die Berichte der letzten Wochen zu geben.
 

Sie fand ihren Vorgesetzten schneller als erwartet, denn kaum hatte sie die Kaserne betreten, stolperte sie auch schon gegen ihn. Hastig salutierte sie, ganz nach Vorschrift, und blinzelte sich den dichten Zigarrenqualm aus den Augen. „Hallo Captain. Wie war ihr Wochenende?“, fragte sie dann, während sie neben ihm herging und versuchte, Schritt zu halten. Smoker brummte etwas Unverständliches und nickte. Also hatte er seine freien Tage mal wieder in der Kaserne gebracht, so wie immer. Jenkins konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern, wann das mal nicht der Fall gewesen wäre. Hatte der Mensch eigentlich ein Privatleben? Eine Wohnung außerhalb dieser Irrenanstalt? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Irgendjemand musste ja die Stellung halten, damit hier nicht alles in Chaos versank.

„Lass uns erst Mal was Essen gehen…“, bemerkte Smoker zwischen zwei Zügen an der Zigarre und strebte geradewegs auf die Kantine zu. Schulterzuckend folgte Tashigi ihm, immerhin hatte sie heute noch nichts gegessen.
 

Zehn Minuten später bereute sie das. Eigentlich hatte Jenkins gedacht, nach jahrelanger Erfahrung nicht mehr sonderlich wählerisch zu sein, was den Kantinenfraß anbelangte, aber nun stellte sie fest, dass der Chefkoch sich mal wieder selbst übertroffen hatte.

Angewidert sah sie dabei zu, wie die Mahlzeit – in undefinierbarer Farbe und Konsistenz – von ihrer Gabel zurück auf den Teller tropfte. Angewidert schauderte sie. In welcher Welt nannte man das Essen? Sie schob den Teller von sich weg. „Ich verzichte!“, verkündete sie und sah fassungslos dabei zu, wie Smoker den Fraß vertilgte. Sie hatte das Gefühl, jeden Moment kotzen zu müssen.
 

Eine Sekunde später stand Ace hinter ihr, salutierte unbefangen in die Runde der Vorgesetzten und beäugte neidisch ihren Teller. "Darf ich?", fragte er flehend und zog sich bereits einen Stuhl heran.

"Bedien dich...", seufzte Tashigi und schob den Teller zu Ace rüber. "Bevor ich so was anfasse, hungere ich lieber!"
 

Smoker schmunzelte. Sein Second Leutnant war einfach zu wählerisch, eigentlich eine eher unpassende Eigenschaft für die US-Army, aber gut, das musste jeder für sich selbst entscheiden. Fast schon angewidert sah Jenkins dabei zu, wie die beiden Männer das Zeug in sich reinschaufelten. "Wie war dein Wochenende?", fragte sie dann seufzend, in der Hoffnung, dieses Mal eine etwas ausführlichere Antwort zu bekommen.

"Langweilig", fällte Ace sein Urteil zwischen zwei Bissen und linste zu Smoker herüber. Eigentlich hatte er gehofft, auch der Captain würde sein Essen nicht anrühren, aber scheinbar konnte er diese Hoffnung über Bord schmeißen.

Tashigi's Teller war schneller leer, als ihm lieb war. Ein wenig enttäuscht schob er den Teller von sich weg, stützte den Kopf auf die Ellbogen und grinste seine Jugendfreundin an. "Aber ich hab grade eine ganz tolle Idee, um der Langeweile nächstes Wochenende vorzubeugen", verriet er ihr. "Darf ich bei dir schlafen?????? Biiiiiiiiiitteeeeeeeeeeee!"
 

Smoker verschluckte sich heftig an dem Bissen, den er gerade zu sich genommen hatte und klopfte sich hustend auf die Brust. Was bitte war das für ein Knilch, der sich einfach so in die Wohnung seines Drill Seargant’s einlud?!

Auch Tashigi war baff. Was sollte sie denn jetzt sagen? Und dann auch noch vor Smoker? Eine peinlich gerührte Röte stieß ihr ins Gesicht und sie hob abwehrend die Hände. "Ähhhh, da-darüber reden wir ein anderes Mal!"
 

Enttäuscht hörte Ace damit auf, sie zu beknien. Von der Seite her warf er einen kurzen Blick auf Smoker und sah - wenn auch widerwillig - ein, dass er sich die Frage vielleicht hätte aufsparen sollen, bis sie allein waren. Oder zumindest kein weiterer Vorgesetzter in der Nähe war.
 

Seufzend lehnte er sich auf dem Stuhl zurück. "Okay", murmelte er dann. "Wie war dein Wochenende?"
 

"Ähnlich langweilig wie jedes Wochenende...", erklärte der Seargant und lehnte sich auf ihren Stuhl zurück. Sie unternahm nie großartig irgendwas an ihren freien Tagen, außer sich von der anstrengenden Woche auszuruhen. Wahrscheinlich war das sogar gar keine so dumme Idee von Ace gewesen, sich mal für ein Wochenende zu verabreden und die guten alten Zeiten wieder aufblühen zu lassen, aber darüber konnte man später noch reden.

Ace wollte gerade nachhaken, warum sie nichts unternommen hatte - immerhin hatte sie ein Auto und war somit 100% mobiler als er selbst - als etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

"Krasse Scheiße!", entfuhr es ihm, als sein Blick aus dem Fenster schweifte und er den Panzer sah, der geradewegs in Richtung des Hofes auf sie zurollte. So ein Teil hatte er schon öfter in Aktion sehen wollen!
 

Tashigi folgte dem Blick ihres Freundes und sah ebenfalls aus dem Fenster, direkt zu dem Panzer rüber. Sie stutzte kurz, schielte dann wieder zu Smoker rüber, der genauso verwirrt schien wie sie. "Seit wann üben die Panzerfahrer auch Sonntags?"

Auch der Captain was sichtlich überrascht. Vielleicht Strafdienst?
 

Interessiert beobachtete Ace, wie der Panzer näher kam.

Er hatte so ein Ding noch nie aus nächster Nähe gesehen - abgesehen von dem kurzen Blick, den er bei Franky in der Lagerhalle auf sie erhascht hatte - und er war beeindruckt, wie mächtig groß dieses tödliche Gefährt war. Was ihn allerdings am meisten erstaunte, war, dass das Fahrzeug direkt auf sie zusteuerte.
 

Eine knappe Minute später wusste Ace, wie falsch er damit lag. Der Panzer steuerte nicht direkt auf sie zu, sondern auf den Hof. Und eigentlich...nun ja, eigentlich wurde der Panzer direkt in Richtung von Tashigi's Wagen gelenkt.

Als der stählerne Koloss auf den Hof fuhr, wussten sowohl Tashigi, als auch Smoker, dass das keine normale Übung war. War der Fahrer betrunken?! High?! Geisteskrank?! Nein, viel schlimmer, denn als der Panzer unaufhaltsam scheppernd und krachend über Tashigi‘s kleinen Wangen rollte, hatte sie es gewusst. LORENOR ZORRO!!

Ihr Gesicht lief mindestens genauso rot an wie der nicht mehr ganz so ansehnliche Lack ihres geplätteten Wagens. Wie konnte dieser verfluchte Dreckskerl es nur wagen?
 

Die Karosserie, die der Panzer rücksichtslos unter sich zerquetschte, knirschte und ächzte dermaßen laut, dass es selbst bis in den Speisesaal zu hören war. Im Raum war es mittlerweile mucksmäuschen still geworden, ausnahmslos alle Anwesenden starrten - teils entsetzt, teils neugierig - auf das zerstörerische Geschehen draußen auf dem Hof.

Sanji klappte ungläubig die Kinnlade herunter. Auch ihm dämmerte gerade, was genau eigentlich da draußen vor sich ging. Ungläubig starrte er aus dem Fenster und sah zu, wie der Panzer über den roten PKW hinwegrollte und ihn zu einem platten Haufen Schrott verarbeitete. Kurz hinter dem zerdrückten Blechhaufen hielt der Panzer schließlich und während die perplexen Zuschauer im Speisesaal noch versuchten, das eben gesehene in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, klappte die Einstiegsluke auf und ein unverkennbar grüner Haarschopf kam zum Vorschein, dicht gefolgt vom Rest der Körpers.

Private Lorenor Zorro schwang sich gelassen aus dem Panzer heraus, setzte sich breit grinsend hin und zündete sich eine Zigarette an.
 

Entgeistert blickte auch Ace zu seinem anscheinend geisteskranken Kollegen rüber, drehte dann den Kopf um 90 Grad nach rechts zu Tashigi‘s vor Wut rot angelaufenen Gesicht. Und während alle Anwesenden schwiegen, brach Smoker in schallendes Gelächter aus. Das war während seiner Dienstzeit definitiv noch nie vorgekommen.

"Zu seiner Verteidigung... ehhh... wäre es nicht dein Wagen gewesen, hätte ich es lustig gefunden...", erklärte der Gesprosste nur und kassierte dafür einen mörderischen Blick seiner Sandkastenfreundin.

"Der ist echt so was von lebensmüde...", seufzte Lysop und konnte einfach nicht fassen, was für Gestörte in seiner Stube hausten. Er sollte sich lieber in ein anderes Zimmer verlegen lassen, irgendwo, wo man nicht jede Minute Angst haben musste einen Tritt zu kassieren oder von Blödheit angesteckt zu werden.
 

Zorro rauchte und ließ Seargant Jenkins dabei nicht aus den Augen.

Sie sah aus, als würde sie ihn am liebsten in Fetzen reißen. Damit war er ganz zufrieden, denn es hatte nicht den Anschein, als würde sie ihre Wut dieses Mal zügeln können und damit hatte sich seine Mission gelohnt. Sie war selbst schuld, dass er zu so drastischen Mitteln greifen musste, um sie dazu zu bringen, ihr Schweigen ihm gegenüber zu brechen.

Innerlich wappnete er sich gegen alles, was sie ihm an den Kopf schleudern könnte, und wartete schlicht und ergreifend ab. Hey, er hatte gerade ihr Auto geschrottet, allzu lange konnte es nicht mehr dauern, bis sie herauskam und versuchte, ihn umzubringen.
 

Umbringen war in diesem Fall noch gnädig. Jenkins malte sich sämtliche Folterszenarien aus, die sie kannte, als sie angepisst wie noch nie in ihrem Leben aus der Kantine stapfte, dicht gefolgt von Ace, der sie vor möglichen Mordversuchen abbringen wollte.

"Tashilein, beruhig dich doch erst Mal!"

"BERUHIGEN?!“ Tashigi’s Stimme schnappte über. „DER ARSCH IST ÜBER MEINEN WAGEN GEBRETTERT!!!" Und das ging absolut gar nicht. Sie hatte ihren kleinen Pkw wirklich gemocht, weil es die komfortabelste und fast schon einzige Möglichkeit war, von hier zu flüchten.

Schnaufend sah Tashigi auf jeden brauchbaren Gegenstand, an dem sie vorbei ging und überlegte, ob man Lorenor damit den Schädel einschlagen konnte. Nur blöd, dass es auf den Weg zum Hof keine Waffenkammer gab!

"Ja, ich weiß, ist dumm gelaufen, aber er hasst es nun mal, wenn man ihn ignoriert."

"HALT DIE KLAPPE UND VERPISS DICH, ACE!"
 

Der Angemotzte blieb kurz stehen und überlegte, ob es besser wäre seinen eigenen Arsch zu retten oder den seines gestörten Freundes? Im Moment musste er jede mögliche Leiche vermeiden, also ging er ihr dann doch wieder hinterher, um das schlimmste verhindern zu können.
 

Selbstzufrieden beobachtete der Grünhaarige, wie Jenkins den Speisesaal verließ. Jetzt war es nur noch eine Frage von Sekunden, bis sie wutschnaubend vor ihm auftauchte. Offensichtlich konnte sie ihn jetzt nicht mehr ignorieren und das gab ihm das Gefühl, dass es die Sache Wert gewesen war. Außerdem - Panzerfahrer machte irgendwie höllischen Spaß.

Wenige Augenblicke später sah er sie dann aus dem Gebäude kommen, dicht gefolgt von Ace.

"Hallo, Searge!", grüßte er gut gelaunt und salutierte von seinem Sitzplatz aus.

"KOMM MIR BLOß NICHT SO!", schrie die junge Soldatin und wollte geradewegs auf den Pnzer klettern, um Lorenor sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht zu dreschen, jeodch hielt Ace sie zurück und das war leichter gedacht als getan, denn Tashigi tobte und wütete wie ein Orkan. Dieser widerwertige, ekelhafte, vollkommen verblödete Dreckskerl von einem Mann!

"WENN ICH DICH KRIEGE, BRING ICH DICH UM, LORENOR!!"

"Tashi, bitte! Komm doch erst Mal wieder runter!", versuchte Ace sie zu beruhigen, doch seine Worte gingen zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.
 

Es war Genugtuung pur.

Na gut, es war noch nicht sonderlich sicher, ob Ace tatsächlich dazu in der Lage war, Jenkins auch langfristig davon abzuhalten, ihm die Scheiße aus dem Leib zu prügeln, aber Lorenor Zorro bekam, was er gewollt hatte: sie redete wieder mit ihm. Morddrohungen waren um Welten besser, als das eiserne Ignorieren - das war zumindest seine Meinung.

"Schön, Ihre Stimme zu hören, Searge!", stellte Zorro immer noch höchstzufrieden mit sich fest.

"DIE WIRST DU NICHT MEHR LANGE HÖREN!"
 

Jenkins verfluchte sich selbst, als sie darüber nachdachte, dass sie ihr Katana hätte holen können, Lorenor hätte vermutlich nicht mal die Beine in die Hand genommen. Dann hätte sie auch Ace von sich fern halten können, denn der klebte an ihr wie Uhu.

"Mann Tashi, das will er doch! Willst du ihm echt diesen Erfolg gönnen?" Mann, selten war Tashigi so aus ihrer Haut gefahren. Nicht mal Ace selbst hatte es bisher geschafft, sie so auf die Palme zu bringen, Zorro schaffte das aber anscheinend spielend leicht. Und auch jetzt, nach diesem Argument, war der Seargant nicht aufzuhalten.
 

Smoker wurde das allmählich zu bunt und vor allem zu laut. Tashigi‘s Gekeife konnte man durch die ganze Kaserne hören. Seufzend schob er den Stuhl, auf dem er saß, etwas zurück und schlenderte gemütlich Richtung Hof, um dem Quatsch ein Ende zu setzen.

"Hach, und es ist noch nicht mal Montag..."
 

"Ach, kommen Sie, Searge, das kindische Anschweigen hat doch keinen Zweck", erwiderte Zorro aufrichtig und deutete auf ihren geplätteten Wagen. "Sie können mich nicht ewig ignorieren!"

Das war eindeutig eine Tatsache. Wenn sie wieder beschließen sollte, ihn aus ihrer Wahrnehmung auszublenden, dass würde er sich eben etwas Neues einfallen lassen müssen. Der Fantasie waren immer hin keine Grenzen gesetzt.

Tashigi‘s Auge zuckte bedrohlich. "DU SPINNST DOCH!!", motzte sie wieder und Ace hatte wirklich alle Mühe, seine Freundin von Zorro fern zu halten. Nur gut, dass Smoker gerade zu Hilfe eilte, sofern man das 'Eile' nennen konnte. "Captain, könnten Sie bitte eingreifen, sonst gibt es Tote!"

"Schön, hatten wir schon lange nicht mehr...", meinte der Mann nur gelassen, fischte sich eine Zigarre aus der Jacke und steckte sich diese an. Ace war fassungslos. Wie konnte der Kerl nur so ruhig bleiben?!
 

"BITTE UM ERLAUBNIS LORENOR ZORRO DEN ARSCH AUFREIßEN ZU DÜRFEN!"

"Erlaubnis erteilt..."

"Bitte WAS?!" Und nun war sich Ace sicher, dass das hier keine normale Kaserne war. Trotz Erlaubnis ließ Ace seinen Searge nicht los. "Was stimmt nur nicht mit euch?!"
 

Zorro warf die Kippe nach unten auf den Boden und bereitete sich auf das Unvermeidliche vor.

Er bezweifelte stark, dass Ace seine Freundin jetzt noch lange würde zurückhalten können, nicht jetzt, da sie die offizielle Erlaubnis von höherer Stellung bekommen hatte. Und das hieß, dass er sich mit allen Mitteln verteidigen würde.
 

Tashigi hatte schon einen Fuß auf die Radketten des Panzers gestellt, krempelte sich wutentbrannt die die Ärmel hoch und ballte schon die Hände zu Fäusten. Vor dem Kriegsgericht würde sie vielleicht sogar wegen "Mord im Affekt" eine mildere Strafe bekommen. Aber die Strafe war ihr egal, denn auch so würde es voll und ganz genießen, wenn sie ihm bei lebendigem Leibe die Haut abzog. "WENN DU GLAUBST, DU-...", keifte sie, wurde allerdings mitten im Satz unterbrochen und von einem heftigen Ruck von den Beinen gerissen.
 

Was war denn nun los?
 

Sie war so sehr auf Kackbratzen-Lorenor fixiert, dass sie nichts anderes mehr wahr genommen hatte. Nicht mal das immer näher rückende Gebell eines Hundes... falsch, diesen Hundes! Dieser Hund schimpfte sich Bob, war ein noch relativ junger Golden Retriever und hatte schon fast die stolze Größe eines kleinen Ponys. Was für eine Maße würde diese Töle nur bekommen, wenn er erst Mal ausgewachsen war?
 

"TSCHULDIGUNG!", dröhnte kurz darauf eine Stimme über den Hof.

Smoker runzelte irritiert die Stirn und sah sich suchend um, während Lorenor Zorro verzweifelt gegen das Gelächter ankämpfte. Obwohl sein Leben auf dem Spiel stand und er es vermutlich bloß dem sabbernden Köter zu verdanken hatte, das er es noch nicht sofort eingebüßt hatte. Obwohl der Retriever seinen Searge noch fest auf dem Boden hielt und ihr begeistert das Gesicht abschleckte, behielt der Grünhaarige sie genauestens im Auge, um auf jeglichen Angriff vorbereitet zu sein.
 

In diesem Moment betrat ein Hüne den Hof. Er hatte graue Haare, trug eine extravagante Uniform und sein breites Kreuz wurde nur von seinem sehr viel breiteren Grinsen in den Schatten gestellte. "SORRY!", wiederholte er, während er schnellen Schrittes auf den Hund zu hastete.

"Garp?", stellte Smoker erstaunt fest. Was trieb den Verteidigungsminister bloß hierher?

"Opa?", murmelte Ace erstaunt und grinste flüchtig. "Hallo Opa!!", rief er dann bedeutend lauter.
 

Der Seargant versuchte sich derweil aus dem Griff und dem Gesabbere des Hundes zu befreien, was ihr unglaublich viel abverlangte. Sie kannte den Hund nur zu gut und auch sein Herrchen war im ganzen Land bekannt. Garp war Verteidigungsminister, ein sehr netter, wenn auch chaotischer Zeitgenosse. Jedoch - oder gerade deswegen - war er so beliebt bei den Leuten.

"Ieehh, BOB! MACH SITZ!" Als der Hund immer noch nicht aufhörte, seinen Sabber in ihrem Gesicht und ihre Nasenlöcher zu verteilen, fiel ihr wieder ein, dass der Hund auf normale Befehle gar nicht hörte. "Sch-STEH BEQUEM, SOLDAT!" Und schon hatte er Platz gemacht, allerdings direkt auf ihrem Bauch. Tashigi blieb die Luft weg.
 

Smoker seufzte, paffte an seiner Zigarre und verschränkte die Arme. Er konnte sich später noch darüber wundern, dass Garp auf der Matte stand. Jetzt musste er erst Mal seinen Second Leutnant befreien. "Ich freu mich dich zu sehen, ehrlich. Aber könntest du bitte deinen Hund zurück pfeifen, bevor er meinen Leutnant umbringt?"

Garp, der gerade strahlend zu seinem Enkel herübergesehen hatte, blickte verwundert auf, als Smoker das Wort so direkt an ihn richtete. "Ach, der tut doch keiner Fliege was!", winkte er ab. Dann fiel sein Blick allerdings auf Second Leutnant Jenkins und ein schuldbewusster Ausdruck huschte über sein Gesicht. "Bob, angetreten!", befahl er hastig.

Der Golden Retriever stand sofort auf, trampelte über Tashigi's Körper hinweg und trabte schwanzwedelnd zu seinem Herrchen hinüber. Der Verteidigungsminister ging vor ihm in die Knie und tätschelte ihm den Kopf. "Braver Junge!"
 

Brav?! In welchem Universum nannte man dieses Verhalten brav?! So verrückt konnte doch kein Hund sein, dass er sich einfach auf einen Menschen drauf setzte und ihn fast erdrückte. Naja zumindest war ihr noch kein anderer begegnet. Seufzend setzte sich Tashigi etwas auf, nahm ihre Brille ab und rieb sich mit ihren Ärmel den Schnodder aus dem Gesicht. Das war echt ekelig!
 

Smoker rieb sich die Schläfe. War er eigentlich nur von Verrückten umgeben? Ein durchgeknallter Verteidigungsminister, der seinen Hund auf Army-Befehle dressiert hatte. Sein Second Leutnant, die anscheinend mit einem Hund nicht fertig wurde, dafür aber mit jeder Wasserleitung in der Kaserne. Ein Panzer-klauen-und-damit-fremde-Autos-überrollender Geisteskranker und der mindestens genauso beschränkte und verfressene Enkel von Garp. Moment! Der Enkel von Garp?!! Leicht verstört legte er seinem Freund die Pranke auf die Schulter. "Hab ich jetzt auch einen Sprung, oder hat der Bengel dich gerade 'Opa' genannt?"

"Japp, hat er", erwiderte Garp mit einem strahlenden Grinsen im Gesicht. "Und vollkommen zurecht, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf", fügte er hinzu, als er Smokers zweifelnden Gesichtsausdruck bemerkte. Dann ließ er den Captain der Kaserne links liegen und stapfte, Bob dicht an seiner Seite, zu seinem naseweisen Enkel herüber.
 

Dort angekommen musterte er ihn aufmerksam von Kopf bis Fuß, dann schlug er ihm liebevoll die Pranke auf die Schulter und zwang den Schwarzhaarigen beinahe in die Knie. "Alles klar, Kleiner?"
 

Zorro beobachtete die ganze, absurde Szenerie von seinem hochgelegenen Standpunkt aus aufmerksam. Er bezweifelte, dass Tashigi in Anwesenheit einer Person, die noch höhergestellt war als Smoker, einen Angriff auf ihn wagen würde. Außerdem war er viel zu gebannt, denn Ace hatte nie auch nur mit einem Sterbenswörtchen irgendwas davon verlauten lassen, dass sein Großvater ein hohes Tier in der Army war. Das erklärte vermutlich, warum sie nach dem Zwischenfall mit Morgan nicht unehrenhaft entlassen worden waren…
 

Auch Tashigi war viel zu baff, um noch irgendwas sagen oder tun zu können. Dass Garp der Großvater von Ace war hatte sie wie eine Faust im Gesicht getroffen. Ace war nie wirklich redselig gewesen, was seine Familie anging. Nur Ruffy hatte sie einmal kurz kennen gelernt und in diesen fünf Minuten hatte sie feststellen müssen, dass der Kleine noch durchgeknallter war als sein großer Bruder.

Hastig schüttelte sie den Gedanken wieder ab. Sie hatte jetzt andere Dinge, die sie regeln musste, zum Beispiel den Panzer erobern und damit über Lorenor drüber brettern!

Angepisst stemmte sie die Hände in die Hüften. "LORENOR! RUNTER VOM PANZER UND ANGETRETEN, ICH BIN NOCH NICHT FERTIG MIT DIR!!!"
 

Ace grinste verschwitzt, als er dem Spektakel zwischen seinem Kumpel und seiner Sandkastenfreundin zusah. "Bei mir schon, aber mein Freund ist gleich einen Kopf kürzer...", seufzte er kurz und kratzte sich unbeholfen am Hinterkopf. Er hatte schon mehrfach versucht Tashi zu beruhigen, wie man sah vergebens. Und sich jetzt nochmal in die Bahn zu werfen und an direkter Front zu kämpfen kam für ihn nicht mehr in Frage. Zorro hatte sich da reingeritten, also sollte er sich auch schön selbst den Arsch retten.
 

Garp wandte sich nach der Antwort seines Enkels herum und musterte den Grünspan, der dort oben auf dem Panzer thronte und seinem Drill Seargant in diesem Moment genervt den Vogel zeigte. Offenbar dachte der Soldat nicht einmal ansatzweise daran, sein Territorium zu räumen. Der Verteidigungsminister blickte zu Leutnant Jenkins, die vor Wut schäumte. Seiner bescheidenen Einschätzung nach würde gleich Blut fließen.

"Der hat aber ganz schön Eier in der Hose", stellte Garp schmunzelnd an Ace gewandt fest. "Bist du der Kerl, der Captain Morgan den Kiefer ausgerenkt hat, Junge?", rief er danach dem Grünhaarigen zu.
 

Zorro ließ Tashigi nicht aus den Augen - das wäre lebensgefährlich - und es juckte ihn ein wenig, dass er ständig auf diese eine Missetat reduziert wurde. Und das war gar keine richtige Missetat, immerhin hatte er keine Wahl gehabt und Ace mit seinem beherzten Eingreifen den Kragen gerettet. Allerdings würde er seine Zeit jetzt nicht damit verschwenden, dass Ace' Opa zu erklären.

"Japp, Sir. Und stolz drauf!"
 

Tashigi zählte gedanklich bis 1000. Der Penner trieb sie noch in den kompletten Wahnsinn und er schien auch nichts dagegen unternehmen zu wollen, dass sie wieder nervlich runter kam. "Ja, und der Penner, der mein Auto niedergemäht hat!!" Verdammt, jetzt musste sie nochmal von vorne anfangen. 1, 2, 3...
 

Ace lachte und fuhr sich über die tränennassen Augen. Die beiden würde wohl nie auf einen grünen Zweig kommen. "Tja Alter, jetzt hast du mein übles Gegenstück auch kennen gelernt.", spottete Ace nur und sah weiter dem Spektakel zu. Wie lange Tashi wohl noch brauchen würde, bis sie höchstpersönlich auf den Panzer kletterte?
 

Smoker mischte sich nicht weiter ein und legte Garp nur kurz freundschaftlich eine Pranke auf die Schulter. "Ich bin erst Mal wieder in meinem Büro. Komm vorbei, wenn du hier fertig bist, okay?!" Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging der Raucher von dannen und zündete sich auf den Weg zum Büro eine neue Zigarre an.

Der Verteidigungsminister vergab seinem Enkel, großzügig wie er, war den unschmeichelhaften Spitznamen 'Alter' und beobachtete amüsiert, wie das so genannte 'üble Gegenstück' Einspruch einlegte, ohne seinen Blick von Jenkins abzuwenden.

"Ich bin das üble Gegenstück?! Laber keinen Scheiß!!", fauchte Zorro in die ungefähre Richtung des Schwarzhaarigen, während er gleichzeitig versuchte, Tashigi's Laune abzuschätzen. Sie sah hochkonzentriert aus und er befürchtete, dass ihm das zum Verhängnis werden könnte, da er von Ace und seinem trauten Familientreffen doch ein wenig abgelenkt war.
 

"So, so", murmelte Garp und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Herrlich!! Dann beschloss er, sich bei dem Grünhaarigen für die Rettung von Ace' Leben zu revanchieren, indem er ihm seins rettete. "Seargant Jenkins, beruhigen Sie sich und lassen Sie den Jungen unversehrt runterkommen. Ich bin sicher, er hat eine gute Erklärung für sein Verhalten."

Wieder musste Ace nur lachen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Natürlich bist du das 'üble Gegenstück', immerhin hast du Morgan den Kiefer gebrochen und Tashi‘s Wagen plattgewalzt."
 

Besagte Tashigi biss sich wütend auf die Unterlippe, als sie ihr geschrottetes Auto wieder brühwarm serviert bekam. "Tja, dann fragen Sie ihn doch mal, warum er so ein Arsch ist... Sir...", warf die Angesprochene ein und wartete nur darauf, dass der Mooskopf einen Fehler beging, um ihn dann in Ruhe erwürgen zu können. Sie legte sich wirklich auf die Lauer und das wusste Lorenor anscheinend, sonst würde er sie nicht die ganze Zeit über anstarren. Also einfach frech zurück starren und warten. Irgendwann würde sie ihn kriegen. Wenn nicht jetzt, dann spätestens beim nächsten Antreten.
 

Ace' schlüssiger Argumentation hatte der Grünhaarige nicht viel entgegenzusetzen. Dann bemerkte er, dass Tashigi anscheinend nicht im Traum daran dachte, dem Befehl zu gehorchen und ihn ungeschoren davonkommen zu lassen, und die Hoffnung, die er nach Garp's Worten geschöpft hatte, verpuffte abrupt.

Der weißhaarige, etwas exzentrische Verteidigungsminister schmunzelte aber bloß, nickte und legte dann den Kopf leicht schief, während er abschätzend zu Zorro hinaufsah. "Dann lassen Sie mal hören! Warum sind Sie so ein Arsch, Private?"
 

Ungläubig blinzend wandte das Arschloch seine Aufmerksamkeit kurz von Jenkins ab und richtete sie vollends auf Garp, ehrlich um Worte bemüht. "Na, weil sie mich ignoriert hat", gab er dann zurück. Und davor, ergänzte er gedanklich, weil sie mich nicht ignoriert hat.

"Aber du wolltest doch, dass sie dich in Ruhe lässt!" Ace schlug sich auf die Seite seiner Freundin und warf Zorro dann einen Tut- Mir-Leid-Honey-Blick zu. Mal ehrlich, Zorros Argumentationskette war nicht gerade schlüssig. Und selbst wenn Tashilein ihn ignoriert hatte, war das ja wohl noch lange kein Grund, ihren Wagen platt zu walzen.
 

Der Drill Seargant fuhr sich genervt über die Augen und seufzte tief. Das wurde ihr alles zu dumm, definitiv. Aus dem Alter war sie nun wirklich raus. Leicht kopfschüttelnd und tief seufzend machte sie sich auf den Weg zu ihrer Stube, fragte sich gedanklich, ob Private Arschgesicht an einer Aufmerksamkeits-Defizit-Störung litt, da er ja anscheinend viel Wert darauf legte (von ihr) beachtet zu werden.

Auch, wenn das jetzt wie ein Rückzug aussah, war der Krieg noch nicht vorbei, zumindest vorerst nicht. Und sie hatte auch schon einen Plan diesem Schwachsinn ein Ende zu bereiten.
 

"Na...ja! Aber nicht so!!", verteidigte Zorro sich händeringend, obwohl er dem Schwarzhaarigen am liebsten eine übergebraten hätte. Was fiel dem Idioten ein, in seinen Gedanken zu lesen als wäre er ein offenes Buch?!! Seinen dämlichen Hundeblick konnte er sich in den Arsch schieben!!

Garp brach in schallendes Gelächter aus und als der Grünhaarige sich kurz darauf wieder seinem Drill Seargant zuwenden wollte, war diese schon verschwunden. Verdammt. Jetzt hatten sie sich endgültig auf den Kriegspfad begeben und er rechnete fest damit, dass er ihre Rache in den kommenden Tagen zu spüren bekommen würde.

"Toll, du hast sie vergrault, Arschloch!", motzte Sanji nur genervt, der aus seinem Versteck gekommen war, als sein Drill Seargant und damit auch die drohende Gefahr gegangen war. Er liebte Tashigi wirklich über alles, aber manchmal konnte sie einem echt Angst machen... manchmal...
 

"Du hast den Kopf echt nur zum 'Scheiße aussehen' und draufkloppen, oder?! Welcher verdammte Teufel hat dich geritten, ihren Wagen zu schrotten?! Du tickst doch nicht richtig!!!!!" Ja, Sanji war auch sauer, und das zu Recht. Immerhin ärgerte die Moosfratze seine Liebste, wie konnte er es nur wagen?! Über die Schulter hinweg sah er kurz zu Ace und dem Alten rüber, hob nur begrüßend die Hand und grinste entschuldigend, immerhin war das nicht die feine Art, jemanden willkommen zu heißen.

Zorro musterte das Blondchen, nicht einmal sonderlich überrascht. Früher oder später hatte er bereits mit einem Anschiss seines Kumpels gerechnet. Mit später hatte er allerdings grandios danebengelegen. Er hätte wissen müssen, dass die Prima Ballerina nicht lange würde die Schnauze halten können.

"War's das dann?", hakte er jedoch nur nach und deutete auf den Panzer, auf dem er stand. "Ich muss den nämlich noch zurück bringen..."
 

Sanji fingerte eine Kippe aus der Zigarettenschachtel und zündete sich diese mit einem Streichholz an, zuckte dann nur knapp mit den Schultern. "Man tritt nicht auf Schweine ein, die bereits am Boden liegen", fing er an zu erklären und paffte den Qualm aus. "Außerdem kriegst du bestimmt sowieso noch einen auf den Deckel von Tashi-Hasi!"

"Da magst du Recht haben...", gestand der Grünhaarige zerknirscht, ging dann in die Hocke, um die Luke zu öffnen und stieg wieder hinab in die Tiefen des zerstörerischen Ungetüms. Wenig später brummte dessen Motor zufrieden und der kolossale Panzer setzte sich in Bewegung und rollte davon, ohne den Überresten von Tashigi's Wagen noch einmal zu Nahe zu kommen.
 

"Ist das hier immer so?", fragte Garp, während er interessiert dabei zusah, wie der Panzer auf dem Weg zurück ins Lager drei Bäume niedermähte.

Ace presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und sah nur versteinert dem Panzer hinterher, bevor er leicht anfing zu nicken.

"Bin zwar erst seit einer Woche hier, aber ja!" Und wenn er ehrlich war, war das bisher die lustigste, lockerste und durchgeknallteste Kaserne, in der er bisher seine Grundausbildung machen durfte, und das waren viele - ab der siebten hatte er aufgehört mitzuzählen.

Hina can't smell your sweat yet

Und ab dafür!
 

Nach mehr als zwei Monaten melden sich General of the Weird und General of the Stupid zu Wort und können erfreut verlauten lassen, das Kapitel 19 endlich da ist. Wir wissen es ja, die Kapitel lassen immer ein bisschen auf sich warten, aber wir hoffen es lohnt sich wenigstens für euch. Nun denn, Vorhang auf und Bühne frei für "Hina can't smell your sweat yet".

Haut rein und: Morddrohungen gehen wie immer an blumenpups und Lady_Tashigi.
 

@ pbxa_539: Du lagst richtig mit deinem Tipp =D Es fehlte Absatz(dingensbumens)! Hustenbonbon?
 

@ Ysaye: Tashi’s Rache und heftig? Ach waaaaaaaas *flöt*
 

@ Moni: Tashi bekommt ihre Rache noch. Worauf du wetten kannst!
 

@ StannisBaratheon: Ja, Garp’s Hund finden wir auch einsame Spitze ;) Und Smoker sowieso ^^
 

@ ette12380: Vielen Dank ^/////^ Ein Mittel gegen Lachanfälle haben wir leider nicht mit im Gepäck. Aber wer braucht das auch schon? ;)
 

Ein Freund ist ein Mensch, der dir völlig selbstlos schadet. (Wieslaw Brudzinski)
 

Hina can’t smell your sweat yet
 

Ungläubig starrte Private Lorenor Zorro auf das Formular, dass er in den schlammbespritzten Händen hielt. Es war noch keine halbe Stunde her, seit er das Zimmer nach seinen unfreiwilligen, zusätzlichen Joggingrunden wiedergefunden und die Jungs ihm diesen dämlichen Wisch in die Hand gedrückt hatten.

Seitdem war es beunruhigend still im Raum. Sanji saß wie vom Donner gerührt auf der Fensterbank und versuchte sich an einem neuen Rekord im Kettenrauchen, Lysop starrte betreten auf seine Füße (offenbar schwer darum bemüht, die Worte "Ich hab dich ja gewarnt" zurückzuhalten) und selbst Ace war ungewöhnlich ruhig, während der Grünhaarige seine Matratze mit Schlamm besudelte und den Zettel ein ums andere Mal las, bis er ihn fast auswendig konnte.
 

Ein Antrag, um aus der Army auszutreten. Keiner der anderen drei Jungs musste ihm erklären, woher dieser Zettel so urplötzlich kam. Das hatte er sich schon selbst denken können. Aber es gab eindeutig andere Wege, wie Jenkins ihm durch die Blume hätte nahelegen können, er solle sich von ihr fernhalten. Dieses Formular war es, als würde sie ihm "VERPISS DICH, ARSCHLOCH!" ins Gesicht schreien - und er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Sein Verhalten vom Sonntag war nicht gerade die feine, englische Art gewesen. Aber ihn indirekt rauszuschmeißen?

Sicher, sie hatten vor nicht allzu langer Zeit mal kurz das Thema angeschnitten, ob er sich nicht lieber vom Acker machen sollte. Aber soweit er sich erinnerte, hatten sie a) eine Dreiwochenfrist festgesetzt, bis er seine Entscheidung fällte und b) hatte er noch keine Entscheidung getroffen.

Auf dem Formular stand allerdings bereits eine Reihe von Rücktrittsgründen, die er angeblich vorgetragen hatte, und die Stelle, wo er unterschreiben sollte, war mit einem fetten, roten Kreuz markiert, sodass er es unmöglich übersehen konnte.
 

Und je öfter er sich das Blatt durchlas, desto wütender wurde er.

"Das kann unmöglich ihr Ernst sein", murmelte er dann geistesabwesend und war nahe dran, den Zettel in kleine Konfetti-Stückchen zu zerreißen.

Sanji ließ ein nervöses Lachen ertönen. "Du bist doch nicht wirklich überrascht? Du hast ihren Wagen zu Schrott gefahren."

Zorro warf ihm einen giftigen Blick zu. "Aus gutem Grund. Außerdem war ich heute ganz brav", entgegnete er gereizt, sprang vom Bett und stürzte auf die Tür zu.

"Wo willst du denn hin?", fragte Lysop mit panischem Unterton.

"IHR SAGEN, DASS SIE SICH DEN VERDAMMTEN ZETTEL IN DEN ARSCH SCHIEBEN KANN!!"
 

Ace verschränkte die Arme seufzend vor der Brust und gesellte sich zum Koch auf die Fensterbank, als die Tür krachend ins Schloss fiel, hielt dann fragend eine Hand hin und erbat eine Kippe, die er auch prompt bekam. "Tja, Zorro hat's einfach zu weit getrieben. Ich hab ihn noch gewarnt..." Und das hatte er wirklich, zusammen mit seinen anderen beiden Kollegen, die Zorro mindestens fünf Mal am Tag auf den Teppich bringen mussten, damit er keine Scheiße baute. Warum musste der Penner auch nur so stur sein?
 

Sanji aschte aus dem Fenster und zog wieder an der Zichte. "Wir haben ihn alle gewarnt, aber wenn er sich einmal festgebissen hat, lässt er nicht mehr locker." Eigentlich konnte er Zorro in keinster Weise verstehen. Seine Meinung war so sprunghaft, dass selbst er, als bester Freund, nicht mehr hinterher kam. Wenn er sich nicht langsam mal am Riemen reißen würde, würde er definitiv noch mehr Probleme bekommen, als er so schon hatte.
 

Schäumend vor Wut stapfte Zorro ohne Rücksicht auf Verluste durch die Gänge.

Er hatte keinen blassen Schimmer, wo Jenkins sich im Moment aufhielt, und selbst wenn er den gehabt hätte, hätte er wohl kaum hingefunden. Deshalb baute er auf seinen Instinkt und der trieb ihn durch etwaige, unübersichtliche Gänge, bis vor Drill Seargant Tashigi Jenkins Zimmertür stand - die er, ohne anzuklopfen, aufschmiss und sich zu voller Größe im Türrahmen aufbaute.

"WAS ZUM TEUFEL SOLL DAS?!!", brüllte er ohne Umschweife und fuchtelte vielsagend mit dem Zettel in der Hand herum.
 

Vor Schreck wäre dem Drill Seargant fast das Katana aus der Hand gefallen, das sie gerade poliert hatte. Eigentlich hätte sie mit solch einem Auftritt rechnen müssen, dennoch hatte Lorenor Zorro sie gerade wirklich aus der Bahn geworfen.

Kurz sah sie zum Formular, das durch die Luft gewedelt wurde. Dann sah sie wieder unbeeindruckt auf ihr Schwert und machte sich wieder an ihre eigentliche Aufgabe. "Was wohl? Ich nehme dir deine Entscheidung ab und schmeiß‘ dich raus...", erklärte Tashigi nur gleichgültig. Eigentlich hätte er mit dieser Art der Konsequenzen rechnen müssen.
 

Einen kurzen Moment war der Grünhaarige abgelenkt. Das Schwert in ihren Händen zog seinen Blick wie magisch an - die glänzende Klinge, der Wellenschliff, der grün umwobene Griff - und sein Kopf war für wenige Sekunden leergefegt. Dann gelang es ihm, den Eindruck abzuschütteln, und ihre Worte sickerten zu ihm durch. Was nicht unbedingt dazu beitrug, seine Wut zu zügeln.

"ICH KANN FÜR MICH ALLEIN ENTSCHEIDEN, VERDAMMTE SCHEIßE!"
 

"Du verstehst das falsch, das ist keine Bitte. Ich kann dich hier nicht gebrauchen, du bist unkooperativ und hast nur Schwachsinn in der Birne, bist ungewillt hier auch nur ansatzweise irgendetwas zu lernen, auf Strafaufgaben reagierst du nicht, klaust einen Panzer, obwohl du nicht mal die Befugnis dazu hast , überhaupt in so ein Ding einzusteigen, nietest Bäume um, dazu noch das Geländetor und absichtlich meinen Wagen, bringst damit dich und andere in Gefahr und das nur, weil ich dich etwas ignoriert habe und du auf eine Sonderbehandlung bestehst?! Die Welt dreht sich nicht um dich, Lorenor, und genau deswegen schmeiße ich dich raus."

Damit hatte sie eigentlich alles gesagt, was sie sagen wollte. Dass er deswegen entlassen wurde, lag doch auf der Hand.
 

Ungerührt ließ Zorro die Tirade über sich ergehen. Was hätte er auch groß sagen sollen?

In den meisten Anklagepunkten hatte sie schließlich Recht und es wäre sinnlos, das zu leugnen. Außerdem war er Manns genug, um zu seinen Missetaten zu stehen - sonst hätte er sicherlich nicht sämtliche Strafarbeiten (mehr oder weniger) durchgezogen.

"Bist du fertig?", stellte er fest, als sie den größten Teil scheinbar hinter sich gebracht hatte. Offenbar war er nun an der Reihe, ein paar Worte dazu zu sagen. Mit dem Fuß stieß er die Tür hinter sich zu, lehnte sich rücklings dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Okay, ich seh's ein. Das war dumm."
 

Überrascht starrte Tashigi auf die Klinge ihres Schwertes, das sie dann sinken ließ und sah nur irritiert zu Lorenor herüber, der sich ausnahmsweise mal wie ein Erwachsener benahm. Sie hatte mit vielem gerechnet, vor allem mit Empörung und Zickereien, aber nicht damit. "Das siehst du wirklich ein?", hakte sie lieber nochmal nach und runzelte etwas die Stirn.
 

Beinahe musste der Grünhaarige schmunzeln. Sie sah ehrlich überrascht aus. Stattdessen nickte er ernsthaft. "Ja, klar. Gut, das mit den Bäumen und dem Tor war wirklich keine Absicht, aber generell..."

Er verstummte kurz und musterte seinen Drill Seargant. Sie war ehrlich gesagt nicht die Einzige in diesem Raum, die enttäuscht war.

Seufzend kratzte er sich am Hinterkopf. "Aber dass du so schnell aufgibst...ich hab' gedacht, du wärst jemand, der sich jedem Problem ohne Rücksicht auf Verluste in den Weg stellt. Und jetzt, wo's nicht sofort nach deiner Nase läuft, wirfst du direkt die Flinte ins Korn."
 

"Das ist doch jetzt 'n Witz, oder?!", fragte der Drill Seargant ungläubig und war sich ziemlich sicher noch überraschter dreinzuschauen, als es vorhin der Fall gewesen war. "Das ist es also? Du siehst das als eine Art Wettkampf? Denkst du das hier ist ein Spiel, wo nur der gewinnt, der die stärkeren Nerven hat?! TICKST DU NOCH GANZ RICHTIG?!!! MEINST DU, DASS DU SOLCHE KINDERGARTENSPIELE AUF DEM SCHLACHTFELD GEBRAUCHEN KANNST?! DIR IST WOHL NICHT IM KLAREN, WO GENAU DU HIER BIST! DAS HIER IST KEINE GRUNDSCHULE, SONDERN DIE VERDAMMTE ARMY!" Tashigis Stimme wurde schon ganz rau vom dauernden Anschreien, aber bei diesem endlosblöden Rekruten blieb ihr einfach keine andere Wahl.
 

Aus diesem Blickwinkel hatte Zorro es noch gar nicht gesehen, aber jetzt, wo sie es sagte, machte es auf eine absurde Art und Weise Sinn. Trotzdem wäre es schier lebensmüde, ihr das jetzt ins Gesicht zu sagen. Besonders, wo sie noch ein äußerst scharfes Schwert in den Händen hielt, mit dem sie ihn lynchen konnte.

Allerdings war er ja wohl nicht der Einzige, der hier Spielchen spielte. Das ging immerhin nur zu zweit.

"Ach ja?", hakte er also nach, eine Augenbraue skeptisch hochgezogen. "Aber Freund für Anfänger spielen und mir den Rücktritt auf dem Silbertablett servieren, damit ich doch bleibe?"
 

Tashigi wollte schon Einspruch erheben, doch dann fiel ihr ein, dass es gar keinen Grund dafür gab. Sie hatten sich beide nicht gerade vorbildlich benommen, das allerdings zuzugeben kam sowas von gar nicht in Frage.

"... ... DARUM GEHT'S DOCH GERADE GAR NICHT, SONDERN DARUM, DASS DU HIER MACHST, WORAUF DU LUST HAST, OHNE MAL NACH ZUDENKEN, WAS DU DAMIT EIGENTLICH ANRICHTEST! WERD ERWACHSEN!"
 

Zorro setzte bereits zu einer wutentbrannten Antwort an, aber noch während er Luft holte, erkannte er, wie unlogisch das wäre. Er hatte doch nie zur Army gewollt. Jenkins ging ihm tierisch auf die Nerven. Das Essen hier war eine absolute Katastrophe und auf's Wort zu gehorchen wie ein Hund war nicht seine Devise. Er hatte hier nicht viel verloren.

Wortlos stieß er sich vom Türrahmen ab, marschierte auf den Schreibtisch zwei Meter weiter zu und schnappte sich den erstbesten Kugelschreiber, den er sah. Dann strich er das Formular auf der Oberfläche halbwegs glatt und setzte seine wütende Unterschrift neben das leuchtend rote, überdimensionale Kreuz. Danach fühlte er sich, als hätte er Steine im Magen.

"Jetzt zufrieden, Searge?", spottete er dann mit erzwungener Ruhe, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum, türknallend.

Mit jedem Schritt, den er sich entfernte, fühlte er sich mieser, auch wenn er sich weigerte, es sich einzugestehen. Jetzt war er frei. Na und? Was machte es da schon, dass sie ihn aufgab. Es bedeutete nichts. Er hatte sie eh nie näher kennenlernen wollen. Jetzt konnte er tun und lassen, was er wollte.
 

Nun hatte Tashigi endlich das, was sie wollte. Ihre Ruhe, mehr Nerven und Gelassenheit und seine Unterschrift. Blau auf (Rot) Weiß. Jetzt endlich, wo sie diesen Stressfaktor losgeworden war, sollte sie doch eigentlich froh sein. Aber warum war sie es dann nicht? Eher das Gegenteil war der Fall, sie fühlte sich mieser als zuvor. Seufzend sah sie auf die hastig gekritzelte Unterschrift auf dem Entlassungsformular. Es fühlte sich nicht richtig an, ihn gehen zu lassen und warum dies so war lag eigentlich auf der Hand. Sie hatte sich selbst versprochen, diesen Problemrekruten umzupolen und daran hatte sie bis zuletzt vergebens geknabbert. Aber was brachte es ihr, wenn besagter Gegenüber nicht dazu bereit war und stattdessen nur Mist im Kopf hatte? Außerdem waren sie nicht in irgendeinem Kindergarten, wo jedes Problemkind eine Extrabehandlung bekam.

Tashigi seufzte. Bei Lorenor biss sie auf Granit und das machte sie rasend und depressiv zugleich. Aber aufgeben wollte sie auch nicht. "Ach, verdammt...", motzte sie leise vor sich hin, tauschte Katana gegen Formular und eilte geradewegs aus ihren vier Wänden raus.
 

Der Grünhaarige hörte zwar, wie sich irgendwo hinter ihm die Tür wieder öffnete, beachtete es jedoch gar nicht. Wahrscheinlich musste sie die frohe Botschaft überall verkünden gehen.

Er hatte ganz andere Probleme. Gedanklich sortierte er die Aufgaben, die er jetzt als nächstes zu bewältigen hatte. Zu allererst musste er das verfluchte Zimmer wiederfinden, wenn möglich, ohne Jenkins noch einmal über den Weg zu laufen.
 

Am liebsten würde sich Tashigi für diese dämliche Entscheidung, Lorenor zu folgen, selbst in den Arsch treten. Sie hatte mehr Gründe ihn rauszuschmeißen, als ihr lieb war. Aufgeben war allerdings ausgeschlossen.

"LORENOR ZORRO, BEANTWORTE MIR WENIGSTENS NOCH EINE FRAGE!", rief sie ihm auf dem endlos langen Gang nach, bevor er um die nächste Ecke verschwinden konnte. "Warum willst du jetzt doch bleiben?"
 

Der Grünhaarige hielt inne. Das hätte er auch getan, wenn Tashigi ihm nicht nachgerufen hätte, weil er keinen blassen Schimmer hatte, ob er nach rechts oder links musste. Diese Entscheidung zu fällen, blieb ihm allerdings vorerst erspart.

Ein wenig überrascht drehte er sich zu seinem Ex-Seargant um, die ihm strammen Schrittes entgegen eilte. Kurz überlegte er, einfach die Klappe zu halten und gar nichts zu sagen, aber was hatte er jetzt noch zu verlieren?

Unbestimmt zuckte er mit den Schultern und vergrub anschließend die Hände in den Hosentaschen, damit seine Arme nicht so nutzlos herumhingen. Es wunderte Zorro ein wenig, dass sie ernsthaft interessiert auf eine Antwort wartete, also verwarf er auch die Idee, ihr irgendeine profane Antwort zu geben, dachte über seine nächsten Worte nach.

Dann holte er tief Luft und sah ihr in die Augen. "Weil ich 'ne Menge auf dem Kasten hab. Und weil ich eigentlich gar kein so beschissenes Arschloch bin. Weil ich auch anders kann und das beweisen möchte - wenn du mich lässt."
 

Tashigi hielt seinem Blick stand, überlegte, was sie nun dazu sagen sollte. Eigentlich war es nicht genau das, was sie erhofft hatte, aber mehr als überhaupt erwartet. Dann stutzte sie nochmals. "Gut, die Argumente reichen mir...", erklärte sie knapp, bevor sie den Zettel zerriss. Fakt war, dass er bleiben wollte und selbst davon überzeugt war sich zu ändern, mehr brauchte sie nicht.
 

Perplex sah Zorro mit an, wie Jenkins das Papier in Fetzen riss. Damit hatte er nicht gerechnet.

Die halbherzigen Pläne, die er in der kurzen Zeit geschmiedet hatte, lösten sich in seinem Hinterstübchen in Luft auf und zurück blieb nur gähnende Leere. Wie sollte er das denn jetzt verstehen?

Vor nicht einmal zwei Minuten hatte sie ihn lautstark zur Schnecke gemacht und ihm bis ins kleinste Detail erklärt, warum er eine solche Plage war - und jetzt hatte sie ihre Meinung geändert?

"Wie jetzt?"
 

Skeptisch zog der Searge seine Augenbrauen zusammen. Was gab es an der Geste nicht zu verstehen? "Begriffsstutzig? Soll ich es noch deutlicher machen?" Kaum hatte sie den Satz beendet, hatte sie die Papierfetzen nochmals zerrissen. "Das heißt allerdings nicht, dass ich dich wieder in meine Truppe aufnehme. Ich schicke dich erst mal zu Captain Hina, bis ich der Meinung bin, dich wieder ertragen zu können."
 

Der Grünhaarige zuckte mit den Schultern. Das war ein Kompromiss.

Okay, sie schob ihn ab - aber nur bis sie ihn wieder ertragen konnte. Mit anderen Worten, bis sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, und damit konnte er leben. Es irritierte ihn selbst, wie erleichtert er plötzlich war. Die Steine im Magen? Verschwunden. Absurd. Aber spätestens als sie den Zettel noch einmal zerrissen hatte, konnte er sein breites Schmunzeln nicht mehr verbergen. Sogar das 'begriffsstutzig' störte ihn nicht.

"Alles klar, Searge."
 

Aufstöhnend, eher aus Erleichterung als wegen konstanter Genervtheit, wandte sie sich von Lorenor ab und ging wieder zurück. "Noch so'n Ding und ich muss dich wirklich entlassen! Also reiß dich bloß zusammen, Lorenor!", warf sie lieber nochmal ein und verschwand wieder in ihrem Zimmer.
 

Immer noch breit grinsend sah Zorro ihr nach, dann sah er sich um. Verdammt.

"SEARGE?! LINKS ODER RECHTS?!"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Dank Jenkins erreichte Zorro das Zimmer ohne kilometerlange Umwege.

Er war immer noch angemessen verwirrt, aber das war okay. Jedenfalls fühlte es sich so an, als hätten sie irgendwas aus der Welt geschafft. Auch wenn er nicht genau sagen konnte, was eigentlich. Entschuldigt hatte sich jedenfalls keiner von ihnen, da war er sich ziemlich sicher.

Seufzend griff er nach der Türklinke, hielt jedoch inne, als er die Jungs reden hörte.
 

"Verdammt, ich bin nur wegen dem Hohlkopf hierhin gekommen", motzte Sanji und der Grünhaarige konnte sich lebhaft vorstellen, wie er bei diesen Worten mit einer Kippe im Mundwinkel unruhig im Zimmer auf und ab lief. "Ja, ohne ihn wird's bestimmt sau langweilig", stimmte Ace zu.
 

In diesem Moment beschloss Zorro, seine Freunde zu verarschen.

Er wischte sich das Grinsen aus dem Gesicht und setzte seine grimmig-wütende Trauermine auf. Dann schob er die Tür auf und trat ein.
 

Alle Anwesenden richteten sofort ihre neugierigen Blicke auf Zorro, als dieser den Raum betrat, mit einer Mine, die Bände sprach. Das war doch jetzt nicht wahr, oder?

Ace nahm seine noch nicht angezündete Kippe aus dem Mundwinkel und ging zu seinem Kumpel rüber. "Was ist passiert? Erzähl mir alles! SollichnochmalmitTashireden?!", brabbelte der mehr als besorgte Soldat ohne Luft zu holen. Das kam überhaupt rein gar nicht in Frage, dass Zorro sich jetzt vom Acker machte!
 

Der Grünhaarige warf die Tür hinter sich zu, bedeutete Ace mit einer knappen Handbewegung, dass er die Klappe halten sollte und steuerte geradewegs auf den Kleiderschrank zu. Dort angekommen öffnete er sein Fach, griff nach dem Rucksack unten am Boden und begann damit, seine Klamotten wahllos hineinzustopfen.

"Rück schon raus mit der Sprache!!", fauchte Sanji ungeduldig, lehnte sich an die Fensterbank, überlegte es sich anders und tigerte weiter unruhig im Raum auf- und ab.

Zorro zuckte bloß mit den Schultern. "Naja. Ich bin rein und hab ihr die Meinung gegeigt. Sie hat mir im Detail erklärt, warum ich eine wandelnde Katastrophe bin. Wir haben uns ein bisschen angebrüllt und ich hab den Wisch unterschrieben. Noch Fragen?"

"Ja", sagte Sanji gereizt. "WIE BESCHEUERT BIST DU EIGENTLICH?!"

Wieder zuckte der Grünhaarige mit den Schultern. "So bescheuert kann's nicht gewesen sein. Sie ist mir hinterher gerannt."
 

"... und das heißt jetzt was?", hakte die Langnase nochmals nach und stand nun auch von seinem Platz auf. Er wollte ebenfalls nicht, dass die "wandelnde Katastrophe", wie sein Drill Seargant Zorro genannt hatte, rausgeschmissen wurde. Auch, wenn der Grünspan einem manchmal echt Angst machen konnte, aber er war auch auf eine ziemlich schräge Art echt witzig.

"Tja, entweder sie hat dir noch mal was hinterher geworfen, oder dich gebeten zu bleiben. Ersteres wäre sogar sehr wahrscheinlich...", mutmaßte Ace und schmunzelte etwas bei der Vorstellung, wie ihm ein Tacker oder ein Stuhl gegen den Kopf donnerte.
 

"Das heißt", sagte Zorro und schmunzelte amüsiert, während er den Rucksack zurück in den Schrank pfefferte und die Tür dahinter zuschmiss. "Dass ich in einer anderen Einheit untergebracht bin, bis sie - wie hat sie es noch gleich formuliert? Ach ja... - Sie der Meinung ist, mich wieder ertragen zu können."
 

Sanji pustete erleichtert den Qualm seiner Zigarette aus. "Na, wenn das so ist, kannst du dich ruhig verpissen. Ich kann dich nämlich im Moment auch nicht wirklich ertragen!", grinste Sanji höhnisch, woraufhin Lysop nur anfing leise aufzulachen. Na, wenigstens wurde er nicht entlassen, das war doch schon mal was.
 

Ace lachte ebenfalls und legte seinem Kumpel einen Arm um die Schulter. "Jeder andere hätte dich gekickt, Alter. Ich hab's zwar jetzt schon oft genug gesagt aber: Tashi ist echt nett!" Und er könnte es immer und immer wieder sagen, immerhin war es die Wahrheit. Zorro hatte sie lediglich auf dem falschen Fuß erwischt.
 

Der Grünhaarige verdrehte die Augen, ohne es wirklich ernst zu meinen. Sehr wahrscheinlich hatte Ace mit seiner Vermutung sogar Recht und jeder andere hätte ihn schon drei Mal vor das Tor gesetzt. Bei jedem anderen hätte es ihm aber auch nicht so viel ausgemacht. Vielleicht hatte der Sommergesprosste sogar Recht und Jenkins war ganz in Ordnung.

"Mag sein", seufzte er schließlich, und mehr sollte Ace auch bloß nicht von ihm erwarten.
 

"Mag sein?! Sie ist eine Göttin! Ein Juwel! Hübsch, süß, intelligent, schlagfertig, süß, freundlich, herzallerliebst, sexy... hatte ich schon süß gesagt?"

Ace verdrehte genervt die Augen über den Redeschwall des Blonden. Er hatte zwar ihre guten Eigenschaften auf den Punkt gebracht, aber musste er sie gleich so anhimmeln? "Ey, Tashi is' wie 'ne Schwester für mich, also halt mal die Backen!"

Zorros Grinsen wurde eine Spur breiter. "Genau, Kochlöffel - Klappe!"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Zorro tauchte seine Nase wieder einmal in Schlamm.

Seine Handgelenke waren komplett unter der feuchten, schlammigen Erde verschwunden, eingesunken aufgrund seines eigenen Gewichts - dass er wieder und wieder in die Höhe stemmte. Mittlerweile 43 Mal, aber weitere Liegestütze sollten noch folgen. Er war genervt. Hätte er gestern bereits gewusst, was es hieß, ein Mitglied von Captain Hina's Truppe zu sein, hätte er sich das mit dem Gehen vielleicht noch mal überlegt. Zumindest wäre er nicht so leichtsinnig erleichtert gewesen. Jenkins hatte ihn nur noch einen Kreis tiefer in die Hölle geworfen.

Nicht weit von ihm ragte Captain Hina's zierliche Gestalt auf. Vor wenigen Minuten hatte sie ihn vor versammelter Mannschaft zur Schnecke gemacht, allen Anwesenden erläutert, welche Fehlbildungen in der Persönlichkeit er ihrer Meinung nach aufwies und ihn schließlich dazu verdonnert, seinen 'fetten Arsch rauf und runter zu schwingen' und zwar so oft, bis sie der Meinung war, dass er seine Lektion gelernt hatte.

Das hatte er bereits: man zerquetschte das Auto seines Drill Seargants nicht mit einem Panzer. Er würde es sich merken. Aber wenn diese Frau weiterhin von sich selbst in der dritten Person sprach, als würde sie von jemand völlig anderem Reden, würde er ausrasten. Mal ehrlich, hielt sie so viel von sich selbst? 'Captain Hina will, dass ihr dies tut', 'Captain Hina will, dass ihr jenes tut'. Warum sagte sie nicht einfach, 'Macht das jetzt!' wie jeder normale Seargant?
 

Ja, Hina hatte Private Lorenor vor der Truppe schon ordentlich in die Zange genommen, ohne jegliche Rücksicht. Erst hatte sie ihn angeschrien, wüst beschimpft, dass er vom Wahnsinn umkrallt wäre, weil er sich mit seinem vorigen Drill Seargant angelegt hatte. Natürlich blieb auch die Sache mit Morgan nicht unerwähnt.

Als sie Lorenor erfolgreich 'in die Knie' gezwungen hatte, begann sie ihre morgendliche Rede zu halten, doch heute schmückte sie diese etwas weiter aus, damit der Grünspan ordentlich viele Liegestütze hinter sich bringen konnte. Nach geschlagenen 15 Minuten hatte sie auch den Rest ihrer Truppe zu den täglichen Liegestützen verdonnert. Und danach konnten sich die Männer noch auf zusätzliche 30 SitUps freuen.

Mit einer Kippe im Mundwinkel tigerte der Captain auf und ab, blieb neben den Neuankömmling stehen und stellte provozierend den linken Fuß auf seinen Rücken, legte dabei die Ellenbogen auf das linke Knie.

"Na Private, geht noch was? Enttäusch Hina bloß nicht."
 

"Das würde mir nie in den Sinn kommen", gab Zorro spöttisch zurück, vollkommen unbeeindruckt ob des zusätzlichen Gewichtes. "Captain", fügte er reichlich verspätet hinzu, als er an die großen Worte dachte, die er Jenkins gestern an den Kopf geworfen hatte.

Immerhin, er hatte versprochen, sich zu bessern, also hieß es, sich ein wenig am Riemen zu reißen. Sportliche Betätigung war da weniger das Problem als Respekt gegenüber den Vorgesetzten, also arbeitete er zunächst an dem Punkt - und behielt seine Gedanken, was für eine blöde Sau diese Frau war, für sich.
 

"Gut! Schon mal im Voraus, Hina wird nicht so nett sein wie Jenkins. Wenn Hina mit dir fertig ist, wirst du Tashigi die Füße küssen", spottete sie nur höhnisch und konzentrierte sich dann wieder auf die anderen Soldaten, die ächzend eine Liegestütze nach der anderen hinter sich brachten.
 

"Sag bloß...", murmelte der Grünhaarige wenig überrascht ob der Neuigkeit, kaum das Hina ihre Aufmerksamkeit wieder anderen zuwandte. Verdammt, worauf hatte er sich da bloß eingelassen? Und vor allem: wie brachte er Jenkins dazu, ihn zurückzunehmen - und zwar so schnell wie möglich? Sonst brach er bald noch einem Captain den Kiefer, nur nicht aus Notwehr, sondern damit sie die Klappe hielt.
 

"DAS NENNT IHR LIEGESTÜTZE? HINA NENNT DAS 'KOMPLETTE SCHEIßE'! LOS, SITUPS! UND WENN DIE GENAUSO KATASTROPHAL SIND, WIE DAS GEHAMPEL VON GERADE, LÄSST HINA DAS FRÜHSTÜCK AUSFALLEN! GOGOGO!!!" Ja, Hina war definitiv ganz anders als Tashigi, allerdings war sie noch nicht richtig auf Hochtouren, immerhin war es erst sechs Uhr und hatte seit dem Aufstehen gerade Mal vier Kippen geraucht. Ob das nun gut oder schlecht war, war relativ.
 

Der gesamte Trupp gehorchte sofort, mit Ausnahme von Zorro. Der starrte Hina für ein paar Sekunden ehrlich irritiert an und hatte bereits eine passende Antwort auf der Zunge. Als er sie herunterschluckte, erstickte er beinahe daran, aber danach gehorchte auch er. Wenn auch ziemlich widerwillig.

Genervt ließ er sich rücklings in den Dreck sinken und begann mit der Sit-up-Übung, die an und für sich kein Problem darstellte.
 

Hina aschte auf den Boden, bevor sie nochmal an der Kippe zog und den blauen Dunst auspustete. Sie seufzte. Das ging alles noch viel zu einfach von statten. Also stapfte sie zum Anfang der Kette, nahm die voll beladenen Rucksäcke, die die Truppe für den Marsch mitgebracht hatten und stellte jedem Soldaten den dazugehörigen Rucksack auf den Bauch. Jetzt gab es nicht nur ein Platz-, sondern auch ein Gewichtsproblem. "WER ANFÄNGT ZU MOTZEN, HÄNGT NOCH FÜNF MINUTEN DRAN!"
 

Die restliche Belegschaft keuchte einfach nur auf und fuhr dann verbissen mit den Übungen fort. Zorro war sich allerdings ziemlich sicher, dass Hina ihm den Rucksack nicht auf den Bauch gestellt, sondern viel mehr darauf fallen gelassen hatte, denn ihm blieb die Luft weg.

"Sag mal, hakts?!", fauchte er, ohne vorher darüber nachzudenken. Danach biss er sich auf die Lippe. Verdammt. "Captain?"
 

Genervt sah sie zu Lorenor runter, zog nochmal kurz an ihrer Kippe, bevor sie diese aus den Mundwinkel nahm, griff sich Lorenors Kragen und zog ihn einige Zentimeter an sich heran, als sie sich zu ihm runter beugte und ihn den Qualm ins Gesicht blies. "Hör mal, Kleiner! Das hier ist kein Ponyhof, sondern die verfickte Army! Wenn du schon die Schnauze voll hast, kannst du ja zu Jenkins zurück kriechen. Kannst ihr dann schöne Grüße von Hina ausrichten."
 

Der Grünhaarige gab sich alle Mühe, weder zu Husten noch zu Blinzeln. Stattdessen hielt er Hina's eisigem Blick stand und verzog keine Miene. Zurückkriechen kam gar nicht in Frage, auch, weil Jenkins ihn dann nur auslachen und sich in ihrer Sache bestätigt sehen würde. Diese Genugtuung würde er ihr nicht geben.

Also nickte er bloß entschlossen, zum Zeichen, dass er durchaus verstanden hatte, und wartete darauf, dass sie seinen Kragen losließ.
 

"Wir verstehen uns also...", fauchte Hina, ließ seinen Kragen wieder los und fuhr mit ihrer Arbeit fort. Sie konnte sich schon denken, warum Tashigi den Idioten zu ihr geschickt hatte. Er war schwierig und stur. Mit so jemanden kam sie noch nicht zurecht, was Hina ihr nicht verübeln konnte, immerhin war das ihr erster Drill. Also musste Lorenor erst mal zu Recht gestutzt werden, damit er wusste, wie grün er eigentlich noch hinter den Ohren war.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Ace seufzte, als er stramm neben seinen Kameraden stand. Zorro fehlte ihm jetzt schon. Er vermisste sein Nörgeln und seine schroffe Art, seine gehässigen Kommentare und sein unüberlegtes Handeln. Wie sollte er das nur ohne ihn aushalten? Vielleicht sollte er doch noch mal mit Tashi reden, obwohl er eigentlich froh sein konnte, dass sie Zorro nicht sofort rausgeworfen hatte. Sie würde bestimmt nicht einlenken und Zorro zurückholen.

Auch Tashigi schien seine Abwesenheit aufzufallen, allerdings wohl eher positiv als negativ. Es war so ruhig, niemand motzte, wenn es zum Drill überging, kein Augen verdrehen oder im Stehen einschlafen. Nichts! Es war wirklich erstaunlich und angenehm ruhig. Wenn es nach ihr ginge, könnte sich Lorenor noch ein paar Wochen mit Hina rumschlagen. Nach ein paar Tagen war er eh ein gebrochener Mann, dafür konnte sie die Hand ins Feuer legen.
 

"Wo ist denn der Grünspan hin?", wollte in dem Moment einer ihrer Kameraden von Sanji wissen.

Der Blonde schoss ihm einen giftigen Blick zu. Er wäre lieber gestorben, als sich einzugestehen, dass auch er den Idioten irgendwie vermisste, und er hatte erst Recht keinen Bock, darüber mit irgendjemandem zu quatschen. Geschweige denn, die Frage dieses Depps zu beantworten.

"Weg", knurrte er also bloß zurück und wandte sich dann Ace zu. "Du fängst doch nicht gleich an zu heulen, oder?"

"Quatsch, das sind Tränen der Freude, weil ich endlich mal stressfreie Tage hab. Der macht nur Unsinn...", seufzte Ace und versuchte zu verbergen, dass er Zorro wirklich richtig vermisste. Sollte ja nicht gleich jeder sehen, dass er einen weichen Kern hatte. Es war alles einfach viel zu ruhig. Tashigi regte sich nicht mehr unnötig auf (was er ihr gönnte), es wurden keine Panzer geklaut oder sich Befehlen widersetzt…echt langweilig!

"Du bist auch nicht ganz ohne, vergiss das nicht!", flüsterte Lysop seinen gesprossten Kameraden zu. Ace hatte definitiv deutlich mehr Dreck am Stecken als Zorro und meistens wurde der Grünspan ins Visier genommen, weil sein dusseliges Gegenstück wieder Scheiße gebaut hatte, die Zorro dann ausbaden musste. Armer Kerl, er war echt nicht zu beneiden. Wie es ihm wohl in Hina‘s Zange erging?
 

Sanji hatte spitze Ohren, denen Nichts entging. Einer der Vorteile, wenn man mit dem Grünhaarigen aufwuchs - man lernte, auch aus leisem Gebrabbel jede mögliche Beleidigung herauszufiltern. Oder eben alles andere.

"Bring ihn nicht noch auf Ideen, Lysop!", fauchte er die Langnase deshalb an und rammte ihm seinen Ellbogen hart in die Seite.

"Ich weiß selber, dass ich kein Strahlemann bin, Idiot!", zischte Ace seinem blonden Genossen zu und seufzte, als er wiedermal feststellte, wie sehr er sein Miststück vermisste. Er wusste, dass Tashigi stur war und sie nicht mit sich reden ließ, was den Mooskopf anging, aber irgendwas musste doch zu deichseln sein. "Leute, das geht so nicht! Ich muss Zorro zurückholen..."
 

"Ach, und wie willst du das anstellen?", hakte Sanji mit hochgezogener Augenbraue nach. Allein um des Effekts willen hätte er sich gerne eine Kippe angemacht, allerdings fürchtete er die Konsequenzen. Wenn Tashi-Schatz den Grünspan wegschicken konnte, konnte sie ihn genauso gut wegschicken - und lieber würde er sterben, als nicht mehr diesen attraktiven Drill Seargant zu haben.
 

Ace zuckte kurz mit den Schultern. "Ich muss nur auf den richtigen Moment warten", flüsterte er und verstummte, als er den bösen Blick von Tashigi auf sich gezogen hatte. Diese seufzte nur unmerklich und tigerte vor ihrer Truppe auf und ab. "OKAY MÄDELS, RUNTER AUF DEN BODEN UND 50 LIEGESTÜTZE, UM WACH ZU WERDEN!", befahl sie und tat es ihren Männern gleich. Andere Drill Seargant’s erteilten nur Befehle und schaukelten dann die Eier, sie allerdings machte bei SitUps, Liegestützen und Märschen immer mit. Naja, fast immer.
 

Sanji vergaß all seinen Ärger bezüglich der Liegestütze auf Ace augenblicklich, als Jenkins ebenfalls damit begann, die Übungen zu vollziehen. Nervös schielte er umständlich durch seine Haare nach Vorne und...BINGO! Durch den Ausschnitt konnte man ihre Titten sehen!!

"Nee, oder? Du Lustmolch", seufzte Lysop, als er dem Blick des Blonden folgte. Die Frage, warum er Angesichts 50 Liegestützen strahlte, hatte sich damit erledigt.
 

Nicht nur Sanji‘s Blick hatte sich in ihren Ausschnitt verirrt. Auch die Männer neben ihn freuten sich über den Anblick, während die Männer in den hinteren Reihen fluchten, weil ihnen die Sicht versperrt wurde. Die Welt war unfair!

Auch Tashigi waren die Blick in ihr Dekolleté nicht entgangen, auch ohne hinzusehen. Nächstes Mal mit Pulli. "FAHRT EURE ZUNGEN WIEDER EIN UND SCHAUT NACH UNTEN, SONST GIBT'S NOCHMAL 30 LIEGESTÜTZEN DRAUF!", motzte der Drill Seargant nur, woraufhin die meisten Männer peinlich berührt den Befehl nachkamen.

Ace sah seine Chance zu flüchten, als Tashigi anfing zu motzen. Zwar war die Gefahr, bei den ersten fünf Schritten aufzufliegen, relativ hoch (immerhin hatte Tashi auch die lüsternen Blicke ihrer Truppe gemerkt), aber länger warten wollte er nicht. Ob und wann die nächste Gelegenheit zur Flucht kam, konnte er nur erahnen, aber besser jetzt als später beziehungsweise nie. Also schlich er sich davon und winkte breit grinsend seinen Kameraden zu, die ihn nur beim Vorbeigehen bemerkten.
 

Sanji verschwendete seine Zeit nicht einmal ansatzweise damit, dem Hohlkopf nachzusehen. Sollte er sich ruhig in Schwierigkeiten bringen, das war nicht sein Problem. Stattdessen blickte er - ganz wie von ihm verlangt - auf den Schlamm unmittelbar vor seiner Nase und riskierte weiterhin gewagte Blicke in den Ausschnitt seines Drill Seargant’s. Chakka!
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"HINA KANN EUREN SCHWEIß NOCH NICHT RIECHEN. WEITERMACHEN!", kommandierte Captain Hina ein paar Hundert Meter weiter ihren Trupp unbarmherzig. Noch schwitzten die Männer, die vor ihr im Dreck lagen, immerhin noch nicht aus allen Poren, und sie würde sie solange Kraftübungen machen lassen, bis das der Fall war.

Zorro seufzte genervt. Seine Kameraden hatten nicht genug Luft dafür, aber er musste ihnen anerkennen, dass sie um einiges besser in Form waren, als sein Trupp. Sein alter Trupp, Ex-Trupp gewissermaßen. Jedenfalls der, nachdem er sich irgendwie zurücksehnte. Jenkins hatte zumindest noch menschliche Züge an sich gehabt, auch wenn sie ihn meistens total genervt hatte. Hina war einfach nur wahnsinnig.
 

Ace versteckte sich hinter der nächstbesten Ecke, riskierte hin und wieder einen Blick zu der Truppe, die sich förmlich im Schlamm suhlte und allesamt erschöpft und genervt aufstöhnten, bis auf einer und genau nach diesem einen hatte er gesucht! Den grünen Haarschopf konnte man gar nicht übersehen.

Einige Minuten wartete er, bis die seltsame Frau vor der Truppe hin und her wanderte und ihm selbst den Rücken zudrehte und hastete möglichst leise zu den Männern rüber, nur um sich dann auf den Boden zu werfen und die Liegestützen mitzumachen. Der Soldat links neben ihm starrte ihn nur verwirrt an. "Alter, bist du lebensmüde?", fragte er irritiert. Wer war denn bitte so irre sich einfach in eine andere Truppe, oder eher in ihre Truppe, reinzuschummeln? Und überhaupt: Jeder mit gesundem Menschenverstand würde Hina meiden.

"Nein, Ace!", grinste der Angesprochene nur etwas und wartete wieder auf die nächste Gelegenheit, Zorro noch etwas näher zu kommen.
 

Hina mochte es, ihre Soldaten leiden zu sehen. Was Hina nicht mochte, war, wenn man sie für blöd verkaufte. Das konnte Hina gar nicht leiden.

Seufzend aschte sie in den Dreck zu ihren Füßen und baute sich dann vor einer Reihe Soldaten auf, die eifrig damit beschäftigt waren, ihren Befehlen Folge zu leisten. Einer von ihnen war keiner von ihnen - und das konnte nichts Gutes bedeuten.

"Hina will wissen, was du hier zu suchen hast", sagte sie dann kühl und blickte mit eisigen Augen zu dem Private mit den schwarzen Haaren herunter, der sich gerade in ihre Truppe eingeschlichen hatte.
 

Ace versuchte, nicht hysterisch aufzuschreien wie ein kleines Mädchen. Scheiße, das war voll in die Hose gegangen! Er hatte gleich geahnt, dass irgendetwas an seinem Plan nicht stimmte. Nächstes Mal müsste er sich was Besseres einfallen lassen. Der Gesprosste rappelte sich auf die Beine und stand stramm, wagte es nicht einmal zu atmen und brachte nur ein gestammeltes: "Ich ehh... ich suche Lorenor Zorro... Sir..."

Die Frau vor ihm war ein ganz anderes Kaliber, als Tashigi es war, und das machte ihm doch ein bisschen Sorgen.
 

Der Grünhaarige in der ersten Reihe erstarrte in seinen Liegestützen. Nein.

Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, NEIN. Jetzt waren sie schon in verschiedenen Einheiten und Ace schaffte es trotzdem, ihn in Schwierigkeiten zu bringen, denn - und dafür hätte er beide Hände ins Feuer gelegt - Hina würde ganz sicher ihn dafür bluten lassen.

Resignierend ließ er das Gesicht nach vorne sinken, geradewegs in den Schlamm. Und es war ihm egal.

"Anwesend...", murmelte er mehr zu sich selbst, als zu irgendjemand anderem.
 

Hina selbst versuchte den Schwarzhaarigen mit Blicken zu durchbohren. Dann sah sie sich nach Lorenor um, und bemerkte, das alle Anwesenden mit ihren Übungen aufgehört hatten und dem unerwarteten Szenario ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken.

"Hat Hina euch erlaubt, eine Pause zu machen?", fragte sie mit Grabesstimme, und sofort kam wieder Bewegung in die Truppe. Mit nur einer Ausnahme, stellte sie zufrieden fest und richtete ihre Konzentration auf den vorlauten Eindringling vor sich. "Nun, Hina schätzt, Sie haben ihn gefunden. Sonst noch was?", gurrte sie mit zuckersüßer Stimme - die absolut nichts Gutes zu bedeuten hatte.
 

Eine innere Stimme in ihm schrie panisch: "NIMM DIE BEINE IN DIE HAND UND LAUF WAS DAS ZEUG HÄLT!" Da er allerdings nie auf seine innere Stimme hörte (das war grundsätzlich gegen seine Prinzipien) und stattdessen schneller redete als er nachdachte, blieb er vor ihr stehen und brachte nur ein scheeles und undurchdachtes: "Ja, Ace möchte gerne, dass Lorenor Zorro wieder in die alte Truppe zurück kommt."
 

Hina's Zigarette fiel leise auf den Boden. Die Glut erzeugte ein zischendes Geräusch. Entweder das, oder alle konnten hören, wie ihr Geduldsfaden sich in Luft auflöste. Hatte dieser widerliche, kleine Scheißer es etwa gerade gewagt, Hina nachzuäffen?!

"MACHST DU DICH ÜBER HINA LUSTIG?!!!!!!", polterte sie dann ohne weitere Umstände drauf los und packte den vorlauten Private an seinem Kragen.

"Fuck...!", murmelte Zorro, blinzelte sich den Schlamm aus dem Gesicht und kam eilends auf die Beine. Ihm blieb keine andere Wahl, als einzugreifen und Ace das Leben vor einem psychopathischen Drill Seargant zu retten. Schon wieder.

Innerhalb von Sekunden war er bei dem wutschnaubenden Captain angelangt, die scheinbar noch darüber nachdachte, welche Todesart die schmerzhafteste war.

"Ähm, Captain? Er meint das nicht böse - er ist einfach nur blöd", schaltete er sich vorsichtig ein.

"IST DAS ETWA HINA'S PROBLEM?!! HINA NIMMT AUF DUMMHEIT KEINE RÜCKSICHT!"
 

"Ich bin nicht blöd, ich denke nur ein bisschen langsamer. Ist doch die perfekte Voraussetzung für die Army, oder nicht?!" Und das war wieder einer dieser Momente, wo Ace sich am liebsten die Zunge abgebissen hätte. Erst äffte er Hina nach und jetzt machte er sich auch noch über die gesamte Army lustig, während er im Griff eines gewalttätigen Captains war. Das war nicht nur dumm, sondern saudumm!
 

"Alter...!", entfuhr es dem Grünhaarigen perplex und am liebsten hätte er Ace nun unangespitzt in den Boden gerammt. Dasselbe hatte Hina allerdings auch gerade vor, und er war hin- und hergerissen, ob er dem Idioten nun helfen oder seinen irren Captain machen lassen sollte.

Hina's Blick war wahrhaft furchteinflößend. Nur wenn ihr Schaum vor dem Mund gestanden hätte, sähe sie noch gefährlicher aus als im Moment. Sie sagte kein Wort, aber das war auch nicht nötig - ihre Blicke sprachen ganze Anleitungen zu Folter und Mord. Ihr Griff um Ace' Kragen verkrampfte sich. Mühelos zerrte sie den Schwarzhaarigen in die Höhe, bis seine Füße Zentimeter über den Boden baumelten - und sie lächelte.

//Absolut verrückt//, fällte Zorro erneut sein Urteil über seinen neuen Captain und versuchte, sich irgendwie zwischen die beiden zu drängen, bevor Blut floss. Leichter gesagt als getan, denn Hina löste schlicht und ergreifend eine Hand von Ace' Kragen und legte sie um den des Grünhaarigen.

Jetzt baumelten beide in der Luft. Verdammt, die Frau war stärker als gedacht.
 

Ace hörte schon die Englein singen und sah vor seinem geistigen Auge seinen Grabstein, wo draufstand: 'Wegen Dummheit ins Gras gebissen! Möge Gott seiner Umnachtung gnädig sein.' Nicht nur Angst, sondern nun auch Schuldgefühle bekam er, als Zorro seinetwegen auch noch in der Klemme saß. Dabei wollte er doch nur zu seinem Kumpel und mal 'Hallo!' sagen, was war daran verkehrt?
 

Etwa zehn Meter weiter brach Drill Seargant Tashigi Jenkins bereits in schallendes Gelächter aus. Sie hatte durchaus mitbekommen, dass sich Ace aus dem Staub gemacht hatte und konnte ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass er zu Lorenor wollte. Und da sie Ace besser kannte als jeder andere war ebenfalls abzusehen gewesen, dass er sich früher oder später (in dem Fall eher früher) mit Hina anlegen würde.

"Mensch Ace, man sollte dir wirklich ‘ne Hundeleine umbinden und dir die Zunge abschneiden.", lachte sie kopfschüttelnd und fuhr sich über die tränennassen Augen. Der Anblick war zu herrlich!
 

Mühsam linste Zorro zu seinem Ex-Drill Seargant herüber. War ja klar. Die blöde Kuh blieb lieber in sicherer Entfernung stehen und machte sich über sie lustig. Zwar hatte sie vollkommen Recht mit dem, was sie sagte - man sollte Ace tatsächlich die Zunge abschneiden, das würde auch ihm eine Menge Ärger ersparen - aber dass sie sie auslachte, brachte das Fass zum überlaufen. Die Wut, die sich schon den ganzen Morgen über aufgestaut hatte, platzte nach draußen.

"Halt deine verdammte Klappe und hilf uns lieber!!", fauchte er ungehalten und mit einem kurzen Seitenblick auf Ace, der bereits blau anlief. Gut, wenigstens war seine Wut gerechtfertigt. Auch wenn seine Worte wahrscheinlich alles noch schlimmer machen würden.

"Soll Hina die beiden Arschlöcher noch etwas hängen lassen, Lieutnant?", bot Captain Hina beinahe liebevoll lächelnd an.
 

"Sicher", nahm Tashigi dankend an und stellte sich zu Hina. "Ihr macht euch gut da oben...", stellte sie spöttisch fest. Sie müsste sich nun eigentlich bei Hina für die Störung entschuldigen und sich noch zusätzlich bedanken, dass sie sich die beiden mal vorknöpfte, aber das würde sie lieber in einer ruhigen Minute machen, wenn nicht etliche Augenpaare auf sie gerichtet waren.
 

"Hina hat euch immer noch nicht erlaubt, aufzuhören!", raunzte der Captain ihren Trupp noch einmal an, woraufhin sich geschäftiges Treiben breit machte.

Zorro funkelte beide Frauen wütend an. Mittlerweile mochte ihm vielleicht die Luft ausgegangen sein, um Widerworte zu geben, aber sein Widerstand war keineswegs gebrochen - und er würde sich diese Behandlung keine Sekunde länger bieten lassen. Genervt und mit einem geschickten Manöver entwand er sich dem heftigen Griff der Bekloppten, landete sicher auf beiden Füßen und atmete zunächst einmal tief durch.

Obwohl er sich ziemlich sicher war, dass seine hauptsächliche Wut eigentlich Hina selbst gebührte, wandte er sich an Tashigi. Warum auch immer, ihr Lachen und dieses selbstzufriedene Grinsen brachten ihn auf 180.

"Sonst geht's dir aber gut, ja? Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast, du blöde Kuh? Glaubst du, du kannst alles mit mir machen?!"
 

"Ach, was glaubst du, wen du hinter dir hast?", erwiderte der Seargant nur und verschränkte die Arme vor der Brust. Sich jetzt mit einen der beiden Frauen anzulegen war nicht besonders clever, aber Lorenor war eh nicht die hellste Leuchte, was anderes war also nicht zu erwarten gewesen.
 

Kaum hatte Tashigi ihre Gegenfrage ausgesprochen, hatte der sichtlich verwirrte Soldat einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf verpasst bekommen. Nicht von Tashigi, sondern von Hina, der er den Rücken zugedreht hatte. Der Soldat hatte mal wieder nicht mitgedacht...

Genervt steckte sich Hina eine neue Zigarette an und presste den blauen Dunst wieder aus ihren Lungenflügeln.
 

Ächzend sackte Zorro auf die Knie. Verdammt, die hatte er ja komplett vergessen.

Nur einen positiven Nebeneffekt hatte der Schlag: Hina hatte Ace endlich aus ihrem Klammergriff befreit. Dafür hatte der Grünhaarige jetzt rasende Kopfschmerzen und (mal wieder) eine verbale Schlacht verloren.
 

"Findest du das klug, Junge? Sich mit den Menschen anzulegen, die dir den Arsch retten können, wenn es brenzlig wird? Jenkins und Hina machen das nicht, um euch fertig zu machen, sondern damit ihr für den Fall der Fälle vorbereitet seid." Wieder inhalierte der Captain den Qualm ihrer Zigarette und pustete diesen wieder aus.
 

Jenkins schwieg. Hina hatte mal wieder voll ins Schwarze getroffen. Innerlich hoffte sie, dass auch Private Lorenor diesen Faktor endlich einsah, aber da hoffte sie wohl vergebens. Er würde sie nie ändern, da würden auch die Standpauken und Drills von Hina nichts nützen. Warum sie ihm diese Chance überhaupt noch gegeben hatte, wusste sie selbst nicht mehr.
 

Zorro lag eine giftige Antwort auf der Zunge, aber Ace hatte sich offenbar wieder gefangen und kam ihm zuvor.

"Tashi", strahlte der Schwarzhaarige und ignorierte konsequent die Tatsache, dass seine ach-so-tolle Jugendfreundin ihnen kein Stück zur Hilfe gekommen war. "Kann er nicht wieder zurück zu uns?", fragte er und deutete auf den schlammbespritzten Grünhaarigen. "Biiiiiiiiiiiiiitte?"
 

Tashigi verschränkte die Arme. "Nein! Kommt nicht in Frage. Lern endlich meine Entscheidung zu akzeptieren..." Ace war stur. Was er haben wollte, nahm er sich einfach, zumindest war es früher so gewesen und sie bezweifelte, dass er sich in den letzten Jahren geändert hatte. Aber hier musste er damit klar kommen, dass er nicht das tun und lassen konnte, was er wollte.
 

Ace sah zerknirscht aus und zog eine beeindruckende Flunsch, gab jedoch keine weiteren Widerworte.

Seufzend vergrub er die Hände in den Hosentaschen und blickte schulterzuckend zu dem Grünhaarigen: Sorry, Bro, ich hab's versucht.

Zorro verdrehte die Augen. Toller Versuch! Der hatte sie noch tiefer in die Scheiße geritten. Er gab sich redlich Mühe, kein bisschen enttäuscht auszusehen angesichts Jenkins Antwort, salutierte knapp, drehte sich herum und stapfte zurück in seine Reihe, um mit den Liegestützen fortzufahren.
 

Seufzend sah sie Ace an, der anscheinend wirklich angepisst wegen ihrer Antwort war. Aber wie stellte sich Ace das überhaupt vor? Sollte sie einfach alles über sich ergehen lassen? Nein, das kam nun wirklich nicht in Frage.

Kurz wandte sie sich Hina zu und straffte die Schultern. "Ich entschuldige mich für die Störung...", platzte es ihr dann doch heraus und sie salutierte ebenfalls knapp. Unbeeindruckt zog Hina wieder an der Kippe und verschränkte dann die Arme. "Sorg dafür, dass das nicht noch einmal vorkommt. Sie zu, dass du deine Männer in den Griff kriegst und andere nicht deine Unfähigkeit ausbaden lässt. So einen Drill Seargant kann hier niemand gebrauchen, verstanden?"

Tashigi nickte. Ein heftiger Kloß blieb ihr im Hals stecken, aber Hina hatte Recht. Vielleicht war sie den Aufgaben eines Drill Seargant‘s noch nicht gewachsen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging sie.
 

Der Grünhaarige verharrte augenblicklich in seinen Liegestützen.

Sicher, Jenkins war ein Quälgeist, das sah er nicht anders, aber diesen Schlag in den Magen hatte sie sich nicht verdient. Irritierender Weise fühlte er, wie Wut in ihm hochkochte. Sengend heiße, alle klaren Gedanken vernichtende Wut. Immerhin gab sich Jenkins alle Mühe und mehr konnte man bei einem Chaoten wie Ace ja nun auch nicht erwarten. Hina hatte den Schwarzhaarigen immerhin auch nicht viel besser im Griff.

Kurz blickte Zorro zu Ace herüber. Auch er sah sprachlos aus und sah seiner Jugendfreundin geknickt hinterher. Dann leuchtete auch in seinen Augen eine lodernde Wut auf.

Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatten die beiden Private's ihre Niederlage gegen Captain Hina vollkommen vergessen, bauten sich vor ihr auf und brüllten beide gleichzeitig auf sie ein. Es war eine Mischung aus Schimpfwörtern und sehr schlimmen Schimpfwörtern, die jedem gestandenen Seemann die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten. Und der einzige Vorteil war, dass sie es zusammen machten, denn so war kaum ein Wort von dem, was sie sagten, verständlich.

Der Kern der Aussage schien allerdings bei Hina anzukommen.
 

Ja, die Message kam durchaus an, wenn auch sehr durcheinander und verwirrend. Gelassen pustete Hina den beiden Soldaten provozierend den Rauch ins Gesicht und fing an höhnisch breit zu grinsen. "Hina versteht kein Wort. Wechselt euch gefälligst ab, wenn ihr plaudern wollt!"

Die beiden konnten kaum Luft zum Weiterreden holen, da hatte Tashigi Ace und Zorro über die Schultern hinweg die Münder zugehalten. "Nichts weiter, Captain...", warf Tashigi ein, während nur noch wütendes Nuscheln von den beiden Streithähnen zu hören war. Genervt zog sie die Rekruten hinter sich her, bis sie aus Hina‘s Hörweite war.

"Seid ihr bescheuert?! Ich weiß, ihr meint es nur gut, aber wenn ihr Hina anmotzt, bestätigt ihr nur, was sie gerade gesagt hat. Also beißt euch wenigstens für fünf Minuten auf die Zunge, okay?!"
 

"Aber ist doch wahr!", maulte Zorro sofort weiter. "Sie ist eine psychopathische, alte Fregatte!", stieß er wutentbrannt aus. Hey, sie waren immerhin außer Hörweite und er war auch nicht wieder laut geworden.

Erst danach war er wieder dazu in der Lage, sich zu beruhigen. Ace grinste ihn von der Seite her breit an und da bemerkte auch der Grünhaarige das offensichtliche: Jenkins schleifte ihn gerade mit. Und sie hatte ihm die Haut gerettet. Doch selbst wenn nicht, es wäre ihm egal gewesen, denn was Captain Hina gesagt hatte, war einfach bloß unfair und klar unter Gürtellinie gegangen.
 

"Beherrsch dich, Lorenor. Im Moment ist diese 'alte Fregatte' nämlich dein Drill Seargant. Und je weniger Mist ihr baut, desto schneller ist alles wieder beim Alten...", erklärte sie und seufzte leise auf. Sie versuchte es zu verbergen, aber sie freute sich wahnsinnig darüber, was die beiden für sie getan hatten und was sie noch hätten tun wollen. Wer weiß, wie lange die beiden auf Hina eingebrüllt hätten, wäre sie nicht dazwischen gegangen. "... aber danke, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen..."
 

"Kein Thema", murmelte Zorro und merkte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Jenkins zu verteidigen war kein Plan gewesen, nicht einmal Vorsatz, sondern purer Instinkt. Und er hatte es ganz bestimmt nicht getan, um sich bei ihr einzuschleimen. Er hatte immer noch Vorbehalte gegen sie - trotzdem konnte er es kaum noch abwarten, bis wieder 'alles beim Alten' war, wie sie es so schön ausgedrückt hatte.

Er war froh, als Ace sich wieder in das Geschehen einmischte. "Das lief doch eigentlich ganz gut, nicht?", schmunzelte der Schwarzhaarige und legte sowohl Tashigi als auch dem Grünspan einen Arm um die Schulter.
 

"Urghs, komm mir bloß nicht so! Du ziehst gleich erst mal Strafrunden ums Gelände!", motzte Tashigi ihren Freund an, der daraufhin geknickt den Kopf hängen ließ. "Und du, Lorenor, gehst zurück und machst brav auf Vorzeigesoldat, kapito? Ich will nicht nochmal Stress kriegen, weil ich euch nicht benehmen könnt."
 

Hina, sah den dreien nur kurz nach, ließ lächelnd die Kippe in den Schlamm fallen und verschränkte die Arme. Vielleicht war Jenkins doch nicht so unnütz, aber das stand eh außer Frage. Ihre Methoden waren zwar ziemlich abstrus, aber gar nicht so verkehrt. //Willkommen bei den Drill Seargant‘s, Jenkins!//, dachte sich Hina und konzentrierte sich wieder auf ihren Trupp.

What shall we do with the drunken soldier?

Da sind wir wieder!
 

Wie so oft haben eure Drill Seargants ihren eigenen Drill zu bewältigen. Seit Wochen wartet dieses Kapitel darauf, überarbeitet zu werden. Und endlich haben wir es geschafft! Lest selbst, was dabei rumgekommen ist. Steht bequem!
 

@ StannisBaratheon: Allerdings, Hina ist ein echtes Drill Seargant Prachtstück! Auch wenn die Jungs das „Pracht“ wahrscheinlich eher durch ein „Mist“ ersetzen würden…
 

@ Chaos_NoNo: Ob du wirklich richtig liegst, siehst du wenn das Kapitel anfängt ;)
 

@ Ysaye: Bitte bitte! Und wir würden das auch gerne mal im Anime sehen XD
 

@ ette12380: Na, platzt du schon vor Spannung? Dann lass die Luft raus und fang an zu lesen!
 

@ Moni: Krankenhaus? Wie? Was? Warum??! Hoffentlich ist es nicht schlimmes! Zur Aufmunterung hier ein besonders durchgeknalltes Kapitel, mit besten Genesungswünschen deiner Drill Seargants!
 

Eine Frau macht niemals einen Mann zum Narren. Sie sitzt bloß daneben und sieht zu, wie er sich selbst dazu macht. (Frank Sinatra)
 

What shall we do with the drunken soldier?
 

Freitagabend. Endlich.

Private Lorenor Zorro streifte durch das Gelände, nur mit Jogginghose und Shirt bekleidet, ein Handtuch um den Nacken gelegt. Er hatte die letzten Tage beinahe permanent draußen in der Kälte verbracht und störte sich nicht mehr daran. Selbst der Regen konnte ihm nichts anhaben - er kam gerade erst aus der Dusche und seine Haare waren eh noch nass.

Jeder Muskel im Leib - und davon hatte er genug - brannte wie die Hölle, sodass jeder Schritt eine Überwindung war. Er war sich ziemlich sicher, dass Captain Hina sämtliche Sklaventreiber in den Schatten stellte und sein einziger Wunsch war es, endlich das verdammte Lagerhaus von Franky zu finden.

Es wäre leicht gewesen, seine Umwege auf die Dunkelheit zu schieben, aber das wäre gelogen. Er hätte sich so oder so verirrt. Seine Zimmergenossen waren bestimmt schon bei dem blauhaarigen Tüftler, immerhin hatten sie am Morgen abgesprochen, sich da zu treffen. Blöd nur, dass er erst Stunden nach ihnen Feierabend hatte.
 

Zorro atmete erleichtert durch, als er endlich die Umrisse der Lagerhalle ausmachen konnte. Entschlossen, sich heute Abend richtig die Kante zu geben und das Wochenende in vollen Zügen zu genießen, stapfte er darauf zu und ging hinein. Wie erwartet saßen die anderen bereits zwischen den Panzern mit Franky in einer gemütlichen Runde und genehmigten sich Bier und Cola.

Wortlos zog er eine leere Bierkiste als Hocker dazu, setzte sich und griff nach der ersten Flasche.
 

"Ach Mist, verloren...", jammerte Lysop und reichte zehn Dollar an Sanji weiter, der sich selbst auf die Schulter klopfte. Sie hatten gewettet, wie lange Zorro brauchen würde um das Lagerhaus zu finden. Während Sanji auf etwa eine Stunde setzte, hatte die Langnase auf eineinhalb gehofft. "Hättest du dir nicht noch 30 Minuten Zeit lassen können?"

Franky lachte. Anscheinend war der Grünspan dafür bekannt Verspätungen durch permanentes Verlaufen in Kauf nehmen zu müssen. Der Tüftler fingerte sich eine neue Cola-Flasche aus einem der vielen Kästen und öffnete diese mit seinen Zähnen.
 

"Halt die Klappe", murrte der Grünhaarige, während er die Flasche öffnete. "Bis vor einer Stunde war ich noch im Wald, Feldmarsch", fügte er dann erklärend und mit einem Blick auf die Uhr hinzu.

Dementsprechend war er sogar ziemlich schnell hier gewesen, er hatte gerademal eine halbe Stunde gebraucht.

Sanji runzelte die Stirn und betrachtete die Zehn-Dollarnote in seiner Hand, bevor er sie schulterzuckend einsteckte. "Ich war näher dran", grinste er angesichts der entrüsteten Miene des Lockenkopfes.
 

Ace grinste. "Wow Honey, bin ja glatt stolz auf dich!", lachte er und nippte an seinem Bier.

"Ich dachte ihr seid in derselben Kompanie, oder hat dir Jenkins wieder Strafrunden aufgedrückt?", hakte Franky erstmals nach und machte es sich auf seinem Platz gemütlich. Und überhaupt sah Zorro ziemlich fertig aus. Seine Woche schien nicht so rosig gewesen zu sein, wie die der anderen.
 

Der Grünhaarige sah Franky einen Moment lang vollkommen ausdruckslos an, bis ihm einfiel, dass sie es seit einer Woche nicht mehr geschafft hatten, ihn zu besuchen. Er seufzte tief, trank die Flasche auf Ex aus und griff sich eine neue.

"Jenkins wollte mich rausschmeißen", sagte er dann und zuckte mit den Schultern. "Letztendlich bin ich dann irgendwie bei Hina gelandet und die Frau ist die Hölle."

Und das meinte er verflucht ernst. Noch einen weiteren Tag mit der Psycho-Tante und er würde Jenkins auf Knien anbetteln, ihn zurückzunehmen, Stolz Hin oder Her.
 

"Kein Witz?!" Franky verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Das wirklich ziemlich bitter. "Warum hast du dich nicht rausschmeißen lassen? Für die Meisten wäre das die reinste Wohltat gewesen", erklärte Franky und legte seine Sonnenbrille weg. Bei der Vorstellung, sich von Hina herum kommandieren zu lassen, rollten sich seine Zehennägel auf. Diese Frau war einfach eine Gefahr für die Menschheit. Gott bewahre, dass sie jemals Kinder bekommen würde!

Ace schwieg. Er hätte so vieles dazu sagen können, aber seitdem diese Sache mit Hina gewesen war, überlegte er sich mehrfach, ob er lieber redete oder schwieg. Sollte Zorro ruhig erzählen, wie gestört diese Frau eigentlich war, obwohl Franky das wahrscheinlich eh wusste.
 

"Keine Ahnung", brummte Zorro. Mittlerweile fragte er sich das auch regelmäßig. Alles wäre einfacher gewesen, als mit Hina auszukommen. Und er hatte immer noch seine Probleme damit, seine vorlaute Klappe im Zaum zu halten. Die Auswirkungen spürte er am ganzen Körper.

Anscheinend wusste der Tüftler, wie Hina tickte, sonst würde er nicht so mitleidig gucken. Er wusste jedoch, dass er dieses Mitleid nicht verdient hatte und nicht wollte. Jenkins hatte ihre Gründe gehabt, ihn gerade dahin zu schicken, immerhin war sein Verhalten unterste Schublade gewesen. Er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Er hatte ihr Auto zerstört. Und mittlerweile war er so tief gesunken und am Ende seiner Kräfte, dass er sich das eingestehen konnte.

"Ich hab Mist gebaut und dafür steh' ich grade", seufzte er schließlich und leerte die zweite Flasche, damit sein Magen aufhörte zu knurren. Seine letzte Mahlzeit war das Abendessen am Vorabend gewesen - und das war ungenießbar gewesen.

"Große Worte aus deinem dreckigen Mundwerk", witzelte Sanji amüsiert und fing sich einen düsteren Blick ein.

"Du hast keine Ahnung, du hast Hina noch nicht in Aktion erlebt. 'Hina will, dass du ihr ihr die Füße küsst', 'Hina will, dass du quer über das Feld fliegst'. Die hat sie nicht mehr alle!"
 

"Stimmt, da trösten nicht mal ihre großen Titten hinweg. Die tickt echt nicht mehr richtig!", bestätigte Ace und umklammerte sein Bier, als wäre es eine Tasse voll mit heißer Schokolade. Die Frau war ein Monster!

"Wenn du unter ihren Fittichen warst und in den Krieg ziehst, hast du zwei Möglichkeiten. Erstens: Wenn du dieses Miststück überlebst, überlebst du einfach alles! Oder zweitens: Ihr Drill hat dich so fertig gemacht, dass du dich in den nächstbeste Kugelhagel stürzt. Vergiss dabei aber Punkt eins nicht: Du überlebst Hina, also überlebst du auch einen Kugelhagel. Da beißt sich die Katze den Schwanz ab...", philosophierte Franky und leerte seine Flasche. Er hatte Hina schon oft genug in Aktion erlebt und das war ihm alles andere als geheuer gewesen.
 

"Sie hat große Titten?", hauchte Sanji fasziniert und schien Franky’s Rede nicht mitbekommen zu haben. Zorro allerdings schon, und er musste unwillkürlich schmunzeln. Ja, die Frau war ein Miststück. Aber irgendwie würde er es überleben - glaubte er zumindest. Da hatte es schon Schlimmeres gegeben.

Ein wenig besser gelaunt griff er nach der dritten Flasche Bier. "Ich hoffe, du hast genug da, denn mein Plan für heute lautet: saufe dich besinnungslos", informierte er Franky.
 

"Machst du Witze? Der ganze Panzer steht voll", lachte Franky, woraufhin er nur verwirrte Blicke von Ace erntete. "Warum stellst du das Bier in den Panzer? Ist es da kühler gelagert?", hakte der Gesprosste nach und kletterte auf das besagte Fahrzeug, um sich zu vergewissern, ob wirklich so viele Getränke vor Ort waren. "Nee, aber ich fahre immer mit der Perle zum Supermarkt. Ich hab jetzt schon dreizehn Strafzettel bekommen, nur weil ich ein paar mehr Parkplätze in Anspruch nehme als erlaubt. Scheiß Cops, ich sollte einen Behindertenaufkleber auf die Hauben klatschen...", beschwerte sich Franky und konnte rein gar nicht nachvollziehen, was die Bullerei gegen sein tolles Gefährt hatte. Wenn er beim nächsten Mal einen Polizisten dabei erwischte, wie er ihm schon wieder einen Strafzettel reindrückte, würde er mit dem Panzer über ihn drüber brettern und ihn ins Erdreich schießen!
 

Zorro beschloss, sich bei Franky über gar nichts mehr zu wundern und freute sich stattdessen auf die Aussicht, heute besoffen schlafen zu gehen.

Dann wendete er sich an seine Kameraden und beugte sich kaum merklich etwas vor. "Nun schießt los: was kann ich tun, damit Jenkins mich zurücknimmt?"
 

"Das klingt ja so, als hättet ihr miteinander gepennt und sie hätte dich verlassen...", bemerkte Ace und seufzte, während er überlegte, wie er seinem Kumpel helfen konnte. Das war allerdings gar nicht so einfach. Tashigi ließ sich nicht so einfach überreden und das hatte sie Anfang der Woche klar und deutlich ausgedrückt.

"Sei in erster Linie ein Mustersoldat", war Franky‘s Meinung.

"Knie nieder und küss ihr die Füße!", war wiederum Sanji‘s Ansicht.

"Schenk ihr Blumen oder so was...", empfahl Lysop.

"Vögel mit ihr!", warf Ace in die Runde und erntete prompt vielsagende Blicke.

Sanji seufzte und stellte fest, dass der Vollzeitchaot vielleicht sogar perverser war als er selbst. "Alter, warum hat jeder Satz bei dir mit Sex zu tun?"

Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern. "Sorry ich hab ziemlichen Druck. Außerdem: Warum nicht? Fast jeder Streit beruht auf sexuellen Spannungen."
 

Private Lorenor stellte fest, dass seine Kameraden allesamt unbrauchbar waren.

Als der Vorschlag 'Sex' kam, verschluckte er sich sogar an seinem Bier und kam nur mit Mühe und Not wieder zu Luft. "Ich halte mich an Franky's Vorschlag...", warf er dann in die Runde ein, um jede Diskussion bereits im Keim zu ersticken. Da blieb ihm wohl nichts anderes übrig, denn die restlichen Vorschläge konnte man getrost in die Tonne kloppen.

"Nicht so voreilig...", meinte Sanji bloß und hob einen Finger, um ihn zum Schweigen zu bringen.

"Nimm den Finger runter oder ich brech ihn dir", drohte Zorro genervt. Solche Ratschläge waren alles andere als Hilfreich, zumal die Option Sex sowieso ausschied, weil Jenkins Kuina zu ähnlich sah.

"Mach mal halblang, Marimo, die Theorie vom Schwachkopf macht tatsächlich Sinn. Sprich weiter, Ace!", munterte der Blonde Ace auf.
 

Irritiert blinzelte Ace ihn an. Das war eigentlich nicht ernst gemeint gewesen, aber anscheinend war sein Sarkasmus spurlos an den anderen vorbeigezogen. Er runzelte die Stirn. „Pfoten weg von ihr!“, stellte er nachdrücklich klar. Hey, Tashigi war für ihn wie eine Schwester! Und auch wenn er die Jungs von ganzem Herzen liebte, keiner von ihnen würde je gut genug für sie sein.
 

Der Grünhaarige nuckelte geistesabwesend an seiner Bierflasche und versuchte, die gerade beginnende Diskussion komplett aus seiner Wahrnehmung auszublenden. "Könnten wir das Thema wechseln?"

"Wie heißt das Zauberwort?", neckte Sanji ihn.

"Sofort!!"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Alkohol auf leeren Magen. Keine sonderlich gute Idee, fiel Zorro auf, während er sich an der Wand rechts (oder links, wen interessierte das schon?) von ihm abstützte und einen betrunkenen Schritt nach dem anderen nahm. Schrittchen für Schrittchen, aber nicht runtergucken. Er gluckste amüsiert.

"Hoppla", entfuhr es ihm, als die Wand zu einem jähen Ende kam und er stolpernd das Gleichgewicht verlor. Entweder das, oder der Boden stand auf und schlug ihm in die Fresse. Gut, das Alkohol Benommenheit verursachte. Seine Lippen, beziehungsweise sein Gesicht, spürte er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr, also war es halb so wild.

Er brauchte mehrere Versuche, um sich wieder auf die Beine zu rappeln, und als es ihm endlich gelang, sah es nicht sonderlich ästhetisch aus. Aber es war ja keiner da, der ihn auslachen konnte. Na gut, bei Franky hätte ihn auch niemand mehr ausgelacht, dort waren nämlich alle an Ort und Stelle eingeschlafen. Also hatte er den Kasten geleert und sich dann auf den Weg gemacht. Wohin wusste er selbst nicht so genau, aber das würde ihm schon früh genug einfallen.
 

Wieder auf zwei Beinen setzte er den Weg ins Unbestimmte fort. Jetzt bemerkte der Grünhaarige auch, dass die Wand tatsächlich zu Ende war; es ging um die Ecke. Leise lachend folgte er dem neuen Weg und bog in einen weiteren Gang voller Türen ein. Dann stützte er sich wieder gegen die Wand und er hielt inne, fragte sich (nicht zum ersten Mal) wohin er eigentlich ging. Irgendetwas hatte ihn angetrieben, soviel war klar.

Und dann durchzuckte es ihn wie einen Geistesblitz. Er wollte sich bei Jenkins entschuldigen. Das war's gewesen. Sich entschuldigen und wenn nötig darum betteln, dass sie ihn zurück in ihre Truppe holte. Ein Plan, wie nur ein betrunkenes Hirn ihn fassen konnte, aber auch das war in Ordnung. Mit ein bisschen Glück würde er sich morgen nicht mehr daran erinnern können.
 

Tief durchatmend sah er sich um. War er hier richtig?

Schwer zu beurteilen, denn er sah alles dreifach. Das stellte er fest, als er sich die Hand vor Augen hielt. Er war sich ziemlich sicher, keine fünfzehn Finger zu haben. Aber sein Gefühl, sein Instinkt sagte ihm, dass es nicht mehr weit war. Und sein Instinkt hatte bisher immer Recht behalten. Also taumelte er weiter, einen Schritt nach dem anderen, bis sein Instinkt STOPP brüllte und er sich vor drei Türen wiederfand. //Eins, zwei oder drei?//, dachte er grinsend, dann verschmolzen die Türen zu einer einzigen und die Frage hatte sich erledigt.

Dennoch fiel es ihm erstaunlich schwer, den Türknauf zu finden. Nach einer Weile schaffte er es wenigstens, sich am Türrahmen festzuhalten, auch wenn der bedenklich schwankte. Dann versuchte er erneut, nach dem Türknauf zu greifen, doch das Miststück lief andauernd weg und er griff ins Leere.

Er seufzte so frustriert, wie nur ein Betrunkener es konnte. Dann blieb ihm wohl keine andere Wahl: er hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür.

"JENNKINNS! MACH AUF, ISCH WILL MISCH ENTSCHULLIGEN!"
 

Erschrocken fuhr Drill Seargant Jenkins in ihrem Bett zusammen. Was war denn nun los? Murrend drehte sie sich auf die andere Seite und versuchte die Uhrzeit zu erkennen. Es war mittlerweile kurz nach drei mitten in der Nacht. Selbst für sie eine Uhrzeit, auf die sie absolut nicht klar kam.

Müde fuhr sie sich über die trüben Augen, versuchte mehrere Male ihre Brille zu ertasten, bis sie es schließlich aufgab und sich aus dem Bett raffte. Verdammt, hätte sie nach der Dienstzeit doch noch den Bus nach Hause genommen, dann hätte sie jetzt in Ruhe ausschlafen können, aber ein 'gewisser jemand' musste ja mit einem Panzer über ihren kleinen Wagen rollen. Wer immer draußen vor der Tür stand und Randale machte, sollte besser einen guten Grund haben um diese unmenschliche Uhrzeit vor ihrer Tür rumzugrölen.
 

Schlaftrunken kratzte sie sich am Hinterkopf, unterdrückte auf den Weg zur Tür ein Gähnen und überlegte, ob sie wirklich diese öffnen sollte. Aber wenn sie wirklich schnell wieder ihre Ruhe haben wollte, würde sie wohl nicht drum herum kommen.

Genervt öffnete sie die Zimmertür und rieb sich nochmal verwirrt die Augen, als 'gewisser Jemand' vor ihrem Zimmer stand. Eine Müdigkeitshalluzination? Vielleicht hätte sie sich doch besser die Brille aufgesetzt.

"Lorenor, was willst du hier? Hast du mal auf die Uhr gesehen?"
 

Zorro stolperte ihr irritiert entgegen, als die Tür so plötzlich aufging. Nach zwei Schritten hatte er seinen Körper wieder unter Kontrolle und schaffte es, sich erneut gegen den Türrahmen zu stützen. "Nope", beantwortete er ihre zweite Frage und musste dann erst mal überlegen, wie die erste lautete. Als es ihm einfiel, war er verdammt stolz.

"Isch will misch entschulligen, hab isch doch ges-sagt", brachte er schließlich hervor. Erst dann musterte er seinen Ex-Drill Seargant, die mit zerzausten Haaren, ohne Brille und mit Jogginghose und engem Shirt vor ihm stand. Partnerlook. Bingo.

"Hübssch siehste auss, Mäusken", gluckste er amüsiert und konnte das folgende Rülpsen nicht unterdrücken, geschweige denn rechtzeitig die Hand vor den Mund halten. "Uppsss. S-Sorry."
 

Leicht angewidert zog Tashigi die Augenbrauen in die Höhe, als die die Fahne ihres Gegenübers roch. Das war doch jetzt ein Witz...

"Und dafür musstest du dir echt Mut antrinken?" Die junge Frau seufzte. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Verunsichert sah sie links und rechts den Flur entlang, ob jemand etwas von diesem Szenario mitbekam. Das würde ziemlichen Ärger geben, wenn sie ihn reinlassen würde, aber ihn vor der Tür stehen lassen konnte und wollte sie auch nicht. Schnaufend griff sie nach deinem Kragen und zog ihn schnell zu sich ins Zimmer, achtete darauf, dass der Schluckspecht nicht auch noch hinfiel. Hoffentlich war das alles nur ein böser Traum!
 

Stolpernd landete Zorro im Raum und blieb nur auf zwei Beinen, weil Jenkins ihn festhielt.

Ja, dafür hatte er sich Mut antrinken müssen. Naja, getrunken hätte er sowieso, aber das musste er ihr ja nicht gleich auf die Nase binden. Die Idee, sich zu entschuldigen, war ihm erst viel später gekommen, aber das war auch okay. Für ihn jedenfalls. Sie sah nicht gerade begeistert aus. Das musste er ändern.

"Also", setzte er an und gestikulierte schwach mit den Händen. "Isch komm direkt zur Sache. S'tut mir Leid, dassisch dein Auto kaputt gemacht hab, mit dem Panzer", gestand er, stützte sich der Sicherheit halber auf den Schreibtisch auf und stieß dabei die Lampe zu Boden. "Un' die Lampe!"
 

Kopfschüttelnd und tief aufseufzend rieb sich Tashigi über die Augen, wiedermal. Das war doch nicht zu glauben, so stockbesoffen konnte doch kein normaler Mensch sein. "Nein... ja, ist schon okay. Setz dich erst mal hin, bevor du wieder was umwirfst…", warf sie ein und lotste ihn zum Bett, in der Hoffnung, dass er sich einfach nur hinlegen und seinen Rausch ausschlafen würde. Wenn Smoker davon Wind bekommen würde, wäre der Bock mehr als fett und das konnte sie sich in der jetzigen Lage nicht unbedingt leisten. //Smoker killt mich...//, dachte sie nur immer wieder und räumte alles weg, was laut zu Boden gehen konnte, damit sie wirklich niemand hörte.
 

Der Grünhaarige ließ sich rücklings aufs Bett fallen. Die Schwerkraft hatte gesiegt.

In den ersten paar Sekunden drehte sich alles, und wenn er die Augen schloss, hatte er das Gefühl in eine endlose Tiefe zu stürzen. Also öffnete er die Augen, stellte ein Bein auf den Boden und stopfte sich umständlich ein Kissen in den Nacken. Noch immer verschwamm das Zimmer hin- und wieder vor seinen Augen, doch das Wesentliche bekam er mit. "Bissu sauer?", fragte er dann leise und klang dabei ein wenig besorgter, als er eigentlich wollte.

Erst jetzt wurde ihm klar, dass es Mitten in der Nacht war und sie aus dem Bett gerissen hatte.
 

"Nicht mehr als sonst...", erklärte sie knapp und machte sich daran seine Schuhe aufzubinden. Was war das nur für eine verkehrte Welt, wo die Vorgesetzte dem Schützling die Schuhe ausziehen musste? Wahrscheinlich was das der 'mütterliche Instinkt', der gerade aus ihr herausbrach und sie dazu brachte, jemandem zu helfen, der grade nicht alleine klar kam. Witzig, dabei hatten sie sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch gestritten ohne Ende.
 

Er musste lachen. Ein raues, alkoholgeschwängertes Lachen. Widerstandslos ließ er zu, dass sie ihn auszog - oder zumindest die Schuhe.

Irgendwann verstummte er wieder und seufzte erneut. "Isch bin ein Idiot", stellte er dann sachlich und nur ein wenig nuschelnd fest. "Du bist eigendlisch ganz okay."
 

"Da gebe ich dir ausnahmsweise mal recht, sogar in beiden Punkten...", spottete sie und stellte die Schuhe zur Seite. Ein betrunkener Lorenor war eigentlich ziemlich witzig, auch, wenn es ihr gerade den Schlaf und ein bisschen die Nerven kostete. "Du solltest öfter voll sein."
 

Zorro grinste. "Findisch auch", stimmte er ihr zu.

Eine Weile schwieg er und versuchte herauszufinden, wie er das Zimmer dazu brachte aufzuhören, sich zu drehen. Irgendwann bekam er raus, dass es half, wenn er sich auf einen Punkt konzentrierte, also sah er Jenkins an, und dann drängte sich die Frage von ganz allein heraus. "Darf ich wieder zurück in deinen Trupp?"
 

Grübelnd hielt Tashigi in ihrer Bewegung inne, strich sich etwas die Haare zurück, bevor sie damit fort fuhr, ihre Lampe in Sicherheit zu bringen. "Das... überlege ich mir morgen...", antwortete sie knapp. Daran hatte sie die letzte Woche keinen einzigen Gedanken verloren, denn seitdem er weg war, lief alles wie am Schnürchen. Aber irgendwie war es schon ziemlich langweilig geworden. Sie mochte die Herausforderung 'Lorenor Zorro', aber dass er ihr Auto niedergemäht und sie beim Kampfunterricht bloßgestellt hatte, war einfach zu viel gewesen.
 

Zorro verzog das Gesicht. Das war nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte. Aber besser als gar nichts, nahm er zumindest an. Statt zu widersprechen zuckte er also bloß mit den Schultern. "Okay."

Und damit hatte er alles gesagt, was er hatte sagen wollen. Bis auf eins.

Mühsam stützte er sich auf die Ellbogen und somit in eine halbwegs aufrechte Position. "Hina ist ein Misssststück!"
 

Tashigi lachte leise auf und stimmte ihm stumm zu. "Nun, sie ist, wie sie ist...", erklärte der Drill Seargant und schob mit einem Fuß ihren leergeräumten Mülleimer zum Bett. Sicher war sicher. "Und jetzt halt die Klappe und schlaf!" Unglaublich, wie redselig er sein konnte, wenn er voll bis zum Scheitel war.
 

"Kann ich nich. Dreht sich alles", gestand der Private keine Spur verlegen und blieb so sitzen, wie er war, auch wenn das die Sache nicht besser machte.
 

"Dann mach die Augen zu!", befahl sie und stützte die Arme in die Hüften. Der Typ war echt schlimm, egal ob besoffen oder nicht. Aber in seinem jetzigen Zustand konnte man ihn sogar noch etwas ertragen, allerdings sollte sie ihm morgen doch lieber meiden, wenn er einen Schädel wie zehn verkaterte Russen hatte.
 

"Isch kann am besten schlafen, wenn isch rede", setzte Zorro ihr entgegen. Das ergab vielleicht keinen Sinn, für ihn allerdings schon. Reden war beruhigend, irgendwie.
 

Tashigi stutzte. "Ist das nicht eher kontraproduktiv?" Skeptisch zog sie die Augenbrauen zusammen. er war wirklich ziemlich gesprächig, wenn er einen sitzen hatte. Aber gut, jetzt war sie eh wach, da konnte man auch plaudern. Seufzend zog sie einen Stuhl in den Raum, drehte diesen um, damit sie ihre Arme auf die Rückenlehne legen konnte.
 

Der Grünhaarige dachte kurz darüber nach. "Nää, nää", wehrte er dann ab und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Lass quatschen."
 

"Gut, von mir aus... dann fang mal an." Im Moment würde sie alles dafür tun, damit er einfach nur einschlief, aber wenn er schon in Plauderlaune war, sollte man das vielleicht geschickt nutzen. Sie wusste praktisch nichts über Lorenor, nur das, was in diesen bescheuerten Akten stand, mehr aber auch nicht. Vielleicht bekam sie ja raus, warum er so war, wie er war.
 

"Sch'weiß nich, worüber", stellte Zorro nach kurzer Überlegung fest. Es war ohnehin schwer, einen Gedanken lange genug festzuhalten; die meisten verschwanden nach Sekundenbruchteilen und kamen nicht wieder. "Such dir was aus."
 

"Na gut, dann..." Tashigi überlegte. Sie hatte eigentlich schon ein paar Fragen, aber sie wollte nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen. Wahrscheinlich würde er sich morgen daran sowieso nicht mehr erinnern. Trotzdem...

"Warum bist du zur Army gegangen?"
 

Zorro lachte rau. "Du komms' direkt sur Sache", stellte er amüsiert fest. Stören tat er sich daran kein Stück, wahrscheinlich beschäftigte sie die Frage schon seit Tagen.

"Nich' freiwillig. Hab suviel Mist gebaut", erklärte er dann nachdenklich. "Meine Mom denkt, das würde irgendwie alles ändern, dass ich's dann wieder auf die Reihe krieg oder so."
 

"Das hätte ich mir denken können...", murmelte Tashigi und musste doch etwas grinsen. Und sie hatte es schon persönlich genommen, dass er sich so mies benahm. "Natürlich wird sich nichts daran ändern, hier bist du nämlich auch nicht gerade vorbildlich", spottete sie nur und legte den Kopf auf ihre Arme.
 

"Yup, dass habisch ihr auch gesacht", schmunzelte er. "Außerdem mag ich die Army nich."
 

"Aha? Und wieso nicht?" Wenn er schon die Steilvorlage lieferte, konnte sie ja mal wenigstens nachhakten.
 

"'S keine schöne Geschichte", schickte er voraus, um Zeit zu schinden und den Versuch zu starten, sich seine nächsten Worte zurechtzulegen. Nach ein paar Sekunden des Schweigens gab er es auf und zuckte unbeholfen mit den Schultern.

"Mein Dad war Soldat. Hab ihn kennengelernt, da war ich sechs, als er aus der Gefangenschaft wiederkam. Mein ganzes Leben war 'n ewiger Drill. Muss zugeben, hab 'ne Menge von ihm gelernt. Aber er war nich' so der väterliche Typ, mehr 'n Schläger."
 

Ja, schön war die Geschichte wirklich nicht. Im Prinzip starben auf dem Schlachtfeld auch Menschen, die nach dem Dienst nach Hause kamen. Die Meisten waren danach seelische Wracks, die man am besten nicht mehr auf die Menschheit loslassen sollte. "... das ist scheiße, tut mir Leid..."
 

"Musses nich, is vorbei. Hat mich aufgeschlitzt als ich vierzehn war, seitdem hab ich ihn nich mehr gesehn", führte er die Geschichte zu einem Ende. Sicher, es war eine beschissene Jugend gewesen und vielleicht hatte er deshalb auch einen Knacks weg, aber man musste sich damit abfinden.

"Willste die Narbe sehen?", bot er dann an und zerrte sich das Shirt umständlich über den Schädel, ohne ihre Antwort abzuwarten.
 

"Wie 'aufschlitzen'? Hä?" Verwirrt sah sie dem Quatschkopf dabei zu, wie er sich entblößte... vor ihr... in ihrem Zimmer! Wenn jetzt jemand reinkommen würde, wäre sie in ziemlicher Erklärungsnot. "Wa-Warte! Du kannst doch nicht-... lass das an!", versuchte sie ihn zu überreden, doch da hatte er schon sein Shirt auf den Boden fallen lassen. Irritiert, erschrocken wegen der immensen Narbe und hochrot sah sie an die Wand neben sich.
 

"Hat wohl gedacht, ich will ihn umbringen", beantwortete er ihr Gestammel, ohne ihre Verlegenheit zu bemerken. "Keine schlechte Idee, im Nachhinein gesehen...'
 

Tashigi seufzte, kehrte ihrem Gast dann vollends den Rücken zu. Klar hatte sie schon mehr nackte Männeroberkörper gesehen, als ihr lieb war, aber... Warum mussten immer die Idioten so gut gebaut sein? Das war unverschämt!

"Sag so was nicht... In seinem früheren Leben war er sicher ein guter Mensch."
 

Zorro winkte halbherzig ab und rückte sich etwas bequemer zu recht. "Kann ich nich beurteilen. Franky sagt ja."
 

Schweigend schlug der Drill Seargant die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Nun, wenigstens wusste sie jetzt, was es mit seiner Abneigung zur Army auf sich hatte. Aber hasste er auch deswegen die Leute, die damit zu tun hatten? Lorenor mochte weder Hina, noch diesen verkrüppelten Morgan. Und mit ihr selbst kam er anscheinend auch nicht wirklich zurecht (es sei denn er war zu wie zwanzig Seemänner). Cutty Fram schien er allerdings zu mögen, also musste es einen anderen Grund dafür geben, warum der Grünspan sie verabscheute. "Kann... ich dich noch was fragen?"
 

"Klar. Schieß los", forderte der Grünhaarige und schloss die Augen, als seine Sicht wieder verschwamm.
 

"Wir hatten zwar nicht den tollsten Start aber... Wieso hasst du mich?" Naja gut, hassen war vielleicht übertrieben, immerhin hatte er gerade noch gesagt, dass sie ganz okay war. Aber das hatte er im Suff gesagt, also zählte das auch irgendwie nicht. Es musste noch einen anderen Grund für sein Verhalten geben, da war sie sich ziemlich sicher.

Sie erinnerte sich nur zu gut an letzte Woche, wo er einfach in ihr Zimmer marschiert war, als sie sich umgezogen hatte. Und sie erinnerte sich ebenfalls noch sehr genau an seinen Blick und seine Reaktion, als sie nach ihrem Schwert gegriffen hatte. Damit musste es doch irgendetwas auf sich haben.
 

Zorro war einen langen Moment überrumpelt von der Frage. Für ihn war es so offensichtlich, dass er immer wieder vergaß, dass andere sich nicht über die Antwort bewusst waren.

"Du siehst ihr sooooo ähnlich!", stöhnte er schließlich, öffnete die Augen wieder und starrte Jenkins offen an. "Besonders ohne Brille", fügte er dann ein wenig leiser hinzu.
 

Skeptisch zog sie die Augenbrauen zusammen und drehte sich etwas zu ihm um. Das meinte er also damit, als er während des Nahkampfunterrichts sagte, es würde 'immer um ihr Aussehen gehen'. Sie sah jemandem ähnlich und das nervte ihn anscheinend tierisch. "Was? Wem sehe ich ähnlich?"
 

Er schmunzelte wehmütig. "Kuina", erklärte er schlicht, fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. "Sie war meine beste Freundin und härteste Rivalin. Haben uns beim Schwertkampf kennen gelernt. Sie hat mich windelweich geprügelt."

Zorro grinste flüchtig. "Du siehst haargenau aus wie sie. Und du redest wie sie. Das treibt mich in den Wahnsinn."
 

"So?" Tashigi war sichtlich überrascht. Damit hatte sie jetzt wirklich nicht gerechnet, aber jetzt ergab sein Verhalten ihr gegenüber durchaus Sinn. Dennoch musste sie stutzen. "Wieso war? Seid ihr nicht mehr befreundet?"
 

"Sie ist tot. Treppe runtergefallen und hat sich das Genick gebrochen."

Es war schon Jahre her, er hatte sich mit ihrem Tod abgefunden, aber nie so wirklich mit dessen Umständen. Menschen waren so zerbrechlich. Ein falscher Schritt, ein Moment der Unachtsamkeit, und das Leben war vorbei. Er wusste, wovon er sprach.

Dann lächelte er leicht. "Du hast mich zu Tode erschreckt, als du letztens mit deinem Katana auf mich losgegangen bist."
 

//Das wird ja immer besser!//, dachte sich die junge Frau und hätte sich am liebsten selbst in den Arsch getreten angesichts so viel Taktlosigkeit. Zumindest konnte sie ihn und sein Verhalten ihr gegenüber nun verstehen, auch wenn sie das Gefühl nicht loswurde, dass sie ihn in einem 'Moment der Schwäche' ausgenutzt hatte.

"Das war Sinn der Sache, du bist immerhin einfach in mein Zimmer geplatzt, als ich mich umgezogen habe", versuchte sie das Thema zu wechseln, um wenigstens die Laune wieder etwas anzuheben.
 

Der Grünhaarige lachte und der Anflug von Traurigkeit verflog. "Das war aber keine Absicht", rechtfertigte er sich, nachdem er verstummt war. Er hatte sich verlaufen - Orientierung war ein Talent, das sich bei ihm einfach nicht einstellen wollte.
 

"Na, das hoffe ich doch..."

Gut, wenigstens hatte sie es erfolgreich geschafft, die Situation zu entschärfen. "Und jetzt schlaf endlich!", warf sie ihm vorwurfsvoll an den Kopf. Ihr selbst würden bald die Augen zufallen und auf einem Stuhl zu übernachten war eigentlich nicht ihre Absicht gewesen.
 

Der Private seufzte. Wenn das so einfach wäre.

Allerding...diese Matratze war verflucht gemütlich. Viel gemütlicher als die bei ihnen in der Stube. Das waren höchstens etwas weichere Bretter.

Aber war es überhaupt okay, einfach ihr Bett in Beschlag zu nehmen? Jenkins machte schließlich keinerlei Anstalten, ihren Stuhl zu verlassen und... naja, es war halt mitten in der Nacht.

"Und was is' mit dir?"
 

"Ich nehm' Revy‘s Zimmer in Beschlag. Kümmere dich lieber um dich selbst, Schwachkopf...", seufzte Tashigi leise und war erfreut darüber, dass ihre Kollegin an den Wochenenden ebenfalls nicht in der Kaserne rumhing.
 

"'kay", gab Zorro nach und schloss erneut die Augen.

Das Gefühl, kopfüber ins Bodenlose zu stürzen, blieb zum Glück dieses Mal aus und er konnte erleichtert durchatmen, während er die Müdigkeit herannahen spürte.

"Danke, Searge."
 

Besagter Searge winkte nur schmunzelnd ab, als sie auf ihre Zimmertür zuging. Sollte er sich erst einmal ausnüchtern, bevor er sich bei ihr bedankte, denn morgen würde es trotzdem noch eine gehörige Standpauke geben. Kater hin oder her.

I hate Mondays

Stillgestanden!
 

Ja, wir haben auch endlich das neue Jahr erreicht und es auf die Reihe gekriegt, ein Kapitel zusammenzustellen. Und das auch noch mitten in der Prüfungsphase. Der Anlass? Die Lady kommt heute zum pupsen <3
 

In dem Sinne fassen wir uns kurz und sagen euch: lest, denn wir planen fleißig weiter ;)
 

***
 

So steht Stramm, Rekruten! Jetzt gibt's erstmal 'ne Ansage von der Lady: Wie Seargant of the Weird bereits erwähnte, "pupsen" wir das Wochenende zusammen ab. Das Stuff rutsch von einem Ereignis ins andere, weshalb die Onlinestellung der Kapitel immer ein wenig auf sich warten lassen. Auch bei mir ist einiges passiert, allerdings zu eurem Vorteil, liebe Leserschaft, denn DIE LADY HAT ENDLICH EIN BISSCHEN MEHR ZEIT! *fuck yeah*

Und die Zeit werde ich intensiv dafür nutzen kreativ zu sein, sprich: Es wird gezeichnet und getippt, bis die Finger bluten. Wie regelmäßig die neuen Kapitel kommen, kann ich noch nicht genau sagen, aber mindestens eines im Monat ist bestimmt drin - vielleicht sogar zwei oder drei, wer weiß OKAY, SOLDATEN! Meldet den Lagebericht, wenn ihr das Kapitel gelesen habt. WEGGETRETEN!!!
 

@HathorCat: Lieb? Ob Tashigi lieb zu ihm ist? BWAHAHAHAHAHHAHAHAA.
 

@StannisBaratheon: Hina ist der Teufel in Tarnklamotten ;)
 

@Hutzi-Keksgetier: Ja, er landet endlich in ihrem Bett XD Das war auch unser erster Gedanke. Wie die Standpauke aussieht? *scheinheilig pfeiff* Keine Ahnung…
 

@Moni: Wir mögen seine Entschuldigung auch. Sie ist so herrlich unbeholfen =D
 

@ette12380: Also – uns fällt immer etwas zu Drop the Bomb ein. Wir haben bereits das doppelte an Kapiteln zusammen, müssen sie aber immer noch mal überarbeiten und dafür haben wir leider nicht immer Zeit :/ Aber wir geben uns stets Mühe!
 

Die Frau ist eine raffinierte Mischung von Brandstifter und Feuerwehr. (Marcel Aymé)
 

I hate Mondays
 

Zorro blinzelte. Licht zerfetzte sein Gehirn und sandte übelkeitserregende Schmerzen in jeden Teil seines Körpers, der auch nur annähernd in Bewegung war. Er hielt die Luft an und kniff die Augen zusammen, als Kopfschmerzen seinen Schädel spalteten. Unwillkürlich entfuhr ihm ein lächerlich unartikulierter Laut, der so ziemlich alles bedeuten konnte, und er zog sich die Bettdecke über den Kopf. Die Dunkelheit darunter machte seinen Zustand ein wenig erträglicher. Zögernd blinzelte er erneut, schmatzte und verzog das Gesicht. Der saure Geschmack in seinem Mund war dabei nicht mal das Schlimmste. Der Teppich auf seiner Zunge und das Gefühl, jede Sekunde verdursten zu können, war viel schlimmer. Er schmeckte die Zigaretten, die er gestern zu viel geraucht hatte, und der Restalkohol hämmerte ihm von innen gegen die Stirn.
 

Zögernd schob er die Bettdecke von seinem Kopf herunter. Das Licht blendete ihn so stark, dass ihm schon wieder schlecht wurde, und er brauchte ein paar Sekunden zu lange, um die Gefahr, die direkt vor seiner Nase stand, überhaupt wahrzunehmen.
 

„Guten Morgen“, zwitscherte Seargant Tashigi Jenkins gut gelaunt und zog mit ohrenbetäubendem Scheppern die Rollladen hinauf, um noch mehr Sonne und klirrend kalte, frische Luft ins Zimmer zu lassen. Genau in dem Moment, in dem Zorro langsam dämmerte, dass es keineswegs sein Zimmer, geschweige denn sein Bett war, drehte Jenkins sich zu ihm herum – und sämtliche Freundlichkeit war ihr aus dem Gesicht gewichen. „…DU ARSCHLOCH!“, setzte sie brüllend hinterher und stemmte vielsagend die Hände in die Hüften. Als hätte er noch einen Tipp gebraucht um zu merken, wie sehr er am Arsch war.
 

Ihre Stimme war schrill und laut genug, um jeden anderen Gedanken in Luft aufzulösen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog sich Zorro die Decke wieder über den platzenden Kopf. Wenigstens das Licht konnte er ausblenden, Jenkins Zorn aber würde er wohl kaum fernhalten können.
 

„Kannst du nicht etwas leiser schreien?“, bat er kleinlaut, obwohl er das dumpfe Gefühl hatte, nicht das Recht dazu zu haben, jetzt auch noch Bedingungen zu stellen. Jenkins sah das anscheinend genauso, denn kaum, dass er ausgesprochen hatte, griff sein Drill Seargant nach einem Buch auf ihrem Schreibtisch und warf es ihm gegen den hohlen Schädel. „LEISER? LEISER?!“, wiederholte sie schrill, schriller, am Schrillsten, und er sah es förmlich vor sich, wie sie schnaufte. „ALLES WAS ICH KANN, IST NOCH LAUTER!“, schnauzte sie ohne Luft zu holen weiter und kümmerte sich einen feuchten Kehricht darum, dass er ihr in seinem angeschlagenen Zustand nichts entgegenzusetzen hatte.
 

„Aber ich hab Kopfschmerzen“, entfuhr es ihm leise, eine Sekunde, bevor ihm die Bettdecke entzogen wurde und ihm zum ersten Mal auffiel, dass er gar kein Shirt mehr trug. Während er noch blinzelnd versuchte, eine sinnvolle Erklärung dafür zu finden, kam Jenkins ihn mit ihren vor Zorn sprühenden Augen immer näher, sodass er unwillkürlich zurückwich, bis er mit dem Rücken ans Bettende stieß. Mit einem lautlosen Seufzer bereitete er sich auf den Anschiss vor, zu dem Jenkins offenbar ansetzte.
 

„UND DU MACHST MIR BAUCHSCHMERZEN!“, kreischte Tashigi Jenkins und stützte sich mit den Händen auf der Matratze ab, um ihn bedrohlich nieder zu starren. Hatte Zorro vorher bereits gedacht, ihre Stimme wäre kaum zu ertragen – jetzt legte Jenkins noch einige Dezibel drauf und Zorro wagte es nicht einmal, die Hände zu rühren um sich die Ohren zuzuhalten. „WAS FÄLLT DIR BESCHEUERTEM IDIOTEN EIGENTLICH EIN, MICH NACHTS UM DREI ROTZEVOLL AUS DEM BETT ZU JAGEN, DU PENNER?!“, schrie sie und ein bisschen Spucke flog dem Grünhaarigen ins Gesicht. Nicht, dass er sich beschwert hätte.
 

„ICH HÄTTE DICH RAUSSCHMEIßEN SOLLEN!“, fuhr Jenkins unbeeindruckt fort, stieß sich von der Matratze ab und marschierte wutentbrannt im Zimmer auf und ab. Mittlerweile bereute sie es, weich geworden zu sein. Sicher, Lorenor hatte sich bei ihr entschuldigt, und es war die ideale und wohl auch einzige Gelegenheit gewesen, mal ein paar aufrechte Antworten aus ihm herauszukitzeln, aber ja, sie bereute es, ihn über Nacht dabehalten zu haben. Ganz egal, wie wenig er sich hatte auf den Beinen halten können, sie hätte ihn zurück in sein Zimmer kriechen lassen sollen. Dann wäre ihr diese Begegnung erspart geblieben und ihr Zimmer hätte nicht wie ein Meerschweinchenstall gestunken.
 

Jetzt musste sie sich zu allem Überfluss noch mit dieser Schnapsleiche auseinandersetzen, die sie gequält anblickte. Aber wenigstens hatte sie die Gelegenheit, ihrer Wut Luft zu machen, während Lorenor anscheinend nur in der Lage war, sie blöde anzublinzeln.
 

„Ich-“, setzte er schleppend an, aber sie fuhr ihm über den Mund. „DU HAST DEN BOGEN SOWAS VON ÜBERSPANNT, FREUNDCHEN! MIT EINEM TASMANISCHEN TEUFEL HAT MAN WENIGER ÄRGER, ALS MIT DIR! NICHT GENUG DAMIT, DASS DU ZU JEDEM VERDAMMTEN THEMA EINEN BLÖDEN KOMMENTAR AUF LAGER HAST, DU VERSUCHST AUCH NOCH ALLES – UND ZWAR WIRKLICH ALLES, UM MIR DAS LEBEN SO SCHWER WIE MÖGLICH ZU MACHEN! DASS DU NACHTS BEINAHE MEINE TÜR EINTRITTST UND MIR DIE OHREN ZULALLST, IST DA NUR DIE SPITZE DES EISBERGS!“
 

Während sie nach Luft rang, beobachtete Jenkins selbstzufrieden, wie Lorenor nach Worten suchte. Die Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Kein Wunder, so huckevoll wie der Idiot vor ein paar Stunden noch gewesen war, würde es sie nicht einmal wundern, wenn er einen Filmriss hatte. Dieser Gedanke machte sie noch wütender, und als Lorenor den Mund aufklappte, um eine fragwürdige Verteidigung seiner Selbst herauszubringen, funkte sie ihm erneut dazwischen. „WAS STIMMT NUR NICHT MIT DIR?!“, brüllte sie und ihre Stimme überschlug sich mehrfach. „SO BLÖD KANN DOCH KEIN EINZELNDER MENSCH SEIN! SELBST EINEM VOLLTROTTEL WIE DIR MÜSSTE DOCH KLAR SEIN, DASS EINE GENUSCHELTE ENTSCHULDIGUNG BEI MIR NICHT ANSCHLÄGT – BESONDERS, WENN DU IM SELBEN ATEMZUG MEIN ZIMMER AUSEINANDER NIMMST!“
 

Zorro schwirrte der Schädel. Die Hälfte ihrer Vorwürfe verstand er nicht wirklich, aber immerhin baute Jenkins in ihrer Tirade gerade genug Hinweise ein, dass er sich zusammenreimen konnte, wie der Abend gestern ausgegangen war. Und er hätte sich dafür in den Arsch getreten, wenn Jenkins das nicht bereits für ihn übernommen hätte. Suchend glitt sein Blick durch das Zimmer, vorbei an dem zerknitterten T-Shirt, das irgendwo auf dem Boden lag, und über die Wände und den Schreibtisch, ohne das er irgendetwas entdeckt hätte, was er zerstört haben könnte.
 

„DIE LAMPE!“, keifte Jenkins, als hätte sie seine Gedanken gelesen und er fuhr zusammen. Herrgott noch eins, er hatte wirklich alles verbockt. Ganz egal, was er nach seinem Aufbruch bei Franky noch fabriziert hatte – er hätte es besser sein gelassen. „Es-“
 

„HALT DIE SCHNAUZE, LORENOR! MIR STEHT ES BIS HIER!“ Um ihre Worte zu untermalen, hielt sie sich die Hand an den Hals. Lorenor folgte ihrem Blick und sah dermaßen geknickt aus der Wäsche, dass sie beinahe wieder Mitleid mit ihm bekam. Er bot einen jämmerlichen Anblick, wie er mit tiefen Augenringen, zerzausten Haaren und einem riesigen Fragezeichen im Gesicht blass zu ihr aufsah. Aber erst der Blick auf die monströse Narbe, die sich über seinen Oberkörper zog und die von der Decke kaum verdeckt wurde, holte sie wieder von ihrem hohen Ross herunter und die nächsten Worte blieben ihr im Hals stecken. Betretene Stille setzte ein, während Tashigi sich genervt durch das Gesicht fuhr und überlegte, wie sie jetzt mit dem Trottel verfahren sollte. Zorro seufzte lautlos und machte das Gleiche, nur dass er darüber nachdachte, wie er die Flucht ergreifen konnte.
 

Gerade, als die Kopfschmerzen hinter seiner Stirn immer bohrender wurden und ihm Jenkins anklagende Blicke so dermaßen auf den Senkel gingen, dass er schon mit den Zähnen mahlte, klopfte es an der Tür.
 

Alarmiert wechselten beide einen Blick, blieben aber wie erstarrt an Ort und Stelle. Ihnen beiden war mehr als klar, welchen Anblick sie hier boten und gegen wie viele Regeln es verstieß, dass Lorenor überhaupt in diesem Raum, nein, in diesem Bett anwesend war. Zorro zog fragend eine Augenbraue hoch, die einzige Gefühlsregung, die keine rasenden Kopfschmerzen provozierte, und Jenkins entgleisten sämtliche Gesichtszüge. „Ja?!“, kiekste sie mit unnatürlich hoher Stimme und sah sich hektisch in ihrem Zimmer um, als erwartete sie, auf ein geeignetes Versteck zu stoßen. Oder eine versteckte Luke im Boden. Oder einen Bunker in ihrem Kleiderschrank.
 

„Seargant Jenkins?“, drang es von außen herein und die Stimme war einfach nicht zu verwechseln. Sie waren sowas von am Arsch!
 

„Captain Hina!“, flötete Jenkins panisch und stapfte auf das Bett zu, auf dem Lorenor noch immer dämlich blinzelnd saß und sich keinen Millimeter rührte. Ob nun vor Schreck oder weil er immer noch zu besoffen war, um einen Schritt vor den anderen zu setzen, sei dahingestellt. „Was für eine Überraschung!“

Energisch packte sie ihn an der Schulter und stieß ihn von der Matratze herunter. Zorro landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden, weil er sich nicht schnell genug aus der Bettdecke entheddert hatte. Lautlos fluchend kam er auf die Knie und beschwerte sich nicht einmal, als Tashigi ihn am Nacken packte.
 

„Hina möchte wissen, mit wem Sie…reden“, befahl Captain Hina und die Türklinke wurde heruntergedrückt. Tashigi’s Herz setzte mehrere Schläge aus und sie atmete erst auf, als ihr wieder einfiel, dass sie vorher abgeschlossen hatte. Sie verschwendete keine Zeit, schleifte Lorenor um das Bett herum und durch den halben Raum und antwortete ihrer Vorgesetzten über die Schulter hinweg: „ICH ÜBE FÜR DEN DRILL!“
 

Zorro kam stolpernd auf die Beine, stieß eine halblaute Verwünschung aus und verstummte abrupt, als Jenkins ihm die Hand auf den Mund presste. Rückwärts stolpernd folgte er ihr und deutete mit ausschweifenden Bewegungen auf sein Shirt, das noch immer auf dem Boden lag.
 

„Hina glaubt Ihnen kein Wort!“, entschied sich Hina in diesem Moment. „Hina wird die Tür eintreten, wenn Sie in drei Sekunden nicht geöffnet haben!“
 

Erneut tauschten Tashigi und Zorro einen erschrockenen Blick. Mit der Hüfte stieß Zorro gegen irgendetwas, aber er schenkte dem dumpfen Aufprall keinerlei Beachtung. Er hatte dringendere Sorgen und er war noch nicht einmal halbwach. Tashigi zog eine Augenbraue hoch und nur Sekunden, bevor es tatsächlich geschah, hatte Zorro eine Vorahnung, was nun folgen würde.
 

„Wir sehen uns am Montag!“, zischte Tashigi, schenkte ihm einen letzten, bösen Blick und versetzte dem Grünhaarigen anschließend einen heftigen Stoß vor die Brust, der ihn rückwärts aus dem geöffneten Fenster beförderte. Sie wartete nicht ab, bis der Private mit einem überraschten Keuchen draußen auf dem Rasen landete, sondern stürzte in Richtung ihrer Zimmertür. Im Vorbeigehen grapschte sie nach Lorenor‘s Shirt und schleuderte es ihm nach aus dem Fenster, bevor sie atemlos die Tür entriegelte und lächelnd aufzog.
 

Das Shirt landete exakt auf Zorros selten dämlichen Gesichtsausdruck.
 

Blinzelnd starrte der Private in den grauen Himmel hinauf, gelähmt sowohl vom Schock und Restalkohol als auch von den Kopfschmerzen und der Kälte, die sich über den gefrorenen Boden in seinen blanken Rücken fraß. Dann schnappte er nach Luft, die ihm nach dem Sturz kurz weggeblieben war und rollte sich auf die Seite. Drei Sekunden lang spielte er mit dem Gedanken, sich an Ort und Stelle zu übergeben. Dann hörte er Hina’s Stimme und er sah ein, dass eine unauffällige Flucht wichtiger war.
 

Etwas wackelig kam er auf die weichen Knie. Als er eine halbwegs aufrechte Position erreicht hatte, ohne seinen Mageninhalt von sich zu geben, lauschte er auf die Worte, die aus dem offenen Fenster herausdrangen. Nach dem, was er aufschnappte, glaubte Hina Jenkins kein Wort und begann gerade damit, das Zimmer systematisch abzusuchen. Mit anderen Worten: es wurde höchste Zeit, zu verduften. Hastig bückte er sich nach seinem Shirt und zog es sich im Laufschritt über den Kopf, während er sich von Jenkins Fenster entfernte und die beiden Frauen damit hinter sich ließ.
 

Als er außer Sichtweite war, wurde er wieder langsamer und fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. Wo war er jetzt schon wieder hineingeraten? Je mehr Sauerstoff in sein Hirn drang, desto mehr dämmerte ihm, was er gestern Abend noch angestellt hatte. Ihm wurde wieder schlecht, hatte aber keine Ahnung, ob der Grund nun Alkohol oder doch eher sein erbärmlicher Entschuldigungs-Auftritt vor Jenkins Schlafzimmer war. Bei der Erinnerung daran, dass er im besoffenen Kopf aus dem Nähkästchen geplaudert hatte, stellten sich ihm die Nackenhaare auf und es schauderte ihn, als er daran dachte, wie er sie angefleht hatte, ihn zurück in ihre Truppe zu holen.
 

Dann blieb er so plötzlich stehen, als wäre er gegen eine Wand gerannt. In der Hektik nach Hina’s Klopfen hatte er es gar nicht richtig realisiert, aber…hatte Jenkins ihn nicht mit den Worten „Bis Montag“ aus dem Fenster geschubst?
 

Trotz hämmernder Kopfschmerzen musste er Grinsen. So peinlich ihm sein Auftritt von letzter Nacht auch war und so sehr er auch im Moment unter den Nachwirkungen von zu viel Bier und Schnaps litt – es hatte sich gelohnt. Den Kopf über sich selbst schüttelnd stapfte er über die gefrorene Wiese in Richtung Haupteingang. Die Hände hatte er in den Taschen seiner Jogginghose und die Schultern angezogen, weil es wirklich arschkalt war, aber in seinem Magen breitete sich ein wohlig-warmes Gefühl aus.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜... Montag ...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"Wird das heute noch was?", brüllte First Leutnant Drake der Truppe aus halbkomatösen Idioten zu, während er darauf wartete, dass das, was auf der Tafel stand, nun endlich auch auf den blanken Zetteln vermerkt wurde. Ja, es war wieder ein Morgen voller Müdigkeit, Inkompetenz und Theorieunterricht gewesen und die Mischung aus allem brach den Soldaten anscheinend das Genick. Die Aufmerksamkeitsspanne der Jungs reichte gerade mal bis vor die Tischkante.

"IHR SOLLT DIE BUCHSTABEN NICHT MALEN, VERDAMMTE SCHEIßE! KOMMT ENDLICH IN DIE GÄNGE!!!" Genervt rieb sich Drake über die Nasenwurzel und seufzte so tief, wie nur ein genervter First Leutnant es tun konnte.
 

Seufzend und nur ein wenig murrend zückten die Männer ihre Kugelschreiber und kritzelten missmutig die Worte von der Tafel ab.

Das NATO-Alphabet auswendig zu lernen war vollkommener Schwachsinn, stellte Zorro fest, während er seinen Blick über die krakelig vollgeschriebene Seite streifen ließ.
 

A - ALFA

B - BRAVO

C - CHARLIE

D - DELTA

E - ECHO

...
 

Er runzelte die Stirn. Welchen Zweck sollte es haben, Buchstaben auf solche Art und Weise über Funk durchzugeben? Bis man mit dem verdammten Buchstabieren fertig war, wurden ganze Schlachten ausgefochten und man hatte schon drei Mal den Löffel abgegeben. Mühsam hinderte er sich daran, seine Meinung mit Leutnant Drake zu teilen, denn andernfalls hätte er sich wieder zurück zu Hina gesellen können.

Genervt blickte er zu Ace, dessen Blatt immer noch lupenrein war. "Wieso schreibst du eigentlich nicht mit? Willst du deine Freundin nicht stolz machen?", neckte er.

"Wieso bist du eigentlich schon fertig mit deiner Liste?!", fauchte Sanji von seiner anderen Seite her.

Zorro zuckte mit den Schultern. "Eine Woche mit Hina hat mir gereicht, danke der Nachfrage."
 

"Eine Woche und das Großmaul 'Lorenor Zorro' ist gebrochen, ich bin glatt ein bisschen enttäuscht!", murmelte Sanji, während er neidisch zusah, wie genannter Grünspan sich zurücklehnte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte. "Wirst hier wohl zum Streber, Alter. Darf ich später bei dir abschreiben, ich bin zu müde...?" Ohne seinen morgendlichen Kaffee ging einfach nichts. Wie oft hatte er sich vorgestellt, von Tashigi morgens mit frischgekochtem Kaffee und leckeren Croissants geweckt zu werden... NACKT, versteht sich.

"Maaaaaaaaaaann, ich brauch Koffein!"
 

Nickend stimmte der Gesprosste dem Blonden zu und lehnte sich ebenfalls zurück. Wozu sollte er auch diese bescheuerte Kacke nochmal abschreiben? "Den ganzen Müll hab ich schon in der letzten Grundausbildung hinter mich gebracht. Der ganze Krempel liegt bei mir im Spint, wozu also nochmal die Mühe machen? Ist doch Schwachsinn..."
 

Sanji zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, bevor er wieder zu Lorenor sah. "Und warum schreibst du dann schon wieder mit? Willst du dich jetzt einschleimen oder was?"

Zorro grinste und schüttelte bloß den Kopf. "Nope. Aber ich hab Ace den Zettel in die Fresse gestopft, weil er mir auf die Nerven gegangen ist. Danach war er nicht mehr zu gebrauchen, so ganz voller Sabber. Also, der Zettel, nicht Ace.Der ist sowieso nicht mehr zu gebrauchen..."
 

Ace seufzte genervt, als er sich an besagte Situation zurück erinnerte. "Ja, danke, Arschloch. Musst es jeden unter die Nase reiben, wa?", motzte er kleinlaut und knurrte innerlich, als Lysop neben ihm ein Lachen unterdrückte. Köstliche Vorstellung!

Sanji nickte. "Ja, das hätt ich auch gemacht...", gestand der Kettenraucher und überlegte schon mal, womit man Ace noch den Mund stopfen konnte. Alte, muffelige, stinkende Socken nach einem Marsch... Danach würde er so schnell nicht mehr den Mund aufmachen.
 

Der Grünhaarige schmunzelte amüsiert und gab Sanji eine High Five.
 

"HAT SICH HIER GERADE JEMAND DAS PURPLE HEART VERDIENT ODER WARUM KLATSCHT ES BEIFALL?!", raunzte Drake dazwischen, stützte sich mit den Händen auf die Tischplatte und nahm abwechselnd Lorenor und O'Bannion ins Visier. Unfassbar, wie daneben sich die Jungs benehmen konnten.

Nach einem prüfenden Blick auf die Unterlagen der Chaosrekruten musste er allerdings überrascht feststellen, dass zumindest Lorenor gehorcht und das NATO-Alphabet abgeschrieben hatte. Und das O'Bannion gerade mal bis 'G' gekommen war und Schnörkel zog wie ein kleines, pubertierendes Mädchen.

"Da fehlen die Herzchen über dem 'I'", spottete der Lieutnant und zeigte auf die entsprechende Stelle.

Schließlich starrte er abwechselnd zwischen den beiden hin- und her und überlegte, wen von den zweien er härter in die Mangel nehmen sollte. Er entschied sich für Lorenor. Der Dreckssack hatte in den letzten zwei Wochen immerhin genug Ärger gemacht.

Er stiefelte zurück zur Tafel und wischte sie blank, ohne auf das Murren der Soldaten zu hören, die noch nicht fertig waren. Hätten sie eben früher damit anfangen sollen.

Dann wirbelte er erneut zu den Tischen herum und zeigte auf den grünen Kanarienvogel. "Aufstehen und das NATO-Alphabet aufsagen. Aus dem Kopf."
 

Zorro starrte einen Moment perplex zurück und fühlte sich - mal wieder - unfair behandelt.

Aber okay, da musste er wohl durch. Seufzend schob er den Stuhl zurück, rappelte sich auf die Beine und hielt Drake's festem Blick stand, während er sein Wissen über das bescheuerte Alphabet zusammenkratzte - und es zur Überraschung aller Anwesenden auswendig und ohne einen Fehler herunterleierte.

Als er fertig war, war es mucksmäuschen still geworden und er hatte die volle Aufmerksamkeit.

Er grinste flüchtig. "Aber wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Leutnant-"

Sanji neben ihm vergrub das Gesicht in den Händen. "Sag es nicht, halt einfach deine verdammte Klappe..."

Zorro ignorierte ihn. "Das NATO-ABC ist totaler Schwachsinn." Der Blonde ließ entnervt den Kopf auf die Tischplatte fallen.
 

Drake musterte den Grünspan amüsiert. "Davon haben Sie ja bereits genug in der Birne, Private, ein bisschen mehr kann da nicht mehr schaden. Setzen."
 

Es wäre ja auch zu schön gewesen, dachte Drill Seargant Tashigi, die seit etwa zehn Minuten vor der Tür stand und sich das ganze Spektakel mit angehört hatte. Sie hatte kurz einen kleinen Keim aufblühen sehen, aber Lorenor musste ihn mit seiner Scheiße ersticken. So typisch... Aber immerhin düngte er gut, vielleicht wurde daraus ja noch was.

Zu hören war anschließend nur noch ein lautes Grölen gewesen (definitiv Ace, es konnte nur Ace sein, wer auch sonst?). Ihre Annahme, dass es sich dabei um ihren Kumpel mit der vorschnellen Klappe handeln musste, bestätigte sich, als darauf ein respektvolles "SAUBER TIGER!" folgte.
 

Als sich die Meute wieder beruhigt hatte, fuhr Drake, angepisst bis aufs Mark, seinen Unterricht fort. Dabei war doch schon eine geringe Besserung zu sehen gewesen, nur an Lorenors vorschnellen Mundwerk musste noch gearbeitet werden. Aber nichts, was man nicht mit Strafrunden, Klo putzen und Stiefel lecken hinkriegen würde.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Erleichtert, dass der Unterricht endlich vorbei war, preschte Ace zur Tür vor. In seinem ganzen Leben musste er noch nie so dringend scheißen wie jetzt, aber Leutnant Drake zu fragen, ob er eine kleine Kaka-Pause einlegen könnte, kam sowas von gar nicht in Frage. Nicht, nachdem er Zorro hatte stramm stehen lassen. Denn aufstehen ging gerade gar nicht... zumindest nicht, ohne sich komplett... nun, man musste es nicht weiter erörtern, oder? Im Moment hätte er ein Königreich für eine Windel gegeben.

Kaum hatte er die Tür zum Flur aufgerissen, wurde er von seinem Drill Seargant aka 'Sandkastenfreundin auf Lebzeiten' begrüßt.

"Na, bereit für's Training?"

"NEIN! Ich kann jetzt nicht!"
 

Verwirrt, fast schon sprachlos, sah sie ihren Freund an. "Das war eine rhetorische Frage, darauf wollte ich keine Antwort. Mitkommen!"

"Aber Tashi, ich bring hier gleich was zur Welt, dass du nicht ertragen kannst. Lass mich nur kurz auf den Schacht."

Tashigi war sich ziemlich sicher, noch nie ein so ein angewidertes Gesicht gezogen zu haben. Doch, einmal, als Ace damals im Klassenraum einen fahren gelassen hatte, dass es ihr die Zehennägel hochgeklappt hatte. Sowas konnte auch nur aus seinen Körperöffnungen kommen.

"Heb dir ne Latrine aus, Herr Gott. Kann mal jemand bitte ein anderes Thema auflegen. Ich möchte ungern über den Stuhlgang meiner Soldaten reden."
 

Zorro holte tief Luft, um ein neues Thema anzuschneiden, aber Sanji rammte ihm den Ellbogen so nachdrücklich in den Magen, dass sie ihm sofort wieder entwich.

"Wag es dich ja nicht. Halt deine verdammte Fresse!", knurrte der Blonde gereizt und verarbeitete seinen vorlauten Kumpel mit Blicken zu Schweizer Käse.

Der Grünhaarige hob beschwichtigend die Hände vor die Brust, während er wieder Atem schöpfte. "Okay, okay. Ich behalt's für mich."

Sanji nickte zufrieden.

"Was für ein Training, Searge?", rutschte es Zorro dann doch heraus, während er sich die schmerzende Stelle rieb. Der Koch starrte ihn durchdringend an, verdrehte dann die Augen und murmelte halblaut vor sich hin, dass der Marimo nicht mehr zu retten war.
 

Bei dem Gedanken, gerade ihn an dem Training teilhaben zu lassen würde Tashigi schon etwas flau in der Magengegend. Gut, wahrscheinlich wäre es nicht das erste Mal, dass Private Lorenor Zorro einen Schießkolben in die Hand nahm, der nicht „sein eigener“ war, trotzdem behagte ihr die Vorstellung gar nicht, dem Mooskopf ein Gewehr zu überreichen. Das konnte in einer absoluten Katastrophe enden, wenn nicht sogar in einem Massaker. Dagegen würde die Nummer mit ihrem Wagen ein Witz sein. Obwohl sie zugeben musste, dass sie auch Ace keine Waffe geben wollte, wenn es nach ihr ginge. Leider bekam bei der US Army jeder Trottel ein geladenes Gewehr, daran konnte sie nichts ändern.

"Nun...", fing Jenkins an und präsentierte ihre M-4 CARBINE Rifle. Mehr musste sie nun wirklich nicht erklären.
 

Der Grünhaarige grinste breit. "Spitze!"

Das Schusswaffentraining hatte ihm schon immer am besten gefallen. Es war laut, tödlich und brandgefährlich. Es strotzte nur so von Testosteron und Adrenalin. Es war wie für ihn gemacht.

Dass er seine M4 nach dem Vorfall mit Morgan hatte abgeben müssen, war das einzige gewesen, was er bedauert hatte. Und jetzt würde er eine neue bekommen, mit der er herumballern konnte.

Auch Ace schien seinen Kackdrang kurzzeitig vergessen zu haben und grinste ihn an, was Zorro nicht ganz so sehr verwunderte wie Lysops begeistertes Gesicht. "Cool!", hauchte die Langnase.

Private Lorenor schmunzelte. "Was? Keine Angst, dir ein Auge wegzuschießen?"

Der Lockenkopf ignorierte den Spott. "Ich bin echt gut im Schießen. Ich könnte sogar einer Ameise ein Auge wegpusten."
 

Tashigi sah das Übel schon auf sie zurollen. Das M4-Training konnte gar nicht unfallfrei von Statten gehen. Sie hatte sich wirklich oft genug durch den Kopf gehen lassen, wie sie um die Übung drum herum kommen konnte, bis ihr schließlich dämmerte, dass sie es gar nicht verhindern konnte. Irgendwann mussten diese Spinner eine Waffe in die Hand nehmen und lieber wa sie anwesend, um das Schlimmste zu verhindern, als diese Deppen allein und ohne jegliche Aufsicht mit einer M4 loszogen.

Skeptisch sah Drill Seargant Jenkins zu ihrem Freund rüber, der anscheinend vergessen, dass er mal musste.

"Wolltest du nich 'kurz verschwinden'?", hakte sie lieber nochmal nach, damit er später nicht während der Übungen aufs Klo gehen musste.

Ace winkte ab. "Geht schon, dann kneif ich erstmal die Arschbacken zusammen."

"Gut, aber wenn's in die Hose geht, bist du‘s selbst Schuld."
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Zehn Minuten später hatte sich der Trupp geschlossen auf dem Schießübungsplatz versammelt und wartete gespannt auf das bevorstehende Training. Vorher mussten sie allerdings noch ihre Waffen erhalten, worauf der Großteil von ihnen mehr als Scharf drauf war. Deshalb hatten sich ausnahmslos alle in einer perfekten, nach der Größe geordneten Schlange vor dem dazugehörigen Lagerhaus aufgereiht und warteten auf die Empfängnis ihrer M4 Carbine.

Auf dem Weg dorthin hatte der Trupp Zorro und Ace ausführlich nach der Waffe befragt. Ace einziger Kommentar war wenig hilfreich gewesen und hatte aus einem Wort bestanden: Tittenaffengeil.

Zorro war da schon etwas auskunftsfreudiger gewesen und hatte ein paar allgemeine Informationen preisgegeben, so in etwa das Kaliber (5,5 mal 45mm), Schussanzahl pro Minute (etwa 700) und dass es eine vollautomatische Waffe mit offener Visierung war.
 

Second Leutnant Revy Smith erwartete den Trupp bereits sehnsüchtig. Tashigi hatte ihr schon einiges von ihren Männern erzählt und sie selbst hatte auch genug mitbekommen (ihr Auto hatte sich ja schließlich nicht von alleine platt gewalzt). Wenn die Soldaten so schlimm waren, wie Jenkins gesagt hatte, dann - Gott bewahre - würde sie einigen davon ein zweites Arschloch schießen müssen, sobald sie auch nur einen Laut von sich gaben.

Smith ging vor den Männern auf und ab. "FALLS IHR MINDERBEMITTELTEN ARSCHLÖCHER ES VERGESSEN HABT, MEIN NAME IST LIEUTNANT REVY SMITH UND HEUTE WERDE ICH EUCH ZEIGEN, WIE MAN MIT DIESEM SCHMUCKSTÜCK UMGEHT!", blaffte sie die Soldaten an und präsentierte dabei ihre vollautomatische M4 Carbine.
 

Tashigi selbst stand außen vor. Dies war nicht ihr Gebiet und einmischen wollte sie sich nicht, sondern sie wollte nur ein Auge darauf haben, dass das Training nicht eskalierte. Ace, Lorenor und scharfe Munition, dass war eine scheiß gefährliche Kombination.

Skeptisch besah sie sich ihre Truppe. Sie standen alle in Reih und Glied, nach Größe auf einer Linie. Revy und ihr Schmuckstück schienen wirklich viel Einfluss auf die Rekruten zu nehmen.
 

"Oh nein...", murmelte Zorro genervt, als er einen Seitenblick auf Sanji warf.

Der Blonde starrte Leutnant Smith mit offenem Mund an. Sein Blick wechselte rasend schnell zwischen ihren prallen Brüsten, den rostroten Haaren und der durchgeladenen Waffe hin- und her und ganz offensichtlich konnte er sich nicht dazu durchringen, eine Entscheidung zu treffen, welche der drei Merkmale am heißesten waren.

Ein paar Mal klappte er den Mund zu und wieder auf wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er war voll im Ich-bin-verliebt-Modus. Und das war nicht gut.

"Alter, halt dich zurück oder sie schießt dich über den Haufen!", warnte der Grünhaarige, der Revy's ersten Auftritt bei ihrer Ankunft nicht vergessen hatte.

"Ist sie nicht wunderbar?", hauchte Sanji fasziniert zurück und fiel auf die Knie, als der Leutnant in ihre Nähe kam. "WOLLEN SIE MICH HEIRATEN, LEUTNANT?"
 

Tashigi rieb sich kopfschüttelnd über die Stirn. "Oh scheiße...", seufzte sie nur leise.

"Oh sch-scheiße!", stotterte Lysop panisch, als er beobachtete, wie Revy ihre Knarre durchlud.

"OH SCHEIßE!", brüllte der Rest der Truppe unisono und wichen schon mal einige Schritte von dem Blonden zurück.

"OH SCHEIßEHEHEHEHEHE!!", lachte Ace und krümmte sich vor Lachen.

Der Blonde war ja noch verrückter als sie alle zusammen, wenn er auf eine Frau traf! Verrückt, lebensmüde und verdammt mutig.
 

Revy‘s Auge zuckte bedrohlich. War dem eigentlich noch zu helfen? Einen Heiratsantrag machen, während sie selbst mit einer geladenen Waffe rumhantierte... Der Kerl musste einfach irre sein! "TASHI, WAS HAST DU FÜR KAPUTTE LEUTE IN DEINER TRUPPE?!"

"SAG NICHT, ICH HÄTTE DICH NICHT GEWARNT!!!"
 

Zorro war der einzige, der nicht entsetzt zurückwich. Immerhin war der Blonde nur wegen ihm hier, da war ihm das Leben zu retten das Mindeste, was er tun konnte. Außerdem - wie sollte er auch Jeff erklären, warum sein Adoptivsohn mit einem Loch zwischen seinen behämmert-gekringelten Augenbrauen zurückkam?

"Alter, lass es", zischte der Grünhaarige mit einem Seitenblick auf Smith's M 4, deren Lauf haargenau auf Sanji‘s Schädel zeigte. Der Koch schien ihn allerdings nicht zu hören. Es war, als wäre er in einem Paralleluniversum gestrandet und würde nicht bemerken, in welcher Lebensgefahr er schwebte.

Auf Knien rutschte Sanji näher an Revy Smith heran. "Sie sind eine Göttin der Schönheit und Perfektion! Jedes Wort aus Ihrem Mund ist wie Musik in meinen Ohren! Ihr Körper-"

Zorro nutzte seine Geistesabwesenheit, um ihm den Mund zuzuhalten.
 

Tashigi griff nicht ein, als Private O'Bannion weiterhin Revy anschmachtete und ihr wortwörtlich zu Füßen lag. Warum sollte sie auch? Grünspan war ja da, um das Schlimmste zu verhindern. Außerdem kannte sie Revy besser, als jeder andere, und Tashigi wusste, wie ihre Kollegin reagieren würde, nämlich mit...
 

…Gleichgültigkeit! Es war nicht das erste Mal, dass ihr ein Typ zu nahe kam, aber bisher hatte sie sich erfolgreich zur Wehr setzen können, wenn jemand auf die bescheuerte Idee kam sie anzufassen. Alles, was nicht unter Körperberührung fiel, war ihr schlichtweg egal, da Männer, die keine Aufmerksamkeit bekamen, die Fresse hielten und sich deprimiert in die nächstbeste Ecke verkrochen. Die meisten zumindest.

Seufzend beugte Revy sich zu dem Blonden runter und zog sich eine seiner Zigaretten aus der dazugehörigen Schachtel, die demonstrativ aus seiner Brusttasche herausragte. Gelassen steckte sie sich diese zwischen die Lippen und die Schachtel zurück in seine Tasche. "Danke für die Kippe", murmelte sie und ging weiter, als ob nie etwas passiert wäre.
 

Zorro spürte, wie seine Handflächen feucht wurden. Sabberte der blöde Koch ihm etwa grade die Hände voll?!!!

Angewidert ließ der Grünhaarige seinen Kumpel los, der immer noch mit verklärten Augen zu der Waffennärrin hochsah, und wischte sich die klebrigen Handflächen leise fluchend an der Hose ab. Sollte die Prima Ballerina sich doch ruhig um Kopf und Kragen reden, vollsabbern ließ er sich mit Sicherheit nicht von ihm.

Der Blonde bemerkte seinen Freund nicht einmal, sondern zog den Leutnant förmlich mit Blicken aus, während er in seine Jackentasche griff und das Feuerzeug herauszog. "Darf ich, Schönheit?", hauchte er verzückt, zündete es an und hielt ihr die Flamme entgegen.
 

Unbeeindruckt zog Revy eine Augenbraue hoch, zuckte dann nur etwas mit den Schultern und ließ sich dann doch die Kippe anzünden. Wow, ein Gentleman, allerdings ohne Disziplin, aber das war kein Problem. "Danke, aber ich steh nicht auf Männer, die meine Befehle missachten und aus der Reihe tanzen." Eigentlich war es gelogen, rebellische Männer waren absolut heiß, aber jetzt wollte sie einfach nur, dass wieder Ruhe einkehrte, damit sie ihren Unterricht fortsetzen konnte.
 

Tashigi schüttelte abermals den Kopf. Da ließ sie sich noch tatsächlich die Zichte anzünden?! Wie konnte sie nur so cool bleiben? Und trotz allem hatte alle einen Wahnsinns Respekt vor Revy. Irgendwas machte Tashigi anscheinend falsch.
 

Das dem Blonden keine Herzchen aus dem Arsch schossen, war alles, denn in seinen Augen blitzten sie zweifelsfrei auf.

Zorro seufzte beinahe erleichtert, als der Koch - weiterhin verträumt und blöd grinsend - wieder auf die Füße kam. Grob packte der Grünhaarige die Schulter des Kochs und zerrte ihn mit Gewalt zurück in die Reihe. "Du hast 'nen Vollschuss!", zischte er dabei.

"Halt die Klappe, Marimo! Ist sie nicht waaaaaahnsinnig heiß?"
 

"ZURÜCK AUF EURE PLÄTZE, IHR SCHWACHMATEN, SONST MACH ICH EUCH BEINE!!", bellte Revy lautstark, sah dabei zu, wie die Männer sich wieder akkurat in eine Reihe stellten, während sie an der Kippe zog. Knurrend ging sie wieder zum Blonden zurück. "Bist wohl 'n Mädchen, was? Kippen mit Filter sind das letzte. Hier, kannste selber rauchen!", motzte der vollbusige Lieutnant und klemmte Sanji ihre Kippe zwischen die Lippen.
 

"Ganz wie du befielst, mein Augenstern", säuselte der Koch und zog vor Nervosität angestrengt an der Zigarette zwischen seinen Lippen.

Gott, die Frau machte ihn ganz wuschig! Allein der Gedanke, dass ihre Lippen nur Sekunden zuvor noch an diesem Filter gewesen waren, ließ sein Herz Kapriolen vorführen. Das war beinahe so etwas wie ein Kuss, ein minimaler Austausch von Körperflüssigkeiten, und sie tat es mit ihm!

Genervt ignorierte Zorro Sanji's strahlendes Gesicht und reihte ihn vernünftig ein. Hoffentlich konnte der Idiot sich wenigstens für ein paar Minuten zusammenreißen, bevor der Leutnant es sich anders überlegte und ihm doch noch das Gehirn aus dem Schädel blies.
 

Als die Männer wieder ordentlich eingereiht waren, deutete Revy zu ihrer Kollegin, die am Waffenstand wartete, um die Waffen auszugeben. "BEI MEINER KOLLEGIN JENKINS KÖNNT IHR EUCH DIE WAFFEN ABHOLEN. WENN IHR EURE M4 ENTGEGEN GENOMMEN HABT, STELLT IHR EUCH WIEDER ZURÜCK AUF EUREN POSTEN, VERSTANDEN?" Ein lautes 'SIR, JA SIR!' bestätigte ihre Forderung hallend. Gut, dann konnte es ja losgehen.
 

Nach und nach gelangte der gesamte Trupp in Besitz einer M4 Carbine Rifle und einem Päckchen mit Munition.

Das alles ging jedoch relativ langsam von statten, da die Hälfte der Frischlinge ihre Gewehre erst einmal ehrfürchtig in der Hand hielten und sie anstarrten wie das achte Weltwunder, bevor sie sich wieder einreihten.

Als Zorro an der Reihe war, trat er vor Jenkins und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
 

Tashigi hielt inne. Am liebsten hätte sie ihm an Ort und Stelle sein dümmliches Grinsen aus der Visage getreten.

Sie sträubte sich dagegen die Waffe rauszurücken. Und anscheinend wusste Lorenor, dass sie wusste, dass das alles in einer Katastrophe enden würde, wenn sie nicht aufpasste. Eingeschnappt presste sie die Waffe an ihren Körper und strafte den Grünspan mit einem Blick, der ihm förmlich ins Gesicht brüllte: "DU NICHT!"
 

Der Grünhaarige ignorierte ihr feindseliges Gesicht und streckte die Hände nach dem Geschoss aus, doch ihr Griff war fester als gedacht. Eigentlich wunderte ihn das nicht einmal, dass sie durchaus Kraft hatte, hatte er immerhin im Nahkampf mit ihr bereits zu spüren bekommen.

"Du musst schon loslassen, Searge!", informierte er sie deshalb, immer noch beide Hände an der nicht geladenen Waffe.
 

"Ich muss gar nichts!", erwiderte die Angesprochene, löste eine Hand von dem Gewehr und tippte nachdrücklich mit dem Zeigefinger gegen sein Brustbein. "Wenn ich sehe, dass du wieder Scheiße baust, setz's was, verstanden?!!!" Und wie es was setzen würde! Dann konnte Lorenor sich warm anziehen und zu allen Göttern dieser Welt beten, egal ob gläubig oder nicht. Er würde schneller wieder bei Hina landen, als er Ich bin am Arsch murmeln konnte.
 

"Keine Panik, ich kann mit meiner Waffe umgehen", schmunzelte Zorro und zwinkerte ihr zu.

Dann löste er die Finger ihrer anderen Hand nacheinander behutsam vom Griff des Gewehrs und zog es an sich. Trotzdem behielt er sie im Blick, als befürchtete er, sie könne ihm die Waffe wieder entreißen, und ging rückwärts zurück, um sich wieder einzureihen.
 

Böse funkelnd kniff Tashigi die Augen etwas zusammen. "Wehe dem, wenn nicht!", mahnte sie und verschränkte dann nachdrücklich die Arme, als er zurück auf seinen Posten ging. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch teilte sie die restlichen Schusswaffen aus. Das konnte ja heiter werden.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"SO, MÄDELS. DIE WAFFE, DIE IHR IN EUREN HÄNDEN HABT, IST EINE M4 CARBINE RIFLE. ES IST EIN HALB- BIS VOLLAUTOMATISCHES MASCHINENGEWEHR MIT EINEM VERCHROMTEN GEWEHRLAUF UND EINEM ZUSAMMENKLAPPBAREN GRIFF - EIN ECHTES SCHÄTZCHEN, GENAU RICHTIG FÜR BLUTIGE ANFÄNGER WIE EUCH", begann Revy gelassen, nachdem endlich jeder der Vollidioten sich eines der Gewehre abgeholt hatte.

Der Trupp stand in einer Reihe vor ihr - mehrere Reihen hintereinander waren bei Waffenschussübungen potenziell tödlich, wie die Erfahrung gezeigt hatte - und sie starrten ihr allesamt neugierig und gespannt entgegen. Sie konnte es nachvollziehen, Waffen übten eine morbide Faszination aus. Sie selbst ging nicht mal ohne ihre Waffe ins Bett. Einmal in ihrem Bann, immer in ihrem Bann.

"ES GIBT EIN PAAR GRUNDSÄTZE, AN DIE IHR EUCH HALTEN SOLLTEN, UM EUCH NICHT AUS VERSEHEN SELBST EIN AUGE AUSZUSCHIEßEN. BEHANDELT EURE WAFFE IMMER SO, ALS WÄRE SIE GELADEN. JEDER VOLLTROTTEL KANN EUCH SAGEN, SIE WÄRE ES NICHT, ABER IHR SOLLTET EUCH IMMER SELBST DAVON ÜBERZEUGEN. SEID IHR EUCH DESSEN NICHT SICHER, WAGT ES EUCH JA NICHT, DEN ABZUG ZU BETÄTIGEN. DIE M4 HAT DEN VORTEIL, DASS IHR DEN ABZUG SICHERN KÖNNT, WENN IHR DEN KLEINEN RIEGEL AUF 'SAFE' STELLT. IHR STELLT IHN ERST AUF 'FIRE' UM, WENN IHR EURER ZIEL ANVISIERT HABT UND SICHER SEIT, DASS EUCH KEIN SPAßVOGEL MEHR VOR DIE LINSE SPRINGT. KLAR SOWEIT?"
 

Wieder hallte ein lautes "JA SIR" über den Übungsplatz. Voller Ehrfurcht hielten die Soldaten die Waffen in den Händen und hörten gespannt zu, was Leutnant Revy ihnen zu sagen hatte. Auch Ace benahm sich ausnahmsweise mal wie ein Erwachsener, naja, fast zumindest. Breit grinsend stieß er seinen Nebenmann mit dem Ellenbogen an. "Warum so viele Regeln für den Waffenumgang aufstellen? Ich nehm‘ fast jeden Abend meine Flinte in die Hand. Als ob man(n) nicht mit 'scharfen Geschützen' umgehen könnte."

Langnase Lysop, der einige Meter weiter stand, aber durchaus alles mitbekommen hatte, schüttelte nur fassungslos den Kopf. Er war anscheinend nicht nur dumm, sondern auch noch ein Ekel. "Du solltest besser zuhören, Mann! Sonst ballerst du mit deiner Munition noch irgendjemanden nieder..." Ace wollte gerade etwas sagen, als Lysop ihm wieder zuvor kam. "Nein, ich meine nicht diese Munition. Reiß dich einmal zusammen, Alter!"
 

"Geb dir da keine Mühe", schmunzelte Zorro. Bei Ace war Hopfen und Malz verloren, er wusste, wovon er redete, immerhin ertrug er den Vollidioten schon eine ganze Ecke länger als die anderen. Ace und Sex war wie Sanji und Frauen - unverbesserlich.
 

Revy warf den Jungs einen so dermaßen durchdringenden Blick zu, dass sie sofort ausnahmslos verstummten.

"IHR ALS FRISCHFLEISCH WERDET DIE WAFFE OHNE UNSEREN BEFEHL NICHT EINMAL ANGUCKEN, DAMIT DAS KLAR IST. HINTER MEINER KOLLEGIN UND MIR SEHT IHR DIE ZIELSCHEIBEN. ICH ERWARTE AUCH VON SOLCH JUNGEM GEMÜSE WIE EUCH, DASS IHR BISZUM ENDE DIESER ÜBUNG MINDESTENS EIN MAL GETROFFEN HABT, AM BESTEN DIREKT INS SCHWARZE.

IN DEM PÄCKCHEN MUNITION, DAS IHR ERHALTEN HABT, SIND 20 NATO PATRONEN KALIBER 5.56 x 45 MM. DAS HEIßT, WENN IHR EUER ZIEL TREFFT, JAGT IHR EIN ETWA 40 CM FETTES LOCH DURCH. DESHALB SAG ICH'S NOCH MAL, ÜBERPRÜFT REGELMÄßIG, OB EURE WAFFE AUCH GESICHERT IST, SONST KÖNNTE ES SEIN, DASS EUCH EUER HIRN UM DIE OHREN FLIEGT." Revy war voll und ganz in ihrem Element.

"WENN IHR DAS GETAN HABT, STELLT IHR EURE WAFFE AUF 'MANUELLE FUNKTION' UM. SOMIT KÖNNT IHR EINEN SCHUSS NACH DEM ANDEREN ABGEBEN. IHR STELLT EUCH IN POSITION, BEINE BREIT, DIE WAFFE IM ANSCHLAG UND IN BEIDEN HÄNDEN. IHR VISIERT EURE ZIEL AN - UND NUR DAS ZIEL - STELLT DEN HEBEL AN DER SEITE AUF 'FIRE' UM, ATMET TIEF DURCH UND DRÜCKT DEN ABZUG LANGSAM UND KONTROLLIERT DURCH.

JEDER VON EUCH PAPPNASEN KANN SEINE M4 JETZT MIT 10 HOHLMANTELGESCHOSSEN LADEN, DANN SICHERT IHR EURE WAFFE UND STELLT EUCH AUF, OHNE AUF JEMANDEN ZU ZIELEN. VERSTANDEN?!"
 

"JA, SIR!", riefen die Männer wieder und Tashigi musste zugeben, dass sie ziemlich beeindruckt war. Nicht von ihrer Truppe, sondern von Revy, die die Truppe anscheinend besser im Griff hatte als sie selbst. Neidisch grübelte sie darüber nach, was sie falsch machte. Revy wirkte professioneller (ihr Wissen über Waffen war kaum zu übertreffen) und fluchen konnte sie wie ein Seemann, aber war das denn wirklich schon alles? Oder lag es daran, dass...

Aus den Augenwinkeln heraus sah sie zu ihrer Kollegin rüber. Längere Haare, mehr Kurven und vor allem mehr Oberweite, in einem Rudel voller läufiger notgeiler Idioten hatte das Gunslinger Girl ganz eindeutig bessere Karten. Im Allgemeinen hatte sie eine unglaubliche Ausstrahlung, irgendwie verrucht und brandgefährlich zugleich.

Tashigi seufzte leicht auf. Irgendwann würde sie vielleicht mal genauso respekteinflößend sein, wie es Revy war.
 

Wie befohlen ordnete sich der Trupp in eine Reihe auf - wobei 'ordnen' das falsche Wort war.

Viel mehr war jeder so verdammt heiß darauf, endlich seine M4 abzufeuern, dass sie alle gleichzeitig losstürzten im zweifelhaften Versuch, der Erste zu sein.

Der Einzige, der es nicht so verdammt eilig hatte, war Zorro. Schusswaffen hatten zwar Stil, vorausgesetzt man konnte mit ihnen umgehen, aber er hatte nicht nur gute Erinnerungen daran. Außerdem feuerte er bereits Waffen ab, seit er zehn war, da war er mal ganz der Gentleman und überließ den anderen den Vortritt. Er hatte allerdings nicht mit Ace gerechnet, der irgendwo in der Mitte der Schlange stand und sich mit den Ellbogen Platz schaffte. "TIGER, BEEIL DICH! ICH HAB DIR NEN PLATZ FREIGEHALTEN!", stieß der Schwarzhaarige triumphierend aus.

Der Grünhaarige seufzte, schmunzelte und setzte sich dann in Bewegung, bevor irgendeiner ihrer anwesenden Drill Seargant’s auf den Idioten aufmerksam wurde.
 

Zehn Minuten später hatte sich das Drängeln endgültig gelegt und drei ihrer Leidensgenossen waren bereits in den Genuss des Feuerns gekommen.

Der Rückstoß der Waffe hatte sie allesamt überrascht und nach zehn abgefeuerten Schüssen rieben die drei sich ausnahmslos mit einem wehleidigen Gesicht über die Schulter. Dabei stellte sich heraus, dass Schießen doch nicht ganz so einfach war, wie es aussah, denn abgesehen von einem hatte niemand seine Zielscheibe auch nur annährend getroffen. Und selbst der eine Treffer war nicht das Gelbe vom Ei gewesen. Er hatte die Scheibe eher gestreift.
 

Nun stand Private Tenner an der Front, das Weichei, dass sich bei dem Nahkampftraining mit Jenkins beinahe in die Hosen gemacht hätte vor Angst. Er hantierte ein wenig unbeholfen mit dem Geschoss herum und nahm die M4 schließlich in Anschlag, Beine breit, und zielte durch das Visier.

Zorro und Ace tauschten einen kurzen Blick und schlossen dann wortlos eine Wette ab, ob es ihm gelang, das Ziel zu treffen. Ace nickte wohlwollend (ja), Zorro schüttelte bloß kurz den Kopf (auf gar keinen Fall!).

In diesem Moment hörte Private Tenner auf zu zielen und drehte sich, die Waffe immer noch im Anschlag, zu seinen Kollegen herum. "Wie entsichert man das Teil noch mal?", fragte er halblaut und betätigte auf gut Glück den richtigen Hebel, den Lauf immer noch auf seine Truppe gerichtet.
 

Sanji und Lysop sowie der Rest der Soldaten, die in Schussrichtung standen, duckten sich unter die Richtung des Laufs hinweg und maulten unisono Tenner an, der anscheinend immer noch nicht raffte, was er da eigentlich tat. War der Kerl eigentlich komplett geisteskrank?
 

Leutnant Smith und Jenkins, bekamen erst von Tenners Missgeschick mit, als die Truppe anfing zu motzen. Tashigi wäre am liebsten ausgerastet, ganz zu schweigen von Revy, die drauf und dran war ihre Knarre zu zücken und dem Spinner eine Kugel in den Kopf zu jagen.

"TENNER! TICKEN SIE NICHT RICHTIG?!!! LEGEN SIE DIE WAFFE WEG!!!!", schrie der Drill Seargant wütend, doch ihre Worte wurden vom Gezeter der anderen übertönt.

Als Tenner immer noch nicht hörte, zückte Revy ihre Waffe. Jetzt wurde es wirklich brenzlig, denn Revy war nicht unbedingt für ihre Geduld bekannt. Tashigi musste handeln. Und das einzige, was ihr einfiel, war...

"HAU IHN UM, LORENOR! SOFORT!!!"
 

Zorro, der synchron mit den anderen in Deckung gegangen war, um jeder möglichen Kugel zu entgehen, richtete sich nach den Worten seines Drill Seargents wieder auf.

In diesem Moment kam er nicht einmal ansatzweise auf die Idee, sich ihrem Befehl zu widersetzen. Stattdessen richtete er sich zur vollen Größe auf, stapfte furchtlos auf Tenner und die entsicherte Waffe zu und drückte, kaum dass er angekommen war, deren Lauf in die Luft.

Tenner, sichtlich erschrocken über das plötzliche Eingreifen seiner Kameraden und offensichtlich eingeschüchtert von dem Muskelprotz vor seiner Nase, drückte im Affekt den Abzug und ein ohrenbetäubender Knall zerfetzte die Stille.

Der Grünhaarige zuckte, im Gegensatz zum Rest des Trupps, nicht einmal zusammen, obwohl das Projektil seinen Kopf nur um Zentimeter verfehlte und ins Nichts ging. Stattdessen entriss er dem Idioten vor sich die M4, holte aus und schlug Private Tenner den Griff seiner eigenen Waffe brutal ins Gesicht. Auf seiner Stirn platzte die Haut auf und Blut rann ihm über das Gesicht, aber noch bevor er auf dem Boden aufschlug, war er ohnmächtig.
 

Zorro schnaufte gereizt - was für ein Volltrottel! - entlud die Waffe in seinen Händen mit ein paar sicheren Handgriffen, sodass die Munition auf den schlammigen Boden fiel. Dann sicherte er die Waffe und warf sie Jenkins zu.
 

Erleichtert fing sie die Waffe gekonnt mit einer Hand auf und seufzte tief erleichtert auf. Das hätte wirklich schief gehen können. "Danke, Private!", meinte sie nur knapp und winkte zwei der Soldaten her, um ihnen dann den Befehl zu erteilen, diesen komplett irren Spinner zur Krankenstation zu bringen. Lorenor hatte ihn nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, aber das war auch nicht der Befehl gewesen.

Tenner war K.O, die M4 entladen und nun wusste der Rest der Truppe, was mit ihnen passieren würde, wenn sie nicht das taten, was von ihnen verlangt wurde. Die Sicherheitsvorkehrungen waren nicht um sonst da.
 

Revy sicherte wieder ihre Waffe uns steckte sie zurück ins Holster. Beeindruckt sah sie zwischen dem Grünhaarigen und ihrer Kollegin hin und her. "Wow, das lief ja wie geschmiert. Der Kerl taugt anscheinend was!"

Seufzend verschränkte Jenkins die Arme. "Nur, wenn es um sowas geht..."
 

Zorro ignorierte das gebannte, beinahe ehrfürchtige Schweigen, dass sich breit gemacht hatte, nahm Jenkins Dank mit einem knappen Nicken und lässigem 'Kein-Problem'-Abwinken zur Kenntnis und gesellte sich wieder zu seinen Zimmergenossen, bevor auch nur einer von ihnen das eben geschehene realisiert hatte.

"Bist du lebensmüde?", entfuhr es Sanji schließlich, der ein wenig weiß um die Nase geworden war und nur langsam seine Deckung aufgab. Mit zittrigen Händen suchte er nach seinen Zigaretten. Er war definitiv nicht hierher gekommen, damit der Idiot sich von einem noch viel größeren Idioten den Schädel wegballern ließ. Aber genau das war gerade beinahe passiert. Er schob sich eine Fluppe zwischen die Lippen und zündete sie an.

"Alter, das war derbe cool", fällte Ace sein Urteil und grinste über beide Backen.
 

"LOS MÄNNER, WIEDER AUF EURE PLÄTZE! WIR SIND HIER NICHT ZUM KAFFEETRINKEN HERGEKOMMEN!!", bellte Drill Seargant Jenkins und sah dabei zu, wie sich die Soldaten wieder aufstellten und möglichst vorsichtig mit den Waffen hantierten.
 

"Die gönnen uns auch keine zwei Sekunden Spaß", raunte Ace der Langnase zu, beließ es aber dabei und konzentrierte sich lieber selbst darauf, alles richtig zu machen.

Neben ihm schmunzelte Zorro, stellte sich breitbeinig hin, um besseren Stand zu haben, lud die Waffe durch und visierte ebenfalls das Ziel an. Mit seinen Gedanken war er allerdings noch woanders.

Möglich, dass Jenkins ihm den Befehl nur gegeben hatte, weil er am nächsten von Tenner gestanden hatte. Tatsache blieb allerdings, dass sie ihm nicht zum ersten Mal diesen fragwürdigen Befehl erteilt hatte. Er wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, genauso wenig, wie er wusste, ob es ihn beunruhigen sollte, dass er ausgerechnet diesem Befehl immer ohne zu Zögern nachkam.
 

"Doch nicht so, Private!", riss Leutnant Revy Smith den Grünhaarigen aus seinen Gedanken.

Sie hatte sich hinter ihn geschlichen, ohne dass er etwas bemerkt hatte. Jetzt blinzelte Zorro überrascht, sicherte die Waffe vorsichtshalber und senkte den Lauf geringfügig.

Er runzelte die Stirn. An seiner Position war absolut nichts auszusetzen, wie auch? Schießen hatte er von der Pike auf gelernt. Es war ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen.

Erst dann fiel ihm auf, wie nahe Smith ihm gekommen war. So nahe, dass er ihren Atem in seinem Nacken spüren konnte.
 

Revy rückte dem schlagkräftigen Private ungefragt auf die Pelle, bis sie ihren Oberkörper gegen seinen breiten Rücken presste. Falls es ihn störte, würde er sich schon melden. Aber sie erkannte einen Frauenheld und Macho, wenn sie einen sah, und der Kerl vor ihr war Testosteron pur. Das konnte sie förmlich riechen. Sie mochte das an Männern.

Ungeniert griff sie zwischen seine Beine und legte ihre Hände auf die Innenseiten seiner Oberschenkel, um sie weiter auseinander zu drücken. "Eher so...", hauchte sie ihm leise ins Ohr und bemerkte amüsiert, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.
 

Zorro erstarrte kurzzeitig unter ihrer Berührung.

Entweder, der Leutnant verarschte ihn gerade ohne Rücksicht auf Verluste oder sie wollte ihn nach allen Regeln der Kunst verführen. Schwer zu sagen. Aber eigentlich war ihm das schnurzpiepegal. Er war auch nur ein Mann, noch dazu ein Mann, dessen letzter Sex wegen der bescheuerten Army leider etwas länger zurücklag. Also ging er auf das Spielchen ein und lehnte sich provokant gegen seine Hinterfrau. "So?", grinste er.
 

Der Leutnant stöhnte leise, kniff dem Soldaten leicht in den Oberschenkel und drehte sich dann zu Tashigi herum. "JENKINS! ICH MUSS MIR DEINEN PRIVATE MAL FÜR NE HALBE STUNDE AUSLEIHEN!", rief sie ihrer Freundin zu. Dann musterte sie Lorenor noch einmal kurz.

"VIELLEICHT AUCH NE GANZE STUNDE!"
 

//BITTE WAS?!!!//, schrie Tashigi innerlich. Die Sache war ihr bereits spanisch vorgekommen, als sie sich hinter Lorenor gestellt hatte. Als Revy ihm dann noch zwischen die Beine griff, wäre sie am liebsten dazwischen gegangen, allerdings widerte der Gedanke, zwischen den beiden zu stehen, ziemlich an. Ernsthaft, der Gedanke war mehr als ekelhaft.

Und überhaupt, wie kam Revy nur auf die beknackte Idee einen Soldaten, der unter ihren Befehlen stand, zu verführen? Sie schüttelte jegliche Gedanken daran ab, welche Befehle er alles für sie befolgen würde. Wohlmöglich würde er Revy, wie ein sabbender Vollidiot, jeden Wunsch von den Lippen ablesen, sobald eine Chance auf Sex bestand. In dem Punkt waren einfach alle Männer gleich.

"NEIN!!! MACH LIEBER DAS, WOZU DU HIER BIST, VERDAMMT!" Viel zu spät fiel ihr auf, dass sich ihre Stimme fast überschlug. Sie wusste nicht, wieso, aber das Verhalten ihrer Kollegin ging ihr so mega gegen den Strich, dass sie am liebsten gekotzt, sich übergeben und gereiert hätte. Warum auch nicht? Revys Nötigungen waren strafbar, egal ob Lorenor darauf einging, oder nicht. Wenn das rauskommen würde, konnten beide ihre Koffer packen.
 

Revy seufzte enttäuscht. "Spielverderberin...", murmelte sie, ließ schulterzuckend von dem Private ab und versetzte ihm einen Klapps auf den außerordentlich knackigen Hintern. "Sorry, Schnucki, das müssen wir wohl auf später verlegen!"

Der Grünhaarige blinzelte irritiert und sah dem Leutnant nach. Dann warf er einen kurzen, gereizten Blick in Richtung seines Drill Seargant’s, bevor er sich wieder den Schießübungen zuwandte, als ob nichts weiter gewesen wäre.

Seine Kumpanen, die das Schauspiel wie gebannt verfolgt hatten, taten es ihm gleich. Außer Sanji, der mit vor Zorn rot angelaufenem Gesicht seine Waffe durchlud und Zorro anvisierte.
 

Gerade wollte Jenkins ihre Kollegin zusammen pfeifen, wie sie nur auf die bescheuerte Idee kam ausgerechnet einen ihrer Rekruten anzuflirten, bis sie aus den Augenwinkeln sah, wie der blonde Raucher auf Lorenor zielte. Was sollte das denn jetzt? Musste sie schon wieder jemanden aus ihrer Truppe niederschlagen lassen? Kaya würde ausrasten.

"PRIVATE O'BANNION, WAS ZUM TEUFEL SOLL DAS WERDEN?! RICHTEN SIE DIE WAFFE GEFÄLLIGST AUF IHR ZIEL!!!", motzte sie und zählte gedanklich bis 20. Waren eigentlich alle hier von Dummheit gepackt?
 

"ICH RICHTE DIE WAFFE DOCH AUF MEIN ZIEL, SEARGE!", rief Sanji zurück und entsicherte die M4 in seinen Händen.

Der blöde Marimo wagte es, sich an die wunderhübsche, gottesgleiche Fräulein Smith ranzuschmiegen und ihm die Tour zu vermasseln? Dann sollte er auch die Konsequenzen tragen.

"Lass den Quatsch!", maulte Zorro genervt, griff nach dem Lauf der Waffe und schob ihn in die Höhe. Diesen Moment suchte sich der Blonde aus, um abzudrücken, und zum zweiten Mal an diesem Tag verfehlte den Grünhaarigen die Kugel nur um ein knappes Stück.

"SPINNST DU?!"

"LASS DIR DAS EINE LEHRE SEIN!"

"WARUM SOLLTE ICH?! DU KANNST JA NICHT MAL TREFFEN, DU VOLLIDIOT!"

"SOLL ICH NACHLADEN, MARIMO?!"
 

Tashigi seufzte, während sich bei Revy die Nackenhaare aufstellten. So viel Männlichkeit ließ sie fast dahin schmelzen. Einen solchen Prachtkerl hatte sie schon lange nicht mehr gesehen.

"ICH KNALL EUCH GLEICH BEIDE AB, WENN IHR NICHT SOFORT MIT DIESEM GEZICKE AUFHÖRT! ZIEHT EUCH DEN TAMPON RAUS UND MACHT EURE ÜBRUNGEN WEITER, VERSTANDEN?!!!!!“, brüllte Tashigi, völlig fassungslos angesichts dieser grenzenlosen Blödheit. Einer behämmerter als der andere, so dumm, dass sie sich wie ein Babysitter fühlte. Konnten die beiden sich nicht mal fünf Minuten vertragen?! War das wirklich schon zu viel verlangt?!
 

Die beiden Soldaten taxierten sich noch einen langen Moment gegenseitig mit Blicken, bevor sie seufzend ihre Waffen wieder in Anschlag nahmen und die Zielscheiben anvisierten. Während sie schossen, stellten sie sich offenbar das Gesicht des jeweils anderen vor. Jedenfalls ging jeder Schuss ins Schwarze.

"Nicht schlecht", fällte Revy ihr Urteil und stieß Tashigi amüsiert den Ellbogen in die Seite. "Aber willst du die Übung nicht lieber abbrechen, bevor wirklich noch einer abgeknallt wird? Geh doch mit ihnen joggen, bis sie selbst zum streiten zu müde sind", schlug der Leutnant vor und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich kann auch Lorenor übernehmen, wenn du willst. Gib mir eine Stunde, dann schläft er im Stehen ein."
 

"ICH HAB NEIN GESAGT!! WAS STIMMT NUR NICHT MIT DIR?!" In einer solchen Situation ruhig zu bleiben war alles andere als möglich. Verdammt, was gab es daran nicht zu verstehen? Es war verdammt noch mal strafbar, mit jemanden ihr Untergeordneten das Bett zu teilen. Gut, das war nicht das erste mal, dass sie sich an einen Soldaten ranschmiss, aber die waren ihr komplett egal gewesen.
 

Abwehrend hob die Meisterschützin die Arme vor die Brust. "Reg dich doch nicht gleich so auf. Ich hab eben eine anspruchsvolle Libido, hack nicht noch drauf rum!"
 

"Du tickst echt nicht richtig...", murmelte Jenkins angepisst und drehte jetzt ebenfalls ihre Runde, um die Haltung und Treffsicherheit der Soldaten zu prüfen. Eigentlich war das nicht ihre Aufgabe gewesen, sondern Revys, aber die hatte im Moment ihre Augen ganz wo anders und wenn sie ehrlich war, wollte Tashigi einfach nur noch weg von ihr.

Like a punch in the face

AAAAAACHTUNG! STILLGESTANDEN UND ZUGEHÖRT! Eure Seargants haben eine Mission für euch, also sperrt mal schön die Lauscher auf!

Die Aufgabe: Filmt euch, während ihr das Kapitel lest! Warum?! Seit wann werden hier Befehle hinterfragt?
 

Nein, jetzt mal im ernst: Wir fragen uns jedes mal auf Neue, wie ihr wohl auf unseren niedergeschriebenen Hirnfurz reagiert und ob ihr es manchmal genauso zum Brüllen findet wie wir. Deswegen würden wir uns wirklich freuen, wenn ihr mal eure Reaktionen filmen und zuschicken könntet. Natürlich ist das kein Muss, aber wenn ein paar Videos eingegangen sind, kriegt ihr auch ein kleines Dankeschön ;) Wie und wo genau es hochgeladen werden soll, wissen wir selbst noch nicht so genau. Weitere Anweisungen werden folgen! (^^)
 

@StannisBaratheon: Sehr gut, Soldat! Und jetzt auf zum nächsten Kapitel, Zack Zack! Vielleicht werden deine Fragen auf den nächsten Seiten beantwortet.-- vielleicht aber auch nicht MUHAHAHAHA!
 

@ZoRobinfan: Tjaaa, wer weiß, wer weiß ;)
 

@Chaos_NoNo: Privat NoNo, ich muss doch sehr bitten! Die einzige Zuneigung, die ein Rekrut jemals empfinden sollte, ist die Liebe zum Kampf und zur Disziplin! Runter auf den Boden und 50 Liegestütze!!
 

@Moni: Immer brav weiter lesen, dann wird deine Frage beantwortet... so in 200 Jahren. Aber danke, wir nehmen das liebe Kompliment gerne entgegen, aber natürlich ist auch jederzeit Kritik erwünscht.
 

@Hutzi-Keksgetier: Du hingst vor lachen über'm Stuhl?! Dann bitte einmal die Kamera mitlaufen lassen, wenn du das Kapitel hier ließt, Dan-ke! =D Und auch dir sei gesagt: Vielen Dank für deine lobenden Worte! *salutiert*
 

@Ysaye: Wir waren bei "Spielkinder" mit einigen Abschnitten nicht wirklich zufrieden, daher wird's ein Remake geben - irgendwann. Aber psst, nicht weiter sagen!
 

Wo gepöbelt wird, da fallen Zähne. (Ulrich Erckenbrecht)
 

Kapitel 22: Like a punch in the face
 

Endlich! Darauf hatte Ace gefühlte fünf Tage gewartet. Essen, sofern man das Essen nennen konnte, aber gut, er war nicht pingelig im Gegensatz zu seinen Kameraden, die mit Freude ihre Teller zu ihm rüber schoben, wenn es ihnen nicht schmeckte. Und das passierte häufiger, als erwartet.
 

"Alter, ich hab so 'nen Hunger...", jammerte der Gesprosste und hatte das Gefühl, jeden Moment an einem Schwächeanfall zu krepieren. Ob es wirklich am Hunger lag oder daran, dass Tashigi sie abermals mit Sit-ups, Zugliegestützen und unzähligen anderen Methoden gefoltert hatte, konnte er noch nicht mal genau sagen. Fakt war jedoch, dass er ziemlich am Ende war und jemanden erschießen würde, würde er nicht sofort was zu Essen bekommen.
 

"Halt den Rand. Du bist nicht der Einzige, dem der Magen in den Kniekehlen hängt", motzte Zorro, während sie in der Schlange vor der Kantine weiter vorrückten und nach den Tabletts griffen. Die Ausgabe war nun nicht mehr weit entfernt.
 

Angewidert musterte Sanji die wahllos zusammen geschmissenen Lebensmittel in den Behältern. Das Gemüse sah aus, als hätte man ihm gewaltsam alle Nährstoffe entzogen, und das Fleisch war blass wie ein Krebskranker während der schlimmsten Phase einer Chemotherapie. Eine Schande, so etwas als Essen zu bezeichnen. Spätestens, als ihm eine der schrulligen Kantinenfrauen hinter der Theke eine Kelle mit braunem Brei auf den Teller klatschte, dessen Masse undefinierbar war, riss ihm der Geduldsfaden.
 

"WAS ZUR HÖLLE SOLL DAS EIGENTLICH DARSTELLEN?!"

"Kannst du nicht lesen? Das ist Rinderbraten...", informierte Ace den Blonden, der sich zusammenreißen musste, nicht alles kurz und klein zu treten. Was war denn bitte so schlimm an dem Essen? Gut, es konnte etwas appetitlicher angerichtet werden, aber letzendlich landete doch eh alles im Magen.
 

Lysop ging vorsichtshalber ein paar Schritte zurück und versteckte sich hinter den breiten Rücken des Mooskopfs. Einen Tritt von Sanji kassieren wollte er nun wirklich nicht. Er hatte bereits live miterlebt, wie heftig sein Kamerad zutreten konnte und ihm war schleierhaft, wie Zorro die Kicks bisher überlebt hatte.
 

Gerade hatte sich Tashigi an einen der Tisch gesetzt, da ging schon wieder das Gezeter los. Genervt aufseufzend verdrehte sie die Augen, ahnte bereits, wer schon wieder Ärger verursachte. Es konnte nur einer aus der Chaosstube sein, da war sie sich sicher. Murrend raffte sich Jenkins wieder auf. Konnte durchaus sein, dass sie gebraucht wurde.

"Sind das nicht deine Jungs?", stellte Smoker interessiert fest und blickte ausnahmsweise von seinem Essen auf. Es schien ihm, als würden die Jungs nichts als Blödsinn im Kopf haben. Er erinnerte sich da nur an die Panzer-Aktion von dem Grünschnabel. Langsam fand er Gefallen an ihnen, auch, wenn er das nicht zugeben würde. Sie erinnerten ihn ein bisschen an sich selbst, als er noch jung und dämlich gewesen war.
 

In diesem Moment platzte dem blonden Spargeltarzan der Kragen. "DAS IST KEIN RINDERBRATEN, DAS IST RINDERSCHEIßE, ECHT MAL!", polterte er los und knallte sein Tablett dermaßen heftig auf die Ablage, dass es niemanden gewundert hätte, wenn es sich in das Holz hineingebohrt hätte. Leichtfüßig schwang er sich dann über die Theke und verschwand, immer noch keifend, in der Küche.
 

"Wo er Recht hat, hat er Recht. Lass ihn mal machen, Tashigi", fällte Smoker sein Urteil, lehnte sich abwartend zurück und behielt den Eingang zur Küche genauestens im Auge. Eigentlich war er nicht sonderlich wählerisch, was das Essen betraf, aber dieser Einheitsbrei wurde auf Dauer öde. Und wenn Blondchen die Küche auseinander nahm, kam wenigstens Leben in die Bude.
 

Zorro, Lysop und Ace blieben wie vom Donner gerührt stehen und starrten auf die Stelle, an der Sanji verschwunden war.

"Na endlich", seufzte der Grünhaarige schließlich ehrlich erleichtert. "Ich dachte schon, der lässt uns den Fraß ewig futtern!" Insgeheim hatte er schon seit ein paar Tagen darauf spekuliert, das Sanji das Ruder in der Küche an sich riss, sich aber nicht dazu überwinden können, das seinem Freund auch zu sagen. Das wäre einem Kompliment gleichgekommen und Komplimente machten sie sich nur im äußersten Notfall. Praktisch nie.
 

Kurz sah Jenkins nochmal Richtung Küche, bevor sie sich zögernd wieder auf ihren Platz setzte und genervt in ihrem "Essen" rumstocherte, es dekorativ von links nach rechts schob und mit der Gabel hübsche Muster hineinzeichnete. Der Hunger war ihr allerdings vergangen. Revys Aktion auf dem Schießplatz hatte sie mehr genervt, als sie bereit war, sich einzugestehen, und dass sie sich an einen ihrer Rekruten ranschmiss, konnte und wollte sie nicht akzeptieren. Das war gesetzeswidrig, verdammt noch mal! Nicht, dass das auch nur einen der beiden Beteiligten zu stören schien. Was sollte sie machen?! In der Hinsicht war sie absolut machtlos. Petzen war ganz und gar nicht ihr Ding und mit ihr reden machte genauso viel Sinn, wie gegen einen Baum zu rennen. Revy hörte grundsätzlich nur das, was sie hören wollte und sie war stur wie ein verdammter Esel. Mit so jemanden konnte man einfach nicht vernünftig argumentieren, das stachelte sie eher noch an.
 

Das lauthalse Gepolter, Geschepper und Krachen aus der Küche riss sie aus ihrem düsteren, moralischen Gedankenspiel.
 

Knurrend stolperte der Küchenchef aus seinem Revier und sah sich um, bis er Lieutnant Jenkins ins Visier genommen hatte. Anscheinend hatte es sich schon rumgesprochen, dass ihre Rekruten keinen Funken Anstand im Leib hatten.
 

"JENKINS!! BEHALT DEINE DURCHGEKNALLTEN REKRUTEN IM AUGE! WAS KANNST DU EIGENTLICH?!"
 

Tashigi fühlte sich, als hätte man ihr in den Magen geboxt. Mit einem Mal vollkommen entmutigt sah sie zu Smoker herüber. In ihren Augen brannte es verräterisch. Und dabei war sie eigentlich nicht einmal der Typ, der sich von solch hohlen Sprüchen aus dem Konzept bringen ließ. Aber jetzt, jetzt fühlte sie sich angegriffen.
 

„Warum haben Sie mich bloß zum Drill Seargant ernannt, Captain? Womit hab ich das verdient? Warum sind meine Rekruten solche Arschlöcher, die immer alles kaputt machen müssen?“, fragte Jenkins leise und bemerkte kaum, wie weinerlich ihre Stimme im Moment klang. „Können Sie mir das erklären? Warum?“
 

Smoker lachte sein typisches, bellendes Lachen (ungefähr so komisch, als würde ein Rottweiler zähnefletschend vor einem stehen), tätschelte ihr Knie, ohne auf ihre Worte einzugehen und schob die leeren Teller vor sich. "Hey, Johnson! Was treibt der Kerl da drin?", rief er schließlich quer durch den Raum, nach dem sich sein Second Lieutnant ein wenig beruhigt hatte.
 

Küchenchef Johnson schnaubte wütend und stapfte auf den legendären weißen Jäger zu. "ER BEFÖRDERT DAS GESAMTE ESSEN FÜR HEUTE ABEND IN DIE TONNE UND SCHÄLT KARTOFFELN!", brüllte er dann ohne einen Funken Respekt auf den Captain ein.
 

Dieser schmunzelte nur amüsiert. "Du meinst, er kocht?"
 

"HAST DU MIR NICHT ZUGEHÖRT?! ER SCHMEIßT ALLES WEG!!!"
 

Sanji's Zimmergenossen beobachteten das Geplänkel der beiden Männer für einen kurzen Moment, bevor sie schulterzuckend ihre Tabletts wegstellten und sich an einen freien Tisch sinken ließen. Wenn Sanji jetzt tatsächlich anfing, das Abendessen für die gesamte Kaserne zu kochen, dann konnten sie ruhig warten und auf den grauen Brei verzichten. Immerhin hatte Zorro ihnen ja bereits von den Kochkünsten des Blonden erzählt. Heimlich, wenn Sanji selbst nicht in Hörweite war.
 

Und tatsächlich, wenige Minuten später drang ein verführerischer Duft aus der Küche hervor.

"Klasse, Omeletts", identifizierte der Grünhaarige den Geruch, kippelte auf seinem Stuhl vor- und zurück und verschränkte die Arme über dem Bauch. Nur noch eine Frage der Zeit, dann hatten sie ein Gourmet-Essen vor sich stehen.
 

Nicht nur in der Kantine schien man den umwerfenden Geruch von leckerem Essen zu riechen, denn keine zehn Minuten später war es, als würde der Raum aus allen Nähten platzen. Ungläubig nahm Tashigi die Brille ab, putzte die Gläser, rieb sich über die Augen und setzte die Brille wieder auf. Die Leute waren immer noch da. Sie hatte den Raum noch nie so gut besucht gewesen. Und langsam wurde es ihr zu voll. Genervt rappelte sich Jenkins auf die Beine. Scheiß egal, wie lecker es hier roch, sie würde nicht eine Sekunde länger hier bleiben. Hunger hatte sie eh keinen und außerdem nervte sie mittlerweile alles und jeder. Sie hatte eh noch genug Arbeit vor sich, musste die nächsten Stunden für ihren Trupp planen und sich genau überlegen, mit welchen Übungen sie deren Willen brechen konnte.

Mürrisch schob sie den Teller von sich weg, stand schon wieder auf, diesmal endgültig, und verließ die Kantine.
 

Kurz nachdem der frischgebackene Drill Seargant den Raum verlassen hatte, erschien Sanji wieder in der Kantine. Über seinem Kopf balancierte er auf beiden Händen ein riesiges Tablett voller Omeletts.
 

Erstaunt blieb er auf der Türschwelle stehen. Soviel Andrang hatte doch vorhin nicht geherrscht?! Leicht irritiert stellte er das Tablett auf die Durchreiche, wo es beinahe augenblicklich geplündert wurde.

Beinahe geschmeichelt verschwand der blonde Koch wieder in der Küche, um Nachschub zu holen. Wenn er etwas konnte, dann war es Kochen - auch unter Zeitdruck und für etliche Personen. Auf den Herdplatten köchelten diverse Töpfe mit Nudeln, Kartoffeln und anderen Nahrungsmitteln vor sich hin, in den Pfannen brutzelten etliche Steaks, Eier und verschiedene Gemüsesorten. Damit sollte er alle satt kriegen.
 

Nebenher richtete er einige Teller an, unter anderem für die beiden süßen, weiblichen Lieutnants sowie für seine hirnverbrannten Zimmerkameraden, die es eigentlich gar nicht verdient hatten. Als er die fünf Teller auf dem Armen balancierend herausbrachte, wurde er von der hungrigen Meute beinahe überrannt, aber er trat sich seinen Weg frei, bis er am Tisch seiner Freunde angekommen war.
 

Dort lud er drei Teller ab und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. "Wo ist den Tashi-Mausi hin?", fragte er verblüfft, als er sie in dem Gemenge nicht ausmachen konnte.
 

"Grade abgehauen!", informierte Lysop ihn, während er zu Messer und Gabel griff und zu Essen begann. "GOTT, IST DAS GUT!"
 

"Abgehauen?", wiederholte Sanji hin- und hergerissen und achtete nicht darauf, wie die drei Jungs über ihre Teller herfielen, als hätten sie seit Tagen nichts zu beißen bekommen. Einerseits wollte er seiner Traumfrau hinterher laufen, aber er hatte noch einige Töpfe und Pfannen auf dem Herd, ausgeschlossen, dass er die unbeobachtet verkohlen ließ und dem Chefkoch hier traute er nichts mehr zu.
 

"Marimo, bring ihr den Teller. Du hast eh noch Wiedergutmachung zu leisten."

"Schpinnscht tu?", motzte Zorro mit vollem Mund. "Isch schap auch Hunga!"

"Geh jetzt oder du bekommst die Matsche von vorhin vorgesetzt! Und die liegt im Müll!", fauchte Sanji und drückte ihm den sorgsam angerichteten Teller für ihren Drill Seargant in die Hand.

Der Grünhaarige schluckte mühsam den Bissen hinunter, den er gerade kaute. "Ich hasse dich!", stellte er trocken fest, stieß aber den Stuhl zurück und verließ die Kantine, um sich auf den Weg zu Jenkins Zimmer zu machen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Während Private Grünspan durch die Fluren maschierte, hätte Tashigi zu gern ihren Bürostuhl durch das Fenster geworfen. Waren hier denn wirklich alle verrückt geworden? So hatte sie die U.S.Army nicht in Erinnerung gehabt. Seitdem sie Drill Seargant war, ging alles drunter und drüber. Sie hätte niemals zusagen sollen. Sie hätte niemals Drill Seargant werden sollen. Zum Kotzen!
 

Exakt diesen Moment suchte sich Private Lorenor Zorro aus, um an ihre Tür zu klopfen.

Der Teller in seinen Händen war mittlerweile nicht einmal mehr lauwarm und auf seinem unnötig langen Weg zum richtigen Zimmer war er nicht nur einmal in Versuchung gekommen, sich das Steak samt Beilagen selbst einzuverleiben. Stattdessen hatte er den Koch mit sämtlichen Schimpfwörtern bedacht, die ihm eingefallen waren. Das sah ihm ähnlich, erst den Himmel zeigen und dann – ätschibätsch – ab in die Hölle schicken.
 

Sein Magen knurrte unaufhaltsam und laut vernehmlich. Wenn Jenkins die Tür nicht innerhalb der nächsten 20 Sekunden öffnete, war er weg.
 

Murrend ließ sich Jenkins auf ihren Stuhl sinken und legte den Kopf in den Nacken. Das durfte doch alles nicht wahr sein, hatte sie nicht mal fünf Minuten ihre Ruhe?!

"WER STÖRT?", verlangte sie zu wissen und setzte sich kurz die Brille ab, um sich dann über die Nasenwurzel zu fahren.
 

"Lieferservice!", rief Zorro genervt zurück und trat mit dem Fuß nochmals gegen die Tür. So hart, dass diese in den Angeln erzitterte.
 

Tashigi rollte die Augen. Tief aufseufzend rappelte sie sich wieder auf die Beine und ging auf die Tür zu, bevor sie noch aus den Angeln getreten wurde. Dann öffnete sie die Zimmertür, hätte sie allerdings gern sofort wieder zugeschlagen, als sie in Lorenors dämliche Visage sah.

"Was willst du?", motzte sie und bäumte sich etwas vor ihm auf. Sie war genervt und das wollte sie den Schwachkopf ruhig wissen lassen.
 

Ein wenig überrascht zog Zorro eine Augenbraue in die Höhe, sagte allerdings nichts zur schlechten Laune seines Drill Seargants. So, wie die gerade drauf war, würde sie ihn geradewegs wieder zur bekloppten Hina in die Truppe schicken. Darauf konnte er getrost verzichten.

Also drückte er ihr den von Sanji so liebevoll angerichteten Teller in die Hand. "Auf Kosten des Hauses..."
 

Das war's! Ende! Aus! Zu gerne hätte sie Lorenor einfach den Teller aus der Hand gerissen, nur um ihn diesen ins Gesicht zu drücken und das so lange, bis er an diesem verdammten Steak erstickte.

"MACHT HIER EIGENTLICH JEDER WAS ER WILL UND WANN ER WILL?! ICH KRIEG'S KOTZEN!", bellte sie ihm geradewegs ins Gesicht, meinte aber die ganze Welt. Warum genau sie ausgerechnet jetzt so an die Decke ging wusste sie ja selbst kaum, immerhin lief dieses Chaos nun seit Anfang ihres Drills auf Hochturen. Vielleicht hatte sich einfach nur einiges angestaut.

"PFEIFF' DIE ANDEREN ZUSAMMEN! KAFFEEKRÄNZCHEN IST JETZT VORBEI! IN ZWEI MINUTEN AUF DEM HOF UND GNADE DIR GOTT, WENN NICHT JEDER DA IST!!!" Kaum hatte sie ihre Standpauke beendet, schmiss sie die Tür mit Schmackes wieder zu, ohne darauf zu achten, ob Lorenor seinen Dickkopf schnell genug wieder zurückgezogen hatte.
 

Zorro blinzelte, aber danach war die Tür immer noch zu.

Wow. Er hatte das Gefühl, gerade Zeuge eines Jahrhundersturms geworden zu sein. Seufzend kratzte er sich am Hinterkopf. Das konnte unmöglich seine Schuld sein, er war total brav gewesen. Das machte es allerdings nicht einfacher, die aufkommende Wut zu zügeln.

"Heißt das, du hast keinen Hunger, Searge?", fragte er schließlich stachelnd durch die geschlossene Tür und verfluchte sich dafür, den Teller aus der Hand gegeben zu haben. Hätte er das scheiß Steak besser doch auf dem Weg verputzt.
 

Mit einem Rumms hatte Jenkins den Teller in den Mülleimer befördert. Schon der Geruch verursachte ihr Übelkeit. Seufzend fuhr sie sich abermals über das Gesicht. Sie hatte gerade ein bisschen überreagiert, zugegeben, aber der Idiot war auch nicht ganz unschuldig gewesen. Erstens hatte Lorenor einfach ein seltendämliches Gesicht, das sie auch ohne weiteres Zutun provozierte. Und zweitens hätte er Revys Annäherungsversuche abschmettern müssen, Hormone hin- oder her. Auch ihm müsste klar sein, was für Probleme das für ihn, Revy und sogar für sie selbst geben könnte. Smoker würde ihr höchstpersönlich den Arsch aufreißen, sollte rauskommen, dass ihre Männer noch nicht mal den Schwanz in der Hose lassen konnten.
 

Der Grünhaarige verharrte unsicher vor der Tür, als er keine Antwort erhielt. Aber das Scheppern und Klirren von Geschirr konnte nichts Gutes bedeuten.

Nachdenklich wandte er sich zum Gehen und ließ es dann doch bleiben. Er war neugierig, wo ihr Problem lag, obwohl er sich vollkommen darüber im Klaren war, dass ihn das rein gar nichts anging. Wider besseren Wissens klopfte er also nochmals an der Tür.
 

Seargant Jenkins hatte ich wieder an ihren Schreibtisch gesetzt, das Gesicht schwer in ihre linke Hand gestützt, während sie mit der Rechten ziellos in irgendwelchen Zettelhaufen rumblätterte. Zwei Minuten, bis ihre Truppe auf dem Hof stand, aber wer sagte denn, dass sie selbst auch pünktlich sein musste?
 

Wieder klopfte es an der Tür. Natürlich konnte sie sich denken, dass es Lorenor war, der wieder irgendeinen Blödsinn von sich geben, ihre Einrichtung auseinander nehmen oder sie einfach nur zur Weißglut treiben wollte. Der Kerl wusste auch nicht, wann gut war.
 

"WAS?!", schrie sie, ohne aufzusehen, und bewegte sich auch nicht, als Lorenor die Tür öffnete.

Nachdem er eingetreten war, schloss Lorenor die Tür wieder hinter sich und lehnte sich gegen sie.

Er runzelte die Stirn, als er seinen Drill Seargant musterte, die leicht zusammengesunken an ihrem Schreibtisch saß. Die Art und Weise, wie sie ihren Kopf auf ihre Hand stützte, als wäre er ihr viel zu schwer geworden. Der Teller mit Essen war nirgendwo zu sehen, wahrscheinlich hatte sie ihn weggeworfen. Schade drum.
 

Ohne auf seinen knurrenden Magen zu achten, verschränkte er die Arme vor der Brust. "Was ist los, Searge? Du bist unausstehlich."
 

"Was glaubst du wohl?", murmelte sie angespannt, rieb sich in einer kurzen Bewegung mit der rechten Hand leicht über die Stirn, als wollte sie die drohenden Kopfschmerzen einfach wegwischen.

"Nichts läuft, wie es soll." Genervt aufstöhnend griff sie noch dem Papierstapel und schb ihn in den Mülleimer neben dem Schreibtisch, bevor sie sich mit ihrem Stuhl von Lorenor wegdrehte, damit er nicht noch aus der Miene ablesen konnte, wie entmutigt sie wirklich war. Sie war drauf und dran, einfach alles fallen zu lassen, sogar die Army. Vielleicht sollte sie einfach auswandern, nach Kanada oder Europa. Vielleicht England? Das Wetter dort war zwar konstant scheiße, aber irgendwas musste an dieser 'Fish & Chips'-Sache dran sein, dass die verdammten Briten so sehr darauf abfuhren.
 

Der Private blickte nicht ganz durch, aber Jenkins warf ja auch nicht gerade mit Einzelheiten um sich.
 

Seufzend stieß er sich von der Wand ab - das konnte offenbar ein längeres Gespräch werden, wenn er ihr jede Information aus der Nase ziehen musste - durchquerte das Zimmer und ließ sich auf die Bettkante sinken.

Dass sie sich weggedrehte und ihm keinen Platz angebot, ignorierte er gekonnt. Seine leichteste Übung.
 

"Brauchst du den Kram nicht noch?", fragte er schließlich und deutete auf den Mülleimer.
 

"Ich brauch die ganze verdammte Army nicht mehr, mit diesem Loch angefangen! Wird Zeit alles niederzubrennen!!!", erklärte sie bockig und verschränkte stur die Arme vor der Brust, wie nur ein genervter Drill Seargant es konnte.

Und überhaupt, was sollte das hier werden? Hatte sie gerade nicht noch gesagt, dass Kaffeekränzchen vorbei war?! Aus den Augenwinkeln sah sie auf ihre Uhr.

"Eine Minute, 22 Sekunden, Private."
 

Zorro stützte die Ellbogen auf die Knie und das Kinn in die Hände.

Wenn es darum ging, die Kaserne abzufackeln, war er grundsätzlich dabei. Er hätte sogar ein Feuerzeug in der Hosentasche. Aber Jenkins gehörte hier nun mal hin, daran war nichts zu rütteln. Auch ohne dass sie es ihm erzählt hätte, wusste er, welche Anstrengungen sie auf sich genommen haben musste, um so weit zu kommen. Das nahm niemand einfach nur aus Jux und Dollerei auf sich. Und jetzt wollte sie einfach aufgeben?

"Dann schmeiß halt hin."
 

Starrköpfig sah Tashigi an die Wand vor sich. Eigentlich gab sie nicht ohne weiteres auf, aber sie hatte es wirklich versucht! Sie hatte ernsthaft versucht, mit ihrer Truppe voranzukommen, was sich allerdings als vergebene Liebesmüh erwiesen hatte. Und je mehr sie sich reinkniete, desto häufiger fuhr sie damit vor die Wand. Es schien, als wolle sich ihr Trupp mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln unter die Erde bringen.

"'Ne bessere Alternative hab ich anscheinend auch nicht..."
 

Der Grünhaarige nickte gedankenversunken.

"Genau. Scheiß auf die jahrelange Ausbildung, den Drill, den Spott, den beschissenen Muskelkater, den du jeden Tag hattest. Ignorier einfach die Tatsache, dass du soweit gekommen bist und die Anerkennung, die du dir erkämpfen musstest. Gib einfach auf und scheiß auf die ganze Mühe und Kraft, die du in diese Karriere investiert hast...", sagte Zorro ruhig.

Dann setzte er sich aufrecht hin und suchte ihren Blickkontakt. "BIST DU EIGENTLICH KOMPLETT BESCHEUERT, AUCH NUR DARÜBER NACHZUDENKEN?! Reiß dich zusammen, anstatt bei dir bei den ersten Problemchen in die Hose zu pinkeln."
 

"ACH JA, DANN ERZÄHL MIR MAL, WAS ICH SONST TUN SOLL, SCHLAUBERGER!", maulte Tashigi und sprang von ihrem Stuhl auf und das so schnell, dass dieser fast umgefallen wäre. "PANZER WERDEN GEKLAUT, DAMIT MAN MEINEN WAGEN PLÄTTEN KANN! WÄHREND DES DRILLS VERPISST IHR EUCH HEIMLICH UND SOBALD IHR 'NE KNARRE IN DER HAND HABT, BRINGT IHR EUCH FAST GEGENSEITIG UM! WAS SOLL MAN DA DENN NOCH MACHEN? NEIN, ICH SCHMEIß LIEBER ALLES HIN, BEVOR IHR EUCH DAS HIRN AUS DEM SCHÄDEL PUSTET!!" Sie hatte lange darüber nachgedacht, was sie falsch gemacht hatte und warum ihre Truppe nicht so gehorchte, wie die anderen es taten. Smoker und Hina beispielsweise hatten immer alles unter Kontrolle. Warum konnte bei ihr nicht auch alles glatt gehen? Warum musste sie ausgerechnet Ace und Lorenor in ihrer Crew haben?
 

"JETZT HÖR AUF, DIE ALTEN GESCHICHTEN AUFZUWÄRMEN!", brüllte Zorro zurück, blieb jedoch sitzen, auch wenn Tashigi deshalb bedrohlich vor ihm aufragte. Ja, er hatte viel Scheiße gebaut, aber er hatte gedacht, dass sie das mittlerweile aus der Welt geschafft hätten. Warum regte sie sich dann immer noch so auf?

Nun gut, er war vielleicht im Moment auch nicht das beste Beispiel für eine vernünftige Diskussion. Er atmete tief durch und fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht, um wieder runterzukommen. "Dann mach irgendwas dagegen! Schmeiß Tenner raus, bevor er irgendjemanden oder sich selbst umbringt! Lass uns joggen und trainieren, bis wir umfallen! Mach einfach irgendwas, anstatt nur vor dich hinzuschmollen und aufzugeben. Reiß uns mal so richtig den Arsch auf, anstatt dir immer nur mich auszusuchen! Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich hab dir heute nicht an die Karre- ...ans Bein gepisst!"
 

Ungläubig sah sie Private Lorenor an. War das jetzt wirklich sein ernst? Wie konnte er es nur wagen?!!

"SAG MAL, HACKT'S JETZT?! PUNKT EINS: DASS ICH IMMER DICH RAUSSUCHE, UM DICH FERTIG ZU MACHE, KÖNNTE VIELLEICHT DARAN LIEGEN, DASS DU NUR SCHEIßE BAUST! UND PUNKT ZWEII: WARUM, ZUM TEUFEL, SOLLTE ICH TENNER RAUSSCHMEIßEN?! DANN KANN ER HALT NICHT MIT EINER WAFFE UMGEHEN, NA UND?! WENIGSTENS BRETTERT ER NICHT MIT EINEM GOTTVERDAMMTEN PANZER ÜBER MEINEN WAGEN UND TUT GENAU DAS, WAS ICH SAGE!! DEN EINZIGEN, DEN ICH RAUSWERFEN WÜRDE, WÄRST DU, WEIL DU UNKOOPERATIV, NERVTÖTEND, RECHTHABERISCH, UND ARROGANT BIST UND VERSUCHST, MICH BEI JEDER NÄCHSTBESTEN MÖGLICHKEIT FERTIG ZU MACHEN!" Nach ihrem Wutausbruch rang sie nach Luft. Ihr Kopf war rot angelaufen und hinter ihrer Stirn pochte es, aber jetzt, wo sie das Alles mal losgeworden war, ging es ihr tatsächlich ein bisschen besser. Der Knoten in ihrem Magen war verschwunden, als hätte man ihn in einem ätzenden Säurebad aufgelöst. Sauer war sie allerdings immer noch.
 

Der Grünhaarige ließ sie Luft holen.

Offenbar hatte sich da bereits einiges an Wut angestaut, vielleicht war es gar nicht mal so schlecht gewesen, dass sie sie rausgelassen hatte. Trotzdem war sie immer noch entmutigt, das sah man ihr an, und er hatte keinen blassen Schimmer, womit er sie noch triezen konnte, um das zu ändern.

Seufzend fuhr er sich über den Nacken. "Damit das klar ist: wenn du aufgibst, dann bin ich auch weg. Denn du bist die Einzige, der ich hier noch was beweisen will."
 

"Toll, dann gehen alle meine Probleme mit mir, oder was?!", murmelte sie, schüttelte dann den Kopf und fuhr sich über die Stirn, als sie bemerkte, was sie überhaupt gesagt hatte. "Das war nicht fair, tut mir Leid...", seufzte sie dann und ließ sich wieder auf ihren Bürostuhl fallen. Das hatte sie nicht sagen wollen, eigentlich war es sogar ziemlich schmeichelnd. Sie war sogar noch röter geworden, als er es ausgesprochen hatte.
 

Zorro schwieg eine Weile und beobachtete seinen Drill Seargant stattdessen aufmerksam.

"Geht's dir jetzt besser?", fragte er dann und schmunzelte leicht. Wenn er in etwas gut war, dann darin, andere Leute zur Weißglut zu treiben, bis sie sich ausgekotzt hatten. Dieselbe Taktik wendete er manchmal bei Sanji an und - auch wenn er sich das nicht gerne eingestand - Sanji bei ihm.
 

Tashigi verzog das Gesicht. "Ach, halt die Klappe...", murrte Jenkins, musste sich aber eingestehen, dass sie sich wirklich sehr viel besser fühlte. Sie hatte das immer für einen Mythos gehalten, aber manchmal tat es wirklich gut, sich mit jemanden so richtig zu fetzen. Irgendwie befreiend.
 

Leicht grinsend kam der Grünhaarige auf die Beine.

"Also... soll ich die Jungs jetzt zum Platz schicken oder kann ich vorher noch was Essen? Ich verhungere nämlich gleich...", stellte er dann fest, schob die Hände in die Hosentaschen und blickte abwartend zu seinem Drill Seargant herüber.
 

Seargant Jenkins erwiderte sein Grinsen nur knapp und musste innerlich den Kopf schütteln. "Du hast zehn Minuten", sagte sie gönnerisch.
 

"Zehn Minuten?! Bis dahin hab ich die Kantine nicht mal gefunden!", fluchte Zorro halblaut und hetzte los.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"Ich...werd das...Gefühl...nicht los...dass das...alles...deine Schuld...ist...Marimo!", keuchte Sanji und beschloss, etliche weitere Anschuldigungen für sich zu behalten. Gleichmäßig zu atmen entwickelte sich für ihn im Augenblick nämlich zu einer olympischen Disziplin und er wollte seine Energie nicht verschwenden.
 

Trotzdem, das musste jetzt einfach mal gesagt werden. Seit er den Idioten vor zwei Tagen mit einem Teller bewaffnet zu ihrem süßen Drill Seargant geschickt hatte, war diese nämlich wie ausgewechselt. Nicht, dass sie nicht schon vorher hart zu ihnen gewesen wäre, aber im Vergleich zu dem Drill, den sie seit zwei Tagen über sich ergehen lassen mussten, war das noch das Weichspülprogramm gewesen.
 

Zorro neben ihm ging allerdings nicht weiter auf seine Worte ein. Stattdessen joggte er mit einer Leichtigkeit neben ihnen her, die den blonden Koch in den Wahnsinn trieb. Wenigstens hatte der Grünhaarige den Anstand, auch kräftig zu schwitzen. Das war ja wohl auch das Mindeste.
 

Private Lorenor Zorro wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und behielt seine Antwort für sich. Nicht nur Sanji hätte ihn umgebracht, wenn seine Schuld eingestanden hätte. Tashigi hatte sich seine Worte scheinbar wirklich zu Herzen genommen, von ihren Zweifeln hatte er jedenfalls nichts mehr bemerkt. Dafür trieb sie ihren Trupp über jegliche körperlichen Grenzen hinaus. Nicht nur einer war in den letzten Tagen zusammengeklappt vor Erschöpfung.
 

Auch er konnte die körperliche Betätigung der letzten zwei Tage am ganzen Körper spüren. Jenkins hatte sie gefühlte 3000 Mal über den Parcour gejagt, unzählige SitUps und Liegestütze angeordnet und der Drill ging bereits los, wenn sie die Augen noch nicht ganz geöffnet hatten.
 

Gestern hatten sie den halben Tag im Wald verbracht und damit begonnen, einen Schützengraben auszuheben. Die schweißtreibende Arbeit saß ihnen allen noch in den Knochen und trotzdem joggten sie jetzt samt Marschgepäck und Waffe durch den Wald, vorbei an den aufgetürmten Erdhaufen vom Vortag. Und das schon seit über einer Stunde. Bisher hatte sich nur ein Schuss gelöst.
 

Dennoch empfand Zorro keine aufrichtige Reue. Sicher, innerlich verfluchte er sich dafür, Jenkins ausgerechnet diesen Ratschlag erteilt zu haben und er fand auch, dass sie die Zügel langsam mal wieder etwas lockern konnte, bevor noch einer von ihnen den Löffel abgab, aber insgesamt ging sein Plan tatsächlich auf: keiner von ihnen hatte überhaupt noch die Kraft, zu widersprechen. Sie waren froh, wenn sie es abends in einem Stück in ihre Betten schafften. Und das hatte auch seine positiven Auswirkungen auf Jenkins. Sie schien deutlich entspannter zu sein als vor zwei Tagen und sogesehen hatte dieser Spießrutenlauf auch durchaus seinen Sinn.
 

Obwohl Jenkins diese Mordstortour erst angezettelt hatte, fragte sie selbst sich immer wieder, welcher Teufel sie geritten hatte, so in die Vollen zu gehen. Gut, Lorenor hatte sie angestachelt der Truppe mal ordentlich die Leviten zu lesen und anscheinend schien es sogar was zu bringen, seitdem hatte es nämlich niemand mehr gewagt, sich zu beschweren oder Schwachsinn zu verzapfen. Sie selbst musste zwar ebenfalls an ihre Schmerzgrenze gehen - immerhin machte sie fast jede verdammte Übung mit - aber das Risiko auf Muskelkater ging sie ein. Bescheuerter Grünspan, er hatte es ja nicht anders gewollt.
 

Mit 20 Kilo Gepäck auf dem Rücken und ihrer Waffe in den Händen sah sie über die Schulter hinweg zu den Soldaten rüber, die allesamt nicht wirklich fit aussahen. Zwei ihrer Männer hatten bereits den Anschluss verloren. Auf dem Absatz machte sie kehrt, gab den Männern in der ersten Reihe ein Zeichen zum Weiterlaufen und ging zu den beiden völlig erschöpften Rekruten zurück.

"Alles klar? Los, reißt euch zusammen. Das schafft ihr!" Die beiden schüttelten nur erschöpft die Köpfe und versuchten, irgendwie wieder Luft zu bekommen.
 

"Wir... sind echt im Arsch, Searge...", keuchte Private Warren und versuchte nicht unter der Last des Gepäcks zusammen zusacken. Oh man, da hatte sie es doch etwas übertrieben.
 

Seufzend sah sie wieder zu den anderen rüber, die schon weiter voran marschiert waren. Kurz blieb ihr Blick an den grellen grünen Haarschopf hängen. Der Kerl war bisher immer ziemlich fit gewesen, egal um was für eine Übung es sich gehandelt hatte. Wahrscheinlich kratzte ihn dieser Marsch auch nicht sonderlich, im Gegensatz zu den beiden völlig geschafften Soldaten vor ihr.
 

"PRIVATE LORENOR, ICH BRÄUCHTE MAL KURZ IHRE HILFE!", rief sie nur knapp und biss sich sofort danach auf die Lippe. Verdammt! Sie hatte ihn gar nicht um Hilfe bitten wollen. Das war ihr nur so rausgerutscht!
 

Zorro drehte irritiert den Kopf und warf seinem Drill Seargant über die Köpfe der anderen Soldaten hinweg einen kurzen Blick zu. Aha. Schon wieder zwei, die schlapp machten. Sollte er die beiden jetzt etwa zur Kaserne zurücktragen? Und das Tragen war sein geringstes Problem, viel mehr Sorgen machte er sich über den Rückweg.

Er verlangsamte seine Schritte, kehrte um und joggte auf das Trio zu, während er sich gedanklich schon mit den beiden Idioten im Schützengraben übernachten sah.

"WAS GIBT'S, SEARGE?"
 

"Wir müssen den beiden das Gepäck abnehmen. Geht leider nicht anders...", erklärte sie knapp und kassierte dankende, mit Freudentränen erfüllte Blicke der beiden Soldaten. Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, klammerten sich die beiden jammernd an der zierlichen Statur ihres Drill Seargants fast.
 

"Sie sind zu gütig, Searge!"

"Sie schickt der Himmel!"
 

Tashigi seufzte kurz, störte sich aber nicht weiter daran, dass man ihr die Uniform vollrotzte. Verrückt, dabei war sie es doch gewesen, die sie so triezte. "Ja, ist gut jetzt..."
 

"Luschen", fällte der Grünhaarige sein Urteil, der die Szene stillschweigend mitangesehen hatte. Aber na schön, das bewies nur mal wieder, wie gut sein Plan aufging. Fehlte ja nur noch, dass sie ihr die Füße leckten.

Er schüttelte den Gedanken ab, grinste Jenkins bloß kurz zu und streckte dann die Arme nach den Rucksäcken aus. "Her damit."
 

Einen Rucksack hielt die Lorenor entgegen, strafte ihn dabei noch mit mahnenden Blicken à la Lass-deine-kleine-Schwester-in-Ruhe, während sie selbst ebenfalls ein Gepäckstück an sich nahm und versuchte, dieses irgendwie zu schultern. Das würde wohl ihr anstrangendster Marsch überhaupt werden.
 

Zorro schwang sich den 20 Kilo schweren Rucksack über die linke Schulter und sah dann verblüfft dabei zu, wie Jenkins ebenfalls einen der Rucksäcke aufzog. Sie wog doch selbst kaum was, wollte sie etwa mit ihrem doppelten Körpergewicht herummarschieren? Herumjoggen verbesserte er sich selbst gedanklich, aber das machte die Sache auch nicht besser.

Kurz spielte er mit dem Gedanken, ihr den Rucksack abzunehmen, aber dann wäre von ihm wahrscheinlich nur noch ein blutiger Haufen Matsch auf dem Boden übrig gewesen. Er verwarf den Gedanken also, zuckte nur mit den Schultern und lief dann den anderen nach.
 

"LOS ABMARSCH!", forderte Jenkins lauthals, während sie sich nochmal die beiden Rucksäcke ordentlich schulterte und versuchte, nicht allzu geschafft auszusehen. Es war wirklich nicht mehr weit, aber diese kurze Strecke würde sich dehnen wie Kaugummi, da war sie sich jetzt schon ziemlich sicher.

"JA, SIR!", salutierten die beiden und liefen voran, um den Anschluss nicht komplett zu verpassen.
 

Lysop keuchte und stolperte weiter vorwärts. Als der Grünhaarige wieder zu ihnen aufschloss, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. Schleppte der Kerl da gerade echt zwei dieser Rucksäcke?! Und dann lief er auch noch schneller als sie alle zusammen. Gedanklich schüttelte er den Kopf. Der Mann war'n Tier!

"Kannst du...nicht...meinen...?!", brachte er mühsam hervor und blickte Zorro flehend an.

Der musterte ihn nur einmal knapp von der Seite her, fällte dann ein Urteil und streckte die Hand nach seinem Rucksack aus. Lysop wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen.
 

Auch Tashigi wäre vor Unglauben fast hinten rüber gefallen. Sie hatte sich damit abgefunden, dass Private Lorenor Zorro fitter war als alle anderen in ihrer Truppe voller Halbstarken, aber dass er so ein Übermensch war, war wirklich unnormal.
 

"Übertreib es nicht, Alter! Du musst hier niemanden was beweisen", warf Ace ein, hätte seinen Rucksack am liebsten aber ebenfalls an Zorro abgetreten. Wenn er gerade schon mal seine soziale Ader entdeckt hatte...
 

"Hast du dir die Langnase mal angeguckt? Der kippt gleich aus den Latschen, ist dir das Beweis genug?", gab Zorro zurück.

Prompt musterten die anderen beiden den Schwarzhaarigen. "Wo er Recht hat", keuchte Sanji, zuckte mit den Schultern und fragte sich, wie lange diese Tortur noch andauern sollte.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"OKAY MÄDELS, GEHT ERST MAL WAS ESSEN! WIR SEHEN UNS IN 30 MINUTEN WIEDER!", rief Jenkins der Truppe zu, während sie ihre Rucksäcke auf den Boden fallen ließ und versuchte, nicht allzu geschafft auszusehen. Der Marsch war die reinste Folter gewesen, aber was hätte sie auch sonst anderes machen sollen? Die Soldaten einfach liegen lassen? Wohl kaum! Und wenn sie schon nach 40 Kilo fertig war, wie geschafft war dann erst Private Lorenor, der 60 Kilo mit sich schleppte? Der Kerl war doch als kleines Kind in den Zaubertrank gefallen.
 

"Essen?! ESSEEEEEN!!!", jubelte Ace und war so gut zu Fuß, wie er es nur sein konnte, wenn es um was zu Spachteln ging. Mit Ace an der Spitze rannte die Meute grölend und jubelnd Richtung Kantine.
 

Kaum war die Truppe voran gelaufen, war Jenkins geradewegs hinten rüber gekippt, Arme und Beine von sich gestreckt, und versuchte vergebens, tief Luft zu holen. Nie wieder würde sie das Gepäck eines anderen zusätzlich schleppen!
 

Zorro sah dem Trupp noch nach, bis sie allesamt außer Sichtweite waren. Dann ließ er sich, unisono mit seinem Drill Seargent, hinten über fallen und warf dabei in einer fließenden Bewegung alle drei Rucksäcke von sich.
 

Seine Beinmuskeln brannten wie die Hölle. Um nichts in der Welt würde er diese Tortour nochmals auf sich nehmen, aber Schwäche zeigen kam nicht in Frage. Da hatte er nun mal durch gemusst. Jetzt war er nur noch grenzenlos erleichtert, diese Last endlich los zu sein.

Keuchend rang er angestrengt nach Atem. Dass Tashigi nicht weit von ihm genau dasselbe tat, bekam er nur am Rande mit.
 

Keuchend hatte Jenkins die Arme über den Kopf ausgestreckt, um besser nach Luft schnappen zu können. Wenn man aus der Puste war, sollte man die Arme am besten hochreißen und tief durchatmen, zumindest hatte sie es so bei der Army gelernt.

Kurz drehte sie den Kopf etwas nach links, sah neben sich einen ebenso fertigen Lorenor Zorro liegen. Tashigi schmunzelte. Also konnte auch ein gewisser Grünspan an seine körperlichen Grenzen stoßen, aber mit 60 Kilo im Schlepptau war das auch nicht verwunderlich. Dennoch... sie musste bewundernd anerkennen, dass sie wohl nicht einmal fünf Schritte an seiner Stelle geschafft hätte. Hut ab dafür!
 

Der Grünhaarige entdeckte Tashigi im selben Moment, in dem sie ihn ansah und versuchte sich an einem Grinsen. Er gab es relativ schnell wieder auf und fuhr damit fort, Luft in seine Lungen zu pressen. Irgendwie hatte er das Gefühl, jetzt etwas sagen zu müssen, aber ihm fiel beim besten Willen nicht ein, was.
 

Einen Moment später hatte sich diese Sorge allerdings auch gleich wieder erledigt.

"Ey, Attentäter! Dafür, dass du letztens noch so schlecht von Jenkins geredet hast, liegt ihr aber ganz schön nah beieinander!", lachte Franky gröhlend und schulterte die Blechteile in seinen Händen neu.

Matt hob Zorro den Kopf an und winkte dem Tüftler knapp zu.
 

Tashigis gerade noch leicht bewundernder Gesichtausdruck schwappte über in eine alles vernichtende, bitterböse Miene. "DU REDEST SCHLECHT ÜBER MICH?!", blaffte sie den Grünspan an und setzte sich etwas auf. Wie konnte er es nur wagen?! Warum genau sie sich so angegriffen fühlte, war ihr schleierhaft, immerhin hatten sie sich wirklich nicht auf den besten Fuß erwischt. Und vielleicht hatte sie Lorenor auch nicht unbedingt in jeder Situation über den Himmel gelobt. Aber sie durfte das, sie war Drill Seargant.
 

"Reg dich...nicht so auf. Du etwa nicht über mich?", stieß Zorro mühsam aus und warf dem Blauhaarigen einen vorwurfsvollen Blick zu. Musste er das unbedingt in die Weltgeschichte hinausposaunen? Und dann auch noch ausgerechnet vor ihr?

Franky schmunzelte und der Grünhaarige erkannte, dass dieser Streit von dem Mechaniker einkalkuliert gewesen war. Rache war Blutwurst. "Wo kamen noch mal deine Ersatzteile her? War das nicht im Osten E-"

"Ich muss los", fuhr Franky ihm über den Mund, warf ihm einen ebenfalls bösen Blick zu und stapfte von dannen. Zorro grinste.
 

Skeptisch beäugte der Drill Seargant das Geschehen, bevor sie sich endlich aufraffte und versuchte den Dreck von den Klamotten zu klopfen. Sie war zwar immer noch aus der Puste und hatte pochende Seitenstiche, was allerdings voraussehbar gewesen war. Seufzend griff sie wieder beide Rucksäcke, in jeder Hand jeweils einen, und ging langsam auf das Hauptgebäude zu. Verdammter Lorenor Zorro!
 

Seufzend setzte auch der Verdammte sich auf und rappelte sich mühsam auf die schmerzhaften Beine. Dann wuchtete er sich ebenfalls die Rucksäcke über die Schulter und folgte seinem Drill Seargent, bevor er noch den Anschluss verlor.

Kurz spielte er mit dem Gedanken, sich zu entschuldigen, fand aber, dass er das in letzter Zeit oft genug getan hatte. Es musste ja nicht gleich zum Leistungssport ausufern.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Die Langnase knirschte mit den Zähnen.
 

War der Kerl eigentlich noch zu fassen? Hatte der Penner nicht schon genug Fleisch auf dem Teller?

Ja, Sanji kochte wirklich meisterhaft und vor allem auch in ordentlichen Mengen, aber wie kam Ace auf die bescheuerte Idee seinen Teller plündern zu wollen?

"Man, lass die Finger von meinem Essen. Hol dir gefälligst einen Nachschlag, wenn du noch Hunger hast, aber nicht von MEINER RATION!!!"
 

Ace blinzelte. Erst einmal, dann ein zweites Mal, sah zu Lysop auf, als ob er ein sprechender Fisch mit Füßen wäre. Irgendwie machten die Worte, die aus seinem Mund purzelten, gar keinen Sinn. Das Einziege, was hängen blieb, war 'Essen'. "...was wolltest du?"

"HÖR MIR GEFÄLLIGST ZU!!", motzte Lysop und stand so aprupt von seinem Stuhl auf, um sich vor dem Gesprossten aufzubäumen, dass das Möbelstück fast zu Boden ging.
 

Gerade, als der Lügenbaron über den Tisch hinweg mit gezückter Gabel sein Stück Fleisch zurück erobern wollte, fiel ihm der grüne Haarschopf drei Tische weiter auf.

Grüne Haare, braungebrannte Haut und eine stattliche Statur... allerdings war das nicht Zorro, denn der saß gerade neben ihm und stocherte lsutlos in seinem Essen herum. Dann schweifte der Blick wieder einige Tische weiter.
 

"Was zum...", murmelte er und knuffte dem Griesgram an der Schulter. "... zieh dir das rein, der Kerl könnte dein Alter sein!"
 

"Echt? Wo?! Zeig mal!", verlangte Ace prompt, setzte sich kerzengerade auf und streckte den Kopf, um über die Köpfe der anderen Soldaten hinweg Lysop's Fingerzeig zu folgen. Als er den grünen Haarschopf in Sichtweite entdeckte, lachte er schallend los. Unfassbar, diese Ähnlichkeit!

Energisch stieß er Zorro, der tief in Gedanken versunken an seinem Essen knabberte, den Ellbogen in die Seite. "Guck mal, die Langnase hat voll Recht, Honey!"
 

Zorro seufzte genervt und hob seinen Blick, kauend. "Ihr habt ja keine Ahnung", seufzte er, folgte aber brav den Blicken der anderen beiden - und verschluckte sich prompt.
 

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht – von einer Abrissbirne. Er kannte diesen Mann. Besser, als er wollte. Obwohl sie sich seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hatten, hätte Zorro diesen Kerl unter tausend anderen wiedererkannt. Allein schon die überhebliche Art, wie er die Schultern durchgestreckt hatte, der Rücken kerzengerade...Lysop hatte vollkommen falsch gelegen. Der Kerl könnte nicht bloß sein Vater sein...er war es.
 

In voller Größe und auf freier Wildbahn.
 

Langsam, beinahe in Zeitlupe, ließ Zorro die Gabel in seiner Hand wieder sinken. Das letzte Mal, als er seinen Vater gesehen hatte, hatte er halb bewusstlos in seiner eigenen Blutlache mitten in einem gottverlassenen Sumpfgebiet gelegen und der hochdekorierte Soldat Lorenor Roan hatte sich mit einem blutigen Jagdmesser in der Hand und wirrem Blick über ihn gebeugt.
 

Zorro vergaß zu atmen, geschweige denn zu schlucken. Als hätte Lorenor Senior seinen fassungslosen Blick im Nacken bemerkt, drehte er sich herum. Einen unfassbar langen Moment starrten sie sich quer durch den Raum in die Augen. Roan grinste ihm zu und Zorro hätte schwören können, er winkte kaum merklich mit den Fingern.
 

Der schreckensstarre Moment verflog, als Ace Zorro erneut den Ellbogen in die Seite stieß. "Atme!", erinnerte der Schwarzhaarige seinen Freund hilfsbereit. Zorro blinzelte irritiert, von einer Sekunde auf die andere ins Hier und Jetzt zurückkatapultiert. Er vergaß den Bissen, den er gerade genommen hatte, kam Ace's Vorschlag nach, holte tief Luft und verschluckte sich auf grausamste Art und Weise.
 

Hustend warf er noch einen Blick in Richtung seines Vaters, der immer noch grinsend zu ihnen herübersah, dann ließ er sich langsam und würgend den Stuhl hinuntergleiten und suchte sein außerordentlich männliches Heil in der Flucht - unterm Tisch.
 

Irritiert beobachteten seine Zimmergenossen, wie der Grünhaarige unter dem Tisch abtauchte, warfen sich einen knappen Blick zu, bevor sie mit den Schultern zuckten und sich ebenfalls unter den Tisch duckten, um ihrem Freund dort unten Gesellschaft zu leisten. Warum auch immer.
 

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Suchend ließ Sanji seinen Blick durch die vollbesetzte Kantine gleiten.
 

Verdammt, wo waren die Penner denn jetzt schon wieder hin?! Die drei Chaoten konnte man wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen.

Genervt pustete sich der selbsternannte Koch eine Haarsträhne aus dem Gesicht und kämpfte sich mit vielen Tritten und voll beladen seinen Weg durch die hungrige Meute. Endlich entdeckte er den allzu bekannten, verräterischen grünen Haarschopf. Wo der Marimo war, konnten die anderen nicht weit sein.
 

Entschlossen stapfte der Blonde auf den Kanarienvogel zu, fest entschlossen, den dreien den Nachtisch zu verbieten. Was fiel denen auch ein, sich einfach umzusetzen?!
 

"Ey, du Sackgesicht!", posaunte Sanji drauf los, kaum, dass er den Grünhaarigen erreicht hatte. Mit Wucht trat er ihm von hinten gegen das Bein. "Was fällt dir eigentlich ein-..."

Sanji's Satz blieb unvollendet, als der Mann sich herumdrehte und sich herausstellte, dass es gar nicht Zorro war - sondern sein vielfach beschimpfter und verfluchter Nichtsnutz von einem Vater. Vor ihm stand Lorenor Roan.

Und das war so absurd und vollkommen unmöglich, dass Sanji alles fallen ließ, was er gerade in der Hand hatte und ein nervöses, hysterisches Lachen verlauten ließ. "AHAHAHA!"
 

Roan musterte den lachenden, blonden Kerl vor sich kurz, bevor sich Erkennen auf seinem Gesicht widerspiegelte.

"Sanji", stellte der Soldat mit einem freundlichen Grinsen fest und kniff sein Gegenüber in die Wange, ohne das auf dem Boden verteilte Essen auch nur ansatzweise zu beachten. "Du bist ja immer noch so mager. Gibt Jeff dir nicht genug zu Essen?"
 

Der Blonde starrte. Und starrte. Und starrte.

Das war nicht Lorenor Roan, wie er ihn kannte, ganz und gar nicht. War der Kerl auf Drogen?!

Beinahe panisch wich Sanji vor dem Mann zurück, der seinen besten Freund vor sechs Jahren abgestochen hatte, und sah sich suchend nach eben jenem Trampeltier um, dass ihn unvorbereitet in dieses Fettnäpfchen hatte springen lassen. "ZORRO!!", rief er beinahe hilfesuchend.
 

Zorro zuckte so heftig zusammen, dass er sich den Kopf an der Tischplatte stieß. "Hier", stieß der Grünhaarige dann japsend aus und winkte den Koch halbherzig zu sich. Ein paar atemlose Sekunden hatte er wirklich gehofft, sich Roan nur eingebildet zu haben, aber...Sanji sah ihn offensichtlich auch. Und hatte sich nicht gerade weniger erschrocken als er selbst.

Jetzt wünschte er sich nur noch, an Ort und Stelle im Erdboden zu versinken. Oder wahlweise, dass ihm jemand auf den Rücken klopfte, damit der Bissen Fleisch nicht weiter in seiner Luftröhre steckte und ihm das Atmen unmöglich machte.
 

Ace tätschelte seinem nach Luft hechelnden Kumpel den Rücken wie ein kleines Schulmädchen. Was war denn nu kaputt? Hatte ihm die Ähnlichkeit dann doch umgehauen, oder hatte er den absoluten Schlüsselmoment (mal wieder) verpasst?
 

Auch Lysop war den beiden unter den Tisch gefolgt und wunderte sich mindestens genauso sehr, wie Ace es tat. "Alles klar? Ich kann Kaya rufen, wenn du willst." Die Langnase konnhte den Namen nicht einmal ansatzweise aussprechen, ohne dass ihm der Geifer aus dem Mund sickerte. Kaya war einfach zu süß. Aber darum ging's hier gerade nicht - Bruder ging vor-... naja.

"Was ist denn los? Du tust ja so, als wärst du auf der Flucht!"
 

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Drill Seargant Tashigi Jenkins hatte nicht mal fünf Schritte in die Kantine setzen können, ohne dass sie das Gefühl bekam, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Und kaum hatte sie nach dem alles vernichtenden Grünschopf Ausschau gehalten, hatte sie auch schon das Übel gesehen.

Lorenor - die Coolness in Person - rührte keinen Finger, während das arme Blondchen den Tränen nahe war. Kein Wunder, so viele Leckereien, die den Boden zierten, da kamen auch ihr beinahe die Tränen. Schade um das schöne Essen. Wer dafür verantworlich war, lag natürlich auf der Hand. Sie war sich jedenfalls ziemlich sicher.
 

"LORENOR, WAS HAST DU SCHON WIEDER ANGESTELLT?! DU HAST NUR SCHEIßE IN DER BIRNE!!", maulte sie, während sie angriffslustig auf die beiden zuging und sich hinter der grünen Haarpracht aufbäumte, die Hände in die Hüften stemmend.
 

Captain Smoker wusste nicht, was er sagen sollte. Mal wieder. Er war es ja gewohnt, dass sein trotteliger Lieutnant vom Dienst sie nicht mehr alle beisammen hatte und gerne jedes Fettnäpfchen mitnahm, das sich ihr gerade darbot, aber das, was sie hier fabrizierte, war jenseits von Gut und Böse. Smoker räusperte sich, einmal, dann ein zweites Mal, aber Jenkins zuckte mit keiner Wimper. Arme Kleine, sie rannte geradewegs in ihr Verderben.
 

Sanji liebte Frauen wirklich von ganzem Herzen. Insbesondere Jenkins war ein absolutes Zuckerstück und er vergötterte sie wie nichts anderes auf der Welt. Dafür, dass sie ihm jetzt, in genau diesem Moment zur Seite sprang (wenn auch bestimmt unwissend), würde er ihr bis ans Ende der Welt folgen und sie auf Händen tragen.

Aber nur, wenn Lorenor Roan nicht in der Nähe war.
 

Als Roan vor ihm sich angemessen verwirrt zu seinem Tashigi herumdrehte und sie kritisch musterte, nutzte der Raucher die unerwartete Gelegenheit zur Flucht. Aus den Augenwinkeln hatte er die ganze Zeit schon bemerkt, wie seine Zimmerkameraden ihm von ihrem Hauptquartier unterm Tisch her energische Handzeichen gaben, aber bis jetzt hatte er sich noch nicht von der Stelle rühren können.

Kaum hatte Zorro's leiblicher Vater ihm den Rücken zugekehrt, flitzte er auf die drei zu und rutschte auf Knien die letzten Zentimeter zu ihnen herüber.
 

Lorenor Roan war verblüfft, als er sah, wer ihn da gerade angeschrien hatte.

Gut, dass sein Sohnemann ihn nicht gerade freudestrahlend in Empfang nehmen würde, damit hatte er bereits gerechnet. Dass er noch mehr Feinde hier hatte, war ihm allerdings nicht bekannt gewesen.

Er tauschte einen kurzen Blick mit dem weißen Jäger, der nur mit den Schultern zuckte, und blickte dann zu der zierlichen Frau herunter, die ihm vage bekannt vorkam. Ihr Gesicht konnte er allerdings nicht zuordnen.

"Kennt man sich?", hakte er mit kritisch hochgezogener Augenbraue nach. "Sie kommen mir bekannt vor."
 

Jenkins stutzte. "Eh ja... Sie kommen mir auch sehr bekannt vor... Sir", murmelte sie kleinlaut, als sich der Mann zu ihr umdrehte. Was nicht zuletzt daran lag, dass dieser Lorenor Zorro verblüffend ähnlich sah (nur etwas älter, größer und mit mehr Gesichtsbehaarung). Eigentlich sah es so aus, als wäre Private Lorenor Zorro in eine Zeitmaschine gestiegen und soeben von einem 20-jährigen Trip durch die Vergangenheit und / oder Zukunft zurückgekehrt. Verblüfft musste Tashigi feststellen, dass sie sich bisher nicht mal ansatzweise darüber Gedanken gemacht hatte, wie sie ihren verdammten Arsch wieder aus der Schlinge ziehen konnte, stattdessen schwirrte ihr immer wieder diese heftige Ähnlichkeit zwischen dem Private und dem Mann vor ihr im Kopf herum.

Erst nach einigen viel zu langen Sekunden fiel ihr wieder das ein, was ihr Chaossoldat ihr im VertrauenSchrägstrich-Suff erzählt hatte. War da nicht was gewesen von wegen: "Daddy war bei der Army"?
 

...
 

Shit!
 

Smoker räusperte sich vernehmlich und erhob sich endlich von seinem Stuhl, um sich in das aktuelle Geschehen einzuschalten. Und zwar lieber schnell, bevor die beiden sich noch in Grund und Boden starrten.
 

Dass sein alter Freund für Verwirrung sorgen würde, damit hatte er ja bereits gerechnet, aber Jenkins sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen.

"Roan, vor dir steht mein Second Lieutnant Tashigi Jenkins. Jenkins, das ist mein alter Freund Lorenor Roan. Sein Sohn ist in deiner Truppe", machte er die beiden miteinander bekannt, die sich immer noch anstarrten wie zwei Boxer im Ring.
 

Roan's Gesicht hellte sich augenblicklich ein wenig auf. "Tatsächlich?", meinte der Grünhaarige und musterte Jenkins kritisch. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass Zorro sich von ihr, einer Frau, etwas sagen ließ. Zorro ließ sich ja grundsätzlich von niemandem was sagen, vorausgesetzt, er hatte in den letzten Jahren keinen radikalen Sinneswandel durchzogen.

"Und? Wie macht sich mein Sohnemann?", verlangte er dann zu wissen und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.
 

Der plötzlich wechselnde Gemütszustand des Mannes vor ihr brachte Jenkins keineswegs aus dem Konzept, im Gegenteil. Sie war ungerührt wie ein Fels in der Brandung. Die Frage jedoch, wie Private Arschloch sich machte, brachte Jenkins ins Grübeln und ließ die Wochen nochmal Revue passieren.
 

Er hatte ihr hinterhergepfiffen. Er hatte Reißaus genommen und sich eine wilde Verfolgungsjagd über die Dächer der Kaserne mit ihr geliefert, an dessen Ende sie von einem vier Meter hohen Dach gekracht und sich beinahe das Genick gebrochen hätten. Er verschlief permanent den Fahnenappell, und wenn er mal dabei war, trug er sein Shirt verkehrt herum oder die Stiefel an den falschen Füßen. Er hörte nicht auf ihre Befehle, außer es ging darum, jemandem verflucht wehzutun. Er beleidigte sie. Er beleidigte ihr Aussehen. Er war drei Mal aus dem Fenster gefallen. Er rauchte in der Stube, im Flur, manchmal sogar im Unterricht. Er hatte sie Miststück / Mäuschen / Drache / Tussi / blöde Kuh / blöde Sau / dumme Sau genannt. Sein Wortschatz war total beschränkt. Er stahl sich während des Unterrichts davon, sodass sie ihre eigenen Prinzipien über den Haufen warf und ihm ihn die Eier getreten hatte. Er hatte ihr vor die Füße gekotzt. Er trank Alkohol. Er trank zu viel Alkohol und stand dann nachts besoffen vor ihrer Tür. Er riss sie aus dem Schlaf und laberte ihr die Backe voll. Er belog, betrog und verschaffte sich Vorteile, wann immer er die Gelegenheit dazu hatte. Er war ungehobelt, unhöflich, unausstehlich und störrisch wie ein Esel. Er war ein Esel. Er gab patzige Antworten und wusste nicht, wann es besser war, die Schnauze zu halten. Er brachte sie in Verlegenheit. Er war egoistisch, großkotzig, arrogant und ließ sich nichts sagen. Er hatte sich vor ihr entblößt. Er ließ sich von Revy anflirten. Er hatte einen Panzer geklaut und damit ihr Auto plattgewalzt. Er verlief sich auf einer Strecke von 20 Zentimetern. Er pennte dauernd ein. Er redete schlecht über sie und grinste andauernd dieses dämliche Grinsen. Er hatte ihr Schlamm ins Gesicht geworfen. Er hatte ihre Lampe zerstört.
 

In dem Sinne blieb ihr nur eine Antwortmöglichkeit: "Ganz gut."
 

Das war mit Abstand die größte Lüge gewesen, die Tashigi je ausgesprochen hatte. Später musste sie sich unbedingt den Mund mit Seife auswaschen, um das Gefühl des dreckigen Lügens wieder loszuwerden. Dennoch, es fühlte sich richtig an. Keine Frage, Lorenor Zorro war das größte Arschloch vor dem Herrn, aber ein noch größeres stand grade vor ihr. Die Narbe, die sich quer über den Oberkörper ihres Soldaten zog, hatte sie nicht vergessen... und das würde sie wohl nie.
 

Angespannt hatte Zorro dem Gespräch zwischen seinem Erzeuger und Drill Seargant gelauscht. Dank einem beherzten Schlag auf den Rücken seitens Sanji bekam er mittlerweile wieder genug Luft und der Druck in seinem Schädel hatte geringfügig nachgelassen.
 

Eine völlig neue Art von Respekt für Lieutnant Tashigi Jenkins wallte in ihm auf. Warum auch immer, aber sie nahm ihn vor Lorenor Roan in Schutz, und dafür war er ihr verflucht dankbar. Genauso gut hätte sie ihm schließlich jegliche Fehltritte seinerseits unter die Nase reiben können und dann hätte er sich später mit seinem Vater deshalb herumschlagen müssen - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Lorenor Roan war kein Fan von Diskussionen, er löste seine Probleme mit Fäusten und vollem Körpereinsatz.
 

Captain Smoker zog nach Tashigi's entschlossenen Worten bloß skeptisch eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts.

Es war noch keine zwei Wochen her, da war sie kurz davor gewesen, Roan's Sohn mit bloßen Händen und schäumend vor Wut den Schädel einzuschlagen, aber wenn sie das für sich behalten wollte...bitte, von ihm aus gerne. Das war ihr Problem, wenn sie das wandelnde Katastrophengebiet in Schutz nahm. Früher oder später würde Roan wahrscheinlich sowieso merken, wolang der Hase lief, immerhin war er gekommen um zu bleiben.
 

Er straffte die Schultern und ignorierte die offensichtliche Spannung zwischen Jenkins und Lorenor gekonnt. "Lorenor wird bleiben und den Trupp von Seargent Summerset übernehmen. Es wäre nett, wenn du ihm nachher alles zeigen könntest." Der weiße Jäger hoffte, der unterschwellige Befehl, sie solle sich mal zusammenreißen, kam an.
 

Unter dem Tisch zuckte Zorro erneut zusammen und stieß mit dem Kopf so heftig gegen die Tischplatte, dass es klonk machte.
 

Der Alte blieb hier?! Als er Jenkins gesehen hatte, war er sich schon ziemlich sicher gewesen, in der Hölle gelandet zu sein. Hina hatte ihn an den Rand des Wahnsinns gebracht. Aber dass sein Vater plötzlich hier auftauchte und beschloss, sein Lager hier aufzuschlagen, ging eindeutig zu weit und sprengte alle Grenzen.
 

Drill Seargant Tashigi Jenkins verschränkte die Arme vor der Brust und straffte ebenfalls ihre Haltung, um den bohrenden Blicken der beiden Männer stand zuhalten. Ob sie den Befehl unterschwellig wahrgenommen hatte?

"Reicht schon, dass ich für einen Lorenor Babysitter spielen muss."
 

Natürlich nicht. Gut, eigentlich schon, dem Befehl nachkommen würde sie allerdings nicht. Wenn Smoker wirklich glaubte, dass sie den Neuankömmling rumführen würde, hatte er sich gewaltig geschnitten.
 

Ohne ein weiteres Wort zu sagen und die überraschten Gesichtsausdrücke missachtend, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging auf den verdächtig leeren Tisch zu, von wo aus gerade das schmerzhafte Geräusch eines Kopfes, der gegen eine Tischplatte geschlagen wurde, ertönt war. Mittlerweile war auch bei ihr der Groschen gefallen und sie hatte längst gemerkt, dass der Katastrophentrupp unter dem Möbelstück verschwunden war. Dachte Lorenor wirklich es würde niemanden auffallen, wenn sich vier körperlich(!) erwachsene junge Männer wie kleine Memmen unter einen Tisch verkrochen?! Jenkins schüttelte unmerklich den Kopf. Lorenor dachte gar nicht, diese Tatsache musste sie endlich akzeptieren.
 

Die beiden hochdekorierten Soldaten, die dem Vietnamkrieg ruhmreich überstanden hatten, blickten dem Second Lieutnant Tashigi gleichermaßen irritiert nach. Das war eine klare Absage gewesen.

Smoker verkniff sich ein amüsiertes Schmunzeln und ließ sich wieder am Tisch sinken, während Roan Jenkins immer noch verwundert nachstarrte.
 

Unter dem Tisch musste sich Zorro ein Jubeln verkneifen, als Jenkins die beiden Männer einfach eiskalt stehen ließ. Erst eine Sekunde später wurde ihm klar, was sie da eigentlich genau gesagt hatte, und auch nur, weil neben ihm die anderen drei unterdrückt loskicherten. Naja, trotzdem war ihre Antwort ziemlich cool gewesen.
 

Die junge Frau spürte die Blicke in ihrem Nacken, als würden sich diese wie Nadeln in ihren Hinterkopf bohren. Zu gerne wäre sie ebenfalls unter das vierbeinige Möbelstück gekrabbelt, nur um ihrer Abscheu freien Lauf zu lassen. Stattdessen ging sie an diesem nur vorbei und trat unmerklich gegen einen der Füße, die etwas unter der Tischdecke hervorlugten.

"In mein Büro, sobald ihr eine Möglichkeit habt zu flüchten, kapiert?!", zischte sie leise und stapfte entnervt aus der Kantine. Das Thema "Essen" hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes gegessen.
 

Die vier Jungs nickten eifrig, obwohl sie genau wussten, dass Jenkins es nicht sehen konnte.
 

Kaum hatten sich ihre Schritte entfernt und die absurde Situation im Allgemeinen ins Nichts aufgelöst, stieg der Lärm in der Kantine wieder auf den normalen Pegel an, sodass die vier Privates eine Unterhaltung starten konnten.
 

Wobei...Zorro saß immer noch schreckensstarr da und stierte angestrengt auf die Maserung der Holzbeine, als versuchte er, einen komplizierten Code zu entschlüsseln und Sanji nagte so energisch auf seiner Unterlippe herum, als wolle er sie zum Abendessen verspeisen.

Lysop und Ace tauschten einen kurzen Blick und wandten sich dann gleichzeitig an den blonden Koch. "Alter, was geht hier eigentlich ab? Haben wir was verpasst?!"
 

Sanji gestikulierte matt in Richtung von Smoker und Roan. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Roan hier war - und noch weniger die Tatsache, dass er hier bleiben würde. "Das ist Zorro's Dad da drüben!"
 

"Ja...und?", hakte Lysop irritiert nach und musterte seinen grünhaarigen Zimmergenossen irritiert. Okay, dann hatte er vielleicht mit seiner Vermutung ganz richtig gelegen, aber ein Drama war das nun auch wieder nicht. Jedenfalls noch lange kein Grund, um aus der Wäsche zu schauen, als würde man gerade auf der eigenen Beerdigung zuschauen. Und genauso sah Zorro aus.
 

Der Grünhaarige linste nur knapp zu ihm herüber. "Weißt du noch, als wir letztens bei Franky saßen?", hakte er mit tonloser Stimme nach und die Langnase rekapitulierte ihren letzten Besuch bei dem blauhaarigen Tüftler. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
 

"Ach jaaaaAAAAAAAAAAAAH!", stieß Lysop aus und seine träge Erkenntnis verwandelte sich in einen spitzen Schrei, als irgendjemand nach seinen Fußgelenken griff und ihn unter dem Tisch hervorzog.
 

Rücklings lag der Schwarzhaarige dann auf den Boden und stierte fassungslos in das Gesicht eines wesentlich älteren Lorenor Zorro's. Vor ihm stand der Psychopath, der Zorro vor ein paar Jahren aufgeschlitzt hatte. Der Mann, wegen dem Zorro sich unter dem Tisch versteckt hatte, was ja mal so gar nicht seine Art war. Über ihm stand Lorenor Roan.
 

"Ups", sagte Zorros Vater in diesem Moment und sah angemessen verblüfft aus der Wäsche. "Sorry, dich wollt' ich nicht."
 

"Kein Problem", kiekste Lysop und winkte hastig ab, bevor er wieder unter den Tisch geschoben wurde. Aus den Augenwinkeln sah er gerade noch, wie Zorro genervt das Gesicht verzog und bockig die Arme vor der Brust verschränkte, dann wurde der Grünhaarige unter dem Tisch hervorgezerrt.
 

"Hallo, Sohnemann!", strahlte Roan, als Zorro vor ihm auf dem Boden lag und finster zu ihm heraufstarrte.

Zorro salutierte halbherzig. "Hallo, Sir." Dann versuchte er, sich aus dem Griff seines Vaters zu befreien, aber der hielt ihn immer noch fest an den Fußgelenken fest.

"Du hast deine Schuhe mal wieder nicht geputzt", stellte Roan fest und starrte auf die schlammbespritzten Stiefel seines Sohnes. Nur ein Zucken an seinem Auge verriet, wie sehr ihn das auf die Palme brachte.

"Steht als nächstes auf der Liste, unmittelbar nach 'Flüchte vor deinem biologischen Vater'", gab Zorro bissig zurück und strampelte mit den Füßen. "Lass mich los!", raunzte er dann gereizt.
 

Roan grinste flüchtig. "Setz dich doch zu uns an den Tisch, Soldat", schlug er dann vor und deutete auf den Tisch, an dem auch Smoker und die anderen Vorgesetzten saßen.

Die Antwort kam ohne zu zögern: "Auf keinen Fall."

Der Ältere zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. "Du missachtest einen direkten Befehl?"

Zorro grinste bösartig. "Ich würde sogar einen indirekten Befehl missachten, Sir."
 

Seargent Lorenor Roan schnaubte. Das Ganze lief nicht im entferntesten so, wie er sich das vorgestellt hatte. "Na, da war dir dein Drill Seargent ja ein prima Beispiel", gab er bissig zurück. In derselben Sekunde riss Zorro sich aus seinem festen Griff los und sprang in einer geschmeidigen Bewegung auf die Beine, vor Wut sichtlich kochend. Obwohl er den Rücken durchstreckte und sich aufbäumte, ragte Roan immer noch ein paar Zentimeter über ihm auf, aber das konnte ihn nun auch nicht mehr zurückhalten.
 

"LASS MEINEN SEARGE AUS DEM SPIEL! WENN EINER JENKINS BELEIDIGT, DANN BIN DAS IMMER NOCH ICH!", stellte Zorro lautstark klar, warf seinem Erzeuger noch einen verächtlichen Blick zu und marschierte dann geradewegs aus der Kantine heraus, ohne noch einen letzten Blick zurückzuwerfen.
 

Während Lorenor Roan noch sichtlich überrumpelt von dem Wutausbruch seines Sohnes dastand und auf die Stelle starrte, in die er verschwunden war, krabbelten Lysop, Ace und Sanji unter dem Tisch hervor, um ihrem Zimmerkameraden zu folgen. Auf halbem Weg stellte sich ihnen Smoker in den Weg.

Wortlos zeigte der Captain auf die Essensreste, die nach wie vor auf dem Boden verschmiert lagen, genau dort, wo Sanji sie vor Schreck hatte fallen lassen.
 

"Aber-", setzten sie unisono an und deuteten vage in die Richtung, in der Zorro den Raum verlassen hatte. Der Grünhaarige war dermaßen auf 180 und neben der Spur, dass sie ihn nur ungern alleine lassen wollten.
 

"Nix 'aber'", gab Smoker trocken zurück und deutete erneut auf den Boden. "Wegmachen!", befahl er knapp und ließ sich wieder sinken.
 

Seufzend blickten die drei sich an, bevor sie sich auf den Weg in die Küche machten, um den dort gebunkerten Wischmopp zu holen.

Family Portrait

STILLGESTANDEN UND LAUSCHER AUF!
 

Ja, es hat arschlang gedauert. Zum Ausgleich gibt's ein arschlanges Kapitel auf die Augen.

Für die Zeitverzögerung ist blumenpups verantwortlich, die in den letzten Monaten von Festival zu Festival getingelt ist und höchstens mal nachts um drei im Zelt dazu kam, ein paar Korrekturen vorzunehmen. Oder eben auf der Rückfahrt auf einer holprigen Autobahn. Für Rechtschreibfehler übernehmen wir deswegen keinerlei Haftung ;)
 

So, das war's schon. WEGGETRE- äh...WEGGELESEN! DAS KAPITEL! JETZT!
 

@ All: Sehr schön. Genau diese Reaktionen wollten wir provozieren. *Mission-Completed-Drill-Seargents-High-Five*
 

@ MC-T: KEKS! Namensänderung ohne Genehmigung der Drill Seargents? Schämen Sie sich! 1) Ja, manchmal ist Zorro ein guter Strippenzieher. Manchmal. 2) *die Privates aus der Küche roll* 3) Ja. Ist da, bleibt da. Gibt's auch nichts dran zu rütteln, denn wir haben einen Plan. 4) Grüß die Rekruten mal von uns und richte ihnen aus, sie haben Glück gehabt, dass sie uns nicht als Vorgesetzte haben ;)
 

@ Moni: 1) Danke ;) 2) Umgekehrte Psychologie. Können beide gut ^^ Und wenn sie sich unbeobachtet fühlen, stehen sie weniger unter Zugzwang, sich anzukeifen und den Dicken rauszukehren. 3) Sie ist vielleicht nicht Superwoman, aber Zorro könnte ja ihr Superman werden. Was meinst du? 4) Ja, ist da, bleibt da. Steckt ein perfider Plan dahinter. Außer Tashi weiß in der Army niemand so genau drüber Bescheid, nur, dass irgendwas passiert ist. 5) GO TASHI GO! *PonPon wedel* 6) Aber natürlich, ist ja seine =)
 

@ StannisBaratheon: Revy: "Von einem Untergebenen lass ich mir gar nichts befehlen! *raunz*"
 

@ Kiara_97: Ja, er bleibt. Freut uns, dass dir das Kappi gefallen hat ;)
 

@ Ysaye: Japp, das Lüftchen steigert sich langsam, aber sicher. Erstaunlich, dass du genau unsere Lieblingsstelle rauszitiert hast ("Sorry, dich wollt ich nicht." - "Kein Problem!") <3
 

Das Problem der modernen Familie liegt darin, dass jeder die Hosen anhat. (George Sitwell)
 

Kapitel 23: Family Portrait
 

Second Lieutnant Tashigi Jenkins tigerte angespannt und wartend in ihrem Büro auf und ab, sah jeden zweiten Schritt zu ihrer Zimmertür rüber, als würde diese jeden Moment von allein aufspringen oder sich ins Nichts materialisieren. Das Aufeinandertreffen mit Lorenor Roan hatte sie stinkwütend gemacht, warum genau war ihr schleierhaft. Natürlich hegte sie einen gewissen Groll gegen diesen Mann, immerhin hatte er seinen eigenen Sohn fast um die Ecke gebracht. Allerdings ging sie diese Familienproblematik nichts an, warum sich also einmischen? War immerhin nicht ihre Schuld gewesen, dass derartiges irgendwann, irgendwo auf der Welt passiert war. Jedoch musste sie sich eingestehen, dass sie eine gewisse Verantwortung für ihre Soldaten trug. Was früher einmal gewesen war, war nicht ihr Bier, das galt aber nicht für das Hier und Jetzt. Diese durchgeknallten, undisziplinierten Männer waren ihre Schützlinge, und wenn es jemand wagen sollte, irgendeinen davon in die Bredouille zu bringen...Prost Mahlzeit!


 

Dann klopfte es zwei Mal knapp, aber heftig an ihrer Tür. Sofort riss sie sie auf und obwohl sie niemand anderen erwartet hatte, war sie dennoch erschrocken, Lorenor Zorro vor sich zu sehen. Er starrte ihr entgegen, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Sein Blick schweifte ins Leere, als wären seine Gedanken noch vollkommen woanders. Das freche Grinsen, dass sie sonst so schnell und heftig auf die Palme brachte, war verschwunden. Stattdessen wirkte er erschöpft. Viel zu erschöpft für einen Zwanzigjährigen. Seine Haltung, sonst aufrecht und vor Selbstsicherheit nur so strotzend, war passé. Er sah aus wie ein geprügelter Hund. Sonderlich überrascht war sie nicht – wer wem würde nicht sämtliche Farbe aus dem Gesicht weichen, wenn er nach Jahren plötzlich seinem potenziellen Mörder gegenüberstand? – aber es versetzte ihr einen heftigen Stich. Für ein paar Sekunden fehlten ihr die Worte, ihr Mund schien ausgetrocknet, dann riss sie sich zusammen: "Du siehst beschissen aus, Lorenor. Komm rein!", seufzte die junge Frau und trat einen Schritt zur Seite, damit der Grünschopf eintreten konnte.
 

Zorro hatte keine Ahnung, wie er hierher gefunden hatte. Sein letzter Rest Selbstsicherheit hatte ihn verlassen, kaum dass er einen Fuß aus der Kantine gesetzt hatte und seitdem wunderte es ihn, dass er überhaupt einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Dass ihn seine Füße nun auch noch instinktiv zu Jenkins brachten, war ihm nur recht. Sie hatte ihn ja ohnehin sehen wollen, nicht?
 Geistesabwesend schob er sich an Jenkins vorbei in den Raum. Stillstand war tödlich. Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich, aber er wollte sich mit keinem ernsthaft auseinandersetzen. Vielleicht stand er unter Schock. Vielleicht war das auch alles nur ein Traum.
"Kneif mich mal, Jenkins", forderte er, während er in ihrem Zimmer auf- und abtigerte.
 

Tashigi zog skeptisch die Augenbrauen zusammen, als die Zimmertür wieder ins Schloss fiel. Ihr war klar, dass er aus diesem Alptraum gerissen werden wollte. Aber das würde nicht geschehen, denn es war bittere Realität. Ein lautes Klatsch hallte durch ihren Raum, als Jenkins' flache Hand auf Lorenors Wange traf und ein schmerzhaftes Pochen und eine rotglühende Stelle zurück ließ.
 Wenigstens hatte er jetzt wieder ein bisschen Farbe im Gesicht. "Besser?"
 

"Nicht wirklich", seufzte der Grünhaarige und fuhr sich über die brennende Wange. Dass er nicht aufwachte, hieß, dass es real war. Er war ganz, ganz tief in der Hölle gelandet.
 Unruhig setzte er seinen Streifzug durch Tashigi's Zimmer fort. Immer, wenn er die Wand wieder erreicht hatte, machte er kehrt und begann seine kleine Wanderschaft von Neuem. "Was will der Sack hier?!", stieß er schließlich fassungslos aus und gestikulierte hilflos, aber äußerst energisch mit den Händen in der Luft herum.
 Er begriff es einfach nicht. Sechs wunderbare Jahre hatte Roan keinen einzigen Versuch gestartet, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Und jetzt?! Jetzt tauchte er einfach aus heiterem Himmel hier in der Kaserne auf und machte einen auf Friede, Freude, Eierkuchen. Als ob nie etwas gewesen wäre. 
"Das kann doch kein Zufall sein!", fauchte Zorro entgeistert und warf einen knappen Blick zu seinem Drill Seargant, die sein merkwürdiges Verhalten kommentarlos hinnahm.
 

Schweigsam pustete sich die Brillenträgerin eine Haarsträhne aus dem Blickfeld. Tja, warum war er hier? Smoker hatte irgendwas von "Ersatz für Summerset" gefaselt.
Nun war es Tashigi , die bleich wurde. Mit starrer Miene sah sie zur nächstbesten Wand und schwieg. Scheiße, war das etwa wirklich ihre Schuld, dass Lorenor Senior hier rumrannte? Scheiße, nicht wirklich, oder?!
 

Es dauerte eine Weile, bis Zorro wieder zu Jenkins hinüber sah, aber dann ließ ihn ihre Miene stutzig werden.
 Abrupt hielt er inne. Bildete er sich das nur ein, oder sah sein Drill Seargent tatsächlich ziemlich schuldbewusst aus?
 Er versuchte angestrengt, ihr in die Augen zu sehen, aber sie wich seinem Blick gekonnt aus. Und das konnte nur eines bedeuten, nämlich, dass er sich ganz und gar nichts einbildete und Jenkins irgendetwas mit der Sache zu tun hatte.
 "Was weißt du?!", grollte er und trat einen Schritt auf sie zu.
 

Tashigi kam ins Schwitzen. Scheiße, sie hatte es mit dem Lügen und dem "unschuldig aussehen" einfach nicht rauf. War sie so durchschaubar? Die Schamesröte und das erhitzte Gesicht ließen ihre Brille leicht beschlagen, zumindest hatte sie die Vermutung, es könnte jeden Moment passieren.
"Gib mir den kleinen Finger drauf, dass du nicht ausrastest!", forderte sie und streckte ihm ihren zierlichen, kleinen Finger entgegen.
 

Vollkommen entnervt verhakte er ihre kleinen Finger ineinander. Im Augenblick hätte er ihr auch das Blaue vom Himmel versprochen, damit sie endlich mit der Sprache rausrückte - er wollte einfach nur wissen, was Sache war und wem er diese Misere zu verdanken hatte.
"Spuck's aus!!", forderte er dann genervt und merkte, wie sich sein ganzer Körper verspannte. Denjenigen, der daran Schuld war, würde er mit bloßen Händen umbringen.
 

"Also... tja, wie soll ich das jetzt erklären?", setzte Jenkins an und spürte, wie sich auch ihr gesamter Körper verkrampfte. Sie traute sich nicht einmal, nach Luft zu schnappen. Ihr Hals schnürte sich zu und ihr Puls beschleunigte auf eine unnatürlich hohe Frequenz, als sie daran dachte, wie sie bei ihrer wöchentlichen Schießübung ihre Waffe herumschwang wie ein Italiener seinen Pizzateig. Scheiße, wer hätte auch wissen sollen, dass Revy die Waffe schon voll durchgeladen und entsichert hatte? Sonst hatte sie das immer selbst gemacht. Dass Summerset gerade anwesend und in ihre breitgefächerte Schussbahn geraten war, war ein böser Zufall oder eher Unfall gewesen. "Sagen wir's mal so: Es gibt gewisse...Gründe, warum ihr so übervorsichtig mit euren Waffen umgehen sollt. Nennen wir es eine Verkettung unglücklicher Zufälle, die dazu geführt hat, dass meine Waffe ungesichert auf den Boden gefallen ist und einen Schuss Richtung Summerset abgegeben hat." 
Kaum hatte sie ihren Redeschwall beendet, kniff sie etwas die Augen zusammen in der Hoffnung, dem gröbsten Übel zu entgehen.
 

Zehn endlos lange Sekunden sagte Zorro gar nichts und starrte bloß vollkommen ausdruckslos in Jenkins schuldbewusstes Gesicht. Okay, er hatte vielleicht seinen kleinen Finger drauf gegeben, sich nicht übermäßig aufzuregen, aber als der Sinn ihrer Worte endlich zu ihm durchdrang, war ihm auch das scheißegal.
Sollte sie ihm den Finger ruhig abhacken, wer brauchte den schon? 
"Das heißt...DAS IST ALLES DEINE SCHULD, DU BLÖDE SAU?!!!!"
 

"Estutmirleid, estutmirleid, estutmirleid! Du hast versprochen, nicht auszurasten!", ermahnte ihn Jenkins und fragte sich insgeheim, in was für eine verkehrte Welt sie gezogen worden war, wo sich ein Seargant vor einem Private rechtfertigen musste. 
Unbeholfen kratzte sich die Kurzhaarige am Hinterkopf, während sie auf ihren Schreibtisch zuging. Für solche Fälle hatte sie immer vorgesorgt, zwar nicht für sich selbst, allerdings für ihre Gäste. Ohne ein weiteres Wort zu sagen hatte sie eine Flasche Whiskey aus dem kleinen Schränkchen ihres Schreibtisches hervor gezogen und ihrem Gast mit einem "Es-Tut-Mir-Wirklich-Unendlich-Furchbar-Leid-Und-Ich-Fühl-Mich-Auch-Echt-Beschissen"-Blick entgegen gehalten.
 

Kochend vor Wut entriss der Grünhaarige seinem Drill Seargent die Whiskeyflasche und schraubte sie auf. Seinen Ärger vergaß er dadurch jedoch noch lange nicht und während er die Flasche aufschraubte, marschierte er also rastlos weiter durch den Raum.
"Wenn du glaubst, das mit einer Flasche Billigalkohol alles vergeben und vergessen ist, dann hast du dich gewaltig geschnitten, du dumme Pute!", zischte er gereizt und setzte die Flasche an, um einen tiefen Schluck zu nehmen.
 

Gedanklich fragte sich die Ausbilderin, wann ihr das Ruder aus der Hand gerissen worden war. Im Moment hatte es zumindest Lorenor und es fühlte sich an, als ob dieser damit immer und immer wieder diabolisch lachend auf ihren Kopf einhämmerte, als wenn es kein Morgen gäbe.
"Okay, das lass ich dir noch durchgehen, weil du unzurechnungsfähig bist. Und jetzt trink. ich will erst wieder mit dir reden, wenn du voll bist!", erklärte Jenkins, obwohl sie eigentlich ganz und gar nichts von Alkoholkonsum während der Dienstzeit hielt.
 

Der Grünhaarige setzte die Flasche erst wieder ab, als er sie zur Hälfte geleert hatte.
Danach brannte seine Kehle und in seinen Adern rauschte die Hitze. Konnte aber auch noch an der brennenden Wut liegen, die in ihm aufzüngelte.
"Warum darf der Saftsack eigentlich noch frei rumlaufen, kannst du mir das mal erklären?!", motzte er dann weiter, während er mit großen Schritten rastlos hin- und herlief. "Seit wann nimmt die Army eigentlich solch gottverdammte Psychos auf?! Ach ja, ich vergaß: ES IST DIE BESCHISSENE ARMY!!!"
 

"Trink weiter, du bist noch nicht voll genug...", unterbrach Tashigi seine Tirade und ignorierte die bissigen Kommentare des Soldaten gekonnt, bis ihr wieder einfiel, dass 'ignorieren' Lorenor auch nicht wieder auf den Teppich brachte. Irgendwas musste sie jetzt sagen, um Lorenor wieder aufzubauen. "Heilige Mutter Gottes, findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?"
 

Zorro blieb wie angewurzelt stehen. "Oh verdammt, ich muss es meiner Mom sagen!!", stöhnte der Grünhaarige, setzte die Flasche wieder an und trank sie in einem Zug aus, bevor er sie mit einem gezielten Wurf in den Mülleimer warf.
 Vollkommen entmutigt ließ er sich rücklings auf Jenkins Bett fallen, nun endlich angenehm besäuselt, aber noch lange nicht wieder ruhig und entspannt. Frustriert legte er sich einen Arm über das Gesicht. Er wollte niemanden mehr sehen. Er wollte über nichts mehr nachdenken. Er wollte...er wusste nicht, was er wollte. Dafür hatte er eine lange Liste von Dingen im Kopf, die er nicht wollte.
"Sie wird ausrasten", stellte er schließlich fest und malte sich die Reaktion seiner Mutter aus. Unmöglich. Er hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren würde. Gut möglich, dass sie sich die Dienstwaffe ihres Mannes nehmen und Amok laufen würde. Er wollte es ihr definitiv nicht sagen.
 

Jenkins fuhr sich unter der Brille hinweg über die Augen. Das mit dem "auf den Teppich zurück holen" hatte sich das dann ja wohl erledigt. Nur gut, dass sie unter dem Bett eine Reserveflasche gebunkert hatte, die lag da allerdings schon seit gefühlten zehn Jahren. Leise seufzend kniete sich Tashigi vor das Bett, zog die halbvolle Flasche hervor, nahm dann ebenfalls auf ihrem Bett Platz und legte dem Grünspan das Gesöff stumm auf den Bauch. 
"Auf meinem Schreibtisch steht ein Telefon. Willst du... deine Ma vielleicht vorwarnen?"
 

"Bloß nicht!", stieß Zorro entsetzt aus und gestikulierte heftig ablehnend mit den Händen herum.
 Das war kein Thema für's Telefon. Eigentlich war es nicht einmal ein Thema, das man von Angesicht zu Angesicht besprechen sollte. Solche Themen sollten totgeschwiegen werden – das entsprach auch viel eher der Familientradition. Sie stifteten nur Verwirrung und Chaos. Er war das beste Beispiel dafür.
 Dann fand er die Whiskeyflasche auf seinem Bauch und drehte sie auf, während verschiedene Szenarien vor seinem inneren Auge Gestalt annahmen. Er stöhnte erneut. "Nachher geht noch Dad dran, dann ist die Kacke aber am dampfen!"
 

Wie, Dad?! Tashigi hatte das Gefühl, den Schlüsselmoment verpasst zu haben, oder war Lorenor wirklich schon so besoffen? 
"Wieso sollte dein Vater ans Telefon gehen, wenn er doch hier rumrennt?", hakte sie nach, zog die Beine an und setzte sich in den Schneidersitz. Eigentlich war Tashigi kein Kummerkasten, aber an der jetzigen Miesere war sie immerhin höchstpersönlich Schuld, da wollte sie wenigstens ein offenes Ohr haben.
 

"Ach, den Penner mein ich doch gar nicht", maulte der Grünhaarige und setzte die zweite Flasche an. Wenn er nur an Lorenor Roan dachte, verspürte er den sehnlichen Wunsch, seine Leber in die ewigen Jagdgründe zu schicken, also nahm er zwei große Schluck. 
"Roan ist nur mein Erzeuger. Also, technisch gesehen. Der Mann von meiner Mom, Keiji, ist viel eher mein Dad als Roan es je war, ist oder sein wird."
 

Okay, langsam kam Lorenor auf das Alkohollevel, wo er redselig wurde - und das war vollkommen okay. Solche Dinge sollten nicht totgeschwiegen werden, zumindest wollte Tashigi so viele Informationen haben, damit sie wusste worauf sie sich einließ beziehungsweise worauf sie sich gefasst machen musste. 
"Na gut, kann ich verstehen..."
 

"Oh Gott, oder wenn Aya rangeht. Dann bin ich geliefert. Die rastet völlig aus", schwafelte Zorro weiter und folgte damit nur seinen völlig diffusen Gedankengängen. Dann trank er noch einen Schluck. Und dann noch einen und danach noch ein bisschen und schon war auch die zweite Flasche bereits zur Hälfte geleert.
 Kurz überlegte er und starrte weiter an die Decke. "Ich könnte mit Chester reden, aber der lügt ungefähr genauso gut wie du. Aya wüsste dann schon bescheid, bevor ich den Satz auch nur zu Ende gesprochen hab", stellte er fest, fuhr sich mit einer Hand über das angespannte Gesicht und nuckelte noch einmal an der Whiskeyflasche.
 "Ganz egal, wie ich es drehe und wende, es würde damit enden, das jemand aus meiner Familie noch vor dem Morgengrauen mit einer Schrotflinte bewaffnet vor dem Tor steht", stellte er dann bitter fest. Da würde er die Hiobsbotschaft wohl noch etwas für sich behalten müssen.
 

Ein Fragezeichen nach dem anderen ploppte über Tashigis Kopf auf. Nun hatte sie endgültig den Faden verloren. Zumindest konnte sie sich denken, dass es sich bei den gerade genannten Personen um Familienangehörige handeln musste. 
Seufzend griff die junge Frau erneut unter ihr Bett und zog Schreibblock und Stift hervor. "Jetzt nochmal von vorne. Keiji war dein Ziehvater, soviel weiß ich noch...", erklärte sie und versuchte sich nun einen Überblick über die Familiensituation zu bilden. Wurde Zeit für einen Lorenor-Familienstammbaum.
 

Kurz hob Zorro den Kopf an, erstaunt darüber, was Jenkins so alles unter ihrem Bett aufbewahrte. Aber er hatte nicht die Nerven dazu, sich ausgiebiger darüber Gedanken zu machen. "Aya ist Keiji's Tochter, also meine Schwester. Jedenfalls so gut wie. Und Chester ist ihr Mann", seufzte er leise. Dann spielte er die verschiedenen Möglichkeiten noch einmal im Kopf durch.
 Wenn seine Mutter ans Telefon ging und er sagen würde "Hey, Roan ist grad hier aufgekreuzt", würde sie vermutlich unzusammenhängendes Zeug stammeln, es Keiji und Aya erzählen und morgen früh würde zumindest seine Schwester mit geladener Waffe vor dem Tor stehen und Zeter und Mordio schreien. Das fiel eindeutig flach.


Falls Keiji dran ging und er ihm sagte, dass Roan auf der Matte stand, würde der Cop vermutlich irgendwelche Kollegen aus der Gegend anrufen, die hier aufkreuzen würden, bevor Aya sich mit einer geladenen Waffe auf dem Weg zur Kaserne machen konnte. Er verwarf auch diesen Gedanken hastig.


Was passierte, wenn seine Schwester höchstpersönlich ans Telefon ging, musste er sich nicht groß ausmalen. Wahrscheinlich würde sie noch während dem Anruf ihre Waffe durchladen - Klack Klack - und spätestens morgen früh vor dem Tor stehen - und Zeter und Mordio schreien.
 Wenn Chester ran ging...nun ja, Zorro würde gerade mal sagen können "Ey, Bro, Roan ist hier aufgekreuzt" und dann würde Chester höchstwahrscheinlich brüllen: "AYA! ES IST DEIN BRUDER! ROAN IST DORT AUFGEKREUZT!" und im Hintergrund würde er das allgegenwärtige Klack-Klack ihrer Waffe hören und ein "Richte ihm aus, ich bin spätestens morgen früh da!". 

 

Ganz egal, wie viele Möglichkeiten er durchspielte - sie endeten allesamt damit, dass seine Stief-Schwester zur Mörderin wurde.

 Eine Weile lang grübelte der Grünhaarige ernsthaft darüber nach, wem er denn überhaupt Bescheid geben könnte, ohne, dass die Sache direkt in einem Blutbad endete. 
"Ich könnte Nami anrufen", sagte er schließlich langsam und trank weiter brav aus der Flasche, wie Tashigi es ihm fortwährend mit Gesten bedeutete.
 

"Und Nami ist deine leibliche Schwester, oder wie?", hakte Jenkins lieber nochmal nach, während sie hektisch die Stiche von A nach B auf dem Papier zog. Mein Gott, ein Lorenor brachte sie schon an den Rand des Wahnsinns. Eine ganze Familie von denen... unvorstellbar! Natürlich behielt sie jegliche Gedanken für sich und konzentrierte sich weiterhin auf den Stammbaum. Irgendwann würde sie schon den Durchblick kriegen.
 

"Bist du bekloppt?! Nami ist meine Ex!!", stellte er nachdrücklich klar, stützte sich auf die Ellbogen und blickte Jenkins entrüstet entgegen. Beinahe hätte er ihre Anwesenheit vergessen, aber so eine blöde Frage konnte auch nur sie stellen.
 Dann trank er weiter, stellte bedauernd fest, dass die Flasche leer war, stellte sie bei Seite und ließ sich wieder zurück in die weichen Kissen sinken. Ja, er könnte Nami anrufen - aber Nami war mit Aya befreundet. Er ließ der Vision freien Lauf.


Er würde sagen "Hey, Nami, stell dir vor, Roan ist da!" und seine Ex-Freundin würde auflegen. Fünf Minuten später würde dann vermutlich Aya anrufen, um ihm - Klack-Klack - mitzuteilen, dass sie morgen früh da sein würde. 

Es war hoffnungslos. Aya würde hinter Gittern landen und es wäre seine Schuld, weil er seine Klappe nicht halten konnte.
"Die Kinder würden ohne Mutter aufwachsen. Und Chester würde Alkoholiker werden, weil er mit dem Druck nicht fertig wird. Scheiße, Aya ist doch viel zu hübsch für den Knast!", jammerte er im Brustton der Überzeugung und merkte nicht einmal, dass er nuschelte.
 

Überfordert pustete Tashigi wieder eine Haarsträhne aus der Stirn, während sie den Namen seiner Ex wieder hastig durchstirch, nur um dann wieder Striche zu ziehen, die ins Leere führten. "Kinder?! Was für Kinder? Herrgott nochmal, wie viele von euch gibt es eigentlich?" Es war zum Verrückt werden, irgendwann musste das doch mal ein Ende haben! 
Genervt warf sie den Block samt Stift auf Lorenors Bauch und rappelte sich wieder auf die Füße. "Soll ich Nachschub holen?", fragte sie mit einem Blick auf die Flasche in Lorenors Händen, die schon so gut wie geleert war.
 

Zorro schüttelte matt den Kopf. "Nein, das hat keinen Sinn. Ich springe", beschloss er, schob Block und Stift von seinem Bauch und kam - nur leicht schwankend - auf die Beine.
 Dann steuerte er geradewegs das Fenster an und riss es auf. Er würde keinen weiteren Familienkrieg provozieren oder die Schuld auf sich nehmen, dass seine Schwester im Knast landete und vergewaltigt wurde. Genauso wenig würde die Anwesenheit von Roan ertragen, er kannte immerhin sein Glück. Wahrscheinlich würde in Zukunft kein Tag vergehen, ohne dass er das Arschloch sehen musste. Nein, vielen Dank, er verzichtete. Lieber machte er sich aus dem Staub. Mal wieder.
"War schön mit dir. Danke für den Alkohol!", sagte er ernsthaft und hob die Hand zum Abschied, während er ein Bein über das Fensterbrett schwang. Immerhin wohnte Jenkins im Erdgeschoss, das musste er ausnutzen. Da war nichts mit tief fallen.
 

Erschrocken fuhr der Drill Seargant herum. Ihr erster Gedanke war, dass Lorenor seinem verrückten Leben ein Ende setzen wollte...bis ihr einfiel, dass sie ein Zimmer im Erdgeschoss behauste, mal abgesehen davon, dass Lorenor nun wirklich kein Suizidkandidat war, ganz egal, wie viel Scheiße er hatte durchmachen müssen. Dennoch, jetzt zu türmen kam so was von rein gar nicht in Frage! 


"Nichts da, DU BLEIBST!", motzte die junge Frau und umklammerte inbrünstig seine Hüfte und versuchte ihn zurück ins Zimmer zu ziehen, stemmte schon den rechten Fuß gegen die Heizung, die unter dem Fenster angebracht war.
 Verbissen kämpfte sie dagegen an, dass Zorro weiß Gott wohin verschwand, aber der Kerl hatte die Zugkraft eines Elefanten und zerrte sie beinahe mit über das Fensterbrett. Das Ziehen und Zerren konnte höchstens eine halbe Minute gedauert haben, doch ihr kam es vor wie Stunden, als es an der Tür klopfte. Es war ihr scheißegal, wer gerade vor ihrer Tür stand, solange dieser jemand auch den Schneid und die Kraft hatte, ihr bei Mission "Lorenor Junior bleibt in der Kaserene, PUNKT!" zu helfen. Pech wäre es allerdings, wenn der Grund allen Übels plötzlich in ihrem Zimmer stehen würde. Vermutlich würde Zorro sie dann einfach mitziehen, über Mienen und durch einen Kugelhagel rennen, ohne auch nur ansatzweise ins Straucheln zu kommen.
 "KOMM REIN UND HILF MAL WER, EGAL WER!!!"
 

Ohne zu zögern schwang die Tür auf und herein zwängten sich Lysop, Ace und Sanji, die ihren unfreiwilligen Putzdienst endlich beendet hatten.
 Irritiert nahmen sie die Szene in Augenschein. Sah irgendwie merkwürdig aus, wie Jenkins da hinter Zorro stand, beide Arme um seine Hüften geschlungen, und versuchte, ihn wieder ins Zimmer zu ziehen. Ace grinste nur kurz. Anscheinend hatte sein grünhaariger Kumpel mal wieder seine 'Ich-verzieh-mich-von-hier-macht's-gut-ihr-Trottel!'-Phase. Lysop seufzte genervt, dann zuckte er mit den Schultern und durchquerte den Raum, bis er Zorros Schulter umklammern und mitziehen konnte. 
"LASST MICH LOS, VERDAMMT NOCH MAL!", motzte der Grünhaarige genervt und lehnte sich gegen seine Kontrahenten. Mit einem Bein stand er immerhin schon draußen, es war nicht mehr weit bis in die Freiheit. 
"Nix da, du bleibst hier!", fällte Ace sein Urteil und packte Zorros andere Schulter. "Mann, du stinkst ja wie 'ne irische Nutte!"
 

Sanji fingerte sich eine Kippe aus seiner Zigarettenschachtel, während er dabei zusah, wie seine beiden Kollegen und die süße Tashigi versuchten seinen besten Freund wieder in das Zimmer zurück zu drängen. Mittlerweile war der blonde Koch an einem Punkt angelangt, wo ihm alles scheißegal war. Nicht umsonst zitterten seine Finger noch immer, die Begegnung mit Roan hatte selbst ihm einiges abverlangt. Und dabei hatte Roan nie Hand an ihn gelegt. Dafür hatte Sanji hautnah beobachten können, wie er seinen Sohn über Monate hinweg zu einem Schatten seiner selbst machte. Um so ein Übel zu bekämpfen musste man ein noch größeres Übel herschaffen.
 Mit einigen entschlossenen Schritten ging er Richtung Telefon und wählte die Nummer des Lorenor'schen Geheimdienstes. Und der war bekanntlich ein Dreck gegen jede noch so gute SWAT-Einheit. 



Kaum war die Verbindung hergestellt und es tutete in der Leitung, nahm Zorros Mom auch schon ab. 
"Hallo Miyu, hier ist Sanji! Wir haben hier ein Problem..."
 

Zorro ließ alle Gegenwehr fallen, als er am Rande mitbekam, was Sanji da tat. 
WAR DER BLONDE KOCH DEN VÖLLIG WAHNSINNIG GEWORDEN?!

 Jenkins, Ace und Lysop traf es völlig unvorbereitet, dass er seine Flucht aufgab, und die vier stolperten und fielen rücklings ins Zimmer.
 Der Grünhaarige verschwendete gar nicht erst Zeit dafür, sich auf die Beine zu rappeln, sondern robbte in bester Soldatenmanier bäuchlings auf das Telefon zu, während der Koch bereits wieder zum Sprechen ansetzte. Gerade noch rechtzeitig bekam Zorro das Telefonkabel zu fassen und riss es aus der dazugehörigen Buchse.

 Sanji hielt immer noch den Hörer in der Hand und blinzelte erstaunt, als die Leitung so plötzlich tot war. "Hallo? Miyu? Bist du noch dran?", fragte er hilflos in den Hörer und hatte alles ausgeblendet, was hinter ihm vor sich ging.


Erst, als sich Zorro wutschnaubend vor ihm aufbaute und ihm den Hörer aus der Hand riss, bemerkte er, dass sich irgendetwas grundlegend verändert hatte. Irritiert beobachtete der Koch, wie Zorro sich das Telefon schnappte, zurück zum Fenster stapfte und es hinaus auf das Gelände warf.

 

"WAS SOLL DAS DENN?!! ICH WAR AM TELEFONIEREN, DU PENNER!!", fauchte Sanji drauf los und baute sich vor dem nicht minder zornigen Grünhaarigen auf.


"DENK MAL SCHARF NACH: WILLST DU, DASS AYA IM KNAST LANDET, HÄ?! WILLST DU DAS?!!!", brüllte Zorro zurück und gestikulierte in Richtung des offenen Fensters, aus dem das Telefon gerade geflogen war.



Einen langen Moment starrte Sanji ihn verblüfft an, dann schien er zu verstehen und seine Schultern sackten herunter. "Nein, natürlich nicht. Du hast vollkommen Recht..."


Zorro nickte zufrieden und ließ sich wieder rücklings auf Jenkins Bett fallen. "Ich krieg die Krise...", stellte er dann um einiges leiser fest.
 

Fassungslos legte Jenkins die Hand auf den Mund, als Lorenor ohne Rücksicht auf Verluste das Kabel rausriss, dabei fast die komplette Steckdose mitnahm, bis schlussendlich das komplette Gerät aus dem Zimmer flog. Noch etwas, was sie auf die Liste "Geschrottet von Lorenor" setzen musste: Auto.
 Lampe.
 Telefon.
 Nerven!



"Du kriegst die Krise?! HALLO?!!! WAS SOLL ICH DENN BITTE SAGEN, DU DUMMES ARSCHLOCH!!!" Die kleine zierliche Frau drehte auf 280 auf. Wo zum Teufel war sie hier nur reingeraten? "ACE! DEINE FREUNDE SIND ALLESAMT TOTAL DURCHGEKNALLT!!!", motzte sie, während Ace sich vor Lachen kaum noch halten konnte, was Jenkins nur noch mehr auf die Palme brachte.


"Du bist auf der Liste mit den durchgeknallten Freund ganz oben mit dabei, Tashilein."


"HALT DIE KLAPPE!!!!"


 

Während sich Ace und Tashigi ihren ganz eigenen Dialog voller Schimpfwörter zusammenstellten, wobei Tashigi diejenige war, die fluchte wie ein Rohrspatz, versuchte auch Sanji seinen Kumpel wieder auf den Teppich zu bringen, der, wen wunderts, noch mehr Schimpfwörter vom Stapel ließ als ihr Drill Seargant.


"Alter, was machen wir denn jetzt? Miyu wird doch durchdrehen vor Sorge und Aya steht morgen mit 'ner geladenen Schrotflinte vor dem Tor. Scheiße, sie ist zu hübsch für den Knast!!"
 

Tashigi stoppte mitten in einer langvirigen Beleidung und starrte dem Blondchen irritiert entgegen. "Dasselbe hab ich doch vorhin schon mal von Lorenor gehört...?"


"Sag ich ja", mischte Zorro sich nun auch gereizt ein. "Du hast mir nur einfach nicht geglaubt."

 

Lysop setzte sich stöhnend auf. "Ich versteh nur Bahnhof, echt, Leute!"


Der Grünhaarige sah den Schwarzhaarigen einen Moment nachdenklich an. "Lysop? Kannst du mal runter gehen und das Telefon hochholen? Die prima Ballerina hat Recht - ich muss meine Mutter anrufen, sonst gibt es zum Frühstück einen Amoklauf."


Fassungslos schüttelte die Langnase den Kopf. "Beweg deinen Arsch doch selbst!"


"Er findet den Weg zurück doch nie im Leben, Lysop!", warf Ace ein.


"Auch wieder wahr. Na schön - auch wenn ich keine Ahnung hab, worum genau es hier eigentlich geht...", motzte Lysop genervt, rappelte sich auf die Beine und verließ das Zimmer.
 

Vollkommen fassungslos legte Tashigi beide Hände aufs Gesicht und schüttelte nur immer und immer wieder den Kopf. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Vermutlich begriff sie einige Stränge mehr als die Langnase und dennoch war sie komplett verwirrt. Diese gesamte Familie schien einfach nur seltsam ineinander geflochten und vor allem absolut verrückt zu sein. 
Total überfordert lehnte sich die Brillenträgerin gegen die Wand, nur an dieser dann herunter zu rutschen.
 

„Koch, gib mal ’ne Kippe“, forderte Zorro und setzte sich wieder aufrecht hin. Sanji fackelte nicht lange – wenn der Marimo in einer solchen Stimmung war, diskutierte man nicht lange – und warf seinem grünhaarigen Kumpel einen Glimmstängel zu.

Tashigis ohnehin entnervte Miene verfinsterte sich noch weiter. Ihr Auge zuckte gereizt und sie umklammerte ihre angewinkelten Knie, um das Zittern ihrer Hände unter Kontrolle zu kriegen. Ein wütendes Zittern, wohlgemerkt. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein!
 

„Wag es dich ja nicht, den Dreck hier anzuzünden!“, fauchte sie in Richtung Lorenor, der sie vollkommen verständnislos anblinzelte. Sprach sie Suaheli? Oder irgendeine andere Fremdsprache? Das hier war immer noch ihr Zimmer, und sie würde es sich garantiert nicht vollquarzen lassen, nur weil es dem Herrn gerade in den Sinn kam.
 

„Was hast du denn jetzt für ein Problem?“, hakte Zorro dann auch noch blöde nach, während er das Feuerzeug zückte und die Flamme zur Spitze der Zigarette wandern ließ. Tashigi konnte es kaum fassen, dass er tatsächlich die Dreistigkeit besaß und sich ihrem direkten Befehl widersetzte. Ihre Verwunderung hielt jedoch nicht allzu lange an. Es war Lorenor, was hatte sie erwartet?
 

Also stemmte sie sich genervt in die Höhe, zupfte ihm die Kippe von den Lippen und zerbröselte sie vor seinen Augen, langsam und genüsslich. „Hier ist Rauchverbot, du Penner!“
 

Zorro starrte sie vielsagend an und sie bemerkte durchaus, dass sein Blick zur leeren Whiskeyflasche im Mülleimer glitt. Sie spürte, wie ihr Hitze in die Wangen stieg. Okay, da hatte sie eine Ausnahme gemacht, aber das hieß trotzdem nicht, dass er jetzt tun und lassen konnte, was er wollte. Oder wo er es wollte. Sie warf ihm den Filter vor die Füße und erwiederte seinen verständnislosen Blick mit trotzig hervorgeschobenem Kinn.
 

Schließlich seufzte Lorenor genervt. „Du bist echt ein Regel-Nazi, das weißt du schon? Und kein sonderlich konsequenter...“
 

„Nerv mich nicht weiter, Lorenor“, unterbrach sie seine halblauten Nörgeleien und setzte sich wieder unweit von ihm auf den Boden. Rücken an die Wand gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Wurde Zeit, dass die Jungs verschwanden.
 

"Das hast du dir selbst zuzuschreiben", befand Zorro.
Der Blonde warf seinem Freund einen skeptischen Blick zu, zuckte dann mit den Schultern und packte seinen Unterarm. "Komm schon, Grünspan, du bist ihr lange genug auf die Nerven gegangen. Wir gehen zurück ins Zimmer."


Noch bevor Zorro irgendwas darauf entgegnen konnte, schwang die Zimmertür wieder auf und Lysop trat ein, in den Händen das Telefon. "Ich schließ es mal wieder an, allzu viel hat Zorro nicht kaputt gemacht", erklärte die Langnase und ging neben dem Schreibtisch vor der Buchse in die Hocke, wo er damit begann, die Kabel wieder richtig anzuschließen.
 

"Abgesehen von meinem Auto...", seufzte der Drill Seargant und sah dabei zu, wie die Langnase ihr Telefon wieder anschloss. Wenigstens war dieses Stück Eigentum zu retten, während sie ihren Wagen und die Schreibtischlampe schon längst abgehakt hatte.
 

Der Grünhaarige streckte seinem Drill Seargant den Mittelfinger entgegen, bevor Lysop ihn unterbrach und auf das Telefon deutete. "Es funktioniert wieder, du kannst jetzt telefonieren."


Seufzend raffte sich Zorro auf die Beine und nahm den Hörer in die Hand. In seinem Rücken spürte er die neugierigen Blicke seiner Kameraden. Sein Finger schwebte unschlüssig über den Zifferntasten. Schließlich ließ er den Hörer wieder sinken. "Koch, wähl mal."


Ace brach in schallendes Gelächter aus. "Du kannst die Nummer von zu Hause nicht?!!"


"Ich hab ein schlechtes Zahlengedächtnis..."
 

Jenkins schüttelte den Kopf. Was konnte dieser Idiot eigentlich? Hatte keine Orientierung und Zahlen merken war anscheinend auch nicht sein Ding. "Je sportlicher, desto dümmer...", murmelte Tashigi, woraufhin Ace nur leise lachte. Er musste zugeben, dass seine Sandkastenfreundin anscheinend Recht hatte. Er verstummte abrupt, als Tashigi ihm gehässige Blicke zuwarf. "Lach nicht, du bist nicht besser..."
 

Seufzend raffte Sanji sich auf, tippte die Nummer ein und hielt dem Grünhaarigen dann den Hörer entgegen.
Zorro nahm ihn und hörte zu, wie die Verbindung aufgebaut wurde. Es klingelte nur ein einziges Mal, dann war seine Mutter auch schon dran. "Hallo?"


"Hey, Mom, ich bin's. Pfeiff’ die Hunde zurück, es ist alles in Ordnung", log Zorro das Blaue vom Himmel hinunter. Ganz und gar nichts war in Ordnung, aber es war eindeutig besser, seine Familie blieb in dem Glauben.


"Schätzchen! Was war denn los? Wieso hat Sanji angerufen?"


"Weil er ein Idiot ist. Er hat gedacht, ich wäre tot, weil ich...aus dem Fenster gefallen bin, aber wie du hörst, geht's mir gut", wiegelte der Grünhaarige hastig ab.


"Hast du getrunken? Du nuschelst", fragte seine Mutter dann kritisch. Der Urinstinkt aller Weibchen.


"Nein, Mom, ich hab nicht getrunken."
 

"Lüge des Jahrhunderts!", murmelten alle anderen anwesenden unisono und hörten weiterhin gespannt zu, immerhin kam es nicht oft vor, dass ein Lorenor Zorro wie ein Schoßhund 'Platz' machte. Sie kicherten leise, als sie weiter dem Gespräch zwischen dem Grünspan und seiner Mutter folgten.
 

Zorro streckte ihnen den Mittelfinger entgegen und beschloss, das Telefonat so schnell wie möglich zu beenden, bevor er sich in den nächsten Tagen laufend Sticheleien deswegen anhören musste. "Mom, ich muss jetzt aber auch auflegen. Ich hab noch Nachtdienst."
 Lüge Nummer vier.


"Aber-"


"Wir sehen uns doch in ein paar Wochen", versuchte der Grünhaarige, seine Mutter zu beruhigen, die ihn anscheinend unbedingt in ein Gespräch verwickeln wollte. Im graute bereits jetzt vor dem Gelöbnis, wenn seine Familie anreisen würde. Spätestens dann würde er Roan wohl kaum noch verheimlichen können, aber bis dahin sollte sich niemand Sorgen machen.


"Aber-", setzte Miyu erneut an.


"Mom! Ich. Muss. Jetzt. Auflegen!", stellte er klar und betonte jedes Wort, damit sie es begriff. 
"Aber Renji möchte dich sprechen. Er steht neben mir und zupft die ganze Zeit an meinem Arm rum." Selbst durch das Telefon konnte er spüren, wie sie bei diesen Worten lächelte.


Das war eine Gemeinheit. Die Kids waren seine Achillissehne und das wusste sie ganz genau - damit hätte sie ihn jederzeit ködern können. Kurz biss er sich auf die Unterlippe und warf einen Blick zu den lauschenden Anwesenden, dann seufzte er leise und fuhr sich durch das kurze Haar. "Schön, na gut. Gib ihn mir."
 

Genervt sah Jenkins zum Grünspan rüber, verschränkte die Arme, aber sie musste sich wohl oder übel damit abfinden, dass ihr Zimmer weiterhin unter Belagerung stand. Man, musste er ausgerechnet jetzt ein Kaffeekränzchen mit seiner Familie führen? Tashigi seufzte und beugte ihren Oberkörper etwas zu Sanji rüber, der sich gerade eine weitere Kippe anzündete.
"Mit wem redet er denn jetzt?", hakte sie dann flüsternd nach und sah am Gesichtsausdruck von Ace, dass der sich gerade das Gleiche fragte.


"Dem Gesichtsausdruck zu urteilen: Wohl mit einen der Kids.", beantwortete Sanji gutmütig ihre Frage.


"Was für Kinder?" Jenkins zog fragend die Augenbrauen zusammen. Lorenor hatte etwas von Kindern geschwafelt, aber bei der Familienkonstellation hatte sie nicht wirklich durchgeblickt.
"Das frag ich mich auch!"
 

Lysop musterte Zorro von seinem Standpunkt aus. So alt war der Grünspan doch gar nicht, außerdem hatte er nie auch nur einen Ton über Kinder verlauten lassen. "Sag bloß, er ist schon Vater."


"Quatsch. Aber dreifacher Onkel", warf der Blonde schmunzelnd ein. Und - auch, wenn er es nur äußerst ungerne zugab - ein verdammt guter Onkel. Aya's Kids vergötterten ihn von hier bis zur Spitze des Himalayas.


 

Genervt über die Diskussion hinter sich drehte Zorro den Anwesenden demonstrativ den Rücken zu, während der Hörer durchgereicht wurde.
"Onkel Zorrooooooooooooo!!", plärrte sein siebenjähriger Neffe kurz darauf ohrenbetäubend laut los, dass der Grünhaarige sich sicher war, dass die anderen es ebenfalls hören konnten.


"Hey, Kurzer. Wieso bist du noch nicht im Bett?", gab er zurück und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Die Kinder seiner Schwester hatten jedes Mal diesen Effekt auf ihn und erst jetzt bemerkte er, wie sehr er die Kleinen vermisste. Sie schafften es zumindest immer, in abzulenken und auf Trab zu halten.


"Ich bin vom Telefon wach geworden. Wann kommst du uns besuchen??"


"Zu Weihnachten", versprach der Onkel hoch und heilig.


"So spät erst? Bringst du mir was mit?", fragte Renji übergangslos. Kindlicher Pragmatismus. Ja, die Kids fehlten ihm wirklich.

"Ich bring dir doch immer was mit. Und jetzt geh schlafen und gib Mommy einen Kuss von mir, sobald sie wieder da ist und das Gewehr weggestellt hat, okay?"
 

Lysop und Ace lachten sich halb tot, während Tashigi wenigstens noch irgendwie versuchte sich zusammenzureißen. Irgendwie war's ja auch ganz niedlich, Private Lorenor schien die Kinder echt zu lieben. Irgendwie war es ungewohnt diese Seite an ihm zu sehen, aber sie musste sich eingestehen, dass sie sogar ein bisschen zu Lorenor passte. 



Sanji zog an der Zigarette, ging auf Zorro zu und tippte ihm kurz auf die Schulter. "Von mir auch 'nen Kuss für deine Schwester!", säuselte der blonde Koch und paffte mit dem Zigarettenqualm ein Herzchen aus Rauch heraus. Oh, wie er Aya vermisste!
 

Zorro hob mahnend die Hand, bereit zuzuschlagen, wenn Sanji auch nur ein weiteres Wort sagte. "Koch, halt die Fresse!", drohte er angepisst.
"Onkel Zorro, du hast 'Fresse' gesagt. Dafür musst du nächstes Mal in die Fluchkasse zahlen!", triumphierte Renji am anderen Ende der Leitung. Der Grünhaarige seufzte inbrünstig. "Natürlich. Und jetzt...ins Bett, aber zackig."


Er hörte seinen Neffen kurz noch amüsiert glucksen und ihm eine gute Nacht wünschen, dann hatte der Siebenjährige aufgelegt.


 

Seufzend legte auch Zorro auf, warf Sanji noch einen bitterbösen Blick zu und wandte sich dann zu den anderen um. "Mordanschlag verhindert."


"Gib Mommy einen Kuss von mir...", äffte Ace ihn belustigt nach.


Der Grünhaarige griff in dem Mülleimer neben dem Schreibtisch nach der leeren Whiskeyflasche und warf sie.
 

Ace und Tashigi duckten sich unter dem Geschoss hinweg, bevor dieses an der Wand scheppernd zersprang. Die junge Frau stemmte genervt die Arme in die Hüften und sah mahnend durch die Runde. 
"Ich hab die Schnauze voll, echt mal! Los, raus jetzt hier!", maulte Jenkins und zeigte auf die Tür. Die Idioten hatten jetzt lang genug ihr Zimmer in Beschlag genommen und so langsam wollte auch sie ihre Ruhe haben.
 

Folgsam rappelten sich alle anwesenden Privates auf die Beine und schlugen den Weg in Richtung Tür ein.


Sie hatten Tashigi's Gastfreundschaft lange genug ausgenutzt. Selbst Zorro gab keine Widerworte und seinen Fluchtversuch schien er schon wieder vergessen zu haben, zumindest folgte er seinen Zimmergenossen schweigend, anstatt erneut durch das Fenster zu türmen.
 

Tashigi seufzte und fuhr sich kurz über den angespannten Nacken. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Zu wissen, dass diese Chaoten allein durch die Gänge schlichen, im Schlepptau ein volltrunkener Lorenor Zorro und den Dauerchaoten Ace...

Nein, das war ihr alles andere als Geheuer.


"Ich bring euch noch", erklärte Jenkins knapp und ging voran.
 

Sanji hielt verblüfft inne. Beinahe fühlte er sich geschmeichelt, aber...
"Süße, das ist doch echt nicht nötig. Nicht jeder von uns hat so 'nen miesen Orientierungssinn wie der Grünspan!"


"Hey!!", motzte Zorro und rammte seinem blonden Freund den Ellbogen in die Seite.
 

Leicht schmunzelnd zog die Angesprochene eine Augenbraue in die Höhe. "Darum geht's nicht. Ich hab nur keine Lust morgen früh zu hören, dass ihr auf dem Weg zu eurem Flur eine Wand eingerissen habt, oder so. Ich überzeuge mich lieber selbst davon, dass ihr im Zimmer ankommt.", erklärte sie und zog ihre Tür zum Flur auf.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Eine Viertelstunde später warf Ace die Zimmertür hinter ihnen zu.
Der Rückweg war erstaunlich friedlich verlaufen, wenn man bedachte, wie chaotisch es in den letzten Stunden zugegangen war. Der Schwarzhaarige kletterte hinauf auf sein Bett und beobachtete von dort aus, wie Zorro sich bäuchlings auf sein Bett fallen ließ und den Kopf frustriert im Kissen vergrub.
 

Mit verschränkten Armen sah Tashigi dabei zu, wie sich die Soldaten (noch voll bekleidet) in ihre Betten fallen ließen. Bei Lorenor blieb sie hängen. Er sah nicht gerade begeistert aus. Kein Wunder, wenn man bedachte wie die letzten Stunden verlaufen waren. Er war seinen über alles verhassten Vater über den Weg gelaufen und der machte keinerlei Anstalten, sie schnellstmöglich zu verlassen. 


"Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das anstellen soll, aber irgendwas wird mir schon einfallen, damit der Kerl euch nicht auf die Pelle rückt." Sie selbst hatte keine Lust auf ein Blutvergießen zwischen Vater und Sohn und wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich dafür verantwortlich, immerhin trug sie eine gewisse Mitschuld an Lorenor Roans Erscheinen.
 

Überrascht hob Zorro den Kopf ein wenig an und warf einen Blick zu seinem Drill Seargant herüber.
Er hatte ebenfalls keine Ahnung, wie sie das anstellen wollte, immerhin war es ihm selbst früher nicht gelungen - und er hatte wirklich alles daran gesetzt. Das schlechte Gewissen stand ihr allerdings ins Gesicht geschrieben und wenn sie sich dann besser fühlte, sollte sie es ruhig tun. "Viel Glück dabei", seufzte er und ließ den Kopf wieder sinken, als es an der Tür klopfte.
 

"Pah, du wirst schon sehen...", gab Jenkins selbstsicher von sich und ging zur Tür, um denjenigen, der es wagte noch um diese Uhrzeit zu stören, gewaltig den Marsch zu blasen. Kaum hatte sie tief Luft geholt (um den Störenfried lauthals anzuschreien) und die Tür geöffnet, hätte sie diese am liebsten direkt wieder zugeschlagen. Ausgerechnet der Mann, der ihrer aller Abend zerstört hatte und sie allesamt zur Verzweiflung brachte, stand nun aufgebäumt vor der Tür und wartete darauf, herein gelassen zu werden.


"Hallo, ich wollte zu-...", setzte Roan nach einigen Sekunden an, doch Jenkins knallte einfach unbeholfen die Tür vor seiner Nase zu. Verdammt, hatte sie gerade nicht noch voller Inbrunst versichert, die beiden Lorenors auseinander zuhalten? Und jetzt stand einer von ihnen vor der Tür und suchte nach direkten Kontakt!
 

Zorro hatte die Stimme sofort wiedererkannt und setzte sich kerzengerade auf. Verblüfft beobachtete er, wie Jenkins die Tür wieder zuschlug.


Einige Sekunden war es totenstill im Zimmer.
"Wer war das?", brachte Zorro schließlich heraus und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Er wusste genau, wer es war, aber nach Jenkins großen Worten von wegen 'auseinanderhalten' wollte er die Antwort gerne von ihr selbst hören.
 

Tashigi war durchaus klar, dass jeder hier Anwesende wusste, wer da nun vor verschlossener Tür stand. Allerdings hielt sie ihr Wort und würde alles daran setzen zwischen den beiden so viel Abstand wie möglich einzuräumen. 
"... Niemand!...", sagte die junge Frau knapp, sah nochmal in die Runde, bevor sie wieder zur Türklinke griff. Sie wusste genau, dass Lorenor Roan nicht so schnell den Platz räumen würde, also musste sie was unternehmen, egal was!


"Wir sehen uns morgen."
 

Lorenor Junior konnte nicht anders, als kurz zu grinsen, auch wenn ihm eigentlich nicht der Sinn danach stand. "Danke, Jenkins. Bis morgen."
 

Der Drill Seargant winkte etwas grinsend ab, bevor sie die Tür einen Spalt öffnete und auf den Flur trat. Nun stand sie vor Lorenor Senior und stemmte nachdrücklich die Arme in die Hüften. Trotz gewaltigem Größenunterschied ließ sich die zierliche Frau nicht einschüchtern, warum sollte sie auch? Beide bezogen lediglich den Statur eines Drill Seargants und das, obwohl Lorenor Roan bereits Kriegserfahrungen gesammelt hatte. 
"Was wollen Sie?", bellte Tashigi gereizt und versuchte einen mehr als nur ein selbstsicheres Auftreten darzubieten.
 

"Mit meinem Sohn reden. Darf ich mal?", entgegnete Roan gereizt und versuchte, Seargant Jenkins einfach bei Seite zu schieben. Von einer Frau ließ er sich gar nichts sagen, schon gar nicht von einer Frau, die ihm gerade die Tür vor der Nase zugeknallt hatte. Er war Zorro's Vater und als solcher hatte er die volle Befugnis, mit ihm zu reden, wann es ihm in den Kram passte.
 

Als der Mann vor ihr versuchte sich an ihr vorbei zu drängen, hatte sie sich in den Türrahmen gestellt und die Hände links und rechts neben sich gegen die Wand gestemmt. Das kam ja sowas von gar nicht in Frage!


"Nein, dürfen Sie nicht! Er will Sie nicht sehen, also bleiben Sie gefälligst fern von ihm, Seargant!"


Sie hatte es dem Grünspan versprochen und sie würde alles dafür tun dieses Versprechen zu halten, unter allen Umständen.
 

Roan zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Wollte dieses Weibsstück ihn etwa tatsächlich davon abhalten, mit seinem Sohn zu reden? Dann hatte sie aber keinen blassen Schimmer, worauf sie sich einließ.


"Gehen Sie bei Seite, Seargant Jenkins", sagte er gefährlich leise. Er gab ihr drei Sekunden, dann würde er es auf andere, nicht ganz so nette Weise versuchen.
 

"Sie sind nicht in der Position mir Befehle zu erteilen. Und auch ihrem Sohn nicht", stellte sie klar.


Ihre Stimme bebte. Sie war angespannt und gereizt und es war ihr vollkommen egal, ob man es hörte, oder nicht. Konnte ruhig jeder merken, wie genervt sie war, auch Seargant Lorenor Roan. 
Auch, wenn sie um einiges jünger war als ihr Gegenüber, musste klargestellt werden, wer in dieser Kaserne welchen Platz einnahm. Und seiner war definitiv nicht neben seinem Sohn.
 

Der Kriegsveteran blinzelte. Hatte er sich verhört? Was bildete sich diese Frau eigentlich ein?!


"NICHT IN DER POSITION?! ICH BIN SEIN VATER! DU KLEINES MISTSTÜCK HAST MIR GAR NICHTS ZU SAGEN UND JETZT GEH MIR AUS DEM WEG, PÜPPCHEN, BEVOR ICH MICH VERGESSE!"
 

"SIE SIND SEIT SECHS JAHREN NICHT MEHR SEIN VATER! UND ICH STEHE HIER NICHT ALS SEIN SEARGANT, SONDERN ALS EINER SEINER FREUNDE. ALSO VERSCHWINDEN SIE ENDLICH, BEVOR ICH MICH VERGESSE!!" Ja, hier mussten definitiv einige Fronten geklärt werden. Was fiel diesem Mistkerl überhaupt ein, sich als seinen Vater zu betiteln, wo er doch sein eigen Fleisch und Blut so etwas Furchtbares angetan hatte?
 

Einen langen Moment starrte Lorenor Roan die Frau vor sich nur sprachlos an.


Zu gerne hätte er sich einfach an ihr vorbeigedrängt, notfalls auch mit Gewalt, da sie den Platz anscheinend nicht freiwillig räumen würde, aber...das würden seine Chancen, in Ruhe mit seinem Sohn zu reden, nicht gerade erhöhen, geschweige denn positiv beeinflussen. Es war ihm zwar neu, dass sich Drill Seargants mit ihren Lakaien anfreundeten, aber wenn es so war, würde Zorro ihm nie verzeihen, wenn er der Frau eine schallende Ohrfeige gab.


Zerknirscht schluckte er alle Beleidigungen herunter, die ihm gerade auf der Zunge langen und schob seine geballten Fäuste in die Hosentaschen, bevor sie sich selbstständig machten.


"Da ist das letzte Wort noch nicht drüber gesprochen", gab er dann beherrscht zurück, drehte sich um und ging, bevor ihm die Situation noch weiter entglitt.
 

"Da freu ich mich schon drauf", zischte Jenkins sarkastisch und unbeeindruckt. Sollte der Kerl ruhig weiterpöbeln, darauf würde sie schon vorbereitet sein. Ihre Blicke bohrten sich in den Hinterkopf des Mannes, wartete, bis dieser um die Ecke abgebogen war, bevor sie sich rücklings gegen die Tür lehnte und an dieser runter rutschte. Sie war standhaft geblieben, bis zum Schluss, aber jetzt gaben ihre Knie nach. Beinahe hatte sie befürchtet, mit diesem Idioten in eine handgreifliche Auseinandersetzung zu geraten. Dann wäre sie erledigt gewesen, da war sich Seargant Jenkins ziemlich sicher. Sie wusste, das Zorro zuschlagen konnte wie ein Berserker, und wenn er sich nur die Hälfte davon von Roan abgeguckt hatte, wollte sie es nicht darauf ankommen lassen.


Einige Male atmete sie tief durch, um wieder runter zu kommen. Roan hatte sie so dermaßen auf die Palme gebracht. Er hatte sie beschimpft und beleidigt, aber daran lag es nicht. Das machte Lorenor Junior ständig, das ging ihr am Arsch vorbei. Aber wie konnte sich dieser Mistkerl nur als Vater schimpfen, nach allem, was er getan hatte?
 

In der Stube der vier Jungs war es totenstill geworden.


Fasziniert schweigend hatten sie dem lautstarken Streitgespräch der beiden Seargants vor der Tür gelauscht. Auch Zorro, der immer noch bäuchlings in seinem Bett lag und vorgab, gar nicht anwesend zu sein.


Als Jenkins hinausposaunt hatte, eine seiner Freunde zu sein, hatte er jedoch sämtliche Tarnung fallen lassen und sich aufrecht hingesetzt. "Was hat sie da gerade vom Stapel gelassen?!", forderte er perplex zu wissen, sicher, sich verhört zu haben. Sie waren keine Freunde, jedenfalls nicht, dass er es wüsste. Oder hatte er irgendwas verpasst?


"Das ihr befreundet seid, Alter!", zischte Ace zurück und machte ein paar Handbewegungen, er solle die Klappe halten und weiter zuhören.

Allerdings kam nicht mehr viel und Zorro musste verwirrt feststellen, dass Roan offenbar den Rückzug angetreten hatte. Das sah ihm gar nicht ähnlich.
 

Das Schweigen kehrte mit aller Macht zurück und die vier Jungs blickten sich kurz mit gemischten Gefühlen an. Keiner von ihnen wusste so Recht, was er von dieser Entwicklung halten sollte.


Schließlich kam Zorro auf die Beine und ging geradewegs zur Tür. Vielleicht stand Jenkins ja noch dort. Auf jeden Fall konnte er das Gehörte nicht einfach so stehen lassen, er wurde das Gefühl jedenfalls nicht los, etwas dazu sagen zu müssen, irgendwas, denn schließlich hatte sie diesen Streit für ihn über sich ergehen lassen. Und für einen langen Moment hatte es den Eindruck gemacht, dass dieser Streit handgreiflich werden würde - wobei er dann mit Sicherheit der erste gewesen wäre, der sich dazwischengeworfen hätte. Immerhin kannte er Roan's Kampftechniken ziemlich gut und Jenkins hätte keine Chance gegen ihn gehabt.
Tief durchatmend griff er nach der Türklinke und zog die Tür auf.
 

Erschrocken, dennoch leise schrie Jenkins auf, als die Tür, die ihr bis gerade noch Halt gegeben hatte, ins Nichts verschwand. Sie haute sich etwas den Kopf am Boden an, als sie hinten überfiel. Nun starrte sie kopfreibend in einen Kreis von Rekruten, die sich um sie gestellt hatten und zu ihr runter sahen.



"Alles okay, Teuerste?", hakte Sanji nach, der immer noch neidisch auf seinen besten Freund war, immerhin war er mit dem süßen Drill Seargant befreundet... irgendwie. Dennoch war er mehr als nur beeindruckt von ihrem Mut, sich gegen Lorenor Roan zu stellen. Umso peinlicher fand er nun seine eigene Reaktion, als er dem Mann heute das erste mal seit langem wieder begegnet war. Liebevoll reichte er ihr die Hand und paffte verliebt einige Herzchen mit dem Zigarettenqualm heraus.



Seufzend rieb sich die junge Frau immer noch den Kopf, als sie dankend die Hand annahm und sich hochziehen ließ. "Geht schon, danke", lächelte sie dem Koch etwas zu, der daraufhin in einen Liebestaumel geriet. Na, da hatte sie sich ja was eingebrockt.
 

Zorro nahm seinen Drill Seargant kurz unter die Lupe, er konnte allerdings keine offensichtlichen Verletzungen feststellen. Kein Handabdruck auf der Wange, keine geschwollenen Körperpartien. Anscheinend hatte Roan sie tatsächlich nicht angerührt.


Gut für ihn, noch besser für Jenkins.



Er grinste ihr kurz verlegen zu und rieb sich mit einer Hand über den Nacken. "Du hast dich echt gut geschlagen", gestand er ihr dann und beschloss, doch nicht auf ihre Worte einzugehen. Jedenfalls nicht vor den anderen.
 

Tashigi, die gerade dabei war sich über ihre Klamotten zu klopfen, hielt kurz inne und wurde um die Nase herum etwas rot. Verdammt, der Streit schien doch etwas lauter von Statten gegangen zu sein als angenommen. 
"D-danke...", stotterte sie nur etwas und richtete sich die Brille. Wie peinlich, sie hatte Lorenor als Freund bezeichnet, was so noch nicht mal stimmte. Er war in gewissen Dingen ganz okay, aber befreundet waren sie nun wirklich nicht. Sie hatte es gesagt, damit Roan Ruhe gab, weil sie darauf gebaut hatte, dass er niemals einem Freund seines Sohnes anrühren würde, in dem Punkt war sie etwas egoistisch gewesen. Und voreilig.


Jenkins grübelte. Wenn Roan petzen ging, würde man ihr wahrscheinlich daraus noch einen Strick drehen können. Es war nicht gern gesehen, wenn sich ein hochrangiger Offizier mit Rekruten verbrüderte, was sie für absolut schwachsinnig hielt - war doch ihre Sache, mit wem sie sich anfreundete und wen sie in ihrer Freizeit traf.
 

Ace grinste nach wie vor breit. "Seit wann seid ihr denn befreundet? Hab ich was verpasst?"


Gut, die beiden duzten sich schon eine ganze Weile, aber abgesehen davon hatte er noch nie wirklich bemerkt, dass die beiden sich mochten. Respektieren, ja. Freunde? Noch nicht ganz. 
Er warf seinem grünhaarigen Kumpel einen "Ich hab's dir ja gesagt"-Blick zu, woraufhin dieser bloß die Augen verdrehte.
 

Wieder stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht. Peinlich, warum musste Ace sie jetzt darauf ansprechen? Idiot!


"Ehh... das... ist mir nur so rausgerutscht. Aber anscheinend hat's was gebracht, danach ist er gegangen."
 

Zorro klappte kurz die Kinnlade herunter. DAS WAR NUR EINE TAKTIK GEWESEN?!!!


Genervt vergrub er die Hände in den Hosentaschen und wandte sich von der Gruppe ab. Blöde Kuh. Und er hatte sich tatsächlich noch irgendwie darüber gefreut, auch wenn er es sich nicht gerne eingestand. Immerhin hatten sie sich in den letzten Tagen tatsächlich halbwegs gut verstanden, da wäre der Gedanke an eine Freundschaft gar nicht mal so abwegig gewesen. Aber da hatte er sich wohl getäuscht.


Innerlich seufzend kickte er sich die Stiefel von den Füßen und zog sich das Hemd über den Kopf. Es war spät, der Tag war eine absolute Katastrophe gewesen und Jenkins hatte jetzt noch mal einen drauf gesetzt - er wollte nur noch schlafen und das alles für eine Weile vergessen.
 

Skeptisch hatte Tashigi die Augenbrauen zusammen gezogen, sah nur kurz fragend dabei zu, wie der Grünspan sich wieder in sein Bett warf. Verständlich, dass er genervt war. Sein verhasster Vater war unerwartet aufgekreuzt und nun hatte sie ihn in eine weitere unangenehme Situation gebracht. Es war ihr durchaus bewusst, dass er keinen Bock auf eine Freundschaft mit ihr hatte, warum sollte er auch? Sie hatten sich ewig angezickt und verspottet und nun hatte Tashigi lauthals eine 'Freundschaft' mit ihm verkündet.


Sie räusperte sich kurz und klopfte Ace freundschaftlich auf die Schulter, bevor sie den Raum verließ. 
"Wir sehen uns morgen, Jungs..."
 

"Schlaf gut, Süße!", wünschte Sanji ihr herzlich und auch die anderen Jungs verabschiedeten sich von ihrem Drill Seargent - bis auf Zorro, der etwas vollkommen Unverständliches in sein Kissen brummte.

The Friendship-Thing

ICH. HABE. FERTIG.
 

Bachelor. Studium. Nerven. Und - das Beste kommt zum Schluss - ein neues Kapitel. Wie sehnsüchtig dieser Moment von uns herbeigesehnt wurde.
 

*räusper*
 

Wir meinen natürlich: der Kampf war an allen Fronten erfolgreich, neue ECTS-Punkte wurden erobert und die Mission "Studium" mit großem Erfolg trotz zahlreicher Niederlagen zum Abschluss geführt. Im Anschluss haben die Truppen eine Säuberungsaktion (in den heimischen Notizen und Gehirnwinkeln) durchgeführt und nun ist die neue Regierung am Start und setzt die ersten Maßnahmen durch: ein neues Kapitel zusammenstellen.
 

Frontlinienfußvolk, es liegt an euch: gehet hinweg und leset. Das ist ein Befehl.
 

@Moni: "auch hier warte ich gespannt auf die ersten romantischen Äußerungen". BWAHAHAHAHAHAHHAHAHAHA.
 

@MC-T: HAHAHAHAHHAHAHAHHAHAAA!
 

@StannisBaratheon: Weil Roan immer das Schlimmere tut? Und bezüglich des Kiddy-Kitsch-Faktors: Jeder Mann braucht eine Achillisverse.
 

@Chaos_NoNo: Private, sitzen Sie ruhig und abgeschieden von der Menschheit? Wir brauchen Sie im Einsatz, nicht im Sanatorium!
 

@Kiara_97: Wann sie es auf die Reihe bekommen? (*in Manuskript nachblätter* *blätter* *blätter* *blätter*) Dauert noch!
 

@Ysaye: Du willst keinen leiden sehen? Vielleicht ist die Army dann nicht der richtige Platz für dich. Rücktritt ist allerdings ausgeschlossen, siehe das Kleingedruckte da und da. Und hier auch noch.
 

Wenn man keinen guten Vater hat, so soll man sich einen anschaffen.

(Friedrich Nietzsche)
 

Kapitel 24: The Friendship-Thing
 

Zorro schlug die Augen auf.

Um ihn herum war es stockfinster und, abgesehen von dem lautstarken Geschnarche seiner Zimmergenossen, still. Genervt fuhr sich der Grünhaarige mit einer Hand über die Stirn und setzte sich auf.
 

Er war klitschnass geschwitzt, obwohl es draußen kalt war und sie das Fenster wegen des Zigarettenqualms geöffnet hatten. Die halbe Nacht hatte er sich schlaflos herumgewälzt und als er endlich eingeschlafen war, hatte er Alpträume gehabt.

Und die hatte er ziemlich genau sein zwei Tagen, seit sein Vater, Lorenor Roan, die Bühne betreten hatte.
 

Noch immer konnte Zorro es nicht fassen, dass Roan sich tatsächlich hierher gewagt hatte, aber leugnen war zwecklos. Das Arschloch würde in Zukunft ständig in seiner Nähe sein und wahrscheinlich würde es ihm nicht ewig gelingen, sich aus der Affäre zu ziehen und einem Gespräch zu entwischen.
 

Gestern beim Frühstück wäre es beinahe schon so weit gewesen. Nach der schlaflosen Nacht und dem anspruchsvollen Frühsport hatte er sich halbwegs eingeredet, sich alles bloß einbildet zu haben. Jenkins entließ sie nach dem Frühsport so schnell zum Frühstück, dass sie sogar noch Zeit für eine Dusche hatten, bevor die Kantine ihre Pforten öffnete, doch als sie ankamen, saß Roan bereits am Tisch und klopfte fordernd auf den freien Platz neben sich.

Zorro hatte das Essen sausen lassen, war rückwärts aus der Kantine geflüchtet und war zum Mittagessen über ein Fenster in die Küche eingebrochen. Sanji hatte es gewissenhaft für ihn offen gelassen.
 

In Gedanken versunken schwang Zorro sich aus dem Bett und zog sich eine frische Uniform an, bevor er zu der Zigarettenschachtel auf dem Tisch griff.

Mit der glühenden Zigarette setzte er sich dann auf das Fenstersims und ließ seinen Blick über den Vorplatz gleiten, der noch völlig im Dunkeln lag.
 

Gestern hatte Roan ihn den ganzen Tag über verfolgt und versucht, ein Gespräch mit ihm zu führen. Jenkins hatte zwar alles in ihrer Macht stehende getan, damit Lorenor Senior nicht in seine Nähe kam, aber ewig würde er ihm nicht aus dem Weg gehen können - und er hatte keinen blassen Schimmer, wie er darauf reagieren sollte. Er hatte kein Interesse an einem klärenden Gespräch oder Entschuldigungen. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben.

Kaum zu fassen, dass er tatsächlich einmal gedacht hatte, es könne nicht schlimmer kommen.
 

Seufzend warf er den Zigarettenstummel hinaus und ging aus dem Raum. Quer über den Flur lag die Toilette und er musste pinkeln.

Zorro erwischte genau drei falsche Türen, bevor er endlich den gefliesten Raum fand. Er gähnte herzhaft, während er das Pissoir ansteuerte und den Gürtel öffnete.
 

Beinahe wäre Roan in der Toilettenkabine eingeschlafen. Seit Stunden harrte er auf dem zugeklappten Toilettensitz aus, die Beine eng an den Körper gezogen, und wartete geduldig. Nur selten kam ein Soldat zu dieser unmenschlichen Uhrzeit ins Bad, aber das hielt Lorenor Roan nicht davon ab, sich auf die Lauer zu legen.

Seit seiner Ankunft versuchte er vergeblich, mit Junior zu reden, doch diese verdammte Jenkins schien einfach überall ihre Augen zu haben. Sie war nerv tötend und ruinierte jeden Versuch, seinem Sohn näher als drei Schritte zu kommen. Also war er dazu übergangen, sich einen Platz zu suchen, wo Seargant Jenkins garantiert nicht auftauchen würde, weil sie schlicht und ergreifend keinen Zutritt hatte. Und was könnte da besser geeignet sein als das Männerklo?

Irgendwann würde Zorro ihm hier über den Weg laufen und dann wäre seine Chance endlich da.
 

Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, bis die Tür wieder aufgezogen wurde und ein verheißungsvolles Plätschern zu hören war. Mit einem Knall warf er die Tür auf – der erste Eindruck war entscheidend. „Ich habe auf dich gewartet!“, polterte er jovial los.
 

Wie erhofft war es Zorro gewesen, der nun vor ihm am Pissoir stand. Woher Roan gewusst hatte, dass es sein Sohnemann war? Wusste er nicht! Das war ein reines Glücksspiel gewesen. Die ersten vier Male waren es "Griffe ins Klo" gewesen. Die Soldaten waren wie kleine Mädchen schreiend aus dem Raum geflüchtet. Peinlich! Vermutlichen hielten sie ihn für einen totalen Psychopathen, aber das war ihm vollkommen egal, denn nun hatte er seinen Sohn da, wo er ihn haben wollte. Vor ihm, am Pissoir, schutzlos ausgeliefert. Nicht gerade die faire Tour, aber das waren Überraschungsangriffe nie.
 

Im Spiegel konnte Zorro beobachten, wie sich die Tür der Kabine hinter ihm öffnete und die diabolisch grinsende Fratze seines Vaters zum Besten gab.

Der Private zuckte unwillkürlich zusammen und pinkelte prompt daneben. Sofort lenkte er den Strahl wieder in die richtige Richtung und versuchte verzweifelt, das Wasserlassen abzubrechen.
 

Wenn man vom Teufel sprach...

Hatte er seinen Vater jetzt per Gedanken heraufbeschworen oder hatte der Wahnsinnige die ganze Nacht damit verbracht, auf ihn zu warten?!!
 

//ABBRUCH, ABBRUCH, ABBRUCH!!!//, befahl er seiner Blase energisch und zog im selben Atemzug die Hosen hoch. Wieder ganz bekleidet, wirbelte er zu Lorenor Roan herum.
 

"WAS ZUM TEUFELMACHST DU HIER?!", brüllte er ihm dann zornig entgegen und sah sich nach möglichen Verteidigungsgegenständen um, die ihm bei der Flucht behilflich sein könnten.
 

"Kannst du dir das nicht denken? Ich wollte mit dir reden. Dein Ach-So-Toller Seargant hat mich ja nicht gelassen...", erklärte Roan und verschränkte die Arme vor der Brust. Dieses dumme Weibsstück fing an, ihm wirklich auf die Nerven zu gehen. Vermutlich würde er noch öfter mit ihr aneinander geraten, aber das interessierte jetzt nicht. Jetzt musste er die einmalige, ungestörte Gelegenheit nutzen, um mit seinem Sohn wieder auf einen halbwegs grünen Zweig zu kommen.

Fassungslos starrte Zorro dem Mann, der so offensichtlich sein Vater war, entgegen.
 

Kurz warf er einen Blick zur Tür, aber Roan war näher dran und würde wahrscheinlich nicht zögern, ihn von der Flucht abzuhalten. Und da sie sich unvorteilhafter Weise im dritten Stock befanden, kam das Fenster auch nicht in Frage. Einmal hatte ihm gereicht.
 

Beherrscht stieß er die Luft wieder aus, unterdrückte die brüllende Wut und sammelte seine Gedanken. Rage würde keinen klaren Gedanken zulassen und ihn folglich auch nicht hier rausbringen. Also zurück zum Wesentlichen...er wollte nicht mit Roan reden, Punkt.

"Erstens macht Jenkins das für mich, weil ich - zweitens - nicht. Mit. Dir. Reden. Will!", entgegnete er und betonte in der zweiten Satzhälfte jede Silbe einfach für den Fall, dass Roan es dann besser verstand.
 

Tat er nicht.
 

Okay, anscheinend war Zorro keineswegs bereit, sich mit ihm zu versöhnen. Irgendwie verständlich, trotzdem gab er ihm nicht mal den Hauch einer Chance sich zu erklären. Er seufzte, dann raffte er sich auf und stopfte die Hände in seine Hosentaschen. Es war zum verrückt werden. Musste der Bengel ausgerechnet die Sturheit von ihm erben? Hätte er nicht die tollen Kochkünste seiner Mutter kriegen können? "Gut, wenn du nicht mit mir reden willst, versteh ich das. Aber dann hör dir an, was ich dir zu sagen habe."
 

Zorro zog skeptisch eine Augenbraue in die Hohe und verschränkte angespannt die Arme vor der Brust.

Lorenor Roan und Verständnis, das war wie zweiter Weltkrieg mit Kissenschlacht statt Massaker. Irgendwie unvorstellbar und vollkommen abwegig.

Aber bitte...früher oder später hatte es ja so kommen müssen, auch wenn ihm später lieber gewesen wäre. Und da sich ihm momentan eh keine Chance zur Flucht bot, ohne vom Kampfgewicht Roan's erbarmungslos niedergemäht zu werden, würde er eben zuhören.

"Du hast zwei Minuten“, sagte er knapp.
 

Roan hob überrascht die Augenbrauen. Immerhin, besser als nichts (und er hatte mit ‚nichts‘ gerechnet und bereits überlegt, wie er ihn dazu zwingen konnte, ihm zuzuhören), aber wie sollte er innerhalb von zwei Minuten die ganze, kleine Lorenor-Welt erklären? Geschweige denn, sich für die lange Liste von Fehlern zu entschuldigen, die er in der Vergangenheit gemacht hatte?
 

"Gut, krieg ich hin...", murmelte er mit falscher Zuversicht und hob sein Handgelenk, um einen Blick auf den Sekundenzeiger seiner Armbanduhr zu haben. Die Zeit lief unerbittlich ab, während er noch versuchte, Struktur in seine Gedanken zu bringen.

"Also…was passiert ist, tut mir aufrichtig Leid. Ich habe jahrelang versucht, mit dir zu reden, aber deine Mutter hat jeden Kontaktversuch abgeblockt und führt sich schlimmer auf als dein bescheu…dein Drill Seargent.“ Die nächsten Worte blieben ihm im Halse stecken und er winkte hastig ab. Seine Mutter und seine Vorgesetzte zu attackieren war nicht der Weg zur Versöhnung.
 

"Ist ja auch nicht so wichtig! Ich wollte mich eigentlich nur bei dir für alles entschuldigen. Das, was ich dir angetan habe, war voll daneben und unverzeihlich und das weiß ich auch. Allerdings wäre das nicht passiert, wenn du nicht die Waffe auf mich gerichtet hättest." Er schüttelte den Kopf energisch. Das war so gar nicht die Richtung, die er hatte einschlagen wollen. Anschuldigungen? Schuldzuweisungen? Das war absolut das Letzte, was Zorro dazu bringen würde, seine Ansichten noch einmal zu überdenken. Jahrelang hatte er das Gespräch im Kopf durchgespielt – und jetzt, wo es soweit war, geriet in seinem Kopf alles durcheinander.
 

"Ist auch unwichtig!“, stieß er verzweifelt aus, den Blick mit hämmernden Herzen auf den Sekundenzeiger gerichtet. „Auf jeden Fall hoffe ich, dass wir-das-von-damals-vergessen-und-nochmal-neu-anfangen-können", bretterte er dann die letzten Sekunden runter, damit wenigstens die Essenz dessen, was er hatte sagen wollen, gesagt wurde. Doch als er besorgt und hoffnungsvoll gleichzeitig von seiner Uhr aufsah, war Zorro bereits verschwunden. Kurz blickte Roan von links nach rechts, aber Zorro versteckte sich weder in einer der Kabinen noch unter dem Waschbecken. Er hielt es scheinbar keine 120 Sekunden im selben Raum mit ihm aus. Roan seufzte entmutigt. Schon wieder hatte er es vermasselt.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Zorro stürzte den Flur herunter. Er machte erst gar nicht den Versuch, in sein Zimmer zu gelangen. Dort würde Roan ihn sofort finden und er hätte auch seinem Orientierungssinn nicht 100% getraut.

Kaum hatte Roan mit seiner Entschuldigung angefangen und sich ganz auf die Uhr konzentriert, hatte sich Zorro aus dem Bad geschlichen. Er hätte zwei Minuten Vorsprung und hetzte die Treppen hinunter, so schnell ihn seine Beine trugen, ohne auf seine Umgebung zu achten. Was er wohl lieber getan hätte, denn kaum war er um die Ecke gebogen und die Treppen, mehrere Stufen auf einmal nehmend, runter gehetzt, war er geradewegs in Drill Seargant Jenkins reingelaufen, die eigentlich gerade ihre Truppe wecken wollte. Wäre ihr Freund und Kollege Drake nicht anwesend gewesen, um sie abzufangen, wäre sie wohl die Treppen herunter gestürzt.

"Private, SAGEN SIE TICKEN SIE NICHT RICHTIG?!!", bellte Drake dem jungen Mann hinterher, während Tashigi versuchte sich und die zittrigen Knie zu beruhigen. Im Gegensatz zu Drake war sie keineswegs wütend. Sie konnte sich schon denken, warum Lorenor so außer sich war, dennoch hätte er etwas mehr aufpassen sollen.
 

"Sorry", keuchte Zorro und legte eine Vollbremsung ein, die ihn selbst beinahe auf den Boden warf. Der Aufprall hatte ihn genauso unerwartet getroffen Jenkins, die noch recht erschrocken aus der Wäsche schaute.

Kurz sah der Grünhaarige sich um. Nach Drake's lautstarker Beschimpfung wusste Roan nun hundert Pro, wo er war. Er musste weiter.

"Ihr habt mich nie gesehen!", beschwor er die beiden Leutnants, bevor er sich speziell an Jenkins wandte. "Wir sehen uns gleich auf dem Vorplatz", versicherte er ihr, froh, eine Anlaufstelle zu haben. Frühsport trieb er sowieso grade, warum dann nicht auch mit seiner Truppe? Dann wandte er sich ab und nahm die Beine in die Hand, um weiter zu rennen, diesmal mit Ziel.
 

Drake schnaufte und sah dem Grünspan hinterher. Unverschämter Rekrut, hatte er eigentlich jemals in irgendeiner Art eine Erziehung genossen? Einfach so seine Seargant’s umzurennen...

Mahnend sah er zu Tashigi runter, die immer noch schwieg und keinerlei Anstalten machte sich zu beschweren. "Warum hast du den nicht zusammen geschissen? Der hätte dich fast die Treppe runter geschubst!"

Jenkins zuckte mit den Schultern. Auch, wenn Drake nicht bei ihr gewesen und ihr nicht geholfen hätte, hätte Private Lorenor wohl kaum zugelassen, dass ihr etwas passiert wäre. Er war zwar ein Vollpfosten, aber ein Vollpfosten, dem man bedingt vertrauen konnte.

"Reg dich doch nicht so auf, ist doch nochmal alles gut gegangen. Mir wäre schon nichts passiert."

"Tashi, das geht so nicht. Als Drill Seargant musst du härter durchgreifen, ernsthaft!", verlangte Simmons und stapfte kopfschüttelnd die Treppen hinauf. Manchmal war die Frau echt seltsam...
 

In diesem Moment polterte Lorenor Senior lautstark die Treppen herunter. Auf dem Absatz hielt er sich am Geländer fest und schwang sich um die Ecke, geradewegs an den beiden Leutnants vorbei. Dann hielt er keuchend inne.

"Habt ihr meinen Sohn...", setzte er an, erblickte Tashigi und brach ab. Die blöde Sau würde ihm sowieso nichts verraten. Also winkte er kurz mit der Hand ab - nichts für ungut - und rannte weiter. Weit konnte Zorro nicht gekommen sein und er würde es sicherlich nicht einfach so hinnehmen, dass der Junge ihn hatte stehen lassen.
 

Seargant Drake sah dem Mann, der gerade an ihnen vorbei gerannt war, erschrocken entgegen. Erst hatte er gedacht, dass der Rekrut von gerade runtergelaufen und dann wieder oben in einer Zeitschleife angekommen war... allerdings um etwa 20 Jahre gealtert. Gut, wenigstens hatte sich die Ähnlichkeit erklärt, als er etwas von seinem Sohn gefaselt hatte. Es war anscheinend komplett an ihm vorbei gegangen, dass hier zwei von dieser Sorte rumliefen. Hatte wohl niemand für nötig gehalten ihn mal einzuweihen.

"Mach den Mund zu, es zieht, Drake...", spottete Jenkins und machte sich daran die restlichen Rekruten zu wecken. Für seine Abwesenheit würde Lorenor Zorro allerdings noch Extrarunden ziehen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Nach dem lautstarken Weckruf sprangen Lysop, Ace und Sanji aus ihren Betten und bewegten sich routinemäßig im Zimmer hin- und her, um sich für den bevorstehenden Tag zu rüsten. Rein in die Uniform und die Stiefel, alles zuknöpfen, Bett machen, auf geht's.

Sie standen schon in Formation auf dem Flur, als der Langnase etwas auffiel. "Wo ist Zorro?", hakte er verdutzt nach und sah sich um. Fehlanzeige, nirgendwo ein grüner Haarschopf zu sehen. Lag der etwa noch im Bett?!

Sanji fing seinen Blick auf, gähnte und stieß dann die Zimmertür wieder auf, um den Trottel aus dem Bett zu treten. Aber das Bett war leer. Irritierend leer. Ein Lorenor Zorro war wie Dornröschen. Er schlief solange, bis man ihn wachküsste - mit einem Fuß in seinem Arsch. Dass er von alleine aufgestanden war, noch dazu vor dem Weckruf, war unvorstellbar.

Verstört gesellte Sanji sich zurück zu den anderen. "Nicht da."
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Zorro stieß im Rennen mit Leichtigkeit die schwere Eingangstür auf und rannte hinaus, geradewegs in den strömenden Regen, der irgendwann zwischen seiner Guten-Morgen-Kippe und dem verheerenden Toilettengang eingesetzt haben musste. Wenn etwas schief lief, dann richtig.

Ohne darauf zu achten sprang er die Treppen hinunter und rannte über den matschigen Weg hinweg in Richtung Vorplatz und war innerhalb kürzester Zeit vollkommen durchnässt. Keuchend legte er neben dem Fahnenmast eine Vollbremsung ein, rutschte einige Meter und kam strauchelnd zum Stehen. Er würde hier warten, bis der Rest seiner Truppe eintraf, bevor er sich noch verfranste.

Allzu lange konnte es ja nicht dauern, bis Jenkins die restlichen Versager und seine Zimmergenossen aus dem Bett katapultiert hatte.
 

Kurz überdachte er seine momentane Lage und stützte sich auf die Oberschenkel nach vorne, um besser Luft zu bekommen.

Er konnte nicht ewig vor Roan weglaufen, das war ihm klar. Er verhielt sich wie ein kleiner, ängstlicher Junge und wich jedem Gespräch aus. Andererseits - konnte man es ihm verübeln? Er hatte noch nicht annähernd genug Zeit gehabt, sich mit dem Gedanken anzufreunden, das Roan nun wieder in sein Leben getreten war. Zwar hatte er keine Ahnung, wieviel Zeit er dafür brauchte, aber auf jeden Fall länger als zweieinhalb Tage.
 

"ZORRO! BLEIB STEHEN UND REDE MIT MIR!", riss Roan ihn dann aus seinen Gedanken.

Seufzend blickte Zorro auf und erkannte die Silhouette, die sich durch den strömenden Regen seinen Weg zu ihm bahnte. Der Private unterdrückte den Impuls, wieder wegzulaufen. Erstens hatte er die Taktik gerade verworfen, zweitens würde Roan ihn sowieso nicht eher in Ruhe lassen und drittens wollte er sich auch nicht noch mehr Ärger mit Jenkins einhandeln, als er sowieso schon täglich hatte.

"ICH WILL NICHT MIT DIR REDEN! WIE OFT NOCH?!", brüllte er also bloß zurück und richtete sich wieder auf, als Roan schlitternd vor ihm zum Stehen kam.
 

"Dann hör mir wenigstens zu!", verlangte Lorenor Senior keuchend, während er sich den Regen aus der Stirn wischte.

"Ich will dir auch nicht zuhören. Ich will dich nicht mal sehen. Ich will einfach nur meine Ruhe vor dir haben, kapierst du das nicht?!", knurrte Zorro gereizt und hielt dem stechenden Blick seines Erzeugers stand.

"Aber ich bin dein Vater!"

"DU HAST AUFGEHÖRT, MEIN VATER ZU SEIN, ALS DU MIR EIN MESSER IN DIE BRUST GESTOCHEN HAST!", brüllte Zorro, weil Roan es einfach nicht verstehen wollte, und seine Stimme überschlug sich vor Wut.

"Aber-"

"WEIßT DU WAS?! DU HAST SCHON VIEL FRÜHER AUFGEHÖRT, MEIN VATER ZU SEIN! DU WARST NIE EIN VATER. DU WARST IMMER NUR SOLDAT. ES GING MIR BLENDEND, BIS DU HIER AUFGETAUCHT BIST, ALSO TU MIR 'NEN GEFALLEN UND HÖR AUF DAMIT, MIR AUF DIE NERVEN ZU GEHEN!!!"
 

Kaum hatte Seargant Tashigi Jenkins samt Anhang das Gebäude verlassen und trat auf den Innenhof, hätte sie am liebsten in einen Kolben gebissen. Dieser verdammte Roan schien aber auch überall zu sein. Konnte man nicht mal fünf Minuten Ruhe vor dem Idioten haben? Stattdessen bot sich ihnen allen in nur fünfzig Metern Entfernung ein echtes Familiendrama, live und in Farbe.
 

Tashigi seufzte, rieb sich unter der Brille hinweg über die Nasenwurzel und wand sich zu Drake um.

"Kleine Planänderung, bring die Männer in den Theorieraum. Ich komme gleich nach", erklärte die junge Frau und ging bereits einige Schritte auf die beiden Streithähne zu, als ihr Kamerad sie am Handgelenk packte und sie zurückhielt. "Du mischst dich da in eine Sache rein, die dich nichts angeht, Tash. Lass sie das einfach klären."

Tashigi stutzte. Im ersten Moment wusste sie wirklich nicht, was sie sagen sollte, aber ihr Kollege hatte Recht. Eigentlich ging sie das rein gar nichts an, aber sie hatte Private Lorenor etwas versprochen. Und außerdem wollte sie keine Leichen unter ihrer Aufsicht.

"Wir sind immer noch ein Team, vergiss das nicht!", entgegnete sie, befreite sich aus Drakes Griff, bevor sie sich auf den Weg machte um die beiden Lorenors voneinander zu trennen.

Drake seufzte frustriert auf. Manchmal verstand er die Frauen nicht, ganz besonders diese nicht. Aber irgendwie konnte er Tashigi auch nicht böse sein, denn irgendwo hatte sie Recht. Sie waren ein Team!
 

"Ernsthaft?! Sie geben wohl nie auf, was Seargant?!", motzte Jenkins den beiden Männern zu, während sie genervt über den nassen Platz stapfte.
 

Der Blick, den Zorro Jenkins zuwarf, war pure Dankbarkeit.

Eigentlich war der Grünhaarige ja immer noch sauer auf seinen Seargant. Wie schnell sie den Gedanken mit einer Freundschaft verworfen hatte, hatte ihn gekränkt, auch wenn er sich nach wie vor weigerte, sich das einzugestehen. Jetzt vergaß er seinen unterschwelligen Ärger, denn Roan toppte alles andere mühelos.
 

Jetzt warf sein biologischer Vater Tashigi einen genervten Blick zu, straffte die Schultern noch ein wenig mehr und drückte den Rücken durch, obwohl er alle ohnehin um einige Zentimeter überragte. "Nein, aufgeben ist nicht unser Stil", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. Es passte ihm gar nicht, dass diese Jenkins sich schon wieder in seine Angelegenheiten einmischte.

Immer noch hätte er der Frau gerne eine gelangt, damit sie endlich die Klappe hielt und ihre kleine Stupsnase aus seiner Privatangelegenheit ließ, aber er wollte Zorro nicht mehr provozieren, als es sein musste.
 

Tashigi bäumte sich ebenfalls vor Roan auf, natürlich vergebens, denn eine solche Wand von einem Mann konnte sie nun wirklich nicht überragen. Aber das wollte sie auch nicht, sie wollte lediglich ihren Standpunkt klar machen und zeigen, dass sie unter gar keinen Umständen klein beigeben würde.

Standhafte und mahnende Blicke warf sie zu Lorenor Senior hoch und dachte nicht einmal daran, klein beizugeben. "15 Runden um den Platz, Private...", zischte Jenkins, ohne den Soldaten anzusehen. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, Lorenor Roan und Grund und Boden zu starren.
 

Lorenor Junior klappte die Kinnlade runter.
 

"BITTE WAS?!!", entfuhr es Zorro verärgert. Er hatte keinen blassen Schimmer, womit er sich die Strafrunden jetzt schon wieder verdient haben sollte, aber er was sich ziemlich sicher, dass es unfair war. Erst dann fiel ihm auf, wie angespannt die beiden Seargant’s sich taxierten und dass da anscheinend einige deftige Worte darauf drängten, ausgesprochen zu werden. Und dass Jenkins ihn nicht dabei haben wollte.

Das wiederum war ihm nur allzu Recht. Die Anwesenheit Roan's konnte er ohnehin nicht ertragen und ein paar Runden laufen würden ihm helfen, den Kopf wieder frei zu kriegen. Insofern tat Jenkins ihm ja eigentlich einen Gefallen. Außerdem konnte er die beiden bei seinen Runden um den Platz im Auge behalten, falls die Diskussion handgreiflich werden sollte.
 

Nach dieser Überlegung stieß er frustriert den Atem aus und nickte Jenkins kaum merklich zu, bevor er sich abwandte und seine Strafarbeit aufnahm.
 

Gerade, als Tashigi dem Rekruten anraunzen wollte, war dieser schon auf dem Weg seine Runden zu drehen. Manchmal war der Kerl einfach nur schwer von Begriff, aber besser er schnallte es später als nie.

"Ich glaube, ich habe mich noch nicht klar und deutlich genug ausgedrückt, Seargant...", motzte die junge Frau, als der Soldat aus der Hörweite war. "Halten Sie sich gefälligst fern von ihm!"
 

Roan schnaubte verächtlich, den Blick immer noch fest auf den Rücken seines eigen Fleisch und Bluts gerichtet. Ein Fleisch und Blut, das sich beharrlich weigerte, mit ihm zu reden. Zorro war ein sturer Esel, immer schon gewesen, aber das war er auch. Noch so etwas, was in der Familie liegen musste.

Widerwillig richtete er seine Aufmerksamkeit auf Second Leutnant Tashigi Jenkins. Sie war herrisch, zickig und zu allem entschlossen und sie nervte ihn tierisch. Nicht genug, dass sie ihn mit voller Absicht von Zorro fernhielt, sie schien auch ständig das Bedürfnis zu haben, ihn zu maßregeln. Ätzend.
 

Er versuchte krampfhaft, seine Wut zu zügeln. "Sie haben mir gar nichts zu befehlen, Seargant Jenkins", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen aus.
 

Nachdrücklich zog die Angesprochene eine Augenbraue hoch. Eigentlich hatte er Recht, vom Rang her waren sie gleichgestellt, das jedoch hielt sie nicht davon ab, die beiden voneinander fern zu halten.

"Nein, Ihnen nicht, aber Ihrem Sohn. Aber ihm muss ich ja nicht sagen, dass er sich von Ihnen fern halten soll, das macht er von ganz allein." Was ja auch nicht gerade verwunderlich war, bei diesem missratenen Vater.

"Und wenn ich mich auf den Kopf stellen muss um Sie von meinem Rekruten fern zu halten... Sie sind zwar sein Erzeuger und starrköpfig, aber ich von sein Seargant und bin ebenfalls ziemlich stur. Legen Sie sich lieber nicht mit mir an." Jenkins versuchte gefasst zu bleiben, was ihr im Moment unheimlich schwer fiel. Dieser Mann brachte sie noch mehr zu Weißglut als sein verkorkster Sohnemann. Wenigstens wusste sie jetzt woher Private Lorenors Dickkopf kam.
 

Die Mundwinkel des grünhaarigen Seargant's zuckten amüsiert.

Tashigi Jenkins war alles andere als eine furchteinflößende Frau. Wie sie da vor ihm stand, mit in die Hüften gestemmten Händen und zusammengekniffenem Gesicht, sah sie eher aus wie ein wütendes Waschweib. Es hätte ihn nicht einmal gewundert, wenn sie gleich einen Teppichklopfer aus dem Nichts heraufbeschworen und damit auf ihn losgegangen wäre.

Diese Vorstellung ließ sich nicht abschütteln und er lachte rau auf. "Jetzt krieg ich aber Angst", spottete er belustigt.
 

"Sollten Sie auch, wäre gesünder...", stellte Jenkins klar und hätte dem verdammten Mistkerl am liebsten sein dreckiges Lachen aus dem Gesicht getreten. Ihr stieg die Hitze ins Gesicht und sie konnte nicht dagegen machen. Wie konnte er es nur wagen, sich über sie lustig zu machen?!
 

Roan gab sich nicht einmal Mühe, seine Belustigung zu verbergen.

Ungebremst platzte das Lachen aus ihm heraus. Jenkins war ja glatt niedlich, wenn sie so sauer war und auf jeden Fall ein echter Lacher für miese Zeiten. So wie jetzt.
 

Jenkins stieg ihre Wut bis zum Scheitel. Wie konnte man nur ein so voreingenommener, respektloser Scheißkerl sein? Einen kurzen Moment kam Tashigi in Versuchung, ihrem Gegenüber zwischen die Beine zu treten, ließ es jedoch. Immerhin hatte sie sich geschworen, nie wieder einem Mann so etwas an zutun. Stattdessen griff sie nach ihrer Waffe, die im Halter an ihrem Gürtels steckte, und gab einen Warnschuss auf den Boden gerichtet ab, damit der Mistkerl raffte, dass sie nicht zu unterschätzen war. Aus dem Warn- wurde allerdings ein Durchschuss. Durch seinen Fuß. Und sie wusste nicht, ob sie sich vor Lachen krümmen, oder den Sanitäter rufen sollte.
 

Fassungslos hüpfte Roan einbeinig auf der Stelle. Nachdem er den ersten Schreck überwunden hatte, brüllte er in einer Mischung aus Schmerz und Wut und machte Anstalten, sich auf Jenkins zu stürzen.

"DU VERDAMMTES MISTSTÜCK! BIST DU WAHNSINNIG GEWORDEN?!!", verlangte er zu wissen und streckte die Arme nach Jenkins Kehle aus.

In diesem Moment tauchte wie aus dem Nichts Zorro neben seinem Drill Seargant auf und fasste sie am Ellbogen. Ein Grinsen konnte er kaum unterdrücken. "Wir sollten jetzt gehen", stellte er dann fest, immer noch leicht außer Atem von seinen Joggingrunden.
 

Unsicher sah sie zwischen Erzeuger und Sohn hin und her. Was hatte sie da nur wieder verbrochen? "Hey, das war wirklich nur ein Versehen... Ernsthaft!"

Und das war nicht mal gelogen. Es war wirklich ein blöder Unfall gewesen, der auf die Kappe ihrer Schusseligkeit ging.

"Eh-Ich... geh dann mal die Sanitäter holen...", stotterte sie nur und flüchtete zusammen mit Lorenor Junior ins Gebäude. Sie war froh, dass er ihr geholfen hatte, obwohl sie doch eigentlich ihm helfen wollte. Das war allerdings mal wieder komplett in die Hose gegangen.
 

"DAS KANNST DU JEMAND ANDEREM ERZÄHLEN, DU BLÖDE SAU!", tobte Lorenor Roan fassungslos und hüpfte immer noch an Ort und Stelle, während die anderen beiden im Hauptgebäude verschwanden.

Kaum war die Tür hinter ihnen zugefallen, hielt Zorro inne und brach in schallendes Gelächter aus. In dem strömenden Regen hatte er zwar nicht viel erkennen können, aber als Roan angefangen hatte zu Lachen und kurz darauf der Schuss gefallen war, hatte er sich einiges zusammen gereimt. Jenkins schockiertes Stammeln hatte dem ganzen lediglich die Krone aufgesetzt.

Immer noch breit grinsend wandte sich der Private dann seinem Seargant zu. "Besser, du holst keinen Sani. Das überlebt der Alte schon und du würdest dich nur in Schwierigkeiten bringen", empfahl er dann. Er konnte sich kaum vorstellen, dass sie dieses Mal straffrei davonkommen würde, immerhin war das nun schon der zweite Seargant, den sie über den Haufen geschossen hatte.
 

"Den hab ich doch so schon. Wenn ich jetzt die Sanitäter hole, sieht man wenigstens noch meinen 'guten Willen'", erklärte Jenkins, während der Private neben ihr wieder in schallendes Gelächter ausbrach.

"HÖR AUF ZU LACHEN!!!", motzte sie und stapfte dann zur Krankenstation. Das lief alles irgendwie aus den Fugen. eigentlich wollte sie Roan mit dem Warnschuss nur zum Schweigen bringen, aber stattdessen fluchte er nun wie ein Seemann und würde ihr vermutlich bei der nächstbesten Gelegenheit den zarten Hals umdrehen, sobald niemand hinsah. Verdammt, wie sollte sie das Smoker erklären?
 

Immer noch amüsiert grinsend folgte Zorro ihr, eine Hand in der Hosentasche vergraben.

Irgendwann kam ihm der Weg bekannt vor. Anscheinend hatte sie trotzdem noch vor, einen Sanitäter zu holen, auch wenn er das bereits für vollkommen überflüssig befunden hatte. Bitte, musste sie selbst wissen. Aber er für seinen Teil sah ihren guten Willen durchaus. Bisher hatte noch nie jemand für ihn seinem Erzfeind in den Fuß geschossen, auch wenn es ein Versehen gewesen war.

"Es war trotzdem ziemlich cool", fällte er sein Urteil.
 

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Skeptisch sah Seargant Jenkins auf ihr Tablett herunter und zog eine Augenbraue in die Höhe. Auf ihrem Teller war ein liebevoll angerichtetes Essen zu sehen, allerdings liebevoller, als sie ertragen konnte. Um das zarte, perfekt gebratene Stück Fleisch war ein Soßenherz geträufelt worden und sie hatte sogar Vanillepudding mit einer Erdbeere bekommen. Dieses Privileg schien sonst niemand zu haben, bis auf Revi, doch diese schien unbeeindruckt von der leckeren Liebeserklärung zu sein.

Tief aufseufzend ging sie auf ihren Stammplatz zu, geriet aber ruckartig ins stoppen, als jemand einen Finger in ihre Hosenschlaufe hakte und sie zurück hielt. Es war Ace, der sie nur breit angrinste und überall im Gesicht Essensreste kleben hatte. Von Manieren schien er immer noch nichts zu halten, vermutlich würde er das auch nie.
 

"Hier geblieben, Searge!", bestimmte der Schwarzhaarige und deutete auf den freien Platz neben sich. Ihm gegenüber saß Lysop, dem sein Essen dauernd von der Gabel fiel, weil er die süße Krankenschwester anstarrte wie das letzte Glas Wasser in der Wüste. Abgesehen von der Langnase war ihr Tisch auffallend leer.
 

Jenkins zuckte nur mit den Schultern, setzte sich dann neben den Rekruten. Auch ihr entging nicht, dass sie ausnahmsweise nur zu dritt waren, was ihr nur ganz recht war.

"Gibt's was Bestimmtes? Oder bist du einfach nur einsam?", spottete die junge Frau und fing an, das Fleisch in mundgerechte Stücke zu schneiden.
 

"Beides", gab Ace freimütig zu und warf einen sehnsüchtigen Blick auf Zorro's unbesetzten Platz. Das Essen war einfach nicht dasselbe, wenn seine schlechtere Hälfte nicht da war, aber er konnte den armen Kerl verstehen. Roan war schließlich nicht weit, er saß ein paar Tische weiter mit Captain Smoker zusammen und scannte in regelmäßigen Abständen vergeblich den Raum nach seinem Sohn ab. Momentan wäre es für Zorro allerdings ein leichtes Spiel gewesen, seinen Vater abzuschütteln, denn Lorenor Seniors Fuß war dick bandagiert.

Er riss sich von diesem Gedanken los und blickte seine Jugendfreundin direkt an. "Was ist nun mit dem Wochenende? Kann ich dich besuchen kommen?"
 

Die Angesprochene blinzelte ungläubig. Sie hatten das Thema mal beiläufig angerissen, dass er es nicht vergessen hatte, wunderte sie dann doch. Sie schaute nachdenklich Richtung Decke. "Also, ich hab nichts vor, du kannst also gerne vorbeikommen...", erklärte sie nur knapp und kaute auf einem Stück Fleisch herum. Eine nette Abwechslung, Besuch hatte sie schon lange nicht mehr. Insgeheim freute sie sich schon auf das Wochenende, zeigte davon aber lieber nichts.
 

Der Sommergesprosste grinste verschmitzt. "Klasse", sagte er schlicht und beschloss, mit Tashigi mal so richtig einen drauf zu machen. Sie sah nämlich nicht danach aus, als hätte sie in letzter Zeit besonders viel Spaß gehabt. Da sie sich dauernd mit den beiden Generationen Lorenor herumärgerte, hatte wohl einiges zu diesem Eindruck beigetragen.
 

Apropos Lorenor... Klar konnte sich Tashigi Jenkins denken, warum Junior nicht an seinem Platz saß. Er wollte seinem Erzeuger aus dem Weg gehen, aber gleich das Essen ausfallen lassen war auch nicht gerade der richtige Weg. Alle ihre Rekruten sollten vor und nach dem Drill essen, das galt auch für einen gewissen jemand.

"Wo ist dein großmäuliges Anhängsel? Nachher ist das Gejammer groß, weil er nichts zwischen die Zähne gekriegt hat."
 

Ace hielt es nicht für nötig, auch noch extra zu betonen, dass Zorro in letzter Zeit gehörig der Appetit vergangen war. Das Frühstück hatte er sausen lassen, beim Mittagessen hatte er sich auch nicht blicken lassen. Wie er das aushielt, war ihm selbst schleierhaft, aber Sanji würde sich schon irgendwie darum kümmern, dass der Grünhaarige nicht vom Fleisch abfiel.

Der Grund, warum er auch jetzt nicht am Abendessen teilnahm, war ihm allerdings vollkommen unverständlich. "Er joggt noch 'ne Runde, hat er gesagt."
 

Sichtlich überrascht sah die Soldatin zum Fenster raus. Es goss wie aus Kübeln, der Drill hatte es auch in sich gehabt... wie konnte er jetzt noch joggen gehen? Lorenor war kein normaler Mensch, spätestens jetzt war ihr das klar.

"Wie, 'er joggt'? Ich erinnere mich nicht, ihm Strafrunden aufgebrummt zu haben?"
 

Private Puma folgte ihrem Blick und verstand voll und ganz, was sie meinte. Er hatte Zorro auch für verrückt erklärt, aber jedem das Seine. "Er meint, er kriegt dann den Kopf frei", gab er achselzuckend zurück.
 

"Aber ich hab euch doch schon vor knapp eineinhalb Stunden vom Drill gehen lassen", hakte die junge Frau nochmal nach. War er wirklich schon so lange draußen und drehte seine Runden? Gedanklich ging sie nochmal den Tagesablauf durch und war sich nun noch sicherer, dass sie die Rekruten vor etwa 90 Minuten auf ihre Stuben geschickt hatte.
 

"Vielleicht will er seinen Kopf in ein Vakuum verwandeln", mischte Lysop sich ein und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der Mann war ein Tier, warum wunderten sich die anderen noch?
 

"Ist es das nicht schon?", witzelte Jenkins, schob Ace ihren halbleeren Teller zu und rappelte sich auf die Beine. Kaum hatte sie sich zwei Schritte von ihrem Sitzplatz entfernt, war der blonde Koch auch schon zu ihr geeilt und hatte fast schon Tränen in den Augen, als er auf den Teller seiner Göttin sah. "Hat es dir nicht geschmeckt, Liebste? Oder musst du schon wieder arbeiten? Hier, ichhabdirnochFleischtaschengemacht!", quoll es nur so aus ihm heraus und er reichte ihr den Teller mit dem Essen hin.
 

"HEY BLONDI, ICH WILL AUCH FLEISCHTASCHEN!", raunte es aus der Mitte des Raumen, woraufhin dem Raucher die Wut in den Kopf stieg. "ICH UNTERHALTE MICH GERADE MIT DER LADY, ALSO RÜLPS MICH GEFÄLLIGST NICHT SO VON DER SEITE AN, KLAR?!!!", bellte Sanji nur lauthals, während der Drill Seargant sich unberührt davon schlich. Später würde sie sich bei Sanji bedanken.
 

Ace sah Tashigi hinterher, bis sie mitsamt dem Teller Fleischtaschen aus der Kantine verschwunden war. Dann schlang er hastig das Essen herunter, bevor der blonde Koch auf die Idee kam, es für ihren Drill Seargant zurück zu stellen. Immerhin hatte seine Jugendfreundin es ihm zugeschoben, das gehörte ihm.

"Du bist so widerlich", stellte Lysop trocken fest, als er dem Schwarzhaarigen beim Schmatzen und Schlucken zusah.

"Bin iff nifft."
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Zuerst kommt das Seitenstechen und der keuchende Atem. Dann werden die Beine immer wackeliger und so schwer, dass es einem unglaublich schwer fällt, es überhaupt noch zu heben. Aber irgendwann, wenn man schon längst davon überzeugt ist, dass einem jeden Moment das Herz aus der Brust springt, kommt der Moment, in dem alles ganz automatisch passiert. Das Laufen wird mechanisch, der Herzschlag geht wieder in einem gleichmäßigen Rhythmus und alle Gedanken verschwinden ins Nichts, sodass eine angenehme Leere und Leichtigkeit einkehrt.

Zorro versuchte, diesen Zustand so lange wie nur irgend möglich andauern zu lassen. Sein Verstand fühlte sich an, wie in Watte gepackt, während er seine Runden um den schlammigen Vorplatz zog. Viel lieber wäre er durch den angrenzenden Wald gejoggt, aber er machte sich keine Illusionen, dass er den Rückweg dann finden würde. So hatte er das Hauptgebäude ständig im Blick und konnte jederzeit aufhören, wenn er wollte. Er hatte allerdings vor, solange zu Laufen, bis seine Beine ihn nicht länger trugen.
 

Seine Kleidung war bis auf die Knochen durchnässt und wog schätzungsweine eine Tonne. Der knöcheltiefe Matsch erschwerte das Vorankommen enorm, nicht nur einmal war er darin steckengeblieben und bäuchlings hingefallen - und es war nur eine Frage der Zeit, bis es noch einmal passierte. Dank dem Regen konnte er nicht weit sehen. Aber auch das nahm er billigend in Kauf, um seine kreisenden Gedanken aufzuhalten.

Zum ersten Mal seit einigen Tagen fühlte er sich von seinen Problemen wirklich losgelöst und das war eine ungemeine Erleichterung.
 

Private Lorenor Zorro schien so sehr in Gedanken versunken zu sein, dass er rein gar nichts mehr wahrnahm, nicht einmal sie, Tashigi Jenkins, wie sie mit dem Teller unter dem Vordach an der Wand gelehnt stand und dem Grünspan einige Minuten dabei zusah, wie er seine Bahnen zog. Sie kannte dieses Gefühl der absoluten Leere, sie selbst war früher auch oft bis zum Umfallen gelaufen, aber das war schon ewig her. Ihre letzten Kopf-frei-kriegen-Runden war sie gelaufen, als sie noch Rekrutin gewesen war und ihr immer wieder vor dem Kopf gestoßen wurde, dass sie als Frau bei der Army nichts verloren hatte. Damals hatte sie alles und jeder genervt, sie hatte nichts, was ihr nicht auf die Nerven gegangen war. Also war sie gelaufen und gelaufen und gelaufen.

Aus seinem Gesicht konnte sie lesen, wie entnervt Zorro eigentlich war, und wenn sie ehrlich war, konnte sie ihn sogar sehr gut verstehen. Diesen Gesichtsausdruck hatte sie früher auch immer gehabt. Und auch sie hielt ihm regelmäßig vor, dass er hier eigentlich nichts verloren hatte, so undiszipliniert wie er war.

Tief aufseufzend stieß sie sich leicht von der Wand ab und betrat den schlammigen Vorplatz.
 

Zorro starrte auf seinen Weg, ohne wirklich etwas von seiner Umgebung wahrzunehmen. Zeit hatte schon längst keine Bedeutung mehr, der Regen nahm ihm ohnehin die meiste Sicht und der klägliche Rest verschwamm vor seinen Augen. Er wusste, dass er nicht mehr lange würde durchhalten können. Dafür hatte er heute schon zu viel trainiert und zu lange nicht mehr richtig gegessen und geschlafen. Auch er hatte Kraftreserven. Und die waren erschöpft, als er erneut mit dem rechten Stiefel in der nachgiebigen Erde stecken blieb und vorne überfiel.

Mit den Händen fing er seinen Sturz gerade soweit ab, dass er nicht mit dem Gesicht voran in den Matsch prallte. Er stand nicht wieder auf, aber stützte sich auf die Ellbogen, damit er wenigsten frei nach Atem ringen konnte. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, sein Herzschlag pochte laut und deutlich in seinen Ohren. Er war sich ziemlich sicher, sich nur mit Mühe und Not zurück in die Stube schleppen zu können um dort in einen erschöpften Tiefschlaf zu fallen.

Er grinste befreit. Er war körperlich am Ende, aber es ging ihm erstaunlich gut.
 

"Du bist ein Schwachkopf, Lorenor Zorro!", hallte es ohne jeglichen Hohn in der Stimme über ihn hinweg. Jenkins hatte nur leise aufstöhnend den Kopf geschüttelt, war vor ihm in die Hocke gegangen und hatte ihm die Hand gereicht. Langsam entwickelte sich der Graskopf zu einem echten Problemkind. Sie steckte wirklich erstaunlich viel Zeit und Energie in dieses Nervenbündel, mehr als in jeden anderen Rekruten, aber was blieb ihr auch anderes übrig? Lorenor war nun mal körperlich der fitteste und konnte durchaus einen sehr hohen und bedeutenden Rang in der Army einnehmen... wenn er denn wollte. Aber genau da war der Hund begraben. Er verabscheute die Army und das zeigte er ungeniert jedem hier, ob sie es wollten, oder nicht. Dennoch würde sie es bereuen, diese Chance nicht ergriffen zu haben. So hätte sie es wenigstens versucht.

Tashigi grinste nur etwas und zog die Schultern etwas heran. "Mein Drill hat dir heute wohl noch nicht gereicht, was?"
 

Überrascht blinzelte Zorro sich den Regen aus den Augen und blickte zu Jenkins und ihrer ausgestreckten Hand auf. Wo kam die denn so plötzlich her? Zögernd ergriff er ihre Hand und ließ sich soweit aufhelfen, dass er sich hinsetzen konnte. Seine Beine waren zittrig und weich wie Wackelpudding, aufstehen kam noch nicht in Frage. Er stützte seine Hände auf den Knien ab und Rang nach Atem. Statt zu antwortenden schüttelte er nur matt den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel die Mischung aus Schweiß und Dreck aus dem Gesicht.
 

"Du bist echt seltsam, Lorenor...", seufzte der Seargant nur grinsend und setzte sich neben ihn, ungeachtet dessen, dass sie nun ebenfalls im Schlamm saß und ihr die Regentropfen auf den Brillengläsern die Sicht nahmen. Auffordernd hielt sie dem Grünspan den Teller hin, die ihr gerade noch der blonde Koch in die Hände gedrückt hatte. "Iss erstmal was. Nochmal werde ich dir deswegen nicht hinterher laufen!"
 

Zorro nahm immer noch erstaunt schweigend den Teller entgegen. Es irritierte ihn, dass sie sich einfach so neben ihn in den Dreck setzte und er wusste noch nicht, ob ihn ihre Anwesenheit störte oder nicht. Er beschloss, diese Entscheidung später zu fällen, wenn er nicht mehr nach Luft hechelte, aber bis jetzt hielt sich seine Genervtheit in Grenzen.

Der Grünhaarige begann wahllos damit, das Essen hinunter zu schlingen. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und knurrte nachdrücklich, die Mahlzeit war längst überfällig. "Danke, Searge."
 

"Schwachkopf!", wiederholte Jenkins nochmal und fischte sich ebenfalls eine Fleischtasche vom Teller. Wegen diesem Idioten hatte sie Ace kampflos ihre Mahlzeit überlassen. Und überhaupt nervte es sie unglaublich, dass sie so viel Zeit in diesen Vollzeitchaoten investierte, höchstwahrscheinlich sogar vergebens. Warum sie es dennoch immer wieder tat, wusste sie selbst nicht genau. Aber Fakt war, dass sie nicht einfach so tatenlos mit ansehen konnte, wie die beiden Lorenors sich gegenseitig auf die Füße traten. Vermutlich war sie einfach zu weich für den Job als Drill Seargant.
 

Er grinste kurz und hielt ihr dann den Teller entgegen. Dass der Regen darauf plätscherte, störte Zorro nicht wirklich, und Jenkins offensichtlich auch nicht. Aus den Augenwinkeln linste er immer wieder zu seinem Drill Seargant hinüber. Was machte sie eigentlich hier? War sie etwa nur heraus gekommen, um ihm etwas zu Essen zu bringen?

"Bist du schon lange draußen?"
 

Jenkins schüttelte nur etwas den Kopf und stellte sich wieder auf die Beine, nachdem sie einen der Teigtaschen gegessen hatte. Eins musste man dem blonden Lüstling lassen: kochen konnte er wie ein Vollprofi.

"Iss auf und geh duschen. Dein alter Herr wird dir wohl so schnell nicht wieder auf den Pelz rücken." Was mitunter daran lag, dass es mit einem versehentlich durchlöcherten Fuß eh schwierig war zu laufen.
 

Der durchnässte Private schmunzelte. Noch immer fragte er sich, wie die Sache schließlich ausgegangen war. Seit heute Morgen hatte er von Roan nichts mehr gesehen oder gehört, was ihm nur Recht war. Allerdings ging er auch kein Risiko mehr ein und hatte Menschenansammlungen gemieden.
 

Jenkins hatte ihn wortlos im Klassenzimmer bei dem Rest seiner Truppe abgeladen, nachdem sie auf der Krankenstation Bescheid gegeben hatte, dass Seargant Lorenor auf dem Vorplatz war und Hilfe benötigen könnte.

"Hat es eigentlich noch ein Nachspiel gegeben? Wegen der durchschlagenden Diskussion?", hakte er schließlich nach, bevor er sich den Mund wieder mit Maultaschen stopfte. Er hoffte, dass er mit seiner Einschätzung Recht behalten und Roan die Klappe gehalten hatte.
 

Schulterzuckend stopfte die Angesprochene ihre Hände in die Hosentaschen. Bisher hatte es noch keine Sanktionen gehagelt. Lorenor Roan hatte tatsächlich die Klappe gehalten.
 

"Bisher kam da noch nichts, aber vermutlich schämt er sich zu sehr um was zu sagen, weil er von einer Frau fertig gemacht wurde", erklärte sie nur knapp und versuchte das Gesicht nicht zu einer verspotteten Miene zu verziehen.

Zorro zuckte nur mit den Schultern. Das war die naheliegenste Vermutung und wahrscheinlich behielten sie damit auch Recht. Im Grunde war es aber auch egal, solange er die Klappe hielt.
 

"Dann ist ja gut", gab er zurück und stellte den leeren Teller auf seinen Knien ab und stützte sich satt mit den Armen nach hinten ab. Ihm war immer noch heiß von seinen Joggingrunden, der Regen kühlte ihn angenehm runter.

Jenkins nickte dem Rekruten nur kurz zu, machte auf dem Absatz kehrt und ging dann wieder einige Schritte Richtung Eingangstür. Irgendwie war dieses Zusammentreffen anders als sonst. Oftmals hatten sie sich ziemlich übel gestritten, dennoch war es jetzt seltsamer als zuvor. Etwas stand zwischen ihnen.
 

Wieder machte sie kehrt und zog die Schultern etwas ran. "Okay, was stimmt jetzt wieder nicht?"
 

Der Grünhaarige blinzelte durch den Regen verwundert zu ihr hinauf. Was war denn nun schon wieder los? Er konnte sich nicht daran erinnern, irgendetwas gesagt zu haben, das man falsch hätte auffassen können. Momentan lastete Roan sein gesamtes Streitpensum aus, die kümmerlichen Reste beanspruchte Sanji für sich und er hatte ganz bestimmt keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion, falls Jenkins darauf hinauswollte. Also - was störte seinen Drill Seargant jetzt schon wieder an ihm?

"Was sollte sein?", hakte er seufzend nach.
 

"Weiß nicht, du bist im Moment sehr seltsam." Und das nicht im positiven Sinne. Sie mochte irgendwie die Zickereien zwischen ihnen, aber das hatte gänzlich nachgelassen, seitdem sie sich mit Roan auf dem Flur vor dem Zimmer ihrer Rekruten gestritten hatte. Lag es vielleicht daran, was sie über diesen Freundschaftskram gesagt hatte? War ihm das so unangenehm gewesen, dass sie Lorenor als 'Freund' betitelt hatte?

"Also, wenn's um dieses Freundschaftsgedöns geht, tut mir das Leid."
 

Beinahe hätte Zorro die Augen verdreht. Zwar hatte sie Recht - er ging um dieses Freundschaftsgedöns, wie sie es so schön nannte, allerdings nicht in der Art und Weise, wie Jenkins vermutlich dachte. Zwar hatte er versucht, nicht allzu viel auf ihre Worte zu geben, aber dass sie das als rein taktisches Vorgehen enthüllt hatte, war ihm doch gegen den Strich gegangen. Ob ihm das passte oder nicht.

Und es passte ihm nicht, das wurde ihm in diesem Moment klarer als jemals zuvor.
 

"Daran liegt's nicht", gab er eine Spur gereizt zurück.
 

Sie hatte sich also mit ihrem Bauchgefühl nicht geirrt. So gesehen hatte Lorenor ihr zugestimmt, dass etwas zwischen ihnen lag, obwohl er es verneint. Missmutig verschränkte die junge Soldatin die Arme vor der Brust.

"Woran liegt's dann?"
 

Zorro seufzte und stemmte sich mühsam wieder auf die Beine. Er hatte keine Lust darauf, zu ihr hinauf zu starren. Kurz überlegte er, seine Gedanken für sich zu behalten, aber über kurz oder lang würde das nichts bringen. Außerdem war er ihr wohl auch irgendwie die Wahrheit schuldig.

Der Grünhaarige blickte ihr scharf in die Augen. "Dass du's zurück genommen hast, du blöde Kuh!"
 

Jenkins blinzelte einige Male irritiert zu ihm rüber. Sie hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass es ihm unangenehm gewesen war, dass sie ihn als einen ihrer Freunde betitelt hatte. Dass es genau andersherum war, machte sie dann doch ein wenig stutzig.
 

"... warte, du willst mit mir befreundet sein?" Tashigi unterdrückte ihre Belustigung. Den Gedanken, mit ihm befreundet zu sein, war irgendwie ziemlich lustig. Er mochte sie nicht mal, warum dann der plötzliche Sinneswandel?
 

"Klappe zu, Searge, es zieht!", informierte Zorro sie leichtfertig und zuckte mit den Schultern, anstatt eine Antwort zu geben. Er wusste es ja selbst nicht genau und konnte ihr somit auch nicht erklären, wieso er seine Meinung so radikal geändert hatte. Tatsache war aber, dass sie in den letzten Wochen viel für ihn getan hatte. Und er wusste das zu schätzen.
 

Misstrauisch verschränkte Tashigi die Arme vor der Brust und seufzte tief auf. Wie kam der Idiot darauf, dass sie an einer Freundschaft mit ihm interessiert war, nach all dem, was er verbrochen und ihr angetan hatte? Zumal es sowieso verwerflich war, dass sich Rekrut und Seargant privat gut verstanden. Schon schlimm genug, dass sie Ace an der Backe hatte.
 

"Du bist fies, arrogant und ein Kotzbrocken, hast jede noch so kleine Chance genutzt mir das Leben als Seargant schwer zu machen. Von meinem Wagen will ich erst gar nicht anfangen. Wie haben uns ewig gestritten. Und nur, weil ich dir bei dem 'Vater-Problem' behilflich bin und du nachts besoffen vor meiner Tür gestanden und mir ein Ohr abgekaut hast, heißt das noch lange nicht, dass wir uns auf irgendeine Weise gut verstehen."

Damit hatte sie so ziemlich alles gesagt, was es zu sagen gab, zumindest vorerst.
 

Der Grünhaarige war drauf und dran, wortlos zu gehen. Sie hatte ihm klar und deutlich gesagt, warum sein Wunsch nicht nur unerklärlich, sondern vollkommen naiv gewesen war. Nicht, dass er auf ihre Argumentationskette nicht auch alleine gekommen wäre - er wusste selbst, dass er vom ersten Eindruck an alles vermasselt hatte, was ging. Nicht nur das, er hatte es sogar mutwillig noch schlimmer gemacht, nachdem er ohnehin schon knöcheltief in der Scheiße gestanden hatte. Verständnis oder auch nur einen Funken Vertrauen von ihrer Seite aus zu erwarten, darauf zu hoffen, war ein fataler Fehler gewesen, das gestand er sich nun freimütig ein.
 

Trotzdem kratzten ihre Worte hart an seinem Ego. Er malmte mit dem Kiefer und stierte nachdenklich in den Regen hinaus. Das Bedürfnis, sich sofort aus dem Staub zu machen, verflog. Blinzelnd blickte er zu ihr hinauf und hielt sich eine Hand an die Stirn, um sich ein wenig vom Regen abzuschirmen. Zorro musterte seinen Drill Seargant bedächtig und wog gedanklich ab, ob sich die Mühe lohnte.
 

Jenkins sah nicht sonderlich versöhnlich zu ihm herab, sondern eher, als würde sie ihren Worten am liebsten noch mal mit einem kräftigen Arschtritt Nachdruck verleihen. Das Schlimmste war, er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Die Frage war nun, ob er überhaupt einen Versuch wagen sollte, sie umzustimmen.
 

Ein paar Sekunden schwieg er stur weiter und gab sich dann einen Ruck. Er konnte das so nicht stehen lassen, ob sie ihm nun zuhörte oder nicht. Weshalb auch immer, er hatte keinerlei Interesse mehr daran, mit ihr auf Kriegsfuß zu stehen. Die kleinen Zickereien und verbalen Schlagabtausche hatte er mittlerweile zu mögen gelernt. Und auch, das etwas fehlte, wenn es nicht so war.
 

Seufzend raffte er sich schließlich auf die Beine und in eine (halbwegs) aufrechte Position. Seine Muskeln protestierten, aber er ignorierte sie. Stattdessen hielt er den Blick fest auf Jenkins gerichtet.
 

"Ich hab viel Scheiße gebaut. Das weiß ich, das sehe ich ein und es tut mir auch Leid", sagte er ernst und wich ihrem verwirrten Blick nicht aus. "Aber du kannst auch nicht abstreiten, dass wir ein ganz gutes Team abgeben, wenn wir uns zusammenreißen. Und mit wir meine ich wahrscheinlich vor allem mich selbst...", stellte Zorro fest, der gar nicht abstreiten wollte, dass er die Hauptschuld an ihrem miesen Umgang miteinander trug.

Schließlich atmete er durch. "Wie wär's also mit 'nem Neuanfang?"
 

Ihre Verwirrung stand ihr mehr als deutlich im Gesicht geschrieben. Er entschuldigte sich, gestand sich seine Schuld ein und verlangte nun sogar nach einem Neuanfang. War das wirklich der Lorenor Zorro, den sie kennen gelernt und mit dem sie sich abermals gestritten und sogar geprügelt hatte?
 

"Hast du 'nen Schlag auf den Kopf gekriegt?", hakte sie spöttisch nach, ohne wirklich abwertend zu klingen, denn Private Lorenor schien es doch wichtig zu sein, dass sie sich verstanden. Aber warum auf einmal? Vermutlich würde er diese Frage selbst nicht beantworten können, weshalb sie diese Worte einfach herunter schluckte.

Aber warum eigentlich nicht? Ihr selbst war es ja auch lieber, wenn sie weniger Stress und Streitereien um sich hatte. Tashigi bezweifelte zwar, dass diese ganz aufhören würden, aber dann konnte sie sich wenigstens sicher sein, dass Lorenor nicht nochmal in einen Panzer kletterte, nur um ihr Eigentum zu zerstören.
 

Die junge Frau löste die Verschränkung ihrer Arme, bevor sie Lorenor entschlossen die Hand entgegen hielt. "Da es dir irgendwie wichtig zu sein scheint...", willigte sie knapp ein und unterdrückte ein aufmunterndes Schmunzeln. Lorenor wird schon seine Gründe haben.
 

Zorro ergriff ihre Hand ohne zu zögern und verkniff sich mit Mühe ein erleichtertes Schmunzeln. Erstens wollte er sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihn jede andere Reaktion auf seinen Vorschlag gekränkt hätte, zweitens war ihm durchaus klar, dass er noch unter einer gewissen Probezeit stehen würde.

Jetzt war Schluss mit große Töne spucken, diesmal würde er wirklich beweisen müssen, dass er seine Worte ernst meinte. Ein kleines Geplänkel hier und da würde vielleicht noch drin sein, aber ab jetzt musste er darauf aufpassen, dass er es damit auch nicht auf die Spitze trieb. Er schüttelte die Gedanken ab und katapultierte sich somit zurück ins Hier und Jetzt.

"Lorenor Zorro", trieb er das Klischee grinsend auf die Spitze.
 

Leise lachend lief Jenkins den Kopf hängen. Irgendwie ein seltsames Gefühl, das Kriegsbeil zu begraben und komplett neu anzufangen, allerdings auch angenehm überraschend.

"Ach, der Kerl, der Captain Morgan den Kiefer gebrochen und den arm weggesprengt hat?", spottete sie nur und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Ihr war durchaus bewusst, dass er diesen Spruch das ein oder andere Mal gehört hatte, aber das war ihr egal. Das wollte sie sich nicht nehmen lassen.
 

Er schmunzelte und gab seine Standardantwort, wenn auch weitaus weniger entrüstet als sonst. "Ich habe ihm nicht den Arm weggesprengt."
 

Ein wenig der Beklemmung, die sich in den letzten Tagen auf seine Brust gelegt hatte, verschwand. Er hatte das Gefühl, ein klein wenig leichter atmen zu können. Das musste wohl heißen, dass er irgendetwas richtig gemacht hatte.
 

Zorro blickte hinauf in den schwarzen Himmel. Noch immer pladderte der Regen auf sie hinab und sein Körper war mittlerweile so weit abgekühlt, dass er den schneidenden Wind durchaus bemerkte. Jenkins konnte es kaum besser gehen bei diesem Scheißwetter.

"Lass uns reingehen", schlug er dann vor und sammelte den leeren Teller auf.
 

"Klingt nach 'nem Plan...", gestand Jenkins und wischte sich die regennassen Haarsträhnen aus der Stirn. Sie war wirklich nicht scharf darauf, weiter im Regen stehen zu müssen.

Wieder verschränkte sie die Arme vor der Brust und ging langsam Richtung Eingang.
 

Der Grünhaarige überließ ihr bereitwillig den Vortritt und setzte ihr nach. Wobei 'schleppen' vermutlich der passendere Ausdruck war. Alles, wonach ihm jetzt verlangte, war eine heiße Dusche, um die Kälte aus den Gliedern zu vertreiben, und eine Mütze Schlaf.

Captain Smoky

Kapitel 24: Captain Smoky
 

Sanji knirschte mit den Zähnen, während er dem breit grinsenden Ace einen ansehnlichen Stapel Zigaretten herüberschob. Der Schwarzhaarige zog sie lachend zu sich herüber. So schadenfroh lachend, dass er dafür eigentlich erschlagen gehörte. Aber er hatte nun mal die Runde beim Pokern verloren und musste nun dafür blechen - und weil er kein groß angelegtes Süßwarensilo hatte wie Lysop und Ace bezahlte er seine Spielschulden eben mit Kippen. Widerwillig.

"Firma dankt!", sagte Ace, während er die Glimmstängel außer Reichweite des blonden Kettenrauchers brachte. Eine davon steckte er sich zwischen die Lippen, eine weitere bot er Zorro an, aber der reagierte gar nicht. Seit der Grünhaarige vor einer halben Stunde frisch geduscht zu ihnen in die Stube gekommen war und sich rücklings auf sein Bett geschmissen hatte, hatte er sich nicht mehr gerührt. Lysop schwor allerdings darauf, dass ihr Kumpel schon mehrmals zu ihnen herübergelinst hatte. Schlafen tat er also offensichtlich nicht, obwohl ihm das sicherlich ganz gut tun würde.
 

Lysop sammelte die Karten zusammen und begann sie zu mischen. Kurz blickte er zu Zorro herüber, der sich nun minimal regte. Zunächst zuckten nur seine Finger, dann die Arme und schließlich setzte sich der Grünhaarige ächzend auf und streckte die Hand nach der angebotenen Zigarette aus. Ace überließ sie ihm und warf ihm das Feuerzeug gleich hinterher.

"Willst du mitspielen?", fragte Lysop nach und musterte seinen Zimmergenossen mitleidig, der nun breitbeinig auf der Bettkante saß und bloß den Kopf schüttelte. Zorro sah wirklich schlecht aus. Übermüdet, vollkommen erledigt und ziemlich verhärmt. Aber zum ersten Mal seit ein paar Tagen nicht mehr so abgrundtief nachdenklich und bedrückt, das Joggen hatte ihm anscheinend wirklich geholfen, den Kopf freizukriegen.
 

"Was machen wir am Wochenende?", hakte Sanji in diesem Moment ein, ebenfalls eine Kippe zwischen den dünnen Lippen, und warf einen fragenden Blick in die Runde. Das letzte Wochenende war ziemlich langweilig gewesen, dieses Mal wollte er etwas unternehmen. Und für wenigstens einen Tag mal aus der Kaserne raus. Die nächste Stadt konnte doch nicht allzu weit sein!

Lysop zuckte mit den Schultern. Zorro schien selbst das zu anstrengend zu sein, er erweckte den Eindruck, die Frage gar nicht gehört zu haben. Nur Ace gab ihm pflichtschuldig eine Antwort. "Ich besuche Tashi!", verkündete er und sein atomares Grinsen reichte nun von einem Ohrläppchen zum anderen.

Dem Blonden fiel die Zigarette aus dem Mund und fiel auf den Boden, wo sie ein Loch in das Linoleum brannte. "Du besuchst Tashi-Mausi?!", rekapitulierte er fassungslos und legte dann den Kopf leicht schief. "Ihr seid echt gut befreundet, kann das sein?"

"Aber hallo!", stimmte Ace nickend zu. "Und sie hat mir damals schon die Hölle heiß gemacht!", fügte er augenzwinkernd an Zorro gewandt hinzu.

"Dann hat sich ja nicht allzu viel geändert...", ließ der Grünhaarige sich zu einer Antwort herab und schmunzelte leicht. Die Anspielung auf sein vollkommen irrationales Verhalten im Bezug auf Sergeant Jenkins war angekommen. Aber Ace konnte ja nicht wissen, dass sie mittlerweile so etwas wie Frieden geschlossen hatten. Oder zumindest einen Waffenstillstand.
 

"WIE KANNST DU PENNER ES NUR WAGEN?!!! NIMM MICH GEFÄLLIGST MIT!", befahl der kippenlose Kettenraucher und hätte Ace am liebsten einen Knoten in den Hals gezwirbelt, bis ihm einfiel, dass er eigentlich ebenfalls schon etwas vor hatte. Vor einigen Tagen hatte er mit Jeff telefoniert und hatte sich widerwillig dazu breitschlagen lassen, die ellenlange Fahrt nach Hause auf sich zu nehmen, damit sie zusammen den Geburtstag seines Ziehvaters feiern konnten, natürlich nicht ohne den Hintergedanken, dass Sanji im Restaurant Baratié aushalf.

"Soll ich sie fragen, ob ich dich mitbringen kann?", hakte Ace nach, doch der Blonde winkte ab. "Hat sich erledigt...", murmelte er kleinlaut und eingeschnappt zugleich und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Natürlich würde er alles dafür tun, mit Tashi-Hasi zusammen zu sein, allerdings war er ein Ehrenmann, der nun mal hielt, was er versprach. Und wenn er das Versprechen seinem grantigen Ziehvater gegeben hatte. Er sah das gemeinsame Wochenende mit seinem Augenstern Jenkins davonfliegen. Tschüss geliebte Göttin, hallo verbitterter, mürrischer Höllenfürst von einem Vater!
 

Lysop wischte derweil die Karten und teilte diese dann für eine weitere Pokerrunde aus. "Ich denke, ich werde nach Hause fahren. Alles ist mir lieber, als hier festzusitzen", erklärte die Langnase, bevor er über die Schulter hinweg zu Zorro aufsah, der genüsslich an seiner Kippe zog. "Wie sieht deine Wochenendplanung aus? Schon Einfälle?"
 

Der Grünhaarige zuckte mit den Schultern. Er hatte keinen blassen Schimmer, was er das ganze Wochenende über anstellen sollte. Außer ihm hatte anscheinend jeder etwas vor. Natürlich, er könnte mit Sanji nach Miami fahren, aber...naja, es war eine lange Fahrt, früher oder später würden sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen und einmal angekommen würde er seiner Familie irgendwie erklären müssen, dass Roan hier aufgekreuzt war. Das war ihm für ein Wochenende schlicht und ergreifend zu stressig.

"Keine Ahnung. Ich werd' wohl hierbleiben...", stellte er seufzend fest. Und dann würde er den Schrank vor die Zimmertür hieven und hoffen, dass das Roan davon abhalten konnte, ihm gehörig auf die Nerven zu gehen.
 

Sanji zog seine gekringelte Augenbraue in die Höhe. "Dein Ernst? Komm doch mit, dann musst du den Alten nicht ertragen", erklärte der Blonde knapp und versuchte eine der Kippen zu klauen, die er gerade eben noch verzockt hatte.

Lysop nickt nur energisch. Er stimmte dem Blonden voll und ganz zu, denn so, wie der Grünspan sich im Moment aufführte, wäre es wohl ratsamer mal abzuschalten und dem leibhaftigen Bösen aus dem Weg zu gehen.
 

"Aya würde merken, das irgendwas nicht stimmt", widersprach Zorro an den Blonden gewandt. "Und sie würde mich solange foltern, bis sie weiß, was nicht stimmt. Und ich komme bestimmt nicht mit nach Miami, nur um mir anzuhören, wie du und Jeff euch die Köpfe einschlagt", fügte er abschließend hinzu.

Prinzipiell würde er furchtbar gerne mitfahren, alleine schon, um seine Nichten und seinen Neffen zu sehen, aber Roan verkomplizierte alles. Er hatte keine Lust, seine Familie in Sorge und Alarmbereitschaft zu versetzen. Dafür mochte er sie viel zu sehr.
 

"Soll ich Tashi mal fragen, ob du mitkommen kannst? Oder hast du keine Lust von 'einem Übel ins nächste zu stolpern'?", spottete Ace und legte die Kippen, die Sanji ihm hatte klauen wollen, außerhalb dessen Reichweite neben sein Bein. Er war vielleicht blöd, aber nicht blind.

Dem Koch entgleisten alle Gesichtszüge. "Kommt ja gar nicht in Frage! Wenn ich sie schon nicht sehen kann, wird Marimo sie erst recht nicht sehen, PUNKT!!"
 

Lysop teilte seufzend die Karten wieder aus. Miami...da war es bestimmt immer schön warm. Im Gegensatz zu hier. Schmunzelnd beobachtete er den Koch, der sich völlig umsonst so aufregte, denn Zorro winkte ohnehin ab.

"Nein, lass mal", gab Zorro zurück. Er wollte den Waffenstillstand mit Jenkins nicht gefährden, indem er sich aufdrängte. Ace und Jenkins waren befreundet, wirklich befreundet, und wahrscheinlich suchten sie nicht erst seit heute nach einer Gelegenheit, sich mal richtig auszuquatschen. Da wäre er ohnehin nur der Störfaktor.
 

Es klopfte an der Tür.

Weil seine Zimmergenossen vollauf mit ihrem Pokerspiel beschäftigt waren und keiner von ihnen auch nur die leisesten Anstalten machte, aufzustehen, überwand Zorro sich. Seufzend kam er auf die Beine, schnippte die Zigarette aus dem Fenster und trottete auf die Tür zu. Als er sie aufzog wünschte er, er hätte es nicht getan.

Vor ihm stand Lorenor Roan. Mal wieder. Diesmal war sein Gesicht allerdings schweißüberströmt. Zorro blickte kurz auf den dick bandagierten Fuß seines Vaters. War bestimmt anstrengend, damit drei Stockwerke hinter sich zu bringen. Hätte er sich auch sparen können.

"Hallo, mein Soh-"

Zorro knallte die Tür wieder zu. Alles andere hätte seine Bemühungen, den Kopf freizukriegen, wieder zu Nichte gemacht. Rücklings lehnte er sich gegen die Tür, um Roan daran zu hindern, sie einfach zu öffnen und unerlaubt einzutreten.
 

Nach einer kurzen Weile gab Lorenor Senior es dann aber auf, sich gegen die Tür zu stemmen. "IRGENDWANN WIRST DU MIT MIR REDEN MÜSSEN!", beschwor er.

"HUMPEL ZURÜCK INS BETT UND HALT DEN RAND!", fauchte Zorro zurück, blieb stehen, wo er war und warf Ace einen genervten Blick zu. "Ich komme doch mit!"
 

"JAWOLL!!", jubelte Ace, während Sanji nur in sich zusammen sackte und leise "Och maaaann" vor sich hinseufzte. Da hatte sich der blöde Marimo doch tatsächlich überreden lassen ein Wochenende mit Tashilein zu verbringen. Aber noch hatte sie diesen Vorschlag nicht abgesegnet und vermutlich würde sie das niemals tun. Ein kleines schadenfrohes Grinsen huschte über das Gesicht des Kochs. Sollte der Idiot ruhig einen 'Korb' bekommen.

Ace flötete erfreut vor sich hin. Zwei Tage mit seinem Bro und seinem Sergeant. Das könnte durchaus lustig werden. "Ich werde sie morgen fragen!"
 

"Mach das...", gab Zorro zurück, ohne wirklich daran zu glauben, dass Jenkins zustimmen würde. Er wollte einfach nur Roan von der Backe haben, wenigstens ein Wochenende lang, damit er sich in Ruhe mit der neuen Situation auseinander setzen konnte. Übers Wochenende bei Jenkins abzuhängen war vielleicht nicht seine bevorzugte Wahl, aber anscheinend seine Einzige. Er wandelte wieder in Richtung Bett und ließ sich darauf plumpsen. Sanji's höhnisches Gegrinse entging ihm nicht, aber noch war die ganze Sache eh nicht in trockenen Tüchern und richtig durchdacht hatte er seine Antwort auch nicht. Notfalls konnte er sich vielleicht immer noch in einer Ecke von Frankys Lagerhalle einquartieren. Und wenn alle Stricke rissen – das Gelände hier war riesig, er würde sicherlich irgendeine Ecke finden, in die es Roan nicht verschlug.
 

"Mutig...", murmelte Lysop nur und konzentrierte sich derweil das die neue Runde. Der fragende Blick von Ace, der soviel bedeutete wie "Was meinst du mit 'mutig'?" entging ihm natürlich nicht. Was gab es an seiner Aussage nicht zu verstehen?

"Hallo? Sie ist unser aller Sergeant und Mr. 'Ich-klaue-Panzer-und-töte-den-Wagen-meines-Vorgesetzten' und Mrs. 'Wenn-du-das-tust-kremple-ich-dich-auf-links' verstehen sich so schon nicht besonders. An dem Wochenende wird es Tote geben. Ich wette um fünfzig Dollar, dass Zorro am Wochenende den Löffel abgibt. Wer geht mit?"

Sanji hob stumm die Hand. Wo die Langnase recht hatte, hatte er nun mal recht.
 

"Ich setze fünfzig darauf, dass du den Löffel abgibst, wenn du nicht gleich die Schnauze hältst...", murmelte Zorro und fuhr sich genervt über die Stirn. Sicher, wenn er sich am Wochenende den beiden anschloss, begab er sich auf äußerst dünnes Eis. Aber alles war besser, als Roan ausgeliefert zu sein.

Sanji warf dem Mooskopf kommentarlos seine Kippenpackung gegenden Oberkörper. "Alles ist besser als Roan“, sprach er ihm aus dem Herzen.
 

Lysop verschränkte die Arme vor der Brust und wiegte den Kopf hin und her. "Mag ja sein, aber wo gibt's zwischen Sergeant Jenkins und deinem Alten 'nen Unterschied?"

Unisono kam das Wort "Titten" von den Sanji und Ace. Zwei schlagfertige Argumente, die er wieder einmal gekonnt verdrängt hatte. "Abgesehen davon natürlich... Jetzt mal im ernst, ihr schlagt euch doch schon nach fünf Minuten die Köppe ein. Ein ganzes Wochenende? Also bitte!"

Da musste selbst der begriffsstutzige Ace seinem Kumpanen zustimmen. Daran hatte er wirklich nicht gedacht, als er Zorro den Vorschlag unterbreitet hatte, ihn mitzunehmen, so ganz ohne es vorher mit Tashi abzuklären. "Tja, dann hau mal raus, Tiger. Wie willst du das Wochenende überleben?"
 

Genervt hievte der Zorro sich wieder in die Senkrechte. Er schoss den drei Pokerspielern düstere Blicke zu, während er gleichzeitig eine Zigarette aus der Packung fischte.

Er war fix und fertig. Nicht nur mit den Nerven, auch körperlich. Konnten sie ihn nicht einfach mal in Ruhe lassen?
 

Nein, konnten sie nicht, beantwortete er seine Frage selbst und erinnerte sich daran, dass sie es wahrscheinlich nur gut meinten. Seufzend stopfte er sich ein Kissen in den Rücken und lehnte sich gegen die Wand. "Naja...man könnte sagen, wir haben das Kriegsbeil begraben", gestand er schließlich. Mit viel gutem Willen konnte man das so ausdrücken.
 

"LABER! Im Ernst?!", stieß Ace begeistert aus und ließ die Karten auf seiner Hand spontan fallen. "WANN?!", verlangte der Sommergesprosste dann überschwänglich zu wissen und strahlte seinen Kumpel an. Endlich! Seit Wochen versuchte er (erfolglos) zwischen seiner Jugendfreundin und dem Griesgram zu vermitteln - und jetzt hatten sie es scheinbar endlich auf die Reihe bekommen!
 

Sanji zog so heftig an seiner Kippe, dass in Bruchteilen von Sekunden knapp zwei Zentimeter seiner Kippe weggequalmt waren. Das sollte doch wohl ein schlechter Scherz sein, oder?! Er und Tashi-Hasi-Mausi? Befreundet? Das ging ja absolut rein gar nicht! Langsam sah er seine so schon geringen Chancen bei seinem Drill Sergeant schwinden.

"Nicht zu fassen...", knurrte der Blonde und pfefferte sein Blatt vor sich auf den Boden.

Seufzend ließ dann auch Lysop die Karten fallen. Machte ja alles keinen Sinn, allein zu spielen.
 

"Vor zwei Stunden...", sagte Zorro und das war auch alles, was er zu sagen hatte.

Sie hatten sich lediglich auf einen Neustart geeinigt - von Freundschaft konnte da noch lange keine Rede sein, dafür hatten sie sich gegenseitig ein bisschen zu sehr zugesetzt. Naja, vor allem hatte er ihr dafür ein bisschen zu sehr zugesetzt. Aber vielleicht hatten sie eine Basis geschaffen, aus der irgendwann mal so etwas wie Freundschaft entstehen könnte. Und das war besser als nichts.
 

Ace strahlte immer noch wie ein Honigkuchenpferd. Dass seine zwei besten Freunde endlich halbwegs miteinander klar kamen, das war wie...Geburtstag und Weihnachten zusammen. Fehlte nur noch Kuchen und der Moment wäre perfekt.
 

Gerade, als Sanji einen seiner eifersüchtigen Hasstiraden seinem besten Freund gegenüber loswerden wollte, klopfte es wieder an der Tür. Vielleicht wieder Roan, der einfach nicht aufgeben wollte. Gut vorstellbar.

"Alter, ich glaub es ist wieder für dich...", erklärte der Koch und unterdrückte vorerst seinen Groll gegen Zorro.
 

Der Grünhaarige machte sich diesmal nicht einmal mehr die Mühe, aufzustehen, geschweige denn die Kippe aus dem Fenster zu werfen. "VERPISS DICH!", brüllte er bloß nachdrücklich. Sollte Roan sich trotzdem nicht verziehen, würde er seinem Vater seinen Stiefel mit voller Macht auf den verletzten Fuß rammen.
 

Die Tür schwang auf und blaue Haare kamen zum Vorschein, dicht gefolgt von einer überdimensionalen Sonnenbrille und Franky's restlichem Gesicht. "Hängt der Haussegen schief?", hakte der Tüftler grinsend nach.

"Ach, du bist's!", stellte Zorro erleichtert fest und winkte Franky hinein. "Setz dich zu uns."
 

Franky winkte nur ab. Er hatte keine Zeit zum Tratschen oder Karten spielen. Er brauchte ein paar kräftige Jungs und genau deswegen war er hier.

"Lass mal, ich bin eigentlich hier, weil ich Hilfe brauche."

Lysops Gesicht hatte sich aufgehellt, sobald der Schrauber das Gesicht in den Raum gesteckt hatte. Egal, wobei er Hilfe brauchte, er war sofort dabei. "Wofür denn?", hakte er dennoch nach. Er war neugierig, wirklich unfassbar neugierig sogar. Je mehr Infos, desto besser!

Franky schob seine Sonnenbrille nach oben und stierte in die Runde. "Ich will die Schießkraft meiner Rammy nochmal testen und brauche ein paar durchgeknallte Männer, die ein paar andere Granatwerfer zum Vergleich abfeuern und die Ziele wieder neu positionieren. Machta mit?"
 

"Klar", kam es unisono von allen Privates.

Solch eine Gelegenheit würde sich keiner von ihnen freiwillig entgehen lassen. Alle Diskussionen, Pokerspiele, Müdigkeit und Muskelkater wurden schlagartig vergessen und die Jungs kamen auf die Beine. Es war selbstverständlich, dass sie Franky helfen würden, und eine Ehrensache, endlich mal was ganz legal in die Luft jagen zu dürfen. Wenn Franky "Durchgeknallt" suchte, war er hier eindeutig an der richtigen Adresse.
 

Der Tüftler grinst breit. Eigentlich hätte er nur drei Wörter gebraucht, Granantenwerfer-Ihr-Jetzt!, und sie hätten wohl auch dann sofort zugestimmt. "Gut, aber ihr macht das, was ich sage, kapiert? Nicht, dass ihr wieder in Versuchung kommt, Scheiße zu bauen."

"Würden wir niemals tun!", versicherte Ace, wofür er prompt von allen Seiten vielsagende Blicke kassierte. "...was?!"
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Zwei Stunden später.
 

Das Granatentestgebiet lag in völliger Dunkelheit, abgesehen von dem spärlichen Licht, dass von der offenen Lagerhalle hinaus schien und zumindest im Umkreis von fünf Metern geringe Sichtverhältnisse schuf.

Zorro wischte sich den Schweiß von der Stirn und nippte an seinem Bier. Es war eine Heidenarbeit gewesen, die verdammten Ziele aufzubauen. Eine kleine Zielscheibe tat es bei einem Granatwerfer eben nicht, da musste schon etwas Solides her, wenn man die Schusskraft einer Rakete testen wollte. Dementsprechend anstrengend war die Angelegenheit auch gewesen.
 

Aber nun standen die Granatwerfer in Reih und Glied und warteten nur noch darauf, abgefeuert zu werden. Bisher war alles erstaunlich glatt gelaufen, wenn man mal davon absah, dass Lysop einer der Granatwerfer beim Tragen aus der Hand gerutscht und auf den Boden gekracht war. Sekundenlang hatten alle den Atem angehalten, aber es explodierte nichts, also schufteten sie weiter.
 

Bis jetzt.

Jetzt hockten sie alle einträchtig nebeneinander auf den verschiedenen Holzkisten, kippten wahlweise Cola oder Bier in sich hinein und warteten auf das Okay von Franky. Denn der spannendste Teil kam ja erst.

Während die Rekruten gespannt warteten, legte Franky die Granatwerfer in Position und peilte akribisch genau die Ziele an. Er war kein guter Schütze, aber er kannte seine Babys besser als jeder andere und konnte daher auch am besten die Flugbahn bemessen.
 

Breit grinsend rieb sich Franky die Hände, als er auf die Jungs zuging. "Alles klar, wollen wir dann?" Sofort erhellten sich die Gesichter seiner Sprösslinge, was nach einem klaren JA aussah. Kurz überlegte er, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, ausgerechnet sie gefragt zu haben. Vielleicht wäre das 3. Panzergrenadierbataillon besser geeignet gewesen.

Allerdings wäre das Bataillon wohl kaum mit so großem Elan an die Sache herangegangen, wie die Jungs aus Leutnant Jenkins Truppe.
 

Vor Vorfreude breit grinsend stellten sich die vier an die Granatwerfer. Kurz blickten sie sich an, dann gab Franky den Startbefehl und sie zündeten nacheinander die Geschosse. Drei Ladungen flogen punktgenau auf ihre aufgestellten Ziele hin und vernichteten sie mit Bravour. Zorro's Granatwerfer verzog gefährlich, das Geschoss schlug die falsche Bahn ein und traf auf eine nahegelegene Wand. Die Explosion war gewaltig. So gewaltig, dass alle fünf Anwesenden von der Druckwelle von ihren Füßen gerissen wurden und im Dreck landeten.
 

Überrascht blinzelte der grünhaarige Private durch Staub und Qualm hindurch. Dann stützte er sich auf die Ellbogen und warf einen Blick auf die Stelle, wo eigentlich eine massive Betonwand zu sehen sein sollte. Nada.

"Das war's mit Waffenstillstand", stellte er halblaut fest und seufzte inbrünstig. Jenkins würde ihn erwürgen. Mit bloßen Händen und viel Elan. Lachend.
 

Franky fuhr sich durch das Gesicht und schob sich dann mit dem breiten Daumen die schmale Sonnenbrille hoch bis zur Stirn, wo das schwarze Gestell nun verharrte. Abwechselnd sah er zwischen Private Lorenor Zorro und der nun nicht mehr existenten Wand hin und her. Er pfiff leise auf. Mit dieser Durchschlagskraft hatte er nicht gerechnet und das, obwohl er diese Meisterwerke erschaffen hatte.

Er stellte sich, wie die anderen auch, wieder auf die Beine und klopfte sich den Staub von den Klamotten, bevor er auf den Grünschopf zutrat, ihn eine seiner großen Pranken auf die Schultern legte und ihm aufmunternd zulächelte. "Mach dir nichts draus, Alter. Ist doch nur 'ne Wand", erklärte der Tüftler.
 

Hinter ihm räusperte sich Lysop, dem der Schock immer noch ins Gesicht gemeißelt war, wurde kreidebleich, nachdem er die pulverisierte wand erblickt hatte. Was hatte dieser Franky nur für eine Monsterwaffe erschaffen? "War das eine tragende Wand?"
 

Franky blinzelte. Erst einmal, dann noch ein weiteres mal und dennoch begriff er nicht, was die Langnase eigentlich von ihm wollte. "Was?", erkundigte er fahrig, woraufhin der Rekrut mit den schwarzen Locken seine Frage wiederholte: "Ob das eine tragende Wand war?"
 

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. Gute Frage! "Keine Ahnung!", meinte er knapp. Kaum hatte er seine Unwissenheit geäußert, krachte das Dach in sich zusammen. Da hatte Lysop die Antwort.
 

Genervt fuhr sich Zorro mit einer Hand durch das Gesicht. Er sprach den Gedanken, der ihm durch den Kopf ging, nicht aus. Musste er auch gar nicht.

"Warum passiert so etwas eigentlich immer dir?", las Sanji seine Gedanken. Er klang aufrichtig interessiert. Zu seinen Gunsten musste man sagen, dass er sich eine Kippe anzündete und ihm auch eine anbot. Resigniert nahm er eine. "Keine Ahnung", murmelte er dumpf zurück und starrte auf das zusammengefallene Dach, dass einen Teil der Lagerhalle unter sich begraben hatte.
 

Immer und immer wieder fuhr sich Franky durch das Gesicht. Er konnte einfach nicht fassen, dass seine Werkstatt nun in Schutt und Asche lag. Naja, zumindest ein Großteil davon. Was sollte er jetzt machen? Seine ganzen höchst wertvollen und zutiefst geliebten Basteleien, begraben unter einem Haufen Schutt. Aber Lorenor Junior konnte und wollte er daraus keinen Strick drehen, warum auch? Keiner von ihnen hatte vorhersehen können, dass das Geschoss so dermaßen verzog. Oder welch furchteinflößende Durchschlagskraft seine modifizierte Rammy 2.0 hatte. Und wenn man ganz genau nach Vorschrift ging, dann war es auch ein bisschen regelwidrig gewesen, die Jungs an die Waffen zu lassen, wo sie gar nicht dazu ausgebildet waren. Zumindest noch nicht.

Dem Einzigen, den der Tüftler einen Strick daraus drehen konnte, war er selbst.
 

Ace war zwar allzeit bereit, seine große Klappe unter Beweis zu stellen, sobald sich ihm eine noch so ungünstige Gelegenheit ergab, aber jetzt hielt selbst er es für sinnvoll, einfach die Schnauze zu halten. Und stattdessen nur vielsagend zu grinsen. Das Chaos war sein Gebiet und nun fühlte er sich mehr als wohl. Danke, Zorro!
 

Voller Mitleid blickte Lysop abwechselnd zwischen Franky und Zorro hin und her. "Kopf hoch, schlimmer kann es nicht mehr werden!", sagte er dann aufmunternd und voller Inbrunst und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn er sich das Dilemma ansah, war es auch wirklich nur schwer vorstellbar.
 

"SOHNEMANN!", zerfetzte dann ein scharfer Ruf die eingetretene Stille. Zorro ließ den Kopf hängen und mahlte gestresst mit dem ganzen Kiefer. Jenkins wäre ihm jetzt tausend Mal lieber gewesen.
 

"Das hättest du jetzt nicht sagen dürfen, Langnase", stellte Sanji trocken fest und sah missmutig Lorenor Roan entgegen, der über das Gelände auf sie zugehumpelt kam. War der Kerl ihnen etwa gefolgt oder nur zufällig grade in der Gegend? Schwer vorstellbar!
 

Breit grinsend bis über beide Backen, trotz Blei im Fuß, hinkte Roan mit seiner Krücke auf die übriggebliebenen drei Viertel der Lagerhalle zu. Nachdem Zorro ihn vor einer knappen Stunde so unsanft die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte, hatte er sich zweierlei eingestanden. Erstens, dass er mit einer Krücke viel schneller vorankam, egal, wie lächerlich es aussah. Und zweitens, dass er wieder einmal das Überraschungsmoment auf seiner Seite haben musste, wenn er mit Zorro reden wollte. Und dem Gesichtsausdruck seines Jungen nach zu urteilen, war ihm das gelungen.

„Junior! Was treibst du denn hier?“, rief er ihm vorsichtig entgegen und tat so, als würde er es selbst für einen merkwürdigen Zufall halten, dass sie sich hier begegneten. Was gar nicht soweit hergeholt war, weil er Cutty Fram schon viel länger kannte als Zorro und dem Tüftler bis heute keinen anständigen Willkommensbesuch abgestattet hatte.
 

Während Lysop und Sanji alle Gesichtszüge entgleisten, kratze Ace das Zusammentreffen von Lorenor Junior und Senior recht wenig. Was sollte jetzt groß passieren? Der Alte war mittlerweile ein Krüppel und er glaubte kaum, dass sie sich jetzt an die Gurgel sprangen, während die Werkstatt damit drohte komplett einzustürzen. Sie hatten nun wirklich größere Sorgen als den schiefhängenden Haussegen der Lorenors. Das schiefhängende Haus, in dem sie standen, zum Beispiel.
 

Was er hier machte? Das Gleiche hätte Zorro seinen Erzeuger auch fragen können. Genervt und nur widerwillig warf er einen Blick zu Roan hinüber. Selbst der Anblick der Gehhilfe konnte ihn nicht aufmuntern. Obwohl...doch, ein bisschen schon.

"...Überstunden", gab er nur genervt zurück, ärgerte sich dann darüber,dass er sich überhaupt zu einer Antwort hinreißen ließ, und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu. Sanji neben ihm verdrehte die Augen. Sehr erwachsen, wirklich.
 

Seufzend akzeptierte Roan, dass Zorro auf bockig geschaltet hatte, und wandte sich dann dem offensichtlichen Dilemma zu. "Franky... deine Werkstatt... ist das Absicht?" Er glaubte, die Antwort auf die Frage zu kennen, konnte sich aber nicht daran hindern, sie zu stellen.
 

Franky winkte ab. "Ja, ich renoviere hier gerade ein bisschen, wollte was Neues ausprobieren...SCHEISSE, WAS GLAUBST DU WOHL?!", flippte der Tüftler aus und hätte sich am liebsten die Haare gerauft. Aber nicht jetzt, heute saßen sie nämlich besonders super.
 

Roan legte den Kopf leicht schief. Mann, die waren heute aber alle empfindlich. Er hob beschwichtigend die Hände in Frankys Richtung und der Blauhaarige wandte sich fluchend ab und stapfte auf den Teil seines Lagers zu, der wie eine Ruine aussah. Wahrscheinlich um zu retten, was zu retten war. Sein Blick wanderte wieder zu seinem Sohn, der sich noch immer weigerte, ihn zur Kenntnis zu nehmen, und er wusste er sollte besser die Klappe halten und gehen und dem Jungen einfach noch ein bisschen Zeit lassen, sich an ihn zu gewöhnen. Und während er das dachte, hörte er sich sagen: „Müsstest du nicht eigentlich auf der Stube sein?“
 

"Ach, leck mich doch", knurrte Zorro mies gelaunt. Immer noch ohne ihn anzusehen.

Lysop versteckte sich indessen so unauffällig wie möglich hinter Sanji's Rücken. Denn die abgefuckte Miene von Lorenor Senior konnte einem durchaus Angst einjagen. Das Zorro sich da noch wagte, ihn zu beleidigen...lebensmüde. Aber das war wohl so eine gestörte Vater-Sohn-Kiste.
 

Sergeant Lorenor Roan schluckte seinen aufsteigenden Wut und die bissigen Kommentare, die ihm auf der Zunge lagen, einfach runter. Er hatte jetzt keine Lust sich mit ihm zu streiten, das würde sie wohl auch nicht enger zusammen schweißen. Er wusste, wann er einfach die Klappe halten und gehen sollte. Im Gegensatz zu früher.

Zur Verabschiedung hob Roan nur kurz seine Hand und kehrte der Truppe den Rücken zu. "Was auch immer, ich bin dann mal wieder weg", warf Senior ein und wollte gerade von dannen humpeln, als Franky ihn zurück hielt.
 

"Hey warte, kannst du noch die Raupe fahren? Ich würde gerne wenigstens den groben Scheiß hier wegschaffen." Mit der alten Kiste hatte er noch nie wirklich gut umgehen können und das wollte er auch nicht. Sein Interesse war rein auf Schusswaffen, Panzer und anderer militärischer Ausrüstung beschränkt, mit so etwas Banalem wie Planierraupen hatte er sich nie eingehender auseinandergesetzt. Jetzt wünschte er sich allerdings, er hätte es doch getan.
 

Wieder deutete Roan auf seinen Fuß und empörte sich. "Lustig, du Witzbold, wie denn? Das Miststück Jenkins hat mir in den Fuß geschossen!"
 

Sanji und Lysop wichen sofort zwei Meter weiter zurück. Den Bick in Zorro's Augen konnte man nur als mörderisch bezeichnen. Also, mörderischer als sonst, wenn Roan in der Nähe war. Warum-auch-immer, aber sobald jemand außer ihm Tashigi Jenkins an die Karre pisste, flogen bei dem Grünhaarigen sämtliche Sicherungen raus. Dieses Freundschaftsding, was die beiden momentan am laufen hatten und das - in Anbetracht der Umstände - wahrscheinlich schon wieder gegessen war, trug vielleicht auch etwas dazu bei. Sicherheitsabstand war auf jeden Fall angebracht.
 

Lorenor Junior ballte beide Fäuste so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. "Alter...!", begann er und konnte sich gar nicht entscheiden, welche Beleidigung er zuerst hintendran hängen sollte. Bevor er eine Wahl treffen konnte, wurde er jedoch abgelenkt.
 

"EY, DU PENNER! WIE REDEST DU ÜBER MEINE BESTE FREUNDIN?!", explodierte Ace. Er fixierte Roan aus wütend blitzenden Augen, den Körper gespannt, jederzeit bereit zum Angriff.

Unbeeindruckt zuckte Roan nur mit den Schultern. War ihm doch egal, ob er mit seiner Bemerkung jemanden auf den Schlips trat, immerhin war es die Wahrheit. 
 

"Wir können uns gerne nochmal darüber unterhalten, sobald dich jemand angeschossen hat, Soldat!", gab der Alte nur gelassen zurück und stützte sich etwas mehr auf die Krücke.
 

Der Schwarzhaarige zog gereizt eine Augenbraue in die Höhe. Das würde er so definitiv nicht auf sich sitzen lassen. Man vergriff sich nicht an seinen Freunden, basta. Es reichte schon, dass er Zorro non stop tyrannisierte, aber der Grünspan konnte sich schon gut selbst verteidigen. Tashigi normalerweise auch, aber sie war ja nicht anwesend.
 

Ace konnte kaum blinzeln, so schnell hatte Zorro sich auf seinen Vater gestürzt. Aber kaum, dass er realisiert hatte, was sein Kumpel da eigentlich tat, eiferte er ihm nach und setzte auf Lorenor Roan zu.
 

"Ach man, ernsthaft?", murmelte Roan leise. Konnte man denn nicht mal seine Meinung sagen, ohne dass die Situation eskalierte? Er wollte nicht kämpfen, aber er würde sich auch ganz bestimmt keine reinhauen lassen. Zorro war noch zwei Schritte von ihm entfernt, da hob er die Krücke und zog dem Jungen die Beine weg. Danach war der Schwarzhaarige an der Reihe, bekam einen Hieb auf den Hals, der ihm die Luft abschnürte und einen Stoß vor die Brust, der ihn zu Fall brachte. Die beiden Schellen mit der Gehilfe an den Kopf waren rein instinktiv, um jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Die Krücke auf die beiden Angreifer gerichtet blieb er stehen. Das Spektakel hatte keine fünf Sekunden gedauert.

Beide Rekruten lagen am Boden und bewegten sich kaum noch. Und während sie sich dumpf über ihre Wehwehchen beschwerten, musterte Roan seine neue Waffe positiv überrascht. "Woah, gar nicht mal so übel...", gestand Senior und benutzte die Krücke wieder als das, wofür es eigentlich konzipiert war. Nämlich als Gehhilfe.
 

Fluchend rieb sich Zorro die Stirn. Seine Finger wurden klebrig und feucht. Eine Platzwunde. Klasse. Und der Gegenangriff war so schnell gekommen, dass er es erst realisiert hatte, als er schon am Boden lag. Sah nicht so aus, als hätte die Kondition vom Alten nachgelassen.

Er ignorierte die Schmerzen und raffte sich auf die Beine. Das war mal ein peinlicher Auftritt gewesen, sie hatten Roan noch nicht einmal berührt.
 

Neben ihm sprang Ace auf die Beine, wischte sich das Blut von der Unterlippe und setzte ohne weitere Umschweife erneut zum Angriff an. Zorro hielt ihn an der Schulter zurück. "Lass gut sein."

"Gut sein?! Das ist eine Frage der Ehre!", empörte sich Ace aufrichtig.

Der Grünhaarige hob skeptisch eine Augenbraue. "Ehre? Zwei gegen Einen?"

"Naja..."
 

Roan schnaufte lautlos. So war das nicht geplant gewesen.

Bevor Zorro und sein Kumpel sich einig darüber wurden, ob ein zweiter Angriff klug war oder nicht, beschloss Roan, zu gehen. Für heute war er oft genug gescheitert, auch wenn er diesen `Kampf' gewonnen hatte. Er kam kaum zehn Meter weit, als Smoker ihm entgegen trabte. Kein Wunder, die Explosion von was-auch-immer war bestimmt weithin zu hören gewesen.

Gerade, als Lorenor Senior zum Sprechen ansetzte, hob Smoker nur angepisst die Hand.

"Lass gut sein, ich kann es mir schon denken...", schnitt der Kettenraucher ihm das Wort ab, bevor er seinen Weg ins (Un)Gewisse fortsetzte.
 

Keine fünf Meter weiter hatte er das Übel gesehen. Und vor dem eigentlichen Übel stand noch das zusätzliche Grauen namens Lorenor Zorro. Der Mann, der innerhalb von wenigen Wochen seine komplette Kaserne mit Leichtigkeit auf den Kopf gestellt hatte. Wenn er nicht gleichzeitig so ein fitter Soldat wäre, hätte er ihn wahrscheinlich schon fünfzehn Mal auf links gekrempelt. Woher er wusste, dass ausgerechnet Privat Grünspan Schuld an der Misere war?! Er roch es mittlerweile aus 100 Metern Entfernung.

"LORENOR, DU KLEINER SCHEISSER! Wie groß bist du?!"
 

Sofort verstummte die halbherzige Diskussion zwischen Zorro und Ace. Für einen Augenblick vergaßen beide ihre Kampfblessuren. Zögernd wandte sich der Grünhaarige dem vor Wut kochenden Captain Smoker zu. Erneut wäre ihm Jenkins lieber gewesen, aber anscheinend interessierte das niemanden.

Weder Ace noch seine anderen Zimmergenossen, die sowieso schon erstaunlich unbeschadet aus der Sache hervorgegangen waren, sagten auch nur einen Ton, geschweige denn, dass sie ihm zur Seite sprangen. Also sah er sich gezwungen zu antworten. "Ein Meter neunundsiebzig, Captain."
 

Zornig paffte Smoker an seiner Zigarre, während er auf die Rekruten wutentbrannt zu stapfte. "EINS NEUNUNDSIEBZIG?! WUSSTE GAR NICHT, DASS MAN SCHEIßE SO HOCH STAPELN KANN. DU VERARSCHST MICH DOCH UM EIN PAAR ZENTIMETER!!", brüllte der weiße Captain, obwohl er mittlerweile nur noch einige wenige Meter von den Soldaten entfernt war. War ihm scheißegal!
 

Genervt wischte sich Zorro das Blut aus den Augenwinkeln und sah an sich hinab, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den schäumenden Captain richtete. "Den Stiefelabsatz hab ich nicht mitgezählt, Sir", gab er ruhig zurück.
 

Mürrisch beugte sich der große Mann zum Soldaten herunter und paffte wieder an seiner Zigarre. Das er diesen Lorenor ins Gesicht pustete war ihm ebenso egal wie die Tatsache, dass er vermutlich der Grund des bevorstehenden Tinnitus der Männer vor ihm sein könnte.

"Das wird ja immer besser...", knurrte Smoker gereizt und unterdrückte den Impuls, seine Zigarre an der breiten Stirn seines Gegenüber auszudrücken. Tatsache war, dass dieses kleine Arschloch seine Kaserne in seine Bestandteile zerlegte und das schmeckte ihn gar nicht. Angepisst sah er zu den anderen rüber, die augenblicklich zu Salzsäulen erstarrten. "Habt ihr ihm bei dem Scheiß geholfen?", bellte er, die Angesprochenen hingegen schüttelten nur eingeschüchtert mit den Köpfen. Smoker zerbiss seine kubanische Zigarre. "ZUNGE VERSCHLUCKT, ODER WAS?! ICH WILL 'NE ANTWORT HÖREN!"
 

"N-NEIN, SIR!", ertönte es dann unisono, was den Captain wieder etwas runter kommen ließ.

"Gut, DANN SEHT ZU, DASS IHR WEG KOMMT!"
 

Kurz blickten sie zu ihrem großmäuligen Zimmerkameraden herüber, der mit den Schultern zuckte. Aus der Nummer kam Zorro ohnehin nicht mehr raus. So ungern sie ihn also auch im Stich ließen, im Grunde waren sie alle drei heilfroh, die Flucht ergreifen zu können. Denn Smoker konnte einem wirklich Angst einjagen.

So schnell und dabei so unauffällig wie möglich zogen sich Sanji, Lysop und Ace aus der Affaire und ließen Zorro mit seinem Ärger alleine. Notfalls war ja noch Franky da, um ihm den Hals zu retten.
 

Stur die Arme vor der Brust verschränkt wartete Lorenor Junior auf die Standpauke, die zweifelsfrei noch kommen würde. Das Gebrüll konnte er gut ertragen, aber er wünschte sich doch, dass Smoker sich damit etwas beeilen könnte. Denn eigentlich wollte er sich nur noch das Blut aus dem Gesicht waschen und schlafen gehen.
 

Hätte Smoker nicht bereits seinen Zigarrenfilter abgebissen, hätte er die Tabakware wohl mit einem schnaubenden Atemzug bis zum geht-nicht-mehr durchgezogen. "DIR GEHT'S WOHL ZU GUT, PRINZESSIN! STRAMM STEHEN, WENN ICH BITTEN DARF!!!", verlangte er lauthals und stellte gedanklich eine alphabetische Liste von Schimpfwörtern auf, die er dem Soldaten gleich an den Kopf werfen wollte.
 

Widerwillig gehorchte Zorro, straffte die Schultern und stand so aufrecht wie nur möglich in der absurden Hoffnung, dass das Theater dann schneller vorbei war. Außerdem stand er schon tief genug in der Scheiße, da musste er nicht noch darin herumplanschen.
 

Captain Smoker war gerade dabei tief Luft für seine Hasstirade zu holen, als Cutty Fram ihm zuvor kam und versuchte, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen.

"Hey Smoky, lass doch gut sein. Er kann da doch überhaupt nichts zu", versuchte er den Jungen noch irgendwie zu retten, aber es war nun mal Smoker, der vor ihm stand. Und der würde ihn so einfach vom Haken lassen, schon gar nicht wegen so etwas Banalem wie Logik.

"DAS IST MIR SOWAS VON VERDAMMT EGAL! UND HÖR AUF MICH SMOKY ZU NENNEN!"
 

Zorro's Mundwinkel zuckten belustigt in die Höhe.
 

Smoker Blick schweifte von Franky wieder zurück zu Lorenor Junior. Als er seine belustigte Miene erblickte, hätte er ihm diese am liebsten aus dem Gesicht getreten. "STECK DIR DEIN DUMMES GRINSEN SONST WO HIN, KLEINER!!"
 

Der Grünhaarige gab sich redlich Mühe, sich das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Wieder ernst salutierte knapp. "Ja, Sir, Captain Smoky, Sir", sagte er. Vielleicht brachte es ihm noch mehr Ärger ein, aber er konnte es sich einfach nicht verkneifen...
 

Es hatte schon so einige Momente gegeben, an denen Captain Smoker die Hutschnur gerissen war. Oft bei Streitereien mit Hina, bei denen er ständig den Kürzeren zog. Oder wegen Soldaten, die ihren Arsch nicht hochbekamen. Oder wegen des nervigen Papierkrams, seiner Steuererklärung, den Wetter, Politikern oder Vorgesetzten. Aber Lorenor Junior setzte dem ganzen mühelos die Krone auf.

Die Gesichtsfarbe des Kettenrauchers änderte sich binnen weniger Sekunden von gebräunt zu scharlachrot. Er ballte seine Hände so heftig zu Fäusten, dass seine Lederhandschuhe knirschende Geräusche von sich gaben. Hätte er diese nicht getragen, hätte man vermutlich sehen können, wie die Fingergelenke weiß hervor stachen.
 

Franky, sichtlich baff über das, was sein kleiner Kumpel vom Stapel gelassen hatte, hielt sich schon mal die Ohren zu, als er bemerkte, das Smoker wieder viel zu tief Luft holte. "Scheiße, jetzt kommt's." Und das waren die letzten verständlichen Worte der nächsten fünf Minuten
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Mittlerweile waren die Jungs wieder in ihrem Kabuff angekommen. Ace seufzte tief. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Zorro seinem Schicksal überlassen musste. Und wenn Smoker ein Teil davon war, würde das kein Zuckerschlecken.

Nachdem der Sommergesprosste seine Spielkarten aus dem Spint gefischt hatte und damit begann, sie zu mischen, hielt er abrupt inne.

"Ey, habt ihr das gerade auch gehört?"
 

Sanji zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Er aschte aus dem offenen Fenster heraus und starrte in die Dunkelheit, als könne er dort irgendetwas erkennen, doch da regte sich nichts. Ace bildete sich offensichtlich wieder mal nur Gespenster ein. "Was meinst du? Da ist nichts...", seufzte er schließlich, glitt von der Fensterbank herunter und ließ sich zu den anderen beiden auf den Boden sinken.
 

"Doch, wirklich. Klang wie eine gnadenlos heftiges Männergegröle und nach etwas, das explodiert ist." Ace war sich ziemlich sicher, dass da eben etwas gewesen war. Er überlegte nochmal kurz, zuckte dann nur knapp mit den Schultern und fuhr mit dem Mischen der Karten fort.
 

"Du hast 'nen Dachschaden", stellte Sanji fest und tippte sich an die Stirn.

Lysop musste dem Blondchen zustimmen. Da war garantiert nichts gewesen, es war totenstill draußen. Klar, es war ja auch mitten in der Nacht, wahrscheinlich waren sie sowieso mit die einzigen, die noch wach waren. "Haha, vielleicht hat Zorro den Captain ja so zur Weißglut getrieben, dass Smoker der Kopf geplatzt ist", witzelte er.
 

Wie auf Kommando sprang die Tür auf und knallte gegen die Wand. Zorro stolperte in einem Irrsinns Tempo ins Zimmer hinein, vollkommen außer Atem, und sah sich rastlos um. "Scheiße, ich muss hier verschwinden!!", stieß er dann mühsam aus und sah sich nach einem Versteck um. War wohl keine optimale Idee gewesen, ausgerechnet in den dritten Stock zu rennen. Hier würde Smoker ihn als erstes suchen. Gedanklich verfluchte er sich für diesen hirnrissigen Einfall, aber der Überlebensinstinkt hatte ungefragt Regie übernommen.
 

Alle drei sahen sichtlich überrascht zu Zorro rüber und trauten sich gar nicht zu fragen. Lysop schüttelte nur den Kopf. "Ich hätte drauf wetten sollen...", murmelte er halblaut und löste sich aus der Starre. Er wollte sich schon mal den sichersten Platz im Zimmer sichern. Durchaus möglich, dass es zu einer Schießerei kam und da wollte er garantiert nicht zwischen die Fronten geraten.
 

Sanji kaute genervt auf dem Filter seiner Zigarette herum. Er konnte nicht fassen, dass Zorro es schon wieder getan hatte. EGAL, was er angestellt hatte, es war wieder passiert. "Junge, kannst du bitte einen Tag keine Scheiße bauen, ich hänge an meinem Leben! Was hast du eigentlich schon wieder angestellt, heh?"
 

"Smoker ist total wahnsinnig geworden! Er hat auf mich geschossen!!!", gab Zorro ohne Umschweife zurück und ignorierte die hartnäckigen Vorwürfe des Blonden. Langsam hatte er die Schnauze entschieden voll, dauernd benutzte jemand seinen Astralkörper als Zielscheibe.

Er trat weiter ins Zimmer hinein und sah sich nach einem potenziellen Fluchtweg um. Wenn Smoker hier rumballerte, blieb ihm wohl nur das Fenster, um seinen Hals zu retten. Mal wieder.
 

"Warum das denn? WAS HAST DU SCHON WIEDER ANGESTELLT?!!", platzte es aus Sanji heraus und er rappelte sich auf die Beine, um dem grünhaarigen Proleten die Leviten zu lesen.

"Ähm...Leute...?", warf Lysop kleinlaut ein und rutschte auf dem Hintern ein Stück zurück, aber zu spät.
 

Zorro ächzte überrascht, als er brutal zu Boden gerissen wurde. Er landete bäuchlings und mit einem hässlichen Klatschen auf dem Boden, sämtliche Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst und irgendjemand bohrte ihm penetrant den Ellbogen in die Wirbelsäule. Der rauchgeschwängerte Atem verriet ihm bereits, wer ihn da voller Elan umgetackled hatte, aber eine Sekunde später riss Smoker seinen Kopf in den Nacken, damit er sich selbst davon überzeugen konnte, dass er total am Arsch war.

Smoker kämpfte sich wieder auf die Beine, das Knie in Zorros Wirbelsäule gedrückt."DU EINS NEUNUNDSIEBZIG GROSSER SCHEISSHAUFEN ENTKOMMST MIR NICHT!", bellte er sauer, packte den Private am Fußgelenk und zerrte diesen nun stinksauer hinter sich her hinaus in den Flur. Er war noch nicht fertig mit ihm.
 

Lysop hatte wie ein kleines Mädchen aufgeschrien, als Smoker seinem Kumpel in den Rücken gefallen war. Ace und Sanji waren ein paar Schritte zurück getreten und wussten gar nicht, was sie tun sollten. Sich mit Smoker anlegen? Niemals!

Ace winkte Zorro kurz hinterher, während der Blonde nur fassungslos daneben stand. "Alter, hat der Captain gerade Zorro getackelt?", hakte Sanji nochmal nach und führte mit zittrigen Fingern die Zigarette zu seinem Mund. Noch bevor er sich den Filter erneut zwischen die Lippen schieben konnte, brüllte Smoker „MACH DIE KIPPE AUS!“ aus dem Flur. Sofort beförderte der Private den Glimmstingel über die Schulter hinweg aus dem Fenster. Der Kerl war doch total durchgeknallt!
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

BUMM.

BUMM.

BUMM BUMM.

BUMM.
 

Zorros Kopf auf den Treppenstufen. Er verbiss sich ein Stöhnen. Smoker hatte sein Fußgelenk in seinem eisernen Griff und schleifte ihn hinter sich her die Treppen hinunter. Er versuchte, mit den Händen seinen Hinterkopf zu schützen, aber leichter gesagt als getan, und außerdem hatte er ein vage Ahnung, wo es hinging und dass der Ärger mit dieser Tortour noch lange nicht ausgestanden war.
 

Der Captain murmelte halblaut Flüche und wüste Beschimpfungen vor sich her, während er mit seinem auserkorenen Opfer durch die ausgestorbenen Gänge wandelte. Wurde Zeit, dass der kleine Mistkerl mal eine richtige Abreibung bekam. Aber das war nicht seine Aufgabe.

Vor Wut immer noch schnaufend bog Smoker um letzte Ecke und in den Gang zu Tashigi Jenkins Zimmer ein. Sein Leutnant musste dringend damit aufhören, Nachsicht mit dem Mooskopf zu haben. Jetzt war der perfekte Zeitpunkt dafür gekommen.

Vor Jenkins Tür hielt er an, ohne Lorenor Junior loszulassen, und hämmerte mit der freien Faust so lange dagegen, bis sie sich öffnete.
 

Second Lieutnant Tashigi Jenkins blieb das ausgiebige Gähnen in der Kehle stecken, als vor ihr Captain Smoker mit finsterer Miene stand. So unglaublich sauer hatte er schon lange nicht mehr ausgesehen.

Noch im Halbschlaf salutierte sie prompt ihrem Vorgesetzten und bemerkte nicht einmal, welche Überraschung ihr Captain da im Schlepptau hatte.

"Oh, guten Abend, Sir!"
 

Smoker schnaubte bloß, schob das Großmaul vor sich und versetzte ihm einen so derben Tritt in den Arsch, dass der Private geradewegs ins Zimmer seines Drill Seargant's rutschte und dort liegen blieb.

Erst dann ließ er sich zu einer Antwort für Jenkins herab - und die fiel nicht sanft aus. "SIEH ZU, DASS DU DAS SACKGESICHT ENDLICH IN DEN GRIFF KRIEGST!", brüllte er nachdrücklich. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stiefelte davon. Sein Job hier war erledigt.
 

Nun wusste Tashigi endgültig: Wenn es mitten in der Nacht an ihrer Tür klopfte, konnte eigentlich nur ein Krieg ausgebrochen sein. Oder aber es ging um Private Lorenor Zorro. Eigentlich war es so vorhersehbar gewesen. Was hatte sie das nicht kommen sehen?
 

Tief aufseufzend rieb sich Jenkins über die müden Augen und wusste nicht, ob sie erst nachhaken, oder gleich rumbrüllen sollte. Ersteres gewann."Was hast du jetzt wieder angestellt?" , fragte sie, obwohl sie sich keineswegs sicher war, dass sie es überhaupt wissen wollte. Aber sie musste schon den Grund kennen, bevor sie ihn zusammen falten konnte. Aber eigentlich wollte sie lieber nicht Bescheid wissen.
 

Zorro, der sich mittlerweile aufgesetzt hatte, rieb sich das gequetschte Fußgelenk, bevor er sich seufzend auf die Beine rappelte und Tashigi's eisigem Blick begegnete.

Abwehrend hob er die Hände vor die Brust. "Die Lagerhalle in die Luft gejagt. Aber es war nicht meine Schuld, ehrlich!", beschwor er.
 

Tashigi Jenkins hatte mit allem gerechnet. Eine Wand durchbrochen, einen Spint aus dem dritten Stock geworfen oder vielleicht hatte nun Smoker Wagen dran glauben müssen. Aber gleich ein ganzes Gebäude zerstört? Lorenor setzte die Latte der Schreckenstaten wirklich ziemlich hoch. 
 

Wie zur Hölle hatte dieser Vollidiot das wieder geschafft? Wie konnte ein einzelner Mann nur so disziplinlos sein? WIESO ZUR HÖLLE MUSSTE AUSGERECHNET SIE WIEDER ALLES AUSBÜGELN UND WURDE ALS UNFÄHIGER LIEUTNANT DARGESTELLT?

Eine unfassbar große Wut stieg in ihr auf. So heftig, dass sie die Schultern ranzog und tief Luft holte.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Ein Stockwerk und ein paar Korridore weiter hielt Private Puma D. Ace wieder inne, spitzte die Ohren und wandte sich an seine Kameraden: "Und? Habt ihr wenigstens das gehört?"

I don't feel like dancing

Kapitel 25: I don't feel like dancing

 

Die Füße auf den Sitz vor sich gelegt saß Puma D. Ace im Bus, in Richtung erholsames Wochenende. Nur war er sich nicht sicher, ob er tatsächlich im richtigen Bus saß, denn Tashigi's Wohnung war nicht ganz so einfach zu finden, wie er gedacht hatte. Seine über alles geliebte beste Freundin hatte ihm einen Stadtplan gegeben und den Weg zu ihr ordentlich auf der Karte vermerkt. An ihr und ihrem Perfektionismus lag es also nicht, dass er einfach partout ihre Wohnung nicht finden konnte. Raschelnd drehte der Soldat die Karte im rechten Winkel. Vielleicht hielt er den Stadtplan einfach nur falsch...?

Mittlerweile waren sie zwei mal umgestiegen, da die Befürchtung, in den falschen Bus eingestiegen zu sein, sich nach zwölf Haltestellen bewahrheitet hatte. Ja, sie... er selbst – und Zorro.

"Hey, willst du vielleicht mal drüber schauen und-...ach, wen frag ich da eigentlich...?", murmelte der Ace leise und glotzte wieder auf die Karte vor sich. So sehr er den Grünhaarigen auch mochte, ihm wäre jetzt jemand mit mehr Orientierungssinn lieber gewesen. Sanji zum Beispiel.

 

Aber Sanji war ja auf dem Weg nach Hause, seinen Stiefvater besuchen.
 

Zorro verdrehte nur genervt die Augen, entriss dem Schwarzhaarigen die Karte und starrte auf die wirren Linien, die sich offenbar völlig unwillkürlich von A nach B zogen. Fest entschlossen, seine Unwissenheit nicht zu zeigen, studierte er den Plan und es hätte genauso gut Chinesisch sein können. Es ergab überhaupt keinen Sinn!
 

Seufzend drehte er das unhandliche Papier eine Weile in die verschiedensten Richtungen und drückte sie dann wieder Ace in die Hand. Die Füße auf den Sitz vor sich gestemmt lehnte er die Stirn ans Fenster und blickte hinaus, während er ungeduldig an seiner Jeans herumzupfte. Zivilkleidung. "Bist du dir wirklich sicher, dass ich erwünscht bin?", hakte er dann zum zehnten Mal nach. Er konnte sich das einfach nicht vorstellen, in seinen Ohren piepte immer noch der Tinnitus, den Smokers und Jenkins Geschrei zu verschulden hatten, und er hatte den ganzen Tag damit verbracht, die Trümmer der Lagerhalle wegzuwuchten. Ja, Jenkins war verdammt sauer gewesen und die gesamte Kaserne hatte es mitbekommen.

 

Ace seufzte tief auf. "Moonpie, langsam gehst du mir auf die Nerven. Tashi hat nichts dagegen, wie oft denn noch? Nimm's einfach hin, Mann!" Wie sollte sie auch etwas dagegen haben, wenn sie nicht einmal Bescheid wusste? Okay, im ersten Moment würde sie vielleicht (definitiv) stinksauer sein, aber sie würde Zorro auf keinen Fall vor die Tür setzen. So war sie einfach nicht.

Und außerdem konnte ihm niemand vorwerfen, er hätte es nicht versucht. Im Gegenteil, er hatte es sogar ernsthaft versucht. Und wenn er resümierte, warum genau seine Versuche auf ein Gespräch mit ihr unter vier Augen immer wieder ins Wasser gefallen waren, fühlte er sich zumindest bestätigt, dass es nicht allein seine Schuld gewesen war.

 

Den ersten Versuch hatte er bereits vor dem Frühstück gestartet. Nach dem morgendlichen Salut vor der Nationalflagge, beim Frühmarsch durch unebenes Gelände. Da Zorro nicht da war, bot sich ihm die perfekte Gelegenheit. Der Grünhaarige war ja damit beschäftigt, das Lagerhaus freizuschaufeln. Mühsam hatte er sein Marschgepäck geschultert und sich vom Ende der Reihe bis nach ganz vorne vorgekämpft, bis er bei Tashigi angekommen war - nur um dann vor lauter Seitenstechen und Keuchen kein einziges, zusammenhängendes Wort mehr hervorzubringen.

Tashi hatte bloß eine Augenbraue hochgezogen und ungeduldig darauf gewartet, dass er endlich mit der Sprache rausrückte, aber sie wartete nicht ewig. Keine Minute, nachdem er sie endlich eingeholt hatte, lenkte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich und sie ließ ihn links liegen.
 

Danach hatte sich erst am späten Vormittag eine zweite Gelegenheit ergeben. Auf dem Weg zu den Duschen erspähte er sie am Ende des Ganges. Mit den Armen wedelnd rannte er auf sie zu, aber bevor er sie erreichte, fiel er Sanji zum Opfer. Der Blonde, gerade mit Packen beschäftigt, sah ihn durch die geöffnete Tür der Stube im Gang vorbeiflitzen und reagierte blitzschnell. Ehe er sich's versah, spürte Ace seinen Fuß im Rücken. "DU PENNER HAST BEIM POKERN GESCHUMMELT!", brüllte der Koch und riss ihn mit sich zu Boden. Als Sanji endlich von ihm abließ, war Tashigi bereits über alle Berge.
 

Die letzte Chance des heutigen Tages hatte er kurz vor dem Mittagessen ergriffen.

"Tashi!", hatte er ihr vor der Kantine nachgerufen und sie dann am Ellbogen gepackt, erleichtert, sie noch mal zu fassen zu kriegen. "Ich muss dich was fragen!"

"Ich hab dir einen Fahrplan und eine Karte gegeben, Ace. Du kommst schon klar, ich hab jetzt keine Zeit", wehrte der Lieutnant ab. Gleichzeitig versuchte sie, seinen Arm abzuschütteln.

Ace schüttelte heftig den Kopf. Noch länger konnte er unmöglich warten, es musste endlich geklärt werden.

Seufzend zuckte Tashigi mit den Schultern. "Gut, dann komm mit", erklärte sie und ging weiter - weg von der Kantine.
 

Die Entscheidung, die er danach traf, erfüllte ihn nicht gerade mit Stolz. Da hatte er mal wieder mehr auf seinen Bauch als auf seinen Verstand gehört. Die Kantine und der herrliche Duft von Sanji's frisch gekochtem Mittagessen zogen ihn wie magisch an. Hektisch blickte er zwischen dem Eingang und Tashigi's Rücken hin- und her. Essen oder Reden? Essen oder Reden? Essen. Oder. Reden?!!

"Ach, verdammt...", hatte er schließlich geseufzt, die letzte Chance vertan und war zum Mittagessen gegangen.

Und er konnte nicht einmal von sich behaupten, dass er es nicht noch einmal genauso machen würde.

 

Versonnen sah Ace über die Karte hinweg an die Rückseite des Sitzes vor ihm. Gut, dann hatte er sich die letzte Chance sie zu fragen durch die Lappen gehen lassen, stolz darauf war er auch nicht. Aber jeder, der Sanjis hausgemachten, warmen Vanillepudding kannte, hätte das Gleiche getan. Verdammt, selbst Tashigi hätte seine Entscheidung verstanden...also, wahrscheinlich.

 

Zorro fixierte seinen hirnverbrannten Kumpel aus den Augenwinkeln misstrauisch.

"Du hast sie gar nicht erst gefragt, oder?"

 

Ace nickte, sagte aber trotzdem "Nope". Irgendwie fühlte es sich falsch an zu nicken, aber das Gegenteil zu sagen. Da versuchte er auch gleich mal anders herum. Also schüttelte er probehalber den Kopf und flüsterte ein leises "Ja". Schräg!

Danach wandte er sich wieder Zorro zu und streichelte ihm höhnisch über die Wange. "Aber keine Sorge, mehr als dir den Kopf abreißen und damit Fußball kann sie auch nicht", spottete der Schwarzhaarige und konzentrierte sich wieder auf die Karte in seinen Händen.

 

Genervt legte Zorro den Kopf in den Nacken. Das konnte ja heiter werden.

Wie erwartet war der Waffenstillstand zwischen Jenkins und ihm passé und sie würde ganz sicher alles andere als erfreut sein, wenn er unangemeldet vor ihrer Tür stand. Falls sie denn überhaupt dahin fänden. "Sieh einfach nur zu, dass wir irgendwann ankommen, sonst sind nachher alle Hotelzimmer ausgebucht...", war das Letzte, was er dazu sagte.

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Es dauerte noch weitere geschlagene zwei Stunden, aber dann standen sie vor der richtigen Haustür.

 

„Alter, da hat dich Jenkins dich voll verarscht“, stellte Zorro fest und verschränkte die Arme missmutig vor der Brust. Hier konnte Jenkins einfach nicht wohnen. Es passte nicht zu ihr. Der Bus hatte sie in einem kleinen, idyllischen Vorstadtviertel rausgelassen, in dem die Grundstücke brav umzäunt waren, der Rasen auf perfekte fünf Millimeter Höhe getrimmt und die Bürgersteige wahrscheinlich ab halb sieben heruntergeklappt wurden. Zorro hätte eines seiner Schwerter darauf verwettet, das vier von fünf Haustüren auch nachts nicht abgeschlossen wurden, so unbekümmert und friedlich wirkte es hier. Er musterte die Hausnummer 42 von oben bis unten, von den grauen Dachziegeln bis zur adretten Fußmatte vor der Haustür und dem erst vor kurzem gestrichenen Gartenzaun. Und hier sollte die Frau wohnen, die gestern noch alles daran gesetzt hatte, sein Trommelfell zum platzen zu bringen? „Sie hat dir die falsche Adresse gegeben.“

 

„Entweder ist es Zufall, das auf der Klingel Jenkins steht, oder wir sind hier richtig“, entgenete Ace völlig unbekümmert und legte seinen Finger auf die Klingel. Zugegeben, er war auch ein wenig überrascht, aber wenn es ihr hier gefiel, würde er nicht daran rumkritteln. „Sieht doch ganz gemütlich aus“, fuhr Ace fort, als sich die Tür auch schon öffnete.

 

„Na, das hat aber gedauert“, stellte Tashigi Jenkins amüsiert fest, noch bevor sie die Tür ganz aufgezogen hatte. „Hast du dich-“

Das Lächeln fror zuerst fassungslos fest, dann wich es ganz aus ihrem Gesicht. Das war doch jetzt ein schlechter Witz, oder?

 

Zorro fuhr sich unangenehm berührt über den Nacken. Sofort bereute er es, nicht direkt wieder umgekehrt zu sein, als er Ace im Bus beim Lügen ertappt hatte. Es war kaum zu übersehen, wie wenig es Jenkins passte, ihn hier in ihrem Vorgarten zu sehen. Ihre gute Laune hatte sich schneller in Luft aufgelöst, als Hiroshima nach dem Abwurf der Atombombe.

 

Jenkins zog ungläubig die Augenbrauen in die Höhe. In ihrem Magen bildete sich ein sperriger Knoten aus Wut und sie schoss Ace einen vernichtenden Blick zu. „Was zum Teufel macht der Idiot denn hier?!“, zischte sie ihn an, ohne Zorro ganz aus den Augen zu lassen. Seine Anwesenheit war ihr nicht nur unangenehm, sondern vor allem lästig. Sollte sie das ganze Wochenende gute Miene zum bösen Spiel machen? Nachdem Lorenor gestern erst das Lagerhaus in Schutt und Asche gelegt hatte?!

 

„Der ist mir einfach nachgelaufen“, entgegnete zu ihrer Überraschung Zorro, obwohl die Frage ganz klar an Ace gerichtet gewesen war. Toll, jetzt versuchte er auch noch witzig zu sein. Das ihre Mundwinkel nicht einmal ansatzweise zuckten und ihr Blick beinahe den Springbrunnen der Nachbarn zum Gefrieren brachte, schüchterte den jungen Soldaten jedoch keineswegs ein. Während Ace unangenehm berührt von einem Fuß auf den anderen trat uns sich eine Ausrede überlegte, die er ihr auftischen konnte, drängte Zorro sich rücksichtslos an ihr vorbei ins Haus. „Darf ich mal?“, murmelte er, ohne eine Antwort abzuwarten oder ihr dabei in die Augen zu sehen. „Wo ist denn die Toilette?“

 

Entgeistert starrte Tashigi ihn an. Kurzeitig vergaß sie, wie man Worte bildete. „Flur lang, letzte Tür rechts“, fauchte sie dann knapp und drehte sich zurück zu Ace, der immer noch versuchte ihrem anklagenden Blick auszuweichen. Aber nicht mir ihr. „Warum tust du mir das an, Ace?“, verlangte sie zu wissen und selbst in ihren Ohren klang sie ziemlich jämmerlich in diesem Moment. Warum ausgerechnet Lorenor?

 

Ace zuckte verlegen mit den Schultern. „Ich hab wirklich versucht, dich vorher zu fragen, aber du hast mich dauernd abgwimmelt. Und was sollte ich machen? Ihm seinem Vater ausliefern?“, erklärte Ace möglichst leise, damit Zorro sie nicht hören konnte. Tashigi konnte nicht fassen, das Ace tatsächlich so dreist war, die Lorenor-Roan-Karte auszuspielen und sie damit Schach Matt zu setzen. Das war unfair. Sie dachte an das Versprechen, dass sie Zorro gegeben hatte, und fühlte sich trotz ihrer Wut und seiner Unhöflichkeit daran gebunden. Zumindest konnte sie ihn nun nicht einfach vor die Tür setzen, so wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte. Widerwillig trat sie einen Schritt bei Seite, und als Ace an ihr vorbei in den Flur kommen wollte, drückte sie ihm nachdrücklich den Finger in die Brust. „Aber dass das ja nicht zum Standard wird, klar?!“

 

„Keine Sorge“, ertönte es hinter hier. Sie wirbelte herum und sah Lorenor aus der Küche kommen. Wahrscheinlich hatte er sich wieder einmal verlaufen und hatte alles mit angehört. Stumm deutete Tashigi auf die Tür zum Badezimmer und zu seinem Glück sagte Zorro keinen Ton mehr und verschwand darin. Frustriert ließ Tashigi den Kopf hängen und fühlte sich plötzlich völlig erschöpft. So hatte sie sich das Wochenende nicht vorgestellt.

 

Kaum, dass er hinter sich abgeschlossen hatte, atmete Zorro durch. Kurz war er irritiert, nicht – wie in den vergangenen Wochen – im Gemeinschaftsbadezimmer der Kaserne gelandet zu sein. Das hier war so ungefähr das komplette Gegenteil davon. Wände und Boden waren weiß gekachelt und schimmelfrei, links von ihm eine Dusche, daneben eine Badewanne, in deren Keramik man sich spiegeln konnte. Auf dem Boden lagen weiche Teppiche aus und am Regal über den Waschbecken reihten sich verschiedene Tuben und Verpackungen. Der Klodeckel war heruntergeklappt. Er verwarf die gedankliche Frage, ob Pinkeln im Stehen wohl genehmigt war – er hatte schon genug Ärger mit Jenkins.

 

Er setzte sich mit heruntergelassenen Hosen und während er sich erleichterte, ließ er seinen Zimmer weiter durch das saubere, aufgeräumte Badezimmer schweifen. Daran könnte er sich glatt gewöhnen. Allein für die Gelegenheit, nach langem wieder mal alleine duschen zu können, hoffte er, dass Jenkins ihn nicht wieder hochkant rauswarf. Sein Blick blieb an einem Buch hängen, das aufgeschlagen auf dem Badewannenrand lag. Er grinste. Dass Jenkins eine war, die auf dem Pott Bücher las, hätte er nicht gedacht.

Neugierig griff er danach und warf einen Blick auf den Umschlag, aber der war in braunes Packpapier eingeschlagen. Er schlug wahllos eine Seite auf, las er ein paar Zeilen - und brach in schallendes Gelächter aus.

 

Im Flur versuchte Ace gerade erneut, sich bei Tashigi zu entschuldigen, als sie Zorro lachen hörten. Er verstummte mitten im Satz, Tashigi stutzte und blickte beunruhigt in Richtung Badezimmer. Was war denn bitteschön auf Toilette so witzig, dass-

 

Tashigi errötete bis zum Haaransatz, kaum das sie die Frage zu Ende gedacht hatte. Fieberhaft überlegte sie, wo sie das Buch zum letzten Mal in den Händen gehalten hatte. Hatte sie es nach dem Bad einfach dort drinnen liegen lassen? Bitte nicht.

 

Die unausgesprochene Frage beantwortete sich von selbst, als ein feixender und plötzlich wieder ausgesprochen gut gelaunter Lorenor Zorro aus ihrem Badezimmer trat. Das Buch hielt er in der Hand, hoch oben, sodass es völlig außerhalb Jenkins Reichweite war. Er legte den Kopf in den Nacken und zitierte aus den Zeilen: "Cindy stöhnte lustvoll auf, als er seine Hüften gegen ihr Becken rieb. Sie spürte die gewaltige Ausbuchtung in seiner Hose. Ihre Erregung wuchs im gleichen Maße wie sein Glied und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er es in ihr versenkte und sie ausfüllte..."

 

Ein Loch im Boden. Das war es, was Tashigi sich in dieser Sekunde am sehnlichsten wünschte. Entweder das, oder eine Kettensäge, mit der sie Lorenor in seine Einzelteile zerlegen konnte. Neben ihr schaffte Ace es nicht, sein Kichern zu unterdrücken. Sanft stieß er ihr den Ellbogen in die Seite. „Ernsthaft, Tashi? Sowas liest du immer noch?“

 

Das riss sie aus ihrer Starre. Sie legte ihre ohnehin vor Scham beschlagene Brille auf der Kommode ab, sprang auf Lorenor zu und versuchte, ihm den Roman aus der Hand zu reißen. Vergeblich, selbst wenn sie hochhüpfte griff sie bloß ins Leere. Sie verfluchte sich dafür, dass sie so kurz geraten war, aber vor allem Lorenor, das Ekelpaket mit der viel zu großen Klappe. Er konnte es sich einfach nicht verkneifen, sich über sie lustig zu machen...in ihren eigenen vier Wänden...in die er noch nicht einmal eingeladen worden war! „Das ist nicht witzig, du Idiot. GIB'S ZURÜCK!“

 

„Ich denk ja gar nicht dran“, gab Zorro zurück und schlug eine andere Stelle auf. "Er drehte sie herum, seine Hände waren fordernd und zärtlich zugleich. Sie wollte, dass er sie nahm, hier und jetzt. Es war ihr egal, ob jemand sie erwischte, im Gegenteil, die Möglichkeit machte es noch spannender. Hier im Kopierraum - im Kopierraum...!", wiederholte er und brachte vor Belustigung kein weiteres Wort mehr hervor. Im selben Moment hatte Tashigi genug von dieser Erniedrigung und rammte ihm die Faust in den Magen, bevor er sich dazu entscheiden konnte, seine kleine Lesung fortzuführen.
 

Zorro klappte vornüber zusammen und überließ Jenkins fast kampflos den Roman. Eine Hand auf den Bauch gepresst ließ er sich vorsichtig an der Wand herunter gleiten. Das hatte vielleicht seine Chancen auf eine Unterkunft geschmälert, aber er hatte es einfach tun müssen. Die Gelegenheit hätte sich ihm nie wieder geboten. Er jappste nach Luft, teils weil der Schlag echt heftig gewesen war, teils weil er trotz Schmerzen immer noch Lachen musste und einfach nichts dagegen tun konnte.

 

„Arschloch“, zischte Jenkins, klappte das Buch zu und warf Ace einen vorwurfsvollen Blick zu. Lorenor war noch keine fünf Minuten in ihrem behaglichen Heim und schon musste sie handgreiflich werden. So viel zu 'Schau mal, ich hab Lorenor mitgebracht'.

 

Ace grinste sie bloß an. „Es ist wirklich ziemlich witzig“, unterstützte er seinen Freund, dann kickte er sich endlich die Schuhe von den Füßen und warf seinen Armyrucksack zumindest in die Nähe der Garderobe. „Ich hab voll Hunger. Hast du was gekocht?“

 

Fassungslos starrte Tashigi ihn an, dann machte sie auf dem Absatz kehrt in Richtung Küche. Was hatte sie sich da bloß wieder eingebrockt?

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Tashigi kochte. Ein wenig vor Wut, aber vor allem ein zusammengeschustertes Abendessen, und irgendwie machte sie das auch wütend. Es gab Nudel-Schinken-Auflauf, was simpel und besser klang, als es war. Sie konnte einfach nicht kochen, selbst Wasser brannte bei ihr an, aber nachdem sie ihrem Gast und dem unerwünschten Idioten aufgetischt hatte, war zumindest ihre Wut auf Lorenor ein wenig verraucht. Ein voller Magen stimmte milde. Zwar waren die Nudel noch etwas knusprig und sie würde für das Mahl höchstens den Orden für die krebserregensten Käseschicht aller Zeiten gewinnen, aber die Auflaufform war trotzdem leer, also konnte es so schlimm nicht gewesen sein.

 

Pappsatt schob sie ihren Teller bei Seite und Ace griff über den Tisch hinweg nach den drei Nudeln, die noch darauf herumlagen. Es knirschte laut, als er hineinbiss. Tashigi verzog das Gesicht. „Entschuldigt, Jungs, ich kann einfach nicht kochen. Ich hoffe, ihr seid wenigstens satt geworden.“

 

Ace winkte ab, während er sich einen Rest aus den Zähnen puhlte. „Ach, mach dir keinen Kopf. Du konntest noch nie kochen – du bist entschuldigt. Aber Hunger hätte ich immer noch.“

Tashigi war erstaunt, aber eigentlich nicht überrascht. „Wieso frag ich auch so blöd?“

 

Zorro, froh überhaupt etwas abbekommen zu haben nach seiner kleinen Lesung und Ace's rasantem Tempo beim Schlingen, verdrehte nur die Augen. Klar, dass der Vielfraß noch nicht satt war, das hätte auch an ein Wunder gegrenzt und an Wunder glaubte er nicht. Aber der Auflauf war, obwohl ungewöhnlich knusprig, immer noch besser, als das Essen in der Kaserne. Jedenfalls bevor Sanji das Ruder in die Hand genommen hatte.

Allerdings hatten Jenkins und Ace eine Spur der Verwüstung in der Küche hinterlassen. Und weil Ace seine Klappe nicht einmal beim Kauen geschlossen halten konnte, sah der Esstisch auch nicht viel appetitlicher aus. Kommentarlos stapelte er die leeren Teller aufeinander und brachte sie in die Küche, ohne auf dem Weg auf lose herumliegenden Nudeln auszurutschen. Dann stellte er sie in die Spüle und ließ heißes Wasser ein.

 

Sowohl Tashigi als auch Ace verstummten abrupt in ihrem Redeschwall. Erst starrten sie sich selbst ungläubig an, dann Zorro, dann wechselten sie untereinander fragende Blicke. Tashigi war verwirrt. Passierte das gerade wirklich? „Lorenor, das ist doch glatt das erste Mal, dass du dich ohne Gemotze nützlich machst“, sagte sie und klang dabei stolzer, als sie bereit war zuzugeben.

 

„Das zweite Mal“, berichtigte Ace sie mit erhobenem Zeigefinger. „Immerhin hat er Tanner ohne zu Zögern eins über den Kopf gezogen.“ Das ließ Tashigi schmunzelnd gelten.
 

„Ja, danke, Arschloch, fall mir noch in den Rücken“, warf Zorro aus der Küche heraus ein und schubste die Auflaufform ins heiße Wasser. Während Ace leise kicherte, malte Tashigi auf der Tischplatte unsichtbare Muster. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Lorenor. Er war während dem gesamten Essen auffällig schweigsam gewesen und selbst ein Idiot mit dem IQ eines Reiskorns konnte sehen, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Entweder lag ihr das halbgare Essen schwer im Magen oder sie bekam ein schlechtes Gewissen. Seufzend tippte sie auf Letzteres. Sie hatte ihm schließlich vom ersten Augenblick an vorbuchstabiert, wie unerwünscht er hier war. Jetzt, im Nachhinein, fand sie das allerdings gar nicht mehr so schlimm. Es war schön, Gesellschaft zu haben, ein wenig Leben in dem Haus, das für sie alleine eigentlich viel zu groß war. Sie gab sich selbst einen Ruck, schluckte ihren Stolz hinunter und raffte sich vom Stuhl auf. Auf dem Weg zur Spüle griff sie sich ein Handtuch von der Arbeitsplatte, stellte sich neben Lorenor und trocknete ab.

 

Zorro sah kurz zu ihr herüber, ließ sich seine Verblüffung aber nicht anmerken. Dann richtete er seinen Blick wieder auf den Schaum im Wasser, fischte Teller und Besteck heraus und wischte sie sauber. Das ganze hatte fast etwas Alltägliches, Friedliches. Er verfolgte den Gedanken nicht weiter, aber er fühlte sich zumindest wohler als noch fünf Minuten vorher und entspannte sich ein wenig.

 

Ace schlenderte hinein, lehnte sich rücklings gegen die Arbeitsplatte und stieß sich dann mit den Händen daran hinauf, bis er gemütlich saß. Für ein paar Sekunden blickte er grinsend zu Tashigi und Zorro, die wie ein altes Ehepaar gemeinsam den Abwasch erledigten. Ging doch.

"Was machen wir denn heute Abend?", warf er die Frage in den Raum, als ihm das Schweigen langweilte.

 

Schulterzuckend trat Tashigi mit ein paar Gabeln in der Hand auf ihn zu. „Beine weg“, forderte sie, weil Ace die Besteckschublade blockierte, und gutmütig rutschte Ace ein Stück bei Seite und beförderte dabei ihren Toaster auf den Boden. „Gibt's hier irgendwo 'ne Disko?“, fragte er, anstatt das Küchengerät wieder aufzuheben. „Dann können wir was trinken gehen, Musik hören, tanzen, hübsche Mädchen aufreißen-“

„Du gehst mir jetzt schon auf die Nerven“, unterbrach Zorro den aufgeregten Redeschwall seines Kumpels. „Heb den Toaster wieder auf. Und dann hol' dir 'nen Besen und mach dich gefälligst nützlich.“

 

Salutierend sprang Ace von der Arbeitsplatte herunter. „Jawohl, Sir!“, entgegnete er schmunzelnd, ließ den Toaster trotzdem liegen und flitzte aus der Küche hinaus. Entsetzt sah Tashigi zu Zorro hinüber. Was redete Lorenor da für wirres Zeug? Ace und Aufräumen war eine genauso explosive Mischung wie ein Pulverfass und eine Schachtel Streichhölzer. „Weißt du eigentlich, was du damit angerichtet hast?“

 

"Was denn?", brummte Zorro, die Arme bis zu den Ellbogen im Spülwasser versenkt. Erst, als er ihre aufrichtig schockierten Blick bemerkte, ging ihm auf, was er da so leichtfertig angeordnet hatte. Er warf einen skeptischen Blick über seine Schulter, Ace hinterher.

"UND BAU KEINEN MIST!", setzte er ein wenig verspätet nach, denn im nächsten Moment klirrte es verdächtig.

 

"'Tschuldige Tashi! Ich glaub ich hab deine Vase kaputt gemacht!", rief der Schwarzhaarige vom Wohnzimmer in die Küche. Am liebsten hätte Tashigi das Messer, das sie gerade abtrocknete, in Ace' Oberschenkel gerammt. Das durfte doch alles nicht wahr sein. "Halt. Ihn. Auf!", befahl Tashigi mit beinahe bettelndem Unterton. Sie wollte keine verwüstete Wohnung, sie mochte ihr Behausung so, wie sie war. 10 000 Kreuze im Kalender, wenn dieses Wochenende vorbei war. Zwei von der Sorte konnte sie unmöglich gleichzeitig überwachen, aber wenn Lorenor Ace überwachte, konnte sie diese Schlacht vielleicht doch noch gewinnen.

 

Der Grünhaarige seufzte geschlagen. "Jawohl, Searge", salutierte er dann spöttisch, hinterließ dabei eine Schaumspur auf seiner Stirn und wandte sich herum, um dem Unfug ein Ende zu setzen.

Die Hände wischte er sich an der Jeans ab, während er herüber ins Wohnzimmer schlenderte, wo Ace mit dem Besen Luftgitarre spielte. Vollkommen in ein besonders kompliziertes Solo vertieft drehte er sich unaufhaltsam im Kreis und slammte, was der Besen hergab. Dass er dabei alles im Umkreis von zwei Metern von den Regalen fegte, bekam er gar nicht mit.

Zorro kümmerte sich nicht großartig um die Kerzenständer, Bücher und andere unzerbrechliche Gegenstände, die auf den Boden prasselten, aber als eine große, gläserne Skulptur zu Boden segelte, sah er sich gezwungen zu handeln. Mit einem olympiareifen Hechtsprung warf er sich zu Boden und bekam die Skulptur Zentimeter, bevor sie aufschlug, mit den Fingerspitzen zu fassen. Kaum hatte er das, was vermutlich Kunst sein sollte, bei Seite und somit in Sicherheit gebracht, rappelte er sich wieder auf und entriss Ace den Besen. "Schluss damit!", ermahnte er streng und deutete auf das Chaos.

 

„Aber ich war gerade so gut darin!“, jammerte Ace und wollte noch weitere Argumente hervorbringen, aber Zorro stopfte ihm die Borsten in den Mund und brachte ihn effektiv und eklig zum Schweigen. Dabei hatte er ihm gerade anbieten wollen, als Drummer in seine Band einzusteigen und das imaginäre Schlagzeug zu rocken. Tja, das konnte er nun vergessen.

 

Als Zorro den Besen endlich aus seinem Mund entfernte, kratzte sich Ace die Flusen mit den Fingern von der Zunge. Tashigi lehnte ganz in der Nähe an einem Regal und verschränkte missmutig die Arme. „Und ich hatte tatsächlich ein Problem damit, das Lorenor hier aufkreuzt“, brummte sie und blickte Ace düster an. „Dabei bist du die größere Bedrohung.“

 

Zorro schmunzelte amüsiert. Es wunderte ihn ein wenig, das Jenkins so überrascht war, dassAce die Wohnung in Schutt und Asche legte. Das war nichts Neues. Und normalerweise zog der Schwarzhaarige ihn sofort mit hinein in solche Situationen. Aber ihm glaubte ja niemand.

Auch jetzt sah Ace empört aus. "Was hab ich denn gemacht?", verlangte er zu wissen und als sein Blick auf die Scherben und das Chaos viel, winkte er bloß entrüstet ab. "Ach, das..."

 

Jenkins fuhr sich durch ihr angespanntes Gesicht. "'Ach das'?! Du tickst doch nicht mehr richtig...", murmelte sie leise, griff nach dem Besen, den Lorenor immer noch in Händen hielt und rammte den Besenstiel in die Rippen ihres Freundes. "Ab sofort lässt du die Finger von meinen Sachen, es sei denn ich erlaube es dir, verstanden?"

Ace krümmte sich vor Schmerzen, ächzte leise, als er sich an die Rippen fasste. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn eine davon nun gebrochen wäre. Trotzdem konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. "Und mit 'Sachen' meinst du...?"

"Alles!"

"Also muss ich dich ab sofort immer fragen, wenn ich irgendwas anpacke?"

"Richtig"

"Auch, wenn ich mal ganz dringend wo hin muss?"

"Auch richtig"

"Und wenn die Bude in Flammen steht und ich an Fenster und Türen oder sogar einen Feuerlöscher anfassen will?"

"Dazu wird's nicht kommen. Solange du nämlich nichts anfasst, wird auch kein Feuer ausbrechen."

Es war zum Kotzen! Diese Frau sollte mal einer verstehen. Schockiert wandte er sich zu Zorro um. "Sag mal was dazu!"

 

Zorro lehnte mit verschränkten Armen an der nächsten Wand und zog bloß eine Augenbraue hoch. Erwartete Ace tatsächlich, dass er jetzt Widerspruch gegen die Sanktionen einlegte?

"Sie hat vollkommen Recht. Du bist eine wandelnde Katastrophe", sagte er schließlich. Ich muss es ja wissen, fügte er gedanklich hinzu.

 

"Du bist nicht sehr viel besser, Lorenor!", versicherte Tashigi ihm postwendend. Aber dabei konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ein klitzekleines.

 

Jetzt, wo Ace sich sicher war, dass Tashigi ihm keine mehr reinhauen würde und weil Zorro es ihm so überdeutlich mit Blicken zu verstehen gab, bückte er sich nach ein paar Büchern, die er zu Boden geworfen hatte. Er stellte sie zurück in die Regale, las noch ein paar weitere Gegenstände auf und wagte sich dann wieder einen Schritt vor. „Was ist denn jetzt mit Feiern gehen?“

 

Tashigi blies sich genervt eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Da musste sie nicht lange überlegen. „Nein.“

„Bitte!“

„Nein, Ace“, stellte sie nachdrücklich klar.

„Lasst uns Feiern gehen!“, flehte der Schwarzhaarige. Er durfte hier schließlich ganz offiziell nichts mehr anfassen – das würde ihm sehr schnell sehr langweilig werden. Eigentlich war ihm das Aufräumen schon zu langweilig, und weil er sowieso nicht mehr wusste, wie die Dinge vor seiner Rock'n'Roll-Einlage gestanden hatten, ließ er es gleich ganz bleiben.

 

„Nein!“, pampte Tashigi ihn an, weigerte sich, sich Ace' Unsinn weiter anzuhören, und marschierte zurück in die Küche. Der Schwarzhaarige klebte ihr dabei förmlich am Arsch, und während sie die letzten Geschirrteile spülte, löcherte Ace sie immer wieder mit der alles entscheidenden Frage: „Gehen wir feiern?“

 

Er versuchte, sie mürbe zu machen. Und das gelang ihm ganz aufgezeichnet. Tashigi schrubbte die Auflaufform energischer mit dem Stahlschwamm, als es nötig gewesen wäre. Aber ungeachtet der Tatsache, dass sie ihm schon gar keine Antwort mehr gab, fragte Ace immer weiter. In Endlosschleife. In einer enervierenden, absolut unerträglichen Endlosschleife. Genervt griff Tashigi unter Wasser nach dem Messer, zerrte es hinaus und richtete es auf Ace' Brustkorb. „NEIN, ACE.“

 

Enttäuscht legte Ace den Kopf schief und blickte zu Zorro, der mittlerweile am Kühlschrank lehnte. „Zorro, sag doch auch mal was.“

„Ich misch mich da nicht ein“, gab der Grünhaarige postwendend zurück, kam seinem Kumpel aber soweit zur Hilfe, dass er Tashigi das Messer aus der Hand nahm. Wutschnaubend stürmte Tashigi aus der Küche hinaus.

 

Ace grinste kurz, dann lief er ihr nach.

 

Zorro seufzte.

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Fünfhundertzweiundsechszig Mal. Zorro hatte mitgezählt. So oft hatte Ace in den vergangenen anderthalb Stunden gefragt: „Gehen wir feiern?“. Eins musste man ihm lassen, wenn er wollte, dann konnte Ace unheimlich zielstrebig und ausdauernd sein. Aber wenn Zorro diese Worte noch ein einziges Mal würde hören müssen, konnte er für nichts mehr garantieren.

 

Hilfesuchend blickte er zu Tashigi hinüber. Sie saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und presste sich Kissen auf jedes Ohr, ohne dass das Ace' Worte ausgeblendet hätte. Es sah ein bisschen so aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Zorro konnte das gut nachvollziehen.

 

Ace klappte gerade den Mund auf, um die nervigsten drei Worte der Welt zum fünfhundertdreiundsechsigsten Mal auszusprechen, da riss Zorro der Geduldsfaden. „Mach, das er aufhört!“, schnappte Zorro gereizt an Jenkins gewand. „Du bist die Einzige, die diesen Terror stoppen kann!“

 

„Ich verhandle nicht mit Terroristen!“, gab Tashigi nicht weniger gereizt zurück. Sie traute sich nicht, die Kissen abzulegen aus Angst, dass ihr schon Blut aus den Ohren lief.

 

„Mach was, oder dein Teppich wird sehr, sehr blutig!“, drohte Zorro nachdrücklich. Tashigi verzog das Gesicht. Sie mochte ihren Teppich. Er war so weich.

 

Ace, der den Wortwechsel gebannt verfolgt hatte, sah seine Chance zum Sieg. Alles oder nichts. „Gehen wir-“

 

Zorro war schon halb auf den Beinen und hatte die Faust geballt, als Tashigi sich dazu gezwungen sah, „Ja!“, zu brüllen. Ace verstummte sofort, Zorro verharrte mitten im Angriff und Tashigi ließ, vollkommen erledigt von diesem Psychoterror, die Kissen fallen und ließ sich in die Couch zurück sinken.

 

Ace klatschte erfreut in die Hände. „Schön, dass ihr meinem Vorschlag einstimmig zustimmt. Wann geht’s los?“

 

 

Party Hard

Kapitel 27: Party hard
 

"Wann sind wir endlich da?"
 

Sie saßen seit gerade mal zwei Minuten in dem Bus Richtung Innenstadt und Lorenor Zorro war jetzt schon kurz davor, Ace' Kopf frontal gegen die Fensterscheibe zu rammen. Tashigi saß ihnen schräg gegenüber und rutschte unbehaglich auf ihrem Sitz herum. Sie versuchte, eine Sitzposition zu finden, in der weder ihre hautenge Jeans zwickte, noch das tief ausgeschnittene Top allzu viel von ihrem Dekolleté offenbarte. Nie wieder würde sie Ace ihre Kleidung aussuchen lassen.
 

"Wann sind wir endlich da?"
 

Drei Minuten, und Tashigi Jenkins war kurz davorm, ihrem Jugendfreund gnadenlos in den Magen zu boxen. Sein Zwang, Sätze in Endlosschleife zu widerholen, stimmte sie aggressiv. "Ich weiß es nicht, Ace", zischte sie beherrscht.
 

Ace seufzte theatralisch und strich sich eine perfekt geschwungene Haarsträhne aus dem Gesicht. Nachdem er Tashigis Kleiderschrank durchwühlt, ein heilloses Chaos angerichtet und seine Freundin partygirlmäßig aufgestylt hatte, hatte er eine Dreiviertelstunde damit zu gebracht, sein Haar so kunstvoll zu frisieren, dass es aussah, als wäre er gerade erst aus dem Bett gefallen. Er war so war von in Feierlaune! Ungeduldig wippte er mit dem Fuß auf- und ab.
 

"Solange kann das doch nicht dauern", schnaubte er schließlich.
 

Fünf Minuten, und Zorro war drauf und dran, Ace' wippenden Fuß einfach abzuhacken. Tashigi sah einfach nur entnervt aus. "Ich. Weiß. Es. Nicht. Und ich kenne auch keinen einzigen Club in der Stadt, also mach dir bloß nicht zu viele Hoffnungen." Sie selbst hoffte insgeheim darauf, dass sie schnell wieder zu Hause wären. Vielleicht, wenn Ace sich in der Menge abgesetzt hatte?
 

"Die Party ist da, wo Ace ist", bestimmte Ace selbstbewusst.
 

"Dann ist das die beschissenste Party Allerzeiten, Ace", brummte Zorro düster und trat seinem Kumpanen heftig auf den Fuß.
 

Ace schrie übertrieben laut auf. Zorro zuckte zurück in den Sitz, Tashigi vollkommen zusammen. Sämtliche Fahrgäste – zugegebenermaßen waren es nicht viele – drehten sich irritiert herum. Selbst der Busfahrer legte erschrocken eine Vollbremsung ein, die sie alle heftig herumschaukeln ließ.
 

"So fest hab ich nun auch nicht getreten", stieß Zorro nach einer Schrecksekunde aus. Aber Ace sah gar nicht so aus, als hätte er Schmerzen. Er schaute verzückt durch die Fensterscheibe und deutete auf ein vages Funkeln im Hintergrund. "Club!", hauchte er verzückt.
 

Entgeistert wechselten Tashigi und Zorro einen Blick. Sein Ernst?
 

Sein vollkommener Ernst. Grinsend sprang Ace auf die Füße und winkte dem Busfahrer mit einem strahlenden Lächeln. "Wir wollen hier raus! Ist doch kein Problem, oder, Bro?"
 

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Drill Seargant Tashigi Jenkins konnte mit vielerlei möglichen und unmöglichen Situationen umgehen... solange es die verdammte Army betraf. Aber das, was in diesem Club abging, war jenseits von Gut und Böse. So viele Menschen, die nicht in einer Reihe standen... damit konnte sie einfach Nichts anfangen.

"Verdammt, was mache ich eigentlich hier?", sagte sie überfordert und schüttelte den Kopf. Das war nicht ihre Welt, hier hatte sie nichts verloren. Sie brauchte Camouflage und Lederboots und Ärsche, in die sie hineintreten konnte. Nicht diese unpraktischen Schicki Micki High Heels, mit denen man sich fast die Beine brach und in Gullideckeln hängen blieb.
 

"Also, ich weiß ja nicht, was du machst, aber ich hole mir erst mal ein Bier!", stellte Zorro fest und deutete auf die Bar, die zwanzig Meter weiter lag und von Menschen umzingelt war. Der Abend nahm vielleicht nicht den Verlauf, den er sich vorgestellt hatte, aber hey: Roan war nicht hier, die Musik war so laut, das man Ace nicht mehr hören konnte, und es gab Alkohol. Er würde schon klar kommen.
 

Ace hatte es ohnehin für ein paar Sekunden die Sprache verschlagen. Er sah sich mit riesigen Augen in dem Raum um. "ZIVILISATIOOOON!", stieß er jubelnd aus und strahlte mit den bunt blinkenden Flashlights um die Wette. Endlich! Tanzende, verschwitzte Menschen, die sich auf der Tanzfläche aneinander schmiegten. Heiße Weiber, zweitklassige Kerle, gute Drinks mit guten Freunden - alles, was er sich von diesem Wochenende erwünscht hatte, schien sich zu erfüllen. Gott hatte ihm heute höchstpersönlich den Arsch geküsst!
 

Jenkins verschränkte nur spöttisch die Arme vor der Brust und versuchte, sich an die laut hämmernde, schnelle Musik und den wummernden Bass zu gewöhnen. "Viel Spaß dabei! Bei dem Gedränge kommst du eh nie an die Reihe!", schrie Tashigi Lorenor zu.
 

"Herausforderung angenommen", brüllte der zurück, nahm sein Ziel ins Visier und schlängelte sich nahezu mühelos durch die Menschenmassen, die ihm den Weg versperrten. Er war ein erfahrener Clubber, Getränke organisieren war seine Spezialität.

Während Zorro im Nullkommanix die Bar erreichte, erfolgreich einen Barhocker eroberte und seine Bestellung beim Barkeeper aufgab, grapschte Ace nach Tashigis Arm und wedelte mit der freien Hand in Richtung der überfüllten Tanzfläche. "Tashi, tanzen wir? Komm schon! Tanzen wir? Ja?!", fragte er flehentlich und kam mit jedem Wort näher an seine Jugendfreundin heran.
 

Kam überhaupt nicht in Frage. "Lass mal, sonst denkt die kleine Blonde dahinten noch, du wärst vergeben", rettete sie sich und deutete auf eine der vielen blonden Barbiepuppen, die auf der Tanzfläche in viel zu knappen Shorts und durchsichtigen Shirts herum hopsten. "Ich geh mir erst mal was zu trinken holen."

Denn was Lorenor schaffte, bekam sie doch wohl drei Mal so gut hin.
 

Schief grinsend kniff Ace Tashigi in die Wange. "Du bist die Beste!"

Dann straffte er die Schultern, legte sein breitestes Sunnyboy-Lächeln auf und stürzte sich mitten ins Getümmel. "HEY MÄÄÄÄÄDELLLLSS!! DER TRAUM EURER SCHLAFLOSEN NÄCHSTE IST DA!!"
 

Fast erleichtert ließ Jenkins die Schultern wieder sinken, lächelte nur schräg und schüttelte den Kopf. Und sowas war ihr bester Freund. Dann folgte sie Lorenor zur Theke.

Doch das erwies sich als schwieriger als gedacht. Private 'Ich-Bin-Mal-So-Frei' hatte sich wie ein kleiner Bulldozer durch die Menschenmenge geschoben, während sie keine fünf Meter weit kam. Immer wieder blockierte irgendein Vollidiot ihren Weg oder rempelte sie an. Und genau deswegen war ihr eine saubere Aufstellung nach Personengröße und in drei Reihen um einiges lieber.

//Wie hat der das gemacht? Blöder Angeber!//, verfluchte Jenkins den Soldaten in Zivil und schob und zwängte sich mit aller Macht durch verschwitzte Leiber. Igitt!
 

Einige Schübe und Ellenbogenpunches später kam die Bar in Sichtweite.. und sie traute ihren Augen nicht. Wie hatte der Grünspan es geschafft, einen verdammten Barhocker zu besetzen? Hatte er reserviert, jemanden bedroht, verdroschen oder bestochen? Vielleicht alles auf einmal?
 

Zorro, vor sich drei Bier in unmittelbarer Reichweite, machte eine Handbewegung, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. "Nein, ich will dir keinen Drink spendieren."

"Aber du hast doch drei Gläser vor dir!", säuselte die Braunhaarige neben ihm und schmiegte sich aufdringlich an seine Schulter.

"Ja, und die sind für mich", stellte der Rekrut finster klar und schob die Frau auf Armeslänge von sich weg. "Ich hab heute keine Lust auf neue Bekanntschaften, ich hab schon genug mit den alten zu tun. Also... auf der Tanzfläche ist ein Kumpel von mir, nerv doch den!", schlug er dann vor, wartete, bis sie eingeschnappt abgezogen war und seufzte dann erleichtert auf. Weiber!
 

Fassungslos blinzelte Tashigi vor sich hin. Es waren keine fünf Minuten vergangen und schon hatte der Graskopf die erste Verehrerin abblitzen lassen. Eiskalt! Wenn das den ganzen Abend so weitergehen würde, könnte er mit den zugesteckten, mit Herzchen bespickten Nummern Tombola spielen oder ein Telefonbuch für "Leicht zu haben" drucken lassen.

Entnervt schlängelte sich die zierliche Frau die letzten Meter durch die Menge und tippe Lorenor auf die Schulter.
 

Genervt aufseufzend drehte Zorro sich herum. Wenn das jetzt schon wieder so 'ne dumme Pute war, die eine schnelle Nummer mit ihm auf dem Klo schieben wollte, dann...

Aber seine Sorge stellte sich als unbegründet heraus. Hinter ihm stand Jenkins. Zwar immer noch eine dumme Pute (jedenfalls manchmal), aber sie wollte unter Garantie keine Nummer mit ihm schieben - oder ihm zuschieben.

"Bier?", bot er ihr dann nach kurzem Zögern an und hielt ihr eines aus seinem privaten Vorrat entgegen.
 

Jenkins schüttelte nur etwas den Kopf und hob ablehnend, aber dankend eine Hand. Sie war nicht besonders trinkfest. Und sie hatte keine Lust, ausgerechnet heute Abend ihre Grenzen auszuloten. „Wie hast du es geschafft, einen Barhocker zu kriegen?“

Zorro leckte sich die Schaumkrone von den Lippen. „Soll ich es dir zeigen?“
 

Als sie nickte, grinste er und stellte das Bier wieder weg. Dann drehte er sich um neunzig Grad zu seinem Sitznachbar herum.

"Ey du. Verpiss dich!", befahl er knapp und setzte sein Killer-Lächeln auf.
 

Ohne weitere Proteste hatte sich Lorenor Zorros Nebenmann verzogen. Wahrscheinlich aus Angst, mit einem deutlichen Zahnverlust nach Hause gehen zu müssen... oder ins Krankenhaus.

"Lorenor, manchmal kannst du echt ein Arschloch sein", bemerkte Tashigi schmunzelnd und nahm den freien Platz ein, wenn auch mit einem Hauch von schlechtem Gewissen.
 

Der Private zuckte gutmütig mit den Schultern. "Ja, aber es war für einen guten Zweck. Und ich muss mein Karma wirklich dringend aufpolieren", gab er zurück. "Was willst du trinken?", fragte er seinen Seargant dann und pfiff den Barkeeper zu sich heran, der eigentlich gerade von etlichen Tanzwütigen belagert wurde.
 

Weil sie keine Getränkekarte sah und definitiv weder Bier noch Schnaps wollte, bestellte sie über Lorenor ein Wasser.
 

Feixend wandte sich Zorro Jenkins zu. "Wasser? Du musst doch gar nicht fahren."

Promt sah Tashigi angefressen aus, so, als würde sie ihm gleich die Füße mit ihren Heels durchlöchern.

"Zu früh?", mutmaßte er.

"Definitiv", gab sie kalt zurück.
 

Er grinste kurz, winkte dann entschuldigend ab und gab die Bestellung weiter. "Ein Wasser und zwei Tequila."

"Bestellst du mir auch was mit, Süßer?", schaltete sich eine nervtötend hohe Piepsstimme rechts von ihm ein. Als er in die Richtung sah, erblickte er ein weiteres Partyhäschen, dass ihn lüstern anstarrte und blickfickte. Er seufzte. "Nein."

"Und warum nicht?", fragte Blondie und zog einen wenig überzeugenden Schmollmund. Warum fanden immer alle Frauen, Schmollmünder wären süß? Sie waren es nicht!!

"Zu kleine Titten", sagte er desinteressiert. Nun zog sie eine Augenbraue in die Höhe. Er hatte ihr Selbstwertgefühl angekratzt. "Mein Arsch ist aber toll", beharrte sie nachdrücklich.
 

Lorenor verdrehte die Augen. Musste er sich erst 'Lasst mich in Ruhe, Mädels!' auf die Stirn tätowieren lassen? Seit wann reichte ein simples 'Nein' nicht mehr aus?

"Dreh dich mal rum", befahl er und ignorierte ihr hoffnungsvolles Lächeln. Gehorsam drehte sie ihm den Rücken zu, damit er ihr Hinterteil begutachten konnte. Zorro tat, als würde er das auch ausgiebig tun, dann legte er den Kopf schief. "Tut mir Leid, nein. Aber du stehst genau richtig so, einfach geradeaus weitergehen. Ciao!", fertigte er das Blondchen ab und drehte sich wieder zum Tresen herum.

Dort stellte er fest, dass die Getränke schon auf Jenkins und ihn warteten. "Das brauch ich jetzt auch...", murmelte er und kippte den ersten Tequila hastig herunter.
 

Erschüttert umklammerte Tashigi ihr Glas Wasser, als wäre es das Einzige, was sie von hier wegbringen würde. Diese ganze Situation war so dermaßen absurd, dass sie nur über sich selbst den Kopf schütteln konnte. Sie war in einer Diskothek, mit zwei der vermutlich anstrengendsten Rekruten, die ihre Kaserne je betreten hatte. Der eine machte ihr das Leben unbewusst schwer, der andere aus voller Absicht. Und nun saß sie neben dem Zweiten von ihnen, an einer Bar und tat so, als hätten die letzten Wochen nie existiert. Stattdessen musste sie dabei zusehen, wie Lorenor wie üblich das Arschloch raushängen ließ und die vollbusigen Mädels eine nach der anderen bloßstellte. Naja, solange er nicht auf die bescheuerte Idee kam, eine der Mädchen mit zu ihr nach Hause zu nehmen, war es ihr recht egal, vielleicht sogar ein bisschen amüsant. "Bist du ein Frauenmagnet, oder so?", hakte sie dann doch nochmal nach, obwohl... wollte sie die Antwort überhaupt wissen?
 

"Klar, du sitzt doch auch neben mir", grinste Lorenor dreckig zurück.
 

Nein, wollte sie nicht!

Mit den Augen rollend drehte sie sich mit dem Barhocker um 180 Grad und sah auf die Tanzfläche. Wenigstens hatte Ace seinen Spaß, sofern man das 'Spaß' nennen konnte, denn die Bewegungen, die er auf der Tanzfläche aufführte, sahen teilweise nicht nur schmerzhaft, sondern auch unbeschreiblich peinlich aus. Ob er wusste, wie dumm er aussah?

"Was zum Henker macht der eigentlich da?"
 

Zorro folgte ihrem Blick, bis auch er Ace entdeckte.

Oh, das kannte Jenkins noch nicht von ihm? Interessant. Dann wurde es Zeit, dass jemand sie über das Balzverhalten von Puma D. Ace aufklärte. Der Grünhaarige grinste und setzte sich ebenfalls mit dem Rücken zum Tresen hin, um die Sachlage besser im Blick zu haben. Außerdem konnte sich dann keine Tussi von hinten an ihn heranschleichen, quasi also eine Win-Win-Situation für beide.

Er beobachtete kurz die waghalsigen Verrenkungen, die Ace in der Menschenmenge aufführte. "Okay, eine kleine Lektion in Sachen Balzverhalten von Puma's...", grinste er. "Das ist der sogenannte Paarungstanz. Mindestens einmal in der Woche aufgeführt, dient er dazu, Weibchen anzulocken. Im Gegensatz zu anderen Säugetieren dient es jedoch auf keinen Fall zur Fortpflanzung, sondern ausschließlich zum Spaß", kommentierte er das Geschehen trocken.
 

"Lorenor, ich bin erstaunt. Du klingst ja halbwegs gebildet", witzelte Jenkins und unterdrückte ein herzhaftes Lachen. "Aber nun gut, dann erklär mir mal das Balzverhalten der Pumas" Denn einen richtigen Sinn hinter diesen schrägen Verrenkungen konnte es nun wirklich nicht geben... oder doch? Lorenor schien ja Ahnung zu haben, obwohl er anscheinend keinen Balztanz brauchte.
 

Der Grünhaarige blieb bierernst und lehnte sich entspannt zurück. "Das ist ein äußerst kompliziertes Phänomen und relativ selten zu beobachten. Da dieses Exemplar von Puma das letzte seiner Art ist, ist er ständig auf der Suche nach paarungswilligen Weibchen, die er nageln kann. Dabei geht er auch bereitwillig das Risiko ein, sich vollkommen der Lächerlichkeit Preis zu geben. Mit für das menschliche Auge wirklich abstrakten Bewegungen nähert er sich seinem Zielobjekt der Begierde. Dabei wackelt er so viel wie möglich mit den Hüften und fuchtelt unsinnig mit den Händen herum, um auf sich aufmerksam zu machen. Kleine Trippelschritte sind sein Gang, mit dem unnatürlich breiten Grinsen versucht er, die Weibchen zu irritieren und in einen benebelten Zustand zu versetzen", fuhr Zorro fort wie ein Dokumentarfilmer.
 

Vor Lachen krümmend hatte Tashigi ihre Brille abgenommen und fuhr sich mit dem Handrücken über die tränennassen Augen. Oh man, wann hatte sie das letzte Mal so gelacht? .
 

Private Lorenor stellte aus den Augenwinkeln fest, dass sein spontanes Comedy-Programm durchaus Gefallen fand. Und, dass Jenkins das herzhafte Lachen durchaus stand. Also fuhr er fort:

"Hat der Puma eine Auswahl getroffen und sein Ziel festgelegt, ist er nicht mehr so leicht von seinem Plan abzubringen. Zielgerichtet bewegt er sich auf das zu bemitleidende Weibchen zu, dessen Intelligenzquotient in der Regel einen Wert über 65 nicht übersteigt. Anders wäre der Annäherungsversuch des Pumas bereits von vornerein zum Scheitern verurteilt, weil kein halbwegs gescheites Weibchen auf sein Getue hereinfallen würde", beschrieb er das Vorgehen. Ace näherte sich gerade in den beschriebenen affigen Trippelschritten einem weiteren Barbie-Püppchen.

"Hat er sein Ziel erreicht, umkreist er es zwei Mal in der festen Überzeugung, dadurch noch anziehender und ungreifbar zu wirken. Danach wagt er ein paar Stöße mit der Hüfte gegen den Körper des Weibchens, um es für das bevorstehende Ereignis zu stimulieren. Es ist zwar nicht wissenschaftlich bewiesen, aber Forscher gehen davon aus, dass der Puma in diesem Moment - ähnlich wie ein Hund - voller Vorfreude mit dem Schwanz wedelt. Da der Puma im Optimalfall eine Hose trägt, konnte es noch nicht empirisch nachgewiesen werden."
 

Es war wie bei einer unfassbar lustigen Live-Dokumentation. Wenn Grünspan sagte, dass Ace gleich dem Blondchen einige Schritte weiter anzwinkern würde, und er tat es. Noch nie hatte sie etwas so Beklopptes und Witziges zugleich gesehen.

Jenkins vergrub derweil ihr Gesicht in ihre Hände und versuchte, nicht vor Lachen vom Hocker zu fallen. Niemals hätte sie gedacht, in einer Diskothek so viel Spaß zu haben... vor allem nicht mit Private Lorenor Zorro. Kurz nickte sie. "Das mit der Hose ist wirklich ein Optimalfall. Ich kenne auch das Gegenteil."
 

"Frag mich mal, ich teile mir mit ihm ein Zimmer...", seufzte der Grünhaarige schmunzelnd und beobachtete geduldig, wie Ace seine Beute umwarb. Dabei versuchte er, die Reaktion des Barbie-Püppchens abzuschätzen, um den weiteren Verlauf vorhersagen zu können.

"Liegt der Intelligenzquotient des Weibchens über der 65-Marke, kommt es meist zu Komplikationen im Paarungsvorgang", fuhr er schließlich fort, als er meinte, Widerwillen auf dem Gesicht der blonden Frau zu erkennen. "Der Puma - vollkommen von sich selbst und seinem Sexappeal überzeugt - würde nie und nimmer auf den Gedanken kommen, dass es auch Weibchen gibt, die nicht paarungswillig sind und ihn ablehnen würden. Die gibt es jedoch durchaus, und falls der Puma das nicht schnell genug bemerkt und sich zurückzieht, muss er mit einem heftigen Verteidigungsmechanismus rechnen. Das Weibchen rümpft zunächst angewidert die Nase und fordert ihn überheblich dazu auf, sich aus dem Staub zu machen. Kommt der Puma dieser eindringlichen Botschaft nicht nach, fährt sie die langen Krallen aus und versetzt ihm einen Schlag, der ihn zu Boden befördert", kommentierte Zorro parallel zum Geschehen auf der Tanzfläche.

Ace lag auf dem bierverseuchten Boden, drei rote Striemen und einen Handabdruck im Gesicht.
 

Jetzt lachte Tashigi ungehemmt. Sie nahm die Brille ab und fuhr sich über die feuchten Augen.
 

Grinsend kehrte Zorro dem Geschehen den Rücken zu, trank seinen zweiten Tequila und orderte direkt neue Getränke beim Barkeeper. Währenddessen tippte ihm jemand auf die Schulter. Immer und immer wieder.

Seufzend warf der Grünhaarige einen Blick über seine Schulter und erspähte eine junge Frau, die ihre prallen Brüste an seine Seite presste und energisch in sein Gesichtsfeld schob.

"Hi!", lächelte sie ihn verführerisch mit einem Zahnpasta-Lächeln an.

"Tschüss!", gab der Soldat ebenso lächelnd zurück.
 

Verwundert sah Jenkins dabei zu, wie das nächste Mädel wütend von dannen zog. Sie wusste nicht, was sie von dieser ganzen Show halten sollte. Einerseits nervte es, dass man sich nicht mal zehn Minuten mit Mr. Mooskopf unterhalten konnte, ohne von einer vollbusigen Pute unterbrochen zu werden. Andererseits war's auch echt lustig zuzusehen, wie die Ladys mit 200 Sachen direkt auf eine Mauer zufuhren und daran zerschellten.
 

Naja, ganz so verwunderlich war diese Frauenmagnet-Sache nun wirklich nicht. Selbst ihr war schon widerwillig aufgefallen, das Lorenor ziemlich gut aussah. Wenn man Revy glauben schenken konnte, war er sogar verteufelt sexy. Aber darüber wollte – und sollte – sie eigentlich gar nicht nachdenken. Errötend wandte sie das Gesicht von ihm ab.
 

Genervt wandte sich Zorro wieder Jenkins zu, aber die hatte den Blick mittlerweile von ihm abgewandt und trank tröpfchenweise ihr Wasser. Wahrscheinlich gingen ihr die ganzen Tussis auch auf den Sack. Die lockere Stimmung von gerade war zumindest massiv von Fräulein Vollbusig gestört worden, aber Jenkins musste ihn ja nicht gleich mit Nichtbeachtung strafen.

"Keine Angst, Searge, du bist die einzige Frau, der ich hörig bin", feixte er, bevor er von seinem Bier trank.
 

„Pah, schön wär's!“, stieß Tashigi aus, aber sie schmunzelte dabei gutmütig. Sicher, in der Kaserne benahm er sich in neunzig Prozent der Fälle daneben, aber an diesem Wochenende hatte er sich – bisher – ausgesprochen viel Mühe gegeben und sich als verkappter Gentlemen erwiesen. Da ließ sie auch mal Fünfe grade sein.
 

Der Barkeeper sauste erneut an ihnen vorbei und Tashigi schaffte es tatsächlich, eine Sprite zu bestellen, als Zorro schon wieder jemand auf die Schulter tippte.
 

Mittlerweile wirklich genervt, weil er hier keine ruhige Minute hatte, drehte Zorro sich herum. Hinter ihm stand - nicht wie erwartet - ein weiteres Partyhäschen, sondern ein braunhaariger, durchtrainierter Kerl. Erleichtert rückte Zorro bei Seite, damit er an die Bar durchkam, aber Fehlanzeige. Der Braunhaarige lächelte ihn vorsichtig an. "Ich habe gehört, dass du hier reihenweise Mädels wegschickst, bist du vielleicht...?", fragte er dann hoffnungsvoll.

Der Grünhaarige blinzelte perplex. Ein Mal, zwei Mal. "Alter!", stieß er dann nur fassungslos hervor und bedeutete dem Kerl neben sich mit einer Handbewegung, zu gehen.
 

Es war wirklich schwierig in diesem Moment, nicht zu lachen. Tashigi versuchte angestrengt, keine Miene zu verziehen, aber dann musste sie so heftig lachen, dass ihr die Sprite aus Mund und Nase spritzte.
 

Immer noch fassungslos warf Zorro einen Blick zu seinem Drill Seargant herüber. Die gab sich allerdings scheinbar endlos viel Mühe damit, nicht an ihrem dreckigen Lachen zu ersticken. Der Grünhaarige merkte, wie ihm ein Hauch von Röte ins Gesicht schoss.

"Du bist ja nur neidisch, dass du überhaupt nicht angebaggert wirst", diagnostizierte er dann mit Blick auf ihre bebenden Schultern.
 

"Tzze, als ob ich so was nötig hätte, also bitte...", erwiderte Jenkins nur und kaum hatte sie es ausgesprochen, spürte sie urplötzlich etwas an ihrem Hintern. Etwas, was da nicht hingehörte.

Der unverschämte Grabscher hatte nicht mal 'Hey Baby' ausgesprochen, da hatte die junge Frau schon die Hände zu Fäusten geballt, sich mithilfe des Barhockers zu ihm umgedreht und den Schwung dazu genutzt, dem Arsch so derbe eine zu setzen, dass er nach einigen Metern Flug noch quietschend über den Boden schlitterte und keinen Mucks mehr von sich gab.
 

Beeindruckt beobachtete Zorro das Spektakel und zog dann eine Augenbraue hoch. Respekt.

Es wunderte ihn kein Stück, dass der Typ am Boden liegen blieb. Jenkins Schläge waren heftig, das Arschloch konnte froh sein, wenn er heute Nacht überhaupt noch zu sich kam. Nachdem er sich genug an dem Anblick sattgesehen hatte, wandte sich der Grünhaarige grinsend seinem Drill Seargant zu.

"Guter Schlag, Searge. Darauf ein Prost!", beschloss er und stieß sein Glas gegen ihres. Das Glas kippte um und ergoss sich geradewegs über Jenkins' Top.
 

Tashigi sah nur an sich runter, schnaufte verheißungsvoll und zählte gedanklich von 20 abwärts. Das durfte und konnte doch alles nicht wahr sein.
 

Erschrocken starrte der Private auf das Dilemma, dass er angerichtet hatte. Das Getränk sickerte in den Stoff ihres Shirts und machte es...nun ja, durchsichtig. So durchsichtig, dass ihr roter BH durch den Stoff durchschien und er definitiv mehr sah, als er sehen sollte.

"...Prost...", murmelte Zorro kleinlaut, griff über die Theke hinweg nach einem Stapel Servietten und machte Anstalten, ihr die Feuchtigkeit vom Dekolleté zu tupfen.
 

Jenkins holte schon zum nächsten Schlag aus, als Zorro es wagte, ihrem Ausschnitt gefährlich nah zu kommen. Sie hatte gerade schon ordentlich ausgeteilt und da war ihr Schlagarm noch nicht mal aufgewärmt gewesen, im Gegensatz zu jetzt. Und wenn Lorenor auch nur einen Millimeter ihrer Haut berührte, würde er in Zukunft nur noch mit einem Strohhalm essen und trinken können.
 

Zorro blickte auf Tashigi's geballte Faust und hob - zwei Zentimeter, bevor er sie berührt hätte - ergeben die Arme in die Höhe. Die Servietten ließ er fallen. "Ich wollte dir helfen, nicht dich begrabschen!", stellte er augenverdrehend klar und winkte dem Barkeeper.

Der beobachtete die Situation schon die ganze Zeit mit einem breiten Grinsen und schob Tashigi Jenkins ein neues Glas entgegen. "Geht auf's Haus", bemerkte er schmunzelnd.
 

"Das kommt gerade auf's Selbe hinaus", motzte die Brillenträgerin nur, als sie sich selbst ein paar Servierten schnappte, ihr Dekolleté abtrocknete und dem Barkeeper dankend zunickte. Na, wenigstens etwas.

Als sie merkte, wie das Zuckergetränk an ihr und ihrem Shirt klebte, seufzte sie nur entnervt auf. Wütend exte sie ihre spendierte Sprite und ging dann an Lorenor vorbei Richtung Bad. Tashigi musste wenigstens den Zucker abwaschen und da ihr Shirt eh schon nass war, machte das bisschen Wasser nun auch keinen Unterschied mehr.
 

"Das war keine Absicht!!", rief Zorro ihr nachdrücklich nach und fuhr sich mit einer Hand frustriert durch das Gesicht. Verdammt. Das würde sie ihm noch ewig vorhalten, darauf konnte er wohl bedenkenlos wetten.

Er seufzte genervt, nippte an seinem Bier und folgte Jenkins mit Blicken, bis sie in den Massen verschwunden war. Dann entdeckte er Ace auf der Tanzfläche, der mit irgendeiner Tussi rumschäkerte. Er vermutete, dass ihr IQ unter 65 lag.

Schließlich stützte er den Kopf in die Hände, starrte in die Richtung, in die Jenkins verschwunden war und stellte sich darauf ein, bald den Abflug zu machen. Mit durchsichtigem Shirt würde sie bestimmt nicht dableiben wollen. Doch bis sie zurück kam, hieß es abwarten und austrinken.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Verzweifelt blickte Tashigi ihrem Spiegelbild entgegen. Seit fünfzehn Minuten stand sie hier in dieser Toilette und sie befürchtete, sie hatte es noch schlimmer gemacht. Das Top hatte sie immerhin unter kaltem Wasser ausgewaschen, aber der Handtrockner war defekt und der Stoff klebte ihr auch nach vielem auswringen und herumwedeln durchsichtig an der Haut. Tief aufseufzend betrachtete Tashigi das Missgeschick. Spitze, vielleicht konnte sie bei einem Wet T-Shirt Contest den dritten Platz belegen?
 

Zum Glück hatte sie darauf bestanden, eine leichte Jacke mitzunehmen. Seufzend zog sie diese über und enger um sich und griff nach der Türklinke, als sie kurz ins Straucheln kam. Nanu, was war denn jetzt los? Sie hatte doch gar keinen Alkohol getrunken, warum war ihr dann gerade so schwammig zumute?

Sie schauderte. Vielleicht nur die schlechte Luft, mutmaßte sie und atmete gedämpft durch. So konnte sie ohnehin nicht länger hier bleiben, sie würde nur kurz Lorenor Bescheid geben und sich auf den Rückweg machen. Mit zittrigen Knien drückte sie die Tür auf, schwankte hinaus und trat ein paar Schritte in die hormongeschwängerte, dicke Luft der Disco. Für einen kurzen Moment verschwamm alles vor ihren Augen und sie musste wieder stehen bleiben, um sich zu orientieren.
 

"Na, Süße?", schnarrte er schließlich vor ihr und ein schwarzhaariger Kerl mit Vokuhila-Frisur stellte sich ihr in den Weg. Entschlossen packte er sie an den Unterarmen und hielt sie aufrecht auf zwei Beinen, während er sie schmierig angrinste.

"Nicht so hastig", sagte er dann, rückte etwas näher an sie heran und grinste zufrieden. Seine Wange pulsierte zwar immer noch von dem heftigen Schlag, den das Miststück ihm versetzt hatte, aber wenn er sie so ansah...in ihrem nassen, durchsichtigen Shirt, durch das ihre Möpse zu sehen waren...da pulsierte es ganz woanders.

Das Flittchen hatte ihn geschlagen, als er ihr an den Knackarsch gepackt hatte. Dafür würde sie nun büßen. Immerhin, bei der hautengen Jeans, die sie trug, wollte sie es doch gar nicht anders. Und wenn sie sich nüchtern nicht dazu hinreißen ließ...

Er packte grob ihr Kinn mit einer Hand und blickte ihr in die Augen. Ihre Pupillen waren auf Untertassengröße geweitet. Perfekt.
 

Entschlossen schüttelte Jenkins mit dem Kopf, um die schmierige Hand ihres Gegenübers von ihrem Gesicht loszuwerden. Sie hatte vorhin nicht gesehen, wer sie da befummelt hatte, es war ihr egal gewesen, aber die rote Wange und die aufgeplatzte Lippe verrieten ihr, dass dieser jemand nun vor ihr stand. Und anscheinend hatte er immer noch nicht gerafft, dass er sich vom Acker machen sollte.

"Hey Arschloch, die eine Wange hat dir wohl nicht gereicht, was?!“ Und Tashigi wunderte sich wirklich, dass sie diesen Satz sogar halbwegs gerade herausbringen konnte, ohne sich selbst dabei zu unterbrechen.
 

Der Schwarzhaarige lachte dreckig. Die Fotze lallte schon mehr als drei betrunkene Seemänner auf einem Haufen. "Komm schon, Baby, du willst es doch auch!", verspottete er ihre Bemühungen, sich von ihm loszumachen, und ließ seine Hand von ihrem Kinn in ihren Nacken gleiten. Dort fasste er sie fest an den Haaren und zerrte ihren Kopf in den Nacken, um sie auf die Halsbeuge zu küssen.

Zeitgleich drängte er sie rücklings an die Wand und schob sein Knie zwischen ihre Beine. Nicht mehr lange, und sie würde sowieso nicht mehr unterscheiden können, wo oben und unten war. Seine freie Hand suchte sich gerade einen Weg unter ihr enges, durchweichtes T-Shirt, als er plötzlich selbst eine Hand im Nacken spürte. Bevor er darauf reagieren konnte, schlug jemand sein Gesicht frontal mit aller Macht gegen die Wand und er hörte seine Nase brechen.

Vor Schmerz brüllend wirbelte er herum und sah dem grünhaarigen Kerl, der neben ihr gesessen hatte, ins Gesicht. Es war ein sehr wütendes Gesicht.
 

Zorro ließ den Nacken dieses Ekelpakets nicht los. Er ließ nicht einmal lockerer, sondern gab ihm lediglich die Gelegenheit zu erkennen, wer ihm gleich die Scheiße aus dem Leib prügeln würde.

Blind vor Wut grub er seine Finger dann wieder in die weiche Haut seines Nackens und donnerte seinen Schädel erneut mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, gegen die Wand und zog ihn danach umstandslos so weit von Jenkins weg, dass der Schmierlappen sie nicht mehr anfassen könnte.

Eigentlich hatte er nur nachsehen wollen, wo sein Drill Seargant solange blieb, aber dann hatte er bereits vom Weitem gesehen, dass sie in der Bredouille steckte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, sonst hätte sie sich schon längst selbst zur Wehr gesetzt.

Kalt sah er dem Schwarzhaarigen mit der Asi-Frisur ins Gesicht. Er hatte Tränen in den Augen, aus seiner zerquetschten Nase sprudelte das Blut.

Mittlerweile war auch Tashigi selbst aufgefallen, dass mit ihr etwas nicht in Ordnung war... und es konnte nicht nur an der schlechten Diskothekenluft liegen. Ihre Knie zitterten wie Wackelpudding, bevor sie letztendlich doch nachgaben. Schwer atmend lehnte sie sich gegen die Wand und versuchte, den Raum zum Stillstand zu bringen, erfolglos.

Natürlich war ihr nicht entgangen, dass Lorenor ihr zu Hilfe geeilt war und diesen Schmierlappen von ihr losgerissen hatte. Bedanken konnte sie sich später, wenn sie wieder halbwegs klar im Kopf war, denn das war sie gerade nun wirklich nicht. Was auch immer hier gerade für ein Film abging: Tashigi hoffte wirklich, dass dieser bald vorbei war.
 

Zorro hielt das Arschloch am Kragen fest und sah aus den Augenwinkeln besorgt zu Tashigi herunter. Sie war leichenblass und sah aus, als würde jeden Augenblick ihr Kreislauf zusammen knicken.

Als der Typ, den er auf Armeslänge von sich weghielt, eine Bewegung machte, richtete der Grünhaarige seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
 

Ohne Vorwarnung holte er aus und ließ seine geballte Faust auf das Ohr seines Gegners krachen. . Der Schwarzhaarige schrie tonlos und verdrehte vor Schmerz die Augen, aber Zorro sah es gar nicht ein, ihn so leicht davonkommen zu lassen.

Brutal stieß er ihn rücklings gegen die Wand und drückte seinen Unterarm auf dessen Kehle, sodass er nur noch bedingt Luft bekam. "Was hast du mit ihr gemacht?!", verlangte er zu wissen.

"Gar nichts, ich schwöre...!", stieß der Dreckssack jammernd aus. Zorro versetzte ihm einen zweiten Schlag. Seine Knöchel knackten, der Kiefer seines Gegners knirschte und er jaulte gepeinigt auf.

"WAS HAST DU MIT IHR GEMACHT?!", wiederholte Private Lorenor die Frage und betonte jedes einzelne Wort wie einen ganzen Satz.

"Ihr was in den Drink gemixt", kam es undeutlich und schluchzend von dem Schwarzhaarigen.
 

Verächtlich stieß Zorro ihn zu Boden. "Du dreckiger kleiner Schmalspurwichser! Nur weil du hässliche Dumpfbacke keine Frau findest, musst du ihnen Drogen einflößen und sie auf dem Weg zum Klo begrapschen?!", spie er aus und versetzte dem auf dem Boden liegenden einen Tritt. "Was hattest du vor? Sie etwa-…?! Ich bring dich-!!!"
 

"EY DU! TICKST DU NICHT RICHTIG, ODER WAS?!", hallte es auf einmal vom Ende des Flures. Es war der Barkeeper, der die Security herangewinkt hatte und mittlerweile selbst versuchte den tollwütigen Gast irgendwie zu bändigen und ihn von seinem 'Opfer' losriss, doch der wehrte sich mit Händen und Füßen gegen seinen Griff - und das nicht zu knapp.

"Junge, komm runter, der hat genug. Nimm deine Kleine und verpiss dich lieber von hier, bevor ich die Polizei rufe!“
 

Mittlerweile hatte sich Tashigi wieder auf die Beine gestellt, auch wenn die ihr Gewicht kaum hielten. Auch sie war der Meinung, dass es langsam reichte. Sie wollte einfach nur noch weg hier, an die frische Luft und in ihr gemütliches Bett. "Ich will... nach Hause. Lass uns gehen, okay?!"

Seufzend nahm sie ihre Brille ab und fuhr sich geschafft über die Augen. Ihre Sicht war verschwommen und der Raum verzerrte sich in alle möglichen und unmöglichen Richtungen. Tashigi hatte die Schnauze voll von diesem Saftladen.
 

Zorro wehrte sich exakt so lange, bis Tashigi sich zu Wort meldete.

Ihre Bitte kam ihr so holprig und verschwommen über die Lippen, dass der Grünhaarige komplett vergaß, sich gegen die Sicherheitsleute zur Wehr zu setzen oder den Versuch zu starten, auf den Wichser am Boden einzuprügeln. Stattdessen wurde er still. Unnatürlich still.

Er dachte nach. Der Schwarzhaarige auf dem Boden war nicht einmal an die Theke herangekommen, geschweige denn dass er irgendwie die Gelegenheit gehabt hatte, Jenkins irgendwas in die Sprite zu mischen. Außerdem hatte er ihr ja selbst das Glas verschüttet, bevor sie daraus überhaupt hatte trinken können. Aber der Barkeeper hatte ihr ein neues Glas hingestellt. Auf Kosten des Hauses. Sie hatte es sofort geext.
 

Der Grünhaarige rührte sich so lange nicht, bis die Security der Meinung war, ihn gefahrlos loslassen zu können. Dann drehte er sich von den anderen weg und steuerte auf Jenkins zu, die blass an der Wand lehnte und schwankte.

"Komm", sagte er sanfter, legte einen Arm um ihre Taille, um sie zu stützen und führte sie behutsam ein Stück vorwärts. Nach ein paar Schritten hielt er neben einem der Sicherheitsleute inne. "Oh, fuck, ich hab‘ noch was vergessen", sagte er dann und deutete in Richtung des Tresens. Der Security-Typ seufzte und fasste Jenkins am Ellbogen.
 

Wieder freie Bahn drehte Zorro sich zu dem Barkeeper herum, holte aus und schlug ihm so fest ins Gesicht, dass sein Kopf in den Nacken flog und er zwei Meter nach hinten flog, bevor er reglos auf dem Boden aufschlug.

Der Grünhaarige schüttelte seine schmerzende Faust aus, während er von der Security an den Schultern gepackt und Richtung Ausgang gezerrt wurde. "Ich geh ja schon, ich geh ja schon!", beschwichtigte er die Sicherheitsleute und behielt den Typ, der Jenkins führte, aus den Augenwinkeln die ganze Zeit im Auge. Eine falsche Bewegung und er würde auch ihm die Nase brechen. Oder den Kiefer.
 

Am liebsten wäre Tashigi allein und ohne fremde Hilfe zum Ausgang gegangen, da sie der Meinung war, dass ihr heute schon genug fremde Männer zu nahe gekommen waren. Doch sie wusste auch, dass sie vermutlich nicht mal drei Schritte gehen konnte, ohne wieder auf die Knie zu sacken.

Egal, was gerade in ihrem Körper abging, es war unfassbar unheimlich. Die Farben und Lichter waren nun um einiges greller und die Musik wurde zu einem ganz natürlichen Teil ihres Körpers, mal ganz davon abgesehen von den völlig verzerrten Räumen und den pinken Elefanten, die über ihre Köpfe hinweg flogen. Mal ehrlich, seit wann trugen Elefanten Zylinder?

Jenkins schüttelte abermals den Kopf, um den Trip aus ihren Kopf heraus zu schleudern, doch es brachte nichts, eher im Gegenteil. Nun drehte sich der Raum nur heftiger und verursachten ein noch übleres Gefühl in der Magengegend.
 

Keine zwei Minuten später wurde Zorro unsanft auf die Straße gestoßen. Stolpernd gelang es ihm, das Gleichgewicht zu halten. Die frische Luft traf ihn wie ein Schlag.

Als er sich umdrehte, wartete einer der Securitymänner darauf, dass er ihm Jenkins abnahm. Sofort ging er auf die beiden zu und übernahm den Ellbogen seines Drill Seargants, bevor er dem Security-Typ dankbar zunickte. Wenigstens einer, der kein Arschloch war. Ebenfalls nickend verschwand dieser wieder in der Disco und überließ sie beide ihrem Schicksal.
 

Zorro atmete kurz tief durch, immer noch verwirrt. Das alles war so unfassbar schnell gegangen. Dann musterte er Tashigi aufmerksam, deren Blick hin- und herglitt und die sich nur schwankend aufrecht halten konnte. "Searge? Geht es?"
 

"Wenn du mir sagst, dass da hinten keine sprechenden Fische sitzen und Pfeife rauchen... dann eher nicht, nein." Eigentlich wollte sie nicht komisch klingen, aber nach und nach merkte sie, wie unfassbar dämlich das eigentlich klang.

Jenkins legte sich eine Hand ins Gesicht und kniff die Augen zusammen, damit die Umgebung aufhörte sich zu drehen. "Man, was stimmt... denn nicht mit mir?" Und dieses Mal war sie sich sicher, wieder halbwegs seriös zu klingen. dieser ganze verdammte Trip machte ihr so übel zu schaffen, dass sie hier und jetzt am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Nur gut, dass das nicht ihre Art war.
 

"Fische die… was?", hakte Zorro tonlos nach und schüttelte dann fassungslos den Kopf. Wenn er nicht immer noch vor Augen hätte, wie dieses Arschloch sie betatscht hatte, hätte er die Situation vielleicht ein wenig komisch gefunden, aber so...war ihm alles andere als zum Lachen zu Mute. Jenkins sah auch aus, als könne sie jeden Moment in Tränen ausbrechen und wenn er ehrlich war, überforderte ihn das am meisten.

Behutsam nahm er ihre Hände. "Halt dich an mir fest und guck mich an. Nichts Anderes", befahl er sanft und hoffte, dass es ihr ein wenig besser ging, wenn sie etwas hatte, worauf sie sich konzentrieren konnte. „Da sind keine Fische die Pfeife rauchen. Wenn dir irgendetwas merkwürdig vorkommt, ist es wahrscheinlich nicht real, also keine Panik. Das geht bald vorbei. Ich bring dich nach Hause."
 

Tashigi legte den Kopf etwas schräg und sah ihren Gegenüber weiterhin an. "Also ist es auch nicht normal, dass dir eine Blume aus dem Kopf wächst?" Es sah irgendwie ziemlich lustig aus... so lustig, dass es ihr gleich viel besser ging und sie tatsächlich für einen Augenblick lachen musste.
 

Der Grünhaarige stutzte kurz, dann musste er schmunzeln. "Nein, mir wächst keine Blume aus dem Kopf", beteuerte er dann, fasste sie sanft am Handgelenk und beugte seinen grasgrünen Schädel zu ihr herunter, damit sie selbst nachtasten und sich davon überzeugen konnte. Keine Blumen, keine Bäume, nicht mal Unkraut.

"Also dann...", seufzte er und sah sich suchend um. Er sah weder eine Bushaltestelle noch eine Telefonzelle, von der aus man ein Taxi nehmen konnte. Da blieb ihnen wohl nichts Anderes übrig, als den Weg zu Fuß zu bewältigen.

Zorro fuhr sich mit einer Hand durch das immer noch angespannte Gesicht. Sein Searge konnte sich kaum auf den Beinen halten, war mitten im Rausch und schob sich Halluzinationen.

Das konnte ja heiter werden.
 

Während der Graskopf sich darüber Gedanken machte, wie sie von hier wegkamen, hatte Seargant Tashigi Jenkins ganz andere Probleme. Ihre Innereien zogen sich zusammen und ließen sie speiübel werden. Für einen Moment stützte sie sich mit den Händen auf den Knien ab und betrachtete den Boden, der sich munter vor sich hindrehte und einen Strudel aus grauen Asphalt und quietschgrünen Gras bildete.

"Oh man...", murmelte sie nur kleinlaut und versuchte sich nicht zu übergeben. Klasse, so hatte sie sich den Abendverlauf nun wirklich nicht vorgestellt.
 

= = =
 

"Hör auf so zu zappeln!"

Zorro verstärkte seinen Griff um Jenkins Beine, um sie still zu halten, bevor sie noch jemandem weh tat. Ihm zum Beispiel.

Seufzend stapfte er weiter durch die Dunkelheit. Sie waren bestimmt schon eine gute Stunde unterwegs, ohne ihr Ziel bisher erreicht zu haben. Vielleicht hatten sie sich verlaufen, Jenkins war nicht unbedingt dazu in der Lage, ihm den Weg zu weisen. Deshalb hielt er sich auch an die Hauptstraße und hoffte, dass er nicht gleich zu Anfang in die falsche Richtung gelaufen war, denn langsam begann Jenkins schwer zu werden. Und verdammt anstrengend.
 

Immerhin, sein Drill Seargant hatte es zehn Meter auf eigenen Beinen geschafft, bevor ihre Knie wieder nachgegeben hatten. Eine Weile hatte er sie dann auf den Armen vor sich hergetragen und als das zu anstrengend wurde, hatte er sie sich über die Schulter gelegt. Das war vor fünf Minuten und seitdem trommelte sie mit den Fäusten auf seinem Rücken herum und strampelte mit den Beinen.
 

Immer und immer wieder hämmerte Jenkins auf den breiten Rücken ihrer 'Mitfahrgelegenheit' ein. Sollte er sich mal lieber nicht beschweren, für sie war es auch nicht gerade komfortabel auf der Schulter eines ihrer Rekruten zu parken. Als er sie noch auf den Arm gehalten hatte, hatte es ihr viel mehr gefallen. Aber vermutlich konnte sich Lorenor etwas Tolleres vorstellen, als seinen Seargant durch die Pampa zu tragen.

"Lorenor, du bist echt scheiße manchmal. Aber irgendwie mag ich dich", gestand Tashigi, als sie zugeben musste, dass nicht jeder ihr so helfen würde, wie der Grünspan es tat.
 

Der runzelte kurz die Stirn, schmunzelte dann aber. Was für ein Kompliment.

"Du bist auch ganz in Ordnung, Searge. Ein bisschen durchgeknallt, aber in Ordnung", gab er zurück und tätschelte wohlwollend ihre Kniekehle. Ob sie überhaupt wusste, was sie da von sich gab?
 

Apropos ‚von sich gab‘: Kaum hatte Lorenor seine Meinung kundgetan, hatte Jenkins nur ein erschrockenes "Oh-oh" herausgebracht, dicht gefolgt von ihrem Mageninhalt. Wie peinlich, sie hatte es nicht mal geschafft, Lorenor vorzuwarnen.

"'tschuldigung..."
 

Zorro blieb stehen und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

An seinem Rücken tropfte es warm und zähflüssig herunter. Sein Drill Seargant hatte ihn vollgekotzt, das musste er erst einmal verdauen.

Nachdem er sich selbst erfolgreich davon überzeugt hatte, dass es nicht Jenkins Schuld war, ließ er sie behutsam von seiner Schulter herunter und setzte sie ab. Dann bugsierte er sie beide auf eine nahegelegene Bank zu und setzte Jenkins dort hin, falls sie erneut brechen musste.
 

Entschuldigend sah Tashigi zu ihrem Gegenüber hoch. Es tat ihr wirklich Leid, das würde ihr wohl die nächsten Wochen noch peinlich sein.

"Es passiert nicht wieder", versicherte sie, doch ihr Magen war dagegen. Nun hatte sie sich selbst auf die Schuhe gekotzt. Tashigi schlug mit der flachen Hand auf das Holz der Sitzbank neben sich. "Verdammt!", motzte sie knapp. "Die Schuhe waren echt unbequem, aber ich hab‘ die Dinger irgendwie gemocht..."
 

Vorsichtshalber wich der Grünschopf einen Schritt zurück, damit er nicht auch noch vollgespritzt wurde.

Soviel also dazu. Seufzend knöpfte er sein Hemd auf, schob es sich über die Schulter zurück und zog es aus. "Frag mich mal...", murmelte er halblaut, während er das klebrige, sauer stinkende Stück Stoff zusammenknüllte und in den Mülleimer warf.

Sein Tanktop klebte ihm trotzdem noch am Rücken, das würde er wegschmeißen, sobald sie bei Jenkins angekommen waren. Und seine Hose hatte sie wahrscheinlich auch noch erwischt. Aber egal.

"Ist schon okay", seufzte er, setzte sich dann neben sie auf die Bank und musterte sie von der Seite her. Sie war blass und auf ihrer Stirn glänzte der kalte Schweiß. "Wieder besser?"
 

Zwei Typen auf einem Tandem radelten an ihr vorbei, allerdings etwa zehn Zentimeter über den Boden hinweg. Sie hoben grüßend ihre Melonenhüte und wünschten ein fröhliches Chanukka, während sie unbeirrt weiterfuhren.

"Geht schon...", murmelte sie leise und fuhr sich mit einer knappen Handbewegung über Stirn und Schläfe. Wenigstens war ihr nicht mehr schlecht.

Allerdings: dieser Moment der Schwäche war ihr so unfassbar peinlich, dass sie am liebsten im Erdboden versunken wäre. Vermutlich durfte sie sich die nächsten Tage sonst was von ihm anhören.
 

"Du dämliche Kuh hast mir das Hemd vollgekotzt!"

"Pass nächstes Mal besser auf, was du von wem trinkst."

"Ich hab‘ dich durch die Walachei getragen, du bist mir also was schuldig!"
 

Sie wollte gar nicht daran denken, was er vom Stapel ließ, wenn er auf diese Sache mit dem unverschämten Arschgrabscher zurück kam. Verdammt, war das unangenehm! Wenn ihr Magen nicht bereits leer gewesen wäre, hätte sie sich vermutlich nochmal übergeben müssen.
 

Zorro musterte sie aus den Augenwinkeln aufmerksam. Er ließ seine Schulten ein bisschen kreisen, um die Anspannung zu vertreiben, und als Jenkins wieder ein wenig Farbe im Gesicht hatte, stand er auf. "Sollen wir weiter?", schlug er vor und streckte sich ausgiebig, während er sich auf der dunklen Straße umsah und versuchte, ihren weiteren Weg zu planen.
 

Jenkins nickte kurz und streckte dann schief grinsend und auffordernd die Arme nach ihm aus. Hey, wenn sie schon mal die Gelegenheit dazu hatte getragen zu werden, warum dann nicht ausnutzen?

Zumindest war sie schon mal klar genug im Kopf um beurteilen zu können, dass Lorenor ausnahmsweise Mal auf den richtigen Weg war. Den Rest des Weges würde sie ihn vielleicht sogar lotsen können.
 

Private Lorenor schüttelte grinsend den Kopf. Wenn sie sich morgen noch daran erinnern konnte, würde ihr das wahrscheinlich unheimlich peinlich sein, aber wenigstens würde sie sich jetzt freiwillig tragen lassen.

"Na komm", forderte er sie auf, umfasste ihre Kniekehlen und den Rücken und hob sie wieder auf die Arme, bis ihr Kopf an seiner Schulter lag. Dann setzte er ihren Weg fort.

The Big Tohuwabohu - XXL Chapter

Kapitel 28: The Big Tohuwabohu

Umständlich knackte Zorro das Haustürschloss und stieß die Tür dann mit seinem Fuß auf. Endlich angekommen.
 

Seine Arme waren bleischwer von Jenkins Gewicht, aber immerhin hatten sie ohne weitere Umwege oder Kotzerei zu ihr nach Hause gefunden. Er hoffte, dass sich der Abend damit vorüber war, er war immerhin anstrengend genug gewesen.
 

Der Grünhaarige bugsierte sie in den dunklen Hausflur und tastete nach dem Lichtschalter. Kurz blinzelte er, als die Lampe anging und alles in ein helles Licht tauchte, dann durchquerte er den Flur zielstrebig und ging mit Jenkins in Richtung Schlafzimmer.
 

Dort herrschte das reinste Chaos.
 

Verblüfft sah er sich dort zum ersten Mal um. An allen möglichen und unmöglichen Stellen lagen Klamotten verteilt, wahllos ineinander geworfen. Von der Deckenlampe baumelte eine Strumpfhose herunter. Zorro grinste kurz. Das war vermutlich Ace's Werk.
 

Seufzend schaffte er es bis zum Bett und ließ seinen Drill Seargant behutsam darauf sinken. Dann schlug er die Bettdecke zurück und breitete sie über der Blauhaarigen aus. Er streckte er sich erleichtert. Währenddessen kickte Tashigi sich schwach die Heels von den Füßen und kauerte sich erschöpft zusammen.
 

"Danke", murmelte sie kleinlaut und kuschelte sich in die Bettdecke hinein. Hoffentlich konnte sie mit ihrer ausgeprägteren Sinneswahrnehmung überhaupt schlafen.

Sie seufzte inbrünstig und kratzte sich an der Nase, dann schloss sie die Augen. "Machst du das Licht aus? Es leuchtet ziemlich laut."
 

Zorro zog steil eine Augenbraue in die Höhe, machte sich aber nicht darüber lustig. Bevor er ihrem Wunsch nachkam, beugte er sich noch zu ihr herunter, nahm ihr die Brille von der Nase und legte sie auf ihren Nachttisch.

"Bleib liegen und ruh dich aus", murmelte er beim Hinausgehen und warf noch einen kurzen Blick über die Schulter zurück, bevor er die Tür anlehnte und ins Wohnzimmer ging.
 

Dort blieb er erst einmal stehen und atmete tief durch. Was für ein Abend. Was für eine Nacht. So hatte er sich dieses Wochenende garantiert nicht vorgestellt.
 

Er rieb sich über die wunden Knöchel an seinen Händen und fuhr sich anschließend durch das nach wie vor angespannte Gesicht. Erst dann kickte er sich die Stiefel von den Füßen und schälte sich aus den stinkenden Klamotten, um sie direkt in den Müll zu befördern. In seinem Rucksack fand er noch ein paar frische Kleidungsstücke, dann taperte er nur in Boxershorts ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
 

Zwei Minuten später stand er unter dem warmen Wasserstrahl von Jenkins Dusche und versuchte abzuschalten.
 

Zeitgleich saß Tashigi Jenkins kerzengerade im Bett. Das Geprassel dröhnte in ihrem Kopf unfassbar laut und trieb sie fast in den Wahnsinn. Ihre Schädelknochen schmerzten. Sie fuhr sich mit der flachen Hand über die Schläfen und krabbelte leicht unkoordiniert in Richtung Bettkante. Was war das nur für ein Geräusch? Es klang, als würde in ihrer Wohnung ein Wasserfall auf den Boden donnern.
 

Murrend rappelte sie sich auf die wackeligen Beine und tappste langsam zum Badezimmer. Sie griff nach der Türklinke und Wasserdampf wehte ihr ins Gesicht, als sie die Tür aufstieß. Er fühlte sich real an, aber war er es auch? Jenkins zuckte nur mit den Schultern, griff dann vorsichtig nach dem Duschvorhang und zog diesen ruckartig bei Seite.
 

"AAAHHHHHH!", schrie sie kurz auf und war mit der Situation nun komplett überfordert. Ihre Kurzsichtigkeit konnte sie trügen, aber stand da gerade wirklich Lorenor in ihrer Dusche? Und kamen da wirklich Schlangen aus der Wand? Sie blinzelte einige Male, dann verschwanden die Hirngespinste. Nur Lorenor stand noch da. Also war ausgerechnet das real.
 

"WOAAAAH!", entfuhr es Zorro überrascht und er rutschte auf dem nassen Boden der Dusche aus. Nur mühsam gelang es ihm, sich am Duschvorhang festzuhalten und an der gekachelten Wand abzustützen, ohne sich aufs Maul zu legen.

Sein Herz pochte hart gegen seinen Brustkorb. Selten hatte er sich so erschrocken. Jenkins sollte doch eigentlich im Bett liegen, er hatte sie nicht einmal hereinkommen gehört! Hastig zog er den Duschvorhang zurück an Ort und Stelle.

"WAS ZUM TEUFEL MACHST DU HIER?! RAUS!"
 

"Sorry, ich dachte mein Bad wird überflutet...", gestand Tashigi und presste sich beide Hände fest auf die Ohren. Das Prasseln der Wassertropfen bereitete ihr üble Kopfschmerzen.
 

Sie stutzte kurz und griff wieder nach dem Vorhang. "Warte mal..." Wieder schob sie den Vorhang etwas zur Seite und starrte den Zorro angestrengt ins Gesicht.
 

"Was zum...?! SPINNST DU?!!", fauchte Zorro und spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht schoss. Na ganz toll, da verprügelte man jemanden für sie, ließ sich von ihr vollkotzen und trug sie nach Hause und was war der Dank? Sie spannte ihm im Bad hinterher.
 

Genervt fuchtelte er mit einer Hand in Richtung Tür. "Ich dusche grade, Searge! Raus mit dir!", verlangte er entschlossen.
 

"Aber das Wasser...", fing sie an und sah ihn noch angestrengter ins Gesicht und auf den Oberkörper. "Es fließt an dir hoch und glitzert rosa. Ich glaub, mein Duschkopf ist kaputt..."

Dann folgte sie mit ihren Blick den Wassertropfen, die zur Decke hochplätscherten. Irre!
 

"Ach so, das Wasser fließt an mir hoch, na dann...", setzte der Grünhaarige verständnisvoll an und deutete dann erneut energisch auf die Tür. "...RAUS!!!"
 

Jenkins zog die Stirn kraus. "Du bist herzlos...", murmelte sie und zog dann wie verlangt den Duschvorhang wieder zu. Sie war zugedröhnt, verunsichert und wusste nicht, was sie nun tun sollte - und der Arsch schickte sie einfach weg. Mistkerl!

Seufzend griff sie nach dem buntleuchtenden Pilz, der sich nach und nach wieder zur Klinke zurück verwandelte, und blieb dann schwankend im Türrahmen stehen.

"Wo ist eigentlich Ace?"
 

Unfassbar gernervt lehnte Zorro die Stirn gegen die gekachelte Wand. Fünf Minuten Ruhe, mehr hatte er gar nicht verlangt. Die konnte er sich allerdings getrost abschminken, wie es den Anschein hatte. Mit einer knappen Bewegung wischte er sich den letzten Schaum aus den Haaren und drehte dann das Wasser aus. Eine Hand streckte er durch den Duschvorhang. "Handtuch!"
 

Suchend sah Tashigi sich um auf der Suche nach einem Handtuch, als wie aus dem Nichts eines der Stoffstücke direkt auf sie zuflog und mit den Zipfeln ruderte wie ein Rochen, der sich dann in ihren Armen nieder ließ. Mit beiden Händen ertastete sie das Handtuch. So weich! Wohlig aufseufzend rieb sie ihre Wange daran, bis ihr wieder einfiel, für wen es eigentlich gedacht war.

Widerwillig gab sie ihren flauschigen Handtuch-Rochen an Lorenor ab.
 

Der zog es ohne weitere Verzögerungen zu sich in die Dusche und wickelte es sich um die Hüften, bevor er den Duschvorhang wieder bei Seite zog und herauskam.
 

Jenkins stand immer noch wie angewurzelt mitten im Badezimmer. Offensichtlich würde sich in den nächsten Minuten auch nichts daran ändern. "Umdrehen!", forderte er deshalb gelassen, während er nach seiner Kleidung griff.
 

Seufzend verschränkte Jenkins die Arme vor der Brust und kam Lorenors Forderung stumm nach. Als ihr etwas schwummerig wurde, lehnte sie sich gegen das Waschbecken."Was ist denn jetzt mit Ace?", hakte sie abermals nach und starrte auf die Badezimmertür.
 

"Keine Ahnung", gestand Zorro, während er sich eilig abtrocknete. Das feuchte Handtuch warf er in die grobe Richtung des Wäschekorbs, dann schlüpfte er schnell in Boxerhorts und Jogginghose, bevor er sich wieder Jenkins zuwandte.

"Vielleicht war sein Balztanz erfolgreich. Das letzte Mal hab ich ihn auf der Tanzfläche gesehen, mit 'nem Weibchen, deren IQ eindeutig unter 65 lag", grinste er dann, während er nach dem Shirt griff. "Du kannst dich wieder umdrehen, wenn du magst."
 

Jenkins schmunzelte kurz, machte aber keine Anstalten sich zu bewegen. Ihre Gliedmaßen waren schwer wie Blei und ließen nicht zu, dass sie sich auf irgendeine Weise rührte. Um sie herum verzerrten sich der Raum und alles wirbelte herum wie in einem skurillen Van Gogh-Bild, Die Farben wurden wieder greller und tanzten vor ihr auf und ab. Was zum Teufel-?
 

"Jenkins?"
 

Über die Schulter hinweg warf der Grünhaarige seinem Drill Seargant einen Blick zu. Sie starrte wie hypnotisiert ins Leere und war wieder kreidebleich im Gesicht. Er bekam sie genau in dem Moment an den Armen zu fassen, als ihr die Beine erneut wegknickten, sodass sie leicht gegen seine Brust taumelte. Dann hob er sie wieder hoch und verließ das Badezimmer.
 

"Uuuuund ins Bett", entschied er, während er sich mit ihr im Arm auf den Weg ins Schlafzimmer machte.
 

Erst hatte Tashigi das Gefühl, in einem Karussell zu sitzen, das sich unaufhaltsam um jegliche Achsen drehte. Sie realisierte erst was passiert war, als sie ihre Arme wie automatisch um seinen Hals lehnte. Da normalisierte sich die Lage wieder. Die Wände waren wieder Wände, der Boden wieder Boden. Allerdings spielten ihre Sinneswahrnehmungen ihr immer noch Streiche.
 

Der Geruch des Shampoos schoss ihr in die Nase mit einem Hauch von Lorenors ganz eigener Note. Verunsichert sah sie zu den Private hoch. Waren seine Haare schon immer so grün gewesen?
 

Mit dem Fuß stieß Zorro die Schlafzimmertür auf, als er Jenkins eindringlichen Blick bemerkte. Ihre Augen waren so groß wie Hulla-Hoop Reifen.

"...was?", hakte er also misstrauisch nach, während er sie beide mit logistischer Präzision über die Kleidungsstücke auf dem Boden manövrierte, ohne ins Stolpern zu geraten.
 

Tashigi schüttelte leicht den Kopf. Sie wusste selbst, dass es dumm war über ihren Trip zu reden. Und noch dümmer wäre es gewesen, wenn sie ihrem Verlangen, diese krass grünen Haare abzufassen, nachgekommen wäre.

"Das nervt alles. Ich will einfach nur wieder normal sein...", gab Jenkins entnervt und entschuldigend zugleich von sich. Vermutlich hatte er auch keine Lust mehr den Babysitter eines vollgedröhnten Seargant zu spielen.
 

Schmunzelnd ließ der Private sie ins Bett sinken und sich selbst deutlich weniger behutsam auf die Bettkante fallen. "Ach, ich find's ganz lustig. Du bist viel weniger kratzbürstig", gestand er dann leichthin, griff nach der Bettdecke und zog sie seinem Searge bis zum Kinn hoch.
 

Sicher, Jenkins konnte man im Moment keine Sekunde aus den Augen lassen, ohne dass sie irgendeinen Unfug anstellte, aber immerhin beschränkten sich die Schimpfwörter auf ein Minimum und bis auf das halbherzige Gestrampel auf dem Rückweg hatte er von ihr noch keine Schläge einstecken müssen, geschweige denn Kommandos entgegennehmen.
 

"...Arschloch..."
 

Und damit hatte sich Lorenors 'auf ein Minimum beschränkte Schimpfwörter' schon wieder erledigt. Aber Jenkins musste ihm still Recht geben. Sie war weniger zickig, was allerdings vermutlich eher daran lag, dass sie auf diesen Idioten angewiesen war. Sie war wirlich froh darüber, dass er noch nicht die Beine in die Hand genommen und das Weite gesucht hatte. Sie hätte es ihm nicht einmal verübeln können. Aber er war geblieben und hatte auf sie aufgepasst, sie getragen und beschützt. Das konnte man nun wirklich nicht jedem zu Gute halten, wie zum Beispiel Ace, das treulose Stück. Morgen würde sie ihm dafür noch ordentlich auf's Dach steigen.
 

Geschafft vergrub sie die Hände in die Decke, die Lorenor ihr bis zum Gesicht hochzog. Aus ihm wurde Jenkins nicht schlau. Erst war er der verdammte Mistkerl, der mit einem Panzer über ihren Wagen hinwegrollte und im nächsten Moment war er der verdammte Mistkerl, der sie zudeckte und sie vor ihren Höllentrip rettete.

"Danke... für alles mein ich..."
 

Der Grünhaarige verdrehte die Augen. Hätte er sie etwa einfach sich selbst überlassen sollen? Dafür musste sie sich nun wirklich nicht bedanken.
 

"Ach, halt die Klappe", brummte er also verlegen, griff nach einem Kissen und warf es ihr sanft ins Gesicht. Dann tätschelte er ihr Knie und kam wieder auf die Beine. "Versuch zu schlafen, ich hau mich im Wohnzimmer auf die Couch...", meinte er dann. Bevor die Situation noch peinlicher wurde, zog er sich lieber aus der Affaire.
 

Die Angesprochene nickte etwas und zog den Mund leicht kraus, als sie den Nachdruck des Kissens im Gesicht spürte. Hatte sie was Falsches gesagt?

Unbeholfen machte es sich Tashigi unter der Decke gemütlich, nachdem sie sich zur Seite gerollt hatte. Morgen, wenn sie wieder halbwegs nüchtern war, würde sie sich nochmal für die Peinlichkeiten entschuldigen und sich im gleichen Atemzug bei ihm bedanken. Das war das Mindeste.
 

Im Türrahmen warf Zorro noch einen Blick zurück über die Schulter und erst, als er sich sicher war, das alles okay war, zog er die Tür hinter sich zu. Im Flur blieb er kurz stehen und horchte, aber Jenkins blieb still.
 

Er atmete tief durch, schloss die Augen und fuhr sich mit einer Hand durch das angespannte Gesicht. Dann riss er sich zurück ins Hier und Jetzt und schlich leise ins Wohnzimmer, um seinen Searge nicht noch einmal aus dem Bett zu treiben. Geschafft ließ er sich auf die Couch fallen, sank Zentimeter tief darin ein und tastete nach einer Decke. Zwei Sofakissen stopfte er sich in den Nacken, die Decke zog er bis zum Bauch hoch und spürte sofort, wie sich die Müdigkeit in ihm ausbreitete.
 

Sekunden später fielen ihm - schmunzelnd in Gedanken versunken - die Augen zu.
 

Doch die Ruhe hielt nicht lange. Zumindest nicht für Tashigi Jenkins. Kaum, dass Lorenor die Tür hinter sich zugezogen hatte, dröhnte die Stille ohrenbetäubend laut in ihren Ohren. Obwohl das Licht aus war. Sie zog sich das Kissen über den Kopf und steckte sich die Zeigefinger in die Ohren, aber Fehlanzeige. An Einschlafen war so keinesfalls zu denken.
 

Tief genervt aufstöhnend setzte sie sich in ihrem Bett auf und verharrte einige Sekunden in dieser Pose. So lange, bis sie begriff, was um sie herum eigentlich abging. Die Schranktüren klapperten lautstark auf- und zu, als würden sie über irgendetwas meckern. Die Schubladen entwickelten ebenfalls ein Eigenleben und ihre Klamotten surrten durch die Gegend, als würden Geister sie tragen. Neben ihrem Bett lief eine ihrer Jeans auf und ab. Die Nachttischlampe hüpfte weg, ihr Wecker schrillte und klingelte wie verrückt, ihre Bettdecke zog sich von allein zu Boden und als rechts und links neben ihr Arme aus der Matratze schossen, sie umklammerten und zum Liegen zwangen, knallte ihr im wahrsten Sinne des Wortes eine Sicherung durch.

"LORENOOAAAAAAA! HILF MIIIIR!"
 

Zorro sprang so hastig von der Couch herunter und blindlings in die Dunkelheit hinein, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. Mit den Armen rudernd stützte er sich an der Wand ab und hechtete durch den düsteren Raum, in die Richtung, in der er den Durchgang zum Flur vermutete.
 

Warum schrie Jenkins, als wäre der leibhaftige Teufel hinter ihr her?! War das wieder nur ein Eindruck des Trips - oder war sie wirklich in Gefahr? Er verschwendete keine Zeit damit, die Frage zu erörtern, sondern durchquerte das Zimmer mit fliegenden Schritten, nur um plötzlich gestoppt zu werden.
 

Sein Schädel explodierte und Sterne leuchteten vor seinen Augen auf. Schwankend und blind vor Schmerz tastete er nach einer Möglichkeit sich festzuhalten und fand... die Türklinke.

Blinzelnd öffnete er die Augen wieder. Er war geradewegs gegen den Türrahmen gerannt.
 

Leise fluchend setzte er seinen Weg fort, ohne weitere Zeit zu verschwenden, fand die Tür zum Schlafzimmer und riss sie auf, während der Schmerz heiß durch seine Stirn pulsierte. "Was?!", stieß er atemlos hervor.
 

Während Lorenor seinen eigenen Kampf gegen Dunkelheit, Möbelstücke und Wände ausfocht, kämpfte Tashigi... nun... quasi gegen Dasselbe.
 

Die Dunkelheit war um sie herum noch düsterer geworden, die Möbel hatten sich selbstständig gemacht und ihr den Krieg verkündet. Die Farbe lief an den Tapeten herab und sammelte sich am Boden zu einer dickflüssigen Pfütze die aussah wie geronnenes Blut.
 

Tashigi hatte bereits ein weiteres mal tief Luft geholt, um nochmal nach ihrem Gast zu rufen, doch da war er schon ins Zimmer gestürmt und hatte alles wieder so umgewandelt, wie es sich gehörte. Nichts rührte und bewegte sich mehr oder gab ätzende Töne von sich. Auch die Arme, die aus ihrer Matratze gewachsen waren, waren verschwunden, auch wenn der Druck auf ihrer Brust blieb. Egal, was Lorenor getan hatte, es half. Zumindest für den Moment.
 

Sie legte langsam und vorsichtig die Hände auf's Gesicht und versuchte nicht zu heulen. Doch kaum hatte sie ihr Gesicht versteckt, schluchzte sie auch schon herzzerreißend auf.

"Ich hab... keine Lust mehr."
 

Zorro's Herz hämmerte hart gegen seinen Brustkorb. Noch leicht neben der Spur tastete er nach dem Lichtschalter und sah sich um. Alles wie gehabt, außer dass Jenkins wohl die Bettdecke von sich heruntergestrampelt hatte.
 

"Das ist alles? Du hast keine Lust mehr?", maulte er dann, schwankend zwischen Erleichterung und Besorgnis. Im ersten Moment hatte er wirklich gedacht, ihr wäre etwas passiert. Im zweiten auch noch, wenn er ehrlich war.
 

Erst dann bemerkte er das Schniefen und dass sein Seargant sich zusammengekauert hatte, das Gesicht hinter ihren Händen versteckt. Die Erleichterung verpuffte und er verzog gequält das Gesicht. Unsicher ließ er seine Hand am Lichtschalter wieder sinken und stand nutzlos im Türrahmen.
 

"Searge...komm schon, nicht weinen", stieß er schließlich leicht panisch aus. Keine Tränen, damit konnte er absolut nicht umgehen. "Bitte?", setzte er schwach hinterher.
 

"'Nicht weinen'... das sagst du so einfach!", motzte Tashigi verheult in ihre Hände und fuhr sich über die nassen Augen. Sie wollte sich nicht die Blöße geben und vor ihm weinen, wirklich nicht. Aber er hatte nicht das gesehen, was sich gerade in ihrem Schlafzimmer abgespielt hatte.

"Das ist der Horror. Die Halluzinationen sind wirklich übel. Ich will wieder nüchtern sein." Wieder schniefte sie auf und schaffte es nicht, die Tränen zu unterdrücken.
 

Verunsichert wagte Zorro einen Schritt ins Zimmer herein. Äußerst langsam näherte er sich schließlich ihrem Bett und ließ sich auf der Bettkante sinken, ohne einen blassen Schimmer zu haben, was er tun sollte.

In ihm schrie alles danach, die Flucht zu ergreifen, aber das konnte er schlecht machen. Momentan war er für Jenkins verantwortlich, auf verdrehte Weise jedenfalls, und er hätte es so oder so nicht über's Herz gebracht, sie jetzt einfach alleine zu lassen. Also: Augen zu und durch. Nur...was sollte er denn bloß sagen, während sie kümmerlich vor sich hinschluchzte?

"Was...äh...siehst du denn?", fragte er schließlich vorsichtig. Vielleicht erklärte das ja einiges...?
 

Stur nahm sie die Hände von ihrem triefnassem Gesicht und trocknete sich mit der Bettdecke die Wangen, bevor sie Löcher in die Decke starrte.
 

"Ist egal. Ist alles verschwunden, als du reingekommen bist", murmelte sie nur und schniefte nochmal kurz. Dann schmunzelte sie verheult. "Ich sollte dich als Bodyguard einstellen."
 

"Das wäre dann wohl ein Fulltime-Job", gab der Grünhaarige zurück und bemerkte erleichtert, dass Jenkins sich wieder gefangen hatte. Sowohl, was das Heulen betraf, als auch die Halluzinationen. Seufzend stützte er sich auf den Ellbogen zurück. Er war müde und er hatte Kopfschmerzen, seine Stirn pulsierte heftig und wahrscheinlich sah er aus wie das letzte Einhorn.
 

"Idiot!", merkte Jenkins kleinlaut an und schubste ihren Aufpasser mit den Fuß an. Aber eigentlich hatte er Recht, im Moment war sie ein nervliches Wrack. Und sie schämte sich unheimlich dafür, dass sie es so offensichtlich zeigte.

Und als ob das nicht schon genug unangenehme Situationen gewesen wären, hatte ihr folgender Satz noch ein Sahnehäufchen auf die 'Torte der Peinlichkeiten' aufgesetzt. "Bleibst du noch, bis ich eingeschlafen bin? Noch mehr lebendige Kleidungsstücke und aus den Boden wachsende Hände ertrage ich nicht nochmal."
 

Überrascht wandte Zorro den Kopf zu ihr herum, nickte dann jedoch. Bevor er noch mal so ein Schockaufwachen erlebte, wie vorhin, war das eindeutig die bessere Alternative. Außerdem war ihr Bett zehn Mal gemütlicher als die Couch im Wohnzimmer.

"Wenn ich mich hier ein wenig breit machen kann", stellte er dann gähnend die Bedingung.
 

"Wie du willst..." Jenkins zog die Decke wieder über sich und legte sich gemütlich zur Seite. Die Halluzinationen waren weg, das war die Hauptsache. Und so lange dieser Zustand anhielt, konnte es sich Mr. Mooskopf ruhig bequem machen. Allerdings nicht zu bequem.
 

"Löffelchen liegen ist aber nicht drin", erklärte der Seargant müde, schloß die Augen und gähnte.
 

Grinsend ließ Zorro sich rücklings zurückfallen. "Keine Sorge, Searge, du bist heute schon genug angegraben worden", erklärte er leichthin und schloss die Augen. Dann blinzelte er in das Licht. "Soll das Licht anbleiben oder leuchtet es zu laut?", hakte er schmunzelnd nach.
 

"Viel zu laut sogar", murmelte die junge Frau bereits im Halbschlaf. Sie brauchte kein Licht, zumindest so lange Lorenor da war.
 

"Find ich auch", nickte der Grünhaarige, rappelte sich wieder auf die Beine und bewegte sich nur so weit, dass er den Lichtschalter erreichte. Als es wieder angenehm dunkel war, tastete er sich zurück zum Bett und ließ sich darauf sinken.

"Danke...", murmelte Jenkins nochmal leise und müde vor sich hin, kuschelte sich noch tiefer in die Decke – und schlief dann sofort ein.
 

Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und Jenkins Atemzüge gleichmäßig und tief wurden, setzte sich der Grünhaarige behutsam auf und griff über seinen Searge hinweg nach einem Kissen. Das stopfte er sich in den Nacken, streckte die Beine aus und machte es sich bequem.
 

Was für ein Abend. Eine Minute irrsinniger als die nächste. Er rieb sich über die aufgeplatzten Knöchel an der rechten Hand, blinzelte an die Decke und linste schließlich aus den Augenwinkeln zu Jenkins, die offensichtlich eingeschlafen war. Kurz schmunzelte er, bevor er auch die Augen schloss und wegdriftete.
 

Kaum hatte Seargant Jenkins ihren Schlaf gefunden, hatte sie sich sich in gewohnter Manier in ihrem Bett gemütlich gemacht. Dazu gehörte allerdings auch, dass sie den gesamten Platz für sich beanspruchte und zwischenzeitlich beide Seiten der Matratze einnahm. Als sie sich wieder einmal schwungvoll herumdrehte, traf einer ihrer Arme Lorenor genau ins Gesicht. Versehentlich natürlich. Denn wer war schon so blöd und verprügelte seinen Bodyguard?
 

"OUTCH!"

Zorro blinzelte irritiert und linste empört zu Jenkins herüber. Schon wieder hatte sie ihn unsanft aus dem Schlaf gerissen. Genervt schob er ihren Arm von seinem Gesicht herunter und leckte sich über die taube Lippe, die von ihrer Faust getroffen worden war. Neben ihm schmatzte sein Drill Seargant zufrieden in ihr Kissen.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Murrend und leise fluchend drehte sich Drill Seargant Tashigi Jenkins auf die andere Seite, um den störenden, ihrer Meinung nach viel zu grellen Lichtstrahlen aus dem Weg zu gehen. Ihr Kopf dröhnte und als sie mit der Zunge schnalzte, wurde ihr gleich wieder schlecht. Es fühlte sich an, als ob jemand ihre gesamte Mundhöhle mit Teppich ausgelegt hätte. Ein widerwertiges Gefühl, auf dass sie auch gut und gerne verzichtet hätte, aber irgendein saudämliches Arschloch hatte es ja für nötig gehalten, sie unter Drogen zu setzen. Leise und etwas angewidert aufseufzend fasste sie sich an den Hals, exakt an die Stellen, an dem der Kerl von letzter Nacht ihr "zu Nahe gekommen war".
 

Aber was war dann passiert? Sie war auf die Knie gesackt und dann, als sie sich halbwegs gefangen und umgesehen hatte... war Lorenor auf einmal da gewesen, wie aus dem Nichts war er aufgetaucht und hatte ihr geholfen. Und auf einmal war alles wieder da. Die Schlägereie im Club und dass er sie nach Hause getragen hatte. Schamesröte schoss ihr ins Gesicht, als sie sich ebenfalls daran zurück erinnerte, dass sie ihm das Shirt vollgekotzt und ihn beim Duschen gestört hatte. Wo war ein Blackout, wenn man es brauchte? Megapeinlich! Da konnte sie sich auf monatelange Frotzeleien auf ihre Kosten einstellen.
 

Entnervt aufstöhnend drehte sie sich wieder auf die andere Seite und legte den Kopf auf das benachbarte Kissen. Sie atmete einmal kurz durch. Seltsam, entweder spielten ihre Sinne noch verrückt, oder dieses Kopfkissen roch anders als ihres, auf dem sie gelegen hatte.
 

Skeptisch zog sie die Augenbrauen zusammen, als sie an der Bettkante einen seltsam grünen Teppich im Licht schimmern sah. Ein Stück Rasen?! In ihrem Zimmer?! Wie kam das denn dahin? Zögern streckte sie die Hand danach aus, um es ertasten zu können.
 

"Nicht anfassen", sagte Zorro mit geschlossenen Augen.
 

Er war noch nicht wach, zumindest noch nicht richtig. Und er würde wohl auch den ganzen Tag über nicht richtig wach werden, weil Jenkins sich im Schlaf benahm wie dreißig Wrestling-Kämpfer, die zusammen in einen Käfig eingesperrt wurden. Ununterbrochen hatte sie sich herumgerollt und um sich gefuchtelt wie eine Wahnsinnige und hätte ihm dabei dutzende blaue Flecken verpasst. Als es draußen schon zu dämmern begann und er immer noch kein Auge zubekommen hatte, hatte Zorro widerstrebend das gemütliche Domizil aufgegeben und sich ins Exil geflüchtet - auf den Fußboden, rücklings ans Bett gelehnt, um für den Notfall da zu sein.
 

"WAAAAAAAAHHHH! Lorenor!!!", kreischte die junge Frau nur und wäre beinahe aus der anderen Seite des Bettes gefallen, so heftig sprang sie zurück. Im nächsten Moment verfluchte sie sich selbst, leise, weil sie von ihrem eigenen Geschrei Kopfschmerzen bekam. In ihrer Birne tobte ein Presslufthammer, der anscheinend Spaß daran fand, in ihren Gehirnwindungen herumzustochern.
 

"Kssssssz ahh, mein Kopf...", jammerte sie leise in ihre Hände, die sie schützend (vor was auch immer) ins Gesicht gelegt hatte. Vorsichtig ließ sie sich wieder ins Kissen sinken, damit das Pochen an der Schädeldecke nicht noch unerträglicher wurde, als es so schon war.
 

Zorro kniff die Augen etwas fester zusammen, aber davon wurde ihr Gekreische auch nicht leiser. Oder angenehmer. Übermüdet fuhr er sich durch das Gesicht, als sie endlich verstummte und dann um einige Oktaven leiser vor sich hinstöhnte.
 

"Damit kann ich mir die Frage, ob's dir besser geht, wohl sparen", stellte er fest und kämpfte sich mühsam auf die Beine. "Ich mach' Kaffee...", fügte er hinzu, während er gebeugten Hauptes und mit schlurfenden Schritten das Schlafzimmer verließ.
 

Sie nickte nur, sagte nichts, während sie ihre Hände auf ihrem Gesicht liegen ließ, bis die Schlafzimmertür leise ins Schloss gezogen wurde und die schweren Schritte sich immer weiter entfernten.
 

Wie hatte sie das vergessen können? Er war bei ihr geblieben und hatte auf sie aufgepasst, damit sie nicht wieder einen dieser üblen Halluzinationstrips bekam. Sie hatte ihn gebeten zu bleiben, bis sie eingeschlafen war. Absolut ober doppel mega peinlich hoch 300! SIE war der SEARGANT, sein SEARGANT! Wie konnte sie ihn bitten zu bleiben? IHN! Lorenor Zorro! Das war übel, wirklich übel. Noch schlimmer als die Halluzinationen und der Trip von letzter Nacht. Wie konnte sie nur? Ihn vollkotzen, bespannen UND noch um etwas dergleichen bitten wie 'auf sie aufzupassen'. Und jetzt, wo ihr die ganzen Peilichkeiten durch den Kopf schossen... hatte sie nicht auch noch vor ihm... geweint?

Wo war nur diese verdammte Knarre, wenn man sich ausnahmsweise mal das Hirn wegpusten wollte?!!
 

In der Küche stand Zorro vor der Kaffeemaschine. Mit geschlossenen Augen, irgendwo zwischen Wachsein und Tiefschlaf. Erst, als das Ding vor ihm gurgelte und zischte, gähnte er herzhaft und blinzelte, bis er die volle Kanne sehen konnte.

Perfektes Timing. Er halbwegs wach, die Kanne hochvoll. Müde suchte er die Schränke nach zwei Tassen ab, kippte Milch in eine und Kaffee in beide Tassen und transportierte sie ins Schlafzimmer. Auf dem Weg verbrannte er sich immerhin nur ein Knie, als das heiße Getränk überschwappte.
 

Dann blickte er auf das Bett. Jenkins saß in unveränderter Haltung da, ihr Kopf war rot wie eine Tomate. "Dein Kopf platzt gleich", informierte er sie sachlich, während er sich auf die Bettkante sinken ließ und ihr eine der beiden Tassen in die Hand drückte.
 

Lorenors dümmlicher Kommentar half ihr nicht gerade, sich zu beruhigen, eher im Gegenteil. Vorsichtig stellte sie die Tasse auf dem Nachttisch ab . Dann presste sie sich die Hand unwillkürlich wieder ins Gesicht. Auf den Mund, um genau zu sein. Bevor ihr noch mehr Peinlichkeiten entfuhren, hielt sie sich lieber den Mund zu. Aber um ehrlich zu sein, wusste sie sowieso nicht wirklich, was sie sagen sollte. Die Zweisamkeit mit Lorenor war ihr noch unangenehmer als zuvor. Gut, es hatte sich irgendwann gebessert, aber jetzt... nach alle dem? Sollte sie sich bedanken? Oder entschuldigen? Das war alles so kompliziert, dass sie sich nicht mal für den Kaffee bedankt hatte.
 

Aus den Augenwinkeln beobachtete der Grünhaarige sie genauestens. Als sie eine Hand auf den Mund legte, rückte er unwillkürlich weiter weg. "Sag bloß, dir ist wieder schlecht?!"
 

"Nein... Doch... naja irgendwie, aber nicht so, wie du denkst, also..." Unbeholfen zog sie kurz die Augenbrauen hoch, während sie starr auf die Bettdecke schaute und sich überlegte, was sie sagen sollte. Das war doch alles Bockmist!
 

Zorro erstarrte darin, an seinem Kaffee zu nippen und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. "Brauchst du einen Eimer?", hakte er vorsichtig nach und blickte unauffällig an sich herunter. Er hatte doch nur noch ein Shirt dabei, sie durfte ihm das hier nicht auch noch versauen.
 

Jenkins schüttelte knapp den Kopf. War ja nett gemeint, aber selbst WENN sie sich noch einmal übergeben müsste, würde sie es wohl nicht nochmal in seiner Anwesenheit tun. Jetzt musste sie die passenden Worte finden.
 

"Ich wollte mich beschuldigen... ehh entdanken... MANN!" Genervt, sich selbst gedanklich in den Arsch tretend, kniff sie kurz die Augen zusammen, legte eine Hand auf die Stirn, während sie versuchte, die Silben zu ordnen.

"Ich wollte 'entschuldigen' und 'bedanken' sagen und dann hab ich's irgendwie vermischt... verdammt", murmelte sie leise, eher an sich selbst als an Lorenor gerichtet. Sie kam nicht mal einen anständigen Satz gerade heraus und wollte dann eine ganze Rede führen? Na, Prost Mahlzeit.
 

Private Lorenor gab sich redlich Mühe, sich seine Belustigung nicht anmerken zu lassen. Zur Tarnung nahm er einen Schluck Kaffee und verbrannte sich prompt die Zunge. Das half. Das Lachen verging ihm und zurück blieb nur ein leicht gequältes, amüsiertes Schmunzeln. "Beschuldigung angenommen, Searge."
 

Peinlich berührt griff Tashigi nach ihrer Tasse und beäugte skeptisch den Inhalt, bevor sie daran nippte. Nur Milch, kein Zucker. Fragend sah sie zum Grünspan rüber. "Woher weißt du, wie ich meinen Kaffee trinke?"
 

Zorro zuckte bloß mit den Schultern. "Keine Ahnung, hab ich wohl irgendwann mal bemerkt", sagte er dann und so abwegig war das gar nicht, so oft, wie Sanji um Jenkins herumscharwenzelte und sie von vorne bis hinten bediente.

Tashigi blinzelte Lorenor nur kurz entgegen, sah dann noch mal ihren Kaffee an. "Aha? Und was fällt dir sonst noch so auf?", hakte sie nach und nippte nochmal vorsichtig an der heißen Brühe.
 

Vage zuckte Zorro mit den Schultern.

Kaffe? Nur Milch, kein Zucker.

Ihre Körbchengröße? 70B.

Lieblingsessen? Ganz klassisch: Schokopudding mit Vanillesauce. Wenn Sanji das als Nachtisch auftischte, nahm sie sich immer gleich zwei Schälchen.

Lieblingsbücher? Groschenromane.

Nervöse Eigenart? Strähne hinters Ohr schieben.

Ihr Geruch? Wie Regen, nur sanfter.
 

Und sie musste absolut nicht wissen, dass er irgendwas bemerkte.
 

Tashigi schlug die Decke bei Seite und setzte sich auf die Bettkante, bevor sie sich eher mühsam auf die Beine stellte. Ihre Knie fühlten sich immer noch ein wenig wie Wackelpudding an, dennoch war es kein Vergleich zu letztem Abend.

Kurz sah sie an sich herunter. Verdammt, hatte sie tatsächlich in diesem Fummel geschlafen? Sie musste sich definitiv erstmal umziehen.
 

Zorro zuckte mit den Schultern. Er folgte ihrem Blick und grinste kurz. "Ich hab es nicht gewagt, dich aus den Klamotten zu schälen, wie du siehst." Sie hätte ihn ansonsten wohl auch verprügelt, selbst unter Drogeneinfluss.
 

"Ich hätte dir auch eine reingehauen, wenn du das getan hättest", bestätigte Jenkins seine Gedanken und fuhr mit beiden Händen prüfend über den Hosenbund. Die Hose war eindeutig definitiv und unbestreitbar viel zu eng. Wieso hatte sie auch auf Ace gehört und sich in sowas hineingezwängt?
 

Verunsichert sah an sich herunter und entdeckte gleich neben ihren Füßen ihre Schlafanzughose. Gestern Nacht war diese noch aufrecht um ihr Bett herumstolziert. Bei Tageslicht und halbwegs nüchtern war sie allerdings nicht mehr so furchteinflößend. Seufzend bückte sie sich danach, fischte in einer Schublade nach einem T-Shirt und ging, noch etwas unsicher auf den Beinen, zur Tür. "Geh ruhig schon mal in die Küche, ich komme gleich nach."
 

"Okay", gähnte Zorro herzhaft, wartete, bis Jenkins den Raum verlassen hatte und ließ sich noch einmal rücklings in die gemütliche Matratze sinken. Sie war noch warm und er hätte sich nur allzu gerne zusammengerollt und sich seine dringend benötigte Ration Schlaf geholt. Stattdessen bleib er bloß ein paar Sekunden mit geschlossenen Augen liegen, bevor er sich wieder aufrappelte und die Küche suchte.
 

Im Badezimmer schälte sich Tashigi umständlich aus der Skinny Fit Jeans heraus und verhedderte sich nur ein Mal mit dem Fuß im Hosenbein. Dann schlüpfe sie in ihre Pyjamahose und das übergroße Shirt und runzelte irritiert die Stirn. Bisher hatte Lorenor sich noch mit keinem Wort über die vergangene Nacht lustig gemacht. Nicht ein einziger verbaler Seitenhieb, obwohl er darin normalerweise Weltmeister war. Hatte er seine Zunge verschluckt? Oder waren ihm etwa endlich die schlechten Witze ausgegangen?
 

Sie schüttelte über sich selbst den Kopf und angelte nach dem Pullover, der am Handtuchhalter baumelte. Irgendwie konnte sie sich einfach nicht damit abfinden, dass Lorenor eben nicht durch und durch Mistkerl war. Vielleicht war der erste Eindruck einfach zu beschissen gewesen, denn der war es doch angeblich immer, der zählte? Wie auch immer – bis jetzt hatte er sich an diesem Wochenende als echt netter Kerl entpuppt. Also würde sie jetzt nicht länger im Bad herumtrödeln und das in Frage stellen, sondern Frühstück machen.
 

Als sie die Küche betrat, lehnte Zorro träge an der Arbeitsplatte und klammerte sich am Henkel der Kaffeekanne fest, während er sich nachschenkte. Hinter sich hörte er Schritte und als er einen kurzen Blick über die Schulter warf, stutzte er. "Ist das mein Pulli?", hakte er verwundert nach. Das schwarze Sweatshirt reichte ihr locker bis zu den Knien, ihre Hände verschwanden in den schlabberigen Ärmeln.
 

Ein heißer Schmerz fuhr durch seine Hand und ließ ihn zusammenzucken. Sofort wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Kaffeekanne zu, die schon längst nicht mehr über seiner halbleeren Tasse schwebte. Jenkins hatte ihn abgelenkt und er hatte sich die Hand verbrüht, spitze. Fluchend schüttelte er das heiße Aufputschgetränk von seiner brennenden Hand.
 

Tashigi lachte, laut und belustigt, und warf ihm ein Handtuch zu. Erst dann sah sie an sich herunter. Er hatte Recht, so übergroße Kleidungsstücke besaß sie gar nicht. Am liebsten hätte sie sich selbst geohrfeigt. Anscheinend war sie wirklich noch etwas daneben. Aber – verdammt! - der Pulli war verdammt bequem. So richtig schön zum Einkuscheln.
 

"Ich hab einfach nach etwas gegriffen, das nach Oberteil aussah. 'Tschuldige...", warf sie peinlich berührt ein und machte auf dem Absatz wieder kehrt, um sich wieder umzuziehen.
 

“Lass ihn ruhig a-”, setzte Zorro an, aber sie war schon um die Ecke und hörte ihn wahrscheinlich gar nicht mehr. Er schmunzelte leicht. Jenkins hatte in seinem Dojo-Hoodie schon niedlich ausgesehen. Dann entdeckte er die Kaffeelache, die von der Arbeitsplatte langsam aber stetig auf den Boden tröpfelte, seufzte tief und machte sich ans Aufwischen.
 

Als Jenkins zurück kam, in eng anliegendem Top statt weitem Schlabberpullover, saß Zorro mit einer dampfenden Tasse Kaffee vor sich am Esszimmertisch. Für seinen Drill Seargant hatte er auch eine Tasse bereit gestellt. Wer wusste schon, was sie sonst noch anstellte? Ganz auf der Höhe schien sie ja noch nicht zu sein, auch wenn ihre Pupillen nicht mehr ganz Tellerrandgröße hatten.
 

Dankend nickte Tashigi ihm zu, griff sich die Tasse und betrat die Küche, um das Essen aufzutischen. Sie zog den Kühlschrank auf und griff nach einem Glas Marmelade, verharrte aber mitten in der Bewegung und steckte stattdessen den Kopf ins oberste Fach.
 

Zorro beobachtete das mit hochgezogener Augenbraue, behielt jedoch jeglichen Kommentar für sich. Fand er ihr Verhalten merkwürdig? Allerdings. Er ließ es sich nur nicht sonderlich anmerken. Er tat also so, als würde sein Drill Seargant nicht gerade den Kühlschrank mit dem Kopfkissen verwechseln und stellte eine beiläufig die Frage: "Sag mal, schiebst du dir immer noch Halluzinationen?"
 

Einen kurzen Moment, hielt Jenkins den Atem an, zog dann langsam den Kopf aus dem Kühlschrank und schielte zu Lorenor rüber. Ehe sie darauf antwortete, sah sie sich im Raum noch einmal genau um. Neben Lorenor auf dem Stuhl saß der Gartenzwerg der Nachbarin, der die Beine übereinandergeschlagen und die heutige Zeitung in der Hand hatte. Er leckte seinen Zeigefinger an und blätterte um, als wäre alles selbstverständlich. Erschrocken sah sie wieder nach vorne in den Kühlschrank, wo die Lebensmittel auf und ab hüpften und munter vor sich hinkicherten. "Grüß dich, Tashi!", lachte der Käse mit tiefer Bassstimme. Verblüffte schloss sie die Tür wieder. "Nichts, was ich nicht schon kenne..."
 

Bevor der grünhaarige Private mehr tun konnte, als seine Augenbraue zweifelnd noch steiler in die Höhe zu ziehen, knallte es laut.
 

Irritiert zuckten beide zusammen. Zorro lokalisierte das Geräusch als Erster und blickte verdutzt auf die Fensterscheibe in der Küche. Viel mehr als sehr viel nackter Haut und zwei Händen, die immer wieder verzweifelt von außen gegen die Scheibe patschten, konnte er nicht ausmachen. Es dauerte einen Moment, bis ihm dämmerte, wer da nackig vor dem Küchenfenster stand und um Einlass bettelte.
 

"LASST MICH REIN! ES IST SAU KALT!"
 

"ACE?!!"
 

Tashigi starrte ihrem Kumpel irritiert entgegen. Dann sah sie kurz zu Lorenor herüber, aber der schien dasselbe zu sehen wie sie. Also keine Halluzination, sondern wirklich ein splitterfasernackter Ace. Dieser Knallkopf. Das Traurige war, dass es nicht zum ersten Mal passierte.
 

"Du hast dich wirklich nicht verändert, Ace... in keinster Weise!" , informierte sie ihren Jugendfreund, bevor sie in ihr Schlafzimmer ging, um ihren Bademantel zu holen. Der Idiot musste nun wirklich nicht länger als unbedingt nötig im Adamskostüm in ihrem Vorgarten stehen. Was sollten denn die Nachbarn dazu sagen?
 

Während der Schwarzhaarige also weiter bibbernd vor dem Fenster stand, rappelte sich Zorro grinsend auf die Beine. Vor dem Küchenfenster angekommen stützte er sich mit verschränkten Armen auf die Arbeitsplatte. "Ist dir etwa kalt? Sieht jedenfalls so aus."
 

"Alter!", drohte Ace und trat ungeduldig von einem Bein aufs andere, um sich warm zu halten. Sein Gehänge schaukelte mit. Fassungslos schüttelte Zorro den Kopf. Nicht eine Faser Kleidung am Leib, nicht mal Socken. Warum auch immer.
 

"MACH DIE TÜR AUF, HONEY, BIIIITTE!", forderte Ace mit klappernden Zähnen.
 

Immer noch breit grinsend verließ Zorro die Küche, wanderte in den Flur und öffnete die Haustür, wo Ace ihn bereits erwartete.
 

"Was ist denn mit dir passiert?", hakte der Grünhaarige schmunzelnd nach.

"Ihr EHEMANN ist passiert!", keuchte Ace, während er sich (viel zu nah) an Zorro vorbei ins Haus schob.

"Es passiert gleich noch was, wenn du es noch einmal wagen solltest, nackt durch meine Nachbarschaft zu springen!", motzte Jenkins, während sie ihm - Ace wohlbemerkt den Rücken zugewandt - den Bademantel hinhielt. Dieser saudämliche Vollidiot hatte auch wirklich nichts Besseres zu tun.
 

"Danke, Tashi-Maus!", flötete Ace und schmiegte sich hastig in den weichen Frottee. Er schauderte wohlig. Schon viel besser.
 

Den belustigten/angewiderten Blicke seiner beiden Freunde ignorierte er geflissentlich und marschierte geradewegs in die Küche, ohne darauf zu achten, ob sie ihm folgten oder nicht.
 

"Ich sag euch, die Kleine war echt verdammt scharf und sie hatte so einige Kniffe drauf, die ich noch nicht kannte. Aber eine Sache habe ich gelernt", dozierte er, den Kopf schon halb im Kühlschrank vergraben. Er biss ein Stück Käse ab und ließ den Rest des Laibes in die Bademanteltasche gleiten. "Lasse dich niemals mit Handschellen an das Bett eines Polizisten fesseln. Besonders nicht nackt und erst Recht nicht von seiner Frau!", erklärte er beflissentlich, ging zum Esstisch und vergriff sich an Tashigi's Kaffeetasse.
 

"Und wie war euer Abend?", fragte er dann fröhlich, schlug die Beine übereinander und kümmerte sich wenig darum, dass ihm der Bademantel zu kurz war und die wichtigsten Stellen nicht mehr verbarg.
 

"Schräg...", erwiderte Tashigi knapp und drehte sich zu Ace um – und dann wurde ihr schon wieder schlecht. "Himmel-Arsch, ACE! Zieh dir endlich mal was an. Und hör auf, die Lebensmittel vollzufusseln!"
 

Noch immer schmunzelnd rettete Zorro seine eigene Kaffeetasse vor dem Gierschlund und ließ sich auf seinen Platz am Esstisch fallen. 'Schräg' war viel zu harmlos als Beschreibung für den gestrigen Abend, aber er behielt seine Meinung zu dem Thema für sich und schwieg. Immerhin, jetzt, wo Ace da war, war die Stimmung zwischen ihm und dem Drill Seargant nicht mehr ganz so verdreht. Puma D. Ace sorgte für die Ablenkung, die sie so dringend nötig hatten.
 

"Wenn dir nicht gefällt, was du siehst, beschwer dich bei Gott", wehrte der Schwarzhaarige Jenkins Aufforderung ab und blieb sitzen, wo er war. "Oder bei dem Cop. Meine Güte, hatte der 'ne Laune. Zum Glück hatte seine Waffe Ladehemmungen - Hemmungen, die seine Frau ganz eindeutig nicht hatte." Ace grinste dreckig. "Wie auch immer, sonst sähe ich jetzt aus, wie ein Schweizer Käse. Aprospos Käse...", seufzte der Schwarzhaarige, griff in die Manteltasche und zog den Gouda wieder hervor und starrte ihn verträumt an.
 

Zorro trank seelenruhig seinen Kaffee aus. "Ich hol dir was zum Anziehen...", warf er dann ein und durchquerte den Raum, geradewegs Richtung...naja, irgendwo hin halt.
 

Fassungslos schüttelte Tashigi den Kopf . Sie konnte und wollte das alles jetzt nicht kommentieren. Sie war zu müde und noch zu high, als dass sie Ace richtig zuhören konnte. In Frauendingen war ihm vermutlich sowieso nicht mehr zu helfen.

Keine zwei Minuten später warf Zorro seinem Kumpel seinen letzten Satz saubere Kleidung ins Gesicht. "Anziehen", befahl er brummend und setzte sich wieder.
 

Ace folgte dem Befehl, ohne sich dazu einen privateren Ort zu suchen. Er hatte nichts zu verbergen, ließ die spärliche Hülle des Bademantels fallen und stieg in Lorenor's Klamotten, die ein wenig schlabberig an ihm herunterhingen. "Hast du dich geprügelt?", hakte er dabei grinsend nach.
 

Zorro folgte Ace's Blickrichtung und musterte seine aufgeschrammten Handknöchel desinteressiert. "Ja", gab er knapp zurück.
 

Der Schwarzhaarige grinste. Das erklärte die träge Stimmung der beiden. "Wusst ich's doch. Ich will jedes schmutzige Detail hören!"
 

Zorro zuckte nur mit den Schultern, Tashgi zog die ihren bis zu den Ohren hoch.
 

Oh Gott, wenn Ace spitz bekam, was passiert war... Er würde sie gnadenlos fertig machen und damit aufziehen, bis sie völlig den Verstand verlor. Bis heute machte er sich gelegentlich noch darüber lustig, das mal jemand Mäuse in ihren Spint gesperrt hatte. Und sie war nach wie vor davon überzeugt, dass es Ace gewesen war, auch wenn der das bis heute abstritt. Aber darum ging es gerade gar nicht. Jetzt war einfach nur wichtig, dass Ace niemals herausbekam, was letzten Abend passiert war.

"Das ist Lorenors Schuld! Wegen ihm sind wir aus dem Club geflogen...", warf Jenkins hastig ein und sah so flehend wie noch nie zu Lorenor herüber. Er hatte zwar schon viel für sie getan innerhalb der letzten 24 Stunden, aber diesen Gefallen musste er ihr einfach noch tun.
 

Zorro blickte finster zurück. Nach allem, was er gestern für sie auf sich genommen hatte, nach dem Gejammere, Geheule, den wahnsinnigen Halluzinationen, Schlägen, die er hatte einstecken müssen und peinlichen Situationen, in die sie eine nach der anderen geschlittert waren, wagte Jenkins es auch noch, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben?

Scheinbar schon. Sie sah jedenfalls aus, als würde ihr Kopf jede Sekunde explodieren, wenn er ihr nicht sofort zustimmte. Er zögerte noch einen Moment mit seiner Antwort, nur um den Moment auszukosten, bevor er ganz sachte und unter Ace's gespanntem Blick nickte.
 

Tashigi atmete tief durch und warf Zorro einen dankbaren Blick zu. Er hatte wirklich was gut bei ihr. Sie würde sich schon etwas einfallen lassen, um sich erkenntlich zu zeigen. Irgendwann, nur nicht jetzt, denn jetzt musste sie ganz dringend ein tieferes Gespräch mit Ace vermeiden. Irgendwie musste sie das Thema geschickt und unauffällig umschiffen.
 

“Ich geh' duschen”, rutschte es ihr heraus, und weil sie die Worte nicht mehr zurücknehmen konnte, drehte sie sich einfach um und ließ Lorenor mit Ace allein.
 

"Pass auf, dass das Wasser nicht an dir hochläuft", gab Zorro trocken zurück und nippte an seinem Kaffee. Er hatte nicht vergessen, dass sie ihn gestern beim Duschen überrascht hatte und er fand, dies war eine gute Gelegenheit, sie daran zu erinnern, wie viel er bei ihr gut hatte. Und dass sie es besser nicht auf die Spitze treiben sollte.
 

Ace sah ihn stirnrunzelnd an. "Hochlaufen? HÄ?"
 

"Ach, nur so ein Junkie, dem wir gestern begegnet sind...", winkte der Grünhaarige schmunzelnd ab. Als Tashigi ihm noch den Mittelfinger zeigte, grinste er bloß.
 

Ace zog verwundert die Augenbraue hoch. Was denn? Kein bissiger Kommentar zurück? Kein Anzicken? War er hier überhaupt in der richtigen Wohnung?Grinsend sah er zu Zorro rüber. "Ihr keift euch ja gar nicht mehr an. Hab ich was verpasst? Ist irgendwas... Versautes zwischen euch passiert?"
 

Zorro dachte kurz an die Eskapade im Badezimmer und schüttelte seufzend den Kopf. "Nein."

Das wäre ja auch noch schöner gewesen. Er und Jenkins? Bäh. Bloß nicht.
 

Ace verzog wieder das Gesicht, diesmal zu einer nachdenklichen Miene. "Das klang aber nicht wirklich überzeugend", seufzte er nur und hörte, wie im Badezimmer das Wasser ansprang. Er grinste. "Willst du nicht auch unter die Dusche springen?"
 

Der Grünhaarige verdrehte bloß die Augen, stand wortlos auf und ging ins Wohnzimmer, um seine Jogginghose anzuziehen. Bevor Ace noch weiter mit Mutmaßungen um sich warf und ihn dermaßen in den Wahnsinn trieb, bis er mit der Sprache rausrückte, verdrückte er sich lieber. Sollte er Jenkins auf den Wecker fallen.
 

"Hab dich nicht so, ich zieh dich doch nur auf. Ich würde dich eh nicht an sie ran lassen, du blöder Penner!", lachte Ace
 

"Ja, ja...du mich auch", murmelte Zorro leise vor sich hin, zog sich die Kapuze seines Sweaters über den grünen Haarschopf und marschierte, eine Kippe in der Hand, auf die Haustür zu. "Ich bin joggen", informierte er den Schwarzhaarigen knapp, bevor er die Haustür hinter sich zuzog.
 

Ace hob zur Verabschiedung die Hand und machte sich daran, Tashigis Kühlschrank zu plüdern. Sie hatte bestimmt nichts dagegen, immerhin hatte er letzte Nacht unzählige Kalorien verbrannt und war so dermaßen dehydriert, dass ihm schon schwindelig wurde, wenn er sich zu hastig bewegte.
 

Als Tashigi zehn Minuten später mit einem Handtuch um den Kopf zurück in die Küche kam, hing Ace gerade mit halbem Oberkörper im Kühlschrank. Lorenor konnte sie nirgendwo sehen. War er jetzt eingeschnappt?

"Wohin ist die Moosrübe wieder verschwunden? Hat er sich wieder verlaufen?"
 

Ace zuckte mit den Schultern. "Kann sein", sagte er, steckte den Finger in ein Glas mit Erdnussbutter und leckte die Creme dann genüsslich vom Finger ab. "Sein Plan war zwar joggen zu gehen, aber bei ihm weiß man ja nie..."

"WAS?!!!" Tashigi klatschte mit der flachen Hand gegen ihre Stirn. "Den orientierungslosen Idioten lässt du allein durch die Pampa laufen? Sag mal, SPINNST DU?!!"

Ace zog kurz den Kopf wieder aus dem Kühlschrank, um zu antworten, doch der Seargant würgte ihn ab. "Das war eine rethorische Frage, Schwachkopf!"
 

Seufzend setzte sie sich an den Esstisch und rieb sich die gerunzelte Stirn.

"Machst du dir etwa Sorgen, Tashilein?", fragte Ace unschuldig und verkniff sich mit Mühe und Not ein Grinsen. Dann leckte er sich den Rest Erdnussbutter von den Lippen und setzte sich an den Esstisch, ihr gegenüber.

"Spaß bei Seite, wie war der Abend wirklich? Erzähl mir alles über die Schlägerei."
 

Tashigi drehte nervös ihre leere Kaffeetasse in den Händen. Während sie die erste Frage noch kühn und selbstsicher ignoriert hatte, brachte die zweite sie ins Straucheln. Sollte sie Ace wirklich sagen, was am letzten Abend alles passiert war? Sie konnte sich selbst kaum daran erinnern und vermutlich würde er in Zukunft jede Gelegenheit nutzen, ihr diverse Auszüge aus dieser Nacht unter die Nase zureiben. Darauf konnte Jenkins gut und gerne verzichten.

"Ich... also, das mit der Schlägerei war folgendermaßen..."
 

Irgendeine Erklärung war sie Ace schuldig. Also erzählte sie lang und ausführlich, wie es zu der Schlägerei im Club gekommen war.
 

Ace hing wie gebannt an ihren Lippen und saugte jedes Wort auf, das daraus heraus kam. Kaum zu fassen! So was Abgedrehtes hatte er ja schon lange nicht mehr gehört.

"Ernsthaft?!", war das Einzige, was er ab und zu in ihre Erzählungen einwarf - mehr fiel ihm nicht ein. Da musste er Zorro ja glatt seinen Respekt zollen, dass er sich so ins Zeug gelegt hatte. Nicht jeder hätte sich so souverän verhalten in einer solch pikanten Situation. Kaum zu fassen, dass er auf der Tanzfläche rein gar nichts von dem Spektakel mitgekriegt hatte. So eine legendäre Geschichte - und er war nicht dabei gewesen. Verflucht!
 

Nachdem alles erzählt war, was es zu erzählen gab, setzte Tashigi frischen Kaffee auf und sie wechselten das Thema. Alte Schulgeschichten, alte Verfehlungen, Isiderjokes – unverfängliche Themen, bei denen Tashigi sich wieder entspannen konnte und Ace nicht auf allzu dumme Ideen kam. Nach zwei, drei Stunden gemütlichen Geplauders schrillte die Türklingel. Erst einmal kurz und nach fünf Sekunden Stille sturm. Wer auch immer es war, er hatte anscheinend null Geduld. Sie hatte da auch so eine Vermutung wer.
 

Entnervt riss Tashigi die Tür auf und sagte kein Wort, als sie einen durchfrorenen Lorenor Zorro vor ihrer Tür stehen sah.

Wortlos schob sich Zorro an seiner Vorgesetzten vorbei und stiefelte geradewegs ins Wohnzimmer, um sich noch einen Pulli drüber zu ziehen. Oder eine Decke. Er hatte nicht vor zu erklären, warum seine Joggingrunde ein paar Stunden länger ausgefallen war als eigentlich geplant, aber wie es aussah, schien es sowieso niemanden sonderlich zu interessieren. Vermutlich konnten sie es sich eh schon denken, dass er sich verlaufen hatte.
 

Als sie sich schließlich alle wieder in der Küche trafen, grinste Ace ihn breit an. "Sauber, Tiger!", lobte der Schwarzhaarige überdeutlich und klopfte eifrig auf den freien Platz neben sich. Mit skeptisch hochgezogener Augenbraue ließ sich Zorro dort sinken.
 

"Du hast wirklich 'ner heißen Braut die Unterwäsche ausgezogen, ohne dass sie es bemerkt hat? Und sie dir dann über den Kopf gezogen? Und dich dann mit ihrem Freund angelegt?", hakte Ace anerkennend nach und Zorro hatte keinen blassen Schimmer, wovon der Kerl eigentlich faselte.
 

"Hab ich?", entfuhr es ihm verwirrt.
 

Hinter dem Rücken von Ace nickte Tashigi übertrieben deutlich. Sie hatten vereinbart, dass kein "wahres" Wort über gestern verloren werden durfte. Irgendetwas hatte sie sich aus den Fingern saugen müssen, sonst hätte Ace immer und immer wieder nachgehakt. Nur dumm, dass sie in Punkto Lügengeschichten nicht wirklich begabt war.
 

"Ach so, das, natürlich...", stimmte Zorro hastig und nur eine Spur verspätet hinzu. Nachträglich nickte er noch bekräftigend und verwünschte Jenkins zum Teufel. Was sollte das denn?! Auf eine solche Idee würde Ace vielleicht kommen, aber er? Naja, vielleicht nach ein paar Drinks zuviel und unter Drogen. Womit sie eigentlich schon wieder beim Thema wären.

Weil Ace ihn immer noch mit großen Augen ansah, fühlte er sich dazu gezwungen, noch etwas zu sagen. "Hatte ich schon wieder vergessen?"
 

"Vergessen?!!", echote Ace mit einem dreckigen Grinsen. "Sowas vergisst man doch nicht! Welche Farbe?"

"Was?!", entfuhr es dem Grünhaarigen verwirrt.

"Die Unterwäsche! Welche Farbe?"

"Keine Ahnung", gestand Zorro und sah sich in der Küche um. Die Eieruhr war rot. "Rot."

"Wusste ich es doch. Eine Frau, die nicht merkt, dass man ihr das Höschen klaut, muss einfach rote Unterwäsche tragen."
 

Tashigi seufzte vor Erleichterung auf. Das war gerade noch mal gut gegangen, zumindest für sie.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

"Sorro, isch libbe disch. Escht jetz." Nach diesen Worten rülpste Ace ihm lautstark ins Ohr.
 

Der Grünhaarige verzog angewidert das Gesicht. Der Atem seines Freundes roch nach 100 prozentigem Alkohol und trieb ihm die Tränen in die Augen; am liebsten hätte er Ace einfach von sich gestoßen und auf der Straße liegen gelassen. Die Chancen standen gut, dass er sich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern konnte.
 

Es war ein Fehler gewesen, schon wieder mit Ace um die Häuser (oder besser in den Club) zu ziehen. Warum hatte er sich überhaupt dazu bereit erklärt? Ach ja, richtig. Weil Ace ihm stundenlang[/i) auf den Sack gegangen war. Pausenlos war er auf dieser hanebünischen Lügengeschichte, die Jenkins konstruiert hatte, herumgeritten und hatte unentwegt genölt, dass er auch so eine coole Geschichte über dieses Wochenende erzählen können wollte, wenn sie wieder in der Kaserne waren. Anscheinend hatte er seine nächtliche Eskapade mit der Frau eines Gesetzeshüters schon wieder verdrängt. Oder vergessen.
 

Irgendwann war ihm jedenfalls nichts anderes übrig geblieben, als Ace nachzugeben. Entweder das, oder er hätte ihn umbringen müssen. Und dabei wollte er Jenkins keinesfalls als Zeugin haben.
 

Ein noch viel größerer Fehler war es gewesen, Ace einen Kurzen nach dem anderen trinken zu lassen! Im Club hatte Ace auch noch ziemlich umgänglich gewirkt. Er hatte noch ohne fremde Hilfe auf zwei Beinen stehen können, halbwegs deutlich gesprochen und noch nicht geschielt, aber kaum, dass sie an die frische Luft gegangen und sich auf den Heimweg gemacht hatten, hatte der Alkohol seine volle Wirkung entfaltet. Es war, als hätte man dem Schwarzhaarigen mit dem Vorschlaghammer ins Gesicht geschlagen. Von einer Sekunde auf die andere ging nichts mehr.
 

Und nun war es nun ihm zugefallen, sie beide zu Jenkins Haus zu bugsieren. Schon wieder. Zum zweiten Mal an diesem gottverdammten Wochenende schleppte er einen Totalschaden durch die verlassenen Straßen aufs geratewohl mit sich mit und hoffte, dass er wenigstens dieses Mal nicht vollgekotzt wurde. Es war nicht mehr weit, gut möglich, dass sein letzter Satz Kleidung frei von Halbverdauten blieb.
 

"Mach jetzt bloß nicht schlapp, Ace!", drohte Zorro genervt, als der Kopf seines Kameraden besinnungslos von einer Seite zur anderen rollte und er ins Straucheln geriet.

"Sch'bin ok", lallte der bloß zurück und lachte gackernd wie ein Huhn.
 

Erleichtert erspähte Zorro die richtige Straße und schöpfte sowohl Hoffnung als auch neue Kraft. Nicht mehr weit, dann konnte er Ace getrost mit einem leeren Eimer für den Notfall auf der Couch (oder besser in der Badewanne) zurücklassen und sich selbst endlich auf's Ohr hauen! Angespornt trieb er sie beide voran und nur Minuten später zerrte er Ace durch den Vorgarten und auf die Haustür zu.
 

"TAAAAAAASHIIIIIIIIII!", fühlte Ace sich verpflichtet, sie lautstark anzukündigen.

"Halt's Maul, Ace, Jenkins schläft schon!", fuhr der Grünhaarige ihn an.

"Wärrs Tschenkinns?"
 

Zorro verdrehte die Augen. Diese Frage war keiner Antwort würdig. Stattdessen schleppte er Ace die drei Stufen zur Haustür hinauf, knackte in Ermangelung eines Haustürschlüssels zum nun mehr dritten Mal Jenkins Schloss und schob sie beide in den dunklen Flur. Dort blieb er einen Moment stehen und atmete tief durch. Geschafft.
 

Kichernd wie ein kleines Schulmädchen strauchelte Ace durch den Flur in Richtung Überall und Nirgendwo.

"Woah Tiiiger, isch hab'n Hunga... Wo is'n nu die- ah habb's scho!"

Sturzbetrunken rempelte Ace versehentlich den Türrahmen der Küche an. Er schnaufte verächtlich, schob die Schultern zurück, streckte die Brust raus und bäumte sich auf. "Ey, has'n Problem? Dämliches Tür-Dings-Bums..."

Als die Tür keinerlei Widerrede gab, schnaufte er zufrieden. Na also, ging doch!
 

Den Kopf in den Nacken gelehnt schloss Zorro die Augen vor der Katastrophe und atmete tief und genervt durch. Ace benahm sich wie ein Elefant im Porzellanladen und er konnte sich schon denken, wer den Ärger kassieren würde, falls Jenkins durch den Lärm wach wurde - nämlich er selbst.
 

"Sei leise und bau keinen Scheiß!", zischte er Ace deshalb noch einmal nach, obwohl diese Mahnung wahrscheinlich sowieso zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus gehen würde. Immerhin, später konnte ihm niemand vorwerfen, er hätte er nicht wenigstens versucht.
 

Kurz massierte er sich die Schläfen und tastete sich durch die Dunkelheit bis zu dem Raum vor, den er für das Wohnzimmer hielt, während Ace laustark in der Küche herumpolterte. Zorro tastete sich weiter vorwärts, bis er mit den Knien gegen etwas stieß, das durchaus die Couch sein könnte. Vorsichtig ließ er sich darauf nieder, seufzte erleichtert und ignorierte das bohrende Gefühl in seiner Magengegend, das irgendetwas nicht stimmte. Wahrscheinlich war es sowieso nur die dunkle Vorahnung, dass Ace noch irgendeinen Unsinn in der Küche anstellte.
 

Ace pfiff munter vor sich, hocherfreut über seine Ausbeute aus dem Kühlschrank. Tashigi war anscheinend nochmal einkaufen gewesen. "Hanni, willse auch... was essn?", hickste der Chaot vergnügt und positionierte die Pfanne energisch auf dem Herd.
 

"Nein", rief Zorro so leise wie möglich in die ungefähre Richtung der Küche. Er versuchte das ungute Gefühl abzuschütteln, aber zwecklos. Ace alleine in die Küche zu lassen, zum kochen...das konnte gar keine gute Idee gewesen sein. Andererseits war er wirklich totmüde, Jenkins hatte ihn letzte Nacht keine Sekunde in Ruhe gelassen, der Tag war ebenfalls irre anstrengend gewesen und von der heutigen Nacht wollte er gar nicht erst anfangen. Unglaublich aber wahr, es war bereits Sonntagmorgen, und was hatte er bisher vom Wochenende gehabt? Nichts, Nada, Null. Dabei hatte er einfach nur seine Ruhe gewollt! Wenn er jetzt für ein paar Stunden schlief und sich ausnahmsweise um nichts kümmerte, daraus konnte ihm doch niemand einen Vorwurf machen, oder?
 

...wem machte er eigentlich was vor? Wenn in der Küche etwas schief lief, würde Jenkins ihm einen Strick daraus drehen, weil er nicht aufgepasst hatte, so einfach war das. Seufzend setzte er sich wieder auf, damit er wenigstens einsatzbereit war, falls die Katastrophe, die er erwartete, endlich eintrat.
 

In der Küche stand Ace überfordert vor dem Herd.
 

Weil er kein Öl gefunden hatte, hatte er auf Margarine oder Butter umsteigen wollen. Dabei hatte er wohl irgendeine Packung verwechselt und nun würde er das gute Steak anscheinend in Frischkäse braten müssen. Das Zeug wollte aber absolut nicht schmelzen!
 

Hatte er was falsch gemacht? Er hatte die Herdplatte bereits auf die höchste Stufe gedreht. Ace atmete tief durch und bemerkte einen seltsamen Geruch. Hatte er vielleicht in den Kühlschrank gekotzt und konnte sich nun nicht mehr daran erinnern? Nee, doch nicht auf die Lebensmittel. Er schnüffelte nochmal. “Sorro, iwas simmt hia nicht. 's riescht komis.”
 

Auf der Couch verdrehte Zorro die Augen und machte sich nichteinmal die Mühe, aufzustehen und in der Küche nach dem Rechten zu schauen. "Hast du gefurzt?"
 

Kurz überlegte Ace, dann klatschte er zustimmend in die Hände. "Das wird's sain!", rief er erleichtert zurück und hielt die Hand über die Pfanne. Nope, immer noch nicht heiß. Also, er war ja durchaus ein Freund von Lebensmitteln, aber er mochte das tote Tier dann doch lieber gebraten als roh.
 

Murrend inspizierte er den Herd. Hatte der immer schon so komisch ausgesehen? Von Näherem betrachtet hatte das Teil gar keine richtigen Herdplatten. Und ihm wehte ein laues Lüftchen um die Nase. Mann, war er blau! Ein Gasherd! Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass Tashi einen Gasherd hatte!
 

Er zückte sein Feuerzeug.
 

Und zündete es an.
 

Von einer Sekunde auf die andere stand Ace in einem flammenden Inferno.

Das Gas, das mittlerweile Zeit genug gehabt hatte, sich ausgiebig in der Küche zu verteilen, entzündete sich im Bruchteil einer Sekunde und setzte alles in Flammen, was sich ihm in den Weg stellte. Als erstes war der Herd endlich an, danach standen etliche herumstehende Kartons in Flammen, die kleine Basilikumpflanze brannte zu einem erbärmlichen, schwarzen Stängel herunter und verbreitete dabei einen Geruch, der Ace irgendwie an Tomatensoße erinnerte. Die Arbeitsplatten schmorten vor sich hin und die Küchenhandtücher, die darauf herumlagen, boten weiteren Zündstoff, genauso wie die Gardinen an den Fenstern. Die fettgetränkte Dunstabzugshaube über dem Herd brannte licherloh und sorgte dafür, dass die Flammen auch die tapezierten Wände erreichten.
 

In weniger als einer Minute stand die gesamte Küche in Flammen - und das Feuer breitete sich gnadenlos aus und ließ Ace das Blut in den Adern kochen. Erstaunt sah der Schwarzhaarige der Zertsörung für einen viel zu langen Moment wie gebannt zu. Hatte wirklich er diese Naturgewalt ausgelöst? Faszinierend! Sein Blick fiel auf die Pfanne, die auf einem brennenden Schneidebrett aus Holz stand. Sein Fleisch sah jetzt ziemlich gut aus.
 

Entschlossen griff er nach dem angeschmorten Plastikgriff der Pfanne, zog sie aus den Flammen und torkelte auf die Küchentür zu. Diese stieß er auf und gab dem Feuer mit der hereinströmenden Frischluft neue Nahrung. "Essen ist fertig!", brüllte er triumphierend über das Prasseln der Flammen hinweg und schwenkte die heiße Pfanne, ohne den Ernst der Lage auch nur ansatzweise zu kapieren.
 

Zorro seufzte genervt und bemerkte erst jetzt, dass ihm die Augen zugefallen waren. Mühsam riss er sie auf und blinzelte in Richtung Küche. Zuerst irritierte ihn der orangene Lichtschein, der aus der Küche ins Wohnzimmer drang und den Raum spärlich beleutete. Erinnerte ihn irgendwie an Lagerfeuer. Danach roch er den Rauch und fragte sich, ob Ace vielleicht irgendetwas angebrannt war, aber dann erkannte er das rußgeschwärzte Gesicht seines Freundes, identifizierte den orangenen Lichtschein als Flammen, die langsam um den Türrahmen züngelten und zog - viel, viel zu spät - die richtige Schlussfolgerung, als sein Blick auf das brennende Hosenbein des Schwarzhaarigen fiel.
 

Sprachlos vor Entsetzen starrte er Ace entgegen und klappte den Mund ein, zwei Mal auf und zu, ohne auch nur einen Ton zu sagen. "Ace, du brennst", brachte er dann heraus und das war auch nicht unbedingt die angebrachteste Reaktion auf diese Notlage.
 

"Bin halt'n heißer Typ. Brauchste Bestäck?", hakte er nochmal nach und spürte nicht einmal, wie ihm nicht nur die Jeans, sondern auch die Beinhaare versengt wurden. Und noch weniger interessierte ihn gerade, dass er soeben erfolgreich die Küche seiner Freundin, nein seines Seargants in Flammen gesetzt hatte. Egal, wie man es drehte - wenn er wieder nüchtern war, würde er sich von seinen Geschlechtsteilen verabschieden müssen. Aber nicht jetzt, denn noch benebelte der Alkohol noch angenehem seine Sinne. Um die zerstörte Küche konnte sich der nüchterne Ace kümmern.
 

Der nüchternde, dafür jedoch mächtig angepisste Lorenor Zorro traute seinen Augen kaum, als Ace einfach wie angewurzelt im Türrahmen stehen blieb, unverständlich nuschelte und dabei dümmlich grinste. Ja sag mal...GING'S NOCH?!!!
 

"Nein, Mann, du brennst!", wiederholte er eindringlich, schon halb auf den Beinen und durch den Raum stolpernd. "Feuer und so!", fügte er unsinniger Weise hinzu, stolperte über einen Karton und knutschte den Boden. Er landete weicher als erwartet, auf Teppich. Irgendwas irritierte ihn daran, aber er konnte sich jetzt keine Gedanken darum machen, ob Jenkins Laminat- oder Teppichboden hatte, da konnte er sich auch irren und die Flammen griffen auf den verdammten Teppich über. Noch ein paar Minuten länger, dann würden nicht nur Ace und die Küche, sondern das gesamte Haus in Flammen stehen.
 

Ace starrte einige Sekunden an sich herunter. Erst dann spürte er den Schmerz, der seinen gesammten Körper durchfuhr wie tausende von Nadeln. Schlagartig war er nüchtern. "GOTTVERDAMMTE SCHEISSE!", brüllte er und wollte die Pfanne loslassen, um die Flammen an seinem Hosenbein auszuklopfen. Doch das war leichter gesagt als getan, denn der Kunststoffgriff... nun... er war eine innige Beziehung mit seiner Handfläche eingegangen. Nun klebte der Scheißgriff an seiner Hand fest. Egal, dann musste er wohl mit der Pfanne draufprügeln. Das er noch eine zweite, freie Hand hatte, vergaß er im Eifer des Gefechts. "SCHEISSE!", fluchte er wieder, "HILF MIR! ZORROOOOOOO!!!"
 

Im selben Moment kam der Grünhaarige bei seinem Freund an, riss ihn an der Schulter vor und damit zu Boden, griff nach dem glühend heißen Griff der Küchentür und schlug sie zu, um dem Feuer die Luftzufuhr zu nehmen. Das sollte ihnen einen kleinen Vorsprung schaffen, um Ace zu löschen, Jenkins zu wecken und zu verschwinden, um wirkliche Hilfe zu holen. Die Küche war im Eimer, da machte er sich keine Illusionen, aber vielleicht war der Rest des Hauses ja noch zu retten.
 

Mit dem Gedanken wandte er sich Ace zu, der sich panisch auf dem Boden herumrollte und mit der Pfanne um sich schlug. Grob kniete Zorro sich auf ihn, damit er aufhörte, so dermaßen herumzuzappeln, presste den Arm mit der Pfanne mit roher Gewalt über Ace' Kopf, damit er nicht versehentlich erschlagen wurde und begann, die Flammen an dessen Bein zu ersticken. Bald qualmte die Hose nur noch leicht, der Gestank nach verbranntem Fleisch mischte sich mit dem beißenden Geruch des Qualmes, der unter dem Türrahmen ins Wohnzimmer hineindrang und begann in der Kehle zu kratzen.
 

Kurz blieben die beiden Soldaten keuchend übereinander liegen, um sich von dem plötzlichen Schock zu erholen und wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Zorro richtete sich leicht auf und ließ Ace' Handgelenk los. Dann ging das Licht an.
 

"WAS ZUR HÖLLE TREIBT IHR BEIDEN SCHWUCHTELN HIER IN MEINEM WOHNZIMMER?!!!!", riss eine verdammt wütende Stimme die beiden zurück ins Hier und Jetzt. Eine männliche Stimme.
 

Zorro blickte perplex auf. Vor ihnen stand keine fuchsteufelswilde, zu allem bereite Tashigi Jenkins, sondern...ein Kerl. In Boxershorts mit Herzchen drauf, aber der Eindruck täuschte. Der Mann schien durchaus bereit dazu, ihnen beiden die Kehle mit bloßen Händen herauszureißen, wenn sie nicht eine verdammt gute Antwort parat hatten. Die hatten sie aber nicht. Überhaupt ging Zorro jetzt erst entgültig auf, dass sie sich - aus irgendeinem verfahrenen Grund - in der falschen Wohnung befanden. War das denn die Möglichkeit?!!
 

Zorro rückte von Ace ab, sodass sie beide auf die Beine kommen konnten, rang nach Atem und versuchte Worte zu finden, um diese absurde Situation zu erklären und vor der Gefahr aus der Küche zu warnen, aber der Typ war schneller. Mit zwei Schritten war er bei ihnen angekommen und seine Blicke waren mörderisch. Kein Zweifel, am liebsten wollte er sie umbringen. "WIE SEIT IHR ÜBERHAUPT HIER REINGEKOMMEN, IHR KLEINEN PISSER?!!!", brüllte er unbeeindruckt weiter.
 

Wieder klappte Zorro den Mund nur tonlos auf und zu.
 

Ace war da schlagfertiger. Er holte weit mit seiner körpereigenen Pfanne aus und briet dem rosahaarigen Kerl ohne zu zögern eine mit dem Eisen über. Der Getroffene sackte sofort zusammen und ging zu Boden.
 

Zorro starrte Ace ausdruckslos an, während der hysterisch von einem Bein aufs andere hüpfte. "Ein Einbrecher! Das auch noch! TASHIIIIIIIIIIII!"
 

Der Grünhaarige beschloss, Ace erst später über seinen Irrtum aufzuklären.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Sie hockten reglos auf dem Bürgersteig auf der anderen Straßenseite und beobachteten das illustre Treiben auf dem Grundstück gegenüber.
 

Die Straße war zugeparkt mit Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr, der Polizei und ein paar Krankenwagen. Eine Handvoll Polizisten hatten sich daran gemacht, den Tatort mit gelben Flatterband gewissenhaft abzusperren, ein Detective hielt mit steinerner Miene Wache und sowohl aufgeweckte Lokalreporter und gaffende Nachbarn auf Abstand. Aus dem zerborstenen Küchenfenster drang immer noch dichter, schwarzer, giftiger Qualm, aber die Feuerwehrmänner waren bereits an der Arbeit und versuchten zu retten, was noch zu retten war. Die Haustür stand sperrangelweit offen und Löschwasser sickerte von dort aus in den Rasen und verwandelte ihn in ein undurchdringliches Sumpfgebiet.
 

Zorro seufzte lautlos, wandte den Blick ab und starrte stattdessen ins Leere, irgendwo in Richtung Blaulichter. Auf einer Trage festgeschnallt wurde der Mann, dessen Wohnung sie abgefackelt hatten, durch sein Blickfeld geschoben, immer noch leicht benommen von dem Schlag, den Ace ihm versetzt hatte. Der Blick des Grünhaarigen schweifte zu den Schleifspuren im Garten, die selbst im spärlichen Licht noch deutlich zu sehen waren. Nachdem er Ace halbwegs beruhigt und ihm verklickert hatte, dass sie im falschen Haus gelandet waren, hatten sie den Kerl aus dem Haus geschafft und bei den Nachbarn gegenüber die Feuerwehr gerufen.
 

Seitdem saßen sie hier stumm, sahen dem bunten Treiben und ihrer Zerstörung zu und starrten in die Nacht.
 

Zorro zermarterte sich den Kopf darüber, wie es soweit hatte kommen können. Wie hatten sie ins falsche Haus einbrechen können, ohne es zu merken? Wie blöd konnte man denn eigentlich sein? Und warum sah eigentlich jedes beschissene Haus in dieser verdammten Straße gleich aus, welchem Idiot war der Schwachsinn denn eingefallen?!!
 

Er versuchte, die Gedanken abzustellen. Passiert war passiert, aber wenn er sich noch weiter darüber aufregte, würde er gleich kollabieren. Ihm war immer noch schwindelig von dem ganzen Rauch, was vermutlich ein Glück war, weil er Ace ansonsten schon längst den Hals herumgedreht hätte.
 

Etwas wehleidig sah Ace auf seine verbundene Hand, wo kurz zuvor noch die Pfanne geklebt hatte. Er schniefte theatralisch und sah wieder zu zu Zorro herüber. "Irgendwie vermisse ich die Pfanne...", murmelte er. "Überleg mal, wie cool das wäre. Ich hätte mir jederzeit was zu essen machen können. Und verteidigen kann man sich damit auch ganz gut."

Um seine Argumente zu untermauern, nickte er zum k.o. geschlagenen Einbrecher rüber.
 

Zorro schnaufte angepisst. "Ace?", sagte er und versuchte mit Mühe, sich daran zu hindern, dem Schwarzhaarigen den Kiefer zu brechen.

"Ja?", entgegnete Ace liebenswürdig.

"Halt einfach die Klappe."
 

Wenige Sekunden herrschte idyllische Stille. Jedenfalls wenn man in der Lage dazu war, das Tohuwabohu auf der anderen Straßenseite komplett auszublenden. Zorro gelang das ebenso wenig wie Ace. Deshalb bekamen sie auch beide mit, wie die hinteren Türen des Krankenwagens aufflogen und “der Einbrecher” hinauskletterte. Der Typ sah ganz und gar nicht mehr benommen aus. Auch die mörderische Wut war wieder da und war selbst aus fünfzehn Metern Entfernung klar und deutlich zu erkennen.
 

Sekunden später hatte er sie entdeckt und stapfe barfüßig, aber umso wütender auf sie zu. “IHR. PERVERSEN. ARSCHLÖCHER!”, brüllte er etwas heiser. “ICH BRING EUCH UM!”
 

Keiner von ihnen beiden rührte sich von der Stelle. Ace legte bloß verwundert den Kopf schief. “Das ist aber nicht fair”, sagte er gekränkt. “Wir haben dir immerhin das Leben gerettet!”

Zorro seufzte lautlos. Öl ins brennende Feuer gießen, typisch Ace.

“Nachdem ihr meine WOHNUNG abgefackelt und mich NIEDERGESCHLAGEN HABT, IHR PISSER!”
 

Es folgten ein paar deftige Schimpfwörter, von denen Zorro mindestens eins nie zuvor gehört hatte. Und als ihm die Beleidigungen ausgingen, sah es einen kurzen Moment danach aus, als bekäme er jeden Augenblick entweder einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt oder beides. Nichts davon geschah, stattdessen fuhr er mit seiner Tirade fort und drohte mit seinem Anwalt. “ICH VERKLAGE EUCH! WEGEN BRANDSTIFTUNG, EINBRUCH, GEFÄHRLICHER KÖRPERVERLETZUNG UND VERSUCHTEN MORDES!”
 

Zorro war beeindruckt. In alphabetischer Reihenfolge, Respekt.
 

“Ich hab mir auch ein Steak gebraten. Wäre das dann Diebstahl?”, wunderte sich Ace.

“MUNDRAUB! DU KLEINES ARSCHLOCH!”
 

Zorro vergrub den Kopf auf den angezogenen Knien und wünschte sich, die Erde unter ihm würde aufbrechen und ihn verschlingen. Oder das diese Horrornacht endlich vorbei war. Oder dass der Typ seine Drohungen wahr machte und sie umbrachte. Oder wenigstens Ace. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen.
 

Und dann kam es schlimmer.
 

Wie aus dem Nichts tauchte Tashigi Ihr-seid-so-gut-wie-tot Jenkins neben ihrem wütenden Nachbarn auf. Anscheinend kam sie geradewegs aus dem Bett; ihre Haare waren verstrubbelt, sie steckte in einem weißen Frotteebademantel und hatte die Enden ihrer Pyjamahose in die Armee-Stiefel gestopft. Nicht schwer zu erraten, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte.
 

Sie bebte vor Wut, und ihr Nachbar verstummte wie auf Knopfdruck. Für eine Sekunde traute keiner sich auch nur einen Mucks zu machen.
 

„Was habt ihr jetzt schon wieder angestellt?“, begann sie leise, aber mit umso vernichtenderem Blick. Keine Frage, wenn nicht gerade ungefähr acht Polizisten vor Ort gewesen wären, Zorro und Ace wären mausetot.
 

„Also-“

„ICH KANN ES MIR DENKEN, LORENOR! ODER IST HEUTE TAG DER OFFENEN TÜR BEI DER FREIWILLIGEN FEUERWEHR UND ICH HAB NUR KEINEN FLYER BEKOMMEN?!“
 

„Tashi-“

„KOMM MIR JA NICHT MIT TASHI, PUMA D. ACE! VIER STUNDEN! ICH HAB EUCH NUR VIER STUNDEN AUS DEN AUGEN GELASSEN UND SCHON STEHT DIE HALBE NACHBARSCHAFT IN FLAMMEN! WAS ZUR HÖLLE IST EIGENTLICH IN EUCH GEFAHREN?! UND ICH WILL KEINE BESCHEUERTEN AUSREDEN VON EUCH HÖREN!“ Sie holte tief Luft. „ALSO, WIESO?!“
 

„Ich hab mich wohl in der Wohnung geirrt und-“ - „Ich hatte Hunger und dann-“

Beide gleichzeitig.
 

„SO WAS BLÖDES WIE EUCH KANN'S JA AUCH NUR IM DOPPELPACK GEBEN! DER EINE DENKT NUR ANS FRESSEN, DER ANDERE FINDET NICHT MAL DEN WEG ZUM KLO! DER HUND VON MEINER NACHBARIN IST KLÜGER ALS IHR ZWEI ZUSAMMEN – DER BRINGT DAS STÖCKCHEN ZURÜCK! IHR KNALLTÜTEN WÜRDET ES DABEI NOCH SCHAFFEN, EINANDER EIN AUGE AUSZUSTECHEN! ODER DIE NACHBARSCHAFT IN BRAND ZU STECKEN!“
 

Keiner der beiden Soldaten sagte ein Wort. Jedes wäre das Falsche gewesen. Absolut nichts konnte Jenkins jetzt stoppen, sie nahm gerade so richtig Fahrt auf und würde sich von Nichts und Niemanden davon abbringen lassen, ihnen den Prozess zu machen. Von niemandem – bis auf Herzchenboxershorts. Er zupfte sie am Ärmel des Bademantels und brachte sie damit völlig aus dem Konzept. Irritiert unterbrach sie sich und sah zu ihm herüber.
 

“Das muss ein ganz blödes Missverständnis gwesen sein. Halb so schlimm”, sagte er sanft.
 

“Missverständnis?”, wiederholte Tashigi dumpf.

“Halb so wild?”, wiederholte Zorro höhnisch. “Das klang aber eben anders. Gerade wolltest du uns noch von A bis Z verklagen.”
 

Der Mann mit der Herzchenboxershorts lachte, gekünstelt wie Zorro fand. "Ach was, das war doch nur Spaß!", erwiderte er, ohne Jenkins aus den Augen zu lassen. Dann war der Typ tatsächlich so lebensmüde, beugte sich zu ihm herunter und machte Anstalten, ihm in die Wange zu zwicken. "So ein Scherzk-"

"Das würde ich sein lassen", warnte Zorro ihn entschieden, kurz bevor die Hand des anderen sein Gesicht berühren konnte.
 

Herzchenboxershorts zog seine Hand hastig zurück, guckte kurz blöd aus der Wäsche, ließ die beiden Übeltäter dann links liegen und wandte seine Aufmerksamkeit voll und ganz Jenkins zu. Er streckte ihr die Hand entgegen. "Ryou Fullbody", stellte er sich mit einem charmanten Lächeln vor. Zorro und Ace machten leise Würgegeräusche.
 

Jenkins blinzelte lediglich verblüfft und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Fullbody war ihr definitiv zu schmierig. Sie hatte schon so einen im Bekanntenkreis und konnte gerne auf einen weiteren von der Sorte verzichten, schönen Dank. Sanji konnte wenigstens fantastisch kochen. Ob sie wohl einen falschen Namen nennen sollte? Ach Mist, der war ihr Nachbar, früher oder später würde er ihn sowieso herausfinden.

„Tashigi Jenkins“, entgegnete sie nach einer gefühlten Ewigkeit und schüttelte seine Hand so kurz und mit so wenig Hautkontakt wie möglich. „Das mit Ihrer Wohnung tut mir Leid. Sie sind ja gerade erst eingezogen.“

Dabei warf sie Zorro und Ace einen strafenden Blick zu.

"Ach was", winkte Fullbody ab. "Ein bisschen streichen und alles sieht wieder so aus wie vorher!"
 

Zorro bezweifelte das, enthielt sich jedoch einem Kommentar. Ihm war immer noch schwindelig und wenn er sich noch lange anhören musste, wie Herzchenboxershorts sich an Jenkins ranmachte, würde sein Magen tatsächlich revoltieren. Außerdem...jetzt, wo sein Adrenalinspiegel wieder auf seinen Normalwert gesunken war, spürte er die Müdigkeit in jeder Faser seines Körpers.

"Nichts für ungut, Jenkins, aber kann ich mich endlich bei dir auf die Couch hauen?"
 

Wieder bäumte sich Jenkins vor den beiden auf. Sowas unverschämtes! Die Bude des Nachbarn anzünden und sich dann aus dem Staub machen?! Das kam ja wohl mal gar nicht in Frage. "Hackt's bei dir?! DU BIST BEI JEMANDEN EINGEBROCHEN! WIE KONNTEST DU NICHT MERKEN, DASS IHR IN DER FALSCHEN WOHNUNG SEID??!!!", bellte Jenkins so laut, dass es durch die gesamte Wohnsiedlung hallte.
 

Jetzt hatte der Grünhaarige auch die Schnauze voll. War ja klar, alles seine Schuld - wie immer. Genervt sprang er auf die Beine und schwankte nur leicht, bevor er die Kraft fand, mindestens ebenso laut zurück zu brüllen. "HALLOOOHOO?! DU. KENNST. MICH!" Mal ehrlich...das wunderte sie noch? "WÄR'S DIR LIEBER GEWESEN, WIR HÄTTEN DEINE KÜCHE ABGEFACKELT?!"
 

Tashigi wollte protestieren, musste ihm aber irgendwie recht geben.

"DARUM GEHT'S DOCH GERADE GAR NICHT!!! DU HAST DIE WOHNUNG MEINES NACHBARN ANGZÜNDET!”, kam sie auf das Wesentliche zurück-
 

Zorro machte eine wegwerfende Handbewegung. "Das war ich nicht, das war Ace", sagte er gezwungen ruhig. Er durfte die Situation nicht schon wieder eskalieren lassen. Er musste sich beruhigen, sonst würden sie sich in zwei Stunden noch anbrüllen. Oder auch in zwei Tagen.
 

"NA UND?!", schnappte Tashigi über. "DANN BIST DU HALT BEI IHM EINGEBROCHEN, DAS IST AUCH NICHT VIEL BESSER!"

Sprachlos blinzelte Zorro seine Vorgesetzte an. War das ihr Ernst? Dass er sich aus Versehen in der Tür geirrt hatte war schlimmer, als das Ace beinahe das ganze Haus samt Anwesenden abgebrannt hatte? Hatte Jenkins sie eigentlich noch alle?!!
 

"Du spinnst doch total. Kackst mich hier um fünf Uhr Morgens an, weil ich mich verlaufen hab, aber bemerkst nicht mal, dass Ace der Feuerwehr nackig vor die Wasserschläuche springt?", zischte er zornig und deutete über die Straße hinweg auf Ace, der wie Gott ihn geschaffen hatte in einem Wasserstrahl stand und sich abduschen ließ. Anscheinend war er doch nicht so nüchtern, wie Zorro es gehofft hatte.
 

"Er macht was?!", entfuhr es Jenkins perplex und sie warf einen Blick über die Schulter. Ihr Auge zuckte heftig.
 

Zorro schüttelte den Kopf und vergrub die Hände in den Hosentaschen. "Du kannst mich mal, ich verschwinde...", sagte er und wandte sich ab. Zwei Minuten später brach er in das richtige Haus ein, ging schnurstracks ins Wohnzimmer und schmiss sich auf die Couch. Um ihn herum drehte sich alles, aber das war nicht schlimm, denn im nächsten Moment war er schon eingeschlafen.

How hard can it be?

How hard can it be?

 

Den Kopf schwer auf die Hand gestützt kämpfte Zorro damit, die Augen offen zu halten. Seine Lider erschienen ihm schwer wie Blei, was nach dem vergangenen Wochenende vielleicht auch kein Wunder war. Ace und Jenkins hatten sich ganz schön ins Zeug gelegt, ihm in einer Tour das wohlverdiente Wochenende zu versauen und immer, wenn er schon gedacht hatte, es könnte nicht mehr schlimmer werden, hatten sie noch eines drauf gesetzt.
 

Dementsprechend frostig war der Sonntag auch verlaufen. Nach nicht einmal vier Stunden Schlaf hatte Jenkins sie aus ihrer Wohnung vertrieben und schweigsam waren sie zurück in die Kaserne gefahren. Ob sein Drill Seargant einfach noch stinksauer war oder sie Angst hatte, Ace könnte auch ihre Küche abfackeln, war nicht ganz klar und auch auf der Busfahrt zur Kaserne verlor sie kein Wort über ihre Beweggründe. Aber als sie schließlich ankamen waren alle drei sichtlich erleichtert, die Tage hinter sich gebracht zu haben und wieder zurück zu sein. Sogar Ace, auch wenn der wahrscheinlich nur Muffensausen davor hatte, dem lädierten Nachbarn seiner Jugendfreundin zu begegnen. Fullbody hatte ihnen immerhin ziemlich detailliert beschrieben, was er gerne alles mit ihren wehrlosen Körpern anstellen würde, falls sich die Gelegenheit bot.
 

Irgendwie hatten sie den Sonntag jedenfalls rumgekriegt. Jenkins und er hatten so etwas wie einen schweigenden Waffenstillstand geschlossen, jedenfalls erwähnte sie das verpatzte Wochenende mit keiner Silbe mehr und sie gingen seit gestern ziemlich höflich miteinander um. Ein bisschen zu höflich vielleicht, aber Zorro hatte keine Lust, auf eine ihrer mentalen Tretminen zu treten und dafür zu sorgen, dass sie in die Luft ging.

Also hielt er sich wach und versuchte, First Lieutnant Drake Simmons Stimme zu lauschen. Das gelang ihm mehr schlecht als Recht, dank Jenkins und Ace hatte er nicht viel Schlaf bekommen und dringend Nachholbedarf.
 

Neben ihm kicherten seine Zimmergenossen unterdrückt vor sich hin und Zorro platzte der Kragen. "Haltet euer blödes Maul!", zischte er so leise wie möglich.

 

Lysop versuchte angestrengt nicht laut los zulachen, um zu vermeiden den Zorn Simmons auf sich zu ziehen. Doch je mehr er gegen den Lachanfall ankämpfte, desto hartnäckiger wurde dieser und das ein oder andere mal rutschte ihn ein kleines Lachen heraus. Sanji tat es der Langnase gleich. er hatte den Kopf in die verschränkten Arme gelegt, die vor ihm auf der Tischplatte lagen, damit man sein dümmliches Grinsen nicht sehen und sein Gekicher nicht so laut hören konnte.
 

Zorro hatte alles mögliche dafür getan, damit dieses peinliche Fauxpas nicht ans Licht kam. Er hatte eisern geschwiegen, als Sanji sich nach seinem Wochenende erkundigt hatte, nur um später ein grummeliges, nicht ganz überzeugendes "war okay" von sich zu geben. Erst später hatte Ace munter drauf losgequatscht, wie "lustig" das Wochenende bei Tashigi doch gewesen sei. Und seitdem hatten Lysop und Sanji (vor allem Sanji) keine Gelegenheit ausgelassen die beiden zu verarschen.
 

"Ihr braucht dringend Feuerwehrmänner, Notärzte und Anwälte in eurem Freundeskreis!"

"Kann man euch für Grillpartys mieten? Dann schick ich euch zu meinem Erzfeind rüber."
 

Ace störte sich nicht an den Sticheleien, im Gegenteil. Das ein oder andere Mal hatte er über die dummen Sprüche mit elacht. Allerdings blieb ihm dieses im Halse stecken, wenn er an Tashigi dachte. Sie hatten ihr das Wochenende versaut und sie dazu noch in etliche peinliche Situationen gebracht. Und er wusste noch nicht mal von allen schiefgelaufenen Angelegenheiten. Vermutlich würde sie die beiden nicht mal mehr in die Nähe ihrer Wohnung lassen.

 

Zorro knirschte vor Wut mit den Zähnen. Wer solche Freunde hatte, brauchte keine Feinde mehr. Da fiel es ihm nicht sonderlich schwer, Jenkins kleines Drogen-Versehen für sich zu behalten. Kaum auszudenken, was er sich alles würde anhören müssen, sollte ihm mal etwas von dieser Nacht herausrutschen. Gott sei Dank hatte Ace keinen blassen Schimmer davon, ansonsten wüsste bereits die ganze Kaserne darüber Bescheid, das sein Drill Seargant ihm auf einem unfreiwilligen Drogentrip unter der Dusche überrascht hatte.

Wenn er daran dachte, schoss ihm noch immer die Schamesröte ins Gesicht, also richtete er seine Aufmerksamkeit wieder darauf, wie müde er war und wie sehr er seine Kameraden verabscheute. "Uns braucht niemand zu mieten. Ace schafft das ganz alleine."

"Du bist in die falsche Wohnung eingebrochen", erinnerte ihn Sanji mit einem viel zu breiten Grinsen. Als ob er daran erinnert werden müsste.

"Aus Versehen!", stellte Zorro hitzig klar.

 

First Lieutenant Drake Simmons war gerade dabei gewesen, etwas an die sperrliche Tafel zu schreiben, als er lautes Gelächter und Gezeter hinter sich vernahm. Die Kreide, die er bereits angesetzt hatte, schrabbte quietschend über die Tafel, bis sie rentzwei brach. Eines der beiden Stücke schmiss rt dem Grünspan gegen die Stirn, das andere traf Lysop genau zwischen die Augen. Niemand verstand, Kreide mit so einer tödlichen Präzision zu werfen, wie es der First Lieutnant tat. Sollte ihm auf dem Schlachtfeld mal die Munition ausgehen, konnte er immernoch ein Päckchen Kreide mitnehmen.

"Ihr da, RUHE! Was gibt es da schon wieder zu lachen?"

Die Langnase rieb sich die gerötete Stirn. "G-gar nichts! Tut uns Leid, SIR!", stammelte er, während ihm kalter Schweiß über das Gesicht rann.

 

Zorro verzog das Gesicht und unterdrückte den Impuls, die Kreide geradewegs zum Absender zurück zu schmeißen. Stattdessen schoss er potenziell tödliche Blicke zu seinen sogenannten Freunden, stützte den Kopf zurück auf die Hände und richtete den Blick wieder auf die Tafel, ohne zu lesen was darauf stand. Seufzend wünschte er sich aus dem Klassenzimmer heraus, ohne nennenswerten Erfolg. So ziemlich alles war besser, als hier zu hocken und sich den ganzen Mist anzuhören. Viel lieber würde er jetzt draußen sein, auch wenn es dort regnete. Da konnte man sich wenigstens wach halten! Oder noch besser, auf der Stube im Bett liegen und den Schlaf der Gerechten schlafen!

 

Als Drake mit seinem Text, den er an die Tafel geschrieben hatte, fertig war, legte er das bröckelige Geschoss zurück und wandte sich wieder den Rekruten zu.

"Okay, bald wird es ernst, Jungs. Langsam sollten wir euch auf den kommenden Biwak vorbereiten. Dazu müsst ihr die Befehle und Handbewegungen aus dem Effeff können."

Aus einer Ecke des Raumes erhallte ein vielsagendes Lachen. "Ich denke ich kann von mir behaupten, jede Handbewegung zu kennen, Sir", protzte einer der Rekruten, wofür er ein High-Five seines Sitznachbarn bekam. Dieser derart dumme Kommentar war vermutlich nur gefallen, um Drake aus dem Konzept zu bringen. Doch dieser reagierte nur mit einer Massage über die Nasenwurzel, um die Dämlichkeit dieses Soldaten zu untermauern, denn mit dem Spruch hatte er sich quasi ins eigene Bein geschossen.. "Ja, weil du dummer Penner keine Freundin hast. Runter auf den Boden und 50 Liegestütze!"

Der junge Rekrut verdrehte die Augen und ging dem Befehl des Lieutnants ohne Widerworte nach.
 

Drake setzte erneut an. "Also nochmal! Diese scheiß Handzeichen sind verdammt wichtig und können euer Leben retten. Ich werde sie euch nur einmal vorzeigen und erklären, danach reiche ich euch Zettel weiter, wo nochmal alles drauf steht. Kapiert?" Nur ein lautstarkes "JAWOHL SIR!", hallte durch den Raum, bevor Drake mit dem Unterricht fort fuhr.

 

Und schon machte Lieutnant Drake seine Drohung war und führte ihnen die gesamte Bandbreite militärischer Handzeichen vor. Vom einfachen Zählen bis hin zu Formationsanweisungen war einiges abgedeckt, was einem bei einer Tour durch offenes Gelände helfen konnte, ungehört miteinander zu kommunizieren.

Zorro beobachtete amüsiert, wie Lysop neben ihm versuchte, die Handzeichen nachzumachen und sich insbesondere bei den Zahlen ab sieben dabei beinahe die Finger verrenkte.

"Mach's doch besser", flüsterte die Langnase ihm beleidigt zu, als er sein vielsagendes Schmunzeln bemerkte, aber der Grünhaarige zuckte bloß mit den Schultern. Das war wie das NATO-ABC, all diese Fähigkeiten hatte Roan ihm bereits als Kind eingeimpft, und zwar so nachhaltig, dass er die Bewegungen noch immer aus dem Eff Eff konnte. Unter der Tischplatte, verborgen vor Drake's aufmerksamen Blicken, wiederholte er noch einmal die Kommando's mit erstaunlicher Fingerfertigkeit.

Lysop klappte der Kiefer herunter und kurz sah er so aus, als wolle er etwas sagen. Er verkniff es sich jedoch und versuchte selbst weiter, die Handzeichen nachzumachen.

 

Nachdem Drake die Handzeichen vorgeführt, erklärt und die Zettel ausgeteilt hatte, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die Rekruten über den Verlauf des restlichen Tages aufzuklären.

"Um Punkt Null Neunhundert werdet ihr euch mit Seargant Smith auf dem Vorplatz treffen und zu einem Orientierungslauf antreten."
 

Sanji unterdrückte sein schallendes Gelächter, dass durch in seinem Körper hochkroch und nur darauf wartete frei gelassen zu werden. Orientierungslauf?! Zorro fand ja nicht mal den Weg von seinem Bett zum Scheißhaus, wie sollte er da mit einem Kompass und einer Karte bewaffnet durch die Gegend pimmeln?

Höhnisch grinsend sah er zu seinem grünhaarigen Kumpel rüber und zuckte verheißungsvoll mit den Augenbrauen. "Ich wünsch dir viel Spaß, Alter!"

 

Ace und Lysop hatten nicht so viel Erfolg wie Sanji, ihr Lachen zu unterdrücken. Bei der alleinigen Vorstellung, wie der Grünhaarige auf sich selbst gestellt entschlossen mitten ins Nirgendwo stiefelte, konnten sie einfach nicht anders.

"Was ist grün und rennt durch den Wald?", fragte Ace breit grinsend.

"Zorro!", ergänzte Lysop und biss sich auf die Unterlippe, um nicht Simmon's Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
 

Private Lorenor warf ihnen einen finsteren Blick zu. Ausgerechnet Orientierungslauf! Das würde ihm zwar ein paar unbeobachtete Stunden allein verschaffen - anders gesagt: herrliche Ruhe! - andererseits stand es bei ihm tatsächlich zur Debatte, ob er jemals zurück finden würde. Außerdem hatte er bereits genug Orientierungsläufe für fünf Leben bestritten.

"Zorrolein, ging allein, in den großen Wald hinein..."

"Halt's Maul!", verlangte Zorro.

 

"RUHE DAHINTEN!!", bellte Drake lauthals und verschränkte die Arme vor der Brust. Keine Ahnung, was es da wieder zu lachen gab, aber es nervte dem Lieutnant tierisch, dass diese Ärsche seine Autorität untergruben. Na, sie würden noch sehen, was sie davon hatten.

 

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Es war bestimmt nur ein Versehen gewesen. Eigentlich hatten sie eine stillschweigende Übereinkunft getroffen, dieses Thema zu meiden. Naja, ehrlich gesagt hatte Smoker das unausgesprochene Verbot aufgestellt, dass er weder über diese blöde Kuh, Drill Seagant Tashigi Jenkins, noch über die Ausbildung seines Sohnes etwas verlauten lassen würde. Aber heute Morgen bei einem verspäteten Frühstück in der Kantine war Captain Smoker herausgerutscht, dass Jenkins ihren Trupp heute auf Orientierungslauf schicken würde.
 

Roan versuchte immer noch, diese Information zu verarbeiten.

Er mochte Orientierungsläufe. Sie hatten ihm früher das Leben gerettet, als es wirklich darauf ankam, auf unbekanntem Gelände zu verschwinden, und zwar so schnell wie möglich, ohne Spuren zu hinterlassen. Jeder gute Soldat musste es können, wenn er sich sein Überleben auf offenem Gelände sichern wollte.

Sein Sohn war kein guter Soldat, nie gewesen, und sein Orientierungssinn war erbarmungswürdig schlecht. Oft genug hatte Roan versucht, dem Jungen ein bisschen Sinn für die Rafinessen der Natur einzubleuen. Jahrelang hatte er Zorro immer wieder mitten im Wald ausgesetzt und ihn dabei beobachtet, wie er ziellos umher streifte - und dabei immer wieder seine Runden zog.

Dass sie bei diesen "Ausflügen", wie er sie nannte, nie mehr als 15 Meilen von ihrem Zuhause entfernt gewesen waren, hatte Zorro nie herausgekriegt.
 

In diese Erinnerungen und Gedanken an sein vergebliches Bemühen versunken, durchquerte Roan einige Gänge auf der Suche nach Seargant Jenkins. Er rang immer noch damit, ob er ihr überhaupt etwas dazu sagen sollte. Leiden konnte er sie immer noch nicht. Und sein Sohn hatte auch keinerlei Interesse daran, von ihm in irgendeiner Art und Weise bevormundet zu werden.

Anderseits: es wäre grob fahrlässig, Zorro auf einen Orientierungslauf zu schicken. Er würde sich gnadenlos verirren, trotz Karte und Kompass oder gerade deswegen. Wo bei anderen Menschen der Orientierungssinn saß, saß bei Zorro höchstens sein Schimpfwort-Vokabular.
 

Seine Entscheidung fiel im selben Moment, in dem er Second Lieutnant Tashigi Jenkins entdeckte und auf sie zusteuerte. "Jenkins, ich muss mit Ihnen reden", sagte er widerwillig und salutierte so langsam, als hätte man ihm Tillidin gespritzt.

 

Kaum hatte Seargant Tashigi Jenkins die Tür ihrer Stube ins Schloss fallen lassen, tauchte wie aus dem Nichts Lorenor Roan hinter ihr auf uns salutierte so verkrampft, dass man meinen könnte, man hätte ihn aus Holz geschnitzt. Eine durchaus unerfreuliche Begegnung. Sie hatte nicht mit einem so baldigen Wiedersehen gerechnet, oder her gehofft, aber nun war er hier und verlangte nach ihrer Aufmerksamkeit. Und das passte ihr ganz und gar nicht.

"So ein Pech, dass ich gerade keine Zeit für Sie habe, Roan. Meine Rekruten warten auf den Vorplatz, kommen Sie später wieder", erwiderte Jenkins und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen an dem Mann vorbei.

 

Reflexartig hielt Roan die eingebildete Schnepfe am Arm fest und zog sie zurück an Ort und Stelle. "Darum geht's ja", schickte er vorweg, bevor sie auf die Idee kam, ihm eine zu scheuern. Oder ihm eine Kugel in den Körper zu jagen. Vielleicht diesmal in die Kniescheibe...?

Bevor sie ihn ankeifen oder auch nur einen Mucks von sich geben konnte, fuhr er fort. "Meinen Sohn auf einen Orientierungslauf zu schicken ist die schlechteste Idee des Jahrhunderts. In in den nächsten elf Jahren bis zu dessen Ende wird auch kein Mensch der Welt auf eine schlechtere Idee kommen", stellte er klar. Und wartete ab, während er tapfer ignorierte, das Jenkins mittlerweile ungünstig auf seinem Fuß stand, der nachdrücklich ziepte.

 

Tashigi unterdrückte den Impuls sich die Stelle zu reiben, an der Lorenor Senior sie gepackt hatte. Sein Griff war heftig gewesen, anmerken ließ sie es sich allerdings nicht. Stattdessen hatte sie ihrem Gegenüber mit mürrischer Miene zugehört und zuckte nun schlicht mit den Schultern.

"Tja, dafür machen wir diesen Orientierungslauf ja: Damit die Rekruten es lernen! Und ich werde für Ihren Sohn garantiert nicht bevorzugt behandeln, nur weil er keinen Orientierungssinn hat. Und sollten Sie noch einmal auf die Idee kommen mich gegen meinen Willen anzufassen, werde ich Ihnen die Hand abhacken, Seargant"

Und damit hatte sich die Diskussion für Jenkins erledigt.

 

Irritiert beobachtete Roan, wie Jenkins seinen weisen Ratschlag in der Luft zerriss, dann auf dem Absatz kehrt machte und davonmarschierte. Er blieb stehen wie bestellt und nicht abgeholt und knirschte mit den Zähnen, anstatt ihr ein paar Verwünschungen nachzubrüllen.

Wie konnte man denn bloß so verdammt uneinsichtig sein? Ihr musste doch klar sein, dass es ein schlechtes Licht auf sie werfen würde, falls sein Sohn verloren ging. Ach, wem machte er was vor? Wenn sein Sohn verloren ging, nicht falls.

Er schluckte Wut und schlechte Vorahnung herunter, erlaubte sich ein einmaliges Humpeln und ging dann in entgegengesetzter Richtung davon. Am Ende würde er triumphieren und sagen können: ich hab's dir ja gesagt.

 

Ohne weiter über Roans Warnung nachzudenken, trat Jenkins aus dem Gebäude heraus und besah sich ihre Truppe, die auf dem Platz stramm stand und sich von Revy die Regeln und Vorgehensweisen erklären ließ.

 

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Null-Neunhundert und Jenkins Trupp stand vor ihr, alle in Reih und Glied. Nicht mal die Chaoten machten Theater.

Revy tat desinteressiert und zog an ihrer Kippe, während sie den Haufen Vollidioten nicht aus den Augen ließ. Ganz besonders nicht die vier, die auch sonst am meisten Chaos stifteten.

O'Bannion erwiderte ihren prüfenden Blick verliebt. Hobbes und Puma sahen sich aufgeregt um, als witterten sie das Abenteuer bereits. Und Lorenor...nun ja, der sah auf seine griesgrämige Art verdammt gut aus und starrte finster durch die Gegend, als verfluche er das ganze verdammte Universum. Second Lieutnant Revy Smith gestattete sich ein kurzes Grinsen, dann hob sie ihre Stimme.
 

"SO, MÄDELS. BEREIT FÜR EUREN ERSTEN ORIENTIERUNGSLAUF? JA? DAS BEZWEIFLE ICH!", verkündete sie entschlossen, lehnte sich gegen die Kiste, in der das wenige an Ausrüstung darauf wartete, abgeholt zu werden, und ließ ihren Blick über die jungen Männer schweifen, die langsam aber sicher eine nervöse Unruhe überkam.

"WORUM ES IM ORIENTIERUNGSLAUF GEHT, SAGT JA SCHON DER NAME. DESHALB WERDEN WIR EUCH IM UMKREIS VON 15 MEILEN ZUR KASERNE IM WALD HERAUSLASSEN - EINZELN - UND IHR MÜSST EUREN WEG ZURÜCK FINDEN. DAMIT DAS KLAPPT UND IHR NICHT IN TIMBUKTU LANDET, HABEN WIR HIER KARTEN FÜR EUCH BEREITSGESTELLT, IN DEM BESTIMMTE ORIENTIERUNGSPUNKTE EINGETRAGEN SIND, AUßERDEM EINEN KOMPASS, DAMIT IHR WISST, IN WELCHE RICHTUNG ES GEHT. IST DAS SOWEIT KLAR?!"

"SIR, JA, SIR!", schallte es einstimmig zurück. So weit, so gut.

"WENN WIR HIER FERTIG SIND, KÖNNT IHR EUCH BEI MIR JEWEILS EINEN RUCKSACK NEHMEN. DARIN IST DIE KARTE, DER KOMPASS, EINE FELDFLASCHE UND EIN PI-PÄCKCHEN MIT STREICHHÖLZERN, EINEM MESSER, EINER PACKUNG CRACKER FÜR DEN KLEINEN HUNGER ZWISCHENDURCH UND EINER LEUCHTRAKETE FÜR DEN NOTFALL. UND MIT NOTFALL MEINE ICH AUCH NOTFALL! IHR ZÜNDET SIE NUR, WENN EUCH EIN BÄR DAS BEIN ABNAGT ODER EINE HORDE WILDERER DAS FEUER AUF EUCH ERÖFFNET.DER ERSTE, DER WEGEN EIN PAAR TROPFEN REGEN ODER EINER SCHRAMME DAS TEIL IN DIE LUFT JAGT, DEN PRÜGLE ICH HÖCHSTPERSÖNLICH INS NÄCHSTE MILITÄRKRANKENHAUS!"
 

Revy räusperte sich kurz. Jenkins Trupp starrte sie einfach nur an, entweder eingeschüchert ob der Mammutaufgabe, die vor ihnen lag, oder von ihr selbst. Sie genoss es. "Das war's soweit, Männer. Holt euch alle einen Rucksack ab und dann ab in die Busse, die euch an euer unbekanntes Ziel bringen."

 

Mit verschränkten Armen beobachtete Seargant Tashigi Jenkins ihre Truppe. An dem grünhaarigen Vollitioten blieb ihr Blick unweigerlich hängen, während ihr die Worte von Lorenor Roan abermals durch den Kopf hallten und ihr dazu rieten, Graskopf Junior nicht in die Pampa zu schicken. Denn anscheinend schien diesem Chaosrekrut die Sache mit der Orientierung nicht so zu liegen. Sie erinnerte sich an diverse Situationen zurück. Die ein oder andere verkehrte Wegwahl war Jenkins tatsächlich schon aufgefallen, aber es war ja auch kaum zu übersehen gewesen... von niemandem.

 

Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft sich schon diverse Rekruten bei ihr beschwert hatten, dass mitten in der Nacht ein völlig ahnungsloser Lorenor Zorro in ihrer Tür stand, sich nach dem Weg zum Klo erkundigte und sie damit aus ihren wohlverdienten schlaf riss. Und das war nur ein Beispiel von vielen, was ihr gerade durch den Kopf schwirrte.
 

Angestrengt schob sich der Seargant die Brille etwas nach oben und fuhr sich über die Nasenwurzel, bevor sie den Gang zu Lorenor antrat. Etwa einen Schritt neben ihm kam sie zum Stehen und stierte ihn, teil angenervt, teils besorgt entgegen. "Du schaffst das doch, oder?!"

 

Empört blickte Zorro zu ihr hinüber, während er sich mit den anderen Zimmergenossen in die Schlange zu den Rucksäcken einreihte. Um ein Haar hätte er vergessen, dass sie gerade Waffenstillstand hatten. So verbiss er sich seine pampige Bemerkung in letzter Sekunde und beschloss, alle Zweifel an seiner Person mit einer Gegenfrage bei Seite zu schieben.

"Wie schwer kann das schon sein?"

 

So hard can it be

So ein Orientierungslauf hatte doch auch mal was Schönes.

Ganz allein, in der Natur, an der frischen Luft, ungestört von allen, die ihm normalerweise so gerne auf der Nase rumtanzten… ja, Private Lorenor Zorro konnte dieser Freifeldübung durchaus etwas abgewinnen.

 

In den ersten sechs Stunden.

 

Danach ging es ihm zunehmend auf die Nerven und zum Teufel noch eins, welcher Vollidiot hatte eigentlich behauptet, dass der Weg innerhalb von vier Stunden zu schaffen wäre?! Von wegen, die Kaserne wäre nicht weit weg. Zorro hatte sie bisher jedenfalls noch nicht mal von Weitem gesehen. Und dabei gab er sich wirklich alle Mühe, sich an der Karte zu orientieren. Immerhin waren dort ja Orientierungspunkte verzeichnet. (Die hatte er zwar auch noch nicht gesehen, aber was nicht war, kann ja noch werden.)

Trotzdem irrte er nun bereits seit Stunden durch die Pampa, hielt sich die besonders tiefhängenden Äste vom Leib und stolperte in regelmäßigen Abständen über Wurzeln, während die Sonne langsam aber sicher unterging und es zappenduster wurde.

 

"SCHEIßE!", entfuhr es ihm halb überrascht, halb frustriert, als sein Stiefel mal wieder irgendwo hängen blieb und er schlitternd versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Im selben Moment, in dem er dachte, noch mal Glück gehabt zu haben, verlor er den Boden unter den Füßen und fiel rücklings abwärts.

Platschend landete er in kniehohem Wasser. Prustend stützte er sich auf die Ellbogen und blinzelte so lange perplex vor sich hin, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann erkannte er, dass er einen Abhang hinunter gefallen war.

"Spitze...", seufzte er tief, während er wieder auf die Beine kam und sich durch das schlammige Ufer kämpfte, bis er den Abhang wieder hinauf klettern konnte. Endlich wieder oben angekommen suchte er sich einen halbwegs trockenen Platz und inspizierte bibbernd seinen Rucksack. Der ebenfalls klitschnass war.

 

Langsam gestand der Private sich ein, dass er mit seiner vorlauten Antwort ein bisschen vorschnell gewesen war. Es war nicht so einfach, wie es sich anhörte. Und ja, er hatte sich total verfranst. Er hatte sogar schon wieder vergessen, in welche Richtung die Kaserne lag und wie man sich nach einem Kompass richtete. Ganz zu schweigen von seiner Links-Rechts-Schwäche und seiner Fähigkeit, sich auch in noch so kleinen Wohnungen zielstrebig zu verlaufen.

Frustriert setzte er sich in den Schneidersitz und wühlte im Rucksack nach der Leuchtrakete. Es wurde Zeit, das Alpha-Team zu rufen und sich zum Gespött der Kaserne zu machen.

 

Als er sie endlich fand, ließ er den Kopf hängen. Die Pappummantelung war vollkommen durchweicht. Als er prüfend draufdrückte, gab das Material nach und das Schießpulver lag matschig und verklumpt in seinen Händen. Abfeuern? Nicht in diesem Leben.

Resigniert griff er zu der feuchten Karte und klappte sie vorsichtig auseinander, um sie nicht zu zerreißen. In der Dunkelheit konnte er jedoch kaum etwas erkennen. Außerdem pfiff ihm der Wind durch die Ohren und die Tiere kamen langsam aus ihren Löchern gekrochen. Es wurde Zeit, dass er es für heute aufgab, sich einen Schlafplatz suchte und zusah, dass er die Karte irgendwie trocknen konnte.

 

Die Karte hängte er schließlich vorsichtig über einen Ast, bevor er sich samt Rucksack daran machte, einen Baum zu erklimmen. Geschickt zog er sich in die Höhe, auch wenn seine Ausrüstung mit Wasser vollgesogen eine gefühlte Tonne wog. Als er in ausreichender Höhe auf einen besonders breiten Ast stieß, ließ er sich darauf nieder und schälte sich aus der nassen Jacke heraus. Mit dem Rücken an den Stamm gelehnt band er sich damit die Beine an dem Ast fest, um nicht versehentlich herunterzufallen, und kramte in dem Rucksack nach den versprochenen Notfall-Crackern. Die zum Glück in Plastik verpackt waren.

 

Während er abwechselnd aß und sich selbst verfluchte, fragte er sich, ob die anderen den Weg zurück gefunden hatten. Wahrscheinlich, stellte er für sich fest und verzog das Gesicht, wenn er nur daran dachte, was er sich alles würde anhören können, falls er je zurückfand. Wie blamabel.

Er stöhnte, als er sich das kommende Ende des Waffenstillstands mit Jenkins ausmalte. Sie würde ihm den Kopf abreißen. Schlimmer als das. Mit einem Mal erschien ihm der Wald als Behausung ziemlich verlockend.

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Innerlich fluchend und mit verschränkten Armen stand Drill Seargant Tashigi Jenkins an der Stelle, wo sie die ausgesetzten Rekruten empfangen und Richtung Kaserne zurück gelotst hatte. Alle Soldaten ihres Trupps hatten nach spätestens fünf Stunden den vereinbarten Ort gefunden. Alle.

 

Bis auf Private Lorenor Zorro.

 

Mittlerweile waren knapp neun Stunden vergangen, seitdem sie die Jungs in der "Wildnis" ausgesetzt hatten. Es war stockdunkel und scheiß kalt, aber Tashigi hatte sich nicht einen Meter vom Fleck gerührt, immerhin hatte sie versprochen, jeden einzelnen Rekruten höchstpersönlich zu empfangen. Und was sie versprach, hielt sie.

Allerdings begann sie Lorenors Verspätung persönlich zu nehmen. Er hatte sich doch nicht etwa aus dem Staub gemacht? Nein, das traute sie dem Schwachkopf nicht zu, zumindest nicht mehr. Sie hatten einen Deal, dass sie beide nun das volle Programm durchziehen würden und Jenkins war sich ziemlich sicher, dass sie sich auf sein Wort verlassen konnte.

 

Womit nur noch eine Möglichkeit übrig blieb: Er hatte sich tatsächlich verlaufen.

Roan hatte sie noch gewarnt, den Schwachkopf ja nicht allein auszusetzen. Sie musste wohl oder übel zugeben, dass sie in der Hinsicht lieber auf Lorenor Senior hätte hören sollen. Oder wenigstens auf ihre innere Stimme.

Nun stand Jenkins hier, genervt und durchgefroren - und das hatte sie nur diesem Idioten zu verdanken. Wie konnte man eigentlich nur so orientierungslos sein? Und wie sollte sie das bitteschön dem Vorstand erklären, dass sie einen ihrer Soldaten verloren hatte? Smoker würde sie lynchen!

 

Hinter sich hörte Jenkins Schritte näher kommen. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass es sich um Lorenors Chaos-Freunde handelte, die sich dann neben ihr in Reih und Glied aufstellten und in die gleiche Richtung schauten. Mitten in die Dunkelheit hinein.

 

"Dieser dämliceh Penner! Lässt eine Lady hier einfach warten...", motzte Sanji, während er sich eine Kippe ansteckte und Ace seine Schachtel rüber warf. Marimo konnte echt ein Holzkopf sein.

Anfangs hatten sie sich noch darüber lustig gemacht, dass Lorenor nicht aufkreuzte – damit war zu rechnen gewesen. Mit Sicherheit stapfte er im Augenblick mitten durch die Pampa und schimpfte wie ein Rohrspatz. Aber langsam wurde die Sache weniger witzig.

 

Mit hochgezogenen Augenbrauen richtete Tashigi den Blick wieder Richtung Wald in der Hoffnung, dass der verloren gegangene Soldat lauthals fluchend aus den Büschen sprang, mit lauter Zweigen in den Haaren. Aber diese geheime Sehnsucht blieb unerfüllt.

Nervös fing sie an, am Fingernagel ihres Daumens zu knabbern. "Verdammt, wie soll ich das Smoker erklären?"
 

"Mir was erklären'?", hakte jemand mit rauer Stimme direkt hinter ihnen nach.

Tashigi zuckte heftig zusammen. Sie schluckte hart, rührte sich keinen Millimeter mehr und hoffte, Smoker würde einfach wieder verschwinden.

"Nur, weil du dich nicht mehr bewegst, heißt das nicht, dass ich dich nicht mehr sehe, Tashigi", erklärte Smoker gereizt und paffte dabei eine Zigarre.

 

Wie in Zeitlupe drehte Tashigi sich zu ihrem Vorgesetzten herum. Dabei überlegte sie fieberhaft, wie sie ihm diesen Faux-pas bloß erklären sollte. Ace, Sanji und Lysop nahmen etwas Sicherheitsabstand und bereiteten sich mental auf die kommende Auseinandersetzung vor.

 

"Nun, Sir... es ist, also... ich glaube, ich habe Private Lorenor Zorro...verloren“, gestand Tashigi kleinlaut.

"Du...HAST WAS?!!!!!"

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Er konnte unmöglich sagen, wie lange sie nun schon auf ihn einbrüllte. Nur so viel: ihre Stimmbänder waren verdammt strapazierfähig und langsam aber sicher klingelten seine Ohren. Tashigi Jenkins überragte ihn überlebensgroß und machte ihn zur Schnecke, wie noch nie jemand zuvor. Er konnte ihren Worten nicht länger folgen. Die Schimpfwörter und Beleidigungen, die sie ihm mit tödlicher Präzision an den Kopf warf, vermischten sich zu einem einzigen Kauderwelsch und das Summen in seinen Ohren nahm immer weiter zu, bis-

 

Zorro blinzelnd die Augen öffnete. Das Schreien aus seinen Träumen verstummte abrupt, das Summen blieb hartnäckig und lauter, als er es in Erinnerung hatte. An seiner Nase juckte es und er rieb sich mit der Hand im Halbschlaf darüber. Im Nachhinein betrachtet war dies der erste in einer Reihe von schwerwiegenden Fehlern.

 

Die Wespe, die es sich auf seinem Zinken bequem gemacht hatte, fackelte nicht lange, setzte sich mit ihrem Stachel zur Wehr und verpflanzte ihn in seiner Nasenspitze. Nun war der Grünhaarige endgültig wach. "Outsch!", entfuhr es ihm perplex und er verlor vor Überraschung glatt das Gleichgewicht. Mit rudernden Armen rutschte er am Ast vorbei, traf dabei etwas Hartes, und baumelte kurz darauf kopfüber in der Luft.

Keuchend und mit aufgerissenen Augen versuchte er, seine Lage zu analysieren. Beinahe hätte er erleichtert aufgelacht. Zum Glück hatte er gestern vor dem Einschlafen mit der Jacke seine Beine festgebunden, ansonsten wäre ein Wespenstich nun sein kleinstes Problem. Erleichtert versuchte er, sich mit den Händen wieder hochzuziehen.

 

Bei diesem Versuch entging ihm komplett, dass das Summen um ihn herum immer lauter wurde. Bis er es einfach nicht mehr länger ignorieren konnte.

 

In einer halbwegs ruhigen Sekunde und mit unnatürlich verrenktem Nacken gelang es ihm, einen Blick auf den Stamm zu erhaschen, an dem er bis vor wenigen Sekunden noch gemütlich gelehnt hatte. Unmittelbar neben der Stelle, an der sein Kopf gewesen war, hing ein Wespennest, das unheilverkündend brummte. So sehr, dass es vibrierte.

"Oh nein...", entfuhr es ihm dumpf und er versuchte noch energischer, den Ast wieder zu erklimmen. Damit er danach zusehen konnte, so schnell wie möglich von hier weg zu kommen.

 

Er hatte gerade eine Hand in die Rinde des Baumes gekrallt und wollte sich hochziehen, als der Schwarm herausgeschossen kam. In perfekter Formation flogen die gelb-schwarz geringelten Mistviehcher aus ihrem Loch heraus und griffen mit gezückten Stacheln an.

 

Zorro brüllte vor Schmerz und Wut, als seine Finger alle gleichzeitig zerstochen wurden, und ließ den rettenden Halt automatisch los. Nun baumelte er wieder hilflos und kopfüber in der Luft, mit den Beinen unweigerlich am Ast festgebunden, und schlug um sich, während der Wespenschwarm nun Blut geleckt hatte und sich über ihn hermachte. Das Brummen und Summen in seinen Ohren würde ihn wohl noch bis in seine tiefsten Albträume verfolgen.

 

Gerade, als er dachte, es könne nicht schlimmer werden, löste sich der arg strapazierte Knoten in seiner Jacke, gab seine Beine frei und der tapfere Soldat stürzte lauthals schreiend fünf Meter in die Tiefe.

 

Mit einem dumpfen Klatschen kam er rücklings auf dem Waldboden auf. Er hörte seine Wirbel knacken, dann wieder das Summen näherkommen und bevor er näher darüber nachdenken konnte, rappelte er sich auf die Beine und spurtete auf den Abhang zu, den er am Vorabend heruntergestürzt war.

 

Stolpernd und schlitternd rutschte er die Böschung hinunter und ließ sich mit einem Bauchplatscher in das kalte Gewässer fallen. Das kühle Nass war eine Wohltat für seine zerstochene Haut, außerdem schienen die Wespen langsam das Interesse an ihm zu verlieren. Ein paar von ihnen stachen ihm noch in den Rücken, der aus dem Wasser ragte, aber nach einer Weile hörte auch das auf. Entweder das, oder er spürte es nicht länger, denn sein Körper bestand nur noch aus stechenden, heißen Schmerzen. Wenn auch nur die Hälfte der Einstiche anschwoll, würde er in ein paar Minuten aussehen wie ein roter Heißluftballon.

 

Nach einer Minute wagte er es, den Kopf soweit anzuheben, dass er nach Luft schnappen konnte. Dann blieb er so liegen, bäuchlings im kalten Wasser, und wartete, bis die Schmerzen auf ein erträgliches Niveau herabsanken. Vollkommen entnervt und etwas schwerfällig kam er dann erst auf die Knie, dann wieder auf die Beine, und machte sich mit schlurfenden Schritten platschend auf den Weg zum Ufer. Dort setzte er sich erst mal einen Schlag und inspizierte seine gerötete, geschwollene Haut. Es würde Stunden dauern, sämtliche Stachel zu entfernen. Und alleine würde er das kaum schaffen.

 

Seufzend warf er einen Blick zum Himmel. Mittlerweile war es wieder hell, also bestand zumindest theoretisch die Chance, den Weg zurück zur Kaserne zu finden. Und er hatte die Schnauze so gestrichen voll, dass er auch keine weitere Zeit hier im Wald verplempern würde.

Mit diesem Entschluss machte er sich an den Aufstieg der Böschung, schlug sich schwerfällig durch das Gestrüpp - und blieb einen viel zu langen Moment perplex blinzelnd stehen.

 

Gut möglich, dass er sich irrte. Wespenstiche waren giftig, oder? Vielleicht halluzinierte er einfach, dass sich gerade ein verdammtes Reh über seine Karte hermachte?!!!

 

"Hey!", brüllte er entzürnt. Das vierbeinige Tier erstarrte mitten in seinen kauenden Bewegungen und blickte ihn über die Schulter hinweg an. Als wolle es sagen: 'Is was?', während ihm noch ein Stück der lebensrettenden Karte aus dem Mundwinkel hing.

Dem Soldaten platzte der Kragen. "DU SCHEIßVIEH!", entfuhr es ihm lautstark und er setzte auf das arme Tier zu. Das war allerdings schneller, fackelte nicht lange und ergriff die Flucht. Während es grazil durch die Büsche sprang und Blätter und Äste aufwirbelte, machte sich Zorro nicht ganz so elegant an die Verfolgung, stolperte über alles, was sich ihm in den Weg stellte und landete schließlich ganz alleine auf einer völlig verwilderten Lichtung. Das war der Zeitpunkt, an dem er die Verfolgung aufgab und sich keuchend auf den Waldboden sinken ließ.

 

Heute war eindeutig nicht sein Tag.

 

Während er wieder zu Atem kam, versuchte er, sich von einigen der Wespenstacheln zu trennen. Nach einer Weile, in der er nichts anderes gemacht hatte als zu fluchen, gab er es jedoch auf. Viel wichtiger war es, zur Kaserne zurückzufinden. Dort konnte sich bestimmt jemand um diese verflixten Stacheln kümmern. Nachdem sie mit dem Lachen aufgehört hatten.

 

Schwerfällig kam er auf die Beine und trottete zurück. In die Richtung, aus der er eventuell gekommen war. Anscheinend suchte er sich die falsche Fährte aus, denn seinen Rucksack und die Jacke fand er auch nach zweistündiger Suche nicht. Dafür schwollen die frischen Stiche immer weiter an, und als er eine kurze Rast bei dem Bach einlegte und einen Blick auf die Spiegelung des Wassers warf, erkannte er sein rötlich verschwollenes Gesicht kaum als sein eigenes wieder. "Scheiße...", stellte er fest, spritzte sich etwas Wasser ins heiß glühende Gesicht und stand frustriert wieder auf.

 

Ratlos sah er sich um und ließ sich dann wieder in das feuchte Gras sinken. Die Sonne stand mittlerweile hoch oben, sodass es nicht mehr ganz so kalt war. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und versuchte sich zum ersten Mal seit Jahren bewusst an etwas zu erinnern, das Roan versucht hatte ihm beizubringen.

 

Jahrelang hatte sein 'Vater' diese Freifeldübungen mit ihm durchgezogen. Oder besser gesagt: sie ihn durchziehen lassen. War keine schöne Zeit gewesen. Und er hatte auch nicht gelernt, sich zu orientieren, völlig egal, wie oft Roan ihm erklärte, wie man sich Orientierungspunkte setzte, den Moosbewuchs an Bäumen interpretierte oder sich an den Stand der Sonne hielt. Auf so ziemlich allen anderen Gebieten lernte er spielend dazu, aber sobald es darum ging, irgendeine bestimmte Richtung einzuschlagen, versagte er kläglich. Und das hatte sich bis heute nicht geändert, stellte er nach ein paar Minuten Grübelns fest.

 

Da blieb ihm nur, herumirren und in Bewegung zu bleiben. Vielleicht stolperte er dann irgendwann zufällig über sein Ziel.

 

Also trottete er weiter und ignorierte seinen knurrenden Magen.

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Tashigis Ohren klingelten immer noch von Smokers Tobsuchtanfall, obwohl dieser schon ein paar Stunden zurücklag. Smoker hatte das gesamte Kasernengelände und darüber hinaus zusammen geschrien und hatte damit natürlich die gesamte Belegschaft auf sich aufmerksam gemacht. Spätestens jetzt wusste jeder im Umkreis von drei Meilen, das Lorenor Zorro ein Idiot war.

 

Nun war Seargant Jenkins dabei, einen Suchtrupp zusammen zustellen, denn Smokers letzte Aussage war mehr als deutlich gewesen: "INNERHALB VON ZEHN STUNDEN IST PRIVATE LORENOR GEFÄLLIGST WIEDER IN DER KASERNE. ICH MUSS WOHL NICHT ERKLÄREN, WAS PASSIERT, WENN NICHT."

 

Dazu kam, dass der Captain sich rigoros weigerte, ihr Leute zur Verfügung zu stellen. ("BADE DAS GEFÄLLIGST SELBER AUS!"). Sie versuchte nun seit mindestens anderthalb Stunden, ein paar hilfsbereite Männer zu finden – ohne Erfolg. Entweder, sie waren alle zu beschäftigt oder nicht gut auf Lorenor zu sprechen. Natürlich hatten Ace, Sanji und Lysop bereitwillig ihre Hilfe angeboten, aber noch zögerte sie, das Angebot anzunehmen. Bei ihrem Glück hatte sie dann gleich vier Vermisste, die sie wieder auftreiben musste.

 

Nach drei weiteren erfolglosen Hilfsgesuchen gab sie schließlich auf. Das hatte keinen Sinn und sie konnte unmöglich noch mehr Zeit vertrödeln. Gut möglich, das Lorenor Junior bei seinem Glück irgendeine Klippe herrunter gefallen war. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als doch Ace und Co zu fragen. Vielleicht ging nicht ganz so viel schief, wenn sie sich ihnen anschloss...?

 

In diesem Moment stolperte sie sechs Soldaten in die Arme, die sich gerade auf dem Weg zum Tor machten, in Zivil gekleidet und mit ihren Rucksäcken auf den Schultern. Wahrscheinlich waren sie gerade auf den Weg in den wohlverdienten Heimaturlaub. Tashigi witterte ihre Chance.

 

"E-entschuldigung, ich weiß, dass ihr vermutlich gerade auf den Weg nach Hause seid, aber ich brauche echt dringend eure Hilfe", unterbrach sie das ausgelassene Gespräch der jungen Männer, die ihr automatisch salutierten. Sie setzte das reumütigste und hilfsbedürftigste Gesicht auf, dass sie auf Lager hatte. Sogar ihre Unterlippe zitterte.

 

Der ein oder andere Rotschimmer legte sich auf die erhitzen Wangen der Soldaten. "Natürlich Leutnant, wo brennt's denn?"

 

Eine halbe Stunde später wussten die Männer (die praktischerweise Feldjäger waren) zwar Bescheid, aber so richtig fassen konnten sie es deshalb noch lange nicht. "Ich möchte jetzt nicht unverschämt klingen, Searge, aber wie kann man denn jemanden bei so einer Übung verlieren?", fragte einer von ihnen mit gerunzelter Stirn.

„Wenn man einen Vollidioten losschickt, der links von rechts nicht unterscheiden kann, kann sowas schon einmal passieren“, gab Tashigi brüsk zurück. Ihr gefiel der Blick nicht, mit dem sie gemustert wurde. Es lag schließlich nicht an ihr, dass Zorro sich schon in der Dusche verlief. An diesem Kerl waren schon ganz andere gescheitert.

 

Einer der hilfsbereiten Soldaten legte verständnisvoll den Kopf schief. Eigentlich hatten sie Urlaub, aber was tat man nicht alles für so einen süßen Seargant? Da konnte man schon mal ein paar Stunden opfern. „Und wo genau habt ihr diesen...äh...wie hieß er noch mal?“

„Lorenor Zorro.“

„Ach, der, der Captain Morgan den Kiefer gebrochen und den Arm weggesprengt hat?“, fiel endlich der Groschen.

Unwillkürlich musste Tashigi schmunzeln. In ihrem Kopf hörte sie Lorenor lautstark protestieren. „Das kommt drauf an, wen man fragt.“

 

„Okay. Jedenfalls – wo haben Sie den Kerl denn verloren?“, hakte ein dritter von ihnen ein. Tashigi zog die Karte aus ihrer hinteren Hosentasche, entfaltete sie und deutete mit dem Zeigefinger auf eines der Flächenquadrate. Dass ihr dabei die Hälfte der Männer unauffällig in den Ausschnitt linste, ignorierte sie einfach. Hauptsache, die Jungs machten sich endlich auf die Suche.

"Kein Problem, wir finden... äh..."
 

"Lorenor Zorro"

"Ja genau. Wie auch immer. Bis später, Seargant!"

Und wie es sich gehörte, salutierte der Suchtrupp nochmals, bevor er von Dannen zog. Wenigstens eine Sache, die funktionierte.

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Nach einer ganzen Weile - irgendwann hatte er das Zeitgefühl völlig verloren - blinzelte Zorro ungläubig und blieb stehen. Sein Herzschlag beschleunigte. Wenn er jetzt nicht vollkommen den Verstand verloren hatte, dann konnte er in ein paar hundert Metern Entfernung eine Hütte ausmachen. Gut, sie sah ziemlich verfallen aus und ja, wahrscheinlich war sie seit Jahren unbewohnt, aber verdammt nochmal, es war ein Dach über den Kopf und gemessen an dem Verlauf des heutigen Tages war das schon das Beste, was ihm passieren konnte.

 

Immer noch misstrauisch stapfte er entschlossen darauf zu, in der Erwartung, dass sie jeden Moment wieder verschwinden konnte. Vielleicht war es nur eine Fata Morgana oder so. Aber wider Erwarten blieb die Jagdhütte, wo sie war, je näher er ihr kam. Er spürte eine gewisse Erleichterung. Dort drin wäre er vor den Tieren geschützt, die ihm eindeutig nicht gut gesonnen waren. Und mit etwas Glück gab es dort ein paar muffige Decken oder vergessene Kleidungsstücke, mit denen er sich warmhalten konnte.

 

Mit neuer Kraft strebte er auf die vermoderte Tür zu, die leicht schräg in den Angeln hing. Die Treppen zum Eingang knarzten gefährlich und wären bei einer gewichtigeren Person wahrscheinlich in sich zusammengefallen, aber daran verschwendete er keinen Gedanken. Sehnsüchtig griff er mit der Hand nach der verrosteten Türklinke und stieß sie auf.

 

Zehn Augenpaare blickten ihm geschockt entgegen.

 

Zorro erstarrte im Türrahmen, vollkommen verblüfft, mitten in der Wildnis noch anderen Menschen zu begegnen. Sein Blick glitt über die Männer, die um einen altersschwachen Tisch herum saßen und bei seinem unerwarteten Eintreten zur Salzsäule erstarrt waren. Als sein Blick auf die auf dem Tisch ausgebreiteten Karten fiel, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Die wussten bestimmt, wie er wieder zur Kaserne zurückfand! Am liebsten hätte er jeden einzelnen von ihnen umarmt.

 

"Hey", stieß er schließlich erleichtert aus, als niemand sonst etwas sagte. "Könnt ihr mir vielleicht...-?!"

Er hielt mitten im Satz inne, als sich die Mündungen von zehn Maschinenpistolen auf ihn richteten. Das war doch jetzt ein schlechter Scherz, oder?!

War es nicht, das stellte er fest, als sie alle gleichzeitig ihre Waffen entsicherten und durchluden. Und das war auch der Moment, in dem er die Beine in die Hand nahm und rannte.

 

Mit einem Sprung setzte er über die morsche Eingangstreppe hinweg und stürzte zurück in die Wildnis, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Er hörte Stühle umkippen, als die Männer auf die Beine sprangen und die Verfolgung aufnahmen. Sekunden später flogen die ersten Kugeln durch den Wald und schlugen in die Baumstämme links und rechts von ihm ein. Im Zickzack-Kurs flitzte er durch das Dickicht, während seine Gedanken noch irgendwo bei der Jagdhütte waren. Wo zur Hölle war er denn jetzt wieder hineingeraten?!!

Als eine Kugel ihn nur um Haaresbreite verfehlte und ihm die Haare versengte, beschloss er, sich darüber später Gedanken zu machen. Falls er diese Katz-und-Maus-Aktion überlebte, natürlich.

 

Seine Verfolger waren gut zu Fuß, auch wenn er nicht so blöd war um sich herum zudrehen und zu sehen, wie nah sie aufgerückt waren. Das Rascheln ihrer Schritte und die Schüsse waren dafür aufschlussreich genug.

 

Er rannte weiter durch die Wildnis und ließ sich bereitwillig Äste ins Gesicht klatschen, wenn er dadurch auch nur den geringsten Hauch einer Chance bekam, wenigstens mit halbwegs heiler Haut wieder aus dieser Situation herauszukommen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis der erste Schock sich gelegt hatte und sein rationaler Verstand wieder das Denken übernahm. Statt kopflos immer weiter ins Nirgendwo zu rennen, ließ er seinen Blick über die Umgebung schweifen, hielt nach Fluchtpunkten und potenziellen Fallen Ausschau, analysierte mögliche Hinterhalte. Und das alles, während er in atemberaubender Geschwindigkeit weiter rannte.

 

Zorro fasste einen Plan: sobald die Schritte hinter ihm langsamer wurden und seine unverhofften Gegner auch nur das geringste Anzeichen von Schwäche zeigten, würde er sie ausschalten. Das Messer in seinem Stiefel würde dabei hilfreich sein, da war er sich sicher. Dass die Männer hinter ihm mit Maschinenpistolen bewaffnet waren, machte die Sache zwar komplizierter, aber nicht vollkommen unbezwingbar. Er erinnerte sich daran, dass sie nicht mit seinem Auftritt gerechnet hatten. Was auch immer die Mistkerle in dieser Bruchbude getrieben hatten, sie waren mindestens genauso überrascht wie er selbst. Und hoffentlich dementsprechend schlecht mit Munition bestückt.

 

Schlitternd hechtete er hinter einen Busch und griff nach einem tiefhängendem Ast, als die raschelnden Schritte hinter ihm langsamer wurden. Gekonnt zog er sich in die Höhe und als der erste seiner Verfolger um die Ecke bog, ließ er seine Beine herunterhängen und umfasste den Kerl damit am Hals und drückte zu, bis er in sich zusammensackte. Hastig sprang er herunter und griff nach der Maschinenpistole, die im Blattwerk gelandet war. Dem zweiten Verfolger rammte er die Waffe umstandslos ins Gesicht, dem Dritten seine Faust. Die anderen Männer hatten das Tempo anscheinend nicht halten können, jedenfalls sah er noch keinen und ging in die Hocke, um die herumliegenden Waffen zu checken. Enttäuscht stellte er fest, das alle Magazine bereits auf ihn entleert worden waren.

Achtlos warf er sie ins nächste Gebüsch und zog sein Jagdmesser aus dem Stiefel. Alte Angewohnheit von ihm, es nicht im Rucksack aufzubewahren. Und mit ein bisschen Glück würde ihm das heute den Hals retten. Auch wenn sein Glück heute ein Arschloch war.

 

Er hörte Schritte in seine Richtung poltern und bezog Deckung hinter einem dicken Baumstamm, versuchte, seinen keuchenden Atem zu beruhigen und auf die Geräuschkulisse zu achten. Zwei Männer im Anmarsch. Zorro konzentrierte sich einzig und allein darauf, und als die Schritte nah genug waren, sprang er gebückt aus der Deckung und rammte der ersten Hackfresse Faust und Ellbogen mehrmals in Magen, Rippen und Solar Plexus. Das ganze hatte kaum mehr als drei Sekunden gedauert, als er das unverkennbare Klicken einer durchgeladenen Waffe hörte und auf seinen zweiten Gegner sah, der die Sekunden in aller Seelenruhe genutzt hatte, um auf ihn anzulegen.

 

Die Kugel war schneller als der Schall, also hörte er den Schuss erst, nachdem die Kugel bereits ein Stück Fleisch aus seiner Schulter gerissen hatte. Blut spritzte und die Wucht der Kugel riss ihn von den Beinen. Er schnappte nach Atem und blieb ruhig liegen, als er die Schritte des Schützen auf sich zukommen hörte. Als dieser höhnisch Grinsend vor ihm aufragte, brachte Zorro ihn mit einer Beinschere aus dem Gleichgewicht, stürzte sich auf ihn und schickte ihn nicht ganz so sanft in den sanften Nebel der Bewusstlosigkeit.

Zorro verschwendete keine Zeit damit, sitzen zu bleiben und die Wunde zu versorgen. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, während er wieder Deckung bezog und darauf wartete, dass die nächsten kamen.

 

Und sie kamen.

"Oh, scheiße!", entfuhr es einem von ihnen, als sie ihre Kameraden bewusstlos auf dem Boden entdeckten. Während die vier nur langsam näher kamen, die Waffen im Anschlag, und ihre Kollegen in Augenschein nahmen, hin- und hergerissen, ob sie ihnen nun helfen oder lieber den Übeltäter erledigen sollten, schlich sich Zorro um den Baum und gebückt an einem besonders dichten Busch vorbei, bis er hinter ihnen war. Lautlos schlich er näher, hielt dem ersten Mann, der mit dem Rücken zu ihm stand, fest eine Hand auf den Mund, während er mit dem anderen Arm den Schläfergriff anwendete, bis der schwere Kerl in sich zusammensackte und sein ganzes Gewicht auf Zorros Armen lastete. Langsam ließ er ihn ins Geäst sinken. Noch immer unbemerkt schlug er dann die Köpfe der nächsten zwei so energisch gegeneinander, dass sie nicht mal ein verdutztes "Uff!" von sich geben konnten. Als der letzte von ihnen sich perplex und mit Panik in den Augen zu ihm umwandte und seine ausgeschalteten Kollegen entdeckte, fiel ihm glatt seine Waffe aus der Hand. "Scheiße!", entfuhr es ihm erneut, als sein Blick auf den Schlamm- und blutverschmierten Überraschungsgast fiel.

"Scheiße ist ja gar kein Ausdruck!", gab Zorro lapidar zurück, bevor er ihn mit einem Tritt von den Beinen riss.

 

Keuchend verweilte der Grünhaarige für eine Weile, alle Sinne noch geschärft. Das Adrenalin pumpte in seinen Adern, hielt ihn auf Trab. Systematisch begann er damit, die Bewusstlosen nach nützlichen Dingen abzusuchen. Waffen und Magazine, die er fand, warf er nach kurzem Zögern bei Seite in ein Gebüsch. Falls er jemals zur Kaserne zurückfand, würde er ihren Besitz nur schwer erklären können. Noch mehr Ärger konnte er einfach nicht gebrauchen.

 

Abgesehen von ein paar Taschenmessern fand er nichts, und ein Messer hatte er selbst. Mit einem Mal fühlte er sich beobachtet. Wachsam ließ er seinen Blick durch die Gegend schweifen, ohne jemanden zu sehen. Mit einem Mal fiel ihm auf, wie ungeschützt er im Moment dastand. Im selben Augenblick sah er etwas in einem Rhododendronbusch achtzig Meter weiter aufblitzen. Ein Waffenlauf? Er ließ es nicht drauf ankommen und ließ sich bäuchlings auf den Boden fallen.

 

Die Kugeln schlugen über ihm durch die Luft und vor ihm in den Boden ein. Bevor der Schütze besser zielen konnte, rollte Zorro sich neben einen der Bewusstlosen und robbte sich dann weiter vor, bis er hinter einem Baumstamm Deckung fand. Die Schüsse verstummten kurz darauf und er hörte jemanden gedämpft fluchen. Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, als er einen Blick am Stamm vorbei riskierte. Sekundenbruchteile später surrte eine Kugel nur haarscharf an seinem Gesicht vorbei. Zorro zuckte zurück und verfluchte sich dafür, Waffen und Munition so voreilig aus dem Verkehr gezogen zu haben. Jetzt könnte er sie ganz gut gebrauchen.

 

Langsam ging er wieder in die Hocke und atmete tief durch. Es war nur noch ein Gegner in unmittelbarer Nähe. Wenn der ihm jetzt eine Kugel in den Kopf jagte, wollte er nicht mehr Lorenor Zorro heißen. Sein Tag war bereits beschissen genug gewesen. Er hatte sich nicht durch die Stunden gequält und gegen Wespen gekämpft, um sich jetzt abschießen zu lassen wie eine Rose auf so einem scheiß Jahrmarktsstand!

Entschlossen, sich diese Behandlung nicht weiter bieten zu lassen, verließ Zorro seine schützende Deckung, bereit, sich jederzeit auf den Boden fallen zu lassen.

 

Er hörte, wie der Schütze mehrmals abdrückte, aber kein Schuss war zu hören. Zorro grinste. Munition? Leer.

Mit ein paar weiten Schritten strebte er auf das verräterisch raschelnde Gebüsch zu. Als sein Verfolger bemerkte, wie nah er war, versuchte er zu flüchten. Aber nun erst recht angepisst zerrte Zorro ihn am Nacken zurück, warf ihn rücklings auf den Boden und versetzte ihm einen harten Tritt in die Seite. Keuchend kauerte sich der Kerl zusammen. Zorro packte ihn unter den Armen, legte ihm einen um den Hals und drückte zu, bis er das Bewusstsein verlor. Erst, als auch von diesem Gegner keine Gefahr mehr ausging, erlaubte sich Zorro eine kurze Atempause. Und den Gedanken, dass Jenkins vermutlich stolz auf ihn wäre, wenn sie das gerade gesehen hätte.

 

Keuchend blieb er auf dem feuchten Waldboden sitzen, trat die Waffe seines Gegners weg und lehnte sich einen Moment erleichtert gegen einen Baumstamm. Er inspizierte gerade die Stelle an der rechten Schulter, wo ihn die Kugel gestreift hatte, als das Blattwerk erneut raschelte und ihn in Alarmbereitschaft versetzte. Mit einem kurzen Blick stellte er fest, dass die ersten seiner Gegner sich wieder rührten und langsam wach wurden. Er beschloss, dass es an der Zeit war, sich aus dem Staub zu machen.

 

Als er weit genug entfernt war, dass man seine Schritte nicht mehr hören konnte, rannte er los.

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Tashigi Jenkins mehr oder weniger freiwilliger Suchtrupp in Zivil war dem vermissten Private nun seit etwa anderthalb Stunden auf der Spur. Auch wenn sie die Spuren nicht ganz verstanden.

 

Der Kerl musste wirklich ein vollkommener Idiot sein, jedenfalls seiner Route nach zu urteilen. Der Private war eigentlich immer nur im Kreis gelaufen, auch wenn die Kreise irgendwann immer größere Umkreise bekamen. In der ersten Stunde hatten sie sich fortwährend darüber lustig gemacht, bis sie die erste Stelle entdeckten, an der wohl einiges schief gelaufen sein musste.

 

"Also...", meinte einer von ihnen und ging vor den Fußspuren in die Hocke. "...sieht so aus, als wäre er den Abhang hier heruntergefallen und im Bach gelandet." Er inspizierte sie genauer. "Zwei Mal", schlussfolgerte er dann irritiert.

 

"Hey, ich hab was gefunden!", rief ein anderer und deutete auf einen Baum in der Nähe. Darunter lagen eine Army-Jacke und ein geöffneter Rucksack. Außerdem die vollgesabberten Überreste einer Karte und ein verlassenes Wespennest.

 

Die Zivilsoldaten sammelten sich im Halbkreis um die Stelle, mit verschränkten Armen, und folgten den wirren Fußspuren, die mitten ins Nirgendwo führten. Lange sagte keiner etwas.

"Der Kerl zieht das Pech an wie Scheiße die Fliegen", stellte einer von ihnen schließlich schulterzuckend fest und griff nach Jacke und Rucksack. "Kommt, lasst ihn uns finden und zurückbringen. Bevor er noch draufgeht."

 

Also zogen sie weiter. Und es dauerte tatsächlich nicht mehr lange, bis sie Private Lorenor Zorro fanden. Oder besser gesagt, bis er wie ein Wildschwein durch ein Gebüsch auf sie zugestürzt kam. Wenn er es denn war.

 

"Ist das nicht...äh..."

"Ich bin mir nicht sicher...", meinte ein anderer mit schief gelegtem Kopf. Die Haarfarbe stimmte, aber sonst? Ein schlammbespritztes Etwas mit geschwollenem Gesicht, blutender Schulter und grünen Haaren.

 

"Scheiße!", entfuhr es dem Grünhaarigen perplex, als wie aus dem Nichts plötzlich sechs weitere Gegner vor ihm standen. Wo kamen die denn her?! Hatten die sich etwa angeschlichen und nur auf ihn gewartet?!

 

Ohne seinen Run auch nur ansatzweise zu verlangsamen, preschte er auf die sechs Männer zu, die von seinem Anblick ebenso überrascht schienen wie er selbst und wie angewurzelt stehen blieben. Er fackelte nicht lange. Jetzt war er zumindest aufgewärmt. Im Lauf brach er dem ersten verdutzten Kerl die Nase, dem zweiten mit dem Ellbogen ein oder zwei Rippen und duckte sich im nächsten Moment unter einem gut platzierten Schlag seines Gegners hinweg. Dessen Schlagarm packte er, riss ihn nach hinten und kugelte ihn aus. Weil es sich gerade anbot, schlug er noch einmal zwei Köpfe aneinander und dem letzten versetzte er einen deftigen Schlag in den Nacken und direkt im Anschluss noch einen auf die Schläfe.

 

Das Ganze hatte keine fünf Sekunden gedauert, dann preschte Zorro ungehindert weiter.

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Fast schon entspannt lehnte Tashigi sich in ihrem Bürostuhl zurück. Okay, der Orientierungslauf war nicht ganz so verlaufen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Lorenor war verloren gegangen – ärgerlich, aber alles in allem eine Geschichte, über die sie in ein paar Wochen vermutlich lachen würden.

 

Ja, jetzt, wo sie endlich ein paar starke und gut ausgebildete Männer gefunden hatte, die sich auf die Suche machten, machte sich Tashigi schon viel weniger Sorgen. Die Feldjäger waren jetzt seit knapp drei Stunden unterwegs und sie rechnete bald mit einer (positiven) Meldung.

 

Kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, platzte ihre Tür auch schon auf und zwei der Feldjäger kamen herein, um ihre Hoffnung zu zerstören. Keiner von ihnen wirkte noch sonderlich munter. Beide waren schlamm- und blutverschmiert, gingen gekrümmt und stützten sich gegenseitig.

 

Was.

 

Zur.

 

Hölle?

 

"Seargant Jenkins? Wir-", begann einer der beiden stammelnd und verstummte schlagartig, als Jenkins aus ihrem Stuhl sprang und auf sie zueilte. „Was ist passiert? Wo sind die anderen?“, fragte Tashigi irritiert. Und vor allem: wo war Lorenor?!

„Die anderen sind auf der Krankenstation“, antwortete das Häufchen Elend, das links stand. „Wir haben nämlich diesen...äh...“

„Lorenor Zorro!“

„Ja, genau. Also, den haben wir getroffen. Und dann hat er uns getroffen. Mit der Faust und dem Knie und dann wieder mit der Faust“, erklärte er, während der andere zu jedem Wort vorsichtig nickte. Tashigi hingegen sah nur, wie sich der Mund ihres Gegenübers bewegte, aber die Botschaft ergab überhaupt keinen Sinn. Wollte ihr der Kerl gerade weismachen, dass ihr Suchtrupp – sechs bärenstarke, bestens ausgebildete Männer – von Lorenor verdroschen worden waren?!!

 

„Er...hat was getan?!!!“ Tashigi war so enttäuscht, sie hätte am liebsten gleichzeitig geweint und geschrieen.

 

„Nun ja...ja, dieser...äh...“

„LORENOR ZORRO!“

Wieder nickte der Soldat. „Ja, genau der. Also, der wirkte irgedwie verwirrt.“

 

Verwirrt war Tashigi auch gerade. Fassungslos nahm sie ihre Brille ab und fuhr sich über die Nasenwurzel. Vor wenigen Sekunden war sie noch so zuversichtlich gewesen. Hatte gedacht, das jetzt nicht mehr viel schiefgehen könnte. Das nahm sie nun zurück. Eigentlich hätte sie es direkt besser wissen müssen, immerhin handelte es sich hier um Lorenor Zorro, dem größten Volltrottel unter Gottes Sonne. Natürlich konnte da immer noch was schiefgehen. Zorro konnte einen Ast abbrechen und damit aus Versehen die Welt ins Chaos stürzen, das lag einfach in seiner Natur.

 

„Verdammt, das kann ich unmöglich vor Smoker verheimlichen“, stellte sie entgeistert fest und fuhr zusammen, als plötzlich Smoker hinter den Feldjägern stand.

„Mir was verheimlichen?“, fragte der Hühne nach. Manchmal war der Kerl echt unheimlich.

 

Die Feldjäger standen so stramm, wie ihre lädierten Körper das zuließen, während Tashigi bis zum Haaransatz errötete. „Nun, Captain, diese Feldjäger haben sich freiwillig gemeldet, um bei der Suche nach Private Lorenor zu helfen und sie… nun ja, sie wurden zusammengeschlagen.“

 

„WIE WAR DAS?!“, fuhr Smoker auf und Tashigi war sich sicher, dass es bis zum südlichen Wachturm zu hören war. Sie erwartete, dass er ihr jetzt eine weitere Standpauke halten würde, aber Smoker drehte sich auf dem Absatz um und ging davon, immer noch laut schimpfend. „ICH HAB DIE SCHNAUZE VOLL! Wenn man etwas erledigt haben will, muss man sich selbst darum kümmern!“

 

Tashigi umrundete die verdutzten Feldjäger und hastete ihrem Vorgesetzten durch die Flure nach. „Es tut mir Leid, Sir!“, stieß sie hervor, als er eine kurze Sprechpause einlegte. „Ich-“

„Halt die Klappe, Tashigi, der Zug ist aufgefahren.“

„Abgefahren, Sir, und ich-“ Sie stolperte beinahe in ihn hinein, als er ohne Vorwarnung stehen blieb und mit der Faust an eine Tür hämmerte. Ohne die Antwort abzuwarten, riss Smoker die Tür auf und trat hinein.

 

„Roan, ich brauche deine Hilfe.“

Over and Out

Over and out

 

Zorro nieste erbärmlich. Er schenkte dem jedoch keine weitere Beachtung und watete vorwärts durch den Bach. Zwar war das Wasser saukalt, aber wenn er weiter planlos durch den Wald irrte, würde er unweigerlich Spuren hinterlassen. Und er hatte nicht die geringste Lust, seine neuen Bekanntschaften anzulocken, damit die ihre neuen Magazine auf ihn leerpumpen konnten. Nein, danke, das eine Mal hatte ihm gereicht.
 

An einer von tiefhängenden Ästen versteckten Uferstelle hielt er kurz inne und setzte sich auf die Kieselsteine am Rand. Kurz wischte er sich die von Dreck verschmierten Hände im Wasser ab und warf dann einen skeptischen Blick auf die Wunde an der Schulter.

 

Ein Stück Haut fehlte. Das konnte er verkraften, immerhin bedeutete das, dass die Kugel nicht mehr in seinem Körper steckte. Keine Kugel im Körper war immer gut. Mit einer Hand schöpfte er ein wenig Wasser und gab sich Mühe, das verkrustete Blut vom blank gelegten Fleisch zu wischen. Sofort sickerte neues Blut nach und ein brennend heißer Schmerz ließ ihn zwischen zusammengebissenen Zähnen die Luft einziehen.
 

Er verfluchte sich nachdrücklich dafür, den Rucksack verloren zu haben. Dort drin hatte er Klebeband (eine Allzweckwaffe, um Blutungen provisorisch zu stillen). Jetzt musste er darauf verzichten. Seufzend zog er sich das Muskelshirt über den Kopf und griff nach dem Jagdmesser, das wieder in seinem Stiefel steckte. Kurz betrachtete er es, die gezackte, unheimlich scharfe Klinge und der genoppte, schwarze Griff. Das einzig nützliche Geschenk, das er jemals von Roan erhalten hatte. Ihn überkam ein unbehagliches Gefühl und er verbot sich sofort den Gedanken an seinen Vater. Noch mehr Paranoia konnte er einfach nicht gebrauchen.

 

Mit diesem Gedanken begann er, sein Shirt im Wasser auszuwaschen und in gleichmäßige Streifen zu schneiden. Mit einem davon stoppte er die Blutung, mit zwei anderen band er die Wunde so gut ab, dass seine Fingerspitzen in der rechten Hand begannen zu kribbeln. Als sein Erste-Hilfe-Stopp erledigt war, kam er wieder auf die Beine und stapfte weiter durch den Bach. Er warf einen Blick nach oben. Es sah nach Regen aus. Natürlich. Außerdem wurde es langsam schon wieder dunkel. Und er hatte seit den Crackern vom Vortag nichts gegessen. Sein Magen machte ihn knurrend darauf aufmerksam.

Er seufzte tief. Es wurde Zeit, sich etwas zu Essen zu organisieren und sich einen Schlafplatz zu suchen.
 

Bei seinem Glück würde auch das wieder in einer Katastrophe enden.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Unbeholfen fuhr sich Drill Seargant Jenkins über den steifen Nacken. Sie hatte sich schon in viele unmögliche und vor allem unangenehme Situationen gebracht. Zum Beispiel hatte sie schon mehrfach versehentlich in Wasserleitungen geschossen und die Kaserne geflutet. Manchmal las sie die Türschilder nicht richtig und stand dann unversehens in den Männerduschen, was ihr eindeutig peinlicher war als den anwesenden Soldaten. Aber nichts, wirklich gar nichts war vergleichbar mit dem Schlamassel, in dem sie in diesem Augenblick steckte, denn Tashigi stapfte durch die Wildnis auf der Suche nach ihrem verlorengegangenen Rekruten - und das ausgerechnet in Begleitung von Lorenor Roan.
 

Als Captain Smoker Roan beauftragt hatte, nach dem orientierungslosen Idioten zu suchen, hatte sich die junge Soldatin sofort entschieden eingeschaltet und gefordert, die Mission zu begleiten. Sie musste Zorro auf jeden Fall vor seinem durchgeknallten Vater finden und ein Blutbad verhindern.
 

Und nun marschierte sie allen Ernstes mit diesem...Mistkerl durch die Pampa und hoffte, so schnell wie möglich wieder verschwinden zu können. Am besten mit ihrem bescheuerten Rekruten im Gepäck.
 

Lorenor Roan sah aus den Augenwinkeln immer und immer wieder zu seinem ungewollten Anhang rüber. Bisher hatten sie nicht ein Wort miteinander gewechselt, und das wollte er auch gar nicht. Dennoch hatte er verstanden, warum sich diese dämliche Kuh an seine Fersen geheftet hatte und das schmeckte ihm ganz und gar nicht. Irgendwie musste er sie loswerden und am besten für einige Zeit außer Gefecht setzen, aber wie sollte er das anstellen ohne, dass sein Sohn ihm später diverse Morddrohungen an den Kopf werfen würde?
 

Er grinste höhnisch, als ihm die Idee durch den Kopf schoss. Mit ernster Miene wand er sich zu der jungen Frau um und seufzte hörbar genervt auf. Er musste wenigstens so tun, als ob ihn die Sucherei auf den Zeiger ging, obwohl eigentlich das genaue Gegenteil der Fall war. Vermutlich würde er so schnell keine weitere Gelegenheit mehr bekommen, an seinen Sohn heranzukommen.

"Das wird so nichts... am besten wir teilen uns auf und suchen getrennt weiter. Dann treffen wir uns in einer Stunde wieder hier."
 

Tashigi verschränkte nur skeptisch dreinschauend die Arme und zog eine Augenbraue hoch. Sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und vermutlich würde er einen Scheiß darauf geben sich mit ihr in einer Stunde wieder zutreffen, dennoch... So hatte sie ebenfalls die Chance, Zorro zuerst zu finden. Kurz rückte sie ihre Brille zurecht und ließ sich auf den Vorschlag ein. "Gut, meinetwegen.“

 

Sie nahm ihren Rucksack ab, öffnete ihn und zog zwei Walkie-Talkies heraus. Eines davon warf sie Roan zu, der es verdutzt auffing. "Aber sobald einer von uns irgendetwas gefunden hat, was auf Zorro hindeutet, melden wir das über Funk." Ja, sie nannte ihn Zorro. Ausnahmsweise. Aber auch nur, weil es im Anbetracht der Situation irgendwie komisch war, ihn bei seinem Nachnamen zu nennen, immerhin stand ein weiterer Lorenor vor ihr und sie wollte die Verwandtschaft nicht noch unnötig hervorheben.
 

Schulterzuckend schaltete Roan das Walkie-Talkie an und spielte mit den Frequenzen. Wenn sie darauf bestand, bitteschön. Solange sie sich nur vom Acker machte, war ihm alles recht. Mit einer knappen Handbewegung klemmte er sich den Apparat an den Gürtel fest und ging dann in die Richtung, in der er seinen Sohn vermutete. Hier waren so viele Fußabdrücke, dass er unmöglich den genauen Weg bestimmen konnte, aber zumindest war er schon mal nah dran.

 

Als er sich sicher war, dass Jenkins in die andere Richtung davongetrabt war, ging Roan wieder zum Startpunkt zurück. Bevor er sich seinen Sohn schnappte, musste er dafür sorgen, dass ihm der nervtötende Seargent nicht mehr dazwischenfunken konnte. Er kramte in seinem Rucksack, bis er das zusammengerollte Seil fand, und zog es hervor. Geschickt knüpfte er eine Schlaufe und warf das Seilende über einen hochgelegenen, stabilen Ast. Die Schlaufe selbst breitete er auf dem Waldboden aus und verdeckte sie mit etwas Laub und kleineren Zweigen.

 

Jetzt fehlte ihm nur noch ein brauchbares Gegengewicht.
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...

 

Mehr als eineinhalb Stunden später beschloss Tashigi frustriert, zum Treffpunkt zurückzukehren. Mittlerweile ging die Sonne langsam unter und sie begann zu frösteln. Zwar glaubte sie nicht wirklich daran, dass Roan am Treffpunkt auf sie warten würde (er ignorierte ihre Funksprüche konsequent), aber nachzusehen würde immerhin nicht schaden. Außerdem würde es ohnehin nichts bringen, die Suche in der Nacht fortzusetzen. Es war das letzte, was sie tun wollte, aber im Zweifel würden sie erst morgen weiter nach Zorro suchen können-

 

Als die den Treffpunkt schließlich erreichte, war sie nicht sonderlich überrascht, das Roan nicht da war. Weit und breit nichts von Lorenor Senior zu sehen. Vorsichtshalber suchte sie auch im unmittelbaren Umfeld, aber negativ. Viel zu spät realisierte sie den leichten Widerstand unter ihrer Schuhsohle und dieses merkwürdige, surrende Geräusch. Dann war es zu spät: Die Schlinge zog sich ruckartig um ihren Knöchel zusammen, schnellte nach oben und riss sie erbarmungslos mit sich.

 

Tashigi schrie erschrocken auf, als sie das Gleichgewicht verlor und kopfüber in die Höhe schoss. Krachend polterte das Gegengewicht der Falle, ein gut vier Meter langer Baumstamm, zu Boden. Und während Tashigi noch atemlos hin- und her baumelte und die Welt Kopf stand, löste sich das Jagdmesser an ihrem Gürtel und fiel ebenfalls in die Tiefe. Verdammt! „ROAN!!!“

 

Lässig und an einem Holzstück schnitzend trat Roan zwischen einer dichten Baumgruppe hervor. „Das Seil steht Ihnen glänzend, Jenkins!“

„LASSEN SIE MICH RUNTER! SOFORT!!!“

 

Lorenor Senior tat, als würde er sich ihre Forderung tatsächlich durch den Kopf gehen lassen. „Lassen Sie mich überlegen…“, sagte er, während er auf sie zu schritt und erst unmittelbar vor ihr stehen blieb. Genau auf Augenhöhe mit ihr, als hätte der Mistkerl es abgemessen. „Nein.“

 

Tashigi versuchte, ihm eine Kopfnuss zu verpassen und warf ihren Kopf nach vorne, aber so viel Abstand hatte er dann doch zwischen ihnen gelassen. „Netter Versuch. Vielleicht sehen wir uns später, wenn ich ein bisschen Quality Time mit meinem Sohn hatte.“ Er tätschelte ihr die Schulter, grinste noch einmal und zog dann ohne einen Blick zurück von dannen.

„Roan, kommen Sie sofort zurück damit ICH SIE UMBRINGEN KANN!“

 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Erschöpft schob sich Zorro eine Beere in den Mund und stapfte weiter durch den Bach. Obwohl ihm das Wasser nicht mal bis zu den Knien reichte, war er durchgefroren bis auf die Knochen.Das war okay, wenigstens kühlte es die Wespenstiche und linderte den Juckreiz, aber angenehm war etwas anderes. Außerdem hing ihm der Magen immer noch in den Kniekehlen, aber in einem Wald voller Verfolger ein Feuer zu machen und sich ein Tier zu braten… das wäre, als würde er Schilder aufstellen und sich eine Zielscheibe mit 'Knallt mich ab!' auf die Stirn malen. Also musste er sich mit dem begnügen, was der Wald sonst so hergab.
 

Noch immer fühlte er sich gehetzt. Als wäre es nicht schon stressig genug, seit zwei Tagen durch den Wald zu irren und sich von allerlei Tieren angreifen zu lassen, nein, jetzt hatte er auch noch andauernd das unbestimmte Gefühl, jemand wäre ihm auf den Fersen. Und meistens konnte er seinem Instinkt vertrauen. Auch so eine Sache, die er Roan irgendwie zu verdanken hatte.
 

Resigniert sah er sich um und bemerkte, dass es immer dunkler wurde. Zeit, sich einen Schlafplatz zu suchen und die Augen für ein paar Stunden zu schließen. Ratlos ließ er seinen Blick durch die Gegend schweifen, stapfte noch ein paar Minuten weiter und konnte sein Glück kaum fassen, als er nicht weit vom Ufer entfernt eine Felshöhle bemerkte. Deren Öffnung war gerade so breit und hoch, dass sich ein erwachsener Mann durchquetschen konnte.
 

Für einen Augenblick wog er ab, ob man ihm hier auf die Schliche kommen konnte, aber dann siegte die Müdigkeit und es war ihm scheißegal.
 

Darauf achtend, keine verräterischen Spuren zu hinterlassen, stapfte er auf die Höhle zu. Danach suchte er sich ein paar Äste mit Blattwerk, um den Eingang zur Höhle zu verstecken. Nachdem er drin war, verdeckte er die Öffnung im Fels und war fast zufrieden. So konnte er zumindest versuchen zur Ruhe zu kommen.
 

Im Inneren der Höhle war es kalt und feucht, aber das war er auch. Behutsam tastete er sich weiter hinein, die Hände an den klammen Felsen gelegt. Kurz stolperte er gegen irgendwas, schenkte dem aber keine Beachtung. Als er eine halbwegs trockene Stelle gefunden hatte, ließ er sich am Fels herabsinken, lenkte seinen Blick auf den Eingang und machte es sich bequem.
 

Zu bequem, stellte er fest, als er sich zurück lehnte und seine Rückenstütze sich perfekt seinem Körper anpasste. Außerdem war es hinter ihm warm und weich. Und es gab schnaufende Atemzüge von sich.
 

Zorro blinzelte, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Langsam, ungläubig, tastete er mit der Hand hinter sich herum und stieß auf weiches, flauschiges Fell. Er schluckte, als er erkannte, wogegen er sich gelehnt hatte.
 

Der Braunbär, dessen Schnauze nicht weit von Zorro's Beinen auf dessen Vorderpfoten lag, blinzelte müde und knurrte unwillig angesichts der unerwarteten Störung. Dann verzog er die Lefzen nach oben und gab den Blick auf eine eindrucksvolle, gelbe Zahnreihe frei.
 

Zorro schloss die Augen für einen Moment und redete sich ein, das momentane Szenario nur zu träumen, obwohl er es besser wusste. Erst, als der Bär sich hinter ihm bewegte und ein beeindruckendes, wütendes Brüllen von sich gab, sah er sich gezwungen zu handeln. Vorsichtig (nur keine hastigen Bewegungen) tastete er nach dem Jagdmesser in seinem Stiefel und zog es hervor. Genauso langsam kam er dann wieder auf die Beine.
 

Der Bär war schneller.
 

Jetzt richtig sauer kämpfte sich das Tier auf die Beine und trabte auf den Grünhaarigen zu, der immer weiter rückwärts zurückwich, zurück zum Eingang der Höhle. Dort angekommen stieß er mit einer Hand die Äste zur Seite, mit denen er den Eingang verdeckt hatte, und stürzte hinaus in die Abenddämmerung. Der Bär folgte ihm schneller, als man es seiner Statur zugetraut hätte.
 

Normalerweise jagten Bären keine Menschen. Außer, wenn sie sich bedroht fühlten. Dieser Braunbär fühlte sich von Zorro's unfreiwilliger Kuschelaktion anscheinend dermaßen gestört, dass er sich mit gefletschten Zähnen und ausgefahrenen Krallen an die Verfolgung machte.
 

Zorro warf nicht einen einzigen Blick zurück, während er durch den Wald hetzte. Deshalb verlor er auch beinahe das Gleichgewicht, als der Braunbär ihn mit seiner riesigen Pranke erwischte und vier tiefe Striemen über seine Schulterblätter zog.
 

Geradeso gelang es dem Grünhaarigen, nicht zu fallen, sondern weiter zu stolpern, und er sprintete auf gut Glück auf den nächsten Baum zu, in der Hoffnung, dass ihm das Vieh nicht darauf folgen konnte. Mit einem Sprung erreichte er einen der Äste und zog sich mit einem Klimmzug hinauf, ohne auf die Schmerzen zu achten, die durch seinen Körper jagten.

Die rasiermesserscharfen Krallen des Bären zerfetzten einen Teil der Baumrinde, als er Zorro knapp verfehlte.
 

Keuchend beobachtete Zorro von seinem sicheren Standpunkt aus, wie der Bär missmutig schnaufte und ein paar halbherzige Runden um den Baum zog, die schwarzen Knopfaugen wütend auf den Störenfried gerichtet, der sich in Sicherheit gebracht hatte und ebenso finster zurück starrte.

Nach einer ganzen Weile machte das Tier es sich dann am Fuß des Baumes bequem und Zorro gab die Hoffnung auf, heute noch von dem Baum herunterzukommen. Das durfte doch nicht wahr sein, dass er jetzt hier fest saß!
 

Als er das Summen und Brummen hörte, glaubte er, einfach in einem schlechten Film gelandet zu sein. Ernsthaft?
 

Resignierend blickte er hinauf. Keine zwei Meter über ihm vibrierte ein Wespennest fröhlich vor sich hin. Zorro schloss für einen Moment die Augen, bevor er den Blick abwechselnd auf das Nest und den Bären richtete. Und er konnte sich einfach nicht entscheiden, wie er Sterben wollte.
 

Die Wespen schossen im selben Moment hinaus, in dem der Bär ein müdes Schnaufen von sich gab.

Zum zweiten Mal an diesem gottverdammten Tag sprang der Grünhaarige vom Baum, nahm die Beine in die Hand und rannte los, in der dumpfen Hoffnung, den Bach wiederzufinden. Nach einem beherzten Sprung ins kühle Nass hatte er den Wespenschwarm wenige Minuten später erfolgreich abgehängt.
 

Trotzdem war Lorenor Zorro um mehr als hundert Wespenstiche reicher, seine Kleidung wog nass eine gefühlte Tonne und er hatte immer noch einen verdammt wütenden Bären an den Hacken kleben. Der Grünhaarige spurtete durch den Wald, so schnell ihn seine Beine trugen. Und weil es hier gerade um Leben oder Tod ging, war er verdammt schnell unterwegs, obwohl seine Gliedmaßen gefühlt auf doppelte Größe angeschwollen waren. Schon wieder.
 

Er hatte aber keine Zeit, sich darüber zu ärgern. Der Braunbär war etwa fünfzig Meter hinter ihm und sah nicht so aus, als würde er die Verfolgung in nächster Zeit aufgeben wollen. Das Mistvieh hatte Blut geleckt, buchstäblich, und wollte mehr davon.

Zorro preschte über eine Lichtung, wich einigen Bäumen aus und traute dann seinen Augen kaum.
 

War das Jenkins, die da kopfüber vom Baum hing und wie ein Rohrspatz fluchte?
 

Fassungslos starrte er auf die Szene, die sich ihm bot und vergaß den blöden Bären vollkommen. Seine Gefühle wechselten im Sekundentakt. Einerseits war er erleichtert, dann kurz belustigt und schließlich irgendwie besorgt. Was zum Teufel machte denn sein Drill Seargant hier? Und warum zum Teufel baumelte sie kopfüber vom Baum. "Jenkins?", entfuhr es ihm verdutzt.
 

Tashigi stellte ihre kläglichen und nutzlosen Versuche, sich zu befreien, abrupt ein. "Was zum-...?", murmelte sie leise und kniff die Augen etwas zusammen, um ihn besser erkennen zu können. Einzig und allein an den grünen Haaren und den funkelnden Ohrringen konnte sie erkennen, dass es sich bei der Person um Zorro handeln musste. Was war denn mit dem passiert? Gut möglich, dass es daran lag, dass sie ihre Brille mittlerweile auch verloren hatte, aber er sah absolut furchtbar aus.

 

Trotzdem war sie noch nie so froh gewesen, Lorenor Zorro zu sehen. Er lebte noch! Und er konnte sie hier runterholen!

"HILF MIR, SCHNELL!", rief sie ihm zu. Erst dann hörte sie das wütende Knurren und Brüllen eines herantrabenden Tieres. War das ein Bär? Scheiße, das war ein Bär! Und wie es aussah, ein ziemlich großer und angepisster noch dazu. Was zur Hölle...?!

"VERGISS, WAS ICH GESAGT HAB! LAUF!!!"
 

Zorro hatte bereits einen Schritt in Richtung Jenkins gemacht, als auch ihm wieder sein Anhängsel einfiel. Er hatte Teddybären schon immer gehasst.

Schnell zog er sein Jagdmesser aus dem Stiefel. "Fang!", rief seinem Drill Seargant zu, zielte und warf es ihr geradewegs in die verdutzten Hände.
 

So schwer es ihm auch fiel, seine einzige Möglichkeit auf Rettung einfach dort hängen zu lassen… der Bär ließ ihm keine andere Wahl. Also nahm er wieder an Fahrt auf und rannte weiter ins Nirgendwo.
 

Perplex fing Tashigi das Messer auf und sah Zorro zwischen einer Baumgruppe verschwinden. Kurz richtete der Braunbär den Blick interessiert auf sie, weshalb Tashigi eilends ihren Oberkörper aufbäumte und am Seil hochzog, um außerhalb der Reichweite der Bärenpranken zu geraten. Der Bär trabte noch ein bisschen näher auf sie zu, bevor er sich knurrend abwandte und die Verfolgung von Zorro wieder aufnahm.

Fassungslos sah Tashigi ihnen nach und rieb sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. So war das alles nicht geplant gewesen! Wie schaffte Zorro es ständig, die Welt um sich herum ins Chaos zu stürzen?
 

...֜...֝... ҉ ...֨...֜...
 

Das fragte der Grünhaarige sich auch, während er weiter über Stock und Stein durch den Wald hetzte, einen brüllenden Bären im Schlepptau. Gott sei Dank hatte das Mistvieh sich nicht dazu entschlossen, mit Jenkins Pinata zu spielen!
 

Fest entschlossen, das Biest so weit wie möglich weg von Jenkins zu lotsen und in der Hoffnung, dass sie ihn anhand der Fußspuren wiederfinden würde, preschte er vorwärts geradewegs durch einen Busch - und legte dann eine Vollbremsung ein.
 

Fünfzehn Meter vor ihm lehnte Lorenor Roan an einem Baumstamm und grinste ihm entgegen wie sein personifizierter Alptraum. Er besaß sogar die Dreistigkeit, ihm zu winken. Als hätte er ihn schon erwartet.
 

Keuchend starrte Zorro seinen Vater an und konnte lange Zeit keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der erste lautete dann wie folgt: WAS ZUR HÖLLE MACHTE ROAN HIER?!!!!!!

Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er eine Kehrtwende und lief zurück, geradewegs in die Arme des Bären. Wenn er schon die Wahl hatte, dann wählte er mit Freuden das kleinere Übel!
 

Der mindestens ebenso verblüffte Bär knurrte aggressiv und stellte sich dann auf die Hinterläufe, sodass er Zorro nun um mehr als das Doppelte überragte. Er holte mit seiner großen Pranke aus und traf den verblüfften Private so derbe am Kopf, dass der noch zwei Meter weiter flog und benommen liegen blieb, bevor ihm die Lichter ausgingen und es - endlich - schwarz um ihn herum wurde.
 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die wunderhübsche Beleidigung: "WIE GROSS BIST DU? 1,79?! ICH WUSSTE GAR NICHT, DASS MAN SCHEISSE SO HOCH STAPELN KANN! DU VERARSCHST MICH DOCH UM EIN PAAR ZENTIMETER" haben wir uns aus dem Film "Full Metal Jacket" geliehen. Wir konnten es uns nicht verkneifen ;) Komplett anzeigen

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Flotschki
2021-09-15T03:41:18+00:00 15.09.2021 05:41
Huiiii nach so langer Zeit xD
Ich hab bissel gebraucht um Mal wieder vorbei zu schauen aber da bin ich und ich hoffe das es nicht so lange bis zum nächsten Mal ist xD
Sowas hat Zorro wirklich nicht verdient aber ich hoffe das er mindestens jetzt in meinem Bett aufwacht und sein Vater km weit weg was warscheinlich nicht ist aber egal

Jedenfalls hoff ich das wir uns bald wieder hören
Lg Flo
Von:  pbxa_539
2021-07-15T10:59:30+00:00 15.07.2021 12:59
LOL, LOL und nochmal LOL!!

Zoro zieht die Scheiße wirklich magisch an.
Orientierungslauf mal ganz anders.
Ob die das in ihr Programm aufnehmen? Inklusive Wespen und Bären?

Aber Roan ist mit seinem ganzen Verhalten schon eine Mistmade (der Uhrzeit wegen spare ich mir derbere Ausdrücke xD)
Das müsste ja theoretisch (oder praktisch?) auch noch ein Nachspiel haben.

achja, lasst euch doch mit dem nächsten Kapitel nicht ganz soviel Zeit ^^
Von:  Puschelschen
2021-07-12T10:00:41+00:00 12.07.2021 12:00
Es hat mir tatsächlich genauso gut gefallen xD
Das Zorro den Bären Roan vorziehen würde, hätte ich nicht gedacht, aber hey, irgendwie auch verständlich :'D
Hoffe Tashigi findet ihn noch schnell genug bevor er in noch mehr Schwierigkeiten gerät ♥
Von:  einfach_Antonia
2021-07-11T11:19:42+00:00 11.07.2021 13:19
IHR HABT MICH GERADE ZUM GLÜCKLICHSTEN MENSCHEN ÜBERHAUPT GEMACHT!!!!!!!!!

Smokers Meinung nach kann jetzt nur noch Roan helfen.
PFUI

Wir haben keinen blassen Schimmer, wovon du redest und werden weder bestätigen noch dementieren, dass es vielleicht in allzu ferner Zukunft eventuell und ganz aus Versehen zu einem sogenannten Lippen-an-Lippen-Manöver zwischen besagten Protagonisten kommen könnte
*hier bitte ein verdächtig guckendes Gif einfügen*

Noch mehr Paranoia konnte er einfach nicht gebrauchen.
poor Baby :(

Bei seinem Glück würde auch das wieder in einer Katastrophe enden.
Vermutlich...

Zum Beispiel hatte sie schon mehrfach versehentlich in Wasserleitungen geschossen und die Kaserne geflutet.
xDDD Daran denk ich gern zurück.

und das ausgerechnet in Begleitung von Lorenor Roan.
IGITT

Irgendwie musste er sie loswerden und am besten für einige Zeit außer Gefecht setzen
EHM HALLO????? NEEEE?????

Ja, sie nannte ihn Zorro. Ausnahmsweise.
Is klar, Tashi. *eyebrow wiggle*

Jetzt fehlte ihm nur noch ein brauchbares Gegengewicht.
ICH HAB NEIN GESAGT!

Tashigi schrie erschrocken auf
bitte lass Zorro das gehört haben, bitte lass Zorro das gehört haben!

„Das Seil steht Ihnen glänzend, Jenkins!“
WANN haut der Kerl endlich ab? Wann lässt der uns endlich in Ruhe!!!!

aber so viel Abstand hatte er dann doch zwischen ihnen gelassen.
verdammt...

ICH SIE UMBRINGEN KANN!
ICH HELF MIT!

Und es gab schnaufende Atemzüge von sich.
Huh? O.O

Der Braunbär,
Scheiße...?

Der Bär war schneller.
War irgendiwe klar, oder?

und vier tiefe Striemen über seine Schulterblätter zog.
O_______________________________O

Keine zwei Meter über ihm vibrierte ein Wespennest fröhlich vor sich hin.
xDDDDDDDDDDDDDDDD Was'n Pechvogel.

War das Jenkins, die da kopfüber vom Baum hing und wie ein Rohrspatz fluchte?
xDDDDDDDDDDDDDD

zielte und warf es ihr geradewegs in die verdutzten Hände.
Ihr Talent, keine Brille... ein Wunder, dass sie sich nicht selbst ersticht dabei.

Wie schaffte Zorro es ständig, die Welt um sich herum ins Chaos zu stürzen?
Talent?

Fünfzehn Meter vor ihm lehnte Lorenor Roan an einem Baumstamm und grinste ihm entgegen wie sein personifizierter Alptraum.
Ewww, kann der Bär ihn bitte fressen?

schwarz um ihn herum wurde.
Ha, hallo erstmal. Ich wollt nur mal fragen.... GIBT MIR DAS VERDAMMTE NÄCHSTE KAPITEL! WAS FÄLLT EUCH EIN MICH MIT SO NEM CLIFFHANGER STEHEN ZU LASSEN?
Von:  Flotschki
2020-12-06T20:22:41+00:00 06.12.2020 21:22
Haaach ein Jahr später und ich Schau hier noch immer vorbei ob es ein neues Kapitel gibt
Aba ja ich werd weiter schaun und hoffe das irgendwan einmal in vlt 10jahren ein neues kp kommt

Ach ja ich hab nachgeschaut die ganze ff würde 404 Seiten lang sein xD
Von:  JuMpDaFuCkUp
2020-01-21T19:40:27+00:00 21.01.2020 20:40
Is this fic still in broadcast?
Von:  Flotschki
2019-09-22T18:36:32+00:00 22.09.2019 20:36
Irgendwie schau ich fast jeden Tag nach ob ihr was neue hochgeladen habt aber dann sehe ich wann die letzten so hochgeladen wurden(mit einem ganze Jahr Pause) und ich dann wieder so "das kann lange dauern" :( jeden falls weder ich warten den diese Fanfic ist meine absolute Lieblings Fanfic

Lg Flo

Ps: wo sind wir gerade in der Fanfic angelangt

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Anfangs Mitte Ende
Von:  Flotschki
2019-09-05T12:53:32+00:00 05.09.2019 14:53
Ich habe die letzten drei Tage dieses fanfic gelesen und die ist einfach mega gut Nacht durch gemacht war ne schlechte Ide war Schul Anfang

Wie Tashigi das erste mal ihr Schwert in die Hand genommen hat ich hab dieses Szene fünf mal durch gelesen ob ich mich wirklich nicht verlesen habe bis ich weiter gelesen habe und es gecheckt habe was los war

In der Bar die blöden Puten war das euer Hass auf große Brüste?

Was zum.. was ist das für eine Droge die Tashigi hatte

Zoro denkt:Er und Jenkins? Bäh. Bloß nicht.
Ich:Doch doch DOCH!!!!!!!Bitte
Von:  MC-T
2019-07-07T22:42:59+00:00 08.07.2019 00:42
WTF ?!
Ich sterbe xD das kann ja nur brenzlig und heikel werden...

Sicher war Zorro so vollgepumot mit den Stichen und dehydriert dass er sich die Hälfte nur eingebildet hat.

Und keine Sorge ich schlage wieder mehr xD

Bin so Mega happy dass es weiter geht ;)
Von:  ZoRo12
2019-06-09T13:21:33+00:00 09.06.2019 15:21
Ohh Ohh bahnt soch da ein Zoro vs Roan vs Smoker an 😂😂


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