Drop the bomb von blumenpups (Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter (ZoTa)) ================================================================================ Kapitel 24: The Friendship-Thing -------------------------------- ICH. HABE. FERTIG. Bachelor. Studium. Nerven. Und - das Beste kommt zum Schluss - ein neues Kapitel. Wie sehnsüchtig dieser Moment von uns herbeigesehnt wurde. *räusper* Wir meinen natürlich: der Kampf war an allen Fronten erfolgreich, neue ECTS-Punkte wurden erobert und die Mission "Studium" mit großem Erfolg trotz zahlreicher Niederlagen zum Abschluss geführt. Im Anschluss haben die Truppen eine Säuberungsaktion (in den heimischen Notizen und Gehirnwinkeln) durchgeführt und nun ist die neue Regierung am Start und setzt die ersten Maßnahmen durch: ein neues Kapitel zusammenstellen. Frontlinienfußvolk, es liegt an euch: gehet hinweg und leset. Das ist ein Befehl. @Moni: "auch hier warte ich gespannt auf die ersten romantischen Äußerungen". BWAHAHAHAHAHAHHAHAHAHA. @MC-T: HAHAHAHAHHAHAHAHHAHAAA! @StannisBaratheon: Weil Roan immer das Schlimmere tut? Und bezüglich des Kiddy-Kitsch-Faktors: Jeder Mann braucht eine Achillisverse. @Chaos_NoNo: Private, sitzen Sie ruhig und abgeschieden von der Menschheit? Wir brauchen Sie im Einsatz, nicht im Sanatorium! @Kiara_97: Wann sie es auf die Reihe bekommen? (*in Manuskript nachblätter* *blätter* *blätter* *blätter*) Dauert noch! @Ysaye: Du willst keinen leiden sehen? Vielleicht ist die Army dann nicht der richtige Platz für dich. Rücktritt ist allerdings ausgeschlossen, siehe das Kleingedruckte da und da. Und hier auch noch. Wenn man keinen guten Vater hat, so soll man sich einen anschaffen. (Friedrich Nietzsche) Kapitel 24: The Friendship-Thing Zorro schlug die Augen auf. Um ihn herum war es stockfinster und, abgesehen von dem lautstarken Geschnarche seiner Zimmergenossen, still. Genervt fuhr sich der Grünhaarige mit einer Hand über die Stirn und setzte sich auf. Er war klitschnass geschwitzt, obwohl es draußen kalt war und sie das Fenster wegen des Zigarettenqualms geöffnet hatten. Die halbe Nacht hatte er sich schlaflos herumgewälzt und als er endlich eingeschlafen war, hatte er Alpträume gehabt. Und die hatte er ziemlich genau sein zwei Tagen, seit sein Vater, Lorenor Roan, die Bühne betreten hatte. Noch immer konnte Zorro es nicht fassen, dass Roan sich tatsächlich hierher gewagt hatte, aber leugnen war zwecklos. Das Arschloch würde in Zukunft ständig in seiner Nähe sein und wahrscheinlich würde es ihm nicht ewig gelingen, sich aus der Affäre zu ziehen und einem Gespräch zu entwischen. Gestern beim Frühstück wäre es beinahe schon so weit gewesen. Nach der schlaflosen Nacht und dem anspruchsvollen Frühsport hatte er sich halbwegs eingeredet, sich alles bloß einbildet zu haben. Jenkins entließ sie nach dem Frühsport so schnell zum Frühstück, dass sie sogar noch Zeit für eine Dusche hatten, bevor die Kantine ihre Pforten öffnete, doch als sie ankamen, saß Roan bereits am Tisch und klopfte fordernd auf den freien Platz neben sich. Zorro hatte das Essen sausen lassen, war rückwärts aus der Kantine geflüchtet und war zum Mittagessen über ein Fenster in die Küche eingebrochen. Sanji hatte es gewissenhaft für ihn offen gelassen. In Gedanken versunken schwang Zorro sich aus dem Bett und zog sich eine frische Uniform an, bevor er zu der Zigarettenschachtel auf dem Tisch griff. Mit der glühenden Zigarette setzte er sich dann auf das Fenstersims und ließ seinen Blick über den Vorplatz gleiten, der noch völlig im Dunkeln lag. Gestern hatte Roan ihn den ganzen Tag über verfolgt und versucht, ein Gespräch mit ihm zu führen. Jenkins hatte zwar alles in ihrer Macht stehende getan, damit Lorenor Senior nicht in seine Nähe kam, aber ewig würde er ihm nicht aus dem Weg gehen können - und er hatte keinen blassen Schimmer, wie er darauf reagieren sollte. Er hatte kein Interesse an einem klärenden Gespräch oder Entschuldigungen. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben. Kaum zu fassen, dass er tatsächlich einmal gedacht hatte, es könne nicht schlimmer kommen. Seufzend warf er den Zigarettenstummel hinaus und ging aus dem Raum. Quer über den Flur lag die Toilette und er musste pinkeln. Zorro erwischte genau drei falsche Türen, bevor er endlich den gefliesten Raum fand. Er gähnte herzhaft, während er das Pissoir ansteuerte und den Gürtel öffnete. Beinahe wäre Roan in der Toilettenkabine eingeschlafen. Seit Stunden harrte er auf dem zugeklappten Toilettensitz aus, die Beine eng an den Körper gezogen, und wartete geduldig. Nur selten kam ein Soldat zu dieser unmenschlichen Uhrzeit ins Bad, aber das hielt Lorenor Roan nicht davon ab, sich auf die Lauer zu legen. Seit seiner Ankunft versuchte er vergeblich, mit Junior zu reden, doch diese verdammte Jenkins schien einfach überall ihre Augen zu haben. Sie war nerv tötend und ruinierte jeden Versuch, seinem Sohn näher als drei Schritte zu kommen. Also war er dazu übergangen, sich einen Platz zu suchen, wo Seargant Jenkins garantiert nicht auftauchen würde, weil sie schlicht und ergreifend keinen Zutritt hatte. Und was könnte da besser geeignet sein als das Männerklo? Irgendwann würde Zorro ihm hier über den Weg laufen und dann wäre seine Chance endlich da. Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, bis die Tür wieder aufgezogen wurde und ein verheißungsvolles Plätschern zu hören war. Mit einem Knall warf er die Tür auf – der erste Eindruck war entscheidend. „Ich habe auf dich gewartet!“, polterte er jovial los. Wie erhofft war es Zorro gewesen, der nun vor ihm am Pissoir stand. Woher Roan gewusst hatte, dass es sein Sohnemann war? Wusste er nicht! Das war ein reines Glücksspiel gewesen. Die ersten vier Male waren es "Griffe ins Klo" gewesen. Die Soldaten waren wie kleine Mädchen schreiend aus dem Raum geflüchtet. Peinlich! Vermutlichen hielten sie ihn für einen totalen Psychopathen, aber das war ihm vollkommen egal, denn nun hatte er seinen Sohn da, wo er ihn haben wollte. Vor ihm, am Pissoir, schutzlos ausgeliefert. Nicht gerade die faire Tour, aber das waren Überraschungsangriffe nie. Im Spiegel konnte Zorro beobachten, wie sich die Tür der Kabine hinter ihm öffnete und die diabolisch grinsende Fratze seines Vaters zum Besten gab. Der Private zuckte unwillkürlich zusammen und pinkelte prompt daneben. Sofort lenkte er den Strahl wieder in die richtige Richtung und versuchte verzweifelt, das Wasserlassen abzubrechen. Wenn man vom Teufel sprach... Hatte er seinen Vater jetzt per Gedanken heraufbeschworen oder hatte der Wahnsinnige die ganze Nacht damit verbracht, auf ihn zu warten?!! //ABBRUCH, ABBRUCH, ABBRUCH!!!//, befahl er seiner Blase energisch und zog im selben Atemzug die Hosen hoch. Wieder ganz bekleidet, wirbelte er zu Lorenor Roan herum. "WAS ZUM TEUFELMACHST DU HIER?!", brüllte er ihm dann zornig entgegen und sah sich nach möglichen Verteidigungsgegenständen um, die ihm bei der Flucht behilflich sein könnten. "Kannst du dir das nicht denken? Ich wollte mit dir reden. Dein Ach-So-Toller Seargant hat mich ja nicht gelassen...", erklärte Roan und verschränkte die Arme vor der Brust. Dieses dumme Weibsstück fing an, ihm wirklich auf die Nerven zu gehen. Vermutlich würde er noch öfter mit ihr aneinander geraten, aber das interessierte jetzt nicht. Jetzt musste er die einmalige, ungestörte Gelegenheit nutzen, um mit seinem Sohn wieder auf einen halbwegs grünen Zweig zu kommen. Fassungslos starrte Zorro dem Mann, der so offensichtlich sein Vater war, entgegen. Kurz warf er einen Blick zur Tür, aber Roan war näher dran und würde wahrscheinlich nicht zögern, ihn von der Flucht abzuhalten. Und da sie sich unvorteilhafter Weise im dritten Stock befanden, kam das Fenster auch nicht in Frage. Einmal hatte ihm gereicht. Beherrscht stieß er die Luft wieder aus, unterdrückte die brüllende Wut und sammelte seine Gedanken. Rage würde keinen klaren Gedanken zulassen und ihn folglich auch nicht hier rausbringen. Also zurück zum Wesentlichen...er wollte nicht mit Roan reden, Punkt. "Erstens macht Jenkins das für mich, weil ich - zweitens - nicht. Mit. Dir. Reden. Will!", entgegnete er und betonte in der zweiten Satzhälfte jede Silbe einfach für den Fall, dass Roan es dann besser verstand. Tat er nicht. Okay, anscheinend war Zorro keineswegs bereit, sich mit ihm zu versöhnen. Irgendwie verständlich, trotzdem gab er ihm nicht mal den Hauch einer Chance sich zu erklären. Er seufzte, dann raffte er sich auf und stopfte die Hände in seine Hosentaschen. Es war zum verrückt werden. Musste der Bengel ausgerechnet die Sturheit von ihm erben? Hätte er nicht die tollen Kochkünste seiner Mutter kriegen können? "Gut, wenn du nicht mit mir reden willst, versteh ich das. Aber dann hör dir an, was ich dir zu sagen habe." Zorro zog skeptisch eine Augenbraue in die Hohe und verschränkte angespannt die Arme vor der Brust. Lorenor Roan und Verständnis, das war wie zweiter Weltkrieg mit Kissenschlacht statt Massaker. Irgendwie unvorstellbar und vollkommen abwegig. Aber bitte...früher oder später hatte es ja so kommen müssen, auch wenn ihm später lieber gewesen wäre. Und da sich ihm momentan eh keine Chance zur Flucht bot, ohne vom Kampfgewicht Roan's erbarmungslos niedergemäht zu werden, würde er eben zuhören. "Du hast zwei Minuten“, sagte er knapp. Roan hob überrascht die Augenbrauen. Immerhin, besser als nichts (und er hatte mit ‚nichts‘ gerechnet und bereits überlegt, wie er ihn dazu zwingen konnte, ihm zuzuhören), aber wie sollte er innerhalb von zwei Minuten die ganze, kleine Lorenor-Welt erklären? Geschweige denn, sich für die lange Liste von Fehlern zu entschuldigen, die er in der Vergangenheit gemacht hatte? "Gut, krieg ich hin...", murmelte er mit falscher Zuversicht und hob sein Handgelenk, um einen Blick auf den Sekundenzeiger seiner Armbanduhr zu haben. Die Zeit lief unerbittlich ab, während er noch versuchte, Struktur in seine Gedanken zu bringen. "Also…was passiert ist, tut mir aufrichtig Leid. Ich habe jahrelang versucht, mit dir zu reden, aber deine Mutter hat jeden Kontaktversuch abgeblockt und führt sich schlimmer auf als dein bescheu…dein Drill Seargent.“ Die nächsten Worte blieben ihm im Halse stecken und er winkte hastig ab. Seine Mutter und seine Vorgesetzte zu attackieren war nicht der Weg zur Versöhnung. "Ist ja auch nicht so wichtig! Ich wollte mich eigentlich nur bei dir für alles entschuldigen. Das, was ich dir angetan habe, war voll daneben und unverzeihlich und das weiß ich auch. Allerdings wäre das nicht passiert, wenn du nicht die Waffe auf mich gerichtet hättest." Er schüttelte den Kopf energisch. Das war so gar nicht die Richtung, die er hatte einschlagen wollen. Anschuldigungen? Schuldzuweisungen? Das war absolut das Letzte, was Zorro dazu bringen würde, seine Ansichten noch einmal zu überdenken. Jahrelang hatte er das Gespräch im Kopf durchgespielt – und jetzt, wo es soweit war, geriet in seinem Kopf alles durcheinander. "Ist auch unwichtig!“, stieß er verzweifelt aus, den Blick mit hämmernden Herzen auf den Sekundenzeiger gerichtet. „Auf jeden Fall hoffe ich, dass wir-das-von-damals-vergessen-und-nochmal-neu-anfangen-können", bretterte er dann die letzten Sekunden runter, damit wenigstens die Essenz dessen, was er hatte sagen wollen, gesagt wurde. Doch als er besorgt und hoffnungsvoll gleichzeitig von seiner Uhr aufsah, war Zorro bereits verschwunden. Kurz blickte Roan von links nach rechts, aber Zorro versteckte sich weder in einer der Kabinen noch unter dem Waschbecken. Er hielt es scheinbar keine 120 Sekunden im selben Raum mit ihm aus. Roan seufzte entmutigt. Schon wieder hatte er es vermasselt. ...֜...֝... ҉ ...֨...֜... Zorro stürzte den Flur herunter. Er machte erst gar nicht den Versuch, in sein Zimmer zu gelangen. Dort würde Roan ihn sofort finden und er hätte auch seinem Orientierungssinn nicht 100% getraut. Kaum hatte Roan mit seiner Entschuldigung angefangen und sich ganz auf die Uhr konzentriert, hatte sich Zorro aus dem Bad geschlichen. Er hätte zwei Minuten Vorsprung und hetzte die Treppen hinunter, so schnell ihn seine Beine trugen, ohne auf seine Umgebung zu achten. Was er wohl lieber getan hätte, denn kaum war er um die Ecke gebogen und die Treppen, mehrere Stufen auf einmal nehmend, runter gehetzt, war er geradewegs in Drill Seargant Jenkins reingelaufen, die eigentlich gerade ihre Truppe wecken wollte. Wäre ihr Freund und Kollege Drake nicht anwesend gewesen, um sie abzufangen, wäre sie wohl die Treppen herunter gestürzt. "Private, SAGEN SIE TICKEN SIE NICHT RICHTIG?!!", bellte Drake dem jungen Mann hinterher, während Tashigi versuchte sich und die zittrigen Knie zu beruhigen. Im Gegensatz zu Drake war sie keineswegs wütend. Sie konnte sich schon denken, warum Lorenor so außer sich war, dennoch hätte er etwas mehr aufpassen sollen. "Sorry", keuchte Zorro und legte eine Vollbremsung ein, die ihn selbst beinahe auf den Boden warf. Der Aufprall hatte ihn genauso unerwartet getroffen Jenkins, die noch recht erschrocken aus der Wäsche schaute. Kurz sah der Grünhaarige sich um. Nach Drake's lautstarker Beschimpfung wusste Roan nun hundert Pro, wo er war. Er musste weiter. "Ihr habt mich nie gesehen!", beschwor er die beiden Leutnants, bevor er sich speziell an Jenkins wandte. "Wir sehen uns gleich auf dem Vorplatz", versicherte er ihr, froh, eine Anlaufstelle zu haben. Frühsport trieb er sowieso grade, warum dann nicht auch mit seiner Truppe? Dann wandte er sich ab und nahm die Beine in die Hand, um weiter zu rennen, diesmal mit Ziel. Drake schnaufte und sah dem Grünspan hinterher. Unverschämter Rekrut, hatte er eigentlich jemals in irgendeiner Art eine Erziehung genossen? Einfach so seine Seargant’s umzurennen... Mahnend sah er zu Tashigi runter, die immer noch schwieg und keinerlei Anstalten machte sich zu beschweren. "Warum hast du den nicht zusammen geschissen? Der hätte dich fast die Treppe runter geschubst!" Jenkins zuckte mit den Schultern. Auch, wenn Drake nicht bei ihr gewesen und ihr nicht geholfen hätte, hätte Private Lorenor wohl kaum zugelassen, dass ihr etwas passiert wäre. Er war zwar ein Vollpfosten, aber ein Vollpfosten, dem man bedingt vertrauen konnte. "Reg dich doch nicht so auf, ist doch nochmal alles gut gegangen. Mir wäre schon nichts passiert." "Tashi, das geht so nicht. Als Drill Seargant musst du härter durchgreifen, ernsthaft!", verlangte Simmons und stapfte kopfschüttelnd die Treppen hinauf. Manchmal war die Frau echt seltsam... In diesem Moment polterte Lorenor Senior lautstark die Treppen herunter. Auf dem Absatz hielt er sich am Geländer fest und schwang sich um die Ecke, geradewegs an den beiden Leutnants vorbei. Dann hielt er keuchend inne. "Habt ihr meinen Sohn...", setzte er an, erblickte Tashigi und brach ab. Die blöde Sau würde ihm sowieso nichts verraten. Also winkte er kurz mit der Hand ab - nichts für ungut - und rannte weiter. Weit konnte Zorro nicht gekommen sein und er würde es sicherlich nicht einfach so hinnehmen, dass der Junge ihn hatte stehen lassen. Seargant Drake sah dem Mann, der gerade an ihnen vorbei gerannt war, erschrocken entgegen. Erst hatte er gedacht, dass der Rekrut von gerade runtergelaufen und dann wieder oben in einer Zeitschleife angekommen war... allerdings um etwa 20 Jahre gealtert. Gut, wenigstens hatte sich die Ähnlichkeit erklärt, als er etwas von seinem Sohn gefaselt hatte. Es war anscheinend komplett an ihm vorbei gegangen, dass hier zwei von dieser Sorte rumliefen. Hatte wohl niemand für nötig gehalten ihn mal einzuweihen. "Mach den Mund zu, es zieht, Drake...", spottete Jenkins und machte sich daran die restlichen Rekruten zu wecken. Für seine Abwesenheit würde Lorenor Zorro allerdings noch Extrarunden ziehen. ...֜...֝... ҉ ...֨...֜... Nach dem lautstarken Weckruf sprangen Lysop, Ace und Sanji aus ihren Betten und bewegten sich routinemäßig im Zimmer hin- und her, um sich für den bevorstehenden Tag zu rüsten. Rein in die Uniform und die Stiefel, alles zuknöpfen, Bett machen, auf geht's. Sie standen schon in Formation auf dem Flur, als der Langnase etwas auffiel. "Wo ist Zorro?", hakte er verdutzt nach und sah sich um. Fehlanzeige, nirgendwo ein grüner Haarschopf zu sehen. Lag der etwa noch im Bett?! Sanji fing seinen Blick auf, gähnte und stieß dann die Zimmertür wieder auf, um den Trottel aus dem Bett zu treten. Aber das Bett war leer. Irritierend leer. Ein Lorenor Zorro war wie Dornröschen. Er schlief solange, bis man ihn wachküsste - mit einem Fuß in seinem Arsch. Dass er von alleine aufgestanden war, noch dazu vor dem Weckruf, war unvorstellbar. Verstört gesellte Sanji sich zurück zu den anderen. "Nicht da." ...֜...֝... ҉ ...֨...֜... Zorro stieß im Rennen mit Leichtigkeit die schwere Eingangstür auf und rannte hinaus, geradewegs in den strömenden Regen, der irgendwann zwischen seiner Guten-Morgen-Kippe und dem verheerenden Toilettengang eingesetzt haben musste. Wenn etwas schief lief, dann richtig. Ohne darauf zu achten sprang er die Treppen hinunter und rannte über den matschigen Weg hinweg in Richtung Vorplatz und war innerhalb kürzester Zeit vollkommen durchnässt. Keuchend legte er neben dem Fahnenmast eine Vollbremsung ein, rutschte einige Meter und kam strauchelnd zum Stehen. Er würde hier warten, bis der Rest seiner Truppe eintraf, bevor er sich noch verfranste. Allzu lange konnte es ja nicht dauern, bis Jenkins die restlichen Versager und seine Zimmergenossen aus dem Bett katapultiert hatte. Kurz überdachte er seine momentane Lage und stützte sich auf die Oberschenkel nach vorne, um besser Luft zu bekommen. Er konnte nicht ewig vor Roan weglaufen, das war ihm klar. Er verhielt sich wie ein kleiner, ängstlicher Junge und wich jedem Gespräch aus. Andererseits - konnte man es ihm verübeln? Er hatte noch nicht annähernd genug Zeit gehabt, sich mit dem Gedanken anzufreunden, das Roan nun wieder in sein Leben getreten war. Zwar hatte er keine Ahnung, wieviel Zeit er dafür brauchte, aber auf jeden Fall länger als zweieinhalb Tage. "ZORRO! BLEIB STEHEN UND REDE MIT MIR!", riss Roan ihn dann aus seinen Gedanken. Seufzend blickte Zorro auf und erkannte die Silhouette, die sich durch den strömenden Regen seinen Weg zu ihm bahnte. Der Private unterdrückte den Impuls, wieder wegzulaufen. Erstens hatte er die Taktik gerade verworfen, zweitens würde Roan ihn sowieso nicht eher in Ruhe lassen und drittens wollte er sich auch nicht noch mehr Ärger mit Jenkins einhandeln, als er sowieso schon täglich hatte. "ICH WILL NICHT MIT DIR REDEN! WIE OFT NOCH?!", brüllte er also bloß zurück und richtete sich wieder auf, als Roan schlitternd vor ihm zum Stehen kam. "Dann hör mir wenigstens zu!", verlangte Lorenor Senior keuchend, während er sich den Regen aus der Stirn wischte. "Ich will dir auch nicht zuhören. Ich will dich nicht mal sehen. Ich will einfach nur meine Ruhe vor dir haben, kapierst du das nicht?!", knurrte Zorro gereizt und hielt dem stechenden Blick seines Erzeugers stand. "Aber ich bin dein Vater!" "DU HAST AUFGEHÖRT, MEIN VATER ZU SEIN, ALS DU MIR EIN MESSER IN DIE BRUST GESTOCHEN HAST!", brüllte Zorro, weil Roan es einfach nicht verstehen wollte, und seine Stimme überschlug sich vor Wut. "Aber-" "WEIßT DU WAS?! DU HAST SCHON VIEL FRÜHER AUFGEHÖRT, MEIN VATER ZU SEIN! DU WARST NIE EIN VATER. DU WARST IMMER NUR SOLDAT. ES GING MIR BLENDEND, BIS DU HIER AUFGETAUCHT BIST, ALSO TU MIR 'NEN GEFALLEN UND HÖR AUF DAMIT, MIR AUF DIE NERVEN ZU GEHEN!!!" Kaum hatte Seargant Tashigi Jenkins samt Anhang das Gebäude verlassen und trat auf den Innenhof, hätte sie am liebsten in einen Kolben gebissen. Dieser verdammte Roan schien aber auch überall zu sein. Konnte man nicht mal fünf Minuten Ruhe vor dem Idioten haben? Stattdessen bot sich ihnen allen in nur fünfzig Metern Entfernung ein echtes Familiendrama, live und in Farbe. Tashigi seufzte, rieb sich unter der Brille hinweg über die Nasenwurzel und wand sich zu Drake um. "Kleine Planänderung, bring die Männer in den Theorieraum. Ich komme gleich nach", erklärte die junge Frau und ging bereits einige Schritte auf die beiden Streithähne zu, als ihr Kamerad sie am Handgelenk packte und sie zurückhielt. "Du mischst dich da in eine Sache rein, die dich nichts angeht, Tash. Lass sie das einfach klären." Tashigi stutzte. Im ersten Moment wusste sie wirklich nicht, was sie sagen sollte, aber ihr Kollege hatte Recht. Eigentlich ging sie das rein gar nichts an, aber sie hatte Private Lorenor etwas versprochen. Und außerdem wollte sie keine Leichen unter ihrer Aufsicht. "Wir sind immer noch ein Team, vergiss das nicht!", entgegnete sie, befreite sich aus Drakes Griff, bevor sie sich auf den Weg machte um die beiden Lorenors voneinander zu trennen. Drake seufzte frustriert auf. Manchmal verstand er die Frauen nicht, ganz besonders diese nicht. Aber irgendwie konnte er Tashigi auch nicht böse sein, denn irgendwo hatte sie Recht. Sie waren ein Team! "Ernsthaft?! Sie geben wohl nie auf, was Seargant?!", motzte Jenkins den beiden Männern zu, während sie genervt über den nassen Platz stapfte. Der Blick, den Zorro Jenkins zuwarf, war pure Dankbarkeit. Eigentlich war der Grünhaarige ja immer noch sauer auf seinen Seargant. Wie schnell sie den Gedanken mit einer Freundschaft verworfen hatte, hatte ihn gekränkt, auch wenn er sich nach wie vor weigerte, sich das einzugestehen. Jetzt vergaß er seinen unterschwelligen Ärger, denn Roan toppte alles andere mühelos. Jetzt warf sein biologischer Vater Tashigi einen genervten Blick zu, straffte die Schultern noch ein wenig mehr und drückte den Rücken durch, obwohl er alle ohnehin um einige Zentimeter überragte. "Nein, aufgeben ist nicht unser Stil", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. Es passte ihm gar nicht, dass diese Jenkins sich schon wieder in seine Angelegenheiten einmischte. Immer noch hätte er der Frau gerne eine gelangt, damit sie endlich die Klappe hielt und ihre kleine Stupsnase aus seiner Privatangelegenheit ließ, aber er wollte Zorro nicht mehr provozieren, als es sein musste. Tashigi bäumte sich ebenfalls vor Roan auf, natürlich vergebens, denn eine solche Wand von einem Mann konnte sie nun wirklich nicht überragen. Aber das wollte sie auch nicht, sie wollte lediglich ihren Standpunkt klar machen und zeigen, dass sie unter gar keinen Umständen klein beigeben würde. Standhafte und mahnende Blicke warf sie zu Lorenor Senior hoch und dachte nicht einmal daran, klein beizugeben. "15 Runden um den Platz, Private...", zischte Jenkins, ohne den Soldaten anzusehen. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, Lorenor Roan und Grund und Boden zu starren. Lorenor Junior klappte die Kinnlade runter. "BITTE WAS?!!", entfuhr es Zorro verärgert. Er hatte keinen blassen Schimmer, womit er sich die Strafrunden jetzt schon wieder verdient haben sollte, aber er was sich ziemlich sicher, dass es unfair war. Erst dann fiel ihm auf, wie angespannt die beiden Seargant’s sich taxierten und dass da anscheinend einige deftige Worte darauf drängten, ausgesprochen zu werden. Und dass Jenkins ihn nicht dabei haben wollte. Das wiederum war ihm nur allzu Recht. Die Anwesenheit Roan's konnte er ohnehin nicht ertragen und ein paar Runden laufen würden ihm helfen, den Kopf wieder frei zu kriegen. Insofern tat Jenkins ihm ja eigentlich einen Gefallen. Außerdem konnte er die beiden bei seinen Runden um den Platz im Auge behalten, falls die Diskussion handgreiflich werden sollte. Nach dieser Überlegung stieß er frustriert den Atem aus und nickte Jenkins kaum merklich zu, bevor er sich abwandte und seine Strafarbeit aufnahm. Gerade, als Tashigi dem Rekruten anraunzen wollte, war dieser schon auf dem Weg seine Runden zu drehen. Manchmal war der Kerl einfach nur schwer von Begriff, aber besser er schnallte es später als nie. "Ich glaube, ich habe mich noch nicht klar und deutlich genug ausgedrückt, Seargant...", motzte die junge Frau, als der Soldat aus der Hörweite war. "Halten Sie sich gefälligst fern von ihm!" Roan schnaubte verächtlich, den Blick immer noch fest auf den Rücken seines eigen Fleisch und Bluts gerichtet. Ein Fleisch und Blut, das sich beharrlich weigerte, mit ihm zu reden. Zorro war ein sturer Esel, immer schon gewesen, aber das war er auch. Noch so etwas, was in der Familie liegen musste. Widerwillig richtete er seine Aufmerksamkeit auf Second Leutnant Tashigi Jenkins. Sie war herrisch, zickig und zu allem entschlossen und sie nervte ihn tierisch. Nicht genug, dass sie ihn mit voller Absicht von Zorro fernhielt, sie schien auch ständig das Bedürfnis zu haben, ihn zu maßregeln. Ätzend. Er versuchte krampfhaft, seine Wut zu zügeln. "Sie haben mir gar nichts zu befehlen, Seargant Jenkins", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. Nachdrücklich zog die Angesprochene eine Augenbraue hoch. Eigentlich hatte er Recht, vom Rang her waren sie gleichgestellt, das jedoch hielt sie nicht davon ab, die beiden voneinander fern zu halten. "Nein, Ihnen nicht, aber Ihrem Sohn. Aber ihm muss ich ja nicht sagen, dass er sich von Ihnen fern halten soll, das macht er von ganz allein." Was ja auch nicht gerade verwunderlich war, bei diesem missratenen Vater. "Und wenn ich mich auf den Kopf stellen muss um Sie von meinem Rekruten fern zu halten... Sie sind zwar sein Erzeuger und starrköpfig, aber ich von sein Seargant und bin ebenfalls ziemlich stur. Legen Sie sich lieber nicht mit mir an." Jenkins versuchte gefasst zu bleiben, was ihr im Moment unheimlich schwer fiel. Dieser Mann brachte sie noch mehr zu Weißglut als sein verkorkster Sohnemann. Wenigstens wusste sie jetzt woher Private Lorenors Dickkopf kam. Die Mundwinkel des grünhaarigen Seargant's zuckten amüsiert. Tashigi Jenkins war alles andere als eine furchteinflößende Frau. Wie sie da vor ihm stand, mit in die Hüften gestemmten Händen und zusammengekniffenem Gesicht, sah sie eher aus wie ein wütendes Waschweib. Es hätte ihn nicht einmal gewundert, wenn sie gleich einen Teppichklopfer aus dem Nichts heraufbeschworen und damit auf ihn losgegangen wäre. Diese Vorstellung ließ sich nicht abschütteln und er lachte rau auf. "Jetzt krieg ich aber Angst", spottete er belustigt. "Sollten Sie auch, wäre gesünder...", stellte Jenkins klar und hätte dem verdammten Mistkerl am liebsten sein dreckiges Lachen aus dem Gesicht getreten. Ihr stieg die Hitze ins Gesicht und sie konnte nicht dagegen machen. Wie konnte er es nur wagen, sich über sie lustig zu machen?! Roan gab sich nicht einmal Mühe, seine Belustigung zu verbergen. Ungebremst platzte das Lachen aus ihm heraus. Jenkins war ja glatt niedlich, wenn sie so sauer war und auf jeden Fall ein echter Lacher für miese Zeiten. So wie jetzt. Jenkins stieg ihre Wut bis zum Scheitel. Wie konnte man nur ein so voreingenommener, respektloser Scheißkerl sein? Einen kurzen Moment kam Tashigi in Versuchung, ihrem Gegenüber zwischen die Beine zu treten, ließ es jedoch. Immerhin hatte sie sich geschworen, nie wieder einem Mann so etwas an zutun. Stattdessen griff sie nach ihrer Waffe, die im Halter an ihrem Gürtels steckte, und gab einen Warnschuss auf den Boden gerichtet ab, damit der Mistkerl raffte, dass sie nicht zu unterschätzen war. Aus dem Warn- wurde allerdings ein Durchschuss. Durch seinen Fuß. Und sie wusste nicht, ob sie sich vor Lachen krümmen, oder den Sanitäter rufen sollte. Fassungslos hüpfte Roan einbeinig auf der Stelle. Nachdem er den ersten Schreck überwunden hatte, brüllte er in einer Mischung aus Schmerz und Wut und machte Anstalten, sich auf Jenkins zu stürzen. "DU VERDAMMTES MISTSTÜCK! BIST DU WAHNSINNIG GEWORDEN?!!", verlangte er zu wissen und streckte die Arme nach Jenkins Kehle aus. In diesem Moment tauchte wie aus dem Nichts Zorro neben seinem Drill Seargant auf und fasste sie am Ellbogen. Ein Grinsen konnte er kaum unterdrücken. "Wir sollten jetzt gehen", stellte er dann fest, immer noch leicht außer Atem von seinen Joggingrunden. Unsicher sah sie zwischen Erzeuger und Sohn hin und her. Was hatte sie da nur wieder verbrochen? "Hey, das war wirklich nur ein Versehen... Ernsthaft!" Und das war nicht mal gelogen. Es war wirklich ein blöder Unfall gewesen, der auf die Kappe ihrer Schusseligkeit ging. "Eh-Ich... geh dann mal die Sanitäter holen...", stotterte sie nur und flüchtete zusammen mit Lorenor Junior ins Gebäude. Sie war froh, dass er ihr geholfen hatte, obwohl sie doch eigentlich ihm helfen wollte. Das war allerdings mal wieder komplett in die Hose gegangen. "DAS KANNST DU JEMAND ANDEREM ERZÄHLEN, DU BLÖDE SAU!", tobte Lorenor Roan fassungslos und hüpfte immer noch an Ort und Stelle, während die anderen beiden im Hauptgebäude verschwanden. Kaum war die Tür hinter ihnen zugefallen, hielt Zorro inne und brach in schallendes Gelächter aus. In dem strömenden Regen hatte er zwar nicht viel erkennen können, aber als Roan angefangen hatte zu Lachen und kurz darauf der Schuss gefallen war, hatte er sich einiges zusammen gereimt. Jenkins schockiertes Stammeln hatte dem ganzen lediglich die Krone aufgesetzt. Immer noch breit grinsend wandte sich der Private dann seinem Seargant zu. "Besser, du holst keinen Sani. Das überlebt der Alte schon und du würdest dich nur in Schwierigkeiten bringen", empfahl er dann. Er konnte sich kaum vorstellen, dass sie dieses Mal straffrei davonkommen würde, immerhin war das nun schon der zweite Seargant, den sie über den Haufen geschossen hatte. "Den hab ich doch so schon. Wenn ich jetzt die Sanitäter hole, sieht man wenigstens noch meinen 'guten Willen'", erklärte Jenkins, während der Private neben ihr wieder in schallendes Gelächter ausbrach. "HÖR AUF ZU LACHEN!!!", motzte sie und stapfte dann zur Krankenstation. Das lief alles irgendwie aus den Fugen. eigentlich wollte sie Roan mit dem Warnschuss nur zum Schweigen bringen, aber stattdessen fluchte er nun wie ein Seemann und würde ihr vermutlich bei der nächstbesten Gelegenheit den zarten Hals umdrehen, sobald niemand hinsah. Verdammt, wie sollte sie das Smoker erklären? Immer noch amüsiert grinsend folgte Zorro ihr, eine Hand in der Hosentasche vergraben. Irgendwann kam ihm der Weg bekannt vor. Anscheinend hatte sie trotzdem noch vor, einen Sanitäter zu holen, auch wenn er das bereits für vollkommen überflüssig befunden hatte. Bitte, musste sie selbst wissen. Aber er für seinen Teil sah ihren guten Willen durchaus. Bisher hatte noch nie jemand für ihn seinem Erzfeind in den Fuß geschossen, auch wenn es ein Versehen gewesen war. "Es war trotzdem ziemlich cool", fällte er sein Urteil. ...֜...֝... ҉ ...֨...֜... Skeptisch sah Seargant Jenkins auf ihr Tablett herunter und zog eine Augenbraue in die Höhe. Auf ihrem Teller war ein liebevoll angerichtetes Essen zu sehen, allerdings liebevoller, als sie ertragen konnte. Um das zarte, perfekt gebratene Stück Fleisch war ein Soßenherz geträufelt worden und sie hatte sogar Vanillepudding mit einer Erdbeere bekommen. Dieses Privileg schien sonst niemand zu haben, bis auf Revi, doch diese schien unbeeindruckt von der leckeren Liebeserklärung zu sein. Tief aufseufzend ging sie auf ihren Stammplatz zu, geriet aber ruckartig ins stoppen, als jemand einen Finger in ihre Hosenschlaufe hakte und sie zurück hielt. Es war Ace, der sie nur breit angrinste und überall im Gesicht Essensreste kleben hatte. Von Manieren schien er immer noch nichts zu halten, vermutlich würde er das auch nie. "Hier geblieben, Searge!", bestimmte der Schwarzhaarige und deutete auf den freien Platz neben sich. Ihm gegenüber saß Lysop, dem sein Essen dauernd von der Gabel fiel, weil er die süße Krankenschwester anstarrte wie das letzte Glas Wasser in der Wüste. Abgesehen von der Langnase war ihr Tisch auffallend leer. Jenkins zuckte nur mit den Schultern, setzte sich dann neben den Rekruten. Auch ihr entging nicht, dass sie ausnahmsweise nur zu dritt waren, was ihr nur ganz recht war. "Gibt's was Bestimmtes? Oder bist du einfach nur einsam?", spottete die junge Frau und fing an, das Fleisch in mundgerechte Stücke zu schneiden. "Beides", gab Ace freimütig zu und warf einen sehnsüchtigen Blick auf Zorro's unbesetzten Platz. Das Essen war einfach nicht dasselbe, wenn seine schlechtere Hälfte nicht da war, aber er konnte den armen Kerl verstehen. Roan war schließlich nicht weit, er saß ein paar Tische weiter mit Captain Smoker zusammen und scannte in regelmäßigen Abständen vergeblich den Raum nach seinem Sohn ab. Momentan wäre es für Zorro allerdings ein leichtes Spiel gewesen, seinen Vater abzuschütteln, denn Lorenor Seniors Fuß war dick bandagiert. Er riss sich von diesem Gedanken los und blickte seine Jugendfreundin direkt an. "Was ist nun mit dem Wochenende? Kann ich dich besuchen kommen?" Die Angesprochene blinzelte ungläubig. Sie hatten das Thema mal beiläufig angerissen, dass er es nicht vergessen hatte, wunderte sie dann doch. Sie schaute nachdenklich Richtung Decke. "Also, ich hab nichts vor, du kannst also gerne vorbeikommen...", erklärte sie nur knapp und kaute auf einem Stück Fleisch herum. Eine nette Abwechslung, Besuch hatte sie schon lange nicht mehr. Insgeheim freute sie sich schon auf das Wochenende, zeigte davon aber lieber nichts. Der Sommergesprosste grinste verschmitzt. "Klasse", sagte er schlicht und beschloss, mit Tashigi mal so richtig einen drauf zu machen. Sie sah nämlich nicht danach aus, als hätte sie in letzter Zeit besonders viel Spaß gehabt. Da sie sich dauernd mit den beiden Generationen Lorenor herumärgerte, hatte wohl einiges zu diesem Eindruck beigetragen. Apropos Lorenor... Klar konnte sich Tashigi Jenkins denken, warum Junior nicht an seinem Platz saß. Er wollte seinem Erzeuger aus dem Weg gehen, aber gleich das Essen ausfallen lassen war auch nicht gerade der richtige Weg. Alle ihre Rekruten sollten vor und nach dem Drill essen, das galt auch für einen gewissen jemand. "Wo ist dein großmäuliges Anhängsel? Nachher ist das Gejammer groß, weil er nichts zwischen die Zähne gekriegt hat." Ace hielt es nicht für nötig, auch noch extra zu betonen, dass Zorro in letzter Zeit gehörig der Appetit vergangen war. Das Frühstück hatte er sausen lassen, beim Mittagessen hatte er sich auch nicht blicken lassen. Wie er das aushielt, war ihm selbst schleierhaft, aber Sanji würde sich schon irgendwie darum kümmern, dass der Grünhaarige nicht vom Fleisch abfiel. Der Grund, warum er auch jetzt nicht am Abendessen teilnahm, war ihm allerdings vollkommen unverständlich. "Er joggt noch 'ne Runde, hat er gesagt." Sichtlich überrascht sah die Soldatin zum Fenster raus. Es goss wie aus Kübeln, der Drill hatte es auch in sich gehabt... wie konnte er jetzt noch joggen gehen? Lorenor war kein normaler Mensch, spätestens jetzt war ihr das klar. "Wie, 'er joggt'? Ich erinnere mich nicht, ihm Strafrunden aufgebrummt zu haben?" Private Puma folgte ihrem Blick und verstand voll und ganz, was sie meinte. Er hatte Zorro auch für verrückt erklärt, aber jedem das Seine. "Er meint, er kriegt dann den Kopf frei", gab er achselzuckend zurück. "Aber ich hab euch doch schon vor knapp eineinhalb Stunden vom Drill gehen lassen", hakte die junge Frau nochmal nach. War er wirklich schon so lange draußen und drehte seine Runden? Gedanklich ging sie nochmal den Tagesablauf durch und war sich nun noch sicherer, dass sie die Rekruten vor etwa 90 Minuten auf ihre Stuben geschickt hatte. "Vielleicht will er seinen Kopf in ein Vakuum verwandeln", mischte Lysop sich ein und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der Mann war ein Tier, warum wunderten sich die anderen noch? "Ist es das nicht schon?", witzelte Jenkins, schob Ace ihren halbleeren Teller zu und rappelte sich auf die Beine. Kaum hatte sie sich zwei Schritte von ihrem Sitzplatz entfernt, war der blonde Koch auch schon zu ihr geeilt und hatte fast schon Tränen in den Augen, als er auf den Teller seiner Göttin sah. "Hat es dir nicht geschmeckt, Liebste? Oder musst du schon wieder arbeiten? Hier, ichhabdirnochFleischtaschengemacht!", quoll es nur so aus ihm heraus und er reichte ihr den Teller mit dem Essen hin. "HEY BLONDI, ICH WILL AUCH FLEISCHTASCHEN!", raunte es aus der Mitte des Raumen, woraufhin dem Raucher die Wut in den Kopf stieg. "ICH UNTERHALTE MICH GERADE MIT DER LADY, ALSO RÜLPS MICH GEFÄLLIGST NICHT SO VON DER SEITE AN, KLAR?!!!", bellte Sanji nur lauthals, während der Drill Seargant sich unberührt davon schlich. Später würde sie sich bei Sanji bedanken. Ace sah Tashigi hinterher, bis sie mitsamt dem Teller Fleischtaschen aus der Kantine verschwunden war. Dann schlang er hastig das Essen herunter, bevor der blonde Koch auf die Idee kam, es für ihren Drill Seargant zurück zu stellen. Immerhin hatte seine Jugendfreundin es ihm zugeschoben, das gehörte ihm. "Du bist so widerlich", stellte Lysop trocken fest, als er dem Schwarzhaarigen beim Schmatzen und Schlucken zusah. "Bin iff nifft." ...֜...֝... ҉ ...֨...֜... Zuerst kommt das Seitenstechen und der keuchende Atem. Dann werden die Beine immer wackeliger und so schwer, dass es einem unglaublich schwer fällt, es überhaupt noch zu heben. Aber irgendwann, wenn man schon längst davon überzeugt ist, dass einem jeden Moment das Herz aus der Brust springt, kommt der Moment, in dem alles ganz automatisch passiert. Das Laufen wird mechanisch, der Herzschlag geht wieder in einem gleichmäßigen Rhythmus und alle Gedanken verschwinden ins Nichts, sodass eine angenehme Leere und Leichtigkeit einkehrt. Zorro versuchte, diesen Zustand so lange wie nur irgend möglich andauern zu lassen. Sein Verstand fühlte sich an, wie in Watte gepackt, während er seine Runden um den schlammigen Vorplatz zog. Viel lieber wäre er durch den angrenzenden Wald gejoggt, aber er machte sich keine Illusionen, dass er den Rückweg dann finden würde. So hatte er das Hauptgebäude ständig im Blick und konnte jederzeit aufhören, wenn er wollte. Er hatte allerdings vor, solange zu Laufen, bis seine Beine ihn nicht länger trugen. Seine Kleidung war bis auf die Knochen durchnässt und wog schätzungsweine eine Tonne. Der knöcheltiefe Matsch erschwerte das Vorankommen enorm, nicht nur einmal war er darin steckengeblieben und bäuchlings hingefallen - und es war nur eine Frage der Zeit, bis es noch einmal passierte. Dank dem Regen konnte er nicht weit sehen. Aber auch das nahm er billigend in Kauf, um seine kreisenden Gedanken aufzuhalten. Zum ersten Mal seit einigen Tagen fühlte er sich von seinen Problemen wirklich losgelöst und das war eine ungemeine Erleichterung. Private Lorenor Zorro schien so sehr in Gedanken versunken zu sein, dass er rein gar nichts mehr wahrnahm, nicht einmal sie, Tashigi Jenkins, wie sie mit dem Teller unter dem Vordach an der Wand gelehnt stand und dem Grünspan einige Minuten dabei zusah, wie er seine Bahnen zog. Sie kannte dieses Gefühl der absoluten Leere, sie selbst war früher auch oft bis zum Umfallen gelaufen, aber das war schon ewig her. Ihre letzten Kopf-frei-kriegen-Runden war sie gelaufen, als sie noch Rekrutin gewesen war und ihr immer wieder vor dem Kopf gestoßen wurde, dass sie als Frau bei der Army nichts verloren hatte. Damals hatte sie alles und jeder genervt, sie hatte nichts, was ihr nicht auf die Nerven gegangen war. Also war sie gelaufen und gelaufen und gelaufen. Aus seinem Gesicht konnte sie lesen, wie entnervt Zorro eigentlich war, und wenn sie ehrlich war, konnte sie ihn sogar sehr gut verstehen. Diesen Gesichtsausdruck hatte sie früher auch immer gehabt. Und auch sie hielt ihm regelmäßig vor, dass er hier eigentlich nichts verloren hatte, so undiszipliniert wie er war. Tief aufseufzend stieß sie sich leicht von der Wand ab und betrat den schlammigen Vorplatz. Zorro starrte auf seinen Weg, ohne wirklich etwas von seiner Umgebung wahrzunehmen. Zeit hatte schon längst keine Bedeutung mehr, der Regen nahm ihm ohnehin die meiste Sicht und der klägliche Rest verschwamm vor seinen Augen. Er wusste, dass er nicht mehr lange würde durchhalten können. Dafür hatte er heute schon zu viel trainiert und zu lange nicht mehr richtig gegessen und geschlafen. Auch er hatte Kraftreserven. Und die waren erschöpft, als er erneut mit dem rechten Stiefel in der nachgiebigen Erde stecken blieb und vorne überfiel. Mit den Händen fing er seinen Sturz gerade soweit ab, dass er nicht mit dem Gesicht voran in den Matsch prallte. Er stand nicht wieder auf, aber stützte sich auf die Ellbogen, damit er wenigsten frei nach Atem ringen konnte. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, sein Herzschlag pochte laut und deutlich in seinen Ohren. Er war sich ziemlich sicher, sich nur mit Mühe und Not zurück in die Stube schleppen zu können um dort in einen erschöpften Tiefschlaf zu fallen. Er grinste befreit. Er war körperlich am Ende, aber es ging ihm erstaunlich gut. "Du bist ein Schwachkopf, Lorenor Zorro!", hallte es ohne jeglichen Hohn in der Stimme über ihn hinweg. Jenkins hatte nur leise aufstöhnend den Kopf geschüttelt, war vor ihm in die Hocke gegangen und hatte ihm die Hand gereicht. Langsam entwickelte sich der Graskopf zu einem echten Problemkind. Sie steckte wirklich erstaunlich viel Zeit und Energie in dieses Nervenbündel, mehr als in jeden anderen Rekruten, aber was blieb ihr auch anderes übrig? Lorenor war nun mal körperlich der fitteste und konnte durchaus einen sehr hohen und bedeutenden Rang in der Army einnehmen... wenn er denn wollte. Aber genau da war der Hund begraben. Er verabscheute die Army und das zeigte er ungeniert jedem hier, ob sie es wollten, oder nicht. Dennoch würde sie es bereuen, diese Chance nicht ergriffen zu haben. So hätte sie es wenigstens versucht. Tashigi grinste nur etwas und zog die Schultern etwas heran. "Mein Drill hat dir heute wohl noch nicht gereicht, was?" Überrascht blinzelte Zorro sich den Regen aus den Augen und blickte zu Jenkins und ihrer ausgestreckten Hand auf. Wo kam die denn so plötzlich her? Zögernd ergriff er ihre Hand und ließ sich soweit aufhelfen, dass er sich hinsetzen konnte. Seine Beine waren zittrig und weich wie Wackelpudding, aufstehen kam noch nicht in Frage. Er stützte seine Hände auf den Knien ab und Rang nach Atem. Statt zu antwortenden schüttelte er nur matt den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel die Mischung aus Schweiß und Dreck aus dem Gesicht. "Du bist echt seltsam, Lorenor...", seufzte der Seargant nur grinsend und setzte sich neben ihn, ungeachtet dessen, dass sie nun ebenfalls im Schlamm saß und ihr die Regentropfen auf den Brillengläsern die Sicht nahmen. Auffordernd hielt sie dem Grünspan den Teller hin, die ihr gerade noch der blonde Koch in die Hände gedrückt hatte. "Iss erstmal was. Nochmal werde ich dir deswegen nicht hinterher laufen!" Zorro nahm immer noch erstaunt schweigend den Teller entgegen. Es irritierte ihn, dass sie sich einfach so neben ihn in den Dreck setzte und er wusste noch nicht, ob ihn ihre Anwesenheit störte oder nicht. Er beschloss, diese Entscheidung später zu fällen, wenn er nicht mehr nach Luft hechelte, aber bis jetzt hielt sich seine Genervtheit in Grenzen. Der Grünhaarige begann wahllos damit, das Essen hinunter zu schlingen. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und knurrte nachdrücklich, die Mahlzeit war längst überfällig. "Danke, Searge." "Schwachkopf!", wiederholte Jenkins nochmal und fischte sich ebenfalls eine Fleischtasche vom Teller. Wegen diesem Idioten hatte sie Ace kampflos ihre Mahlzeit überlassen. Und überhaupt nervte es sie unglaublich, dass sie so viel Zeit in diesen Vollzeitchaoten investierte, höchstwahrscheinlich sogar vergebens. Warum sie es dennoch immer wieder tat, wusste sie selbst nicht genau. Aber Fakt war, dass sie nicht einfach so tatenlos mit ansehen konnte, wie die beiden Lorenors sich gegenseitig auf die Füße traten. Vermutlich war sie einfach zu weich für den Job als Drill Seargant. Er grinste kurz und hielt ihr dann den Teller entgegen. Dass der Regen darauf plätscherte, störte Zorro nicht wirklich, und Jenkins offensichtlich auch nicht. Aus den Augenwinkeln linste er immer wieder zu seinem Drill Seargant hinüber. Was machte sie eigentlich hier? War sie etwa nur heraus gekommen, um ihm etwas zu Essen zu bringen? "Bist du schon lange draußen?" Jenkins schüttelte nur etwas den Kopf und stellte sich wieder auf die Beine, nachdem sie einen der Teigtaschen gegessen hatte. Eins musste man dem blonden Lüstling lassen: kochen konnte er wie ein Vollprofi. "Iss auf und geh duschen. Dein alter Herr wird dir wohl so schnell nicht wieder auf den Pelz rücken." Was mitunter daran lag, dass es mit einem versehentlich durchlöcherten Fuß eh schwierig war zu laufen. Der durchnässte Private schmunzelte. Noch immer fragte er sich, wie die Sache schließlich ausgegangen war. Seit heute Morgen hatte er von Roan nichts mehr gesehen oder gehört, was ihm nur Recht war. Allerdings ging er auch kein Risiko mehr ein und hatte Menschenansammlungen gemieden. Jenkins hatte ihn wortlos im Klassenzimmer bei dem Rest seiner Truppe abgeladen, nachdem sie auf der Krankenstation Bescheid gegeben hatte, dass Seargant Lorenor auf dem Vorplatz war und Hilfe benötigen könnte. "Hat es eigentlich noch ein Nachspiel gegeben? Wegen der durchschlagenden Diskussion?", hakte er schließlich nach, bevor er sich den Mund wieder mit Maultaschen stopfte. Er hoffte, dass er mit seiner Einschätzung Recht behalten und Roan die Klappe gehalten hatte. Schulterzuckend stopfte die Angesprochene ihre Hände in die Hosentaschen. Bisher hatte es noch keine Sanktionen gehagelt. Lorenor Roan hatte tatsächlich die Klappe gehalten. "Bisher kam da noch nichts, aber vermutlich schämt er sich zu sehr um was zu sagen, weil er von einer Frau fertig gemacht wurde", erklärte sie nur knapp und versuchte das Gesicht nicht zu einer verspotteten Miene zu verziehen. Zorro zuckte nur mit den Schultern. Das war die naheliegenste Vermutung und wahrscheinlich behielten sie damit auch Recht. Im Grunde war es aber auch egal, solange er die Klappe hielt. "Dann ist ja gut", gab er zurück und stellte den leeren Teller auf seinen Knien ab und stützte sich satt mit den Armen nach hinten ab. Ihm war immer noch heiß von seinen Joggingrunden, der Regen kühlte ihn angenehm runter. Jenkins nickte dem Rekruten nur kurz zu, machte auf dem Absatz kehrt und ging dann wieder einige Schritte Richtung Eingangstür. Irgendwie war dieses Zusammentreffen anders als sonst. Oftmals hatten sie sich ziemlich übel gestritten, dennoch war es jetzt seltsamer als zuvor. Etwas stand zwischen ihnen. Wieder machte sie kehrt und zog die Schultern etwas ran. "Okay, was stimmt jetzt wieder nicht?" Der Grünhaarige blinzelte durch den Regen verwundert zu ihr hinauf. Was war denn nun schon wieder los? Er konnte sich nicht daran erinnern, irgendetwas gesagt zu haben, das man falsch hätte auffassen können. Momentan lastete Roan sein gesamtes Streitpensum aus, die kümmerlichen Reste beanspruchte Sanji für sich und er hatte ganz bestimmt keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion, falls Jenkins darauf hinauswollte. Also - was störte seinen Drill Seargant jetzt schon wieder an ihm? "Was sollte sein?", hakte er seufzend nach. "Weiß nicht, du bist im Moment sehr seltsam." Und das nicht im positiven Sinne. Sie mochte irgendwie die Zickereien zwischen ihnen, aber das hatte gänzlich nachgelassen, seitdem sie sich mit Roan auf dem Flur vor dem Zimmer ihrer Rekruten gestritten hatte. Lag es vielleicht daran, was sie über diesen Freundschaftskram gesagt hatte? War ihm das so unangenehm gewesen, dass sie Lorenor als 'Freund' betitelt hatte? "Also, wenn's um dieses Freundschaftsgedöns geht, tut mir das Leid." Beinahe hätte Zorro die Augen verdreht. Zwar hatte sie Recht - er ging um dieses Freundschaftsgedöns, wie sie es so schön nannte, allerdings nicht in der Art und Weise, wie Jenkins vermutlich dachte. Zwar hatte er versucht, nicht allzu viel auf ihre Worte zu geben, aber dass sie das als rein taktisches Vorgehen enthüllt hatte, war ihm doch gegen den Strich gegangen. Ob ihm das passte oder nicht. Und es passte ihm nicht, das wurde ihm in diesem Moment klarer als jemals zuvor. "Daran liegt's nicht", gab er eine Spur gereizt zurück. Sie hatte sich also mit ihrem Bauchgefühl nicht geirrt. So gesehen hatte Lorenor ihr zugestimmt, dass etwas zwischen ihnen lag, obwohl er es verneint. Missmutig verschränkte die junge Soldatin die Arme vor der Brust. "Woran liegt's dann?" Zorro seufzte und stemmte sich mühsam wieder auf die Beine. Er hatte keine Lust darauf, zu ihr hinauf zu starren. Kurz überlegte er, seine Gedanken für sich zu behalten, aber über kurz oder lang würde das nichts bringen. Außerdem war er ihr wohl auch irgendwie die Wahrheit schuldig. Der Grünhaarige blickte ihr scharf in die Augen. "Dass du's zurück genommen hast, du blöde Kuh!" Jenkins blinzelte einige Male irritiert zu ihm rüber. Sie hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass es ihm unangenehm gewesen war, dass sie ihn als einen ihrer Freunde betitelt hatte. Dass es genau andersherum war, machte sie dann doch ein wenig stutzig. "... warte, du willst mit mir befreundet sein?" Tashigi unterdrückte ihre Belustigung. Den Gedanken, mit ihm befreundet zu sein, war irgendwie ziemlich lustig. Er mochte sie nicht mal, warum dann der plötzliche Sinneswandel? "Klappe zu, Searge, es zieht!", informierte Zorro sie leichtfertig und zuckte mit den Schultern, anstatt eine Antwort zu geben. Er wusste es ja selbst nicht genau und konnte ihr somit auch nicht erklären, wieso er seine Meinung so radikal geändert hatte. Tatsache war aber, dass sie in den letzten Wochen viel für ihn getan hatte. Und er wusste das zu schätzen. Misstrauisch verschränkte Tashigi die Arme vor der Brust und seufzte tief auf. Wie kam der Idiot darauf, dass sie an einer Freundschaft mit ihm interessiert war, nach all dem, was er verbrochen und ihr angetan hatte? Zumal es sowieso verwerflich war, dass sich Rekrut und Seargant privat gut verstanden. Schon schlimm genug, dass sie Ace an der Backe hatte. "Du bist fies, arrogant und ein Kotzbrocken, hast jede noch so kleine Chance genutzt mir das Leben als Seargant schwer zu machen. Von meinem Wagen will ich erst gar nicht anfangen. Wie haben uns ewig gestritten. Und nur, weil ich dir bei dem 'Vater-Problem' behilflich bin und du nachts besoffen vor meiner Tür gestanden und mir ein Ohr abgekaut hast, heißt das noch lange nicht, dass wir uns auf irgendeine Weise gut verstehen." Damit hatte sie so ziemlich alles gesagt, was es zu sagen gab, zumindest vorerst. Der Grünhaarige war drauf und dran, wortlos zu gehen. Sie hatte ihm klar und deutlich gesagt, warum sein Wunsch nicht nur unerklärlich, sondern vollkommen naiv gewesen war. Nicht, dass er auf ihre Argumentationskette nicht auch alleine gekommen wäre - er wusste selbst, dass er vom ersten Eindruck an alles vermasselt hatte, was ging. Nicht nur das, er hatte es sogar mutwillig noch schlimmer gemacht, nachdem er ohnehin schon knöcheltief in der Scheiße gestanden hatte. Verständnis oder auch nur einen Funken Vertrauen von ihrer Seite aus zu erwarten, darauf zu hoffen, war ein fataler Fehler gewesen, das gestand er sich nun freimütig ein. Trotzdem kratzten ihre Worte hart an seinem Ego. Er malmte mit dem Kiefer und stierte nachdenklich in den Regen hinaus. Das Bedürfnis, sich sofort aus dem Staub zu machen, verflog. Blinzelnd blickte er zu ihr hinauf und hielt sich eine Hand an die Stirn, um sich ein wenig vom Regen abzuschirmen. Zorro musterte seinen Drill Seargant bedächtig und wog gedanklich ab, ob sich die Mühe lohnte. Jenkins sah nicht sonderlich versöhnlich zu ihm herab, sondern eher, als würde sie ihren Worten am liebsten noch mal mit einem kräftigen Arschtritt Nachdruck verleihen. Das Schlimmste war, er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Die Frage war nun, ob er überhaupt einen Versuch wagen sollte, sie umzustimmen. Ein paar Sekunden schwieg er stur weiter und gab sich dann einen Ruck. Er konnte das so nicht stehen lassen, ob sie ihm nun zuhörte oder nicht. Weshalb auch immer, er hatte keinerlei Interesse mehr daran, mit ihr auf Kriegsfuß zu stehen. Die kleinen Zickereien und verbalen Schlagabtausche hatte er mittlerweile zu mögen gelernt. Und auch, das etwas fehlte, wenn es nicht so war. Seufzend raffte er sich schließlich auf die Beine und in eine (halbwegs) aufrechte Position. Seine Muskeln protestierten, aber er ignorierte sie. Stattdessen hielt er den Blick fest auf Jenkins gerichtet. "Ich hab viel Scheiße gebaut. Das weiß ich, das sehe ich ein und es tut mir auch Leid", sagte er ernst und wich ihrem verwirrten Blick nicht aus. "Aber du kannst auch nicht abstreiten, dass wir ein ganz gutes Team abgeben, wenn wir uns zusammenreißen. Und mit wir meine ich wahrscheinlich vor allem mich selbst...", stellte Zorro fest, der gar nicht abstreiten wollte, dass er die Hauptschuld an ihrem miesen Umgang miteinander trug. Schließlich atmete er durch. "Wie wär's also mit 'nem Neuanfang?" Ihre Verwirrung stand ihr mehr als deutlich im Gesicht geschrieben. Er entschuldigte sich, gestand sich seine Schuld ein und verlangte nun sogar nach einem Neuanfang. War das wirklich der Lorenor Zorro, den sie kennen gelernt und mit dem sie sich abermals gestritten und sogar geprügelt hatte? "Hast du 'nen Schlag auf den Kopf gekriegt?", hakte sie spöttisch nach, ohne wirklich abwertend zu klingen, denn Private Lorenor schien es doch wichtig zu sein, dass sie sich verstanden. Aber warum auf einmal? Vermutlich würde er diese Frage selbst nicht beantworten können, weshalb sie diese Worte einfach herunter schluckte. Aber warum eigentlich nicht? Ihr selbst war es ja auch lieber, wenn sie weniger Stress und Streitereien um sich hatte. Tashigi bezweifelte zwar, dass diese ganz aufhören würden, aber dann konnte sie sich wenigstens sicher sein, dass Lorenor nicht nochmal in einen Panzer kletterte, nur um ihr Eigentum zu zerstören. Die junge Frau löste die Verschränkung ihrer Arme, bevor sie Lorenor entschlossen die Hand entgegen hielt. "Da es dir irgendwie wichtig zu sein scheint...", willigte sie knapp ein und unterdrückte ein aufmunterndes Schmunzeln. Lorenor wird schon seine Gründe haben. Zorro ergriff ihre Hand ohne zu zögern und verkniff sich mit Mühe ein erleichtertes Schmunzeln. Erstens wollte er sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihn jede andere Reaktion auf seinen Vorschlag gekränkt hätte, zweitens war ihm durchaus klar, dass er noch unter einer gewissen Probezeit stehen würde. Jetzt war Schluss mit große Töne spucken, diesmal würde er wirklich beweisen müssen, dass er seine Worte ernst meinte. Ein kleines Geplänkel hier und da würde vielleicht noch drin sein, aber ab jetzt musste er darauf aufpassen, dass er es damit auch nicht auf die Spitze trieb. Er schüttelte die Gedanken ab und katapultierte sich somit zurück ins Hier und Jetzt. "Lorenor Zorro", trieb er das Klischee grinsend auf die Spitze. Leise lachend lief Jenkins den Kopf hängen. Irgendwie ein seltsames Gefühl, das Kriegsbeil zu begraben und komplett neu anzufangen, allerdings auch angenehm überraschend. "Ach, der Kerl, der Captain Morgan den Kiefer gebrochen und den arm weggesprengt hat?", spottete sie nur und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Ihr war durchaus bewusst, dass er diesen Spruch das ein oder andere Mal gehört hatte, aber das war ihr egal. Das wollte sie sich nicht nehmen lassen. Er schmunzelte und gab seine Standardantwort, wenn auch weitaus weniger entrüstet als sonst. "Ich habe ihm nicht den Arm weggesprengt." Ein wenig der Beklemmung, die sich in den letzten Tagen auf seine Brust gelegt hatte, verschwand. Er hatte das Gefühl, ein klein wenig leichter atmen zu können. Das musste wohl heißen, dass er irgendetwas richtig gemacht hatte. Zorro blickte hinauf in den schwarzen Himmel. Noch immer pladderte der Regen auf sie hinab und sein Körper war mittlerweile so weit abgekühlt, dass er den schneidenden Wind durchaus bemerkte. Jenkins konnte es kaum besser gehen bei diesem Scheißwetter. "Lass uns reingehen", schlug er dann vor und sammelte den leeren Teller auf. "Klingt nach 'nem Plan...", gestand Jenkins und wischte sich die regennassen Haarsträhnen aus der Stirn. Sie war wirklich nicht scharf darauf, weiter im Regen stehen zu müssen. Wieder verschränkte sie die Arme vor der Brust und ging langsam Richtung Eingang. Der Grünhaarige überließ ihr bereitwillig den Vortritt und setzte ihr nach. Wobei 'schleppen' vermutlich der passendere Ausdruck war. Alles, wonach ihm jetzt verlangte, war eine heiße Dusche, um die Kälte aus den Gliedern zu vertreiben, und eine Mütze Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)