fragments von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: i loved you ---------------------- wer von euch bereits den ersten Teil von 'Harry Potter and the Deathly Hallows' gesehen hat, wird sich sicher an das Lied 'Oh Children - Nick Cave' erinnern. Wirklich inspirierend. Ich hoffe der OS gefällt ein bisschen. An der Vergangenheit festzuhalten ist gefährlich. Man muss einfach weitermachen. – Robert Redford. Die erste Liebe war für jedes Mädchen etwas Besonderes, eine Erinnerung, die sich hartnäckig im Gedächtnis festgeankert hatte, nicht loslassen wollte und dich für einen kurzen Wimpernschlag wieder an diese Liebe erinnerte, diese genauso schnell wieder verschwand. Die erste feste Beziehung war für viele ein fester Grundstein des Erwachsenwerdens, man war nicht nur emotional sondern zeitgleich auch körperlich mit dem Jungen seiner Wahl verbunden. Wenn man wusste, dass diese Person dich wirklich liebte, war die Angst vor dem ersten Mal kleiner. Man konnte sich fallen lassen, sich der Leidenschaft hingeben. Lieben. Man sah die Welt anders, wurde unerwartet – ohne, dass man sich dies bewusst war – erwachsen. Das Vertrauen zu dem Jungen wurde größer, die Beziehung gestärkt. Man gewöhnte sich daran, dass man jemanden hatte, der für dich da war und dich auffing, wenn du fielst. Mit der Zeit war es fast normal, dass man einen Freund hatte, während andere Mädchen sich fragten, weshalb sie keinen so tollen Freund an ihrer Seite hatten – schon gar nicht war ein Junge in Aussicht, den man als potenziellen festen Freund betrachten konnte. Kleine Aufmerksamkeiten wurden nicht mehr geschätzt, geschweige überhaupt wahrgenommen. Sie wurden zur Routine. Auch die drei magischen Worte verloren ihren Glanz, hingegen jedes Mädchen am Anfang der Beziehung darauf wartete, dass der Junge ihre Wahl diese drei Worte in ihr Ohr hauchte und ihr mit diesen Worten zeigte, wie wichtig sie für ihn war. Auch wenn der Junge seiner Wahl diese Worte nach vier Jahren Beziehung nicht mehr so oft oder gar nicht mehr aussprach, glaubte man dennoch zu wissen, dass er dich trotz allem liebte. Man verschloss beide Augen vor der Realität, hoffte, dass sich alles wieder zum Guten wenden würde. Man ignorierte die Tatsache, dass die Liebe in Wirklichkeit immer mehr verblasste und die Beziehung immer mehr zerbröckelte, dass man sich langsam auseinanderlebte. Meist unbewusst. Und wenn die Beziehung immer sichtbarer in seine Einzelteile auseinanderfällt, hielt man fest. Man klammerte sich an den letzten Funken Hoffnung. »Du fehlst mir.« Drei Worte. So voller Hoffnung, dass er sie hörte, die Bedeutung darin verstand. Doch er tat es nicht. Wie so oft. »Ich bin doch hier«, erwiderte Scorpius schlicht und küsste seiner Freundin auf die Wange, bevor er sich seinen Umhang umlegte und zum Kamin schritt. Es folgte keine weitere Zärtlichkeit, kein Wort zum Abschied, Rose bekam lediglich ein Kopfnicken, bevor er in den grünen Flammen verschwand. Und wieder nahm er ein Stück von ihr – mit diesem Stück ein weiter Funken Liebe. Es war keineswegs das erste Mal, dass er sie so kühl und ohne jegliche Wärme behandelte. Trotzdem hielt sie sich an den Hoffnungsschimmer fest, hoffte, dass er sie trotz ihrer emotionalen Distanz sah, sie bemerkte, sie überhaupt wahrnahm. Mit jeder weiteren direkten Konfrontation nahm er Stücke von ihr, die sie als Mensch ausmachten, die sie als Rose ausmachten. Während er beinahe seinen gesamten Tag in der Aurorenzentrale verbrachte, verschanzte sie sich in St. Mungos um ihre Probleme zu vergessen, diese mit Arbeit zu ersticken. Mit der Zeit wurde auch dies zur Routine – trotzdem lagen sie am Abend nebeneinander im gemeinsamen Bett, oft stundenlang wach, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. »Liebst du ihn?« Es war eine simple Frage, die man ohne zu zögern zu beantworten wusste – vorausgesetzt, man war bis über beide Ohren verliebt. Nur Rose wusste nicht, was sie ihrer besten Freundin antworten sollte. Weil sie es selber nicht wusste. »Ich weiß es nicht«, gab sie dann wahrheitsgemäß zu und Alice nickte verständnisvoll. »Sag bitte etwas«, hauchte die Weasley dünn. »Was soll ich dir bitte sagen, dass es dir besser geht?«, entgegnete ihre beste Freundin. »Du hast dir deine Frage gerade eben selber beantwortet.« Die Worte, wovor Rose ihre Augen verschlossen hatte, waren gefallen. Scorpius war längst nicht mehr der Mann, mit dem sie ihr gesamtes Leben verbringen wollte, sie würde es unter diesen Umständen nicht können. Sie war es einfach nicht gewohnt, dass man sie zurückstieß, in jegliche Beziehung. Sie stammte aus einem liebevollen Elternhaus, hatte eine große Familie und war ganz und gar ein Familienmensch – alles was Scorpius nicht war oder hatte. Sie beide hatten unterschiedliche Vorstellungen von einer Beziehung, hatten verschiedene Ziele im Leben, andere Prioritäten. Das Einzige was sie bisher überhaupt verband war ihr Freundeskreis und Hogwarts. Es hatte so viele unzählige Momente gegeben, die hätten klar sein müssen, dass Scorpius längst nicht mehr Liebe für Rose empfand, wie es vor vier Jahren war. Sicher mochte er Rose, ansonsten hätte er schon längst seine sieben Sachen gepackt und wäre abgehauen. Sie war eine der wichtigsten Menschen in seinem Leben, sie war seine Vertraute, seine beste Freundin. In allen Beziehungen. Nur hatten sie sich seit sechs Monaten nichts mehr zu sagen, sprachen kaum noch miteinander. Jeder ging seinen eigenen Dingen nach oder verschanzte sich hinter seiner Arbeit. Scorpius Hyperion Malfoy hatte bereits unzählige Gelegenheiten gehabt mit irgendeinem Mädchen aus irgendeiner Bar zu ihr zu verschwinden und erst am nächsten Morgen wieder Zuhause aufzukreuzen. Tat er aber nicht. Trotz der Schwierigkeiten, die sie miteinander hatten – das Nichtreden – würde er sie mit seinem Verhalten verletzen, wenn er jetzt anfing zu lügen. Also machte er das, was er jeden Tag machte: Bevor er das Haus verließ, küsste er seiner Freundin zum Abschied auf die Wange und verbrach die nächsten acht bis zehn Stunden in der Aurorenzentrale. Nach der Arbeit zog er mit Al und Lorcan in ihre Stammbar, trank ein Butterbier und kehrte zurück in sein Apartment. Zu Rose. »Ich habe gehört, dass es zwischen dir und Rose nicht mehr läuft. Was ist los?« Scorpius‘ Kopf schellte hoch und betrachtete Lorcan Scamander mit einem finsteren Blick. Der Malfoy setzte den Krug an seine Lippen und trank einen Schluck von seinem Bier. »Gerüchte«, gab er wortkarg zurück. Ein Malfoy redete nicht über seine Probleme. Nicht mal mit seinen besten Freunden. Besonders nicht mit seinen besten Freunden, einer unter ihnen war der Cousin von seiner Freundin. Freundin dachte Scorpius, wie falsch das Wort mittlerweile klang. »Wenn du sie nicht mehr liebst, musst du es ihr sagen.« Der Tonfall von Albus ließ ihn aufhorchen. Wenn es sich um Rose handelte, kannte Al kein Erbarmen. »Du hast doch nicht geglaubt, dass ich dich nicht durchschaue, Scorp.« Grüne Augen bohrten sich in seine grauen. »Finde dich damit ab, dass es hier keine Grauzone gibt, eine einfachere Lösung als Schluss machen gibt es auch nicht. Du musst dieses Problem schon direkt ansprechen, als euch weiterhin damit unglücklich zu machen.« »Ich weiß nicht, ob ich sie noch liebe«, rutschte es unwillkürlich dem Malfoy raus. Wie war das noch mal, dass er seine Probleme nicht mit seinen besten Freunden besprach? Die Katze war nun aus dem Sack, ändern konnte er an der Tatsache auch nichts mehr. »Aus diesem Grund wartest du, dass Rosie von sich aus mit dir Schluss macht?« Lorcan schüttelte wortlos seinen Kopf. »Dämlich. Einfach nur dämlich.« »Glaubst du ich bin stolz darauf so feige zu sein? Ich weiß nicht, was ich für Rose empfinde, eben weil sie gleichzeitig meine beste Freundin ist«, stieß der Blonde zornig hervor. »Glaubst du es macht mir Spaß sie so lange zappeln zu lassen, ihr das Gefühl von Zurückweisung übermittle, während ich versuche herauszufinden, was ich für sie empfinde?« Er strich sich ungeduldig eine Haarsträhne aus der Stirn und trank einen weiteren Schluck von seinem Butterbier. »Glaubst du, wir merken nicht, dass du dir seit über einem halben Jahr den Kopf darüber zerbrichst?«, fragte Al unvermittelt. »Ich schätze du hast deine Antwort schon längst gefunden.« Das Licht brannte noch, als Scorpius mittels Flohpulver durch den Kamin kam. Die Stimme von Nick Cave aus dem Radio erfüllte die Stille im Apartment, die ansonsten Rose verschluckt hätte. Die Weasley saß mit einem Glas Elfenwein auf der Fensterbank und starrte in die Dunkelheit. Scorpius entledigte sich seinen Umhang und schritt lautlos auf Rose zu. Sie sah zu ihm auf, in ihren kobaltblauen Augen den wissenden Blick, den Scorpius schon seit der ersten Klasse interessant, später anziehend fand. Er nahm ihr das Weinglas aus der Hand und stellte es neben Rose, dann zog er die Rothaarige hoch. Noch immer sprachen sie kein Wort miteinander. Stumm legte er ihr die eine Hand auf seine Schulter, die andere Hand umfasste er mit seiner Hand, dann bewegten sie sich im Takt zu der Musik, die im Hintergrund spielte. Sie hatte ihren Kopf an seine breite Schulter gelehnt, wie sie es unzählige Male gemacht hatte, wenn sie tanzten. Rose ließ dann seine Hand los und legte ihre Arme um seinen Hals, er legte seine Hände um sie und zog sie fest zu sich. Beide verharrten in dieser langen Umarmung, bis das Lied zu Ende ging. »Wir wissen beide, was das bedeutet«, hauchte Rose und trat einen Schritt zurück um Distanz zu schaffen. »Du bist nicht glücklich, ich bin nicht glücklich. So sollte keine Beziehung aussehen.« Scorpius steckte seine Hände in seine Hosentaschen und nickte zustimmend, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Ich weiß und deshalb lasse ich dich gehen.« Sie nickte und trat einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn auf die Lippen. Ein Abschiedskuss, bevor sie ihr Perlentäschchen nahm und durch den Kamin verschwand. Sie hatte Scorpius geliebt und er hatte sie geliebt. Nur das zählte. - END - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)