Entranced von SamAzo (für Rej) ================================================================================ [AU] Eine Welt ohne Schatten II ------------------------------- Noch immer unter Kopfschmerzen leidend saß Vinc am Tresen der Karaoke Bar und wartete auf seine Begleitung. Die Musik sorgte für ein unangenehmes Dröhnen zwischen seinen Schläfen und doch blieb er und nippte geduldig an seinem Wasser. Ob Mischa wirklich kommen würde, wusste er nicht. Vinc hatte ihn als Dank für dessen Hilfe hierher eingeladen und an Mischas Blick hatte er bereits sehen können, dass das hier nicht das war, was ihm gefallen würde. Darum zweifelte Vinc jetzt auch, da der Tscheche bereits überfällig war. Als seine Zigarette auf geraucht im Aschenbecher seine letzte Ruhestätte gefunden hatte, stand er auf und meldete sich an dem Pult, an dem die Lieder ausgewählt wurden. Es dauerte nicht lange, bis er dran kam und sich die ersten Zeilen des Liedes durchlas, die gleich von ihm erwartet werden würden. Ein Zufallslied zu nehmen erschien ihm daraufhin nicht mehr als eine so tolle Idee, da er kein einziges Wort dort auf dem Bildschirm lesen konnte. Auch wie man es aussprach war ihm ein Rätsel. Aber er zeigte sich mutig und fing an zu singen, als das Lied es verlangte. Da war es ein Glück, das es ihm nichts ausmachte sich zum Affen zu machen. Mischa gefiel der Gedanke nicht sich schrägen Gesang anhören zu müssen und so sehr mochte er diesen Kerl nun auch nicht. Dennoch stand er vor dem Eingang der Bar, in der sie verabredet waren und meinte bereits die Stimme des Amerikaners hören zu können. Schräg – wie bereits vermutet und die französische Sprache quälend, das es kaum noch als solche zu verstehen war. Würde er die Melodie des Liedes, das Vinc da verbal verunstaltete, nicht kennen, würde er wohl nicht erraten können, um was es sich handelte. Er hatte das Gefühl als würden ihm jetzt bereits die Ohren bluten, dabei war er eben erst angekommen. Dennoch schlängelte er sich durch die Leute und Tische und wartete, bis Vinc endlich fertig war. Der war so auf den Text fixiert gewesen, das er kaum etwas um sich herum mitbekommen hatte, entsprechend überrascht war er, als er Mischa entdeckte, während er von der kleinen Bühne kam. „Hey, da bist du ja!“, begrüßte er den Tschechen der nickte und ein Schmunzeln nicht verbergen konnte. „Du weißt schon, das der Text etwa 'J'vais pas vous draguer, promis juré. J'suis célibataire, depuis hier putain! J'peux pas faire d'enfant et bon c'est pas - Eh reviens!' ausgesprochen wird?“ Ob Vinc bereits etwas getrunken hatte, wusste Mischa nicht, doch er schaute ihn mit dem gleichen Ausdruck an, wie in der letzten Nacht. So leicht verpeilt und … irgendwie niedlich. „Du sprichst die komische Sprache?“ „Das ist Französisch!“ „Dann das halt... Unaussprechliches Zeug.“ Mischa grinste und schüttelte den Kopf. „Es könnte sein, das ich mehr Sprachen spreche, als du je gehört hast.“ Wenn er sich da mal das letzte Gespräch am Mittag erinnerte, als sie auf dem Weg zu dem Hotel waren, von dem der Amerikaner glaubte, das es seines war. Beim dritten waren sie dann auch tatsächlich richtig und Vinc hatte sich noch ein paar Stunden schlafen gelegt, oder zumindest hatte er es so angedeutet. Wirklich ausgeschlafen sah er allerdings nicht aus, dafür jedoch um einiges nüchterner. „Kann gut sein“, gab Vinc schulterzuckend zu. „Ich hab da vorne gesessen, aber wir können uns gerne einen eigenen Tisch suchen.“ Mischa suchte einen möglichst ruhigen Platz, um sich ein wenig vor der grausamen Ohrenquälerei zu schützen und machte es sich bequem, während Vinc sein Getränk holte und auch eines für Mischa mitbrachte. Der Tscheche hoffte nur inständig, das sie nicht zu lange hier bleiben würden. Irgendetwas würde ihm schon einfallen, um Vinc hier heraus zu bekommen. Es konnte einfach nicht sein, das der das so klasse fand, das sie den ganzen restlichen Abend hier verbringen würden. Aber schon einziger Blick zu dem Amerikaner zeigte ihm, das er sich da gar nicht so sicher sein sollte, was er mit einem leisen Seufzen quittierte. Vielleicht sollte er sich das hier doch noch einmal überlegen... War der Kerl das wirklich wert? Der saß da, trank sein Bier, wippte mit der Musik und sang leise mit – immerhin war es scheinbar ein Lied, das er auch kannte und sprachlich mitsingen konnte. Der Kerl liebte das hier tatsächlich. Schrecklich! „Willst du lange hier bleiben?“ Mischa hatte eigentlich nicht vor seinen Unmut zu verbergen, aber irgendwie klang es doch nicht so, wie er wollte. „Ein wenig... warum?“ „Ich... eh... hatte gehofft wir könnten uns noch ein wenig unterhalten. Das geht bei dem Lärm nicht!“ Vinc grinste. 'Lärm' So hatte Mischa das schon genannt, als Vinc ihm von diesem Ort als Treffpunkt erzählt hatte. Schon da hatte er gewusst, das es Mischa Überwindung kosten müsste, aber er wollte noch einmal hierher, bevor er weiter musste. „Lass mich noch ein Lied singen, okay? Du darfst auch wählen!“ Aber Mischa wollte gar nicht. Wobei es ihm kurzzeitig in den Sinn kam noch einmal etwas auf Französisch oder Italienisch zu wählen. Allerdings würde er sich damit selbst mehr bestrafen als Vinc, weswegen er es schnell wieder verwarf. „Such dir mal schön selbst was aus!“ „Oki do!“ In sicherer Reichweite von der Karaoke Bar entfernt standen Mischa, der sich noch immer die Ohren rieb, und Vinc, der nun wieder an einer seiner Zigaretten hing und Mischa beobachtete. „So schlimm war es doch gar nicht!“ „Glaubst du!“, nuschelte Mischa und seufzte noch einmal bevor er das ganze einfach nur ganz schnell vergessen wollte. Wobei er zugeben musste, das Vinc gar nicht mal schlecht war, als er dann ein Lied hatte, das er auch wirklich konnte – und auch scheinbar sehr mochte. Aber es reichte damit auch und er überlegte bereits, wohin sie gehen könnten. „Und jetzt?“, fragte Vinc auch recht passend. „Hmm... Ist noch recht früh. Wir könnten in den Club gehen.“ „Club?“ „Da wo ich arbeite.“ „Ah...“ Vinc überlegte nun auch, was Mischa ihm glatt vom Gesicht ablesen konnte. „Du hast gesagt, du wolltest dich noch ein wenig mit mir unterhalten“, stellte er fest und schaute Mischa dabei mit einem Blick an, den er nicht wirklich deuten konnte. So gerne er es auch wollte, aber er war sich einfach nicht sicher, ob Vinc wirklich meinte, was er es da gerade mit seiner ganzen Mimik und Gestik ausdrückte. Dabei hoffte er es seit er ihn das erste Mal gesehen hatte. „Wie wäre es, wenn wir uns nen Six-Pack besorgen, zu dir gehen und uns ne Pizza bestellen?“ Der Abend hatte sich doch noch zum Guten gewandt! Sie saßen wieder auf dem Sofa, auf dem sie auch die letzte Nacht verbracht hatten, nur das Vinc dieses Mal nicht so nach Bier stank. Was auch dem 'Six-Pack' zu verdanken war, das wider erwarten kein Bier sondern Pepsi war. Mischa nahm an, das dem Amerikaner sein Kater erst einmal gereicht hatte, aber vielleicht war auch sein Kommentar, vom gestrigen Abend – oder viel mehr Morgen - ein Grund dafür. „Und wo warst du jetzt schon alles?“ Vinc sah aus, als müsste er überlegen, welche Städte er in den letzten Wochen alle gesehen hatte. „Dublin, London, Paris, Barcelona, Madrid, Rom … ehm... Wien. Ja, und jetzt bin ich hier.“ Das war ein ganz schöner Trip, den sich Vinc da leistete. Dabei sah er nicht so aus, als sei er ein typischer Tourist oder hätte das entsprechende Kleingeld. „Wie bist du überall klar gekommen?“, fragte Mischa weiter und nahm nun doch endlich mal einen Bissen von seinem Pizzastück. Vinc war inzwischen beinahe fertig mit seinem. „Chris.“ Chris... Mischa meinte, das Vinc den Namen schon einmal erwähnt hatte. Irgendetwas mit einer Freundin, bei der der Kerl untergekommen war, die Vinc jedoch nicht leiden konnte, weswegen sie ihn kurzerhand abgeschoben hatten. Das war nicht wirklich nett. „Der ziemlich miese Freund?“, wollte Mischa sicher gehen. „Er ist mein bester Freund!“, verbesserte Vinc ihn. „Auch wenn er sich im Moment nicht wie einer benimmt.“ Mischa fiel so einiges ein, was er Vinc nun dazu sagen könnte, aber ließ es lieber bleiben. Immerhin wusste er ihn noch nicht so richtig einzuschätzen und er hatte schon noch vor ihr zusammen sein zu nutzen. Wann hatte er sich das letzte Mal solche Gedanken gemacht? „Was hast du da heute Morgen eigentlich angestellt?“, wechselte Vinc auch direkt das Thema. Vermutlich, weil er keine Lust hatte über Chris zu reden. „Ich habe gezeichnet. Eigentlich hab ich nämlich noch ein paar Arbeiten zu beenden...“ „Und dennoch sitzt du hier und verschwendest deine Zeit mit mir.“ „Verschwenden würde ich das nicht nennen.“ Jedenfalls nicht solange hier heute noch etwas passieren würde. „Wie würdest du es dann nennen?“ Mischa überlegte nicht lange. „Genießen...“ Vinc lächelte und spielte mit seiner Zigarettenpackung herum, unschlüssig ob er sich nun eine anstecken wollte oder lieber bis nach dem Essen warten sollte. „Da wärst du seit langem der Erste!“ „Also dann musst du wohl eindeutig die falschen Leute kennen!“ Vinc zuckte mit den Schultern und schmiss die Zigaretten neben den Pizzakarton ehe er sich mehr zu Mischa drehte. „So würden es meine Eltern nennen. Aber ich denke, die haben auch schon lange die Zeit mit mir nicht mehr genossen. Insofern...“ Wieder zuckte er mit den Schultern und nahm Mischas Hand, die er genauer zu betrachten schien und was den Tschechen für ein kurzen Moment überraschte. „Wie kann man mit so Fingerchen malen?“, fragte der Amerikaner und wechselte damit schon wieder das Thema. „Ey... das können sie am besten! Und an zweiter Stelle folgen dann entweder himmlische Wonnen oder höllische Schmerzen – du kannst gerne eine Kostprobe haben. Welches von beiden wäre dir lieber?“ Da war nun Vinc überrascht über den Ausbruch und machte große Augen, bevor er doch wieder lächelte und vor allem noch immer Mischas Hand in seiner hielt. „Welches wäre dir lieber?“ „Im Moment muss ich schon zugeben, das es mehr hin zu den Schlägen tendiert!“ „Na... Ne, dann muss ich absagen.“ Vinc lehnte sich zum Tisch und nahm sich seine Pepsidose, um diese leer zu trinken, während Mischa nun nicht mehr Vinc Hand los ließ und fester zudrückte. Zwar versuchte der Amerikaner so zu tun, als würde es nicht weh tun, aber irgendwann war sein Limit erreicht und Vinc jammerte dann doch, bevor er dazu überging um Gnade zu bitten. „Dachte du könntest mehr ab.“ Mischa ließ jedoch nicht so einfach locker. „Nein... kann ich nicht! Ich kann Autounfälle, Dummheit und Überdosen überleben, aber Schmerz bleibt unerträglich.“ Das war der Moment in dem Mischa los ließ und Vinc sofort anfing seine schmerzende Hand zu massieren. „Du bist nen Junky?“ Vinc bewegte seine Finger, streckte sie und machte kurz eine Faust, nur um den Rest des Schmerzes auch noch los zu werden. „Kann man aufhören einer zu sein, wenn man einmal einer war?“ Vinc Gegenfrage traf nicht auf Gegenliebe, was man Misch nur zu deutlich ansah. „Ich hab seit eineinhalb Jahren nichts mehr angerührt.“ Auch wenn er es irgendwie vermisste. Allerdings erinnerte er sich zu sehr an das Gesicht seines besten Freundes, als er im Krankenhaus aufgewacht war. Das Schuldgefühl Chris gegenüber reichte aus, um ihn daran zu hindern etwas zu nehmen. Es war erstaunlich, auch in Anbetracht, das sie sich mehr oder weniger gestritten hatten und er darum nun im Hotel wohnte. Mischa reichte das jedoch nicht. Er fing an einen Vortrag zu halten, den Vinc nicht das erste Mal hörte. Als hätten in der Zwischenzeit nicht genügend andere bereits das gleiche gesagt. Darum unterbrach er den Tschechen auch nach nur wenigen Sätzen. „Ist gut! Spar dir den Atem. Ich hab das alles schon gehört und ich habe nicht vor nen Rückschritt zu machen, okay? Und ich werde mich jetzt vor dir weder dafür rechtfertigen oder versuchen zu erklären weswegen es zu dem überhaupt gekommen ist – auch das hab ich schon zu genüge getan. Wenn es dir also missfällt, dann sag es und ich geh!“ Mischa blieb einen Moment lang ruhig und nickte dann, wobei er es jedoch nicht lassen konnte, seine Meinung noch einmal zu erwähnen. „Okay... dann geh ich lieber.“ So viel zum Guten an diesem Abend. Irgendwie hatte sich das ganze dann doch in großen Mist verwandelt und nun lag Mischa im Bett und starrte an die Decke, wobei es noch so viel anderes zu tun gäbe. Er könnte an einem seiner Bilder weiter machen oder in den Club gehen. Aber zu nichts davon hatte er Lust und er wunderte sich darüber, wieso er noch immer an Vinc dachte. Der Kerl war gegangen und gut war es... oder? Normal machte er sich doch keine Gedanken darüber, wenn ihm mal einer entwischte, warum fand er es bei dem Typen nur so unangenehm. War es vielleicht die Art, wie sich ihre Wege getrennt hatten? Mischa rollte sich auf den Bauch und hielt sein Gesicht in das Kissen, als könnte Sauerstoffmangel seinem Kopf auf irgendeine Weise helfen. Machte es Sinn, sich bei Vinc zu entschuldigen? Aber er hatte nichts falsch gemacht... Vinc allerdings auch nicht. Bis auf die Tatsache, das er irgendwann in seiner Vergangenheit eine dumme Entscheidung getroffen hatte. Oder mehrere – vermutlich waren es mehrere! Also was sollte er tun? Hingehen und sich entschuldigen? 'Klopf, klopf – Sorry, das ich meine Meinung gesagt habe.' Nein, das klang einfach falsch! Aber irgendwie auch nicht. „Verdammt!“, fluchte Mischa und haute in das Kissen, kaum das er sich aufgesetzt hatte. Dann würde er sich halt wieder anziehen. Das Hotel hatte er schnell erreicht. Viel schneller als beim ersten Mal – wobei sie da ja nicht einmal wussten, welches das richtige war. Mischa schmunzelte vor sich hin, während er daran dachte wie süß verpeilt Vinc doch sein konnte. Süß... War er jetzt total am durchdrehen? Wahrscheinlich hatte der Kerl sich einfach ein paar Hirnzellen aus dem Kopf geballert. Ein wenig unschlüssig stand der Tscheche an der Rezeption, um nach der Zimmernummer zu fragen. Die Chance das Vinc überhaupt wieder im Hotel war, dürfte wohl eher gering sein, doch wo sollte er sonst suchen? Prag war immerhin nicht gerade ein kleines Dorf und das Hotel war sein einziger Anhaltspunkt. Neben der Karaoke Bar zu der er unter keinen Umständen zurück gehen würde. Mischa nahm sich vor hier zu schauen und wenn Vinc nicht da war, dann hatte der halt Pech gehabt. Das musste einfach reichen, um sein Gewissen – das seiner Meinung nach vollkommen übertrieb – zum schweigen zu bringen. Also wartete bis der Mann hinter dem Tresen vom Telefon abließ und sich seinem Besucher widmete. „Wie kann ich helfen?“ „Ich suche einen Bekannten. Wir waren verabredet, aber der Akku von meinem Handy hat leider den Geist aufgegeben und ich habe seine Zimmernummer nicht.“ „Wie ist der Name ihres Bekannten?“ Mischa stockte kurz. Mehr als 'Vinc' wusste er nicht. Ob das durchgehen würde? „Also ich weiß nur, das er von allen Vinc genannt wird. All zulange kennen wir uns noch nicht darum...“ Mischa lächelte verlegen und hoffte das es irgendwie weiterhelfen würde. Er hätte noch andere Methoden, aber er wollte hier keine Welle machen. „Unter dem Umstand kann ich ihnen leider nicht weiterhelfen“, erklärte der Mann und tippte was in den Computer ein. „Wir haben leider niemanden auf den dieser Name passt.“ „Oh... okay.“ In Gedanken befahl Mischa seinem Gewissen einfach Ruhe zu geben. Immerhin hatte er nichts falsch gemacht und er hatte es dennoch versucht. Das musste reichen! Während er sich bedankte kam ein weiterer Hotelmitarbeiter und gesellte sich zu dem Mann hinter dem Tresen. „Kannst du mal eben bei Zimmer 207 schauen? Ich habe jetzt schon drei Anrufe, das der Gast laut Musik laufen hat und wohl auch singt... die angrenzenden Räume sind alle hellwach.“ Mischa seufzte bei dem, was er mitbekommen hatte. „Verdammt!“ Es war schon interessant, zu was er sich hier alles hinreißen ließ, nur um Vinc zu sehen. Ob das etwas zu bedeuten hatte? Mischa entschied, das er sich viel zu viele Fragen stellte, auf die er keine Antworten besaß und das dieser Umstand ganz schnell wieder aufhören musste. Dennoch stand er auf dem Flur vor Vinc Zimmertür und klopfte zum wiederholten mal. Von drinnen hörte er Gesang. Vinc war also da und er war auch richtig, denn das war ganz eindeutig der Amerikaner, dessen Gesang er bereits zweimal heute hatte hören dürfen. Langsam war es genug! Mischa wartete ab, bis es still war und Klopfte erneut, was nun auch endlich zu einem Ergebnis kam. Vinc öffnete die Tür und hatte erstaunlicher Weise wieder diesen unwissenden, leicht verpeilten Blick drauf. „Hi“ Er machte die Tür weiter auf, um Mischa rein zu lassen, auch wenn er verwirrt genug war, um nicht zu verstehen, weswegen der Tscheche nun bei ihm war. „Ich wollte mich... entschuldigen“, kam Mischa auch gleich zur Sache und schaute sich kurz im Zimmer um, bevor er sich auf das Bett setzte. „Wofür?“ War das denn die Möglichkeit? Jetzt kam er extra her – mitten in der Nacht – und der Kerl hatte keine Ahnung mehr, weswegen er gegangen war? Jetzt bräuchte er ganz viel Geduld, um nicht nachher noch mehr Gründe zu haben, wegen denen sein Gewissen sich beschweren könnte. „Für das, was ich gesagt habe.“ „Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen. Du hast deine Meinung gesagt, das ist okay. Ich kann es nur einfach nicht mehr hören. Jedes Mal das Gleiche. Als ob ich es nicht inzwischen wüsste! Es hängt mir zu den Ohren raus.“ Und manchmal wollte er am liebsten direkt irgendwo was kaufen, aber dann kam ihm Chris wieder in den Sinn und er ließ es bleiben. „Hmm...“, machte Mischa leise und schaute Vinc an, der mitten im Raum stand und einen steinalten MP3- Player in der Hand hielt. Er stellte sich unweigerlich vor, wie Vinc hier im Zimmer gestanden haben musste, um zu singen. Vielleicht hatte er sogar ein wenig getanzt, so wie er es auf der Bühne getan hatte... „Ich möchte mich dennoch entschuldigen! Es tut mir leid, das ich nicht aufgehört habe, als du gesagt hattest, das du es nicht mehr hören kannst. Ich wollte nicht, das du gehst.“ „Danke.“ „Ich bin noch nicht fertig!“ Mischa stand auf und ließ seine Finger knacken. „Hiermit biete ich dir an es wieder gut zu machen!“ „Ehm... und wie?“ „Schon unser Gespräch vergessen? Himmlische Wonnen und höllische Schmerzen. Wie wäre es, nachdem ich dir vorhin ja schon ein wenig weh getan habe, wenn ich dir jetzt mal die Wonnen zeige, die ich so vollbringen kann?“ Vinc sah verwirrt aus und Mischa nutzte das, um seine Finger unter dessen Shirt gleiten zu lassen und den Stoff nach oben zu schieben. „Vertrau mir!“, flüsterte er dabei und war ein klein wenig erstaunt, das Vinc – der gleiche Kerl, der den ganzen gestrigen Abend nicht einmal auf seine Flirt versuche eingegangen war – sich bereitwillig zum Bett führen ließ. „Hast du schon... Erfahrung mit einem Mann?“, fragte er darum und zog sich selbst den Pullover aus. „Wenn ich ehrlich bin: Ich habe keine Ahnung. Vor dem letzten Jahr ist eigentlich alles ein wenig diffus.“ Also hatte sich der Kerl doch das Hirn weg-geballert. Mischa unterdrückte ein Seufzen und schubste den Größeren lieber auf das Bett, wo Vinc ein wenig höher rutschte und Mischa ihm folgte, indem er zu ihm auf das Laken kletterte und sich zu ihm beugte, bis seine Lippen kurz vor denen des Amerikaners waren. „Dann noch einmal: Vertrau mir!“ „Okay.“ Vinc hatte keine Ahnung, auf was er sich da eingelassen hatte und dennoch tat er genau das, was Mischa von ihm wollte. Er vertraute ihm. Dabei schenkte er sein Vertrauen für gewöhnlich nur einer einzigen Person und die war nicht in diesem Hotelzimmer anwesend. Und das war auch besser so! Mischa hatte nicht untertrieben, auch wenn nicht nur seine Hände diese angepriesenen himmlischen Wonnen bescheren konnten. Schon die Küsse sorgten dafür, das Vinc sich entspannter unter Mischa fühlte, wobei sie nichts gegen das Herzrasen tun konnten, das der Aufregung zuzuschreiben war. Es fühlte sich neu an. Egal ob er das bereits einmal getan hatte oder nicht. Mischa wirkte fast schmächtig unter seinen Händen, die er auf dessen Rücken gelegt hatte, um ihn fester an sich zu drücken und zu verhindern, das er zu wenige Küsse bekommen würde. Die waren gut. Davon wollte er mehr... Aber er konnte Mischas Finger spüren, die jeden einzelnen Knopf seiner Jeans mit Leichtigkeit öffneten, bevor sich der Kleinere aufsetzte und ihm somit seine Lippen entzog. Er schaute auf Vinc herab und grinste vor sich hin, während dieser das Gefühl hatte einem hungrigen Löwen gegenüber zu stehen. Bei dem Gedanken musste Vinc lächeln, wobei er die Lippen aufeinander presste. „Was ist?“ „Du siehst mich an, als wolltest du mich gleich auffressen“, antwortete Vinc ehrlich. „Hmm...“ Mischa leckte sich über die Lippen und beugte sich wieder tiefer. „So etwas in der Art hatte ich auch vor!“ Aber dafür musste erst einmal die Hose noch weiter weichen und seine eigene am besten auch gleich mit. Es fühlte sich besser an, je mehr Haut im Spiel war. Salzige Haut und die Hitze ihrer Körper waren auch alles, was für die nächste Zeit von Bedeutung war. Als Mischa sich eng an Vinc schmiegte, ihre Küsse fahriger wurden und sie die Laken zerwühlten. Die Sonne schien direkt in sein Gesicht, was dafür sorgte, das er nicht wirklich etwas sehen konnte, kaum das er wach genug war. Vinc rollte sich zur Seite und landete so halb auf Mischa. Nach kurzen herumrutschen, um dem Tschechen seinen Platz ein wenig zu lassen, legte Vinc seinen Kopf wieder auf das Kissen und betrachtete Mischa. Was für eine Nacht... Er lächelte und strich dem Kleineren über die Wange, bevor er seinen Kopf an dessen lehnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)