Every Night von Tamura ([SasuxSaku] Adventskalender 2010 / Tag 16) ================================================================================ Kapitel 1: Nur so .... ---------------------- Es ist nur ein leises Geräusch am Fenster der Kunoichi. Für die Meisten klingt es wie der Wind, der sanft um Einlass bittet. Die gläserne Scheibe zum Klingen bringt und die ersten Blätter des Herbstes durch die Lüfte treibt. Doch für Sakura ist es so viel mehr. Denn sie weiß, dass er jede Nacht aufs Neue vorbeikommt. Sich, verwundet und verletzt, mit Mühe zu ihr schleppt. Denn er braucht sie, das ist ihr mittlerweile klar. „Wieso gehst du nie ins Krankenhaus?“, hatte sie ihn einmal gefragt. „Nur so.“ Die Antwort war typisch für ihn. Keine Regung im Gesicht, kein Gefühl, das ihr etwas offenbaren könnte. Aber das war für sie nichts Neues mehr. Sein Stolz ist zu groß, als das er ihr jemals die Wahrheit sagt. Also springt sie rasch aus dem Bett und drückt den kalten Griff des Fenster ruckartig nach unten, um ihm seinen Wunsch nach Einlass zu gewähren. Kalte Luft strömt in das Zimmer der Kunoichi und lässt sie für einen Augenblick erschaudern, ehe ihr Blick auf ihn fällt. Sein schwarzes Haar hängt ihm ins Gesicht und klebt Blut verschmiert an seinen Wangen. Regen tropft davon und vermischt sich mit dem Schweiß auf seiner Stirn. Doch er wirkt kein bisschen weniger attraktiv auf sie. Wortlos macht sie ihm Platz, tritt einen Schritt zur Seite und wartet. Er lässt sich Zeit, betritt ihr Zimmer langsam. Es dauert ein paar Minuten, bis er zögernd vor ihrem Bett steht. Wie jedes Mal. Als würde er innerlich mit sich ringen, hier bei ihr zu sein. Sie schließt das Fenster und kommt auf ihn zu. Vorsichtig berührt sie seine Schultern, um die Schmerzen seiner Wunden nicht noch unerträglicher zu machen, und signalisiert ihm so, Platz zu nehmen. Sein Zögern verschwindet und er wirkt ruhiger, beinahe gelassen. Er setzt sich auf den Rand der Matratze und sieht sie fragend an. Schwarze, kühle Augen treffen auf Jadegrüne, Warme. Ein Lächeln formt sich auf ihren Lippen, und wie jede Nacht beginnt sie, seine Verletzungen zu heilen. Behutsam, denn er hat viele Wunden und wie immer achtlos gekämpft, ohne Rücksicht auf seinen Körper. Ihre Gefühle behält sie dabei für sich. Dass sie ihn am liebsten in die Arme schließen und nie wieder gehen lassen würde. Dass sie es kaum noch ertragen kann, wie sehr er trainiert, für Konoha kämpft. Denn er will wieder gut machen, was er in der Vergangenheit getan hat. Und so bestraft er sich für das Verlassen des Dorfes zu jener Zeit, Nacht für Nacht, selbst. Er hatte einmal gemeint, dass er die Schmerzen seiner Verletzungen gerne hinnimmt. Sie würden ihn daran erinnern, was er all den Menschen in seinem Heimatdorf spüren hatte lassen. Was er ihr und Naruto angetan hatte. Also behält sie ihre wahren Gefühle für sich. Denn sie will nicht erneut zurückgewiesen werden, und sie weiß, dass er noch Zeit für sich braucht. Zeit, bis er den Hass gegenüber sich selbst verliert. Und außerdem ist es zu riskant. Es ist zu riskant, weil sie immer noch nicht sicher ist, ob er überhaupt etwas für sie empfindet. - Jenes ungewöhnliche Gefühl macht sich in seinem Körper breit, das der Schwarzhaarige nicht zuordnen kann. Diese Geborgenheit, als würde er hier eine Sicherheit spüren, die nur sie ihm geben konnte. Sasuke ist stur. Und trotz seiner Intelligenz nicht in der Lage, seine Empfindungen zu deuten. Und so weiß er nicht, wieso er manchmal einen unnötigen Treffer eines Angreifers in Kauf nimmt, nur um später das Gefühl ihrer Fingerspitzen zu spüren, die vorsichtig all seine Wunden schließen. Er nimmt an, es liegt am Heilprozess. Dass jedes heilende Chakra solch eine wunderbare Wirkung habe. Dennoch will er diese Theorie nicht auf die Probe stellen, und so kommt er immer wieder zu ihr. Wieso? Würde ihn Ino heilen, und jene Gefühle der Sicherheit bleiben aus, hat er die Antwort auf seine leise Frage. Dass er tatsächlich etwas für Sakura empfindet. Und das macht ihm Angst. Egal, wie viele feindliche Shinobi versuchen, ihn zu töten. Er findet immer wieder einen Weg, ihnen zuvor zu kommen. Doch mit ihr ist es anders. Er hat nur eine Chance, das weiß er. Und so lebt er lieber wie bisher. Lässt sie in der Ungewissheit und verbirgt seine Gefühle ihr gegenüber. Leugnet die Vorgänge in seinem Körper, wenn ihre Hand sanft über seinen Brustkorb gleitet. Denn es ist zu riskant. Es ist zu riskant, weil er nicht sicher ist, ob sie ihn noch immer liebt. Nur eine Frage interessiert ihn dennoch brennend. Warum nimmt sie es jedes Mal wieder auf sich? „Wieso heilst du mich immer wieder aufs Neue, Sakura? Bist du’s nicht leid, mich Woche für Woche zusammen zu flicken?“ Sollte sie es ihm jetzt gestehen? Die Wahrheit sagen und vielleicht glücklich mit dem Mann werden, den sie liebt, seit sie ihn das erste Mal gesehen hat? Sollte sie ihm alles gestehen, seinen Körper gegen das Bett pressen und ihm beweisen, wie viel sie für ihn empfindet? Ja… vielleicht ist jetzt der richtige Augenblick gekommen, reinen Tisch zu machen. Wie schön wäre es doch, das Versteckspiel zu beenden… „Also, warum hilfst du mir immer wieder, Sakura?“ „… Nur so.“ „Feigling“, flüstert sie leise, beinahe lautlos. Es ist an sie selbst gerichtet, für ihre Unfähigkeit, das ewige Warten zu beenden. Nach einer halben Stunde ist die letzte seiner Wunden geschlossen und er verschwindet zurück in die Nacht. Bis zum nächsten Mal. Und Sakura sammelt Kraft, um dann vielleicht mehr Mut zu haben… Warum? Aus vielen Gründen. Liebe, Sehnsucht, der Suche nach Zuneigung… Jedenfalls nicht nur so. Hosted by Animexx e.V. 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