Come back home von Rabenkralle ================================================================================ 3. Eine letzte Chance --------------------- @ : Dankeschön für dein Kommentar! =) Wie heißt es doch: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold … Nein, mal ernsthaft: Ich mag es nicht, wenn ich wegen jedem kleinen Geschichtchen die Werbetrommel schlagen muss. Sieht irgendwie ja nach Kommibettelei aus und den Eindruck möchte ich wirklich nicht erwecken. Dann viel Spaß beim Lesen! ════════════════════════════════════════════════════ 3. Eine letzte Chance „Was willst du denn schon wieder hier?“ Shikamaru klang zwar nicht sonderlich begeistert von ihrem Besuch, doch wenigstens sah er nicht aus, als würde er sie in zehn Sekunden wieder vor die Tür setzen. „Ich spiel diesmal nur die Botin“, erklärte Sakura ihm. „Es geht um Temari.“ Ihr Gegenüber unterbrach sie mit einem schweren Seufzer. „Jetzt lass mich doch erstmal ausreden!“, forderte sie ihn auf. Als er etwas widerstrebend nickte, fuhr sie fort: „Sie liegt im Krankenhaus und möchte unbedingt mit dir reden.“ Ja, eins musste sie sich lassen: Im Schwindeln machte ihr so schnell keiner etwas nach. Auch wenn es nicht unbedingt ein Grund war, um stolz zu sein. „Was ist ihr denn passiert?“, rutschte es aus ihm heraus, obwohl er lieber mit einem ironischen ›Ach, tatsächlich?‹ antworten wollte. Sein besorgter Unterton entging Sakura nicht, doch er überraschte sie auch nicht. Aber seine Masche, dass seine Exfreundin ihm egal geworden war, hatte sie ihm ohnehin nie abgekauft. Ein gewisses Unbehagen stieg in ihr auf, als sie an das dachte, was ihn gleich erwartete und er tat ihr schrecklich leid. Es musste schließlich ein knallharter Schlag ins Gesicht sein, wenn man erfuhr, dass die Person die man liebte das Kind eines anderen bekam – und das auch noch wegen eines solch kleinen, beschissenen Fehlers. Plötzlich bekam sie Skrupel und fragte sich, ob sie die Hiobsbotschaft wirklich übermitteln sollte. Temari hatte sich ihr gegenüber zwar völlig daneben bekommen, aber hatte sie nicht trotzdem die Chance verdient, es ihm selbst beizubringen? „Alles okay?“ Shikamaru riss sie aus ihren Gedanken. „Klar, ich hab gerade nur ein bisschen vor mich hingeträumt“, meinte sie rasch. „Du wolltest wissen, wie es ihr geht?“ Er schwieg daraufhin und es kam ihr vor, als wäre er zu stolz um zuzugeben, dass er sich Sorgen machte. „Sie hat Fieber bekommen und ist vor dem Hokage-Turm umgekippt“, erklärte Sakura anschließend. „Nichts sonderlich Ernstes also. Sie wird allerdings über Nacht im Krankenhaus bleiben müssen.“ Abermals äußerte er sich nicht dazu und fragte stattdessen: „Was will sie genau von mir?“ „Reden“, legte sie fest. „Mehr weiß ich leider auch nicht.“ Er wandte sich ab, murmelte ein „Sag ihr, dass ich’s mir überlege“ und schloss die Tür. „Dann überleg’s dir aber schnell!“, hörte er Sakura noch rufen. „Sie geht morgen nämlich zurück nach Sunagakure. Sie liegt in Zimmer hundertsechsunddreißig.“ Anschließend stapfte sie durch den Schnee zurück auf den Gehweg und schlug leicht unzufrieden die Richtung ein, in der das Krankenhaus lag. Sie ärgerte sich, dass sie im Moment nicht mehr tun konnte. Aber der Fairness halber musste es eben sein. --- Unruhig wälzte Temari sich von der einen Seite auf die andere. Sie wusste nicht, wie oft sie sich in den vergangenen zwei Stunden das mögliche Szenario, in dem Sakura Shikamaru ihre saudumme Lüge auftischte, vorgestellt hatte. Am liebsten hätte sie sich mit irgendetwas abgelenkt – egal, wie blöde und belanglos es war –, doch sie kam einfach nicht mehr davon los. Zum gefühlt hundertsten Male warf sie einen Blick auf die Uhr, die über der Tür hing, und ihre Anspannung ließ ein wenig nach. Es war fünf nach neun und die heutige Besuchszeit damit seit ein paar Minuten vorbei. Sie atmete aus. Wenigstens brauchte sie nun erstmal nicht zu befürchten, dass Sakura noch mal aufkreuzte, um in ihr sowieso schon schlechtes Gewissen zu reden. Da sie andererseits momentan aber zum Personal gehörte, durfte sie wohl kommen und gehen wann sie wollte und das wiederum bedeutete, dass sie vor ihr doch nicht sicher war. Obwohl … Nein, so mies wie sie sich vorhin aufgeführt hatte, tauchte sie heute garantiert nicht mehr auf. Temari wusste nicht, ob sie darüber erleichtert sein sollte oder ob es ihre Situation noch deprimierender machte. Scheiße blieb schließlich Scheiße, selbst wenn dabei ein winzig kleiner Vorteil für sie heraussprang. Ein Vorteil, der im Grunde nicht mal der Rede wert war. Im Moment hätte sie sich mit Gesellschaft sicherlich wohler gefühlt. Und wenn es bloß Ino mit ihrem oberflächlichen Getratsche gewesen wäre … --- Gegen halb zehn klopfte es an der Tür. Da Temari glaubte, dass es nur die Krankenschwester war und sie keine Lust hatte, noch einmal von ihr betüdelt zu werden, zog sie sich die Decke über den Kopf und tat, als würde sie schlafen. Wenige Sekunden darauf ging das Licht aus und die Tür schloss sich wieder. Sie wartete einen Augenblick ab und setzte sich dann auf, um die kleine Lampe neben ihrem Bett anzuschalten. „Du wolltest reden?“ Mitten in der Bewegung hielt sie inne. Scheiße, träumte sie schlecht oder war sie wach und bildete sich Stimmen ein? Beides war ihr recht … „Ich weiß, dass du nicht schläfst.“ Verdammt … Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gedacht, Teil eines Horrorfilms zu sein – was ihr irgendwie sogar lieber war –, aber leider stand kein meuchelnder Irrer in ihrem Zimmer. „Ist mein Anblick etwa so schlimm, dass du das Licht ausmachen musst?“, fragte sie provokant in die Dunkelheit. „Nein, aber sonst hättest du mich ja gleich gesehen“, erwiderte er trocken. „Keine Bange, ich wär schon nicht abgehauen. Ich meine, mit meinem heißen Schädel hätte ich’s ohnehin keine zehn Meter weit geschafft.“ Temari fasste sich ungläubig an die Stirn. Was faselte sie da bloß für einen Schwachsinn? Als ob die Situation ohne ihre blöden Sprüche nicht schon unangenehm genug war … „Du wärst mir sowieso nicht einfach so davon gekommen.“ Scheiße, scheiße, scheiße!, dachte sie. Er wusste es! Sakura musste ihre Drohung wirklich wahr gemacht haben und er war nun natürlich hier, um ein Hühnchen mit ihr zu rupfen … „Dann hat sie’s dir gesagt?“, fragte sie langsam. Shikamaru schwieg einen Moment und antwortete anschließend tonlos: „Ja, sonst wär ich wohl kaum hier.“ Okay, wie bekam sie nun ihren Hals noch aus der Schlinge? Vielleicht würde er ihr ja glauben, wenn sie ihm ganz einfach die Wahrheit sagte – oder zumindest die Halbe … „Egal, was sie erzählt hat: Es war gelogen!“, sagte Temari rasch. „Ich bin nicht von einem anderen –“ „Also willst du gar nicht mit mir reden?“, unterbrach er sie. Ihr Herz machte einen abrupten Sprung. Konnte es etwa sein, dass Sakura doch geschwiegen hatte? Sie sank merkwürdig erleichtert zurück aufs Bett und stammelte: „Nein – doch – vielleicht …“ Als sie nichts weiter sagte, meinte er: „Tu dir bloß keinen Zwang an.“ Das hörte sich so verdammt leicht an ... Aber das war es für sie nicht. „Wenn du mir sagst, wo ich anfangen soll …?“, flüsterte sie zurück. „Müsstest du das nicht selbst am besten wissen?“, erwiderte Shikamaru, diesmal jedoch mit deutlich ruhigerer Stimme. Ja, die Betonung lag auf eigentlich … Temari überlegte noch kurz und fragte: „Warum bist du überhaupt hierhergekommen?“ „Kannst du dir das nicht denken?“ Wahrscheinlich, weil dir noch irgendwas an mir dummen Kuh liegt, dachte sie, sprach es allerdings nicht aus. Stattdessen sagte sie: „Wohl aus demselben Grund, weswegen ich nicht schon vor drei Tagen meine Sachen gepackt und abgehauen bin.“ „Warum willst du dann morgen gehen?“, fragte er weiter. Sie lachte halbherzig auf. „Das hast du wohl auch von Sakura.“ „Also ist das auch nicht wahr?“ „Doch“, antwortete sie und setzte nach: „Und hätte mir meine Gesundheit keinen Strich durch die Rechnung gemacht, wäre ich längst nicht mehr hier.“ Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Das hätte sie auch etwas taktvoller formulieren können … „Denke ich zumindest“, schloss sie, damit ihr Satz nicht ganz so hart klang, aber mit dem Wissen, dass es nicht stimmte. „Du brauchst das nicht zu sagen, weil du denkst, dass du Rücksicht auf mich nehmen musst“, antwortete er rasch. „Die Wahrheit ist meistens nicht sonderlich schön.“ Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Warum war sie auch so dumm und beschönigte ihre Aussage noch? Temari atmete kurz durch und sagte: „Der einzige Grund, warum ich überhaupt hier war, warst du und der hat sich jetzt nun mal erledigt. Was soll ich also noch hier?“ Das war natürlich eine berechtigte Frage und er wusste genau, worauf sie damit abzielte. „Schon klar“, pflichtete Shikamaru ihr bei, „aber du könntest dir doch genauso gut noch mal überlegen, ob du nicht –“ „Nein, ich ändere meine Meinung nicht“, legte sie fest. „Das Einzige, das uns weiterhelfen würde, wäre, wenn du deine ändern würdest.“ „Ich kann ja verstehen, dass du Kinder möchtest, aber muss es denn unbedingt in nächster Zeit sein?“ Schon waren sie wieder am selben Punkt wie vor drei Tagen angekommen. Und sie war sich sicher, dass sie sich bei dem Thema wie zuvor im Kreis drehen würden. „Ja“, entgegnete sie nach einer kurzen Pause. „Anders macht das Ganze hier keinen Sinn mehr für mich. Ich kann mich schließlich nicht ewig von dir vertrösten lassen.“ Er hatte zwar mit keiner anderen Antwort gerechnet, doch insgeheim hatte er gehofft, dass sie zur Vernunft gekommen war und nicht weiterhin ihren Wunsch über alles andere stellte. „Das sollst du auch gar nicht“, sagte er mit bemühter Fassung. „Ich rede doch nur von zwei, vielleicht drei Jahren.“ Temari hätte ihm nur zu gerne zugestimmt und sich so wieder mit ihm zu versöhnt. Der Gedanke daran war auch äußerst verlockend, aber mindestens genauso dumm. Natürlich, ein paar Wochen hätte sie es vielleicht noch geschafft, die Schwangerschaft vor ihm zu verheimlichen, ihn in der Zeit eventuell sogar davon zu überzeugen können, dass es keinen Unterschied machte, ob sie jetzt oder in ein paar Jahren Kinder bekamen. Doch es war falsch. Sie schüttelte den Kopf – was im Dunkeln unsinnig war – und murmelte: „Dann tut’s mir leid …“ Ungläubig starrte Shikamaru einige Sekunden vor sich hin. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein … „Ich versteh nicht, wie du deswegen die letzten Jahre einfach so wegschmeißen kannst“, entgegnete er schließlich. Temari senkte ihren Blick und flüsterte: „Es geht eben nicht anders.“ „Dann sag mir wenigstens warum.“ Ja, das Warum … Sie hätte wirklich nichts lieber getan, als ihm den Grund zu sagen, doch egal, wie positiv sie sich seine Reaktion darauf versuchte vorzustellen: Sie brachte es einfach nicht über sich. Also schwieg sie. Er blieb noch einen Augenblick lang stehen. Als jedoch immer noch keine Antwort kam, wandte er sich wortlos um und ging. Das Zufallen der Tür löste ihre Blockade jäh. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und rief: „Verdammt, es geht nicht, weil ich schon schwanger bin, du Idiot!“ Kurz hoffte sie noch, er hätte sie gehört und würde wiederkommen, doch die Tür blieb geschlossen. Tränen stiegen ihr in die Augen und als sie das miese Gefühl in ihrem Körper nicht mehr unterdrücken konnte, weinte sie hemmungslos. Sie war wirklich ein erbärmlicher Feigling. ════════════════════════════════════════════════════ Wie es aussieht, wird es wohl doch noch ein viertes Kapitel geben. Aber das war es mit Ausnahme des Epilogs dann auch wirklich, versprochen. :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)