Versklavt von MarieSoledad (Die Hölle auf Erden) ================================================================================ Kapitel 3: Setos Geheimnis -------------------------- Diesmal gibt es ein paar Einblicke in Setos Geschichte, bzw. Psyche^^ Viel Spaß weiterhin :) _____________________________________________________ 3.Kapitel: Setos Geheimnis „Seto“ – es war ungewohnt, ihn bei seinem Vornamen zu nennen – „So geht das nicht! Du kannst dir nicht die schwerste und schrecklichste Aufgabe von alle heraussuchen, dazu noch das Essen verweigern und hoffen, dass du überlebst!“ Seto antwortete wieder mit dieser unheimlichen Ruhe: „Überleben ist nicht gleich leben, den Spruch hast du doch sicherlich schon mal gehört. Meine Priorität im Moment liegt in psychischem Überleben. Mein Körper hält viel aus.“ „Was hat denn hungern mit der Psyche zu tun?“, fauchte Joey aufgebracht. Seto seufzte und zog unwohl die Schultern hoch, ein ungewohntes Zeichen der Schwäche von ihm. „Dir das jetzt zu erzählen fällt mir absolut nicht leicht und ich tue das nur, damit du verstehst und wir dieses so notwendige Vertrauen aufbauen können, damit das klar ist. Es ist eines meiner bestgehüteten Geheimnisse.“ Er stockte. „Ich hab doch schon mal erwähnt, dass ich in der Vergangenheit….unschöne Erfahrungen gemacht habe. Ich habe mir mit der Zeit verschiedene Verhaltensweisen angeeignet, die mir helfen, mit den Traumata umzugehen. Die meisten davon sind destruktiv, oder genauer gesagt, autoaggressiv.“ „Verdammt, kannst du mal aufhören, mit Fremdwörtern um dich zu schmeißen?“, murrte Joey verstimmt. Seto sah ihn nur ausdruckslos an, so dass der Blonde sich gleich wieder schlecht fühlte. Schließlich ging es hier um mehr als um offenbare Intelligenz. „Traumata sind massive seelische Verletzungen, die deutliche Folgen haben. Destruktiv bedeutet soviel wie ‚mit dem Ziel zu zerstören’, autoaggressiv sind Aggressionen gegen sich selbst. Das bedeutet, ich habe Verhaltensweisen gelernt, die mir selbst schaden, aber gleichzeitig helfen, mit den Folgen dieser Verletzungen umzugehen“, erklärte Seto dann jedoch erstaunlich geduldig. „Oh…“, flüsterte Joey nur überfordert. Dann schwiegen beide eine Weile, bevor der Kleinere wieder vorsichtig das Wort ergriff: „Uhmmm… und welche Verhaltensweisen sind das dann?“ Einen Moment lang schien es, als hätte Seto ihn nicht gehört oder würde ihn ignorieren. Doch dann stand er langsam auf und steuerte ohne ein Wort das Badezimmer an. Joey folgte ihm hastig und verdutzt, nachdem er das Brot unter seine Jacke geschoben hatte. Sorgfältig schloss der Größere die Tür hinter ihnen ab, bevor er Joey ernst ansah. „Bist du sicher, dass du damit klarkommst?“ „Das kann ich nicht versprechen“, meine der sanft. „Aber ich werde dich nicht dafür verurteilen. Es gibt für alles Gründe, und die, die du mir bist jetzt genannt hast, würden viele, ich sag jetzt mal Psychoschübe, rechtfertigen.“ Seto nickte nur knapp und schlüpfte erst aus dem Mantel und dann langsam aus seinem schwarzen Rollkragenpullover. Fassungslos starrte der Blonde auf den Körper, der darunter zum Vorschein kam. Bleiche Haut, übersät mit breiteren und schmäleren Narben offensichtlich unterschiedlicher Herkunft, eingefallen über den herausstechenden Knochen. Hervorstehende Rippen. Schulterknochen wie kleine Flügel. Ein Rückgrat wie ein Zahnrad so spitz. Arme, die nur noch aus Narbengewebe bestanden. Ein Rücken, durch Peitschenstriemen für immer entstellt. Sogar um den Hals ein breiter Streifen mit knotigen Punkten, wie von einem Halsband mit nach innen gerichteten Stacheln. Er fühlte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Vorsichtig hob er eine Hand und legte sie langsam auf Setos Brust, damit der auch ausweichen konnte, wenn er wollte. Doch er blieb, zuckte zwar ein wenig, hielt aber der Berührung seiner nackten Haut stand. „Wie lange ist es her, dass dich jemand hier berührt hat?“, fragte Joey leise. „Vor Jahren, Gozaburo….“, wisperte Seto zurück. „Sind die Narben alle von ihm?“, murmelte Joey weiter. Seto schüttelte den Kopf und senkte den Blick. „Sehr viele sind von mir selbst.“ Ungläubig sah Joey ihn an: „….das meinst du mit autoaggressiv?“ Seto wich zurück und rutschte an der gefliesten Wand hinab und verschränkte die Arme schützend vor dem Körper. „Selbstverletzendes Verhalten, also Schneiden oder Verbrennen, Essstörung, Drogen- und Substanzmissbrauch, das sind die äußerlichen, die sichtbaren Dinge. Aber es gibt auch noch unsichtbare. Gedanken zum Beispiel. Die Überzeugung, dass ich an allem schuld bin, dass ich es verdiene, dass ich jeden Menschen in meiner Nähe mit in den Abgrund reiße, dass ich als Mensch abstoßend bin und so viele mehr. Es ist kaum zu glauben, wie sehr man sich im Kopf foltern kann….“ Er war gegen Ende immer leiser geworden und verstummte schließlich. Joey ließ sich neben ihn sinken. „Mein Gott“, wisperte er traurig. „Was musst du erlebt haben, um dich selbst so sehr hassen zu können?“ Sanft strichen seine Hände über Setos Bauch, seine Brust, hinauf zu seinen Schultern und die Arme wieder herab. Der Ältere wand sich unbehaglich, wehrte sich aber nicht. Doch schließlich wich er zurück und ergriff Joeys Hände. „Bitte hör auf.“ Der Blonde ließ seine Hände sinken, Seto richtete sich auf und zog seinen Pullover wieder über. Als er in seinen Mantel schlüpfte, sagte Joey plötzlich gefasst: „Ich denke, dass ich damit umgehen kann, auch wenn es mich sehr traurig macht, dass du so viel Schmerz in dir trägst.“ Seto fuhr herum und starrte ihn fassungslos an. Dann verschloss er, sichtlich überfordert, seine Miene und sagte nur kalt: „Gut, gehen wir.“ Rasch füllten sie noch ihre Becher mit Wasser, bevor sie den Raum wieder verließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)