Drop the bomb von blumenpups (Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter (ZoTa)) ================================================================================ Kapitel 30: So hard can it be ----------------------------- So ein Orientierungslauf hatte doch auch mal was Schönes. Ganz allein, in der Natur, an der frischen Luft, ungestört von allen, die ihm normalerweise so gerne auf der Nase rumtanzten… ja, Private Lorenor Zorro konnte dieser Freifeldübung durchaus etwas abgewinnen.   In den ersten sechs Stunden.   Danach ging es ihm zunehmend auf die Nerven und zum Teufel noch eins, welcher Vollidiot hatte eigentlich behauptet, dass der Weg innerhalb von vier Stunden zu schaffen wäre?! Von wegen, die Kaserne wäre nicht weit weg. Zorro hatte sie bisher jedenfalls noch nicht mal von Weitem gesehen. Und dabei gab er sich wirklich alle Mühe, sich an der Karte zu orientieren. Immerhin waren dort ja Orientierungspunkte verzeichnet. (Die hatte er zwar auch noch nicht gesehen, aber was nicht war, kann ja noch werden.) Trotzdem irrte er nun bereits seit Stunden durch die Pampa, hielt sich die besonders tiefhängenden Äste vom Leib und stolperte in regelmäßigen Abständen über Wurzeln, während die Sonne langsam aber sicher unterging und es zappenduster wurde.   "SCHEIßE!", entfuhr es ihm halb überrascht, halb frustriert, als sein Stiefel mal wieder irgendwo hängen blieb und er schlitternd versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Im selben Moment, in dem er dachte, noch mal Glück gehabt zu haben, verlor er den Boden unter den Füßen und fiel rücklings abwärts. Platschend landete er in kniehohem Wasser. Prustend stützte er sich auf die Ellbogen und blinzelte so lange perplex vor sich hin, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann erkannte er, dass er einen Abhang hinunter gefallen war. "Spitze...", seufzte er tief, während er wieder auf die Beine kam und sich durch das schlammige Ufer kämpfte, bis er den Abhang wieder hinauf klettern konnte. Endlich wieder oben angekommen suchte er sich einen halbwegs trockenen Platz und inspizierte bibbernd seinen Rucksack. Der ebenfalls klitschnass war.   Langsam gestand der Private sich ein, dass er mit seiner vorlauten Antwort ein bisschen vorschnell gewesen war. Es war nicht so einfach, wie es sich anhörte. Und ja, er hatte sich total verfranst. Er hatte sogar schon wieder vergessen, in welche Richtung die Kaserne lag und wie man sich nach einem Kompass richtete. Ganz zu schweigen von seiner Links-Rechts-Schwäche und seiner Fähigkeit, sich auch in noch so kleinen Wohnungen zielstrebig zu verlaufen. Frustriert setzte er sich in den Schneidersitz und wühlte im Rucksack nach der Leuchtrakete. Es wurde Zeit, das Alpha-Team zu rufen und sich zum Gespött der Kaserne zu machen.   Als er sie endlich fand, ließ er den Kopf hängen. Die Pappummantelung war vollkommen durchweicht. Als er prüfend draufdrückte, gab das Material nach und das Schießpulver lag matschig und verklumpt in seinen Händen. Abfeuern? Nicht in diesem Leben. Resigniert griff er zu der feuchten Karte und klappte sie vorsichtig auseinander, um sie nicht zu zerreißen. In der Dunkelheit konnte er jedoch kaum etwas erkennen. Außerdem pfiff ihm der Wind durch die Ohren und die Tiere kamen langsam aus ihren Löchern gekrochen. Es wurde Zeit, dass er es für heute aufgab, sich einen Schlafplatz suchte und zusah, dass er die Karte irgendwie trocknen konnte.   Die Karte hängte er schließlich vorsichtig über einen Ast, bevor er sich samt Rucksack daran machte, einen Baum zu erklimmen. Geschickt zog er sich in die Höhe, auch wenn seine Ausrüstung mit Wasser vollgesogen eine gefühlte Tonne wog. Als er in ausreichender Höhe auf einen besonders breiten Ast stieß, ließ er sich darauf nieder und schälte sich aus der nassen Jacke heraus. Mit dem Rücken an den Stamm gelehnt band er sich damit die Beine an dem Ast fest, um nicht versehentlich herunterzufallen, und kramte in dem Rucksack nach den versprochenen Notfall-Crackern. Die zum Glück in Plastik verpackt waren.   Während er abwechselnd aß und sich selbst verfluchte, fragte er sich, ob die anderen den Weg zurück gefunden hatten. Wahrscheinlich, stellte er für sich fest und verzog das Gesicht, wenn er nur daran dachte, was er sich alles würde anhören können, falls er je zurückfand. Wie blamabel. Er stöhnte, als er sich das kommende Ende des Waffenstillstands mit Jenkins ausmalte. Sie würde ihm den Kopf abreißen. Schlimmer als das. Mit einem Mal erschien ihm der Wald als Behausung ziemlich verlockend.   ...֜...֝... ҉ ...֨...֜...   Innerlich fluchend und mit verschränkten Armen stand Drill Seargant Tashigi Jenkins an der Stelle, wo sie die ausgesetzten Rekruten empfangen und Richtung Kaserne zurück gelotst hatte. Alle Soldaten ihres Trupps hatten nach spätestens fünf Stunden den vereinbarten Ort gefunden. Alle.   Bis auf Private Lorenor Zorro.   Mittlerweile waren knapp neun Stunden vergangen, seitdem sie die Jungs in der "Wildnis" ausgesetzt hatten. Es war stockdunkel und scheiß kalt, aber Tashigi hatte sich nicht einen Meter vom Fleck gerührt, immerhin hatte sie versprochen, jeden einzelnen Rekruten höchstpersönlich zu empfangen. Und was sie versprach, hielt sie. Allerdings begann sie Lorenors Verspätung persönlich zu nehmen. Er hatte sich doch nicht etwa aus dem Staub gemacht? Nein, das traute sie dem Schwachkopf nicht zu, zumindest nicht mehr. Sie hatten einen Deal, dass sie beide nun das volle Programm durchziehen würden und Jenkins war sich ziemlich sicher, dass sie sich auf sein Wort verlassen konnte.   Womit nur noch eine Möglichkeit übrig blieb: Er hatte sich tatsächlich verlaufen. Roan hatte sie noch gewarnt, den Schwachkopf ja nicht allein auszusetzen. Sie musste wohl oder übel zugeben, dass sie in der Hinsicht lieber auf Lorenor Senior hätte hören sollen. Oder wenigstens auf ihre innere Stimme. Nun stand Jenkins hier, genervt und durchgefroren - und das hatte sie nur diesem Idioten zu verdanken. Wie konnte man eigentlich nur so orientierungslos sein? Und wie sollte sie das bitteschön dem Vorstand erklären, dass sie einen ihrer Soldaten verloren hatte? Smoker würde sie lynchen!   Hinter sich hörte Jenkins Schritte näher kommen. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass es sich um Lorenors Chaos-Freunde handelte, die sich dann neben ihr in Reih und Glied aufstellten und in die gleiche Richtung schauten. Mitten in die Dunkelheit hinein.   "Dieser dämliceh Penner! Lässt eine Lady hier einfach warten...", motzte Sanji, während er sich eine Kippe ansteckte und Ace seine Schachtel rüber warf. Marimo konnte echt ein Holzkopf sein. Anfangs hatten sie sich noch darüber lustig gemacht, dass Lorenor nicht aufkreuzte – damit war zu rechnen gewesen. Mit Sicherheit stapfte er im Augenblick mitten durch die Pampa und schimpfte wie ein Rohrspatz. Aber langsam wurde die Sache weniger witzig.   Mit hochgezogenen Augenbrauen richtete Tashigi den Blick wieder Richtung Wald in der Hoffnung, dass der verloren gegangene Soldat lauthals fluchend aus den Büschen sprang, mit lauter Zweigen in den Haaren. Aber diese geheime Sehnsucht blieb unerfüllt. Nervös fing sie an, am Fingernagel ihres Daumens zu knabbern. "Verdammt, wie soll ich das Smoker erklären?" "Mir was erklären'?", hakte jemand mit rauer Stimme direkt hinter ihnen nach. Tashigi zuckte heftig zusammen. Sie schluckte hart, rührte sich keinen Millimeter mehr und hoffte, Smoker würde einfach wieder verschwinden. "Nur, weil du dich nicht mehr bewegst, heißt das nicht, dass ich dich nicht mehr sehe, Tashigi", erklärte Smoker gereizt und paffte dabei eine Zigarre.   Wie in Zeitlupe drehte Tashigi sich zu ihrem Vorgesetzten herum. Dabei überlegte sie fieberhaft, wie sie ihm diesen Faux-pas bloß erklären sollte. Ace, Sanji und Lysop nahmen etwas Sicherheitsabstand und bereiteten sich mental auf die kommende Auseinandersetzung vor.   "Nun, Sir... es ist, also... ich glaube, ich habe Private Lorenor Zorro...verloren“, gestand Tashigi kleinlaut. "Du...HAST WAS?!!!!!"   ...֜...֝... ҉ ...֨...֜...   Er konnte unmöglich sagen, wie lange sie nun schon auf ihn einbrüllte. Nur so viel: ihre Stimmbänder waren verdammt strapazierfähig und langsam aber sicher klingelten seine Ohren. Tashigi Jenkins überragte ihn überlebensgroß und machte ihn zur Schnecke, wie noch nie jemand zuvor. Er konnte ihren Worten nicht länger folgen. Die Schimpfwörter und Beleidigungen, die sie ihm mit tödlicher Präzision an den Kopf warf, vermischten sich zu einem einzigen Kauderwelsch und das Summen in seinen Ohren nahm immer weiter zu, bis-   Zorro blinzelnd die Augen öffnete. Das Schreien aus seinen Träumen verstummte abrupt, das Summen blieb hartnäckig und lauter, als er es in Erinnerung hatte. An seiner Nase juckte es und er rieb sich mit der Hand im Halbschlaf darüber. Im Nachhinein betrachtet war dies der erste in einer Reihe von schwerwiegenden Fehlern.   Die Wespe, die es sich auf seinem Zinken bequem gemacht hatte, fackelte nicht lange, setzte sich mit ihrem Stachel zur Wehr und verpflanzte ihn in seiner Nasenspitze. Nun war der Grünhaarige endgültig wach. "Outsch!", entfuhr es ihm perplex und er verlor vor Überraschung glatt das Gleichgewicht. Mit rudernden Armen rutschte er am Ast vorbei, traf dabei etwas Hartes, und baumelte kurz darauf kopfüber in der Luft. Keuchend und mit aufgerissenen Augen versuchte er, seine Lage zu analysieren. Beinahe hätte er erleichtert aufgelacht. Zum Glück hatte er gestern vor dem Einschlafen mit der Jacke seine Beine festgebunden, ansonsten wäre ein Wespenstich nun sein kleinstes Problem. Erleichtert versuchte er, sich mit den Händen wieder hochzuziehen.   Bei diesem Versuch entging ihm komplett, dass das Summen um ihn herum immer lauter wurde. Bis er es einfach nicht mehr länger ignorieren konnte.   In einer halbwegs ruhigen Sekunde und mit unnatürlich verrenktem Nacken gelang es ihm, einen Blick auf den Stamm zu erhaschen, an dem er bis vor wenigen Sekunden noch gemütlich gelehnt hatte. Unmittelbar neben der Stelle, an der sein Kopf gewesen war, hing ein Wespennest, das unheilverkündend brummte. So sehr, dass es vibrierte. "Oh nein...", entfuhr es ihm dumpf und er versuchte noch energischer, den Ast wieder zu erklimmen. Damit er danach zusehen konnte, so schnell wie möglich von hier weg zu kommen.   Er hatte gerade eine Hand in die Rinde des Baumes gekrallt und wollte sich hochziehen, als der Schwarm herausgeschossen kam. In perfekter Formation flogen die gelb-schwarz geringelten Mistviehcher aus ihrem Loch heraus und griffen mit gezückten Stacheln an.   Zorro brüllte vor Schmerz und Wut, als seine Finger alle gleichzeitig zerstochen wurden, und ließ den rettenden Halt automatisch los. Nun baumelte er wieder hilflos und kopfüber in der Luft, mit den Beinen unweigerlich am Ast festgebunden, und schlug um sich, während der Wespenschwarm nun Blut geleckt hatte und sich über ihn hermachte. Das Brummen und Summen in seinen Ohren würde ihn wohl noch bis in seine tiefsten Albträume verfolgen.   Gerade, als er dachte, es könne nicht schlimmer werden, löste sich der arg strapazierte Knoten in seiner Jacke, gab seine Beine frei und der tapfere Soldat stürzte lauthals schreiend fünf Meter in die Tiefe.   Mit einem dumpfen Klatschen kam er rücklings auf dem Waldboden auf. Er hörte seine Wirbel knacken, dann wieder das Summen näherkommen und bevor er näher darüber nachdenken konnte, rappelte er sich auf die Beine und spurtete auf den Abhang zu, den er am Vorabend heruntergestürzt war.   Stolpernd und schlitternd rutschte er die Böschung hinunter und ließ sich mit einem Bauchplatscher in das kalte Gewässer fallen. Das kühle Nass war eine Wohltat für seine zerstochene Haut, außerdem schienen die Wespen langsam das Interesse an ihm zu verlieren. Ein paar von ihnen stachen ihm noch in den Rücken, der aus dem Wasser ragte, aber nach einer Weile hörte auch das auf. Entweder das, oder er spürte es nicht länger, denn sein Körper bestand nur noch aus stechenden, heißen Schmerzen. Wenn auch nur die Hälfte der Einstiche anschwoll, würde er in ein paar Minuten aussehen wie ein roter Heißluftballon.   Nach einer Minute wagte er es, den Kopf soweit anzuheben, dass er nach Luft schnappen konnte. Dann blieb er so liegen, bäuchlings im kalten Wasser, und wartete, bis die Schmerzen auf ein erträgliches Niveau herabsanken. Vollkommen entnervt und etwas schwerfällig kam er dann erst auf die Knie, dann wieder auf die Beine, und machte sich mit schlurfenden Schritten platschend auf den Weg zum Ufer. Dort setzte er sich erst mal einen Schlag und inspizierte seine gerötete, geschwollene Haut. Es würde Stunden dauern, sämtliche Stachel zu entfernen. Und alleine würde er das kaum schaffen.   Seufzend warf er einen Blick zum Himmel. Mittlerweile war es wieder hell, also bestand zumindest theoretisch die Chance, den Weg zurück zur Kaserne zu finden. Und er hatte die Schnauze so gestrichen voll, dass er auch keine weitere Zeit hier im Wald verplempern würde. Mit diesem Entschluss machte er sich an den Aufstieg der Böschung, schlug sich schwerfällig durch das Gestrüpp - und blieb einen viel zu langen Moment perplex blinzelnd stehen.   Gut möglich, dass er sich irrte. Wespenstiche waren giftig, oder? Vielleicht halluzinierte er einfach, dass sich gerade ein verdammtes Reh über seine Karte hermachte?!!!   "Hey!", brüllte er entzürnt. Das vierbeinige Tier erstarrte mitten in seinen kauenden Bewegungen und blickte ihn über die Schulter hinweg an. Als wolle es sagen: 'Is was?', während ihm noch ein Stück der lebensrettenden Karte aus dem Mundwinkel hing. Dem Soldaten platzte der Kragen. "DU SCHEIßVIEH!", entfuhr es ihm lautstark und er setzte auf das arme Tier zu. Das war allerdings schneller, fackelte nicht lange und ergriff die Flucht. Während es grazil durch die Büsche sprang und Blätter und Äste aufwirbelte, machte sich Zorro nicht ganz so elegant an die Verfolgung, stolperte über alles, was sich ihm in den Weg stellte und landete schließlich ganz alleine auf einer völlig verwilderten Lichtung. Das war der Zeitpunkt, an dem er die Verfolgung aufgab und sich keuchend auf den Waldboden sinken ließ.   Heute war eindeutig nicht sein Tag.   Während er wieder zu Atem kam, versuchte er, sich von einigen der Wespenstacheln zu trennen. Nach einer Weile, in der er nichts anderes gemacht hatte als zu fluchen, gab er es jedoch auf. Viel wichtiger war es, zur Kaserne zurückzufinden. Dort konnte sich bestimmt jemand um diese verflixten Stacheln kümmern. Nachdem sie mit dem Lachen aufgehört hatten.   Schwerfällig kam er auf die Beine und trottete zurück. In die Richtung, aus der er eventuell gekommen war. Anscheinend suchte er sich die falsche Fährte aus, denn seinen Rucksack und die Jacke fand er auch nach zweistündiger Suche nicht. Dafür schwollen die frischen Stiche immer weiter an, und als er eine kurze Rast bei dem Bach einlegte und einen Blick auf die Spiegelung des Wassers warf, erkannte er sein rötlich verschwollenes Gesicht kaum als sein eigenes wieder. "Scheiße...", stellte er fest, spritzte sich etwas Wasser ins heiß glühende Gesicht und stand frustriert wieder auf.   Ratlos sah er sich um und ließ sich dann wieder in das feuchte Gras sinken. Die Sonne stand mittlerweile hoch oben, sodass es nicht mehr ganz so kalt war. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und versuchte sich zum ersten Mal seit Jahren bewusst an etwas zu erinnern, das Roan versucht hatte ihm beizubringen.   Jahrelang hatte sein 'Vater' diese Freifeldübungen mit ihm durchgezogen. Oder besser gesagt: sie ihn durchziehen lassen. War keine schöne Zeit gewesen. Und er hatte auch nicht gelernt, sich zu orientieren, völlig egal, wie oft Roan ihm erklärte, wie man sich Orientierungspunkte setzte, den Moosbewuchs an Bäumen interpretierte oder sich an den Stand der Sonne hielt. Auf so ziemlich allen anderen Gebieten lernte er spielend dazu, aber sobald es darum ging, irgendeine bestimmte Richtung einzuschlagen, versagte er kläglich. Und das hatte sich bis heute nicht geändert, stellte er nach ein paar Minuten Grübelns fest.   Da blieb ihm nur, herumirren und in Bewegung zu bleiben. Vielleicht stolperte er dann irgendwann zufällig über sein Ziel.   Also trottete er weiter und ignorierte seinen knurrenden Magen.   ...֜...֝... ҉ ...֨...֜...   Tashigis Ohren klingelten immer noch von Smokers Tobsuchtanfall, obwohl dieser schon ein paar Stunden zurücklag. Smoker hatte das gesamte Kasernengelände und darüber hinaus zusammen geschrien und hatte damit natürlich die gesamte Belegschaft auf sich aufmerksam gemacht. Spätestens jetzt wusste jeder im Umkreis von drei Meilen, das Lorenor Zorro ein Idiot war.   Nun war Seargant Jenkins dabei, einen Suchtrupp zusammen zustellen, denn Smokers letzte Aussage war mehr als deutlich gewesen: "INNERHALB VON ZEHN STUNDEN IST PRIVATE LORENOR GEFÄLLIGST WIEDER IN DER KASERNE. ICH MUSS WOHL NICHT ERKLÄREN, WAS PASSIERT, WENN NICHT."   Dazu kam, dass der Captain sich rigoros weigerte, ihr Leute zur Verfügung zu stellen. ("BADE DAS GEFÄLLIGST SELBER AUS!"). Sie versuchte nun seit mindestens anderthalb Stunden, ein paar hilfsbereite Männer zu finden – ohne Erfolg. Entweder, sie waren alle zu beschäftigt oder nicht gut auf Lorenor zu sprechen. Natürlich hatten Ace, Sanji und Lysop bereitwillig ihre Hilfe angeboten, aber noch zögerte sie, das Angebot anzunehmen. Bei ihrem Glück hatte sie dann gleich vier Vermisste, die sie wieder auftreiben musste.   Nach drei weiteren erfolglosen Hilfsgesuchen gab sie schließlich auf. Das hatte keinen Sinn und sie konnte unmöglich noch mehr Zeit vertrödeln. Gut möglich, das Lorenor Junior bei seinem Glück irgendeine Klippe herrunter gefallen war. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als doch Ace und Co zu fragen. Vielleicht ging nicht ganz so viel schief, wenn sie sich ihnen anschloss...?   In diesem Moment stolperte sie sechs Soldaten in die Arme, die sich gerade auf dem Weg zum Tor machten, in Zivil gekleidet und mit ihren Rucksäcken auf den Schultern. Wahrscheinlich waren sie gerade auf den Weg in den wohlverdienten Heimaturlaub. Tashigi witterte ihre Chance.   "E-entschuldigung, ich weiß, dass ihr vermutlich gerade auf den Weg nach Hause seid, aber ich brauche echt dringend eure Hilfe", unterbrach sie das ausgelassene Gespräch der jungen Männer, die ihr automatisch salutierten. Sie setzte das reumütigste und hilfsbedürftigste Gesicht auf, dass sie auf Lager hatte. Sogar ihre Unterlippe zitterte.   Der ein oder andere Rotschimmer legte sich auf die erhitzen Wangen der Soldaten. "Natürlich Leutnant, wo brennt's denn?"   Eine halbe Stunde später wussten die Männer (die praktischerweise Feldjäger waren) zwar Bescheid, aber so richtig fassen konnten sie es deshalb noch lange nicht. "Ich möchte jetzt nicht unverschämt klingen, Searge, aber wie kann man denn jemanden bei so einer Übung verlieren?", fragte einer von ihnen mit gerunzelter Stirn. „Wenn man einen Vollidioten losschickt, der links von rechts nicht unterscheiden kann, kann sowas schon einmal passieren“, gab Tashigi brüsk zurück. Ihr gefiel der Blick nicht, mit dem sie gemustert wurde. Es lag schließlich nicht an ihr, dass Zorro sich schon in der Dusche verlief. An diesem Kerl waren schon ganz andere gescheitert.   Einer der hilfsbereiten Soldaten legte verständnisvoll den Kopf schief. Eigentlich hatten sie Urlaub, aber was tat man nicht alles für so einen süßen Seargant? Da konnte man schon mal ein paar Stunden opfern. „Und wo genau habt ihr diesen...äh...wie hieß er noch mal?“ „Lorenor Zorro.“ „Ach, der, der Captain Morgan den Kiefer gebrochen und den Arm weggesprengt hat?“, fiel endlich der Groschen. Unwillkürlich musste Tashigi schmunzeln. In ihrem Kopf hörte sie Lorenor lautstark protestieren. „Das kommt drauf an, wen man fragt.“   „Okay. Jedenfalls – wo haben Sie den Kerl denn verloren?“, hakte ein dritter von ihnen ein. Tashigi zog die Karte aus ihrer hinteren Hosentasche, entfaltete sie und deutete mit dem Zeigefinger auf eines der Flächenquadrate. Dass ihr dabei die Hälfte der Männer unauffällig in den Ausschnitt linste, ignorierte sie einfach. Hauptsache, die Jungs machten sich endlich auf die Suche. "Kein Problem, wir finden... äh..." "Lorenor Zorro" "Ja genau. Wie auch immer. Bis später, Seargant!" Und wie es sich gehörte, salutierte der Suchtrupp nochmals, bevor er von Dannen zog. Wenigstens eine Sache, die funktionierte.   ...֜...֝... ҉ ...֨...֜...   Nach einer ganzen Weile - irgendwann hatte er das Zeitgefühl völlig verloren - blinzelte Zorro ungläubig und blieb stehen. Sein Herzschlag beschleunigte. Wenn er jetzt nicht vollkommen den Verstand verloren hatte, dann konnte er in ein paar hundert Metern Entfernung eine Hütte ausmachen. Gut, sie sah ziemlich verfallen aus und ja, wahrscheinlich war sie seit Jahren unbewohnt, aber verdammt nochmal, es war ein Dach über den Kopf und gemessen an dem Verlauf des heutigen Tages war das schon das Beste, was ihm passieren konnte.   Immer noch misstrauisch stapfte er entschlossen darauf zu, in der Erwartung, dass sie jeden Moment wieder verschwinden konnte. Vielleicht war es nur eine Fata Morgana oder so. Aber wider Erwarten blieb die Jagdhütte, wo sie war, je näher er ihr kam. Er spürte eine gewisse Erleichterung. Dort drin wäre er vor den Tieren geschützt, die ihm eindeutig nicht gut gesonnen waren. Und mit etwas Glück gab es dort ein paar muffige Decken oder vergessene Kleidungsstücke, mit denen er sich warmhalten konnte.   Mit neuer Kraft strebte er auf die vermoderte Tür zu, die leicht schräg in den Angeln hing. Die Treppen zum Eingang knarzten gefährlich und wären bei einer gewichtigeren Person wahrscheinlich in sich zusammengefallen, aber daran verschwendete er keinen Gedanken. Sehnsüchtig griff er mit der Hand nach der verrosteten Türklinke und stieß sie auf.   Zehn Augenpaare blickten ihm geschockt entgegen.   Zorro erstarrte im Türrahmen, vollkommen verblüfft, mitten in der Wildnis noch anderen Menschen zu begegnen. Sein Blick glitt über die Männer, die um einen altersschwachen Tisch herum saßen und bei seinem unerwarteten Eintreten zur Salzsäule erstarrt waren. Als sein Blick auf die auf dem Tisch ausgebreiteten Karten fiel, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Die wussten bestimmt, wie er wieder zur Kaserne zurückfand! Am liebsten hätte er jeden einzelnen von ihnen umarmt.   "Hey", stieß er schließlich erleichtert aus, als niemand sonst etwas sagte. "Könnt ihr mir vielleicht...-?!" Er hielt mitten im Satz inne, als sich die Mündungen von zehn Maschinenpistolen auf ihn richteten. Das war doch jetzt ein schlechter Scherz, oder?! War es nicht, das stellte er fest, als sie alle gleichzeitig ihre Waffen entsicherten und durchluden. Und das war auch der Moment, in dem er die Beine in die Hand nahm und rannte.   Mit einem Sprung setzte er über die morsche Eingangstreppe hinweg und stürzte zurück in die Wildnis, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Er hörte Stühle umkippen, als die Männer auf die Beine sprangen und die Verfolgung aufnahmen. Sekunden später flogen die ersten Kugeln durch den Wald und schlugen in die Baumstämme links und rechts von ihm ein. Im Zickzack-Kurs flitzte er durch das Dickicht, während seine Gedanken noch irgendwo bei der Jagdhütte waren. Wo zur Hölle war er denn jetzt wieder hineingeraten?!! Als eine Kugel ihn nur um Haaresbreite verfehlte und ihm die Haare versengte, beschloss er, sich darüber später Gedanken zu machen. Falls er diese Katz-und-Maus-Aktion überlebte, natürlich.   Seine Verfolger waren gut zu Fuß, auch wenn er nicht so blöd war um sich herum zudrehen und zu sehen, wie nah sie aufgerückt waren. Das Rascheln ihrer Schritte und die Schüsse waren dafür aufschlussreich genug.   Er rannte weiter durch die Wildnis und ließ sich bereitwillig Äste ins Gesicht klatschen, wenn er dadurch auch nur den geringsten Hauch einer Chance bekam, wenigstens mit halbwegs heiler Haut wieder aus dieser Situation herauszukommen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis der erste Schock sich gelegt hatte und sein rationaler Verstand wieder das Denken übernahm. Statt kopflos immer weiter ins Nirgendwo zu rennen, ließ er seinen Blick über die Umgebung schweifen, hielt nach Fluchtpunkten und potenziellen Fallen Ausschau, analysierte mögliche Hinterhalte. Und das alles, während er in atemberaubender Geschwindigkeit weiter rannte.   Zorro fasste einen Plan: sobald die Schritte hinter ihm langsamer wurden und seine unverhofften Gegner auch nur das geringste Anzeichen von Schwäche zeigten, würde er sie ausschalten. Das Messer in seinem Stiefel würde dabei hilfreich sein, da war er sich sicher. Dass die Männer hinter ihm mit Maschinenpistolen bewaffnet waren, machte die Sache zwar komplizierter, aber nicht vollkommen unbezwingbar. Er erinnerte sich daran, dass sie nicht mit seinem Auftritt gerechnet hatten. Was auch immer die Mistkerle in dieser Bruchbude getrieben hatten, sie waren mindestens genauso überrascht wie er selbst. Und hoffentlich dementsprechend schlecht mit Munition bestückt.   Schlitternd hechtete er hinter einen Busch und griff nach einem tiefhängendem Ast, als die raschelnden Schritte hinter ihm langsamer wurden. Gekonnt zog er sich in die Höhe und als der erste seiner Verfolger um die Ecke bog, ließ er seine Beine herunterhängen und umfasste den Kerl damit am Hals und drückte zu, bis er in sich zusammensackte. Hastig sprang er herunter und griff nach der Maschinenpistole, die im Blattwerk gelandet war. Dem zweiten Verfolger rammte er die Waffe umstandslos ins Gesicht, dem Dritten seine Faust. Die anderen Männer hatten das Tempo anscheinend nicht halten können, jedenfalls sah er noch keinen und ging in die Hocke, um die herumliegenden Waffen zu checken. Enttäuscht stellte er fest, das alle Magazine bereits auf ihn entleert worden waren. Achtlos warf er sie ins nächste Gebüsch und zog sein Jagdmesser aus dem Stiefel. Alte Angewohnheit von ihm, es nicht im Rucksack aufzubewahren. Und mit ein bisschen Glück würde ihm das heute den Hals retten. Auch wenn sein Glück heute ein Arschloch war.   Er hörte Schritte in seine Richtung poltern und bezog Deckung hinter einem dicken Baumstamm, versuchte, seinen keuchenden Atem zu beruhigen und auf die Geräuschkulisse zu achten. Zwei Männer im Anmarsch. Zorro konzentrierte sich einzig und allein darauf, und als die Schritte nah genug waren, sprang er gebückt aus der Deckung und rammte der ersten Hackfresse Faust und Ellbogen mehrmals in Magen, Rippen und Solar Plexus. Das ganze hatte kaum mehr als drei Sekunden gedauert, als er das unverkennbare Klicken einer durchgeladenen Waffe hörte und auf seinen zweiten Gegner sah, der die Sekunden in aller Seelenruhe genutzt hatte, um auf ihn anzulegen.   Die Kugel war schneller als der Schall, also hörte er den Schuss erst, nachdem die Kugel bereits ein Stück Fleisch aus seiner Schulter gerissen hatte. Blut spritzte und die Wucht der Kugel riss ihn von den Beinen. Er schnappte nach Atem und blieb ruhig liegen, als er die Schritte des Schützen auf sich zukommen hörte. Als dieser höhnisch Grinsend vor ihm aufragte, brachte Zorro ihn mit einer Beinschere aus dem Gleichgewicht, stürzte sich auf ihn und schickte ihn nicht ganz so sanft in den sanften Nebel der Bewusstlosigkeit. Zorro verschwendete keine Zeit damit, sitzen zu bleiben und die Wunde zu versorgen. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, während er wieder Deckung bezog und darauf wartete, dass die nächsten kamen.   Und sie kamen. "Oh, scheiße!", entfuhr es einem von ihnen, als sie ihre Kameraden bewusstlos auf dem Boden entdeckten. Während die vier nur langsam näher kamen, die Waffen im Anschlag, und ihre Kollegen in Augenschein nahmen, hin- und hergerissen, ob sie ihnen nun helfen oder lieber den Übeltäter erledigen sollten, schlich sich Zorro um den Baum und gebückt an einem besonders dichten Busch vorbei, bis er hinter ihnen war. Lautlos schlich er näher, hielt dem ersten Mann, der mit dem Rücken zu ihm stand, fest eine Hand auf den Mund, während er mit dem anderen Arm den Schläfergriff anwendete, bis der schwere Kerl in sich zusammensackte und sein ganzes Gewicht auf Zorros Armen lastete. Langsam ließ er ihn ins Geäst sinken. Noch immer unbemerkt schlug er dann die Köpfe der nächsten zwei so energisch gegeneinander, dass sie nicht mal ein verdutztes "Uff!" von sich geben konnten. Als der letzte von ihnen sich perplex und mit Panik in den Augen zu ihm umwandte und seine ausgeschalteten Kollegen entdeckte, fiel ihm glatt seine Waffe aus der Hand. "Scheiße!", entfuhr es ihm erneut, als sein Blick auf den Schlamm- und blutverschmierten Überraschungsgast fiel. "Scheiße ist ja gar kein Ausdruck!", gab Zorro lapidar zurück, bevor er ihn mit einem Tritt von den Beinen riss.   Keuchend verweilte der Grünhaarige für eine Weile, alle Sinne noch geschärft. Das Adrenalin pumpte in seinen Adern, hielt ihn auf Trab. Systematisch begann er damit, die Bewusstlosen nach nützlichen Dingen abzusuchen. Waffen und Magazine, die er fand, warf er nach kurzem Zögern bei Seite in ein Gebüsch. Falls er jemals zur Kaserne zurückfand, würde er ihren Besitz nur schwer erklären können. Noch mehr Ärger konnte er einfach nicht gebrauchen.   Abgesehen von ein paar Taschenmessern fand er nichts, und ein Messer hatte er selbst. Mit einem Mal fühlte er sich beobachtet. Wachsam ließ er seinen Blick durch die Gegend schweifen, ohne jemanden zu sehen. Mit einem Mal fiel ihm auf, wie ungeschützt er im Moment dastand. Im selben Augenblick sah er etwas in einem Rhododendronbusch achtzig Meter weiter aufblitzen. Ein Waffenlauf? Er ließ es nicht drauf ankommen und ließ sich bäuchlings auf den Boden fallen.   Die Kugeln schlugen über ihm durch die Luft und vor ihm in den Boden ein. Bevor der Schütze besser zielen konnte, rollte Zorro sich neben einen der Bewusstlosen und robbte sich dann weiter vor, bis er hinter einem Baumstamm Deckung fand. Die Schüsse verstummten kurz darauf und er hörte jemanden gedämpft fluchen. Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, als er einen Blick am Stamm vorbei riskierte. Sekundenbruchteile später surrte eine Kugel nur haarscharf an seinem Gesicht vorbei. Zorro zuckte zurück und verfluchte sich dafür, Waffen und Munition so voreilig aus dem Verkehr gezogen zu haben. Jetzt könnte er sie ganz gut gebrauchen.   Langsam ging er wieder in die Hocke und atmete tief durch. Es war nur noch ein Gegner in unmittelbarer Nähe. Wenn der ihm jetzt eine Kugel in den Kopf jagte, wollte er nicht mehr Lorenor Zorro heißen. Sein Tag war bereits beschissen genug gewesen. Er hatte sich nicht durch die Stunden gequält und gegen Wespen gekämpft, um sich jetzt abschießen zu lassen wie eine Rose auf so einem scheiß Jahrmarktsstand! Entschlossen, sich diese Behandlung nicht weiter bieten zu lassen, verließ Zorro seine schützende Deckung, bereit, sich jederzeit auf den Boden fallen zu lassen.   Er hörte, wie der Schütze mehrmals abdrückte, aber kein Schuss war zu hören. Zorro grinste. Munition? Leer. Mit ein paar weiten Schritten strebte er auf das verräterisch raschelnde Gebüsch zu. Als sein Verfolger bemerkte, wie nah er war, versuchte er zu flüchten. Aber nun erst recht angepisst zerrte Zorro ihn am Nacken zurück, warf ihn rücklings auf den Boden und versetzte ihm einen harten Tritt in die Seite. Keuchend kauerte sich der Kerl zusammen. Zorro packte ihn unter den Armen, legte ihm einen um den Hals und drückte zu, bis er das Bewusstsein verlor. Erst, als auch von diesem Gegner keine Gefahr mehr ausging, erlaubte sich Zorro eine kurze Atempause. Und den Gedanken, dass Jenkins vermutlich stolz auf ihn wäre, wenn sie das gerade gesehen hätte.   Keuchend blieb er auf dem feuchten Waldboden sitzen, trat die Waffe seines Gegners weg und lehnte sich einen Moment erleichtert gegen einen Baumstamm. Er inspizierte gerade die Stelle an der rechten Schulter, wo ihn die Kugel gestreift hatte, als das Blattwerk erneut raschelte und ihn in Alarmbereitschaft versetzte. Mit einem kurzen Blick stellte er fest, dass die ersten seiner Gegner sich wieder rührten und langsam wach wurden. Er beschloss, dass es an der Zeit war, sich aus dem Staub zu machen.   Als er weit genug entfernt war, dass man seine Schritte nicht mehr hören konnte, rannte er los.   ...֜...֝... ҉ ...֨...֜...   Tashigi Jenkins mehr oder weniger freiwilliger Suchtrupp in Zivil war dem vermissten Private nun seit etwa anderthalb Stunden auf der Spur. Auch wenn sie die Spuren nicht ganz verstanden.   Der Kerl musste wirklich ein vollkommener Idiot sein, jedenfalls seiner Route nach zu urteilen. Der Private war eigentlich immer nur im Kreis gelaufen, auch wenn die Kreise irgendwann immer größere Umkreise bekamen. In der ersten Stunde hatten sie sich fortwährend darüber lustig gemacht, bis sie die erste Stelle entdeckten, an der wohl einiges schief gelaufen sein musste.   "Also...", meinte einer von ihnen und ging vor den Fußspuren in die Hocke. "...sieht so aus, als wäre er den Abhang hier heruntergefallen und im Bach gelandet." Er inspizierte sie genauer. "Zwei Mal", schlussfolgerte er dann irritiert.   "Hey, ich hab was gefunden!", rief ein anderer und deutete auf einen Baum in der Nähe. Darunter lagen eine Army-Jacke und ein geöffneter Rucksack. Außerdem die vollgesabberten Überreste einer Karte und ein verlassenes Wespennest.   Die Zivilsoldaten sammelten sich im Halbkreis um die Stelle, mit verschränkten Armen, und folgten den wirren Fußspuren, die mitten ins Nirgendwo führten. Lange sagte keiner etwas. "Der Kerl zieht das Pech an wie Scheiße die Fliegen", stellte einer von ihnen schließlich schulterzuckend fest und griff nach Jacke und Rucksack. "Kommt, lasst ihn uns finden und zurückbringen. Bevor er noch draufgeht."   Also zogen sie weiter. Und es dauerte tatsächlich nicht mehr lange, bis sie Private Lorenor Zorro fanden. Oder besser gesagt, bis er wie ein Wildschwein durch ein Gebüsch auf sie zugestürzt kam. Wenn er es denn war.   "Ist das nicht...äh..." "Ich bin mir nicht sicher...", meinte ein anderer mit schief gelegtem Kopf. Die Haarfarbe stimmte, aber sonst? Ein schlammbespritztes Etwas mit geschwollenem Gesicht, blutender Schulter und grünen Haaren.   "Scheiße!", entfuhr es dem Grünhaarigen perplex, als wie aus dem Nichts plötzlich sechs weitere Gegner vor ihm standen. Wo kamen die denn her?! Hatten die sich etwa angeschlichen und nur auf ihn gewartet?!   Ohne seinen Run auch nur ansatzweise zu verlangsamen, preschte er auf die sechs Männer zu, die von seinem Anblick ebenso überrascht schienen wie er selbst und wie angewurzelt stehen blieben. Er fackelte nicht lange. Jetzt war er zumindest aufgewärmt. Im Lauf brach er dem ersten verdutzten Kerl die Nase, dem zweiten mit dem Ellbogen ein oder zwei Rippen und duckte sich im nächsten Moment unter einem gut platzierten Schlag seines Gegners hinweg. Dessen Schlagarm packte er, riss ihn nach hinten und kugelte ihn aus. Weil es sich gerade anbot, schlug er noch einmal zwei Köpfe aneinander und dem letzten versetzte er einen deftigen Schlag in den Nacken und direkt im Anschluss noch einen auf die Schläfe.   Das Ganze hatte keine fünf Sekunden gedauert, dann preschte Zorro ungehindert weiter.   ...֜...֝... ҉ ...֨...֜...   Fast schon entspannt lehnte Tashigi sich in ihrem Bürostuhl zurück. Okay, der Orientierungslauf war nicht ganz so verlaufen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Lorenor war verloren gegangen – ärgerlich, aber alles in allem eine Geschichte, über die sie in ein paar Wochen vermutlich lachen würden.   Ja, jetzt, wo sie endlich ein paar starke und gut ausgebildete Männer gefunden hatte, die sich auf die Suche machten, machte sich Tashigi schon viel weniger Sorgen. Die Feldjäger waren jetzt seit knapp drei Stunden unterwegs und sie rechnete bald mit einer (positiven) Meldung.   Kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, platzte ihre Tür auch schon auf und zwei der Feldjäger kamen herein, um ihre Hoffnung zu zerstören. Keiner von ihnen wirkte noch sonderlich munter. Beide waren schlamm- und blutverschmiert, gingen gekrümmt und stützten sich gegenseitig.   Was.   Zur.   Hölle?   "Seargant Jenkins? Wir-", begann einer der beiden stammelnd und verstummte schlagartig, als Jenkins aus ihrem Stuhl sprang und auf sie zueilte. „Was ist passiert? Wo sind die anderen?“, fragte Tashigi irritiert. Und vor allem: wo war Lorenor?! „Die anderen sind auf der Krankenstation“, antwortete das Häufchen Elend, das links stand. „Wir haben nämlich diesen...äh...“ „Lorenor Zorro!“ „Ja, genau. Also, den haben wir getroffen. Und dann hat er uns getroffen. Mit der Faust und dem Knie und dann wieder mit der Faust“, erklärte er, während der andere zu jedem Wort vorsichtig nickte. Tashigi hingegen sah nur, wie sich der Mund ihres Gegenübers bewegte, aber die Botschaft ergab überhaupt keinen Sinn. Wollte ihr der Kerl gerade weismachen, dass ihr Suchtrupp – sechs bärenstarke, bestens ausgebildete Männer – von Lorenor verdroschen worden waren?!!   „Er...hat was getan?!!!“ Tashigi war so enttäuscht, sie hätte am liebsten gleichzeitig geweint und geschrieen.   „Nun ja...ja, dieser...äh...“ „LORENOR ZORRO!“ Wieder nickte der Soldat. „Ja, genau der. Also, der wirkte irgedwie verwirrt.“   Verwirrt war Tashigi auch gerade. Fassungslos nahm sie ihre Brille ab und fuhr sich über die Nasenwurzel. Vor wenigen Sekunden war sie noch so zuversichtlich gewesen. Hatte gedacht, das jetzt nicht mehr viel schiefgehen könnte. Das nahm sie nun zurück. Eigentlich hätte sie es direkt besser wissen müssen, immerhin handelte es sich hier um Lorenor Zorro, dem größten Volltrottel unter Gottes Sonne. Natürlich konnte da immer noch was schiefgehen. Zorro konnte einen Ast abbrechen und damit aus Versehen die Welt ins Chaos stürzen, das lag einfach in seiner Natur.   „Verdammt, das kann ich unmöglich vor Smoker verheimlichen“, stellte sie entgeistert fest und fuhr zusammen, als plötzlich Smoker hinter den Feldjägern stand. „Mir was verheimlichen?“, fragte der Hühne nach. Manchmal war der Kerl echt unheimlich.   Die Feldjäger standen so stramm, wie ihre lädierten Körper das zuließen, während Tashigi bis zum Haaransatz errötete. „Nun, Captain, diese Feldjäger haben sich freiwillig gemeldet, um bei der Suche nach Private Lorenor zu helfen und sie… nun ja, sie wurden zusammengeschlagen.“   „WIE WAR DAS?!“, fuhr Smoker auf und Tashigi war sich sicher, dass es bis zum südlichen Wachturm zu hören war. Sie erwartete, dass er ihr jetzt eine weitere Standpauke halten würde, aber Smoker drehte sich auf dem Absatz um und ging davon, immer noch laut schimpfend. „ICH HAB DIE SCHNAUZE VOLL! Wenn man etwas erledigt haben will, muss man sich selbst darum kümmern!“   Tashigi umrundete die verdutzten Feldjäger und hastete ihrem Vorgesetzten durch die Flure nach. „Es tut mir Leid, Sir!“, stieß sie hervor, als er eine kurze Sprechpause einlegte. „Ich-“ „Halt die Klappe, Tashigi, der Zug ist aufgefahren.“ „Abgefahren, Sir, und ich-“ Sie stolperte beinahe in ihn hinein, als er ohne Vorwarnung stehen blieb und mit der Faust an eine Tür hämmerte. Ohne die Antwort abzuwarten, riss Smoker die Tür auf und trat hinein.   „Roan, ich brauche deine Hilfe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)