Blutige Begegnungen von Diracdet (Teil 7 des Detektiv Conan-Noir Crossovers) ================================================================================ Kapitel 5: Noir greift ein -------------------------- Hallo liebe Lesenden, willkommen zu meiner angekündigten kleinen Scharade. So ab dem übernächsten Kapitel wird die vermutlich so richtig in Schwung kommen, aber ich glaube, gemessen an den Kommis, hat der Auftakt schon gefallen. An dieser Stelle natürlich auch wieder mein ganz herzliches „Vielen Dank!“ an all die fleißigen Schreiberlinge, die ihre Gedanken immer auch äußern.^^ Zwei Fragen, die dabei aufkamen, möchte ich kurz ansprechen. Das Feuerwerk ist tagsüber sicher nicht so beeindruckend, wie Abends. Weshalb auch die Feuerwerke bis zum Abend dauern werden (kommt hier gleich nochmal), um am Ende eben deutlich beeindruckender zu wirken. Nichtsdestotrotz, wenn man das Problem, die Sonne, kennt, kann man es schon relativ leicht einigermaßen umgehen. Zwei, drei Dinge sind dabei, meiner Meinung nach, realisierbar. Einmal, dass man sich der Orientierung der Sonne anpasst. Die Feuerwerke wandern, genauer, ihre Ausgangspositionen, neben dem Park hin und her, so dass die Parkbesucher, stets in Richtung von der Sonne weggucken. Dann wählt man kein blau als Farbe sondern möglichst starke Kontraste im roten, grünen, gelben Bereich. Und schließlich kann man auch immer an der chemischen Zusammensetzung ein wenig drehen, um besagten Kontrast künstlich zu erhöhen, die Farben zu intensivieren. Die andere Frage bezog sich auf Mireilles Rolle als Schachspielerin. Ein Genie, welches diese Disziplin beherrscht, ist sie natürlich nicht. Sie ist nicht dumm, aber auch nicht hochintelligent, 'nur' klug. Aber zusätzlich hat sie halt die Informationen und Quellen der Soldats zur Verfügung... und, naja... es ist bedeutend einfacher noch, zwei und zwei zusammen zu zählen, wenn man vorher schon weiß, dass vier heraus kommt. ;] Die eigentlich interessante Frage für euch Leser dabei sollte aber eine andere sein. Viele Figuren sind auf dem Platz und ja, Mireille ist eine Schachspielerin, die diese Figuren nach ihrem Gutdünken bewegt. Aber Schach ist ein Spiel zu zweit. Und so bleibt noch zu klären, wer der zweite Schachspieler ist... Mit diesem Rätsel lasse ich euch mal alleine, wünsche euch viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal.^^ LG, Diracdet P.S.: Es ist so weit: jetzt wird erstmals Blut fließen! Irgendwann muss ich ja mal dem Titel gerecht werden. XD _______________________________________________________________________________ Kapitel 5: Noir greift ein „... Deswegen bin ich auch sehr optimistisch, was die Zukunft unserer Firma, ihrer Mitarbeiter und natürlich auch dieser wunderschönen Stadt angeht. Und dieser Park wird eines Tages Symbol der Erfolge sein, die die Kanin-Gesellschaft, die wir errungen haben und weiterhin erringen werden.“ „Vielen Dank für dieses Schlusswort und für das gesamte Interview, Herr Kanin!“ „Nichts zu danken, es hat mich sehr gefreut, Frau Mizunashi.“ „Und... Schnitt! Wunderbar, alles im Kasten. Du warst wie immer Klasse, Rena. Man merkt dir die Pause wirklich nicht an, ehrlich.“ „Danke, Mitsushi.“, lächelte sie ihm freundlich zu, immer versucht, ihre Anspannung nicht zum Vorschein kommen zu lassen. „Und wie gefällt Ihnen die Veranstaltung bis jetzt, wenn ich offen fragen darf?“ Der 53-Jährige Hideichi Kanin trat in seinem hellgrauen Nadelstreifen-Anzug samt Krawatte als typischer Geschäftsmann auf. Jede Frage, wie auch die entsprechende Antwort auf die Fragen anderer formulierte er auf auffallend hohem, diplomatischen Niveau. Eine Kunst, die die Reporterin aus ihrem Doppelleben auch kannte, und ihr daher bei jedem anderen suspekt vorkam. Unecht irgendwie, ohne dass es eine Möglichkeit gab, den Wahrheitsgehalt objektiv daraus abzuleiten, was genau er sagte. „Es ist... wirklich beeindruckend, muss ich sagen. Ich denke, auch wenn es als Park vielleicht nicht so viel her macht wie ein Luxusliner, Sie stehen der Einweihungsfeier der Ocean Goddess von vor ein paar Tagen in nichts nach.“ Er schmunzelte leicht überrascht des Vergleiches wegen, konnte aber doch schnell reagieren. „Na dann hoffe ich, dass diese Feier ein weniger unrühmliches Ende nimmt, als die von Herrn Tanahi.“ Er sah kurz auf die Uhr. „In elf Minuten kommt das nächste Feuerwerk, das sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Jedes hat ein etwas anderes Thema.“ „Sie halten diesen stündlichen Rhythmus bis heute Abend durch?“, hakte sie nach. „Ja, so war es mit der Stadtverwaltung abgemacht. Das letzte wird das größte Feuerwerk um Punkt neunzehn Uhr sein. Also dann, ich muss mich noch um ein paar andere, interessierte Gäste kümmern. Viel Spaß wünsche ich Ihnen noch, Frau Mizunashi. Und natürlich auch Ihrer Crew.“ „Danke nochmals für das Interview und viel Erfolg für diesen Tag, Herr Kanin.“ Er drehte sich nicht mehr um, lächelte nur in sich hinein. 'Natürlich. Das Feuerwerk wird heute noch sehr groß. Und für Ihre Nachrichtensendung ein echter Knüller. Dagegen wird Tanahis persönlicher Rachefeldzug vor laufender Kamera geradezu nichtig wirken...' Der Kameramann machte noch einige Rundumaufnahmen vom Park, während die restliche Crew ihr Equipement zusammenpackte, um es an anderer Stelle später wieder aufzubauen. Rena stand einen Augenblick nachdenklich im Schatten eines Baumes, sah angespannt auf die Uhr. Es war eine Weile her, dass sie so intensiv in die Arbeit der Organisation eingebunden war, wie heute. Und es war für diese Art von Aktionen ein ungewöhnlich umfangreicher Plan. Es wäre gegenüber Gin und den anderen nicht auffällig, wenn sie allein deswegen nervös wirken würde. Allerdings beschäftigte sie viel mehr die Frage, ob sie irgendwie diese Aktion in ihrer letzten Konsequenz unterbinden konnte, ohne sich selbst ans Messer zu liefern. Das Ende vom Lied, welches ihren inoffiziellen Kollegen vorschwebte, schmeckte ihr nicht im geringsten. So verlor sie sich, kurzzeitig sogar auf ihrem Fingernagel kauend, in Gedanken, als plötzlich... „Oh, hallo, Frau Mizunashi! Wir haben uns ja eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen.“ Glücklicherweise sah sie gerade erneut auf ihre Uhr, so dass niemand den kurzen Schock in ihren Augen bemerkte, als sie die Stimme erkannte. „H-Herr Mori? Ran? Was... was machen Sie denn hier?“, brachte sie doch nicht ganz ohne stottern hervor. „Was wohl, wir wollen uns wie alle die Eröffnung dieses tollen Parks ansehen!“, konterte das Mädchen lächelnd, und auch ihr Vater nickte nur bestätigend. Das Schicksal innerlich kurz verfluchend, versuchte Rena, ihre Rolle aufrecht zu erhalten. „Ja, klar, dumme Frage. Tut mir leid. Was sollte man hier auch sonst wollen? Es ist aber auch ein herrlicher Tag geworden.“ Der Smalltalk kam ihr merklich unangenehm vor, bis Mori ihr aushalf. „Sie sind scheinbar doch recht beschäftigt. Wir wollten auch nicht stören...“ „N-nein... nein, Sie stören doch nicht... nicht richtig. Aber Sie wissen ja, wie das auf so einer Veranstaltung ist, man hat halt einen sehr... sehr engen Terminplan. Wir haben bereits ein paar Gäste am Eingang befragt, Herrn Kanin persönlich interviewt, jetzt wollten wir uns einige Besucher bei den Ständen herausgreifen und nachher stehen noch...“, sie sah kurz auf ihrem Handy nach, „...genau ein Gespräch mit einem Stadtrat, einem der Entwickler der Parkstruktur und dem hauptverantwortlichen Gärtner an. Ja doch, der Tag ist prall gefüllt. Sie können ihn also gerne für mich mit genießen.“ Ran und ihr Vater mussten mitleidig schmunzeln. „Schon gut. Wir wollten nur mal hallo sagen, als wir Sie sahen.“ „Ja... macht doch nichts, ich....“ Auffällig schwankten ihre Augen um die beiden herum, suchten nach einem bestimmten Punkt. „Sagen Sie... wo ist denn der kleine Junge, der sonst immer bei Ihnen ist, Herr Mori?“ Bei dieser Frage wurde der Detektiv auch wieder ernst, ließ seinerseits unauffällig, aber Rena nicht entgehend, den Blick schweifen. „Der hatte heute schon einen Termin, so dass er nicht mitkommen konnte.“, klärte Ran auf. „Ja... so sagte er zumindest.“, reagierte der Detektiv mehr unbewusst. Die Reporterin sah kurz auf. 'Was... sollte das... alles Zufall sein? Ist er vielleicht wirklich nicht hier und die beiden unwissend als Gäste? Das wäre dann ja gerade nochmal gut gegangen. Der Junge hier... das könnte eine Katastrophe geben. Das... würde eine Katastrophe geben!' Sie beruhigte ihre Nerven damit ein wenig, dass diese Katastrophe nicht eintrat, konnte sogar etwas lächeln. „Oh, na gut. Aber es hätte ihm bestimmt hier gefallen. Nun gut, Herr Mori, Ran, ich muss mal meiner Crew unter die Arme greifen. Und nicht vergessen, gleich ist wieder Feuerwerk!“ „Oh ja, wir haben schon eins mitbekommen, aber da waren wir noch auf dem Weg zum Park. Wenn das jede Stunde kommt, wäre das schon toll.“, freute sich Ran. „Ja, und es soll sich immer steigern bis zum Abend.“ „Danke für den Hinweis, und viel Erfolg Ihnen noch, Frau Mizunashi.“ „Danke und Ihnen viel Spaß hier.“ Damit wandte sie sich ab und ging zu ihren Kollegen. Mori sah ihr kurz skeptisch hinterher und drehte dann auf dem Schritt um, ging mit seiner Tochter auffallend still Richtung einiger aufgebauter Stände, die an einen traditionellen Jahrmarkt erinnerten. „Was ist mit dir, Paps?“ Seine Tochter starrte ihn zweifelnd von der Seite an. „Hm... Rena war irgendwie merkwürdig.“ „Inwiefern?“ „Naja, Stress mag sie ja heute haben und alles. Aber, es war doch in den Zeitungen... und im Fernsehen... und dennoch... hat sie dich nicht mal wegen der Ocean Goddess Geschichte angesprochen, gefragt, wie es dir geht, oder so?“ Sie schaute erst verwundert, lachte dann aber auf. „Ach Paps, es ist genau wie du selber sagst. Sie hat einfach etwas Stress mit dem engen Terminplan, und da erinnert sie sich nicht spontan an so was... muss man ja auch nicht.“ Etwas in ihrem Lachen war falsch, was ihr Vater so interpretierte, dass Ran den Vorfall eben noch nicht verdaut hätte und daher auch noch nicht wirklich distanziert damit umgehen könnte. Er hatte wohl unnötig die Wunde zu früh wieder aufgerissen. Dennoch kam er nicht umhin, seinen Zweifel bezüglich Rena Mizunashi aufrecht zu erhalten. „Aber sie erkannte uns direkt an unseren Stimmen, meiner genauer gesagt, und erinnerte sich auch an Conan...“ „Conan vergisst man halt nicht so schnell, wenn man ihn mal kennen gelernt hat. Na komm, lass uns uns amüsieren und diese Woche vergessen. Deswegen hast du mich doch hergeschleppt, oder, Paps?“, grinste sie ihm mit einem durchschauenden Lächeln zu. „H-Hey, was heißt hier hergeschleppt, ich zahle immerhin dafür!“ „Haha, schon gut. Lass uns mal nach da hinten hin gehen, das sieht aus wie ein kleiner Markt. Da gibt es bestimmt was schönes für mich.“ „Warte, Ran, ich rede mit dir...“, aber der langjährige Vater wusste bereits, dass ihm seine Tochter nicht mehr zuhörte und trottete folglich, leicht missvergnügt, die Hände in den Hosentaschen, hinterher. 'Naja, besser, dass sie sich über solche Banalitäten freut, als weiter über die Schifffahrt nachzudenken.' „Entschuldigt mich nochmal kurz, bin gleich wieder da.“ Rena lächelte ihren Kameramann kurz an, bevor sie sich zügig von der Gruppe, die noch mit dem Zusammenpacken der Ausrüstung beschäftigt war, entfernte. „Hey, warte Rena, jetzt ist doch gleich das Feuerwerk!“ „Macht nichts, ich sehe es doch von überall und es gibt mehr als eins, wisst ihr doch. Aber genießt es ruhig. Wir haben viel Zeit, also ganz mit der Ruhe.“ Und schon war sie weg. Die öffentlichen Einrichtungen des Parks wurden allesamt aufwendig auf den neuesten technischen Stand gebracht und sie kam nicht umhin, dem monumental wirkenden, glänzend weiß gestrichenen und irgendwie ineinander gedrungenen großen Klotz etwas abzugewinnen. 'Und doch nur ein öffentliches WC... Sie haben zu viel Geld, Herr Kanin. Einfach zu viel. Damit könnten Sie ganz andere Dinge machen.' Der Eingangsbereich war für diese Einrichtung wirklich außergewöhnlich groß, vier Meter hohe Wände, hell erleuchtet durch warmweiße LEDs, gekachelt mit Marmor. Sie zählte acht Sensor-gesteuerte Waschbecken und für jeden eine eigene Trockenvorrichtung, sowie zwei Babywickelstationen am hinteren Ende. Und das bei 'nur' sechs unabhängigen, fast schalldichten Kabinen, durchgehend silbermetallisch vom Boden bis zur Decke. 'Zahlt er auch für die Wartung und die Reinigung, wenn hier mal Nachts Unruhestifter kommen?' Sie versuchte sich zu konzentrieren, schließlich war sie aus einem bestimmten Grund hergekommen. Die Ruhe bereits hier im Raum, wo nur noch eine schwache Geräuschkulisse von draußen herein drang und lediglich eine Frau sich gerade hinten die Hände wusch, beruhigten sie etwas. Langsam schritt sie zur hintersten Kabine, öffnete die Tür und sah auf den von innen ebenfalls gekachelten Bereich. 'Nein..., ist das eine Verschwendung.' Sie blickte unbewusst kurz auf die Uhr. Wenige Sekunden bis zum Feuerwerk und dann... Boom! Die erste Rakete explodierte und tauchte draußen den Himmel stückweise, feinen Äderchen gleich, in ein knalliges, dunkles Rot. Blutrot. Im gleichen Moment ging ein Zucken durch Renas linke Seite, und sie spürte, wie eine Hand sich auf ihren Mund legte und jeden Laut unterdrückte. Bevor sie überhaupt das realisierte, fühlte sie in der Schläfe einen Pistolenlauf und dann gab ihr linkes Bein mit jedem Augenblick mehr nach, wankte unwillkürlich. Der Schmerz wurde heftiger und hielt nicht die Hand ihr den Mund zu, würde sie jetzt vermutlich nicht still halten können. In ihrem Knie schien ein höllischer Druck zu sein, der das gesamte Bein erfasste. Dann fiel die Tür hinter ihr zu und die Feuerwerksgeräusche verstummten, wie alles um sie herum, außer ihr Atem, ihr Herzschlag, der in ihren Ohren dröhnte und ihr schwaches Stöhnen unter der Hand. „Ganz ruhig. Sie können eh gleich nicht mehr stehen. Der Schuss hat ihr linkes Bein nur gestriffen, aber dabei die Kniescheibe um etwa einen Zentimeter aus der Balance gebracht, wodurch das Kniegelenk umgeknickt ist und daher keine Verbindung mehr zwischen Ober- und Unterschenkelknochen besteht. Ach ja, und das Handy in ihrer linken Hosentasche hat es auch erwischt. Die SMS an Gin können Sie sich nun also auch sparen. Wenn ich dann bitten dürfte, ich werde jetzt Ihren Mund loslassen, Sie werden sich, möglichst auf dem noch funktionierenden rechten Bein umdrehen und hinsetzen. Und das ganze bitte ruhig..., Agentin. Hidemi. Hondo.“ „Wo bleibt Kirs Nachricht?“ Gin stand in einer kleinen Nische hinter einem größeren Marktstand, neben ihm Scotch und beobachtete ungeduldig das Display seines Handys. Chiantis und Korns Bestätigungs-SMS, dass sie noch auf dem Posten waren und alles nach Plan verlief, war längst eingetroffen. Wie vereinbart, jede volle Stunde, wenn alle umliegenden durch das Feuerwerk abgelenkt waren. Und auch Kir hatte sich bis jetzt sehr genau daran gehalten. Bis jetzt. „Vielleicht hat sie es vergessen, Gin.“ Er hörte gar nicht zu, sondern wählte, ohne eine Miene zu verziehen, ihre Handynummer. Was er dann hörte, ließ ihn erstmals aufhorchen. 'There is no such number.' „Wie, Kein Anschluss unter dieser Nummer?“ Auch Scotch sah verwundert hoch. „Äh... hat sie ihr Handy ausgemacht?“ „Dann geht die Mailbox ran, genau so, wenn sie es verloren hätte.“, stellte Gin kühl fest, während er sein Mobiltelefon wieder einpackte. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder wurde die Nummer bei der Telefongesellschaft abgemeldet, was aber weder Kir noch sonst wer ohne weiteres so schnell hinkriegt. Schon gar nicht so, dass sie unerreichbar wäre. Und vor allem würde mich da ihre Erklärung interessieren...“ Ein dunkles Grinsen zeigte sich kurz auf seinen Lippen, verschwand aber auch gleich wieder. „Oder aber...“ er atmete kurz aus, als zöge er an einer seiner Zigaretten, obwohl er gar keine im Mundwinkel hatte. „Oder aber der Chip im Handy ist kaputt. Richtig kaputt.“ Scotch starrte verwirrt zu Gin, der stur in eine Richtung blickte. „Kann denn das so einfach passieren?“ „Nein. Es ist sogar äußerst... äußerst unwahrscheinlich, dass es so spontan, ausgerechnet heute, ausgerechnet jetzt passiert sein soll. Ich hatte wohl doch recht mit meiner Vermutung.“ Seine Laune ging sichtbar nach unten, auch wenn ein schwaches, durchdringendes Lächeln, welches dem Tod aus dem Gesicht geschnitten zu sein schien, blieb. „Schachfiguren. Alles nur Schachfiguren.“ „Dann hat sie jemand erwischt? Womöglich das FBI? Aber... aber selbst wenn, Gin. So wichtig war Kir für die Aktion doch nicht. Es ging doch nur um einen möglichen, aber unrealistischen Fall.“ „Bei unserm Glück momentan bezweifle ich fast, dass nicht genau dieser Fall eintritt.“ Er sah auf die Uhr. „Ich muss los. Sieh zu, dass du das Team von Nichiuri-TV ausfindig machst und Kir findest. Und sag Chianti und Korn Bescheid. Der Plan steht, aber sie sollen vorsichtig sein und sehen, ob sie sie vielleicht zufällig finden.“ „J-Ja, natürlich.“ Mühsam, die Zähne zusammenbeißend, wandte sich die CIA-Agentin auf einem Bein um und sank auf dem WC zusammen. Dabei bemerkte sie, wie das Blut an ihrem linken Bein herunterlief und dabei zunächst von ihrer schwarzen Jeans, dann auch von ihrer Socke aufgesaugt wurde. Ein paar Tropfen, vermutlich von ihrem Knie, fanden schließlich sogar den Weg auf den Boden, wo sie sie nun erblickte. Erst als sie saß und nicht mehr schwankte, warf sie einen Blick nach oben. Dort starrte sie direkt in den Lauf einer Walther P99 mit Schalldämpfer und dahinter... „Die blonde Frau, die sich eben die Hände wusch...“ Sie sprach in ihrem Schrecken mehr zu sich selbst, bekam aber auch eine Antwort von ihr. „Sicher, wer sonst? Sie sind wirklich berechenbar. Für die SMS genügte Ihnen das Feuerwerk nicht, Sie wollten auch abseits sein, nicht dass Ihr Kamerateam was mitbekommt und noch in die Schusslinie der Organisation gerät. Und weil Sie gerade vorher Herrn Kanin interviewt hatten, bot sich dieser Ort hier geradezu an. Zumal alle Kollegen Ihres Teams männlich sind.“ „W-Wer...“ Aber Mireille hob ihre linke Hand winkte mit dem Zeigefinger. „Ich sagte doch, bleiben Sie ruhig, Frau Hondo! Ich muss Sie doch nicht unnötig knebeln.“ Damit holte sie aus ihrer Tasche aus dem braunen Umschlag, der auch ihre Waffe enthielt, zwei Paar Handschellen. „Was... was wollen Sie?“ „Ich will eigentlich nur, dass Sie sich für heute frei nehmen. Von der Arbeit, sowohl für das Fernsehen, als auch für die Organisation.“ Hidemi schluckte unsicher. Sie hatte keine Ahnung, wer diese Person war. Aber umgekehrt, diese Person wusste scheinbar nicht nur alles über sie, sondern auch über die Pläne der Organisation. Eine Vorstellung, die ihr mehr als unheimlich erschien. „Les Soldats?“ Mireille lächelte amüsiert, schüttelte dabei den Kopf. „Nein. Aber wenn Sie unbedingt wissen wollen, wer ich bin...“ Sie bewegte die Pistole leicht nach vorne, drückte sie ihrem Gegenüber direkt auf die Stirn und bewegte leicht den Abzug. „...sagen Sie nur 'ja', dann verrate ich es Ihnen und drücke ab. Sie sollen doch nicht unwissend sterben.“ „...Schon gut.“ Sie ließ sich etwas nach hinten sinken und ihre Arme nach unten gleiten. „Verzeihen Sie, aber auch wenn Sie... versuchen, Gutes zu tun, und der Organisation nicht zu sehr zu helfen, Sie sind mir heute einfach bei meinen Plänen etwas im Weg. Und ich gehe davon aus, dass auch Sie kein Interesse daran haben, dass... Conan Edogawa etwas zustößt, oder?“ „Was, er ist doch hier?“ Der Schock saß tiefer, als der beim Hören ihres richtigen Namens. „Sicher... ich habe ihn eingeladen.“ „Was, aber Wieso? Was wollen Sie, was... Aaargh!“ Ihr ganzes linkes Bein schmerzte heftig, als Mireille mit Gewalt die Handschellen an ihren Füßen festmachte und diese nach hinten bewegte. „Wenn Sie wissen, wer ich bin, hätte es ein einfaches 'halten Sie sich heraus' auch getan!“, stellte Hidemi zähneknirschend fest. „Es hätte es für die Polizei getan, wenn man Sie irgendwann findet. Aber glauben Sie ernsthaft, Sie könnten Gin täuschen, wenn Ihre Verletzungen und Ihre Gefangenschaft von Ihnen inszeniert wären? So sicher ist Ihr Stand in der Organisation nicht, glauben Sie mir.“ „Es wäre nicht das erste Mal, dass es funktioniert hätte.“, gab sie fast bockig zurück, worauf Mireille nur schmunzelnd reagierte. Sie führte ihre Arme hinter das kurz vor der Wand verlaufende Heizungsrohr, und kreuzte die Handschellen vor dem Verschließen mit denen der Füße, so dass die Agentin, sich nicht davon lösen konnte und ihr Körper um die Toilette herum gekrümmt wurde. „Was ist mit meinem Team? Die werden mich bald suchen...“ „Keine Angst. Wir haben Eröffnungstag und da ist nie alles fertig, wissen Sie doch!“ Daraufhin holte sie aus der Tasche noch ein großes Metallschild hervor, welches das Emblem der Kanin-Gesellschaft und die Aufschrift 'Zur Zeit defekt' trug. „Die Kabinen sind nicht ganz schalldicht, und ein Schlüsseldienst für die Tür ist heute schwer aufzutreiben. Also wird man einfach anklopfen und wenn keine Antwort kommt, wird das genug Bestätigung sein. Es sei denn, Sie wollen unbedingt raus und das Leben von Unschuldigen riskieren. Dann können Sie natürlich die Rufe beantworten.“ Ein überzeugtes Lächeln schwang ihr dabei auf den Lippen. „Und was soll ich diesbezüglich Gin erzählen? Er wird mir sicher nicht glauben, dass ich Stunden lang betäubt war, oder?“ „Oh... stimmt, da habe ich gelogen.“ „Wie?“ Aber Mireille riss nur schweigend etwas Klopapier ab und stopfte ihrer Gefangenen damit den Mund voll, bevor sie ihn mit einem Taschentuch zuband. „Ich musste Sie doch knebeln. Danke, dass Sie mich dran erinnerten. Einen schönen Tag wünsche ich.“ „Mhmmm... MhhhMMMM?!“ Doch Mireille winkte nur noch kurz, verließ dann mit dem Schild die Kabine und Hidemi vernahm von außen nur noch das Klicken des Türschlosses – woher hatte diese Frau eigentlich den Schlüssel für außen? – und wie das Schild metallisch gegen die Tür klapperte. Kurz nur versuchte sie, sich von selbst zu befreien, zu ergründen, wie sicher die Handschellen waren – sehr sicher, wie sie feststellte – dann wurden ihr die dabei verstärkten Schmerzen ihres Beins zu viel und sie lehnte sich entnervt an die Wand an. 'Wer... war diese Frau?' Hideichi Kanin ließ sich leicht erschlafft gegen einen Baum sinken. Soeben hatte er ein weiteres Interview hinter sich gebracht und weil nun eine Pause anstand, zog er sich ein wenig von der Hauptbühne, von der aus er die Mitarbeiter und Gäste noch vor Mittag begrüßt hatte, zurück. Das Feuerwerk war verblasst, die nächste Stunde verhieß etwas Ausgleich. In einer ruhigen Ecke zwischen einigen alten, hoch gewachsenen Kiefern, um die herum fleißig Gartenarbeit betrieben worden war, um sie für das ungeschulte Auge heraus zu heben aus der Masse, nahm er sich eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie an, zog heftig daran, bevor er befreit den Dunst ausblies. Elegant richtete er sie von sich weg auf den Wegbereich und klopfte mit dem Zeigefinger die Asche ab. „Nana, Herr Geschäftsführer, wer wird denn hier einen Waldbrand riskieren wollen?“ Er musste gar nicht aufsehen, um zu erraten, wer da hinter ihm aufgetaucht war. Selbst, wenn er dieser Person noch nie begegnet wäre, seine Stimme nie gehört hätte, so genügte ihr selbstsicherer und doch nicht überheblicher, sondern fast erhabener Klang, um sie als dieser einen Person zugehörig auszumachen. Sie wirkte gleichzeitig düster und drohend, legte sich erbarmungslos wie ein Leichentuch auf seine Umgebung und erstickte scheinbar alles drumherum in der Aura dieses Mannes. Doch, er hatte diese Stimme schon einmal gehört; vor gar nicht all zu langer Zeit. Und so lächelte er in sich hinein, während er erneut die Dunstwolken ausstieß, nochmal den Streifen Ascherest vom Zigarettenstummel entfernte und den Kopf hob, sich langsam umdrehte. „Ah, mein lieber... Gin.“ Die Überzeugung in Kanins Zügen, mit denen er dem Mann in Schwarz begegnete, waren, wie bei dem Gespräch mit Rena Mizunashi, denen eines Pokerspielers nachempfunden. Absolut undurchschaubar, ohne Furcht vor dem Unbekannten, welches sich vor ihm in Schwarz hüllte. In diesem Gegenüber jedoch fand er einen ebenbürtigen Kontrahenten. Gin führte lässig die Hände in den Taschen, stand aufrecht da, seine Haare gekonnt so die Augen verdeckend, dass er Kanin genau sah, dieser von seinem Gesicht aber nur das breite Grinsen wahrnahm. „Ich wüsste nicht, dass wir schon Freunde geworden wären, Herr Kanin.“, reagierte er ebenso gelassen wie unfreundlich auf die unerwartete Begrüßung. „Reine Höflichkeit, das ist in meinen Geschäftskreisen von Nöten. In euren nicht, ich weiß.“ Gin antwortete bewusst nicht, ließ dem Milliardär die Gelegenheit, sein Pulver an Floskeln und verbalen Attacken zu verschießen, Beziehungsweise, es einfach Leid zu werden, wenn er nicht darauf reagierte. „Also, wie gefällt euch meine kleine Party?“, begann Kanin schließlich das Gespräch. „Sie wissen doch, Öffentlichkeitsarbeit gehört ebenso wenig bei uns dazu wie... Höflichkeit. Nun ja...“ Er grinste ironisch. „Nicht diese Form von Öffentlichkeitsarbeit.“ „Schade, ich hatte mir ehrlich mehr erwartet von potentiellen... Handelspartnern.“ Eine ganz leichte Regung in Gins Haltung signalisierte plötzliche Aufmerksamkeit. „Dann haben Sie also Interesse, Herr Kanin?“ „Nicht im Entferntesten, aber ihr seid doch diejenigen, die sich bemühen, oder sehe ich das falsch?“ Das Lächeln in Gins Gesicht wurde augenblicklich breiter. „Ja, das sehen Sie falsch. Unser Angebot war lediglich die Option... dass Sie friedlich für uns arbeiten und nicht zu sehr von uns belästigt werden. Schließlich... streben Sie doch höhere Posten an, nicht wahr?“ Nun verlor auch er leicht seine Lässigkeit. „Paah... da hat man noch gar nicht richtig angefangen, sich in die Politik einzumischen, schon kommen die ersten Einschüchterungsversuche.“ Herr Kanin lächelte missvergnügt, warf den Stummel seiner Zigarette in einen nahe stehenden Mülleimer. „Allerdings hatte ich den nicht von euch erwartet.“ Gin begutachtete das Pokerface seines Gegenüber, rührte sich aber noch nicht. „Na na, so würde ich es doch nicht gleich bezeichnen. Lediglich ein freundliches Angebot. Eigentlich wissen Sie doch eh nichts mit Ihrer Macht anzufangen, wenn Sie diesen ganzen Platz für einen Park verschwenden. Dann lassen Sie das doch lieber Leute regeln, die damit etwas anfangen können.“ „Ach, ihr könnt was mit den Gebäuden dieser Stadt anfangen? Du meinst, wie mit dieser alten Lagerhalle, die angeblich leer stand und plötzlich so heftig ausbrannte, als wäre sie mit Asbest gefüllt gewesen?“ Das Lächeln auf den Lippen des Mannes in schwarz verflog augenblicklich. „Wie war noch gleich der Name der Person, die bis ein paar Tage davor einen offiziellen Schlüssel dafür besaß? Ach ja, Shiho... Shiho Miyano. Die Tochter von Atsushi und Elena Miyano. Zwei Wissenschaftler, die seit 30 Jahren niemand mehr gesehen hat. Hm... was habt ihr wohl für Forschung in dieser Lagerhalle betrieben?“ „Das wüssten Sie gerne, was?“ Kanin schwenkte seinen Kopf leicht hin und her. „Nein... nein, eigentlich nicht so sehr. Manche Sachen sollte man wohl lieber nicht wissen. Also schön. Schluss mit lustig, Gin. Was stellt sich euer Verein vor?“ „Das selbe wie Sie offenbar, Herr Kanin. Ein schneller Aufstieg an die Macht.“ Er pausierte kurz, wodurch seine Stimme beim zweiten Satz noch deutlich drohender wirkte. „Und wir sind durchaus bereit mit harten Bandagen dafür zu sorgen.“ „Stimmt, das gleiche schwebt mir auch vor.“ Er ließ seine Hände entschuldigend durch die Luft gleiten. „Nur leider... sitze ich hier am längeren Hebel. Wenn ich dir einen Rat geben darf, pfeif deine Scharfschützen zurück, wenn dir dein Leben lieb ist, Gin.“ „Ach die? Falls Sie sich darüber Gedanken machen, kann ich Ihnen versichern, Herr Kanin, dass Ihre beiden postierten Schützen das letzte Feuerwerk leider nicht überlebt haben.“ Gin holte aus seiner Tasche eine Zigarette raus, zündete sie jedoch nicht an, sondern warf sie einen Meter vor Kanin auf den Boden. Sekunden später sprang das Stück eingewickelter Tabak rotierend in die Höhe und wechselte schlagartig die Drehrichtung, bevor es, vom Luftwiderstand abgebremst, langsam wieder zu Boden gleitete. Durch die allgemeine Lautstärke auf dem Fest waren die beiden Schüsse zwar grundsätzlich hörbar, aber nicht auffällig gewesen. Mit einem Mal verfinsterte sich nun auch die Miene des Geschäftsführers der Baugruppe und er zog die Luft langsam ein. „Wirklich...“, räusperte er sich, versucht, gelassen zu wirken. „Und was bringt euch das jetzt? Soll das eine Morddrohung gegen mich sein?“ „Nicht doch! Glauben Sie ja nicht, mir wäre nicht klar, dass Sie so weit Vorkehrungen getroffen haben. Wenn Sie heute sterben, folgt die Organisation Ihnen morgen in die Hölle und das will doch nun wirklich niemand, oder?“ Er ging einen Schritt nach vorne, blieb erneut stehen, richtete seinen Blick nun ganz auf Kanin, so dass er erstmals Gin in die Augen sehen konnte. In die kalten, klaren Augen, eines Mörders. „Aber es gibt da ja so ein Geheimnis in Ihrer Firma, dass Sie doch nicht unnötig in der Presse ausgeschlachtet sehen möchten. Sie wissen doch, wie die sind.“ Plötzlich musste er wieder schmunzeln und nach und nach ging dieses in ein lautes Lachen über. „Tut mir leid, Gin, aber wir leben im 21. Jahrhundert. Wenn du von einem 'dunklen Geheimnis' in meiner Firma redest, musst du dich schon klarer ausdrücken. Da sind deutlich mehr als eins.“ Er ließ einen Moment verstreichen, um sich selbst wieder zu fassen und mit ruhiger Stimme fortzufahren. „Und ob das vor der Presse wirklich Bestand hat, ist noch eine ganz andere Frage.“ „Sicher, aber es gibt ja nicht nur die Presse. Vielleicht interessiert ja die Aktionäre Ihrer Firma, welche Geschäftsführung eigentlich ihr Unternehmen leitet... Oder eben bald... nicht mehr.“ Versteinert sah ihn Kanin mit einem mal an. „Ah, ich sehe, wir verstehen uns.“ Gin beugte sich, ohne den Blick abzuwenden zum Boden, hob die fast makellose Zigarette auf und steckte sie ihm in die Jacketttasche. „Nehmen Sie sich ruhig noch eine. Das beruhigt und hilft eine klare Entscheidung zu treffen.“ Damit wandte er sich auf dem Schritt um und marschierte genau in die Richtung zurück, aus der er kam. „Wir werden uns sicher heute noch wieder sehen, Herr Kanin.“ Dieser wartete, bis Gin hinter einer Biegung verschwand, bevor er die Zigarette aus der Tasche holte und begutachtete. Das Papier war einem Ende von beiden Schüssen leicht angerissen, hielt den Tabak aber noch fest zusammen. „Guter Schuss, wirklich.“ Er zündete sie an, und nahm einen kräftigen Zug, bevor sich seine Lippen langsam wieder nach oben bewegten. „Wenn du... meinst, Gin, dann sehen wir uns heute wohl nochmal. Wenn du wirklich glaubst, dass du und deine Schützlinge... den heutigen Tag überleben werdet. Hm...ha... haha...hahahaha.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)