Träume eines Siebenjährigen von yubae (Conan (Shinichi) X Heiji) ================================================================================ Kapitel 1: Verstörtheit ----------------------- So viel er auch blinzelte, das Bild vor seinen Augen wurde nicht klarer. Alles war dunkel, düster, verzerrt. Feste rieb er sich über die Augen, machte einen Schritt vorwärts, tastete nach seiner Umgebung, die begann sich ihm zu entziehen. Alles entfernte sich von ihm, lies ihn zurück in der Dunkelheit, die ihm gänzich umfing. Er wollte etwas sagen, schreien, Laute von sich geben, doch alles was aus seinem Mund kam, war ein heiseres Krächzen. Dann plötzlich sah er sie. Die Hand in der Dunkelheit, die versuchte nach seiner eigenen zu greifen. Conan streckte seine Finger nach ihr aus, umgriff sie sanft und hielt sich an ihr fest. Nun erkannte er auch langsam den dazugehörigen Arm zur Hand, dann den ganzen Körper. Die Muskeln trugen sich unter der braungebrannten Haut an seinen Armen ab. Der Oberkörper des Jungen wurde von einem T-Shirt bedeckt, das seine muskulöse Brust betonte. Nur sehr selten hatte Conan Heiji bisher in T-Shirts gesehen. Doch nun konnte er sich kaum von dem Anblick losreißen. "Hey, Kudou..." Diese Worte brachten ihn wieder dazu aufzublicken. Er sah in Heijis Gesicht, bemerkte das sanfte Lächen auf seinen Lippen. Die Haare hingen ihm wie immer ein wenig ins Gesicht, während einige Strähnen abstanden. Wie auch er selbst, hatte der Junge aus Osaka leicht krauses Haar, das einfach tat was es wollte, egal wie seh man es versuchte glatt zu kämmen. Doch es stand ihm sehr gut, ließ ihn manchmal recht verwegen wirken. "Ich bin froh, dass du da bist, Kudou. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen..." Sanft zog er Conan näher zu sich. Erst jetzt bemerkte dieser, dass er seinen normalen Körper wiederhatte, dass er nicht mehr Conan war, sondern tatsächlich Shinichi. Vertrauensvoll lief er neben Heiji her, der einen Weg entang ging, der sich langsam vor ihnen formte. Sie waren in einem Park. Überall konnte man Kinder spielen und umherrennen sehen. "Schau, da vorne ist der Spielplatz!" Shinichi glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Spielplatz? Was sollte er da? Doch schon im nächsten Moment saß er auf einer Schaukel und Heiji stieß ihn an. Wieder fühlte sich er sich in seinen Kinderkörper zurückkatapultiert, obwohl er doch den eines Siebzehnjährigen hatte. Als die Schaukel oben war, sprang er, landete aber ungeschickt und schürfte sich sein rechtes Knie auf. Sofort kam Heiji zu ihm, tupfte die Wunde sauber. "Das tut gleich nicht mehr weh...", murmelte dieser dabei, lächelte sanft. "Danke, Heiji-niichan", kamen plötzlich die Worte aus Shinichis Mund, ohne, dass er sie hatte aussprechen wollen. Warum sagte er sowas? Was war los mit ihm? Doch bevor er einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, sah er Heiji sich ihm nähern, ehe er einen Kuss auf Shinichis Stirn hauchte. "Wieder gut, mein Brüderchen?", fragte er nach und strich ihm sanft durchs Haar. Shinichi nickte, ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Und tatsächlich tat die Wunde nicht mehr weh. Es war, als wäre sie nicht einmal mehr da. Auf einmal standen da Genta, Mitsuhiko und Ayumi. "Ich will auch so einen coolen großen Bruder haben!", verkündeten sie gleichzeitig, ehe sich Ai einmischte, die hinter Shinichi stand. "Was hab ich dir gesagt? Nicht einmal ein Freund, ein Kumpel... Du bist ein kleiner Bruder. Man nennt sowas Beschützerinstinkt." Schweißnass und zitternd lag Conan im Bett, starrte an die Decke des Zimmers, das er sich mit Kogorou, der neben ihm im Bett schnarchte, teilte. Langsam setzte er sich auf seinem Futon auf, erhob sich und wankte, noch immer etwas benommen, aus dem Zimmer, um sich in der Küche ein Glas Wasser zu holen. Er zog einen der Küchenstühle an die Theke, kletterte von diesem darauf und öffnete den Schrank mit den Gläsern, holte eines raus, ehe er zurück auf den Stuhl rutschte und nun Wasser in das Glas füllte. Seine Finger zitterten ein wenig und er starrte ausdruckslos darauf. In ihm machte sich eine schreckliche Leere breit. Bruder. Natürlich. Was konnte er auch anderes sein, als ein Bruder? Wie konnte er mehr darstellen, wenn er doch nur ein kleiner Junge war, der sich nicht einmal Wasser holen konnte, ohne auf einen Stuhl zu stehen? Genoss es Heiji nicht irgendwie? Erfreute er sich daran? Machte es ihm Spaß sich um Conan zu kümmern, weil er in ihm nur einen kleinen Bruder sah? Nahm ihn Heiji überhaupt als ebenbürtig an? Hatte er es je getan? Sah er Shinichi in ihm, einen siebzehnjährigen Hochschüler oder sah er doch nur Conan, einen keinen Jungen, auf den man aufpassen musste, den man beschützen musste? Er trank das Glas aus, stellte es in die Spüle und kletterte vom Stuhl, ehe er diesen wieder an den Tisch schob. Er spürte die kalten Fliesen unter seinen nackten Füßen, über die seine weite, etwas zu große Pyjamahose hing. Ließ er seine Arme sinken, bedeckten seine Ärmel auch seine Hände fast komplett. Ran hatte ihn gekauft und gemeint irgendwann würde Conan hineinwachsen. Bei diesem Gedanken stieg Übelkeit in ihm auf. Feste ballte er seine Hände zu Fäusten, schnaubte frustriert. Und zum aller ersten Mal konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten, die sich in seinen Augen sammelten, langsam über seine Wangen perlten und feuchte Spuren hinterließen. Er war ein kleiner Junge, nicht mehr. Ein Junge, den man begluckte, den man in die Arme nahm, wenn er weinte. Und wie von selbst trugen ihn seine Füße zu Rans Zimmer. Er trat lautlos ein, stieg zu Ran unter die Decke, die davon erwachte. "Conan-kun? Was ist, warum schläfst du nicht...?" Sie hörte sein leises Schniefen, sprach behutsam weiter: "Warum weinst du?" "Ich hab...schlecht geträumt, Ran-neechan...", antwortete Conan, vergrub sein Gesicht an ihrer Brust und schluchzte auf. Zärtlich strich das Mädchen durch Conans Haar, redete behutsam auf ihn ein. Natürlich konnte sie nicht im entferntesten ahnen, was Conan geträumt hatte, doch sie machte sich ihre eigenen Gedanken darum, wie man es nunmal so machte. Monster, Geister oder andere, die einen ägerten. Mit sieben Jahren hatte man es nunmal einfacher. Es waren Kleinigkeiten, die am nächsten Morgen doch sowieso vergessen waren. Im ersten Moment würden die Träume einem Angst machen... doch bald konnte man sich ja nicht einmal mehr daran erinnern. Bis dahin würde es aber noch einige Zeit dauern. Es würde dauern, bis Conan vom Weinen so erschöpft war, dass er seine Augen einfach nicht mehr offen halten konnte und einschlief. Sie würde immer da sein, für ihren kleinen Schützling, der ihr wie ein Bruder war... Am nächsten Morgen erwachte Conan mit verquollenen Augen in Rans Armen, hatte seine Finger in ihren Pyjama gekrallt, während das Kissen, auf dem er lag noch immer feucht war von den Tränen, die darauf getropft waren. Er schmiegte sich wieder etwas mehr an das Mädchen, das seine Hand hob und sanft über Conans Kopf strich. "Alles in Ordnung? Hast du nun besser schlafen können?" Er nickte zaghaft. "Danke, Ran-neechan..." Sanft drückte Ran ihn an sich, hauchte ihm einen Kuss ins Haar. "Dann lass uns aufstehen und Frühstück machen, hm? Oder willst du nichts essen? Du hattest doch gestern Abend fast nichts..." "Doch, ich hab Hunger!", antwortete Conan mit leicht quängeliger Stimme und stieg aus dem Bett, gähnte noch einmal herzhaft. Ran setzte sich auf, blickte zu dem Jungen und musterte ihn. Er sah aus wie Shinichi, als dieser noch klein war. Die gleichen kräuseligen Haare, die gleichen verschlafenen Augen am Morgen, das gleiche Lächeln. Er war ihm wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Etwas Bedrückt senkte sie ihre Augen zur Bettdecke, ehe sie die Gefühle herunterschluckte und ebenfalls aufstand. "Ich geh mich anziehen", verkündete Conan, ging aus dem Zimmer und begab sich wieder in das, welches er bei Nacht verlassen hatte. Seine Kleidung lag neben seinem Futon ordentlich zusammengelegt am Boden. Er ließ den Pyjama fallen, schlüpfte in die frische Kleidung. Noch immer schnarchte Kogorou auf dem Bett, aber das störte ja nicht wirklich. Mit einem leichten Grinsen und einem Kopfschütteln öffnete Conan die Tür einen Spalt, glitt hinaus und zog sie wieder hinter sich ins Schloss, um dann Ran in der Küche zu helfen. Sie stand dort mit ihrem Morgenmantel, war dabei den Tisch zu decken. "Lass mich das machen!", schlug Conan vor, stieg auf einen Stuhl und verteilte die Teller und Schüsseln, die Ran nun auf dem Tisch abstellte. "Ist Paps schon wach?", fragte sie nach und Conan schüttete den Kopf. "Der schläft noch..." "Typisch. Erst war er so betrunken, dass er nicht ins Bett wollte und nun verschläft er den ganzen Morgen. Es ist doch schon nach zehn", meinte Ran vorwurfstvoll und schüttelte den Kopf. Aber so war er nunmal. So kannte man ihn und wirklich störte sie sich nicht daran. Immerhin war sie schon daran gewöhnt. Deshalb wandte sie sich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen dem Kühlschrank zu und holte alles fürs Frühstück raus, ehe sie Reis in den Reiskocher füllte und ihn anschaltete. "Hast du eigentlich was für die Ferien geplant? Ich wollte mit dir und Paps zum Hanami gehen" Conan sah zu Ran, zögerte einen Moment, ehe er begann zu sprechen: "Heiji-niichan hat mich nach Osaka eingeladen. Er hat auch schon ein Ticket gekauft. Er sagte es würde bald ankommen... Er hat nicht gesagt, wann der Zug geht, aber wenns nicht am ersten Ferientag ist, dann können wir zusammen ein Picknick machen." "Nach Osaka? Das ist aber lieb. Ihr scheint euch echt gut zu verstehen, hm?" Conan nickte und lächelte glücklich. Innerlich zogen sich seine Eingeweide zusammen und fühlten sich an, als würden sie einen großen Klumpen bilden. Nach dem Traum von heute Nacht sträubte sich irgendwas in ihm dagegen der Einladung Folge zu leisten und tatsächlich nach Osaka zu gehen, um bei "Heiji-niichan" zu übernachten. Am Abend jenes Tages sah Heiji auf sein Handy, seufzte leise. "Und, schon ne Antwort vom Kleinen?", fragte Kazuha nach, woraufhin Heiji den Kopf schüttelte. "Ne, bisher nich. Hat vermutlich nich sonderlich Lust hier aufzutauchen..." "Na, verständlich. Hastn ja ziemlich lang warten lassen. Sagtest nich, du würdest dich in den nächsten Tagen melden? Wär ich er, wär ich auch sauer", meinte Kazuha missbilligend, sah ihn vorwurfsvoll an. "Idiot, sei still! Der isn Kerl wie ich auch. Wir nehm uns das nich so zu Herzen, wie ihr" "Der is zehn Jahre jünger als du, was glaubste was in seinem Kinderkopf vorgeht?" "Kannste mich nich mal in Ruhe lassen? Außerdem gehts dich eh nix an, was er und ich ausmachen", versuchte Heiji sich nun zu verteidigen, ließ seine Finger über die Tasten seines Handys gleiten. "Ruf ihn doch an!", schlug das Mädchen dann vor, grinste. "Sag mal, biste blöd oder was? Das wirkt doch so als warte ich auf ne Antwort" "Tuste doch auch", meinte es lachend und griff das Handy, ging das Telefonbuch durch. Leicht runzelte es die Stirn. "Häh? Der Kleine ist ja nich mal gespeichert!" "Was? Was redest du da? Ach, gib mein Handy her!" Heiji griff danach, steckte es ein. Natürlich war er nicht unter Conan Edogawa gespeichert. "Ich wart noch bis morgen, dann meld ich mich bei ihm, wenn ers nich tut." "Na das klingt doch vernünftig. Und jetzt hör auf dich alle fünf Minuten mit deinem Handy zu beschäftigen. Dadurch kommt die Antwort auch nich schneller. Lass uns lieber jetzt los ins Kino. Sonst kommen wir zu spät." Kazuha griff lächelnd Heijis Handgelenk, zog ihn mit sich zur Haustür, vor der auch schon der Roller des Jungen bereitstand. Während des Fahrens versank Heiji in Gedanken. Was wenn Shinichi eigentlich nicht wirklich Lust hatte zu kommen? Was, wenn er genervt war davon, dass er ihn eingeladen hatte? Oder... wenn Kazuha doch Recht behielt und seine Mail einfach so spät war? Vielleicht war er sauer und meldete sich deshalb nicht... Ein tiefes Seufzen entwich ihm, das im Fahrtwind kaum zu hören war. Aber andererseits... was sollte er schreiben? Es war doch schon alles gesagt, oder nicht? Vielleicht war es Shinichi auch unangenehm, dass er diesma bei ihm zu Hause schlafen würde und nicht in einem Hotel. Es war doch schon irgendwie privat. Waren sie schon so gut befreundet, dass er es ihm tatsächlich anbieten konnte? Wenn Kazuha bei ihm übernachtete, war das eine Sache. Sie kannten sich ja schon von Kindesalter an. Aber Shinichi und er hatten sich doch erst vor kurzer Zeit kennengelernt. Überhaupt war sich Heiji nicht sicher, wie Shinichi die ganze Situation sah. Gut, er war ja eigentlich siebzehn, aber er hatte nun ja schon eine recht lange Zeit als Kind zugebracht. Gewöhnte man sich daran? Fing man irgendwann an kindlicher zu denken, wenn alle mit einem umgingen, wie es nunmal dem Alter entsprechend war? Er runzelte die Stirn. Das war ihm einfach zu kompliziert und er wollte nicht weiter in diese Richtung gehen. Logisches Denken war eine Sache, aber Gefühle irgendwie logisch zu sortieren schien ihm doch unmöglich. Dann schoss ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Was wenn Ran es nicht erlaubte? Shinichi, nein, Conan war ein Kind. Setzte man Kinder einfach mal in den Shinkansen nach Osaka? Ganz alleine? Ohne Beaufsichtigung? Ließ man ein Kind irgendwo hinfahren? Zu mehr oder weniger fremden Leuten? Vielleicht sollte er sich morgen zuerst einmal bei Ran melden. Das wäre bestimmt der einfachere Weg an eine Antwort zu kommen. ------------------------------------------------------ Das ist nun das erste richtige Kapitel. Eine kleine Randnotiz zu Heiji und Kazuha: Die beiden wohnen in Osaka, sprechen daher auch einen Dialekt, den ich versucht habe ein wenig im Deutschen umzusetzen. Ich habe dabei bewusst keinen richtigen Dialekt genommen (Heiji sächseln lassen?), sondern einfach ein wenig mehr Umgangssprache genommen. Ich hoffe das stößt euch nicht so ganz vor den Kopf. Außerdem noch: VIELEN DANK für die Kommentare zum Prolog. Bezüglich den Fehlern: Ich habe nochmal drübergesehen und korrigiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)