Cold Heart von xXLovelessXx ================================================================================ Kapitel 2: Ein Bad in der Dunkelheit ------------------------------------ Die erste Schlacht ließ nicht lange auf sich warten. Die Shu-Armee unter dem Meisterstrategen Zhuge Liang ließ nicht lange auf einen Angriff warten. Jeder wusste, dass der alternde Taktiker nach der Einigung der drei Reiche strebte. Und Cao Cao war klar, dass dieser Kampf sehr ernst zu nehmen war. Zhuge Liang besaß viele fähige Generäle, die es der Shu-Armee nicht leicht machen würden, allen voran seine eigene Frau Yue Ying, die mit ihrem Ideenreichtum und ihren neuen Kreationen immer wieder Schlachten für sich entschied. Yue war bis zum Zerreißen gespannt, als er auf seinem struppigen Wallach an Cao Pis Seite in seine erste Schlacht ritt. Sima Yi, der Stratege der Wei-Armee, hatte alles bis ins Kleinste durchgeplant; sie konnten diesen Kampf gar nicht verlieren. Theoretisch. Cao Pi führte zwar einen kleinen Haufen Soldaten an, doch er zog es vor, auf Alleingang das Schlachtfeld zu stürmen und immer da zu kämpfen, wo es nötig war. Yue fiel es nicht leicht, seinem Herrn zu folgen, noch dazu, weil dieser einen feurigen rotbraunen Hengst ritt, dessen Schnelligkeit die von Yues Pferd um Längen übertraf. Doch von dieser Lappalie ließ sich der junge Leibwächter nicht aufhalten: Unzählige Feinde wurden von seiner Armbrust nieder gemäht. Die einfachen Soldaten kamen erst gar nicht in die Nähe von Cao Pi, sodass dieser sich nur um die feindlichen Generäle kümmern musste. Nun begegneten ihnen aber auf einer weiten Strecke nur Soldaten und Yue gab sich größte Mühe, keinen einzigen nah genug an seinen jungen Herrn herankommen zu lassen, um ernstlich gefährlich werden zu können. Irgendwann wandte sich Cao Pi im Sattel um und bedachte seinen Leibwächter mit einem Blick, der sowohl Tadel als auch Lob beinhaltete. „Yue, ich bin ja wirklich beeindruckt von deinem Können, aber…mir wird langsam langweilig.“ Yue senkte seine Waffe und neigte den Kopf. „Tut mir Leid.“ Und danach sorgte er aufmerksam dafür, dass ein paar Soldaten zu Cao Pi ‚durchbrechen‘ konnten, nur damit sein Herr auch etwas zu tun hatte. Das Ende der Schlacht war wackelig. Beide Seiten hatten hohe Verluste erlitten und die Führer einigten sich auf einen Waffenstillstand bis zum nächsten Morgen. Cao Pi schien zwar nicht ganz zufrieden mit dieser Art von Vertrag zu sein, doch er war ebenfalls erschöpft von den Anstrengungen des Kampfes, auch wenn er es nicht zeigte. Der Abend senkte sich gemächlich über die Zeltstadt der Wei-Armee, die an einem breiten Fluss aufgeschlagen worden war. Yue saß auf seinem Lager in Cao Pis Zelt und fertigte sorgsam neue Pfeile für seine Armbrust. Er hatte darauf geachtet, das Werkzeug von Cao Ren mitzunehmen, um selbstständig sein zu können. Immer wieder zuckte sein Blick zu der dünnen Leinwand, die seinen Abschnitt des Zeltes von Cao Pis trennte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er an die Worte seines Herrn zurückdachte: ‚…mir wird langsam langweilig.‘ Und das mitten in einer Schlacht! Grinsend widmete er sich wieder den eisernen Pfeilspitzen, als er das Geräusch von raschelndem Stoff hörte. Augenblicklich ruckte sein Kopf nach oben. Cao Pi war durch die Zeltwand getreten und betrachtete ihn mit einem Blick, den er nicht so leicht deuten konnte. Yue sprang sofort auf, wobei einige Pfeilspitzen zu Boden kullerten. „Du hast heute gut gekämpft.“, sagte Cao Pi emotionslos. Wahrscheinlich bemühte er sich, es nicht zu beeindruckt klingen zu lassen. Yue neigte den Kopf, sodass sein Herr das Grinsen nicht sehen konnte, das an seinen Mundwinkeln zog. „Ich wollte noch zum Fluss gehen.“ Cao Pi ließ eine längere Pause. Offensichtlich erwartete er, dass sein Leibwächter sich den Rest des Satzes selbst zusammenreimte. Yue nickte und sammelte ein paar Leinentücher zusammen, die herumlagen. Innerlich zitterte er leicht. Er hatte nicht damit gerechnet, von Cao Pi zu einem Bad im Fluss eingeladen zu werden. Aber er riss sich zusammen. Er ist dein Herr und es ist gefährlich dort draußen. Die Shu-Armee rastet keine zehn Meilen von hier entfernt und Attentäter sind sicher immer unterwegs. Du musst ihn schützen… Das Wasser war dunkel und ruhig. Gelegentlich strich eine Brise durch die Schilfrohre, die am Ufer des Flusses wucherten. Ohne zu zögern blieb Cao Pi einen Schritt weit vom Wasser entfernt stehen und ließ seine Kleider zu Boden gleiten. Yue schaute weg, reflexartig. Er wusste selbst nicht genau, warum. Schnell tarnte er diese Bewegung und tat so, als würde er die Umgebung nach Verdächtigem absuchen. Erst als er leises Plätschern hörte, wagte er wieder, den Blick auf seinen Herrn zu richten. Cao Pi stand bereits bis zur Hüfte in dem eiskalten Nass und sah über die Schulter zurück. „Was ist, willst du da stehen bleiben und Wurzeln schlagen?!“ Ein wenig ungeschickt stieg Yue ebenfalls aus seiner Kleidung. So schnell wie es ihm möglich war folgte er Cao Pi ins Wasser und begann, seinen Körper zu benetzen. Erst jetzt bemerkte er, wie geschwitzt und verdreckt er durch die Anstrengungen des Kampfes geworden war. Irgendwann wurde seine Aufmerksamkeit jedoch von den geschmeidigen Bewegungen seines Herrn angezogen. Vorsichtig und unauffällig beobachtete er den perfekten Körperbau Cao Pis; die kräftigen Bauchmuskeln, die von einigen Wassertropfen umspielt wurden, die vom Kämpfen mit dem Doppelschwert gestählten Arme, die leicht gebräunte Haut seiner Brust, die breiten Schultern, der sehnige Hals. Schließlich blieben Yues Augen an dem makellosen Gesicht hängen. Er konnte nicht anders, er musste starren: Auf das hart konturierte Kinn, das ihm immer einen strengen Ausdruck verlieh, die ausgeprägten Wangenknochen, die gerade Nase und die stahlblauen Augen, aus denen jede Sekunde Ehrgeiz und Abneigung blitzten. Die langen dunkelbraunen Strähnen seines Haars waren auf seinem Rücken zu einem Zopf gebunden und reichten bis an die Wasseroberfläche, sodass die Spitzen nass aneinanderklebten. Cao Pi sah auf und hob eine Augenbraue, als er den unverwandt auf sich gerichteten Blick seines Leibwächters bemerkte. Sofort wandte Yue sich ab und wich reflexartig einen Schritt zurück. Dabei stieß sein Fuß unter Wasser gegen einen Stein und er stolperte. Bevor er fallen konnte, hatte eine starke Hand seinen Oberarm gepackt und ihn gestützt, bis er wieder sicher stand. „Pass auf, die Strömung da draußen ist tückisch.“ Cao Pis Stimme erklang viel zu nah an Yues Ohr. Der Leibwächter nickte abgehackt und befreite sich aus dem Griff seines Herrn. Seine Gefühle stürzten in ein wirres Durcheinander. Wieso reagierte er so sehr auf die Berührung Cao Pis?! Das durfte nicht sein. Um nicht zu hyperventilieren konzentrierte er sich einen Moment auf die sich wiegenden Schilfrohre. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte Cao Pi wissen und fast, nur fast hörte Yue einen Hauch Besorgnis in seiner Stimme. Das war zu viel. Er brachte noch ein Nicken zustande, stammelte ein undeutliches „Scheint die Luft zu sein“ und taumelte aus dem Wasser. Zu allem Überfluss hörte er, wie Cao Pi ihm folgte. Er schnappte sich eines der Leinentücher, wickelte sich darin ein und atmete einmal durch. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie sein Körper reagierte…Wenigstens schlang sich sein junger Herr ebenfalls ein Tuch um die Hüfte. Der Blick aus den stahlblauen Augen jedoch ruhte unverwandt auf Yue, was nicht gerade dazu beitrug, dass der Junge sich beruhigte. Nachdem sie sich abgetrocknet hatten, machten sie sich auf den Weg zurück zum Zelt. Cao Pi schwieg eine lange Zeit, wofür Yue ihm sehr dankbar war. Doch kurz bevor sie das Zelt erreichten, ergriff Cao Pi das Wort: „Und? Hat dir gefallen, was du gesehen hast?“ Er hätte genauso gut ein „Du Spanner“ dahinter setzen können, die Wirkung auf Yue war dieselbe. Yue wagte es kaum, aufzublicken. Er spürte, wie das Blut in seine Wangen schoss. „Es…tut mir Leid“, wisperte er und seine Stimme bebte. Cao Pi blickte nach vorn und strich sich einige ungebändigte Strähnen aus dem Gesicht. „Ich kann es dir nicht übel nehmen, ich bin ja schließlich atemberaubend. Aber von Jungen bin ich diese Art von Blick eigentlich nicht gewöhnt.“ Yues Stimme wurde immer leiser. „Wird nicht wieder vorkommen.“ Sein Herr lächelte, erwiderte jedoch nichts darauf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)