Gelbe Rosen von Bakamoto ================================================================================ Kapitel 1: Zerbrochen wie Glas ------------------------------ „Tsuni~!“, das Schweigen wurde durchbrochen, durch eine weibliche Stimme. Fröhlich strahlte man sie an. Es war ein warmer Frühlingsnachmittag. Die Sonne stand noch weit oben und eröffnete eine angenehme Atmosphäre, die perfekt vom Konzert einiger Vögel unterstrichen wurde. Auf der Bühne, eine Blumenwiese, die nicht herrlich um die beiden Personen herum blühen konnte, tanzten aber tausende und tausende Schmetterlinge ihr Stück vor sich hin. Es war wie ein Traum. Es war schön. Wie im Paradies. In der Ferne gab es einen Rosengarten. In diesem waren alle Farben des Regenbogens vertreten, doch durch die Ferne verschwammen die Farben zu einem angenehm weichen Farbton, der strahlte. Aber, obwohl die Rosen so fern waren, wurde ihr Duft bis zu den beiden hinüber getragen. „Schöner Himmel, nicht wahr?“, versuchte der Zehnte direkt abzulenken. Er saß schließlich mit den Händen ins saftige Gras abgestützt dort, und den Kopf gen Himmel gedreht. Der Himmel, den die beiden aneinander gelehnt betrachteten, war royalblau gefärbt und bestickt mit ein paar weißen Schäfchen. Die Beiden hätten wetten können, dass eine aussah wie ein Herz. „Ja, schon… Aber Tsuna…,“ sie strahlte weiter, „…ich…“ Der braun Haarige lächelte sie an, während die Schmetterlinge höher und höher tanzten. „…ich und Kyoya…wir werden heiraten.“ Seine Augen wurden glasig und leer. In ihrem Gesicht spiegelte sich die Freude wieder. Das Mädchen, dass er über alles liebte, wird heiraten. Nicht ihn.. Nein, jemand anderes. Er war es nicht, den sie wollte. Er versuchte zu lächeln und seine Tränen zu unterdrücken, schließlich war er ein Mann. Der Boss der Vongola Familie… Er sollte sich für sie freuen und doch kullerten ihm bittere Tränen über sein japanisches Gesicht. Sie sah ihn überrascht an, lächelte dann aber wieder freundlich und schien sich sogar zu freuen. „Ich wusste nicht,…“ Ein Windstoß wehte und ihre orangefarbenen Haare kräuselten sich im Wind, so dass sie die Haare mit der Hand hinters Ohr zurück streichen musste. „…dass du dich für mich so sehr freust, dass du zu Tränen gerührt bist. Das macht mich unheimlich glücklich“, ihre Stimme klang so sanft und glücklich, als sie das sagte und ihr Lächeln war das eines Engels. Doch sein Gesicht erstarrte nur, so dass sie ihre Engelshülle kurz aufgab um ihn fragend anzuschauen. „Kyoko… Ich… Ich freue mich wirklich sehr für dich“, seine Stimme zitterte und sein gezwungenes Lächeln war schwach, aber es genügte um das Mädchen zu täuschen und zum Lächeln zu bringen. „Ich liebe Kyoya wirklich sehr, weißt du? Ich habe ihn ja schließlich durch dich richtig kennen gelernt. Danke Tsuni~, ich bin dir dafür wirklich unheimlich dankbar“, sie gab ihm einen dankenden Kuss auf die Wange, während sie sprach. Er verfluchte währenddessen sein Leben. Er war wirklich so ein Nichtsnutz. Ganz plötzlich sprang er auf und schaute sie ernst an. Den Tränen nahe. „Ich… Ich muss zu Gokudera. Ich habe vergessen,… ehm… dass wir uns um fünf Uhr verabredet haben… Er wartet sicher schon längst… Bye, Bye!“ Ohne ein weiteres Wort zog er von dannen. Den Blick stur geradeaus; verschleiert von seinen Tränen, die fast unaufhörlich lautlos zu Boden fielen. Es war erst halb fünf und in diesem traumhaften Paradies blieb sie zurück. Nur Kyoko, die einsam vor sich hin das Konzert des Paradieses betrachtete. Kein Schmetterling tanzte mehr. Das Telefon klingelte, es war eine spezielle Melodie – nur ausgewählt für eine Person. „Na geh schon ran!“, stöhnte jemand entnervt und doch lachend auf. „Aber…“, der Kleinere der Beiden wollte protestieren und seufzte schwer. „Es ist sicher wichtig… Er ruft mich sonst nicht an… Nicht jetzt… zu so einem Zeitpunkt… Es wird also für dich sein… Es … Es ist…. Tsuna“, bei dem Namen Tsuna lächelte der Größere nur noch schwach, während der andere anfing zu strahlen. Blitzartig löste dieser sich vom nackten Körper seines Partners, taumelte aus dem Bett und nahm überglücklich den Hörer des Telefons ab. „Zehnter~!“, schrie der Kleine überglücklich in den Hörer, doch nach einer kurzen Pause schwächte seine Fröhlichkeit ab und schaute seinen Freund entschuldigend an, während er anfing sich hastig anzuziehen. „Was ist mit Tsuna?“, fragte sein Freund unsicher. Keine Antwort. „Ich bin sofort bei dir Tsuna! Bis gleich.“ Der Kleinere legte auf, zog sich sein Hemd an, verknüpfte es sich, schlug sich sein Jackett über die Schulter und verließ hastig, ohne ein Wort, das stickige Zimmer und wieder blieb jemand alleine zurück. Nur was dem Zurückgelassen blieb, war der Duft seines Freundes und seine schwarze Krawatte, die in all der Eile vergessen wurde. Tsuna stand auf einem Plaza und wartete auf seinen Freund, während er sich weinend gegen eine Telefonzelle lehnte. „Zehnter!“, rief er, die Rechtehand vom Zehnten, mit erheiterter Stimme, seinem braun Haarigen Freund entgegen. Er nahm ihn überglücklich in die Arme, doch er wurde direkt zurück gewiesen. „Ich….!“, fing der Zehnte wütend an, während er sich von der Telefonzelle entfernte. „Ich weiß…“, sagte sein Freund mit sanfter Stimme und lächelte matt während er den Zehnten noch mal versuchte zärtlich in den Arm zu nehmen. Aber abermals wies man ihn zurück. Doch diesmal schaute man ihm zu dem ernst an, und mit scharfer Stimme hackte der Zehnte nach: „Wie du weißt?“ Sein Gegenüber lächelte weiterhin nur schwach: „Das mit ihr… das weiß ich.“ Er hatte echt kein Händchen für die richtigen Wörter. Er hätte es einfach verschweigen sollen, nicht erwähnen, nur zuhören, nicken und ihn trösten. Jetzt krachte es. Glas fing an zu brechen. Tsuna, der sonst so schwach war, schubste ihn gegen die Telefonzelle, die sich mittlerweile hinter seinem Freund befand. Sie wackelte. Fiel fast um. Und Platzregen viel in Unmengen auf den knochentrockenen Asphalt. „Wie du weißt das? SEIT WANN?“, die Stimme war schärfer als zehn Rasierklingen und sein Blick ernster und angespannter als eine Löwin, die ihre Beute schon im Visier hatte. Tsuna machte einen Schritt zur Seite und sein grauhaariger Freund wurde trotz Regen so sehr von der Abendsonne geblendet, dass jeder andere Mensch sich an seiner Stelle wie in einem Verhör gefühlt hätte. Dabei war die Abendsonne rot, doch das Licht, das den Freund erreichte, war weiß und dennoch trüb. In diesem Licht konnte man gut sehen wie die Wange des einen sich rot färbte, während eine leichte Brise an ihm vorbeizog. Tsuna hatte ihn mit der flachen Hand auf die Wange geschlagen. „DU…!“, drohte Tsuna während er seinen besten Freund weiter gegen die Rubinrote Telefonzelle drückte, mittlerweile verlor die Zelle auf der einen Seite an Halt. „Seit wann weißt du es?“ Schweigen, denn die kläglichen Tränen des Zehnten schockten ihn so sehr. „Seit wann!?“, es war ein verzweifeltes leises Schreien. Und er trommelte immer wieder gegen die Brust seines besten Freundes. Der Regen durchnässte beide. Die Kleidung beider klebte an deren Körper, es gab nichts mehr was an ihnen jetzt noch trocken war. Nicht mal das Feuerzeug von dem Freund könnte noch ein Feuer entzünden, selbst wenn er die Hand schützend drüber halten würde. Er konnte also nicht mal eine rauchen, um sich zu beruhigen. „Sag es mir seit wann…?“, es war nur noch ein Wimmern, was ertönte. Ein Häufchen Elend, und sein Freund schwieg ihn nur mit verwirrten leeren Augen an. „Gokuderaaaa!!!!!“, schrie der braun Haarige seinen Freund an und stieß ihn mit voller Wucht abermals gegen das Glas der Telefonzelle. Das Glas zerbrach. Wortlos fiel Gokudera rückwärts in die Telefonzelle hinein, landete auf den Scherben und Tsuna fiel auf ihn drauf. So gleich fing er an weiter gegen ihn zu hämmern. Langsam bohrte sich Glas in den Rücken des Grauhaarigen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen. Er wartete ab und ignorierte den Schmerz, doch die Schläge seines Bosses wurden nicht sanfter, nur der Fluss von Tränen hörte langsam auf und je schwächer seine Tränen wurden, desto weiter ging die Sonne unter. „Zehnter?“, fragte er unsicher und versuchte ganz langsam seinen Boss an den Händen fest zu halten. Er setzte sich langsam auf, in der Hoffnung sich nicht auf Splitter zu setzen, nahm den Zehnten ganz fest in seine Arme und drückte ihn an sich. Erneut brach sein Boss in ein Meer aus Tränen aus und im Ausgleich dazu hörte der Platzregen auf. „Ich…“, setzte Gokudera stocken an, „…wusste es…seit… also… meine große Schwester… hat es mir erzählt… Frag mich bitte nicht wann…“ Sofort wurde Gokudera zurück in die Scherben geschubst und Tsuna sprang auf und verließ die Telefonzelle durch die Tür. Drehte sich aber ein letztes Mal um: „Sag mir endlich… seit wann du es weißt!?“ Er wollte sich wieder umdrehen, als ihn jemand am Handgelenk packte, aber sogleich abrutschte, schließlich war sowohl Hand wie das Handgelenk nass. „Seit…“, er wollte es nicht sagen, er schaute nur zu Boden während er erwartungsvoll angeschaut wurde, „… v…vier Jahren….“ Er hätte Lügen sollen, einfach nicht die Wahrheit sagen. Am besten ‚seit drei Tagen erst‘ sagen sollen. Aber vier Jahre… „Du weißt es schon seit VIER Jahren… Seit vier langen Jahren… In denen ich vergebens um Kyoko gekämpft habe… du weißt wie sehr ich sie Liebe… Du wusstest es von Anfang an… Und doch hast du es nie gesagt.“ Er weinte nicht, keine Träne. Er schaute Gokudera nur verachtend an. Und wenn es etwas gab, womit Gokudera nie gerechnet hat, dann mit dem Blick und die Worte die auf ihn nieder prasseln würden. Und ihm blieb einfach nichts anderes übrig als ihm zuzuhören. „Du… DU hast versagt… als meine Rechtehand… du hast einfach nur versagt…“, die Stimme des Japaners zitterte, sein ganzer Körper zitterte, „… Du hast so versagt… Du hättest es mir sagen müssen… Du warst nicht nur meine Rechtehand… mehr sogar… du warst mein bester Freund… der zweit wichtigste Mensch in meinem Leben…“, der ehemalige zweit wichtigste Mensch in Tsunas Leben musste leicht schmunzeln als er das hörte, fing sich doch zu seinem überraschen gleich eine, „Du bist so ein Arsch! Es war deine Pflicht es mir zu sagen!! Du hättest es mir sagen müssen… Dann würde ich jetzt nicht so leiden… Ich hätte das alles verhindern können; du hättest das alles verhindern können… Aber.. weißt du was?“ Eine Pause trat ein, denn die Worte die der Japaner sagen wollte fielen ihm selbst unheimlich schwer. Schließlich ging es hier nicht mehr nur um ihn und seine Liebe, er wurde verraten, von seinem besten Freund. Eiskalt und schamlos wurde ihm die ganze Zeit ins Gesicht gelogen. Manchmal sollte man die Wahrheit nicht wissen, doch das war zu spät. Er hatte nun seinen besten Freund aufgegeben. „Hayato Gokudera…“, Tsunas Stimme war wieder gefasst und sie war ernst, dennoch konnte er seinem ehemaligen besten Freund nicht ins Gesicht sehen, so dass er sich nur noch abwenden konnte, „…Ich entlasse dich hiermit aus meiner Famiglia. Du bist nicht länger mehr mein Freund… Und…“, es war doch härter für den Boss selbst den aller letzten Satz über seine Lippen zu bringen als gedacht, denn es fraß sein Herz einfach nur auf, „…ich möchte dich nie wiedersehen – niemals wieder…“ Der Italiener erstarrte zu Eis, sein Herz blieb stehen. Sein Leben schien zu Ende durch diese paar Worte. Seit wann war er eigentlich so empfindlich? Eine Träne kullerte ihn hinunter. „Zehnter…?“, flüsterte er leise und verzweifelt vor sich hin, während der so genannte Zehnte einfach von dannen ging. Quer über den Plaza. An den Blumenständen vorbei, die gerade abgebaut wurden. An den Obst- und Gemüseständen vorbei, die gerade abgebaut wurden. Einfach nur vorbei an allem. Rein in die nächst beste Seitenstraße, in der er sogleich erwartet wurde. „Tsuna!!! Es tut mir Leid!“, schrie der Zurückgebliebene so laut er konnte über den ganzen Plaza. Die Leute drehten sich nach ihm um, doch der, dessen Aufmerksamkeit er wollte, drehte sich einfach nicht mehr um. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)