Schwarz, wie die Hoffnung von MarySae (- Wenn es nichts mehr gibt, was dich auffängt - [leichtes NamiXRuffy]) ================================================================================ Kapitel 1: Schatten im Sturm ---------------------------- Kapitel 1 – Schatten im Sturm Ruhelos wankte das Schiff im starken Wind. Lauter Donner rollte durch die Nacht und grelle Blitze zuckten über den von schwarzen Wolken bedeckten Himmel. Hohe Wellen peitschten die raue See nur noch weiter auf. Der Regen, der wie in einem undurchdringlichen Vorhang auf das Meer prasselte, fühlte sich kalt und hart auf der Haut an. Nami kniff die Lider zusammen, damit der eisige Wind nicht so sehr in ihren schon erröteten Augen brannte. Und trotzdem war ihr Gesicht kalt und taub. Ihre nackten Beine schabten bei jeder Welle über den rauen Holzboden der Thousand Sunny. Verzweifelt klammerte sie sich dabei an dem Geländer der Steuerterrasse fest und versuchte ihrem Freund, der eigentlich nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stand, Anweisungen zu geben. „Franky!“ Ihr Schrei verlor sich fast vollständig im Getöse der Wellen und des Windes. „Noch etwas weiter nach rechts!“ Dabei überprüfte sie zum hundertsten Mal die Position ihres Lockports an ihrem Handgelenk. Der große Cyborg nickte ihr, mit dem Rücken zu ihr stehend, zu, um zu zeigen, dass er sie gehört hatte. Doch wie er sie verstehen konnte, war ihr ein Rätsel. Wer weiß, was er sich für seltsame Dinge in seinen Cyborg- Körper eingebaut hatte. Nami sah, wie der große Kerl mit dem störrischen Ruder kämpfte und es zwingen wollte, ihn in die richtige Richtung zu bringen. Jedoch schien der gewünschte Erfolg auszubleiben. Eine weitere Monsterwelle traf das Schiff, welches, trotz seiner Größe, wie ein kleiner Spielball auf dem Wasser umher geworfen wurde. Sie hatten den Sturm nicht kommen sehen. Nami wurde ebenso überrascht, wie die anderen der Strohhutbande. Noch immer fragte sie sich, wie ihr so ein riesiger Sturm entgangen sein konnte! Doch, dass das kein normaler Sturm war, war ihr von Anfang an klar. Dass der Luftdruck so schnell gestiegen und wieder gefallen war, hatte die Navigatorin noch nie erlebt. Sie war ratlos. Immer wieder trafen die Wassermassen das Schiff so heftig, dass es mehr als einmal zu kentern drohte. Doch wie durch ein Wunder schaffte die Thousand Sunny es, auf der Meeresoberfläche zu bleiben. Nami konnte nur hoffen, dass es dabei blieb… Einem schlechten Gefühl folgend, blickte die junge Frau nach rechts auf das offene Meer und ihr Atem stockte. Eine riesige Welle war auf Kollisionskurs mit der Sunny und schon von weitem war zu sehen, dass dieser Wasserturm das Schiff um das Doppelte überragte. Konnte das gut gehen? „Vorsicht!“, schrie die Orangehaarige so laut sie konnte und klammerte sich noch fester an das Geländer. Wenige Sekunden später brach die Welle auch schon mit einem lauten Knall über das Schiff herein. Wie tausend Nadeln stach die Kälte der Fluten auf ihrer Haut. Die Luft wurde ihr regelrecht aus den Lungen gepresst und Panik wallte in ihr hoch. Der Druck des Wassers war so stark, dass ihr Körper mitgerissen wurde. Nur da sie all ihre Kraft aufwandte und eines der Holzbretter umschlang, wurde sie nicht gänzlich von den Wassermassen verschluckt. Doch lange konnte sie das nicht durchhalten. Gerade, als sich eine ihrer Hände unfreiwillig löste, ließ der immense Druck nach und ihre Beine sanken zurück auf den Holzboden des Schiffes. Hustend zog sie ihren Körper über das Deck und krallte sich wieder an der Holzkonstruktion fest. Das Salzwasser brannte in ihren Augen, sodass es eine Weile dauerte, ehe sie wieder etwas schemenhaft erkennen konnte. Zu ihrer Erleichterung stand der Cyborg noch immer am Steuerruder und fluchte. Das Schiff schien die Welle überstanden zu haben. Jedoch nicht ganz unbeschadet. Einige Bretter hatten sich aus der Verankerung gelöst und das Geländer neben ihr existierte nicht mehr. Doch Nami war sich sicher, dass Franky das locker wieder hinbekam. Wichtiger war erst einmal, dass sie diesen mörderischen Sturm überlebten… „Oi! Nami!“ Ruffys Stimme erklang hinter der jungen Frau und ließ diese zusammenzucken. Noch ehe sie sich umgedreht hatte, tauchte ihr Käpt’n schon neben ihr auf. „Ruffy?“ Er sah mitgenommen und kraftlos aus. Das Wasser hatte ihm ziemlich zugesetzt. Dennoch schien er unverletzt zu sein. Nami atmete erleichtert auf. Sie sah, wie er gerade zum Reden ansetzen wollte, doch er brach sofort wieder ab und schlang seine Arme rechts und links neben Nami um das Geländer. Im selben Augenblick spülte die nächste Welle über das Schiff. Erneut zog das Wasser ihren leichten Körper mit sich, doch diesmal bremste Ruffy sie mit seinem Oberkörper, bevor sie zu weit davongetragen werden konnte. „Nami, wann kommen wir endlich hier raus?“, fragte der Schwarzhaarige hustend, als er wieder Luft bekam. Die Angesprochene schob ihre langen orangefarbenen Haare aus ihrem Gesicht. „Ich weiß es nicht! Das Unwetter scheint sich in alle Richtungen auszubreiten! Ich sehe das Ende nicht!“ Sie ärgerte sich noch immer über ihre Ahnungslosigkeit. Doch diese Selbstzweifel musste sie unbedingt auf später verschieben. Sie war die einzige, die das Schiff noch in einem Stück hier raus bringen konnte! „Und was jetzt?“, fragte Ruffy, ehe eine kleinere Welle über das Schiff schwappte. „Es scheint, als würde der Sturm nach Norden ziehen!“ Sie betrachtete die Wolken, als ein lauter Donner über das Schiff hallte. „Wir können nur hoffen, dass ich Recht habe.“, fügte sie leise hinzu und betrachtete das unruhige Meer. So aufgebracht hatte sie ihre Heimat noch nie gesehen… „Da mach ich mir keine Sorgen.“ Sein Lachen ließ sie aufsehen. Er hatte sein gewohnt breites Lächeln aufgesetzt und seine Augen zeigten keinen Zweifel an dem, was er gerade gesagt hatte. Und somit auch nicht an ihr. Ein leichtes Grinsen huschte über ihr Gesicht und sie blickte einmal über das Schiff. Sofort fielen ihr einige ihrer Freunde ins Auge. Die meisten klammerten sich an das Erstbeste, was sie gefunden hatten. Robin versuchte von der höher gelegenen Hauptterrasse aus mit ihren Teufelskräften eines der Taue des Mastes wieder festzubinden und Sanji versuchte verzweifelt, Namis Orangenbäume in Sicherheit zu bringen. Immer wenn er sah, dass Nami ihn beobachtete, schien ihm die Kraft des Meeres plötzlich egal zu sein. Nami konnte sich bei seinem Elan ein Lächeln nicht verkneifen. Das Schaukeln der Sunny kündigte die nächste große Welle an und ohne etwas dagegen tun zu können, rutschten die Navigatorin und ihr Kapitän auf dem nassen Boden in Richtung des Meeres, während eine Windböe Ruffys Strohhut erfasste und ihm vom Kopf wehte. „Mein Hut!“, rief er, ließ das Geländer los, dehnte seinen Arm und griff nach seinem kostbarsten Schatz. „Ruffy, Vorsicht!“, schrie die Orangehaarige noch, doch es war zu spät. Eine erneute Monsterwelle traf die Sunny und überspülte sie. Ruffy, der sich noch immer nur mit einer Hand festhielt, schaffte es nicht mehr, sich wieder rechzeitig festzukrallen. Sein Schrei wurde von den Wassermassen erstickt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Nami an die Stelle, an der ihr Kapitän eben noch gesessen hatte. Er war weg. Einfach weggespült... Er war am ertrinken! „RUFFY!“, kreischte sie so laut sie konnte und dann setzte ihr Kopf aus. Ihr Körper handelte wie von selbst. Ihre tauben Hände lösten sich ruckartig von dem nassen Holz. Mit einer flüssigen Bewegung richtete sie sich auf und rannte über den feuchten Boden in Richtung Reling. Das Schaukeln des Schiffes bekam sie kaum mit. „Nami, warte!“ Sie beachtete diesen Ruf nicht. Er klang, als wäre er ganz weit weg. Es war mehr ein dumpfes Rauschen, als eine Stimme. Es gab nur noch einen Gedanken in ihrem Kopf: Ruffy. Mit einem gekonnten Sprung landete die junge Frau auf der Reling und stürzte sich kopfüber in das brausende Meer. Und auf einmal wurde es still. Kein Geräusch drang mehr bis zu ihr vor. Das Pfeifen des Windes, das Rauschen der Wellen, die Schreie ihrer Freunde… Alles war verschwunden. Eine kalte, dunkle Stille hatte sie umhüllt und hielt sie nun in ihrem stählernen Griff. Das eisige Wasser stach wie tausend Messer. Ihr Körper war taub. Ihre Muskeln schmerzten. Sie versagten ihren Dienst. Es tat höllisch weh. Fühlte sich so das Sterben an? Panisch riss sie die Augen auf, doch es war einfach zu dunkel. Sie konnte nicht einmal ihre eigene Hand in diesen Fluten erkennen! Kein Lichtstrahl drang in diese Tiefen vor. Wie sollte sie ihn hier finden? Verzweifelt versuchte die junge Frau nicht den Überblick zu verlieren. Sie wusste ganz genau, dass, wenn sie jetzt einen Fehler machte, vergaß, wo oben und unten ist, dann wäre sie so gut wie tot. Doch auch, wenn das Wasser ihr die Luft aus den Lungen drücken wollte, gab sie noch lange nicht auf. Mit verkrampften Bewegungen ruderte sie wie ein kleines Kind, welches nie schwimmen gelernt hatte, durch das schwarze Wasser, immer nach einem Zeichen von Ruffy Ausschau haltend. Die Kälte brannte auf ihrer Haut. Ihr Körper verlange immer heftiger nach Luft. Doch sie gab dem Drang zu Atmen nicht nach. Sie wusste es mit jeder Faser ihres Körpers. Wenn sie jetzt auftauchen würde, wäre es zu spät für ihn. Dann würde er… Aus den Augenwinkeln fiel ihr plötzlich etwas ins Auge. Etwas Gelbes leuchtete zwischen all dem Schwarz direkt neben ihr auf. Es war ein Hoffnungsschimmer. Er musste es einfach sein! So schnell sie konnte, schwamm die Navigatorin zu dieser Stelle hinüber, was sich bei der heftigen Unterwasserströmung als sehr schwer herausstellte. Als sie ihn erkannte, musste sie sich Mühe geben, um nicht gleich in Tränen auszubrechen. Sie hatte ihn gefunden! Sie konnte ihn retten! Das war ihre Chance sich bei ihm zu revanchieren. Sofort schnappte sie den Bewusstlosen und paddelte so schnell es ging in die Richtung, in der sie „oben“ vermutete. Das Wasser wurde klarer und schon bald sah sie die Blitze durch die Wellen schimmern. Die Oberfläche kam näher und doch hatte sie das Gefühl, sich keinen Millimeter vorwärts zu bewegen. Ihre Lungen verlangen nach Luft. Ihre Sicht verschwamm. Sie musste durchhalten! Kurz vor der Oberfläche fiel ihr etwas Schwarzes auf. Es schien auf den Wellen zu schwimmen. Ein Boot? Und endlich durchbrach sie die Wasseroberfläche. Hustend rang sie nach Luft. Jedes Mal, wenn sie atmete, stach es in ihren Lungen. Die kalte Luft schmerzte und fühlte sich gleichzeitig unglaublich gut an. Suchend sah sie sich um und zwischen all den riesigen Wellen entdeckte sie sie. Die Sunny segelte fernab am Horizont. Sie waren abgetrieben worden. Doch hatte sie nicht gerade ein Boot gesehen? So sehr sie es auch versuchte, sie sah einfach nichts mehr, was einem Boot ähnelte. Hatte sie sich das etwa nur eingebildet? Ein Husten ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken. „Ruffy?“, fragte sie vorsichtig und zog ihn noch etwas weiter hoch, damit er nicht mit jeder Welle mwhe verschluckte. „Nami, was…?“, brachte er zwischen dem Husten hervor. Diese lächelte und seufzte zufrieden. Ein Glück… „Wir müssen zurück zum Schiff!“, antwortete sie wieder ernst und fing an in Richtung Sunny zu schwimmen. Doch wirklich gelingen wollte ihr das nicht. Jede Welle, auf der sie auf und ab ritten, drängte sie weiter aufs offene Meer hinaus. Was sollte sie nun machen? Sie konnte sich selbst kaum noch über Wasser halten! Geschweige denn Ruffy und sie! Und dann auch noch hunderte Meter mit einem fast Bewusstlosen durch einen heftigen Sturm schwimmen? Das war unmöglich. So stark war sie nicht. Das schaffte sie nicht… Etwas ließ die junge Frau innehalten. Das Wetter änderte sich. Irgendetwas tat sich am fernen Himmel. Sie beobachtete, wie sich noch immer dicke Wolken vorbei schoben und Blitze zeitweise die Umgebung erhellten. Doch der Regen ließ langsam nach. Immer lichter wurde der Vorhang aus kleinen Tropfen, ehe er ganz verebbte. Mit jeder Welle merkte die Orangehaarige, dass die Gewalt des Meeres abnahm. Sie hatten nur diese eine Chance! Sie mussten sie nutzen! Mit alle Kraft wehrte sie sich dagegen, vom Meer verschluckt zu werden. Doch wie lange konnte sie das durchhalten…? Die Wellen wurden kleiner. Bald schon türmten sich keine meterhohen Berge mehr auf. Das Meer beruhte sich. Und auch der Himmel begann aufzulockern. Die ersten zaghaften Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Wolkenmassen und fielen auf das wieder bläuliche Wasser. Nun hieß es warten. Nami war sich sicher, dass Lysopp sie mit seinem Fernglas bald finden musste. Und dann würden die anderen kommen. So lange musste sie durchhalten! „Nami?“ Seine Stimme war leise und schwach und bei jedem Husten spuckte er Wasser. Er musste so schnell wie möglich zurück auf das Schiff! „Sie werden uns gleich finden.“ Sie sah ihn nicht an. Ihr Blick war starr auf die Sunny am Horizont gerichtet. Sie wartete jeden Moment darauf, dass es näher kommen würde. Sie wusste, dass sie ihren Freunden vertrauen konnte. Zuerst wusste Nami nicht, ob sie ihren geröteten Augen trauen konnte, doch bald war sie sich sicher. Das Piratenschiff steuerte genau auf sie zu! Sie hatte Recht gehabt… Ein unsagbar glückliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange, wo sie im salzigen Meerwasser ungesehen verschwand. „Nami! Ruffy!“ „Nami?“ „Hey!“ Die Rufe der Crew hallten ihnen entgegen und schon bald erreichten sie die beiden. Eine Strickleiter fiel vor ihnen ins Wasser. „Zieht ihn hoch!“, rief Nami ihren Freunden entgegen, als sie sich unten an der Leiter festhielt. Zorro stieg sogleich die hölzernen Stufen herunter und nahm ihr den jungen Mann ab. Mit zitternden Beinen folgte die Navigatorin ihrem Käpt’n. Sie spürte, dass sie kaum noch Kraft in ihren Armen hatte. Oben angekommen, zogen Sanji und Franky sie an Bord. Sofort sank Nami auf die Knie und atmete erstmal tief ein. Ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Vor ihren Augen drehte sich alles. Ihre langen Haare klebten unangenehm an ihrer Haut. „Fräulein Navigatorin? Alles in Ordnung?“ Robin war neben ihr aufgetaucht und sah sie besorgt an. Nami nickte nur mit ihrem Kopf. Zu mehr war sie nicht in der Lage. Noch immer betrachtete sie den Gegenstand in ihrer Hand. Sie hatte ihn fast völlig vergessen. Den gelben Gegenstand, der sie vorhin zu Ruffy geführt hatte: Sein Strohhut. Sie hatte ihn nicht losgelassen. Und das, ohne es zu bewusst zu machen. „Nami-swaaaan! Ich hatte solche Angst um dich!“ Sanjis weinerliche Stimme holte die Navigatorin wieder aus ihren Gedanken. Sie sah jedoch nicht auf. Ihre Haare verdeckten ihr Gesicht. Tropfen um Tropfen löste sich aus ihrer orangefarbenen Pracht und tropfte auf den immer noch nassen Boden. Sie schüttelte sanft den Kopf, um wieder einigermaßen klar zu werden. Dann hob sie ihren Blick, welcher auf Chopper fiel, der grade um Ruffy herumtänzelte. „Ruffy! Du wärst fast ertrunken! Pass besser auf!“ Tränen standen dem kleinen Rentier in den Augen, während sein Patient ihn nur entschuldigend angrinste. „’Tschuldige.“ Doch Chopper schien das nicht zu beruhigen. Er wollte gerade zur nächsten Predigt ansetzen, doch Ruffy kam ihm zuvor: „Mir geht’s gut, Chopper! Sieh lieber mal nach Nami.“ Das Rentier stoppte. Er sah aus, als wäre ihm gerade wieder etwas Wichtiges eingefallen. Mit einer Drehung wandte sich der Schiffsarzt um und sah mit seinen verweinten Augen auf Nami. Diese sah nur fragend zurück. „Namiiii!“, schrie der Kleine dann und rannte zu ihr hinüber. Mit seinen geübten Blicken nahm er seine Freundin genau unter die Lupe. Diese richtete ihren Oberkörper auf und legte ihre Hände, samt Hut, in ihren Schoß. Ruhig betrachtete sie den Schiffsarzt, welcher jeden Zentimeter von ihr musterte. „Mir geht’s auch gut, Chopper.“, meinte sie, noch immer schwer atmend, zu ihm. Und das war nicht gelogen. Seit sie wieder auf dem Schiff war - seit sie wusste, dass es allen gut ging - ging es ihr wirklich wieder um einiges besser. „Ich würde mir nur gerne etwas anderes anziehen.“ Nami sah an sich herunter. Ihr kurzes T-Shirt und die Hose waren komplett durchnässt. Sie hatte, als der Sturm hereinbrach, keine Zeit mehr gehabt, sich etwas anderes anzuziehen. Nun war ihr furchtbar kalt. Der Arzt seufzte. „Ja, du solltest aus den Sachen raus. Danach will ich aber noch einen richtigen Blick auf dich werfen.“ Nami lächelte. „Ok.“, meinte sie und versuchte aufzustehen. Franky griff ihr unter die Arme und half ihr so auf ihre tauben Beine. Es dauerte etwas, bis das Gefühl wieder in sie zurückgekommen war. „Danke.“, sagte sie noch kurz zu Franky und wankte über das Grasdeck. Als sie an Ruffy vorbei kam, hob sie ihre Hand und setzte ihm mit den Worten „Du bist so ein Idiot“ seinen Strohhut wieder auf den Kopf. So schnell sie konnte, ging sie die Treppe zum Mädchenschlafsaal hinauf und verschwand durch die Tür. Zügig schloss sie diese, lehnte sie sich erschöpft mit dem Rücken gegen das Holz und ließ sich daran hinab gleiten. Ruhig hockte sie so in ihrem dunklen Zimmer auf dem Fußboden. Langsam und ruhig atmete sie aus und ein, um sich selber zu beruhigen. Sie hatte wirklich geglaubt, sie würde sterben… Doch das Zittern ihres Körpers zwang sie dazu schon bald wieder mühsam aufzustehen und sich neue Kleidung rauszusuchen. Sie entschloss sich diesmal, entgegen ihrem sonstigen Geschmack, für ein langärmliges Oberteil und eine normale Hose. Mit ihren zitternden Fingern dauerte das Umziehen etwas länger als sonst, aber sobald sie die nasse Kleidung losgeworden war, ging es ihr sofort besser. Doch als sie sich gerade das Oberteil anziehen wollte, fiel ihr Blick auf ihren Schreibtisch und sie hielt in ihrer Bewegung inne. Langsam überwand sie die wenigen Schritte zwischen dem Kleiderschrank und dem Tisch und fasste vorsichtig ihre Feder an. Lag sie dort vorhin schon? Hatte Nami ihre Schreibwerkzeuge nicht weggelegt? Und vor allem: wo war ihr Tagebuch? Sie schüttelte ihren Kopf. Scheinbar wurde sie langsam verrückt. Bestimmt hatte sie das nur wieder irgendwo anders hingelegt, wo es keiner finden konnte. Scheinbar nicht mal sie selbst. „Nami?“ Ruckartig fuhr die junge Frau herum und umklammerte ihr Oberteil fester. Ihr Herz raste und es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. „Ja?“, fragte sie in den leeren Raum hinein. Sie hatte seine Stimme sofort erkannt. Warum sie sich jedoch so erschreckt hatte, wunderte sie jedoch selber. Ruffy schien vor der noch immer geschlossenen Tür des Mädchenschlafsaals zu stehen. Immerhin war er so schlau, nicht einfach reinzuplatzen. „Ist mir dir wirklich alles ok?“ Verwundert sah Nami die Tür an, so, als würde er es sein. „Ja. Es geht mir gut.“ Sie wunderte sich über sich selber. Warum war sie so ruhig? Wieso war sie nicht sauer auf ihn? Durch seine Tollpatschigkeit wären sie eben beide fast ertrunken! Wieso war sie einfach nur… glücklich? Ein lautes, befreites Seufzen war zu hören. „Ein Glück.“ Vor Schreck fiel ihr das Oberteil aus der Hand. Geräuschlos landete es vor ihren Füßen. Was war nur plötzlich mir ihr los? Drehte sie nun völlig durch? Sie schüttelte kräftig ihren Kopf und ihre langen orangefarbenen Haare wirbelten durch die Luft, wodurch sie im ganzen Raum kleine feuchte Tropfen hinterließen. Sie musste sich langsam mal wieder zusammenreißen! Sie hatte wohl zu viel Wasser geschluckt! „Du Idiot hast uns das eingebrockt! Du wärst beinahe ertrunken! Wäre ich dir gleich hinterher gesprungen, wärst du jetzt sonst wo!“, giftete sie in Richtung Tür. Am liebsten wär sie vor die Tür gegangen und hätte ihm eine übergezogen! Doch so musste das alte Buch über das Navigieren herhalten, welches unsanft gegen die Zimmertür krachte. Ein helles Lachen erklang von draußen. „Tut mir echt leid! Beim nächsten Mal pass ich besser auf!“ Beim nächsten Mal? Was genau hatte der Typ eigentlich noch vor? „Wehe wenn nicht! Beim nächsten Mal mach ich mich nicht nass! Dann kannst du zusehen, wie du da wieder rauskommst!“ Sein fröhliches Lachen schien sich zu entfernen. Und bald war es wieder still. Nur ihr lauter Atem hallte noch durch das Zimmer. Widerwillig bückte sie sich, hob das Kleidungsstück vom Boden auf und zog es sich über. Gleich schien sich ihr Körper wieder zu erwärmen. Die unangenehme Taubheit verzog sich langsam und das bloße Stehen tat nicht mehr so weh, wie noch vor kurzem. Doch noch immer fühlte sie sich unwohl. Irgendwie beschlich sie ein komisches Gefühl. So, als würde bald etwas Schreckliches passieren. Die Einsamkeit, die sie in diesem schwarzen, kalten Zimmer befiel, stimmte sie traurig. Dieses Zimmer, welches ihr sonst Wärme und Geborgenheit gab, war in diesem Moment einfach unerträglich. Schnell zupfte sie ihre Kleidung zurecht und ging zur Tür. Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ sie das Zimmer. Sie wusste, dass sie so schnell nicht wiederkommen würde. Nicht, wenn es sich vermeiden ließ. Ein schmaler Lichtstreifen erleuchtete die Dunkelheit der hereingebrochenen Nacht. Die Sonne war verschwunden und zwischen den noch immer zahlreichen Wolken am Himmel, funkelten kleine weiße Sterne. Die Luft war kühl, aber angenehm. Nami atmete noch einmal tief ein. Die lauten Geräusche aus der Küche zauberten ihr ein Lächeln aufs Gesicht. Genau das war es, was sie jetzt dringend brauchte: Ihre Freunde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)